New Millennium von jollyrose ================================================================================ Kapitel 3: Nichts Besonderes und auch kein Lügner ------------------------------------------------- Es war früh Abend und am Hangar kehrten vier Kampfroboter von einer Mission zurück. Vier von den fünf Elitemaschinen, die für Heliopolis kämpften. Sie waren Prachtexemplare von Kampfmaschinen, ihre Designs waren einzigartig, auch ihre Funktionen. Jede war ein Einzelstück und ein Unikat, nur die besten durften sie steuern. Nefertem, die erste Maschine, mit fliederfarbener Lackierung. Sie war schlank und die Scharfschützenmaschine der Elite. Sie war mit den besten und präzisesten Schutzwaffen ausgestattet und ein wahres Ass im Fernkampf. Ihre Tarnvorrichtungen schützten sie vor dem Radar des Feindes. Neben ihr dockte die zweite Elitemaschine an, Bastet, eine rote Maschine mit breiter Schulterung und Armen. Sie war für den Nahkampf gebaut, ihre Waffe waren ausfahrbare Klingen an beiden Händen. Dank ihrem dynamischen Design und den flexiblen Schubkraftventilen konnte sie sich schnell über das Schlachtfeld bewegen und leicht ausweichen. Auch die anderen beiden wurden mittlerweile im Hangar geparkt. Der dunkelblau gefärbte Anubis, Nahkämpfer mit hoher Reichweite dank einer doppelten Sense mit Laserklingen. Er war etwas schwerfälliger als die rote Maschine, aber gemeinsam waren sie im Kampf ein ideales Duo, um den Feind im direkten Schlagabtausch auszuschalten. Und zu guter Letzt war da Amun, die hellblaue Maschine und der Tank der Elite, primäre Waffe war ein Großschwert. Ihre doppelte Rüstung wurde durch ein zusätzliches Energieschild geschützt, machte sie aber auch wesentlich schwerfälliger. Aber wer sich einmal einem Hieb dieser Maschine in den Weg stellte, von dem blieb nicht viel übrig. Die fünfte Maschine, Seth, verließ schon seit einigen Wochen nicht den Hangar. Um sie herum waren immerzu Techniker, auch in diesem Moment. Ihr Pilot war nämlich im Krankenhaus, aufgrund einer Verletzung in seiner letzten Schlacht. Die Schäden sah man noch heute an Seth und die Techniker arbeiteten Tag und Nacht daran. Aber Elitemaschinen waren komplizierter im Aufbau, sie zu warten kostete viel Zeit. Die Elitepiloten gingen schnell ihre eigenen Wege, nachdem sie aus den Cockpits stiegen. Sie wechselten schon während der Mission genug Worte und wollten nun alle nur in ihre Quartiere und sich ausruhen. So ging es auch ihrem neuesten Mitglied. Es verließ schnurstracks den Hangar in die Umkleidekabine, zog sich seinen hautengen, weißen Pilotenanzug mit dem hellblauen und orangefarbenen Muster aus und warf sich in seine Schuluniform. Der Junge verstaute seine Sachen in einem Schließfach, stoppte kurz vor einem Spiegel, um seine durch den Helm zerzausten weiße Haare zu richten und war auch schon wieder weg, ehe seine anderen männlichen Kollegen den Raum betraten. Als er das Gebäude verließ, um ins Wohnheim zurückzukehren, machte er kurz Halt. Er öffnete seine Sporttasche und holte einen metallenen Würfel heraus. „Die Luft ist rein … Du darfst dich wieder rühren.“ Gesagt, getan, der Würfel bewegte sich, vibrierte und begann dann, sich zu transformieren, bis vor dem Jungen ein kleiner Roboterhund saß, der fröhlich bellte. Er sah aus wie ein Spielzeug, durch die bunten Farben, aber benahm sich relativ natürlich, wie ein echter Hund eben. Er musste zwar nie Gassi gehen und brauchte auch kein Futter, dafür gehörte sein Akku jede Nacht aufgeladen. Er war das Haustier des Piloten, aber nicht gerade gern gesehen, weswegen er ihn stets verstecken musste. Er brachte es aber auch einfach nicht übers Herz, ihn in seinem Quartier zu lassen. Er war der Meinung, auch Maschinen würden sich einsam fühlen. Grundsätzlich hatte er eine seltsame Beziehung zur Technik. Sein Spitzname war „der Maschinenflüsterer“, da er sogar mit den Kampfrobotern sprach und es immer so wirkte, als würden sie ihm antworten. Auch an diesem Tag sprach er wieder mit Amun, der Maschine, die er steuerte. Lyial Oz, der eigentlich von Memphis Theta, einer weiteren Kolonie stammt, strandete eines Tages mit einer größten Teils zerstörten Transportmaschine im Umfeld von Heliopolis. Er war ein Flüchtling und schaffte es an jenem schicksalhaften Tag von der Kolonie zu fliehen, welche von den Neumenschen angegriffen und besetzt wurde. Dass