Alte Freunde, Neue Feinde von Himmelslied ================================================================================ Kapitel 1: Aufopferung ---------------------- Die Prüfung der Aufopferung Aufoperfung bezeichnet eine durch persönlichen Verzicht mögliche Hingabe von etwas zugunsten des Allgemeinwohls. Der völligen Hingabe eines höheren Zwecks, ohne Rücksicht auf die eigene Person, auf das eigene Leben. In diesem Sinne soll deine Prüfung stehen, die lautet: Tritt ohne Wiederkehr, als Pfand des Waldes in die Dunkelheit! __________________________________________________________________________________ Immer schneller wurden ihre Schritte. Schneller und schneller eilte sie über die dunklen und bedrohlich wirkenden Ländereien des Schlosses. Sie war fest entschlossen. Zwar war es Ende Dezember, morgen war Silvester, aber sie fror kein bisschen. Ihr war warm. Ihr Atem ging in Stößen. Ihr Zauberstab, der noch immer nutzlos in Lilys Tasche lag, hatte auch nach mehrmaligem Versuchen kein einziges Leuchten zustande gebracht egal wie oft sie es probiert hatte, nicht mal Lumos hatte sie hervorbringen können. So war die Einzigen Lichter die ihre Umgebung erhellten die Fenster des Schlosses und die Sterne die am tintenschwarzen Nachthimmel über ihr glitzerten und funkelten. Weit von ihr entfernt leuchteten einige kleine Steine auf dem Boden. Der zerstörte Schutzstein Gryffindors. Lily fragte sich, ob es ihnen wohl gelingen würde diesen Stein wieder in Ordnung zu bringen. Sie seufzte leise auf und klammerte sich fester an den Henkel ihrer Tasche, den sie sich um die Schultern geschlungen hatte. Natürlich hatten sie im letzten halben Jahr viele Dinge erlebt, viel überstanden und Opfer gebracht, aber trotzdem hatte sie Angst. Angst davor sich dem Wald zu opfern. Angst davor, dass es ihre letzte Handlung sein würde und trotzdem war sie fest entschlossen, nicht umzukehren. Sie dachte an Severus und James und sogleich kochte Sorge in ihr hoch. Hoffentlich sprangen sich die beiden ungleichen Jungen nicht an die Gurgel, wenn sie alle feststellten, dass sie verschwunden war. Natürlich hatte sie keine andere Wahl gehabt als sich dem Wald als Pfand hinzugeben doch jetzt, wo sie vor dem Waldrand zum stehen kam, wurde ihr unwohl. Einen Moment, ein Blinzeln lang, blieb Lily vor dem Wald stehen. Tief sog sie die Luft des Waldes ein. Der nach Moschus roch, und die kalte Luft die in ihren Lungen brannte. Dann trat sie einen Schritt vor. Langsam und vorsichtig, sodass ihre Augen sich an die Dunkelheit des Waldes gewöhnen konnten. Um sie herum hörte sie knistern, die Blätter raschelten und die Bäume wiegten sich im Wind. Immer weiter und weiter lief Lily in den Wald hinein. Es konnten nicht mehr als 15 Minuten gewesen sein, die sie sich langsam in der Dunkelheit vor getastet hatte, da hörte sie hinter sich ein leises Grunzen. Blitzschnell fuhr sie herum, und konnte dabei nur schnell einer auf sie zu sausenden Waffe ausweichen, wurde dann aber von einer Hand gepackt, die in einem dicken Handschuh verpackt war. Ein leises quietschen entfuhr ihr und sie versuchte sich, von dem Starken Griff an ihrem Handgelenk, zu befreien. Mit ihrer anderen Hand packte Lily den Arm der sie hielt und zog ruckartig, doch sie konnte sich nicht befreien. Zu den grunzenden Geräuschen kam nun auch noch Knacken und Rascheln aus dem Unterholz und Lily zuckte zusammen. „Ahhhh frisches Fleisch.“, hörte sie eine raue und zischende Stimme hinter sich und plötzlich wurde auch ihr anderer Arm gepackt. Sie schrie auf. „Es schreit, das kleine Mädchen. Dabei riecht es so gut...frisches Blut...warmes Blut!