Alternative Course: Mitten ins Herz von Roseshark (Eine Bande voll von emotionsgeladenen Supernovae) ================================================================================ Kapitel 2: Das Blumenfest ------------------------- Einige Stunden hatte ein gewisser Strohhut einfach nur die Umgebung erkundet. Anfänglich schien diese Stadt die Inkarnation der Langeweile zu sein, doch nach und nach fiel ihm gegen späten Nachmittag eine Veränderung auf. Die Straßen waren voller geworden und zwar so sehr, dass Ruffy sich schon bald darauf durch ganze Menschenmassen hindurchquetschen musste, um weiter voran zu kommen. Praktisch, wenn man bei derartigen Aktionen aus Gummi bestand. Dennoch blieb er irgendwann stehen und packte eine vorbeilaufende Frau an der Schulter, welche ihr Töchterchen an der Hand hinter sich her zog: „Hey, wo wollt ihr alle hin?“ Nachdem die Frau eilig seine Hand von ihrer pinken Bluse weggeschoben hatte, erwiderte sie nur eilig: „Das Blumenfest.“ Ehe sie sich auch schon wieder umdrehte und mit ihrer Tochter gemeinsam der Menschenmasse folgte. Ruffy legte leicht verwirrt den Kopf schief: „Blumenfest? Woah!“ Der Druck von hinten war stärker geworden und diesmal machte er sich gar nicht mehr die Mühe aus dem Menschensog herauszukommen, sondern ließ sich einfach von ihm davon treiben. Law seufzte leise. Urouges Zustand war stabil und auch mit seinem Buch war er mittlerweile durch. Er warf einen Blick in Richtung der Bullaugen, durch welche das Sonnenlicht auf seine metallenen Operationsutensilien fiel und diese funkeln ließ. Von draußen vernahm er lautes Jubeln. Ein letztes Mal kontrollierte der Arzt Urouges Puls, dann richtete er sich auf, um sich oben an Deck zumindest ein wenig die Füße zu vertreten. Das Erste was er feststellte war, dass anscheinend beide ihre Schiffswächter eingeschlafen waren. Sicher, Killer konnte man es nicht direkt ansehen, doch da er auch auf mehrfaches Hand-vorm-Gesicht-herum-Gewinke nicht reagierte ging Law einfach mal davon aus. Sein Blick glitt hinüber zur Stadt. Eine große Menschentraube näherte sich, aber was diese wollte konnte er auf die Entfernung noch nicht sicher sagen. „Ich glaube die Herren sollten langsam aber sicher aus ihrem Mittagsschlaf erwachen…“ Killers ruhige Stimme ertönte: „Was gibt es?“ Law strich gedankenverloren über den Griff seines Schwertes: „Wir kriegen wohl Besuch. Wer weiß, vielleicht haben unsere restlichen Crewmitglieder bereits die Kunde unserer Ankunft verbreitet und nun will man uns lynchen?“ „Hm? Lynchen? Wer?“ Nun war auch der zweite Schwertkämpfer wach. Law deutete einfach nur in die entsprechende Richtung. „So, Baggy, mach die Luken auf, ich hab hier noch ein bisschen was zum hineinstecken für dich!“ Bonney zwinkerte ihm zu und Capone errötete leicht, als sie sich ihm mit einem sorgfältig auf ihren Armen balancierten Haufen Obsttüten näherte. Er war sich nur zu gut der fragenden und missbilligenden Blicke rings um sie herum bewusst: „Dir ist klar, dass man das auch missverstehen könnte, Weib?“ „Halt die Klappe und erfülle endlich den einzigen Zweck, zu dem ich dich überhaupt mitgeschleift habe, Griesgram!“ Capone fiel fast die Zigarre aus dem Mund, als er sah, wie sich Bonney ihm mit dämonischer Aura näherte: „Bleib weg! Keinen Schritt näher!