A Winters Tale von rea_seraph ================================================================================ Kapitel 1: Es war kalt... ------------------------- Es war kalt... ...als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Noch nicht Winter, aber ein sehr frischer Herbsttag. Das Laub hing bunt an den Bäumen und es roch nass und nach Erde. Ein angenehmer Duft... ...und wohl auch ein sehr gut übertünchender Geruch, denn meine feine Nase hatte mich nicht auf Dich vorbereitet. Ich weiß nicht wo Du so plötzlich herkamst, aber mit einem Mal standest Du neben mir. Nicht einmal Zeit in meine Tierform zu schlüpfen hatte ich. Ehrlich gesagt war ich schockiert und dachte darüber nach dich zu schubsen und wegzurennen. Aber das wäre wirklich zu infantil gewesen. Also riß ich mich zusammen und blickte Dich von unten herauf mit schmalen Augen an. "Wer bist du und was willst du hier?" fragte ich leise. Große schokoladenbraune Augen sahen zu mir herab und der rote Schmollmund verzog sich zu einem schiefen Grinsen. "Was siehst du mich so an?" fauchte ich errötend und versuchte meinen Schweif hinter meinem Rücken zu verbergen. Der braunhaarige Junge mit der kecken Nase verbarg sein Lachen nun hinter vorgehaltener Hand. "Entschuldige bitte.... aber du siehst so lustig aus! Ist das ein Kostüm? Kommst du von einem Fest?" Die Röte der Verlegenheit auf meinen Wangen verwandelte sich blitzschnell in Zornesröte. "Wenn du mich beleidigen willst, dann kannst du sofort wieder verschwinden." Schnaubend stand ich auf und veschwand in der kleinen Tempelanlage, die drei Stufen entfernt auf einer Anhöhe lag. Dort drin war es wenigstens ein wenig wärmer und Pilger hatten ein paar Brote dagelassen als Opfergaben. Ich nahm auf einem Kissen platz und begann an einem Stück Brot zu knabbern, als leise Sohlen hereintapsten und der Junge sich dreist neben mich, jedoch auf kalten Steinboden, setzte. "Es tut mir Leid." flüsterte er in meine Richtung. Ich würdigte ihn keines Blickes. "Hey..." wehte seine leise Stimme erneut in meine Richtung. Seufzend drehte ich mich zu ihm und hob nur eine Augenbraue, was soviel sagen sollte wie - Na was nun? Was willst du noch hier? - Der Junge reagierte prompt und legte seine Hand sanft auf meine Schulter. Die Wärme die sich von dort aus ausbreitete war angenehm. "Kannst du mir bitte verzeihen? Ich kann mir vorstellen, dass wir gute Freunde werden könnten. Ich wohne hier in der Nähe und könnte dich öfter mal besuchen kommen. Vielleicht kann ich dir etwas Obst mitbringen? Wir könnten auch etwas spielen?" Bezirzt blickte ich dem Jungen in die Augen. Wie alt mochte er sein? Vielleicht einfach danach fragen. Das wäre ein Anfang. Dann könnte ich auch die verlockeneden Angebote des Jungen annehmen. "Wie heißt du und wie alt bist du? Ich bin Narjan, der Wächter dieses Tempels." sagte ich in freundlichem Ton. Der Junge strahlte, da er verstand, dass ich ihm verziehen haben musste. "Ich bin Charlie und 9 Jahre alt. Naja, eigentlich heiße ich Charles... aber das klingt so steif. Was macht man so als Wächter und was hältst du nun davon, wenn ich dich öfter besuchen kommen würde?" "Hallo Charlie, schön dich kennen zu lernen. Tja, ich bewache diesen Tempel, bin hier, nehme Opfergaben entgegen, segne vorbeiziehende Pilger und übe meine Magie. Vorbeikommen klingt nicht so schlecht. Auch das mit dem Obst könntest du machen." sagte ich zum Schluss hin sehr gönnerhaft und unter