“, hauchte das Wesen nah an ihrem Ohr und dann wurde sie davon geschleppt. Sie wurde hinterher geschleift, ihre Arme fest im Griff der Wesen, die sie aufgegabelt hatten. Immer wieder wand und sträubte sich die rothaarige, junge Hexe, doch sie konnte sich nicht befreien. Mit einem Sprung überquerte die Horde, die aus mindestens zehn der Wesen bestehen musste, einen kleinen Fluss, und kam auf einer Lichtung an, die Lily bis weit nach hinten erahnen konnte. Am Ende der Lichtung brannte ein kleines Feuer, inmitten eines Weidendoms, oder den Anfängen eines solchen. Unsanft zogen die Kreaturen Lily und warfen sie an dem Feuer nieder. Neben dem Feuer sah, sie einen kleinen, rötlich leuchtenden Stein. Der letzte Stein! Um Lily herum, schlichen die Kreaturen. Sie hatten spitze Ohren, und trugen alle, bis auf die grunzende Gestalt, rote Mützen, die zum Teil bräunlich waren. Verschreckt zuckte sie zusammen, als eine der Gestalten sich zu ihr nieder bückte und versuchte eine ihrer Hände zu erhaschen. Doch Lily reagierte schnell und zog sie weg. Sie wusste was das für Kreaturen waren. Rotkappen. Irgendwann vor 2 Jahren hatten sie die mal in Verteidigung gegen die dunklen Künste behandelt und am Anfang des Schuljahres waren sie einer im Wald begegnet. Rotkappen färbten ihre Mützen in dem Blut ihrer Opfer. Vor ihr baute sich eine große schwarze Gestalt auf. Auch diese Kreatur hatte sie schon mal gesehen. Vor etwas mehr als zwei Monaten. Ein Ghoul. Ein leises Wimmern ging über Lilys, zu einem engen Strich gepressten, Lippen. „Los schwärmt aus!“, befahl die große schwarze Gestalt und hielt dann aber zwei der Geschöpfe auf. Es war als wusste er, dass jemand kommen würde um Lily zu befreien „Ihr bleibt hier und bewacht das Mädchen!“, grunzte der Ghoul erneut und bewegte sich auf eine der Öffnungen des Weidendoms zu. Der Ghoul starrte hinaus in die stockfinstere Nacht und nur zwei der Rotkappen blieben bei Lily zurück. Sie umrundeten Lily, kamen auf sie zu gestürmt und versuchten einen ihrer Arme in die Finger zu bekommen doch Lily gelang es immer wieder vor ihnen zu fliehen. Dann, Lily konnte nicht sagen ob es nur Minuten oder Stunden vergangen waren, hörte sie das entfernte Klirren von Metall auf Metall. Rufe und Geschrei drangen durch die Nachtluft an ihre Ohren. Ein Ton - der halb Seufzer, halb Wimmern war - entfuhr ihr. Die Rotkappen standen dicht bei ihr und Lily konnte sehen, wie sich der Ghoul von ihnen entfernte und im gleichen Augenblick, kamen die Rotkappen immer näher zu ihr, pirschten sich an sie heran. „Ein kleiner Tropfen kann nicht schaden! Der Meister sieht es nicht!“, und schon war eine der Rotkappen an ihr, griff Lily Hand mit eisernem Griff, zückte seinen Dolch mit dem er, wenn auch oberflächlich, ihren Finger aufschlitzte. Ein schmerzvolles Stöhnen ging über ihre Lippen, als die Rotkappen ihre Hüte von ihren Köpfen zogen und sie an ihren jetzt ziemlich blutenden Finger hielten. Langsam konnte Lily sehen, wie die bräunlichen Mützen wieder rot wurden und sie zwang sich in die Ferne zu starren. Zitternd versuchte die junge Hexe sich dem Griff der Kreaturen zu entreißen, doch als es ihr schlussendlich doch gelang, sprang die zweite Rotkappe wieder auf Lily zu und trotz ihrem Versuch sich von dem Wesen zu entfernen, gelang es dem in Schatten getauchten Wesen sich ihr Bein zu greifen und es, gleich dem Finger, zu schneiden. Das Schlachtgetümmel, welches immer näher und näher gerückt war, wurde übertönt von dem gellenden Schrei Lilys, den sie ausstieß, als der Dolch ihr Bein schnitt. Der Schnitt war länger und tiefer als der an ihrem Finger und sofort merkte Lily, wie ihr heiß wurde. In Lilys Kopf pochte es leise gegen ihre Schläfen und ein heftiger Schmerz durchzuckte ihren Körper. Nicht mehr allzu weit entfernt hörte sie einen lauten Schrei. „Lily!“ Das Mädchen schrak zusammen. Diese Stimme war ihr wohl bekannt. Das war James. Mehrere weitere der Rotkappen kamen jetzt zurück um sich für den Moment auszuruhen und tunkten ihre Mützen in das Blut ihres Beines und schlichen um das Feuer herum. In diesem Moment kehrte auch der Ghoul zurück. Mit gezücktem Schwert kam er ihr entgegen gestampft und hielt die Klinge unmittelbar vor ihr Gesicht. Ein weiteres leises Wimmern entfuhr Lily, doch dann brach das Eis. „Hilfe!