Keep My Light Shining von KankuroPuppet (What's worth living for?) ================================================================================ Prolog: Der gefallene Vogel --------------------------- Prolog: Der gefallene Vogel Der Tag an dem er ihnen begegnete schmückte sich mit einem leuchtend blauen Himmel, der nur hier und da von vereinzelten Wolken durchzogen war. Die See war ungewöhnlich ruhig, der Wind blies angenehm kühl in die Segel und trug die Schiffe gemächlich über die Meere der Neuen Welt. Nichts ließ erahnen, dass es ausgerechnet dieser Tag war, den sich das Schicksal ersucht hatte. Ein Tag an dem die Sonne geradezu hämisch auf die Gesichter der Leute fiel, die dazu verdammt waren, zurückzubleiben, um diese friedvolle Welt in der Qual der Trauer um das Verlorene erleiden zu müssen… Es waren zwei Wochen vergangen seit die Strohhüte Dressrosa verlassen hatten. Siegreich waren sie in See gestochen, verabschiedet durch dem wiedergekrönten König und dessen dankbare Untertanen und begleitet von einem neuen Mitglied der Crew. Viola, eigentliche Prinzessin von Dressrosa, hatte sich entschieden, den Piraten zu folgen, um andere Länder vor dem zu bewahren, was ihrer eigenen Heimat bis zur Ankunft von Ruffy und seiner Mannschaft widerfahren war. „Wir sollten bald die nächste Insel erreichen!“, rief Nami über das Deck der Sunny, während der Wind durch die langen Haare der Navigatorin blies. Der Nadel ihres Pods nach zu urteilen, sollte es ein ruhiger Aufenthalt werden, ohne besondere Gefahren und genau das war es, wonach sich die Crew nun sehnte, im Unwissen über das, was sie noch erwarten sollte. „Sie sollte gleich in Sichtweite sein.“ Kaum hatte sie es ausgesprochen, machte sich der Captain der Bande in Windeseile zur Spitze des Schiffes auf, wo er angestrengt die Augen zusammenkniff. „Da ist noch nichts!“, meckerte er ungeduldig. Hoch oben am Masten holte Lysopp sein Fernrohr hervor, setzte es an sein rechtes Auge und schloss das linke. Angestrengt blickte der Scharfschütze über die ruhige See, während der Rest der Crew von ihren Tätigkeiten abließ, um auf die Nachricht aus dem Ausguck zu warten. „Ich sehe zwar noch keine Insel…“, rief die Langnase schließlich und verursachte damit ein allgemeines enttäuschtes Raunen, bevor er weitersprach, „…aber dafür ist dort ein anderes Schiff vor uns.“ „Die Marine?“, fragte Zoro, während er in Vorfreude auf einen Kampf nach seinen Katana griff. Die letzten Wochen auf See waren seiner Ansicht nach um einiges zu ruhig gewesen und er sehnte sich nach besserem Training, doch Lysopp winkte ab. „Nicht die Marine. Ich kann die Flagge noch nicht erkennen, aber keine Marine!“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen hörte man schon die Geräusche der Teleschnecke aus dem Innenraum der Sunny. Die Crew blickte verwundert auf, als Sanji sich aufmachte, den Anruf anzunehmen. Einige Minuten später klärte er seine Mannschaft darüber auf, dass das Schiff vor ihnen Piraten gehörte, die angekündigt hatten, dass sie sich dem Schiff der Strohhüte nähern würden. Zwar äußerten sowohl Nami, Lysopp, als auch Robin ihre Bedenken, doch der junge Captain war viel zu neugierig, als dass er auf die Begegnung mit den anderen Piraten hätte verzichten können. Das Schiff, welches sich bald auf einer Höhe mit ihnen befand, war um einiges größer, sodass ihre Reling gute drei bis vier Meter höher als die der Sunny lag. Belustigt schauten einige Gesichter von oben herab auf die buntgemischte Crew der Strohhutpiraten. Diese schauten zurück, Ruffy mit einem breiten Grinsen, andere in Anspannung, weitere bereit für den Kampf. „Hey!