“ Und damit stürzte sich die Köchin auch schon auf den darüber überhaupt nicht begeisterten Mafiosi, was dafür sorgte das nicht wenige der Umstehenden unwillkürlich große Augen machten, als die Obsttüten plötzlich wirklich in Capones „Luken“ verschwanden. „Wieso genau muss ich jetzt mit dir gemeinsam den Idioten suchen?“ Kid hatte die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt und stapfte missmutig rund drei Meter hinter Drake her. Es waren nun schon einige Stunden vergangen und der Mann mit der Fliegerbrille war mit seiner Geduld so ziemlich am Ende. Was bei einem Eustass Kid eigentlich nie ein gutes Omen war. „Bonney ist die Köchin, Capone unser Lastesel und vier Augen sehen mehr als zwei.“ Nachdenklich zog sich Drake seinen gefiederten Zweispitz ins Gesicht: „Ich frage mich, was die Aufmerksamkeit unseres Kapitäns wohl diesmal erregt hat…“ „Hey, Glubschauge, gibt es hier in der Nähe irgendwelche größeren Veranstaltungen oder Feste mit einem großen Aufgebot an Essen, vorwiegend Fleisch?!“ Drakes blaue Augen zogen sich zu bedrohlichen Schlitzen zusammen, als er sah, wie Kid einen einfachen Bürger mit einer Hand an die Wand nagelte. „Lass ihn in Ruhe, Eustass.“ Der Rothaarige machte sich nicht die Mühe, sich zu dem anderen überhaupt umzudrehen, sondern lachte nur hämisch: „Und wer will mich daran hindern? Du? Kommt jetzt doch wieder der Marine in dir durch, Dino?“ „Treibs nicht zu weit, Eustass!“ Eine Frau schrie erschrocken auf, als plötzlich Nägel und Scharniere an nahen Türen und Fenstern begannen bedrohlich zu zittern um dann abrupt herauszuspringen, sodass das, was sie einst gehalten hatten nutzlos zu Boden kippte. Drake zog seine Waffen: „Ich schätze es wird wohl in der Tat langsam Zeit das irgendwer dir ein wenig Disziplin einbläut, Eustass Kid.“ Nun ließ Kid sein vor Angst bibberndes Opfer doch gleichgültig mit den Schultern zuckend zu Boden fallen und drehte sich zu seinem neuen Vizekapitän um, wobei er gleichzeitig seine Fingerknöchel knacksen ließ. „Kommt mir sehr gelegen, dass wir hier scheinbar ausnahmsweise einer Meinung sind,“ die ersten Pfannen und Küchenmesser begannen aus den nahen, heraus gebrochenen, Fenstern zu schweben und sich um seinen rechten Arm zu sammeln, „ich hatte schon Angst langsam einzurosten, ohne vernünftigen Gegner.“ Er lachte, während er in Richtung von Drakes Waffen nickte: „Aber ich warn dich schon einmal vor, solche Waffen könnten in einem Kampf gegen mich recht hinderlich werden.“ „Nun, dann werden es wohl zur Not auch Klauen und Zähne tun müssen, davon hätte ich auch noch ein paar im Angebot…“ Der eindringliche Laut einer Trillerpfeife unterbrach ihn: „Halt, im Namen des Gesetzes! Sie stören die Ruhe und Ordnung unseres schönen Ortes! Mit jeder weiteren aggressiven Handlung zieht sich die Schlinge um euren Hals enger zu, ihr Wilden!“ „Häh? Wer ist denn der Trottel?“ Kids Grimasse drückte eher Verwirrung als wirkliche Wut aus, als der Mann in blauer Uniform und mit schwarzem Schlagstock in der Hand, dicht gefolgt von rund einem Dutzend weiterer solcher Individuen, nur wenige Meter vor ihnen stehen blieb: „Kommen sie mit mir aufs Revier. Jedweder Widerstand wird mit harter Strafe geahndet.“ Nun begann doch ein gewisses Äderchen bedrohlich an Kids Stirn zu pochen: „Der hat Nerven. Verschieben wir unsere kleine Meinungsverschiedenheit auf später, Dino. Sieht so aus, als hätte sich da soeben jemand vorgedrängelt, um von mir ne ordentliche Tracht Prügel einzukassieren.