Home Sweet Home von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 19: Was macht schon glücklich? -------------------------------------- Kapitel 19: Was macht schon glücklich? Ihre beste Freundin starrte sie an. „Bist du dir sicher?“ „Ganz sicher“, sagte sie. „Ich hab vor fünf Tagen positiv getestet. Und heute Morgen noch mal.“ Matsuri seufzte. „Wie machst du das nur immer?“ Temari zuckte die Achseln. „Ich hab halt ein Talent dafür, mich in ausweglose Situationen zu manövrieren.“ „Möchtest du darüber reden?“, fragte sie. „Oder –“ „Schon okay“ – sie lächelte betreten – „Aber nicht hier.“ „Ein Ausflug ins Grüne? Vielleicht beruhigt sich dein Magen dann auch wieder.“ Sie nickte. „Ich hol nur –“ Matsuri schüttelte den Kopf. „Lass sie hier“, sagte sie. „Gaara und Kankurou kümmern sich sicher gerne um sie.“ --- „Wie weit bist du denn?“, fragte sie, als sie das Haus einige Meter hinter sich gelassen hatten. „Siebte Woche ungefähr“, antwortete Temari. „Ungefähr?“ „Ich hatte meine Tage noch nicht wieder.“ Ihre Freundin legte ihre Stirn in Falten. „Und wie und wann hast du es dann gemerkt?“ „Vor zweieinhalb Wochen fingen meine Brüste an zu spannen. Ich dachte, dass es jetzt wohl wieder losgeht und dass es nur die damit verbundene Hormonumstellung ist, aber nichts kam. Und als dann letzte Woche die Übelkeit dazu kam, musste ich nur eins und eins zusammenzählen.“ „Warst du schon im Krankenhaus?“, fragte Matsuri. „Ich meine, Schwangerschaftsteste können auch mal daneben liegen.“ „Einer vielleicht, aber zwei?“, erwiderte Temari bissig. „Und hast du schon die Symptome vergessen, die ich eben aufgezählt habe?“ Schwangerschaftsteste können auch mal daneben liegen … Was sollte das? Da gab es absolut nichts zu hoffen oder schönzureden. „Entschuldige“, setzte sie etwas ruhiger nach. „Der Termin ist nächsten Dienstag.“ „Stimmungsschwankungen. Das nächste Symptom“, bemerkte sie und winkte ab. „Warum gehst du nicht sofort hin?“ „Wozu denn?“ „Dann hast du wenigstens Gewissheit.“ „Ich brauche kein Ultraschallbild, um zu wissen, dass ich wieder tief in der Scheiße sitze. Dafür hat der erste positive Test schon gereicht.“ Matsuri dachte kurz nach, dann sagte sie: „Es gibt doch diese Sonderformen: Eileiter- und Bauchhöhlenschwangerschaft. Was, wenn du so was hast?“ „Ja, sicher“, sagte Temari sarkastisch. „Vielleicht löst sich dein Problem auch von selbst?! In den ersten zwölf Wochen ist das Risiko für eine Fehlgeburt doch ziemlich hoch.“ „Siebzehn Prozent in meiner Altersklasse“, bemerkte sie tonlos. „Doch nur so wenig? Da kannst du dich nicht drauf verlassen …“ Ihre Freundin runzelte die Stirn. „Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als –“ „Nein!“, fuhr sie ihr ins Wort. „Falls du es noch nicht bemerkt hast: Ich rede nicht mit dir, um herauszufinden, wie ich das Kind am besten loswerden kann.“ Matsuri schaute sie verständnislos an. „Soll das heißen, dass du es bekommen willst? Willst du dir das wirklich antun?“ „Von wollen kann keine Rede sein“, gab sie zurück. „Aber was bleibt mir jetzt noch für eine Wahl?“ „Keine, wenn du eine Abtreibung von vornherein ausschließt.“ Temari biss sich auf die Unterlippe. Sie schämte sich, dass sie so etwas Herzloses über ihr ungeborenes Kind sagte. Das Lebewesen, das nichts für ihre Situation konnte. Nein, das hatte sie sich selbst eingebrockt – mit dem Unterschied zu damals, dass sie diesmal nicht die alleinige Schuld daran trug. Dass Kairi entstanden war, ging komplett auf ihr Konto, aber dieses Kind nicht. „Eine Frage“, warf ihre Freundin ein. „Warum zur Hölle habt ihr beide nicht verhütet? Oder hast du wieder den Schludri raushängen lassen und die Pille vergessen? Einmal gehe ich vielleicht noch mit, aber wenn du aus dem Grund ein zweites Mal schwanger geworden bist –“ „Nein, so hirnverbrannt bin nicht mal ich“ – zumindest nicht, was die verpatze Einnahme betraf – „Ich nehme sie überhaupt nicht.