“, rief die Leute Stimme des jungen Bandenoberhauptes zum größeren Schiff herauf. „Was gibt’s?“ Auf die Frage folgte sein helles, fast kindliches Lachen. Es schien den fremden Captain, der sich nun über die Reling beugte, zu amüsieren. Er war größer als die meisten der Crewmitglieder, die man von weiter unten erkennen konnte. Sein Gesicht war größtenteils bedeckt mit einem blonden Bart, den an einigen Stellen graue Strähnen durchzogen, während der Kopf von einem dunklen Tuch gedeckt war. Ein langer Mantel sollte ihn als den Anführer markieren. „Ich suche ein Schiff, das auf dem Weg nach Seasons Isle ist“, rief der Mann in einer rauchigen Stimme, ohne sich die Mühe zu machen, sich oder seine Mannschaft vorzustellen. Ruffy schien es aber auch nicht zu interessieren. „Seasons Isle?“, fragte er verwundert, kratzte sich am Kopf und drehte sich zu seiner Navigatorin um. Diese verstand ohne Worte und verzog mit verdrehten Augen den Mund, während sie jedoch bestätigend nickte. Der Strohhut-Captain lachte vergnügt. „Das ist unser Weg!“, rief er zum anderen Schiff hoch, verfolgt von Brooks und Choppers zweifelnden Blicken. Der fremde Pirat wirkte zufrieden. „Wie treffend. Ich habe eine kleine Lieferung an diese Insel. Würdet ihr sie für uns ausstellen?“ Er hob fragend eine Augenbraue. „Klar!“, rief Ruffy und streckte die Arme in die Luft. „WAS?“, entgegneten einige seiner Crewmitglieder entsetzt, ein weiteres Mal geschockt von der kindlichen Gutgläubigkeit ihres Anführers. Doch die Sache war beschlossen und so erkannten sie bald ein Bündel über der Reling des anderen Schiffes. „Willst du nicht einmal fragen, was es ist?“, flüsterte Nami besorgt ins Ohr ihres Captains, der jedoch nur nach oben deutete. „Wir werden es doch gleich sehen“, erklärte er und so sahen sie zwischen Gefühlen der Nervosität hin zur schieren Neugierde, wie ein verschnürtes Päckchen über den Rand des fremden Schiffes geworfen wurde und nach einem Augenblick auf ihrem Deck unter einem lauten Aufprall landete. „Ich danke euch!“, hörten sie noch die rauchige Stimme über sich, bevor Segel gesetzt wurden und die anderen Piraten sich von ihnen entfernten. Offensichtlich hielten sie es nicht für nötig ihre ‚Lieferung‘ genauer zu erläutern, suchten lieber schnell das Weite und ließen die vor Erstaunen erstarrten Strohhüte hinter sich. „Ist das…?“, fragte Lysopp mit zitternder Stimme und näherte sich dem Bündel auf ihrem Deck, dicht gefolgt von Chopper, der ungläubig schaute. „…ein Mensch?“, beendete Brook, was Lysopp begonnen hatte und legte den Kopf schief. Ruffy zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Nami hatte im Lauftempo das Heck der Sunny erreicht und rief dem sich entfernenden Piratenschiff etwas hinterher. Robin hatte den verschnürten Körper als erste erreicht. „Ich frage mich, ob er bereits tot ist…“, mutmaßte sie, woraufhin Lysopp ihr einen entsetzten Blick schenkte. Nach und nach bildete sich ein Kreis um ihre neue Fracht. Zwischen ihnen lag ein Mann, die Beine festgekettet mit schweren, grauen Ketten, die Hände hinter dem Rücken verbunden mit Handschellen. Der Kopf war verdeckt durch ein Tuch, welches am Hals mit einem Seil geschlossen wurde. Es verriet jedoch nicht, ob es die Identität des Mannes verstecken sollte oder aber diesen daran hintern, den Kurs der Reise zu verfolgen. Am rechten Fuß trug der Mann, er mochte vielleicht Ende zwanzig sein, einen losen Sandalen, der jedoch am linken fehlte. Die Hose war dreckig vom Staub, ebenso das zugeknöpfte Hemd, welches sich am rechten Kragen langsam mit Blut tränkte. „Das sind Seesteinketten“, stellte Sanji fest und zog nachdenklich an seiner Zigarette, als Franky den Gedanken zu Ende führte: „Dann ist es ein Teufelsfruchtnutzer.