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My Creed of Assassin's

Project Renaissance
von

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Prolog

"Oliven? Bäh, nein danke!"
 

Meine Stimme schallte durch den gesamten Raum, als mir der Butler den Teller mit den dunklen Steinfrüchten anbot. Plötzlich waren alle Augen auf mich gerichtet.
 

Eigentlich nichts neues, da ich die einzige Frau hier war, aber dieses mal schauten sie anders. Doch die meisten von ihnen konnte ich nicht einmal mehr erkennen, da sie ihre Kapuzen zu tief ins Gesicht gezogen hatten.
 

Nun starrten mich diese Männer finster an und ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich senkte einfach den Blick, sah auf den wunderschön, gemusterten Marmor-Boden und schwieg still. Ich konnte förmlich spüren, wie sie langsam wieder das Interesse an mir verloren.
 

Besser so! Ich mochte es nicht, wenn ich im Mittelpunkt stand oder angestarrt wurde. Dann wurde ich immer so schnell rot. In solchen Momenten würde ich mir am liebsten die Kapuze über den Kopf stülpen und mich davon schleichen. Doch ich musste das alles ertragen, konnte mich nicht verkriechen, im Erdboden verschwinden oder in Luft auflösen und ich konnte mich erst Recht nicht unter der Kapuze verstecken.
 

Denn ich bin ein Novize. Ich bin keine Assassinin, ich bin ein Schüler, ein Lehrling, ein purer Anfänger!

Mir wurde nichts geschenkt oder verraten wie den Meister-Assassinen. Ich musste mir absolut alles erarbeiten, was ich brauchte. Und wenn etwas dem meister missfiel, dann musste ich mir auch dies gefallen lassen.
 

Ich war auch so etwas, wie ein Boten-Junge für alles oder nichts, egal um welche Angelegenheit es sich handelte, ich musste schnell und diskret sein. Es war nicht leicht, insbesondere als weibliche Person. Hier hatte ich kaum Ansehen, wurde manchmal sogar wie ein - ich weiß nicht, ob ich das hier erwähnen darf, deswegen sage ich einfach wie ein "Tier" dazu - behandelt.
 

Es ist ein wahres Wunder, das ich Heute dem Rat des Credos beiwohnen durfte! Meine Stimmung war jedoch gespalten: Ich war zum einen sehr stolz, das ich es bis hier hin geschafft hatte; dann wieder aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten solle; hatte aber auch Angst, das ich irgendetwas falsch gemacht haben könnte oder bald machen würde, denn so wie es aussah, zitterte ich am ganzem Leib.
 

Das bemerkte ich an dem Glas Wasser, das ich gerade gereicht bekommen hatte. Fast ein Viertel hatte ich vergossen. Und als wir endlich in den eigentlichen Saal gebeten wurden, konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen

Der Credo

Nach meinem Kurzen Aussetzer, wegen der Oliven, wurde es wieder ruhiger. Das Gemurmel war verstummt und die Blicke hatten sich von mir angewendet. Als wir in die große, mit Licht erfüllte Halle kamen, wurden meine Augen immer größer.
 

Mein Staunen schien einfach kein Ende mehr nehmen zu wollen. Die Decke, auf die ich noch immer starrte, war so wunderschön verziert, das ich mich wirklich schwer tat, mich davon ab zuwenden, als nun der Meister auch zu uns in die Halle trat. Doch er kam aus einer andere Tür, einer geheim Tür, die sich in der Wand befand.
 

Nun saß ich auf einem kleinen, wenig auffälligem Stuhl, während die anderen, großen und wichtigen Assassinen auf rotem Samt ruhten und ihre Arme auf glatt geschliffenem Eichenholz, das in eine angepasste und angenehme Form gebracht wurde, lagen. Meiner hingegen hatte weder Polster, noch einen weichen Sitz.
 

Es war als säße ich auf Stein. Stetig rutschte ich hin und her und versuchte eine wenigstens etwas bequemere Sitzposition zu finden. Doch es klappte nicht. Ich hörte erst auf als der Meister in seine Hände klatschte und somit den gesamten Saal zum schweigen brachte.
 

Nun ruhte mein Blick auf seinen Augen, auf seiner Haltung und seiner Bewegung. Er hatte diese Ausstrahlung, diese gewisse etwas, das man brauchte, wenn man der Meister aller Meister-Assassinen zu sein!
 

Ehrfürchtig standen wir nun auf, nickten mit den Köpfen und setzten uns wieder. Ich tat das selbe, obwohl man mir keine Beachtung schenkte. Doch ich hatte das Gefühl, das, wenn ich diese Geste nicht gemacht hätte, es mehr Aufgefallen wäre, als mein 'Bäh, bloß keine Oliven!' von vorhin.
 

Als nun alle saßen trat eine schon fast erdrückende Stille aus. Doch sie war nicht unangenehm! Ganz im Gegenteil: Sie war beruhigend.
 

Ich fühlte mich wohl, auch wenn ich immer noch nicht wusste, was ich hier eigentlich zu suchen hatte. Und schließlich fing das Unterfangen statt.

Sie sprachen über Dinge die ich nicht verstand oder über Strategien, wie sie ihre Feinde ein für alle mal eliminieren können; auch über weitere Expeditionen, wer diese leiten müsse oder wohin es überhaupt gehen würde. Natürlich gab es auch persönlichere Gespräche, zum Beispiel über die Familien, der hier gerade Anwesenden oder die Kinder und wie sie sich so machten.
 

Ich schlief beinah ein, als ich plötzlich eine Bewegung neben mir ausmachen konnte. Ich musste gegen das Sonnenlicht blinzeln, bis ich endlich erkennen konnte, wer das war: der Butler von vorhin, dem ich die Oliven so dreist zurück gewiesen hatte.Doch er war nicht der selbe, irgendwie anders.
 

Nun schaute mich dieser mit einem Ausdruck im Gesicht an, den ich nicht zu deuten wusste. Zum einen musterte er mich, mit einem sehr abwertenden Blick, lächelte aber, als habe er eine Vorahnung oder freue sich auf etwas. Als Erwiderung, hob ich nur eine Augenbraue und schenkte ihm keine weitere Beachtung mehr.
 

Plötzlich erhob sich jedoch der Meister und räusperte sich abermals. Sein Blick kreiste und er sah jeden Assassinen am Tisch einmal an - auch mich! Mein Herz blieb fast stehen, als mich sein Blick traf und ich senkte respektvoll meinen Kopf. Doch als ich wieder aufsah, schaute er mich noch immer an. Allerdings waren dieses mal auch die anderen Augen auf mich gerichtet - Wieder mal..
 

Ich spürte die Hitze, die mir zu Kopf stieg, als ich rot wurde. Ich wusste es, ich würde wegen Oliven sterben!, jammerte mir meine Innere, sonst so taff klingende Stimme vor. Und eigentlich war ich der Mut in Persona, doch wenn ich vor den großen, wichtigen und mächtigen stehe schrumpfe ich zusammen wie ein nasser Schwamm unter der glühenden Sonne Saharas!
 

Prompt wurde ich auch schon von dem besagtem Butler am Arm gepackt und nicht gerade vorsichtig auf die Beine gezogen. Zuerst starrte ich noch immer den Rat an, ließ mich schon fast mit offenem Mund zu ihnen schleppen, hatte jedoch noch ein bisschen Beherrschung und warf dem Angestellten einen schon beinah tödlichen Blick zu, während dieser jedoch nur feixte und mit seinen großen Augen schon fast meinte, es sei alles in bester Ordnung.
 

Aber das war es nicht, schließlich wurde ich so gut wie zur Schlachtbank geführt - doch was mich am Ende des Tisches erwartete, kam mir so plötzlich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wurde an den andere, sitzenden Assassinen vorbei geschleppt, noch immer im festen Griff, des jungen Mannes, mit seinen Oliven.
 

Doch jetzt hatte er kein Goldenes Tablett, mit silbernen Runen am Rand, wo die Steinfrüchte drauf lagen. Und was mir erst jetzt aufgefallen war, war die Tatsache, das er auch nicht mehr die selbe Kleidung von vorhin trug. Jetzt hatte er die prächtige Kluft eines Assassinen an seinem Körper und ich konnte das glänzende Metal seines Schwertes in der Scheide, durch die großen Fenster scheinende Sonne, glitzern sehen.
 

Seine Stiefeln waren weich und machten so gut wie keinen einzigen Laut. Mich hingegen hört man durch den gesamten Saal trampeln. Im Gegensatz zu ihm war ich plump - mit meiner schwarzen Novizen-Kutte, mit meinen harten und sehr unbequemen Stiefeln und meines provisorischen Gürtels! Wieder spürte ich die Röte in mein Gesicht schnellen.
 

Jetzt wusste ich auch, warum er mir vorhin so anders erschien - So fremd. Dennoch ließ ich mich mit zerren und schaute jedem Assassinen, an dem ich vorbei kam, ins Gesicht und ich konnte sie lächeln sehen. Tatsächlich! Viele lächelten, andere hatten aber auch eher missbilligend die Mundwinkel nach unten verzogen.
 