“ „Und Kondome?“ „Hatte ich keine.“ „So was hat man immer da!“ „Ich nicht. Wozu denn auch?“ „Für Fälle wie Mein Exfreund taucht nach sechzehn Monaten auf und da wir es beide so lange nicht hatten, lassen wir’s krachen!“ „Hab ich auch total mit gerechnet“, sagte sie sarkastisch. „Okay, da kann man die Ausrede vielleicht gelten lassen – halbwegs“, gab Matsuri zu, „aber nicht, was Koutarou betrifft. Ihr wart zusammen und du musstest jederzeit damit rechnen, dass er mit dir schlafen will.“ „Ich hab aber nicht mit ihm geschlafen“, legte Temari fest. „Und vielleicht hätte er ja was dabei gehabt.“ „Und was, wenn nicht? Dann wüsstest du jetzt nicht mal, wer der Vater deines Kindes ist.“ Eine beunruhigende Vorstellung, die zum Glück nicht zur Debatte stand. Wenn man von Glück reden konnte. „Ich weiß es aber“, sagte sie, „also hör auf, meine Zeit mit unsinnigen Szenarien zu vergeuden.“ „Ich meinte ja nur“ – ein Schulterzucken – „Aber um zur Verhütungsfrage zurückzukommen: Heißt das, dass du es absichtlich drauf ankommen lassen hast?“ „Hab ich nicht. Nicht bewusst.“ „Du bist doch sonst so bedacht und wägst alles mehrmals gegeneinander ab. Warum hier nicht?“ „Weil ich – verdammt noch mal – fast eineinhalb Jahre keinen Sex hatte.“ Klar, jetzt hinterher war es eine lausige Erklärung, aber … „Wie hättest du an meiner Stelle reagiert?“, fragte sie. „Hättest du ihm auf die Finger gehauen, obwohl dich jeder Kuss, jede Berührung fast wahnsinnig gemacht hätte? Hättest du wirklich aus Vernunft gehandelt und gesagt Wir sind zwar total scharf aufeinander, aber sorry, wir können jetzt nicht vögeln, weil keine Kondome da sind?“ „Nein, aber in so eine unangenehme Situation wäre ich gar nicht erst gekommen. Gummies gehören bei mir wie ein Kühlschrank und ein Klo zur Grundausstattung.“ Das konnte Temari sich lebhaft vorstellen. Matsuri hatte zwar einen fragwürdigen Lebensstil, aber wenigstens sorgte sie vor, wenn sie sich schon durch unterschiedliche Betten wälzte. Und da sie selbst nicht zur Sicherheit vorgesorgt hatte, steckte sie nun in diesem Schlamassel. „Und was willst du mir jetzt damit sagen?“, setzte ihre Freundin nach. „Für mich sieht es immer noch so aus, als hättest du die Möglichkeit einer Schwangerschaft bewusst in Kauf genommen.“ Natürlich sah es so aus. Für jeden, dem sie das erzählte, würde es so aussehen. „Es ist aber nicht so“, sagte sie. „Gut, als er mich ausgezogen und aufs Bett gedrückt hat, hatte ich wirklich nichts anderes als Sex mehr im Sinn, aber …“ Matsuri zog die linke Braue hoch. „Aber?“ Temari erwiderte ihren Blick. Sie wusste, dass ihre Erklärung für einen Unbeteiligten dumm aussehen musste, doch … „Ich hab überhaupt nicht drüber nachgedacht, dass ich wieder schwanger werden könnte.“ „Wie alt bist du? Zwölf?!“ – ihre Freundin schlug sich demonstrativ an die Stirn – „Kairi ist schon aus einer Dummheit entstanden und diese Ausrede ist es noch viel größerer Mist.“ „Darf ich ausreden?“, fragte sie. „Danke.“ Matsuris missbilligender Gesichtsausdruck lockerte sich ein wenig und sie fuhr fort: „Wahrscheinlich klingt es trotzdem scheiße, aber ich hab nicht dran gedacht, weil ich geglaubt habe, dass irgendwas nicht in Ordnung ist.“ „Weil?“ „Wegen meines noch nicht wieder vorhandenen Frauenproblems, um es mit Kankurous Worten auszudrücken. Ich hatte zu dem Zeitpunkt seit vier Monaten abgestillt und absolut nichts war in Sicht. Und wenn der Arzt, ein paar Tage bevor ich mit meinem Ex schlafe, sagt Das sieht hier nicht nach einem reifen Ei aus. Das wird erstmal nichts. und ’nen dunklen Fleck auf dem Ultraschall für ein Hämatom hält, was bekanntermaßen eine Schwangerschaft nicht gerade begünstigt, was soll ich da deiner Meinung nach denken?