Let's become a Ninja! von Vei-Chan (Kapitel 38 erneuert!) ================================================================================ Kapitel 1: Das Fuchsmädchen --------------------------- Es war einer dieser Tage, an denen man hätte glücklich sein müssen. Der frühe Morgen hatte längst begonnen, die Sonne stand am Himmel und wärmte das Gras und die Luft. Die grellen Farben der Blumen und Gräser zogen scharenweise Schmetterlinge und andere Insekten an, die in wilder Begierde um sie herumschwirrten. Kurai schlief noch. Erst ihr Wecker riss sie aus dem Schlaf, als er laut klirrend nach ihr schrie. Kurai setzte sich verschlafen auf, rieb sich die Augen und gähnte. Wäre es nach ihr gegangen, wäre heute Schulfrei gewesen... Aber es half nichts, Pflicht war eben Pflicht. Sie quälte sich aus dem Bett und und bequemte sich nicht dazu, es zu machen, denn Kurai wusste, dass dies niemand überprüfen würde. Als Kurai im Bad stand, musterte sie ihr Gesicht im Spiegel. Ihre Lust, zur Schule zu gehen, hielt sich wie immer schwer in Grenzen. Nun, es wartete ja auch niemand auf sie. Weder dort, noch zu Hause. Kurai wusch ihr Gesicht und putzte sich die Zähne, zum Duschen war sie heute zu faul. Sie wählte einpaar Minuten in ihrem Kleiderschrank, dann zog sie eine dunkelblaue Hose, ihre Ninjasandalen und ein dunkelgrünes Oberteil an. Kurai mochte knallige Farben ganz und gar nicht und hielt sich dem gegenüber deshalb etwas bedeckt; außerdem fiel man dunkel auch nicht so auf. Und genau das war ja ihr Ziel: Nur nicht aufzufallen. Kurai band sich ihre langen, braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie waren eben, gut gepflegt und irgendwie etwas zackig. Meistens wählte Kurai diese Frisur, denn dann fielen ihr die Haare nicht ins Gesicht. Das machte sie wahnsinnig. Ihre tiefblauen Augen suchten den Raum nach etwas ab, was eigentlich das Wichtigste für sie war. Schließlich fand sie es vor dem Nachtschrank. Zwei weiße Bandagen lagen unaufgerollt herum. Mit geschickten Handbewegungen verband sich Kurai die Arme von den Handgelenken bis kurz unter die Ellenbogen. Anschließend schlenderte sie in die Küche, setzte sich und goss sich ein Glas Milch ein. Als sie ein Stück Brot aus dem Brotkasten nahm, musste sie feststellen, dass es mit einer dicken Schimmelschicht überzogen war. »Pfui Teufel!« Rief Kurai und schmiss den ganzen Brotlaib weg. Verdammt; warum wurde ihr immer das Brot schlecht? Jedes andere Lebensmittel war doch auch in Ordnung! Sie hatte sonst nichtsmehr zu essen da, fiel ihr auf. Das war weniger gut. Da musste sie wohl mit leerem Magen zur Schule. Allerdings war es auch nicht das erste Mal. Schließlich schulterte Kurai ihren Rucksack, schloss ihre Tür ab und machte sich auf den Weg. Es war nicht allzu weit, eher vergleichbar mit einem gemütlichen Spaziergang. Kurai überlegte, wie oft sie diesen Weg wohl noch gehen würde. Sie war gerade siebzehn geworden, die Prüfung zum Ninja stand bevor. Bald würde sie mit der Schule fertig sein. Und was dann? Sie kniff die Augen zusammen, als die Sonne hinter einer Wolke hervortrat und sie leicht blendete. Kurai ging einen Schritt schneller und erreichte schließlich nach wenigen Minuten das Zentrum der Stadt Konoha-Gakure, welches ihr Heimatland von Geburt an war. Gottseidank gab es zu dieser Tageszeit - etwa acht Uhr in der Früh - noch nicht so viele Menschen auf den Straßen, was Kurai den Schulweg wesentlich erleichterte. Zumindest morgens. Die große, hölzerne Tür der Schule war bereits geöffnet. Besonders einladend sah sie trotzdem nicht aus... Na ja. Kurai schlenderte über den langen Flur und beachtete die wenigen Schüler nicht, die kurz vor der Stunde noch draußen herumlungerten. Als sie an einem blonden Jungen vorbeiging, hörte sie, wie er ihr hinterherbellte. »Wuff, wuff, wuff! Kannst du das auch, Kurai?« Fragte er dann. Seine beiden Kumpel lachten sich tot und die drei rannten zurück ins Klassenzimmer. >Tse, Idioten.< Dachte sich Kurai nur. Füchse bellen nicht. Ihre Klasse war fast vollkommen versammelt im Raum und jeder hatte bereits seinen Platz eingenommen. Kurai schlurfte zu ihrem Platz in der hinteren, rechten Ecke des Raumes und setzte sich dort hin. Lustlos ließ sie ihren Rucksack auf den Fußboden gleiten, welcher mit einem dumpfen Geräusch dort stehen blieb. >Ich habe die Hausaufgaben vergessen.< Kam ihr in den Sinn. Sie graulte sich jetzt schon vor der Standpauke von Meister Iruka. Kurz dachte Kurai nach, dann holte sie ihr Heft, einen Stift und ein Schulbuch hervor und begann hastig, die Antworten auf die Fragen, die sich um einen Text über Geschwindigkeitsberechnungen eines Kunais drehten, den Kurai eigentlich hätte lesen müssen, niederzuschreiben. Tatsächlich wurde sie genau in den Moment, als Iruka den Raum betrat, fertig. »Guten Morgen, meine Lieben.« Meinte er gut gelaunt und ein allgemeines Raunen, welches nur entfernt nach einem Gruß klang, ging durch die Klasse. Ein Arm schnellte in die Höhe. Iruka sah nickte und gewährte dem Schüler damit, zu sprechen. »Kurai hat schonwieder ihre Hausaufgaben kurz vor dem Unterricht gemacht!« Petzte er freudestrahlend und lautes Gekicher wurde vernehmlich. Iruka seufzte resigniert und Kurai warf dem Jungen - Masaru - einen hasserfüllten Blick zu. »Kurai, das bedeutet Nachsitzen für dich heute nach der letzten Stunde.« »Ja ja, ich weiß.« Gab sie nur zurück und lehnte sich gelassen im Stuhl zurück, verschränkte die Arme und richtete ihren Blick auf Iruka. Der Tag ging quälend langsam voran. Kurai passte nicht auf und kritzelte gedankenversunken Bilder in ihren Block. Sie malte sich, wie sie Masaru schlug. Sie malte sich, wie sie am Boden lag - mit einem Schwert im Oberkörper. Und schließlich malte sie sich, nur ganz leicht aufdrückend, mit einem buschigen Schwanz am Stietz. Kurai hatte es kaum realisiert, da radierte sie das Bild so schnell weg, dass das Papier einen Riss bekam. Sie zerknüllte es, warf es auf den Papierkorb an der Tür des Raumes und traf auch. Sie ließ den Blick sinken und sah auf ihre Bandagen. Die trug sie nicht, weil es toll aussah. Sie trug sie, um etwas zu verdecken. Dabei handelte es sich um zwei Narben, die sie am Unterarm hatte. Als sie noch ein Kind war, hatte ein Mitschüler diese Narben gesehen. »Sie hat Wunden! Bestimmt beißt sie sich selbst, wenn sie sich flöht! Sie ist ein Monster!« Rief er und rannte mit einem schallenden Lachen davon. Seitdem hatte Kurai diese Bandagen getragen und sie nie vor den Augen anderer abgelegt. Bis sie zehn war, hatte Kurai nicht verstanden, warum man sie als Monster bezeichnete, ihr hinterherbellte, zu ihr sagte, sie hätte Flöhe... Nie wusste Kurai, warum man sie so sehr abstieß. Durch Zufall hatte sie es herausgefunden, in dem sie ein Gespräch zwischen Iruka-Sensei und der Mutter eines Mitschülers belauscht hatte, weil sie mal wieder nachgesessen hatte und nachdem sie gegangen war nocheinmal zurückkam, weil sie ein Heft unter der Bank vergessen hatte und nicht wollte, dass es morgen von ihren "Freunden" bekritzelt wurde. ...»Sie müssen das Mädchen aus der Schule entfernen. Es ist eine Gefahr für jeden. Besonders für die Mitschüler.« »Wie stellen sie sich das vor?« Hatte Iruka gefragt, »soll ich zu ihr gehen und sagen, 'Kurai, du bist gefährlich, verschwinde und komm niewieder'? Das können sie unmöglich verlangen.« »Mir egal.« Die Frau hatte einen arroganten Ton, wirklich. »Ich will jedenfalls, dass mein Kind nicht in der Gegenwart einer solchen... Bestie ist. Entfernen sie sie.« »Tut mir leid, unmöglich.« Sagte Iruka. »Man hätte sie gar nicht erst am Leben lassen sollen.« Die Frau wandte sich zum Gehen, schockiert wich Kurai hinter die Tür. »Jetzt hören sie mal!« Wandte Iruka-Sensei plötzlich ein und die Frau zuckte richtig zusammen. »Sie ist trotz alledem ein menschliches Wesen! Kurai kann nichts dafür, dass ein Monster in ihr versiegelt wurde! Sie hat sich das nicht ausgesucht. Und sie wissen das genauso gut wie ich. Sie wollen nur, dass sie verschwindet, weil sie Angst vor ihr haben und wissen, dass sie wahrscheinlich immer der beste Ninja der Klasse sein wird, wenn sie anfängt, ihre Fähigkeiten zu nutzen.« Sie sagte gar nichtsmehr. Iruka fuhr fort. »Ich werde sie weder aus der Klasse verweisen, noch etwas Ähnliches tun. Sie ist mein Schüler und das wird sie bleiben, denn ich sehe in ihr einen Menschen und kein Fuchsungeheuer. Außerdem wissen sie, dass Kyuubi in ihr versiegelt wurde.« »Aber nur provisorisch! Es könnte jederzeit platzen, wenn sie es will!« »Ja! Wenn sie es will! Und wenn sie nicht wollen, dass sie überhaupt erst davon erfährt, dann machen sie nicht so einen Aufstand und sagen sie ihrem Sohn, dass er sie nicht dauernt als "Vieh" oder "Flohzirkus" bezeichnen soll! Es war der größte Fehler, dem Dorf davon zu erzählen. Denn das sie sich nicht beherrschen können und es ihren Kindern weitererzählen war sowieso klar.« Iruka schien extrem erbost. Kurai hatte ihn nie so gesehen. »Was erlauben sie sich?!« Fragte die Frau empört. »Ich erlaube mir, unser Sozialverhalten in Frage zu stellen. Gehen sie jetzt bitte, es gibt nichtsmehr zu sagen.« Das Klackern ihrer hochhackigen Schuhe war unverkennbar. Sie stürmte an Kurai vorbei, ohne sie zu bemerken und war bald verschwunden. Kurai jedoch blieb regungslos stehen und starrte Iruka an, welcher sich nun zu ihr drehte und sie sah. In seinen Augen spiegelte sich Erschrecken. »K-Kurai...« »N-Nein...« Murmelte diese nur geistesabwesend. »E-Es tut mir leid.« »NEIN!« Schrie sie auf und ein Schub von Energie durchfuhr sie. Ihr Körper wurde heiß und ein Poltern erfüllte ihre Ohren. Nach einer Sekunde war alles vorbei. Kurai machte auf dem Absatz kehrt und rannte davon. Sie war schnell wie der Wind und Iruka hatte keine Chance, ihr zu folgen. Er sah nur auf den völlig demolierten Türrahmen, in dem Kurai gestanden hatte. >Diese Chakra...<... Selbst Leute, die Kurai nicht kannten, wussten sofort, dass sie das Fuchsmonster war. Denn in ihrem Gesicht hatte sie auf jeder Seite drei Striche auf der Wange. Die von ihr sogenannten "Fuchsstriche" konnten nur auf den Fuchs zurückzuführen sein. "Kyuubi" war der allgemeine Name dieses Monsters, welcher soviel bedeutete wie "neun Schwänze". Kurai wusste nicht, warum es so hieß. Es musste wohl wirklich neun Schwänze haben, was sie sich aufgrund der japanischen Mythologie auch gut vorstellen konnte. Es hatte lange gedauert, bis sie das verarbeitet hatte. Aber inzwischen war dieser Tag etwa drei Jahre her und Kurai hatte sich relativ gut eingelebt. Was heißt gut; den Umständen entsprechend. So kam es, dass sie wieder einmal, nachdem alle gegangen waren, im Raum blieb. Welche Aufgabe sie wohl diesmal machen musste? Iruka-Sensei betrat den Raum und sah sie an. »Sagen sie mir die Seite und die Nummer.« Meinte Kurai, »...ich mach's.« »Nein.« Er schüttelte den Kopf und zog zwei Stühle voreinander. »Komm her. Setz dich.« Verwundert und auch unsicher stand Kurai langsam auf. Sie setzte sich auf den einen Stuhl; Iruka auf den Zweiten. »Kurai...« Begann er, »...ich weiß, dieser Tag ist drei Jahre her. Ich habe es bisher nicht fertig gebracht, dich darauf anzusprechen.« »N-Nein...« Wehrte Kurai ab, aber er fuhr fort: »Ich weiß, wie du dich fühlst. Verraten und belogen, hintergangen und ausgestoßen. Es tut mir leid, dass es so kommen musste. Das musst du mir glauben.« »Ich komme klar.« Sie lächelte matt, aber nur, weil sie aus dieser Situation rauswollte. »Hast du etwas Zeit?« Fragte Iruka. »Ich würde mit dir gern einiges bereden.« »Sicher.« Sie seufzte. »Auf mich wartet niemand.« »Kurai...« Sagte Iruka, »...auch ich bin ohne Eltern aufgewachsen. Sie starben, als ich noch ein Kind war. Mir ging es ähnlich wie dir: Ich hatte keine Freunde und niemand beachtete mich. Ich weiß, wie du dich fühlst. Und es tut mir leid, dass ich dir nicht vorher geholfen habe.« »Woher kommt das Fuchsmonster?« Fragte Kurai. Das war das Einzige, was sie interessierte. »Na schön.« Er ergab sich. »Dein Vater, Larciel Tsubasa... Es war in ihm versiegelt.« »In ihm?!« Fuhr sie auf. »Ja.« Der Lehrer nickte. »Zwar war er viel älter als ich, so war er dennoch ein guter Freund von mir. Es war ein harter Schlag für mich, als er bei einem Auftrag starb... Das Fuchsmonster war in ihm versiegelt und befreite sich in dem Moment, als sein Leben erlosch.« »Moment, moment. Wenn es in ihm versiegelt war... dann hätte es auch sterben müssen.« »Du kennst dich ja gut aus.« »Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Zumindest dieses eine Mal, als das Thema gerade dran war... Na ja... Wahrscheinlich auch nur aus Eigennutz.« Sie lächelte traurig und er ebenfalls. »Niemand weiß, warum Kyuubi nicht mitgestorben ist. Dein Vater war ein sehr begnadeter Ninja und konnte viele, verbotene Techniken. Woher er sie auch immer hatte, dein Vater verfügte über die Kunst sich aus allem herauszuwinden... Als er starb, befreite sich das Fuchsmonster. Besser gesagt, es muss kurz vor seinem Tod schon frei gewesen sein, denn er hat es an dich gesandt und in dir versiegelt. Wie er das gemacht hat und warum, das hat er mit ins Grab genommen.« »Was bedeutet das?«, Kurai sah ihn ängstlich an. »Das bedeutet, dass du das Gefäß bist, welches das Fuchsmonster bannt.« Kurai sah zu Boden. Deshalb behandelten sie also alle so schrecklich. »Die Dorfleute meinen es nicht böse... Sie fürchten sich vor dir. Sie denken, Kyuubi könnte ausbrechen.« »Wird es... ausbrechen...?« »Nein, Kurai... Das wird es nicht. Aber es könnte passieren, dass... du durch große Wut oder große Trauer das Siegel anknacksen könntest. So würdest du Kyuubis Kraft nutzen können.« »Seine Kraft nutzen?«, Kurai dachte darüber nach. War sie in ihrem Leben nicht schon oft genug traurig und wütend? »Ich glaube, ich weiß, was du denkst, Kurai... Aber ich meine nicht diese Wut«, Iruka sah sie ernst an, »Ich meine richtige Wut. Wut, die dich soweit treibt, jemanden umzubringen.« Als Kurai sich erhob und gehen wollte, hielt sie Iruka noch einmal zurück. »Kurai... Bitte, sei nicht böse auf deinen Vater. Er hat Kyuubi in dir versiegelt... Aber du musst wissen, dass man diese Versiegelungskunst - die nur die wenigsten Shinobi beherrschen - mit dem Leben bezahlt.« »Was...?«, Kurai sah Iruka an. Ihr Vater war nicht getötet worden, sondern hatte sich so gesehen selbst umgebracht? Erst nach zwei Stunden verließ Kurai die Schule. Ihre Gedanken rotierten in ihrem Kopf. Unfassbar, dass ihr Vater ihr das angetan hatte. Was hatte er damit bezweckt? Als Kurai am Hinterhof der Schule vorbeiging, hörte sie ein vertrautes Knarzen. Es war eine der beiden alten Holzschaukeln, die dort standen. Kurai hatte nie auf ihnen geschaukelt, denn andere Kinder nahmen sie grundsätzlich ein. Und hingehen und fragen? Nein. Man hätte sie nur niedergemacht. Kurai war eigentlich ein sehr stolzer Mensch, deshalb ersparte sie sich das. Kurai riss sich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und schaute um die Ecke. Mit dem Rücken zu ihr saß ein Mädchen auf der Schaukel, wippte leicht hin und her und sah dabei auf den Boden. Irgendwie machte sie einen niedergeschlagenen Eindruck, wie sie da so zusammengesunken saß. Im Abendlicht schimmerten ihre Haare dunkelgrün. Kurai ging einen Schritt rückwürts und dann noch einen. Niemals würde sie das Mädchen ansprechen. Angst durchzuckte sie und Erinnerungen an vergebliche Versuche, mit anderen Kindern Kontakt aufzunehmen. In einer dunklen Wolke sah sie sichselbst gefangen. Es knackte hörbar, als Kurai auf einen Ast trat und dieser unter ihrem Gewicht berstete. Ein Schreckenslaut kam von dem Mädchen auf der Schaukel. Ihr Kopf fuhr herum und musterte Kurai. »L-Lass dich nicht stören.« Sagte diese nur und machte kehrt, ohrfeigte sich innerlich. »Hey, warte.« Kam es allerdings zurück. Kurai erstarrte im Schritt. Hatte sie nicht erkannt, wer Kurai war? Das Fuchsmädchen drehte sich abermals um und die Blicke der Beiden trafen sich. Doch, sie musste bescheid wissen. Sie war aus ihrer Klasse. »Setz dich doch.« »N-Nein.« Erwiederte Kurai. Sie wollte sie sowieso nur fertig machen! »...Bitte...« Das Mädchen ließ den Kopf hängen und sah wieder so traurig aus. Wortlos ließ sich Kurai auf der zweiten Schaukel nieder und begann, leicht hin und her zu wippen. »Was machst du hier?« Fragte ihre Klassenkameradin. »Ich komme gerade vom Nachsitzen...« Davon war auch nur die Hälfte gelogen. Über das Gespräch mit Meister Iruka musste niemand etwas wissen. »Verstehe... I-Ich will nichts Falsches sagen... Aber stimmt es, dass du keine Eltern hast?« Ein Nadelstich durchbohrte Kurais Herz. Wortlos nickte sie. »Das tut mir leid... Ich kann mir das gar nicht vorstellen.« »Na ja... Ich kann mich kaum noch an sie erinnern. Das macht die Sache einfacher.« Kurai fasste ein wenig Mut und sah dem Mädchen in die Augen. »Wie heißt du?« »Ich heiße Shabon.« »Und was machst du hier, Shabon?« Traurig. Nichtmal die Namen aller Schüler kannte Kurai. Daran sah sie wieder, wie wenig sie dazugehörte. »Ich habe mich gestritten... mit meinen Eltern.« »Oh...« Das war fremdes Gebiet. Was sollte sie darauf antworten? »...Ähm... Warum?« »Ach... Das Übliche eben. Meine Eltern versuchen immer, mir zu helfen. Aber manchmal machen sie die Sache dadurch noch schlimmer. Ich wollte eigentlich nur, dass sie mich mal einpaar Sachen selber tun lassen. Aber irgendwie muss ich mich dabei im Ton vergriffen und mich falsch ausgedrückt haben. Jetzt sind sie sauer... Und ich wollte weg.« »Das wird sich schon wieder einrenken.« Tröstete Kurai und vergaß dabei, dass sie in dieser Minute - abgesehen von den Gesprächen mit Iruka - die erste, vernünftige Konversation seit Jahren führte. »Ich hoffe es...« Einpaar Minuten des Schweiges begannen und irgendwann stand Kurai auf. »Also, ich gehe jetzt nach Hause und du auch. Rede mit deinen Eltern... Und sei froh, dass du sie hast.« »Okay.« Shabon lächelte matt und erhob sich ebenfalls. Schließlich gingen sie die Hälfte des Weges zusammen, weil ihre Richtung die Gleiche war. Dann verabschiedeten sie sich und schlugen getrennte Wege ein. Als Kurai zu Hause angekommen war, ließ sie sich auf ihr Bett im Schlafzimmer fallen. »Ich habe GEREDET!« Schrie sie und streckte die Fäuste in die Luft. »Ich kann es kaum fassen!<< Kapitel 2: Nur ein Monster -------------------------- Am nächsten Tag war dennoch alles wie immer. Als Kurai das Klassenzimmer betrat, stellte sie fest, dass Shabon genau am anderen Ende saß. Shabon lächelte ihr zu und Kurai versuchte verzweifelt, zurückzulächeln. Dennoch kamen ihr Masaru und seine Clique wieder zuvor. »Wuff! Wuff! Wuff!« Machten sie und taten dabei so, als würden sie das Bein heben. Schließlich setzte sich Kurai wieder auf ihren Platz wie immer und schaute stumm auf ihre bandagierten Arme. Shabon wäre gern zu ihr gegangen, aber sie wusste genau, dass das noch mehr Probleme einbringen würde. Meister Iruka betrat den Raum. »Guten Morgen!« Sagte er wie immer gut gelaunt. »Kommt mit in den Hinterhof. Wir üben heute das Kunai- bzw. Shurikenwerfen noch einmal und auch Doppelgänger. Ihr wisst, die Prüfung ist nichtmehr fern.« So schlenderte die Klasse also nach draußen. Der Hof war gesäumt mit Zielscheiben und Baumstämmen. »In einer Reihe aufstellen, nach Klassenbuch!« Kurai Tsubasa stand aufgrund des >T< in ihrem Namen relativ weit hinten. Und zu ihrer Freude lautete Shabons Nachname Umidame, womit sie direkt hinter ihr stand. »Kannst du das?« Flüsterte Shabon Kurai zu. »Doppelgänger kann ich gut... Aber das Shurikenwerfen ist nicht so einfach.« »Ja, finde ich auch. Doppelgänger kann ich aber gar nicht...« »Wuff, Wuff!« Direkt vor Kurai stand einer von Masarus Konsorten. »Ach, halt die Klappe.« Brummte Kurai ihm zu und drehte sich wieder zu Shabon. »Was war das?!« Fuhr der Junge auf. »Das wirst du noch bereuen.« »Wie hältst du das nur aus?« Raunte Shabon genervt. »Ihr macht weiter.« Sagte Iruka, »Ich gehe schnell die anderen Ziele holen.« Als Masarus "Sklave", wie Kurai diese Gruppe manchmal nannte, nun an der Reihe war, wählte er Shurikens. Er steckte die Finger in die kleinen Löcher in der Mitte dieser Wurfsterne und ließ sie rotieren. Dabei nahm er übertrieben Ziel und streckte seinen Arm so weit nach hinten, dass er "versehentlich" den Ärmel von Kurais Oberteil zerschnitt. »Hey! Sag mal hast du sie noch alle?!« Schrie Kurai auf und fixierte den Jungen, der Kazu hieß, wie ihr jetzt einfiel. »Ooh, das tut mir aber leid...« Grinste er und und bewegte seinen Arm ein weiteres Mal zu ihr, aber Kurai wich aus. »Ich bring dich um!« Mit diesen Worten stürzte sie sich auf Kazu und ein wildes Gerangel am Boden entstand. Kurais Haare waren unpraktisch für dieses Gefecht, wie sie feststellen musste, aber in diesem Moment wollte sie ihm einfach nur wehtun. Kazu jedoch wehrte sich verbissen. »Hiiilfe!« Spielte er, »Hiiilfe! Ein tollwütiger Fuchs! Er will mich beißen!« »Halt die FRESSE!« Sie schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Er schrie auf und hielt sich die Nase, die Kurai voll getroffen hatte. »Was ist denn hier los?!« Rief Iruka-Sensei erschrocken und kam angerannt. »Kann man euch nicht eine Minute allein lassen?! Verdammt! Auseinander!« Kurai ließ von Kazu ab und erhob sich. Nur für eine Sekunde ließ sie ihn im Profil zurück, was ihr größter Fehler sein sollte. Ehrgeizig und im Stolz gekränkt warf Kazu die beiden Shurikens, die er noch in der Hand gehabt hatte und die jetzt neben ihm am Boden lagen, auf Kurai. Ein schrilles Surren schoss an Kurai vorbei, als es sie verfehlte. Das Zweite folgte auf dem Schritt. Ein brennend kalter Schmerz zog durch ihre Wange und ein kleiner Tropfen kitzelte sie. Sie wischte mit ihrer Hand darüber und ihre Fingerspitzen waren rot. »Du verdammtes... kleines...« Ihre Augen wandten sich ihm hasserfüllt zu und Kazu schrie vor Angst, aber diesmal ernsthaft, als er in Kurais blutrote Augen sah. Sie stürzte sich wieder auf ihn, nahm seinen Kragen und schlug Kazu mit dem Hinterkopf auf den Boden. Dann ballte sie eine Hand zur Faust und holte aus. Kazu kniff die Augen zusammen und als Kurais Hand kurz vor ihrem Ziel war, stoppte sie. Leicht angestrengt stand Iruka hinter ihr und hielt ihren Ellenbogen fest. »Kurai... Bitte.« Sie vernahm seine Stimme und augenblicklich wurde sie wieder klar. Ihre Augenfarbe stach ins Blaue zurück, sah Kazu ein letztes Mal an, dann ergab sie sich. Iruka zog sie sanft von Kazu runter und begutachtete sie. Diese sah beschämt nach unten. Ihre Klassenkameraden äußerten sich nicht zu dieser Szenerie, sie schienen schockiert. Kazu rieb sich das Blut von der Nase und sah irgendwie psychisch mitgenommen aus. »Ihr Anderen geht jetzt nach Hause. Der Unterricht ist beendet.« Keiner bewegte sich. »Abmarsch!« Tonlos schritten die Schüler an Iruka und Kurai vorbei. Sie strebten den Klassenraum an, holten ihre Sachen und kamen bald wieder heraus. Angst stand in ihren Gesichtern. Sie freuten sich nichteinmal darüber, dass sie nur knapp zwei Stunden in der Schule gewesen waren. Iruka nickte und alle dampften ab. Erst in einiger Entfernung hörte man wieder zaghaftes Sprechen. Iruka sah Kurai an. Diese wich seinem Blick aus. »Kurai...« »Er hat mein Oberteil zerschnitten.« Nahm Kurai Stellung. »Absichtlich. Dann haben wir uns geprügelt. Und als sie kamen, haben sie ja gesehen...-« »Kurai, ich glaube dir.« Iruka lächelte sanft. »Aber das darf nicht wieder passieren. Du musst verstehen, dass alle Angst vor dir haben. Zumindest vor...« »Vor Kyuubi.« Beendete Kurai kalt. »Ich weiß.« »Es tut mir leid.« Entschuldigte sich Iruka. »Was meinst du, sollen wir beide für uns allein trainieren?« Kurais Augen wurden wieder heller. »Ja!« Iruka sammelte die Shurikens ein, hing die zweiten Ziele auf und begann. »Ich mache es dir vor.« Mit einer Fingerbewegung, die Kurai kaum hatte erkennen können, brachte Iruka die Wurfsterne zum Rotieren. Eine weitere, geschickte Geste ließ sie schließlich fliegen. Jedes Ziel traf er genau in die Mitte. »Das schaffe ich nie.« Sagte Kurai und nahm Kunais - mit denen sie besser klarkam, allein, weil sie fast so hießen wie sie selbst - und warf sie auf die Ziele. Die Meisten prallten ab, aber einige trafen auch. Eines sogar die Mitte. »Das ist doch gar nicht so schlecht.« Lobte Iruka. Nach knapp einer Stunde verließ Kurai die Schule und machte sich auf den Weg nach Hause. Sie war sehr viel besser geworden. Irukas Lehrmethoden waren wirklich gut, aber sie fruchteten auf einen Schüler einzeln abgestimmt natürlich viel besser. Iruka hatte gesagt, dass Kyuubi ihr nur in Chakra-Sachen helfen könnte. Solche Dinge wie Kunais Werfen jedoch musste sie selbst erledigen. Kurai wusste nicht, ob sie überhaupt Hilfe von Kyuubi wollte. Am nächsten Morgen bemerkte Kurai, dass sich etwas verändert hatte. Niemand machte mehr Witze über sie, niemand bellte ihr mehr nach. Angsterfüllt sahen viele sie an. Kurai ließ sich auf ihren Platz fallen und musterte die Umgebung. Iruka schien besorgt. Wahrscheinlich hatten ihm einige Eltern wieder die Hölle heiß gemacht. >Armer Kerl.< Dachte sich Kurai, >Und das nur wegen mir.< Etwas Gutes hatte es aber auch: Immerhin wurde Kurai nichtmehr geärgert. Diese Schwachköpfe hatten scheinbar viel zu viel Angst, dass sie noch einmal wütend werden könnte. Genugtuung machte sich in ihr breit und sie hörte gelassen Irukas Unterricht zu, in dem sicheren Wissen, dass sie von nun an sicher war. Zumindest glaubte sie das. Als die Schule vorbei war und Kurai gerade das Schulhaus verließ, kam ihr Shabon hinterher. »Hey!« Rief diese, »Alles klar?« »Alles klar.« Entgegnete Kurai nur, sah sie an. »Das mit gestern... Das tut mir leid.« »Du hast damit doch gar nichts zutun.« »Ich hätte dir helfen sollen.« Äußerte Shabon. »...W-Wie...?« Kurai sah sie verwundert hat. Ihr helfen? »Wie meinst du das, Shabon?« Verständnislos sah diese auf. »Ich hätte dir helfen sollen, hab ich gesagt! Das wäre normalerweise selbstverständlich gewesen. Aber ich hatte Angst, dass ich dir damit nochmehr Probleme bereite...« »Mir... helfen...?« »Ja... Kennst du sowas etwa nicht?« »I-ich...« Kurai drehte sich weg, »...ich weiß nicht...« »Lass uns zu mir gehen.« Lenkte Shabon plötzlich ab. »Wirklich?« Verängstigt wich Kurai zurück. »Klaro! Komm mit. Ich will dir so gerne mein Haus zeigen.« Sie gingen nebeneinander her und Kurais Herz schlug bis zum Hals. Aufgeregt pochte das Blut in ihren Adern; sie wurde wirklich nach Hause eingeladen. Sowas hatte sie noch nie erlebt. Shabons Eltern hatten ein schönes Haus. Es war nicht zu groß und nicht zu klein; eben genau richtig, um sich wohlzufühlen. Die Atmosphäre im Haus war unglaublich schön und einladend, die Möbel schlicht aber hübsch. Shabons Zimmer war genauso. Gemeinsam saßen sie am Fußboden und unterhielten sich. Kurai verknotete nervös ihre Finger, verhielt sich ansonsten aber sehr normal. Das Thema mit der Prügellei kam wieder zur Sprache. »Ich fand es toll, wie du ihm eins auf die Nase gegeben hast.« Lachte Shabon, »Ich hätte mich das nie getraut.« »Na ja... Normalerweise wäre ich nicht stolz darauf. Aber in diesem Moment hatte er es einfach verdient.« Shabon lachte weiter: »Und wie er geguckt hat! Einmalig. Die Attacke mit den Shurikens fand ich gemein.« »Was würdest du tun, wenn du als männliches Großmaul von einem Mädchen verkloppt wirst, welches als Omega bekannt ist? Ich denke, er hat im Affekt gehandelt. Trotzdem... Seine Strafe hat er dennoch gekriegt.« Sie beide dachten in diesem Moment an Kyuubi. Und beide wollten nicht darüber reden. Die Stille wurde gebrochen, als sich die Tür öffnete. Kurais Oberkörper fuhr herum. Eine schlanke, hübsche Frau mittleren Alters stand im Türrahmen und als sie Kurai sah, zog sie scharf die Luft ein. »Shh... Shabon, d-du hast B-Besuch, w-wie ich s-sehe?« »Ja, habe ich.« Entgegnete Shabon fest. »N-Nun... D-Dann will ich euch n-nicht weiter stören.« Shabons Mutter ging rückwärts aus dem Raum - drehte Kurai nicht den Rücken zu - und schloss die Tür wieder. »Die ist immer so. Hat Angst ihr Töchterchen hat einen falschen Umgang; das macht sie mit Jedem. Ich habe mich bereits daran gewöhnt.« Sagte Shabon sofort. »Wir beide wissen, dass das nicht stimmt...« Antwortete Kurai, den Blick auf den Boden gerichtet. Sie sagte nichtsmehr. Einige Sekunden herrschte Stille im Zimmer, dann erhob sich Kurai langsam. »W-Was willst du tun?« Fragte Shabon und wich tatsächlich etwas zurück. »H-Hast du... Angst vor mir...?« »N-Nein... Kurai, hör auf...« »...Vielleicht sollten wir nicht miteinander sprechen.« Flüsterte Kurai schweren Herzens. »Ich kann nie so sein wie ihr.« Mit diesen Worten sprang sie aus dem geöffneten Fenster, fing sich an einem Ast ab und schwang sich auf den Boden. Ohne zurückzusehen, rannte sie durch den kleinen Wald auf ihr Haus zu. Shabon kauerte sich zusammen und weinte. Kurai sprach fortan nichtmehr mit Shabon. Es tat ihr zwar weh, aber sie hielt es für besser. Selbst wenn Shabon keine Angst vor ihr hätte - sie würde sich mit ihren Eltern nur unnötig streiten. Kurai war ein Monster und das würde sie auch immer bleiben. Und Monster haben nunmal keine Freunde. Kapitel 3: Erwachen ------------------- Es war der Tag der Prüfung. Die Aufgabe war wirklich einfach; drei brauchbare Bunshins erstellen und im zweiten Teil mindestens zwei von vier Zielen genau in der Mitte treffen. Das mit den Zielen war schon schwerer, aber immernoch schaffbar. Kurai bestand die Prüfung mit Bravur. Nie war sie so stolz auf sich gewesen - nun gut, sie war überhaupt noch nie stolz gewesen. Doch als sie sah, wie Shabon den Prüfungsraum verließ, trübte dies ihre Laune sehr. Shabon sah unglaublich enttäuscht und traurig aus. Das war das erste Mal, dass Shabon nicht lachte. Sie verschwand mit schlurfenden Schritten im Wald, ohne sich umzudrehen. Kurai schämte sich in diesem Moment und wusste selbst nicht, warum. Dennoch folgte sie Shabon, denn sie wollte ihr dennoch helfen. Vielleicht beim Training für den nächsten Versuch? Egal, auf jeden Fall wollte sie bei ihr sein, so wie Shabon für sie dagewesen war. Da Kurai aber über so gut wie keine Sozialität verfügte, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Und so folgte sie Shabon einfach nur so leise, dass diese sie nicht hören konnte. Schleichen konnte sie gut. An einer kleinen Lichtung hielt Shabon inne und setzte sich unter einen Baum. Kurai verschwand in einem Gebüsch und beobachtete sie. Was sollte sie jetzt machen? Nach einiger Zeit entschied sie, es einfach zu versuchen und ging auf Shabon zu. >>Hey...<< Shabon sah auf und ihre betrübten Augen trafen Kurais. >>D-Du...?<< >>Ja...<< Sie setzte sich neben Shabon. Noch nie war sie einem Menschen so nahe gekommen. >>Ich... habe versagt...<< >>Wenn du es trotz größter Mühe nicht schaffst, ist es kein Versagen. Du bist kämpfend untergegangen. Und nächstes Mal schaffst du es.<< >>Das heißt aber, dass ich noch ein Jahr länger machen muss...<< >>Das tut mir sehr leid...<< Das meinte Kurai ehrlich. Das hieße dann wohl, dass sie den Kontakt zu ihr verlieren würde. >>Verdammt nochmal...!<< Fluchte Shabon und brach in Tränen aus. >>Warum passiert das immer nur mir?!<< Zutiefst beschämt saß Kurai da und wusste absolut nicht, was sie tun sollte. Wie tröstete man jemanden? >>Hey... Wein doch nicht...<< Sagte sie verzweifelt, >>...Wir schaffen das schon irgendwie... Bitte, wein doch nicht!<< Shabon wischte sich über die Augen. >>Tut mir leid...<< >>Komm, lass uns trainieren. Vielleicht gibt dir Meister Iruka noch eine Chance, wenn wir ihn fragen.<< >>Meinst du...?<< >>Klar. Aber wir trainieren wo anders. Ich kenne einen kleinen See hier im Wald.<< >>S-See...?<< Plötzlich klang Shabon verunsichert. >>Aber keine Schwimmübungen, oder?<< >>Nee. Komm!<< >>Okay!<< Gemeinsam preschten sie durch den Wald. Kurai wusste genau, wo es lang ging und Shabon folgte ihr. Sie holte auf und sah sie an. >>Du kennst dich ja gut aus hier.<< >>Ja, wenn man den ganzen Tag nichts zutun hat, stromert man schonmal in den Wäldern herum.<< >>Verstehe.<< Sagte Shabon jetzt ein wenig abgelenkt. Nach wenigen Minuten kamen sie tatsächlich an dem Ufer eines kleinen Sees an. Shabon war hingerissen von der Atmosphäre dieses Ortes; das Glitzern der Wasseroberfläche verströmte einen Hauch von Geborgenheit. Das Kurai diesen Ort nicht vergessen hatte, konnte sie sehr gut verstehen. Bei ihr würde es wahrscheinlich genauso sein. >>Und nun?<< Fragte Shabon und sah unsicher ins Wasser. >>Siehst du die Bäume hier? Die sind viel dicker als die im Wald. Das kommt daher, dass hier die Bedingungen viel besser sind. Wenn wir hier üben, Shurikens zu werfen, dann zerstören wir die Bäume nicht.<< >>Wirklich?<< >>Ja. Die Rinde wehrt es fast unversehrt ab. Die Bäume im Wald fangen an zu bluten.<< Shabon staunte, dass Kurai sich so um ihre Umwelt sorgte. Sie passte rein gar nicht auf die Beschreibung, die immer alle abgegeben hatten: "Der böse Wirt des noch böseren Monsters; rücksichtslos und in einer anderen Welt lebend". Shabon wurde wütend über die Dorfbewohner und sie beschloss, dies als Ansporn zum Training zu nutzen. >>Also, wieviele Ziele hast du in der Mitte getroffen?<< >>Keines...<< >>Na, dann üben wir, bis du mindestens zwei triffst. Wie steht es mit Bunshins?<< >>Die habe ich hinbekommen.<< >>Super! Dann haben wir gar nicht so viel zutun.<< >>Meinst du...?<< >>Klar. Lass uns loslegen.<< Kurai ging zu einem der Bäume und hielt kurz inne. >>...<< >>Was ist?<< Fragte Shabon. >>Hast du Kreide oder sowas? Wir müssen uns Zielscheiben markieren.<< >>...Nein...<< >>Dann komm mit. Wir holen uns Kreide aus der Schule.<< >>Okay.<< Shabon ging auf sie zu, dankbar, dass sie ihr helfen wollte. Zwar glaubte sie nicht daran, dass sie es noch heute schaffen könnte, Ninja zu werden, so war sie dennoch glücklich, dass Kurai wieder mit ihr sprach. Vielleicht war es ja gut so gewesen...? Am meisten schätzte sie an Kurai, dass sie ihr Ninjastirnband nicht umband. Die Studenten der Akademie bekamen bei Abschluss der Prüfung ein Solches. Doch weil Kurai Shabon nicht kränken wollte, behielt sie es in der Tasche. >>Kurai, ich...<< Begann Shabon, Kurai blieb stehen. >>Hm?<< >>Ich... D-Dan...-<< Ein schneidendes Geräusch ertönte. Blätter flogen durch die Luft und Shabon sah, wie irgendetwas die dichte Decke der Baumkronen durchschnitt. Zwirbelnd und surrend zog es weiter und Kurai fuhr erschrocken herum, dennoch war es zu spät. Mit einem Schnacken wickelte sich ein hauchdünner Stacheldraht um ihre Schienbeine. Kurai schrie auf und fiel zu Boden, Shabon wich zurück und sah erschrocken drein. >>Kurai!<< >>W-Was zum...?!<< Ein schwarz gekleideter, stämmiger Mann trat aus dem Dickkicht und verschränkte die Arme. Kurai strampelte hysterisch mit ihren Beinen, um freizukommen. Sie hörte jedoch schnell wieder damit auf, denn bereits bei der ersten Bewegung bohrte sich der Draht in ihre Haut und Blut durchweichte ihre Hose. Shabon rannte auf Kurai zu, doch der Ninja in Schwarz zückte ein Kunai. >>Geh einen Schritt weiter und ich bin bei ihr und schneide ihre Kehle durch.<< Drohte er und das Funkeln seiner Augen erweckte nicht den Anschein, dass er scherzte. Shabon schluckte schwer. Was sollte sie jetzt tun? Sie konnte Kurai nicht helfen. Der Ninja hätte sich über ihre drei Bunshins totgelacht und ihre Kunais oder Shurikens hätten ihn nichtmal getroffen... Hilflos in ihrer Haut sackte sie zu Boden und spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. >>Heul nicht, von dir will ich ja gar nichts. Ich will sie.<< >>Warum?!<< Keuchte Kurai und robbte in Shabons Richtung. >>Das weißt du genau, du Biest.<< Er zog etwas aus seiner Tasche und sprang in die Luft. Der Ninja warf eine kleine Kapsel auf Kurai und diese blieb am Boden liegen und kauerte sich zusammen. Mitten im Flug platzte die weiße Kapsel auf und ein riesiges Netz breitete sich aus. Es flog auf Kurai zu und spreizte die Enden. Shabon kämpfte sich auf allen Vieren in die Höhe. Als sie auf Kurai zurannte, verspürte sie nur den Wunsch, ihr zu helfen. Sicherlich hatte der Ninja nur ein Netz bei sich und wenn Shabon es schaffen würde, vor Kurai das Netz zu berühren, würde er sie fangen. Und mit ihr konnte er ja nichts anfangen... Zehntelsekunden vergingen und Shabon sah sich so schnell rennen wie nie in ihrem Leben zuvor. Sie legte einen perfekten Sprint hin und warf sich vor Kurai. Im selben Moment spürte sie, wie die engen Maschen des Netzes sich um sie schlossen. Shabon fiel direkt neben Kurai auf die Erde und saß in der Falle. Ein lauter Fluch kam von dem Ninja, welcher jetzt wieder auf dem Boden aufkam. Er hatte ein Seil in der Hand, welches mit dem Netz verbunden war. >>Du miese, kleine Ratte!<< Keifte er, >>...Ich werde dich sterben lassen wie eine!<< Mit diesen Worten rannte er an Shabon und Kurai vorbei auf den See zu. Das Seil hielt er fest und zog Shabon schleifend mit sich. Diese kreischte vor Schmerz, denn die kleinen Steine auf dem Boden scheuerten ihr den Rücken auf. Sie krallte sich in die Maschen und versuchte, sie zu zerreißen, doch sie waren mit Stahl verstärkt. Demnach war es unmöglich, sie zu zerstören. Kurai konnte in diesem Moment nicht denken. Ein Gefühl war in ihr hochgeschnellt, eine Erinnerung, ein Deja Vú, irgendetwas, an das sie sich nicht bildlich erinnern konnte. War schonmal jemand vor sie gesprungen? Unmöglich, sie war doch immer allein gewesen! Aber jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Shabon hatte sie tatsächlich beschützt. Ein warmes Gefühl durchströmte Kurais Herz, sie konnte es nicht deuten. Sie musste Shabon da rausholen. Der Ninja sprang auf einen Baum und zog noch einmal kräftig am Seil und mit einem lauten Klatschen versenkte er das Netz mit Shabon im See. Ein letztes, verzweifeltes Gluckern erklang und Blasen stiegen an die Wasseroberfläche, dann herrschte Stille. Nach kurzer Zeit ertönte das bestialische Lachen des Ninjas. >>Shabon!<< Kreischte Kurai und lag noch immer hilflos am Boden, >>Shabon! Befrei dich irgendwie! Halt durch!<< Ihr Kopf sank in das Gras und sie spürte, dass ihre Nase kribbelte. Soviel bedeutete Shabon ihr also schon? >>Ich muss ihr helfen... Irgendwie...<< Flüsterte Kurai und spürte die heiße, brennende Enge des blutverschmierten Stacheldrahts. Warum war sie so hilflos? Kurai sah Shabon vor sich, wie sie unsicher ins Wasser schaute. Warum tauchte sie nicht wieder auf? Wenigstens eine Weile musste man mit diesem Netz doch schwimmen können! Oder etwa nicht?! Wieder sah sie Shabon vor sich und hörte sie fragen, >>Aber keine Schwimmübungen, oder?<< Kurai sah ihre unsicheren Augen und in diesem Moment weiteten sich ihre Augen und sie sah ruckartig auf. >>SIE KANN NICHT SCHWIMMEN!<< Kurai sprang auf und fiel sofort wieder hin, ihre Beine brannten wie Feuer. >>SHABON!<< Kreischte Kurai und robbte vorwärts, >>Shabon! Halt durch! Ich helfe dir!<< Das schallende Lachen des Ninjas klang in ihren Ohren. >>Shabon...!<< Wieder sank ihr Kopf zu Boden, >>...Ich... helfe... dir...<< Ein tiefes Schwarz umfing sie. In ihrer Gegenwart spürte sie jemanden. Etwas. >>Was auch immer da ist...<< Flüsterte sie in ihrem Innern und glaubte in diesem Moment selbst kaum, was sie tat. >>Wer auch immer dort wartet... Ich wollte dich nie haben. Ich wollte den Teufel nie erwecken. Aber jetzt muss es sein!<< Es geschah nichts. >>...Wenn es irgendetwas in mir gibt, dann soll es mir jetzt helfen! Hilf mir!<< "Wie du willst..." Erklang eine schrille Stimme und Kurai zuckte zusammen. Wehend stieg eine blutrote Chakrawelle an ihrem Körper auf. Sie schlängelte sich um ihre Beine, ihre Hüften, ihren Oberkörper. Kochend heiße Wut durchströmte sie, das Blut pochte schmerzend in ihren Adern. >>W-was... p-passiert... m-mit... m-mir...<< In ihrem Inneren spürte sie einen heftigen Knall; es war wie das Zerplatzen von Glas. Und da wusste sie, dass sich von nun an ihr Leben auf ewig verändern würde. Aber das hatte es bereits, seit Shabon da war. Und um diese zu retten, würde sie nun alles in Kauf nehmen. >>HILF MIR!<< Kreischte Kurai und der Draht an ihren Beinen platzte mit einem ohrenbetäubenden Scheppern. Ein rotes Licht leuchtete am Horizont des Waldes auf. Iruka wandte seinen Kopf aus dem Fenster und betrachtete nachdenklich die Baumkronen. >>Was...<< Und ruckartig wurde ihm klar, dass etwas mit Kurai nicht in Ordnung war. >>Was zum...?!<< Keuchte der Ninja, >>...Das war aber nicht geplant!<< Der Boden unter Kurai begann zu dampfen. Sie erhob sich, hielt sich auf allen Vieren und schließlich richtete sie sich auf. >>Shabon...<< Flüsterte sie noch und dann stürmte sie los. Der Wind pfeifte um ihren Kopf. Von einer Druckwelle begleitet und kaum nachdenkend fegte sie auf das Ufer zu und als sie das Netz erreicht hatte, schlug sie mit Fingernägeln und Fäusten auf das Netz ein. Es blubberte heftig im Wasser und nach wenigen Sekunden brach das Netz entzwei. Kurai zog wie von Sinnen am Seil und ließ es rückwärts durch ihre Hände gleiten, sie zog und zog und zog und schließlich sah sie Shabon im Netz hängen. >>Shabon!<< Rief sie und griff ihr Oberteil, zog sie raus. Kurai legte sie am Boden ab und Shabon begann laut zu keuchen, zu spucken und zu husten. >>Geht es dir gut?!<< Fragte Kurai hektisch. >>Alles in Ordnung...<< Shabon schien keine Angst vor Kurais Chakra zu haben. Jetzt nichtmehr. >>Kurai... Danke.<< >>Lass ihn uns fertig machen.<< Langsam stand Shabon auf. >>Okay.<< Gemeinsam wandten sie sich gegen den Ninja. Dieser lachte auf, doch in seiner Stimme klang Nervosität mit. >>Du hast gleich nichtsmehr zu lachen!<< Rief Shabon jetzt mutig zu ihm hoch. Kurai neben ihr keuchte nur und versuchte, diese ihr unbekannte Hitze zu unterdrücken. Es war schwer, frei zu atmen. Es war schwer, in dieser Blockade zwischen Explodieren und Ruhigbleiben zu verweilen. Ihre Haut juckte, ihr Körper brannte, ihre Gedanken rotierten. Doch der Kampfeswille war stärker als all diese anderen Eindrücke. Und sie nahm kaum noch etwas wahr außer Shabon und den Ninja, auf den sie sich fixierte. Er sprang vom Baum und warf im Flug Shurikens auf Kurai und Shabon. Diese sprangen jeweils in verschiedene Richtungen aus dem Weg. Kurai rutschte mit ihren Füßen über den Boden - die Schmerzen in ihren Beinen waren verebbt - und stoppte sich, indem sie ihre Hände in den Boden grub. Shabon sprang an einem der Bäume ab und fand sich hinter dem Ninja wieder. >>Ich HASSE Wasser!<< Schrie sie ihn an, >>Nimm das!<< Mit diesen Worten holte sie mit dem rechten Bein aus und trat ihm mit dem Schienbein genau zwischen die Beine. Der Ninja schrie heißer auf und krümmte sich in der Luft, fiel wie ein Stein zu Boden und Kurai rannte im selben Moment los. Kurz vor dem Boden sprang Kurai genau in ihn hinein und boxte ihn mit solch einer Kraft, dass er geradeaus weiterflog. Shabon landete am Boden und nahm ihn in Empfang: Sie schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Iruka beobachtete von den Bäumen aus den Kampf und war so gefesselt von der Selbstsicherheit der beiden und dem Kampf an sich, dass er unfähig war, einzugreifen. Wieder wechselten sie ab und Kurai wollte gerade auf ihn springen, als er plötzlich selbst in die Luft sprang. >>Stirb, du Monster!