“ Robin verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber wer ist es und warum sollen wir ihn zu dieser Insel bringen?“ In diesem Moment kam Nami zu ihnen zurückgerannt. „Die Bastarde sind einfach abgehauen“, erklärte sie, „Was sollen wir mit dem Kerl?“ „Ist doch egal. Finden wir heraus wer es ist!“, rief Ruffy erfreut und beugte sich unter Lysopps lauten Bedenken nach unten, als sich der Gefangene vor ihnen zu bewegen begann. Unterdrücktes Gemurmel am unter dem Tuch hervor, doch kaum hatte er sich auf die verletzte, rechte Seite gedreht, da zuckte er unter Schmerzen zusammen. „Er ist verletzt! Lasst mich zu ihm!“, rief die Stimme des medizinisch ausgebildeten Rentiers, als es nach vorne stürmte. „Halt ihn fest, Sanji!“, befahl der Kleine und kaum hatte der Koch die Schultern des Gefesselten zu Boden gedrückt und Chopper dessen Hemd ein wenig aufgeknöpft, da wurde deutlich, was es zu behandeln galt. „Er muss sich beim Sturz das Schlüsselbein gebrochen haben“, erklärte Chopper und sah besorgt auf seinen neuen Patienten. „Was ist das?“, fragte Sanji mit einem Mal und deutete auf Ansätze einer Zeichnung, die nun auf der Brust des Verletzten zu erkennen war. „Eine Tätowierung?“, dachte Robin weiter, beugte sich neugierig herab und öffnete weitere Knöpfe des Oberteils. „Wollen wir ihm nicht einfach das Ding vom Kopf ziehen?“, beklagte sich Ruffy währenddessen, doch wurde schnell von Lysopp daran erinnert, dass dieser Kerl, wer auch immer er war, gefährlich sein könnte und sie besser vorsichtig waren. Der Atem des Gefesselten wurde schwer und angespannt, doch versuchte er sich nicht gegen Untersuchung zu wehren. Robins Augen weiteten sich vor Überraschung, als sie erkennen konnte, um was es sich auf der Brust des Mannes handelte. „Das ist…“, begann sie, doch Ruffy war schneller. Erfreut rief er aus: „Das ist das Zeichen von Whitebeard!“ Und kaum hatte er es gesagt, da zog er auch schon das Tuch vom Kopf ihres unerwarteten Passagiers. Die Crew hielt den Atem an, während der junge Mann zwischen ihnen seine Augen zum Schutz gegen die grellen Sonnenstrahlen zusammenkniff. Geblendet schüttelte er seinen Kopf, während er durch wiederholtes Blinzeln versuchte etwas zu erkennen. Vorsichtig blickte er um sich, prüfte die Gesichter, die auf ihn herabsahen, bis er Ruffy fand und bei dessen Anblick stehen blieb. Wie nun zu erkennen war, lag es an einem Knebel, dass seine Worte zuvor so undeutlich klangen. „Höh?“, fragte Ruffy verdutzt und kratzte sich unter seinem Hut am Kopf, bevor er sich nach unten hockte und nur wenige Zentimeter vom Kopf des fremden Passagiers entfernt diesen musterte. „Kennst du den, Ruffy?