Was sollte ich davon halten?!
 

Und plötzlich stand ich ganz vorne, direkt vor dem Meister. Er lächelte mich an & hatte seine Arme begrüßend ausgebreitet, "Der Credo der Assassinen heißt dich willkommen, mein Kind!"

Von Anfang an..

Ich fühlte mich hintergangen!
 

Was geschah hier?

Warum wurde plötzlich alles so festlich?
 

Alle klatschten. Auch die, die eben noch so unzufrieden gewirkt hatten, "Warum?" Ich sah den Meister wie er die Stirn runzelte und mich eben so fragend ansah, wie ich ihn.

"Was meinst du mit 'Warum'? Du hast viel für deine Aufnahme getan, warst fleißig und hast immer im Namen des Credos gehandelt.. nun gut, meistens jedenfalls! Aber das macht uns Assassinen aus, wir passen uns an: und das hast du schneller getan, als erwartet."

Das Runzeln war verschwunden und das Fragezeichen wich dem Stolz, der nun auf seinem Gesicht lag. Aber was hatte ich so großartiges getan, das ich jetzt schon zum Assassinen ernannt wurde?
 

Eigentlich müsste ich noch ungefähr zwei weitere Monate warten. Ich dachte darüber nach, wie es angefangen hatte und wie ich zum ersten mal einen Assassinen begegnete.
 


 

Der erste Assassine der mir begegnet war, hieß Ezio Auditore da Firenze.

Ich war direkt in ihn hinein gerannt, als ich auf der Flucht vor einigen Wachen war. Es war mein erster Fehler in meiner gesamten Zeit als Diebin gewesen und zum Glück auch mein einziger.
 

"Pass doch auf!", Ezio hatte mich etwas sauer angesehen, mich jedoch in Ruhe gelassen. Ich konnte nicht umhin ihn zu mustern und mir fiel sofort auf, das er anderes gekleidet war, als die Anderen!

Er trug eine weiße Kluft, ebenso wie eine Kapuze. Er hatte ein rotes Tuch um seine Hüften getragen und einen ledernen Handschuh, mit Metall an der rechten Hand getragen. Generell trug er viel Leder, aber auch sehr viele verschnörkelte Kleidung an sich. Und einen Mechanismus. Aber ich konnte nicht erkennen, wozu er gut war.
 

Außerdem hatte der Mann eine Narbe. Sie ging quer über seine Lippe. Mit großen Augen starrte ich ihn nun von unten hinauf an. Doch ich konnte auch schon das klappern der Rüstungen dich hinter mir hören. Meine Verfolger waren mir also dich auf den Fersen!
 

Ich musste weiter, drängte mich also an dem Assassinen vorbei und nutzte die Gelegenheit auch gleich, um seinen prallen Geldbeutel mit zu nehmen. Er hatte stark geklimpert und war ganz offensichtlich an seinem Gürtel platziert worden, also warum solch eine Chance verpassen? Ich rannte weiter. Wieder erklang seine Stimme hinter mir, doch dieses mal weil ich ihn einfach so weg geschubst hatte, "Hey, du kannst doch nicht einfach.. Moment"
 

Doch jetzt hatte er auch bemerkt, das etwas an ihm fehlte, "Meine Geldbörse! Du kleine Diebin, gib sie zurück!"
 

Oh nein! Nun waren mir nicht nur mehrere Wachen im Nacken, sondern auch ein Assassine!
 

Das konnte ich nicht gebrauchen. Heute war definitiv nicht mein Glückstag.

Also rannte ich weiter, ohne mich umzuschauen und sprang auf den nächst besten Stand eines Händlers.
 

Ich zog mich auf das Dach hinauf und sprang an ein Fenster, während meine Hand schon nach dem nächsten Vorsprung griff. Ich kletterte einfach weiter in die Höhe, sah weder nach Links, noch nach rechts und sowie so nicht nach unten.
 

Doch als ich schon fast ganz oben war, hörte ich ein zu bekanntes Geräusch. Jetzt sah ich doch nach unten und was ich sah, gefiel mir überhaupt nicht. Der Assassine folgte mir!
 

Aber wie konnte das sein?
 

Damals war mir nicht bewusste das sie so etwas konnten, doch jetzt kenne ich selber ihre Tricks! Ich kletterte höher, bis ich die Kante des Daches erreicht hatte und zog mich hinauf.

Ich rannte quer über die Dachziegel und sprang schon auf das nächste Dach, wobei ich bei der Landung recht schwankte, da ich den Absprung und die Weite zu unterschätzt hatte.
 

Doch ich hielt mein Gleichgewicht und rannte wieder weiter. Während sich meine Beine weiter bewegten, lauschte ich auf das Geräusch, des Sprunges und der Landung hinter mir: und da war es! Mein Herz raste, genauso wie meine Beine über die Ziegel unter mir.
 

Doch die Schritte hinter mir konnte ich deutlich hören, genauso wie das Rufen Ezio's: "Verdammt, bleib stehen und ich verschone dich!", "Das ist Diebstahl, du kleines Miststück!","Hör auf zu flüchten, du hältst das sowieso nicht lange durch, Kleine!" Doch ich hörte nicht auf seine Worte, sonder kalkulierte schon den nächsten Sprung ein.
 

Dieses mal klappte es besser mit der Landung und ich konnte geschmeidig weiter rennen. Doch kaum wollte ich über den Abgrund springen, packte mich eine starke Hand an der Schulter und riss mich herum.
 

Der Griff war fest und tat verdammt weh, doch ich zeigte keinen Schmerz, sondern starrte nur stur in die dunkeln Augen des Mannes. Seine Kapuze verdeckte fast sein Gesicht, doch da ich nicht auf seiner Augenhöhe war, hatte ich dieses Problem nicht.
 

"Gib mir mein Geld zurück, Kleines!", verlangte er, doch ich zögerte einen kleinen Moment. Schließlich holte ich den Beutel heraus und legte ihn in die Ausgestreckte Hand von Ezio. Dieser zog sie zurück und versteckte seinen Beutel besser. Dann ließ er mich los und musterte mich einen Augenblick, "Wieso rennst du nicht weg?", "Habe ich einen Grund dazu? Sie haben ihr Geld wieder.. was nutzt es mir, jetzt noch zu flüchten. Das würde keinen Spaß machen!" Der Assassine lachte kurz auf und zuckte dann mit den Schultern, "Da hast du wohl Recht. Wie alt bist du?"
 

Ich hob eine Augenbraue. Hatte er mich gerade wirklich nach meinem Alter gefragt?
 

Wieder zögerte ich, sah mich jetzt aber einmal kurz um, bevor ich antwortete: "Ich bin Neun Jahre alt! Und sie, wenn ich fragen darf?" Dieses mal lachte er etwas länger, brach dann aber abrupt ab und sah mich fragend an, "Neun Jahre? Wer hat dir beigebracht so auf Häuser zu klettern? Außerdem fragt man ältere nicht nach dem Alter. Das ist unhöflich!", "Als würde ein Straßenkind auf Höflichkeit achten!"
 

Fluchte ich. Bei meinen scharfen Worten zuckte er ungewollt, doch unauffällig zusammen, "Tut mir leid.. das wusste ich", "Nicht? Nein, mir sieht man die Armut ja auch nicht an! Ihr mit euren weichen Stiefeln und Mänteln. Ihr habt keine Ahnung von all dem, was hier draußen nachts geschieht!" Ich spuckte aus, merkte jedoch, das ich ihm die Worte geraubt hatte. Dachte ich zumindest, denn nun trat er einen Schritt zurück und senkte den Blick.
 

Ich tat es ihm gleich. Plötzlich knurrte mein Magen und das lauter als gedacht. Ezio feixte, "Hast du Hunger?" Ich schlang meine Arme um meinen Bauch und schüttelte den Kopf.
 

Doch in Wahrheit hatte ich riesigen Hunger! Ich hatte seit Tagen nichts richtiges mehr im Magen gehabt. Außerdem wurde es kalt. Ich sah von dem Mann zur Sonne, die sich gerade hinter die Berge verkroch. Blutrot. Sie war wunderschön . Lange sah ich auf sie, bis ich bemerkte, das ich zitterte.
 

Nun legte ich meine Arme um meine Schultern, um mich wenigstens irgendwie warm zu halten. Ich spürte den Blick des Assassinen auf mir, "Weißt du, wo du heute Nacht schlafen kannst?" Abermals schüttelte ich den Kopf. Doch dann hob ich den Blick und sah ihn, so gut es mit seiner Kapuze ging, an, "Nun, vielleicht wieder in der Scheune, wo ich auch schon die letzten Nächte verbracht habe..."
 

