(Außer)Gewöhnlich von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 1: Januar ----------------- Sie stellte das Glas auf das Regalbrett, zupfte die rosane Blüte aus Plastik, die darin auf Sand gebettet war, zurecht und trat einen Schritt zurück, um Ihr Werk zu betrachten. Eine Strähne hatte sich aus Ihrem roten Haarband gelöst und Sie versuchte, sie mit einem Pusten aus den Augen zu bekommen, bevor Sie das widerspenstige Haar zurück an seinen Platz schob. Dabei ließ Sie Ihre frisch angebrachte Dekoration nicht aus den Augen. "Was meinst du?" Sie bekam keine Antwort und hob suchend den Kopf, sodass Sie Ihn auf der Couch entdeckte. Wie immer, wenn Sie Ihn sah, teilten Ihre Lippen sich zu einem Lächeln und Sie hatte das Bedürfnis, Ihre Kleider zurecht zu zupfen, um perfekt auszusehen für Ihn. Er hatte ein Bein ausgestreckt, das andere angewinkelt und benutzte das Knie jetzt als Stütze für das Buch, in dem Er las. Kein Wunder, dass Er nichts sagte, denn wenn Er las, versank Er immer völlig in Seiner Lektüre. "Hey!", schalt Sie Ihn liebevoll, aber etwas lauter, damit Er Sie bemerken würde, was Er tat mit einem Blinzeln wie von einem, der gerade aus der Dunkelheit in einen hell erleuchteten Raum trat. Seine dunklen Augen blitzten hinter der Lesebrille, als Er Sie ansah und Ihr Herz tat einen Satz, als ihre Blicke sich begegneten. "Ich rede mit dir." "Worüber?" "Die Dekoration. Gefällt dir das so?" Er sah sich um als könne Er nicht erkennen, wovon Sie gesprochen hatte. Wie in der Schule, wenn der Lehrer einen Schüler aufforderte, auf der Karte ein Land zu bestimmen, das ihm unbekannt war. Sie kicherte und deutete auf die kleine Vase mit der Blume, um Ihm zu helfen. "Mhm", machte Er und senkte den Blick wieder auf Sein Buch. Schmollend über Sein fehlendes Interesse schob Sie die Lippen vor, doch so leicht würde Er Ihr nicht entkommen. Leise schlich Sie auf Ihn zu, was Er wegen Seiner Konzentration nicht mitbekam, und sprang dann mit einem zufriedenen, ausgelassenen Quietschen auf Seinen Schoß. Er erschrak, wodurch Er das Buch zu Boden fallen ließ, was Ihm ein missbilligendes Grunzen entlockte und einen strengen Blick über den Rand Seiner Brille hinweg. "Was soll das?" "Ich versuche, dir ein bisschen mehr Interesse für die Einrichtung der Wohnung zu entlocken. Immerhin ist es unsere Wohnung." "Du hast dafür mehr Talent." "Sasuke!", knurrte Sie drohend, was aber an Überzeugungskraft verlor indem Sie Ihr Gesicht in Seine Halsbeuge schmiegte. Er roch so gut. "Sakura", immitierte Er Sie in Seinem stoischen Humor und küsste Sie, als Sie Ihm das Gesicht zudrehte. Rosane Plastikblumen auf Seinem Schrank interessierten Ihn einfach nicht. Er akzeptierte Sie, weil sie Ihr gefielen, das war alles. Aber es musste Ihn auch nicht interessieren. Die Hauptsache war, dass Er hier war, bei Ihr, in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung. Kapitel 2: Februar ------------------ Sie hatte immer um Ihn kämpfen müssen, aber das war Ihr nie falsch erschienen. Er war so viel besser als Sie, so viel besser als jeder andere, da war es nur natürlich, dass man sich um Ihn bemühen musste. Zuerst hatte Sie um Seine Anerkennung und Freundschaft kämpfen müssen. Er war immer, selbst als Kind, sehr anspruchsvoll mit sich selbst und entsprechend auch mit den Menschen gewesen, die Er an sich ran ließ. Trotzdem hatte ihre Gruppe sich irgendwann ganz natürlich gefunden; Er, Sie und ihrer beider bester Freund. Während ihrer Schulzeit hatte Sie dann mit Ihrer besten Freundin um Seine Gunst gekämpft. Die Mädchen waren beide Hals über Kopf verliebt und es hatte lange gedauert, bis Ino erkannt hatte, dass ihre Gefühle nur eine Schwärmerei waren. Erst als das klar war, konnten sie wieder ehrlich Freundinnen sein. Dann, nach ihrem Abschluss, hatte Sie kämpfen müssen, um zu überleben, als Er weglief ohne irgendwem ein Wort zu sagen. Er war über Nacht verschwunden und mit Ihm ein so enormer Teil Ihres Lebens, dass Sie lange nicht wusste, was Sie mit sich anfangen sollte. Und gerade, als Sie glaubte, sich in Ihrem Medizinstudium gefunden zu haben, starb Sein Vater und Er kehrte zurück. Nicht mit der Intention zu bleiben, wie Er mehrmals klarstellte, aber Er war da und stellte Ihr Leben damit auf den Kopf. Kontakt wollte Er keinen, weder mit Ihr noch mit ihrem besten Freund, doch nach einer peinlichen, handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen den Jungs auf der Beerdigung pendelte ihre Freundschaft sich zu etwas Ähnlichem wie vor Seinem Weggang ein. Und damit fing für Sie ein neuer Kampf an. Sie kämpfte mit sich selbst um die Einsicht, dass sie nie mehr sein würden als Freunde und Sie kämpfte gegen die Sehnsucht, die Er bei Ihr auslöste, jetzt, wo Sie Ihn mit den Augen einer Frau sah, nicht mit denen eines Mädchens. Zu einer Frau hatte Sie ein anderer gemacht, denn Sie hatte nie auf Ihn gewartet, sondern immer um Ihn gekämpft. Aber jetzt, wo Er so nah und doch so fern war, war es, als hätte jemand Ihr das Wort ´Sehnsucht` in brennenden Buchstaben auf den Laib tätowiert; Sie war geradezu süchtig nach Seinem Anblick, Seiner Nähe, Seinem Duft. Erwartet, dass etwas passieren würde, hatte Sie schon lange nicht mehr. Sie hatte nur Zeit mit Ihm verbringen wollen, Seine Stimme hören. Mit Ihm vom Dach der Uni aus beobachten, wie der Sonnenaufgang den neuen Tag in Gold badete. Zum ersten Mal mit Ihm einen gemeinsamen Kampf ausfechten, als dicke Schneeflocken und schneidender Wind ihnen entgegen peitschten. Und dann war es passiert, so plötzlich, dass Sie sich noch am nächsten Tag, als Sie in Seinem Bett aufwachte, fragte, ob es nicht einer Ihrer häufigen Träume war. Aber nein, da hatte Er gelegen und Er hatte Sie geküsst, während gefrorene Eiskristalle auf ihren Gesichtern schmolzen. Irgendwann im Laufe des Jahres, welches seit dieser Nacht vergangen war, hatte Er gestanden, dass es Ihr Geruch gewesen war, der Ihn damals übermannt hatte. Nach Niveacreme, Zigaretten und Winter hatte Sie gerochen und Sie empfand es wie Ironie des Schicksals, dass dieser Hauch von nichts Ihre innigsten Wünsche erfüllt hatte, während all die Parfüms, Cremés, Tiegel und Wässerchen, die Sie in all den Jahren benutzt hatte, um Ihm zu gefallen, nie etwas gebracht hatten. Der Geruch nach Rauch stammte von einem unangenehmen Laster, vor allem für eine Medizinstudentin, aber seit Sie damals angefangen hatte, um mit Ihm in der Pause rauchen zu können, hatte Sie nicht mehr aufhören können. Es war, als würden die weißen Stangen sie miteinander verbinden, selbst, als Er gegangen war, selbst, als Er schon lange aufgehört hatte zu rauchen. Es war wie ein Zeichen dafür, dass Sie Ihn immer geliebt hatte, wie schlecht Sein Einfluss auf Sie auch gewesen sein mochte. Und dann hatte Sie endlich aufhören können zu kämpfen. Nicht, weil Er Ihr Ritter in der goldenen Rüstung war; in all den Jahren hatte Sie gelernt, dass Sie einen solchen gar nicht brauchte. Sondern weil Sie jetzt hatte, was Sie immer gewollt hatte. Und weil Sie sich bewusst war, was für ein riesiges Glück Sie da gehabt hatte, beschwerte Sie sich nie, wenn Er Seine Skripte in der ganzen neuen Wohnung verteilte oder wenn Er sich eine Woche lang in Sein Arbeitszimmer einsperrte, weil Er gerade einen Schreibfluss hatte, und dann kein Wort mit Ihr sprach oder wenn Er Ihr offen ins Gesicht sagte, dass das Essen, welches Sie mühsam und extra für Ihn gekocht hatte, grauenhaft schmeckte. Sie sagte nichts, wenn Er spät nach Hause kam oder ohne Sie auf Geschäftsreisen ging. All das war schon in Ordnung. Denn ein bisschen Alltag würde ihre außergewöhnliche Beziehung schon außhalten. Kapitel 3: März --------------- Sie trug ein schwarzes Shirt von Ihm und kurze Shorts, das Haar hatte Sie zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt und das Make Up bereits aus dem Gesicht gewaschen. "Du siehst hübsch aus", sagte Er trotzdem und Sie lächelte in die Webcam. Im Stillen dankte Sie Mikoto dafür, ihrem Sohn beigebracht zu haben, Seinem Mädchen so etwas zu sagen, egal, wie sie aussah. Allerdings sagte Er damit wohl auch Seine ehrliche Meinung, denn Er mochte zu stark geschminkte Frauen nicht. Sie zog die Knie an, sodass Sie Sein Bild auf dem Monitor weiterhin sehen konnte. "Wie ist es da drüben?" Das hübsche Gesicht auf dem Bildschirm verzog sich ungnädig. "Zu viele Leute." Sie kicherte über Seine Scheu Menschen gegenüber, die Er durch eine Schicht Schroffheit tarnte. Als Er sich entschied, Autor zu werden, hatte Er wohl vergessen, dass Menschen Seine Bücher lesen würden. "Je mehr Leute, desto besser. Die zahlen immerhin unsere neue Küche." "Ich bin eigentlich mit einer Ärztin zusammen, weil ich dachte, dann keine Möbel mehr selbst zahlen zu müssen." Erneut lachte Sie. Sie liebte Seinen trockenen Humor, vor allem, weil Sein Gesicht dabei völlig ausdruckslos blieb und man immer raten musste, ob Er es jetzt ernst meinte oder nicht. Seit Sie mit Ihm zusammen war, war Sie gut geworden im Raten; Sie erriet, was Er sich zum Geburtstag wünschte, Sie erriet, wann Familienfeste stattfanden, Sie erriet, wann Er am Flughafen abgeholt werden musste und Sie erriet sogar, was Er sich für Badezimmermöbel