“, fragte Sanji, der nun neben Robin stand, die sich wieder erhoben hatte. Ihr Captain lachte amüsiert, dann ließ sein Gesichtsausdruck erkennen, dass er anstrengt nachdachte. „Vielleicht sind wir uns vor zwei Jahren am Marineford begegnet…“, stellte er am Ende des Denkprozesses fest, auch wenn deutlich wurde, dass er sich nicht sicher war. Der blonde Whitebeard-Pirat zog in einer Mischung aus Verwunderung und Enttäuschung die Augenbrauchen zusammen, was Robin zum Lachen brachte, zuckte aber schnell wieder zusammen, als er seine rechte Schulter bewegte. „Ich glaube, er kennt dich“, stellte die Dunkelhaarige amüsiert fest und deutete auf das traurige Bündel am Boden. „Stimmt das?“, fragte der Strohhut-Captain daraufhin und stupste dem Piraten auf den Stirn. „Kennen wir uns? Warst du ein Freund von Ace?“ Doch er musste gar nicht weiter fragen, da sich Zoro einschaltete. Schnell suchte sich der Schwertkämpfer seinen Weg durch den Kreis seiner Mannschaftsmitglieder und betrachtete einen Augenblick lang schweigend den Mann am Boden. Dann musste er belustigt grinsen. „Kennst du den Kerl?“, fragte Lysopp verwundert und auch die anderen musterten den jungen Mann mit der ungewöhnlichen Haarfarbe. „Als ich noch als Piratenjäger bekannt war, gab es unter uns nicht einen, der ihn nicht kannte“, erklärte dieser in einem Anflug von Nostalgie. „Schließlich findet man nicht überall die Gelegenheit für ein Kopfgeld von 650 Millionen Berry.“ Die Crew zog scharf den Atem ein. „650?“, schrie Nami und man konnte förmlich spüren, wie sich der Mensch vor ihren Augen in einen kleinen Schatz verwandelte. „Das ist ja mehr als meins…“, murrte Ruffy und stupste abermals auf die Stirn des gefesselten Piraten, dessen müder Blick nun Zoro gewidmet war. „Aber ich hätte nicht gedacht“, fuhr der Schwertkämpfer fort, „dass man sich so schnell von drittklassigen Piraten fangen lässt, als Kommandant von Whitebeards erster Division.“ Kaum hatte er den Titel ausgesprochen, da konnte man das Grinsen des blonden Piraten selbst durch den Knebel hindurch erkennen. Er schien diese Bezeichnung sichtlich zu genießen. „Kommandant?“, fragte Robin nachdenklich und Zoro nickte. „Kommandant der ersten Division“, wiederholte er, „Marco, der Phönix.“ Kapitel 1: Anfang und Ende -------------------------- Anfang und Ende ‘Schau ihn dir mal an‘, hatte Oyaji gesagt, bevor er seinen ersten Kommandanten aus seinem Zimmer verbannte und diesen miesgelaunt zu einem jungen Mann schickte, den Whitebeard als neues Mitglied für seine Mannschaft auserwählt hatte. Der Kleine mit den Sommersprossen war alles andere als einfach zu händeln, soviel hatte Marco bereits mitbekommen. Ace war vorlaut, stur und uneinsichtig und um das Ganze noch zu toppen, hatte der Kapitän nun seinen Vize erwählt, um das Fohlen zu zähmen. Wenig erfreut über diese Nachricht schlich der Kommandant über das Deck der Moby Dick, die um diese Uhrzeit von allen verlassen war, außer dem Diensthabenden im Ausguck und - an diesem speziellen Abend – ihn selbst. Müde kletterte der Blondschopf die Takelage hinauf, balancierte ein Stück über den Masten und ließ sich zum Schluss, nahezu lautlos, hoch oben auf dem Ausguck neben seinem dunkelhaarigen ‚neuen Auftrag‘ fallen. „Ich brauche keinen Babysitter“, murrte Ace, als er den nächtlichen Besucher entdeckte, doch zeigte seine verschlafene Stimme, mit welchem Elan er der ihm angedachten Arbeit nachgegangen war. „Gratulation“, entgegnete der blonde Pirat nicht minder begeistert von der Situation und fuhr sich durch seine abstehenden Haare. Bei jeder seiner Bewegungen konnte er die abschätzigen Blicke des Jüngeren nahezu spüren, ließ sich davon aber nicht stören. Stattdessen erwiderte er die Musterung. Der Feuerfruchtnutzer hatte seine Schuhe ausgezogen