solch ein Wrack von Schiff dabei einen Warp unbeschadet überstanden hatte, grenzte an ein Wunder. Mit einigen anderen Flüchtlingen rettete er sich so aber nach Heliopolis. Der Angriff auf Memphis geschah lautlos und schnell, es war ein Überfall, den keiner vorhersehen konnte. Mit einem Mal waren sie da, die Neumenschen mit ihren Schiffen und Kampfrobotern. Alle anderen Kolonien konnten nur davon berichten, dass der Kontakt von einer Sekunde auf die nächste abbrach. Memphis selbst erlebte einen Blackout, die komplette Energieversorgung war weg, das Abwehrsystem, die Überwachung, nichts funktionierte mehr. Das war das erste Mal, dass Neumenschen das System einer Kolonie hacken konnten, sie legten alles lahm um dann aus dem Hinterhalt einfallen zu können. Und so fiel Memphis Theta in die Fänge des Feindes. Es war nicht bekannt, wie es dort nun aussah, aber womöglich hatte sich der Feind die ganze Kolonie einverleibt. Lyial, einer der wenigen, der es also schaffte, zu fliehen, hatte jedoch keine Erinnerung mehr an sein Leben auf Memphis. Das einzige, was ihm blieb, war sein Name. Sein Datenblatt war unvollständig, lediglich sein Name und seine Ausbildung als Pilot waren dort angegeben. Er war ein Pilot, der für Memphis kämpfte und dieses Wissen und seine Fähigkeit lag ihm im Blut, das war das einzige, was ihm noch blieb. Er wurde auf der Akademie eingeschrieben, bewies sich schnell zum Musterschüler und bekam vor zwei Monaten sogar einen Platz in der Elite. Trotz der steilen und bewundernswerten Karriere war Lyial ein verschrobener Junge. Er war immer alleine, sprach mit Maschinen und ging selbst seinen Elitekollegen aus dem Weg. Letzteres lag aber auch nur daran, dass sie ihn bis heute nicht wirklich akzeptierten. Er kam nämlich nur in die Elite, da der vorherige Pilot von Amun im Kampf gegen die Neumenschen ums Leben kam. Es war keine schöne Aufgabe, jemanden ersetzen zu müssen, der von seinen Kollegen so geliebt wurde. Lyial war nicht beliebt, das war kein Geheimnis. Und dann waren da noch diese Verhöre, denen er jeden Tag beiwohnen musste. Da bis heute unklar war, was genau auf Memphis Theta geschah, wollte man mehr darüber erfahren. Es war wichtig, vor allem für die Sicherheit der anderen Kolonien. Die Regierung von Heliopolis sah in Lyial einen Schlüssel dafür, er war Pilot, er hatte an jenem Tag bestimmt gekämpft. Aber … seine Amnesie machte ihnen einen Strich in die Rechnung. So sehr er sich anstrengte, so sehr er jedes Mal auf neue mit denselben Fragen durchbohrt wurde … seine Erinnerungen kehrten nicht wieder. Lyial war nach solchen Verhören immer sehr müde und erschöpft, erst kurz vor Missionsantritt hatte er wieder eines. Es war nicht angenehm, ein unbeschriebenes Blatt zu sein. Aber dennoch gab er sich Mühe, etwas aus sich zu machen. Auch wenn er vielleicht nicht mehr derselbe war, wie einst. Aber da er ja nicht wusste, wie er war, wirkten sie auch nicht wie ein großer Verlust auf ihn, dieses Erinnerungslücken. Mit einer Chipkarte öffnete er die Tür zu seinem Quartier. Es war sehr sauber, ordentlich und aufgeräumt. Das Bett, für seinen Gebrauch viel zu groß, war stets gemacht, keine einzige Falte auf dem Bettzeug. Auf seinem Schreibtisch herrschte Ordnung und nirgends sah man persönliche Dinge von ihm, während andere ihre Zimmer mit Postern und anderem Dekor personalisierten. Lyial mochte nicht viele Dinge, er hatte keine Lieblingsfernsehsendung. Keinen Lieblingsmusiker. Keine wirklichen Interessen. Da er nicht mehr wusste, was er einst mochte, war es anstrengend, sich neue Hobbys zu suchen oder sich für irgendetwas zu begeistern. Aber er mochte die Roboter, er mochte es, Pilot zu sein. Und er mochte seine Kollegen, auch wenn das Verhältnis noch sehr unterkühlt war. Als er den Raum betrat, war die Atmosphäre irgendwie ganz anders. Erst wusste er nicht so recht, was das für eine Empfindung war. Aber dann ratterte es langsam in seinem Gehirn. Hier war jemand. Jemand war in seinem Quartier. Irritiert sah sich Lyial um. Das war das Gefühl, wenn jemand anderes anwesend war, es war ihm nur nicht ganz vertraut, er hatte ja nie Besuch. Und ganz plötzlich sah er auch diese Person. Er erschrak so sehr, dass er einen Satz zurück machte und fast dabei stolperte. Seine großen sonnengelben Augen starrten den dunkelhaarigen Jungen an, der gerade dabei war, sein Gepäck auszupacken