herabgesenkten Lidern hervorblinzelnd. Der Junge sollte nur nicht denken, dass er zukünftige Besuche herbeisehen würde. Begeisterte Augen glitzerten neugierig in meine Richtung und da konnte ich es nicht mehr zurückhalten. Der volle Klang meines Lachens hallte durch den kleinen Tempel und wenn irgend möglich, sah der Junge mich nun nur noch faszinierter an. "Was kannst Du denn so? Also magische Tricks, meine ich?" Haspelte Charlie übereifrig hervor. Mit einem neckischen Grinsen schnipste ich mit meiner rechten Hand und es entzündete sich eine kleine Flamme auf den Fingerspitzen meines Zeige- und Mittelfingers. Charlie rief erstaunt aus "Wow! Das sieht ja total echt aus?!" und fasste auch schon ins Feuer. "Autsch!" rief er postwendend aus und ich ließ sofort das Feuer verpuffen. Zart nahm ich Charlies Hand in meine und legte einen Heilzauber darüber. "Das tut mir Leid. Ich hätte dich warnen sollen. Das ist kein Trick. Das ist echte Magie." So beschäftigt mit dem Heilzauber, bemerkte ich nicht den ungläubigen Blick den der Junge mir zuwarf. Aber ich sah ihn als ich nach getaner Arbeit wieder aufblickte. "Das kann nicht wahr sein! Dann sind deine Ohren und dein Schweif gar kein Kostüm?! Das ist auch echt?" Nickend wartete ich ab, was der Junge nun sagen würde. Höchstwahrscheinlich wollte er mich nun doch nicht mehr besuchen kommen. Er wirkte in den Augen des Kleinen nun sicher wie ein gefährliches Monster. Dabei würde ich ihm nie irgendetwas antun. So bin ich einfach nicht. Das ist nicht meine Art. Charlie unterbrach meine Gedanken abrupt mit den Worten "Oh! Das ist so so so cool! Der Hammer! Das würd ich sofort meinen Freunden erzählen... wenn ich welche hätte! Aber keine Sorge, ich erzähl es niemandem. Kann ich dann morgen wieder kommen und Obst für Dich mitbringen?" Überrascht blickte ich zu Charlie auf, der schon wieder auf den Beinen war. "Äh.... ja, natürlich. Gerne. Komm mich besuchen." und es klang beinahe flehend, wie ich peinlich berührt feststellte. Das überwältigende Grinsen in Charlies Gesicht, ließ mich meinen Tonfall nun doch nicht bereuen. "Ok! Cool. Dann bis morgen Narjan!" streichelte Charlie nochmals über meine Schulter bevor er die Stufen herabstolpernd durch die Lichtung in Richtung Stadt verschwand. Wie in Trance fasste ich meine rechte Schulter an und bildete mir ein, dass sie noch ein bisschen warm war von seiner Berührung. - Keine Freunde, hm. Tja. Das liegt wohl jetzt in unser beider Vergangenheit. Charlie und ich werden sicher gute Freunde. - Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meine Züge und sollte von dort nicht mehr so recht verschwinden wollen. Eher noch sich vertiefen, als ich am frühen Vormittag des nächsten Tages Charlie schon von weitem rufen hörte "Narjaaaaaaaan... ich bin wieder daaaa. Hab dir auch was mitgebracht!" Als ich meinen Kopf nach draußen streckte konnte ich noch beobachten, wie Charlie die Treppen herauf fiel und das Obst aus seinem Körbchen heraus und in meine Richtung kullerte. Auflachend rief ich ihm zu "Charlie, schnell! Steh auf! Die 3 Sekunden Regel! Davor muss alles wieder im Körbchen sein, sonst können wirs nicht mehr essen." Kichernd sammelten wir Äpfel, Bananen, Birnen und Kiwis zusammen und warfen es schleunigst in das Körbchen zurück. "Gut gemacht." grinste ich Charlie an und sonnte mich in seinem Gelächter. - Ja, wirklich. Beste Freunde. - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)