Two hearts, however, one soul von Ruki_Mitarashi ================================================================================ Kapitel 7: Mondscheingespräche ------------------------------ Es war mitten in der Nacht, als Mikeyla vor die Türe trat. Aufmerksam spähte sie in die Dunkelheit, versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Im Hausinnere war es ruhig, kein Ton drang nach draußen. Sie hatte sich vergewissert, dass die Königsfamilie in einen friedlichen Schlaf gefallen war, erst dann wagte sie ihren Wachposten einzunehmen. »Was denkst du dir nur Mutter?«, seufzend schloss sie ihre Lider und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie stand noch immer unter Schock. Eine schlechte Nachricht hatte die nächste gejagt und das Schlimmste daran schien zu sein das es ihre Schuld war. Sie hatte Elsa doch verlassen um sie zu schützen, um ihr ein „normales“ Leben zu ermöglichen, doch das alles, das hatte sie nicht gewollt. Besonders die Entführung Kais hatte die junge Garu getroffen. Warum war ihre eigene Mutter so skrupellos? War es nicht das oberste Gesetz eines Rudels, die Familie zu schützen? Ein leises Wimmern drang aus ihrer Kehle und sie schüttelte ihren Kopf. Im Morgengrauen würde sie sich mit den anderen auf nach Arendelle machen um den Jungen zurückzufordern. Sie war bereit den Preis zu zahlen, den ihre Mutter forderte. Sie würde alles für Elsa tun, auch wenn es bedeutete gegen ihr eigenes Rudel aufbegehren zu müssen. All die Jahre hatte sie versucht ihren Kummer und Schmerz in Alkohol zu ertränken, hatte Streit gesucht, sich geprügelt nur um das Gefühl der Leere und der Zerrissenheit nicht mehr spüren zu müssen. Dann hatte sie die Jagd für sich entdeckt und half den Bewohnern der Hafenstadt wo es nur ging um sich abzulenken. Es tat ihr gut und es war besser als sich ständig zu betrinken. Kurz bevor ihre Seelengefährtin aufgetaucht war, spürte sie eine innere Unruhe. Etwas großes würde kommen und als sie abends in die Schänke ging, wusste sie, dass ihre Gefährtin dort war. Dann hatte sie diesen Emporkömmling eines Speichelleckers und möchtegern Großkotzes reden hören und sie vergaß sich. Der Wolf in ihr nahm seine provokative Herausforderung an und dann … als alles geendet hatte, dann war sie dort und alles ergab wieder einen Sinn. »Wieso bist du hier draußen?«, kurz zuckten ihre Mundwinkel, dann sah sie neben sich und fast automatisch schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht Mikeylas. »Habe ich dich geweckt, Schneeflöckchen?«, fragte sie mit schlechtem Gewissen Die Königin senkte schüchtern ihren Kopf und schüttelte leicht ihr Haupt. Sie war wach geworden, weil die Wölfin sich von ihr entfernt hatte, dies behielt sie jedoch für sich. Elsa knetete nervös ihre Hände, wusste nicht so recht was sie sagen sollte. Nach all den Jahren die vergangen waren, hatte sie dennoch das Gefühl nichts hätte sich verändert, zumindest soweit sie es beurteilen konnte. Ihre Erinnerungen waren noch nicht zurückgekehrt, was sie ein wenig beunruhigte, aber im Moment zählten andere Dinge. Sie konnte Spüren, dass es Mikeyla nicht gut ging, dass sie unruhig war. Etwas in ihr hatte sie dazu veranlasst nach der Schwarzhaarigen zu schauen. Die Nacht war wunderschön und der Himmel voller Sterne, die wie kleine Lichter in der Ferne leuchteten. Beide Frauen genossen die Nähe der jeweils anderen, keine traute sich die harmonische Stille zu stören. »Es ist schön hier.