“ „Die Männer erledigen nur ihren Job und sie haben Recht insofern, dass wir versuchen sollten unnötige Gewalt zu vermeiden. Versuch also sie nicht zu hart ranzunehmen, in Ordnung?“ Der Rotschopf verdrehte die Augen: „Ich werde versuchen, sie nicht gleich umbringen, reicht das dir? Zumindest nicht dann, wenn sie sich nicht als die totalen Versager erweisen. Wer nicht einmal einen kleinen Fausthieb aushält und sich mit mir anlegt ist selbst Schuld.“ Rund fünf Minuten später wandte Drake sich höflich an einen der am Boden liegen gebliebenen Polizisten: „Ihnen ist nicht zufällig ein, wahrscheinlich ziemlich gut gelaunter, schwarzhaariger Siebzehnjähriger mit Strohhut über den Weg gelaufen, oder? Kann sein, dass er seine Arme und Beine auf unmenschliche Weise überdehnen konnte.“ Der Mann, dessen Auge gerade das erste Stadium eines langsamen Zuschwellens erreicht hatte, nickte nur und deutete mit zittrigem Finger die Straße hinab, während er gleichzeitig ein leises „Bwumwnfssd“ murmelte. Ehe Drake das Wort richtig entziffern konnte, nahm ihm Kidd diese Arbeit ab: „Der Trottel scheint auf dem Weg zum Blumenfest zu sein. Frag mich nicht was das ist, aber wahrscheinlich ist es genauso kitschig wie der ganze Rest dieser Stadt.“ „Oh, da vorne ist ja unser Schiff!“ Ruffy hatte die Hand über die Augen gelegt, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit jedoch auch schon wieder auf die Menschenmassen die sich in Richtung des links des Hafens gelegenen Ufers begaben, in welches auch ein großer Fluss mündete, über den eine, über und über mit Blumen verzierte große Holzbrücke führte. Männer und Kinder begannen sich rechts und links der Flusseiten zu sammeln, auch noch um einiges weiter flussaufwärts und blickten neugierig den Fluss empor, während mehrere junge Frauen über die mit geschmückte Brücke hinweg zu mehreren Männern in rotblauen Tuniken auf der vom Meer aus gesehen, linken Uferseite schritten und sich von diesen segnen ließen, ehe sie feierlich, einen anscheinend von ihnen selbst angefertigten Blumenkranz in den Händen, im Gänsemarsch entlang der linken Seite des Flusses wieder in Richtung Stadtmitte schritten. Mehrere junge Männer vollführten ein ähnliches Ritual auf der anderen Seite des Flusses, nur ohne Blumenkränze. Ruffy blinzelte verwirrt über das Ganze, zumindest bis eine ruhige Stimme zu seiner Linken ihn aufklärte: „Ursprünglich war es nur Tradition, dass junge Frauen die, mit Kerzen bestückten, selbst geflochtenen Blumenkränze zu Wasser ließen und anhand von deren Driften im Wasser die Zukunft ablasen.“ „Oh, hey, Hawk, lange nicht gesehen!“ Hawkins schenkte Ruffy nur einen kurzen Seitenblick, ehe er mit seinen Erläuterungen fortfuhr: „Doch die Bewohner dieser Insel haben scheinbar aus dem durchaus ganz netten Brauch, selbst wenn ich persönlich dessen Effektivität anzweifele, eine weitaus barbarischere Tradition abgeleitet, um junge Frauen möglichst schnell verheiratet zu bekommen. Auch wenn ich selbst die Meinung vertrete, dass man das Schicksal nicht mehr ändern kann, so empfinde ich diese Variante hier doch schon mehr als anmaßend diesem gegenüber. Das hat nicht mehr wirklich viel mit Zukunfts- und Schicksalsdeutung zu tun. Da könnte ich diesen Damen genauso gut ein Schwert an die Kehle halten und sie zwingen zu heiraten, wenn sie nicht erschossen werden wollen.