“, schrie sie so laut, dass ihre Kehle brannte. In ihrem Sichtfeld tauchte ein Dolch einer anderen Rotkappe auf. „Lily!“, brüllte da wieder die Stimme von James. Jetzt konnte die Rothaarige sehen, wie mehrere Gestalten, vielleicht zwei dutzend auf sie und den Weidendom zustürmten. Allen voran eine Gestalt, deren strubbeliges Haar, angeleuchtet von dem Schein des kleinen Feuers, deutlich hervorstach. Die Rotkappen, die zuvor noch ihre Mützen in Lilys Blut getaucht hatten, stürmten los. Auf die Schar der Schüler zu. Und dann hörte Lily einen Schrei. Einen Schmerzensschrei. Ein laut hallender Schrei der gleichen Stimme, die zuvor ihren Namen gerufen hatte. Die Gestalt, die vor allen auf sie zugerannt war, ging zu Boden. Ihre Augen brannten, als Lily sah, wie die Rotkappen sich langsam auf die jetzt am Boden liegende Gestalt stürzten. „Nein! James!“, brüllte sie. „Nein!“, war alles was sie hervorbringen konnte. Es verging eine Weile, in der ihre Mitschüler immer wieder versuchten auf sie in ihrem Gefängnis zuzukommen, doch sie wurden wieder und wieder von den Rotkappen und ihrem Anführer, dem Ghoul, zurückgedrängt. Immer wieder wurden Anweisungen gebrüllt, die Lily nicht verstand, Schüler wurde niedergestreckt, und immer wieder schrie Lily vor Angst um ihre Freunde und Mitschüler auf. Erst, als sie sah, wie sich jemand neben James kniete und ihn zu versorgen schien, beruhigte sie sich ein wenig. Die Schar Schüler zog sich ein wenig zurück und nur eine Gestalt blieb reglos am Boden liegen. Lily konnte nicht erkennen wer es war, doch scheinbar war es der Plan ihrer Mitschüler, die Rotkappen zu einer bereits am Boden liegenden Person zu locken. Langsam und drohend schlichen die Rotkappen auf die, sich am Boden hin und her wälzende, Gestalt zu. Sie waren abgelenkt. Genau in diesem Moment stürmte jemand, Lily erkannte schwarze strubbelige Haare und eine Brille als erstes, auf sie zu, ergriff ihre Hand und half ihr auf. „Los Lily, steh auf! Bist du verletzt?“, der besorgte Blick James' musterte sie eingehend, während Lily sich, langsam aufrichtete, und versuchte nicht zu viel Gewicht auf ihr verletztes Bein zu legen. „Lauf!“ Humpelnd, und sich immer wieder vergewissernd, dass James hinter ihr war drehte Lily sich um. Sie stoppte erst, als sie in vollkommene Dunkelheit gehüllt war. Kurz hinter ihr kam James an, den rot schimmernden Stein fest in seiner Hand. Alle anderen gingen vorsichtig auf die noch immer am Boden liegende Gestalt zu und auch James ging wieder auf das Licht des Feuers zu. „Nein nicht!“, keuchte Lily außer Atem, doch da war es schon zu spät. „Bleib hier!“, flehte sie James erneut an, doch er schien sie nicht zu hören, ganz auf den Körper fixiert, der von Rotkappen umzingelt war. Die anderen Mitschüler jedoch, waren schneller als James und taten nun ihr Bestes an vorderster Front um ihren Mitschüler zu befreien. Panisch blieb Lily hin und her gerissen, was sie jetzt tun sollte, stehen, als sie ein weiteres bekanntes Gesicht neben sich auftauchen sah. Alya. „Lily bist du verletzt? Ich hab' Diptamessenz“, erkundigte sich die zarte Stimme der Ravenclaw. „Ja...“, kam die leise, geächzte Antwort mit rauer Stimme. Sofort beugte sich Alya vor und nahm das Bein in Augenschein, dass die Rotkappen verletzt hatten. Mit einer geübt wirkenden Handbewegung nahm sie ein Fläschchen zur Hand und träufelte die Essenz auf ihr Bein, dessen Wunden sich qualmend und für Diptam typisch schlossen. Lily stöhnte leise auf, war aber erleichtert, als sie merkte wie der Schmerz langsam abschwächte. Schmerzverzerrt aber mit sorgenvoller Miene sah sie Alya an. Sie wirkte abgekämpft, erschöpft, aber sie schien unverletzt. Ein sanftes, wenn auch müdes Lächeln trat auf ihr Gesicht. Bald, es konnte keine Minute verstrichen sein, kehrte James zu ihr zurück. Gerade als es besonders brenzlig bei den Anderen schien, die noch immer damit beschäftigt waren, wie Lily jetzt wusste, Regulus Black zu befreien, wollte sie vorlaufen, den anderen Helfen, sich irgendwie in dieser Sache einbringen, doch James packte sie an der Hand und hielt sie zurück. „Nein Lily. Bleib hier.