Ezio hingegen schüttelte den Kopf, "Nein, nein. Du kommst heute Nacht mit zu mir, solange du mir versprichst, nichts zu klauen!" Zuerst dachte ich, er mache Witze, doch die Ernsthaftigkeit in seinen Worten gab mir doch zu bedenken, das er es vielleicht doch so meinte. Schließlich nickte ich, "Versprochen!" Mit seiner Hand gab er mir ein Zeichen, das ich ihm folgen sollte.
 

Das tat ich und schon nach wenigen Schritten lief ich neben ihm. Als wir wieder von dem Haus geklettert waren, sah er mich freundlich an, "Ich bin Ezio Auditore da Firenze.", "Feraz!" Er nickte und machte eine einladende Handbewegung, "Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Feraz!" Ich grinste ihn an, "Ganz Meinerseits, Ezio!" Schließlich folgte ich dem Assassinen. "Achja, du hast mich gefragt von wem ich das Klettern gelernt habe..."

Eine Frage Der Ehre

Es war bereits dunkel, als wir an einer Tür stehen blieben und der Assassine daran klopfte. Kurz sah ich mich um und musste feststellen, das wir im Künstlerviertel von Florenz gelandet waren. Fragend sah ich den Mann vor mir an, als ein junger Mann, ich schätzte ihn auf Ezios Alter, diese auch schon nach kurzer Zeit öffnete.
 

"Ezio Auditore!", breit lächelnd umarmte der Fremde ihn & hielt den Assassinen dann vor sich, um ihn zu mustern, "Leonardo! Schön dich wieder zusehen." Ich stand neben den zwei Männern und beobachtete interessiert den regen Wortwechsel.
 

Zuerst erzählte Ezio wo er gewesen war, was er getan, gesehen, erlebt oder gehört hatte, dann klärte der etwas kleinere Mann, was er in der Zeit alles erfunden und gebaut hatte. Ich hatte schon viel von Leonardo da Vinci gehört und habe ihn immer für verrückt gehalten!
 

Er war ein Erfinder; für mich das Zeichen das er sowieso schon einen knacks weg hatte. Aber was mir sofort auffiel, war, das er weder unfreundlich, noch knauserig oder sonst irgendwie negativ war. So eindringlich, wie er mit Ezio sprach, kam er mir sogar mehr wie ein Mann vor, der gern Gesellschaft um sich herum hatte und aus irgendeinem Grund ahnte ich, das ich dies für einige Zeit sein würde.
 

Ich dachte darüber nach, wie es wohl sein würde, wirklich mit diesem mann unter einem Dach zu wohnen. Verrückte Gedanken und Ideen schossen mir durch meinen Kopf. Manche waren sogar so verrückt, das ich selbst darüber den Kopf schüttelte und mich fragte, wie ich auf solche Gedanken kommen konnte.
 

Als ich so meinen Gedanken nach hing, sahen die beiden Männer mich an, "Ist sie das?" Der Assassine nickte bestimmend, sah dann von meinem Gesicht zu Leonardos und dann zu ein paar friedlichen Passanten, die gemütlich an uns dreien vorbei gingen.
 

Es dauerte eine Weile bis sie ihren Spaziergang fortsetzten, doch als sie fort waren, sprach er aus, was ihm aus der Zunge lag: "Ja, das meist gesuchte Mädchen in Florenz! Eigentlich sollte ich sie ausfindig machen und dem Credo überbringen, aber sie ist mir zufälliger Weise schon am ersten Tag in die Arme gelaufen..."
 

Da Vinci lachte, "Du hattest einfach Glück, mein Freund! Aber wo willst du mit ihr hin?" Ezio grinste und Leonardo dämmerte es, "Freund, du verlangst zu viel! Was kann ich ihr denn schon bieten, außer ein paar Basteleien?", "Mehr als du denkst, Bruder. Bitte nimm sie wenigstens für diese Nacht bei dir auf! Ich wüsste sonst nicht wohin mit ihr und ein Bett, in einem warmen Haus, wo sie sicher ist, wird sie bestimmt glücklicher machen, als mit mir durch die Stadt zu rennen - oder besser gesagt über die Dächer der Stadt..."
 

Als ich meine Konzentration wieder auf den Assassinen und seinen Freund richtete, sah erst genannter, den zweit genannten mit einem so bittendem Blick an, das es fast so aussah, als würde er wie ein Hund nach einem Stück Fleisch betteln. Ich musste mir mein Lachen ersticken, was wiederum zu einem melodramatisch erweiterten Hustenanfall führte.
 

Denn ich hatte irgendwie doch mitbekommen, das es um mich und meine Unterkunft ging. Mit großen, runden Augen sah ich nun zu den beiden Herren hinauf. Ezio grinste, denn Er musste erkannt haben, das ich mit den Gedanken Da Vinci's spielte. Leonardo hingegen musterte mich scharf, allerdings mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, "Nun gut. Für eine Nacht will ich euch nicht fort schicken."
 


 

Kurze zeit später lag ich frisch gebadet und wohl gesättigt in einem mollig, warmen Bett. Meine Augen fielen mir immer wieder zu, da ich einfach zu müde war - Außerdem war das Kissen, auf dem Mein Kopf lag, ungeheuer bequem! Der Assassine war Leonardo dankbar um den Hals gefallen und hatte gemeint, das er etwas bei ihm gut hatte, "Ich werde Morgen Abend wiederkommen und sie abholen. Während ich fort bin, bist du freundlich zu ihm!"
 

Stumm hatte ich genickt und ihm lange nach geschaut, als Ezio im dunkeln verschwunden war. Ich fühlte mich komisch. Ich kannte Leonardo kein bisschen, hatte so wieso schon Misstrauen und dann sollte ich auch noch eine Nacht lang in seinem Haus schlafen?
 

Ich kuschelte mich tiefer in die Decke, um besser einschlafen zu können, dachte allerdings weiter nach. Noch vor kurzem hatte ich in einer Scheune geschlafen, die einem nicht gerade freundlichem Bauern gehörte; hatte um Nahrung oder Arbeit förmlich gebettelt und habe einfach auf der Straße um mein Überleben gekämpft.
 

Doch jetzt lag ich in einem richtigem Bett, mit weichem Kissen, einer gemütlichen Decke und sauberer Kleidung. Nun ja, es war mehr ein Nachthemd wie mir schmunzelnd erklärt wurde. Ich wurde von den Hausmädchen gebadet, im Nachtgebet unterrichtet und mit vollgestopften Magen ins Bett gesteckt. Nun lag ich da und schlief fast ein. Und das tat ich auch sehr schnell!
 

Das Bett war einfach so weich und das Kissen roch so gut und.. ich hatte keine Ahnung, wann ich genau einschlief.
 


 

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, da es für mich reine Gewohnheit war. Mich lange streckend, fiel ich in das weiche Bett zurück und rekelte mich genüsslich darin. Ich hatte wirklich an alles gedacht, aber das ich eines Tages in einem weichen Bett schlafen und Frühstück bekommen würde.. nein, das wäre mir nie in den Sinn gekommen!
 

Mit einem noch etwas müde klingendem Gähnen, sprang ich freudig aus meinem gemütlichen Federn und ging zum Fenster. Verschlafen und noch halb im dunkeln lag Florenz vor mir. Hier war meine Heimat! Hier wurde ich geboren und hier würde ich eines Tages, als glückliche alte Frau sterben.
 

Natürlich würden sich meine drei Kinder noch um mich kümmern. Ich würde neben meinem Mann begraben und ihn im Himmel wiedersehen. Und das alles in Florenz.. Während ich meine Ellenbogen auf die Fensterbank abstützte, träumte ich weiter darüber nach, was ich vielleicht noch alles erleben würde. Langsam ging vor mir die Sonne auf. Ehrfürchtig betrachtete ich sie lange und in Gedanken versunken, bevor ich mich schnell umzog und nach unten ging.
 

Die Sachen die ich trug, waren nicht meine alten, doch ich zögerte nicht lang. Schließlich wollte ich keinen Ärger machen, auch wenn es mir etwas unangenehm war. Ich trug eine kleine Robe, mit schwarzer Hose und einem rotem Tuch um meiner Hüfte. Um meinen Hals lag ein ebenso roter Schal, den ich mir im Falle eines Falls auch bis über die Nase ziehen konnte.
 

Die Sachen waren alle frisch gewaschen und rochen genauso gut, wie das Bett in dem ich eben noch gelegen hatte. Leise kichernd, stieg ich die schon ziemlich ausgetretenen Stufen herab und freute mich über den nun ganz hell erleuchteten Raum, in dem ich stand.
 

Die Sonne war voll aufgegangen und ermöglichte es mir, nun einen Blick auf all die Dinge zu werfen, die am gestrigen Abend noch im Dunkeln gelegen und kaum zu erkennen gewesen waren. An den Wänden oder an der Decke hingen merkwürdige Gerätschaften und viele Bilder sowie Zeichnungen; überall standen Gläser mit komischen Inhalt auf den vielen Tischen oder Regalen. Arbeitsmaterialien lagen einfach auf dem Boden, ebenso wie Werkzeuge und Waffen.
 