“ „Wow, Blondy, du wirst ja für deine Verhältnisse richtig emotional. Wobei ich wetten möchte, dass du selbst bisher nicht wirklich viel Erfolg bei dem weiblichen Geschlecht gehabt haben dürftest mit deiner trockenen Art. Stimmt`s, Baggy?“ „Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich nicht mehr so nennen, Weib.“ „Ah, ihr seid auch hier!“ Ruffy strahlte, als er Bonney und Capone zu seiner Rechten erblickte. Doch seine Köchin war nicht einmal halb so gut gelaunt und verpasste ihm stattdessen erst einmal eine kleine Kopfnuss: „Dein Strohhut und der blonde Riese an deiner Seite sind nur schwer zu übersehen. Aber davon mal abgesehen: Wer hat dir erlaubt, einfach so abzuhauen?!“ Die zweite Kopfnuss. „Tschuldigung.“ Doch von ehrlicher Reue war auf dem lachenden Gesicht des Strohhuts keine Spur. Bonney blickte weiterhin finster drein und ihr Blick verdüsterte sich noch zusätzlich, als er der kleinen, feierlichen Frauenprozession folgte: „Ich weiß schon, warum ich das freie Piratenleben über solch einen Mist tausendmal bevorzuge. Aber letztendlich ist es nicht mein Problem.“ Ihr Blick wanderte zurück zu Ruffy: „Unser Vize und Kiddo haben dich noch nicht entdeckt oder?“ Ihr Kapitän blinzelte sie aus Unschuldsaugen an: „Nö, ihr seid die ersten.“ „Und dabei haben wir dich gar nicht gesucht, sondern sind nur hierher gekommen, um unsere Vorräte auf dem Schiff zu entladen. Verdammt, wenn du hier bist, wo stecken dann die zwei? Hoffentlich stellen die nichts Dummes an!“ „Was sag ich? Kitschiger geht’s nimmer.“ Tatsächlich befanden sich Drake und Kid ebenfalls am Fluss, jedoch wesentlich weiter flussaufwärts auf einer, von mehreren Dutzend darüber hinweg gehenden geschmückten Blumenbrücken, wobei sie an deren Geländer stehend, den Fluss hinabblickend, dabei zuschauten, wie die Frauen- und Männerprozession nun unter ihrer Brücke hindurch wanderte, bis irgendwann auch schon davor die ersten zum Stehen kamen und sich in Richtung Wasser drehten. „Den Leuten hier zufolge wird diese Zeremonie einmal im Jahr ausgeführt. Die Frauen lassen ihre Blumenkränze, inklusive wasserdichtem Namensschildchen zu Wasser und genau eine Minute später wird den Männern das Signal gegeben hinterher zu springen und sich einen der Kränze zu schnappen. Das Namensschild, das sie erwischen ist dann ihre zukünftige Braut.“ „Was für ein Schwachsinn.“ „Weil du bei sowas wohl nie den Namen unseres Schiffsarztes in Händen halten könntest?“ „Du hast heute wirklich einen Todeswunsch, oder?“ „Vergiss, dass ich…“ Weiter kam der Ex-Marinekonteradmiral nicht, denn plötzlich spürten beide eine ihnen nur allzu bekannte kräftezehrende Wirkung an ihrem Rücken und ehe sie sich versahen fesselte sie das schwere, auf sie geschossene Seesteinnetz auch schon aneinander und riss sie durch die Wucht seines Aufpralls von den Füßen. Unpraktischerweise genau in Richtung des, selbst bei einer durchschnittlich großen Person gerade mal etwas mehr als hüfthohen Brückengeländers. Kidd und Drake waren aber keine Durchschnittspersonen und so reichte das schon aus, um sie darüber hinweg in den darunterliegenden Fluss stolpern zu lassen, Netz inklusive, wobei sie sich in jenem, während ihres Falles noch stärker verhedderten. Fast