aussuchen würde. Alles nur, weil Er nie ein Wort sagte über Seine Wünsche und Vorlieben. Aber es war ok, denn das zwang Sie, sehr genau auf das zu hören, was Er zwischen den Zeilen andeutete, und so schaffte Sie es oft frühzeitig, Probleme zu erkennen und zu beseitigen. "Letztens ist dir aber noch was besseres als Geld verdienen eingefallen, das man im Arztkittel machen kann", schmunzelte Sie und der Glanz der angedeuteten Nacht trat zurück in Seine Augen. "Können wir wiederholen." "Vergiss es. Jetzt hast du schon gesagt, dass ich arbeiten muss, also hab ich keine Zeit für sowas." "Du weißt, was du verpasst." Erneut lachte Sie als einzige und dann herrschte eine Sekunde unangenehme Stille, die Sie hastig, bevor man sie in den Gliedern spüren konnte, mit weiteren Fragen nach Seiner Buchpräsentation verscheuchte. Sie unterhielten sich eine Weile, aber der Gesprächsstoff war bald verbraucht, weil Er nicht gerne telefonierte. Außerdem sah Sie Ihm an, dass der Promotion-Termin Ihn erschöpft hatte. Obwohl Sie Seine Stimme gerne noch weiter gehört hätte, gab Sie also schließlich auf und verabschiedete sich. "Ich vermisse dich", sagte Sie leise und Er nickte. "Hn." "Schlaf gut." "Du auch." "Ich liebe dich", sagte Sie, aber Er hatte den Videochat schon beendet. Und dann kugelte Sie sich auf ihrem gemeinsamen Bett zusammen, drückte das Gesicht in Sein Kissen und weinte, weil es weh tat, wenn Er nicht da war und weil Sie Angst hatte, dass es Ihm nicht genauso gehen könnte. Sie wusste, dass Ihn diese emotionale Seite an Ihr überforderte, deshalb zeigte Sie sie Ihm selten. Sie ließ Ihn mit Liebesgeständnissen weitestgehend in Ruhe und nahm das, was Er Ihr an Zuneigung gab, in sich auf, um es für karge Zeiten zu sparen und davon zu zehren. Nach der letzten, alleine verbrachten Woche war dieser Vorrat jedoch aufgebraucht und Sie fühlte sich wund und verletzlich, jedes Mal, wenn Sie an Ihn dachte. Sie brauchte viel mehr Liebe, als Er zeigen konnte, aber das hatte Sie gewusst, als Sie sich auf Ihn einließ, deshalb klagte Sie nie sondern begnügte sich mit kleinen Ausbrüchen wie diesem Weinkrampf gerade. Zeigen, wie schwach Er Sie machte, würde Sie Ihm nie. Er mochte keine Schwäche, also riss Sie sich für Ihn zusammen. Am nächsten Tag würde Sie die Wäsche wechseln, sich schminken und zur Arbeit gehen, weil alles bestens war, und Sie würde Ihn in ein paar Tagen vom Flughafen abholen, wo Er Ihr mit von ihrer Trennung unbeeindrucktem Gesichtsausdruck Blumen und Bücher überreichte und Sie würde Ihm um den Hals fallen. Nicht, weil Er Ihr Geschenke machte, sondern weil Er wieder da war und die Einsamkeit in ihrer Wohnung mit Seiner Schweigsamkeit vertreiben würde. Und sie würden beide wissen, wie unglücklich Sie war, als Er erzählte, dass Er im nächsten Monat schon wieder auf Reisen sein würde, aber Er würde nicht fragen, ob Sie mitkommen wollte. Das tat Er nie. Kapitel 4: April ---------------- Sie schloss die Tür hinter sich, lehnte sich dagegen und legte den Kopf zurück, bis er gegen das Holz krachte. Mit einem erschöpften Seufzen schloss Sie die Augen und atmet einmal tief ein, um die Lungen mit dem vertrauten Geruch der Wohnung zu füllen. Seinem Geruch. Ihrem gemeinsamen Geruch. Irgendwo in den Untiefen der Zimmer hörte Sie das schnelle Klacken Seiner Finger auf der Tastatur. In Ihren aufgewühlten Gedanken veränderte sich das Geräusch, bis es ein nervenaufreibendes Piepen war. Piep. Piep. Piep. Und dann zog es sich in die Länge, wie um die Unendlichkeit der Ungerechtigkeit darzustellen, die Sie heute nicht hatte verhindern können. Langsam war das Chaos verebbt, die Ruhe des toten Patienten war in das Team eingekehrt, und nur Sie, Sie alleine, heulte auf, konnte nicht akzeptieren, dass dieses Kind nicht mehr sein durfte. Auch jetzt verschlang sich Ihr Bauch zu einem schmerzenden Knoten, wenn Sie daran dachte. Das Leben war nicht fair, das war Ihr klar gewesen, aber wo lag der Sinn hinter einem trinkenden Vater, der das Auto mit seinem kleinen Sohn auf dem Rücksitz gegen einen Baum fuhr? Wer hatte entschieden, dass der Alkoholiker, der nach dieser Sache nur noch mehr in seiner Sucht versinken würde, überlebte und der kleine Junge sterben musste? Sie verstand es nicht und das bereitete Ihr Kopfschmerzen und Übelkeit. Mit einem Gefühl, als hätte Sie eine Kugel in der Brust, schleppte Sie sich an Seinem Büro vorbei ins Schlafzimmer und ließ sich, ohne Ihre Straßenkleider abzulegen, in das sichere Nest fallen, um der ohnmachtsgleichen Seeligkeit des Schlafs entgegen zu sinken, aber diese wollte einfach nicht kommen. Nicht mal das war Ihr heute vergönnt. Lange wälzte Sie sich von einer Seite auf die andere und versuchte, die Leere in Ihrer Brust alleine zu besiegen. Sie verursachte Ihr Sehnsucht und Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, dieser nachzugeben. Er war zu nüchtern, würde Ihren Schmerz nicht verstehen. Tod war für Ihn eine logische, unvermeidbare Konsequenz des Lebens an sich. Sie wusste nicht, ob Sie diese erbarmungslose Logik gerade ertragen konnte. Trotzdem quälte Sie sich schließlich aus dem Bett, wanderte auf unhörbaren Sohlen in Sein Arbeitszimmer und lehnte sich in den Türrahmen, von wo aus Sie Ihn beobachtete. Er trug eine Brille, wenn Er arbeitete, und hatte stets eine Tasse Kaffee neben sich stehen, die Er nicht anrührte, bis er einen Abschnitt beendet hatte und ihr Inhalt komplett kalt war. Dann nahm Er die Tasse, trank kleine Schlucke daraus und starrte auf das Erarbeitete, von dem Er meist die Hälfte löschte und die andere Hälfte überarbeitete. Sie musste unwillkürlich lächeln; Er war so ein Perfektionist. Am liebsten hätte Sie sich auf Seinen Schoß gesetzt und sich dort zusammengerollt wie eine Katze, aber Sie wusste, dass Er Sie nur zurückweisen würde und dafür hatte Sie jetzt nicht mehr die Kraft. Mit einem: "Hm?", deutete Er an, dass Er Ihre Anwesenheit bemerkt hatte. Sie war sich nicht sicher ob das bedeutete, dass Sie in Sein Reich eindringen durfte, ließ es aber auf den Versuch ankommen. Seine Schulter war warm, als Sie die Hand darauf legte, und es tat Ihr gut. Lebendig, dachte Sie erleichtert. Sie beugte sich vor für einen zärtlichen Kuss auf Seine Schulter. "Kommst du ins Bett?" Er drehte den Stuhl, wodurch Er Ihr Seine Schulter entzog, nahm die Brille ab und sah Sie mit diesem Blick an, den Er immer bekam, wenn Er Ihr Bedürfnis nach Nähe nicht verstand. "Ich arbeite." "Ja, aber..." Sie stockte. Auf diesem Terrain war Vorsicht geboten, denn Er dachte schnell, dass Sie Seine Arbeit nicht für relevant hielt, was nicht der Fall war. Sie liebte seine Bücher. Immerhin waren Sie der offenste Blick in Seine Seele, den man bekommen konnte. "Ich hatte einen schlimmen Tag und will einfach nur mit dir kuscheln. Bitte." "Was war?" "Ach, in der Arbeit ist einiges schief gelaufen... Bitte, ich... Ich will noch nicht darüber reden sondern einfach schlafen. Kommst du?" Sie hielt Ihm die Hand hin, aber Er musterte Ihre Finger nur voller Unverständnis. Wenn Sie nicht reden wollte, was wollte Sie dann, fragten sich Seine Augen, und eigentlich hatten Sie damit schon Recht. Sie hatte kein Bedürfnis, das Sie hätte formulieren können, also ließ Sie die ausgestreckte Hand, die stumme Forderung, langsam sinken, die Lippen zu einem Lächeln gepresst. "In einer halben Stunde, ok?", gestand Er Ihr zu und berührte dabei Ihre Hüfte, aber Sie schüttelte den Kopf. "Ist schon ok", wehrte Sie ab und strich Ihm durch Sein Seidenhaar. Sie fasste es so gerne an, genauso wie alles an Ihm. "Es ist nicht so wichtig, arbeite ruhig weiter. Ich ruf Naruto an. Wir reden dann morgen." "Sicher?" Seine Augen waren auf Sie gerichtet, aber Er wollte arbeiten, das spürte Sie, also küsste Sie Seine Stirn und zog sich von Ihm zurück, sodass Seine Hand von Ihrer Hüfte rutschte. "Viel Erfolg." Und dann verließ Sie die Wohnung, um sich Ihrem besten Freund anzuvertrauen, der Sie in Ihrer nicht definierbaren Angst auffing und Ihr die nötige Kraft gab, am nächsten Tag wieder ins Krankenhaus zu gehen. Naruto wusste genauso wenig wie Sie selbst, was genau Sie bedrückte, half Ihr aber trotzdem durch die Nacht, sodass Sie am nächsten Tag zu Ihrem Freund zurückkehren und ein nüchternes Gespräch führen konnte. Er sah mit Seinem routinierten, klaren Blick auf die Welt sofort, was Ihr fehlte, sobald Er Ihre Geschichte hörte; Sie hatte die nackte Angst vor dem Tod. Für die Erstversorgung war es jetzt schon zu spät, Sie hatte Ihre Kraft bereits von einem anderen Mann zurückbekommen. So war es schon immer gewesen; Ihr bester Freund war ein Mensch, der anderen Kraft gab, und Ihr fester Freund war einer, der Kraft voraussetzte, um mit Ihm zusammen zu sein. ~ ♥ ~ Hallo Leute! Wow, schon fast dreißig Leser bei nur drei Kapiteln! Ich glaube, ich schreibe ab jetzt öfter SasuSaku ;) Ich wollte euch nur vorwarnen; hier geht es nicht um ein Happy-End oder darum, dass die Liebe Sasuke zu einem besseren Menschen macht oder dergleichen. Das macht die Geschichte nicht Anti-SasuSaku in meinen Augen und ich hoffe, sie wird trotzdem einigen Fans gefallen, aber ich wollte es einfach mal gesagt haben. Denen, denen das nichts ausmacht, wünsche ich