und ließ seine nackten Füße verspielt über den Rand der hochgelegenen Plattform baumeln. Oberteile schien er nur ungern zu tragen, dafür jedoch weite, schwarze Shorts. Marco konnte sich außerdem an einen Hut erinnern, doch diesem war wohl das gleiche Schicksal wiederfahren wie den Schuhen, sodass wilde schwarze Haare zu sehen waren, die in einzelnen, langen Strähnen das freche Gesicht mit den Sommersprossen bedeckten. Die grauen Augen hingegen spiegelten das Feuer wieder, das Tag und Nacht im Körper des jungen Mannes brannte. Der Kleine mochte vielleicht aufmüpfig sein, wie es Oyaji formuliert hatte, doch wirkte er in Marcos Augen ebenso interessant und auf seine jugendlich wilde Art überaus anziehend. Es brauchte daher nicht mehr als diesen ersten schmächtigen Wortwechsel, damit der Kommandant verstand, weshalb sein Oyaji mit dieser speziellen Bitte zu ihm gekommen war. „Hat dich der alte Mann geschickt? Ich habe immer noch kein Interesse euch Idioten beizutreten“, preschte der Kleine hervor, ohne dass er gefragt wurde. Die eindeutig als Beleidigung angelegte Bemerkung amüsierte den Phönix, auch wenn er es dem jungen Mann neben ihm nicht zeigte. „Bist du immer so frech oder nur wenn du Angst hast?“, fragte der Ältere seinen Sitznachbarn, ohne auf dessen Frage einzugehen, was diesen offenkundig weiter verunsicherte. „Ich habe keine Angst!“ Doch Ace‘s Reaktion kam eindeutig zu schnell. „Dann bist du ziemlich dumm“, provozierte Marco ihn weiter, bis sich das hitzige Gemüt des Jüngeren in kleinen Flammen manifestierte, die auf dessen Armen und Schultern aufloderten und damit den in nächtlicher Dunkelheit gehaltenen Ausguck für einen Augenblick aufleuchten ließen. Nun konnte selbst der zur Gefühlskälte neigende Kommandant ein verspieltes Lächeln nicht unterdrücken. Der Phönix zog unbeeindruckt ein Bein nah an seinen Körper, während er das andere über den Abgrund schaukeln ließ; seine Arme schlang er um das angewinkelte und ruhte sein Kinn auf dem Knie. Beide schauten schweigend auf die rauschende Weite des Meeres, bis sich Ace wieder beruhigt hatte. Als alle Flammen wieder erloschen waren, suchten die grauen Augen des Jüngeren ganz eigenständig den Kommandanten. „Warum sollte ich für Whitebeard kämpfen?“, fragte er, griff mit seinen Händen an den Rand der Plattform und zog sich dadurch näher an den Abgrund. Die Antwort schien ihn offensichtlich zu enttäuschen. „Ich weiß nicht“, murmelte der Vize. Der Dunkelhaarige betrachtete ihn schweigend, wobei sich sein Mund vor Verwunderung öffnete, bis er dann zu einem herzhaften Lachen überging. „Ihr Kerle seid echt seltsam“, stellte er belustigt fest. Auch Marco musste lächeln, denn das Grinsen des Jüngeren wirkte nahezu ansteckend auf ihn. „Das bist du auch, Freckles“, erwiderte er, drehte seinen Kopf und wartete gespannt auf die Reaktion seines Sitznachbarn. Wie er es sich gedacht hatte, verzog dieser aufgrund des neuen, seinem sommersprossigen Gesicht geschuldeten Spitznamen verärgert das Gesicht und schnaubte beleidigt aus, wobei sich eine kleine Rauchwolke unter die Atemluft mischte. Ein Ergebnis der verschluckten Teufelsfrucht, das Marcos Blick fasziniert an sich band. „Selbst meine Freunde nennen mich ‚Feuerfaust‘“, schlug der Kleine mit etwas Stolz in der Stimme vor, wobei sich sein Körper abermals entflammte. Weiterhin in stummer Faszination an den Anblick des ehemaligen Kapitäns gebunden, streckte Marco nun eine Hand nach den Flammen