“ „Schon mal drüber nachgedacht, den Kerl zu verklagen? So ’ne Aussage kann man als Experte auf dem Gebiet doch nicht machen.“ „Er hat mir ja nicht geraten: Wenn Sie in nächster Zeit rumvögeln, vergessen Sie die Verhütung. Es kann gar nichts passieren!“ „Deine Geschichte ist echt beknackt. So viel Pech und Verkettungen unglücklicher Zufälle kann man doch gar nicht haben.“ „Ich schon.“ „Begünstigt hast du es mit deiner Fahrlässigkeit trotzdem“, bemerkte Matsuri. „Ist ja was ganz Neues“, sagte Temari trocken. „Aber diesmal ist es nicht nur meine Schuld.“ „Hat Shikamaru dich nicht mal gefragt, ob du wenigstens die Pille nimmst?“ „Nicht, dass ich wüsste …“ „Wie bitte?“ Ihre Freundin riss vor Ungläubigkeit die Augen auf. „Er kommt hierher, lernt gerade erst euer erstes Kind kennen, für das er vermutlich nicht einmal bereit ist und denkt dann trotzdem an nichts? Was ist das denn? Wo zum Teufel ist eure Intelligenz geblieben?“ Berechtigte Kritik, für die sie keine Erklärung hatte. „Woher soll ich das wissen?“, gab sie zurück. „Vielleicht hat er gedacht, ich kümmere mich drum. Früher war es ja auch meine Aufgabe.“ „Und er hatte auch gar keinen Grund, dir in dem Punkt zu misstrauen.“ Matsuri lachte sarkastisch. „Warum sind die meisten Männer so dermaßen blöd, wenn ihre Hormone die Oberhand gewinnen?“ „Was fragst du mich das?“ „Du kennst dich doch jetzt bestens damit aus“, sagte ihre Freundin. „Du bist fast genauso blöd wie dein Ex. Ihr beide habt es echt so richtig verbockt!“ Das zu hören tat weh, aber Matsuri hatte absolut Recht. Über Monate angestaute Sexlust war kein Grund, alles andere zu vernachlässigen. Zumindest kein guter Grund. Aber um dies zu bereuen, war es nun zu spät. „Und wann willst du es ihm schreiben?“, fragte sie weiter. „Willst du die zwölf Wochen voll machen, bis es sicher ist oder doch erst wieder wie bei Kairi nach der Geburt?“ Temari seufzte. Darüber hatte sie in den vergangenen Tagen viel nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, der für sie der beste war. Nicht der Richtige, aber der Beste. „Überhaupt nicht“, antwortete sie. „Unsere Beziehung hat sich in dem Moment erledigt, als er abgehauen ist und ihn noch mal zu sehen, ertrage ich nicht.“ „Ich kann mir vorstellen, dass ein gebrochenes Herz scheiße ist – verdammt scheiße –, aber findest du nicht trotzdem, dass er ein Recht darauf hat, es zu erfahren?“ Auch wenn sich herausgestellt hatte, dass er es lange vorher gewusst hatte, wollte sie nicht denselben Fehler machen, den sie bei Kairi gemacht hatte. „Schon“, gab sie zu. „Vielleicht schreib ich ihm, wenn ein bisschen Gras drüber gewachsen ist, aber jetzt kann ich es einfach nicht. Warum soll ich mir das auch antun, wenn noch so viel schiefgehen kann?“ „Ich versteh dich, was das angeht“ – Matsuri legte ihr einen Arm um die Schulter – „Geh nächste Woche zu deinem Termin und erreiche die dreizehnte Woche, dann kannst du immer noch weitersehen. Und wie gesagt: Vielleicht hat sich’s bis dahin von allein erledigt.“ Wahrscheinlich sehnten sich das einige Frauen in ihrer Situation herbei, aber sie konnte darüber nur müde lächeln. --- Temari schaute auf die Uhr. Ihr Termin war vor zwanzig Minuten angesetzt gewesen, doch sie saß immer noch im überfüllten Wartezimmer und machte sich verrückt. Das war so ätzend … Vielleicht hätte sie auf Matsuri hören und gleich nach dem positiven Test herkommen sollen, dann wäre ihr das hier erspart geblieben. Sie hörte, wie ihr Name aufgerufen und sie ins Labor gebeten wurde. Die junge Angestellte kannte sie nicht, aber solange sie ihren Job gut machte, konnte es ihr egal sein. Ein Irrtum. Sie verfehlte zweimal die Ader in ihrer rechten Armbeuge und zapfte ihr schließlich links das Blut ab. Temari nahm es hin. Sie hatte andere Sorgen, als sich über einen blauen Arm zu ärgern, den sie morgen haben würde. Die Arzthelferin beschriftete die Probe, zückte einen Fragebogen und fuhr fort: „Sind Sie zur Kontrolle hier?