Meine Augen wurden größer, als ich auch einige Bilder mit Modellen sah, die aussahen, als könnte man mit ihnen fliegen. Neugierig lief ich umher und sah mich genau um. Immer gab es irgendetwas anderes, was mich nur noch mehr zum Staunen brachte. Ich betrachtete alles mit einem vorsichtigem Abstand, obwohl mir meine Neugierde das Gegenteil vorschlug.
 

Schließlich entdeckte ich die Zeichnung vom Vorabend. Vorsichtig zog ich sie ein kleines Stück näher zu mir, um sie genauer anschauen zu können. Meine Augen weiteten sich vor Begeisterung; mit welch einer Genauigkeit hier skizziert wurde, war beinah unglaublich! Vorsichtig fuhr ich mir einem Finger, die mal kräftig, mal zart gezeichneten Linien nach. Ich war so in das Bild vertieft, das ich nicht bemerkte wie sch jemand von hinten an mich heran schlich. Erst dessen Geräusper ließ mich wieder wach werden und hoch fahren, "Leonardo! Ehrm, ich habe nur... Ich war neugierig und", "Hast dir meine Werkstadt angesehen." Zuerst zögerte ich bei seinen Worten, nickte aber schließlich, wobei ich beinah unterwürfig zu Boden starrte.
 

Leonardo musterte mich mit verschränkten Armen und ernster Miene. Zumindest für diesen Moment, denn schon im nächsten fing er lauthals an zu lachen. Verwirrt starrte ich zunächst auf das Gesicht des Mannes, dann auf die Zeichnung die immer noch in meinen Händen ruhte, "Habe ich etwas falsches gesagt, Herr?"
 

Noch immer lachend stützte sich Leonardo an einem Tisch ab, wobei er den Kopf schüttelte, "Nein, nein! Ich bin einfach begeistert, das du anscheinend ein solches Interesse für meine Flugmaschine hast." Ich hatte also Recht gehabt und lächelte zustimmend, "Ja, ich finde sie großartig Herr! Schon allein die Zeichnung ist faszinierend! Mit welch einer Sorgfalt ihr gezeichnet habt.. wie haben sie das nur geschafft?"
 

Doch plötzlich wurde sein Lächeln von einem ernsterem Blick ersetzt, "Mag sein, aber ich verzweifle auch an ihr.. Ich habe schon viele kleinere Modelle gebaut und versucht, sie fliegen zu lassen, aber sobald ich mit einem kleinen Gewicht den menschlichen Körper simulieren wollte..", Er simulierte mit seinen Händen einen abstürzenden Vogel.
 

"Menschen können damit fliegen?!", ich fiel ihm mehr ungewollt ins Wort, war aber zu aufgeregt um es rechtzeitig zu bemerken. Er schüttelte deprimiert den Kopf, "Eben nicht. Er ist einfach zu schwer und außerdem wäre es viel mehr ein 'kurz in der Luft gleiten' als fliegen." Enttäuscht ließ ich wieder Kopf und Zeichnung sinken.
 

Bei seinen ersten Worten hatte ich sie fester zwischen die Finger genommen, doch jetzt hing sie nur noch lose dazwischen. Seufzend kam er auf mich zu und hockte sich vor mich, wobei er freundschaftlich eine Hand auf meine Schulter legte, "Sei nicht traurig. Eines Tages wird der Mensch so fliegen können, wie die Vögel am Himmel!"
 

Er lächelte aufrichtig und ich lächelte ehrlich zurück. Und ich schwöre bis zum heutigen Tag, das ich in diesem Moment ein plötzliches Aufleuchten in seinen Augen erkannt hatte, denn plötzlich fing er an, breit zu grinsen, "Aber warum auf das 'Eines Tages' warten, wenn wir nicht jetzt schon anfangen können?! Wenn du mir hilfst, können wir die Welt noch ein kleines Stück weiter revolutionieren!"
 

Ohne weitere Worte oder gar auf meine Antwort zu warten, schnappte er sich die Zeichnung und ging an mir vorbei. Leonardo ließ das Blatt auf einen dicken Arbeitstisch sinken und ging dann in einen der Nebenräume, wobei er in einem Selbstgespräch vertieft nach irgendwas kramte. Ich hingegen kletterte geschickt auf den Tisch und hockte mich, mit den Knien voran, neben die Zeichnung.
 

Meine Augen ruhten auf dem Bild, während meine Ohren auf die Geräuschkulisse im Hintergrund achteten. Nach kurzer Zeit beobachtete ich schmunzelnd wie da Vinci etwas schwankend, mit voll beladenen Armen, wieder in die Werkstadt kam. Er trug viel Holz an den Tisch. Es war verdammt viel Holz, wie ich sogar feststellen musste. Als er es schließlich geschafft hatte, zum Tisch zu taumeln, half ich ihm die vielen Holzbalken vorsichtig auf dem Tisch auszubreiten.
 

Und schon schien er wieder zu zögern. Mit hochgezogener Augenbraue griff er sich an sein, mit einem Bart geschmücktes Kinn und musterte das Holz. Ich tat es ihm gleich, auch wenn ich keinen Bart getragen hatte. Es sprachen einige Dinge dagegen, da ich zum ersten zu jung und zum zweiten ein Mädchen bin, aber das sei außen vor gelassen! In dieser denkenden Position betrachteten wir nun die still vor uns liegenden Holzlatten.
 

Nach einiger Zeit ging Leonardo auf die andere Seite des Tisches, räumte einige Gläser mit seltsamen Flüssigkeiten weg und verharrte schließlich wieder in der selben Position wie eben auch. Nachdem ich sein Tun verfolgt hatte, ahmte ich ihn wieder nach. Nach kurzem denken und einem lautlosem Seufzer meinerseits, sah ich vorsichtig zu dem noch immer überlegenden Mann, "Und nun?"
 

Meine Stimme war kaum zu hören gewesen, doch in dieser Ohrenbetäubenden Stille kam es mir fast wie ein Schrei vor. Stille. Das einzige was zu hören war, war sein schweres Atmen und das Getrampel der Angestellten im oberen Stockwerk. Er schien meine Frage nicht gehört zu haben, denn er bewegte sich weder, noch beachtete er mich auch nur mit einem Auge! Selbst die Menschen, die draußen schon längst ihre Wahren anpreisen und verkaufen, oder einfach nur in der Gegend herum liefen und sich mit anderen unterhielten, waren nicht zu hören.
 

Bei dieser unheimlichen Stille wurde mir ganz anders, also schlug ich mit einer Faust auf eine der Holzlatten und schrie vor Schmerz kurz auf. Leonardo war zusammen gezuckt und schenkte mir einen mitleidsvollen aber auch mahnenden Blick. Schließlich kam er zu mir herum und untersuchte meine Hand, "Tut mir leid, manchmal versinke ich einfach in meinen Ideen und bekomme kaum noch mit, was um mich herum geschieht. Irgendwie sehe ich schon die Dinge fertig vor mir und das macht es nur um so schwerer, sie auch zu Ende zu bringen, verstehst du?"
 

Ich schüttelte den Kopf, wobei ich selbst auf meine Hand sah. "Nun.. vielleicht möchtest du lieber etwas für mich holen? Ich brauche es, damit wir mit der Maschine beginnen können! Eigentlich wären es mehrere Dinge, die du erledigen könntest. Zum einen würden sie meinen Alltag um einiges erleichtern und da meine Lehrlinge schon genug zu tun haben und ich erst recht nicht genug Zeit habe..
 

Du würdest mir eine große Freude damit bereiten, Feraz!" Ich hörte aufmerksam seinen Worten zu und nickte bei jedem Satzende. Ich hatte ein Lächeln aufgesetzt, "Das wäre eine willkommene Abwechslung, als jeden Tag andere Leute zu bestehlen...", sofort hatte ich mir die Hände vor den Mund gehalten, auch als Leonardo meine wunde noch untersucht hatte.
 

Er musterte mich scharf und schüttelte den Kopf, "Du musst eines lernen: Wenn du im Auftrag von jemanden handelst, darfst du dir so etwas nicht mehr erlauben! Gerade durch solche Tätigkeiten bekommst du einen schlechten Ruf und da du noch so jung und doch schon so bekannt bist.. nun, es wird schwer dir wieder eine Weiße Weste zu verpassen." Ich sah an mir herunter und betrachtete meine Kleidung.
 

Sie war nicht weiß, da hatte Er recht, aber ich konnte doch auch einfach ein Weißes Hemd anziehen.. Wenn ich mir denn eines leisten könnte. Leonardo schmunzelte, "Das war eigentlich eine Metapher, Kleines. Aber gut, wenn du mir Versprichst nichts dummes anzustellen und dich in der Öffentlichkeit ruhig verhältst, dann werde ich dich für deinen Fleiß auch belohnen."
 