zeitgleich zu dem Moment, als die beiden mit einem lauten Platschen kurz vollständig in den Fluten versanken, ertönte der eindringliche Ton einer Trillerpfeife, sowie der Trommelschlag, der die jungen Frauen dazu veranlasste ihre Kränze ins Wasser zu lassen. Nicht, dass es die zwei Piraten wirklich gekümmert hätte, doch dafür umso mehr die jungen Frauen, da die zwei recht schwergewichtigen Männer durch ihren Aufprall eindeutig kurzweilig den Wasserfluss und damit auch das Schicksal der Damen erheblich durcheinanderwirbelten und gleichzeitig ein recht eindrucksvolles Schreikonzert, sowohl aus panischen, als auch aus ziemlich wütenden Stimmen von Betroffenen, wie Publikum gleichermaßen, hervorriefen. Besonders entgeistert waren selbstverständlich jene, deren Blumenkränze sich direkt unter dem Männerduo befunden hatten und sich so zwangsläufig ebenfalls in deren Netz verhedderten. Wahrscheinlich wäre der Anblick noch um einiges eindrucksvoller gewesen, hätten nicht beide von Teufelsfrüchten gekostet. Sowieso schon von einem Seesteinnetz umschlungen und dann auch noch mit der betäubenden Wirkung des Wassers konnten sie nur froh sein, wenn die doch schon recht starke und sie willkürlich herumwirbelnde Strömung, ihnen mal kurz die Gelegenheit gab Luft zu schnappen. „Hm, das sind aber keine Blumen, die da den Fluss hinuntertreiben. Ist das nicht unser Vize und dein Ex-Käpt`n, Killer?“ Statt besorgt dreinzublicken, machte Law keinen Hehl aus seiner leichten Belustigung. Law, Killer und Zoro hatten, wenn die Feierlichkeiten sowieso schon fast direkt neben ihrem Schiff stattfanden, beschlossen, dieses zu verlassen und stattdessen dem bunten Blumentreiben zuzusehen. Welches sich nun als weitaus interessanter und unterhaltsamer gestaltete, als ursprünglich erwartet, zumindest für Zoro und Law, die beide keine allzu großen Stücke auf Drake und Kidd setzten. Sicher, sie waren sich der durchaus ernsten Situation bewusst, das hinderte sie jedoch nicht daran, dennoch instinktiv erst einmal leichte Schadenfreude zu empfinden. Außerdem kam es ihnen gar nicht wirklich in den Sinn, dass zwei so hartnäckig am Leben klammernde, dickköpfige Ex-Piratenkapitäne, wie Drake und Kid es waren, auf solch lächerliche Weise sterben könnten. Kidd und Drake hatten nicht mehr wirklich Kontrolle darüber, wohin sie der Fluss zog, was zwangsläufig auch mehrere hübsche Kerzenkränze beinhaltete, welche sich daraufhin ebenfalls zwischen Netz und den Gliedmaßen der zwei Männer verstrickten. Mit dem Endergebnis, dass die beiden eine hübsche Spur aus bunten Blüten, zerbrochenen Zweigen und Blättern hinter sich zurückließen. Die Frauen links vom Fluss schienen sprachlos zu sein und starrten einfach nur dem lebenden Ball hinterher. Einige sichtlich entsetzt, andere, die wohl noch keine große Lust aufs Heiraten hatten, mit mühsam unterdrücktem Grinsen. Die Männer zur rechten Seite waren da etwas aktiver. Viele waren tapfer trotzdem in die Fluten gesprungen und versuchten bloß nicht den Blumenkranz der eigenen Angebeteten aus den Augen zu verlieren oder der Ehre willen einfach irgendeinen zu ergattern. Einige schafften es sogar soviel Mut aufzubringen, dass sie sich an die zwei aneinandergebundenen Männer heranwagten, um an jenen herumzutasten und das Namensschild ihrer Angebeteten zu finden, deren Kranz sie auf das lebende