und zu verstauen. Diese Person kannte er nicht. Es war ein Junge, etwa in seinem Alter. Er wirkte etwas wild, lag bestimmt an seiner Frisur, oder doch seiner Haltung. Oder waren es die roten Augen, die ihm auffielen, als sich ihre Blicke trafen? Hatte er jemand zu sich eingeladen und es vergessen, fragte sich Lyial, denn er vergaß ja doch öfters Dinge, vor allem Namen und Personen. Weiter ratterte es in seinem Kopf. Vielleicht war dieser Junge ja ein Einbrecher, aber ohne Chip-Karte würde er nicht die Tür öffnen können. Außerdem, was würde ein Einbrecher mit seinem eigenen Gepäck hier machen? „Wer … Wer bist …“, wollte er schon fragen, dann viel es ihm wieder ein. „Ahhh!“, rief er japsend, er erinnerte sich an das, was ihm der strenge General an diesem Morgen gesagt hatte. Er würde einen Zimmergenossen bekommen. Und das hatte er doch glatt vergessen. Dann war dieser Junge also … sein neuer Mitbewohner. „Du bist der Neue …“, murmelte er leise, ein wenig erleichtert, dass er wirklich kein Einbrecher war. "Ich ... Ja, genau. Ich bin der Neue. Von der Gloriana.“, antwortete Blaire etwas kühl, er war selbst überrascht darüber, einen Mitbewohner zu haben, immerhin sah es diesem Zimmer aus, als würde hier niemand wohnen. Alles so sauber und steril, das ließ ihn schon daran denken, dass er nicht doch vielleicht alleine wohnen durfte. Aber dann kam ja Lyial zur Tür herein. Bei dem machte sich nun aber Nervosität breit. Er hatte die Sache so sehr vergessen, dass er sich nun sorgte, das Zimmer wäre nicht aufgeräumt genug gewesen. Ganz hektisch und voller Panik begann er, die Oberflächen abzustauben und die bereits geglätteten Falten auf der Bettwäsche noch einmal zu ebenen. „Bitte … verzeih mir … die Unordnung …!“, keuchte er, da ihm bereits die Puste ausging, vor lauter Aufregung. Aber er übertrieb auch maßlos, denn von Unordnung war nun wirklich nicht die Rede. Dies war jedoch Lyials zweiter großer Tick, er hatte einen regelrechten Putzfimmel, zumindest was seine eigenen vier Wände betraf. Er hatte ja auch sonst keine Hobbys, also beschäftigte er sich damit, sein Quartier immer in tiptop Zustand zu halten. Dabei gab es hier Reinigungskräfte, die das übernahmen, aber von denen tauchte schon lange keiner mehr auf. Sie wussten, die Mühe war vergebens, hier war alles blitze blank sauber. Lyials plötzliche Zerstreutheit irritierte Blaire sehr, er konnte nicht ganz nachvollziehen, was sein Problem war. Er gab Lyial einen leichten Tritt gegen den Hintern, der ihn aufs Bett beförderte. „Autsch … !“, ächzte Lyial nur nachdem er mit der Nase auf dem weichen Kissen landete. "Ich heiße Blaire Tyndall. Anscheinend muss ich mir mit dir das Zimmer teilen, also komm mir nicht in die Quere, ja? Und jetzt hör auf mit dem Quatsch. Es ist mir egal, ob das Zimmer sauber oder dreckig ist. Ich werde sowieso nur hier sein, um zu pennen. Und nicht mal da bin ich mir sicher." Mit diesen Worten zog er sich die Jacke aus und warf sie über eine Stuhllehne. Lyial setzte sich auf, hielt sich das Gesicht. Er hatte sich nicht wirklich wehgetan, aber es war trotzdem ein unangenehmes Gefühl, so geschubst zu werden. Etwas eingeschüchtert sah er zu Blaire auf. „Ich … Ich heiße Lyial Oz. Uhm … Wie das Wort „Liar“ … nur … mit L … Aber … ich bin kein Lügner!“ So stellte er sich immer vor, sonst sprachen die meisten seinen Namen falsch aus, wenn sie ihn nur lesen würden. Plötzlich klingelte es an der Tür und Blaire öffnete sie einfach, ohne eine Sekunde zu zögern. Es war ein Lieferant, der ihm ein paar Pakete vorbeibrachte. Während er sich mit diesen beschäftigte, sprach er weiter mit seinem neuen Mitbewohner. "Du bist auch ein Pilot, richtig? Ein Navigator kannst du schlecht sein, es gibt ja keine männlichen hier, ausser dieser tuckige General. Bist du gut?“ Eigentlich interessierte sich Blaire nicht für Lyial persönlich, sondern nur für sein Können. Piloten hatten für ihn mehr Wert als Techniker oder Navigatoren. „Ja, ich bin Pilot … aber … n-nicht so gut … Glaub ich … Ich bin nichts Besonderes.