weiterhin viel Spaß. :) Kapitel 5: Mai -------------- Nervöse Finger zupften an kirschrotem Stoff. Grüne Augen folgten den Bewegungen um sie herum. Zähne gruben sich in eine bemalte Lippe als wollten sie den Lippenstift abnagen. Hör auf damit, es gibt bald Essen, dachte Sie und hätte fast hysterisch aufgelacht. Es war nicht so, als hätte Sie den Besuch noch nie gesehen, aber noch nie unter diesen Umständen. Umstände, die gerade lautstark ihren vollverchromten Hochglanz Elektrogrill in Betrieb nahmen. Einer der Umstände trug ein geblümtes Sommerkleid und die Bedienungsanleitung, der andere ein karriertes Hemd und einen verwirrten Gesichtsausdruck. Ihre Eltern. Seufzend wandte Sie sich ab, um nochmal den Vorrat an Speisen zu prüfen, obwohl Sie inzwischen schon zehn Mal alles durchgesehen hatte. Salate, Kräuterbaguette, verschiedene Soßen, Getränke... Alles war da für einen gemütlichen Grillabend mit der Familie Ihres Freundes - Die sonst in Highclass Restaurants speiste. Sie war richtiggehend schockiert gewesen, als Ihr Vater vor zwei Wochen bekanntgegeben hatte, dass es jetzt Zeit wäre, die Familie seines Schwiegersohns im Spe kennenzulernen und noch viel schockierter, als er zu diesem Anlass ein Barbeque vorgeschlagen hatte. Natürlich hatten Mikoto und Itachi Uchiha, beide die Höflichkeit in Person, zugesagt, aber dass dieser Abend einen guten Eindruck bei ihnen hinterlassen würde konnte Sie sich einfach nicht vorstellen. Die wohlhabende Zeitungsredakteurin und ihr Erstgeborener, ein Anwalt, würden die volle Wucht der Bürgerlichkeit der Harunos abbekommen und das machte der jungen Ärztin Angst. Ihr Freund hatte sich nie viel um Ihre Eltern gekümmert; Sie erfuhren dieselbe höfliche Distanz von Ihm wie die meisten Menschen. Ihm war es gleichgültig gewesen, dass Seine Mutter und Sein Bruder jetzt vorbeikommen würden. Dafür war Sie nervös genug für zwei, als es endlich an der Tür klingelte. "I-Ich geh schon!", rief Sie hastig und warf Ihrem Vater einen letzten bedauernden Blick zu; mindestens ein Dutzend Mal hatte Sie ihn gebeten, ein anderes Hemd zu tragen, aber er war mit seiner Standardantwort, er würde sich nicht verstellen, bei seiner Kleiderwahl geblieben. Als Sie die Tür öffnete, stand Sie zuerst Ihrem Freund gegenüber und wie immer beschleunigte sich Ihr Herzschlag bei Seinem Anblick etwas. Sie schlang die Arme um Seinen Hals und drückte Ihm einen keuschen Kuss auf, den Er mit einem Tätscheln Ihres Rückens beantwortete. Er mochte es nicht besonders, vor anderen körperlich zu werden. Noch immer im Arm Ihres Freundes wandte Sie sich jetzt Seiner Familie zu, welche die kurze Szene wohlwollend beobachtet hatte. Mikoto Uchiha war eine klassische, elegante Schönheit und hatte ihre edlen Züge an ihre Söhne vererbt. Itachi hatte die breite Statur seines Vaters geerbt, während sein jüngerer Bruder eher der elfengleichen Mutter ähnelte. Eine umwerfend attraktive Familie - Und jetzt würden sie Ihren alles andere als umwerfenden Eltern begegnen. "Kommen Sie doch rein - Meine Eltern warten schon im Garten", bat Sie nach höflicher Begrüßung. Sie lotste die Gäste durch das kleine Haus nach draußen, wo tatsächlich bereits der Rest der Familie Position bezogen hatte. "Willkommen!", rief Ihr Vater mit der ihm eigenen Begeisterung und drückte Mikoto dabei jovial an seine breite Brust. "Es freut mich, dass es endlich mal geklappt hat. Haben Sie gut hergefunden?" Die etwas überfordert wirkende Mikoto lächelte verwirrt, behielt aber ihre gute Erziehung bei: "Ja, danke. Wir haben uns sehr über Ihre Einladung gefreut." Getränke wurden gereicht, Plätze wurden angeboten und das Gespräch plätscherte angenehm gelassen von einer Partei zur nächsten, ja, die Familien lachten bereits ein paar Mal zusammen - Zumeist auf Kosten des Pärchens, das diesen Abend überhaupt verursacht hatte. Etwas später fand Sie sich alleine in der Küche wieder, froh um ein paar Minuten des Alleineseins. Ihre nackte Panik war inzwischen beständiger Nervosität gewichen, mit der Sie besser umgehen konnte, zumal der Abend bisher wirklich gut gelaufen war. Es hatte, vorrangig dank Ihres Vaters, keine peinliche Stille gegeben und auch sonst keinerlei Eskalationen. Der Moment der Ruhe wurde von Ihrem Freund beendet, der in die Küche trat. "Bist du immer noch so aus dem Häuschen?" "War das so offensichtlich?", erwiderte Sie mit schwachem Lächeln. Er hob den Arm auffordernd und Sie lehnte sich an Seine Brust, die Augen geschlossen, Seinen beruhigenden Duft in der Nase. "Als wir gekommen sind sahst du aus, als würdest du sofort die Tür wieder zuschlagen." "Tut mir leid... Aber jetzt geht es wieder. Es wundert mich aber echt, dass deine Mutter und Itachi so ruhig bleiben. Mein Vater ist so..." Sie rang um ein Wort, denn Sie liebte Ihren Vater, aber manchmal war er einfach nur peinlich, so spät-pubertär diese Einschätzung auch wirken mochte. "Ungebildet." "Und?" "Und was? Deine Mutter hat ihre eigene Zeitung und dein Bruder klärt Mordprozesse auf - Und mein Vater erzählt ihnen von seinem letzten Bowlingabend. Das kommt mir so... Lächerlich vor. Und ich schäme mich für diesen Gedanken genauso sehr wie für ihn." "Es ist albern, so zu denken", kommentierte Er, obwohl Sie sich etwas Unterstützung von Ihm gewünscht hätte. Beleidigt und mit dem Gefühl, verraten worden zu sein, löste Sie sich von Ihm, um sich am anderen Ende der Küche an die Theke zu lehnen, den Blick auf die Straße draußen gerichtet. "Danke für die Hilfe." "Du bist schon wieder albern. Meine Eltern stammen aus wohlhabende Familien. Sie hatten es im Leben leichter als deine Eltern. Trotzdem haben die beiden es geschafft, Arbeit zu finden, ein Haus zu bauen, eine Familie zu gründen, Sicherheit zu finden... Das zählt." "Das ist nicht wichtig - Das ist schlichtes Leben. Jeder Analphabet in einem Dritte-Welt-Staat kann dasselbe tun." Sie erschrak sich selbst über Ihre Worte, fand sie widerlich, noch bevor Sie sie ausgesprochen hatte, aber irgendwie waren sie trotzdem über Ihre Lippen gelaufen wie Gift. "Und dieser Analphabet hätte auch seine Tochter gefördert, so, wie dein Vater es getan hat?" Seine Stimme war scharf und kalt, ein Eissplitter in Ihrem Herzen. "Wir definieren uns nicht über unseren sozialen Status sondern über die Menschen, die wir sind." Natürlich wusste Sie das. Sie war Ärztin; Sie sah alle Menschen als gleich an - Nur sich selbst nicht. Tatsächlich hatte Sie keine Angst davor gehabt, dass Ihre Eltern Sie blamieren würden, sondern Ihre pesönliche Angst, nicht gut genug zu sein, hatte wieder ihre ekelhafte Fratze gezeigt. Sie hatte immer das Gefühl, doppelt so hart arbeiten müssen wie alle anderen, um auch nur auf Sichtweite an Ihn heranzureichen. Dass Er Sie für gut genug erachtete, zeigte zwar alleine die Tatsache, dass Er Ihr Freund war; Er hätte jede Frau haben können und hatte Sie gewählt, also musste Er etwas in Ihr sehen. Aber es fiel Ihr unendlich schwer zu begreifen, was das Besondere an Ihr sein könnte. Als hätte Er Ihre Gedanken gehört, näherte Er sich Ihr wieder, strich Ihr ungewöhnlich sanft über die Wange und legte dann die Hand auf Ihre Hüfte. "Das hier ist kein Wettbewerb, wer die bessere Familie hat. Niemand bewertet deine Eltern - Oder dich." Erneut lehnte Sie sich an Seine Brust. "Ich weiß", hauchte Sie. Und Sie hoffte, dass irgendwann auch der Tag kommen würde, an dem Sie es tatsächlich glauben konnte. ~♥~ There you go - Ein fürsorglicher Sasuke, der seine Sakura etwas geraderückt. Deal with it. ;) Kleiner Scherz am Rande. Uh, ich hab grad den August fertig geschrieben und der ist irgendwie so deprimierend... Ich brauch etwas Fluff. See ya! Kapitel 6: Juni --------------- Hier stand Sie nun, zwischen all den Fremden, und betrachtete Ihn aus der Ferne, wie Sie es immer getan hatte, während Er so tat als wäre Er ein anderer Mensch. Er mochte solche Veranstaltungen nicht, spielte ungerne den artigen Gastgeber, aber Sein Beruf machte Ihn zu einer Figur der Öffentlichkeit und weil Er gerne den Anforderungen genügte, die an Ihn gestellt wurden, schauspielerte Er den smarten Gentleman. Er war perfekt; witzig an den richtigen Stellen, kompetent gegenüber den richtigen Personen, ein aufmerksamer Zuhörer, ein interessanter Sprecher. Er vergaß keine Gesprächstaktik, keinen wichtigen Geschäftpartner und keinen neugierigen Reporter. Das einzige, was Er dabei vergaß, war Seine Freundin. Natürlich wusste Sie, dass Er das nicht mit Absicht tat. Er war wirklich beschäftigt. Trotzdem kam Sie nicht umhin, sich wie das ungewünschte Anhängsel vorzukommen - Und das hatte Sie nie sein wollen. Sie war kein Accessoire für irgendeinen Mann, das dieser in einer Ecke abstellen und präsentieren konnte, wenn es ihm gerade passte. Verdammt, Sie war promovierte Ärztin! In solchen Momenten wünschte Sie sich, Sie könnte Ihren Frust in Alkohol ersäufen, aber das war nicht Ihre Art. Also wanderte Sie durch die fremden Leute, die sich untereinander alle zu kennen schienen, und besichtigte die ehemalige Fabrikhalle, in der die Buchpräsentation Ihres Freundes stattfand. Es ging in Seinem Roman, nicht ganz unpassend, um den Tod von Fabrikarbeitern in der Dritten Welt, die mit verseuchten