The Bravery von Flordelis (Seinarukana Additional Contents - EX Scenario) ================================================================================ #01: Hilfesuchender ~ Ein kleiner Kampf für eine große Sache ------------------------------------------------------------ Leana musterte Asake ratlos mit hochgezogenen Augenbrauen. „Warum kommst du ausgerechnet zu mir, wenn du Hilfe brauchst? Du könntest auch einfach Zetsu fragen.“ „Das geht nicht“, erwiderte er. „Meister soll davon nichts wissen.“ Es verwunderte sie immer noch ein wenig, dass Asake ihn weiterhin als Meister, statt mit seinem Namen bezeichnete, aber das war nur ein weiteres Indiz dafür, wie streng und unnahbar er bislang gewesen war. Bis zu einem Punkt sogar, an dem sein eigenes Shinjuu sich anscheinend nicht traute, mit einer solchen Bitte an ihn heranzutreten. „Brauchst du dafür denn wirklich Begleitung?“, fragte Isolde. „Es klingt als müsstest du nur etwas finden und mitnehmen, das solltest du doch eigentlich allein schaffen.“ „Das Problem dabei ist, dass es wohl in einer Gegend ist, in der es Lakaien gibt und das schaffe ich nicht allein.“ Er verzog das Gesicht ein wenig, ganz offensichtlich wäre es ihm auch lieber gewesen, wenn es ihm allein möglich gewesen wäre, dieses Etwas zu beschaffen. Immerhin müsste er dann nur nicht betteln oder wie auch immer er sich gerade fühlte. „Warum gibt es so viele Lakaien in dieser Welt?“, fragte Leana murmelnd. „Es gibt nicht einmal sonderlich viel Mana.“ „Ich würde darauf tippen, dass es etwas mit Narukana zu tun hat“, bemerkte Isolde. „Aber viel wichtiger ist wohl die Frage, ob wir Asake jetzt helfen oder nicht.“ Zetsus Shinjuu sah sie zwar bittend an, aber seine Unterlippe war leicht vorgeschoben, so als würde er schmollen wollen. Ganz sicher hatte er keinerlei Interesse daran, wirklich zu betteln, sie war sogar überzeugt, dass er eher doch allein losziehen würde als sich derart tief hinabzubegeben. In diesem Moment konnte sie durchaus Ähnlichkeiten zwischen Zetsu und Asake sehen und das ließ ihr schließlich die Entscheidung um einiges leichter fallen. „In Ordnung, wir begleiten dich. Aber wenn es zu gefährlich wird, ziehen wir uns sofort wieder zurück.“ Asake begann sofort zu strahlen, versicherte, dass er sich an jeden Befehl halten würde und sprintete dann sofort los, um sich auf den Weg zu machen. Leana erhob sich erst nach einem weiteren Moment, der Isolde durchaus genügte, um noch eine Feststellung zu machen: „Du kannst einem kleinen Jungen wohl einfach keinen Wunsch abschlagen, nicht wahr?“ Ihre Meisterin bedachte sie nur mit einem finsteren Blick – mehr führte ohnehin zu nichts, wie sie wusste – dann verließ sie ihr Zimmer, um Asake zu folgen, worauf Isolde sich ihr leise lachend anschloss. Nachdem Leana Nozomi Bescheid gegeben hatte, dass sie Monobe verlassen würde, hatte sie sich gemeinsam mit Isolde und Asake auf die Oberfläche begeben. Bislang hatte sie im Wald aber noch keinerlei Feindbewegung registrieren können, weswegen sie bereits glaubte, dass Asake im Irrtum gewesen war, es ihnen aber auch erlaubte, noch mehr mit dem hochkonzentrierten Shinjuu zu sprechen. „Wird Zetsu sich eigentlich nicht fragen, wo du bist?“, eröffnete Isolde. An Asakes gerunzelter Stirn änderte sich nichts. „Nein, bestimmt nicht. Er ist es gewohnt, dass ich manchmal Dinge ohne ihn tue.