Die einzige Antwort die er bekam, war mein Magenknurren, bevor ich überhaupt meinen Mund zum Satz formen konnte. Ein kurzes Lachen entfuhr ihm, wobei er zu einem anderen Tisch ging, "Und Frühstück gebe es dann natürlich auch! Na, wie klingt das für dich?" Ich hatte wieder aufmerksam zugehört und überlegte kurz. Meine Hände ruhten auf meinem Bauch. Ich hatte wirklich großen Hunger und konnte dies nicht einmal verbergen.
 

Schließlich sah ich zu Tür und dann wieder zu Leonardo. Letztendlich sagte ich entschlossen lächelnd: "Das ist doch eine Frage der Ehre!"

Sprung durch Florenz

Ich stand nun direkt vor der Tür von Leonardos Atelie und überlegte wo ich nun zuerst hingehen sollte. Entweder zum Schmied - der war am nahsten dran - oder vielleicht doch lieber zum Schneider, die Flügel bestellen - dieser war am freundlichsten und hatte oft ein paar Süßigkeiten für mich übrig, wenn ich nur freundlich genug fragte.
 

Allerdings könnte ich auch zuerst dem Tischler einen Besuch abstatten. Ich stand lange vor der Tür und überlegte. Ich könnte doch einfach zum Tischler, dann zum Schneider und letztendlich zum Schmied gehen.
 

So hätte ich auf dem doch etwas sehr langem Weg noch etwas Zeit und könnte mich in Ruhe umsehen. Schließlich kannte ich die Wohlhabenden-Viertel nur durch das gehetzte hindurch laufen, wenn ich auf der Flucht vor den Wachen war. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
 

Ich zögerte nun doch einfach drauf los zu laufen, ohne darüber nach gedacht zu haben, das ich trotz der Geschehnisse vergangener Nacht noch immer eine Gesuchte war. Ich sah mich zwischen all den herumlaufen und laut plappernden Mensch um - nur um fest zustellen das ich mich jetzt noch kleiner fühlte, als ich es sonst schon tat. Vielleicht sollte ich Leonardo doch sagen, das ich das nicht konnte. Aber dann würde ich meine Ehre verlieren. Ich war doch immer unbesiegbar gewesen.
 

Hatte die Häuser und Scheunen der Stadt erklommen, bin unzähligen Wachen entwischt und nun hatte ich einfach Angst, nur einige Aufträge in Bestellung zu geben? Das war nicht ich! Diese Gedanken hatte mir meine Augen verschlossen, damit ich nicht sehen konnte, wozu ich in der Lage war! Ich hatte für einen kurzen Moment vergessen, wo ich hingehörte und wer ich war. Das durfte kein zweites mal vorkommen und somit schwor ich - und das war nicht mein erster Schwur den ich auch eingehalten habe - das ich niemals vergessen würde.
 

Mein Blick wanderte auf dem Boden, dann zu den Menschen und plötzlich entdeckte ich die Lücke, die sich zwischen den Massen auftat. Ohne weiter über irgendetwas nachzudenken spurtete ich los, ohne auch nur eine Sekunde auf die Leute um mich herum zu achten. Gut so, denn ich hätte sonst riesigen Ärger bekommen. Durch meinen 'Jetzt auf Gleich' Start hatte ich einige Passanten erschreckt die rückwärts taumelten und dabei einen Lieferanten umrissen, der sehr zerbrechliche Gegenstände bei sich trug. Das Geschrei war groß, genauso wie der Schaden der dabei entstanden war.
 

Ich machte mich weiter aus dem Staub und bog um die nächste Ecke. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht bemerkte ich, das ich in eine Sackgasse geraten war und als ob es nicht auch schon genug war, hörte ich doch tatsächlich das laute Trampeln der wütenden Menge die hinter mir her war. Aus reinem Reflex zog ich mir mein Halstuch bis über die Nase und kletterte auf einige Körbe die in einer Ecke aufgestapelt standen.
 

Oben angekommen nutzte ich meinen Schwung und sprang zu einem kleinem, hervorragendem Mauerstein hinauf, wobei ich mich mit aller Kraft an diesem festhielt und weiter hinauf zog. Während meine Arme mich hochzogen, suchten meine Augen schon nach dem nächsten Griff, an dem ich mich festhalten konnte.
 

Die Stimmen waren nun verdammt nah, so, das ich schon ihre Flüche genauestens heraus hören konnte: Allerdings waren es immer die gleichen, wie zum Beispiel 'Stronzo', 'Abominato', 'Cabe Rognoso', 'Codardo', 'Al Ladro' und viele weitere waren. Ohne noch weiter auf die Passanten, die nun direkt unter mir standen und denen ich mit meiner Kletterkunst die Sprache verschlagen hatte, zu achten, kletterte ich höher.
 

Ab und zu platzten ein paar Wörter aus mir heraus, aber auch nur um mich zu entschuldigen oder, was ich am liebsten tat, sie zu beruhigen, "Calma, Messere. Perdonate!" Genervt verdrehte ich die Augen, als ich endlich oben ankam und erst einmal die Aussicht genoss. Genüsslich sog ich die um einiges frischere Luft in mich ein. Italien, mein Herz sei dein!
 

Nach ein paar Minuten hatte ich mich nun wieder besonnen und war bereit, die Bestellungen zu machen. Mit einem Leuchten in den Augen lief ich nun gemütlich über die nächsten Dächer. Dabei genoss ich das Geräusch das dabei entstand, wenn meine Schuhe über die Schindel der Dächer strichen. Dieses Hohegefühl war einzigartig! Allerdings endete es immer sofort abrupt, wenn ich an die Kante des Daches kam und nach unten schaute.
 

Vorsichtig linste ich über den, für mich noch zu schaffenden Vorsprung und schätzte ungefähr ein, wie weit entfernt das andere Dach entfernt lag. Ich dachte an ein bis eineinhalb Meter. Dürfte ich schaffen, wenn ich genügend Anlauf nahm. Ich ging also zurück und bedachte genau, wie ich richtig abspringen könnte.
 

Als mir der Gedanke kam, weit genug gegangen zu sein, hielt ich inne und drehte mich um.
 

Meine Augen hielten an meinem Ziel fest, während meine Gedanken kreisten: Was wäre, wenn ich versagte?
 

Das Haus war hoch genug im mir mein Genick brechen zu können. Weg! Verschwindet, ihr furchtbaren Gedanken! Nachdem diese Gedanken verschwunden waren, zögerte ich nicht mehr länger und setzte mich umgehend in Bewegung.
 

Meine Beine wurden schneller und ich erinnerte mich daran, wie ich vor einem Tag noch vor Ezio geflüchtet war. Ich spürte plötzlich wie mir pures Adrenalin durch meine Blutgefäße schoss. Genug um mich noch einen ganzen Spurt schneller zu machen. Die Kante kam un immer Näher, ich verspürte nichts mehr, außer den drang zu springen, um zu fliegen. Nur noch Vier Schritte. Noch Drei, zwei, Eins...
 

Nichts. Unter mir verschwand das Dach, für den Bruchteil einer Sekunde erkannte ich unscharf den Boden.
 

Und schon landete ich. Eleganter als gedacht kam ich auf dem Dach auf und ich wunderte mich, warum ich soweit geflogen war. Ein rascher Blick hinter mich, verriet mich: Ich war über die Kante hinaus, noch mindestens Zwei Meter weiter gesprungen als geplant.
 

Mit einem herausfordernden Grinsen machte ich einen Sprint-Start und nutzte dazu meine geduckte Haltung als Absprung. Durch das Adrenalin kannte ich nun keine Angst mehr, sprang über mehrere kleine Abgründe die vor mir aufklafften und überwand selbst einige gespannte Seile, die von Dach zu Dach über manches Dach führten. Mein Grinsen hielt inne, bis ich plötzlich dem Florentiner Dom gegenüber stand.
 

Von meinem Dach aus schaute ich ehrfürchtig zu der Kuppel hinauf, die hoch hoch über den Köpfen der gesamten Menschheit erhob und prunkvoll in der Sonne strahlte. Für den kurzen Moment, in dem ich das riesige Gebäude bewunderte, plante ich schon meine nächsten Schritte. Geschickt und elegant kletterte ich schnell vom Dach und landete leichtfüßig auf dem gepflasterte Boden.
 

Mit eiligem Schritt gelangte ich nun zum Tischler, den ich schon vom weitem seine Wahren anpreisen hörte, "Ich habe was ihr sucht! Kommt näher und seht es auch selbst an! Ich habe es hier" doch etwas leiser fügte er hinzu: "- sicher irgendwo dahinten..." Kichernd ging ich direkt zum Stand und lehnte mich über die Theke.
 

Ich konnte jetzt direkt in das Atelie schauen und musterte den jungen Mann, der gerade ein Rad glatt hobelte und schmunzelte, "Stellst dich ja gut an, Francesco!"

Der Lockenkopf bewegte sich in meine Richtung. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde der Junge keine Augen haben, da seine Haare sein halbes Gesicht verdeckten, doch dann strich er sich seine wilde Mähne hinter sein Ohr und lächelte mich an, "Feraz! Was kann ich für dich tun?"
 