Knäul hatten treffen sehen. Zu guter Letzt gab es dann nur noch diejenigen die niedergeschlagen oder wütend am Ufer standen, jedoch darauf verzichteten ins Wasser zu springen und die menschliche Wasserbombe als Zeichen des Schicksals sahen, dass sie dieses Jahr keine Braut finden sollten, im Gegensatz zu jenen die eifrig weiter im Fluss paddelten und eben jenem Schicksal trotzten. Die Polizei selbst, nun in Begleitung einiger Marinesoldaten von denen sie wohl auch das Seesteinnetz hatten, sprintete beide Seiten des Flusses entlang, angeführt von zwei Männern die immer wieder eifrig ihre Trillerpfeifen betätigten und irgendetwas von wegen „Haltet sofort an, ihr seid verhaftet!“ brüllten, was sich bei all den, nun noch näher an den Fluss drängenden, Schaulustigen als gar nicht so einfach herausstellte. „Kannst du nicht einfach was mit deinen Teufelskräften tun, Law?“ Killer schien keine große Lust zu verspüren sich ebenfalls in den ganzen Trubel hineinzustürzen, klang aber auch sichtlich besorgt um seinen Freund und ehemaligen Kapitän. Law schüttelte nur leicht den Kopf: „Sorry, dafür fehlt mir wohl noch etwas die Übung, so schnell wie unsere beiden Wasserkobolde ihre Position wechseln und auf diese Entfernung…“ „Dann bring mich etwas näher ans Geschehen ran, dann muss ich mich wenigstens nicht durch die Massen quetschen. Zoro, würdest du als einziger verbliebener Schwimmer unserer Crew mitkommen? Die zwei für mich alleine sind wohl etwas zu schwer.“ „Schon auf dem Weg. Ich kann sie zwar nicht leiden, aber das heißt noch lange nicht, dass ich unsere zwei hilflosen Schäfchen einfach so verrecken lassen.“ „Ich wünsch euch beiden viel Erfolg. Room!“ Überrascht schrien die Leute auf, als plötzlich aus dem nichts zwei Schwertkämpfer über ihren Köpfen erschienen. Die dann auch nicht lange zögerten auf besagten Köpfen zu landen und sich flink wieder von ebenjenen abstießen, um so möglichst schnell ans Wasser zu kommen. Noch im Sprung brüllte Zoro Killer zu: „Wer knüpft sich das Netz vor?“ Killers Antwort kam rasch: „Ich.“ Dann waren sie auch schon bei den letzten Kopfpaaren angekommen und stießen sich diesmal etwas stärker ab, sodass ihre lebenden Sprungblöcke unter der Wucht wohl umgekippt wären, hätten sie ihre Hintermänner nicht abgefangen. „Hey, was ist das?“ „Was ist was? Oh, shit.“ So schnell sie konnten paddelten die Männer, welche noch immer an Drake und Kidd ihre Namensschildchensuche durchführten, nun von jenen weg, als sie der plötzlich vor der Sonne aufgetauchten menschlichen Schatten über sich gewahrten. Gerade noch rechtzeitig, denn keine Sekunde später funkelten auch schon zwei silbrige Klingen im Sonnenlicht, als Killer das Seesteinnetz präzise in seine Einzelteile zerlegte, ehe er auch schon seinen, mittlerweile bewusstlosen Kapitän an der Schulter packte und dessen Kopf über Wasser zog. Mit lautem Platschen kam Zoro direkt neben ihm auf und tat das Gleiche mit Drake. Jetzt wo ihre Crewmitglieder nicht mehr zu einem Paket verschnürt waren, wurde es auch leichter diese zu bewegen. Anstatt gegen die Strömung anzukämpfen schwammen die zwei Schwertkämpfer noch ein Stück mit ihr mit, bis zu dem Punkt an dem der Fluss ins Meer mündete. Stück für Stück kämpften sie sich näher ans Ufer, was sich mit nur einem freien Arm selbst für die zwei ungewöhnlich starken Männer als