«, kam es leise von Elsa. Mikeyla nickte und verzog die Lippen.»Nur ein wenig einsam.« Sie sah ihrer Gefährtin kurz in die Augen, wandte sie schnell ab und ließ sich im Schnee nieder. Sie zog die Beine an, umklammerte sie mit ihren Armen und stützte ihr Kinn darauf. Die Blonde hatte überlegt eine Sitzgelegenheit für Beide zu erschaffen, sich dann dafür entschieden es der Garu gleich zu tuen und sich neben sie in den Schnee zu setzten. Sie suchte ihre Nähe. »Ist … frierst du nicht?« Mikeyla quittierte die Frage mit einem breiten Grinsen und nahm Elsas Hand in ihre. Die Blonde sah erstaunt hinunter. »Du bist ja ganz warm.«, war die ernüchternde Reaktion. Die Schwarzhaarige lachte als sie den ungläubigen Gesichtsausdruck sah und hielt ihre Hände an die Wangen der Königen.» Wir Garu haben eine etwas höhere Kerntemperatur als ihr Menschen und außerdem…«, sie kratzte sich verlegen hinterm Ohr. »... mag ich die Kälte.« ihre Wangen begannen rosa zu glühen als sie in die blauen Augen ihres Gegenübers sah. Elsa zog die Augenbrauen zusammen und sah die Wölfin forschend an. »Ich höre so etwas nicht oft.« »Naja … ich meine … ich liebe Schnee! Als wir Kinder waren haben-.«abrupt stoppte sie und leckte sich über die Lippen. Elsa hatte keinerlei Erinnerung mehr an ihre gemeinsame Zeit, sollte sie wirklich davon erzählen? Unsicher starrte sie hinauf zum Himmel, als könnte er ihr jeden Moment die ultimative Lösung darbieten, aber es kam nichts. Ein leichter Druck lag auf ihrem Arm und als sie nach der Quelle Ausschau hielt konnte sie Elsas weiche, zierliche Hand sehen, die sie behutsam berührte. »Bitte erzähl weiter.«, neugierig lehnte sich die Blonde an die Schulter Mikeylas. Es fühlte sich selbstverständlich an, richtig. »Ich … ich würde gerne mehr wissen.« Liebevoll tätschelte sie den Arm. »Als wir noch klein waren, da haben wir oft im Schnee gespielt, zusammen mit deiner Schwester.«, ungläubig schüttelte Elsa ihren Kopf. »Ich..« »Das war bevor, dass mit … naja«, sie druckste herum und zog eine Grimasse.» Jedenfalls … war ich damals noch sehr jung, als wir uns begegneten und ich mochte dich.« Mikeyla grinste schief und sah zu ihren Füßen.» Du und Anna … ihr wart einfach nur niedlich und ihr hattet keine Angst vor mir.« Traurig setzte sie nach.» Ich fühlte mich wohl bei euch und eure Eltern, waren gut zu mir. Sie sahen nicht die Bestie, sondern das Kind, dass ich war.« »Was war mit deiner Mutter?« Seufzend streckte sie die Schwarzhaarige stützte sich auf ihren Ellenbogen ab und sah Gedanken versunken hinunter ins Tal. »Ich war ein Ausreiser. Meine Mutter … sagen wir einfach, sie war mir weniger Mutter als Rudelführerin. Ich war gerade 7 Jahre alt geworden als ich dich mit deiner Schwester im Garten habe spielen sehen. Ich tapste langsam zu euch, ihr hattet dort einen Korb mit leckerem Essen stehen und ich war von meinen Streifzügen hungrig gewesen, also versuchte ich mein Glück.« Ein Schimmern war in ihren Augen zu erkennen und sie erzählte fröhlich weiter.» Anna hatte mich erst völlig erschrocken angeschaut, sich dann hinter dir versteckt und verstohlen hinter deinem Rücken hervor gelugt.