<< Er zückte ein Shuriken und holte aus, denn er witterte seine Chance, weil Kurai sich im Sprung befand und deshalb nicht ausweichen können würde. Er wollte gerade werfen, als er einen Ruck bemerkte und es vor seinen Augen blutrot wurde. Er fiel zu Boden und blieb regungslos liegen. In seiner Stirn steckte ein Kunai, geworfen von Shabon. >>Ich habe getroffen!<< Schrie sie auf und rannte auf Kurai zu und fiel ihr um den Hals. >>Wir haben es geschafft!<< Die rote Chakra verschwand augenblicklich und Kurai wurde wieder klar. Sie fühlte sich müde, erschlagen und beschämt, weil dies das erste Mal war seit sie denken konnte, dass sie umarmt wurde. Dennoch erwiederte sie es dankbar. >>Wir haben es geschafft!<< Rief Shabon nochmal und sprang in die Luft, >>Sind wir nicht super?!<< >>Ja, wir haben es geschafft. Danke, dass du ihn erledigt hast - sonst hätte er vielleicht mich erledigt.<< >>Unsinn!<< Shabon lief rot an, >>Du hast mir das Leben gerettet, als du mich aus dem Wasser geholt hast.<< Ein lautes Klatschen ertönte. Kurai und Shabon rückten sofort zusammen und sahen in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Doch zu ihrer Verwunderung und auch Erleichterung sahen sie Meister Iruka, der mit beeindruckter und glücklicher Miene klatschend auf sie zukam. >>Ich bin fassungslos. Wirklich. Ich habe selten einen so atemberaubenden Kampf gesehen. Und euer Teamwork war legendär.<< Er warf Kurai, die so dicht neben Shabon stand, ein warmes Lächeln zu und danach wandte er sich an Shabon. >>Mit diesem Kampf hast du die Prüfung bestanden.<< >>Wirklich?!<< Fuhr Shabon auf, Iruka nickte. >>Hast du das gehört?! Danke Kurai!<< Wieder umarmte sie Kurai und diese begann nun, sich doch leicht zu schämen. Gemeinsam gingen sie zurück zur Schule und dort überreichte Meister Iruka Shabon ihr Stirnband. Inzwischen war es später Nachmittag und er schickte die beiden nach Hause. Kurai blieb noch im Raum und sah Meister Iruka an. Shabon blieb stehen, doch mit einem simplen Nicken bedeutete Kurai ihr, vorzugehen. >>Ich warte an den Schaukeln, okay?<< Sagte sie. >>Alles klar. Danke.<< Shabon verließ den Raum, Kurai wandte sich Iruka zu. >>Das habt ihr gut gemacht.<< Sagte Iruka sanft. >>...Danke. Danke für alles, Meister Iruka.<< >>Es gibt nichts, wofür du mir danken müsstest. Doch eines möchte ich von dir Wissen: Was ist passiert, als die rote Chakra in den Baumwipfeln stand?<< Kurai erzählte ihm, was geschehen war. Sie gestand, dass Shabon nur wegen ihr in Gefahr geraten war. Sie erzählte ihm, wie sie Kyuubi um Hilfe gebeten hatte und wie sie tatsächlich von ihm zu etwas gemacht worden war, was sie selbst noch nie gesehen hatte. Sie beschrieb diese einzigartige Hitze in ihrem Körper, welche sie noch immer erfüllte. Und auch den Knall in ihrem Körper beschrieb sie ihm... >>...Nun... Sieht so aus, als wäre das passiert, wovor alle Angst hatten.<< Meinte Iruka nachdenklich. >>Das darfst du niemandem erzählen, Kurai. In Ordnung?<< >>In Ordnung.<< Sagte diese mit betrübtem Ausdruck, aber Shabon an ihrer Seite gab ihr Kraft. >>Nun gut.<< Sagte Iruka, >>Kommt jetzt mit mir in die Akademie. Ich gebe Shabon dort ein Ninjastirnband... Morgen früh um acht Uhr erfolgt die Gruppeneinteilung.<< Die beiden Mädchen nickten, sahen sich nocheinmal triumphierend an und folgten Iruka durch den Wald. Kapitel 4: Hatake Kakashi ------------------------- Am nächsten Morgen traf sich die ganze Klasse im üblichen Klassenraum, setzte sich auf ihre Plätze und lauschte Irukas Ausführungen. Shabon trug voller Stolz ihr Stirnband und auch Kurai präsentierte es motiviert an ihrer Stirn. »...Und hier also die Gruppen.« Sagte Iruka nach einer Ewigkeit. »Kazu Hanatome, Akiko Kanzaki und Samanosuke Toboaki bilden Gruppe eins.« Die Genannten sahen sich an. Kazu brabbelte irgendetwas von "Unfairness". Kurai grinste siegreich. Erstens war sie jetzt nicht mit diesem Trottel in einer Gruppe und zweitens konnte er Samanosuke und Akiko nicht leiden. Schadenfreude flutete Kurai und ihre Laune besserte sich. »Gruppe zwei: Lorrenor Sato, Shabon Umidame und Kurai Tsubasa!« Kurai schreckte auf. Shabon?! Nochmehr Freude durchströmte sie und sie sah zu Shabon, welche mit strahlenden Augen ihren Blick erwiderte. Kurais Augen fielen auf Lorrenor. Still und unbeweglich saß er an seiner Bank, die Hände gefalten. Er war ein großer, sportlicher Junge. Seine Haare waren Schwarz, ebenso wie seine Augen. >Meister Iruka ist wirklich ein unfassbarer Mensch.< Ging es durch Kurais Kopf, >...Normalerweise besteht ein Ninjateam aus zwei Jungen und einem Mädchen.< Nachdem die Gruppen eingeteilt worden waren, suchten Shabon und Kurai das Gespräch zu Iruka. »Meister Iruka... Danke.« Sagte Shabon höflich. »Gern geschehen.« Entgegnete der Lehrer sanft lächelnd. »Ich dachte mir, dass ich euch nicht auseinanderreißen sollte... Wobei Kurai ruhig den Stellenwert eines Jungen einnehmen kann. Immerhin hat sie Kyuubi.« Das war das erste Mal, dass Kurai etwas Positives bezüglich Kyuubi hörte. Glücklich nickte sie. »Ich werde mich anstrengen und ein guter Ninja werden.« »Nun gut.« Sagte Iruka-Sensei, »...Eure Gruppe wird um 14.00 Uhr in diesem Raum ihren neuen Meister treffen.« »Okay.« Meinte Shabon und sah Kurai an. »Iruka-Sensei...« Kurai ließ ihren Blick zu Iruka schweifen und sah in seine Augen, »Danke.« »Ich danke euch auch.« Entgegnete er, »Durch euch bin ich tolleranter geworden. Und ich habe noch einmal von Neuem begriffen, dass es nicht wichtig ist, wer jemand ist... Es ist wichtig, was hier drin ist.« Und mit diesen Worten fasste er sich aufs Herz. Shabon und Kurai verließen den Raum. Zwar nicht mehr als Schüler, sondern als Ninjas, aber für einen kurzen Moment war es doch so, als würden sie morgen wiederkommen. Als wäre das Alles noch nicht vorbei. Um genau 14.00 Uhr trafen sich Shabon und Kurai mit Lorrenor im für das Treffen vorgesehenen Raum. »Ähm... Hi...« Meinte Shabon etwas verlegen und kratzte sich am Kopf. Bis auf einen kurzen Blick ignorierte Lorrenor sie gänzlich. Er setzte sich gemächlich an eine der vorderen, leeren Schulbänke, faltete die Hände und wartete. Die beiden Mädchen beschlossen, stehen zu bleiben. Der neue Lehrmeister würde immerhin gleich dasein. Einige Sekunden der Stille verstrichen, aus welchen mehrere Minuten wurden, die nur durch das gleichmäßige Ticken der Uhr durchbrochen wurden. Kurai lehnte sich ans Lehrerpult und Shabon fand schließlich ihren Platz am Fensterbrett. Die Zeiger auf der Uhr wanderten unermüdlich weiter. Kurai hielt diese gesprächslose, peinliche Stille nach etwa fünfundvierzig Minuten nichtmehr aus und hatte das Bedürfnis, den Sekundenzeiger mit einem Kunai zu stoppen. Kurz nachdem Kurai diesen Gedankengang verworfen hatte, erklang Shabons Stimme. »Wo bleibt der Sensei?« »Keine Ahnung. Normalerweise müssten die pünktlich sein...« Entgegnete Kurai. Sie hatte sich bereits gewundert, wieso Shabon so lange schweigen konnte. Normalerweise redete sie gern wie ein Wasserfall... Wahrscheinlich schüchterte sie Lorrenors Anwesenheit ein. Innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten wurde Kurai wütend. Was bildete sich dieser neue Sensei - sei er nun männlich oder weiblich - eigentlich ein? Nach weiteren zweiundzwanzig Minuten (in denen sowohl Kurai, Shabon als auch Lorrenor ernsthaft darüber nachgedacht hatten, einfach nach Hause zu gehen) öffnete sich eine der Schiebetüren. Ein relativ großer, stattlicher gebauter Mann betrat den Raum und sah sich ein wenig... argwöhnisch um. Sein silbernes Haar war struppig und stand schräg von seinem Kopf ab, so als wäre er gerade aus einem Orkan gekommen. Kurai musste sich nicht dem Fenster zuwenden, um zu wissen, dass es draußen beinahe windstill war. Er trug sein Ninjastirnband schräg über dem linken Auge und zu allem Überfluss noch eine Art Tuch über dem Mund. Im Endeffekt hatte dies zur Folge, dass man einzig und allein sein rechtes Auge erkennen konnte. »Hallo.« Meinte der Mann, »Ich bin euer neuer Meister.« »Wunderbar.« Knirschte Shabon, »Und wie es aussieht, nicht gerade einer von der pünktlichen Sorte.« Der Sensei, welcher sich jetzt Shabon zuwandte, lächelte verlegen. »Das kommt nicht wieder vor; ich hatte noch etwas zutun...« Kurai erschrak leicht, als sie ein verächtliches Schnauben von Lorrenor hörte. Schließlich gingen die vier Ninjas nach draußen in die Sonne. »Jetzt stellt ihr euch vor. Der Junge zuerst.« Meinte der Älteste. Scheinbar hatte er mit Iruka gesprochen... Denn sonst hätte er sich gewundert, wieso er es mit zwei Mädchen und einem Jungen zutun hatte. »Lorrenor Sato.« Stellte Lorrenor sich knapp vor. »Ein Bisschen mehr, wenn ich bitten darf. Was du magst, was du hasst, deine Stärken, deine Schwächen...« »Meine Stärken sind der Kampf. Ich hasse Schwächlinge. Ich mag das Kämpfen und trainieren.« Des Senseis Auge zuckte leicht. »Du bist aus dem Sato-Clan...?« Lorrenor nickte. »Ja.« Kurai kannte Geschichten über diesen Clan. Er besaß das Sharingan - das Durchschauradauge - ein Bluterbe. Allzu viel konnte Kurai darüber nicht sagen, sie wusste nur, dass es eine unersetzliche Hilfe im Kampf war. Und das es sich in jedem Mitglied des Clans fortsetzte... Wie jedes andere Bluterbe eben auch. »Der Nächste...« Meinte der Sensei und sah Shabon an, welche zögerlich erzählte: »Ich bin Shabon Umidame. Ich mag Musik, deshalb spiele ich eine Flöte, ich mag Kurai und Sushi! Ich hasse Spießer und Leute, die Andere nach dem Aussehen beurteilen. Meine Stärken habe ich noch nicht entdeckt... Meine Schwäche ist, dass ich mich manchmal... nicht traue.« Der Silberhaarige nickte. »In Ordnung. Und jetzt du.« Sein Blick traf Kurais. »Ich bin Kurai Tsubasa...« Begann diese und spürte Freude, weil Shabon geäußert hatte, sie zu mögen, »Ich mag Shabon... Ich hasse meine alte Schulklasse und Leute, die sich einbilden, was Besseres zu sein. Meine Stärke ist Chakra, meine Schwäche ist, dass ich meistens ein Einzelgänger bin.« Der Sensei funkelte Kurai an. »Du bist also Kurai...« Wiederholte er. Kurai nickte fest. Sie wusste, was der Mann damit meinte. »Nun gut...« Fuhr dieser fort, »Mein Name ist Kakashi Hatake. Ich werde euch nicht sagen, was ich mag oder was ich hasse... Meine Stärken und Schwächen werdet ihr im Kampf erleben.« »Wie alt sind sie?« Rief Shabon schamlos. Hatake sah sie an, als hätte er diese Frage kommen sehen. »Sechsundzwanzig... Aber das steht nicht zur Debatte. Ihr wisst doch, wo der Gebetsstein steht?« Die drei Ninjaschüler nickten. »Gut.« Fuhr Kakashi-Sensei fort, »Morgen früh um fünf Uhr treffen wir uns auf der Lichtung, die dort in der Nähe liegt. Und frühstückt nicht. Ihr werdet sonst kotzen.« »Kotzen?!« Fragte Shabon und sah auf einmal irgendwie panisch aus. »Bluff...« Murmelte Kurai leise. »Ihr werdet morgen gegen mich kämpfen. Es ist eine Art zweite Prüfung... Schafft ihr es nicht, werdet ihr alle zurück in die Ninjaschule geschickt. Zehn Prozent der Schüler bestehen und werden tatsächlich Ninja...« »WAS?!« Riefen Kurai und Shabon aus einem Munde und Shabon fügte hinzu, »Wozu war dann die Bunshinprüfung?!« Hatake lachte auf. »Das war doch nur, um die herauszufischen, die noch nicht bereit sind. Das hier wird die richtige Prüfung. Seid pünktlich.« Er verschwand in einer Rauchwolke und überließ Kurai, Shabon und Lorrenor sichselbst. Diese saßen einige Sekunden lang etwas bedeppert da. Lorrenor war der Erste, der sich erhob. »Also dann.« Meinte er, »Bis morgen.« Er schlenderte davon und verschwand bald zwischen den Gebäuden Konohas. Etwas ratlos sahen Kurai und Shabon einander an. »Ich würde sagen, wir gehen auch nach Hause.« Meinte Kurai dann. »Okay.« Bestätigte ihr Gegenüber. Auf dem Weg unterhielten sie sich über die Prüfung. »Was meinst du... Stimmt das mit dieser Prüfung?« Fragte Shabon und sah besorgt aus. »Ich befürchte es.« Antwortete Kurai und ließ ihre Hände in den Taschen verschwinden. »Aber wie sollen wir das schaffen?! Wir sollen gegen ihn kämpfen, hat er gesagt. Er ist Jo-Nin!« »Ich weiß! Keine Ahnung, wie wir das schaffen sollen. Wir versuchen's einfach.« Shabon schwieg. Scheinbar hatte sie wirklich Angst. »Kopf hoch, Shabon. Wir kriegen das schon irgendwie hin.« Aufmunternd lächelte Kurai Shabon an und diese nickte nach einiger Zeit zögerlich. »Okay...« »Vergiss nicht deine Waffen.« Sagte Kurai noch, als sich der Weg der beiden gabelte, »Bis morgen!« »Bis morgen!« Am Abend warf Kurai ihren Rucksack aufs Bett und dachte nach. Gab es irgendwas, was sie mitnehmen musste? Eigentlich nicht. Kunais und Shurikens befanden sich normalerweise in den Beintaschen der Ninjas. Kurai hatte sich extra eine solche Tasche gekauft. Kurai löschte das Licht, sodass es ganz dunkel war, zündete eine Kerze an und legte ihr Stirnband auf ihren Nachttisch. Wieso erhielt man eines, wenn die eigentliche Prüfung noch gar nicht vorbei war? Wenn nur zehn Prozent wirklich Ninjas wurden, dann war das ein riesen Umstand. Irgendetwas stimmte da nicht. Kurai war sich nur noch nicht so sicher, was genau. Sie kickte den Rucksack vom Bett und er landete in der Ecke, in der er immer lag. In diesem Moment knarrte ihre Tür und Kurai erschrak. Kapitel 5: Die Prüfung ---------------------- Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie das Gefühl gehabt, jemanden zu sehen. >Schwachsinn<, mahnte sich Kurai. Wer sollte hier schon sein? Es gab niemanden, der sie besuchen wollte. Und Mitbewohner hatte sie nicht. Kurai erhob sich und lief zur Tür, öffnete sie gänzlich. Der Flur war stockdunkel. Kurai kniff die Augen zusammen und spähte ins endlose Schwarz. Ein schleifendes Geräusch ertönte und wieder zuckte Kurai zusammen. Ein Huschen im Augenwinkel. >Verdammt. Ich bin doch sonst nicht so eine Pfeife!< Langsam ging sie in den dunklen Flur - der Lichtschalter war leider an der Badezimmertür und die befand sich rechts hinten. Kurais Flur war mehr oder weniger ein langer Gang mit hölzernem Boden, welcher sich in Räume abzweigte und am Ende in einer Sackgasse endete. Und genau in dieser Sackgasse hatte sie diesen Schatten gesehen. Sie beschloss, die Stelle näher zu untersuchen. Schnell wandte sich Kurai um, lief zum Badezimmer und schaltete das Licht an. Hell flutete es den schmalen Raum und Kurai spürte, wie die Anspannung von ihr wich. Jetzt wieder mutig lief sie ans Ende des Flurs und sah sich um. Die Holzdielen knarrten leise unter ihren Schritten. Kurais Blicke huschten am Boden entlang, an den Ecken, an der Wand und schließlich an der Decke. Dort blieb sie haften. Ein schmaler Umriss hob sich vom Holz der Zimmerdecke ab. Bald erspähte Kurai ein Quadrat. »Was ist das?« Fragte sie sich laut. Schnell lief das Mädchen in die Küche und holte einen Stuhl. Zwar war sie 1,72m groß und mit ihren siebzehn Jahren damit auch ausgewachsen, doch sie erreichte die etwas mehr als zwei Meter hohe Decke nicht. Auf dem Stuhl stehend versuchte sie, mit den Fingern zwischen die Rille zu kommen. Daraus wurde nichts, doch Kurai vermutete jetzt, dass es sich um eine Luke handelte. Das Haus hatte tatsächlich einen Speicher? Und sie hatte davon in all den Jahren nichts gewusst? »Ich brauche etwas Schmales.« Sie sprang vom Stuhl, holte aus der Küche ein Messer und schob dieses in die Einbuchtung. Es passte perfekt. Mit ganzer Kraft bog Kurai nun die Klinge zu sich und mit leisem Scharren öffnete sich tatsächlich eine Falltür. Kurai ließ das Messer fallen und bog die Tür ganz auf, spähte nach oben. Staub rieselte ihr entgegen. Sie blickte in einen Raum, doch im Vergleich zum Flur war er sehr dunkel. Zwei Enden einer Leiter ragten über die Öffnung hinaus. Kurai packte sie mit beiden Händen, zog sie herunter und stellte sie vorsichtig auf. Jetzt schwang sie sich auf die Stufen und kletterte diese vorsichtig nach oben. Angst, dass die Leiter morsch war, hatte sie nicht, denn sie fühlte sich fest an und wackelte nicht. Oben angekommen kroch Kurai in den Raum. Die einzige Lichtquelle war die Lampe, die aus dem Flur hinaufschien. Kurai sah den ein- oder anderen Umriss, mehr jedoch nicht. Mit der Hand tastete sie nach einem Lichtschalter und fand schließlich eine Strippe. Sie zog daran und eine kleine Glühbirne flackerte auf und tauchte den Raum in unheimliches Licht. »Oh je...« Murmelte Kurai und sah sich um. Der Dachboden war klein und die Decke leicht gewölbt, was das gerade Stehen schwer machte. Im Großen und Ganzen war der Raum vollkommen leer; bis auf zwei Kartons am Ende des Raumes. Einer war schmal und lang, der andere eher breit und niedrig. Neugierde packte Kurai und sie lief gebückt zu den Kisten und setzte sich auf dem schmutzigen Boden nieder. Die Deckel der Kartons waren mit einer unsagbar dicken Staubschicht bedeckt. Vorsichtig griff Kurai zwei Ecken des Deckels, hob diesen ab und legte ihn behutsam nieder, um nicht zu viel von dem Dreck aufzuwirbeln. Sie öffnete den breiteren Karton und staunte nicht schlecht, als sie Fotos in ihm erblickte. Sowohl ihr Vater als auch sie und ihre Mutter waren darauf zu erkennen... Kurai nahm eines der Fotos heraus und betrachtete es. Die Fotografie war nicht verblichen, nur ein wenig mitgenommen vom Alter und zeigte ihre Mutter Tsunami auf einer Schaukel. Ihr Vater Larciel stand dahinter und gab ihr Schwung. Abgesehen von ihren eigenen, verschwommenen und flüchtigen Erinnerungen hatte Kurai nur ein einziges Foto als Andenken an ihre Eltern behalten. Deshalb freute sie sich sehr über diesen Fotokarton. Sie würde ihn mit hinunter nehmen und immer abends mal darin wühlen. Wenn sie Mut oder Kraft brauchte, zum Beispiel. Der zweite Karton erweckte Kurais Aufmerksamkeit. Sie öffnete den staubigen Deckel und legte diesen neben sich nieder, anschließend warf sie einen Blick in den Karton. Ihre Augen weiteten sich etwas, als sie ein Katana darin erkannte. Aufgeregt nahm sie es heraus und besah sich seiner Form. Das Katana war kein bisschen verstaubt und glänzend poliert. Die Scheide leuchtete in dunklem Rot, edle Silberfäden zogen sich als Muster drumherum. Kurai packte den Schwertgriff - er lag perfekt in der Hand - und zog die Klinge heraus. Die unbeschädigte, saubere Oberfläche spiegelte das Licht des Raumes in Kurais Augen und sie blinzelte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie ein Katana gesehen, aber dieses erweckte plötzlich ein Gefühl endloser Zuneigung in ihr. Sie wandte das Schneideblatt der Waffe und besah es sich genauer; und schließlich entdeckte sie eine Einkerbung. In diese hatte sich nun doch etwas Staub verfangen und Kurai wischte darüber. "Larciel Tsubasa" stand in schnörkeligen Buchstaben in die Klinge graviert. Kurais Augen begannen zu leuchten. »Das... ist Papas Schwert...« Murmelte sie und überlegte. Auf dem Foto, welches sie noch von ihren Eltern hatte, trug ihr Vater ein Schwert. Dabei fiel ihr Blick auf einen Zettel im Innern des Kartons. Er war vollkommen verblichen, trotzdem erkannte man die schwarzen Schriftzeichen noch. >Für meine Kurai< »Papa...« Kurai nahm das Schwert zärtlich an sich und verließ den Dachboden wieder. Das Schwert legte sie auf ihrem Bett ab, dann holte sie noch den Fotokarton, in den sie auch den >Für meine Kurai<-Zettel warf. Dann schloss sie die quadratische Luke wieder und in ihrem Herzen spürte sie eine Wärme, die sie nie zuvor gespürt hatte. Am nächsten Morgen war Kurai totmüde. Es war erst vier Uhr, als sie aufstehen musste - und vor lauter Fotos gestern Abend hatte sie die Zeit vergessen. Sie wusch sich gründlich das Gesicht, um die Augenränder zu vertuschen. Wieder wickelte sie die Bandagen um die Hände und dieses Mal auch welche um die Knöchel, weil sie im letzten Kampf zwei Mal weggeknickt war. Stolz band sie ihr Stirnband und ihre Beintasche um, steckte Kunais und Shurikens hinein und überlegte, ob sie noch einen Rucksack mitnehmen musste. Eigentlich nicht. In die Tasche, die sie hinten an der Hose trug, steckte sie noch Verbandszeug und die ein- oder andere Arznei, eine kleine Flasche mit Wasser und weitere Shurikens und Kunais - dann war sie fertig. Als Kurai durch die Küche schritt, erinnerte sie sich an Kakashis Worte. >Frühstückt nicht, ihr werdet sonst Kotzen.< »...Und selbst wenn. Immernoch besser, als mit leerem Magen aus dem Haus zu gehen.« Entschied Kurai und aß ganz normales Frühstück. Damit konnte man ihr keine Angst machen. Als Kurai am Treffpunkt angelangt war, war Lorrenor bereits da. Er stand stumm an einen Baum gelehnt da, seine Augenlider schossen in die Höhe, als er Kurai hörte. »Morgen.« Sagte Kurai. »Morgen.« Entgegnete Lorrenor und schloss die Augen wieder. Nach einigen Minuten trudelte auch Shabon ein. Sie sah unfassbar müde aus und setzte sich auf der Stelle ins Gras. Kurai setzte sich zu ihr und gemeinsam warteten sie auf Kakashi-Sensei. Dieser erschien allerdings nicht. Nach einer halben Stunde döste Shabon ein und auch Kurai kämpfte gegen die Augenlider. Sie warteten und warteten - und schließlich, nach fast fünf Stunden - erschien Kakashi. »Guten Morgen, Leute!« »SIE SIND VIEL ZU SPÄT!« »Tja nun...« Murmelte der Sensei, »...Eine schwarze Katze hat meinen Weg gekreuzt, da musste ich einen Umweg machen... Lasst uns anfangen!« Der Sensei stellte einen gewaltigen Wecker auf den mittleren der drei Holzpfähle, die auf der Wiese standen. Irgendjemand musste sie einst geschnitzt und in den Boden geschlagen haben - wahrscheinlich zu Übungszwecken. Sie standen schon dort, seit Kurai denken konnte. Als Kind hatte sie sich oft hier herumgetrieben. Auch der Ninja-Gedenkstein befand sich an diesem Ort, doch mit den Jahren war der Weg zu ihm überwuchert worden. Nun musste man einen kleinen Waldweg durchqueren, um zu der Lichtung des Steines zu kommen. Kurai hatte bereits viele Stunden an ihm verbracht, weil sie sich dort ihrem Vater nahe fühlte. Denn auch sein Name war in diesen Stein gemeißelt... »Ihr habt Zeit bis zwölf Uhr, mir diese beiden Glöckchen abzunehmen.« Kakashi ließ zwei silberner Glöckchen gegeneinander schlagen. Ein sanftes Klingeln entstand und der Wind trug es zu den Ge-Nin. »Das ist unfair.« Warf Shabon ein, »Dann haben wir nur 45 Minuten. Ihren Worten gestern zufolge hätten wir sieben Stunden haben müssen... Aber weil sie ja zu spät gekommen sind...« Kakashi räusperte sich und Shabon brach ab. »Sie hat Recht.« Erhob Lorrenor seine Stimme. »...Meinetwegen. Dann bis ein Uhr - den Rest seht ihr als Übung.« »Wie fair...« Murmelte Shabon. Kakashi räusperte sich erneut und hing die Glöckchen an seinen Gürtel zurück. »Es gibt zwei Glöckchen. Derjenige, der kein Glöckchen ergattert hat, bekommt kein Mittagessen... Ich werde ihn an den Pfahl dort binden und seine Kameraden werden vor seinen Augen essen.« »Wie fies...« Zischte Shabon und fasste sich an den Bauch. Kurai grinste siegessicher in sich hinein - sie hatte so etwas kommen sehen. Lieber kotzen als hungern - und das war im Endeffekt auch die richtige Entscheidung gewesen. »Derjenige, der kein Glöckchen hat, wird außerdem auf die Ninjaakademie zurückgeschickt. Also strengt euch an. Ihr dürft Kunais, Shurikens und alle eure Techniken verwenden.« Die drei Ge-Nin schluckten. Jetzt ging es also um Alles. >Ich will nicht zurück auf die Akademie... Nicht wieder so viele Leute, die mich hassen. Nicht wieder ein Jahr voll mit... Verdammt, ich muss es schaffen!< Ging es durch Kurais Gedanken. Sie ballte eine Hand fest zur Faust. Sie war bereit. >Ich will nicht von Kurai weg... Ich will endlich Abenteuer erleben! Um nichts in der Welt gehe ich auf die langweilige Akademie zurück!< Shabon stellte sich anders hin. Okay. >Ich muss Ninja werden... Ich kann es mir nicht leisten, zu verlieren. Zur Not werde ich alle töten. Und dann ist er dran...< Lorrenor legte eine Hand an seine Waffentasche und ging in Position. »Okay... Versteckt euch. Los!« Mit einem Zischen waren alle drei Ge-Nin verschwunden. Kakashi nickte zufrieden und streifte über die Wiese, auf den ersten Angriff wartend. Kurai saß in einer Baumkrone und wartete. Sie beobachtete Kakashi und dachte darüber nach, was sie jetzt tun sollte. Wenn sie Kunais auf ihn werfen würde, dann würde er wegspringen und ihren Standort kennen. Und wenn sie ihn direkt angriff? Shabon hockte in einem Dickkicht. Beim Versuch, auf einen Baum zu klettern, hatte sie sich so mörderisch den Kopf an einem Ast gestoßen, dass sie beschloss, erst einmal nichts zu tun. Sie rieb sich ihre Beule und beobachtete Kakashi. Lorrenor hielt die Shurikens auf den Fingern und wartete. Er lauterte auf eine Chance, ein Zeichen. Sein Plan war gut; er würde Waffen auf Kakashi werfen und gleichzeitig von der anderen Seite angreifen. Lorrenor konnte nicht sagen, ob es klappen würde... Aber versuchen musste er es. Kakashi sah sich um. Warum zögerten sie so lange? Wahrscheinlich warteten sie auf eine passende Gelegenheit. >Na wenn sie meinen...<, dachte der Jo-Nin, >Dann gebe ich ihnen eben ihre Gelegenheit...< Hatake hob die Hand und kratzte sich am Kopf. Außerdem drehte er dem Dickkicht den Rücken zu. Es raschelte und Kurai stürmte aus ihrem Versteck. Lorrenor musste sich im selben Moment zurückhalten, denn auch er hatte seine Shurikens werfen wollen und Kurai wäre ihm sonst genau hineingerannt. Kurai stieß einen Kampfschrei aus und hob die Hand. Sie ballte sie zur Faust und visierte Kakashis Hinterkopf an, dann schlug sie zu. Ihr Schlag ging ins Lehre und durch die Wucht überschlug sie sich. Sie sah Kakashi über sich, mit geschlossenem Auge und grinsendem Gesichtsausdruck. Sie hatte gerade noch genug Reaktion, um sich mit den Händen abzufangen und nach ihm zu treten. Auch das ging ins Leere und sogleich spürte Kurai Kakashis Atem im Nacken. Sie wollte herumfahren, aber es war zu spät. Er schlug ihr mit Wucht in den Rücken und Kurai flog regelrecht davon, rutschte und rollte einige Meter über den Boden und blieb dann liegen. >Kurai!<, rief Shabon in ihren Gedanken, >Der Sensei ist ganz schön hart...< >Das hat nicht wehgetan...< Überlegte Lorrenor, >Er schont sie...< In der Tat erhob sich Kurai fast sofort. Leicht verwundert sah sie Kakashi an, welcher noch immer an derselben Stelle stand wie zuvor. Der Schlag von Hatake war kein Schlag, sondern eher ein Drücken gewesen. Kurai war aufgrund seiner Kraft weggeflogen, doch geschmerzt hatte die Berührung kaum. Sie vermutete, dass es die anderen beiden abschrecken sollte. Kurai spürte Kampfeslust. Jetzt, wo sie wusste, dass Kakashi sie nicht verletzen würde, hatte sie unsagbare Lust, es zu versuchen. Wieder ging sie in Kampfstellung, doch Kakashi kam jetzt auf sie zu. »Du bist nicht schlecht...«, sagte er, »Aber du lässt deinen Rücken frei. Für einen Ninja ist das im Normalfall tötlich.« Kurai schluckte und nickte dann. »Versuch's nochmal. Aber dieses Mal etwas schneller...« »Na warte...«, zischte Kurai und sprang erneut auf ihn los. Ihre Gedanken kreisten darum, wie sie ihn angreifen sollte und da kam ihr eine Idee. Im Sprung formte sie das Tigerzeichen. »Bunshin no Jutsu!« Drei weitere Kurais attackierten Kakashi. Müde sah dieser auf die Illusionen und beugte sich über den ersten Angriff schlicht hinweg. Er tippte die Bunshins an und sie lösten sich auf, dann griff er nach Kurai, packte sie am Kragen und schleuderte sie in die nächste Hecke. Wütend strampelte das Fuchsmädchen und versuchte, sich zu befreien. Als sie gerade wieder saß, zwischten acht Shurikens an ihr vorbei. Surrend steuerten sie Kakashi an. Mit offenem Mund beobachteten Kurai und Shabon die Waffen und Kakashi hob beide Hände. Eine Sekunde später lagen die Shuriken still auf seinen Fingern. Lautlos erschien Lorrenor hinter Kakashi. Jetzt sollte die Sache spaßig werden... Lorrenor trat nach dem Sensei, doch dieser wich aus und packte sein Bein. Der Junge Sato drehte sich quer und formte schnell einige Fingerzeichen. »Katon Gokakyuu no Jutsu!« Ein Feuerball, der in etwa so groß war wie Lorrenor selbst, traf Kakashi voll und verbrannte ihn. Lorrenor landete auf den Füßen, sah sich die Leiche an und seine Augen weiteten sich. Kapitel 6: Ninja sein --------------------- Gerade wandte er den Blick von dem Baumstamm ab, da kam Kakashi von hinten und trat dem Jungen so heftig in den Rücken, dass er aufschrie und in den nahegelegenen Bach fiel. Mindestens zehn, fünfzehn Sekunden lang herrschte Stille. Die Wasseroberfläche blieb stumm. >Oh Gott...<, dachte Shabon und schluckte, >H-...Hat er ihn... erledigt...?< >Beide haben übertrieben...<, Kurai erhob sich aus dem Gebüsch und klopfte sich ab. Kakashi wartete geduldig und endlich begann das Wasser zu blubbern. Lorrenor tauchte auf, zog sich aus dem Wasser und hustete einige Tropfen aus. Er sah etwas lädiert aus, seine schwarzen Haare hingen schlaff durch das Wasser herunter. Er schüttelte sich und stand langsam auf. Sein Kreuz knackte so laut, dass selbst Shabon es hörte. »Gut.«, meinte Kakashi, »Erstaunlich, dass du mit deinem Alter und deiner Chakramenge bereits das Gokakyuu beherrschst. Du scheinst ein talentierter Sprößling des Sato-Clans zu sein...« »Pssst...«, flüsterte Shabon, »Kurai!« Kurai drehte sich um und stieg zu Shabon ins Gebüsch. »Da bist du ja.« »Der ist viel zu stark! Was verlangen die von uns?«, meinte Shabon. »Ja, du hast Recht. Ich weiß selbst nicht, was ich machen soll.« »Ich habe eine Idee.«, Shabon grinste siegessicher. »Welche?« »Wir arbeiten zusammen. Wir greifen ihn zu zweit an wie den Ninja im Wald. Und dann teilen wir die Glöckchen unter uns auf.« »Klasse!«, meinte Kurai, »Ich schleiche mich jetzt hinter ihn ins Gebüsch; du greifst erst mit Waffen und dann mit dem Körper an, okay?« Shabon schluckte, »Okay...« Kurai machte kehrt und sprintete durchs Gebüsch. Die Äste und Blätter schlugen um ihren Körper und zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wie ein richtiger Ninja. Ein Ninja, der im Kampf gegen seinen Feind durch das Gebüsch streift und auf eine Gelegenheit wartet. Kurai sah Kakashi nicht als Feind, vielmehr als Lehrer. Den Gedanken, ein Glöckchen zu bekommen und seine Untergebene zu sein, gefiehl ihr. Sie wusste noch nicht, wie stark Kakashi war und was er konnte, aber irgendwie strahlte er eine Art Ruhe aus. Ruhige Sicherheit... So in der Art. Kurai legte sich in einer Baumkrone auf die Lauer und wartete. Lorrenor schlug sich noch immer eifrig mit dem Sensei herum, ein Mal berührte er sogar ein Glöckchen. Kakashi jedoch stieß den jungen Ge-Nin jedes Mal vonsich und wehrte so den Angriff ab. Lorrenor war nicht außer Atem, doch langsam schien er mit seinem Latein am Ende. Er war zweifelsohne ein guter Kämpfer und Kurai war sich nicht sicher, ob sie es mit Shabon schaffen konnte, wenn Lorrenor es nicht hinbekam. Als der junge Sato gerade Abstand von Kakashi nahm, surrten Kunais durch die Luft. Kurai machte sich bereit. Kakashi musste sich nicht mal bewegen, denn nur ein Kunai hätte ihn getroffen - und dieses wehrte er schlichtweg ab. »Verdammt!«, schimpfte Shabon peinlich berührt und griff Hatake von hinten an. Er fuhr herum und ergriff Shabons Faust. Sie versuchte es mit der Zweiten, doch auch diese wurde abgewehrt. Kurai verließ die Baumkrone und Kakashi war gerade tatsächlich so abgelenkt, dass sie sich an seinem Rücken festkrallen konnte. »Super!«, rief Shabon ihr zu. »Nicht schlecht...«, hörte Kurai Kakashi murmeln, »Teamwork...« Er griff nach hinten und packte Kurais Kragen. Mit einem Ruck zog er daran und das Fuchsmädchen hielt sich mit aller Macht am Rücken des Jo-Nin fest. Trotzdem war sein Zug zu fest und er riss Kurai nach vorn. Shabon stürmte jetzt wieder auf ihn zu und erneut flogen Fäuste durch die Luft. Kakashi war unglaublich gut. Er wehrte Shabons Angriffe mit einem Arm ab und hielt mit dem zweiten Kurai fest. »Lorrenor!«, kreischte Shabon, »Hilf uns! Wenn du uns hilfst schaffen wir es!« Er stand da und schwieg. Wieso sollte er den Mädchen helfen? Es gab sowieso nur zwei Glöckchen... Kakashi gab Shabon einen Schubs und sie rutschte einige Meter weit weg. Die Sekunden, die sie benötigte, um erneut zu ihm zu gelangen, nutzte Kakashi und sich mit Kurai zu befassen. Diese versuchte, ihm in die Hand zu beißen, aber der Ninja zog sie rechtzeitig weg. Er holte aus und zielte auf Kurai. »Vorsicht!«, rief Shabon Kurai zu und diese drehte das Gesicht schützend zur Seite und kniff die Augen zusammen. Kakashis Faust fegte auf Kurai zu. Ein schwarzer Schatten huschte zwischen die beiden. Kakashis Faust knallte auf Lorrenors Schienbein, welcher ein lautloses Keuchen vonsich gab. Er stützte sich an Kakashis Arm ab, schob Kurai mit dem Bein zur Seite und gab sich dann selbst einen Ruck, um auf Distanz zu kommen. Die drei Ge-Nin standen jetzt nebeneinander. Jeder von ihnen hatte Schweiß auf der Stirn. Mit starrem Blick fixierten sie Kakashi, welcher mit seinem üblichen, müden Blick zurücksah. Er zeigte es ihnen nicht, aber er war beeindruckt von ihrer Teamarbeit. Das Klingeln des Weckers gellte über die Wiese. »Vorbei.«, sagte Kakashi, »Die Zeit ist um. Versammelt euch an den Holzpfählen.« »Verdammt!«, zischte Lorrenor und ging dann wortlos zu den Pfählen. Hätten sie die Glöckchen bekommen, hatte er geplant, wäre es leichter gewesen, den Mädchen die Glöckchen abzunehmen als Kakashi. Beim Abwehren des Schlags hatte er gemerkt, dass er nur ein weiterer Bluff gewesen war; wahrscheinlich hatte Kakashi diese Situation bewusst angedeutet, um Lorrenor dazu zu bewegen, einzugreifen. Im Endeffekt hätte er die Faust kurz vor Kurai gestoppt oder sie zumindest nur so sachte berührt, dass sie nichtmal einen blauen Fleck bekommen hätte. Er setzte sich an den rechten Holzbalken und verschränkte die Arme. Shabon und Kurai gingen nebeneinander. Beide schwiegen, denn sie wussten, was jetzt kam: Niemand hatte ein Glöckchen bekommen; alle waren durchgefallen. Kurai setzte sich an den mittleren Pfahl, Shabon an den Linken. Die Mägen von Shabon und Lorrenor knurrten unaufhörlich. Selbst Kurai, die ja nun gefrühstückt hatte, bekam inzwischen langsam aber sicher Hunger. Sie wandte den Kopf zu Lorrenor und betrachtete ihn. Seine schwarzen Haare wehten sachte im Wind. Er trug eine ebenso dunkle, lange Hose und ein schwarzes Oberteil. Man hätte fast meinen können, er trauere um jemanden. »Lorrenor...«, meinte Kurai und er sah sie an, »Danke für deine Hilfe.« Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Kakashi funkte dazwischen. »So«, er kam zu den Ge-Nin, »Keiner von euch hat ein Glöckchen bekommen... Shabon hat allerdings am Wenigsten gemacht. Deshalb müsste ich dich an den Pfahl binden und dir kein Essen geben.« Shabon sah betreten zu Boden. »Nein, Sensei!«, mischte sich Kurai ein, »Shabon hatte die Idee mit der Teamarbeit. Sie hat mit mir zusammen gekämpft.« »Verstehe...«, Kakashis Blick nahm etwas Nachdenkliches, Glasiges an, »Es war also ihre Idee... Nun gut. Wie lösen wir das Problem mit dem Essen?« »Shabon und Lorrenor sollen essen.«, sagte Kurai, »Ich habe gefrühstückt.« »Soso...«, meinte Kakashi, »Du hast also gefrühstückt. Du bist ganz schön mutig, weißt du das? Ich könnte dich wegen missachtetem Befehl durchfallen lassen.« »Das war kein Befehl!«, antwortete Kurai, »Es war lediglich ein Rat. Mir war aber eben egal, ob ich kotze...« Kakashi schwieg eine Weile. Dann jedoch begann er zu lächeln und sah die Drei an. »Ihr habt alle drei bestanden.« »Was?«, Kurai und Shabon sahen sich an. »Ihr habt kein Glöckchen bekommen, aber das war eigentlich auch nicht der Sinn der Aufgabe.« »Nicht?«, meinte Shabon und sah ihn an. »Nein. Mein Test war, ob ihr fähig seid, Ninjas zu sein. Und das seid ihr, denn ihr habt als Team gearbeitet. Ein Ninja, der alles allein macht, wird schnell sterben. Ihr wurdet in Dreiergruppen aufgeteilt, damit ihr auch zu dritt kämpft.« »Logisch.«, Kurai nickte. »Eben nicht.«, sagte Kakashi, »Ihr seid die ersten Prüflinge, die meine Prüfung bestanden haben.« »WAS?«, riefen Kurai und Shabon im Chor. Lorrenor verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. »Hat das wirklich noch niemand hinbekommen?«, fragte er dann mit ruhiger Stimme. »Nein.«, antwortete Kakashi, »Jeder wollte allein kämpfen.«, dann lächelte er allerdings wieder. »Aber das ist jetzt egal; ihr habt eure Sache gut gemacht. Esst euer Essen und dann geht nach Hause. Wir treffen uns in zwei Tagen an der Akademie... Dann bekommt ihr euren ersten Auftrag. Mahlzeit!«, mit diesen Worten verschwand er in einer Rauchwolke und ließ die Ninja allein. Zwei Tage später suchte Kurai voller Vorfreude die Akademie auf. Sie war die Erste und wartete geduldig. Was für einen Auftrag sie wohl erhalten würden? Nach einigen Minuten erschienen Lorrenor und Shabon. Shabon erzählte von ihrer schlaflosen Nacht. Sie und Kurai stellten sich die kühnsten Geschichten vor. Zum Beispiel, dass sie ein altes Schloss stürmen und die Wachen beseitigen mussten, um einen Prinzen zu retten. Nach über einer Stunde tauchte Kakashi endlich auf. Er entschuldigte sich dieses Mal damit, noch beim Hokage gewesen zu sein, um den Auftrag zu holen. >Da hätte er auch früher losgehen können...<, dachte sich Kurai. »Sensei!«, rief Shabon, »Was sollen wir tun? Wohin werden wir reisen?« »Nun...«, entgegnete Kakashi, »Kartoffeln ernten.« »WAS?!« Eine halbe Stunde später befanden sich die drei Ge-Nin mit ihrem Meister auf einem Kartoffelfeld. Wütend rupfte Kurai eine nach der anderen aus und warf sie lieblos in die Karre zu den Anderen. Auch Shabon und Lorrenor sahen nicht sehr viel glücklicher aus. Kakashi beobachtete dies mit einem leichten Lächeln vom Schatten eines Baumes aus, unter welchem er Platz genommen hatte. Er las ein rot eingeschlagenes Buch; das "Flirt-Paradies". Als Kurai die Aufschrift des Buches erspähte, schüttelte sie nur den Kopf. Sie kannte Meister Kakashi noch nicht lang, aber trotzdem sah ihm das ähnlich. »Weiter, weiter. Ihr sollt bis heute Nachmittag fertig sein.«, grinste Kakashi. »SIE haben gut Reden!«, zischte Shabon, »Sie arbeiten ja nicht! Sie sitzen nur im Schatten und lesen diesen... diesen... diesen Softporno!« »Ich möchte doch sehr bitten...«, murmelte Kakashi und lenkte dann ab, »Ich hab auch klein angefangen...« »Das hier ist nicht "klein"! Das ist "so gut wie nicht vorhanden"!«, schimpfte Shabon und schaufelte weiter. Als die Unterninja endlich mit ihrer Arbeit fertig waren, erhielten sie ihren Lohn und wurden in die Freiheit entlassen. Kakashi ermahnte noch mal alle, morgen früh pünktlich zu sein (wobei er dazu am wenigsten das Recht hatte, wie Kurai fand) und Lorrenor schlug wie immer mit einem kurzen "bis Morgen" seinen Nachhauseweg ein. Und so vergingen einige Wochen mit der selben, eintönigen Arbeit. Babysitten, Unkraut jähten, Kartoffeln schälen oder ernten oder Einkäufe für alte Frauen erledigen. Wahlweise auch Hunde ausführen. Der heutige Dienst war wieder das Selbe: Die Gruppe musste einen Garten umgraben, was sich als extrem anstrengend entpuppte. Kurai verstand, wieso der Besitzer des Gartens das nicht selber hatte machen wollen. Auch Shabon und Kurai trennten sich heute, denn Shabon musste nach Hause und Kurai wollte noch etwas einkaufen. Kurai machte also kehrt, verabschiedete sich und ging Richtung Innenstadt. Konoha war schon ein schönes Dorf. Das wurde Kurai immer wieder von Neuem bewusst, wenn sie die strahlende Sonne auf die Dächer fallen sah, umrandet mit Wald und beschützt von den Steinantlitzen der Hokage. Als Kurai den Lebensmittelladen betrat, stellte sie fest, dass es heute ziemlich voll war. Früher war ihr das nicht Recht gewesen, aber inzwischen hatte sie sich schon daran gewöhnt, dass sie von überall her begafft wurde. Sie ging zielstrebig zu einem der Regale und nahm sich eine Packung Milch, Butter und von etwas weiter links ein Brot heraus. Das war alles, was sie momentan brauchte. »Sieh mal... Das Monster...«, hörte Kurai eine Frau reden. »Sie soll einen unschuldigen Jungen fast getötet haben. Der Blick in ihren Augen war der des Neunschwänzigen.« »Man sollte sie verbrennen.« »Wieso hat man sie nur am Leben gelassen... Sie wird noch zur Gefahr für uns alle. Sie hat ja schon angefangen!« Kurai blieb stehen. Warum... Warum waren nur alle so oberflächlich? Sahen sie alle wirklich nur den Fuchsgeist in ihr? Sah denn niemand, dass auch sie ein Mensch war? Kurai kniff die Augen zusammen, um nicht zu weinen. Seitdem sie Kazu verprügelt hatte, hatte man sie in der Schule zwar in Ruhe gelassen, so waren die Dorfbewohner doch viel böser zu ihr als vorher. An der Kasse legte Kurai die drei Lebensmittel auf die Theke. Der Verkäufer sah sie herablassend an. »Ich verkaufe keine Lebensmittel an ein Monster.«, sagte er, »Ich hätte es nie tun dürfen. Das hat man nun davon.« »W-Was...?«, murmelte Kurai. Der nächste Lebensmittelladen war am anderen Ende von Konoha! »Du hast mich schon verstanden!«, zischte der Mann wütend, »Verschwinde!« »Genau!«, stimmten die anderen Dorfbewohner im Laden mit ein, »Verschwinde und komm nie wieder!« Kurai machte kehrt und rannte aus dem Laden. Der Kassierer warf ihr das halbgefrorene, eingepackte Stück Butter hinterher und traf sie voll am Hinterkopf. Das Fuchsmädchen stolperte hinaus, warf sich in die Kurve und rannte davon. Sie war nirgendwo erwünscht. Niemand wollte sie haben und niemand mochte sie; niemand außer Shabon wollte sie wirklich bei sich haben. Doch auch Shabons Eltern hassten Kurai. Kapitel 7: Verständnis ---------------------- Ihr Weg führte sie zum Ninja-Gedenkstein. Sie durchquerte den kleinen Waldweg und setzte sich am Stein nieder. Wie sie dort so saß, lehnte sie ihren Kopf nach hinten und dachte nach. Es war inzwischen später Nachmittag. Kurai schloss die Augen und einige Tränen liefen ihre Wangen hinab. Sie alle waren gleich. Niemand wollte den Fuchsdämonen in seiner Gegenwart haben. Niemand wollte, dass Kurai hier in Konoha, bei allen Anderen, lebte. Die Dorfbewohner wollten Kurai am liebsten tot sehen. Der Hokage wollte das nicht. Kurai war als Kind oft bei ihm gewesen. Er hatte sich viel um sie gekümmert. So lange, bis Yota aufgetaucht war... Kurai schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben und döste allmählich weg. Tiefes Schwarz umfing sie. Im Traum sah sie sich vor einem gigantischen Käfig stehen. Die Stäbe waren breiter als sie selbst und wenn sie hochschaute, konnte sie sein Ende nicht ausmachen. »W-Wo...?« Rote Augen blitzten plötzlich hervor. Auch sie waren riesig. Kurai stolperte zurück und fiel nach hinten auf den Hosenboden. Zu den Augen hinaufstarrend, erkannte sie langsam die Konturen des Wesens im Käfig: Es war der Neunschwänzige. So, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Allein seine Krallen waren größer als sie. Sein Fell war blutrot, seine Augen, in der selben Farbe, von einem schwarzen Muster umgeben. Neun Schwänze ragten hinter ihm hervor. Die schmalen, strichartigen Pupillen des Fuchses fixierten Kurai voll von inbrünstigem Hass. Kurai schluckte. »B-Bist... d-du...«, stammelte sie, »...du... K-K... Kyuubi?« Ein dröhnendes Lachen erfüllte ihre Ohren. "Es war nur eine Frage der Zeit...", sagte der Fuchs, "...bis du zu mir findest". Seine Stimme war tief und hallte an den Gitterstäben des Käfigs wider. Kurai starrte ihn an. Stand sie wirklich Kyuubi gegenüber? Wie ging das? "Sosehr du dich auch gegen mich sträubtest... Ich war immer da." Um Kurai herum begann es sich zu drehen. Die Worte des Fuchsmonsters wiederholten sich in ihren Ohren und wurden immer lauter. Sie schlug sich die Hände auf die Ohren und schrie. Im selben Moment schlug Kurai die Augen auf. Sie saß noch immer am Gedenkstein, den Kopf in den Nacken gelegt. Inzwischen dämmerte es, das Licht der Sonne war orange. Kurai sah auf. Vor ihr stand Kakashi. »Kakashi-Sensei?