gar nicht so einfach gestaltete. Vor allem nicht für Killer, der noch das zusätzliche Problem hatte, dass sich Wasser seinen Weg in seine Maske bahnte, die er jedoch trotzdem aus Prinzip nicht ausziehen wollte. Prustend und schnaubend zogen sich die zwei Schwertkämpfer endlich nach einer gefühlten Ewigkeit an den Sandstrand. Killers blauweiße Maske glich kurzzeitig einer Gießkanne als er darum bemüht war den Kopf so zu drehen, dass das Wasser mit möglichst wenig körperlicher Anspannung daraus herausrann. Hinter ihnen ließ die, nun untergehende Sonne das Meer in einem letzten beeindruckenden Farbenspiel funkeln, während die unerreichten Blumenkränze mit den letzten Ausläufen der durch den Fluss erzeugten Strömung darauf davontrieben. Bonneys gut gelaunte Stimme war die Erste, die die zwei Schwertkämpfer am Ufer empfing: „Na, da habt ihr zwei euch aber ziemlich hässliche Blumenkränze rausgesucht. Ich würde aber trotzdem auf eure Hochzeit kommen.“ Nachdem sich die Pinkhaarige äußerlich vergewissert hatte, dass alle vier Männer zwar etwas angeschlagen waren, aber zumindest noch lebten, drehte sie sich auch schon von diesen weg und machte sich winkend auf den Weg zurück Richtung Schiff: „Ich hab Hunger. Falls ihr mich sucht, ich bin auf dem Schiff und koche mir was Leckeres. Wenn ihr nicht spätestens in einer halben Stunde auch dort seid, werden ich und Baggy wohl mein Abendessen alleine aufgefuttert haben. So wie ich Apoo kenne, dürfte der mittlerweile wohl auch schon wieder an Bord sein und könnte uns dabei auch noch Gesellschaft leisten.“ Nachdem er wieder halbwegs zu Atem gekommen war wanderte Zoros Blick nach oben und sah direkt in das besorgte Gesicht eines Schwarzhaarigen: „Hey, Zoro, alles in Ordnung bei dir?“ Ruffy. „Ja, mir geht’s bestens.“ Er warf einen weiteren Blick auf seine Ausbeute. Ein völlig durchnässter Ex-Konteradmiral, in dessen Haaren und Kleidung sich immer noch einige Blumenkranzreste und einige Algen von seinem kurzen Tripp ins Meer verfangen hatten, ganz zu schweigen von all dem Sand, der nun an seiner nassen Kleidung klebte. Aber zumindest hatte Drake mittlerweile sein Bewusstsein wiedergefunden und hatte es sogar schon geschafft, sich zumindest mit einem Bein vom Boden ab zu stemmen: „Danke, Roronoa.“ Zoro rieb sich den Nacken: „Man, das ist jetzt schon das zweite Mal dieses Jahr in meinem kurzen Piratenleben, dass ich irgendeinen grimmigen Marinetypen aus dem Wasser fische. Ok, zugegeben, Ex-Marine. Aber zumindest vom Charakter her seid ihr euch wohl gar nicht so unähnlich.“ Drake ließ das Ganze einfach mal unkommentiert, während er wortlos von ihrem blonden Navigator seinen völlig durchnässten Zweispitz in die Hand gedrückt bekam, welcher es wohl zeitweilig den Blumenkränzen gleichgetan hatte und von seinem Besitzer davongetrieben war. Obwohl schon Drakes Begrüßung unter den Lebenden eher trocken ausgefallen war, schaffte es Kids sogar noch etwas liebloser rüberzukommen. Sein maskierter Begleiter hatte sich letzten Endes, noch während der Rotschopf dabei war langsam wieder zu Bewusstsein zu kommen, doch dazu entschieden sich etwas von dem Rest der Gruppe zu entfernen, dieser den Rücken zuzudrehen und seine Maske auszuziehen, um aus dieser Algen, Sand, Blumenkranzreste, zwei kleine zappelige Fischchen, die letzten Reste Salzwasser und eine hartnäckige kleine Krabbe zu entfernen. So kam es, dass als sich die Augen des auf dem Rücken liegenden Kids öffneten, diese nur eine einzige Person aus nächster Nähe erblickten und das war Law, der gerade dessen Halsschlagader befühlte und fast schon enttäuscht diagnostizierte: „Wird`s wohl überleben.