“ Das war die überflüssigste Frage, die sie seit Langem gehört hatte. Warum war man sonst beim Gynäkologen? Na ja, bei einer Berufsanfängerin konnte man auch mal zwei Augen zudrücken … „Unter anderem“, antwortete sie beherrscht. „Und ich bin schwanger.“ „Schwanger?“ – die Schwester stieß ein Quietschen aus, das Kairi nicht besser hinbekommen hätte – „Wie schön! Vierundzwanzig ist genau das richtige Alter.“ Ja, wundervoll … Sie kam um vor Freude. „Es ist nicht mein erstes Kind“, bemerkte Temari monoton. „Ich hab schon eine einjährige Tochter.“ Warum guckte dieser Noob nicht in ihre Akte, anstatt sie mit solchen Aussagen zu deprimieren? War das zu viel verlangt? „Na, umso besser!“ Die junge Frau klatschte begeistert in die Hände. „Ist doch toll, wenn die Geschwister nicht so weit auseinander sind.“ Dem stimmte sie im Großen und Ganzen zu. Ihre Kinder hatten dann ungefähr denselben Altersunterschied wie sie und Kankurou und sie waren seit ihrer frühsten Kindheit die besten Freunde gewesen, aber … Alles andere war so verdammt ungünstig. „Schlecht ist es nicht, denke ich mal“, sagte sie, um eine gute Miene zu diesem Spiel zu machen. Die Schwester lächelte, zog einen Ordner aus dem Regal und zückte einen Fragebogen. Das Meiste füllte sie anhand der Patientenakte aus – sie wusste anscheinend doch, wozu sie gut war –, dann fragte sie: „Wann war die letzte Periode?“ Temari wusste, was für eine Reaktion sie erwartete – irgendwas zwischen Staunen und Unverständnis – und antwortete: „Irgendwann im August vor zwei Jahren.“ Ihr Gegenüber stieß einen Pfiff aus, murmelte ein „Hui, lange her … Den ersten Zyklus wohl gleich genutzt, was?“ und sie hätte ihr am liebsten eine – ach, was! – ein Dutzend Ohrfeigen für diesen unsensiblen Spruch verpasst. Bevor sie sich zu einer angemessenen Erwiderung entschlossen hatte, drückte sie ihr einen Plastikbecher in die Hand und entließ sie mit einem Kopfnicken in Richtung Toilette ins Wartezimmer. --- Sie verbrachte eine Viertelstunde auf dem Klo – diese Prozedur hatte sie in ihrer vorigen Schwangerschaft schon gehasst; welcher normale Mensch konnte auf Abruf pinkeln? – und nach weiteren fünf Minuten ging es endlich in den Behandlungsraum. Temari überlegte, ob sie dem Arzt für seine tolle Äußerung vom vorigen Mal an die Gurgel springen sollte, beschloss aber damit zu warten, bis sie es schwarz auf weiß und somit wirklich einen Grund hatte, das zu tun. Die Frage erübrigte sich, als eine ältere Frau den Raum betrat. Sie stellte sich vor, erklärte, dass sie eine Weile Vertretung machte und die Untersuchung begann. Das leidige Gefummel war sogar einigermaßen erträglich – auf keinen Fall angenehm, aber das waren Besuche beim Frauenarzt nie – und dann kam der Ultraschall. Sie spürte, wie sich ihr Puls erhöhte und ihr Herz schneller schlug. Gleich wusste sie, was Sache war. Und wenn die Ärztin eine Eileiterschwangerschaft – okay, sie konnte sich Besseres als die damit verbundene OP vorstellen – oder eine leere Fruchthülle vorfand, war sie nicht traurig. Nein, das erleichterte sie ungemein und machte ihr Leben wieder etwas einfacher. Nicht schöner, aber einfacher. Aber wollte sie das wirklich? Um sich etwas zu beruhigen, schloss sie die Augen und atmete tief durch. Es schien so logisch, sich das wünschen, aber warum empfand sie es nicht so? Hatte das Gequatsche der Angestellten oder ihre eigenen Erinnerungen solche Gefühle ausgelöst? Oder war es doch nur die Vorstellung, dass Kairi sonst ohne Geschwister – und das hier war auf lange Sicht die einzige Chance – aufwachsen musste? Sie wusste es nicht. Die Frau flüsterte etwas vor sich hin, was sie nicht verstand, und fragte: „Möchten Sie gar nicht hinsehen?