“, eine ungekannte Strenge lag in seiner Stimme. Fest hielt er ihre Hand, ließ sie nicht los, und drückte sie sacht als wolle er ihr Mut machen. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Die restliche Gruppe hatte es schließlich geschafft Regulus auf die Beine zu ziehen, da rief jemand: „Rückzug! Los! Zurück zum Schloss!“ Alle gehorchten. Jemand kam auf sie zu gerannt. Remus. Als er Lily erkannte nahm er sie in den Arm, drückte sie fest. „Lily...“, murmelte er mit so viel Erleichterung und Zuneigung in der Stimme, dass es Lily die Kehle zuschnürte. Seine Stimme klang krank vor Sorge. Auch ihre restlichen Mitschüler schlossen zu Remus, James und Lily auf. Jemand reichte ihr ein Schild. Den einzigen Schild den sie hatten und langsam setzte sich die Prozession fort, weg von dem Lager der Rotkappen, zurück zum Schloss. Lily war erleichtert. Das Schild wurde wieder nach vorne gereicht, und Severus, der auch mehr als erleichtert zu sein schien reichte ihr einen Dolch. Lily lief in der Mitte. Ihre kalte Hand fest um den Griff des Dolches geschlungen, neben James und Remus über den kalten Waldboden. Hinter und vor ihnen sicherten ihre Mitschüler sie vor möglichen weiteren Angriffen ab. Lily, die mit dem Abklingen des Schmerzes langsam schneller gehen konnte, sah zu Remus. Schweigend lief er neben ihr her. „Er hat dir heute Nacht das Leben gerettet. Ich finde du solltest mit ihm zum Ball gehen.“, sagte er nach einer Weile als die Lichter des Schlosses schon in Sichtweite waren. Nachdenklich starrte Lily einen Moment lang in den Himmel. Sollte sie? Natürlich hatte James ihr das Leben gerettet. Sie seufzte leise. Vielleicht sollte sie es sich wirklich nochmal überlegen, stellte sie fest. Hinter Remus und ihr ertönte ein leises Stöhnen. James wankte einige Schritte hinter ihnen. Sofort waren Lily und Remus an seiner Seite, hoben seine Arme über ihre Schultern und stützten ihn. „Du solltest in den Krankenflügel.“, murmelte sie mit tiefer Besorgnis in der Stimme. Überall an James sah sie Blut. Blut von ihm oder seinen Feinden? Sie liefen weiterhin schweigend den Weg, den die Anderen wohl zuvor bestritten hatten vorwärts. Heim zum Schloss, als ein Knacken am Rande ihres Weges sie zum Aufhorchen brachte. Und wieder wurden sie Angegriffen. Sie bildeten Reihen. Die verletzten Schüler zogen sich zurück, gestützt von Freunden oder Mitschülern, während James sich von Remus und Lily losmachte um sofort wieder in Erster Reihe zu kämpfen. Fassungslos, und vollkommen unschlüssig, was sie tun sollte, blieb Lily in zweiter Reihe stehen, und sah zu, wie ihre Freunde sich immer weiter in Richtung der Sicherheit des Schlosses drängen ließen. Schließlich, es waren sicher noch zehn oder mehr Minuten im Kampfgetümmel vergangen, stießen die Rotkappen an einer unsichtbaren Barriere ab. „Die Barriere! Sie kommen nicht durch den Schutz des Schlosses! Rennt zum Schloss, los!