Erklär mir deine Liebe von Monyong (Ranmaru x Ai) ================================================================================ Kapitel 5: Mein System... ------------------------- Um das Vertrauen des anderen zu gewinnen, wollte er sich an die Abmachung mit dem Steak halten, auch wenn ihm die jetzige Situation äußerst seltsam erschien. Dabei war es besonders irritierend, dass Ranmaru von seinem ‚Notschalter‘ gewusst hatte. War ihm das Steak etwa so wichtig gewesen, weshalb er ihn aus seinem ‚Stand by‘ geholt hatte? So wichtig, dass der Große jetzt, wo er wieder wach war, aber gar nicht mehr darauf eingehen wollte? Wiedermal war Ai nicht in der Lage seinen Bandkollegen zu verstehen. Es widersprach seiner Logik. Er wollte deshalb so lange warten bis er eine Antwort von seinem ‚Besucher‘ bekam, aber weil dieser nicht reagieren wollte, stand er schließlich wieder auf und schaltete das Licht ein. Im erhellten Raum bemerkte er nun wie Ranmaru seinem Blick mit einem grummelnden Gesichtsausdruck auswich… nur kaum hatte sich Ai zur Seite weggedreht, konnte er aus dem Augenwinkel sehen, dass der Große ihn sehr wohl verstohlene Blicke zuwarf. Was hatte das zu bedeuten? „Willst du immer noch wissen, was ich bin?“, wechselte er daher das Thema, während er sich an seinen Schreibtisch setzte und seinen PC hochfuhr. Es dauerte einige Augenblicke… dann startete er ein Programm, ehe er auch noch ein Tablet aus einer Schublade hervorzog. Es mochte vielleicht eine etwas riskante Idee sein. Vielleicht half sie ihm auch in keinster Weise weiter, aber immerhin hatte er Ranmaru zu sich gelockt. „Was ist das?“ „Meine Systemsteuerung.“ „…dann bist du tatsächlich ein Computer?“ Ai verstand die Frage nicht. „ Was meinst du mit tatsächlich? Das hört sich so an, als hättest du etwas anderes vermutet.“, schlussfolgerte er, woraufhin Ranmaru wieder in sein Schweigen verfiel. „Vielleicht hast du nicht ganz Unrecht und ‚Computer‘ beschreibt nicht ganz, was ich bin. Android passt vielleicht besser.“ „… warum hast du dann geschlafen?“ Erneut wurde der Kleine prüfend gemustert. „Eigentlich ist ‚Schlafen‘ auch die falsche Bezeichnung. Ich schlafe nicht. Das war mein Stand by-Modus.“, erklärte Ai vorsichtig, „Normalerweise wissen meine Kōhais, dass sie sich von mir fern halten sollen, wenn ich schlafe. Damit sie nicht versehentlich meinen Notschalter betätigen und mich wieder ‚aufwecken‘. Woher hast du von dem Schalter gewusst, obwohl du nichts von dem Stand by wusstest?“ Wieder bekam er nur Stille als Antwort und deshalb dachte Ai sofort daran, dass er etwas Falsches gefragt hatte. Vielleicht wäre es besser weniger zu fragen und etwas mehr zu erklären, damit der andere zumindest ihn verstehen konnte. „Normalerweise programmier ich mir meine Stand by-Zeiten selber, je nachdem wie wir unsere Termine haben. Ich brauch das, damit mein System nicht überhitzt und es hat einfach gut gepasst, die Zeit zu nehmen, in der ihr schlaft. Der Notschalter ist dafür, falls etwas Wichtiges eintreten sollte. Mit der Betätigung überschreibt man die Daten, die ich hier eingegeben habe und ich bin damit dauerhaft aktiv.“ Ai deutete auf das Programm in seinem PC, welches er zuvor geöffnet hatte. Danach reichte er das Tablet an Ranmaru. Auch dort war ein Programm geöffnet, nur war es sichtlich komplexer als das, was der Kleine selber für sich benutzen konnte. „Das ist mein Hauptprogramm . Darauf sind alle wesentlichen Daten gespeichert. Es gehört eigentlich dem Professor, aber er hat es mir für die letzten Wochen gegeben, weil er in Übersee ist. Er wollte damit verhindern, dass es jemand anderem in die Hände fallen könnte. Ich selber kann damit nicht umgehen. Es ist zu kompliziert. Trotzdem vertraut er mir.“ Ai hatte ganz bewusst dieses eine Wort benutzt, was er erst vor wenigen Stunden von Reiji gelernt hatte, bloß zeigte Ranmaru wider Erwartens keine Reaktion. Er starrte nur mit gerunzelter Stirn auf das Tablet und machte nicht den Eindruck, als würde er wirklich verstehen, was er ihm soeben erzählt hatte. „…Programm hin oder her. Was ist mit deinem Körper? …deine Haut?