“ Temari deutete ein Kopfschütteln an, doch ihre Lider gingen wie automatisch auf. Im ersten Augenblick fiel es ihr schwer, sich in den Graustufen des Bildschirms zurecht zu finden, dann beobachtete sie, wie die Ärztin die Fruchthöhle und das kleine unförmige Etwas darin vermaß. Anschließend wechselte die Einstellung. „Doch neugierig geworden?“, fragte sie und schenkte ihrer Patientin ein Lächeln. „Die Durchblutung ist in Ordnung und mal sehen, ob der Herzschlag schon sichtbar ist.“ Ein erneuter Wechsel und ein grüner Fleck erschien. Und er pulsierte. Temari starrte ihn an, wie er abwechselnd größer und kleiner wurde und nahm das „Sieht gut aus“ der Frau nur am Rande wahr. Jetzt hatte sie es nicht nur schwarz auf weiß, sondern in einem grellen Grünton. Ihr Herz zog sich zusammen und sie merkte, wie ihre Augen feucht wurden. Nicht vor Enttäuschung darüber, dass sie tatsächlich in einer schwierigen Situation steckte; nein, es war die Erleichterung, dass es sich nicht als Windei oder was auch immer herausgestellt hatte. Sie presste ihren Mund zusammen, um nicht lauthals loszuweinen. Ein paar stumme Tränen liefen über ihre Wangen. --- Auf dem Heimweg betrachtete sie immer wieder das Bild vom Ultraschall, das die Ärztin ihr zum Schluss mitgegeben hatte. In ihrem Kopf rumorte es von den verschiedensten Gedanken, die sie hatte. Es kam ihr unwirklich vor, nahezu absurd. Sie hatte einmal nach langer Zeit Sex gehabt und ausgerechnet an dem Tag hatte ihr Zyklus beschlossen, sich wieder einzuspielen und einen Volltreffer in Empfang zu nehmen. Bald hatte sie nicht nur ein Kind, sondern zwei, die völlig ungeplant und aus purer Dummheit entstanden waren. Klar, sie wusste nun, dass sie sich wirklich auf ihr Baby freute, aber die Unannehmlichkeiten, die ihr bevorstanden, ernüchterten sie. Als ob Kairi nicht schon reichte, nein, jetzt bekam sie noch ein zweites Kind von einem Mann, mit dem sie noch viel weniger eine Zukunft als mit Koutarou hatte. Wie sollte sie das den beiden später erklären? Vielleicht sollte sie ihren Kindern zuliebe in den sauren Apfel beißen und nach Konoha ziehen. Hier in Suna war sie mit der allgemeinen Situation nicht richtig glücklich, und dort … Im Feuerreich war sie ohne ihre Brüder und Matsuri noch weniger glücklich, aber wenigstens brauchte sie ihren Kindern gegenüber kein schlechtes Gewissen zu haben. Und ein weiterer Knackpunkt: Sie wusste nicht, ob sie überhaupt noch mit Shikamaru zusammen sein wollte. Ja, sie liebte ihn, aber dass er vor vier Wochen abgehauen und ihr nicht mal die Chance gegeben hatte, ihm zu erklären, warum sie nicht mit ihm mitgehen wollte – oder generell dieses Thema auszudiskutieren –, konnte sie ihm nur schwer verzeihen. Sie seufzte. Diese Entscheidung hatte noch ein wenig Zeit. Erst einmal stand etwas anderes auf dem Plan. Temari wurde etwas mulmig zumute. Gaara war nicht das Problem. Er mochte es, dass es seit der Geburt seiner Nichte in Haus so laut geworden war und es störte ihn sicher nicht, wenn noch ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge dazu kam und für Trubel sorgte. Nein, es ging um Kankurou. Er hatte ihr im vergangenen Jahr mit Kairi so viel abgenommen, sich ständig um sie gekümmert und sein eigenes Leben war dabei auf der Strecke geblieben. Wie in aller Welt sollte sie ihm erklären, dass sie von ihrem Exfreund, den er so sehr verabscheute, noch ein Kind erwartete? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)