aus, die auf dem Körper neben ihm tänzelten. Ace beobachtete die langsamen Bewegungen mit fragendem Blick, der sich in überraschte Verwunderung wandelte, als er sah, wie der Kommandant freiwillig seine Hand ins lodernde Feuer legte. Die Haut des Phönixmenschen begann augenblicklich zu dampfen und erfüllte den Raum zwischen den beiden Männern mit einem unangenehmen Geruch. Direkt auf seiner Schulter konnte Ace beobachten, wie die Hand des Whitebeard-Piraten verbrannte; ja sogar das Knistern konnte er hören. Entsetzen spiegelte sich in seinen grauen Pupillen wider, bevor er erschrocken alle Flammen auf seiner Haut erlöschen ließ, sodass die nächtliche Dunkelheit die Oberhand übernahm. „Warum…?“, formten seine Lippen, wurden dann aber still, als er auf den Kommandanten blickte, der während der ganzen Zeit vollkommen ruhig geblieben war. Nicht einmal das Gesicht hatte er aufgrund der Verbrennungsschmerzen verzogen. Marco hingegen sah nachdenklich auf seine verbrannten Fingerspitzen, die nun für den Bruchteil einer Sekunde hell aufleuchteten, bevor sie wieder vollends verheilt waren. Ace schluckte merklich. „Was bist du?“, fragte seine Stimme mit verwundertem Unterton. Der Blondschopf lachte, streckte die besagte Hand noch einige Zentimeter weiter aus und wuselte durch die Haare des Jüngeren. „Feuerfaust, hm?“, wiederholte er dabei mit einem sanften Lächeln. „Ich befürchte, dass ich nicht einfach nur dein Freund sein will, Freckles.“ „Höh? Was ist denn jetzt kaputt?“ Von einer jungen, nervenden Stimme und einem Stupsen auf der Stirn wurde der ehemalige Kommandant brutal aus seinen Erinnerungen gezogen, doch waren die harten Einrisse zwischen der echten und seiner Gedankenwelt in den vergangenen zwei Jahren immer mehr zur Gewohnheit geworden. Es war das freche Grinsen des Captains der Strohhüte, das ihn unweigerlich in den Tagtraum von ihrem ersten Treffen gezogen hatte. Damals, in dieser klaren, ruhigen Nacht auf dem Ausguck der Moby Dick, als er zum ersten Mal das Grinsen sah, welches ihm seither nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Ruffy saß im Schneidersitz neben dem Whitebeard-Piraten, dessen Schulter gerade von einem kleinen menschenartigen Rentier verarztet wurde, wobei er flach auf dem Boden des Decks lag. „Eingeschlafen?“, fragte der Strohhutjunge vorlaut und musterte den fremden Piraten. „Der Kerl sieht ziemlich fertig aus“, stellte der blonde Smutje fest, während er an einer Zigarette zog und sich im nächsten Moment umdrehte. „Ich werd‘ mal ein Glas Wasser holen.“ Chopper hatte indes einen Verband um die Schulter seines neuen Patienten gelegt, nachdem er den gebrochenen Knochen provisorisch fixiert hatte. „Das sollte reichen, bis wir zur Insel gelangen. Du solltest trotzdem zum Krankenhaus, damit sich nichts entzündet…“, klärte er den Piraten auf, der jedoch wenig überzeugt wirkte, wobei er ein leises: „Danke“, murmelte und sich dabei über die mit Schweißperlen benetzte Stirn wischte. Besorgt legte Chopper eine Hand auf eben diese, bevor er etwas aus seinem Erste-Hilfe-Koffer suchte. „Fieber. Dann ist es schon entzündet“, nuschelte er leise, wollte Marco etwas geben, doch lehnte dieser die Medizin mit einer kurzen Geste ab. Zoro stand nachdenklich vor ihnen; kratzte sich am Hinterkopf. „Freiwillig?“, wiederholte er und forderte den ehemaligen Kommandanten damit indirekt auf, seine Geschichte zu beenden. Marco schluckte. „Die Piraten waren ehemalige Verbündete. Ich wollte mit ihnen reden und ihre Bedingung dafür waren die Handschellen.