“ „Synthetik.“ „Und sie ist warm, weil du… in Betrieb bist?“ „Richtig.“ „Was ist mit deinen Knochen?“ Auf einmal schien Ranmaru nicht mehr locker lassen zu wollen, aber es war Ai nur Recht. Einige Details wusste er zwar selber nicht, im Grunde konnte er sich trotzdem selber erklären. „Habe ich nicht. Ein bewegliches Aluminiumgerüst soll menschliche Knochen nachbilden.“ „Und wie bewegst du es?“ „Das ist eine Mischung aus Elektrik und Hydraulik. Ich brauch bald wieder einen Ölwechsel.“ „Wie sprichst und siehst du?“ Der Kleine deutete auf seinen Kopf und lächelte dabei dünn. „So wie ein Mensch. Was bei euch das Gehirn ist, ist bei mir der Hauptprozessor. Er steuert Grafik und Soundprozessoren. Meine Augen sind hochauflösende Kameras.“ Darauf folgte wieder Stille und Ai sah, wie sich Ranmaru wegdrehte, nachdem er das Tablet zurück auf den Schreibtisch gelegt hatte. So plötzlich wie die ganze Fragerei angefangen hatte, war sie auch wieder zu Ende, was bei Weitem keinen Sinn ergab. Immerhin waren die wirklich wichtigen Fragen nicht gestellt worden. „Willst du nicht wissen, warum ich überhaupt hier bin?“ Doch anstatt eine Antwort zu bekommen, bekam er etwas ganz anderes zu hören. „…du kannst singen und Lieder komponieren, obwohl du kein Mensch bist? Bist du nur ein Prototyp oder werden noch mehr von deiner Sorte produziert? Was wollen dieser Professer und die Agentur von Shining damit erreichen? Idols durch Androids ersetzen? Für unfehlbar perfekte Leistung im Tonstudio und auf der Bühne?“ Diese Aussage lag außerhalb von Ais Berechnung. Dennoch war er die Schlussfolgerung seines Gegenübers logisch und es war das allererste Mal überhaupt, dass er Ranmaru verstehen konnte. Nur leider war es auch alles andere als gut. Ai verstand, dass der Große ihn jetzt als Bedrohung sah. „Ich bin ein Prototyp, ja. Meines Wissens existieren keine anderen von meiner Art und ich weiß auch nichts von dem, was du gerade gesagt hast. Shinings Agentur ist Investor für die Forschungen des Professors. Aber er produziert auch einfache Spracherkennungssysteme, oder medizinische Produkte, um Menschen, die ihre Stimme oder das Augenlicht verloren zu haben wieder das Sprechen oder Sehen zu ermöglichen. Trotzdem… denke ich, dass es nicht auszuschließen ist, was du da gerade vermutet hast.“ Ranmaru gab einen unverständlichen Laut von sich, ehe er sich sichtlich angespannt durchs Haar fuhr. „Und… warum bist du hier?“ Sein Tonfall hatte sich schon wieder verändert und klang nun deutlich aggressiver als zuvor noch. Ais senkte den Kopf. Seine Idee, der andere würde ihn vertrauen, sobald er sein System verstehen könnte, war nicht nur gescheitert, rein rechnerisch gesehen, bekam er mit dieser neuen Situation sogar keine neue Chance es noch einmal zu versuchen. „Wegen Quartet Night. Meine Musikprogramme wurden speziell für euch entwickelt. Wenn wir also keine Musik mehr machen, gibt es keinen Grund mehr, wieso ich überhaupt hier bin. Deshalb will ich euch helfen. Ich will mit euch Musik machen und ich dachte, du würdest mir vertrauen, wenn du weißt, wie ernst es mir ist.“ „Wieso sollte ich dir vertrauen wollen?“ Und schon ging die Fragerei von vorne los, doch diesmal war es eine Ebene, die weitaus schwieriger für Ai war. Menschliche Gefühle waren nach wie vor ein Rätsel. „Vielleicht weil mein System keine Enttäuschung zulassen würde? Ich will Musik machen. Und nichts anderes. Willst du keine Musik machen? Ich wiederhole meine Frage von heute Morgen… Was ist dir wichtig?“ Langsam hob der Android seinen Kopf, um abwartend zu Ranmaru zu blicken. Dieser stand aber nur wie angewurzelt vor ihm und starrte ihn mit großen Augen an. Hatte er etwas Richtiges gesagt? Oder hatte er seine Situation noch verschlimmert? „...und selbst wenn dir nur ein Steak wichtig ist. Ich würde es dir braten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)