Warmes Blau von _Lavi (Power of Goodbye (Kisa x Ita)) ================================================================================ Kapitel 1: Warmes Blau ---------------------- Als ich mich das erste Mal auf einen Mann einließ, war ich betrunken. Das erste, aber sicherlich nicht das letzte Mal in meinem Leben. Ich hatte immer felsenfest daran geglaubt, hetero zu sein, irgendwann eine Frau zu haben, vielleicht Kinder und ein ganz normales alltägliches Leben zu führen. Nur leider machte mir jener Abend einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Ich kannte seinen Namen nicht, noch nicht einmal wusste ich, wie es genau dazu gekommen war – plötzlich waren wir da, zusammen, und seine hellen Augen trafen meine. Eigentlich hätte man meinen sollen, ich wäre am nächsten Morgen aufgewacht, mit einem gewaltigen Kater und einem schmerzenden Hintern. War auch so – aber das schlimme daran war, ich konnte nicht leugnen, dass es mir gefallen hatte. Das alles wäre noch nicht mal so schlimm gewesen, hätte ich mir nicht eingestehen müssen, dass die Geschichte mit dem Kerl nur ein billiger One-Night-Stand gewesen war. Denn mit dem Gefühl, dass ich es ziemlich geil fand, wurde ich im wahrsten Sinne des Wortes alleingelassen, denn er war bereits verschwunden. Das einzige, an das ich mich erinnern konnte, waren seine blauen Haare, seine Augen und das markante Gesicht. Kein schlechter Fang, wenn es schon ein Mann sein musste. Damals war ich fünfzehn. Mit 23, stockschwul und arbeitslos, scheint die Erinnerung an jene Nacht eine der schönsten in meinem Leben zu sein. You were my lesson I had to learn I was your fortress you had to burn „Hey, Uchiha! Bock auf `nen Drink?“ „Ne, lass mal stecken, Blondi, hab heute keine Lust auf saufen.“ Deidara war ein Kumpel, der mir trotz meiner Karriere als Dorfhure gefolgt war wie ein anhänglicher Dackel. Eine nicht besonders tiefsinnige Beziehung, aber immerhin jemand, der einem ab und zu ein wenig Geld zusteckte. Und als schneller Fick war er ausreichend, wenn es dringlich wurde. Seit diesem einen Mal mit dem unbekannten blauhaarigen Mann war ich immer Top gewesen. Ich hatte auch nie sonderlich große Ambitionen gehabt, dies zu ändern, immerhin sollte wenigstens ein Teil meines Körpers unbenutzt bleiben. Zumindest fast – ausgenommen eben jene Nacht. Die Kneipe, die Deidara und ich jeden Freitagabend besucht hatten, war nicht gerade das beste Ambiente, um sich zu vergnügen, aber leider das Beste, was die Stadt zu bieten hatte, zumindest, wenn man schwul war und sich nicht mit irgendwelchen halbstarken Machos rumärgern wollte. Nur leider waren die Gesichter immer die gleichen, und das änderte sich in dieser Provinz auch nicht wirklich. Zumindest habe ich das gedacht, nichtsahnend, dass ich an jenem Abend beobachtet wurde. „Bei mir war lange nichts mehr los im Bett, echt traurig, dass du nicht möchtest.“ Deidara ist wirklich nicht besonders charmant mit seinen Worten, und ein Blatt vor den Mund nimmt er auch nicht, obwohl die hässlichen Nerds, die neben ihm saßen, hoffnungsvoll geschaut hatten. „Du weißt doch, dass ich dafür schon sehr verzweifelt sein muss, und dies ist momentan nicht der Fall!“ gab ich dem Blondschopf zu verstehen, welcher darauf freudig gegrinst und mir freundlicherweise seinen Ellenbogen zwischen die Rippen gebohrt hatte. „Dann musst du aber schon oft verzweifelt gewesen sein!“ konterte Deidara und außer einem Schnauben wollte und konnte ich nichts erwidern. Was sollte man auch schon machen, wenn in dieser Stadt alle hübschen Kerle entweder vergeben oder sauer waren, weil man sie nach einer heißen Nacht alleine im Bett zurückgelassen hatte. „Och, komm schon Ita, nicht wütend sein, wir finden bestimmt heute jemand passenden, einen für mich und auch einen für dich. Vielleicht ist ja sogar ein Dreier drin!