« Jetzt musste Elsa lachen, ja das klang sehr nach ihrer Anna.»Du gingst langsam an den Korb holtest ein Sandwich heraus und hieltest es mir, wie ich heute noch finde, sehr mutig hin.« wieder umspielte dieses zärtliche Lächeln, die schmalen Lippen und die Blonde wurde rot um die Nasenspitze. »Tja und was soll ich sagen … nachdem du mich gefüttert hattest wurdest du mich nicht mehr los.« Ein warmes lautes Lachen erfüllte Elsas Herz. Ihr Pulsschlag überschlug sich fast. »Liebe geht wohl doch durch den Magen.« Sie hatte den Satz kaum ausgesprochen, da bereute Mikeyla ihn auch schon. Unsicher stammelte sie eine Entschuldigung und nahm sich ein bisschen Schnee in die Hand um ihn zu einem Schneeball zu formen. Für einen kurzen Moment, war es als wäre das Herz der Blonden stehen geblieben, durch ihren Körper wabbte eine Welle von Wärme und sie holte den kleinen Holzwolf heraus, den Grandpeppi ihr gegeben hatte. »Den hast du mir geschenkt, nicht wahr?« Nickend sah sie zur Königin, jedoch ohne ihr direkt in die Augen zu schauen. »Ich … mein Rudel hatte mich gesucht und schließlich auch gefunden.« Sie schluckte schwer.» Kaila, der Alphawölfin, gefiel … mein Umgang nicht. Ich sollte wieder zurück, weigerte mich jedoch. Ich konnte dich nicht alleine lassen! Ich …« Sie rang nach Worten. » Ich hatte mich auf dich geprägt. Ich musste dennoch für wenige Tage zurück, ich sollte meine Sachen holen. Du weintest und ich …. Hab dir den Kleinen hier geschnitzt, damit du mich nicht zu sehr vermisst.« sie deutete auf die kleine Figur. Ihre Stimme war belegt und sie musste ein paar Tränen zur Seite blinzeln. Reflexartig nahm Elsa, Mikeyla in den Arm, rieb ihr kreisend über den Rücken, kraulte ihr das Ohr und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Das war der Punkt, an dem sich die Garu versteifte und Platz zwischen sich und ihrer Seelengefährtin schaffte. Verwirrt über ihre eigene Aktion schlang die Blonde die Arme um ihre eigene Taille und sah betreten zur Seite. »Bitte entschuldige, ich ...« Sie holte einmal tief Luft und sah direkt in die bernsteinfarbenden Augen.» Was bedeutet es? Ich meine, jeder redet davon, dass du dich auf mich geprägt hast aber …. Was bedeutet es … für uns beide?« Mikeyla biss sich auf die Lippen. Wie sollte sie dieses unbeschreibliche Gefühl erklären? Vor allem wie sollte sie Elsa beibringen, dass sie füreinander bestimmt waren? Nervös schnüffelte sie in der Luft herum und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen, ein Tick von ihr sobald es ihr unbehaglich wurde. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und weggerannt, aber der Wolf in ihr ließ das nicht zu. Er blieb sitzen und wollte erklären. Wollte seine Partnerin endlich wieder für sich wissen. Sie holte noch einmal tief Luft und legte sich die Worte im Kopf zurecht. »Jeder Garu hat ein Gegenstück. Ein Wesen, dass ihn stärker macht, ihn akzeptiert und mit dem er Eins sein kann.« Sie hielt kurz inne, leckte sich über die Lippen und sprach in feierlichem Ton weiter.»Jedoch hat nicht jeder Garu das Glück, seinen Seelenverwandten auch zu finden. Manche wandern bis zu ihrem letzten Atemzug durch sämtliche Herrenländer und finden ihre zweite Seelenhälfte dennoch nicht.« Ein leises Grummeln drang aus ihrer trockenen Kehle.» Sich zu prägen … man kann es nicht mit … mit der Liebe gleichsetzten. Dieses Gefühl ist so viel mehr.