“ Und mit diesen Worten, rannten sie alle, so schnell sie ihre Beine trugen den Hügel hinauf, zu den großen Eichentüren des Schlosses in die Sicherheit der Schule. Kapitel 2: Sicherheit --------------------- Nachdem die Lehrer auf dem Ball umgekippt waren ging alles viel zu schnell. Avery, der den Ball besucht hatte, schien besessen. In seine Stirn, blutig und triefend, war ein großes S geritzt und ohne, dass Lily die Chance hatte wirklich zu begreifen was vor sich ging, hatte er auch Bertram und Damien irgendwie diese Besessenheit eingepflanzt die ihm selbst innewohnte. Ihre Gesichter, blank und emotionslos, wirkten fast wie die der Schulgeister. Lily schüttelte sich unbewusst. Das war ihr alles mehr als unangenehm und das, was sie ahnte, machte ihr nur noch mehr Angst. Der Silvesterball selbst war eigentlich schön gewesen. Zumindest so lange, bis sie sich irgendwann nach Severus umgesehen hatte, ihn nicht hatte finden können, und dann den Ballsaal verlassen hatte, nur um Severus, verprügelt und aus der Nase blutend aufzufinden. Lily hatte nicht lange gefackelt und ihren besten Freund in den Krankenflügel gebracht. Natürlich war es kein anderer als James Potter gewesen, der ihren Freund so zugerichtet hatte. Vor Wut schnaubend war sie auf den Ball zurückgekehrt und wie nicht anders zu erwarten, war ein Riesenstreit vom Zaun gebrochen. Der Ball war für Lily gelaufen gewesen. Doch jetzt, wo sie hier im Gang standen und auf Regulus warteten der, wie vom besessenen Avery verlangt, in den Kerker gegangen war um dort ein Portrait aufzusuchen kam ihr dieser Streit unglaublich kindisch vor. Natürlich hasste James Severus. Das wusste Lily nun schon seit Jahren. Natürlich hatte er sich auf ihren Tanz gefreut. Natürlich war alles was James gewollt hatte diesen Abend mit ihr zu verbringen, doch musste er gleich wieder zu so kindischen Mitteln greifen? Ängstlich und ratlos seufzte sie leise, als sie alle, man hätte eine Stecknadel fallen hören können, Schritte vernahmen, die langsam auf sie zukamen. Regulus kam zurück. Sein Gesicht war fast so blank wie die der Besessenen doch eine kleine Sorgenfalte konnte Lily im schwachen Licht der Kerzen und Fackeln erkennen. Mit flüsternder Stimme erklärte Regulus was geschehen hatte. Lilys Befürchtung bestätigte sich umgehend. Ein weiterer Schutzstein war gebrochen. Slytherins. Ein verzweifelter Seufzer entfuhr dem Mädchen und mit vor Sorge verzogener Miene sah sie sich in der Schar Schüler um, die sie am Tag zuvor aus den Fängen der Rotkappen befreit hatten. Regulus förderte aus einer seiner Tasche zwei Zettel hervor und erklärte ihnen, dass sie diese Aufgaben erfüllen mussten um weitere Aufgaben zur Wiederherstellung des Schutzsteines zu gewähren. An der Eulerei sollten, von den drei Besessenen geschützt, einige Briefe liegen, die sie mit mindestens 8 Schülern erobern sollten ohne von den Besessenen gesehen zu werden. Die Prüfung hieß Sicherheit. In der zweite Prüfungen mussten Objekte im Schloss gefunden werden, die dann dem Portrait dargebracht werden sollten. Lily war sofort klar, dass sie nicht suchend durch das Schloss hetzen wollte und gesellte sich zu der Gruppe, die sich über die Ländereien schleichen würde. Sie bestand aus Fynn, Remus, James, Mary, Sinclair, Rosier, Wilkes, Black der Jüngere, Meaghan und ihr selbst. Schnell verschwanden sie alle in ihren Schlafsälen um sich so schnell wie möglich in wärmere Kleidung zu hüllen um der draußen strotzenden Kälte zumindest ein wenig entgehen zu können. Gemeinsam mit den anderen Gryffindors, gingen sie zurück in die Eingangshalle, sammelten sich mit den Schülern der anderen Häuser und schlichen dann hinaus in die Dunkelheit. Lily Herz klopfte schneller. Sie ging ein Stück vor James und Remus während die Slytherins ihre kleine Gruppe anführten. Erst als sie an einer kleinen Kreuzung ankamen, an der einer der Wege in den Wald, der Andere nach Hogsmeade und der dritte zur Eulerei führten machte die kleine Gruppe halt. In dieser Nacht konnte sie kaum die Gesichter ihrer Mitstreiter sehen. Zwar funkelten die Sterne über ihnen eifrig, und doch kam es Lily so vor als wäre heute die dunkelste von allen Nächten seit sie auf dieser Schule war. „Wir brauchen einen Plan.