Ich lächelte nun und lehnte mich, so gut es ging, auf den kleinen Tresen, der voll war mit Skizzen von möglichen Gestaltungsmöglichkeiten des Holzes. Francesco kam auf mich zu und lächelte mich ebenso freundlich an, wie ich ihn, "Nun, ich brauche etwas." Ein kurzes Zwinkern meinerseits ließ ihn eine Augenbraue hoch fahren, "Aha... und für wen, wenn ich fragen darf? Sicherlich für den Herren, für den du dich so schick angezogen hast.", "Mir gefällt dein Ton nicht, guter Freund!", mahnte ich, doch er winkte nur belustigt ab.
 

Schließlich wurde er wieder Ernster, "Gut, also: Was brauchst du, bambini principessa?" Ich hielt mir gespielt belustigt die Hand vor den Mund wobei kicherte, "Sie schmeicheln mir, nobiltà Signore! Aber gut, ich brauche Holz."

Francesco fing herzlichst an zu lachen und es schien fast so, als könne er nicht mehr aufhören.
 

Eingeschnappt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Ich schmollte, "Das war mein Ernst... Ich brauche es nach diesen Plänen. Wenn es fertig ist, bringt es zu Leonardo Da Vinci! Du weißt schon, dem neuen Erfinder."

Das Lachen brach abrupt ab, "Was?!"
 


 

Nachdem ich Francesco alles erklärt hatte, trat ich nun den Weg zum Schneider an. Heute waren die Straßen ungewöhnlich voll und die Marktplätze konnte man so gut wie überhaupt nicht durchqueren. Also nahm ich denselben Weg, den ich auch zum Tischler genommen hatte. Dieses mal nahm ich allerdings keine Hilfe von Körben an, sondern hielt mich zunächst an einem schlichtem Fensterrahmen fest.
 

Dann zog ich mich höher zu einer Zierleiste und arbeitete mich weiter, zum nächsten Fenster. Am Dachrand angekommen zog ich mich vorsichtig hoch, damit keine der schweren Schindel hinunter fiel. Dennoch erregte ich genügend Aufmerksamkeit um wieder einige Sprüche an den Kopf geknallt zu bekommen. Wie nervig!
 

Abermals zog ich das Tuch über meine Nase und genoss das kurze Gefühl, das mich durchströmte. Ich wusste nicht genau was es war, aber ein klein wenig schwang Überlegenheit in meinem Seufzen mit. Die Stimmen hinter mir ignorierend setzte ich meinen Weg fort.
 

Genauso wie eben, sprang ich über kleinere Abgründe, kletterte über ein bis zwei Seile und genoss die Aussicht. Die Landschaft um Florenz herum war überwältigend.. So wunderschön und doch gefährlich.
 

Dort draußen gab es Mörder, Diebe & wilde Tiere, die nur darauf warteten, unschuldige Menschen zu überfallen! Genug geträumt, Feraz, du hast eine Aufgabe zu erledigen!, mahnte ich mich selbst und kletterte schon, direkt neben des Schneiders Stand am Haus hinunter.
 

"Was brauchst du denn heute, piccola signora?", leicht verwirrt schaute der Schneider an der Wand hinauf von der ich gerade gesprungen kam, während er die an mich gerichteten Worte aussprach. Dann kratzte er sich am Kopf, zuckte mit den Schultern und sah mich lächeln an. "Wieder etwas süßes oder lieber doch etwas zum anziehen?", das Halstuch wieder nach unten ziehen, schüttelte ich den Kopf.
 

Ich wusste was ich brauchte und wollte dieses mal nicht so viel zeit damit verbringen, auch noch Piedro erklären zu müssen, das meine Bestellung zu Leonardo Da Vinci gehen würde. Also fasste ich es relativ kurz, was mir beinah schon leid tat, da ich mich unwahrscheinlich gern mit dem schon etwas älterem Mann unterhielt, "Weder noch, Piedro. Ich brauche zwölf Ellen Länge und sechs Ellen Breite deines besten Segels, an diese Adresse geliefert."
 

Mit einem freundlichem Zwinkern schob ich ihm einen Zettel über die Theke zu und war auch schon am wiederholtem hochziehen meines Tuches, wobei ich mich zum gehen abwendete, als er mir plötzlich etwas hinterer rief, "Feraz, du kleiner Schlingel! Egal was du jetzt schon wieder angestellt hast, du wirst eine Stärkung brauchen!"
 

Grinsend rannte ich zurück um mir die Honigbonbons zu holen, bedankte mich herzlichst mit einem kleinem Knicks und war auch genauso schnell wieder verschwunden, wie ich aufgetaucht war. Als Piedro den Zettel langsam auffaltete und die Adresse las, wurde ihm mulmig. Das einzige was noch auf dem Zettel stand, waren die in Eile hingekritzelte Worte: Ich erkläre dir alles, wenn du die Bestellung persönlich ablieferst!

"Dieses Mädchen... hat nichts als Flausen im Kopf.", innerlich lachend ging er nun in die Werkstadt & machte sich an seine Aufgabe.
 


 

Eines, der insgesamt fünf Bonbons lutschend, war ich nun auf dem Weg zum Schmied. Dieser Geschmack! Oh, es würde für immer meine Lieblingssüßigkeit bleiben!
 

Ohne daran zu denken beobachtet zu werde, kletterte ich nun zum dritten mal an diesem Tag auf ein Dach. Oben angekommen sah ich mich erst einmal genau um. In östlicher Richtung lag Francescos Tischlerei, direkt hinter mir, also in süd-östlicher Lage war der Schneider. Und genau im Norden war der Schmied. Wenige Blöcke vom Künstlerviertel und somit Leonardos Werkstadt entfernt. Sah ich nun weiter westlich, ragte hoch über den Dächern der Dom und sein anliegender Turm.
 

Mit der Sonne halb im Rücken marschierte ich nun los, wieder über die Schindeln. Es machte mir Spaß durch Florenz hin und her zu springen. Vor allem weil ich dadurch lernte meine Kräfte besser einschätzen zu können und die Sprünge besser abzupassen.
 

Das nächste Bonbon in den Mund steckend achtete ich nicht auf die Menschen unter mir und rannte weiter. Ich sprang abermals über Abgründe, hangelte mich ab und zu von Dach zu Dach und übermütig wie ich war, kletterte ich auf einige Schornsteine.
 

Der Weg zum zum Schmied war nicht mehr weit, als ich plötzlich ein Geräusch hinter mir hörte, was mir nicht sonderlich gefiel. Ich drehte mich um und sah wie die langgezogenen Schatten einer kleiner Gruppe von Menschen an der gegenüberliegenden Wand länger wurden. Schnell, aber leise eilte ich zum Rand und schaute hinunter.
 

Mein Gedanke bestätigte sich, als meine Augen das Ziel suchten und Fanden: Wachen. Na wunderbar! Ich hatte die Zeit nicht beachtet. Die Sonne stand tief genug, es konnte jetzt ungefähr schon siebzehn Uhr sein.
 

Ich richtete mich auf und schaute zur Sonne. Ich legte mir die Hand so vor die Augen, das sie mich nicht zu sehr blendete. Dann sah ich auf das dach vor mir und wieder zu den Wachen hinunter. Und dann geschah etwas.
 

Ich weiß bis heute noch nicht wie das passieren konnte, aber eine der Schindel löste sich unter meinem Schuh und zerbrach auf dem Boden zu tausenden von winzigen Stücken, knapp neben eine der Wachen. Diese war erschrocken zur Seite gesprungen und schaute verärgert nach oben. Und was er entdeckte war mein Gesicht, dessen Augen etwas panisch aussahen, "Hey! Komm da sofort runter!Ihr dürft dort oben nicht sein! Poco sfacciata, das wirst du büßen!"
 

Nachdem er diese Worte auch schon ausgesprochen hatte, machte er sich drauf und dran, ebenfalls auf das dach zu kommen - Und die ganze Patrouille gleich mit ihm. Mit einem schweren Keuchen trat ich vom Rand zurück und sah mich um. Es gab nichts wo ich mich verstecken und niemand der mir helfen konnte.
 

Und da war sie wieder - meine Angst. Ich rannte einfach Planlos über das Dach, bis zur nächsten Kante und sprang hinüber. Mein Halstuch flatterte wild im Wind meiner Geschwindigkeit und drohte beinah mir von der Nase zu rutschen. Doch ich rannte weiter. Meine Panik wurde größer und schließlich schaffte ich es sogar irgendwie schneller als sonst von einem Haus zu klettern und flüchtete mich in die Massen.
 

Ich rannte weiter, habe so manchen Passanten zum rudern gebracht und spurtete durch abgeschiedene Gassen. Und dann waren sie weg. Ich konnte weder ihre Flüche, noch ihre klappernden Rüstungen hören.
 

Ich lehnte an der Wand und versuchte mich zu beruhigen. Ich spürte mein rasendes Herz, hörte mein heftig pulsierendes Blut. Mein Atem durchschnitt die Stille in der ich mich befand. Meine Gedanken sortierten sich neu, während ich zu Boden sank.
 