“ Leana wusste, dass das recht ungewöhnlich war. Isolde tat es zwar ebenfalls, aber das änderte nichts daran, dass andere Shinjuu ihrem Meister normalerweise nicht von der Seite wichen. Deswegen fand sie es äußerst bemerkenswert, dass gerade Asake es ebenfalls tat. „Weswegen tust du das?“, hakte sie nach. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, der nicht weniger ernst war als seine konzentrierte Miene. „Es gibt Dinge, die man tun muss, besonders wenn man will, dass es seinem Meister gut geht.“ Das konnte vieles bedeuten, wie Leana fand und wäre es ein weibliches Shinjuu, hätten sich damit noch wesentlich schlimmere Implikationen ergeben, an die sie nicht einmal denken wollte. „Du bist ein sehr artiges Shinjuu“, bemerkte Isolde, worauf Asake tatsächlich verlegen lächelte. Doch ehe er darauf reagieren konnte, wurde er wieder von etwas abgelenkt. Leana spürte es ebenfalls, weswegen sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Weg vor sich richtete und ihr Shinken hervorzog. „Sie haben lange genug gebraucht, um uns zu bemerken.“ „Vielleicht waren sie in der Mittagspause“, mutmaßte Isolde schmunzelnd. „Ist es noch weit bis zu deinem Ziel, Asake?“, fragte Leana. „Nein. Nur noch ein paar Meter.“ Isolde nickte den beiden zu. „Dann lasst uns aufräumen.“ Leana hob ihr Shinken und stürmte auf die Gruppe Lakaien zu, die inzwischen aus dem Unterholz getreten waren. Sie hatte bereits oft in der Welt von Izumo gekämpft, auch gegen dortige Lakaien, aber ganz allein war es wesentlich anstrengender als sie gedacht hätte. Es war nicht einmal so, dass ihre Gegner sonderlich stark gewesen wären, sie waren einfach nur hartnäckig und ihre Verteidigung fast schon undurchdringbar. Dennoch schaffte sie es, sich durch den Wald zu kämpfen, bis sie schließlich eine Lichtung erreichten, auf der Asake wieder innehielt und sich umsah als suchte er etwas. Isolde kam neben Leana zum Stehen und beobachtete ihn dabei. „Sieht aus als wären wir fast am Ziel“, kommentierte Isolde. „Ja... aber was könnte er hier nur wollen?“ Asake hatte ihnen nicht verraten, was genau er eigentlich suchte, nur dass es ungeheuer wichtig war, dass er es für seinen Meister holte. Zuerst war Leana davon ausgegangen, dass Zetsu möglicherweise einmal etwas verloren hatte, aber das konnte kaum der Fall sein. Sie waren nie hier in diesem Bereich des Waldes gewesen und angeblich war Zetsu auch früher nie hier gewesen. Also was konnte es sein, das Asake suchte? Ein Seufzen von ihm unterbrach ihre Gedanken. „Hier ist es auch nicht. Aber es muss in diesem Wald sein.“ „Wenn du uns sagst, was es ist, können wir dir besser beim Suchen helfen“, schlug Isolde vor. Er sah zu ihnen herüber, schien über diese Möglichkeit nachzudenken und wollte gerade antworten, als ein markerschütterndes Brüllen erklang. Asake wurde augenblicklich blass, während Leana sich nur alarmiert nach der Quelle umsah. Diese trat schon kurz darauf in ihr Blickfeld und entlockte ihr ein genervtes Seufzen. „Auch das noch...“ Es war, zu ihrer großen Verwunderung, ein Drache, der plötzlich einfach aus dem Nichts aufgetaucht schien, fast so als wollte jemand sie wirklich davon abhalten, ihr Ziel zu erreichen. Asake wich ein wenig zurück. „Kriegt ihr das hin?“ „Aber natürlich!“ Um ihre Antwort zu unterstreichen, stellte Isolde sich mit ihrem Speer in Pose. „Sorg du lieber dafür, dass du endlich findest, was du suchst.