“, stellte Sinclair leise fest und sah in die Runde. Zustimmendes Gemurmel. Sie brauchten wirklich einen Plan. Einfach blind drauf los zustürmen war sicher keine Wahl. „Wir sollten einen Lockvogel bestimmen, der die Besessenen zu sich lockt.“, schlug da Fynn vor. Nachdenklich sah Lily zu ihrem Mitschüler. „Okay, ich mach's.“, sagte sie schnell doch da hatte Lily die Rechnung ohne James Potter gemacht. „Du machst gar nichts.“, funkte er dazwischen und erntete dafür einen genervten Blick Lilys. „Wir sollten uns aufteilen!“, schloss Rosier, der Vertrauensschüler Slyhterins war. „Aber ist das nicht zu gefährlich? Was wenn mehr als einer von uns erwischt wird?“, warf jemand, den Lily nicht erkennen konnte, ein. „Wir bleiben zusammen. Bis wir bei der Eulerei ankommen dauert es noch etwas, und wenn wir alle gleichzeitig gehen, sind wir mehr und lauter.“ Es war alles ein furchtbares durcheinander, doch irgendwie war Lily auch stolz. Stolz darauf, dass sie diese Aufgabe alle gemeinsam bestritten. Slyhterins, Gryffindors und Ravenclaws gemeinsam. Natürlich hatten sie alle unterschiedliche Ideen davon, wie diese Aufgabe am geschicktesten gelöst werden konnte aber trotzdem, hatte die junge Hexe – mit Ausnahme der vorangegangenen Nacht – das Gefühl, dass die Schüler ihre Differenzen vergaßen und zum Wohl der Schule an einem Strang zogen um sie alle zu retten. Sie seufzte leise. „Stopp!“, hörte Lily das Raunen Sinclairs und blieb sofort stehen. „Wir sollten uns an den Händen nehmen, damit niemand verloren geht.“, schlug sie mit großer Bestimmtheit in ihrer Stimme vor und Lily verdrehte ein wenig genervt die Augen. Lily, die noch irgendwie die Hoffnung hatte, James' Hand zu entgehen, ließ sich absichtlich zurückfallen, doch es war zu spät. Suchend blickte der Junge mit den strubbeligen Haaren sich nach ihr um und streckte ihr wortlos seine Hand entgegen, die sie in ihre nahm. Ein Seufzen entfuhr Lily. Typisch. Andererseits war sie James mehr als dankbar. Sie hatte Angst. Angst schnürte ihr die Kehle zu als sie sich alle in einer langen Kette dem in der Ferne leuchtenden Feuer näherten. Um das Feuer herum konnte sie die Gestalten ihrer Mitschüler erkennen die mit Laternen bewaffnet im Umkreis von vielleicht zwanzig Metern um das Feuer herum pirschten, Ausschau hielten. Scharf zog Lily die Luft ein. Das würde schwer werden. „Wir gehen unten rum.“, hörte sie einen der Slytherins sagen, während sie alle eine Weile schweigend die Mitschüler und Freunde beobachteten, die das Feuer umkreisten, wie eine Katze ihre Beute. „Wir sollten uns aufteilen. Die eine Hälfte kann oben-, die andere untenrum laufen. Wenn wir weniger sind, sind wir leiser und weniger auffällig.“, wies James Mary an, die sogleich hinter Meaghan und Regulus her schlich. Lily blieb mit Remus, Fynn und James zurück. Vorsichtig und nur halb aufrecht schlichen sich die vier Gryffindors hinüber zu einem Baum, der sie gut verdeckte und von dem aus sie noch genauer die Örtlichkeiten überblicken konnten. Die drei Schüler die besessen waren standen verteilt um ein Lagerfeuer, das auf der Kreuzung des Wege von der Eulerei weg und nach Hogsmeade führte, und dem der zum Schloss führte. Vorsichtig nahmen sie gemeinsam auch den restlichen Umfang des Geländes in Augenschein. Weit von ihnen Entfernt war ein Teil des Waldrandes zu sehen und in ihrer Nähe war eine Straße die Abgeschirmt durch Büsche, dem Sichtfeld der Besessenen entzogen war. „Wir können einen Bogen schlagen und gehen rüber zum Waldrand.“, schlug Remus vor und sie sahen sich alle einen Moment lang schweigend an. „Ja.