Ich winkelte meine Beine an und schlang die Arme um sie, wobei ich mein Gesicht an meinen Knien vergrub. Ich schluchzte fürchterlich, Tränen strömten über meine Wangen.
 

Warum taten diese Männer so furchtbare Dinge mit kleinen Straßenkindern?
 

Die Bilder kamen wieder; Bilder die ich gehofft hatte zu verdrängen. Doch sie würden ewig bleiben, genauso wie die Wunden. Plötzlich hörte ich Schritte und eine verschwommene Stimme, die mir immer näher kam.
 

"Feraz? Um Himmels Willen, endlich habe ich dich gefunden! Du warst zu schnell...", vereinzelte Worte drangen zu mir durch, mehr konnte oder besser wollte ich nicht hören. Doch war mir diese Stimme so bekannt. Sie gehörte jemandem, dem ich schon von Anfang an vertraut habe. Ohne aufzusehen fiel ich Ezio um den Hals, "Sie sollen gehen! Bitte lass sie mich nicht holen..."

Wissen ist Macht

Ezio klopfte wie Wahn heftigst an die Tür des Atelie's von Leonardo. Unablässig ließ der Assassine seine Faust gegen das harte Holz der Tür schlagen, was mich nur noch mehr beunruhigte. Mit Tränen gefüllten Augen hatte ich mich den ganzen Weg über an seine Schulter gepresst und ohne Unterbrechung geschluchzt.
 

Nachdem der junge Mann mich schließlich in der Gasse gefunden hatte, wollte ich natürlich nicht mehr alleine laufen, ich fühlte mich klein und schwach in dieser Welt, die nur Gewalt für ein Mädchen wie mich übrig hatte.
 

Ohne ein einziges mal auch nur aufzusehen hatte ich mich von der gemütlichen Bewegung seines Ganges, des leichten Schaukelns beruhigen lassen, doch jetzt schreckte mich die Hektik von Ezio wieder auf. Ich entschied mich, anderweitig zu beschäftigen und sah mich um.
 

Wieder war es dunkel und die Menschen verfielen in eine Art Nacht-Rausch. Viele redeten nun einfach so drauf los, gestikulierten viel mit ihren Armen und Händen, wobei sie ihre Augen weit aufrissen.
 

Ich fand das irgendwie komisch; so sahen sie aus wie kleine Schafe, die gleich zur Schlachtbank geführt wurden. Dann sah ich weiter. Ich entdeckte ein junges Paar - der Mann schenkte seiner geliebten Rosen, wobei sie entzückt von dieser liebevollen Geste kichernd die Hand vor ihren Mund hielt und ihm einen sanften Kuss auf den Mund gab.
 

Dann kam mir ein kleiner, sehr dicker Junge mit seiner Mutter in den Blick. Als sie nah an uns vorbei gingen, konnte ich den süßen Duft der vielen Bonbons riechen, die er garantiert schon gefuttert hatte. Ich glaube ein bis zwei weniger, hätten ihm geholfen nicht so fett zu werden, wie ich fand.
 

Ich bemerkte überhaupt nicht, wie die Tür geöffnet und wir herein gelassen wurden. Erst als ich vorsichtig auf einen der dicken Arbeitstische gesetzt wurde, erkannte ich die Werkstadt wieder. Grinsend klatschte ich in die Hände, "Oh Ezio, wie schnell du doch warst!"
 

Besorgt sah mich der Assassine an, "Geht es dir besser, kleine principessa?" Ich nickte stumm und lächelte ihn an. Schließlich trat auch Leonardo zu uns in den Raum.
 

Mit über Kopf geschlagenen Händen kam er mit Sorge gefülltem Blick auf mich zu, "Oh, Feraz! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, wo warst du nur die gesamte Zeit?!" Ezio hingegen sah nun sehr wütend zu seinem besten Freund und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Eine Augenbraue nach oben ziehend, beobachtete er ihn, wie er mich untersuchte. Ich wusste nicht wie mir geschah, so sehr überschlugen sich die Ereignisse. Plötzlich fuhr der Assassine Leonardo an, das er einfach auf mich hätte aufpassen müssen - mehr nicht. "Ihr hättet sie nicht raus schicken, eure Aufgaben erledigen sollen! Sie wird auch jetzt noch gesucht, egal unter welchen Dach sie nun schläft, Leonardo.."
 

Dieser jedoch nickte nur stumm mit den Kopf, "Natürlich ist es meine Schuld, ich habe nicht genug über die Konsequenzen nach gedacht.. Allerdings" Der junge Künstler verschwand für einen kurzen Moment aus dem Raum, tauchte dann jedoch Freude strahlend mit einem kleinem, rotem Umhang wieder vor uns auf.
 

Breit grinsend hielt er mir diesen nun direkt vor die Nase, "Allerdings habe ich hier noch etwas, was die lästigen Plagen von Wachen von Feraz fernhalten dürfte." Mit verzogenem Gesicht atmete ich den stickendes Geruch des Umhanges ein und musste augenblicklich husten. Es war eine Mischung aus Staub, irgendwelchen Chemikalien und Schwarzpulver.
 

Weiterhin hustend, hatte ich den Kopf zur Seite gedreht, wobei ich mit meiner Hand den Gestank weck wedelte, "Wo habt ihr denn den alten Fetzen hervor gegraben?!" Ezio nahm den Stoff aus Leonardos Händen und schüttelte ihn kräftig. Dabei flog sehr viel Staub auf und umgab uns, wie Wasser einen Fisch.
 

Jetzt mussten alle husten. Der Erfinder ging eilig zu einem Fenster und riss es förmlich auf, "Mein Freund, damit habt ihr niemanden etwas gutes getan", meinte Da Vinci trocken zu Ezio, als die Staubwolke verschwunden war. "Ihr habt ihn hervor geholt und somit meine Neugierde geweckt, also...", "Es ist doch vollkommen unwichtig, wer angefangen hat oder so! Ich frage mich, was ihr mit dem Umhang vorhabt?"
 

Ich hatte mir frech das Wort ergriffen, bevor die beiden Männer lauter wurden, als es nötig war. Leonardo nickte mir zustimmend, lächelnd zu, während Ezio nur grinsend die Arme vor der Brust verschränkte und sein Gewicht auf ein Bein verlagerte, "Wo sie Recht hat. Also - Wozu ist der Umhang gut?!"
 

Durch ein kurzes Räuspern lenkte der Erfinder die Aufmerksamkeit wieder auf sich, "Nun, durch dieses aufgestickte Wappen, werden alle Wissen, das du zu mir gehörst! Und durch das Wissen der Anderen, hast du die Macht dich frei durch Florenz zu bewegen! Solange du nur den Umhang bei dir trägst, kann dir nichts passieren..."

Abschiede sind schwer

Ezio und Leonardo redeten noch eine geraume Zeit mit einander. Ich hingegen durfte nicht mit hören - Ich wurde gewaschen, gefüttert und in das Bett gesteckt.
 

Gut, ich musste zugeben das es ein anstrengender Tag gewesen war und das Bett wirklich überaus bequem gewesen war! Aber ich hätte lieber noch weiter dem Gespräch zu gehört und vielleicht selber noch einige Wörter mit eingeworfen. Schließlich redeten sie über mich, das wusste ich genau..
 

Warum war ich ihnen so wichtig?

Wieso hatte ich Ezio einfach so vertraut?

Weshalb hatte er mich mit genommen?
 

Mir schwirrten so viele unbeantwortete Fragen im Kopf herum. Ich linste aus dem weichen Kissen so gut es ging hervor - es war so weich, das mein Kopf beinah vollkommen darin verschwand - und beobachtete die Schatten die unter dem Türspalt zu sehen waren. Immer wieder huschten sie hin &und her, manchmal blieben sie stehen, vielleicht um über irgendetwas nach zu denken, dann liefen sie weiter.
 

Angniolo und Inocento, die beiden fast ältesten Helfer da Vinci's, hatten immer eine Auge auf mich. Was mich mittlerweile sehr beunruhigte, da sie sehr streng waren, selten lächelten sie einmal oder lachten freundlich. Mir waren sie sehr unsympathisch, auch wenn sie noch so hübsch sein konnten.
 

Gespannt beobachtete ich weiterhin die hin und her huschenden Schatten, bis sie plötzlich ganz verschwanden. Kurze zeit darauf gingen die Lichter aus. Das war meine Chance!
 

Ich hüpfte so geschickt aus dem Bett hinaus, das ich kaum ein Geräusch bei den knarrenden Dielen verursachte. Ein kleines Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus, während ich die kleine Holztür einen Spalt breit öffnete und hindurch linste. Es war ruhig. Das einzige was ich hören konnte, waren die gedämpften Stimmen Leonardo's und Ezio's.
 