“ Er schätzte sich immer schlechter ein, als er eigentlich war. Als Pilot galt er als schnell und wendig, trotz der großen Waffen, die Amun führte, konnte er ihn perfekt koordinieren. Seine Synchronisationsrate lag bei knapp neunzig Prozent, überdurchschnittlich, auch in der Elite. Ja, er war in der Elite. Hätte er das nicht vor Blaire erwähnen sollen? Nun hatte er aber andere Sorgen, denn plötzlich lag überall Blaires neues Zeug herum. Aber Blaire sah Lyial nun auch gar nicht mehr an, der Inhalt seiner Pakete war faszinierender, er verstreute ihn am ganzen Bett. Es war sein ganzes Equipment, welches er als Schüler an dieser Akademie benötigte. Schuluniform, schulinternes Kommunikationsgerät und natürlich der Pilotenanzug. Aber mit Letzterem war er nicht ganz so einverstanden: „W-Was ist denn das für ein Fetzen? Ist das ... Latex oder so? Fühlt sich jedenfalls so an ... Ist der etwa auch hauteng?! Bäääh! Ich will doch nicht nackt herumlaufen, das ist total pervers!" „Gefällt dir … der Anzug nicht? … Er ist sehr praktisch …“, sprach Lyial leise, „Bietet viel Spielraum für Bewegung, ist also richtig dynamisch, da er sich dem Körper perfekt anpasst. Feuer- und rissfest. Und er steigert die Synchronisation um mindestens zehn Prozent, denn je leichter das Material der Kleidung, desto stärker kann man sich mit dem System der Roboter verbinden. Man spürt ihn kaum, trotzdem schützt er uns vor allen Einflüssen. Und in ihm ist ein Chip eingebaut, der die Daten des Piloten gespeichert hat und ein Ortungssignal aussendet.“ Lyial erklärte ihm alles bis ins Detail, da es wohl keiner vorher getan hatte. Hautenge Kampfanzüge, sie waren nicht nur der letzte Schrei, sondern wirklich sehr effektiv. Blaire drehte den Anzug in alle Richtung. „Wie kommt man da rein? …“, war die einzige Frage, die er sich gerade stellte. Er stellte sich vor, wie man ewig brauchte, um so etwas anzuziehen. Und das Design gefiel ihm auch nicht sonderlich. Auf der Gloriana trugen sie richtige Pilotenjacken, das war bequem und nicht so freizügig. „Gibt es so etwas nicht auf der Gloriana?“ Und da fiel Lyial auf, dass er gar nichts über diese andere Kolonie wusste. „Wie ist es bei dir zuhause?“, fragte er deshalb neugierig, fing aber nebenbei an, das ganze Zeug auf dem Bett zu sortieren, zusammenzulegen und zu Blaire zu schieben, damit er es verstauen konnte. "Was meinst du? Wie es sich von hier unterscheidet? Unsere Uniformen sehen halt militärischer aus. Der Stoff ist ziemlich dick. Das war immer praktisch, wenn ich draussen oder in Percival gepennt habe. Ich bin auch erst seit kurzem hier, deswegen kann ich nicht groß sagen, was sich alles von der Gloriana unterscheidet. Aber die Leute sind dort zurückhaltender. Jeder kümmert sich um seinen eigenen Dreck, verstehst du?“, sprach er, aber nicht mit wirklich großem Interesse. Es war ja auch nicht so, als würde er sich mit Lyial anfreunden wollen. Aber Lyial dachte schon, dass sich das nach einer ganz interessanten Kolonie anhörte. Hier waren alle sehr freundlich, auch wenn es manchmal etwas oberflächlich wirkte. So wie die anderen Piloten und Navigatoren immer nett zu ihm waren, aber er genau spüren konnte, dass sie ihm nicht so sehr vertrauten, wie er es sich wünschte. Er seufzte leise, als er sich an die vielen unwohlen Situationen erinnerte, in denen er schiefe Blicke erntete, oder sein Verhalten mit einem falschen Lächeln abgetan wurde. Und in den ganzen Kämpfen, in denen seine Partner ihn in den Hintergrund drängten, weil es ihnen unangenehm war, einen anderen Piloten im Cockpit von Amun zu sehen. So wie Blaire ihn gerade behandelte, schien er nicht begeistert davon zu wirken, hier zu sein. „… Stört es dich, dir ein Zimmer mit mir zu teilen?“ Lyial wollte nicht enttäuscht wirken, aber durch diese Frage wirkte es doch so. Er wünschte sich nun mal Freunde, richtige Freunde, aber er war einfach nicht sozial genug. Wenn die anderen Späße machten, verstand er nichts. Humor? So etwas kannte er nicht. Noch nie sah ihn jemand Lächeln, geschweige denn richtig herzhaft lachen. Er konnte bei ihren Gesprächen nie mitreden, weshalb er es immer vorgezogen hatte, zu den drei Mahlzeiten am Tag in seinem Quartier zu bleiben und seine Freizeit alleine zu verbringen. Aber dann riss Blaire ihn aus seinen besorgten Gedanken, woraufhin er richtig erschrak. Er drehte sich auch zu plötzlich um und packte ihn direkt am Kragen. „Hey, Lügner. Zeig mir die Stadt. Du kennst dich hier aus, richtig? Nur eine kleine Tour, danach kannst du wieder putzen und aufräumen, keine Sorge." „W-Wenn du mich dann loslässt, gerne …“, flüsterte er, da ihm etwas die Luft fehlte, um lauter zu sprechen. Aber wenigstens kam er so