“ „Hey, Quacksalber…“ Von all dem geschluckten Salzwasser und der Aufregung klang Kids Stimme ungewöhnlich heiser und rau. „Hm? Stimmt was nicht? Hast du vielleicht doch innere Blutungen erlitten? Irgendwo Schmerzen oder Taubheitsgefühle, da wo keine sein sollten? Oder andere unwillkommene Nebenerscheinungen und unkontrollierbare Reaktionen deines Körpers?“ „Momentan tut mir so ziemlich jeder Flecken meines Körpers weh und ich glaube ich werde mich auch die nächsten paar Minuten kein Stück von der Stelle bewegen. Aber, wenn du nicht sofort deine Hand von meinem Hals wegnimmst, dann werde ich eine kleine Ausnahme machen und dir in einen deiner Finger beißen. Ich bin sogar so großzügig und überlass dir die Wahl welchen du verlieren möchtest.“ „Hm. Das hätte man auch besser ausdrücken können.“ „Nimm. Deine. Hand. Da. Weg.“ „Ja, ja schon gut, Dickerchen. Kopf hoch, jeder hat mal einen schlechten Tag, davon geht die Welt nicht unter.“ Law tätschelte dem Rotschopf kurz noch neckisch die nackte Brust, was diesen dazu brachte kurz schmerzhaft zusammenzuzucken, ehe der Arzt sich auch schon wieder aufrichtete und zu Killer hinübergrinste, welcher soeben wieder zu ihnen zurückkehrte, eine nun auch wieder innen saubere Maske auf dem Kopf: „Hey, dein Käpt`n will wohl heute die Nacht im Freien verbringen. Bringst du ihm dann das Essen an den Strand oder soll ich Bonney mitteilen, dass sie eine Portion mehr für sich beanspruchen kann? Du kannst auch gleich die Rolle seines Ritters in strahlender Rüstung übernehmen, ich glaub nämlich da drüben kommen schon die ersten Herrschaften die nicht so gut auf ihn zu sprechen sind.“ Damit bezog er sich auf den kleinen wütenden Mob aus Marinesoldaten, Stadtpolizei und jene schlecht gelaunten Individuen, die diesmal dummerweise keine Blumenkränze mehr erwischt hatten und an irgendwem ihren Frust auslassen wollten. „Ah, sieht so aus, als ob`s heute für uns noch eine nette Vorspeise vor dem Abendessen geben würde.“ Zoro steckte sich das letzte seiner drei Schwerter in den Mund. „Wie sieht`s aus Maskenmann, Lust die Idioten ein wenig aufzumischen, die uns zwei heute wohl zum Teil zu einem unfreiwilligen Bad gezwungen haben?“ Das musste der Grünhaarige dem Maskierten nicht zweimal sagen. Ein letztes Mal blitzten Schwerter auf, ehe die Sonne endgültig hinterm Horizont verschwand und kurz darauf gab es keinen wütenden Mob mehr, der in nächster Zeit für sie zu einem Problem werden konnte. Fast hätten sie dabei noch Unterstützung von Ruffy bekommen, doch nachdem dieser sorgsam zwischen Kämpfen und Essen abgewogen hatte beschloss er den zweien ihren Spaß zu lassen und stattdessen schon einmal vor in Richtung Schiff zu sprinten. Auch Kidd und Drake folgten ihm kurz darauf, wobei beide jedoch zu stolz waren, Hilfe von anderen anzunehmen und ihr holpriger Weg zum Abendessen dementsprechend länger dauerte, sodass es diesmal ausnahmsweise nicht Capone und Hawkins waren, die nur noch die kalt gewordenen Reste abbekamen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)