Ich öffnete die Tür noch ein klein wenig mehr. Das Licht, das von der Treppe zu mir herauf kam, ließ mich blinzeln. Unten war es noch hell. Mein grinsen behielt ich bei, als ich mich still und heimlich aus dem Zimmer stahl und zur Treppe schlich. Vorsichtig, ohne auch nur einen einzigen Ton zu verursachen, hockte ich mich auf eine der Stufen, wobei ich meinen Kopf weiter nach unten beugte. So konnte ich durch das Treppengeländer hindurch, direkt zu Leonardo schauen, wie er gerade an einem Stück Metal arbeitete.
 

Ezio saß auf einem Stuhl, hatte den Kopf auf die Faust gelegt und blätterte in einem dicken Buch. Er schien sich zu langweilen. Da Vinci sah plötzlich zu ihm und grinste, "Das wird euch nicht großartig interessieren, mein Freund. Das ist etwas über die Anatomie der Tiere und..", "Ja, ja.. ich habe schon bemerkt, das es nichts für mich ist.", meinte Ezio grinsend, stand auf und legte es zu den vielen anderen Büchern.
 

Doch bevor er zurück ging, blieb sind Augenmerk auf etwas hängen, das ich nicht ganz verstand. Es sah aus, wie zwei Menschen die auf einander lagen, aber irgendetwas scheint daran auch nicht ganz zu stimmen.

Damals hatte ich keine Ahnung was das sein sollte, doch heute ist alles anders. Doch tut das jetzt nichts zur Sache!
 

Ich lauschte weiter, "Oh Leonardo.. wie kamt ihr auf die Idee zwei Menschen beim Koitus zu zeichnen?!" Doch dieser wank nur kichernd ab. Als der Assassine zurück zu seinem Stuhl ging, hob Leonardo das Stück Metal nun so hoch, das ich es genauer betrachten konnte.
 

Es sah mehr wie ein Dolch aus, als irgendetwas anderes, doch glänzte es nicht. Es war Matt und doch wunderschön. Scharf sah die Klinge aus, doch ich verstand nicht, warum er jetzt dieses Stück Metal an einem Lederriemen befestigte, "So, es ist fertig. Doch ihr müsst darauf acht geben, Ezio! Auch wenn es stabil ist, könnte jeder zeit ein Teil der Halterung brechen."
 

Dankend nahm der junge Mann den Riemen entgegen und befestigte ihn an seinem linken Arm. Mir dämmerte was das war, wusste aber nicht wozu es dienen sollte. Ich überlegte mir, ob ich ihn vielleicht Morgen darauf ansprechen sollte. Sie redeten nicht weiter viel - auch nicht über mich, wie ich betrübt feststellen musste.
 

Vielleicht war ich doch nicht so wichtig.. Während ich so darüber nachdachte, richtete ich mich von der gehockten Haltung her auf und setzte mich hin, winkelte die Beine an und lehnte meinen Kopf an das Geländer. Der Geruch von Öl, frisch gesägtem Holz und irgendetwas anderem ließen mich Müde werden.
 

Das gleichmäßige reden von den beiden Männern trug dazu bei, das sie mich sanft in den Schlaf schaukelten. Und die angenehme Wärme in diesem Haus brachte mich vollkommen zum einschlafen. Es war ein wirklich anstrengender Tag gewesen, ich hatte es mir verdient die Augen zu zumachen. Auch wenn es auf einer Treppe gewesen war.
 


 

Ich hatte kaum mit bekommen, wie sie das Thema auf andere Dinge gewechselt hatten, oder wie Ezio gar gegangen war und wie Leonardo das Licht ausgemacht hatte. Als ich am nächsten Morgen in meinem Bett aufgewacht war, wunderte ich mich, wie ich dort hingelangt war.
 

War ich nicht auf der Treppe eingeschlafen?
 

Noch vollkommen benebelt von dem Schlaf der noch in meinen Augen weilte, richtete ich mich im Bett auf und sah mich um. Draußen war es noch dunkel. Oder zumindest noch, da ich die Röte der Sonne schon hinter den Häusern leuchten sehen konnte.
 

Mein Magen knurrte laut, wobei ich erschrak wie großen Hunger ich doch noch nach der Mahlzeit von Gestern Abend ich noch hatte. Ich schlang mir die Decke enger um den Körper, rutschte irgendwie aus dem Bett und lief gen Tür. Diese war leicht angelehnt, als ich sie mit einem grazilem Tritt ganz aufstieß. Mit einem leicht krächzenden Geräusch, plumpste sie gegen die Wand und kam mir wieder langsam entgegen, bis sie schließlich komplett still stand.
 

Ich betrachtete sie noch eine Weile, dann lief ich, in meinem halb schlafendem Zustand, weiter, die Treppe hinunter. Unten angekommen umarmten mich plötzlich zwei starke Arme. Und obwohl ich nicht ganz wusste, wem diese Arme gehörten, erwiderte ich diese freundliche Begrüßung und fühlte mich sofort noch wohler. Als wir uns wieder los ließen, erkannte ich Ezio.
 

Er trug keine Kapuze - genauso wie gestern Abend, als Leonardo ihm seinen Lederriemen zurück gegeben hatte. Gut, in einem Punkt war ich mir schon einmal sicher: Das, was ich gestern Abend gesehen und gehört hatte, war nicht in meinem Traum geschehen! Mein Blick wanderte auf seinen Linken Unterarm.
 

Da war das leder.. und das Metal. Mein Mund formte sich zu Worten, die unausgesprochen blieben, meine Augen vergrößerten sich. Ich konnte meinen Blick nicht mehr davon lösen, bis plötzlich Leonardo Türknallend herein kam, "Guten Morgen ihr beiden!"
 

Ich glaube dafür sollte ich ihm irgendwann noch einmal danken, das er mich aus dieser unangenehmen Situation gebracht hat!
 

Mein Kopf fuhr herum, kurz darauf auch mein Körper, nun starrte ich da Vinci an, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Die Decke noch immer fest umklammert zwinkerte ich ein paar mal, sagte allerdings immer noch nichts.
 

Im Raum brannten einige Lampen, die ihn ein wenig erleuchteten. Diese gedämpfte Stimmung machte meinen Zustand nicht gerade besser, müde war ich also immer noch. "Ich glaube die kleine Feraz ist noch immer nicht ganz wach! Aber das ist nicht so schlimm, sie wird es werden, wenn wir unterwegs sein werden.", Ezio ging um einen Tisch herum auf den Erfinder zu und umarmte ihn freundschaftlich.
 

Ich wusste nicht was los war. Also entschied ich mich weiterhin nur da zustehen und beinah wie in Trance den beiden zu zusehen, wie sie sich verabschiedeten, "Va bene, mein Freund. Ich habe euch etwas zu Essen in eure Taschen gepackt, damit ihr nicht während eurer reise verhungern werdet!" Plötzlich ging alles ganz schnell - Angniolo und Inocento packten mich, zogen mich irgendwie an, stopften mir einige Brötchen so schnell es ging in den Mund, gaben mir eine zu schwere Tasche und schoben mich aus der Tür, hinaus zu Ezio, der mich sanft lächelnd schon erwartete.
 

Ich ließ den schweren beutel fallen und drehte mich zu Leonardo. Tränen standen mir in den Augen, ich wusste nicht wie mir geschah. Ich hatte in dieser zu kurzen Zeit den Erfinder sehr lieb gewonnen und wollte so schnell nicht wieder fort. Doch Leonardo hingegen hockte sich mitleidig lächelnd vor mich hin und strich mich kurz durch das Haar, "Keine Angst, wir werden uns schon noch irgendwann wieder sehen!"
 

Und mit diesen Worten umarmte er mich, stand auf und ging einige Schritte rückwärts, wobei er mir zuwinkte. Der Assassine hatte inzwischen meine Tasche aufgenommen und einen der Helfer da Vinci's gegeben. Dann war dieser fortgelaufen.
 

Nun nahm Ezio meine Hand, "Bist du so weit, poco Siniora?" Ich schüttelte mit dem Kopf, drehte mich aber zum gehen. Meine Augen waren auf das Pflaster der Straße geheftet, während ich ging. Der junge Mann nickte, "Gut.."
 

Wir liefen eine ganze Weile, immer einmal nach links und einmal nach rechts. Ab und an blickte ich auf, um den Assassinen zu beobachten, doch seine Mimik verriet nichts.
 

Ich hielt seine Hand fest, beinah so, als hätte ich Angst sie zu verlieren, wenn ich los lassen würde. Meine Beine trugen mich schon fast von allein, hin und wieder stolperte ich, wobei ich dann immer von ihm gefragt wurde, ob alles in Ordnung sein würde.
 

War es das?
 

Ich wusste es in diesem Moment nicht. Erst als wir am nördlichem Stadttor ankamen hob ich schlagartig den Kopf, "Nein! Nein, Ezio! Ich werde von hier nicht gehen!"



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Mewphisto
2014-09-01T07:20:17+00:00 01.09.2014 09:20
Sooo niedlich :) Ich hoffe, du schreibst bald weiter :D



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