wirklich frei und richtete sich gleich den Kragen, da er auch auf ordentliche Kleidung Acht gab. Und ehe er sich wieder beruhigen konnte, erschrak er erneut, aber diesmal wegen einem lauten Bellen. Er hatte seinen Roboterhund ganz vergessen, der sich nun bemerkbar machte und Laute von sich gab. Bevor das mechanische Tierchen zu Blaire laufen und ihn vielleicht auch noch beißen wollte, schnappte ihn sich Lyial und hob ihn hoch. Er sah in Blaires Gesicht eine gewisse Irritation, immerhin war das ein knallbunter Spielzeugroboterhund. „Das ist Merlinowitsch. Oder nur Merlin … Mein … Haustier. Er war bei mir, als ich nach Heliopolis flüchtete. Muss wohl mal mein treuer Gefährte gewesen sein, schätze ich … Deshalb … vertraue ich ihm nun auch und sorge für ihn.“ "Du gibst diesem Schrotthaufen einen Namen und behandelst ihn ... wie einen Freund? Mann, du bist ja echt ein Freak. Aber ich bin wohl auch nicht besser. Manchmal rede ich auch mit Percival. Der gibt mir aber keine Antworten." Blaire musterte das Ding mit einem neutralen Blick, fuhr dann fort: „Es ist eine verdammte Maschine und die sind nicht zu Gefühlen fähig. Außer du hast einen echten Hund zu einer Zombie-Blechdose umgebaut. Aber so was trau ich nur den Neumenschen zu. Nimm ihn mit, wenn es dir so wichtig ist.“ Mit einem genervten Seufzer zog er sich seine Jacke wieder an. "Komm jetzt, oder wollen wir hier ewig rumtrödeln? Du bist nicht wirklich der Schnellste, oder?" „So langsam bin ich nun auch nicht … Und sag bitte nichts gegen Merlin. Er ist empfindlich. Wenn du ihn beleidigst, wird er dich beißen.“, erwiderte Lyial leise. Aber scheinbar war er auch nicht so schnell, wie er dachte. Er konnte kaum schalten, da hatte ihn Blaire schon am Handgelenk gepackt und mitgezerrt. Blaires Ziel war klar, er wollte eigentlich nur in den Hangar, zu seinem Percival. Aber auf dem Weg konnte ihm Lyial ja etwas herumführen. „Sag … Werdet ihr oft angegriffen? Gibt es oft Kämpfe? Ich möchte mich hier nicht langweilen. Immerhin bin ich hergekommen, um Neumenschen zu töten, nicht um Schulkind zu spielen.“ Mit einem Stirnrunzeln merkte er, wie Lyial wieder langsamer wurde, als er ihn nach einer Weile losließ. "Hey, beweg dich. Oder soll ich dich am Händchen führen? Ich kann dich auch tragen, du Schnecke." Der Hund war auch nicht wirklich kooperativ, sondern rannte in alle Richtungen und bellte Leute an. „Himmel, die zwei waren wirklich hohl, Herrchen wie Hund.“, dachte sich Blaire nur. „Entschuldige …“, nuschelte er nur, fing nebenbei seinen Hund ein, den er nun lieber trug, anstatt ihn frei herumlaufen zu lassen. „Es gibt oft Kämpfe. Heliopolis ist ein beliebtes Ziel der Neumenschen. Wenn es eines Tages in ihre Hände fällt …“, das sprach er aber nicht aus. Aber man konnte es sich schon denken … Eine Katastrophe für die Urmenschen. Die Antwort war wirklich bittere Wahrheit. Begeistert über das Kämpfen war im Grunde keiner, denn auch wenn es manchmal so schien, es war kein Spiel. Nein, es war bitterer Ernst. Den Feind besiegen, es übers Herz bringen, jemanden zu töten, das konnte nicht jeder. Lyial schaffte es auch nur, weil er keinen Ansporn hatte, es nicht zu tun. Er tat es, weil er es scheinbar gut konnte. Er blendete einfach immer aus, dass Menschen in den Robotern saßen, gegen die er kämpfte. „Wir kämpfen oft direkt vor der Erde. Dort, wo die großen Schlachtfelder sind …“, fügte er noch hinzu. "Wirklich? Das klingt gut. Ich brenne schon darauf, wieder in die Schlacht zu ziehen. Das bringt mein Blut immer zum kochen. Und die Erde habe ich noch nie gesehen. Außer auf Bildern ..." Aber Blaire war ein Kämpfer. Er hatte keine Hemmungen, zu töten. Und er hasste die Neumenschen, das war Grund genug, alles im Kampf gegen sie zu geben. Er war auch immer sehr erfolgreich, selbst als blutiger Anfänger. Aber für jedes nette Wort seiner Lehrer und der Kommandantin, gab es tausende geflüsterte Beleidigungen und Gerüchte über ihn. Die Neider waren überall. Inzwischen hatte er gelernt, je mehr Neider und Feinde man hat, desto besser ist man. Denn wer nimmt sich schon die Zeit, einen Niemand, einen Versager zu hassen? Mit diesen Gedanken half er sich in schlechten Zeiten immer aus. „Wolltest du dir nicht das Gelände ansehen? Wenn du so hetzt … siehst du ja gar nichts …“ Lyial kam wirklich kaum hinterher. Kurz blickte Blaire nach hinten, zu dem Nachzügler. "Ich wollte nur sehen, welche Wege man gehen muss. Anschauen tu ich mir alles in Ruhe, wenn ich allein bin. Du bist sozusagen mein Wegweiser." Er hatte schon eine kleine Karte im Kopf, die ihn zu den wichtigsten Orten und zurück brachte. Blaire hatte schon oft von seinem guten Orientierungssinn profitiert. „… Sag … Wer ist dieser Percival? Ist das … Ist das deine Maschine?