“ Mit seinem Blick deutete er auf den Stapel Seesteinketten, die ihm die Strohhüte netter Weise abgenommen hatten, „Im Nachhinein war es keine gute Idee.“ „Wie gemein…“, kommentierte Ruffy die Geschichte. Der Schwertkämpfer vor ihm war jedoch weiterhin skeptisch und musterte in aller Ruhe den lädierten Körper am Boden. Ein abschätziger Blick beurteilte den Anblick. „In den Geschichten hieß es, Whitebeard‘s erster Kommandant sei unverwundbar. Ein Zoan, den keine Waffe und kein Kämpfer dieser Welt verletzen können“, er stockte kurz, wobei er auf den mit Narben übersäten Körper des blonden Piraten deutete, der sich die verletzte Schulter hielt, „Kann es sein, dass das alles Lügen waren?“ Fragend hob er eine Augenbraue. Marco lachte ertappt, sah in die Gesichter der Strohhutbande und beschloss, dass es keinen Unterschied machen würde, wenn er ihnen die Wahrheit sagte. Lange würde es ohnehin nicht mehr dauern, bis sich sein unvermeidliches Schicksal erfüllen wurde. „Es wundert mich, dass ein Piratenjäger Geschichten so zu lieben scheint“, witzelte er unter schwerer Atmung. Sein Körper war heiß, ungesund heiß und Schweißperlen bildeten sich auf der glänzenden Haut. Seine Schulter pochte unangenehm und auch wenn es nicht der erste Bruch in den letzten zwei Jahren war, so konnte ihn das Gefühl von Schmerzen immer noch überraschen. „Aber dieses Mal sind sie wohl wahr…“, sprach er weiter und sah nachdenklich auf seinen Oberkörper den einige frische Narben zierten. „Der Phönix in mir heilt Verletzungen“, erklärte er, während in seinen Gedanken wieder eine andere Stimme zu reden begann. Deinen Körper heilt er, Marco. Deinen Körper. Die Wunde, die sich damals mit Thatch Tod geöffnet hatte und seither Tag um Tag in seine Seele blutete, hatte das brennende Monster in ihm nicht heilen können. „Aber warum nutzt du das dann nicht?“, fragte das Rentier verständnislos und deutete auf das gebrochene Schlüsselbein. Auch der Rest der Mannschaft sah ihn verwundert hat. Der ehemalige Kommandant machte ihnen jedoch keinen Vorwurf daraus. Wie sollten sie es schließlich auch verstehen? Für einen Moment flüchteten seine Gedanken erneut an einen ganz anderen Ort… “Heißt das, du bist umstwerflich?“, fragte der Junge mit den leuchtenden, grauen Augen, wobei das letzte Wort undeutlich wurde, als er in einen Apfel biss, den er nun genüsslich verschlang. Der Anblick brachte den Kommandanten zum Lächeln. Träge bediente er sich selbst am Obst, bevor er sich neben ihr neustes Crewmitglied legte. „Ich weiß nicht“, gestand er ehrlich, „Kann schon sein.“ Seit Oyaji ihn mit Ace beauftragt hatte, verbrachte er fast jeden Tag mit dem Feuerjungen und hatte inzwischen sichtlich seinen Spaß daran. Ace Augen weiteten sich vor Überraschung, bevor er sich einen weiteren Apfel in den Mund pfropfte. Marco stütze seinen Kopf auf einen angewinkelten Arm und kaute gut gelaunt vor sich hin. Für einen Moment wurde Ace nachdenklich, dann zeigte er wieder sein freches, breites Grinsen. „Das heißt, du bist vor Angriffen sicher, so wie ich und kannst zudem noch fliegen?