“, stimmte James zu und dann machten sie sich auf den Weg, im großen Bogen um die einzige Lichtquelle weit und breit, herum. Ihr Weg war beschwerlich. Immer wieder mussten sie sich hinter Bäumen und Büschen ducken, sich flach in das taunasse Gras drücken, und sich langsam und kriechend fortbewegen um nicht von den Besessenen getroffen zu werden. Schließlich hatten sie es fast geschafft, blieben in einer Baumgruppe stehen und starrten hinaus zu dem nun wirklich mehrere hundert Meter entfernten Licht, das sie stockfinstere Nacht erhellte. Gegenüber des kleinen Wäldchens in dem sie sich gerade versteckten war ein Weg, und James versicherte ihnen, dass sie von hier aus nicht gesehen werden konnten. So schlichen sich die Vier gemeinsam, und in gebückter Haltung sie konnten zu dem ihnen gegenüberliegenden Weg und dann die Anhöhe hinauf dem Waldrand entgegen, den sie bald erreichten. Von dort aus war es ihnen ein Leichtes den Turm der Eulerei zu erreichen. Im Schutz einiger Büsche die sie vor den scharfen Augen der Besessenen bewahrten. Am Turm der Eulerei angekommen suchten sie zunächst nach den Briefen. Vorsichtig und darauf bedacht keine unnötigen Töne zu verursachen schlichen sie um den steinernen Turm, als Lily an einem Absatz am äußeren des Turms einige Briefe fand. Vorsichtig nahm die junge Hexe sie an sich. „Ich hab sie! Hier!“, wisperte sie so leise sie konnte sodass ihre Mitschüler sie dennoch hören konnten. „Los wir legen uns hier flach auf den Boden, dann können wir sehen ob wir etwas von dem Lesen können was darauf steht.“, wies James sie wie schon so oft an diesem Abend an. Langsam legten sie sich alle auf den Bauch flach nieder und Lily starrte gedankenversunken in die Nacht. Remus, der in der Dunkelheit von ihnen wohl am besten Lesen konnte, sagte nach einer Weile in der er auf die Zettel gestarrt hatte: „Hier steht mein Name drauf...“ Besorgt, auch wenn das wohl niemand sehen konnte, sah sie zu Remus. „Und hier steht mein Name! Und James' und Lilys auch.“, stellte Fynn fest. „Die nehme ich an mich.“ Stumm blieben sie nebeneinander liegen. „Wo bleiben die Slyhterins?“, klang irgendwann die ungeduldige Stimme Fynns durch die Totenstille. Ein leise und verachtendes Schnauben entfuhr James. „Die hocken bestimmt da unten in irgendeinem Busch und trauen sich nicht an den dreien da unten vorbei!“ Lily schüttelte den Kopf. Wieder lagen sie schweigend in dem nassen Gras. Es verging bestimmt eine halbe Stunde. „Wir müssen was tun...Wir haben nur bis Mitternacht Zeit...“, murmelte Lily, die langsam immer ungeduldiger wurde. Von den Slyhterins war weit und breit keine Spur und die Zeit drängte. Lily seufzte leise. „Evans, du gehst mit Fynn zurück zum Schloss. Ihr verteilt die Aufgaben und arbeitet weiter. Moony und ich bleiben hier und kommen nach, wenn die Slyhterins hier ankommen.“, beschloss James ohne auf ihre Einwände, die sie sofort anzubringen hatte, einzugehen. „Auf keinen Fall. Ich bleibe hier.“ „Du bleibst nicht hier! Dann gehst du mit Remus und ich bleibe hier mit Fynn.“ Stur starrte Lily zu James herüber. „Ich lass dich hier nicht alleine.“, fuhr sie ihn ungestüm an. „Dann geh ich mit Fynn.“, meldete sich Remus schnell und mit Streit schlichtender Funktion zu Wort. Stille. „Okay.“, stimmten sie nach einem kurzen Moment doch alle zu. Die beiden Jungen teilten die Briefe untereinander auf, und verschwanden dann in eine Richtung die James ihnen vorgeschlagen hatte, und aus der vermutlich die Slytherins kommen würden, wenn sie es denn noch zu ihnen hoch schafften. Schweigen legte sich über die Anhöhe auf der Lily und James nebeneinander auf den Boden gedrückt lagen und abwarteten. Lily konnte nicht sagen, wie lange sie warteten, da stand James auf und schlich sich leise und vorsichtig auf die Hügelkuppe zu um zu sehen was an dem Feuer vor sich ging. „Sei vorsichtig...“, hauchte Lily leise und sie konnte vor sich ihren Atem sehen. Es war kalt. Als er zurückkehrte schüttelte er nur den Kopf. Scheinbar weit und breit keine Spur von den Slytherins. Wieder lagen sie schweigend auf dem Boden. Nur ihr Atem und das entfernte Gerede der Besessenen war zu hören. Lily seufzte leise. „Warum Snape...?