“, fragte Lyial dann aus heiterem Himmel, als er sich daran erinnert, dass Blaire diesen Namen doch irgendwann vorhin erwähnt hatte. Und so wie er nickte, hatte er wohl gut geraten. „… Hast du ihn von Zuhause mitgenommen? … Er ist sicher ein guter Freund, wenn er dich begleitet.“ "Percival ist mein Roboter, ja. Er kommt von der Gloriana, dort ist es üblich, das die Roboter Namen aus der Artussage tragen. Lancelot, Galahad, Gawain, Morgana und … Merlin. So wie dein Hund …“ „Es gibt dort einen Roboter namens Merlin? … Merlin, hast du das gehört? Das ist sicher dein großer Bruder. Sei stolz.“ Ja, diese Worte meinte er auch völlig ernst. Welch hübsche Namen das doch alle waren. Manche Maschinen hier hatten unaussprechliche Namen, Ägyptisch sei Dank. Jede Kolonie hatte ihre Referenzen zur Mythologie. Die Gloriana war englisch, und Heliopolis eben ägyptisch. "Am Anfang gab es noch Schwierigkeiten, weil ich ihn mitnehmen wollte. Aber die Kommandantin hat das alles für mich geregelt. Und ich kümmere mich ja auch selber um ihn, also muss sich keiner eurer Techniker die Hände schmutzig machen. Gut, dieser Typ wollte das ja unbedingt ... und dann noch meinen Programmierstil beleidigen, hmpf ... Dem werd ich noch zeigen, wo der Haken hängt." Blaires Blick wanderte stetig umher, während er sich mit dem Jungen unterhielt. Er musste zugeben, der Campus der Akademie war schön anzusehen. Und die hohen Gebäude ... sein Herz schlug höher, mochte er es doch, solche zu erklimmen und den Himmel zu betrachten, auch wenn er künstlich war. Er hatte oft auf dem Dach des Roboterhangars geschlafen, als er noch auf der Gloriana war. Lyial bemerkte den verträumten Blick in Blaires Augen, fragte sich, woher das nun kam. „Ich bin mir sicher, Percival ist glücklich über deine Fürsorge. Ich wünschte, meine Maschine würde mir endlich vertrauen … Aber stets sagt sie nur „Du bist nicht mein Pilot.“, „Wo ist mein Pilot?“, „Warum kommt er nicht wieder?“ … Das ist traurig … Er vermisst seinen alten Freund so sehr …“ Lyials Synchronisation mit Amun war zwar hoch, aber sie fühlte sich nicht richtig an. Und er hatte noch viel zu lernen im Umgang mit ihm. Er verstand selbst nicht, weshalb er diesen Posten kam, er war wohl der beste der Bewerber. Dabei hatte er sich nicht einmal selbst beworben, sondern platzte durch Zufall in die Testläufe. „Ich muss mich noch mehr anstrengen, damit er mir eines Tages voll und ganz vertraut.“, sprach er mit Zuversicht. Das war eine gute Eigenschaft von ihm, er versuchte positiv zu bleiben und nach vorne zu sehen. Denn hinter ihm lag nichts, er hatte keine Vergangenheit, an die er zurückdenken konnte. Blaire sah nach den letzten Worten des weißhaarigen Jungen nur blinzelnd und die Stirn runzelnd zu ihm. Er war sich nicht sicher, ob er gerade richtig gehört hatte. "Du sprichst mit deiner Maschine ... und sie antwortet dir? Bist du völlig durchgedreht oder hörst du wirklich ihre Stimme?" Manchmal wünschte er sich schon, Percival würde mit ihm reden können. Dann wäre es einfacher, ihn zu reparieren und programmieren. Trotzdem war das alles in seinen Augen ein wenig abgedreht. "Du bist echt ein Spinner, weißt du das? Du redest mit Maschinen und diesem Roboterhund ... Hör lieber auf damit. Du wirkst nicht so, als könntest du es ertragen, von anderen niedergemacht zu werden. Und das passiert dir sicher, wenn du solche Dinge tust. Neumenschen sprechen mit Maschinen. Willst du wie ein Sympathisant wirken?" „I-Ich bin kein Sympathisant … Sie haben meine … Heimat zerstört … aber Maschinen haben auch Gefühle!