“ Deidaras albernem Kichern nach zu urteilen, wollte ich mir diesen Gedanken nicht wirklich ausmalen. Seine freundschaftliche Treue in allen Ehren, aber meine Bettpartner teilte ich doch eher ungern, vor allem, wenn sie heiß waren. Mit gekonntem Schwung hatte sich Deidara auf seinem Stuhl umgedreht und schaute durch das Lokal mit dem mehr als eindeutigen Namen „Billy Boys“. „Billig“ traf es besser, denn ich war nicht der einzige, der für nen schnellen, unkomplizierten Fick hierhin kam. Nur leider hatten die Gäste auch allen Grund dazu, denn so, wie sie ausgesehen haben, hatten sie seit ‘nem halben Jahr nur mit ihrer Hand Spaß gehabt. Ich musste mir wirklich schnell ein neues Etablissement suchen. Genervt hatte ich gemerkt, dass Deidara unruhig an meinem Ärmel zupfte und mich damit dazu bewegt hatte, meine Sitzposition seiner anzupassen, um ebenfalls in die Runde schauen zu können. Es hatte keine Worte gebraucht, um zu wissen, auf was mein Kumpel hinauswollte, und hätte sich mein schauspielerisches Talent in den Jahren nicht merklich verbessert, wäre ich wohl im nächsten Moment vom Stuhl gefallen, als ich in die raubtierhaften Augen geblickt und mich dank seiner blauen Haare vergewissert hatte, dass ich auch nicht träumte. „Krass!“ hörte ich Deidara neben mir flüstern, und ich hatte nur mit dem Kopf nicken können und meine Augen auf eben jenen Menschen gerichtet, welcher seit den letzten acht Jahren der Grund meiner feuchten Träume war. Ich hatte nie jemanden von ihm erzählt und wollte es auch nicht, denn es sollte immer eine meiner teuersten Erinnerungen bleiben, welche in jenem Moment schlagartig zurückkehrten, nur leider nicht in meinem Gehirn, sondern in meinen Schritt. Dass sich genau in diesem Moment auch noch unsere Blicke trafen, machte das Ganze nicht sonderlich besser und Deidaras süffisantes Gesicht schon gar nicht. „Erzähl!“ war das einzige, was Deidara verlangte – zu Recht, aber diese Informationen gab ich ihm nicht. „Nichts, was dich etwas was anginge!“ antwortete ich also schnippisch und machte einen eleganten Abgang von meinem Barhocker, bevor ich meine ersten Schritte durch den Raum auf den nicht ganz Unbekannten zumachte, welcher mich mit seinem Blick anvisierte. Ein krampfhaft cool klingendes „Was geht?“ war alles, was ich mir zusammenstammeln konnte, als ich schließlich bei ihm stand und er mich von oben herab belächelte. So groß hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung. Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust – und, nicht zu vergessen, in anderen Körperteilen. Ein Glück, dass er in einer weniger beleuchteten Ecke der Bar gestanden hatte. „Lange nicht gesehen!“, fiel er sofort mit der Tür ins Haus und wäre ich kein Uchiha, wäre mir wohl spätestens jetzt die Kinnlade nach unten gefallen. „Das kannst du laut sagen!“ entgegnete ich und gab somit zu verstehen, dass auch ich ihn nicht vergessen hatte, was ihm, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, gefiel. Sein nächster Blick ging in Richtung Theke, an der ich Deidara allein gelassen hatte. Ich folgte seinem Blick und musste in ein schmollendes Gesicht schauen – allerdings nichts Ungewöhnliches. „Ist das dein Freund?“ fragte er schließlich, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich gerichtet hatte. „Fragt jemand, dessen Namen ich noch nicht einmal kenne!“ Ich konnte sehen, wie seine Augen sich leicht weiteten und sein Grinsen seine Zähne freilegte. „Kisame!“, gab er knapp zu verstehen, woraufhin ich mit einem genauso knappen „Itachi.“ antwortete. Sein darauffolgendes „Ich weiß!“ ließ mich wiederum verwundert schauen. Als könnte er meine Gedanken lesen, fügte er hinzu: „Dachtest du, ich wäre in den letzten Jahren untätig gewesen?“ Mit dieser Anmache hatte er mich sowas von geködert. „Tja… also… ich schätze nicht!“ Ich hätte mich für meine Dummheit echt ohrfeigen können. Aber wer sollte auch ahnen, dass der Kerl, der mich in meiner Jugend umgepolt hatte, acht Jahre später vor mir stehen und mich wieder auf den Stand eines Fünfzehnjährigen zurückbefördern würde. „Und was hast du die letzten Jahre getrieben?“ fragte er weiter. Dass seine Betonung dabei auf „getrieben“ lag, muss ich hoffentlich nicht noch erwähnen. „Och, so dies und das…“ gab ich demnach eine schwammige Antwort und seiner Mine nach zu urteilen genügte ihm diese. „Warum bist du hier?“ war eine viel berechtigtere Frage von meiner Seite und ließ seinen Blick verdächtig ausweichen. „Sehnsucht?“ fügte ich aus Spaß hinzu und grinste dümmlich. Dass ich darauf ein „Und wenn es so wäre?“ zu hören bekommen würde, hätte ich nicht gedacht. „….hätte nichts dagegen!