“ Asake nickte und huschte rasch davon, während Leana sich für den Kampf bereitmachte und dem Drachen furchtlos ins Angesicht starrte, als dieser seinen ersten Angriff vollführte. Nur wenige Minuten darauf löste sich das Wesen bereits in glitzernde Manafunken, sehr zur Erleichterung Leanas, die sich mehr als gedacht hatte anstrengen müssen. Ein Drache war eben doch noch einmal eine ganz andere Kategorie als ein Lakai – aber sie war sicher, dass sie stolz auf sich sein konnte, ihn nur mit Isoldes Hilfe erlegt zu haben. Nun war nur noch die Frage... „Wo ist Asake?“ Ihr Blick ging suchend umher, aber nirgends entdeckte sie das blauhaarige Shinjuu – bis Isolde tiefer in den Wald hineinzeigte: „Er ist dort entlang gegangen. Scheinbar hat er gefunden, was er suchte.“ Leana wollte ihm bereits folgen, immer noch in der Hoffnung, dass sie dann herausfand, was er eigentlich gesucht hatte, aber da kehrte er bereits wieder zurück. Er trug nichts mit sich, lächelte aber zufrieden, also war er wirklich fündig geworden. „Fertig. Wir können wieder gehen.“ „Du willst uns immer noch nicht sagen, worum es ging?“, fragte Isolde. „Es ist nicht so wichtig“, wehrte Asake ab und machte sich bereits auf den Rückweg. Doch sie beide folgten ihm sofort, nicht willens, locker zu lassen. „Wenn es nicht so wichtig war, warum sind wir dann hergekommen?“, hakte Leana nach. „Und warum haben wir sogar gegen einen Drachen gekämpft?“, fügte Isolde hinzu. Da Asake immer noch nicht antworten wollte, stellte sie sich rasch vor ihn, so dass er erst einmal stehenbleiben musste. „Sag es mir oder... ich kitzele es einfach aus dir heraus.“ Er hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Das tust du nicht.“ Leana traute ihr das durchaus zu, fragte sich aber, ob Shinjuu überhaupt kitzelig waren. Sie hatte es an noch keinem ausprobiert, schon gar nicht an Isolde – aber diese musste es ja dennoch wissen, oder? Sie hob bereits die Hände und beugte sich zu Asake hinunter. „Wollen wir wetten?“ Hinter seiner Stirn arbeitete es angestrengt, während er die Wahrscheinlichkeit abwog – und schließlich nachgab. Er griff in die Tasche, die er mit sich trug und zog etwas hervor, das wie ein geflochtenes Armband aussah. Es glitzerte silbern im Sonnenlicht schien ansonsten aber nicht weiter wertvoll zu sein. „Was ist das?“, fragte Isolde. „Meister hat das gemacht, weil er es verschenken wollte.“ Für einen kurzen Moment huschte der Gedanke durch Leanas Kopf, ob Zetsu sich wohl in eines der Mädchen in der Schule verliebt hatte oder vielleicht sogar in eine der Bewohnerinnen des Izumo-Tempels, aber sie schob beides wieder beiseite und konzentrierte sich lieber auf Asake. „Eine Elster hat es gestohlen, nachdem wir zurückgekehrt sind und ich wollte es zurückholen, weil Meister deswegen schlecht drauf war.“ Isolde tätschelte ihm lächelnd den Kopf. „Du bist wirklich ein sehr artiges Shinjuu.“ „Ja“, stimmte Leana zu, „Zetsu kann froh sein, dich zu haben. Asake steckte das Armband wieder ein, ehe er sich verlegen über das Haar strich. „Danke. Aber jetzt sollten wir endlich wieder zurückgehen. Sicher fragt Meister sich schon, wo ich eigentlich bin.“ Die anderen beiden nickten und schlossen sich ihm sofort wieder an, als er weiterging. Aber während sie lief, beschäftigte Leana weiterhin eine Frage: An wen wollte Zetsu nur etwas verschenken, das er sogar selbst angefertigt hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)