“ Seine Stimme klang schon etwas zittrig, zu oft hatte man ihm schon dasselbe gesagt. Er war wie ein Neumensch. Aber auch nur, weil sich jeder vorstellte, sie würden mit Maschinen sprechen. Wie sie wirklich tickten, das wusste hier doch auch keiner genau. Der einzige Kontakt zu ihnen war der Krieg. Nur im Kampf sahen sie Neumenschen, beschäftigten sich aber nie mit ihnen. Aber umgekehrt war es wohl genauso. Der Hass war so groß, dass sie es nicht einmal für wert empfanden, die jeweils anderen, ihre Feinde, genauer zu betrachten. Blaire ließ das Thema lieber fallen, es war zu anstrengend, nun eine Diskussion zu starten. Für ihn waren Maschinen nur … Maschinen. Werkzeuge. Oder eben wie sein Percival, Waffen. „Hier geht es zum Hangar, richtig? Gut, ich will Percival sehen. Hoffentlich haben diese Techniker ihn nicht angefasst, als ich weg war!“ Dabei vergingen kaum drei Stunden, seit er zu den Generälen musste und dann anschließend von einer Meute kichernder Gören auf sein neues Quartier gebracht wurde. „Meinst du, Percival fürchtet sich, wenn er alleine ist? Die Techniker sind aber alle ganz nett … Ich möchte ihn aber auch besuchen und kennenlernen.“ Er sprach von der Maschine wirklich wie von einem Menschen. „Na los, komm!“ Diesmal nahm Lyial das Handgelenk von Blaire und zog ihn mit. "Er fürchtet sich sicher nicht. Er ist ein Roboter, eine Kampfmaschine. Die haben doch vor gar nichts Angst ... Oder meinst du doch?" Erst zu spät merkte Blaire, dass er auf diese Gefühlskiste mit den Maschinen nun doch einging und mitspielte. Er erwischte sich ja auch immer selbst dabei, mit Percival zu reden. Aber er wusste selbst, wie lächerlich das war. Und nun war da dieser komische Junge, der das total ernst nahm. „Du hast gesagt, du schläfst immer bei Percival? … Ob Amun mich mehr mögen würde, wenn ich bei ihm schlafen würde …?“, fragte sich Lyial ernsthaft, aber er dachte nicht daran, dass das bequem sein würde. Das Cockpit war zwar perfekt für den Kampf, aber um darin ein Nickerchen zu halten? Er zweifelte ein wenig. Vielleicht war es in Percival auch einfach bequemer. „Trotzdem solltest du lieber in einem Bett schlafen.“, meinte Lyial dann doch noch, bevor er es sich wirklich anders überlegte und bei seiner eigenen Maschine übernachtete. „Bist du etwa scharf darauf, dass ich mit dir dieses riesige Bett teile? Tut mir ja leid, du bist nicht mein Typ. Das ist niemand. Da ich sowieso der Beste bin, gibt es niemanden, der meinen Ansprüchen gerecht wird. Außerdem schlafe ich nicht immer im Cockpit. Ich schlafe auch draußen, auf dem Dach. Der Anblick der Sterne beruhigt einen unheimlich.“ „E-Eh? S-So ist das nicht …“, nun wurde Lyial doch tatsächlich verlegen. Auch wenn sein Gesichtsausdruck meist derselbe war, erröten konnte er scheinbar doch sehr gut. „Ich hatte noch nie einen Mitbewohner. Du bist mein erster. Ich dachte nur, ich sollte deshalb … auf dich aufpassen.“ Eigentlich konnte es ihm ja auch egal sein, er lernte ihn gerade erst kennen. Aber wenn man schon gemeinsam lebte, konnte man auch aufeinander Acht geben. Und irgendwie … wollte er sich ja mit Blaire anfreunden. Aber so begeistert wirkte er ja nicht von Lyials Anwesenheit, auch wenn er diesen Spaziergang mit ihm wollte. Und Lyial war nicht gut darin, Freunde zu finden. „Auf mich aufpassen? Ich denke, ich muss eher auf dich aufpassen!“, er lachte kurz auf und gab sich so nur selbst Recht. Lyial wirkte hilfloser wie ein ausgesetztes Hündchen. Nachdem sie im Hangar ankamen, riss sich Blaire los. Es waren ja echt noch eine Menge Techniker hier ... solche Plagen. Das kümmerte ihn aber nicht mehr, als er Percival sah. Mit schnellen Schritten ging er zu ihm hin und inspizierte genau, ob er auch ja nicht angefasst worden war. "Morgen sollte ich dich etwas schleifen. Diese Kratzer und Dellen gehen mir langsam auf die Nerven. Aber erst nach dem Training. Dort zeige ich dann allen, was wir drauf haben!“ Langsam folgte Lyial dem aufgebrachten Jungen. Wie angewurzelt blieb er dann vor dem großen Roboter stehen. Das war also Percival. In seinen Augen wirkte er wie ein alter Herr. Nein, das war nicht richtig ausgedrückt. Wie ein erfahrener Profi, ein Krieger, der schon tausende Schlachten geschlagen hatte. Er war sichtlich beeindruckt, so wie er mit offenem Mund und großen Augen zu ihm aufsah. Dann schritt er näher auf den blechernen Krieger zu, legte sanfte eine Hand auf das kühle Metall, fuhr einen großen Kratzer auf der Oberfläche mit seinen Fingern ab. „Er hat viel gekämpft. Viel gesiegt … seinen Stolz sieht man ihm an. Percival ist sehr beeindruckend.