“, war alles, was ich sagen konnte, bevor ich seine Lippen auf meinen spürte. So verführerisch, wie sie mir in Erinnerung geblieben waren. Ich wusste nicht mehr genau, wie und wann wir die Bar verließen, oder wann ich jemals das Gefühl hatte, dass er sich von mir löste. Die Ewigkeit, die zwischen uns lag, war vergessen, und es fühlte sich an, als wäre es wie damals. Klein, unerfahren und betrunken von den neuen Gefühlen, die mich zu übermannen drohten. Wir schafften es noch nicht einmal, mein Bett zu erreichen, denn der Fußboden tat es genauso und hielt ihn nicht davon ab, mich meiner Sachen zu entledigen und sich mit mir zu vereinen, wie schon so viele Jahre zuvor. Es war nicht nur das erste Mal seit acht Jahren, dass ich wieder Bottom war, und auch etwas fühlte, was nicht nur auf meine unteren Körperegionen beschränkt war. Während ich so in seinem Armen lag, kam ich nicht umhin, eine flehende Bitte auszusprechen: „Geh bitte … morgen früh nicht wieder!“ Als Antwort nahm Kisame meine Lippen abermals in Beschlag und raubte mir jeden Gedanken, mich vor dem Danach zu fürchten. Als ich am nächsten Morgen aufwachte und einen leisen Atem vernahm, konnte die Freudentränen nicht länger zurückhalten, während ich mein Gesicht an seinem Rücken vergrub. Später erklärte er mir, dass er in jener Nacht von vor acht Jahren nicht mit der Situation umzugehen gewusst hatte. Er bereute, damals einen Fehler begangen und mir seinen Willen aufgedrängt zu haben, während ich nicht zurechnungsfähig gewesen war. Doch er hätte mich in all den Jahren nie vergessen und sich nur darauf vorbereitet, irgendwann vor mir zu stehen. Und das hatte er, denn wir verbrachten Wochen des Glücks zusammen. Deidara war zwar ein wenig skeptisch über meine plötzliche Lebensumstellung und, ehrlich gesagt war ich es sogar selbst, aber es gefiel mir und es funktionierte. Es war gut. Bis zu diesem Tag. Es war wieder einer der Tage, an dem Kisame, Deidara und ich einen Besuch in unserer Bar abhielten, und mittlerweile erwartete man uns dort nicht mehr mit Unbehagen, sondern mit Freude, was nicht allein an Kisames Aussehen lag. Er konnte einfach gut mit Menschen umgehen, im Gegensatz zu mir. An diesem Abend gingen wir vergleichsweise früh nach Hause. Wir verabschiedeten uns von Deidara und schlenderten durch die Straßen, doch wir bemerkten schnell, dass wir nicht alleine waren. „Na, Itachi, du scheinst dich ja prächtig zu amüsieren!“ Es war Orochimaru, einer meiner vielen Liebschaften, welcher seit jeher krampfhaft versuchte, sich mir aufzudrängen. „Was willst du, Oro? Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass das mit uns nicht funktioniert? Außerdem bin ich schon in festen Händen!“ versuchte ich ihm klarzumachen, doch er war nicht einsichtig. Aus den anliegenden Seitengassen tauchten plötzlich zwei seiner Handlanger auf. Einer von ihnen hielt etwas in der Hand, und ich bekam ein ungutes Gefühl. „Wenn ich dich nicht haben kann… dann soll dich KEINER haben!“ schrie Orochimaru durch die Nacht, und das nächste, was ich hörte war ein Schuss, der mich zusammenzucken ließ. Ich erwartete einen Schmerz, doch ich fühlte nichts, nur etwas Warmes, was mein Gesicht benetzte, und als ich die Augen wieder aufschlug, wusste ich, dass es Blut war. Nur war es nicht meins, sondern Kisames, welches sich mit dem Blau seiner Haare mischte. Aus der Ferne hörte man Sirenen, die jedoch die schweren Atemzüge eines geliebten Menschen nicht übertönen konnten. Ich konnte nur ungläubig auf den Kisames Gesich starren, dessen Züge immer lebloser wurden. Orochimaru und seine Leute waren mit den Worten „Scheiße, die Bullen!“ verschwunden und ließen mich mit meinen Tränen aus Blut zurück. Pain is a warning that something's wrong I pray to God that it won't be long Do ya wanna go higher? Kisame starb in jener Nacht. Als wiedergefundener Teil meiner Erinnerungen verblasste seine Haarfarbe zu einem blassblau. Aber sie war nicht kalt, es war ein warmes Blau, welches heute noch mein Herz erwärmt. Es waren Wochen, in denen ich gelernt hatte zu leben. Ich fand Arbeit, beendete meinen sprunghaften Lebensstil und zog mit Deidara zusammen. Nicht als Paar, sondern als Freunde. ….. „Itachi, kommst du? Der Film fängt gleich an!“ Der Uchiha schaute von seinem Tagebuch auf und lauschte der Stimme Deidaras aus dem Wohnzimmer. „Einen Moment noch!“ Kisame hat mir das Leben gerettet. Er hat mir alles beigebracht. Über das Leben, die Hoffnung und über die lange Reise, die vor mir liegt. Ich werde ihn nie vergessen. There's nothing left to try There's no place left to hide There's no greater power Than the power of good-bye Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)