«, fragte Kurai, doch es war eher eine Feststellung gewesen. »Darf ich?« »...Ja...«, Kurai rückte beiseite und Kakashi nahm neben ihr Platz. »Ich komme oft her, wenn ich überlegen will. Du wohl auch, was?« Kurai antwortete nicht. Kakashi-Sensei war freundlich zu ihr... Aber was dachte er wirklich von ihr? Sah er in ihr nicht auch das Neunschwänzige Fuchsungeheuer? »Geht's dir nicht gut, Kurai?« »Kakashi-Sensei...«, fragte Kurai und sah ihn nicht an, »...Was sehen sie in mir?« Kakashis Blick wurde glasig. Scheinbar ahnte er, was Kurai meinte. »Ich sehe in dir einen Schüler, der viel Potenzial hat.«, Kakashi lächelte. »Wirklich?«, Kurai sah ihn an, »Ehrlich?« »Ja...«, Kakashi fixierte Kurai. Diese fühlte sich in diesem Moment, als könnte Kakashi durch sie hindurchsehen; ihre Gedanken lesen. Bisher hatte sie ihn immer irgendwie unheimlich gefunden, weil er so vermummt und unberechenbar war. »Willst du mir erzählen, was passiert ist?« Aber in diesem Moment wurde Kurai klar, dass Kakashi nicht so war wie der Rest. Zumindest war es eine vage Hoffnung, die in ihrem Geist aufblühte. Es war nicht ihr Ding, Leuten zu vertrauen, aber irgendwie sehnte sie sich danach, mit jemandem zu reden. Und vielleicht... Vielleicht würde auch Kakashi sie mögen, wenn sie mit ihm sprach. Vielleicht... Kakashi war ebenso merkwürdig wie sie. Eventuell würde er sie deshalb ja nicht abstoßen. Kurai lehnte sich zurück, sah auf den Boden und erzählte Kakashi, was im Lebensmittelladen vorgefallen war. Aufgrund seiner Fragen hin holte sie etwas weiter aus und erzählte ihm auch andere Dinge, die damit zutun hatten; zum Beispiel der Streit mit Kazu. Oder die Geschichte damals, als drei ihrer Klassenkameraden sie verprügelt und danach an einen Baum gebunden hatten und sie dort drei oder vier Stunden verharren musste, bis Iruka sie fand und befreite. Kurai fühlte einen Anflug von Trauer, aber auch irgendwie Befreiung. Kakashi sagte nichts, er sah sie nur mit seinem nachdenklichen Blick an und hörte zu. Als Kurai fertig war, war es bereits dunkel. Der Vollmond stand am Himmel und warf silbriges, fahles Licht auf die beiden Shinobi. Kakashi schwieg einen Moment lang und in Kurai regte sich die Angst, dass auch er sich zurückziehen, sich von ihr distanzieren würde. Doch er tat es nicht. »Die Menschen fürchten sich vor allem, was sie nicht kennen...«, sagte Kakashi irgendwann. Er saß mit angewinkelten Beinen am Stein, ließ die Arme über den Knien hängen und sah in den Vollmond. Kurai sah zur Seite und musterte Kakashi. Das Mondlicht spiegelte sich in seinem sichtbaren Auge, sein silbriges Haar fiel ihm strähnig ins Gesicht. Die Atmosphäre, die in diesem Moment herrschte, fraß sich in Kurais Herz und blieb dort haften. Ein Gefühl durchströmte sie, welches sie noch nie vorher gefühlt hatte. Es war, als könne ihr nichts mehr passieren. Vorhin hatte sie noch Angst davor gehabt, zurück ins Dorf zu gehen, doch nun war ihr irgendwie alles egal. »Sie meinen es nicht wirklich böse, Kurai... Der Neunschwänzige hat so viele Ninjas getötet... Und unbewusst assoziieren die Dorfbewohner dich mit ihm, weil es in dir gefangen ist.« »Ja...«, murmelte Kurai und sah schnell weg, als Kakashi ihren Blick suchte. Sie wollte nicht, dass er wusste, dass sie ihn die ganze Zeit angestarrt hatte. »Wie... wie denken sie über das Fuchsungeheuer...?«, fragte Kurai dann. Kakashi schwieg einen Moment. Wieder packte Furcht Kurais Herz. »Kurai... Der Neunschwänzige ist in dir gefangen. Das heißt, dass er sterben muss, wenn du stirbst. Und deshalb wird er dir helfen.« Kurai schwieg. »Es gab da einen Vorfall nach der Prüfung... Iruka hat es mir erzählt. Du hast den Neunschwänzigen geweckt?« »Ja...«, Kurai sah Kakashi an und erzählte ihm von Kyuubis Stimme in ihrem Innern. Von ihrer Aufforderung, ihr zu helfen. »Du hast den Neunschwänzigen geweckt...«, murmelte Kakashi, »Das heißt, dass er dir immer seine Chakra zur Verfügung stellen kann... Nur, ob er es macht, ist die Frage. Das Fuchsungeheuer ist misanthropisch und bösartig.« »Ja... Aber er hat mir schon einmal geholfen.« »Nur, ob er es wieder tut, ist die Frage...« Kurai sah zu Boden. Warum musste ausgerechnet sie diese Bestie in sich tragen? »Kurai...«, sagte Kakashi, »Hasse das Fuchsmonster nicht. Wenn du Kyuubi hasst, dann hasst du einen Teil von dir. Im Endeffekt zerstörst du damit dich selbst. Die Dorfbewohner spüren deine Abneigung gegen dich selbst und das bekräftigt sie. Lebe damit und gewöhne dich an das Wesen in dir. Und eins musst du noch bedenken, Kurai...« »Was denn?«, Kakashi sah Kurai genau in die Augen und wieder fühlte sie sich, als würde er ihre Seele mit seinem Blick greifen. »Du hast Shabon das Leben gerettet, weil du Kyuubis Kraft geweckt hast.« Kurai schwieg. So gesehen hatte er Recht. Und es war auch richtig, dass die Dorfbewohner Angst vor Kyuubi hatten. Es hatte damals so viele Shinobi getötet, bevor es in ihrem Vater gebannt worden war... Und anstatt es mitsterben zu lassen, hatte er es aus sich befreit und in seiner Tochter versiegelt. Kurais größter Wunsch war, zu erfahren, warum er dies getan hatte. Garantiert hatten ihn die Dorfbewohner auch so schlecht behandelt... Warum nur? Kakashi lächelte Kurai an. »Kopf hoch, Kurai. Du bekommst das schon hin.« »J-Ja...« »Ich sehe kein Fuchsmonster in dir. Das habe ich auch in Larciel nie gesehen... Wir waren Freunde, weißt du?« »Ja...«, murmelte Kurai leise und schloss die Augen. Es fühlte sich gut an, mit Kakashi zu sprechen und neben ihm zu sitzen. Es war schon tief in der Nacht, als beide nach Hause gingen. Kakashi warf ihr ein letztes, aufbauendes Lächeln zu, dann ging er fort. Kurai blieb noch eine Weile am Wegesrand stehen. Was war das nur für ein Gefühl? Sie machte sich auf den Heimweg. Kurai war in Gedanken versunken. Sie dachte über Kakashis Worte nach, dachte an ihren Vater, an Kyuubi. Sie war verwirrt und musste erst Mal eine Nacht darüber schlafen. Morgen, oder besser gesagt, in einpaar Stunden würden sie wieder einen sehr einfachen Auftrag machen... Einkaufen oder so etwas. Kurai kam zu Hause an, empfand aber eine innerliche Unruhe. Zwar war es spät, so wollte sie dennoch einen weiteren Spaziergang machen. Momentan fühlte sie sich in ihrer Wohnung eingepfercht. Als Kurai gerade die Tür schließen wollte, hielt sie inne. Es knackte im Gebüsch hinter ihr. Kurai sah sich nicht um, denn so nahe am Wald gab es viele Tiere. Merkwürdig war nur - und das fiel ihr jetzt erst auf -, dass es totenstill war. Normalerweise hörte man ständig ein Rascheln. Und die Vögel sangen oder die Grillen zirpten. Aber heute war gar nichts. Es war unheimlich. Es raschelte erneut und langsam fürchtete sich Kurai. Sie bekam eine Gänsehaut und lief einen Schritt schneller. Im selben Moment durchschnitt ein Surren die Luft und sie spürte Atem. »Und jetzt ganz ruhig bleiben...«, flüsterte eine tiefe, kratzige Stimme. Dann spürte sie einen dumpfen Schlag im Nacken und es wurde schwarz. Am nächsten Morgen trafen sich Shabon und Lorrenor wie gewöhnlich und warteten auf Kakashi. Merkwürdig war, dass Kurai noch nicht aufgetaucht war. Normalerweise war sie fast immer zur selben Zeit anwesend wie Shabon und kam dann spätestens eine halbe Stunde vor Kakashi. Doch heute war alles anders. Kakashi tauchte auf, aber Kurai fehlte. »Wir sollten sie abholen gehen... Ich habe sie gestern spät nachts noch getroffen, ich nehme an, sie hat verschlafen.«, meinte Kakashi freudig, nicht der Letzte gewesen zu sein. Die drei machten sich also auf den Weg zu Kurais Haus, um sie abzuholen. Als Kakashi sah, dass Kurais Tür offen stand, stutzte er. Wenn es jemanden gab, der vorsichtig war, dann Kurai. Spätestens nach dem langen Gespräch am Gedenkstein wusste Kakashi dies. »Wartet...«, murmelte Kakashi und hielt die Hand vor Shabon und Lorrenor, um sie zurückzuhalten, »Da stimmt etwas nicht.« Shabon sah über Kakashis Arm hinweg und erspähte die offen stehende Tür. Hatake ging auf die Tür zu und schaute in den Flur von Kurais Haus. Wie erwartet war er leer. Der Ninja betrat die Wohnung, sah sich gründlich um, bemerkte aber keinerlei Verwüstung. Als er wieder hinauskam, schloss er die Tür. Es war nicht normal, dass jemand sein Haus ohne abzuschließen verließ. Und gerade Kurai, verhasst und unsicher, wäre mit Sicherheit nicht so voll von Leichtsinn. Der Sensei schaute zu Boden und erspähte zwei verschiedene Fußspuren im Sand. Einige davon waren leicht verwischt. »Ich glaube, Kurai hat ein Problem.« Als Kurai die Augen öffnete, spürte sie als Erstes ihre furchtbaren Kopfschmerzen. Sie blinzelte einige Male, bevor sie zusich kam. »Oh...«, brummte sie und hielt sich den Nacken, der ein brennendes Stechen vonsich gab. Es dauerte eine Minute, ehe das Mädchen sich wieder an das Geschehene erinnert hatte. Im selben Moment ertönte ein schleifendes Geräusch, so als würde sich jemand entfernen. Kurai riss sofort die Augen wieder auf, die ihr inzwischen wieder zugefallen waren und erinnerte sich blass an eine große Gestalt mit einer Art Schwert auf dem Rücken. Er schien sie beobachtet zu haben... Auch bemerkte sie jetzt, dass ihr Oberteil hochgezogen und das Siegel an ihrem Bauchnabel entblößt war. Kurai hatte es, seit sie denken konnte. Inzwischen hatte sie ja erfahren, dass ihr Vater Kyuubi mit einem Bannjutsu in ihr versiegelt hatte - aus welchen Gründen auch immer. Sicherlich hatte sich Kurai seit Kindestagen an gefragt, was das für ein Muster auf ihrem Bauch war. Unbewusst richtig liegend hatte sie es vor knapp zehn Jahren als den Grund gesehen, wieso alle so bösartig zu ihr waren und versucht, es abzuwaschen. Es war jedoch nie verschwunden und so trug sie es auch jetzt noch auf ihrem Bauchnabel. Wen hätte sie auch nach seinem Sinn fragen sollen? Der Hokage hatte diese Frage zweimal abgewehrt, da sie noch "zu jung" war, und so hatte Kurai es nicht weiter interessiert. »Verflucht...«, Kurai stand auf und sah sich um. Sie hatte auf dem nackten Boden gelegen, was ihre Rückenschmerzen erklärte - jener bestand nämlich nur aus Beton. Als das braunhaarige Mädchen sich weiter umsah, erspähte sie ein winziges Fenster, durch das spärliches Licht drang. Mit Gitterstäben verriegelt zeigte es Kurai ebenso eindeutig wie der Rest wo sie sich befand. »Ein Kerker«, redete sie zu sich selbst, »Von wem nur?« Vielleicht mochte ihr Shirt sich von selber während ihrer Ohnmacht hochgekrempelt haben, eventuell durch den Transport hierher. Wobei... Wo war sie eigentlich? Kurai schüttelte den Kopf. Es war aber doch eher unwahrscheinlich, dass das Oberteil beim Ablegen ihres bewusstlosen Körpers oben geblieben war. Kurai fasste sich instinktiv an den Bauch und es lief ihr kalt den Rücken herunter. Wer mochte sie beobachtet haben und wieso hegte er Interesse an dem Siegel? Und woher wusste er überhaupt davon? Ihr fiel die schattige, weggehende Gestalt wieder ein und Kurai bekam Angst. Ein Blick aus dem Fenster und ihr knurrender Magen verrieten ihr, dass es bereits Tag war. Ob Kakashi, Shabon und Lorrenor ihr Verschwinden bemerkt hatten? Ob sie sie vielleicht sogar suchten? Noch halb in Gedanken versunken erschrak Kurai, als sich die Gittertür hinter ihr öffnete. Sie sprang mit einem Satz an die Wand, presste den Rücken fest dagegen und starrte in die Richtung der Tür, was auch immer kommen möge. Es entpuppte sich als zugegebenermaßen ziemlich stark vermummte Gestalt - Kurai erkannte den harten Geruch von Ginseng-Kraut und identifizierte ihn damit als ihren Entführer. »Was willst du und wer bist du?«, fragte sie fest, aber ihre Stimme klang dünn wie bei einem Sturm im Hintergrund. »Kannst ja raten«, entgegnete das Gegenüber barsch und kam auf sie zu. Kurai, die die Hand an ihre Tasche legte und mit Erstaunen feststellte, dass man ihr weder sie noch die Waffen darin entwendet hatte, zog ein Kunai heraus. Der Ninja vor ihr reagierte und schlug ihr das Messer so schnell aus der Hand, dass sie geschockt stehen blieb. Grob packte er ihr Handgelenk und schliff sie mitsich. Kurai wehrte sich, aber schließlich gab sie mit einem »Gib Ruhe, sonst schlag ich dich wieder bewusstlos!« auf und harrte der Dinge. Verhindern konnte sie es ja doch nicht. »Wo bin ich?«, versuchte Kurai es abermals. Der Entführer antwortete nicht, stattdessen schliff er sie bis zum Ende eines langen, muffig riechenden Gangs, öffnete eine Metalltür und schleuderte sie mit Wucht in den Raum. Kurai stolperte hinein und als sie zum Stehen kam, sah sie einen schön verzierten Raum. Teppich zu ihren Füßen, ein Schreibtisch vor ihr. Das Fuchsmädchen machte kehrt und lief zur Tür - und stieß auf einmal mit einer Person zusammen. Ein ganzes Stück größer als sie, aber nicht so groß wie die unbekannte Gestalt vorhin, ein wenig breiter als sie und mit blonden Haaren und braunen Augen. In der ersten Sekunde sah er ganz nett aus - aber als Kurai von ihm wich und in seine Augen sah, erspähte sie eine Kälte, die sie nichtmal in Kazus Blick je erkennen konnte. Das ermahnte sie zur Vorsicht und instinktiv ging sie in Kampfstellung. Das Gegenüber begann zu lachen. Dumpf und dröhnend zog es durch den Raum. »Wer bist du?«, flüsterte Kurai. Aufhörend zu lachen, sah der Mann sie an. »Was denkst du denn, wer ich bin?« »...Irgendein mieser...«, Kurai verkniff sich weitere Worte, ihr Leben war ihr lieb. »Ja?«, wieder lachte er, »Gar nicht mal so weit gefehlt, Kurai.« »Woher kennst du meinen Namen?!«, fuhr Kurai auf und entfernte sich von ihm. Ein Griff, ein Geräusch, ein dumpfer Schmerz und Kurai fand sich an die gegenüberliegende Wand gepresst. Eine Hand des Mannes umfasste ihre beiden Handgelenke und zog ihre Arme so hoch, die Andere suchte sich jetzt einen Weg unter ihr Shirt und zog es ein Stück nach oben, sodass man die Stelle sah, an der das Siegel klaffte. »Wunderschön«, meinte er und strich mit der freien Hand über das Siegel, was Kurai eine grausige Gänsehaut den Rücken hinunter laufen ließ, »Endlich habe ich dich gefunden!« »Bitte sagen sie mir, wer sie sind«, bat Kurai, völlig wehrlos in seinem Griff. Seine Kraft und vor allem die Menge der Chakra, die sogar im Ruhezustand um ihn floss, beeindruckte und schüchterte sie zugleich ein. »Ich bin der Mörder deines Vaters«, meinte er völlig offen. »WAS?!«, Kurai begann sich zu wehren und zu zappeln, trat nach ihm und traf ihn sogar fast - dann bekam sie einen wuchtigen Schlag ins Gesicht, der ihr zwar nicht die Lebensgeister aushauchte, aber ihr zumindest einige Sekunden schwarz vor Augen werden ließ. Es war nur ein leichtes Klatschen ertönt, doch Kurais linke Gesichthälfte fühlte sich wie abgestorben an. Chancenlos hing sie in seinem Griff. »Wenn du nur wüsstest, Kurai! Dein Kyuubi gehört in wenigen Stunden endlich mir!«, rief der Mann und schlug ihr in den Magen, abermals wurde es dunkel um Kurai herum. Kapitel 8: Angst ---------------- Kurai öffnete ihre Augen und schloss sie sofort wieder. An den Handgelenken an zwei Ketten aufgehangen, hörte sie nebenan Stimmen und das Murmeln einiger Zeichen, die auch Kurai zum Erschaffen ihrer Bunshins nutzte. Allem Anschein nach bereitete jemand ein wirklich kompliziertes Jutsu vor. Sie kniff ihre Augen fest zu. Ihre Füße brachten sie in die rotleuchtende Grotte des Kyuubi. Die gewaltigen Gitterstäbe und der Siegel-Bannzettel offenbarten sich ihr als riesig. Zum ersten Mal angstlos und im Angesicht dessen, was ihr geschehen sollte, trat sie an den Fuchs heran. "Ich erstaune, dich zu sehen", donnerte Kyuubi, "Was ist dein Begehr, Fuchskind?" »...Ich brauche deine Hilfe«, meinte Kurai ohne Zögern, »Er wird mich umbringen.« "Er hat deinen Vater getötet, um mich zu kriegen... Ich erinnere mich noch gut an ihn... Shaku Tadashi..." Kurai sah Kyuubi fest in die Augen. Sein starkes, gefährliches Antlitz kam ihr nun zum ersten Mal nicht so bedrohlich vor, sondern heute und in diesem Moment sah sie Kyuubi als ihren Verbündeten. »Hilf mir.« "...Wie du es wünschst, Mädchen... Denn es geht auch um mein Leben..." Kurai öffnete die Augen - ihre Pupillen waren schmale Schlitze. An ihrem Körper rann rote Chakra entlang, nur kurz, dann verfloss sie wieder. Die Ketten barsten mit lautem Getöse, Kurai stand buckelig auf ihren Füßen und spürte die feurig brennende Chakra des neunschwänzigen Fuchsdämonen. Der Schmerz in ihren Handgelenken, in ihrem Magen und in ihrem Gesicht verebbte augenblicklich und die blau angelaufeneen Flecken auf ihrem Bauch und auf ihrer Wange verschwanden. Kurai fühlte, dass ihr Hunger schwand, ihre Trauer ebenso und auch die Angst, was geschehen würde, kam ihr nun unwirklich und wie ein Traum vor. "Geh!", zischte es in ihrem Innern und ohne wirklich zu denken drehte Kurai sich um und sprang durch das Fenster. Die Gitter sprengte Kyuubis Chakra und nur wenige Kratzer verletzten das Gesicht des Mädchens. Auf dem Rasen aufgekommen sah sie sich um. »Wo lang?«, keuchte Kurai tonlos und Kyuubis Kraft lenkte sie in eine Richtung, die sich als die Richtige erweisen sollte. Unterwegs verließ der Fuchs sie wieder, verstummte in den Tiefen ihrer Seele und überlies Kurai sich selbst. Nach wenigen Stunden erreichte sie Konoha-Gakure, wo bereits Ninjas herumstriffen und jemanden zu suchen schienen. Als das Mädchen sich näherte, rannte einer der Männer auf sie zu. »Tsubasa Kurai?«, fragte er. »Ja«, entgegnete sie. Wie sich herausstellte, hatte man sie bereits gersucht. Als Kurai das Büro des Hokage betrat, musste sie Ewigkeiten Ausführungen über ihre Entführung erläutern und Shaku so gut es ging beschreiben. Kyuubi hatte ihr ja seinen Namen gesagt, den sie prompt an Sandaime weitergab. Außerdem bekam sie zwei Pflaster ins Gesicht geklebt, das zerplatzte Gitter hatte ihr die Stirn und die Wange aufgeschnitten. Alle anderen Wunden von der Entführung hatte Kyuubi heilen lassen, was Kurai sehr verwunderte. Kakashi, Shabon und Lorrenor wurden derweil benachrichtigt, dass es ihr gutging. »Du kannst gehen«, sagte Saindaime nach gut einer Stunde, »Shaku suchen wir schon lange. Er hat Einiges verbrochen, wofür er hinter Gitter gehört.« »Danke«, Kurai machte kehrt und verließ das Anwesen. Gerade hatte sie die Tür verlassen, da sah sie bereits ihre Teamkameraden auf sie zukommen. Shabon fiel ihr sofort um den Hals und riss Kurai beinahe zu Boden. »Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!«, rief Shabon völlig aufgelöst und Kurai tätschelte unbeholfen ihren Rücken. »Alles okay?«, fragte Kakashi sie und als Kurai nickte, konnte sie sogar von Lorrenor ein brüderliches Zunicken erspähen. Freude erfüllte sie. Noch nie hatte sich jemand Sorgen um sie gemacht. Zumindest nichtmehr seit der Sache mit... Kurai schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist zu spät für einen Dienst, oder?«, fragte sie und erhielt allgemeine Zustimmung. »Morgen gehen wir auf eine längere Reise«, meinte Kakashi schließlich, »Der Hokage hat sich dazu bereit erklärt, uns eine etwas höhere Mission zu geben.« »Echt? Worum geht es?«, fragte Shabon sofort, aber Kakashi verneinte und meinte, er würde mit ihnen morgen früh alles besprechen. Schließlich trennten sie sich und gingen nach Hause. Shabon und Kurai hatten wie gewohnt den gleichen Weg und gingen nebeneinander. »Was ist geschehen, nachdem man dich verschleppt hat?«, fragte Shabon und sah sie an. »So ein Kerl hat mich aus einem Verließ geholt, als ich zu mir gekommen bin...«, erinnerte Kurai sich, »Und hat mich zu dem Kerl gebracht, der mich entführen lassen hat. Ich weiß nicht genau, was er von mir wollte - er hat mich bewusstlos geschlagen und als ich erwachte, war ich an Ketten gefesselt.« »Wie schrecklich...«, murmelte Shabon mitfühlend. »Er hat irgendetwas davon gesagt, dass er Kyuubi haben will. Und nebenan habe ich ihn dann irgendwelche Fingerzeichen murmeln hören...« »Sei bloß vorsichtig.« »Kyuubi hat mir mit seiner Chakra geholfen, mich zu befreien und mir den Weg nach Konoha gezeigt.« »Wirklich?«, fragte Shabon, »Kyuubi scheint gar nicht so übel zu sein.« »Kyuubi kennt den Kerl... Er hat meinen Vater getötet...«, Kurais Hand ballte sich so fest zur Faust, dass es wehtat. Shabon starrte Kurai an. »Das hat er dir gesagt?« »Ja«, knirschte Kurai wütend, »Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich ihn getötet habe.« An der Tür von Kurais Haus verabschiedeten sie sich, aber Kurai war mulmig zumute. Sie zeigte ihre Angst natürlich niemandem, aber Kurai fürchtete ehrlich, wieder einem von Shakus Konsorten in die Hände zu fallen. Wer weiß, wie oft Kyuubi ihr noch helfen würde - und ob Shaku ihr dieses Mal überhaupt noch die Möglichkeit geben würde, zu fliehen. Der Tag wandte sich dem Abend zu und Kurai machte sich nochmal auf den Weg. In ihrem Haus fühlte sie sich einfach nicht richtig sicher, und so beschloss das Fuchsmädchen, nocheinmal ihren Lieblingsplatz zu besuchen. Der hatte ihr bisher immer geholfen. Sie chloss das Haus ab und lief dann den Fußweg von etwa fünfzehn Minuten, bis sie an der Gedenkwiese angekommen war. Kurai duchquerte den kahlen Platz nicht direkt, sondern schlich sich im Dickkicht durch das Geäst, um im Zweifelsfall wirklich unsichtbar zu bleiben. Als Kurai das Gebüsch am Gedenkstein verließ, erlebte sie eine Überraschung - Kakashi war dort. Kurai erschrak erst vor ihm, bis sie ihn wirklich erkannte, und dann durchströmte sie ein Gefühl von Sicherheit. Sie konnte es nicht deuten und schob es auf eben diesen Ort. »Hallo, Kurai«, meinte Kakashi und lächelte leicht, »Ich hab mir schon fast gedacht, dass du hierher kommen würdest.« »Ach ja...?«, fragte Kurai etwas schüchtern und setzte sich neben ihn, Kakashi rückte ein Stück zur Seite. »Ah...«, er lachte, »Keine Angst, ich hab dir nicht aufgelauert... Ich wollte nur ein wenig nachdenken.« »Ja, ich auch«, Kurai sah ihn an. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf der Metallplatte seines Stirnbands und warf Glanzlichter in sein sichtbares Auge. Er wirkte in diesem Bild so... erfahren und ernst, aber trotzdem weich. Kurai konnte es nicht in Worte fassen, aber sie fühlte ganz klar, dass Kakashi viel erlebt haben musste. »Fürchtest du dich?«, fragte Kakashi plötzlich und riss Kurai aus ihren Gedanken. »W-wie...?« »Ich meine, ob du Angst hast, dass wieder einer von Shakus Leuten dich holen will.« Kakashi hatte die beeindruckende Gabe, ständig das zu sagen oder zu fragen, was Kurai dachte und nicht aussprechen wollte. Sie wusste nicht, was jetzt besser war: Es zu leugnen oder lieber die Wahrheit zu sagen. Andererseits hatte Kakashi damals zu mal ihr gesagt, dass er ihr gern helfen würde. Sie hatte ihm das nicht geglaubt, aber inzwischen spürte sie immer mehr, dass Kakashi nichts Böses von ihr wollte. »Ja...«, sagte Kurai schließlich, »Etwas.« »Verständlich«, meinte der Jo-Nin und Kurai sah in an, »Ich denke, der Hokage wird inzwischen eine Wache vor deinem Haus positioniert haben und die Tage verstärkt sich auch der Wachposten am Dorftor...« »W-Wache?«, raunte Kurai stockend. Jemand stand vor ihrem Haus Wache? »Was ist?« »Ach... n-nichts weiter. Es ist nur ein... merkwürdiger Gedanke.« »Du vertraust einer fremden Wache nicht?« Abermals hatte Kakashi ihren Gedanken aus dem Stehgreif geholt. »Ja...« Der Silberhaarige begann zu lächeln. »Du hast bereits mehr von einem großen Ninja, als du denkst.« Kakashi stand auf und streckte sich einen kurzen Moment, dann sah er zu Kurai hinab und hielt ihr seine Hand hin. Kurai, der solcherlei Gesten keinesfalls bekannt oder gar vertraut waren, griff sie nur sehr zögerlich. Hatake zog das Mädchen problemlos ins Stehen und obwohl der Zeitpunkt so sinnlos war, bewunderte sie Kakashi plötzlich. »Geh jetzt schlafen... Wir müssen morgen früh raus«, sagte er und sah sie an. »Ja...« »Und Kurai...«, Kakashi hatte sich bereits zum Gehen gewandt und drehte sich nun noch einmal zu ihr um, »Behalte dein Misstrauen Fremden gegenüber. Das kann dir nur helfen«, kurz zögerte der Ninja, »Aber verprell nicht diejenigen, die dir was Gutes wollen.« Und mit diesen Worten schritt er durch das Dickkicht und war verschwunden. Kurai stand noch einige Sekunden da und sah ihm etwas verdattert hinterher. Über seinen Hinweis wäre sie vor einpaar Wochen noch erbost gewesen, aber heute und an diesem Tag, nachdem sie so viel in der letzter Zeit erlebt hatte, war sie Kakashi einfach nur dankbar dafür, dass er sich um sie zu sorgen schien. Als sie zu Hause ankam, stand ein Mann vor ihrer Tür. Zuerst wollte Kurai instinktiv in Kampfstellung gehen und ein Kunai zücken, aber dann erkannte sie, dass es Asuma-Sensei war. Sie kannte ihn vom Sehen und hatte ihn auch so manches Mal in der Akademie getroffen. Seine Haut war relativ dunkel und er hatte schwarze Haare, ein ebenso schwarzer Bart säumte sein Kinn. Im Mund hatte er eine Zigarette, die Kurai bis zu sich hin roch. Langsam ging das Mädchen auf ihn zu. »Hallo, Kurai«, begrüßte Asuma sie, »Ich hatte mich schon gewundert, wo du steckst.« »Ich war... spazieren«, meinte Kurai, »Sie sind die Wache, nehme ich an?« »Du kannst beruhigt schlafen«, er zwinkerte ihr leicht zu, »Ich bleibe die Nacht über hier.« Langsam nickte sie und ging hinein. Als sie die Tür schließen wollte, fiel ihr ein, dass sie unhöflich war. »Danke...«, raunte Kurai nach draußen und Asuma schüttelte nur den Kopf. »Wollen sie vielleicht einen Tee oder sowas?« »Das wäre wirklich nett... Danke, Kurai.« Das Mädchen brühte einen starken, schwarzen Tee und brachte ihn Asuma. Danach ging sie zu Bett und zu ihrer Überraschung schlief sie schnell und tief. Zwar wurde sie öfters wach, weil jemand um ihr Haus schlich, aber nach wenigen Atemzügen bemerkte Kurai, dass es Asuma war und döste wieder ein. Am Morgen war Kurai total gerädert. Sie wusste gar nicht, was sie in ihren Rucksack packen sollte. Kakashi hatte nur gemeint, dass es Waffen und Proviant sein sollten. Also zog Kurai ihre gewöhnlichen Sachen an und spickte ihre Bein- und Hosentaschen mit Waffen, steckte als Ersatz noch welche zusammen mit Essen in den Rucksack, füllte die Wasserflasche auf und machte sich dann auf den Weg. Kurai hatte bewusst zwei Stunden länger geschlafen als aufgetragen, weil Kakashi sowieso wieder zu spät kommen würde. Jene Ahnung bestätigte sich. Shabon und Lorrenor warteten schon seit geschlagenen zweieinhalb Stunden, als Kurai zu ihnen stieß. »Machst du jetzt Kakashi nach oder was?«, fragte Shabon etwas beleidigt. »Ach weißt du... Ich bin etwas spät ins Bett gegangen gestern... Und da dachte ich mir, schlaf' länger. Kakashi-Sensei kommt sowieso zu spät.« Ein Räuspern hinter ihr erklang und als sie herumfuhr, stand Kakashi - ein wenig beleidigt über das Misstrauen seiner Schüler - hinter ihr. »Kann es losgehen?«, fragte er unbehelligt und stieß auf allgemeines Brummen. Sie verließen Konoha-Gakure durch das große heimatliche Tor. Kurai vernahm fast soetwas wie Wehmut, obwohl die Bewohner dieser schönen Stadt so unfreundlich zu ihr waren. Sie seufzte lautlos und lächelte leicht, bevor sie Kakashi-Sensei aufholte. »Was ist denn jetzt unser Auftrag?« Kakashi sah einen kurzen Moment in den Himmel und auch die beiden anderen Teamkameraden holten auf. Sie liefen jetzt als geschlossene Reihe nebeneinander. »Nun...«, meinte Kakashi, »Unser Ziel ist ein kleiner Vorort vom Reich der Wellen. Wir sollen dort ein wichtiges Dokument abholen und heil nach Konoha zurückbringen.« »Was für ein Dokument?«, fragte Shabon sofort. »Das wird nicht gesagt. Aber es ist wirklich wichtig«, Kakashi lächelte etwas beschämt und richtete den Blick wieder nach vorn. »Wie öde...«, brummte das grünhaarige Mädchen und seufzte laut. »Meinen sie, dass es Shinobi geben wird, die das Dokument wollen?«, meldete sich Lorrenor zu Wort. Seine Frage klang beinahe hoffnungsvoll. »Ich denke schon«, bestätigte der Sensei, »Zumindest wäre es sonst kein C-Auftrag.« »Und es ist doch nur C...«, fügte Shabon hinzu, »Also wird es auch nicht überspannend werden.« »Für den Anfang muss das reichen«, entgegnete Kakashi nunmehr etwas gekränkt. Da war er schon stolz gewesen, ihnen einen höheren Auftrag geben zu können und nun beschwerten sie sich immernoch. Nur Kurai schien zu der Sache nichts zu sagen zu haben. Er blickte zu ihr und ihre blauen Augen fixierten gedankenversunken den Himmel. Beinahe wortlos liefen sie nebeneinander her. Alle vier Ninjas wussten, dass dies ein endloser Marsch von etwa drei Tagen werden würde. Da sie nicht ins Wellenreich direkt sondern mehr in einen Vorort mussten würde es sich vielleicht auf zweieinhalb Tage verkürzen. Trotzdem eine lange Zeit, wenn man bedachte, dass sich diese Angabe pro Weg bezog. Kurai fühlte sich großartig. So lange sie mit ihren Kameraden und Meister Kakashi zusammen war, konnte ihr nichts passieren. Und sie war sogar einige Zeit aus Konoha-Gakure raus und konnte so dem Hass der Dorfbewohner ein wenig entrinnen. Dennoch war ihr aufgefallen, dass ihr das jetzt nichtmehr so viel ausmachte wie noch einige Monate zuvor. Anscheinend hatte die Anwesenheit ihres Teams ihr wirklich Selbstvertrauen gegeben. Der Tag war schön und die Sonne schien strahlend vom Himmel. Kurai spähte kurz zu Shabon und Lorrenor. Sie hatten sich etwas praktischere Kleidung für den Kampf angezogen. Nur Kakashi-Sensei sah aus wie immer. Der Rucksack auf seinem Rücken schien vollgepackt mit einigen Dingen, deren Abdrücke Kurai durch den Stoff sehen konnte. Worum es sich dabei wohl handelte? Sie selbst hatte nicht viel dabei, auch ihr Schwert hatte sie zuhause gelassen. Immerhin konnte sie damit noch nicht richtig umgehen und hätte mit Sicherheit nur behindert. Kakashi warf ihr einen Blick zu und lächelte sie daraufhin aufbauend an. Kurai wandte Ihren schnell ab und stierte in die entgegengesetzte Richtung. Hoffentlich hatte sie ihn nicht zusehr angestarrt... Nach einigen Stunden pausierte die Gruppe. Noch war das Wetter warm und das Gras trocken, weswegen sie auf dem Boden sitzen konnten. »Ich bin müde«, jammerte Shabon und biss in einen mit Fleisch gefüllten Reisball, »Echt...« Ein Schnauben kam von Lorrenors Seite: »Du musst noch knapp fünf Tage durchhalten...« »Ich weiß...«, entgegnete Shabon wieder und ließ den Kopf hängen, »So hab ich mir das nicht vorgestellt!« Kakashi lachte auf und schien in diesem Moment sehr fröhlich zu sein. Bisher hatte ihn Kurai die Gruppe immer nur schadenfroh angrinsen sehen, wenn sie mal wieder Kartoffeln schälen mussten oder sowas. Irgendwie hatte sie auf einmal das Gefühl, dass er nicht weniger in sichselbst gefangen war als sie. Das braunhaarige Mädchen sah etwas betreten zu dem Brot, welches sie sich geschmiert hatte. Es war knochentrocken und schmeckte nach rein garnichts. Shabons Sachen rochen extrem gut und sahen auch toll aus, wahrscheinlich hatte ihre Mutter sie mit Liebe für sie zubereitet. Lorrenor aß ein fertiges Paket Sushi, welches er vorher wohl gekauft hatte. Das hätte sie auch tun können... Mist. Kakashi schien nicht zu wollen - aber vielleicht weigerte er sich auch nur, seine Maske in der Anwesenheit der Anderen hinunterzuziehen. Kurai seufzte lautlos und legte das Brot zurück in ihre Tasche. Im gleichen Moment hielt ihr Shabon einen ihrer gefüllten Reisbälle vor die Nase. »W-Was?« »Ich hab gesehen, wie du geschaut hast«, meinte das grünhaarige Mädchen und lächelte Kurai offen an, »Die schmecken wirklich gut.« »D-Danke«, murmelte Kurai verschüchtert und aß schnell den Reisball. »Nimm dir so viele wie du willst«, ihr Gegenüber schob die Schachtel in die Mitte. Kurai bedankte sich nochmal. Noch nie hatte ihr jemand was von seinem Essen abgegeben! Zwar war es eher eine Kleinigkeit unter Freunden, so kannte Kurai diese Gesten nicht und war dementsprechend glücklich darüber. Lorrenor starrte stumm in die andere Richtung, bis Shabon auch ihm einige der Köstlichkeiten anbot. Der Junge tat es ab und wollte nicht, aber nach einigen Minuten der Stille klaubte er sich dann doch einen aus der Packung und nuschelte ein beschämtes "Danke". Es gab nicht wirklich etwas Interessantes in dem kleinen Dörfchen. Sie nahmen die "überaus wichtige" Schriftrolle in Empfang und wechselten sich mit dem Bewachen ab. Den ersten Dienst leistete Lorrenor, den Zweiten Shabon und den Dritten Kurai. Ansonsten gab es in diesem Ort nichtmal Ninjas, deshalb übernachteten sie in einer Herberge und reisten am nächsten Tag zurück. Kurai und Shabon unterhielten sich die meiste Zeit über Belanglosigkeiten, zum Beispiel erfüllte Missionen oder diverse Träume. Kurai erzählte ihrer Freundin schließlich von Asumas nächtlicher Wache, wo auch Kakashi merklich zuhörte. »Ich war schon froh, dass es Asuma-Sensei war. Den kannte ich wenigstens«, erzählte das Fuchsmädchen, »Bei einem fremden Ninja hätte ich wohl kein Auge zugemacht.« »Es muss ein komisches Gefühl sein, von jemandem bewacht zu werden«, überlegte Shabon, »...Da fühlt man sich, als wäre man berühmt.« »Jaa, so ähnlich«, grinste Kurai ausgelassen und spähte dann wieder nach vorn. Inzwischen waren sie ein gutes Stück weitergekommen und näherten sich einem Wald. Kakashi blieb einen Augenblick lang stehen. »Was wäre günstiger?«, fragte der Meister prüfend, »Den vermeindlich kürzeren Weg durch den Wald nehmen oder weiter am Feld entlanggehen?« »Das ist einfach«, antwortete Lorrenor prompt, »Im Wald gibt es bessere Versteckmöglichkeiten. Auf dem Feld hier sitzen wir wie auf dem Präsentierteller.« »Und wenn der Weg durch den Wald kürzer ist sparen wir außerdem Zeit ein«, fügte Kurai hinzu. Kakashi nickte zufrieden und nahm Kurs auf den Wald. »Endlich mal was Anderes als Wiese und Feld«, freute sich Shabon und rannte einige Schritte vor, sodass sie als Erste zwischen den dichten Bäumen stand. »Schau nach, ob sich jemand nähert«, rief der Sensei dem Mädchen zu. Auch ein Auftrag der C-Stufe bedeutete noch immer viel Übung und Training. Immerhin mussten sie irgendwann allein zurecht kommen. Shabon schwang sich einen der Äste hoch und dann auf den Nächsten, bis sie die Baumkronen überblicken konnte. Einige Lichtungen und ein Bach zogen sich durch die Landschaft, aber von fremden Ninjas war nirgends etwas zu sehen. »Nichts«, rief Shabon zufrieden und hangelte sich wieder nach unten. Als sie gerade auf dem vorletzten Ast Halt gefunden und schon Kurs auf den Nächsten genommen hatte, war ihr plötzlich, als habe sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung erkannt. Suchend huschten ihre grünen Augen durch das Dickkicht - und da war es. Ein Vogel flatterte erschrocken über ihre Anwesenheit hinauf in den Himmel und verschwand dort. Shabon lächelte sanft und schwang sich dann auf den Boden, wo der Rest ihres Teams ihr auch schon entgegenkam. »Hast du was gesehen?«, fragte Kakashi. »Alles okay, die Luft ist rein.« »Gut.« Kurai atmete die frische Luft ein und es roch nach Gras und Blumen. Das Wetter war wirklich toll und wie gemacht für einen Ausflug. Irgendwie war das hier ja auch wie auf einem Ausflug. Einem langen Ausflug. Sie schritten durch den Wald und in der selben Sekunde war Kurai, als sähe sie eine Bewegung im Augenwinkel. Das Mädchen wandte sich zur Seite und erspähte tatsächlich einen schwarzhaarigen Jungen. Er schien sie nicht zu bemerken, sein Blick war traurig und irgendwie schwer. Eine Narbe zog sich quer über sein Gesicht. Gleich darauf war er im Dickkicht verschwunden. Kurai öffnete den Mund, um ihren Kameraden von ihm zu erzählen, doch im gleichen Moment spürte sie plötzlich einen starken Luftzug hinter sich. Deutlich nahm sie Konturen einer Anwesenheit wahr und wandte erschrocken den Kopf zur Seite. Ein breit gebauter Ninja funkelte ihr von hinten entgegen. Kurai war außerstande, etwas zu unternehmen - sie hatte noch nie in ihrem Leben einen so schnellen Ninja gesehen. Bis auf Kakashi vielleicht. »Hab dich dich!«, zischte der vermeindlich feindliche Ninja und stieß mit einem Kunai nach ihrem Oberschenkel. Kapitel 9: Nebelschwaden ------------------------ Es klirrte laut und Kurai öffnete ihre Augen, die sie vorher in Furcht zusammengekniffen hatte. Schnell wandte sie sich um und sah, dass Kakashi sich zwischen den Ninja und sie geworfen hatte. Er hielt das Kunai des Gegenübers angestrengt mit einem Eigenen zurück. »Weg!«, keifte er Kurai an und diese gehorchte sofort. Sie sprang rückwärts weg, um bei Lorrenor und Shabon zu landen, aber irgendetwas tauchte erneut hinter ihr auf und sie prallte dagegen. Das Fuchsmädchen landete auf dem Hosenboden und wieder ging es zu schnell für ihren Geist. Zwei Fäuste flogen vor ihren Augen umher und gleich darauf befand sich Lorrenor vor ihr, der den schwarzhaarigen Jungen von vorhin niedergeschlagen hatte. »W-Was...«, murmelte Kurai verschreckt und erhob sich zittrig. Sie fühlte sich plötzlich verloren und völlig überfordert. Angstschweiß sammelte sich auf der Stirn des Mädchens und schließlich zog Shabon sie zusich. Kurz war Kurai wieder klar und erspähte Shabons Gesicht. Auch sie schien Angst zu haben, aber im Gegensatz zu ihrer Freundin hatte das grünhaarige Mädchen sich im Griff. Erst jetzt verschaffte sich Kurai einen Blick über die Situation. Kakashi rang noch immer mit dem Ninja, welcher jetzt den Druck nachließ und hinwegsprang. Er landete etwa einen Meter weiter hinten und fixierte seinen Gegner. Kurai kniff die Augen etwas zusammen. Der Ninja hatte kurzes, rabenschwarzes Haar und ebenso dunkle Augen. Sein Gesicht war von unterhalb der Nase bis zum Nacken mit Bandagen verdeckt. Er trug ein ärmelloses, schwarzes T-Shirt und eine Hose derselben Farbe. Auf seinem Rücken trug er ein wahrhaft gigantisches Enthauptungsmesser. Es war größer als der Mann selbst, aber Kurai kannte die Geschichte dieser Waffen. Von jenen sogenannten "Zanbatos" gab es insgesamt nur sieben Stück auf der ganzen Welt. In einer kurzen, absurden Sekunde hatte das Fuchsmädchen plötzlich das Gefühl diesen Mann zu kennen. Er kam ihr auf eine ihr unbeschreibliche Art und Weise vertraut vor, gleich einem Deja Vú. Sie schüttelte kurz den Kopf. Er war ein Feind und hatte sie angegriffen. Kakashi hatte sie beschützt... und nun war er selbst in Gefahr. Sie wandte den Blick zur anderen Seite. Lorrenor stand in leicht gebeugter Haltung da, auf den nächsten Angriff des Jungen wartend. Dieser rappelte sich nur langsam auf, er schien eigentlich recht ungeschickt. Auch er hatte schwarzes Haar, seine Augen schimmerten grünlich. Die Narbe auf seinem Gesicht, die Kurai auch schon vorher aufgefallen war, zog sich vom oberen Teil der Stirn bis unten zum Hals. Diese Wunde war mit Sicherheit lebensgefährlich gewesen. Auch Lorrenor hatte Kurai geholfen. Sie wusste nicht, was der Junge mit ihr vorgehabt hatte, als er hinter ihr aufgetaucht war, aber ihr männlicher Teamkamerad war dazwischengesprungen und hatte es verhindert. Sie spürte kurz ein warmes Gefühl in ihrem Innern - Dankbarkeit. Kurai wandte sich Shabon zu, der schwarzhaarige Junge stand inzwischen wieder. »Was sollen wir tun?«, fragte das Fuchsmädchen. »Ich weiß es nicht«, entgegnete Shabon und hob verzweifelt aussehend die Schultern, »Das Einzige was ich kann ist Illusionskunst - und die ist noch nicht gut genug für Ninjas dieser Klasse. Mein Vater hat doch letzten Monat erst angefangen mit mir zu trainieren...« »Ja...«, murmelte Kurai nur. Zwischen Lorrenor und dem Jungen entbrannte nun ein Gefecht, sie schlugen nacheinander und ihr Teamkamerad benutzte seine üblichen Verrenkungen, um dem Gegner mit dem Fußrücken ins Gesicht zu treten, was problemlos klappte. Kurai fragte sich, ob Lorrenor so gut oder dieser Junge so schwach war. Vielleicht auch beides. Kakashi hingegen hatte es schwerer. »Komm mir nicht in die Quere!«, raunte der Ninja mit seiner tiefen Stimme. Er zückte das riesige Schwert und schlug damit nach Kakashi, welcher über es hinwegsprang und noch in der Luft einige Fingerzeichen formte. »Katon, Gokakyuu no Jutsu!«, murmelte der Sensei und sogleich entsprang seinem Atem ein beachtlich großer Feuerball. Der Gegner wurde von jener Flamme gestriffen und beeilte sich, wegzukommen. Er sprang auf einen nächstgelegenen Ast, während Kakashi wieder am Boden stand und ihn von unten aus fixierte. Seine Technik hatte Lorrenor einen kurzen Moment abgelenkt. Woher konnte er dieses Jutsu? Die konnten nur Angehörige des Sato-Clans erlernen. Aber Kakashi war doch garkein Sato... Lorrenor kniff kurz die Augen zusammen und dachte nach. Denselben Moment nutzte der Junge vor ihm, um mit einem Kunai nach seinem Gesicht zu stechen. Kurai wollte diesesmal allerdings reagieren und sprang dazwischen. Noch bevor sie eine Entwaffnungstechnik hatte anwenden können striff die scharfe Klinge der Waffe ihren Oberarm, zerschnitt einen Teil des Stoffs und verletzte ihre Haut. Blut quoll aus dem Kratzer, doch Kurai ignorierte ihn. Lorrenor sprang weg und fand sich sogleich hinter dem Jungen wieder. Nun war dieser eingekreist zwischen den beiden Kameraden, Lorrenor hielt ihm ein Doppelkunai an die Kehle. »Und jetzt sag uns, wie du heißt du was du willst«, zischte er bedrohlich, Kurai hatte inzwischen selbst eine Waffe gezückt und hielt sie in Richtung seines Herzen. »N-Nein...«, murmelte der Junge, er schien tatsächlich Angst zu haben. Lorrenor drückte ihm das kalte Eisen fester an die Halsschlagader. »Tu es oder ich schneid' dir die Kehle durch!« »...I-Ich... Ich bin Ren...!«, keuchte er, »Ich... Ich diene nur meinem Meister und führe seine Befehle aus! Mehr nicht!« »Und was ist dein Befehl?!« »E-Er und ich, wir sollen das Mädchen mit den Strichen im Gesicht holen! Warum hat man mir nicht gesagt!« Kurai trat einen Schritt zurück. Sie also wieder. Sie war der Grund, warum die Anderen in Gefahr gerieten. »Hilf Kakashi«, sagte Lorrenor auf einmal, »Ich komme hier klar.« Kurai nickte zögerlich und blickte zu Shabon. Diese gab ebenfalls jene Kopfbewegung vonsich und zu zweit näherten sie sich Kakashi und Zabuza, die nach einem vermeindlich geschehenen Schlagabtausch inzwischen wieder einige Meter voneinander entfernt waren. Kurz hinter ihrem silberhaarigen Meister stoppten sie, doch Kurai trat neben ihn. »Was willst du?!«, rief sie dem Mann nunmehr sauer zu, aber sogleich streckte Kakashi den Arm aus und schob sie etwas grob zurück. »Mischt euch nicht ein!«, zischte er warnend, »Der hier ist von anderem Kaliber!« »Anderem... Kaliber...?«, wiederholte Kurai leise und blickte den Gegner an, welcher nun schallend zu lachen begann. »Das hast du richtig erkannt... Kakashi!«, meinte er und grinste unter seinen Bandagen, »Du kennst mich also?« Kakashis Auge verengte sich zu einem schmalen Schlitz. »Du bist Momochi Zabuza, der Kiri-Dämon.« Kiri-Dämon? Kurai hatte das Gefühl, den Namen "Zabuza" schonmal gehört zu haben. Aber wo nur? Sie dachte nach, kam aber nicht darauf. Vielleicht hatte sich ja mal jemand in ihrem Beisein über ihn unterhalten? »Genau«, drang die Stimme des Gegners durch ihre Gedanken, »Richtig. Und ich kenne dich... Khihi.