“ Lyial legte sie Stirn an die kalte Oberfläche von Percival. Er schwieg, wirkte vollkommen konzentriert, schloss sogar die Augen. Nach einiger Zeit löste er sich dann von seiner seltsame Geste. „Er kann froh sein, so einen Piloten wie dich zu haben. Aber er hat Angst um dich. Du übernimmst dich manchmal. Das bereitet ihm Sorgen … Es würde ihm wehtun, wenn dir etwas zustoßen würde. Achte bitte mehr auf dich … Das hat er gesagt.“ Blaire warf Lyial einen verwirrten Blick zu. Obwohl er es "akzeptiert" hatte, dass der Junge mit Maschinen sprach, löste es immer noch etwas Unbehagen in ihm aus. Und Belustigung. Aber er sollte niemanden für seine seltsamen Hobbys verurteilen. Locker verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf, grinste ein wenig. "Ach, das hat er gesagt? Keine Sorge, keine Sorge. Mir geht's gut. Und ich mag es, mich zu überanstrengen. Kämpfe sind das Beste auf der Welt!" Er tat die Sache mit einem Schulterzucken ab. „Ist kämpfen wirklich so toll …?“, fragte sich Lyial in Gedanken. Das kam ihm nie so vor. Aber er empfand es als eine Pflicht. Wenn man jemanden beschützen möchte, musste man kämpfen. Und der Elitepilot wollte seine Fähigkeiten für etwas Gutes einsetzen. Also kämpfte er. Plötzlich schnalzte Blaire mit der Zunge, riss Lyial aus seinen Gedanken. "Ach ... hier sind mir zu viele Leute. Das kotzt mich doch ein wenig an. Meinetwegen, ich komm zurück. Aber wir sollten uns etwas wegen dem Bett einfallen lassen. Ich will nicht, dass du mir zu sehr auf die Pelle rückst …“ Er gab Lyial einen kleinen Schubs in Richtung Ausgang. "Du bist der erste hier, der Percival nicht Schrott oder Oldtimer genannt hat. Vielleicht bist du ja doch nicht so übel, wie ich dachte. Intelligent wirkst du ja nicht, aber für einen persönlichen Diener wird es reichen." Eigentlich schätzte er die Leute auch ihrer Kampfkraft nach ein. Je stärker, desto mehr Respekt hatte Blaire vor ihnen. Obwohl er seinen Respekt auch eher auf andere Art und Weise ausdrückte ... „P-Persönlicher Diener … ?“, murmelte Lyial ihm nach, er wusste manchmal nicht Recht, was Blaire eigentlich meinte. Aber es klang nicht sehr nett. "Deine Maschine heißt Amun, richtig? Was ist das für ein Typ? Einer von diesen Neith-Dingern, von denen die Techniker gesprochen haben? Irgendwo habe ich den Namen schon einmal gehört …" Als Blaire ihn dann über Amun ausfragte, fiel Lyial ein, dass er ihm noch gar nicht erzählt hatte, dass er zur Elite gehört. Irgendwie … wollte er es auch nicht. Es war nichts, womit er prahlen wollte. So gut war er doch gar nicht. „Amun ist … Nun … Er ist groß. Und hat schöne Farben. Er ist älter als die Neith, aber er wird ständig verbessert. Manchmal ist er mir zu grob im Kampf, aber das ist sein Charakter. Irgendwann wird er sich auch mir öffnen und wir werden gute Partner, daran glaube ich fest!“ Kaum hatte Lyial zu Ende gesprochen, wurde es mit einem Mal laut und hektisch im Hangar. Lyial kannte das schon, sogar Blaire als erfahrener Pilot konnte sich denken, was nun los war. Und die schrille Sirene, die ertönten, bestätigte ihre Vermutung. Ein Notfall. Der Feind war in die Nähe von Heliopolis gekommen. Auch Lyials Kommunikationsgerät, ein kleines weißes Gerät mit Touchscreen und Hologrammfunktion, so wie es jeder Schüler an der Akademie hatte, piepte laut auf, als er eine Nachricht bekam. Er spielte sie ab und zuckte förmlich zusammen, als er die laute Mädchenstimme aus dem Gerät bellen hörte: „Los! Sofort an eure Posten!! Ihr werdet draußen gebraucht! Beweg dich! Und Lyial, lass den Hund nicht wieder ins Cockpit von Amun!!“ Die Stimme gehörte der Navigatorin der Elite, ein Mädchen namens Mellan. Und obwohl sie alle verfügbaren Elitepiloten anfunkte, sprach sie mit ihren letzten Satz Lyial direkt an. Auch nur, weil er einmal Merlin in das Cockpit mitnahm und der für Chaos gesorgt hatte … „V-Verstanden!“, stotterte Lyial nur zurück, wendete sich dann ruckartig an Blaire. „Du solltest ins Quartier zurück.“, kaum sprach er das aus, lief er auch schon los. Und der dunkelhaarige Pilot blieb zurück, sichtlich frustriert. Er wurde ja nicht aufs Schlachtfeld gebeten, dabei wäre er nun gerne losgezogen. Aber dieser Junge, der sich selbst für nichts Besonderes hielt, durfte ausrücken. Kurz spielte er mit dem Gedanken, sich einfach Percival zu schnappen und auch in den Kampf zu ziehen. Letztendlich wollte er aber dieses Risiko doch nicht eingehen. Und wenn jemand wie Lyial ausrückte … Dann war das sicher kein ernstzunehmender Angriff. 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