“, schlussfolgerte er Jüngere, warf das übriggebliebene Kerngehäuse über die Schiffsreling ins Meer und lehnte sich zurück, sodass er auf dem hölzernen Boden des Decks eng neben Marco lag, unwissend darüber was der Kommandant durch diese Nähe empfand. „Ziemlich unfair“, murrte der Logia. Der Blonde lächelte und betrachtete einen Augenblick den jungen Mann neben sich, der verträumt in den Himmel sah. „Der Phönix hat mehr Nachteile als du denkst…“, erklärte er dem Jüngeren an seiner Seite. „Die mystischen Kreaturen haben ihren eigenen Kopf, heißt es. Wenn sie nicht zufrieden mit dir sind, dann verbrennen sie dich. Von innen.“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, drehte sich Ace auch schon auf den Bauch, stützte sich auf seine Unterarme und sah verwundert in die blauen Augen unter ihm. Wieder zeigte er ein breites Grinsen: „Dann halt dein Vögelchen lieber mal bei guter Laune.“ Müde blickte der Blondschopf hoch in das Gesicht des Jüngeren. Die Sonne glitzerte in seinen dunklen Augen, die schwarzen Haare fielen einzeln in sein lachendes Gesicht, wobei sich an diesem heißen Tag kleine Schweißperlen auf seiner Haut befanden. Er war ihm nah genug, um den leichten Geruch von Rauch wahrzunehmen, der chronisch im Atem des Logia lag. Alles an ihm spiegelte den exzentrischen Charakter wieder, der sich hinter den unschuldigen Sommersprossen verbarg. Er würde diesen Anblick wohl nie vergessen. „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“, fragte Marco ihn amüsiert. „Hmmm“, antwortete der Jüngere nur und verzog den Mund. „Nö… Tut mir Leid, dafür hab‘ ich keine Zeit“, stellte er vorlaut fest und streckte frech die Zunge raus. Der Kommandant konnte nicht anders als zu lachen, ein so seltener Anblick, dass dich sogar Thatch nach den beiden umdrehte und sie mit einem Blick bedachte, den Ace damals glücklicherweise noch nicht zu deuten wusste. „Hast du Lust auf einen kleinen Ausflug, Freckles?“, fragte Marco ihn schließlich, während er den Jüngeren herausfordernd anfunkelte. Dieser schien von der unerwarteten Frage jedoch verunsichert. „Ausflug?“, wiederholte er nachdenklich und ignorierte dabei den Spitznamen, an den er sich immer mehr zu gewöhnen schien. Der Kommandant grinste. „Ich würde dir gern etwas zeigen“, gestand er in einem Flüsterton. „Ich kann die Insel sehen!“, rief Lysopp über das Schiff der Piratenbande hinweg und winkte wild vom Ausguck. Die Mannschaft jubelte erfreut, während Marco müde seufzte. „Du hast immer noch nicht geantwortet“, erinnerte Zoro ihren unerwarteten Passagier, der daraufhin traurig zu lächeln begann. „Warum nutzt du nicht einfach deine Fähigkeiten?“ „Weil es mich unsterblich macht“, sprach der ehemalige Whitebeard-Pirat dann die Angst aus, die ihn seit zwei Jahren quälte; seit er damals alles verloren hatte, was seinem Leben jemals einen Sinn gegeben hatte. „Höh?“, klang Ruffys verständnislose Stimme neben ihm. Robin hingegen betrachtete den Phönix mit ruhigen, überraschend verständnisvollen Augen. „Aber wer tauscht Leiden gegen Unsterblichkeit?“, fragte sie, doch schien sie die Antwort zu erahnen. Marco sah mit leerem Ausdruck zu ihr hoch. Thatch war der Erste. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Thatch, er konnte ihn nicht retten. Oyaji… Nicht einmal seinen Oyaji… Mit einem leisen Seufzen wandte er seinen Blick von der Strohhut-Crew ab und sah stattdessen auf die monotone Holzmaserung der Reling. Seine Unterlippe begann unvermeidlich zu zittern, als er aussprach, was er seit so langer Zeit Minute um Minute dachte. „Jemand, der schon viel zu lange lebt“, erwiderte er leise und vor seinen Augen tauchte abermals dieses freche Grinsen auf. Nicht wahr, Ace? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)