« Immernoch ausdruckslos starrte Kakashi Zabuza an. Der Druck seines Arms war stärker geworden und tat Kurai nunmehr weh, weshalb sie sich ergab und einen Schritt zurücktrat. »Egal was ihr tut...«, meinte Kakashi, ohne Kurai anzusehen, »Greift ihn auf keinen Fall an!« Kurai ließ einen Laut der Missgunst erklingen und schwieg. »Habt ihr mich verstanden?«, zischte der Sensei und Kurai zuckte nun doch zusammen. »Verstanden...«, murmelte Shabon von hinten und Kurai nickte schließlich. »Du bist der Körperninja, Kakashi Hatake«, erzählte Zabuza und schien dabei eine Art Genugtuung zu empfinden, »Als ich noch bei der Attentatgruppe war, hab ich von dir gelesen... Du hast über tausend Künste kopiert.« »Kopiert?«, murmelte Kurai und runzelte die Stirn. Wie sollte er Künste kopieren? »Nun...«, begann Kakashi und plötzlich suchte seine Hand sein Stirnband, »Dann kann ich ja auch gleich rausrücken.« Hatake zog das dunkelblaue Band hoch, sodass es nun gerade an seiner Stirn saß. Jenes Auge, welches immer verdeckt gewesen war, kam nun zum Vorschein. Es stach von tiefem Rot, während sich um die schwarze Pupille drei kleine, flammenförmige, ebenso dunkle Flecken befanden. Sie rotierten einmal, als Kakashi seine Augenbraue bewegte. Kurai renkte sich fast den Hals aus, um alles von diesem atemberaubenden Auge zu erfassen. Soetwas hatte sie noch nie gesehen. »D-Das ist ein Sharingan!«, rief Lorrenor aus, der Ren inzwischen zu Boden gedrückt hatte. Er saß auf seinen Schulterblättern und hielt ihm noch immer das Doppelkunai an den Hals, während er aber fassungslos Kakashi anstarrte. »Ein... Sharingan?«, meinte Shabon leise und ergriff im gleichen Moment Kurais Hand. Diese erschrak vor dieser Geste und wusste sie nicht zu deuten. Hatte Shabon Angst? Sie drückte die Hand ihrer Freundin etwas und harrte des Kampfes, der gleich zwischen den beiden Jo-Nin ausbrechen würde. Einige endlose Sekunden sahen sich die beiden an, ehe sie so schnell aufeinander zustürmten, dass die drei Ge-Nin es kaum erkennen konnten. Sie stießen zusammen und rangen wieder einen kurzen Moment, dann setzte Zabuza abermals sein Enthauptungsmesser ein. Der Schlag war wuchtig und Kakashi duckte sich anscheinend mühelos unter ihm hinweg. Zeitgleich hob Momochi eins seiner Beine und verpasste dem Sensei einen gewaltigen Tritt ins Gesicht. Kakashi gab keinen Ton vonsich, rollte jedoch etwa einen Meter weg und fing sich dann mit der Hand ab. Unter dem Stoff, den er über seinem Mund trug, begann es nass zu glänzen. Anscheinend blutete seine Nase. Kurai ballte die Hand zu Faust. Sie konnte es sich nicht erklären, aber es machte sie wütend - ja es tat ihr gar weh - zu sehen, was dieser Ninja mit ihrem Meister tat. Hilflos hielt sie Shabons Hand fest und trat von einem Bein aufs Andere. Kakashi stand auf und Zabuza befand sich sofort wieder im Sprung vor ihm. Diesesmal zog Hatake vor dem Schlag lediglich den Kopf weg und traf den schwarzhaarigen Gegner danach mit einem Sprungkick in den Magen. Zabuza schlug einen Salto und landete auf den Füßen, sogleich Fingerzeichen formend und dann einen Arm in die Höhe streckend. »Ninpou Kiri-Gakure no Jutsu«, ertönte es von ihm und kurz danach verdunkelte sich plötzlich die Sonne. Kurai spähte nach oben; eine dicke Nebelschicht bildete sich in der ganzen Umgebung. Innerhalb weniger Sekunden war die Wand so dicht geworden, dass man von der Umgebung nichts mehr sah. Kurai konnte gerade so noch Shabon erkennen, die immerhin direkt neben ihr stand und jetzt ihre Finger sosehr drückte, dass es etwas wehtat. Kurai bewaffnete sich und hielt das Wurfmesser fest auf Brusthöhe. Vielleicht konnte sie sich wenigstens dieses Mal selbst wehren. »Bewegt euch nicht!«, rief Kakashis Stimme durch die Nebelwand, »Eine falsche Bewegung und er tötet euch!« Im gleichen Moment vernahmen Shabon und Kurai Zabuzas rauchige Stimme: »In diesem Nebel ist dein Sharingan nutzlos!« Gleich darauf ertönte ein erstickter Schrei Kakashis. »Kakashi-Sensei!«, schrie Kurai und trat einen Schritt nach vorn, sich von Shabon lösend. Schlaggeräusche wurden vernehmbar und obwohl sie sich so dicht dran anhörten konnte Kurai nichts erkennen. Wut über ihre Hilflosigkeit packte sie und sie presste ihre geballte Faust so fest zusammen, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. »Ich habe Angst«, flüsterte Shabon und spähte hilfesuchend zu Kurai, welche sich aber nicht umwandte. Noch immer lauschte sie angestrengt in den dichten Nebel und versuchte, irgendetwas zu hören. Als sie die Augen schloss, wurde es ihr klarer vor Augen. Sie spürte die Anwesenheit des Gegners und hörte einige schleifende Geräusche. Dann zuckte sie zusammen, als erneut Kampfgeräusche erklangen. Diesesmal vernahm sie das Klirren von Waffen, die gegeneinander zu schlagen schienen. Kurais Ohren zuckten einmal und Shabon hatte in diesem Moment das Gefühl, ihre Kameradin würde diese Technik können. Aber das konnte ja nicht sein... Oder? Ein schneidendes Geräusch durchbrach die Stille, gefolgt von einem weiteren erstickten Schrei Kakashis. Anscheinend war er durch den Nebel wirklich schwer im Nachteil. Logisch, er sah nichts und konnte deshalb auch mit seinem Sharingan nicht viel erreichen. Kurai sah sich um und Panik packte sie. »Bleib hier«, meinte Shabon, »Du darfst nicht gehen! Er wird dich töten!« »Nein...«, flüsterte Kurai leise. Er würde sie nicht töten. Nicht sie. Sie wollten sie lebend. Und das war Kurais Chance. Sie rannte los und durchbrach regelrecht die Nebelwand. Sie waren nicht weit entfernt von ihr, weswegen Kurai sich bald direkt neben dem Kampfgeschehen wiederfand. Kakashi hatte sich wieder gefangen und Zabuza anscheinend eine Verletzung beigefügt, denn er riss sich gerade ein Wurfmesser aus der Seite und ließ es klirrend zu Boden fallen. Aber als Kakashi Kurai sah, stierte er sie wütend an und war abgelenkt. »Was machst du hier?!«, fragte er sie nicht grade freundlich und im gleichem Moment kassierte er durch seine Unaufmerksamkeit einen Schlag mit dem Schwertstumpf des Gegners. Zeitgleich sprang dieser mit hoch, hielt die Waffe mit scharfer Klinge nach unten und drohte, Kakashi damit zu durchbohren. Es war, als würde die Zeit plötzlich langsamer laufen. Kurai hörte ein feines Lachen in ihrem Innern, als sich ihre Pupillen rot färbten und die Fuchsstriche zu tiefen Kerben wurden. Sie spürte ein leichtes Stechen in ihrem Kreuz und schon in der gleichen Sekunde durchbohrte die lange Schwertkante ihren Arm. Wie sie sich so schnell fortbewegt hatte wusste Kurai nicht, doch leicht gebeugt und keuchend stand sie nun vor Kakashi. »W-Was?«, stammelte Zabuza und war einen kurzen Moment völlig aus der Fassung, »Du dummes Kind!« Kurai sah auf, noch immer war ihr Gesicht verändert. Die schmale Iris fixierte Momochi. »Finger weg von meinem Meister«, raunte Kurai, »Oder ich reiß' dir den Kopf ab!« Sie spürte einen Luftstoß hinter sich. Kakashi hatte sich aufgelöst - sie war umsonst vor ihn gesprungen, die Klinge hätte lediglich einen Bunshin durchbohrt. >Egal jetzt...<, stieß es durch ihren Geist und sie rannte auf Zabuza zu. Sie spürte keine Furcht, denn man würde sie nicht töten. Da war sie sich ganz sicher. Zabuza hob sein Schwert und ließ es im Sprung mit der flachen Seite auf sie herabstürzen, doch Kurai wich zur Seite aus. Die rote Chakra des Fuchsdämonen strömte durch ihren Leib und die Wunde an ihrem linken Oberarm heilte bereits. Sie kribbelte und war irgendwie taub. Kurai holte zum Schlag aus, aber da segelte Zabuza bereits zu Boden. Verwirrt blieb sie einen Moment lang in der Luft, ehe sie Kakashi vor sich sah - scheinbar war er von hinten gekommen. Gemeinsam landeten sie und Kurai spähte noch immer wütend auf Zabuza. Dieser schien jetzt nervös zu sein und rappelte sich auf. Was sie im ersten Moment gar nicht bemerkte war, dass der Nebel sich auflöste. Der Wald kam wieder in Sicht und auch Lorrenors und Shabons Silhouetten tauchten wieder auf. Sie beide hatten sich nicht von der Stelle bewegt. Kurai keuchte. Kyuubis Chakra brannte und schmerzte in ihrem Innern. Zabuza spähte sie einen kurzen Moment an, dann verschwand er plötzlich an Ort und Stelle und tauchte vor Lorrenor wieder auf. Dieser reagierte zu spät und bekam einen gewaltigen Schlag ins Gesicht ab, woraufhin er von dem Rücken des Jungens flog. Zabuza griff Ren unsanft und zog ihn in die Höhe. »Das gerät außer Kontrolle«, zischte er ihm zu und sah dann Kakashi fest an. »Freu dich bloß nicht zu früh... Du hast uns nicht das letzte Mal gesehen!« Kakashi machte noch einen Schritt, um etwas zu unternehmen, aber die beiden verschwanden in einer Rauchwolke und es kehrte wieder Ruhe ein. Lorrenor rappelte sich auf und wischte sich über den Mund, seine Lippe war aufgeplatzt, aber ansonsten sah er gesund aus. »Mist«, stieß er aus. Kurai stand noch immer rotäugig da, aber als Kakashi an ihr vorbeischritt verstand sie, dass es vorbei war. Alles normalisierte sich wieder und sie sackte erschöpft auf den Hosenboden. Shabon löste sich nun auch aus ihrer Starre und kam zu ihr. »Alles okay?«, fragte sie und Kurai nickte. Sie ließ sich aufhelfen und die Gruppe fand sich wieder zusammen. »Los, Abmarsch nach Hause«, meinte Kakashi und sein Ton war nicht der Gleiche wie sonst. Ärgerte er sich darüber, dass Zabuza entwischt war? Die Rolle war jedenfalls noch da. Kurai fühlte sie in ihrer Tasche. Shabon und Lorrenor setzten sich in Bewegung, auch Kurai lief los. Sie bemerkte, dass der Sensei stehenblieb und hielt ebenfalls an. Sie drehte sich ihm zu und als ihre Blicke sich trafen, spürte das Mädchen einen unangenehmen Stich im Herzen. Kakashi sah sie mit einer Mischung aus Enttäuschung, Wut und Tadelung an, bevor er wortlos an ihr vorbeischritt und sie stehen ließ. Etwas verdattert starrte sie ihm nach. Er war also sauer auf sie, dass sie ihm hatte helfen wollen? Verdammt, sie hatte seinen Befehl nicht befolgt. Mist. Kapitel 10: Kameradschaft ------------------------- Kurai trottete den Rest des Weges schweigsam neben den Anderen her. Sie sah zu Boden und dachte über den Kampf gegen Zabuza und Ren nach. War es wirklich so falsch, einzugreifen? Das Fuchsmädchen suchte immer wieder Kakashis Blick, doch dieser wich ihm gekonnt aus. Kurai ließ die Schultern hängen und war tatsächlich traurig über sein Verhalten ihr gegenüber. Zwischendurch begutachtete sie ihren Arm. Der Stoff war zerrissen und man sah das Meiste der Haut an ihrem Oberarm, aber die Wunde war längst geronnen und die Haut schien sich irgendwie wieder darüberzuziehen. Es fühlte sich merkwürdig an. Die Zeit, bis sie wieder in Konoha waren kam ihr schneller vor als sonst. Zusehr war Kurai mit ihren Gedanken beschäftigt und sie war erleichtert, als Kakashi im Dorf endlich wieder die Stimme erhob. »Ihr habt jetzt eine Weile Pause. In fünf Tagen treffen wir uns um acht Uhr an der Gedenkwiese zum nächsten Auftrag«, meinte er monoton, »Ihr könnt jetzt nach Hause gehen. Macht euch einpaar schöne Tage.« »Bis dann«, meinte Lorrenor sofort und begab sich auf den Weg. Shabon sah Kurai an, aber diese spähte kurz zurück und deutete mit dem Kopf an, dass sie gehen sollte. Shabon nickte ihr zu, drehte sich um und war bald zwischen den Gebäuden Konohas verschwunden. Es war nicht weit bis zu Kurai nach Hause, aber das war nicht der Grund, warum sie Shabon vorgeschickt hatte. Sie sah Kakashi an und dieser schaute nach einigen Sekunden schließlich zurück. »Kakashi-Sensei«, begann sie, wusste aber nicht was zu sagen war. Sein Blick ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Trotzdem sah er schwach aus. Sein Arm blutete und seine Weste war zerrissen. Kurai wandte den Blick ab, da sie ihm nicht standhalten konnte. »Du hast meinen Befehl missfolgt«, meinte er und obwohl er sie tadelte fiel Kurai ein Stein vom Herzen, endlich seine Stimme zu hören. »Ich wollte ihnen helfen«, meinte Kurai wahrheitsgemäß und blickte ihn nun wieder an, »Ich hatte Angst, dass Zabuza ihnen was antut.« Es war ein komisches Gefühl, das zu sagen. Noch nie hatte sie zugegeben jemanden zu mögen oder sich um ihn zu sorgen. Einzig und allein Shabon hatte das bisher geschafft. Er sah sie an und in seinem Blick spiegelte sich etwas Glasiges. Kurai dachte schon, sie hätte ihn überzeugt. »Trotzdem darfst du dich nicht in Gefahr begeben. Und schon gar nicht, wenn ich es dir verboten habe.« »Und wie ich das tue«, wehrte Kurai jetzt ab, »Sie haben selber gesagt, ein Ninja der seine Kameraden nicht achtet ist ein mieses Schwein. Wir sind doch Kameraden oder nicht?«, kurz verharrte sie und sprach dann weiter: »Außerdem hätte er mich niemals getötet. Sie brauchen mich lebend...« »Ja...«, bestätigte Kakashi nun wieder friedlicher, »Du musst vorsichtig sein.« »Tut mir leid«, meinte sie und hob die Schultern, »Aber ich wollte sie nicht allein stehen lassen.« Er lächelte sie matt an. Es war das erste Mal, dass sie einen solchen Gesichtsausdruck bei ihm sah. »Geh jetzt nach Hause und ruh dich aus.« Kurai nickte und wandte sich ab, aber dann blieb sie nochmal stehen. Die Schriftrolle war ja noch in ihrer Tasche! Kurai wandte sich wieder um, zog das Schriftstück raus und überreichte es Kakashi. Dieser steckte es wortlos in einer der Taschen seiner Weste. »Was machen sie jetzt die Tage über?«, fragte Kurai schließlich. »Ich gehe übermorgen auf eine Einzelmission«, meinte Kakashi, »Aber auch nichts Großes. Ich langweile mich eben schnell.« Es war ganz schön hart, gleich schonwieder losziehen zu müssen. Aber da musste ein Ninja wohl durch. Wobei er ja gesagt hatte, dass er das selber will. Kurai fühlte sich unwohl beim Gedanken daran, praktisch allein und ohne Hilfe in Konoha zu sein, solange er weg war. Sie seufzte tonlos, aber dann fiel ihr etwas ein. »Kann ich... sie begleiten?«, fragte Kurai etwas verhalten und spähte hoffnungsvoll in sein sichtbares Auge - das Sharingan hatte er gleich nach dem Kampf wieder verdeckt. Scheinbar kostete es ihn viel Kraft, es zu benutzen. Jedenfalls konnte es sich Kurai nicht anders erklären. »Das geht nicht«, meinte Kakashi, »Wie gesagt, es ist eine Einzelmission. Und außerdem B-Stufe.« »Ist doch egal«, meinte Kurai und zuckte die Schultern. Sie deutete auf ihren ehemals aufgerissenen Arm, über dessen Wunde nun schon wieder neue, rosafarbene Haut lag. Auch der Kratzer vom Kunai des Jungen war verheilt. Nurnoch die Risse im Stoff ihres Oberteils erinnerten an die Verletzung. »Kyuubis Heilkräfte sind erstaunlich«, meinte Kakashi nur und sah auf die besagten Stellen. »Meister Kakashi«, meinte Kurai, »Bitte.« Er ließ die Schultern hängen und schwieg eine Sekunde. Ja, ihre Heilkräfte waren außergewöhnlich und zur Not konnte sie sich auf Kyuubis Chakra verlassen. Wobei er ja auch noch da war und diese B-Stufen Mission eher wegen ihrer Wichtigkeit als wegen ihrer Gefährlichkeit so hoch eingestuft worden war. Vielleicht war es ja eine gute Übung für sie. Er seufzte sichtlich. »Na schön«, ergab sich Hatake, »Aber das wird nicht zur Gewohnheit. Du brauchst auch deine Pausen zwischendurch, sonst leidet die Qualität. Außerdem sind Einzelmissionen eigentlich für eine Person gedacht und nicht für zwei...« »Sie gehen ja auch sofort wieder auf Mission«, protestierte Kurai im Bezug auf die Qualität. »Ich bin ja auch Jo-Nin«, meinte er jetzt mit nunmehr sanftem Unterton und kehrte ihr den Rücken zu. Er setzte sich in Bewegung und hob noch die Hand zum Abschied. »Übermorgen um sechs hier am Stadttor.« »Alles klar.« Kurai saß an diesem Abend noch lange vor dem Fotokarton ihrer Eltern und wühlte darin. Tatsächlich fand sie ein Bild, wo die beiden zusammen am See gewesen waren. Larciel trug kein Oberteil und man sah die Hälfte des Siegels, welches sich um seinen Bauchnabel drehte. Das Fuchsmädchen zog das eigene Schlafshirt hoch und erspähte das Gleiche. »Ach Papa...«, murmelte Kurai leise, »Waren sie zu dir auch so gemein?« Einige Stunden später lag Kurai in ihrem Bett und starrte an die dunkle Zimmerdecke. Warum wollte sie eigentlich unbedingt auf diese Mission mitkommen? Shabon war nicht dabei und Lorrenor auch nicht. In selbiger Sekunde fiel ihr ein, dass sie sich bei ihm noch für seine Hilfe bedanken musste. Immerhin hatte er sich zwischen Ren und sie gestellt. Sie schüttelte kurz den Kopf, um sich zurück zum vorherigen Thema zu begeben. Es war leichtsinnig von ihr, Kakashi zu begleiten. Immerhin hatte man es auf sie abgesehen und würde nicht zögern, zumindest Kakashi umzubringen. Andererseits, war es nicht gefährlicher, das Dorf in Gefahr zu bringen? Sie setzte sich auf und raufte sich kurz die Haare. Kurai fand keine Antwort auf eine scheinbar so einfache Frage und ärgerte sich darüber. Sie wusste nicht, wieso sie etwas so Positives mit einem Auftrag unter Kakashis Leitung verstand. Gut, sie fühlte sich bei ihm sicher, aber war es wirklich nur das? »Nein...«, murmelte Kurai leise, »Das kann nicht alles sein. Sonst wäre ich ja ganz schön egoistisch.« Am darauffolgenden Tag klingelte Kurai an Shabons Haustür. Sie stand schon beachtliche zwanzig Minuten davor und hatte sich erst soeben getraut. In Furcht, einer von Shabons Elternteilen würde öffnen, hatte sie gezögert. Die Holztür öffnete sich und tatsächlich stand Shabons Vater vor ihr. Kurai sah sofort auf den Boden. »I-Ist... Shabon da?«, fragte sie dann leise. »Ja«, meinte der Mann gar nicht so besonders unfreundlich, eher im normalen Ton, »Moment, ich hole sie.« Verdutzt schaute Kurai, wie er die Treppen hochstieg und Shabon rief. Diese stand keine zwanzig Sekunden später vor ihr. »Hallo Kurai!«, rief sie scheinbar freudig, »Was gibt's?« »W-Warum war dein Vater so freundlich zu mir?«, entgegnete die Braunhaarige nur und war immernoch überrascht. »Ach...«, Shabon grinste, »Ich hab mich mal mit ihnen zusammengesetzt und über dich erzählt. Natürlich hab' ich nicht ausgelassen, dass ich nur durch dich die Prüfung zu Ge-Nin bestanden hab und das du mir das Leben gerettet hast... Und ich denke, sie haben ihre Meinung über dich geändert.« Kurai blickte Shabon an und war ihr in diesem Moment unendlich dankbar. Diese kleinen Dinge, die sie für sie tat bedeuteten dem Fuchsmädchen mehr als irgendjemand je ahnen konnte. »Danke«, murmelte sie heiser. »Ach was«, lenkte Shabon ab, »Was wolltest du denn? Willst du reinkommen?« »Nein«, wehrte Kurai ab und lächelte, »Ich wollte dir nur sagen, dass ich morgen mit Kakashi-Sensei auf eine Einzelmission gehe. Damit du mich nicht suchst.« Das Mädchen hob eine Augenbraue: »Einzelmission? Wie das? Ich dachte, wir haben frei?« »Na ja... Ich hab ihn gebeten, dass ich mitdarf.« »Ahja?« »Ja... Na ja... Ich fühle mich nicht wirklich in sicher momentan.« Shabons vorher fraglicher Blick wandte sich ins Verständnisvolle. »Klar, verstehe ich gut. Aber du hättest auch so lange bei mir bleiben können, wenn du nicht allein sein willst. Mein Zimmer ist groß genug für ein Gästebett«, sie lächelte Kurai freundlich an. »Ich... Ich danke dir«, brachte Kurai nur heraus. Warum hatte sie dieses Mädchen nicht schon früher kennengelernt? »Viel Glück auf deiner Mission, Kurai.« Am Abend saß Kurai im Schneidersitz auf dem Fußboden und packte ihren graublauen Rucksack. Sie war aufgeregt und ihr Herz klopfte aus einem ihr unerfindlichen Grund schnell. Es war doch nur eine Mission? Andererseits würde sie nun beweisen können, was sie draufhatte, sofern es notwendig war. Sie ahnte bereits, dass die Aufgabe nicht so gefährlich sein konnte, sonst hätte Kakashi sie gar nicht mitgenommen, verantwortungsbewusst wie er eben war. Sie sah in den leeren Rucksack und dachte nach. Er hatte ihr weder gesagt wo es hinging, noch wie lange sie unterwegs sein würden. Deshalb steckte sie etwas mehr Proviant ein als vielleicht nötig sein würde, aber besser so als anders. »Hm...«, machte sie. Waffen fehlten noch... Und was noch? Eigentlich nichts weiter von Belang. Sonst hätte es Kakashi doch sicher erwähnt. Kurai steckte noch eine Fleecejacke ein; man konnte ja nie wissen. Ihre Träume führten Kurai in der Nacht an die Gitterstäbe des Kyuubi. Wie und warum sie wieder hergekommen war vermochte nur ihr Unterbewusstsein zu wissen. Das braunhaarige Mädchen spähte hinauf und erkannte sogleich die Umrisse des wahrhaft riesigen Fuches. Eine seiner Pranken polterte etwas näher an die Stäbe heran und die roten Augen fixierten den Menschen unablässig. "Was tust du hier, kleine Kurai?", fragte das Biest mit etwas Hohn in der Stimme. »Du hast mir geholfen«, meinte diese unbeirrt, »Danke.« Die vor Geifer triefenden Zähne des Monsters weiteten sich etwas und es entließ ein schallendes, fauchendes Lachen. "Dein Tod wäre auch der Meinige", meinte es donnernd, "Oder glaubst du, mir liegt etwas an dir? Du bist nur der Käfig, der mich bannt. Ebenso wie Larciel es einst gewesen ist." »Du erinnerst dich daran?«, fragte Kurai nun doch erstaunt, »Ich meine, dass du in meinem Vater versiegelt warst?« "Natürlich tue ich das", kam es als spöttische Antwort, "Oder glaubt ihr Menschen alle, dass nur ihr intelligente Wesen seid? Jeder dahergelaufene Straßenköter könnte einige von euch in Sachen Intelligenz übertreffen." »Bitte, Kyuubi«, bat Kurai und sah zu ihm auf, »Waren die Dorfbewohner auch so ungerecht zu meinem Vater? So wie zu mir?« Seine gebleckten Zähne verschwanden wieder hinter seinen dunklen Lefzen und es senkte ein wenig das Haupt. "Natürlich waren sie das. Der Mensch fürchtet sich vor allem, was er nicht kennt. Und wovor er sich fürchtet, das verstößt er." »Ja...« "Allerdings hat Larciel dies mit Fassung getragen. Es interessierte ihn nicht, was die Anderen über ihn dachten." »Aber wieso hat er dich an mich gesandt?« "Das liegt nicht in meiner Erinnerung. Ich war nur Opfer seiner Technik. Pass auf, dass Shaku mit dir nicht das Gleiche anstellt." »Wie meinst du das?«, Kurai bemerkte in diesem Moment, dass Kyuubi zwar Menschen hasste aber durchaus weder dumm noch von Hass geblendet war. Es war in der Lage, vollkommen klar zu denken und unterhielt sich immerhin gerade mit ihr. Deshalb setzte sich das Mädchen auf den Hosenboden und hörte ihm gespannt zu. Unter ihr befanden sich nur Steine, aber dennoch war die Grotte, wie sie sie nannte, stets von Wärme erfüllt. Es war ein merkwürdiges Gefühl, hier zu sein und Kurai spähte kurz in die Flammen, die in großen Leuchtern links und rechts vom Käfig standen. "Shaku begehrt mich, seit er deinen Vater zum ersten Mal sah. Und jenes Werk wird er auch bei dir fortführen", unterbrach der Fuchs ihre Gedanken. »Aber du kannst mir doch helfen, oder nicht?« Wieder lachte der Fuchsdämon hallend. "Wenn ich mich hätte gegen eine Versiegelungskunst wehren können, dann wäre ich nichtmal in deinem Vater gefangen worden. Trotz Allem bin ich auch nur ein Lebewesen und leider nun auch sterblich." Kurai sah noch immer zu ihm hinauf. Es war riesig, wirklich. Aber nicht unbedingt hässlich. Sein Fell wechselte im Licht die Farbe zwischen hellorange und blutrot. Im Schatten seines Käfigs schien es wirklich eingeengt und plötzlich fühlte Kurai Mitleid mit dem Wesen. "Was schaust du mich so an, Menschenkind?", es schien Kyuubi nicht entgangen zu sein. »Ach... Nichts. Ich wollte dir nur dafür danken, dass du mir geholfen hast, Meister Kakashi beizustehen.« "Du bist töricht und naiv", kam es zurück, "Du riskierst dein und mein Leben für einen anderen Menschen. Die gleiche Dummheit konnte ich auch deinem Vater nie ausreden." Kurai lächelte schwach. »Na ja... Es macht mich glücklich, mit meinen Freunden zu kämpfen.« "Glücklich?", spottete das Fuchswesen, "Ist es das, was du wolltest? Nichtmehr einsam sein? Was hat sich nun geändert?" »Ich... Ich weiß es nicht«, sagte Kurai ehrlich, »Es... Es fühlt sich einfach gut an zu wissen, dass man nicht ganz allein ist. Ich kämpfe gern Seite an Seite mit ihnen. Wirklich«, sie erwartete kein Verständnis. "Dann tu das, wenn es dich so glücklich macht", erwiderte Kyuubi jedoch dann, "Dein Vater hat genau den gleichen Satz gesagt. Zwischen euch gibt es kaum Unterschiede." Sein Satz befreite Kurai wieder aus ihrem Innern. Scheinbar hatte Kyuubi nichtmehr mit ihr sprechen wollen, oder vielleicht hatte sie auch einfach das gesagt, was sie hatte loswerden wollen. Kurai wusste es nicht, aber plötzlich spürte sie etwas mehr Zuneigung für den großen Fuchs, der dort gefangen in ihrer Seele und ihrem Bauchnabel saß. Am nächsten Morgen war es soweit. Kurai hatte erst darüber nachgedacht, wieder eine Stunde später aufzustehen, aber die Angst machte sich in ihr breit, dass Kakashi doch rechtzeitig kommen und ohne sie losgehen könnte. Das wollte sie auf jeden Fall verhindern und deshalb stand sie sogar noch etwas früher auf als nötig. Was nur dazu führte, dass sie etwas mehr als eine Stunde auf Kakashi-Sensei warten musste. Und für seine Verhältnisse hatte er sie damit nichtmal lange warten lassen - er hatte es auch schon fertig gebracht, fast vier Stunden zu spät zu kommen. »Da sind sie ja«, meinte Kurai ernüchtert. Sie fragten schon lange nichtmehr, warum der Meister wieder nicht rechtzeitig gekommen war, immerhin wäre es ja doch nur eine Ausrede. »Morgen«, meinte er unbehelligt und Kurai, die sich auf ihrem Rucksack niedergelassen hatte, stand auf. »Können wir los?« »Japp!«, bestätigte das Fuchsmädchen gut gelaunt und Kakashi deutete mit einer Handbewegung an, loszugehen. Kapitel 11: Heißkalt -------------------- Sie verließen Konoha abermals durch die großen, dunkelgrünen Holztore und Kurai schaute nur wenig wehmütig zurück. Kurz darauf holte sie Kakashi mit einem schnellen Schritt auf und sah ihn dann begeistert an. »Was ist unser Auftrag?«, fragte sie. »Wir reisen nach Kumo-Gakure«, meinte Kakashi ohne sie anzublicken, »Ist eine kürzere Strecke als Wellenreich. Nur über Gebirge. Ich schätze etwa einen Tag pro Weg.« »Aha«, Kurai nickte, »Und was sollen wir dort erledigen?« »Einen Spion erledigen.« Kurai klappte fast die Kinnlade herunter. »Sie meinen... töten?« »Ja«, erwiderte Kakashi und sah Kurai nun doch an, »Meinst du, du kannst das nicht?« »I-Ich weiß nicht...«, murmelte das Mädchen zögerlich. »Du wolltest mitkommen. Wenn du willst kannst du noch immer umdrehen.« »Nein«, sagte sie entschieden, »Ich kneife nicht vor einem Dienst. Aber warum sollen wir ihn töten?« »Er hat einige Zeit lang im Anwesen des Hokage gearbeitet, aber nach einem Streit ist er nach Kumo-Gakure ausgewandert.« »Klar«, kombinierte das Fuchsmädchen, »Und er wird mit Sicherheit konohainterne Sachen ausplaudern.« »Exakt.« »Na dann müssen wir ihm wohl die Leviten lesen.« Es war Kurai klar, dass wahrscheinlich sowieso Kakashi die Arbeit machen würde. Sie war wie eine Last, ein Praktikant, der nur zuschauen durfte. Sie staunte, dass der Hokage die Sache überhaupt erlaubt zu haben schien. Andererseits kannte der alte Mann Kurai und ihre Sturheit. Ob sie die auch von Larciel hatte? »Ich habe gestern mit Kyuubi gesprochen«, platzte es plötzlich aus ihr heraus und noch in der gleichen Sekunde hatte Kurai vergessen, warum sie das Kakashi überhaupt erzählte. Andererseits war sie einfach glücklich, sich mit jemandem unterhalten zu können, der scheinbar auchnoch Interesse an ihren Geschichten zeigte. Der Sensei hatte Kurai immerhin schon oft zugehört. »Ach wirklich?«, fragte Hatake, »Wie kannst du denn mit ihm sprechen?« »Ich war im Traum vor seinen Gitterstäben. Und da haben wir uns eben unterhalten. Es hat mir erzählt, dass die Dorfbewohner zu meinem Vater ebenso unfreundlich waren.« »In der Tat, das waren sie«, bestätigte Kakashi, »Interessant.« Kurai kratzte sich am Unterarm und da bemerkte sie erst, dass sie ihre Arme nicht bandagiert hatte. Seit Jahren war das ihr morgendliches Ritual - wieso hatte sie das vergessen? Nach längerem Überlegen stellte sie fest, dass sie die Verbände auch gestern und vorgestern nicht getragen hatte. Vertraute sie ihren Kameraden etwa inzwischen schon so sehr, dass sie meinte, ihre Narben nichtmehr verstecken zu müssen? Nun, aufziehen würde sie mit denen gewiss niemand. Da war sie sich sehr sicher. Kakashi ließ Kurai schweigen und hing selbst einige Zeit seinen Gedanken nach. Die Sonne war heute von Wolken verdeckt, weswegen es kälter war als in den letzten Tagen. Dazu wehte noch ein leichter Wind. Irgendwann im Gehen wandte Kurai den Kopf leicht zu ihrem Meister und beobachtete ihn eine Zeit lang unbemerkt. Ihre blauen Augen huschten über seinen Körper und zogen die Konturen seines Gesichts nach. Genau spähte sie an die Stelle, an der die Maske anfing und sie fragte sich, was darunter lag. Ihr Herz schlug plötzlich einen leichten Takt schneller, was sie auf ihre Neugier abschob. Sie fühlte sich wirklich wohl in seiner Nähe - irgendwie verrückt. Dabei hatte er doch eigentlich gar nicht viel dafür getan. Er drehte seinen Kopf und spähte Kurai etwas fragend an. »Hm?«, machte er. »Ähm...«, Kurai wandte schleunigst den Kopf wieder nach vorn und errötete leicht, »N-Nichts.« Kakashi zuckte die Schultern, was das Mädchen aus den Augenwinkeln erkennen konnte. Sie unterhielten sich während des Laufens später über verbotene Techniken wie zum Beispiel die Versiegelungskunst. Kakashi erklärte ihr einige Zusammenhänge, die er kannte, beispielsweise, warum man dabei im Normalfall starb. Kurai hörte gebannt zu und ihr fiel positiv auf, dass Kakashi nicht wie sonst auf Reisen üblich in seinem "Flirt-Paradies" las. Dieses schmuddelige Buch hatte er normalerweise bei jeder sich bietenden Gelegenheit in der Hand. Wahrscheinlich empfand er es als unhöflich zu lesen, wenn Kurai sein einziger Begleiter war und dies rechnete sie ihm hoch an. Sie erreichten das besagte Gebirge gegend Abend. Die zwischendurch doch herausgekommene Sonne wandte sich dem Horizont zu und war bereits orange verfärbt. »Ist es noch weit?«, erkundigte sich Kurai. »Ich schätze noch vielleicht... sechs Stunden. Das Gebirge ist groß und wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht verlaufen. Also entfern' dich nicht zu weit, okay?« »Okay«, meinte sie resigniert. Jetzt zu diskutieren, dass sie alt genug war, wäre nur unnötig Arbeit gewesen. Kurai schnaufte nach zwanzig Minuten schon ganz schön, aber dann hatten sie auch schon die höchste Stelle erreicht und konnten nun auf - mehr oder weniger - geradem Weg weitergehen. Als sie über die Gebirgskuppe spähen konnten, staunte Kurai nicht schlecht. Die ganze Ebene war bedeckt mit einer hohen Schneeschicht. Die Temperaturen hatten sich allein schon hier oben mindestens um drei Grad gesenkt. »Brrr...«, machte Kurai, zog ihre blaue Fleecejacke aus dem Rucksack und streifte sie über. Das Kleidungsstück war zum Kämpfen gut geeignet, denn es war an der Taille enger geschnitten und flatterte deshalb nicht unnötig im Wind. Sie durchquerten die Schneeschicht und Kurais Zehen wurden in den Ninjasandalen bald eiskalt und röteten sich. Auch Kakashi schaute aus der Wäsche, als gefiele ihm das nicht. »Sehr ungewöhnlich, dass um diese Jahreszeit hier schon Schnee liegt«, gab er zu bedenken und schien sich darüber zu ärgern, von der Natur überrascht worden zu sein. Aber da mussten sie jetzt eben durch. Als es dann nach wenigen Minuten noch zu schneien anfing seufzte Hatake laut auf. »Wir sollten und beeilen«, sagte er, »Wenn wir in einen Schneesturm kommen, haben wir ein riesiges Problem.« Und was für ein Problem sie dann hatten. Kakashis Befürchtung erfüllte sich. Das Schneien schlug nach kurzer Zeit ins Hageln um und mündete schließlich in einen unglaublich dichten Schneesturm. Sie beeilten sich mehr, aber es half nichts, denn die Schneemassen wurden immer dichter und das Hindurchlaufen bei diesem Wind war fast unmöglich. Quälende Minuten vergingen, in denen Kakashi das Weiterreisen aufgab. »Wir müssen Schutz suchen«, rief er ihr durch das Laute Heulen des Windes zu, aber Kurai bekam kaum mit, was er sagte. Sie hatte sich schon vor längerer Zeit verzweifelt den Arm über die Augen gelegt, weil der Schnee ihnen genau entgegenwehte und so das Laufen erschwerte. Das Fuchsmädchen sah kaum noch etwas und hatte Mühe, hinter Kakashi herzulaufen. Woher nahm er diese Kraft, dem Wind so gut zu widerstehen? Sie wurde immer wieder zurückgedrückt und ihre Zehen waren inzwischen taub. Das weiße Schneegestöber wollte sich nicht legen, im Gegenteil. Inzwischen war alles so weiß, dass sie drohten, sich zu verlaufen und die Orientierung zu verlieren. Kakashi hielt zwischendurch kurz an und drückte Kurai dann am Rücken mitsich, da diese vor Müdigkeit kaum noch die Augen aufhalten konnte. Der Jo-Nin suchte verzweifelt nach irgendeiner Bleibe und fand einige Zeit später auch eine. Es war eine Art kleiner Höhle in den steinernen Berg geschlagen. Kakashi vermutete, dass sie mal zu einer inzwischen verschütteten Grotte gehört hatte, aber das war nun nicht wichtig. Er schob Kurai hinein und sah sich kurz um. Zwar konnte man hier stehen, so hatte der Sturm den Schnee doch bis hineingeweht. Mit dem Fuß schob er die gröbsten Schneemassen vom nackten Steinboden weg, damit sie sich dort setzen konnten. Aber er wusste, dass dies keine Lösung war. Kurai blinzelte und wischte sich den Schnee von den Klamotten. Selbst Kakashis aufgerichtetes Haar hing durch das schwere, gefrorene Wasser schlaf hinunter. Der Mann setzte sich und deutete dicht neben sich. Er hatte an der hintersten Wand der kleinen Höhle platzgenommen, denn hier drang fast kein Wind hinein und so auch kein weiterer Schnee. Kurai dachte nicht darüber nach, sondern ließ sich direkt neben Kakashi auf den Hosenboden fallen. Alles war taub und tat weh und die Stellen ihrer Taille und ihres Oberarmes, wo sie Kakashi berührte, begannen schmerzend zu brennen. Sie konnte ein wenig seiner Körperwärme spüren, aber das brachte nicht viel. »Wir haben Glück, diese Höhle gefunden zu haben...«, versuchte Kakashi die Situation doch etwas positiver zu sehen, »Da draußen hätten wir die Nacht nicht überlebt.« Kurai schlotterte trotz ihrer Jacke wie Äspenlaub und konnte kaum die Glieder ruhighalten. Inzwischen hatte das Mädchen die Knie angewinkelt und die Arme fest darum geschlungen, denn diese Haltung sollte die Durchblutung anregen. Allerdings merkte sie davon nichts. Kakashi nahm seinen Ruckack, den er gemeinsam mit dem von Kurai an die Seite gestellt hatte und wühlte kurz darin herum. Er zog eine dunkelgrüne Decke daraus hervor und breitete sie aus. Sie war relativ groß und eignete sich bestimmt gut als Picknickdecke, aber Kurai erstarrte, als Kakashi sie mit einem Kunai in der Mitte durchschnitt. »W-Was machen sie da?«, stammelte sie. »Steh' kurz auf«, bat er und Kurai erhob sich. Ihr ganzer Körper war schwer wie Blei und ihr war plötzlich schwindlig. Kakashi legte einen Teil der getrennten Wolldecke auf den Boden und Kurai ließ sich wieder darauf nieder. Er selbst setzte sich ebenfalls auf das Stück Decke und damit erneut neben das Mädchen, wieder so nahe wie vorher, was ihr aber nicht peinlich war. Kurai war gerade froh über jede Art von Wärme, denn so wie in diesem Moment hatte sie noch nie in ihrem Leben gefroren. Es war so kalt, dass sie kaum Luft holen konnte vor lauter Zittern. »Eine Nacht auf dem kalten Boden beschert uns eine Lungenentzündung oder Schlimmeres«, erklärte Kakashi und nahm dann den zweiten Teil der grünen Decke. Er ließ ihn sich in der Luft ausbreiten und so glitt er über Kurai und den silberhaarigen Jo-Nin. Merklich bot er jetzt nurnoch Platz für gerade eine Person, aber Kakashi teilte trotzdem mit ihr und dafür war das Fuchsmädchen ihm unendlich dankbar. Es war stockdunkel in der Höhle und Kurai war froh, dass ihr Sensei ihr Gesicht nicht sehen konnte. Irgendwie schämte sie sich in diesem Moment ein wenig für diese Nähe, auch wenn sie mit Sicherheit rein kameradschaftlich gemeint war. Zwar saßen sie jetzt auf einem Stück Decke, so spürte das Fuchsmädchen dennoch, wie die Kälte von unten hochkroch. Trotzdem nichtmehr annähernd so schlimm wie auf dem nackten Boden sitzend. »Kurai...«, sprach Kakashi das Mädchen an und sie zuckte ein wenig zusammen, »Wir müssen wachbleiben. Auch die Decke schützt uns eventuell nicht vor dem Erfrieren.« »Hmh...«, machte Kurai leise und döste eigentlich schon halbwegs. Die jetzt doch aufkommende Wärme der beiden machte sie schläfrig, wobei sie vorher auch schon totmüde gewesen war. Die Decke roch nach Kakashi, wie ihr jetzt auffiel, als ihr Kopf schlaff nach unten sank. »Kurai!«, mahnte er sie energischer und diese schlug die Augen wieder auf. »Hm...?« »Du darfst nicht einschlafen, Kurai.« »Okay...« Einige Minuten der Stille vergingen, in denen sie beide nur hinausstarrten. Aber genau diese tötliche Stille war es, die Kurai die Augenlider so schwer machte. Sie sackte wieder mit dem Kopf in sich zusammen und träumte bereits irgendetwas von Shabon, als man sie rüttelte. Kurai blinzelte kurz und erkannte Kakashis Konturen im Dunkeln. Er hatte sich mit dem Oberkörper zur ihrer Seite gedreht und hielt jetzt mit beiden Händen ihre Schultern fest. »Kurai, hörst du nicht?«, rief er sie nun schon fast. »I-Ich... I-Ich k-kann nicht...«, murmelte sie selbst mit dem Schlaf kämpfend und sank schlaff an seine Schulter. Die Müdigkeit war einfach zu stark. Das stundenlange Herumgerenne in diesem Schneesturm hatte ihr vollkommen die Kraft genommen und Hatake verstand das. Er selbst war auch extrem müde, aber er war etwas älter und trainierter in solchen Sachen. Nachtwachen waren nichts Neues im Leben eines Jo-Nin. »Kurai...«, versuchte er es ein letztes Mal, aber sie wachte nicht auf. Er seufzte und murmelte ein >Verdammt<, ehe er sich wieder mit dem Rücken zur Wand setzte und seine Schülerin ansich lehnte. Erselbst krümmte sich auch ein wenig mehr, um seine Durchblutung anzuregen, aber auch seine Augenlider wurden mit der Zeit immer schwerer. Er schaffte es noch eine knappe Stunde, wachzubleiben, aber die Kälte und auch nicht zuletzt Kurais ruhiger Atem ließen ihn schließlich wegdösen und dann einschlafen. Als Kurai erwachte fiel reflektierendes Sonnenlicht in die kleine Höhle und brannte etwas in ihren Augen. Das Fuchsmädchen blinzelte zweimal, desorientiert und momentan noch nicht wissend, wo es sich befand, ehe die Erinnerung von gestern zurückkam. Sie erschrak etwas, als sie bemerkte, dass sie dicht an Kakashi gelehnt und mit dem Kopf an seiner Schulter geschlafen hatte. Sie errötete plötzlich und verstand nicht wieso. Kakashi war allem Anschein nach noch nicht wach. Mit gesenktem Kopf und geschlossenem Auge saß er da, die Decke über dem Schoß, von dem er die weitaus größere Hälfte Kurai überlassen hatte und schlief. Sie wollte ihn nicht wecken, immerhin brauchte auch er seinen Schlaf und Kurai lehnte sich wieder an. Es war ein gutes Gefühl, jemandem so nahe zu sein und ihr Herz schlug wieder schneller. Was war das nur? Kurai zog die Decke noch ein wenig mehr über Kakashis Schoß, denn seine rechte Seite war komplett aufgedeckt. Innerhalb dieser Handlung wehte ihr sein Geruch entgegen und zum ersten Mal nahm Kurai wahr, wie angenehm sie diesen fand. Schnell lehnte sie sich wieder an ihn und schloss die Augen. Obwohl sie geschlafen hatten, waren sie nicht erfroren. Die Decke und ihre gegenseitige Körperwärme hatten wohl doch gereicht. Sie erinnerte sich daran, gegen die Müdigkeit gekämpft zu haben, die ihr auch jetzt noch in den Gliedern saß und das Bild kam ihr wieder vor Augen, in dem Kakashi sie rüttelt und sie an seine Schulter sackt. Es wurde heiß im Gesicht des Fuchsmädchens. >Verdammt...<, dachte sie, >Was ist das nur? Brüte ich etwa eine Erkältung aus?< Es dauerte nichtmehr lange, da erwachte Kakashi und spähte kurz hinaus. Der Schneesturm hatte sich gelegt und die Umgebung strahlte in wunderschönem Weiß.Kurai spürte, dass er wieder unregelmäßiger atmete und erhob sich deshalb, um den Rücken zu strecken. Ein Knacken war vernehmbar, diese Pose die ganze Nacht beizubehalten saß Kurai tief in den Knochen. Kakashi packte derweil die beiden Deckenteile in seinen Rucksack und schulterte ihn wieder, warf kurz darauf Kurai ihren zu. Sie fing die Tasche und streifte ihn ebenfalls wieder über das Kreuz, den Sensei dabei etwas fragend ansehend. »Lass uns weiter gehen«, meinte er, »Bevor wir in den nächsten Sturm kommen.« »Ja«, bestätigte Kurai und nickte. Er verließ die Höhle und sie folgte ihm. Die Schneemassen reflektierten die Strahlen der Sonne und Kurai kniff sie Augen zusammen. Das Stechen ließ bald nach und sie konnte wieder richtig sehen. »Schön«, bemerkte sie im Gehen, »Auch wenn es uns fast getötet hätte.« Kakashi erwiderte nichts und nickte nur. Kurai hatte irgendwie das Gefühl, als wollte er nicht mir reden. »Kakashi-Sensei...?«, fragte das Mädchen zögerlich, »Ist was nicht in Ordnung?« Er spähte sie kurz darauf an und schüttelte dann leicht den Kopf, wobei etwas Wasser von seinen Nackenhaaren tropfte. Musste wohl noch Schnee vom gestrigen Sturm gewesen sein. »Ich habe nur gerade an Zabuza gedacht«, entgegnete der Jo-Nin, »Wann er das nächste Mal auftauchen wird.« Das Fuchsmädchen senkte den Blick und starrte beschämt zu Boden. »Tut mir leid...«, murmelte Kurai, »Ich hätte nicht... mitkommen sollen. Ich bringe sie unnötig in Gefahr und bin eine Last.« Mit einem bitteren Lächeln fügte Kurai noch hinzu: »B-Stufe ist wohl doch noch etwas viel für mich...« »Hätte ich dich nicht dabeihaben wollen, hätte ich dich nicht mitgenommen«, antwortete Kakashi nur, »Und eingeschneit wäre ich auch ohne dich worden.« Das war richtig, aber ohne Kurai hätte er zum Beispiel mehr Decke gehabt. »Jeder fängt mal klein an, Kurai«, sagte er noch und war damit schonwieder bei einem ganz anderen Thema, was Kurai gar nicht gemeint hatte. Sie seufzte abgrundtief und nickte. Die Berge sahen aus, als würden sie unter der Last des Schnees bald zusammenbrechen. Es war kein einziger Fleck braunen Bodens zu sehen und Kurai spähte neugierig in die Umgebung. Noch nie hatte sie so viel Schnee gesehen. Nach wenigen Stunden erreichten sie endlich Kumo-Gakure. Es war ein Grauen zu wissen, dass sie nicht hineinspazieren, eine Rolle holen und wieder abdampfen konnten. Nein, sie mussten Taktik beweisen und sich erstmal ungesehen hineinschleichen. Dann sollten sie den Spion finden, ihn töten und unbemerkt wieder verschwinden. Kurai seufzte abermals. Kapitel 12: Assassin -------------------- >>Komm«, meinte Kakashi und ging an ihr vorbei und in einigen Metern Entfernung um die Stadtmauer herum. Er kniff sein Auge kurz zusammen und blinzelte einmal. Kurai hielt neben ihm inne und spähte hinauf. »Ganz schön hoch«, bemerkte das Fuchsmädchen. »Du kannst doch Chakra in den Fußsohlen sammeln, oder?«, meinte Kakashi als Antwort, »Wir haben das doch trainiert.« »Ja, geht schon.« Sie vergewisserten sich, dass sie wirklich möglichst weit vom Eingang wegstanden und Kurai formte einige Fingerzeichen, bis sich ihr Chakra schließlich in den Fußsohlen staute. Kakashi brauchte derartige Konzentrationsübungen nicht und stieg einfach aufrecht die Mauer empor. Kurai folgte ihm, die Fingerzeichen noch immer angesetzt und hatte Mühe, das Gleichgewicht korrekt zu halten und sich dabei noch auf den Weg zu konzentrieren. Oben an der Mauer angekommen sprangen sie vom Rand aus auf das nächstgelegene Dach. Niemand schien sie bemerkt zu haben - sehr gut. »Okay«, meinte Kakashi zufrieden und machte Kurai damit stolz. Sie hatte es ja immerhin auch bis oben geschafft. »Wir lauern ihm auf, wenn er zur Arbeit kommt«, fuhr der Jo-Nin fort und Kurai nickte ohne ihn anzusehen, »Du wirst ihn etwas fragen und damit in eine ruhige Gasse locken - ich erledige den Rest.