Materialien arbeiteten. In Seiner Geschichte hatte Er so viel Feingefühl für Kleinigkeiten gezeigt, dass die Presse ganz aus dem Häuschen war und auch Sie war stolz auf Ihren Liebsten - Nur wünschte Sie sich so viel Detailbewusstsein manchmal im realen Leben von Ihm. Sie betrachtete eine Weile die Stahlträger, welche die Decke hielten, bevor Sie sich wieder der Gesellschaft am Boden widmete - Und sich einem Fremden gegenübersah, der Sie musterte. Leicht errötend, weil Sie so unaufmerksam gewesen war, schenkte Sie ihm ein höfliches Lächeln und wollte sich beschämt abwenden, doch da sprach er Sie an. "Verzeihen Sie, dass ich Sie aufgeschreckt habe. Sie sahen nur nicht aus, als würden Sie zu den anderen Speichelleckern gehören, deswegen fragte ich mich, was Sie hier tun." "Offensichtlich besuche ich eine Buchpräsentation und genieße die Architektur des Gebäudes." Der Fremde lächelte. Schwarze Augen und Haare, ein schönes Gesicht, stellte Sie nüchtern fest. Letztlich hätte Sie sich im Moment aber mit jedem unterhalten, um nicht wie die Außenseiterin auf dem Schulhof zu wirken, also war sein Äußeres völlig gleich. "Das klingt nicht wie ein Fan des großen Autoren... Wie hat es Sie hierher verschlagen?", erkundigte er sich. "Die Tür war offen." "Sie sind nicht sehr gesprächig." "Dafür sind Sie sehr neugierig." "Das ist der Beruf." Er lächelte erneut, hielt Ihr die Hand hin und stellte sich vor: "Mein Name ist Sai." Sie wartete, doch seinen Nachnamen verriet er nicht. Dennoch ergriff Sie seine Hand und nannte Ihren Vornamen. Wenn er keine Formalien einhielt, tat Sie das eben auch nicht. "Und was ist Ihr neugiererweckender Beruf?" "Das verrate ich Ihnen, wenn Sie mir mehr von sich verraten. Obwohl ich schon so meine Vermutungen habe..." "Teilen Sie zumindest die mit mir?" "Hm... Sie haben einen geisteswissenschaftlichen Beruf; gepflegte Hände und Äußeres, gewählte Ausdrucksweise, vornehme Zurückhaltung. Sie sind nicht verheiratet - Wie der fehlende Ring an Ihrer Hand zeigt. Sie sind durchaus an Literatur interessiert, würden diese aber lieber mit einer Begleitung genießen. Es fällt Ihnen schwer, mit Fremden privat zu sprechen... Habe ich Recht?" "Es ist auf jeden Fall interessant. Reden Sie weiter." Das tat e, und er schien sich einen Spaß daraus zu machen, wilde Spekulationen über Sie anzustellen, die sogar erstaunlich oft ins Schwarze trafen. Sie fragte sich, was genau er von Ihr wollte und auch Ihr Freund stellte diese Frage später im Auto. Leider hatte Sie weder für Ihn noch für sich eine befriedigende Antwort. Diese sollte Sie zwei Tage später in einem Zeitungsartikel erhalten. Der Bericht "Die bessere Hälfte eines Genies" wurde von einem Bild von Ihr gekrönt, auf welchem Sie halb seitlich zu sehen war, wie Sie in eine unscharfe, etwas entfernte Menschenmenge blickte. Sie wirkte darauf zerbrechlich und einsam und genau so wurde Sie in der Kolumne gezeichnet; als das vernachlässigte, aber mutige Frauchen des bösen Bestsellerautors, welcher in der zweiten Hälfte des Artikels verrissen wurde. Seine Werke seien aufgebläht, schlecht recherchiert und überschätzt, behauptete die wöchentliche Kolumne einer großen Kulturzeitschrift. Als Name des Autors wurde nur "Sai" angegeben. Sie war außer sich vor Wut, aber das war noch nichts gegen Seinen Zorn. Er warf Ihr nicht nur vor, Schuld an der negativen Darstellung Seiner Person zu haben, sondern auch, dass Sie sich bei Fremden über Ihre Beziehung beschwerte und dass Sie mit anderen flirtete. "Ich habe nicht mit ihm geflirtet, und was er geschrieben hat, stimmt auch nicht!", schrie Sie Ihren Freund an; es war das einzige Thema, das sie noch hatten, seit der Artikel veröffentlicht worden war. "Also hast du nichts von dem gesagt, was er geschrieben hat?" Entnervt rieb Sie sich den Nasenrücken. "Doch, aber das ist alles völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Ich habe gesagt, dass du auf solchen Events keine Zeit für mich hast, was ja stimmt, aber nicht weiter schlimm ist. Es ist immerhin deine Arbeit. Können wir jetzt bitte damit aufhören? Das Thema langweilt mich." "Diesem Mann hattest du dazu einiges zu sagen." "Du vertraust mir nicht, oder?", fragte Sie gekränkt, den Blick fest auf Ihn gerichtet. Als Er nur mit verschränkten Armen zurück schaute, schüttelte Sie den Kopf. "Weißt du eigentlich, was du da sagst? Ich habe dir immer den Rücken freigehalten. Ich war für dich da, als dein Vater gestorben ist. Ich war für dich da, als du wieder zurückgekommen bist! Ich war und bin immer für dich da und du... Du wagst es, mir so etwas vorzuwerfen?!" Auf der Anrichte stand ein Teller, den Sie nahm und auf Ihren Freund schleuderte. Er zerbrach klirrend auf dem Boden. "Du Arschloch!" Mit diesen Worten wandte Sie sich ab und stürmte ins Schlafzimmer, wo Sie eine große Tasche aus dem Schrank zerrte und wütend alles hineinstopfte, das Sie in die Finger bekam. Sie hatte das Gefühl, Ihre Brust würde brennen vor unbändigem Zorn, während gleichzeitig Ihre Augen zu tränen anfingen. Fluchend schnappte Sie die Tasche und drängte sich an Ihrem Freund vorbei, der gerade in der Schlafzimmertür aufgetaucht war. "Wo gehst du hin?" Als Antwort zeigte Sie Ihm den Mittelfinger - Nicht die erwachsenste Reaktion, das wusste Sie - Und schmiss die Tür lautstark hinter sich ins Schloss. Das war das letzte Mal, das Sie Ihn für drei Tage sah; währenddessen verkroch Sie sich bei Ihrem besten Freund, aber irgendwann hielt Sie es einfach nicht mehr ohne Ihren Mann aus. Sie waren beide Wracks, als sie sich wiedersahen, was Sie zeigte, indem Sie sich kriecherisch entschuldigte und Er, indem er die Entschuldigung hoheitsvoll akzeptierte. So zog Sie schließlich wieder ein, aber der Vorfall war nichts, über das man einfach so hinwegsehen konnte. Es hatte sich etwas verändert. ~ . ~ Hah, zu diesem Kapitel fiel es mir schwer, nicht mehr zu schreiben. Vielleicht werde ich das irgendwann in einer gesonderten FF nochmal machen, weil das Thema mir gefällt. Hoffentlich hat es euch gefallen. :) Bis dann! Kapitel 7: Juli --------------- Als Sie die Augen öffnete, wusste Sie bereits, dass es ein anstrengender Tag werden würde. Trotzdem lächelte Sie, weil Er Seinen Arm um Sie gelegt hatte und Sein Gesicht an Ihrem Nacken ruhte. Er klammerte Nachts ganz schön, denn Ihm war ständig kalt, aber das störte Sie nicht; es glich Seine fehlenden Ambitionen zum Körperkontakt tagsüber aus. Jetzt jedoch löste Sie sich aus Seiner Umarmung, indem Sie sich nach Ihm umdrehte und Ihm einen Kuss aufdrückte. Er krauste die Nase und gab ein schläfriges Geräusch von sich, das Sie zum Kichern brachte. "Aufwachen, Geburtstagskind", hauchte Sie mit noch einem Kuss und diesmal schlug Er die Augen blinzelnd auf. "Echt...?", nuschelte Er verschlafen. "Mhm~♥", summte Sie unnachgiebig und rollte sich zur Seite, sodass Sie auf Seinem Schoß saß und Ihn von oben herab küssen musste. Das störte aber keinen von ihnen und Er vergaß sogar, dass Er schlecht gelaunt war, wenn man Ihn weckte. Mal abgesehen von Sex am Morgen war es jedoch ein ganz normaler Tag für Sie, sodass Sie aufstehen, duschen und arbeiten gehen musste, während Er liegen bleiben konnte. Sie spürte Seinen Blick im Rücken, während Sie Ihr Kleid zuknöpfte, ignorierte ihn aber. Wenn Sie Ihn angesehen hätte, wäre Sie nur zurück ins Bett gegangen, und dafür hatte Sie jetzt leider keine Zeit mehr. "War das mein Geburtstagsgeschenk?", erkundigte Er sich, als Er merkte, dass Sein Starren nicht den gewünschten Effekt haben würde. Sie hörte die Bettwäsche rascheln, als Er sich aufsetzte und wagte es jetzt, sich nach Ihm umzudrehen. "Was, du wolltest ein Geschenk? Das hättest du früher sagen müssen... Vielleicht bei einem der hunderttausend Male, bei denen ich dich gefragt habe, was du möchtest", neckte Sie zärtlich und ging zu Ihm, um Ihm einen Abschiedskuss zu geben. Er streckte die Hand aus, zog Sie wieder zu sich, um Ihren Bauch zu küssen und das Gesicht an ebendiesen zu legen. "Ich will keinen Menschenauflauf." Ihre Hand glitt durch Sein dickes, seidiges Haar. "Du weißt, dass die anderen heute eine Party für dich schmeißen, oder?" Seine Schultern spannten sich fast augenblicklich an und Er gab ein unwilliges Geräusch von sich. Seufzend knetete Sie die verspannten Muskeln. "Ich hab versucht, es ihnen auszureden... Komm schon, sie meinen es doch nur gut." "Hn." Sie zog sacht an Seinem Haar, bis Er sich widerstrebend von Ihrem Bauch löste, und lächelte Ihn aufmunternd an, als Er gezwungener Maßen zu Ihr aufsah. "Wenn du brav bist, bekommst du heute Nacht noch ein ´Geschenk`... Du Riesenbaby." Eigentlich war die Party als Überraschung geplant gewesen, aber Sie wusste, dass Ihr Freund dann einfach gegangen wäre, also hatte Sie Ihn vorgewarnt. So kam es, dass, obwohl gesamte Stammlokal der Clique: "Überraschung!", rief, das Geburtstagskind keineswegs überrascht war. Er ließ die Glückwünsche über sich ergehen, setzte sich zu Seinen Freunden und schaffte es eine Weile lang, Seine Laune im Zaum zu halten. Trotzdem spürte Sie, dass Er nicht den ganzen Abend überstehen würde. Während Sie also mit den Frauen der Runde sprach, behielt Sie immer ein Auge auf Ihn, um den