“, fragte James nach einer Weile kaum hörbar. Lily, die sich einen Moment lang wunderte, ob James das wirklich gefragt hatte seufzte wieder. „Er ist mein bester Freund. akzeptier' das doch endlich.“, murmelte Lily die leise Antwort. Wieder schwieg Potter einen Moment. „Bist du in ihn verliebt?“ Der jungen Hexe stockte der Atem und wieder, sie konnte sich nicht erklären warum, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer. „Nein...“, sagte sie und musst sich sehr beherrschen nicht zu lachen. Scheinbar war es das, was James die ganze Zeit, den ganzen Abend auf der Seele gebrannt hatte. „Das vorhin, auf dem Ball..... tut mir Leid.“, murmelte er schließlich und ein sanftes Lächeln trat auf Lilys Lippen. „Schon gut.“, flüsterte sie leise zurück. Das war nun wirklich mehr als süß. Nicht, dass das irgendetwas an ihrer Einstellung zu James ändern würde, aber manchmal, gerade in ernsten Momenten, da war er richtig nett und Lily fragte sich, warum James nicht öfter so sein konnte. Nachdenklich, reflektiert. Nicht so vorschnell mit seinem Urteil und bedachter darauf, was seine Handlungen für Folgen haben konnten. Wieder legte sich Stille über sie und es dauerte noch eine Weile da hörten sie wieder ein Rascheln neben ihnen. Entgegen ihrer Hoffnung jedoch waren es nicht die Slyhterins sondern Remus und Fynn die keinen Weg nach unten gefunden hatten und jetzt den gleich Weg zurück nahmen wie sie zur Eulerei gelangt waren. „Passt auf euch auf...“, raunte Lily besorgt und sah den beiden Gryffindors hinterher, die jetzt den endgültigen Rückweg antraten. Wieder lagen sie nebeneinander und langsam, Lilys Hose war langsam genauso durchgeweicht wie ihre Schuhe, fing sie vor Kälte an zu zittern. Sie hatte ihren Umhang vorhin einfach nicht finden können und so war sie zwar in mehrere Jacken gehüllt, aber doch ohne wärmenden Umhang nach draußen gezogen. Jetzt ärgerte sie sich, dass sie sich nicht noch etwas mehr Zeit gegeben hatte um sich wärmer anzuziehen. Innerlich fluchte Lily. Leider war es nur eine Frage der Zeit, bis James bemerkte, dass die junge Hexe fröstelte und er musterte sie mit sorgenvollem Gesichtsausdruck. „Ist dir kalt? Hier du kannst meinen Umhang haben.“ Zunächst zögerte Lily, sie wollte nicht, dass James auch fror, nahm dann aber das warme Kleidungsstück dankend entgegen. Wieder schwiegen sie sich eine lange Zeit lang an und langsam bekam Lily wirklich Angst. Angst davor, dass sie es bis Mitternacht nicht schaffen würden den Schutzstein wieder herzustellen, Angst davor, dass die Slytherins bereits alle entdeckt worden waren. Angst, in dieser Nacht zu sterben. Ein leiser, aber nicht minder tiefer Seufzer ging wieder und wieder über Lilys Lippen und sie spürte den intensiven und durchdringenden Blick James' auf sich. „Hast du Angst?“, forderte er leise zu wissen ohne, und das konnte Lily ganz deutlich spüren, den Blick von ihr abzuwenden. Es dauerte nicht lange. Sie selbst hatte es sich schon längst eingestanden. „Ja.“, gab sie flüsternd zu und seufzte wieder, dann sah sie zu James herüber. „Ich auch...“ Das war ein Schock für Lily. James, der normalerweise unverfroren und immer besten Mutes war, ängstlich. Das konnte sie nicht fassen, aber weil sie nicht wollte, dass er bemerkte wie tief diese Aussage sie traf wandte sie den Blick von ihm ab und starrte wieder in die Dunkelheit. „Wir müssen uns beeilen...wir sollten zurückgehen. Die Aufgaben sind schon auf dem Weg zum Schloss.“, stellte sie irgendwann, nachdem James nochmal gespäht hatte, fest. Nickend blieb James vor ihr stehen. „Gehen wir zurück. Es ist sicher nicht mehr viel Zeit bis Neujahr.“ Langsam und auf dem gleichen Weg, den Fynn und Remus eigentlich hatten nehmen wollen, gingen sie zurück am Schloss ohne ein weiteres Wort zu wechseln. Es war alles gesagt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)