« Kurai schluckte. Sie wusste, dass das Verantwortung war und irgendwie hatte sie ein mulmiges Gefühl dabei zu wissen, dass Kakashi gleich jemanden töten würde. Zwar hatte Shabon Kurai gerettet, indem sie dem Ninja ein Kunai in die Stirn gerammt hatte, aber diesesmal war es irgendwie anders. Einerseits, weil es jetzt geplanter Mord war. Kurai schaute in Kakashis unterkühlten Gesichtsausdruck und sie wusste nun, warum er so komisch war. Das war es, was das Ninjasein verlangte: Gefühle abzutöten. Das Fuchsmädchen nickte. Niemals hätte sie sich jetzt gewagt, zu widersprechen. Zum ersten Mal fühlte sie, wie Kakashi im Kampf sein konnte. Gemeinsam legten sie sich auf die Lauer. Sie warteten auf einem Dach ganz in der Nähe vom Regierungsgebäude, in dem nach etwa einer Stunde die ersten Beamten eintrudelten. Kurai band ihr Stirnband ab und gab es Kakashi, welcher es in seiner Westentasche verschwinden ließ. Sie wusste, dass niemand sie als Konoha-Ninja identifizieren können dürfte, würden sie gesehen werden. Auch es in der Tasche zu tragen war zu gefährlich, immerhin konnte man es verlieren oder entwendet bekommen. Sie begab sich vom Dach und schwang sich in eine der Gassen hinunter, um zu warten. Ihr Herz hämmerte schnell gegen ihre Brust und im Magen fühlte Kurai eine ihr bisher unbekannte Aufregung und Unruhe. Es war, als würde sich gleich etwas Grundlegendes verändern. Ein merkwürdiger Gedanke, denn es war ein Auftrag wie viele Zukünftige. Das Fuchsmädchen schreckte auf, als ein Mann dicht an ihr vorbeilief. Sie spähte ihm aus dem Schutz des Schattens hinterher; im Vorbeigehen hatte sie sein Muttermal erkannt. Er war es. Jetzt plötzlich vollkommen ruhig lief sie ihm nach und spähte dabei kurz über die Straße. Gut, niemand war zu sehen. »Entschuldigung«, meinte sie leise und der Mann hielt an. Kurai ertappte sich beim Gedanken daran, ob er Frau und Kinder hatte - oder irgendwen anders, der von ihm abhing. Daran durfte sie nicht denken. »Ja?«, er schien freundlich zu sein, »Brauchen sie Hilfe?« »Ich bin neu in Kumo«, erzählte Kurai ohne vorher darüber nachgedacht zu haben, »Und... Na ja, ich finde meine Wohnung nichtmehr. Könnten sie mir vielleicht helfen? Die Stadt ist doch größer als ich dachte.« Der Mann lachte und deutete hinter sie. »Wenn sie durch diese Gasse gehen, finden sie das Wohnviertel. Da sind die meisten Wohnungen... Aber ich bringe sie hin.« »Dankeschön«, Kurai machte kehrte und ging in die Gasse. Von oben bemerkte sie gar nichts, es war, als würde Kakashi nicht dort sein. Unfassbar, wie er sich tarnen konnte... Sie betraten die morgendliche Dunkelheit der schmalen Zwischenstraße und ohne Vorwarnung sprang Kurai nach oben auf das nächstgelegene Dach. Sie spürte einen scharfen Luftzug an ihr vorbeirauschen und Kurai schloss dann die Augen. Ein ersticktes Gurgeln, mehr war nicht zu hören. Danach kehrte Ruhe ein. Sogleich spürte sie, wie Kakashi wieder hinter ihr stand. »Weg«, zischte er ihr zu und das Mädchen folgte ihm zurück zu der Stadtmauer. Dort gelang es ihr jetzt leichter, Chakra zu sammeln und die Wand zu überqueren. Oben hatte sie kurz Furcht, hinunterzufallen, ehe sie sich dann doch lieber an einem der Äste abfing und von dort aus hinabkletterte. Immerhin wollte sie sich im Nachhinein nicht noch das Genick brechen. Sie entfernten sich nun rennend. Niemand durfte sie sehen, auch keine Urlauber, Auftragswiederkehrende oder sonstwer. Kurai musste alles geben, um bei Kakashis Sprint mitzuhalten, doch er wartete nicht auf sie. In solchen Situationen durfte niemand die Gruppe behindern, was das Fuchsmädchen nun eindeutig bemerkte. Nach kurzer Zeit befanden sie sich wieder am Anfang des Gebirges und Kurai schnaufte schwer. Die kalte Winterluft schmerzte in der Lunge und sie ging kurz ein wenig in die Hocke. »Ruh' dich ruhig aus«, meinte Kakashi nun wieder völlig normal, »Wir sind außer Gefahr.« »J-Ja...«, Kurai richtete sich wieder auf, aber sie bemerkte plötzlich eine Art Abneigung gegenüber dem Sensei. Es war kein Hass, auch keine Missgunst, eher eine Art leiser, unbegründeter Furcht. Sie war ein wenig überrascht von dem, was er normalerweise war und wie er sich eben auf einen Schlag verändert hatte. Sie liefen nebeneinander und Kurai sagte nichts. Auch hatte sie unbewusst ein wenig mehr Abstand zu ihm als sonst üblich, was Kakashi natürlich sofort bemerkte. »Das ist das Leben eines Shinobi«, erklärte er ruhig, »Du löschst ein Leben aus und diesem Moment denkst du nicht darüber nach... Aber im Endeffekt bist du noch immer der gleiche Mensch.« »Ja...« »Du musst keine Angst vor mir haben«, fügte der silberhaarige Mann frei heraus hinzu. Kurai errötete etwas und kam sich irgendwie vor wie ein Idiot. Zuerst wollte sie unbedingt mit und dann sowas... Sie hasste es, dass er immer wusste was sie dachte. Kurais Blick fiel auf den Schnee zu ihren Füßen. Es war schon etwas davon geschmolzen, aber die Berge wirkten noch immer überladen damit. Kurai dachte kurz nach, dann beugte sie sich im Laufen hinunter, griff eine Hand voll Schnee und warf sie auf ihren Sensei. Dieser zog blitzschnell den Kopf nach hinten und wurde nichtmal gestriffen. »Mist«, stieß Kurai noch aus und dann traf sie auch schon eine Wehe des kalten Zeugs im Gesicht. Sie wischte es schnell weg, probierte ihr Glück noch einmal und als die nächsten zwei Attacken auch danebengingen, griff das Mädchen einen Arm voll Schnee und versuchte es diesesmal mit einem Körperangriff. Kakashi griff so schnell ihr Handgelenk und drehte sie mit dem Rücken vorsich, dass sie gar nichts tun konnte. Festgenagelt stand sie nun vor ihm und wartete darauf, dass er wieder von dem Arm abließ, den er ihr verdreht hatte und festhielt. Es tat absolut nicht weh, solange sie sich nicht bewegte. »Schon gut«, meinte sie und lächelte leicht. Ja, er war wieder der Alte und sie musste keine Angst mehr vor ihm haben. Seine Hand ließ sie los und Kurai schob sich den hochgerrutschten Ärmel hinunter, ehe sie sich wieder neben ihm einfand. »Wenn wir jetzt keine Pause machen, kommen wir bereits heute Nacht wieder nach Konoha«, erzählte Kakashi ohne einen Kommentar zu dem eben Geschehenen. »Ja...«, entgegnete Kurai, »Und dann in drei Tagen kommt der nächste Auftrag.« »Woher hast du die Narben?« Kurai stockte und starrte den Meister einen kurzen Moment etwas verdattert an, ehe sie verstand, was er meinte. Als ihr Ärmel eben hochgerutscht war, musste er die beiden Narben bemerkt haben, die sie ihr Leben lang zu verstecken versucht hatte. Ihre Klassenkameraden hatten sie damit aufgezogen, von wegen sie würde sich selber beißen und habe Flöhe. Aber erst jetzt begriff sie, dass die Leute, mit denen sie sich jetzt umgab solcherlei Späßen entwachsen waren - und den Anschuldigungen gegenüber ihr sowieso. »Ach...«, wehrte Kurai ab und bewunderte Kakashi dafür, dass er in einem so nebensächlichen Moment die Narben bemerkt hatte, »Da muss ich mich mal verletzt haben.« »Das sind Kampfnarben«, meinte er nur trocken und deckte damit ihre Lüge auf, denn die beiden Striche rankten sich über etwas mehr als die Hälfte ihres Unterarmes. Kurai schwieg und spähte zur Seite. Sie war nicht dazu bereit, sich an Yota zu erinnern und gar über ihn zu sprechen. Sie war noch sehr jung gewesen, als diese Sache vorgefallen war - erst sechs Jahre - und auch deshalb waren die Narben besser verheilt als anfangs angenommen. Man hatte befürchtet, dass ihr Arm ein Leben lang entstellt bleiben würde. Yota hatte ihn bis zum Knochen aufgeschlitzt und Kurai rümpfte die Nase. Sie erinnerte sich an diesen Schmerz nicht sehr gern und war sicher, dass Kyuubi Einiges an Dankbarkeit dafür zustand, dass die beiden Narben eben nur hellrosa geworden und geblieben waren, anstatt sonstwas. Sie seufzte tonlos und bemerkte langsam, dass der neunschwänzige Fuchs ihr schon öfter geholfen hatte, als sie bisher angenommen hatte. Wobei das Mädchen nicht bezweifelte, dass die Kampfspuren heute auch schon ganz verschwunden wären, hätte sie Kyuubi damals schon richtig geweckt. »Ja«, sagte Kurai abschließend und Kakashi schien dies zu akzeptieren, denn er schwieg. Nach einigen Minuten hielt Kakashi ihr plötzlich ihr Stirnband vor die Nase, was sie vollkommen vergessen hatte. »Danke«, murmelte Kurai leise und band es schnell wieder um ihre Stirn. Sie liefen ohne Pause durch und als sie irgendwann nachts wieder vor Konohas Toren standen, war Kurai vollkommen geschafft. Kakashi schaute ebenso müde drein wie immer, ihm war keinerlei Erschöpfung anzumerken. Der Jo-Nin und seine Schülerin betraten nun die Stadt und dem Fuchsmädchen fiel nebensächlich auf, dass es jetzt tatsächlich vier statt zwei Wachposten gab. Sie war sich sicher, dass auch noch der ein- oder andere Ninja um die Stadtmauern herumgehen würde und fühlte einen Anflug von Sicherheit. Kakashi blieb stehen, denn ihre Wege trennten sich hier. »Denk daran, dir morgen vom Hokage deinen Lohn abzuholen«, meinte er noch und lächelte leicht, »Bis dann.« »Bis dann«, murmelte Kurai und sah ihm nach. Kurz blieb der Meister noh stehen und spähte sie über seine Schulter hinweg an. »Und Kurai... Denk nicht zuviel nach«, damit wandte er sich ab und verschwand in der Dunkelheit. Noch immer stand Kurai da. Ihr Blick wollte sich nicht abwenden, denn irgendwie fühlte sie sich plötzlich leer und einsam. Hatte sie sich inzwischen schon so an die Gesellschaft ihres Teams gewöhnt, dass sie nichtmehr allein sein konnte? Langsam schleiften ihre Schritte über den Boden, als sie Kurs auf ihr Haus nahm. Morgen würde sie Shabon besuchen und sich ihren Eltern stellen. Kurai wollte nichtmehr länger Angst vor ihnen Angst haben. Nicht zuletzt, weil Kyuubi sonst wieder über sie spotten würde. »Kyuubi...«, murmelte das Mädchen leise und in diesem Moment akzeptierte sie den Fuchs als einen Teil von sich. Sie wusste nicht, woher diese plötzliche Wendung kam, aber jetzt war sie ganz deutlich der Ansicht, dass es nicht unbedingt ein Fluch sein musste. Sie ertappte sich tatsächlich dabei, mit ihm sprechen zu wollen. Als sie zu Hause war, räumte sie noch ihren Rucksack aus. Ihre Vorräte waren fast komplett aufgebraucht; sie hatte also richtig geschätzt. Erst jetzt in den eigenen vier Wänden empfand sie eine leichte Müdigkeit und so legte sie sich daraufhin ins Bett und löschte das Licht. Sie hatte es im Unterbewusstsein schon fast geahnt; aber in dem Moment, in dem Kakashi sich von ihr getrennt hatte, begannen die Erinnerungen hochzukommen. Kurai drehte sich auf die andere Seite. Ja, sie hatten jemanden getötet. Besser gesagt, ihr Sensei hatte es. Sie war nur ein Gehilfe gewesen... Ein Komplize. Wieder wälzte sie sich um. Ihre Gedanken kreisten darum, wen er zurückgelassen hatte - und ob es gerecht gewesen war, ihn zu töten. Was, wenn es Shabon, Lorrenor oder Kakashi-Sensei so erwischt hätte? Sie drehte sich auf den Bauch und zog das Kopfkissen über sich. Es plagte sie, obwohl sie es nichtmal selbst getan hatte. >Denk nicht zuviel nach<, hallte des Meisters Stimme in ihrem Ohr wider und sie wünschte, dass es so einfach wäre. Trotzdem war Kurai totmüde und sackte bald in einen tiefen Schlaf. Im Traum sah sie ständig den Spion, einmal hatte er die Form von Shaku und brachte sie um anstatt andersherum. Selbst Kyuubi erschien ihr, doch Kurai konnte sich am nächsten Morgen schon nichtmehr daran erinnern. Sie blinzelte kurz und drehte sich dann wieder auf die Seite. Heute war frei und die nächsten beiden Tage auch, also konnte das Mädchen ausschlafen. Trotzdem würde sie einige Zeit in Training investieren, um beim nächsten Angriff von Zabuza und Ren keine Hilfe zu brauchen. Kurai döste noch die ein- oder andere Stunde und stand dann auf. Ihre Knochen taten weh und ihre Nase lief ein wenig, wahrscheinlich hatte sie sich im Schneegestöber was weggeholt. Kein Wunder. Heute wollte sie Shabon besuchen, also verschwendete sie den Morgen bis zum Mittag mit Nichtstun und machte sich dann auf den Weg. Es war nicht sonderlich weit bis zu Shabons Haus. Wenn man gemütlich lief vielleicht zehn bis zwölf Minuten. Als Kurai die Faust zum Klopfen hob, hielt sie noch kurz inne, ehe sie es dann doch tat. Diesesmal dauerte es länger und jetzt öffnete Shabons Mutter die Tür. Sie war eine hübsche Frau, aber das Fuchsmädchen verband keine so angenehmen Erinnerungen mit ihr. »H-Hallo...«, stammelte Kurai leise. Wieso wurde sie jetzt plötzlich wieder nervös? »Hallo, Kurai«, meinte die Mutter ihrer Kameradin mit einem leicht unsicheren Lächeln, »Komm doch rein, Shabon ist oben.« »Danke...«, stieß das braunhaarige Mädchen aus und ließ sich den Weg die Treppe nach oben weisen. Zwar wusste sie, wo es langging, so wäre es doch unhöflich gewesen, einfach vorzustürmen. Shabon saß gerade auf dem Teppich ihres Zimmers und spielte auf ihrer Flöte. Kurai trat fast unbemerkt ein, denn ihre Kameradin hatte die Augen geschlossen. Die Melodie, die dem Holzinstrument entwich war zugegeben wunderschön und beinahe fehlerlos. Das Fuchsmädchen staunte über Shabons Talent und setzte sich kurz darauf vor sie. »Huch«, stieß Shabon aus, sie schien sie wirklich nicht bemerkt zu haben, »Kurai! Schön dich zu sehen.« »Du kannst ja toll spielen«, gab Kurai zu und errötete dabei etwas. Es war ein so merkwürdiges Gefühl, sich plötzlich normal mit jemandem zu unterhalten. »Danke... Aber ich übe noch«, auf ihre typische, unbeschwerte Art grinsend steckte das Mädchen die Flöte weg. »Mein Vater ist gerade dabei, mir Illusionskünste beizubringen. Die kann ich mit der Melodie verbinden. Dann fällt es leichter sich zu konzentrieren, weißt du?« »Dann scheinst du ja dein Talent entdeckt zu haben«, bemerkte Kurai und Shabon nickte etwas beschämt. »Hey«, lenkte sie dann ab, »Wie war denn dein Auftrag?« »Hör bloß auf«, meinte Kurai sarkastisch und wurde im selben Moment von der Tür unterbrochen. Sie fuhr herum und Shabons Mutter stand abermals im Zimmer, so wie schon vor einigen Monaten. »Ich hab euch Tee gemacht«, meinte sie aber diesesmal freundlich und gab Kurai vorsichtig das Tablett. Diese bedankte sich und stellte es dann am Boden ab. Einige Kekse befanden sich auch auf einer kleinen Schüssel. »Greif zu«, grinste Shabon wieder und nahm sich ein Gebäckstück, »Das sind Ingwerkekse. Ich liebe es, wenn meine Mutter die macht.« »J-Ja«, Kurai griff unsicher nach dem Keks. »Also weiter jetzt.« »Ja... Na ja, es war die Hölle. Wir mussten nach Kumo-Gakure und einen Spion erledigen.« Ein Stück Keks bröckelte aus Shabons Mund und sie wischte es schnell weg. »Erledigen? Töten?« Kurai nickte wortlos und aß ebenfalls noch einen. Sie schmeckten wirklich hervorragend und sie hatte, wie sie glaubte, noch nie etwas so Gutes gegessen. Bis auf Shabons gefüllte Reisbälle vielleicht... »Wow... Das ist ja ganz schön hart.« Kurai hob die Schultern, »Ich wollte ja unbedingt mit. Aber der Kerl war schwach, ein ganz normaler Mensch. Den hätte ich, glaube ich sogar selber erledigen können... Ich denke, dass die Mission eher wichtig als gefährlich war.« Shabon nickte wissend und wartete gierig auf weitere Details. »Na ja...«, Kurai wusste nicht, wie sie das erzählen sollte, »Wir mussten durch ein Gebirge und wurden von einem ziemlichen Schneesturm überrascht...« »Ohje...« »Ja. Ich hab am Ende schon garnichts mehr gesehen und nurnoch die Augen geschützt. Der Wind war so stark, dass er mich zurückgedrückt hat. Aber Meister Kakashi hat sich davon überhaupt nicht beirren lassen; hat mich nachher noch mitsich gedrückt.« »Er ist eben ein Jo-Nin, hm?«, meinte Shabon beeindruckt. Kurai zuckte erneut mit den Schultern. »Mag sein, ja.« »Erzähl schon weiter!« »Ich... Ich weiß nicht...«, begann Kurai jetzt und kratzte sich am Kopf, »Er hat 'ne Art kleine Höhle gefunden, wo wir die Nacht verbringen konnten. Aber es war echt schweinisch kalt.« »Das glaube ich dir sofort.« Erst jetzt nahm das Fuchsmädchen die heiße Tasse und trank einen Schluck. Der Tee war ziemlich stark und gut gezuckert, nicht so wie ihr Eigener, der immer nach Wasser schmeckte. Shabon tat es ihr gleich und spähte weiterhin in Kurais blaue Augen. »Ich glaube, dass wir nur überlebt haben weil Kakashi-Sensei eine decke dabeihatte«, schloss Kurai, irgendwie wurde das Thema ihr unangenehm. »Ohweh... Das hängt von einem Gegenstand ab, den man mit dabeihat.« »Ja.« »Und das Attentat?« »Wir sind über die Stadtmauer geklettert, haben uns auf die Lauer gelegt und gewartet, bis er zur Arbeit geht. Dann habe ich ihn unter einem Vorwand in die Gasse gelockt und Kakashi-Sensei hat den... Rest erledigt«, dabei gebrauchte Kurai bewusst Kakashis Wortwahl, denn diese hatte den Umstand so stilvoll wie möglich umschrieben. »Hast du gesehen, wie er...?« »Nein«, meinte Kurai entschieden, »Ich hab die Augen geschlossen. Es war auch so gut wie nichts zu hören.« »Lautloses Töten...« »Ja...« »Irgendwie ein merkwürdiges Gefühl.« »Du hättest ihn erleben sollen, kurz vorher und kurz nachher. Ich hab ihn garnicht mehr wiedererkannt, weil er so kühl war und gar nichts gesagt hat. Einige Zeit später war er dann wieder normal. Aber ich hab' mich dabei ertappt, wie ich doch irgendwie Angst vor ihm hatte.« »Vollkommen verständlich. Hätte ich wohl auch gehabt.« »Aber das war schon peinlich...«, gestand Kurai dann und verdeckte das Gesicht mit der Hand. Eine Geste, die sie immer dann tat, wenn sie sich für etwas schämte, »Er hat das natürlich sofort gemerkt und meinte dann noch "Du musst keine Angst vor mir haben"...« Shabon lachte ausgelassen. »Na ja, ich denke nicht, dass er dir das übel nimmt.« Sie saßen noch einige Stunden da, aßen die Kekse und tranken den Jasmintee. Dabei unterhielten sie sich noch über den Auftrag und danach schwenkten sie um zu ihrer Aufgabe übermorgen. »Wir haben uns gut geschlagen letztens«, bemerkte Shabon zufrieden, »Sicherlich bekommen wir wieder eine Mission der C-Stufe.« »Wäre ja genial«, bestätigte Kurai, »Nicht wieder Kartoffeln ernten...« »Nein... Glaub ich nicht. Wir haben von diesen Missionen schon so viele geschafft... Das ist nichtmehr unser Niveau, denk ich.« Als Kurai nach Hause zurückkehrte war sie stolz und zufrieden. Shabons Eltern akzeptierten sie nun und sie musste zumindest bei diesen beiden keine Angst mehr haben. Das Fuchsmädchen war unglaublich glücklich über diesen Umstand. Als sie wieder zu Hause angekommen war, hielt sie in der Küche inne. Es war langweilig und sie hatte keine Lust, Chakrakonzentration zu üben. Ihre Gedanken trafen auf das Schwert von ihrem Vater. Es stand im Schlafzimmer an ihren Nachttisch gelehnt. »Genau«, bestätigte das Mädchen den eigenen Gedankengang und holte die Waffe. Ihr Vater hatte es ihr vermacht und so wollte sie es auch nutzen. Deshalb würde sie diesen und den nächsten Tag für das Training einplanen. Kurai verließ abermals das Haus. Ihr Ziel war die Gedenkwiese, denn dort war am meisten Platz. Der Weg war nicht weit und so schlenderte das Fuchsmädchen gemütlich in Richtung Trainingsplatz. Die Schwertscheide hatte sie sich mithilfe des dunklen Ledergurtes am Rücken befestigt und fühlte sich richtig gut mit dem leichten Gewicht auf dem Kreuz. Wenn sie erst damit kämpfen können würde! Sicher wäre sehr hilfreich. Kurai erlebte eine Überraschung, als sie an besagtem Platz angekommen war. Lorrenor war dort und schien eifrig zu trainieren. Schweiß stand auf seiner Stirn und flog bei jedem seiner Luftschläge in kleinen Tropfen zu Boden. »Hey«, meinte Kurai furchtlos - noch vor einigen Monaten hätte sie sicherlich einige Zeit hinter den Bäumen verbracht -, »Auch am Trainieren?« Der Junge hielt inne und blickte sie kurz an, dann hob er eine Trinkflasche vom Boden bei den Pfählen auf und nahm einen Schluck. »Ja«, erwiderte er und strich sich kurz sein Haar zurück, denn er trug kein Stirnband, »Du auch?« »Ich hatte es vor, ja...« »Woher hast du das Schwert?« Es schien ihm sofort ins Auge gefallen zu sein. Etwas verschämt zog Kurai die scharfe Klinge aus ihrem Behältnis und Lorrenor streckte die Hand danach aus. Kurai gab es ihm und er besah es, als kenne er sich damit aus. »Schön gearbeitet«, meinte er, »Der Name... War das dein Vater?« Kurai nickte leicht lächelnd. »Hast du Ahnung von Schwertern?« »Na ja, nicht wirklich«, wehrte Lorrenor ab und gab ihr das Schwert zurück, »Mein Adoptivvater sammelt Katanas.« »Adoptiv...?« »Ja, meine Eltern sind tot.« Kurai fragte nicht weiter nach, denn sie kannte dieses empfindliche Thema. Außerdem wollte sie ihn auch gar nicht weiter darauf ansprechen. Es war so, wie es war. »Ich wollte mit dem Schwert trainieren«, sagte Kurai um abzulenken, »Aber ich habe keine Ahnung von der Technik.« »Die kann ich dir beibringen. Wie gesagt, mein Adoptivvater«, er lächelte matt und Kurai nickte. So unterbrach Lorrenor sein eigenes Training und zeigte Kurai die gängigen und praktischsten Schwertschläge. Zuerst machte er sie ihr vor und ließ sie sie anschließend nachmachen, ihr ab und an mit einem kurzen Zugriff helfend. Diese Art zu kämpfen war ganz anders als ihr gewohnter Stil und sie hatte es sich eigentlich leichter vorgestellt. »Das sind eigentlich alle technischen Sachen«, Lorrenor zuckte die Schultern. Die Sonne hatte sich bereits zum Untergehen gewandt. »Die musst du nur wiederholen. Und wenn du sie beherrschst, hängst du dir am besten ein Gewicht an die Klinge und übst weiter. Dann wird dein Schlag kräftiger.« Kurai nickte. »Danke.« »Kein Problem. Ich geh' jetzt aber nach Hause.« »Wollen wir uns morgen hier treffen? Dann können wir ja waffenlos trainieren.« Er zuckte kurz die Schultern und nickte dann. »Gegen Nachmittag, wie heute«, meinte der Junge, machte kehrt und verließ die Lichtung. Kurai sah ihm einen Moment lang nach und beschloss dann, noch etwas weiter zu machen. Alles Nötige war ihr gezeigt worden und so machte das Mädchen weiter, bis es durch die einbrechende Dunkelheit kaum noch etwas sah. Erst dann war sie halbwegs zufrieden und erlaubte sich auch heimzugehen. Sie schlief wie eine Tote und das Training am nächsten Tag sollte sich als Quälerei erweisen, denn bereits jetzt hatte Kurai Muskelkater in den Armen, im Rücken und in den Beinen von der ungewohnten Bewegungsart. Trotz alledem schleifte sie sich Mittags zur Gedenkwiese und Lorrenor war auch bereits da. Sie hatte ihr Schwert zu Hause gelassen und gemeinsam übten sie also den waffenlosen Kampf. Kurai war im Nachteil, da Lorrenor erstens weniger Angst vor Schmerzen und zweitens keinen Muskelkater zu haben schien. »Du bist nicht sonderlich fit«, bemerkte der Schwarzhaarige und schlug nach Kurai. Diese fing seine Faust recht mühsam ab und versuchte ihn zu treten, was er mit einem sachten Ellenbogenhieb auf Kurais Hinterkopf kommentierte. »Nein... Muskelkater«, sie grinste und Lorrenor zog ebenfalls die Mundwinkel ein wenig nach oben. »Das vergeht noch.« Einige Zeit später saß jeder von ihnen mit dem Rücken an einem der Pfähle, an den auch Shabon ehemals gebunden werden sollte. Kurai hatte sich heute auch etwas zu trinken mitgebracht und legte die blaue Flasche gerade ab. »Du bist ziemlich schweigsam«, bemerkte Kurai dann. »Hmh...«, entgegnete Lorrenor nur, »Ich bin eigentlich keine Person vieler Worte.« »Ich hab's gemerkt«, das Fuchsmädchen grinste, »Was ist dein Ziel?« »...Anbu werden.« Jetzt spähte Kurai zur Seite und schaute ihren Teamkameraden an, »Da hast du ja noch ziemlich viel Arbeit vor dir.« Er nickte stumm und fügte nach kurzer Zeit hinzu: »Deshalb trainiere ich auch viel.« »Ich weiß eigentlich nicht, was ich machen soll«, überlegte Kurai laut und lehnte sich zurück, um die Wolken zu betrachten, »Erstmal Oberninja werden... Und dann sehe ich weiter. Na ja... Ich weiß jedenfalls mit Sicherheit, dass ich Shaku umbringen werde.« Lorrenors schwarze Augen suchten ihre Blauen. »Ist das der Kerl, der dich entführen lassen hat?« »Ja«, sie nickte, »Aber nicht nur deshalb und weil er an... Kyuubi heranwill«, Kurai brach verunsichert ab. Wusste Lorrenor überhaupt von Kyuubi? »Weshalb dann?« »Er hat... meinen Vater umgebracht«, wieder ballte sich Kurais Faust fest, »Dafür muss er büßen.« Lorrenor gab ein weiteres stummes Nicken vonsich. »Ich weiß nicht, wer meine Eltern getötet hat. Deshalb kann ich nur stark werden und meinem Clan die letzte Ehre erweisen.« Kurai spähte zu ihm. »Bist du der letzte Sato?« Erneutes Nicken. »Hm... Dann haben wir ja beide ungefähr das selbe Ziel. Stark werden.« »Dann lass uns mal was dafür tun«, Lorrenor erhob sich und streckte Kurai die Hand hin. Diese war nun schon etwas vertrauter in dieser Geste, ergriff sie und ließ sich hochziehen. »Aber nichtmehr so viel, sonst kann ich morgen nicht krauchen«, Kurai grinste und stellte sich wieder vor ihm auf. Am nächsten Morgen taten ihr die Knochen noch schlimmer weh als am Vorherigen. Müde und irgendwie gerädert wartete sie bereits am Treffpunkt, als Shabon und Lorrenor etwa zeitgleich eintrudelten. »Heute hab ich vorgesorgt!«, verkündete Shabon freudig und packte ein Reiseschachspiel aus, »Wir können spielen, bis der Sensei endlich da ist.« »Ist das Schach? Ich kann kein Schach...« »Ich bring's dir bei, keine Sorge.« »Spinnt ihr?«, fragte Lorrenor dazwischen, »Ihr könnt doch auf einen Auftrag kein Schachspiel mitnehmen!« »Och, hab dich doch nicht so«, erwiderte Shabon genervt und Kurai musste lachen. Kapitel 13: Gemeinschaft ------------------------ Zwei Schachmatts von Shabon später erschien auch Meister Kakashi, sodass es losgehen konnte. »Ich hab den Dienst noch nicht geholt«, gestand er und deutete auf den Hokagesitz, »Lasst uns einen holen gehen.« »Na toll«, raunzte Shabon, »Zu spät und dann noch nichtmal die Mission besorgt.« Der silberhaarige Jo-Nin räusperte sich und gemeinsam betraten sie das große Gebäude. Im Büro angekommen grübelte der alte, bärtige Mann einen Moment und suchte in seinen Papieren herum. »Ich denke, ihr könnt wieder einen C-Auftrag erledigen. Immerhin habt ihr den Letzten sehr zufriedenstellend erledigt. Dieser wird jetzt allerdings etwas schwerer.« »Was? Was?«, fragte Shabon ungeduldig. »Es häufen sich Sichtungen von einigen unbekannten Personen rund um den Wald von Konoha«, erzählte der dritte Hokage, »Mir wurde von vier Personen berichtet... Sie haben einen unserer Wachposten auf dem Gewissen, also seid vorsichtig.« Kurai schluckte. Das war ein ernstzunehmender Auftrag. Heute hatte sie ihr Schwert dabei und wollte es eigentlich im Kampf erproben. Mal sehen, ob sich die Chance dazu bot. »Kurai?«, fragte der Hokage und schien sie bereits zum zweiten Mal anzusprechen. Das Mädchen schreckte aus den Gedanken. »Ja?« »Dein Lohn. Du hast ihn dir nicht abgeholt.« »Oh...«, meinte Kurai peinlich berührt und steckte schnell das Geld weg, welches der Hokage ihr gab. Wieder vor dem Gebäude blieb Kakashi einen Augenblick lang stehen. »Wie sollen wir vorgehen?«, fragte er. »Ich würde vorschlagen, dass wir uns trennen«, kam es von Lorrenor, »Jeder übernimmt ein Tor.« »Würde ich auch sagen...«, murmelte Kurai. »Und wenn einer von uns sie findet? Wie sollen wir die anderen informieren?«, mischte sich Shabon ein. »Wir nehmen die Funkgeräte mit«, beendete Kakashi-Sensei, »Ich gehe sie holen.« Die drei Mitglieder von Team 2 warteten einige Minuten, ehe Kakashi wieder hinauskam - in seiner Hand lagen vier silbrig glänzende... Trillerpfeifen. »Was ist das?«, fragte Lorrenor beinahe empört. Kakashi war sichtlich beschämt über diese Situation. Das merkte man an seinem Gesichtsausdruck, während er die kleinen Dinger verteilte. »Die Funkgeräte sind gerade aus...« Es war das erste Mal, das Kurai das passierte, aber als sie den Gesichtsausdruck ihres Senseis und Kameraden sah brach sie in schallendes Gelächter aus. Es war einfach herrlich, wie die beiden Männer aus der Wäsche schauten und Shabon stimmte in Kurais Laune mitein. Kurai wurde in dem Moment klar, wie lieb sie ihre Truppe gewonnen hatte. Sie teilten sich also innerhalb Konohas auf. Lorrenor übernahm das Osttor, Kurai das Nordtor, Kakashi das Südtor und Shabon das Westtor. Von überall erstreckte sich der große Wald rund um die Stadt und irgendwo dort sollten sich diese Typen also herumtreiben. Sie hatten einen Wachmann erledigt, was bedeutete, dass sie gefährlich waren. Allerdings konnten sie den Mann auch schlichtweg überrascht haben. Das war keine Kunst... Kurai blickte sich im Wald um, die Trillerpfeife in ihrer Hosentasche tragend. Noch immer zogen sich ihre Mundwinkel beim Gedanken an das Szenario von vorhin nach oben und sie hatte dadurch keinerlei Angst. Zwar schenkte die Pfeife nicht so viel Sicherheit wie ein Funkgerät, so war es doch besser als nichts. Kurai blickte sich im Dickkicht um und begann schließlich systematisch jeden Teil abzugrasen. Dabei waren ihre Ohren ständig gespitzt. Vögel zwitscherten, die Sonne schien warm in schmalen Streifen durch das dichte Blattwerk der Bäume und ein leichter Wind wehte ab und zu. Kurai genoss diese Mission schon beinahe als Ausflug und konnte sich angesichts der angenehmen Ruhe kaum vorstellen, dass sich hier tatsächlich jemand Gefährliches herumtreiben könnte. Tiere huschten durch das Dickkicht und das Fuchsmädchen wurde angenehm durch die Kronen mit Sonnenlicht bestrahlt. Kurai stromerte etwa zwei Stunden in den Wäldern herum, ohne etwas zu entdecken. Deshalb beschloss das Mädchen eine Pause zu machen und ließ sich im kühlen Gras nieder. Proviant hatte Kurai nicht mitgenommen, da sie dies normalerweise nur auf Reisen tat und sie musste jetzt auch nicht unbedingt etwas essen. Sie legte sich einen Moment lang auf den Rücken und schloss die Augen vor dem Licht. Ob ihre Kameraden schon fündig geworden waren? Aber dann hätte es ja einen Pfiff gegeben. Kurz schätzte sie ab, wo sie sich befand. Vermutlich würde der Rest ihres Gebiets noch etwa eine weitere Stunde in Anspruch nehmen, dann wäre sie durch. Es raschelte im Gebüsch und das Mädchen stand schnell auf, jetzt erst die Blöße bemerkend, die es sich gegeben hatte. Kurz huschten ihre dunkelblauen Augen suchend über Büsche und Gestrüpp, ehe Kurai eine Zweige knistern und wackeln sah. Dort musste sich wohl irgendjemand oder etwas verstecken. Langsam schlich Kurai, nun wieder einem Ninja gleich, auf das Dickkicht zu und schob dann achtsam die Blattpracht auseinander. Dahinter schaute sie ängstlich und scheu ein Fuchs an, mit buschiger Rute und mattschwarzen Augen. In diesem Moment dachte Kurai an Kyuubi und musste tatsächlich unwillkürlich lächeln. »Kurai«, sprach man sie an und das Mädchen zuckte zusammen. Sie fuhr herum und erspähte Shabon hinter sich. Diese schritt etwas auf sie zu, aber Kurai wunderte sich indes über den merkwürdigen Ausdruck in ihrem Blick. War irgendwas passiert? »Schon was gefunden?« »Nein«, meinte Kurai und ging zu ihr. Warum hatte sie das Mädchen nicht gehört? Shabon war ansonsten immer eher laut. Sie durfte sich nicht zusehr in ihren Gedanken verlieren. Daran musste es wohl gelegen haben... Kurai hatte Glück gehabt, dass Shabon nicht ein Feind gewesen war. »Ich auch nicht...«, sagte Shabon, »Bin wohl gerade im angrenzenden Gebiet gelandet.« Das grünhaarige Mädchen grinste. »Dann lass uns zusammen weitersuchen«, meinte Kurai und ging vor. Im gleichen Moment durchzuckte ein schrilles Pfeifen die Ruhe der Natur. Kurai zuckte tatsächlich etwas zusammen und wandte sich um. »Scheinbar haben Kakashi-Sensei oder Lorrenor sie gefunden«, meinte das Fuchsmädchen noch und wandte sich zum Losrennen, als es plötzlich einen stechenden Schmerz in der Seite fühlte. Kurai sackte auf die Knie und erspähte ein Kunai, welches in ihrer Taille steckte. Sie riss es heraus und warf es zu Boden, die Wunde begann sogleich dickflüssig zu bluten. »W-Was zum...?«, begann Kurai, aber noch bevor ihr Blick Shabon traf wusste sie, dass sie auf eine Illusion reingefallen war. Derjenige, der die Trillerpfeife geblasen hatte, nämlich die echte Shabon, steckte nun in ernsten Schwierigkeiten. Ein vollkommen wahnsinnig gewordener Kakashi prügelte auf sie ein, nachdem sie ihn gefragt hatte, warum er heute so viel sprach. Scheinbar hatte sie da ohne es wirklich zu wissen eine Falle aufgedeckt. Sie wusste nicht, wie sie sich verteidigen sollte. Für Illusionskunst hatte sie ohne eine Ablenkung des Gegners keine Zeit. Kurai keuchte und hielt sich die Seite. Es schmerzte ungemein und es fiel ihr schwer, sich auf den Beinen zu halten, aber wackelig stand sie wieder. Der Gegner fackelte nicht lange und griff das Mädchen an. Kurai beherrschte sich und wich dem ersten Schlag aus, der zweite saß genau in den Magen. Sie rutschte ein wenig nach hinten und sackte erneut in sich zusammen. Ein Fuß trat nach ihr, Kurai wich nach hinten aus, fing sich mit den Armen ab und rollte sich rückwärts zurück in die Hocke. Schnell stand sie auf - wieder gab ihre Wunde ein Stechen vonsich - aber wenn sie nicht sterben wollte, musste sie sich jetzt zusammenreißen. Einen Moment pausierte der Gegner und grinste. »Was für Luschen senden die denn nach uns?«, fragte der Gegner noch immer mit Shabons Körper und Stimme und das schmerzte Kurai innerlich, »Wenn die alle so sind wie du, dann könnt ihr uns nicht standhalten.« »Das glaubst auch nur du...«, keuchte das Fuchsmädchen und ging diesesmal auf die falsche Shabon los. Sie war langsamer als sonst und ihr Körper neigte sich fast automatisch auf die Seite, an der noch immer das Blut hinablief, aber irgendwie musste sie diesem Doppelgänger Einhalt gebieten. Sie schlug nach ihm, aber dieser wich problemlos aus und verpasste ihr eine Ohrfeige, die das Mädchen erst so richtig wütend machte. Sie entfernte sich ein wenig und ihre Hand suchte die Trillerpfeife in der Tasche, aber die falsche Shabon war schneller bei ihr und schlug den Gegenstand ins nächste Gebüsch. »Nicht so schnell!«, hörte Kurai und ein Kunai schoss auf ihr Gesicht zu. Kurz sah sie sich tot, aber da fiel ihr etwas ein: Das Katana. Blitzschnell suchte ihre Hand nach dem Griff und riss die Waffe förmlich aus deren Behältnis. Es klirrte laut, Kurais Augen zuckten kurz und mit ganzer Kraft drückte sie mit der Klinge gegen das Kunai des Gegenübers. Dieses biss kurz die Zähne zusammen, ehe es sich hinwegdrücken und ließ und schließlich ins nächste Gebüsch verschwand. Das Fuchsmädchen sackte erneut hinunter und wusste, dass es noch nicht vorbei war. Ein scharfes Blitzen stach in ihre Augen, bevor ein Kunai dicht an ihr vorbeirauschte. Eine ihrer Haarsträhnen schwebte langsam zu Boden. Sie keuchte und sprang vor dem nächsten Kunaianflug weg. Sie landete erneut auf den Knien und stützte sich nun mit dem Schwert, um aufstehen zu können. Wo war er? Irgendwo musste dieser Doppelgänger sich ja versteckt haben! Kurai weigerte sich, Kyuubi jetzt um Kraft anzubetteln. Sie wollte es allein schaffen und nicht nur, weil der Fuchs ihr geholfen hatte. Das Mädchen bemerkte eine Bewegung in einer der Baumkronen und grinste siegreich. Mit dem Katana vorran sprang sie auf das Rascheln zu und stach tief hinein. Eine Sekunde der Stille verging, ehe das getroffene Ziel verpuffte. »Scheiße!«, stieß Kurai aus - sie war auf einen Bunshin hereingefallen. Gleichzeitig konnte das braunhaarige Mädchen ein schäbiges Lachen vom gegenüberliegenden Baum aus hören und daraufhin zerschnitt das Surren mehrerer Wurfwaffen die Luft. Der Schmerz in ihrer Seite setzte wieder ein und sie hielt die Schwertklinge vor sich, in der Hoffnung die Waffen würden an ihr abprallen. Es war ein dumpfes Pochen und eine Bewegung, die Kurai wahrnahm. Man packte sie ein wenig grob an der Hüfte und zog sie mitsich, was einen erneuten Schmerzkrampf ihrer Wunde verursachte. Das Mädchen hielt auch nach dem Aufkommen noch die Augen geschlossen, nach wenigen Sekunden ließ man ihren Körper zu Boden gleiten. Kurai blinzelte kurz und spähte schließlich nach oben. Über ihr stand - sichtlich geschwitzt und schneller atmend als sonst - Lorrenor und sah nun kurz aus dem Augenwinkel zu ihr herab. »Lorrenor...!«, stieß Kurai aus und rappelte sich langsam auf. Ein Blick zum Baum verriet ihr, dass er mit Shurikens nahezu durchlöchert worden war. »Nanu?«, ertönte es vom Gegner, welcher sich jetzt blicken ließ. Er hatte sich inzwischen in seine richtige Gestalt verwandelt und die beiden Kameraden erspähten einen braunhaarigen Mann, dessen linkes Auge zu fehlen schien. Eine Narbe klaffte darüber und er hatte das Lid geschlossen. »Haben dich die Anderen etwa nicht aufhalten können?«, spottete der Ninja und Kurai sah jetzt sein Stirnband: Das Regensymbol aus Ame war darauf, aber man hatte mithilfe einer Waffe einen Strich hindurchgeritzt. Nuke-Nins also - Abtrünnige. »Wenn du mit 'die Anderen' die blonde Frau meinst, kannst du sie vergessen. Ich habe sie erledigt«, meinte Lorrenor kalt und Kurai starrte ihn kurz an. Er hatte einfach so jemanden getötet? Waren im Ninjasein denn alle schon weiter als sie selbst? »Von zwei Seiten«, flüsterte Kurai ihrem Nebenmann zu. »Aber du bist verletzt...« »Kein Problem.« Sie trennten sich und jeder von ihnen sprang in eine andere Richtung. Kurai landete vorerst im Dickkicht, um auf eine passende Gelegenheit zu warten. Lorrenor schien sofort verstanden zu haben und begann nun ein Gefecht mit dem Gegner. Fäuste flogen durch die Luft und er schlug sich viel besser, als sie es getan hatte. Das Fuchsmädchen steckte ihr Schwert weg; die Gefahr, Lorrenor im Kampf damit zu treffen war zu hoch. Wieder keuchte sie und sah zu Boden. Wenn dieser Schmerz sie nur nicht so lähmen würde! Ein Aufschrei lenkte sie ab. Lorrenor fiel vom Baum und knallte auf dem Rücken auf. »Lorrenor!«, schrie Kurai noch und wollte sich gerade zu ihm begeben, als ein Hagel von Nadellanzetten auf ihn hinabraste. Diesesmal spürte sie keinerlei Reflex, um die Schnelligkeit aufzubringen, dazwischenzugehen. Wieder durchschoss die Lähmung Kurai und diese schloss nur die Augen und rief noch den Namen ihres Kameraden, der ihr wahrscheinlich gerade das Leben gerettet hatte. Das Geräusch der auftreffenden Waffen war unerkennbar. Kurai weigerte sich aufzusehen, aber allein schon wegen ihrer eigenen Sicherheit musste es sein. Langsam suchten ihre blauen Augen den Boden, in welchem die Lanzetten steckten. Von Lorrenors Körper keine Spur. Kurai spähte verwirrt einen Meter weiter zur Seite und dort stand er. Zwar war seine Haltung gebückt und seine Knie und Ellenbogen bluteten, so war er doch ansonsten unverletzt. Kurai stieß einen Laut des Erstaunens aus und erstarrte kurz daraufhin, als ihr Teamkamerad aufsah und seine Augen nichtmehr schwarz sondern rot waren. Im ersten, dummen Schreckmoment durchschoss Kurai der Gedanke, dass auch Lorrenor Kyuubi insich trug. Doch weit gefehlt: Sein Bluterbe war soeben erwacht. »Komm nur her, Bastard...«, keuchte der schwarzhaarige Junge und griff den Gegner erneut an. Dieses Mal war der Sato-Erbe klar im Vorteil. Seine Sharingan waren nicht so weit ausgebildet wie das vom Sensei, was Kurai daran erkannte, dass Meister Kakashi drei Flammen und Lorrenor nur jeweils zwei um die Iris herum hatte. Bei Lorrenor war es allerdings ein richtiges Bluterbe und so hatte er zwei Sharingan und nicht nur eines. Als ein Faustschlag des Abtrünnigen auf das Gesicht von Kurais Kameraden zurraste, ließ dieser die Hand einfach in seine eigene Klatschen und landete dafür einen Frontkick in den Unterbauch des Gegenübers. Dieses ließ nun ein leises Keuchen vernehmen, während es ins nächste Gebüsch segelte. Kurai schloss die Augen und sah bereits rote Kreise. Der Blutverlust machte ihr zu schaffen und inzwischen war der Wundschmerz in ein heißes Brennen ausgeartet. Doch sie wusste, warum die Verletzung nicht heilte: Sie weckte Kyuubis Chakra nicht. Genau erinnerte sich das Mädchen noch daran, wie Zabuzas Schwert in ihren Arm gerammt worden war, aber Schmerz hatte sie von Anfang an nicht gespürt. Zusehr hatte Kyuubis Kraft ihr Inneres übernommen und so war es auch gekommen, dass bereits wieder in Konoha die offene Stelle mit neuer Haut überzogen worden war. Aber jetzt war alles anders. Zwar würde die Wunde mit Sicherheit schneller heilen als normalerweise, so gab es doch keinen hilfreichen Wutstoß, der die Sache beschleunigte und die Krämpfe betäubte. »Scheiße...«, stieß Kurai wieder aus. Es wurde schwarz vor ihren Augen und sie ärgerte sich darüber, dass sie so wehrlos war. Kurai war durch das Wissen, dass Kyuubi da war, unvorsichtig geworden und dafür hätte sie sich am liebsten selbst geohrfeigt. Im gleichen Moment dachte sie aber an die Pfeife. Sie musste irgendwo im gegenüberliegenden Gebüsch gelandet sein. Kurai kroch jetzt auf allen Vieren unter dem Dickkicht hindurch. So gut es eben ging ignorierte sie ihre Schmerzen, aber dort wo sie eben verweilt war, hatte sich inzwischen bereits eine kleine Blutlache gebildet. »Ich kann dich sehen!«, hörte sie Lorrenor rufen und daraufhin erklang ein weiterer Schlag. Wieder raschelten Blätter, scheinbar war das Bluterbe ihres Kameraden ein wirklicher Vorteil. Mithilfe des Sharingan konnte er jede Bewegung um ein Vielfaches langsamer sehen als normale Menschen. Gerne hätte sie den Kampf beobachtet, aber momentan war das kaum möglich. Ein Glitzern stach in Kurais Sichtfeld und sie atmete erleichtert auf. Die Pfeife lag kurz hinter einem Baum und schnell griff das Mädchen sie, um gleich darauf ein schallerndes Kreischen aus ihr zu entlassen. Kurai hatte so fest hineingeblasen wie ihre Lunge es erlaubt hatte und noch immer hallte der Ton an den Baumkronen wider, bis er schließlich verklang. »Verdammt!«, fluchte der einäugige Gegner und Kurai hörte Getrampel auf sich zukommen. Gleichzeitig begann die Welt um sie herum sich zu drehen und bunte Lichter tanzten vor Kurais innerem Auge. Schweiß perlte von ihrer Stirn und ihre Hand presste sich unablässig auf die Wunde, deren Nässe sich ihre Haut zusammenziehen ließ. »Nicht so schnell!«, rief Lorrenor wütend und schien dem Abtrünnigen zu folgen, aber Kurai nahm all diese Eindrücke nur wie durch Watte wahr. Ihre Stirn sank auf den Boden, sie roch Gras und Erde, aber ihr Körper erschlaffte in einer Taubheit, die ihr den Gedanken an den Tod angenehm vorkommen ließ. »Kurai!«, brüllte Lorrenor mit tiefer Stimme, »WEG!« »I-ich... kann nicht...«, murmelte das Fuchsmädchen für sich selbst. Sie war blass geworden und tiefe Ränder hatten sich unter ihren Augen gebildet, aber das konnte sie natürlich nicht sehen. Ein scharfer Luftzug verriet, dass der Nuke-Nin bei ihr angelangt war. Deutlich bemerkte sie die Chakraschwingung einer Ausholaktion, wahrscheinlich um ihr etwas in den Kopf zu rammen. Zeitgleich ertönte von weiter hinten ein Geräusch, welches Kurai nicht deuten konnte. In Sekundenschnelle packten zwei Arme den schlaffen Körper des Mädchens und die peitschende Luft ließ sie nun doch langsam die Augen öffnen. Kakashi-Sensei blickte in ihr Gesicht und nahm nun die Hände von ihr. Er hatte sie an eine andere Stelle befördert, die sich merklich weiter weg vom Schlachtfeld befand. »Ka...Kashi-Sensei...