« Mikeyla fasste sich ans Herz und schloss die Augen. »Wenn du diesem einen Menschen begegnest, ihm in die Augen blickst dann … dann steht die Zeit für dich still. Du spürst wie sie dich anzieht, deine Gedanken und dein Herz erfüllt.« Euphorisch gestikulierte die Garu wild mit ihren Armen um das Gesagte zu unterstreichen.» Es fühlt sich so an, als würde die Leere in deinem Herzen gefüllt werden, als gäbe dir dieses Wesen erst den wahren Sinn deines Lebens und du würdest alles für sie sein. Einfach alles!« »Alles?«, hakte Elsa nach. Die schwarzhaarige nickte.» Beschützer, Bruder, Schwester, Spielgefährte, Kampfgefährte …« »Auch … seine Liebste.«, sanft und schüchtern hatten die Worte den Mund der Blonden verlassen. »Ja.« Mikeyla sog Elsas Duft ein.» Wenn es das ist, was deine Seelenverwandte will, dann gibst du es ihr bereitwillig, denn es macht dich selbst ebenso glücklich.« Tausend Gedanken schossen der Königin Arendelles durch den Kopf. Ihr Bauch fühlte sich so leicht und sie hatte das Verlangen sich in die Arme ihres Gegenübers zu werfen und dort zu rasten. Den Geruch von Tannennadeln und Beeren in sich aufzunehmen, den Kopf in ihre Halsbeuge zu schmiegen, die Wärme des Körpers neben sich zu spüren. »Aber … das ist es was es für einen Garu bedeutet. Ich weiß nicht … wie es dir damit erging als … naja die Prägung stattfand.« Etwas traurig hatte sie den Schneeball, den sie gemacht hatte weg geworfen und sah verloren in die Ferne. »Haben wir nicht darüber geredet?« Verwirrt sah sie zu Mikeyla. »Nein. Wir waren Kinder und bis auf mein Rudel und mir wusste niemand, dass ich mich auf dich geprägt hatte. Du hingst sehr an mir, ja, aber … du wusstest damit nichts anzufangen und hattest mich einfach nur gerne.« Liebevoll sah sie der Elsa und zwinkerte ihr zu. »Wenn ich meine Erinnerungen wieder habe … verrate ich es dir.«, kicherte die Blonde hinter hervorgehaltener Hand. Ihr Blick wurde wieder ernster. »Ich kann nur so viel sagen. Es ist befremdlich, wenn dich jemand, den du eigentlich gar nicht kennst, in der Luft herum wirbelt, dich beschnuppert und es dir nichts ausmacht. Weil du es … auf eine Art geniest, weil du … weil ich dir vertraue.« »Bist du sicher, dass du deine Erinnerungen wieder willst?«, wisperte Mikeyla leise. Erstaunt über die Frage sah sie der Garu unverwandt in die Augen.» Warum sollte ich es nicht wollen?« Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah die Schwarzhaarige zu ihren Händen, »Weil Unwissenheit manchmal ein Segen sein kann.« Ihre Stimme brach und Tränen liefen an ihren Wangen hinab. Erschrocken über diese Reaktion, nahm Elsa ihr Gesicht in die Hände. Sie kühlten die roten, erhitzen Wangen und Mikeyla spürte, wie die Daumen die salzigen Perlen weg wuschen. »Warum musstest du gehen?« »…« »Warum wurden Annas und meine Erinnerungen gelöscht?« »…« Behutsam legte Elsa ihre Stirn an die der Garu.» Bitte, antworte mir doch. Ich will es verstehen!« Leise fügte sie hinzu.»Es tut mir weh dich so leiden zu sehen!« Mikeylas Kopf schnellte nach oben, die Augen aufgerissen und geröttet vom Weinen »Wenn die Zeit reif ist, dann wirst du verstehen. Bis dahin … sollte ich mich besser zurückziehen.« Ohne Vorwarnung war sie aufgesprungen, hatte sich verwandelt und ist in den Wald hinein gelaufen. Elsa griff sich an ihr Herz, das im Begriff war zu brechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)