richtigen Zeitpunkt zu gehen abzupassen. Eigentlich war es ganz gut gelaufen - Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Er Seine Geschenke auspacken sollte. Da sich in diesem Moment alle Anwesenden um Ihn drängten, fühlte Er sich wohl sowieso schon unwohl. Von Naruto bekam Er ein T-Shirt auf dem ´Gehirnpups` stand, was der Blonde äußerst lustig fand, und, etwas ernster gemeint, ein großes, schwarzes Blechschild, auf dem in roten und weißen Schriftzügen die Titel Seiner Bücher standen. Natürlich interessierte Ihn der Dekorationsgegenstand wenig, aber Sie war sicher, dass Er den Gedanken zu schätzen wusste. Von den anderen erhielt Er Wein, einen Gutschein für einen Höhlentauchgang (Er hatte anklingen lassen, dass Sein nächstes Buch von etwas in der Art handeln sollte und der Ausflug wäre perfekt für Recherchezwecke geeignet.) und, weniger kreativ, ein Buch. Dieses betrachtete Er ziemlich eisig, als Er es aus seiner grünen Verpackung befreit hatte. "E-Es ist echt gut", erklärte Tenten, die es Ihm überreicht hatte. Sie hatte nicht so viel mit Ihm zu tun, deshalb war ein derartiges Geschenk eigentlich in Ordnung. Nicht so in Seinen Augen. "Ein Buch. Wirklich; du schenkst einem Autor ein Buch? Und noch dazu zweitklassigen, nichtssagenden Fantasie-Schund?" "Schatz!", zischte Sie in die plötzlich eingetretene Stille am Tisch. Er richtete den Blick auf Sie, wollte Sie davon überzeugen, dass Seine Wut gerechtfertigt war, aber das stimmte nicht. Unnachgiebig starrte Sie zurück ins kalte Schwarz Seiner Augen, in dem Sie Seine Ungeduld mit der Welt und den Menschen lesen konnte. "Ich vergaß für einen Moment, dass lügen höflich ist", schnaubte Er schließlich. "Danke. Ein solches Geschenk wäre wirklich nicht nötig gewesen." "Ok, dann wäre das auch erledigt", lächelte Sie in das unangenehme Schweigen, wobei Sie die Zweideutigkeit Seiner Worte ignorierte. "Wie wäre es jetzt mit Nachtisch?" Es wurde Zeit zu gehen, beschloss Sie. Kurz nachdem Sie Ihren Kuchen gegessen hatte, sammelte Sie Ihren Freund ein, verabschiedete sich und verließ das Restaurant. Schweigend liefen sie durch die Julinacht. In solchen Momenten gingen sogar Ihr die Worte an Ihn aus, Er machte sich Ihr dann so fremd, dass Sie Ihn am liebsten gesiezt hätte. "Ich habe mich entschuldigt." Es war untypisch für Ihn, sich zu rechtfertigen. "Ich weiß." "Was ist dann das Problem?" Sie wusste, dass es zu nichts führen würde, wenn Sie es Ihm erklärte. Zumal Seine bedingungslose Ehrlichkeit etwas war, das Sie an Ihm schätzte. Es war keine gesellschaftsfähige Eigenschaft, Er isolierte sich damit bewusst, und doch mochte Sie Seine Hartnäckigkeit. Sie ertrug das Alleinsein nicht, deshalb bewunderte Sie Ihn für diese Fähigkeit. Aber Sie wusste es eigentlich besser. Er war nicht alleine, weil Er es wollte. Sondern weil Er im Gegensatz zu Ihr die Gesellschaft nicht ertrug. "Es gibt keines", lächelte Sie zärtlich, als Sie Seine Hand nahm. Vielleicht, schoss es Ihr in dem Moment durch den Kopf, würde das mit ihnen nicht gut gehen. Sie liebte Ihn so sehr, und doch würde es nicht funktionieren. Kapitel 8: August ----------------- Vor ein paar Stunden war die Sonne am Horizont hinter den Bergen aufgetaucht, und mit ihr die ersten Autos auf der Straße. Seither war Sie immer wieder kurz eingenickt, doch jetzt war Sie wach und streckte sich gegen das Dach des Wagens. Er saß am Steuer, den Blick ruhig aber konzentriert auf den Weg gerichtet. "Morgen." Zärtlich berührte Sie Seinen Oberarm, dann kramte Sie in Ihrer Reisetasche, bis Sie eine Termosflasche Kaffee in der Hand hielt. "Willst du auch?" Aus dem Augenwinkel warf Er Ihr einen Blick zu und nickte. Sie reichte Ihm den Deckel der Flasche, den man als Becher verwenden konnte, und musterte Sein Gesicht. "Lass mich den Rest fahren, du siehst müde aus." "Nicht nötig." Er gab Ihr den Verschluss zurück. "Wir sind gleich da." "Ok... Ich freu mich schon richtig. Obwohl wir für die paar Tage wirklich nicht so ein teures Hotel hätten nehmen müssen." "Es ist angemessen." Ihr wurde mal wieder bewusst, wie unterschiedlich sie aufgewachsen waren. Während Sie Campingurlaube an einem See, der zwei Stunden von ihrer Heimatstadt lag, mit Ihren Eltern absolviert hatte, hatte Seine Familie in Luxusurlaube auf der ganzen Welt gemacht. Er bestand nicht auf diesen Luxus, konnte ihn aber genießen - Im Gegensatz zu Ihr, die sich immer etwas fehl am Platze vorkam. Während Seiner Abwesenheit und bis zu dem Zeitpunkt, an dem Er sie sich selbst leisten konnte, hatte Er immer auf teure Dinge verzichtet. Er wollte sich selbst finanzieren können, das war Teil Seines Stolzes. Jetzt sah Er es als ein Statussymbol, mit Seiner Freundin von Seinem eigenen Geld tun zu können, was Er wollte. Und das war in diesem Fall eben ein Zimmer in einem fünf Sterne Hotel in Wien zu mieten. Sie ließ sich die stille Art, auf die Er Sie präsentierte, gefallen, war gerne eine Bereicherung für Seinen enormen Stolz. Er hatte Sie, weil Er Sie wollte und so lange Er Sie wollte. Sie hatte sich nie eingeredet, dass diese Beziehung Ihre Entscheidung wäre. Das Hotel war groß und ihr Zimmer schön, aber lange hielten sie sich nicht darin auf. Nach einem Gespräch mit der Rezeptionistin waren sie in die Straßenbahn gestiegen, dann ein wenig durch Wien geirrt bis sie das Haus des Meeres, ein bekanntes Aquarium der Stadt, gefunden hatten. Neben gestressten Eltern, anderen Pärchen und Rentnern quetschten sie sich an Fischbecken und Terrarien entlang und gelangten schließlich in eine Art beheizten Wintergarten, in dem exotische Vögel frei flogen, Schildkröten siedelten und sogar ein paar Flughunde in einer schlecht geschützten Ecke hingen. "Schau mal.", sagte Sie traurig und deutete auf die schlafenden Tiere. "Das ist nicht besonders Artgerecht, oder?" "Das ist nichts von alldem hier. Aber die Alternative wäre ihr Tod." Das war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen Er Ihre Hand hielt, und daran zog Er Sie jetzt auch weiter. Ihr Blick blieb zurück gerichtet auf die kleine Kolonie. Sie erinnerten Sie ein wenig an Ihren Freund in ihrem Versuch, ein dunkles Fleckchen für ein bisschen Ruhe zu ergattern, während ihre ganze Existenz davon abhing, die Aufmerksamkeit der Menschen zu erhalten. Diese Beachtung sicherte ihr Leben, brachte sie gleichzeitig aber auch um, ein deprimierender Gedanke, der Sie Seine Hand fester drücken ließ. Sie ließen den Tag in einem Restaurant ausklingen und verbrachten den zweiten in mehreren Museen der Stadt sowie vorrangig vor einschlägigen Touristenattraktionen. Wie zu erwarten gewesen war, waren diese teuer und Ihm das Geld einfach nicht wert. Sie hätte sich Dinge wie die Reitschule zwar gerne angesehen, war dann aber auch wieder nicht interessiert genug, um Ihn zum Bleiben zu bewegen, also machten sie einfach einen Spaziergang durch die Stadt. Diesen zweiten und letzten Abend beendeten sie in der Lobby des Hotels bei ein paar gemütlichen Cocktails. Da sie den Altersdurchschnitt des Hauses erheblich senkten, waren sie und der Barkeeper bald die einzigen Anwesenden, was Ihn in Kombination mit dem Alkohol in Plauderlaune zu versetzten schien. Sie redeten sogar ein wenig über ihre Freunde, was Er sonst vermied. Er war der Meinung, bei sieben Milliarden Menschen musste man nicht ausgerechnet über die sprechen, die man kannte. "Ist es zu fassen, dass Naruto und Hinata ein Baby bekommen? Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem sie geheiratet haben...", seufzte Sie nostalgisch. "Ich erinnere mich noch an dem Tag, an dem er sich die Rippe gebrochen hat, als er aus ihrem Fenster vor ihrem Vater geflüchtet ist", entgegnete Er nüchtern und Sie kicherte. "Ein Chaot war er ja schon immer. Aber ich glaube, er wird ein guter Vater sein, dazu ist er genauso der Typ wie Hinata zum Muttersein." "Das ist sie", stimmte Er zu, dann herrschte eine Weile Schweigen, in dem sie ihren jeweiligen Gedanken nachhingen. Ihr brannte eine Frage auf der Seele, aber Sie hielt das Terrain für dünnes Eis, deswegen wusste Sie nicht, wie Sie anfangen sollte. Obwohl sie inzwischen eineinhalb Jahre zusammen waren, war das Thema noch nie aufgekommen, aber jetzt, wo es sich in ihrem Freundeskreis abzeichnete, war es wohl auch für sie Zeit, darüber zu sprechen. Schließlich beschloss Sie, es wie Er zu halten; einfach ehrlich sein. "Möchtest du Kinder haben?" Er schien mit der Frage gerechnet zu haben, antwortete dennoch nicht sofort. "Nein", sagte Er schließlich und Sie glaubte schon, dass das die einzige Erklärung wäre, die Sie bekäme, doch Er sprach weiter. "Ich möchte keine Kinder, weil sie die Zukunft sind, ich ihnen eine solche aber nicht versprechen kann. Ich kann nicht versprechen, dass sie gesund zur Welt kommen. Ich kann nicht garantieren, dass ich immer für finanzielle Sicherheit sorgen kann. Ich kann nicht garantieren, dass ich ihnen genug Zuneigung geben kann. Ich kann noch nicht mal versprechen, für immer mit ihrer Mutter zusammen zu sein - Und dabei ist das völlig unabhängig von der entsprechenden Frau", fügte Er mit einem Blick auf Sie hinzu. Sie schwieg. Nicht, weil Sie Ihn nicht verstand; die Aussicht, für immer für einen anderen Menschen den man noch nicht mal kannte verantwortlich zu sein, sein zukünftiges Glück maßgeblich zu beeinflussen, war erschreckend. Sie war keine der Frauen, die unter allen Umständen Kinder haben wollten. Natürlich, Ihr Instinkt drängte Sie dazu, aber Ihr Intellekt war ausgeprägt genug, um ein Wörtchen mitzureden. Und dennoch war da erneut dieser schrecklich schmerzhafte Gedanke, dass es mit ihnen nicht funktionieren würde. Sie liebte Ihn so sehr, Er war so wichtig für Sie, und Sie zweifelte nicht daran, dass Sie Ihm ebenfalls viel bedeutete. Ihr gemeinsames Leben war gut. Nicht immer einfach, aber gut. Aber diese für Ihn ungewöhnlich lange Erklärung hatte unterschwellig ausgesagt, dass Er nicht bereit war, sich völlig auf einen anderen Menschen einzulassen, ihn zu einem unersetzbaren Teil Seiner Selbst zu machen. Vielleicht konnte Er das auch nicht, ohne selbst daran Schuld zu sein. Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass da dieses hohle Gefühl in Ihrer Brust war, wenn Sie an eine Zukunft mit Ihm dachte, das es vor ein paar Monaten noch nicht gegeben hatte und das sich immer weiter auszubreiten schien. ~♥~ Da sind wir schon beim August... Der Besuch in Wien ist einem Urlaub nachempfunden, den ich letztes Jahr gemacht hab, allerdings im November. Ich hab die Stadt wegen verschiedener Gründe eher als melancholisch in Erinnerung und es war schwer für mich, das Gefühl in Worte zu fassen. Der Kern des Kapitels ist allerdings auch das kurze Gespräch und keine Ortsanalyse, also hoffe ich, ihr könnt darüber hinwegsehen. Vielen, vielen Dank für inzwischen über 40 Favoriten und so viele, vor allem oft durchdachte, Kommentare. Ich freue mich sehr und wünsche allen weiterhin viel Vegnügen beim letzten Drittel. :) Kapitel 9: September -------------------- "Also hat die Schwester gesagt: ´Schön - Dann kümmern Sie sich eben selbst um die Bettenbelegung!` und ist einfach gegangen. Zum Oberarzt! Könnt ihr euch sein Gesicht vorstellen?" Alle am Tisch lachten; Naruto, seine Frau und die beiden anderen Pärchen am Tisch. Der einzige, der gelangweilt aus dem Fenster des Restaurants blickte, war Ihr Freund, was Sie wahnsinnig nervte, denn Er ließ schon den ganzen Abend über raushängen, dass Er auf dieses Treffen keine Lust gehabt hatte. "Was denkst du denn darüber, Schatz?", fragte Sie provokativ. "Deine Kollegin ist respektlos ihrem Vorgesetzten gegenüber", kommentierte Er trocken. "Aber wenn du derartiges Verhalten tolerierst... Bitte." Daraufhin folgte peinlich berührtes Schweigen, welches Sie unterbrach, indem Sie süßlich lächelnd Seine Schulter tätschelte. "Wenn du meinst, Liebling... Vielleicht solltest du dir einfach noch ein Bier bestellen, hm?" Er hasste es, wenn Sie so mit Ihm sprach, das wusste Sie genau, weshalb es Sie nicht verwunderte, als Er "Miststück", zischte und den Tisch verließ. Es war Ihr egal, dass alle noch viel verlegener wurden; Sie rief den Kellner und bestellte der Gruppe noch eine Flasche Wein, denn Sie hatte nicht vor, Ihm jetzt nachzulaufen wie in einem Teenager-Film. "Sag mal... Ist alles ok bei euch?", fragte Ihr bester Freund später, als die Gruppe das Lokal verließ und sich auf den Heimweg machte. Das war es nicht, aber das wollte Sie nicht sagen, weil Sie Ihn trotzdem liebte. Also winkte Sie ab und lachte. "Er beruhigt sich schon wieder - Du kennst ihn doch." Auf dem Heimweg wurde Sie trotzdem nervös, denn Sie wusste nicht, was Sie in der Wohnung vorfinden würde; Fast erwartete Sie, dass Er Seine Sachen gepackt hätte. Aber es schien alles wie immer, sodass Sie vorsichtig ins Schlafzimmer blickte. Er war noch wach und sah Sie über den Rand Seiner Lesebrille hinweg kühl an. Den Blick hatte Sie schon lange nicht mehr gesehen, denn Er hatte ihn in ihrer Teenagerzeit genutzt um Ihr klar zu machen, dass Sie eine Grenze überschritten hatte. "Was sollte das vorhin?", fragte Er gewohnt direkt. "Ich war es nicht, die aufgesprungen und wie ein Schulmädchen aus dem Restaurant gestürmt ist", schoss Sie zurück und bereute es sofort. Ein zweiter Fehler an diesem Abend. Galt auch bei ihnen: ´Drei Strikes und du bist raus`? "Du hast mich lächerlich gemacht, weil ich nicht deiner Meinung war. Das muss ich mir nicht bieten lassen." "Natürlich nicht", lenkte Sie rasch ein. "Ich war nur enttäuscht, dass du dich nicht mal für diesen einen Abend mit meinen Freunden abfinden konntest." "Ich bin mit dir gekommen, oder? Also gibt es keinen Grund, verbittert zu sein. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich wie ein Schoßhündchen für deine Freunde Männchen mache, wenn es dir passt." "Das habe ich auch nie gesagt. Nur ist deine miese Laune manchmal echt nervtötend", erwiderte Sie, verletzt davon, dass Er genau wusste, wo Ihr Problem lag, aber nicht bereit war, etwas zu ändern. "Vielleicht solltest du dir dann einen anderen Mann suchen." "Vielleicht sollte ich das. Vielleicht fang ich ja was mit Suigetsu an - Der hat wenigstens genug Energie, um im Bett nicht sofort einzuschlafen!" "So einer wäre dir aber nicht gut genug", fuhr Er Sie an. Sie schreckte von Ihm weg, als Er mit einem Satz aus dem Bett war und auf Sie zurauschte. Es war nicht Seine Art, so auszuticken, deswegen hatte Sie etwas Angst, aber vielmehr raste Ihr Herz vor Freude darüber, dass Er endlich mal Anteilnahme zeigte. "Du hältst dich für einen schrecklichen Menschen, aber alle anderen sind schlimmer. Ich weiß nicht, was für eine Obsession es gebraucht hat, dass ich dir gut genug bin, aber vermutlich meinst du auch noch, ich sollte froh sein, deinem Ego zu genügen? Aber ich bin nicht dein Vorzeigemännchen." Mit diesen Worten stapfte er aus ihrem Raum und ins Wohnzimmer, dessen Tür Er ins Schloss warf. Sie tat dasselbe mit der Schlafzimmertür. "Und ich bin nicht dein Vorzeigeweibchen!", keifte Sie Ihm hinterher und legte sich dann auf Seine Seite des Bettes, um sich in den Schlaf zu weinen. Der nächste Morgen war ähnlich unerfreulich, aber Sie hatte ausnahmsweise keine Lust, zu Kreuze zu kriechen, sodass Sie schweigend zur Arbeit aufbrach. Natürlich war es bescheuert, an einer so offensichtlich kaputten Beziehung festzuhalten, aber Sie konnte einfach nicht anders. Genauso wenig konnte Sie den Tag über aufhören, darüber nachzugrübeln, wie es überhaupt so weit hatte kommen können, immerhin war alles wunderbar gewesen, als sie in die Wohnung gezogen waren. Und jetzt war Sie nicht bereit, Ihn so einfach aufzugeben; mit aller Kraft klammerte Sie sich an die rissigen Wände ihrer Beziehung und hoffte darauf, dass sie sich schon irgendwie wieder kitten würden mit der Zeit. Bei einem Abendessen wollte Sie alles besprechen, aber Er kam und kam einfach nicht nach Hause und auf Ihre Anrufe reagierte Er nicht. Stinksauer ging Sie schließlich ins Bett, von wo Sie jedoch hochschreckte, als die Wohnungstür aufging. Laute Schritte und ein Krachen ließen Sie vorsichtig aufstehen und auf den Flur blicken, wo Sie Ihren Freund vorfand. Er lag auf dem Boden und stöhnte leise, als Er versuchte, sich auf den Rücken zu drehen. Er war nicht besonders oft betrunken, doch jetzt schaffte Er es gerade noch, sich an der Wand abzustützen und nach vorne zu lehnen, bevor er sich übergeben musste. Dann ließ Er sich zurück auf den Boden plumpsen und Sie erkannte, dass Er in Ihre nagelneuen Schuhe gekotzt hatte, die Sie erst am letzten Tag aus Frust gekauft hatte. Voller Ekel sammelte Sie die Pumps ein und säuberte Sie, bevor Sie sich um den Übeltäter kümmerte. Der hatte es geschafft, sich dem Wohnzimmer zu nähern, davor aber scheinbar aufgegeben. Wiederwillig machte Sie sich daran, Ihn zum Sofa zu befördern, überlegte es sich dann aber doch anders und setzte ihn auf den Boden vor dem Fernseher. Das war eine gute Idee, denn kurz darauf erbrach Er sich erneut. Es fiel Ihr schwer, Sein sonst so schönes Gesicht auch nur anzusehen, wie es da bleich und kränklich über dem Erbrochenem schwebte, und wieder einmal überkam Sie diese unglaubliche Frustration. Sie ging zur Heizung, starrte sie kurz an, dann schnaubte Sie wütend und drehte sie auf die höchste Stufe. Zwar würde Sie mit dem Gestank selbst leben müssen, aber immerhin würde Sie nicht darin aufwachen. Auf dem Weg nach draußen sah Sie Ihn nochmal kurz an und seufzte resigniert. Eine Decke konnte Sie Ihm wohl geben... Schließlich hatte Sie Ihm Wasser gegen den Kater, ein altes Kissen und eine alte Decke gebracht und streichelte Seine Schläfe, hinter der es morgen hoffentlich gehörig pochte. "Du treibst mich in den Wahnsinn... Aber ich liebe dich", flüsterte Sie und küsste Ihn auf die Wange, bevor Sie aufstand. "Ich... Ich dich auch", nuschelte Er träge, aber im selben Moment war Er auch schon eingeschlafen. ~♥~ Hallo Leute :D Schnell geht es weiter, das freut mich. Wir haben sogar eine Zeitdeckung, fällt mir gerade auf - September im September xD Oktober und November hab ich auch schon fertig, aber mit Dezember bin ich mir noch nicht so sicher, weshalb ich mir diesmal etwas mehr Zeit zum Hochladen nehmen werde. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Ich fand es, wo ich es jetzt nochmal gelesen habe, irgendwie eher lustig als tragisch... Aber das ist auch ok, denke ich. ^^ Und ganz lieben Dank an die über 40 Abonenten und die fleißigen Kommi-Schreiber. ♥ Kapitel 10: Oktober ------------------- Die Frau neben Ihm war schön, aber nicht die Seine. Er wusste, dass Er sie haben konnte und obwohl Er sie nicht wirklich wollte, schmeichelte ihre Schönheit seinem Ego. Ein alberner männlicher Instinkt von Ihm begehrte sie, nur, weil sie verfügbar war. Er machte sich nicht mal die Mühe, dafür eine dumme Ausrede zu finden. So war es mit jeder Frau gewesen, auf die Er sich eingelassen hatte - Außer bei Ihr. Sie hatte Er lange abgewiesen, weil Sie Seine Freundin war, obwohl Ihm Ihre Verfügbarkeit immer bewusst gewesen war. Rein körperlich hatte Er Sie immer anziehend gefunden - Wer hätte das auch nicht? Aber was Sie anbot war anders, nicht, weil Sie so ein besonderer Mensch war, sondern weil Sie es geschafft hatte, ein Teil Seines Lebens zu werden, sich Seinen Respekt erarbeitet hatte. Körperlich mit Ihr zu werden hätte bedeutet, intim mit Ihr zu werden oder Sie seelisch schwer zu verwunden. Naruto hatte Ihm sehr eindringlich von Letzterem abgeraten, aber das hatte Er auch nie vorgehabt. Als es vor inzwischen fast zwei Jahren dann doch passiert war, als all Ihre verfügbare Weiblichkeit Ihn umbließ wie der Schnee in dieser Nacht, war Ihm klar gewesen, dass Er bleiben würde. Er war es Ihr schuldig, denn Er respektierte Sie und Ihre Gefühle. Inzwischen hatte Er sich auch an Ihre Nähe gewöhnt, wie Er eines Tages verwundert festgestellt hatte. Bisweilen war Sie zwar natürlich anstrengend, aber dadurch, dass Sie sich Ihm zuliebe sehr zurücknahm, war es erträglich, ja, sogar recht angenehm. Es hatte Ihn nie gestört, in eine verlassene Wohnung zurückzukommen; Schon in Seiner Kindheit war es selten anders gewesen, weil Seine Eltern viel arbeiteten und Sein Bruder ihnen nacheiferte. Doch inzwischen war es recht befremdlich, abends nicht die klackernden Absätze Ihrer heimkehrenden Highheels zu hören. Und gerade, wo Er sich daran gewöhnt hatte, kam das zunehmend öfter vor. Sie ging nach wie vor häufig mit ihren gemeinsamen Freunden aus, schien es aber aufgegeben zu haben, Ihn mit sich zu zwingen. Er wusste nicht, was Er davon halten sollte. Einerseits hatte Er nie großen Wert auf große Gesellschaften gelegt. Es reichte Ihm, mit ein oder zwei Personen Seine Zeit zu verbringen - Und auch das musste nicht jede Nacht sein. Andererseits war es etwas, das Ihr immer wichtig gewesen war. Das Sie Ihn jetzt davon ausschloss - Wenn auch sicher nur, um Ihn nicht zu belasten - Bedeutete in Seinen Augen zwangsläufig, dass Sie sich aus der Beziehung zurückzog. Damit hatte Er von Anfang an gerechnet. Zwar zweifelte Er keinesfalls daran, dass Sie Ihn liebte, und vermutlich würde Sie auch nie damit aufhören. Doch gleichzeitig war Sie ein emotionaler Mensch, der mehr brauchte, als Er zu geben hatte. Er hatte sich auf Sie eingelassen mit der unausweichlichen Konsequenz, Ihre Illusion von Seiner Person zu zerstören und Sie im Prozess völlig auszulaugen. Womöglich würde Ihn das eine Freundin kosten, doch immerhin hatte Sie dann zeitweise gehabt, was Sie sich immer gewünscht hatte - Ihn. Bisher hatte Sie sich besser gehalten, als Er erwartet hatte, aber langsam ging Ihr merklich die Kraft aus. Natürlich freute Ihn das nicht und es war ja nicht so, als würde Er sich überhaupt keine Mühe geben. Nur hatte Er sich und Ihr versprochen, sich niemals zu verstellen, um irgendjemandem zu gefallen. Er war der Mann, der Er eben war, das Produkt Seiner Eltern. Sich ändern wäre wie falsches Kürzen in einem Bruch. Er sah die rothaarige Frau an, als Er Sein Handy aus der Jacketttasche zog und die erste Schnellwahltaste drückte. "Schatz!", begrüßte Ihn die begeisterte Stimme Seiner Freundin. "Was machst du gerade?" "Du glaubst doch an mich, oder?" "Was...? N-Natürlich tue ich das. Wieso fragst du?" "Weil ich gerade eine sehr schöne Frau anstarre und sie mich. Und wir wollen alle etwas Schönes, oder?" "Was redest du da? Bist du betrunken? Vielleicht gehst du lieber ins Bett.", schlug Sie vor, mehr besorgt als verärgert. Die Rothaarige war inzwischen jedoch verärgert. Sie stand auf und ging weg. Er lächelte und überlegte, ob Er vielleicht tatsächlich betrunken war. "Wenn du an mich glaubst, musst du mir helfen, dass ich auch an etwas glauben kann. Immerhin bin ich Autor - Man sollte mir glauben können, und wenn ich an nichts glaube, glaubt man mir nicht." "Die Leute glauben dir aber. Du erzählst so schöne Märchen... Soll ich dir eines erzählen, wenn du im Bett bist? Geh jetzt jedenfalls mal in dein Zimmer, ok?" Ihre sanfte Stimme brachte Ihn dazu, tatsächlich aufzustehen und zu zahlen. Nein, es drehte sich nichts, also war Er wohl nüchtern. Aber woher kam dann dieser Nebel in Seinem Kopf? Warum waren die hellen Lichter, in die Er starrte, so düster? Warum war Er hier alleine? Das war doch eine Bar. Da sollte man Spaß haben und Er fühlte sich eher danach von der nächsten Brücke springen. Träge legte Er auf und verließ das Lokal in Richtung Seines Hotels. Während Er unterwegs war ignorierte Er die Anrufe Seiner Freundin. Erst, als Er im Bett lag, nahm Er wieder ab. Sie schien sauer zu sein, aber Er hörte eigentlich gar nicht zu. Nur Ihre Stimme, die die Stille vertrieb, war wichtig. Vielleicht war Sie wütend genug, um bis zum Morgen zu schimpfen. Sie hatte sich Sorgen um Ihn gemacht und liebte Ihn, das war genug Zündstoff für stundenlange Vorträge. "Aber wenn du nicht mehr da bist in Zukunft...", sagte Er mehr zu sich selbst. "Wer soll mich dann lieben?" "Wovon redest du? Ich werde immer für dich da sein." "Sicher?" Ein kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung bestätigte Seine Theorie vom früheren Abend. Sie würde bald gehen. Er hatte es tatsächlich geschafft. "Die ganze Welt liebt deine Bücher, also wirst du immer Fans um dich haben." "Und wenn alle mich lieben, werde ich nie alleine sein, oder...?" "Ja. Ich werde auch immer an deiner Seite sein, egal, was passiert. Bitte schlaf jetzt erstmal, ok? Ich rufe bei deinem Verlag an und sorge dafür, dass du heim kannst. Wir telefonieren dann morgen." Als Er nichts sagte, seufzte Sie leise. "Ich liebe dich. Schlaf gut." Und damit legte Sie auf und ließ Ihn alleine in dem großen Hotelzimmer, in dem Seine Panikattacke reichlich Platz hatte, sich zu entfalten. Er war alleine und nicht fähig, sich zu ändern - Nicht mal für Sie. Warum fanden Ihn eigentlich alle so schön? Er war hässlich und keine plastische Chirurgie konnte diese innere Unansehnlichkeit ändern. Er war gefangen in dieser hübschen Hülle, die nichts beherbergte außer düsteren Gedanken und Selbsthass. Seine Mutter und Seine Freundin liebten Ihn, aber wofür? Dafür, dass Sie Ihm einen Portier ins Zimmer schicken mussten, der Ihn praktisch ins Taxi trug, welches Ihn zum Flughafen und in die sichere Heimat brachte? Dafür, dass Er in dieser Heimat dann wieder den kühlen Prinzen spielte? Er konnte es nicht ändern, die Einsamkeit triggerte Seine Schwäche genauso wie die Gesellschaft Seine Rüstung verstärkte. Niemals würde Er jemandem direkt zeigen können, wie zerstört Er sich wirklich fühlte. Egal, wie viel Mühe Seine Freundin sich auch gab, die Hülle zu knacken. Für Sie würde Er sich nicht ändern können, aber Er würde Sie so lange halten wie Er konnte. Weil es Sie glücklich machte. Und, wenn Er ganz ehrlich war, Ihn auch. - * - Ihr Lieben, das hat jetzt wegen Internetproblemen wieder länger gedauert - Allerdings bin ich dafür auch fertig mit der ganzen Geschichte, also werde ich wohl in den nächsten ein, zwei Wochen die restlichen Kapitel hochladen. :) Ich hoffe, euch hat der kleine Einblick in Sasukes Gedankenwelt gefallen. Er ist einfach so selbstzentriert, dass da wenig Platz für jemand anderen ist, aber ich glaube, dass er diesen Platz dann doch Sakura gegeben hat, wenn auch nur, weil sie bequem ist. Viel Spaß noch mit den letzten beiden Kapiteln. lG :) Kapitel 11: November -------------------- "Nicht jetzt. Wir sind in der Bahn." "Oh, nimm den Stock aus dem Arsch", lachte Sie Worte, die Sie noch vor einem halben Jahr nie zu Ihm gesagt hätte. In den letzten Monaten hatte Sie so genau gesehen, was für Abgründe hinter Seiner vollkommenen Maske schlummerten, dass Sie Seine Fassade nur noch erbärmlich finden konnte. Er hatte sich selbst von dem Thron gestoßen, auf den Sie Ihn immer gesetzt hatte. Nicht, weil Er krank war. Sondern weil Er zu schwach und zu stolz war, Hilfe anzunehmen. "Was ist so schlimm daran, hier etwas über Romantik zu sagen? Du bist Autor. Du solltest kein Problem mit Worten haben." "Worte haben Orte, an die sie gehören." "Auf deine Lippen zum Beispiel, mein Liebster", zischte Sie sarkastisch. Ausgangspunkt des Gesprächs war ihr anstehender zweiter Jahrestag, zu dem Sie sich ´etwas Romantisches` gewünscht hatte. Als Er fragte, was genau das sein sollte, hatte Sie nach Seiner Definition des Wortes gefragt - Und bisher keine Antwort bekommen. Wahrscheinlich hatte Er sich über derartiges einfach noch nie Gedanken gemacht, doch Sie wollte Ihn nicht so schnell von der Angel lassen. Irgendetwas musste es doch geben, dass Ihm ein Heimatgefühl in einem anderen Menschen, in Ihr, gab, sonst wäre Er doch einfach eine leere Hülle... Und wenn nicht wegen eines solchen Gefühls, wieso sollte Er dann überhaupt bei Ihr bleiben? "Jetzt sag ihr doch einfach, dass du sie liebst, Alter", mischte sich ein Mann ein, der ihnen gegenüber saß. "Das will sie nicht hören." Doch - Etwas anderes hatte Sie nie von Ihm hören wollen. Sie war gekränkt, weil Er nicht mal das wusste und verlegen, weil dieser Fremde sie belauscht hatte, deshalb stimmte Sie giftig zu: "Ja - Heuchelei ist keine Romantik." Er sah Sie eindringlich, jedoch nicht überrascht an. "Ich bin also ein Heuchler." Ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass diese Worte Ihn kränken könnten, entschuldigen wollte Sie sich aber auch nicht dafür. Das hatte Sie schon zu oft getan. "Ich glaube, dass du dir keine Gedanken darüber gemacht hast. Und das ist in dem Fall genau dasselbe wie Heuchelei." In dem Moment hielt die Bahn, Er stand auf und stieg aus. Sie verdrehte die Augen und wollte schon sitzen bleiben, lief Ihm dann aber doch nach - Wenn auch nur, weil Sie nicht alleine dem Lauscher gegenüber sitzen wollte. "Was soll das?", fragte Sie gereizt, sobald Sie Ihren Freund einholte. Es war spät und der Bahnhof bis auf sie leer, sodass niemand hörte, als Er sagte: "Sollen wir jetzt schon Schluss machen?" Wie angewurzelt blieb Sie stehen, als wäre Sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen, die Ihr die Luft aus dem Körper presste und sich unüberwindbar zwischen Sie und Ihn stellte. "Was...?" "Früher oder später wird es dazu kommen, denn ich bin nicht der Typ, der dir sagt, dass er es romantisch findet, dass du seine Hand hältst, wenn ihr über eine Straße geht, weil du dir Sorgen um ihn machst. Ich werde dir nicht sagen, dass ich es romantisch finde, wie du immer noch rot wirst, sobald du mich siehst oder dass du dir jedes meiner Bücher hast signieren lassen. Es wird nicht vorkommen, dass ich dir bei Kerzenschein tief in die Augen sehe und Hauche, wie schön du bist und dass ich es romantisch finde, wenn du zu Hause meine Shirts trägst und dich einfach gehen lässt, weil du mir vertraust. All diese kleinen Dinge werde ich dir nicht sagen, aber ich möchte nicht daran schuld sein, dass dir etwas fehlt. Deshalb die Frage, ob du es beenden möchtest." Sie konnte für einige Momente nichts tun, als Ihn über die Mauer hinweg anzustarren, die sich während der letzten Monate zwischen ihnen aufgebaut hatte. Wie hatte es so weit kommen können? Wie hatte Sie irgendwann aufhören können, jedes Mal ´Ich liebe dich!` zu denken, wenn Sie Ihn ansah? Wie hatte Sie jemals aufhören können, es Ihm zu sagen? Und wie könnte Sie jetzt aufhören, es zu fühlen? Mit einer mörderischen Anstrengung überwand Sie die unsichtbare Barrikade zwischen ihnen und schmiegte sich an Seine Brust. "Verlass mich nicht." Befehl und Flehen zugleich lagen in Ihrer Stimme. Seine Hand legte sich auf Ihren Hinterkopf, Er stützte Sie, küsste Ihre Stirn. "Solange du es nicht willst." Alles an Ihrem Körper brannte, nur die Augen nicht. Keine erleichternden Tränen für Sie. Sie krallte die Finger in Seine Jacke, klammerte sich an der bröckelnden Fassade ihrer Beziehung fest, die Sie noch nicht loslassen konnte. "Wir... Wir können das schaffen. Ich meine, alles, was uns fehlt, sind ein paar Worte, oder? Und ich denke jetzt nicht an Romantische, sondern Ehrliche. Wir haben uns in letzter Zeit einfach zu wenig gesagt, aber das können wir jetzt ja ändern. Du bist Schriftsteller, du kannst uns ein Happy End schreiben, oder?" Er erwiderte Ihren flehenden Blick aus erschöpften Augen. Augen, die aufgegeben hatten. "Du weißt, dass ich es tun würde, wenn ich könnte." Und Er hatte Recht. Sie war die Einzige, die wusste, wie viel Ihm tatsächlich an dieser Beziehung lag, vielleicht wusste Sie es sogar besser als Er selbst. Wenn Er hätte kämpfen können, um Sie zu halten, Er hätte es getan. Doch Liebe war nichts, das man mit Gewalt erreichte, für das man in die Schlacht ziehen konnte. Sie war mehr wie ein zärtlich gehüteter Garten voller Pflanzen die Geduld brauchten, um zu reifen. Und Er war einfach zu kalt, um etwas zum wachsen zu bringen. So war Ihre Liebe zu Ihm mehr einem prächtigen Blumenstrauß gleich, den Er sich eine Weile ins Wohnzimmer gestellt hatte und dem Er dann beim stetigen Welken zugesehen hatte. Er hatte sich an der Schönheit erfreut und war vielleicht dankbar gewesen, war sich des Endes aber zu jeder Zeit überdeutlich bewusst gewesen. Ganz im Gegenteil zu Ihr, die das Fehlen Ihrer eigenen Gefühle traf wie ein Schwall kaltes Wasser ins Gesicht. Kapitel 12: Dezember -------------------- "Ich muss gehen." Er stand von der Couch auf, die sie erst vor etwas mehr als einem Jahr hier aufgestellt hatten. "Ich weiß." Der Koffer machte ein klackendes Geräusch, als er auf dem Boden aufkam. "Schon die ganze Zeit, oder?", fragte Sie, als Sie Ihn ein letztes Mal umarmte. Sie spürte Ihn nicken. "Ich hab immer alles getan, um das zu sein, was du brauchst." „Ja.“ Es war nicht so, als wäre dieser Schritt So leise herangenaht, wie er sich jetzt tatsächlich vollzog. Während der letzten Wochen war es ständig laut gewesen in der kleinen Wohnung, Ihrem sicheren Nest, dem Hafen, in dem Sie endlich hatte Frieden finden wollen. Es hatte Umbaumaßnahmen gegeben – Und jetzt war Ihr Platz wegrationalisiert worden. Dass Sie darüber nicht weinte lag an der Gewohnheit. Sie hatte sich die ganze Beziehung über verboten, vor Ihm zu weinen, wieso sollte Sie jetzt damit anfangen? Vielleicht würde es Ihn sogar dazu bringen, Sie zum Bleiben zu bewegen. Sie wussten beide, dass Er es könnte, es die ganzen letzten beiden Jahre getan hatte. Bis zu dem Moment in einem Streit, an dem er „Dann geh doch endlich“, mit diesem beherrschten Tonfall gesagt hatte, den Er immer anschlug, wenn Er sich zu etwas zwingen musste. Er könnte Sie zum Bleiben bringen, weil Sie Ihn immer noch liebte - Sie glaubte nicht, jemals damit aufzuhören. Allerdings hatte sie diese Gefühle für den stolzen, verschlossenen, verletzlichen Mann, der Er wirklich war, nicht mehr für das Idealbild von Ihm, welches Sie so viele Jahre lang fantasiert hatte. Sie hatte Ihn immer gekannt und sich doch selbst eingeredet, Er sei ein anderer. Wieso Sie das getan hatte, obwohl Sie Seine wahre Persönlichkeit liebte, wusste Sie nicht. Sie wusste nur, dass Sie durch Ihre Illusion genauso Schuld am Ende ihrer Beziehung war wie Er. Sie trat einen Schritt zurück, verschränkte die Arme, wie, um Ihn auf Abstand zu halten. Als würde Er Ihr nachlaufen… Tatsächlich schützte Sie sich mit der Geste nur, denn Sie wusste, dass der Schmerz, der jetzt gänzlich fehlte, später umso heftiger einsetzen würde. „Was… Wird jetzt sein?“ "Ruh dich aus.“ Er wusste, wie viel Kraft Sie jedes Wort, jeder Schritt von Ihm weg kostete. „Dann sehen wir weiter.“ „Glaubst du, wir hätten etwas ändern können?“ Seine Nachthimmel-Augen waren ein starker Kontrast zu den Gewitterwolken, die darin so lange gewohnt hatten, es war wie die Ruhe nach dem Sturm und ließ Sie zweifeln. Sollte Sie nicht doch bleiben? „Wir haben alles getan.“ „Vielleicht sogar zu viel… Aber das war es wert.“ „Was meinst du?“ „Ich habe für dich versucht, jemand zu sein, der ich nicht bin und gleichzeitig, jemanden in dir zu sehen, der du nicht bist.“ Sie schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken. Jetzt meinte Sie, alles Vergangene so klar zu erkennen, nur die Zukunft ohne Ihn war für Sie Grau und verschwommen. „Wenn wir nicht versuchen würden, für andere bessere Menschen zu sein, würden wir das niemals tun.“ Sie wollte schon sagen, dass Er sich doch gar nicht verändert hatte, aber das stimmte nicht. Er hatte ebenso an sich gearbeitet wie Sie, wenn auch wesentlich leiser, auf Seine innere Einstellung bezogen. Vielleicht noch ein Fehler von Ihr, das nie erkannt zu haben – Und jetzt war es zu spät. Sie nahm den Koffer und ging in Richtung Flur. „Wenn du es so siehst… Danke für die Mühe“, lächelte Sie Ihn an. Sie würde Sein Gesicht vermissen. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben, hatte nicht vor, noch etwas an der Situation zu ändern. Ihre Zeit war vorbei. „... Sakura.“ „Bis dann, Sasuke.“ Mit diesen leeren Worten verließ Sie die Wohnung und zog die Tür zu zwischen sich und einem Teil Ihres Lebens von dem Sie gedacht hatte, er würde nie enden. ~ . ~ So, das war´s meine Lieben. Ich hoffe, es hat euch gefallen und dass ich nicht zu sehr mit Klischées um mich geworfen bzw diese von einer anderen Seite beleuchtet habe. Obwohl es mein erstes SasuSaku-Projekt war und noch dazu ein sehr trauriges, habe ich so viel Rückmeldung bekommen, dafür möchte ich euch ganz herzlich danken. Ich habe mich wahnsinnig gefreut. :) Leider kann ich euch jetzt nicht wirklich weitere FFs aus meiner Galerie empfehlen, da ich fast nur SasuNaru habe ( durchaus auch in hetero-Variante xD und ein bisschen SasuHina, ShikaTema und NaruSaku ), aber falls jemand Lust hat, würde ich mich natürlich freuen, wenn ihr mal vorbei schaut. Falls noch Fragen offen sind, stellt sie bitte gerne, ich freue mich über Diskurs mit euch und beiße selten. ;) lG BTBYC Hosted by Animexx e.V. 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