«, flüsterte Kurai und der Mann kniete sich zu ihr. Seine Hand suchte das mit Blut verklebte Oberteil und zog es vorsichtig ein Stück nach oben. Der silberhaarige Jo-Nin besah die Wunde und ließ den Stoff dann wieder darüberfallen. »Halt durch«, sagte seine tiefe Stimme und dann sprang er weg und überließ Kurai sichselbst. »Kurai!«, ertönte gleichzeitig Shabons Stimme hinter ihr und froh hob das Mädchen den verschwitzten Kopf. Verschwommen nahm sie den Körper ihrer Freundin wahr, die ihr kurz über den Rücken strich und dann irgendetwas Braunes aus der Tasche zog. Gleich darauf erklang die Melodie, die Shabon auch schon bei sich zu Hause gespielt hatte. Kurais Augenlider fielen wieder zu und schließlich wurde es schwarz um sie herum. Der Schmerz pochte jetzt im selben Rhythmus wie ihr Herzschlag. Zwischendurch war ihr kurz, als würde ihr Geist zurückkehren. Eine Bewegung war für Kurai deutlich vernehmbar, ein Auf und Ab, aber gleich nach dieser Wahrnehmung sackte sie zurück in das dunkle Loch der Ohnmacht. Ein weiteres Mal kehrte sie zurück, aber diesesmal fühlte sie sich relativ frisch und war nichtmehr müde. Langsam zogen sich ihre Lider nach oben, schwach schaute sich Kurai um. Sie lag in einem Bett, die Zimmerdecke und auch die Wände waren weiß. Einen Moment lang verharrte das Mädchen, dann sprang es panisch ins Sitzen auf und schaute sich hektisch um. Gleichzeitig erspähte sie allerdings Shabon, Kakashi und Lorrenor im Raum. Schlagartig beruhigte sich ihr Herz, ihre Angst ebbte ab. Kurai ließ sich zurück ins Kissen sinken. »Wie geht es dir?«, fragte Shabon, die nun an sie herangetreten war und ihre Hand nahm. Kurai, der diese Geste etwas unangenehm war, nickte leicht. An der Hand, die ruhig neben ihr verweilte, hing ein Infusionsgerät. »Besser«, meinte sie ehrlich und spähte dann zu den Männern. Lorrenor saß auf dem Fensterbrett und hatte wohl hinausgeschaut, aber jetzt ruhte sein Blick auf ihr. Die Sharingan waren wieder verschwunden. Kakashi-Sensei kam nun ebenfalls einen Schritt auf sie zu. Seine Hände ruhten in seinen Hosentaschen, aber Kurai erspähte Blut an seiner Weste. Er hatte sie also auf dem Rücken hierher gebracht... »Wer von euch hat gepfiffen?«, fragte sie. »Ich«, antwortete Shabon, »Einer der Ninjas hatte sich als Kakashi ausgegeben und mich angegriffen. Ich hab ganz schön in Schwierigkeiten gesteckt...« Das Mädchen grinste verschämt und kratzte sich im Nacken, »Aber Kakashi-Sensei hat mir geholfen.« »Mein Gegner hatte sich in Kurai verwandelt«, sagte Lorrenor, »Aber er hat seine Sache schlecht gemacht... Ich habe den Unterschied sofort erkannt.« Kurai lächelte schwach. Nur einpaar Stunden hatten sie gemeinsam trainiert und dies schien dem aufmerksamen Jungen schon gereicht zu haben, um sie von dieser Fälschung zu unterscheiden. »Mir blieb dann Lorrenor«, sagte Kakashi, ging auf seinen Kampf aber nicht weiter ein. Er hatte wohl zu oft gekämpft, um jedes Mal noch davon zu berichten. Kurai blickte verschämt zur Seite. Sie hatte total versagt. »Tut mir leid«, meinte sie ehrlich und ihre Stimme zitterte vor Wut, »Ich bin... so ein Versager...« »Ach was«, wehrte Shabon ab, »Ich war auch total in der Klemme.« »Nein«, zischte das Fuchsmädchen wütend, »Ich hätte eine Chance gegen ihn gehabt, aber ich war zu unvorsichtig. Die falsche Shabon kam mir komisch vor, aber ich Idiot hab' ihr den Rücken zugedreht, als ich den Pfiff gehört habe.« »Das nächste Mal weißt du's«, meinte Kakashi nur und wandte sich zur Tür. »Ruh dich jetzt aus, wir haben auch freibekommen«, riet Shabon und tätschelte nochmal Kurais Hand. Diese sträubte sich dagegen, im Krankenhaus zu bleiben, aber es blieb ihr ja nichts weiter übrig. Als Kakashi und Shabon den Raum verlassen hatten und Lorrenor ebenfalls den Türrahmen anstrebte, rief Kurai ihn zurück. »Lorrenor, warte kurz«, meinte sie und richtete sich ein wenig auf. Sato blieb stehen und spähte zu Kurai, ehe er einen Schritt zu ihr herantrat. »Hm?« »Danke für deine Hilfe«, ein wenig beschämt senkte das Fuchsmädchen kurz den Blick, »Du hast mich gerettet.« Lorrenor hob die Hand und tat eine wegwerfende Geste, ehe er ihr zunickte und ebenfalls das Krankenzimmer verließ. Jetzt allein verschränkte Kurai die Arme unterm Kopf, sah kurz auf den Infusionsbeutel, der mit Blut gefüllt war und spähte dann an die Zimmerdecke. Mit Sicherheit hätte sie gegen den Abtrünnigen ankommen können. Nur die verdammte Stichwunde hatte ihr den garaus gemacht. Seufzend zog Kurai Decke und Oberteil hoch und spähte auf die Verletzung. Man hatte sie ärztlich versorgt und verbunden, der Schmerz war etwas gelindert. Gegen Abend brachte man Kurai etwas zu Essen. Es schmeckte nicht unbedingt wie ein Festmahl, aber Kurai war nicht wählerisch und verschlang die Schale Reis gierig. Sie hoffte, dass sie schnell aus dem Krankenhaus entlassen werden würde und erkundigte sich nochmal bei der Schwester, die das leere Tablett wieder mitnahm. »Na, so tief wie man dich durchlöchert hat, bestimmt noch zwei bis drei Wochen. Und dann eben langsam anfangen mit Reha...« »Was?!«, stieß Kurai aus und gab dann einen genervten Laut vonsich, während sie zurück ins Kissen sackte. Wie sollte sie eine so lange Zeit hier überstehen? »Na hör mal«, sagte die Krankenschwester verständnislos, »Wir alle haben gestaunt, dass du an deinem Blutverlust nicht gestorben bist. Du kannst deinem Meister danken, dass er dich so schnell hierher gebracht hat.« Eigentlich hatte Kurai damit gerechnet, sofort einzuschlafen, immerhin war der Kampf lang und hart gewesen. Aber eher das Gegenteil traf ein. Sie schlag stundenlang wach und hoffte, irgendwie zu Kyuubi gelangen zu können, um es darum zu bitten sie gesund zu machen. Mehrere Wochen in diesem Bett waren ihrer Meinung nach unzumutbar. Außerdem hatte sie es eilig, zu trainieren und den nächsten Auftrag zu machen, damit ihr ein so dummer Fehler nie wieder passieren würde. Noch immer ballte sich ihre Hand fest zur Faust beim Gedanken an ihre Unvorsicht. Das würde ihr nie wieder passieren. Ihr Schwert ruhte neben dem Bett auf dem Boden, ebenso ihre übrigen Sachen. Man hatte ihr die typische Krankenhauskluft angezogen, in der sich Kurai schutzlos fühlte. Sie seufzte und drehte sich auf die Seite, die nicht verletzt war. Die Anderen waren sicher nicht dabeigewesen, als man sie umgezogen hatte. Aber die Schwestern mussten ihr Siegel gesehen haben. Was sie wohl von ihr dachten? Zwar war die Frau von eben nicht übermäßig freundlich gewesen, allerdings hatte Kurai auch dieses matte, abwehrende Glänzen in ihren Augen nicht gesehen, was die meisten Dorfbewohner ihr gegenüber hatten. Ohne es zu merken sackte Kurai in einen traumlosen Schlaf und suchte im Traum die Pforte zu Kyuubis dunkler Grotte. Das dumpfe Brummen seiner Atmung und das loderne Knistern der Flammen machten Kurai inzwischen keinerlei Unbehagen mehr. Heute sickerte etwas Wasser zu ihren Füßen, weshalb sie sich nicht setzen würde. Mutig trat Kurai an die großen Gitterstäbe und spähte in die Dunkelheit dahinter. Ein feuerrotes Auge öffnete sich und starrte zu ihr hinab. "Was tust du hier, kleine Kurai?", fragte das Fuchsmonster in seinem üblichen, spöttischen Ton. »Ich möchte dich um Hilfe bitten«, sagte Kurai frei heraus. Das schallende Lachen des Fuchsdämonen hallte am Gitter wider. "Vorhin hast du dich doch geweigert, mich um Hilfe zu bitten. Deshalb bist du auch fast gestorben." »Warum hast du nicht wenigstens meine Wunde geheilt?« "Weil ich dir zeigen wollte, wie es ganz ohne mich wäre. Du wolltest mein Chakra nicht, also habe ich dir nichts gegeben." »Ich weiß...«, gestand Kurai, »Das war dumm von mir. Aber ich will meine Schwäche ändern und trainieren.« "Wozu? Um wieder deinen sturen Kopf durchzusetzen und am Ende doch zu verlieren?" Kurais Faust ballte sich fest und sie starrte Kyuubi wütend an. »Nein«, sagte sie entschieden und ein wenig aggressiv, »Damit ich deine Hilfe in Zukunft nurnoch im Notfall brauche. Dafür.« "Wie edel", spottete Kyuubi, "Und was hat das mit mir zutun?" Kurais Wut verflog. Sie wusste, dass der Fuchs ihr ihren Wunsch nicht erfüllen musste. »Du... Du musst meine Verletzung verheilen lassen, damit ich aus dem Krankenhaus rauskann.« Ein erneutes Lachen. "Und jetzt kommst du also doch wieder zu mir", sprach es dumpf, "Vielleicht täten dir die Wochen im Krankenhaus ganz gut." Mit diesen Worten verschwand der Käfig und die Grotte. Kurai fand sich im endlosen schwarz wieder und erwachte. Sie spähte einen Moment in die Dunkelheit und schnaubte dann wütend auf. Es wollte ihr nicht helfen und so würde sie wahrscheinlich Monate brauchen, um wieder voll einsatzfähig zu sein. »Verdammt«, zischte sie und schloss die Augen, um weiterzuschlafen. Wie sie hier rauskommen sollte würde sie sich morgen überlegen. Man band am nächsten Tag ihre Wunde auf um sie erneut zu reinigen, erlebte aber eine Überraschung. Dort, wo gestern noch ein klaffendes Loch bis in ihre Eingeweide gesessen hatte, befand sich nun nurnoch eine stark verschorfte Kerbe. Mit geöffnetem Mund starrte die Krankenschwester einige Zeit auf die Stelle, ehe sie hinauslief und den Arzt hineinholte. Auch dieser schien sichtlich verwundert über diese unglaubliche Heilung. Bei dieser Gelegenheit fiel beiden allerdings das Siegel auf Kurais Bauchnabel auf und sie sagten nichts weiter. »Also...«, begann der Arzt etwas nervös, »...Angesichts dessen, dass die Wunde jetzt schon fast geheilt ist, machen wir heute einige Belastungstests mit dir. Wenn alles in Ordnung ist, kannst du morgen Nachmittag raus.« »Wirklich?«, fragte Kurai erleichtert. Der Arzt zuckte kurz mit den Schultern. »Wozu dich hier festhalten, wenn deine Wunde verheilt ist?« Die Tests, die man ihr angekündigt hatte, verliefen erfolgreich. Ihre Körperbeherrschung war noch da, ebenso war ihre Kraft und Ausdauer den Umständen entsprechend normal. Bei einer Verletzung der Eingeweide musste man normalerweise fürchten, dass man ewig Probleme damit haben würde. Kurai wusste, dass dies nur Kyuubis Leistung war. Zwar tat es sehr bösartig, so war es doch eigentlich gar nicht so übel. >Danke, Kyuubi<, flüsterte Kurai leise in ihrem Innern und war sich ganz sicher, dass der Fuchs es gehört hatte. Kapitel 14: Sinne ----------------- Shabon war nicht minder begeistert, als sie Kurai besuchen kam. Diese deutete sofort auf die verschorfte Wunde. »Ich kann morgen raus.« »Das ist ja... unglaublich!«, meinte Shabon freudig und setzte sich dann an ihr Bett. »In zwei Tagen ist unser nächster Auftrag«, erzählte das grünhaarige Mädchen dann, »Wir sollen die Abtrünnigen, die wir gefangen haben, nach Ame-Gakure zurückbringen. Dort werden sie dann eingebuchtet. Ich werde dem Hokage nachher sofort berichten, dass du mitkommen kannst, dann braucht er sich nicht um einen Ersatz kümmern.« »Ja, tu das bitte«, meinte Kurai nickend, »Ich kann den nächsten Auftrag kaum erwarten.« »Aber Lorrenor und Kakashi-Sensei erzähle ich nichts«, ein Grinsen breitete sich auf Shabons Gesicht aus und sie kicherte, »Ich bin auf ihr Gesicht gespannt, wenn sie dich sehen.« An diesem Tag kam Kurai extra früh. Sie war mit Shabon die Erste und diesesmal schaffte das Fuchsmädchen es, ihre Freundin Schachmatt zu setzen. »Du lernst verdammt schnell«, beschwerte sich Shabon grinsend. Als Lorrenor auftauchte, spähte er Kurai einen Augenblick lang nachdenklich an. »Was ist mit deiner Wunde?«, fragte der Junge dann und Kurai grinste ihn siegreich an: »Verheilt.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Kyuubi ist wirklich nützlich«, sagte er dann und schwieg wie gewohnt. Richtig lustig wurde es erst, als Kakashi endlich auftauchte. Er sah Kurai an, als wäre sie ein Gespenst. »Kurai...«, meinte er langsam, »Was machst du hier? Bist du vollkommen verrückt geworden?« Kurai zog ihr Oberteil ein Stückchen hoch und deutete auf die ehemals verletzte Stelle. Der Schorf war inzwischen zum Teil abgebröckelt und darunter war neue, hellrosa Haut zu sehen. Kakashi schüttelte nur den Kopf. »Unglaublich«, meinte er und fing sich dann wieder, »Kommt, lasst uns die Ninjas abholen.« Auch der Hokage warf Kurai einen giftigen Blick zu, ehe auch er sich von ihrer Gesundheit überzeugt hatte. »Nun gut«, meinte er und rieb kurz die Hände zusammen, »Einer der Ninjas ist im Kampf umgekommen... Die anderen drei müssen nun zurück nach Ame-Gakure. Dort werden sie inhaftiert. Eure Aufgabe ist es, die Gefangenen in ihr Land zurückzubringen.« Team 2 gab ein Nicken vonsich und Kakashi erhielt den Haftbefehl, den er dem Regierungsoberhaupt in Ame aushändigen sollte. Schnell ließ er das Schriftstück in seiner Westentasche verschwinden und geleitete seine Schüler hinaus. Dort händigte man ihnen schon die drei Ninjas aus. Man hatte sie an einem dicken Seil in einer Reihe zusammengefesselt, sodass sie nichts tun konnten außer zu laufen. Ihre Handgelenke waren nocheinmal extra gesichert. Kurai kannte die Knotentechnik, die verwendet worden war: Sie machte jede Art von Entfesselungskunst unbrauchbar. Schweigend standen die Ninjas in einer Reihe und warteten darauf abgeführt zu werden. »Können wir los?«, fragte Kakashi nochmal in die Runde und erntete allgemeines Nicken. So verließ Team 2 also wieder einmal Konoha-Gakure. Jetzt schaute niemand mehr zurück, zu sehr waren sie inzwischen daran gewöhnt, Missionen außerhalb des Dorfes zu erledigen. Da die Gefangenen schwiegen fühlte sich Kurai durch sie nicht wirklich gestört. Sie ging gutgelaunt neben ihren Kameraden her und wechselte ab und zu einige Worte mit Shabon. Ihr war aufgefallen, dass Lorrenor in der Gruppe recht still und allein gesprächiger war. Woran das wohl lag? Vielleicht war er eher ein Einzelgänger so wie sie früher. Vögel zwitscherten und ein warmer Wind wehte Team 2 um den Kopf. Alle waren guter Dinge und niemand konnte sich vorstellen, dass an diesem schönen Tag irgendeine Schrecklichkeit passieren könnte. Der Auftrag war nach langer Zeit mal wieder sehr einfach: Gefangene abliefern und zurückkehren. Sie pausierten und Kurai begann gerade in ihrem Rucksack herumzusuchen, als Shabon sie unterbrach. Die grünen Augen des Mädchens strahlten Kurai förmlich an, als sie ein hübsch verpacktes Lunchpaket in ihre Richtung hielt. »W-Was...?«, fragte Kurai verdattert. »Für dich«, meinte Shabon nur, »Meine Mutter hat das für dich gemacht.« Kurai starrte Shabon nur an. Hatte sie sich da gerade verhört? »F-Für mich? Aber... Aber warum denn?«, unsicher schaute das Mädchen hilfesuchend in die Augen ihrer Teamkameradin. »Na weil du doch im Krankenhaus warst und so... Und weil ich ihr erzählt hab, wie sehr du ihre Reisbällchen mochtest.« Mit zittrigen Händen nahm Kurai das Lunchpaket ab. Am liebsten hätte sie es gar nicht aufgemacht, aber jetzt trieb sie der Drang zu wissen, ob sich dadrin wirklich Nahrung befand oder ob es irgendein grausamer Scherz war, um sie daran zu erinnern, dass niemand sie wollte. Aber als Kurai das darum geknotete Tuch entfernt und den Deckel geöffnet hatte, erspähte sie tatsächlich Gemüsescheiben, Reisbälle, einige Sushistückchen und eine kleine, geschlossene Schale mit Nudeln. Noch immer spähte das Fuchsmädchen starr auf das Essen und jetzt sammelten sich Tränen in ihren Augen. Noch bevor sie hinunterlaufen konnten wischte sie sich schnell über die Augen. >Volltreffer<, sagte sich Shabon in Gedanken und grinste siegreich. Hilfesuchend schaute Kurai zu Kakashi, aber dieser gab nur ein leichtes Lächeln als Antwort. Die Gruppe aß weiter, als wäre nichts geschehen. Der erste Bissen blieb Kurai vor Nervosität beinahe im Halse stecken, aber es schmeckte ebensogut wie letztes Mal. »Danke...«, nuschelte Kurai zwischendurch verschämt, »Ich werde mich bei deiner Mutter auch bedanken.« »Lass stecken«, antwortete Shabon, »Die hat das gern gemacht. Hab sie auch nicht auf die Idee gebracht oder so, heute standen einfach zwei Päckchen auf dem Tisch und sie meinte, dass das Zweite für dich ist.« Kurai konnte ihr Glück noch immer kaum fassen und war vollkommen abwesend, als sie weiterreisten. Noch nie in ihrem Leben hatte ihr jemand etwas zu Essen gemacht! Der Tag konnte nichtmehr besser werden, jedenfalls war das Kurais Ansicht. Sie spähte zu den gefesselten Verbrechern, die sie bis eben total vergessen hatte. Mit von Kapuzen bedeckten Köpfen liefen sie dahin, den Kopf gesenkt und noch immer die Handgelenke gefesselt. Ein gemischtes Gefühl durchschoss sie, als sie den Peiniger erblickte, der ihr diese Wunde zugefügt hatte. Allerdings hatte das Fuchsmädchen seinen fassungslosen Blick bemerkt, als der Einäugige sie gesehen hatte. Genugtuung machte sich dennoch in ihr breit. Kurz flog Kurais Blick zu Lorrenor. Stumm stiefelte der junge Mann dahin und zum ersten Mal fiel Kurai auf, dass er hübsch war. Sein kurzes schwarzes Haar glänzte matt im Sonnenlicht und kurze Strähnen fielen über seine Stirn. Er bemerkte Kurais Blick, schaute zurück und warf ihr ein kaum vorhandenes, selbstsicheres Lächeln zu, ehe sich der Sato-Erbe abwandte und wieder auf den Weg achtete. »Wie weit ist es noch?«, fragte Shabon irgendwann gegen Nachmittag. Sie war bei Weitem die Ungeduldigste der Gruppe. Nichts war für Shabon schlimmer als endloses Dahinlaufen auf ebenen Feldern. Wie hätte sie wohl die Nacht in der Höhle mit Kakashi überstanden? Wahrscheinlich wäre sie vor Langeweile tatsächlich gestorben. Kurais Mundwinkel zogen sich leicht nach oben und mit Zufriedenheit beobachtete sie ihre Freundin einen Moment. Sie hätte sie so viele Jahre früher kennenlernen können... Aber besser spät als nie. »...Ein halber Tag, denke ich«, meinte Kakashi abschätzend. »Was?«, fragte Shabon enttäuscht, »Und ich hatte mich schon so auf das Bett in Ame gefreut... Wieder draußen schlafen...« Man hörte förmlich, wie Shabon sich dagegen sträubte. Kurai grinste abermals und sah einem Vogel nach, der über die Gruppe hinwegflog. Als es langsam dämmerte, begannen Kakashis Augen suchend durch die Gegend zu huschen. Kurai wusste sofort, was er wollte: Er suchte nach einem geeigneten Platz zum Übernachten. Das Fuchsmädchen folgte seinem Blick und beim nächsten Schritt stießen ihre Augen auf ein kleines Waldstück. Es war wirklich nicht besonders groß, vielleicht vier- oder fünftausend Quadratmeter. Trotzdem war es der ideale Platz zum Übernachten. »Dort«, meinte Kurai leise und deutete auf die Bäume. Kakashi ließ seinen Blick in die Richtung leiten, in welche Kurai zeigte und dann warf er ihr ein leichtes Lächeln zu. »Wir rasten dort«, meinte er dann in der üblichen, führenden Stimme, »Morgen sollten wir schon recht früh in Ame ankommen...« Die Ninjaschüler nickten und begaben sich ins Dickkicht. Hier waren sie geschützter als mitten auf dem Feld. Noch immer schweigend trabten die Gefangenen neben der Gruppe her. Keiner von ihnen hatte auch nur gehustet oder lauter geatmet. Sie schienen wirklich ziemlich sauer zu sein, jetzt im Gefängnis versauern zu müssen. Sollten sie nur. Als sich der Wald weit genug um die Ninjagruppe herum erstreckte, blieb der Jo-Nin unter ihnen stehen. »Okay«, meinte er, »Einer bleibt bei den Gefangenen, der Rest kommt mit mir Feuerholz sammeln.« »Ich warte hier«, kam es sofort von Shabon und sie zückte fröhlich ihre Flöte, »Feuerholz schleppen ist nichts für mich.« Das Mädchen ließ sich am Boden nieder und wischte einige Blätter zur Seite, damit sie dort sitzen konnten. Die Gefangenen nahmen wohl oder übel auch Platz. Kakashi zückte ein weiteres Seil aus seinem Rucksack und band es um die drei Ninja herum, die sich (wohl oder übel) im Kreis Rücken an Rücken zusammengesetzt hatten. »Die können unmöglich weg«, meinte Kakashi, »Bis gleich.« »Bis gleich«, grinste Shabon. Kurai sah ihr ins Gesicht und in diesem Moment - es war nur der Bruchteil einer Sekunde - fühlte das Fuchsmädchen etwas, was es noch nie zuvor gespürt hatte. Es war wie... Sie konnte es nicht beschreiben. So eine merkwürdige Mischung aus Zuneigung, Nervosität und... und Angst. Verwirrt blinzelte Kurai zweimal, dann war das Gefühl weg. »Kurai?«, sprach Kakashi sie an, scheinbar war es nicht das erste Mal. »J-Ja...«, murmelte Kurai unsicher, wandte sich dem Sensei zu und folgte mit ihm dem bereits einige Schritte vorrausgegangenen Lorrenor. »Ist was?«, fragte Kakashi unverwandt. »Ich weiß nicht«, gestand das Fuchsmädchen. Aber was hatte es schon sein sollen? »Ich denke, ich bekomme langsam Hunger.« Das war eine schlechte Ausrede. Das wussten alle beide, denn Kurai hatte erst vorhin die Hälfte von ihrem Essen verdrückt. Aber es reichte scheinbar, um Kakashi zu beschwichtigen. Er schwieg und spähte wieder nach vorn. Einige Minuten suchten die Ninjas nach kleineren, dünneren Bäumen um und wurden schließlich fündig. Kurai zückte ihr Schwert und schlug mit einigen Hieben einen dickeren um, während Lorrenor die Instabilen einfach abbrach. Dabei richteten sie sich zuerst nach toten Bäumen, ehe sie Gesunde anschlugen. Bald hatten sie zwei kleinere Haufen mit Holzblöcken zusammengetragen. Als Kurai gerade den Arm ausstreckte, um das Katana ihres Vaters zurück in die Schwertscheide zu stecken, durchfuhr sie erneut dieses Gefühl. Jetzt war es aber wesentlich deutlicher als noch vorhin. Beirrt starrte Kurai einfach nur in den Wald, der jetzt zunehmend schattiger und vor allem dunkler wurde. Kakashi suchte mit dem Blick ihre Augen und schien nun alarmiert. »Was ist los?«, fragte Lorrenor ernst und auch er beobachtete seine Kameradin. Das was sie fühlte, was in Kurai gerade vorging, war nicht Kyuubi. Es war etwas Anderes, was sie noch nie zuvor gekannt hatte. Die Angst wurde stärker und schnürte ihr die Eingeweide zusammen. Plötzlich spürte sie jedes Pulsieren ihres Herzschlages im kompletten Körper. Schweiß trat auf Kurais Stirn und sie begann zu zittern. Suchend huschten ihre tiefblauen Augen durch das Gestrüpp, aber hier war nichts! Sonst hätten auch Kakashi-Sensei und Lorrenor das gespürt. »Kurai«, sprach Kakashi wieder, aber da fiel ihm seine Schülerin ins Wort. »Shabon!«, stieß Kurai aus. Jetzt war alles vollkommen klar und fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Diese Angst, diese Magenschmerzen und dieses merkwürdige Gefühl... Klirrend ließ Kurai ihr Schwert fallen. Es prallte gegen einen der Holzhaufen und kippte wie tot zu Boden. Hatakes Blick war kurz zu der Waffe gefahren und als er jetzt Kurai wieder ansah, weiteten sich seine Augen ein klein Wenig: Sie hatten die Farbe auf rot gewechselt. Wortlos rannte Kurai plötzlich los und war innerhalb von wenigen Sekunden außer Sichtweite. »Wow«, keuchte Lorrenor. Er hatte Kurai noch nie so schnell rennen sehen. Kurai raste durch das dichte Gestrüpp. In einer Mischung aus Rennen und Springen bewegte sie sich vorwärts, noch immer war ihre Augenfarbe nicht zurückgekehrt. Das Fuchsmädchen keuchte, aber Müdigkeit spürte es nicht. Nur dieser tiefe, endlose Wille war da, schnell zu Shabon zu geraten. Blätter und Äste schlugen ihr um die Ohren und einige klatschten geräuschvoll gegen ihre Wangen. Einer traf ihr Augenlid ganz knapp über der Iris, aber Kurai zuckte nichtmal mit der Augenbraue. Noch immer sprang sie gedankenlos durch den Wald, der einfach nicht enden wollte. Dann endlich sah sie Shabon. »Shabon!«, fauchte Kurai in einer ihr unbekannten Stimmlage und wurde langsamer. Kurz blieb das Mädchen auf zwei Beinen stehen, den Rücken ein wenig weiter hinausgedrückt als normal, als Lorrenor und Meister Kakashi wieder hinter ihr erschienen. »Kurai«, meinte Sato und ging einen Schritt auf sie zu. Das Mädchen wandte kurz den Kopf und starrte ihn mit schmalen Pupillen an. »Bleib wo du bist«, zischte sie und wandte sich wieder um. Lorrenor blieb tatsächlich stehen und starrte Kakashi stumm an, denn ihr Gesichtausdruck hatte ihn sofort überzeugt. Was war nur los? Kurai rannte nun gebückt durch das letzte Gebüsch, welches Shabon von ihr trennte. Diese öffnete den Mund zu einer Begrüßung, die Ninjas noch immer neben ihr, als Kurai durch die Blätter hindurchbrach, Shabon grob am Rücken packte und regelrecht ins Gebüsch stieß. Diese ließ einen wütenden Klagelaut verkennen und wollte sich erheben, aber Kurai sprang ihr hinterher, landete auf ihrer Kameradin und drückte sie hinunter. »Unten bleiben!«, fauchte das Mädchen wieder, Shabon ergab sich sofort. Eine Weile lang herrschte Totenstille. Kakashi spähte angespannt in die Luft, aber nach vielleicht zwei oder drei Minuten erhob auch er seine Stimme. »Runter!« stieß er aus und ließ sich in die Hocke fallen. Lorrenor tat es ihm nur kurze Zeit später gleich. Zuerst vernahm man nur ein leises Schleifen und einige Schritte. Kurai rührte den Körper keinen Millimeter und stierte stumm an Shabon vorbei in die Dunkelheit. Nur ihre Ohren verfolgten das Szenario. Das Klirren einer Waffe ertönte und danach das gleiche Geräusch erneut. Es ging schnell: Ein erstickter Schrei, dicht gefolgt von dem schneidenden Geräusch zertrennter Fasern. Ein feuchtes Klatschen folgte, ein heiseres Gurgeln und schließlich ein von Panik gefülltes, hilferufendes Kreischen, ehe absolute Stille herrschte. Shabon hielt sich die Hand vor den Mund, um die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken, die der sich jetzt ausbreitende Gestank verursachte. Kurze Schritte waren abermals vernehmbar, aber das Geräusch eines schnellen Sprunges beendete das Szenario. Stille herrschte. Niemand wagte sich zu Bewegen. Shabon keuchte inzwischen schwer unter Kurais Last, die sich als Erste wieder bewegte. Als das Fuchsmädchen wieder stand und auch Lorrenor und Kakashi sich erhoben, zog sie ihre Kameradin hoch und ihre Augen stachen ins Blaue zurück. »W-Was ist passiert?«, fragte Shabon verunsichert. Noch immer presste sie die Handfläche auf Mund und Nase. Auch Kurai vernahm den bestialischen Gestank, aber sie war jetzt plötzlich so erschöpft, dass er sie kaum störte. Kakashi war der Erste, der die Blätter beiseite schob und das Massacker begutachtete. Stumm starrte er auf den von Blut überschwemmten Waldboden und Kurai trat kurz darauf neben ihn. Es war ein grauenhafter Anblick. Nur einen kurzen Moment suchte ihre Neugier die toten Körper der Ninjas, aber bereits, als Kurais Gedanken an den Rand der aufgeschlitzten Körper sah, drehte sie schleunigst das Gesicht weg und schaute stur gegen Kakashis Arm. Dieser rührte sich nicht. »Schau hin...«, meinte er, »So ist das Leben eines Ninja.« Lorrenor tauchte nun an Kurais Seite auf. Sie spürte deutlich sein Chakra. Auch er spähte stumm auf das Szenario, sagte nichts und wandte sich dann wieder ab. Shabon versuchte es erst gar nicht; ihr war allein durch den Geruch schon schlecht genug. »Sieht so aus, als hätte uns jemand den Dienst versaut«, meinte Kakashi und klang genauso wie neulich, nachdem er den Spion getötet hatte. Heute jedoch war Kurai dankbar für diese kalte Seite an ihm. »Was machen wir jetzt...?«, flüsterte Kurai tonlos. In ihrer Stimme schwang Angst mit. Eben hatte sie sich noch so stark gefühlt. Aber jetzt, wo sie wieder bei Sinnen war, hatte sie einfach nur panische Angst. Das, was die Unbekannten mit den Abtrünnigen gemacht hatten, lag außerhalb jeder Grausamkeitsgrenze. »Wir suchen uns einen anderen Platz zum Übernachten«, meinte Lorrenor, als würde ihm all das nichts ausmachen. Kakashi nickte. »Lasst uns dort hingehen, wo wir das Feuerholz gelassen haben.« Das Team setzte sich in Bewegung. Shabon würgte auf dem Weg zwei Mal, unterdrückte die Übelkeit danach aber erfolgreich. Kurais Eingeweide hatten sich zu einem festen Knoten verkrampft. Ausdruckslos starrte sie auf den Boden. Die konnten überall sein. Überall... Und mit ihnen das Selbe anstellen. Kurais Herz schlug unkontrolliert und unauffällig lief sie einen Schritt näher zu Kakashi. Wieder an der Holzstelle angekommen, ließen sich Shabon und Kurai ernüchtert nebeneinander im Gras nieder. Lorrenor stapelte die Holzklötze übereinander und zündete mit einem kleinen Gokakyuu das Lagerfeuer an. Er brauchte dafür keine Fingerzeichen, was Kurai wie durch Watte auffiel. Einige Minuten herrschte absolute Stille. Erst dann erhob Kakashi die Stimme und ohne, dass er es wusste waren ihm alle Teammitglieder dafür unendlich dankbar. »Macht euch darum jetzt nicht allzu große Sorgen«, versuchte er die Angst der Jugendlichen zu verringern, »Sowas ist normal im Leben eines Shinobi. Das wird euch noch öfters passieren... Und ihr braucht auch keine Angst zu haben, dass sie zurückkehren. Sie haben ihre Ziele eleminiert und damit ist ihr Auftrag erfüllt.« »Wer...?«, begann Kurai und brach ab. Kakashi verstand allerdings, was gemeint war. »Abtrünnige werden von vielen Personen gejagt«, erklärte er mit einer Ruhe, die Shabon einfach nur beneidete, »Ninjas der Heimatländer, Beauftragte anderer Regierungen oder einfach Privatpersonen wegen der ein- oder anderen Feindschaft... Nuke-Nins töten sich oft gegenseitig, weil sie sich noch den ein oder anderen 'Gefallen' schulden. Ebensogut könnten es Anbu gewesen sein, denn Abtrünnige sind nirgendwo beliebt.« Noch immer herrschte beißende Stille. »Was tun wir nun wegen dem Auftrag?«, fragte Lorrenor. Kakashi seufzte lautlos. »Wir werden nach Ame gehen und berichten was passiert ist. Sicher wird man gnädig mit uns sein, wenn wir sagen, dass einer von unseren Leuten fast bei dem Attentat umgekommen wäre.« Shabon schreckte nun zusammen und sah Kakashi mit nassen Augen an. »Meinen sie... mich?« Hatake nickte stumm. »Ich bin mir relativ sicher, dass du mit ins Kreuzfeuer geraten wärst, hätte Kurai dich nicht dort weggeholt.« Kurai schloss die Augen und betete, dass ihr jetzt niemand danken oder sie dafür loben würde. Jetzt nicht, bitte. Scheinbar verstand jeder ihren Gedankengang, denn abermals herrschte Schweigen. »Kriegt euch wieder ein, Leute«, fügte Kakashi jetzt hinzu, er war inzwischen wieder so wie immer, »Kein Grund zur Besorgnis. Aber wir sollten trotzdem eine Nachtwache aufstellen; nur so zur Sicherheit.« »Ich übernehme die Erste«, sagte Kurai wie aus der Pistole geschossen. »Dann nehme ich die Zweite«, fügte Lorrenor hinzu. Dann blieb Shabon wohl nurnoch die Dritte... »Ich werde die halbe Nacht Wache halten«, meinte Kakashi, »Die restliche Zeit teilt ihr dann unter euch Dreien auf. Ihr braucht den Schlaf noch nötiger als ich... Übernehmt ihr jetzt, ich mache dann bis zum Morgen.« Stumm saß die Gruppe am Feuer. Das Lodern und Knistern war angenehm, obwohl sein Licht Kurai ein Wenig in den Augen zu brennen begann, nachdem sie minutenlang und ohne zu blinzeln hineingestarrt hatte. Es wollte ihr einfach nicht in den Kopf, wer so etwas Brutales tat. "Dein Sinn...", flüsterte es plötzlich in ihrem Innern. Ohne sich zu bewegen horchte sie auf. Kyuubis Stimme hatte sie klar erkannt, aber was seine Aussage zu bedeuten hatte, wusste das Fuchsmädchen nicht. Es war auch nicht wichtig... Wieder hatte der Fuchsdämon ihr ein klein Bisschen seiner Kraft geschenkt, um Shabon das Leben zu retten. Im ersten Moment ärgerte sie sich darüber, Kyuubi indirekt wieder gebraucht zu haben. Aber anscheinend war dies einfach ihre Art zu kämpfen und sie musste sich damit abfinden - wohl oder übel. Inzwischen ruhte auch ihr Katana wieder auf Kurais Rücken, welches sie vorhin achtlos auf die Holzstapel hatte fallen lassen. Niemand aß etwas zum Abendbrot. Allen lastete das schwere Gewicht der Erlebnisse in den Mägen und Kakashi wollte auch niemanden zwingen. Als die Nachtwache anbrach, suchte Kurai kurz mit den Augen nach einer Sitzmöglichkeit, die sich ein wenig abseits vom Lager befand. Höchstens zwei bis drei Meter von der Wärme des Teams entfernt lag ein umgestürzter Baumstamm. Er kam wie gerufen und Kurai ließ sich darauf nieder. Schleifende Geräusche verrieten ihr, dass Shabon sich hingelegt hatte. Lorrenor zog es vor, an einen Baum gelehnt zu ruhen. Kakashi saß gerade, schlief nicht und las in seinem "FlirtParadies". Die Zeit, in der Kurai Wache hielt, kam ihr eigentlich kurz vor. Zwei Stunden einfach nur herumzusitzen war eigentlich eine lange Zeit, aber sie verflog so schnell, dass Kurai Lorrenor etwas verwirrt anschaute, als er sich neben sie setzte und übernehmen wollte. Das Fuchsmädchen schlenderte zu einer Stelle, die möglichst gleichermaßen dicht neben Shabon und Kakashi lag und eher unzufrieden rollte sie sich am Boden ein Wenig zusammen. Noch immer suchte ihr Blick das lodernde Feuer. Es beruhigte sie und strahlte eine Art Sicherheit aus. Sie konnte Kakashi aus dem Profil heraus erkennen. Er hatte das Buch inzwischen weggesteckt, die Arme dicht am Körper verschränkt und sein sichtbares Auge war geschlossen. Ob er schlief? Kurai war sich nicht sicher, aber auf jeden Fall sah er friedlich aus. Sie tadelte sich für diesen Gedanken, aber manchmal kam Kakashi Kurai irgendwie einsam vor. So einsam, wie sie vor einem halben Jahr noch gewesen war... Aber auch er hatte doch sein Team. Oder reichte ihm diese Nähe etwa nicht? Kapitel 15: Geborgenheit ------------------------ Noch mit diesem Gedanken beschäftigt sickerte Kurai in einen mattschwarzen Schlaf, der sich gleich einer Decke um sie legte. Anfangs schlief sie ruhig und hörte noch das angenehme Prasseln des Feuers, aber je älter die Nacht wurde, desto übler begann das Mädchen zu träumen. Kyuubi sprach kurz mit ihr, aber ihr Geist war nicht fähig, seine Worte aufzunehmen - und gleich darauf folgte ein wirklich realer Traum von Shabons Tod. Unbedingt wollte Kurai sie schützen, aber da schlitzte man erst ihr und dann Kakashi den Bauch auf, der plötzlich vor ihr erschienen war, ebenso wie es den Nuke-Nin heute ergangen war. Lorrenor war in Kurais Traum verschwunden. Als ihre blauen Augen aufschlugen, stand Schweiß auf Kurais Stirn. Wieder beschlich sie diese grauenhafte Angst, irgendetwas würde aus der nächsten Ecke kommen und sie ebenso zurichten wie die Gefangenen. Suchend huschte ihr Blick umher, blieb nervös an jedem Schatten haften und besann sich dann wieder. Das Lagerfeuer war inzwischen erloschen, nurnoch kleine Aschestückchen leuchteten leicht in der Dunkelheit auf. Auch diese Sicherheit war verschwunden. Kurz spähte Kurai zu Shabon; sie lag am Boden und schlief und auch Lorrenor trat in ihr Sichtfeld. Er atmete ebenso ruhig. Kurai hob langsam den Kopf. Der Meister saß nun auf dem Baumstamm, sie konnte seinen breiten Rücken erspähen. Sie zögerte und setzte sich so leise wie möglich auf, um ihre Kameraden nicht zu wecken. Es raschelte im Gebüsch und Kurai schwitzte mehr. Noch nie in ihrem Leben hatte sie solche Angst gehabt. Jedes noch so kleine Geräusch brachte ihren Puls auf Hundertachtzig und ließ ihr Herz schnell pulsieren. Das Fuchsmädchen versuchte erneut, sich zu besinnen, aber dann stand es schließlich auf und schlurfte mit leisen Schritten hinüber zu Kakashi-Sensei. Die Dunkelheit kam ihr hier heller vor, obwohl das absoluter Unsinn war. Was hatte dieser Oberninja nur ansich, dass er Kurai in jeder Situation beruhigen konnte? »Schlafen sie?«, flüsterte Kurai leise und kam sich sogleich dumm vor. Natürlich schlief er nicht beim Wachehalten... Und wenn er doch schlief, hatte sie ihn damit geweckt. Mist... »Nein...«, flüsterte Kakashi leise, »Warum du nichtmehr?« »Ich kann nichtmehr schlafen...«, log Kurai. Sie hatte nur Angst die Augen zu schließen, mehr nicht. Müde war das Mädchen dennoch. »Versuch es«, er sah sie nicht an und ließ seinen Blick nicht von dem Wald um ihn herum ab, »Du brauchst die Erholung.« Kurai seufzte tonlos. Sie zögerte erneut. Sollte sie ihm sagen was Sache war? Oder lieber ihren falschen Stolz behalten und wieder zurück in die Dunkelheit spazieren? Ihr Herz pumpte plötzlich wieder so schnell. Sie dachte darüber nach, dass sie kein Einzelgänger mehr sein sollte. »Ich...«, begann Kurai fast lautlos, »...Ich habe Angst.« Der Meister schwieg einen Moment. Sicherlich würde er sie gleich tadeln, dass sie ein Ninja war und ihre Gefühle unterdrücken können musste. Aber der silberhaarige Jo-Nin sagte nichts und rutschte stumm auf dem Baumstamm ein Stück nach rechts. Kurai starrte einen Augenblick lang auf die Stelle, die er für sie freigemacht hatte und setzte sich dann leise. Noch immer war das Holz an der Stelle warm, an der er einst verweilt hatte. Beschämt aber froh saß Kurai nun neben ihm, nur eine Handlänge von dem Mann entfernt. Kurai legte ihre Hände auf ihren Knien ab und spähte ins Dunkel. »Ich bin noch... ein ganz schöner Schwächling«, murmelte sie. Ihre Aktion eben war peinlich gewesen, ohne Zweifel. »Du bist Ge-Nin...«, flüsterte der Sensei, »Du kannst dir soetwas noch erlauben... Es ist vollkommen natürlich, dass du jetzt Angst hast.« Dieser Satz erleichterte Kurai etwas. Ein leichter Luftzug ließ einige ihrer Haarsträhnen wehen. »Ich staune, dass Lorrenor und Shabon schlafen können...«, meinte Kakashi nach kurzer Stille. »Sie müssen sehr müde sein... Ich war auch müde, aber... ich habe schlecht geträumt.« Der Jo-Nin neben ihr sagte nichts. »Sensei...«, flüsterte Kurai nun fast lautlos. Sie wollte ihn unbedingt etwas fragen. Etwas, was ihr schon längere Zeit auf der Seele brannte. Und jetzt war eine gute Gelegenheit dafür. Der Mann horchte auf und bedeutete ihr so, weiterzusprechen. »Haben sie...«, sie verschluckte einen Teil der nächsten Worte, ehe sie fortfuhr: »Haben sie auch Angst, ihr Team zu verlieren?« Angespannt wartete Kurai auf eine Antwort. »Hast du sie?«, kam es als Gegenfrage. »Ja...«, gestand das Fuchsmädchen ehrlich, »Seitdem ich mein Team... so lieb gewonnen hab'... habe ich ständig Angst.« »Ich habe mein Team schon seit langer Zeit verloren...«, erzählte Kakashi leise, »Ihr seid das erste Team, das ich seit meinem Eigenen wieder hatte.« »Wirklich?« »Ja... Meine Prüfung hat vorher niemand bestanden.« »...Das mit ihrem Team tut mir leid...« Leicht schüttelte der Mann den Kopf, Kurai konnte seine Silhouette im Mondlicht erkennen. »Es ist gut, wenn du Angst um dein Team hast, Kurai...«, fuhr Kakashi fort, »Das ist die Grundlage für Zusammenarbeit. Wenn sie dir so viel bedeuten, dann beschütze sie. Dadurch wirst du stark.« Hieß das, dass Meister Kakashi das Gleiche für seine Schüler empfand wie Kurai für ihn und ihre Kameraden? War diese enge Bindung innerhalb der Gruppe normal? »Damit hast du doch heute schon angefangen.« Kurai schwieg beschämt. Sie wollte nicht hören, dass sie Shabon gerettet hatte... Es machte sie glücklich, es getan zu haben, mehr wollte sie nicht. Keinen überschwänglichen Dank oder irgendeine Gutheißung. »Geh und versuch zu schlafen«, sprach Kakashi durch ihre Gedanken hindurch, »Sonst bist du morgen nicht fit.« Gehorsam nickte Kurai, aber sie wusste, dass sie hinten nur wieder die Angst packen würde. Es raschelte erneut und alarmiert sah Kurai auf, aber Kakashi rührte sich nicht und so akzeptierte auch sie, dass es ein harmloses Tier sein musste. »Meister...«, fragte Kurai dann mit gesenktem Kopf, »Kann ich... hierbleiben?« Sie fürchtete seine Antwort nahezu, als sein dunkles Auge sie kurz fixierte. Dann jedoch stieß der Mann seinen Kopf zu einem seichten Nicken an. »Natürlich.« »Danke...«, entfuhr es Kurai und sie erhob sich langsam. Sie setzte sich hinter Kakashi ins Gras - es war kühl, aber nicht nass - und lehnte das Kreuz an den dicken Baumstamm, sodass sie sich nun gegenseitig im Rücken hatten. Im Augenwinkel sah Kurai noch den grünen Stoff von Kakashis Weste und einen Teil seines Oberschenkels und das schenkte ihr Ruhe. Wo er war, da war Kurai sicher. Woher kam nur dieser Glaube? Kurai hätte dieses Gefühl so gern verstanden, denn inzwischen brachte es sie beinahe um den Verstand. »Meister?«, sprach Kurai ihn nocheinmal an. Da sie inzwischen den Hinterkopf gegen das Holz gelehnt hatte, klang ihre Stimme tiefer als sonst. Wieder erwiderte er nichts, aber Kurai wusste, dass er hinhörte. »Die Narben...«, begann das Fuchsmädchen jetzt. Bei dem Auftrag in Kumo hatte er sie gefragt, woher sie stammten - Kurai hatte es ihm nicht erzählen wollen. Dennoch fühlte sie sich jetzt im Moment dazu in der Lage. Sie vertraute Kakashi-Sensei und war sich sicher, dass soetwas nicht noch einmal passieren würde. Noch immer schwieg der Jo-Nin. »Es... Es war ein Freund meines Vaters«, erzählte Kurai jetzt und schaute dabei gedankenversunken in den sternenlosen Himmel, »Kurz nachdem er gestorben war, hat sich sein Freund Yota um mich gekümmert. Ich war froh darüber und irgendwann mochte ich ihn auch wirklich, weil er mich davor bewahrt hatte, ins Heim zu müssen. Immerhin war ich noch ziemlich klein...« Kakashi nickte. »Na ja...«, fuhr sie fort, »...Er war ein Jahr, vielleicht noch etwas mehr, ständig bei mir. Aber irgendwann ist er reingekommen, als ich duschen wollte... Und er hat mein Siegel gesehen.« Kurz stockte Kurai. Sie hatte noch nie über ihr Siegel gesprochen und zumeist versucht es geheimzuhalten. »Ich habe es am... Bauchnabel.« »Ich weiß«, sagte Kakashi nur tief. Kurai dachte einen Moment lang nach. Er musste es gesehen haben, als er im Wald ihre Wunde begutachtet hatte. Sie zögerte, ehe sie weitersprach: »Er wurde auf einmal so komisch... Und er hat mich gefragt, was das ist. Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht weiß. Er hat mich grob an den Armen gepackt und angebrüllt, dass ich ihn nicht anlügen soll und da hat er mir Angst gemacht. Sicherlich hatte er selbst nur Furcht, aber das konnte ich damals nicht verstehen...«, verbittert verengte Kurai ihre Augen ein Stück, »Ich hab gerufen, dass er mich loslassen soll... Und ein kleiner Chakrastoß von Kyuubi hat mich entkommen lassen. Ich hatte Panik und bin rausgerannt, aber auf der Straße bin ich hingefallen. Als ich mich zu ihm umgedreht habe, ist er mit einem Kunai auf mich losgegangen... Und da habe ich den Arm vors Gesicht geschlagen, um mich zu schützen. Er hat es nochmal versucht und es mir in den gleichen Arm gerammt... Was dann passiert ist, weiß ich nichtmehr. Ich glaube, dass mir jemand geholfen hat.« Noch während Kurai gesprochen hatte sank ihr Rücken schlaff hinunter ins Liegen. Ihr Hinterkopf ruhte nun dicht neben Kakashis Bein auf dem Stamm. Der Halbschlaf übermannte sie in Minutenschnelle und auch der Tiefschlaf ließ keine halbe Stunde auf sich warten. »Schlaf ruhig... Dir wird nichts passieren«, dieser Satz von Kakashi drang an Kurais Ohren, als sie gerade endgültig einschlief. Als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte sie seine Äußerung allerdings vergessen. Müde und erschöpft öffnete Kurai die verklebten Augen, da Sonnenstrahlen ihr Gesicht kitzelten. Langsam hob sie den Nacken, der ihr von dieser unbequemen Haltung unendlich wehtat und erspähte noch immer Kakashi neben sich. Er schien sich keinen Millimeter bewegt zu haben und ruhte noch immer neben ihr, doch als Kurai sein Gesicht ansah, hob sich sein Augenlid. Er hatte anscheinend wirklich nicht geschlafen. Erneut wuchs das Vertrauensgefühl, was Kurai empfand und sie richtete sich langsam auf. Ihre Hand massierte einen kurzen Moment den verspannten Nacken, ehe sie zweimal mit dem Genick knacken konnte und sich besser fühlte. »Weck bitte die Anderen«, hörte Kurai Kakashi, »Wir sollten weiterziehen.« »In Ordnung...« Das Fuchsmädchen unterdrückte ein Gähnen und begab sich zu Shabon. Hintergekniet rüttelte sie leicht an der Schulter ihrer Freundin, bis diese ein brummendes Gemurmel vonsich gab: »Noch... Noch fünf Minuten...« »Nein«, wehrte Kurai ab und rüttelte ein wenig stärker, »Wir müssen weiter.« Nachdem Shabon mehr widerwillig eines ihrer Augen geöffnet hatte, nahm Kurai nun Ziel auf Lorrenor. Allerdings war bei diesem keine Weckaktion von Nöten, seine Augen schossen in die Höhe, kaum hatte Kurai sich ihm mehr als einen Meter genähert. Es dauerte einige Zeit, ehe das Team die Rucksäcke wieder geschultert hatte und weiterreiste. Während Kurai sich mithilfe ihrer Wasserflasche gerade die Zähne geputzt hatte, war ihr Blick abermals auf den silberhaarigen Oberninja gefallen. Er war die halbe Nacht wach gewesen, doch müde sah er nicht aus - zumindest nicht müder als sonst. Er hatte keine Augenringe und auch keine schlechte Laune. Kurai fragte sich in diesem Moment, warum sie überhaupt darüber nachdachte. Die Gruppe zog weiter. Das mulmige Gefühl in der Magengegend war beinahe verebbt, aber dennoch schaute sich jeder von ihnen ganz genau um. Die Angst blieb in den Knochen sitzen, auch wenn die Erinnerung die Blässe eines Traumes angenommen hatte. Es waren vielleicht noch sechs Stunden bis Ame und die würden sie schon noch überstehen. Kurai hoffte nur inständig, auf dieser Reise nicht wieder angegriffen zu werden, denn das konnten sie alle momentan nicht gebrauchen. Dennoch... Sollte es soweit kommen, würde Kurai ihre Freunde um jeden Preis beschützen. Kapitel 16: Retter ------------------ Ame-Gakure erstreckte sich nach einigen Stunden vor Team 2. Es war ein schönes Dorf, umsäumt von hohem Gras und vielen Wiesen. Wie für den Namen passend regnete es. Schlecht gelaunt hatte sich Shabon einen Arm über den Kopf gelegt, während Lorrenor, Kakashi und Kurai sich berieseln ließen. Es war ja nur Wasser... »Kommt«, meinte Kakashi und setzte sich in Bewegung. Er zeigte den Haftbefehl am Tor vor und wurde eingelassen, ebenso seine Kameraden. Nebeneinander liefen sie durch die leeren Straßen. Bei diesem Wetter wollte wohl niemand gern draußen herumlaufen. Aber da dieses Land Ame-Gakure, also Regenreich hieß, konnte sich Kurai irgendwie denken, dass das Wetter hier wohl immer so war. Was für ein Leben... Als sie das Regierungsgebäude betraten baute sich ein langer Flur vor ihnen auf, der sich in mehrere Gänge verzweigte. Kakashi schien zu wissen wo es langging und führte sein Team um einige Ecken. »Seid freundlich und widersprecht nicht«, sagte Kakashi bereits im Vorraus, »Das Oberhaupt von Ame gehört nicht zu den Freundlichsten.« Die drei Ge-Nin nickten und so klopfte der Meister schließlich an eine leicht verzierte Bürotür. Ein unfreundliches "Herein", erklang im anderen Raum und so drehte der silberhaarige Jo-Nin den Türknauf. Er ließ zuerst seine Schüler ein und schloss dann jene Tür wieder hinter sich. Der Mann war allein im Raum und saß an einem teuer aussehenden Schreibtisch. Er hatte tiefe Krähenfüße an den Augen und schaute nicht sehr gut gelaunt drein. »Und ihr seid...?«, begann er grußlos. Allein an dieser Stelle musste Kurai sich schon auf die Zunge beißen, um nicht etwas Schnippisches zu erwidern. Jedoch wollte sie Kakashi-Sensei keinesfalls in Schwierigkeiten bringen, der ja im Endeffekt für sein Team zur Rechenschaft gezogen werden würde. Deshalb hielt sie den Mund. Kakashi tat eine leichte Vorbeugung vor dem Alten und das brannte Kurai in der Seele. Es war grauenhaft, sich solch arroganten Typen auchnoch tieferstellen zu müssen... »Wir sind die Gruppe aus Konoha, die die Abtrünnigen gefangen hat und herbringen sollte«, berichtete Kakashi, der Alte nickte. »Einer der Nuke-Nins ist im Kampf gegen uns ums Leben gekommen«, fuhr Hatake fort, »Als wir einen Wald passiert haben hat man uns aufgelauert und auch die restlichen drei Ninjas getötet.« Die Augenbraue des Oberhauptes von Ame zuckte einmal. Sein graues Haar stand ihm zuberge und ein dünner Bart säumte sein Kinn. »Nun«, begann der Mann, »Dann werde ich in Zukunft wohl davon absehen, Konoha-Ninjas zu beauftragen.« Kurais Blick verfinsterte sich. Die Art und Weise, wie er "Konoha-Ninjas" ausgesprochen hatte - so als würde man eine Tüte Abfall wegschmeißen - brachte sie beinahe zur Weißglut. »Wahrscheinlich hat man wieder Kräfte einsparen wollen und deshalb Ge-Nin gesandt«, fuhr er fort, »Jedenfalls gilt dieser Dienst als Unerfüllt.« »Ja«, erwiderte Kakashi monoton. »Allerdings werde ich diesen Verlust als Fahrlässig einreichen. Sie werden dafür geradestehen.« Kakashi nickte nur, aber Kurai erspähte einen leicht bitteren Ausdruck in seinem Auge. Er würde eine Rüge bekommen und vielleicht in seinen Diensten hinuntergestuft werden, sodass er eine Zeit lang keine Aufträge der A- oder B-Stufe mehr ausführen durfte. Das war nicht fair. »Aber hören sie«, öffnete Kurai ihren Mund, »Wir haben den Angriff nur knapp überlebt.« Das Oberhaupt lachte dröhnend. Dieses Lachen war so viel bösartiger als das von Kyuubi... »Was geht mich das an?«, fragte der Mann, »Ihr seid Ninjas und habt eure Missionen zu erfüllen. Das Drumherum interessiert mich nicht, Kleine.« »Nennen sie mich nicht 'Kleine'«, zischte Kurai - das durfte nur Kyuubi. »Ich nenne dich, wie du willst«, jetzt lag ein grimmiger Ernst in seiner vorher noch spöttischen Stimme, »Dein Meister hat dir wohl nicht beigebracht, dass man als Ge-Nin die Klappe zu halten hat.« Kurais Faust ballte sich so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Gleichzeitig traf sie ein so giftiger Blick von Kakashi, dass ihr die Worte im Hals stecken blieben. »Die Oberninja von heute sind auch nichtmehr das, was sie früher mal waren...«, bemerkte der alte Mann und spähte kurz auf den Haftbefehl, den Kakashi ihm hingelegt hatte. Kurai riss der Geduldsfaden. Sie konnte sich jetzt nichtmehr beherrschen. »Hören sie auf, über meinen Meister herzuziehen«, presste das braunhaarige Mädchen hervor. Mit noch immer geballter Faust starrte sie dem Mann am Schreibtisch in die Augen. »Kurai!«, zischte Kakashi ihr jetzt zu. Das Wort hatte wie ein Stoß seine Lippen verlassen. Shabon schwieg, sah aber irgendwie panisch aus. Lorrenor starrte das Ame-Oberhaupt ebenso an, jedoch sah man in seinem Blick eher Abneigung als Wut. »Wie willst du mich denn davon abhalten?«, spottete der Alte nun. Es schien ihn zu belustigen, dass Kurai sich ihm nicht ergeben konnte. Zittrig versuchte ihre Hand, sich nach hinten zu strecken und den Griff ihres Katana zu greifen, doch Kurai beherrschte sich wie nie in ihrem Leben zuvor. Was glaubte dieser alte Sack eigentlich, wer er war? »Ich habe keine Angst vor ihnen«, fauchte Kurai wütend, »Sie sind nichtmal ein Kage und spielen sich auf als wären sie Einer.« Allem Anschein nach hatte das Fuchsmädchen damit einen extrem wunden Punkt erwischt. Es war nur eine Zehntelsekunde, in der der alte Mann seinen Arm streckte. Blitzschnell fuhr ein grauer Windzug an ihr vorbei und nachdem ihre Gedanken gefolgt waren, bemerkte Kurai, wie eine ihrer Haarsträhnen zu Boden sank. Hinter ihr steckte ein messerscharf geschliffenes Shuriken in der Wand. Fassungslos über die Schnelligkeit des Alten stierte Kurai in seine Richtung. »Kurai!«, zischte Kakashi nun sauer und packte sie etwas grob im Genick, »Entschuldige dich.« Wieder besann sie sich. Kakashi würde für alles die Verantwortung tragen... Aber gleichzeitig erniedrigte dieser Kerl ihr ganzes Team - alles, was sie gern hatte - und am liebsten hätte sie ihm das faltige Maul gestopft. Sie stieß ein leises Knurren aus, als Kakashi ihren Kopf mit Gewalt in eine Verneigung drücken wollte. Dennoch beugte sie sich ihrem Meister jederzeit - in diesem Moment bemerkte sie, wie ergeben sie dem Sensei war - und so senkte sie einen kurzen Moment das Haupt, ohne etwas zu sagen. Wieder lachte der Alte schallend und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Und was hat dir dein Aufstand jetzt gebracht?«, fragte er nun absichtlich provozierend, »Im Endeffekt hast du dich doch zu beugen! Man kann im Leben nicht immer ganz oben sein, Kleine. Das wirst auch du noch lernen.« Jetzt reichte es. Kurai platzte der Kragen und sie fixierte den Alten einen Moment. Er hatte keine Ahnung, wie sie aufgewachsen war - wer sie war und warum Kurai Tsubasa niemals oben gewesen war. Ihr Leben lang hatte das Mädchen hinter anderen zurückgestanden, war verdrängt und ignoriert worden wie eine Krankheit, bis Lorrenor, Shabon und Meister Kakashi sie endlich aufgenommen hatten. Und genau diesem Meister wollte dieser alte Kerl absichtlich schaden. »Verrecke«, zischte Kurai und schlug Kakashis Hand von ihrem Nacken, als er etwas hatte sagen wollen. Mit den Fäusten ging Kurai auf das Oberhaupt los, welches aufsprang und seinen Stuhl mit umriss. Als das Fuchsmädchen kurz vor ihm war, stützte es den vernarbten Arm an der Platte des Schreibtisches ab und holte aus, um sein Gesicht zu treffen. Gleichzeitig knallte es und die Umgebung um Kurai herum verschwamm. Nur die geballte Hand in ihrem Magen erweckte ihre Aufmerksamkeit, sie brannte wie Feuer in den Eingeweiden. Kurai keuchte und versuchte etwas zu tun, aber zeitgleich spürte sie wieder einmal den dumpfen Schlag im Nacken, der ihr die Lebensgeister aushauchte. Ihr Körper war gelähmt und träge, als Kurai erwachte. Die Augenlider schwer wie Blei hielt sie sie einige Zeit geschlossen, ehe sie sich umsah. Es war kalt an diesem Ort. Hart und ungemütlich spürte das Fuchsmädchen eine Art Holzpritsche unter dem geschundenen Körper. Noch immer krampfte sich Kurais Magen in unregelmäßigen Abständen zusammen - der Schlag war nicht von schlechten Eltern gewesen, das musste sie leider zugeben. Lange blieb Kurai noch aufrecht sitzen. Ihr Nacken schmerzte und hinter ihren Augen dröhnte jeder Pulsschlag. Er hatte sie ganz schön fertig gemacht und Kurai ärgerte sich. Nichtmal einen Schlag hatte sie ihm anhaben können. Ratlos spähte sie sich in der leeren Zelle um. Der Boden, die Wände und die Decke waren mit grauschwarzen Steinen errichtet worden und ein winziges, mit Gittern verriegeltes Fenster ließ ein wenig Licht hindurch. Ausdruckslos spähte Kurai zu den Staubschwaden, die bei jeder ihrer Bewegungen aufgewirbelt wurden. Sie stützte die Stirn in beide Hände und starrte zu Boden. Was hatte sie getan... Sie war so ein Vollidiot. »Verdammt...«, zischte sie, »Wieso konnte ich mich nicht beherrschen...« Im selben Moment knarrte die Eisentür und eine Gestalt betrat den Raum, an den Kurais Zelle grenzte. Sie rutschte auf dem Holzbrett ein Stück zurück bis zur Wand, aber gleich wenige Sekunden später erkannte Kurai Meister Kakashi. Sein leicht schlurfender Gang verriet ihn. »Meister...«, flüsterte Kurai freudig, stand etwas wackelig auf und ging zu ihm ans Gitter. Kakashi blieb vor jenem stehen und nun konnte das Fuchsmädchen sein Gesicht erkennen. Die fahlen Lichtstrahlen, die den Raum durch das kleine Fenster erhellten, brachen sich an dessen Gittern und ließen kleine Strahlen entstehen. Er wollte wohl gerade etwas sagen, aber Kurai unterbrach ihn gewollt. »Es tut mir leid«, meinte sie sofort und senkte nun kurz den Kopf vor ihm, »Wirklich. Ich weiß, dass ich mir das selbst zuzuschreiben habe.« Sein vorher recht strenger Blick wandelte sich nun ins Nachdenkliche. »Dann muss ich ja nichts sagen«, meinte er, »Kurai... Du steckst in Schwierigkeiten. Das Oberhaupt ist ziemlich sauer auf dich und will dich hier mindestens eine Woche festhalten.« »W-Was?«, fragte Kurai - das sah diesem Schmierlappen ähnlich. »Allerdings denke ich, dass sich die Zeit noch verlängern wird...« Ihre blauen Augen fixierten sein Schwarzes und sie stellte sich das Ausmaß dieser Zeit vor. Eine Woche - oder wahrscheinlich länger - in dieser kalten Zelle? Bei diesen unfreundlichen Typen? Selbst im Krankenhaus hätte sie es keinen Tag länger ausgehalten. Und dort war es zumindest warm, hell und freundlich. »S-Sensei... Können sie mir nicht hier raushelfen?« »Ich wüsste nicht wie...«, gestand der silberhaarige Oberninja ehrlich. »Warum, Kurai?«, fügte er nach einiger Zeit hinzu. Dabei lehnte er die Metallplatte seines Stirnbandes an einen der Gitterstäbe. »Ich...«, begann Kurai, sie wusste genau worauf der Meister hinauswollte, »Ich konnte nicht mit anhören, wie er über die Konoha-Nins und über sie gesprochen hat. Es hat mich... so wütend gemacht.« »Du musst mehr Selbstkontrolle lernen«, sagte er ihr in ruhigem Tonfall, »Du siehst, dass es nichts bringt, wenn du unbeherrscht bist.« »Ich weiß... Aber ich konnte nicht anders.« Ihre Hände suchten nun die Stäbe und umschlangen diese. Dabei kam Kurai Kakashi ein Stück näher und sah ihn von unten an. »Meister... Ich will hier nicht bleiben.« Der mattschwarze Opal spähte aufmerksam aber dennoch voll von Ruhe zu ihr herab. »Ich lasse dich auch ungern hier.« Kurai wusste nicht wieso, aber ihr Herz begann schneller zu schlagen. Der Sensei schaute sie durch die Zwischenräume der Gitterstäbe an und der fahle Lichtstrahl spiegelte sich in seiner Iris. Sie wünschte in diesem Moment, dass er zu ihr in die Zelle kommen und mit ihr die Zeit verharren würde. Schnell verwarf das Fuchsmädchen diesen Gedanken. Zeitgleich überschwammen ihre Augen von Tränen, denn sie hatte Kakashi-Sensei noch nie sagen hören, dass er nicht weiterwusste. Sie würden zurück nach Konoha gehen und Kurai hier drin lassen; wie lange würde man sie festhalten? Zwei Wochen? Drei Wochen? »Hey...«, machte er als er Kurais Trauer bemerkte. Er stellte sich wieder gerade hin und schenkte ihr ein schiefes, aufbauendes Lächeln. »Mir fällt schon irgendetwas ein, wie ich dich hier rausbekomme.« Kurai sagte nichts. Sie sah ihm nur mit nassen Augen an und wusste, dass er sie nur aufbauen wollte. Eine Idee hatte er sicher nicht. »Mach dir keine Sorgen«, meinte der Oberninja noch, »Aber ich muss jetzt gehen.« Kurai blickte ihn noch immer hoffnungsvoll an. »Wird schon«, fügte er noch hinzu und kehrte ihr den Rücken zu. Der Jo-Nin nahm Ziel auf die Tür und Kurai schaute ihm ausdruckslos nach. Noch immer hatten sich ihre Hände fest um die Stäbe gelegt. Es war ihr egal, dass sie dann nach Eisen riechen würden. Als Kakashi den Raum verlassen hatte, setzte sich Kurai auf die Holzpritsche und weinte. »Also«, begann Kakashi und setzte sich im Gras nieder, »Wie bekommen wir Kurai da raus?« »Wir dürfen uns auf keinen Kampf einlassen«, meinte Lorrenor ernst, »Das Oberhaupt ist viel zu stark. Außerdem würden wir sonst Konoha mit hineinziehen.« Shabon verschränkte die Arme. Sie erinnerte sich an den Augenblick, als Kurai niedergeschlagen worden war. ... »Entschuldigen sie ihre Unbeherrschung«, sagte Kakashi und trat zu Kurai, um sie wieder mitzunehmen. »Nicht so schnell«, kam es vom Oberhaupt, »Sie wird eine Zeitlang hierbleiben.« Kakashi schien das befürchtet zu haben. »Hören sie, sie hat das erste Mal soetwas erl...-« »Schweig«, herrschte der alte Mann Hatake an, »Sie bleibt mindestens eine Woche im Kerker. Wenn nicht länger.« »Jetzt hören sie mal!«, Shabon stürzte an den Schreibtisch und schlug die Handflächen darauf, »Sie haben sie zuerst provoziert!« »Nimm die Pfoten von meinem Tisch, oder ich sperre dich gleich dazu.« Shabon trat einen Schritt zurück, aber im selben Moment erspähte sie etwas unsagbar Nützliches. Der Alte zog eine der Schubladen auf, um einen Haftbefehl herauszuklauben und kurz darauf auszufüllen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Shabon etwas in jenem Fach liegen sehen - akriebisch unter den Haftblättern versteckt, welche allerdings zur Seite gerutscht waren - und dabei handelte es sich um nichts Anderes als ein Buch. ... »Ich habe eine Idee«, meinte das grünhaarige Mädchen und trotz der Situation musste es breit grinsen. Der Meister sah sie ungläubig an, Lorrenor tat es ihm kurz darauf gleich. »Ich habe etwas in seiner Schublade gesehen«, sagte sie verheißungsvoll, »Und das wird Kurai vielleicht retten.« »Was denn?«, fragte Lorrenor nun doch gespannt. Shabon lachte kurz böse auf, ehe sie die Katze aus dem Sack ließ: »Ein Schmuddelbuch!« Einen langen Augenblick herrschte Stille. Kakashi und Lorrenor sahen Shabon unsagbar enttäuscht an. »Jetzt denkt doch mal nach«, fuhr diese fort, »Er liest die 'FlirtWildnis'.« »Das wollte ich mir auch noch kaufen...«, murmelte Kakashi leise und räusperte sich, als er bemerkte, dass Shabon das gehört hatte. »Also... Er liest schmutzige Bücher. Das bedeutet, er ist ein perverser alter Sack.« »Hey...!«, stieß Kakashi böse aus und Shabon schwieg einen kurzen Moment, ehe sie jetzt deutlich kleinlaut fortfuhr: »Jedenfalls... Ähm... Er mag Frauen, okay? Das machen wir uns zunutze.« »Und wie?«, fragten Lorrenor und Kakashi wie aus einem Munde. Shabons Blick traf Hatake und dieser ahnte rein gar nichts Gutes. Kurai lag indes auf der kalten Holzpritsche, den Blick an die Decke gerichtet. Sie fror und die feinen Haare an ihren Armen und Beinen hatten sich aufgestellt. Ihre Tränen waren getrocknet, aber noch immer leuchtete das Blau ihrer Augen, welche gerötet waren. Hier kümmerte sich niemand um sie, aber das war ganz gut so. Sie wollte niemanden von diesen miesen Ame-Nins sehen. Intensiv fixierte Kurai die Steine an der Decke. Sie fuhr die einzelnen Rillen mit den Augen nach, während sie über das nachdachte, was sie Kakashi erzählt hatte. Yota war immer freundlich zu ihr gewesen. Nur als er das Siegel erspäht hatte, war er plötzlich ausgerastet. Warum wohl? Hatte er vielleicht schlechte Erfahrungen mit Kyuubi gemacht, als ihr Vater es noch insich getragen hatte? War es ihm suspekt vorgekommen, den Fuchs wieder im Körper von Larciels Tochter zu sehen? Kurai schloss die Augen und ging jenen Tag noch einmal in Gedanken durch. Deutlich sah das Mädchen alles vor sich: Die Dusche, das Siegel und Yota. Seinen wütenden, irgendwie panischen Gesichtsausdruck, sein Geschrei und das Wurfmesser, welches er ihr in den Arm gerammt hatte. Der Schmerz durchzuckte sie nocheinmal blass. Dann kam sie an der Stelle an, wo ihre Erinnerungen abbrachen. Ärgerlich zog Kurai die Augenbrauen nach unten und versuchte weiter vorzudringen. Was war geschehen, nachdem sie auf den zweiten Stich mit ihrem Arm abgewehrt hatte? Der Schmerz hatte wohl ihren Verstand ausgeschaltet. Oder hatte etwa Kyuubi... Kurai schüttelte den Kopf. Nein. Damals war sie noch nicht so weit gewesen - sonst wäre auch ihre Wunde sofort verheilt. Gedankenversunken schloss das Mädchen die Augen und konzentrierte sich auf die Schwärze. Immer und immer wieder hielten ihre Gedanken an der Szene, in der ihr Arm ein zweites Mal ihre Augen verdeckte. Blut spritzte bei dieser Bewegung und das kalte Eisen drang erneut in ihre Haut ein. Kurai bekam Kopfschmerzen, als sie so intensiv an diesen Tag dachte. Dennoch wollte sie nicht aufgeben. Sie wollte wissen, was geschehen war - vielleicht um Kakashi den Rest zu erzählen, aber größtenteils ihres eigenen Willens wegen. Wieder schloss das Mädchen die Augenlider, die es zuvor gehoben hatte. Kurai war müde - letzte Nacht hatte sie nur unbequem und zudem auch nicht viel geschlafen. Außerdem war sie noch immer geschafft von den ganzen Erlebnissen, die an diesen beiden Tagen auf sie eingeströmt waren. Die Gedanken mündeten in sinnlose Dinge -Kurai sah deutlich ein rot und weiß gestreiftes Shuriken vor dem inneren Auge - und schließlich in einen traumlosen Schlaf. Ihr Kopf sackte schlaff zur Seite und im gleichen Moment, in dem sich ihr Geist in der Müdigkeit verlor, sah sie plötzlich ganz klar ein Bild vor sich. Es war wie ein Funken, eine Flamme - eine Erinnerung. Kurais Augenlider schossen in die Höhe und vor Schreck wäre sie fast von der Holzpritsche gefallen, auf der sie lag. Schnell atmend sortierte Kurai ihre Gedanken und schließlich erinnerte sie sich. Ja, es fiel ihr gar wie Schuppen von den Augen. In ihrer neuen Erkenntnis sah Kurai ihren Arm, so wie auch schon zuvor - nur jetzt war sie bildlich in der Lage, ihn hinunterzunehmen, die Tür zu öffnen. Und nun erspähte sie die junge Silhouette einer Person, die sich schützend vor sie gestellt und ein Kunai gezückt hatte. Kurai erkannte nicht viel; zu dunkel war die Vorstellung in ihrem Kopf. Sie sah nur seine Umrisse und hörte seine Stimme, die eindeutig auf einen Mann schließen ließ. Er war vielleicht so alt wie sie jetzt - vielleicht auch älter und dumpf hallten seine Worte in ihrer Erinnerung wider. »Was bist du für ein Feigling, dass du dich an einem Kind vergreifst?«, hatte er fordernd gefragt. Dort brach Kurais Gedächtnis ab und das Mädchen seufzte tief. Kakashi begab sich am nächsten Tag - nachdem sie am Vorherigen alles zu dritt durchgeplant hatten - wieder ins Regierungsgebäude. Ame-Gakure war nicht halb so groß wie Konoha und so war auch dementsprechend wenig zutun, weshalb der junge Mann fast problemlos an offenen Türen vorbeischlich und sich schließlich vor der Bürotür des unfreundlichen Oberhauptes wiederfand. Kurz spähte der Jo-Nin über den Flur und dann formte er ein Tigerzeichen. »Bunshin«, flüsterte Hatake und sogleich erschien ein zweiter Kakashi direkt neben ihm. Die Tür war geschlossen, deshalb brauchte er sich keine Sorgen zu machen, gesehen zu werden. Noch nicht. Einen Augenblick konzentrierte sich Kakashi nachdenklich und dann bildete sich eine schwache Rauchwolke um seinen Doppelgänger, welcher kurz danach zu einer nicht hässlichen Frau geworden war. Allerdings trug sie noch immer die selbe Kleidung wie der Ninja. Wieder spähte er sich im Gang um und veränderte die Kleidung des Bunshins in ein Kleid, welches eigentlich grauenhaft aussah. Kakashi aber fand es passend. Die Frisur wurde auch verändert und als Hatake nocheinmal prüfend seinen weiblichen Doppelgänger musterte, fiel ihm auf, dass dieser riesige Hasenzähne hatte. >Verdammt...<, stieß er in Gedanken aus, >Sowas kann man nicht von mir verlangen. Das ist überhaupt nicht mein Gebiet.< Zu seinem Leidwesen musste Kakashi Shabons Idee in die Tat umsetzen. Was machte man nicht alles für sein Team? Schnell korrigierte er diesen kleinen Schönheitsfehler und schickte den Bunshin dann ins Büro, sichselbst an die Tür pressend und ein Aufnahmegerät zückend. Er wartete auf den passenden Moment. Alles Weitere steuerte er mit "Kakashina", wie Shabon es neckisch-grauenhaft ausgedrückt hatte. Die Doppelgängerfrau trat langsam ein. »Hallo...?« »Hallo!«, stieß der Alte amüsiert aus, »Wer sind denn sie?« »Ach...«, Kakashi überlegte. Wer war sie denn...? »Ich bin nur ein Tourist und wollte sehen, wie die großen Bosse arbeiten...«, er war bemüht, die Frau verführerisch sprechen zu lassen. Dank Kurai wusste er, wo die Schwachstelle des Mannes lag: Seine Position. Und darauf spielte er gezielt an. »Da staune ich aber, dass sie an meinen Wachen vorbeigekommen sind.« »Na ja...«, log "Kakashina", »Ich habe ihnen gesagt, dass ich so ganz harmlos bin...«, in Wahrheit hatten sie Kakashi nichtmal gesehen. »Das kann ich mir vorstellen...«, entgegnete das Oberhaupt leise mit einem Tonfall, dem es Hatake übel werden ließ. »Und was machen sie hier den ganzen Tag?«, lenkte er nun den Bunshin um, damit es bald vorbei war. Hoffentlich würde er anbeißen... Aber Kakashi erkannte daran, wie er allein jetzt schon an ihren Lippen hing, dass er reden würde. »Ich mache Papierkram und gebe den dummen Unterninjas ihre Befehle... Das ist keine leichte Arbeit, Schätzchen.« Kakashis Augenbraue zuckte kurz. Von wegen dumme Unterninjas... Damit hatte er garantiert Kurai gemeint und das machte ihn tatsächlich ein wenig sauer. »Ich glaube ihnen das sofort...«, "Kakashina" war ihm ziemlich nahe gekommen und nahm nun schamlos Platz auf seinem Schreibtisch, ihm dabei die übereinandergeschlagenen Beine zustreckend, »Aber sie sind doch ein so starker Mann...« Die silberhaarige Frau streichelte leicht das Kinn des Oberhauptes und Kakashi fürchtete kurz, zu voreilig gewesen zu sein, doch der Alte schnurrte wie eine fette Katze und ließ sich beinahe alles gefallen. Es widerte Kakashi nahezu an. »Ja, ich bin stark...«, schmierte er sich selbst Honig ums Maul, »Ich kann dir das gern demonstrieren...« »Nur zu gern«, ließ Kakashi sie beinahe lustvoll ausstoßen, »Aber wer so stark ist, der ist doch bestimmt auch ein bisschen böse?« So verführerisch wie es nur irgendwie ging ließ Kakashi sie ihm in die Augen schauen. Kurz herrschte Stille. >Komm schon...<, dachte der silberhaarige Jo-Nin. »Na ja...«, begann der Alte, »Natürlich sind wir ein wenig böse... Das gehört sich doch für echte Männer so.« »Ja!«, stieß "Kakashina" wieder aus und Kakashi rümpfte die Nase. Aha, das gehörte sich also so. »Haben sie denn schonmal etwas richtig Böses getan?« Das war die entscheidene Frage. Kakashi hielt das Aufnahmegerät bereit und betete, dass er reden würde. »Na ja...«, zögerte er. »Sagen sie es mir! Böse Jungs sind so sexy!« >Noch ein Wort und ich muss mich übergeben...<, überlegte Kakashi verbittert. »Ja«, wieder hörte man dieses selbstgefällige Lachen und wie aus Reflex drückte Kakashi und den roten Knopf, »Baby, mein Konto ist voll mit Blüten... Und die ein- oder andere Steuer hat man bei mir auch nie gesehen... Aber so jemand wie ich kann sich das leisten, weißt du? Wir haben Macht und nutzen diese auch. So viele unverschämte Ninjas sind schon in meinen Zellen gelandet.« Wieder lachte er und Kakashi stoppte. Er hatte was er wollte und ein zufriedenes, leichtes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Mit einer kleinen Rauchwolke löste er seinen Bunshin auf und trat nun selbstsicher ins Büro. Der Alte war vor Schreck aufgesprungen und fixierte Kakashi, als würde er ihn jeden Augenblick umbringen wollen. Der silberhaarige Jo-Nin aber fürchtete nichts, denn er war sehr viel stärker als Kurai und mit ihm würde er es nicht so leicht haben. »Was wollen sie?!«, zischte das Oberhaupt wütend. »Ich will meine Schülerin«, meinte Kakashi prompt und hielt das Aufnahmegerät auf Kopfhöhe, drückte darauf und spielte den letzten Satz ab: "Baby, mein Konto ist voll mit Blüten... Und die ein- oder andere Steuer hat man bei mir auch nie gesehen... Aber so jemand wie ich kann sich das leisten, weißt du? Wir haben Macht und nutzen diese auch. So viele unverschämte Ninjas sind schon in meinen Zellen gelandet." Er knurrte und Kakashi sah noch immer fest in seine Augen, die tiefe Tränensäcke hatten. »Ich gebe ihnen das Band und sie mir meine Schülerin«, wiederholte er mit Nachdruck, »Sonst werde ich mich nach jemandem umsehen, den das hier interessiert. Und den werde ich mit Sicherheit finden.« »Keine Kopien?«, fragte der Alte sicherheitshalber. »Nein«, erwiderte Kakashi und genoss es einen kurzen Moment, wie er ihn in der Hand hielt, »Es wurde ja eben erst aufgezeichnet. Also was ist?« Kurai döste. Müde drehte sie sich auf die andere Seite - ihr Rücken schmerzte von dem unbequemen Brett, auf dem sie liegen musste, aber der Boden war schlimmer und vor allem kälter. Noch immer hatte sich die Temperatur nicht erhöht - im Gegensatz, sie war nachts noch gesunken. Man hatte ihr sämtliche Ausrüstung weggenommen und behandelte sie wie einen Schwerverbrecher, dabei hatte sie sich lediglich die Sticheleien dieses alten Kerls nicht gefallen lassen. Er musste wirklich wahnsinnig viel von sich halten. Sie war hungrig, denn die Pampe, die ihr abends vorgesetzt worden war hätte sie nichtmal halb verhungert hinunterbekommen. Bereits der erste Klumpen war ihr wie Zement im Hals stecken geblieben und Kurai hatte es auch nicht weiter versucht. Einzig und allein das Wasser konnte man trinken - es war ja auch Leitungswasser. Kurai richtete sich ins Sitzen auf und wischte sich über das Gesicht. Die Zelle war staubig und roch muffig, aber das nahm sie inzwischen nichtmehr wahr. Gedankenversunken schaute das Fuchsmädchen aus dem Fenster. Wie spät es wohl war? Bereits in dieser kurzen Zeit hatte Kurai vollkommen das Zeitgefühl verloren. Es war so langweilig, dass sie sogar schon Kniebeugen und Liegestütze geübt und sich einmal mit gesammelter Chakra an die Wand 'geklebt' hatte. Sie gab gerade einen tiefen Atemzug vonsich, als plötzlich die Tür knarrte. Ängstlich wich Kurai zurück und starrte stumm ins Dunkel. Bereits am vorherigen Tag hatte die Wache, die ihr das Essen gebracht hatte - insofern man es als solches bezeichnen konnte - sie eine Zeitlang so merkwürdig angestarrt. Dabei war es dem Fuchsmädchen mehr als unbehaglich zumute geworden. »W-Was willst du?«, fragte Kurai möglichst fest. »Dich rausholen«, entgegnete eine Kurai sehr vertraute Stimme. Fassungslos sprang sie bis ans Gitter und legte wieder die Hände darum, um besser hinausspähen zu können. Kakashi tauchte vor ihr auf, ließ einen Schlüsselring an seinem Finger kreisen und lächelte sie triumphierend an. »Ich darf raus?«, fragte Tsubasa ungläubig, während sich ihr Lehrer an dem Schloss zu schaffen machte. »Ich musste ein wenig nachhelfen«, meinte Kakashi gut gelaunt, »Aber ja, du darfst raus.« Mit diesen Worten schwang er die Zellentür auf und entließ Kurai in die Freiheit. In der anderen Hand trug er ihre beiden Waffentaschen und über einer seiner Schultern hing ihr graublauer Rucksack, aus dem auch ihr Katana ragte. Überglücklich sah Kurai Hatake an, während sie ihre Ausrüstung sorgfältig wieder anlegte. »So«, schloss Kakashi und warf den Eisenschlüssel achtlos zu Boden, »Und jetzt raus hier.« »Ja«, bestätigte Kurai nickend und gemeinsam verließen sie das Regierungsgebäude. Unterwegs entdeckte sie eine Wache, aber Kakashi erwiderte nur kühl, dass er berechtigt war, seine Schülerin mitzunehmen und das sie ruhig das Oberhaupt fragen sollte. Leicht verdutzt spähte Kurai indes zwischen Kakashi und der Wache hin und her, nicht verstehend, was jetzt eigentlich passiert war. »Wie... Wie haben sie das gemacht?«, fragte Kurai und die grauenvolle Angst baute sich in ihr auf, dass ihr Meister das Oberhaupt um ihrer Freiheit Willen angebettelt hätte. Damit könnte sie nicht leben. »Ich glaube...«, begann Kakashi und sein sichtbares Auge spähte kurz nach oben, »...Das erzählt dir lieber Shabon. Es war ihre Idee...« Kapitel 17: Machtlos -------------------- »Was?!«, fragte Kurai und brach in schallendes Gelächter aus. Die Arme um den Bauch geschlungen hörte sie erst auf, als sich bereits Tränen in ihren Augen gesammelt hatten. Sie saßen inzwischen allesamt auf der selben Wiese wie Kakashi, Shabon und Lorrenor am Tag zuvor. »Und das hat funktioniert?« »Wie du siehst...«, meinte Hatake. »Ich habe auch nicht daran geglaubt, dass es klappt«, meldete sich Lorrenor zu Wort. »Was seid ihr alle so pessimistisch? Es hat doch funktioniert und das ist ja alles was zählt«, erwiderte Shabon zufrieden. Der Mittag war angebrochen, als das Team Ame-Gakure verließ. Kurai zeigte kein Bisschen Reue ihrer Reaktion gegenüber sondern war noch eher stolz darauf, was von Shabon schamlos bekräftigt wurde. »Ich fand' das so genial, wie du dem die Stirn geboten hast«, meinte sie anerkennend, »Besonders der Spruch mit dem Kage.« »Der hat ihm ja auch ganz schön wehgetan«, mischte Lorrenor sich ein, »Durch dieses Kommentar hat er sich dazu hinreißen lassen das Shuriken zu schmeißen.« »Er hat Blöße gezeigt«, sagte Kakashi, »Und das hat ihm wie immer nichts Gutes gebracht.« »Ja«, bestätigte Kurai. »Aber das darf trotzdem keine Gewohnheit werden. Wenn dir jemand Höheres etwas sagt, musst du es akzeptieren.« »Ich weiß«, meinte das Fuchsmädchen, »Ich habe es ihnen ja schonmal gesagt.« Die Rückreise verlief ruhig und der Regen hatte nach einigen Stunden nachgelassen. Shabon schimpfte eifrig über das Wetter und folgte Kurais Ausführungen über ihre Haftzeit in Ame, während Kakashi und Lorrenor sich wie gewohnt gekonnt aus den meisten Gesprächen heraushielten. Wenn Frauen sprachen, sollte man sich am besten nicht einmischen - etwas, was alle beide bereits gelernt hatten. Einige Vögel kreisten über dem nahegelegenen Wald und Kurai bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Allem Anschein nach holten sich die Krähen gerade die Überreste der getöteten Nuke-Nins, denn in jenem Waldstück hatten sie auch die Nacht verbracht. Wieder kam die scheußliche Erinnerung zurück und das Fuchsmädchen drängte sie beiseite. »Seht mal«, meinte Kakashi-Sensei nach einer weiteren Stunde und deutete etwas weiter rechts auf ein Flussufer. Scheinbar war ihnen das auf dem Hinweg komplett entgangen. »Schade, dass wir keine Angel dabeihaben«, fiel Shabon auf, »Sonst gäbe es heute Fisch zum Abendbrot.« »Komm, wir gehen mal hin«, entgegnete Kurai und lief auch schon los. Das grünhaarige Mädchen folgte ihr und sogleich fiel ihnen das ansteigende Ufer des Flusses auf, welches an dieser Stelle noch recht niedrig lag. Einige Meter weiter konnte man schon eine Stelle erkennen, die gut drei Meter über den Wasserspiegel ragte. Nahe Kurai und Shabon zeigten einige moosüberzogene Steine aus dem Wasser, die der starken Strömung standhielten. »Ganz schön kräftig, dieser Fluss«, bemerkte Shabon und spähte mehr als vorsichtig ins Wasser, sich dabei an Kurai festhaltend, »Gar nicht schön...« »Wenn wir mal einen freien Tag haben gehen wir zum See und ich zeige dir wie man schwimmt«, meinte Kurai zufrieden und sie entfernten sich wieder vom Ufer. »Schwimmen bringt euch hier auch nichts.« Kakashi und Lorrenor näherten sich gerade den Mädchen und der silberhaarige Teamleiter fuhr fort: »Wenn du da reingerätst kannst du Leistungsschwimmer sein, deine Chance zu überleben ist sehr gering.« »Du kannst schon froh sein, wenn dir die Felsen nicht die Knochen brechen...«, meinte Lorrenor nachdenklich. »Kommt Leute... Wir haben noch einen weiten Weg vor uns«, warf Kakashi ein, »Wir müssen noch einen Platz zum Übernachten finden.« Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort und waren gerade dabei, sich wieder vom Flussufer zu entfernen, als Kakashi plötzlich innehielt. In den ersten paar Schritten bemerkte es seine Gruppe nicht, ehe Kurai stehenblieb und den Meister ansah. »Was ist?«, fragte sie, aber Kakashi hob die Hand und bedeutete ihr damit, ruhig zu sein. Sie folgte seinem Befehl und horchte. War da irgendwas? Einige Sekunden voll von Anspannung und Stille vergingen, ehe der Sensei den Kopf schüttelte. »Alles okay«, meinte er und setzte einen Fuß vor, um weiterzugehen. Zeitgleich barst der Boden hinter dem Jo-Nin und eine dunkle Gestalt befand sich sogleich im Sprung über ihm. Kakashi fuhr herum und spähte in das fahle Glänzen silberner Kampfklauen, die auf seine Augen zielten. »Sensei!«, schrie Kurai und rannte bereits los als Hatake von jenen Waffen durchbohrt wurde. Deutlich hörte man wie die scharfen Klingen seine Gesichtsknochen rammten und das Fuchsmädchen blieb mit geweiteten Augen stehen. Kaum eine Sekunde später verwandelte sich Kakashi in einen Ast und der Echte tauchte direkt vor Kurai auf. Der Gegner, welcher nun auf der Erde aufgekommen war, fixierte die Ninjagruppe einen Moment und begann dann verhalten zu lachen. »Nicht schlecht«, gestand die vermummte Gestalt, von der man einzig und allein die Augen klar erkannte; sie waren eisblau und jagten Kurai einen Schauer über den Rücken. »Was willst du?«, fragte Kakashi toternst. »Was glaubst du denn, was ich will?« »Geh nach hinten«, raunte Hatake seiner Schülerin zu, die noch immer hinter ihm verweilt war, »Entfern' dich nicht von Lorrenor und Shabon. Egal was passiert.« »A-aber...« »Egal was passiert!« Kurai nickte ergeben und begab sich schleunigst zu ihren beiden Teamkameraden. Lorrenor schob seinen Körper vor sie und Shabon baute sich hinter Kurai auf, welche jetzt leicht zu schwitzen begonnen hatte. Verdammt, man war hinter ihr her. Wieder. Eine Sekunde, vielleicht zwei herrschte Stille. Kurai hielt angespannt den Atem an und beobachtete ohne zu Blinzeln ihren Meister und den feindlichen Ninja. Es war ihr unangenehm, im Schutz ihrer Freunde zu stehen, doch was hätte sie tun sollen? Jetzt den Befehl zu missfolgen wäre verhängnisvoll für sie alle geworden. Das Fuchsmädchen hatte den Gedanken noch nicht ganz abgeschlossen, als die beiden Männer aufeinander zustürmten. Beim ersten großen Knall blinzelte sie automatisch. Ruhelos huschten Kurais blaue Pupillen umher und versuchten schwerlich, den Ninjas zu folgen. Kakashi duckte sich unter einem Schlag hinweg, doch der Handrücken des Gegenübers streifte sein Stirnband an der Schläfe. Die Krallen zerfetzten einen Teil des blauen Stoffs und Hatake ließ sich mit einem Tritt gen Boden zurückhuschen. Sofort schien er den Ernst der Lage und die Stärke des Gegners erfasst zu haben, denn schleunigst deckte der Mann sein Sharingan auf. Eine lange Narbe zog sich senkrecht über Lid und Augenbraue, was Kurai beim letzten Mal nicht wirklich aufgefallen war. Kakashi vergrößerte mit einem Rückwärtssalto die Distanz und stand nun aufrecht und dem Gegner zugewandt da. Dieser begann Fingerzeichen zu formen und grinste hämisch. Den Meister sah Kurai jetzt von hinten, weswegen das Fuchsmädchen nicht bemerkte, wie sich die Pupille seines Sharingan konzentriert verkleinerte. »Das war's«, meinte der Vermummte und seine Hände hielten inne, »Suiton Suiryuudan no Jutsu!« Zeitgleich mit seinen Worten schwang auch die Stimme von Kakashi-Sensei mit. Kurai hatte keine Gelegenheit sich darüber zu wundern, wie er so schnell hatte die gleiche Technik einsetzen können, denn kurz darauf begann Wasser aus dem reißenden Fluss sich zu bewegen. Die Wellen verschwanden und die Oberfläche hob sich langsam, ja beinahe bedächtig an und formte ein langes Gebilde. Mit offenem Mund starrten Shabon und Kurai die Drachen an, die sich aus kühlen Nass gebildet hatten und nun aufeinander einschlugen, als würden sie kämpfen. Wahrlich konnte man Mäuler und Zähne erkennen, die sich tief ineinander vergruben. Ein dumpfer, gurgelnder Schrei befreite sich aus den Kehlen der Wasserdrachen. Nicht lange war dieses wunderschöne Jutsu zu bewundern gewesen, denn bald darauf zerstörten sich jene Wesen gegenseitig und fluteten damit die Umgebung. Selbst Lorrenor, Shabon und Kurai erreichte eine leichte Welle, obwohl sie weit vom Ufer entfernt standen. »Er hat es kopiert«, stieß Lorrenor aus als wüsste er um die Verwunderung der beiden Mädchen bescheid, »Mit dem Sharingan hat er die Bewegungen des Gegners imitiert und somit seine Technik kopiert.« Schlagartig wurde der Zweck des roten Auges Kurai nun klar. Auch Lorrenor hatte damals die Bewegungen des Gegners vorrausgesehen, als er sie vor dem Nuke-Nin gerettet hatte. Deshalb war er in der Lage gewesen, den surrenden Waffen auszuweichen und Kurai mitsich zu ziehen. »Erstaunlich...«, flüsterte Shabon scheinbar ebenso verblüfft und Kurai nickte. Ruhe kehrte wieder ein, denn die beiden Jo-Nin fixierten sich erneut. »Gib's auf«, sagte Kakashi nun tief, »Gegen das Sharingan kommst du nicht an. Jede deiner Techniken sehe ich zeitgleich vorraus.« »Da hast du Recht«, bestätigte der mit den eisblauen Augen, »Aber ich bin trotzdem noch nicht am Ende.« Kakashi veränderte seine Kampfpose und tat einen leichten Buckel. Scheinbar wollte er bereit sein um Loszurennen. Der Gegner setzte zu einem Schritt an und erneut stoppte Kurais Atem. Zu sehr wollte sie sich auf die Bewegungen der Männer konzentrieren, davon lernen und ihnen folgen. Die Augen des Feindes lagen noch immer mit einer beängstigenden Ruhe auf Meister Kakashi, welcher anscheinend ebenfalls aufgehört hatte Luft zu holen. Dieser kurze Moment schien wie eine Ewigkeit und wollte nicht vergehen. Kurais Herz begann wild gegen ihre Brust zu hämmern und zwang sie zum leisen Keuchen, während Lorrenors Körper sich beinahe verkrampft hatte. An seinem Oberarm sah man bereits den Abdruck einer bläulich verfärbten Ader. Shabon kramte kurz in ihrer Tasche, was Kurais Ohren sofort vernahmen. Sie suchte allem Anschein nach ihre Flöte, um auf den richtigen Moment zu warten. Und auch Kurai wartete darauf, dass sich die Anspannung endlich löste. Der feindliche Ninja setzte einen Fuß vorran und sie alle hielten inne. Gespannt hafteten die Blicke auf ihm, aber er drehte sich plötzlich um und rannte davon. Kakashi erlaubte sich keinen Moment der Verwunderung und nahm sofort die Verfolgung auf. Die beiden Oberninja bewegten sich nun auf das Flussufer zu, dessen reißender Strom gegen die Felsen klatschte und ein fast ohrenbetäubendes Rauschen vonsich gab. Der Gegner sprang ab und schien auf die andere Seite zu wollen, dabei landete er auf einem der Steine, die sich fast wie ein Weg durch das Wasser zogen und gab sich erneut Schwung. Kakashi allerdings erreichte ihn im gleichen Moment. Ein Wurfmesser lag in seiner rechten Hand - Kurai hatte nichtmal gesehen, wann er es gezogen hatte - und jetzt stieß Eisen auf Eisen, als der Meister das Kunai auf die Klauen des Gegners schlug. Kurz verharrten die beiden drückend auf dem glatten Gestein, sie beide rutschten auf dem Moos, doch niemand von ihnen wollte nachgeben. Langsam verbogen sich die Krallen an der Hand des Ninjas und brachen schließlich ab, um kurz darauf in den Fluten zu verschwinden. Kurai bemerkte jetzt, dass ihr Mund offenstand. Der Gegner hatte nun nurnoch Klingen an der linken Hand, was Hatake einen Vorteil verschaffte. Er schien den Kampf sehr gut im Griff zu haben und garkeine Hilfe zu brauchen. Zwar hatte er befohlen, sich nicht einzumischen, so wollten sie alle sich trotzdem bereit halten, um im Notfall sofort eingreifen zu können. Ein Shinobi durfte sich niemals sicher fühlen - spätestens bei dem Attentat im Wald hatte jeder der Gruppe dies endgültig verstanden. Der feindliche Ninja begann plötzlich zu grinsen. »Reingefallen!«, rief er Kakashi beinahe vergnügt zu, als plötzlich drei Personen die Wasseroberfläche rund um das Kampffeld herum durchbrachen. Sie alle sahen ebenso aus wie der Blauäugige, was zweifelsohne auf Doppelgänger schließen ließ. Kakashi starrte einen Moment lang hinauf, ehe er zu einem Sprung ansetzte und mit seinem Kunai einen der Bunshins zerstörte. Er löste sich in einen kleinen Wasserschwall auf, welcher auf das Gestein klatschte. Der Meister vollführte eine leichte Drehung in der Luft um auch die anderen beiden zu erreichen, aber zeitgleich kassierte er einen blitzschnellen Tritt vom Original. Kurai keuchte auf, als Kakashi auf den reißenden Strom zusteuerte, doch der Mann sammelte in beeindruckender Geschwindigkeit Chakra in seinen Handflächen und stieß sich so von der Wasseroberfläche ab, um kurz darauf wieder am Ufer zu landen, auf dem auch seine Teammitglieder standen. Jetzt mit heruntergezogenen Augenbrauen fixierte Kakashi seinen Gegner. Die beiden übriggebliebenen Bunshins schossen auf den silberhaarigen Jo-Nin zu, welcher sich im gleichen Moment - noch immer mit seinem Kunai bewaffnet - zum Angriff bereit machte, doch kurz über ihm stoppte eines der Abbilder und verpuffte. Wieder hinterließ er etwa einen Eimer voll Wasser, welches sich nun über den doch verwunderten Hatake ergoss. »Scheiße!«, zischte er daraufhin und machte Anstalten hinwegzuspringen, als jene Flüssigkeit plötzlich um ihn herum zu wirbeln begann. Kurai verstand nicht, was nun passiert war, aber dann fiel der Blick des Mädchens auf den noch übriggebliebenen Bunshin. In Fingerzeichen verharrt rief er jetzt ein deutliches »Suiro no Jutsu!«, woraufhin der Strudel um Kakashi herum zu einer einheitlichen Kugel wurde und seinen Körper komplett umschloss. Der Doppelgänger stand daneben und hatte die klauenlose Hand im Wassergefängnis, um das Jutsu zu halten. »Nein!«, rief Lorrenor sogleich und stürzte auf Kakashi zu, welcher hilflos in den Wassermassen hing. Kurai folgte ihrem schwarzhaarigen Freund und Shabon schien ihre Flöte anzusetzen, denn das Mädchen bewegte sich nicht. »HALT!«, brüllte der gegnerische Ninja ihnen noch immer von der Mitte des Flusses aus zu und sprang jetzt mit einem selbstsicheren Rückwärtssprung ans gegenüberliegende Ufer, »Wenn ihr noch einen Schritt näher kommt, stößt mein Bunshin eurem Meister seine Klauen in den Schädel!« Genannter hob im gleichen Augenblick jene waffenbesetzte Hand, damit bedrohlich in die Wasserkugel zielend. Lorrenor und Kurai blieben sofort auf der Stelle stehen, Shabon setzte das Holzinstrument ab. Sie saßen in der Klemme. »Nein!«, hörte Kurai Kakashi hinausrufen - seine Stimme verlor sich beinahe im Gluckern des Wassers - »Achtet nicht auf mich! Greift ihn an!« »Ich mache keine Spielchen«, schrie der Blauäugige jetzt. Team 2 ließ die Arme sinken und ergab sich dem Gegner. »Sehr schön«, bestätigte dieser nickend, »Eurem Meister wird nichts passieren, wenn ihr meinen Befehlen folgt.« Mit diesen Worten hob der echte Ninja seine Hand und deutete auf Kurai. »Du. Komm zu mir.« Das Fuchsmädchen ließ den Kopf hinuntersinken. Es war ihre Schuld, dass sie alle in Gefahr gerieten - es war allein ihr Verdienst, dass Meister Kakashi nun in diesem Wassergefängnis festsaß und das er sich mit Zabuza hatte anlegen müssen. Es lag ebenfalls an ihr, dass Konoha-Gakure nun mehr Wachposten an den Eingängen benötigte. Vielleicht war es besser, wenn sie mitging und diesen Spuk dadurch ein für alle Mal stoppte. Momentan hatte Kurai sowieso keine andere Möglichkeit - aufgegeben hätte sie Kakashi-Sensei für nichts ihr Greifbares in der Welt. Und Lorrenor und Shabon ebenso wenig. »Kurai...«, meinte Lorrenor zögerlich, brach im Satz aber ab. Scheinbar wusste er nicht, was er tun sollte. »K-Kurai...«, kam es auch von Shabon, welche sich dem Zittern ihrer Stimme zufolge die Tränen verkniff. Mit gesenktem Blick stapfte Kurai nun auf das Flussufer zu. Die Strömung erregte ihre Aufmerksamkeit. Im selben Blau wie ihre Augen floss das Wasser kraftvoll dahin und in diesem Moment fühlte sich Kurai jenem Element sehr nahe. »Kurai!«, rief Kakashi sie jetzt - das braunhaarige Mädchen blieb stehen, hob den Blick aber nicht -, »Geh nicht! Wenn du gehst wirst du sterben!« »Mag sein...«, meinte Kurai leise, aber sie wusste das Kakashi es hören konnte, »Aber wenn ich nicht gehe, dann werden sie sterben.« Und so führte sie ihren Weg fort. Kurai wollte nicht, dass jemand für sie verletzt wurde oder sogar sein Leben opferte. Mit dieser Bürde hätte Kurai niemals leben können. Das Fuchsmädchen hoffte also darauf, dass ein Wunder geschehen und sie alle retten würde, doch schon lange hatte das Mädchen begriffen, dass Shinobi stets auf sich allein gestellt waren. So also auch in dieser heiklen Situation. Sie hatten verloren, aber Kurais Leben war dennoch für das Team der kleinste Verlust, da sie ohne Kyuubi die Schwächste war. »Wird's bald?«, forderte der Ninja jetzt, »Sonst überleg' ich's mir doch noch anders!« »Nein«, wehrte Kurai ab und hatte nun das Ufer erreicht. Vorsichtig sprang sie auf den ersten Stein - er war unglaublich glatt und bereits beim ersten Schritt rutschte ihr Knöchel zur Seite - dann auf den Zweiten und schließlich fand sie sich beim Gegner ein. Shabon hatte inzwischen das Gesicht in den Händen vergraben und Lorrenor ballte beide Fäuste so fest, dass seine Fingerknochen weiß hervortraten. »Verdammt...«, flüsterte der Sato wütend, »Wir sind vollkommen machtlos...« »Kurai!«, rief Kakashi das Mädchen erneut, doch jede Gegenwehr war zwecklos. Das Wasser um Hatake herum war dicht und schwer, es erlaubte keinerlei Bewegung und drückte ihm so stark auf den Brustkorb, dass er kaum atmen konnte. Wut packte den Jo-Nin, denn die Situation war selbst für ihn aussichtslos. »Verdammt! Was bist du für ein Feigling, dass du nicht Mann gegen Mann kämpfst?«, schrie Kakashi dem Gegner zu und Kurais Augen weiteten sich. Kapitel 18: Lichtblick ---------------------- Abrupt hatte sie in ihrer Bewegung gestoppt und wurde nun vom gegnerischen Shinobi grob umgedreht, sodass sie das Wassergefängnis und ihre Kameraden wieder sehen konnte. Dumpf bemerkte Kurai, wie ihre Handgelenke zusammengefesselt wurden, aber ihre Gedanken kreisten um Kakashis letzten Satz. "Verdammt! Was bist du für ein Feigling, dass du nicht Mann gegen Mann kämpfst?", hallte es in ihrem Kopf wider und erneut vernahm sie es, als würde Kakashi noch immer sprechen. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Schläfen und einen Moment war es, als würde sie weinen müssen, doch dann identifizierte das Fuchsmädchen es als ein Gefühl starker Bekanntschaft und Erinnerung. Gleichzeitig war es ein Deja Vú wie sie es noch nie in ihrem Leben gefühlt hatte. Dumpf hallte eine ebenso tiefe Stimme in ihrem Kopf. "Was bist du für ein Feigling, dass du dich an einem Kind vergreifst?" Kurai starrte noch immer wie bewusstlos auf Kakashi, den sie nur blass von so weit her erkennen konnte. Anscheinend hatte die Zeit angehalten, Kurais Atmung ausgesetzt, denn ihr Geist widmete sich nur diesem Gefühl. >D-Das...<, stutzte sie in Gedanken, >...D-Das kann doch...< "Verdammt! Was bist du für ein Feigling, dass du nicht Mann gegen Mann kämpfst?", hörte Kurai es wieder in ihrem inneren Ohr, gleich darauf den Satz von damals. Abwechselnd und danach überschneidend spielten sich die Worte wie eine Tonbandaufnahme ab und schließlich sah Kurai die Silhouette, die in der Nacht in ihr Bewusstsein getreten war. Gleich daneben entwickelte sich ein Umriss Kakashis - und als die beiden Gestalten miteinander zu einer verschmolzen verstand Kurai, woher dieses Gefühl kam. Der junge Mann, der sie damals vor Yotas Angriff gerettet hatte, war ihr Sensei. Tränen sammelten sich in den blauen Augen des Mädchens und noch immer stumm fixierte sie das andere Ufer, an welches sie jetzt so gern getreten wäre. Zeitgleich vernahm sie - und erst dies holte sie wie ein Kanonenschuss in die Realität zurück - ein dumpfes Poltern und einen starken Luftzug hinter sich. Kurai fuhr herum und erspähte plötzlich Zabuza, der wie immer grimmig dreinblickend dem Shinobi anscheinend eine verpasst hatte. Er krümmte sich in Schmerzen am Boden. »Hau schon ab«, raunte der Abtrünnige ihr zu und die Gedanken des Fuchsmädchens überschlugen sich beinahe. Warum hatte er ihr jetzt geholfen? Gehörte dieser andere Kerl etwa nicht zu Shakus Leuten? Auf der anderen Seite platschte es laut und Kurais Augen suchten nach dem Wassergefängnis, doch es war verschwunden. Kakashi war gerade dabei sich aufzurichten und sowohl Lorrenor als auch Ren standen um ihn herum verteilt. Scheinbar hatte Zabuzas Begleiter den Doppelgänger so abgelenkt, dass ihr Kamerad eingreifen und ihn zerstört hatte. Shabon setzte jetzt endlich ihr Instrument an, nachdem sie kurz hinter Kurai gespäht hatte. »Verschwinde!«, zischte ihr Zabuza erneut zu, denn der soeben niedergeschlagene Ninja erhob sich wieder. Verwirrt und die Fesseln vergessend lief Kurai leicht wankend auf den Fluss zu, der ihr jetzt mehr als doppelt so breit vorkam wie noch vorhin. Hektisch setzte Kurai einen Fuß vor und sprang auf den ersten Stein, auf dem sie sich wackelig halten konnte. Doch Zeit hatte sie nicht und so sprang das Fuchsmädchen voreilig ab, rutschte auf dem zweiten Ziel aus und kippte zur Seite weg. Gerade noch rollte sie den Körper ab, um nicht mit dem Kopf gegen das Gestein zu schlagen, dann tauchte sie unter und wurde sogleich von der strömenden Flut hinfortgerissen. Das Klatschen war unverkennbar und Kakashi reagierte sofort. Er sprang noch aus der Hocke auf und rannte so schnell ihn seine noch immer leicht zittrigen Beine trugen auf den erhöhten Hang weiter rechts vom Ufer zu, den auch Kurai und Shabon vorhin schon bewundert hatten. Es war die einzige Chance, Kurai zu retten. Zwar hatte Kurai die Luft rechtzeitig angehalten, so spülte die Strömung das Mädchen dennoch fort. Kurai hatte keine Chance zu schwimmen, denn ihre Handgelenke waren noch immer gefesselt und die Kraft des Wassers lähmte ihren Körper. Hilflos strampelte sie mit den Beinen und schaffte es so sogar zwei Mal die Oberfläche zu durchbrechen um kurz zu atmen, danach spülte sie der Fluss wieder hinunter und weiter mit dem Strom. Sie schlug dabei mit dem Rücken gegen einen Felsen, was ihr einen stechenden Schmerz in der Wirbelsäule bescherte. Kurai biss fest die Zähne zusammen, aber die Anspannung wich langsam aus ihrem Körper. Zu mächtig rissen sie die Wassermassen fort und zu steif waren ihre Beinmuskeln inzwischen. Die Lunge begann zu brennen und nach einigen weiteren Sekunden öffnete sich beinahe automatisch Kurais Mund, aus dem geräuschvoll Blasen schlugen. Auch Lorrenor schien den Ernst der Lage realisiert zu haben und holte seinen Meister bald ein, dieser jedoch schlug aus und traf seinen Schützling mit so viel Druck auf den Brustkorb, dass er auf dem Hosenboden landete. Es war zu gefährlich hineinzuspringen und Kakashi war sich nicht sicher, ob nicht selbst er in dieser Strömung verloren war. In Sekundenschnelle hatte der silberhaarige Jo-Nin die kleine Klippe erreicht und ohne anzuhalten erspähte er für einen kurzen Moment Kurais Haarschopf, der sogleich wieder von den Fluten hinuntergerissen wurde. Dann hatte er das Ende des Felsen erreicht und sprang mit einem senkrechten Köpfer ins Wasser. Kurai war bereits mit dem Bauch Richtung Oberfläche gedreht worden und hing hilflos in den Fluten, den Kopf nach hinten gelehnt. Sie war noch nicht ganz bewusstlos und spürte noch dumpf den reißenden Schmerz in Kehle und Brustkorb, der ihr an den Lebensgeistern zerrte und sie jetzt immer schneller auszuhauchen schien. Die Augen halb geöffnet erspähte das Mädchen plötzlich eine dunkle Gestalt, die angestrengt mit der Strömung kämpfte. Drei Mal wurde sie fast hinfortgerissen, doch noch immer leistete der Körper Widerstand und näherte sich ihr. Kurais Pupillen klappten nach Innen, doch sie wehrte sich und wollte sehen, wer diese Person war. Schwärze umfing sie, als ein starker Arm sie ein wenig grob an der Taille umschloss und mit Kraft hinaufriss. Kurz strömte das Wasser scheinbar in die falsche Richtung und klatschte dem Mädchen gegen Gesicht und Wangen, als ein Geräusch gleich eines Durchbruchs erklang und frische Luft ihren halbtoten Körper erzittern ließ. Sie fühlte sich wunderbar an, doch Kurai konnte sie nicht einatmen. Blockiert hing sie in Kakashis Arm und mit jedem versuchten und gescheiterten Atemzug gab sie ein qualvolles Röcheln vonsich. Ein dicker Stein in ihrer Lunge trieb ihr die Tränen in die Augen und erzeugte zeitgleich einen Würgereiz, der bunte Lichter vor ihrem Auge tanzen ließ. Noch immer war alles schwarz und Kurais Körper wurde auf dem harten Boden abgelegt. Deutlich vernahm das Mädchen die Präsenz einer Hand über ihrem Mund, ehe Selbige zu ihrer Brust wanderte und mit Unterstützung der Zweiten einen starken Druck darauf ausübte. Gleichzeitig streifte etwas unsagbar Zartes ihre Lippen und auf einmal war die frische Luft wieder da. Sie strömte nahezu ihre Luftröhre hinunter und traf auf den dicken Klos, welcher ihr erneut Schmerzen zufügte. Diese Mischung aus Druck, Zartheit und Atem paarten sich zu einer rhythmischen Einheit und nach einigen Anläufen spürte sie plötzlich, wie ihr Herz aufhämmerte. Der Wasserstein wanderte nun brennend ihre Kehle hinauf, schlug gegen ihre Mandeln und Kurai gewann die Kontrolle über ihren Körper zurück. Sie drehte sich zur Seite weg und erbrach sich nahezu an dem Wasser, welches sie beinahe getötet hätte. Darauf folgte ein Husten, der ihr erneut Tränen in die Augen trieb und ihre Lunge schmerzhaft pulsieren ließ. In der Pfütze liegend verharrte Kurai mit zusammengekniffenen Augen einen Moment, ehe sie sie langsam öffnete und sich benebelt umsah. Die Welt war verschwommen und die Farben erschienen ihr unrealistisch grell, so als hätte ein kleines Kind ein Bild ausgemalt. Kurai vernahm eine Bewegung neben sich und drehte fast in Zeitlupe den Kopf nach rechts. Kakashi kniete über ihr, selbst klitschnass und dadurch mit herunterhängendem Haar. In der nächsten Sekunde kippte ihr Kopf schlaff zu Boden. Kapitel 19: Ungewissheit ------------------------ Nur langsam und mit dumpfem Brummen erhellte sich Kurais Geist wieder. Sie brauchte einen Moment um die verklebten Augen zu öffnen, noch immer erschien das Tageslicht quälend grell und der Boden verschwommen. Sofort waren ihr eine bestehende Wärme und ein leichtes Gewicht aufgefallen. Man hatte sie zugedeckt und Kurai versuchte jetzt ein wenig hilflos sich aufzurichten, doch die Muskeln in ihren Armen zitterten und knickten unter ihrem Oberkörper beinahe ein. Einige Sekunden vergingen, in denen Kurai ihre Erinnerungen sortierte. Was war eigentlich passiert? Zeitgleich trat jemand an ihr vorbei und Kurai sah blinzelnd auf. Kakashi blickte nun zu ihr herab. »Wie geht es dir?« »...Gut...«, es fühlte sich merkwürdig für das Fuchsmädchen an zu sprechen. Noch immer schmerzte ihr Brustkorb und jeder Atemzug verursachte ein leichtes Brennen in der Kehle. Kurz schüttelte Kurai den Kopf, um das Schwindelgefühl zu vertreiben. »W-Wo...«, begann sie nun leise, »...Wo ist der Ninja...? Und... Zabuza und Ren...?« »Zabuza hat den Ninja getötet«, meinte Kakashi frei heraus, »Danach sind die beiden wieder verschwunden.« Das Fuchsmädchen senkte den Blick. Getötet? Sie hatten einen Mann aus derselben Vereinigung umgebracht? Aber wieso hatten sie das getan? Der silberhaarige Jo-Nin ließ sich in diesem Moment im Schneidersitz neben Kurai nieder. Diese sah kurz starr in den Himmel. »Kakashi-Sensei...«, meinte sie dann, ihr Körper war schwach und sie fror, weshalb sich das Mädchen etwas mehr zudeckte, »Danke, dass sie mir das Leben gerettet haben.« Es erleichterte und beschämte sie zugleich. Kakashi blickte Kurai einen kurzen Moment lang an, ehe er unter seiner Maske zu lächeln begann. »Keine Ursache... Ich lasse meine Kumpel nicht sterben.« »...Wo sind Lorrenor und Shabon?« »Feuerholz sammeln. Wir werden die Nacht über hier bleiben.« »Müssen wir nicht«, beharrte Kurai und richtete sich ein wenig auf, »Ich bin topfit.« »Du wärst fast gestorben«, sagte Kakashi jetzt wieder in seinem anklagenden Lehrertonfall, »Ich bin froh, dass deine Lunge nichts abbekommen hat.« »Es geht aber wirklich. Ehrlich. Wir brauchen hier nicht eine Nacht zu verschwenden.« »Werden wir aber«, gab Hatake Kontra, »Keine Widerrede mehr.« »Aber...-« »Keine Widerrede, wir bleiben hier.« Es war eine beinahe idyllische Diskussion zwischen den Beiden, die Shabon und Lorrenor jetzt aus der Entfernung heraus hören könnten. Sie trugen zwei Stapel voller Feuerholz auf den Armen und näherten sich gerade dem Flussufer. »Sie diskutieren?«, fragte Lorrenor ein wenig verunsichert, »Was haben die in der Zwischenzeit gemacht?« Shabon begann beinahe hämisch zu grinsen. »Klingt so, als hätten sie geheiratet.« Kaum eine halbe Stunde später saß Team 2 nun um eine lodernde Flamme herum. Vorher hatten die Ninjas sich näher zum Wald begeben, um vor eventuellen Feinden sicherer zu sein oder zumindest Versteckmöglichkeiten zu haben. Dennoch rechnete Kakashi nicht mit einem weiteren Angriff in der nächsten Zeit. Kurai reagierte nicht darauf, als Shabon sie wegen irgendetwas ansprach. Gedankenversunken starrte das Mädchen in das Knistern und ihr Geist drehte sich einzig und allein um Zabuza. Warum hatte er sie gerettet? Kurai konnte sich nicht vorstellen, dass er selbst zu Shaku hatte gehen und sie ihm überbringen wollen um die Belohnung zu kassieren. Nein... Zabuza war nicht dermaßen banal. Wobei er sie hätte greifen und verschleppen können, als er die Gelegenheit gehabt hatte. Es plagte Kurai nahezu, nach einer Antwort auf diese Frage zu suchen und sie nicht zu finden. »Meister...«, murmelte Kurai nach einiger Zeit. Ihr war aufgefallen, dass Lorrenor und Shabon den Jo-Nin plötzlich duzten und so tat sie es ihren Kameraden einfach gleich, obwohl sie in dessen Zusammenhang wahrscheinlich ohnmächtig gewesen war. Der Tageszeit zufolge musste Kurai einige Zeit geschlafen haben, denn die Sonne ging bereits unter. »Ja?«, erwiderte der Silberhaarige und Kurai erschrak leicht, da sie schon wieder in Gedanken gewesen war. Sie zog die Decke mehr über ihre Schultern und vermutete bereits, dass sie Kakashi gehörte. »Zabuza...«, sprach sie nun an, »Er hat... Mich gerettet.« Hatake schwieg. Auch Lorrenor und Shabon sprachen nicht, ehe die Jüngste von ihnen ihre Stimme erhob: »Was hat er zu dir gesagt?« »...Er hat gesagt 'Nun hau schon ab' und mich laufen lassen.« »Das ist in der Tat ungewöhnlich«, gestand der Teamführer, »Ich war mir eigentlich sehr sicher, dass der Ninja, der uns vorhin angegriffen hat, auch zu Shakus Gescherr gehört.« »Vielleicht gibt es noch jemand Anderen, der Kurai will«, warf Lorrenor ein. »Ja...«, meinte jene, »Aber dann hätte Zabuza den Typen niederschlagen und mich mitnehmen können. Meine Hände waren sogar noch gefesselt. Stattdessen hat er mich laufen lassen. Wieso nur?« »Ich weiß es nicht«, meinte Kakashi nun ernst, »Aber werdet den beiden gegenüber jetzt trotzdem nicht unvorsichtig. Das muss nicht bedeuten, dass sie auf unserer Seite stehen. Diese Nacht halten wir dennoch Wache.« Die drei Ge-Nin nickten, aber Kurai fühlte sich ausgelaugt und schwach. Haut und Kleidung waren längst trocken, doch fühlte sich das Mädchen noch immer, als läge das Wasser schwer auf ihren Schultern. Heute sollte die Wache gerecht aufgeteilt werden und Shabon übernahm die erste Schicht. Kurai war diese auch am Liebsten, weil man, wenn man fertig war, durchschlafen konnte und zwischendurch nicht aufstehen musste. Sie blieb weiterhin unter der Decke liegen und entspannte nun den Körper am Boden. Das Brennen im Hals war nun beinahe ganz verschwunden und unauffällig spähte das Fuchsmädchen zu Kakashi. Dieser saß aufrecht an einem der Bäume und las sichtlich belustigt sein "FlirtParadies". Sie seufzte, drehte sich um und schloss die Augen, aber im ersten Halbschlaf träumte sie vom Ertrinken und saß sofort wieder kerzengerade auf der Wiese. Als ihre Schicht angebrochen war begab sich Kurai samt Decke zu Shabon. Augenringe säumten ihr Gesicht und ein wenig bleich war das Mädchen auch. »Geht's dir nicht gut?«, fragte Kurai etwas besorgt und setzte sich neben ihre Freundin auf den Baumstumpf, den sie als Wachplatz auserkoren hatte. Er war breit und bot gerade so Platz für zwei Personen. »Doch«, meinte Shabon und rieb sich über die Augen, »Bin nur müde, weißt du? Die ganze Aufregung hat mich irgendwie mitgenommen.« »Tut mir leid, dass ich dir Sorgen gemacht habe«, entschuldigte sich Kurai. »Ach was«, entgegnete Shabon jetzt, »Da kannst du ja nun am Wenigsten für.« Eine kurze Weile herrschte Stille. Trotzdem war sie nicht unangenehm, denn Kurai hatte das Gefühl, sie und ihre Kameradin verstanden einander blind. »Shabon...«, murmelte das braunhaarige Mädchen irgendwann, »...Was ist passiert, nachdem ich ins Wasser gefallen bin?« »Gut, dass du mich das fragst. Ich hätte es dir sowieso erzählt... Mir ist nämlich was aufgefallen.« Das Mädchen spähte zuerst zu Kurai und dann in den Nachthimmel, an dem wunderschöne Sterne glitzerten. »Als du ins Wasser gefallen bist, ist der Meister sofort zu diesem Hang gerannt und reingesprungen, um dich zu retten. Aber Zabuza hat auch Anstalten gemacht, dich rauszuholen.« »...W-Was...?«, stammelte Kurai verwirrt. »Er ist losgerannt und wollte ins Wasser springen, aber der Ninja hat ihn aufgehalten. Ich schwör's dir! Und er war sogar noch unvorsichtig und hätte fast einen Stich mit diesen Klauen in den Rücken kassiert, wenn ich nicht schnell eine Illusion dazwischengeworfen hätte.« Sprachlos blickte Kurai unsicher in Shabons Augen. Sie hatte nicht mitbekommen, wie gut ihre Freundin in Gen-Jutsu geworden war. Es war ein grotesker Gedanke, aber immer wenn die junge Umidame bisher ihre Illusionskunst eingesetzt hatte, war Kurai ohnmächtig gewesen. Lautlos seufzte sie tief. »Was ist zwischen Zabuza und dir?«, fragte das Mädchen neben Kurai nun. »Wenn ich das wüsste...«, brummte Kurai, »Erst rettet er mich vor diesem Shinobi und dann will er mich noch aus dem Wasser fischen.« »Hoffentlich kommst du mal dazu, ihn zu fragen.« »Hoffentlich bleibt er so, wie er heute war.« Shabon grinste optimistisch und dies baute Kurai auf - wie immer eben. Kurz schwiegen sie erneut, ehe Shabon noch breiter zu lachen begann. »Der Sensei hat dich beatmet, als er dich rausgeholt hatte«, erzählte sie und tat dabei ungemein geheimnisvoll. Kurai wurde knallrot und blickte verschämt auf ihre Hände, die jetzt nunmehr etwas verkrampft in ihrem Schoß lagen. »Hast du ihn ohne Maske gesehen?«, fragte sie dennoch interessiert. »Leider nicht«, gab Shabon enttäuscht vonsich, »Er hat sich genau mit dem Rücken zu uns gedreht...« »Mist...« »Hast du was gemerkt?«, meinte Shabon und strahlte Kurai nahezu an. »Nein«, log diese, »Und du geh jetzt schlafen... Deine Schicht ist vorbei.« »Okay...«, erwiderte Shabon gespielt beleidigt. Sie legte einen Arm um Kurai und zog sie kurz zu sich heran, ehe sie aufstand und zu den Anderen ging. Ein wenig perplex schaute Kurai ihrer Freundin nach, aber bald darauf lächelte sie schwach und wandte sich der Dunkelheit vor ihr zu. Das Lagerfeuer brannte noch und das Fuchsmädchen hörte dessen angenehmes Lodern im Hintergrund. Die Schwärze der Nacht trieb Kurai in ihre Gedanken. Noch immer trug sie die Decke um die Schultern, obwohl ihr eigentlich nichtmehr kalt war. Sie verspürte eine gewisse Sicherheit durch den dunklen Stoff. »Ich muss schon total bekloppt sein...«, murmelte Kurai und wurde wieder rot, als sie daran dachte, wie Kakashi-Sensei sie beatmet hatte. Leicht hatte sie es ja spüren können, doch das wollte sie Shabon nicht unbedingt auf die Nase binden... Sie seufzte und blickte in den Sternenhimmel. Warum war sie in letzter Zeit nur so komisch? Es musste daran liegen, dass so viel passiert war. Anders konnte es sich das Fuchsmädchen nicht erklären. Sie senkte den Blick wieder, suchte in der Finsternis nach Auffälligkeiten, fand aber keine. Die Nacht würde ruhig verlaufen, ganz wie der Meister es vorrausgesagt hatte. Wieder wanderten Kurais Gedanken zu Zabuza. Gern hätte Kurai ihn gefragt, warum er ihr geholfen und sie laufen lassen hatte, aber sie wusste genau, dass Zabuza ihr sowieso nicht antworten würde. Und dieser Ren, den er immer beisich hatte? Ob der vielleicht etwas wusste? Sie lehnte sich ein wenig zurück und begann schließlich leicht zu dösen. Sie nahm die Wache heute irgendwie nicht so ernst - aber ein Auge und beide Ohren hatte sie ja offen. Kein Geräusch konnte ihr hier auf diesem Baumstamm entgehen und so verließ sie sich auf ihre Sinne und entspannte die schweren Lider. Nach einiger Zeit suchte ein Traum sie heim, doch Kurai schreckte schnell auf, um nicht einzuschlafen. Kakashi würde sie ablösen und es sähe nicht gut aus, sie schlafend vorzufinden. Immerhin hatte sie sich ihm gegenüber in letzter Zeit schon oft genug als Schwächling profiliert. Zu Hause würde sie erstmal ordentlich trainieren. Vielleicht machte ja Lorrenor wieder mit und Shabon würde Kurai auch fragen. Gemeinsam konnte es ja nur schneller und leichter gehen als ganz allein. Angenehm spürte Kurai das Gewicht ihres Katanas auf dem Rücken. Sie stellte sich vor, wie ihr Vater es getragen und damit gekämpft hatte und dann schweifte sie weiter zu ihrer Mutter. Ein Wenig konnte sich Kurai an ihren Vater Larciel erinnern, wenn auch nur blass und verschwommen. Kurai war Ende fünf gewesen, als er nicht wiedergekehrt war... Aber an ihre Mutter hatte das Mädchen keinerlei Erinnerungen. Sie kannte die Frau von Fotos - mit schwarzen Haaren und ebenso dunklen Augen war sie eine wirklich hübsche Frau gewesen. Doch Kurai hatte rein garnichts von ihr... Zumindest war ihr bisher nie solches aufgefallen. Man hatte sie immer nur mit Larciel Tsubasa verglichen; die gleiche Haar- und Augenfarbe, gleiche Charakterstärken oder Schwächen und Kyuubi hatte sogar mal gesagt, Kurai habe den selben Satz geäußert wie ihr Vater. Kurai seufzte tief. Das Einzige, was sie von ihrer Mutter wusste war, dass ihr Name Tsunami war und wie sie eben ausgesehen hatte. Die Stunden schlichen langsam dahin, in denen Kurai abwesend in Erinnerungen schwelgte. Sie dachte an die Nacht im Gefängnis und hatte plötzlich das Gefühl, Kyuubi jetzt besser zu verstehen. Immerhin befand es sich ja sogesehen jeden Tag in Einzelhaft. Gern hätte sie mit dem Fuchs gesprochen, aber dafür hätte sie schlafen müssen und sie bezweifelte außerdem, dass Kyuubi wirklich Interesse an ihren Gesprächen hatte. Doch vielleicht wusste es noch etwas über Kurais Mutter? Eine Möglichkeit wäre es jedenfalls, es bei der nächsten Gelegenheit zu fragen. Wieder nicht ganz da bemerkte Kurai nicht wie ihr Sensei hinter sie trat. Nur das Knacken seiner Schritte vernahm das Mädchen und fuhr sogleich kampfbereit herum, ehe es ihn erkannte. »Ach du bist's, Meister...«, meinte sie, atmete auf und Kakashi setzte sich neben sie. »Wen hast du denn erwartet?«, fragte dieser ein wenig belustigt und ließ die Arme über den Knien hängen. »Eigentlich niemanden... Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass meine Schicht schon vorbei ist.« »Ist dir immer noch kalt?«, wechselte Kakashi plötzlich schlagartig das Thema. Kurai errötete wieder - sie trug ja die Decke noch und jetzt war sie sich sicher, dass es seine war. Aufgrund der Dunkelheit war ihre Gesichtsfarbe zum Glück nicht erkennbar. »Oh...«, murmelte sie verschämt, »T-Tut mir leid... Ich leg' dir die Decke gleich wieder...-« »Nein, schon gut«, sagte Kakashi nun gelassen aber abwehrend, »Gib' sie mir ruhig morgen früh... Sie war ja sowieso nur für Notfälle bestimmt.« Kurai schämte sich unheimlich. Schonwieder war sie allen zur Last gefallen! Sie brauchte unbedingt ein anderes Gesprächsthema, um sich herauszuwinden, aber ihr fiel nichts ein. Was hätte sie noch ansprechen sollen? »Okay...«, presste sie nun heraus und ärgerte sich über ihre plötzliche Wortkargheit, »...Ich gehe dann jetzt schlafen. Ich bin totmüde.« »Schlaf gut«, verabschiedete Kakashi sie mit einem kurzen Blick. Kurai nickte ihm zu und begab sich schleunigst zurück zu Lorrenor und Shabon. Diese lag mehr oder weniger zusammengekrümmt am Boden und schnarchte ein Wenig. Kurai grinste matt und legte sich dicht neben sie, während Lorrenor wie immer stumm dösend an einem Baum saß. Ob dieser Junge sich jemals lockern würde? Es dauerte wenige Minuten, bis Kurai in den Schlaf sackte. Diesesmal schikanierte sie kein schlechter Traum und so erwachte das Mädchen auch wirklich erst wieder am Morgen, als Lorrenor sie weckte. Nachdem sie sich aufgerichtet hatte, bemerkte Kurai, dass sie nachts an Shabon herangerutscht und Rücken an Rücken mit ihr geschlafen hatte. Halb beschämt und halb erfreut weckte sie die Jüngste und gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg, der heute endlich wieder ohne Hindernisse und Zwischenfälle verlief. Gegen Abend erreichte Team 2 Konoha-Gakure und Kurai war sogar richtig froh, wieder zu Hause zu sein. Kapitel 20: Selbstvertrauen --------------------------- Kurai genoss die anschließenden Urlaubstage. Ihr Körper schrie förmlich danach und so ließ Kurai das Training die ersten drei Tage ausfallen und begnügte sich mit Chakrakonzentration und Meditation, bis sie wieder völlig fit war. Eine leichte Erkältung hatte ihr der 'Badespaß' auch eingebracht, aber dies war alles Andere als tragisch. In den nächsten zwei Tagen traf sich Kurai mit Shabon und Lorrenor an der Gedenkwiese. Mit dem Jungen trainierte das Fuchsmädchen weiterhin den waffenlosen Kampf, welcher jetzt schon weitaus besser klappte als am Anfang. Kurai verlor langsam aber sicher ihre Angst vor dem Angriff und traute sich neuerdings auch mal etwas gewagtere Sprünge und Drehungen. Shabon hingegen war waffenloser Kampf viel zu banal. Sie spielte seelenruhig Lieder auf ihrer Flöte und übte so die optimale Konzentration, um das Chakra perfekt zu lenken. Kurai interessierte sich ungemein für Shabons Fähigkeit und so griff die Jüngste sie mit einer angenehmeren Illusionskunst an, um ihr zu zeigen, wie weit sie in ihrem Training schon gekommen war. Shabon zeigte Kurai einen völlig anderen Ort am Meer - durch den noch eine Menge falsch platzierter Bäume aus der Realität hervorstachen und wo das Wasser ein wenig gläsern wirkte - aber ansonsten konnte Kurai sogar den falschen Wind spüren. Sie war hellauf begeistert und lobte Shabon dafür ausgiebig, worüber sich diese beschämt freute. »Dann machen wir beide Urlaub in deiner Illusionskunst«, meinte Kurai grinsend. »Weißt du, wie schwer das zu halten ist?«, entgegnete Shabon ebenso gut gelaunt. Morgen würde der nächste Auftrag stattfinden und Kurai stand gerade in ihrer Wohnung. Mit genervtem Blick schaute sie in den Kühlschrank, welcher bis auf ein einziges Stück Wurst vollkommen leer war. Das Fuchsmädchen seufzte abgrundtief und klappte die kleine weiße Tür zu. Wohl oder übel musste sie einkaufen gehen - und das bedeutete, dass sie ans andere Ende von Konoha musste. Der Lebensmittelladen um die Ecke bei der Akademie verkaufte ja keine Lebensmittel mehr an ein 'Monster'. Kurai knurrte hörbar und klaubte ihren Geldbeutel vom Schrank. Als sie abgeschlossen hatte atmete sie die frische Luft ein - der Himmel war strahlend blau an diesem Tag - und ging dann los. Je früher sie ankam desto besser. Konoha-Gakure war riesig und so würde sie mit Sicherheit zwei Stunden bis zum besagten Geschäft brauchen - ohne schwere Einkaufstaschen. Kurai wollte gar nicht daran denken was geschehen würde, wären sie voll. »Verdammt«, murmelte sie und beeilte sich, an der Akademie vorbeizukommen. Heute war dort kein freier Tag und so tummelten sich einige kleine Schüler auf dem Hof, die meisten imitierten etwaige Jutsus und schlugen sich mit zarter Gewalt. Kurai musste lächeln und erinnerte sich an ihre eigene Schulzeit, aber die war alles Andere als lustig gewesen. Das Fuchsmädchen seufzte und beschleunigte den Schritt, blieb dann aber dennoch stehen. »Bitte...«, kam es weinerlich von weiter hinten, »...Hört auf damit!« »Halt uns doch auf«, erwiderte eine Stimme mit Hohn darin. Kurais Blick verfinsterte sich - genau diese Art zu sprechen kannte sie von ihren Mitschülern. Kurz herrschte Ruhe, dann folgte ein dumpfer Laut. »Hört auf! Das tut weh...«, wurde wieder gebeten. Kurai rang einen Moment mit sichselbst. Sie hatte bei diesen Kindern nichts zu suchen und es ging sie nichts an. Trotzdem bewegten sich Kurais Beine nicht, denn wie sehr hätte sie sich damals über Hilfe von außen gefreut. Mit einem Fluch auf den Lippen machte das Mädchen kehrt und trat nun auf den Eingang des Akademiegeländes zu. Kurai musste nicht weit gehen, um eine kleine Gruppe Kinder an den Schaukeln zu sehen. Es waren drei Jungen, die einen Vierten anscheinend schikanierten. Er lag inzwischen auf dem Boden - was das Geräusch erklärte - und Tränen glitzerten in seinen Augen. Kurai beobachtete die Szenerie eine Zeit lang versteckt, aber es dauerte nicht lange, bis den liegenden Jungen ein - zugegeben recht schwächlicher - Fußtritt traf. Er rollte sich ein wenig zur Seite und wollte wohl etwas sagen, aber dazu kam es nichtmehr. Kurai baute sich hinter der Gruppe auf, packte einen von ihnen am Kragen und hob ihn demonstrativ hoch. »Was soll das?«, fragte das Mädchen dann in bissigem Ton. Die Kinder schauten sie verwirrt an und der, den sie am Schlawittchen gepackt hatte, begann sich nun schlagend und tretend zu wehren. Trotzdem war Kurai größer und hielt ihn einfach etwas von sich weg. »Was geht dich das an?«, erwiderte eines der anderen Kinder, welches eine schwarze Brille trug, schnippisch. Der dritte Junge im Bunde hatte dunkelbraunes Haar und spähte fast hasserfüllt in Kurais Augen. »Lasst den Kleinen in Ruhe«, warnte Kurai unbeeindruckt, »Oder es setzt was.« »Komm doch, du dumme Schnepfe!«, keuchte nun der von Kurai Überrumpelte und schließlich musste das Mädchen ihn loslassen. Er baute sich vor ihr auf und seine beiden Kumpel ebenfalls. »Komm du doch, du Zwerg«, provozierte Kurai, »Oder traust du dich etwa nicht?« Mehr brauchte das Fuchsmädchen nicht zu sagen, da ging der Braunhaarige bereits auf sie los. Sein Faustschlag war ein Witz und seine Körperhaltung viel zu offen, trotzdem war er für seine Erfahrung und sein Alter mutig. Kurai wich problemlos aus, packte sein Genick und drückte ihn auf den Boden. Wütend strampelte der Junge mit den Beinen und versuchte, Kurai in die Hand zu beißen. Dennoch traten die anderen Beiden fast ehrfürchtig zurück. Klar... Als Kind wäre Kurai von ihrer momentanen Kraft auch beeindruckt gewesen. »Passt auf«, meinte Kurai jetzt streng und setzte sich absichtlich auf den Rücken des soeben Besiegten, »Wenn ich jetzt ein feindlicher Shinobi wäre, würde ich euren Freund töten, versteht ihr?« Die Jungen sagten nichts, spähten nur aufmerksam in Kurais Augen. Das Opfer der Kinder schien ein wenig kleiner zu sein und rappelte sich nun ängstlich auf. »Ninjas brauchen Teamwork«, sie bediente sich dabei komplett an Kakashis Wortwahl, »Sonst stehen sie schneller auf dem Gedenkstein als ihnen lieb ist. Und selbst wenn ihr mit jemandem in eine Dreiergruppe kommt, den ihr nicht ausstehen könnt, müsst ihr ihn blind verstehen. Ein Ninja, der seine Kameraden nicht achtet, ist ein mieses Schwein und hat den Tod verdient.« Finster blickte Kurai die beiden anderen Jungen an, welche jetzt sichtlich schluckten. »Wenn ihr den Kleinen nicht in Ruhe lasst...«, drohte Kurai, »...Dann rufe ich meine Ninjahunde und die beißen euch in den Arsch. Habt ihr das verstanden?« Kurai ließ den Jungen am Boden wieder los und schnell lief er zu seinen Freunden. Wut spiegelte sich in seinem Gesichtsausdruck. »Verstanden?«, donnerte Kurai jetzt und die Kinder zuckten allesamt zusammen. »Verschwindet«, fügte sie noch hinzu und sie machten sich aus dem Staub. Sich am Kopf kratzend blickte das Fuchsmädchen ihnen nach. Sowas war ihr noch nie passiert und sie war sich nicht sicher, ob die das überhaupt verstanden hatten. Dennoch war sie mehr oder weniger zufrieden, sie für den Augenblick verjagt zu haben. »D-Danke...«, murmelte der Junge jetzt, den sie geärgert hatten. Er war wirklich schmächtig und fast von dürrer Erscheinung, sein kurzes, strohblondes Haar hing schlaff herunter und ruhelos huschten die braunen Augen über die Umgebung, so als würden sie sich niemals sicher fühlen. »Wie heißt du?«, fragte Kurai und kam einige Schritte auf ihn zu. »Ich h-heiße Hiroshi...«, murmelte der Kleine und blickte zu Boden. Kurai kniete sich hinunter und war nun fast auf Augenhöhe mit ihm. »Hallo, Hiroshi«, meinte Kurai so freundlich wie möglich, »Ich heiße Kurai. Warum haben die dich geärgert?« »Sie ärgern mich immer«, stieß das Kind selbst wütend aus, »Aber es sind so viele und ich bin so schwach... Wenn sie mich schubsen, falle ich sofort um.« »Verstehe...«, murmelte das Mädchen, »Aber wieso ärgern sie dich immer?« »Ich weiß es nicht...«, gestand er, »Sie mögen mich einfach nicht. In der Klasse bekritzeln sie immer meine Hefte, wenn ich draußen bin und sie sagen, aus mir wird nie ein Ninja, weil ich so dünn und klein bin.« »Das ist doch Unsinn«, wehrte Kurai ab, »Jeder kann Shinobi werden, egal wie breit oder groß.« »Meinst du wirklich?«, fragte er jetzt hoffnungsvoll. Scheinbar glaubte er das inzwischen schon selbst. »Natürlich«, meinte Kurai verständnislos, »Ich bin ja auch kein Riese. Und meine Teamkollegin ist sogar noch ein Stück schmaler und kleiner als ich... Und sie ist ein ziemlicher Profi in Gen-Jutsu.« »Illusionskunst?« »Ja«, bestätigte Kurai nickend und erhob sich wieder, »Also lass dich von denen nicht ärgern und geh einfach in deine Klasse zurück.« Kurai wandte sich zum Gehen, aber die Hand von Hiroshi schnellte hervor, packte den Saum ihres Oberteils und hielt sie fest. »B-Bitte«, sagte er leise, »K-Kannst du mich nach Hause bringen, Kurai?« »...Natürlich.« Kurai hatte Mitleid mit dem Kleinen. Er erinnerte sie an sichselbst in der Schulzeit und so fühlte Kurai deutlich einen Beschützerinstinkt in ihr aufkeimen, der durch sein schwaches Äußeres noch bekräftigt wurde. Lautlos und tief seufzend verließ sie mit dem Jungen das Schulgelände. Was hatte sie sich jetzt wieder eingehandelt? »Hast du auch wirklich Schluss?«, vergewisserte sich Kurai vorsichtshalber, um nicht nachher noch wegen Entführung dazustehen. »Ja«, bestätigte Hiroshi, »Meister Iruka musste dringend irgendwo hin und hat uns nach Hause geschickt.« Kurai horchte auf. »Iruka?«, fragte sie und musste lächeln, »Da hast du aber den besten Lehrer erwischt. Er hat mich auch unterrichtet.« »Wirklich? War er bei dir auch so streng?« Kurai lachte auf. Das sah Iruka-Sensei wirklich ähnlich. »Ja... Und wie.« Hiroshi deutete in die entgegengesetzte Richtung, in die Kurai eigentlich gewollt hatte. Abermals seufzend lief sie neben dem Jungen her, der ihr knapp bis an die Taille reichte und er deutete quer über die Straßen in die Nähe der Stadtmauer. »Da wohne ich.« »Okay...« Kurai wusste nicht, was sie jetzt noch sagen sollte. Noch nie hatte sie sich mit einem Kind unterhalten und so war sie schlichtweg ratlos. »Du bist doch ein Ninja«, meinte Hiroshi aber nach einiger Zeit von ganz allein, »Kannst du mir nicht zeigen, wie ich deine Ninjahunde rufe?« Jetzt saß das Fuchsmädchen in der Klemme. »N-Nein«, murmelte sie etwas stammelig - sie wollte ihn nicht enttäuschen. Gleichzeitig kam ihr aber eine andere geniale Idee, »Aber dafür zeige ich dir was, was dir garantiert helfen wird.« Anstatt rechts abzubiegen, um zu Hiroshis Elternhaus zu kommen, hielt sich Kurai links und führte das Kind zur Gedenkwiese. Glücklicherweise trainierte hier gerade niemand, was natürlich wie gerufen kam. »Was habt ihr im Unterricht in Sachen Chakra schon durchgenommen?«, fragte das Fuchsmädchen und stellte sich Hiroshi gegenüber. »Chakrakonzentration«, antwortete der blonde Junge, »Und Verwandlung... Aber die ist schwer.« »Okay...«, überlegte Kurai und kratzte sich an der Wange, »Pass auf: Ich bringe dir jetzt bei, wie du Doppelgänger machst.« »Echt?«, er klang merklich begeistert, »Das nehmen wir erst nächstes Jahr durch!« »Ja... Wenn die dich wieder ärgern, setzt du einfach diese Technik ein. Die ärgern dich nie wieder, wenn plötzlich drei von dir vor ihnen stehen.« Hiroshi lachte vergnügt und tippelte ein Wenig auf den Beinen herum. »Das ist toll!« Kurai setzte sich also hin und erklärte Hiroshi, wie er Bunshins formen konnte. Es war gar nicht so einfach, sich für ein Kind verständlich auszudrücken, aber Kurai fand schließlich einen Weg, es gut zu umschreiben. »Konzentrier dein Chakra in der Mitte deines Körpers«, sagte sie und der Junge nickte. Er hatte die Augen geschlossen, das Fingerzeichen angesetzt und stand ein Wenig verkrampft vor Konzentration da. »Entspann dich mehr... Und jetzt versuch etwas von dem Chakra, was du in der Mitte gesammelt hast abzuspalten. Es darf nicht zu wenig sein. Verstehst du, was ich meine?« Schweiß sammelte sich auf der Stirn des Jungen und Kurai musste leicht grinsen. Noch immer halb abwesend stand Hiroshi da und jetzt erblickte das Mädchen eine Regung von blauem Chakra an seinem Körper. Es schweifte in dünnen Streifen um ihn herum und mit einer kleinen Rauchwolke erschien ein Bunshin. Zwar sah er ebenso aus wie das Original, so lag er doch mehr teilnahmslos am Boden und wirkte sehr bleich. »Super für den ersten Versuch«, meinte Kurai ehrlich und nickte anerkennend, »Du magst vielleicht nicht körperlich stark sein, aber du bist schlau und kannst gut mit Chakra umgehen.« Hiroshi strahlte über das ganze Gesicht und er spähte glücklich zu Kurai, die jetzt mehr zufällig in den Himmel blickte und bemerkte, dass es bereits später Nachmittag war. »Oh«, fiel ihr auf und sie erhob sich, »Ich muss noch wo hin. Komm, ich bring dich jetzt heim.« »Okay...« Wieder gingen die beiden nebeneinander her. »Trainierst du morgen wieder mit mir, Kurai-Sensei?«, fragte der Kleine und sah sie hoffnungsvoll an. Es war ein unglaubliches Gefühl für das Fuchsmädchen, Sensei genannt zu werden, obwohl es sich trotzdem schämte. »Ähm...«, stammelte sie anfangs, »...Morgen kann ich leider nicht. Ich habe einen Auftrag mit meinem Meister und meinen Kameraden.« »Was müsst ihr denn tun?« »Weiß ich noch nicht«, sie grinste, »Werden wir erst morgen beim Hokage erfahren.« »Ich möchte so gern auch schon Missionen machen..«, brummte Hiroshi, »...Aber stattdessen muss ich den ganzen Tag im Klassenraum sitzen und Meister Iruka zuhören.« »Das kommt schon noch«, sagte Kurai und zog ihr Oberteil ein Stückchen hoch. Mit bedacht achtete sie darauf, ihr Siegel nicht freizulegen und zeigte dem Jungen neben sich die Narbe, die sie nun an der Taille trug. Dort hatte die falsche Shabon sie erwischt. »Das ist beim Dienst passiert, weil ich unaufmerksam war«, sagte Kurai, »Deshalb lass dir lieber Zeit und genieß die Schule.« Scheinbar tief beeindruckt spähte Hiroshi die Narbe an, bis Kurai den Stoff wieder darüberfallen gelassen hatte und schwieg dann einen Moment. »Diese Wunde war lebensgefährlich«, stellte er dann fest und jetzt doch etwas verdattert spähte Kurai ihn an. »Du bist ganz schön schlau für dein Alter«, gab sie dann zu und nickte, »Warum wirst du nicht Medi-Nin? Die Chakrabeherrschung dafür hast du jedenfalls.« »Meinst du? Medi-Nins sind toll...« »Überleg es dir«, Kurai nickte und Hiroshi blieb vor einem der Häuser stehen. »Hier wohne ich«, sagte er grinsend. »Gut, Hiroshi... Üb' das mit den Bunshins noch ein Wenig, dann beherrschst du das bald. Und wenn Meister Iruka dich fragt, woher du diese Technik schon kannst, dann bestell' ihm einen schönen Gruß von mir und sag ihm, das ist auf meinen Mist gewachsen.« »Werd ich machen«, versprach Hiroshi, »Trainieren wir nochmal zusammen, Kurai-Sensei?« »Mal sehen, wann ich Zeit habe...«, meinte diese, »Ich wohne nicht weit von der Akademie entfernt. Irgendwann laufen wir uns schon über den Weg.« Der blonde Junge hob die Hand zum Abschied und verschwand im Haus. Kurai wandte sich schleunigst um und ging davon, damit seine Eltern sie nicht sehen würden. Ihre verdammten Fuchsstriche verrieten sie ja schon auf den ersten Blick als Kyuubis Wirt. Sie blickte in den Himmel und seufzte abgrundtief. Jetzt musste sie sich beeilen, um überhaupt noch vor Ladenschluss da zu sein. Dennoch brauchte sie Nahrungsmittel, denn ohne Abendbrot und ohne Frühstück morgen würde sie unter den Einkaufstaschen bestimmt zusammenbrechen. Grimmig grinsend bog Kurai schnell um die Ecke und joggte dann mehr oder weniger an der Akademie vorbei. Der Himmel hatte sich orange gefärbt und Kurais Lunge brannte jetzt endlich nichtmehr. Einige Tage nach ihrem beinahen Ertrinken und ihrer Erkältung hatte sie kaum schneller gehen können, ohne gleich zu keuchen wie nach einem Marathonlauf. Jetzt spürte das Mädchen diese Anstrengung aber kaum noch, was sie sehr zufrieden stimmte. Schleunigst und unaufmerksam bog Kurai um die nächste Ecke und blieb nur wenige Zentimeter abrupt stehen, da sie beinahe in jemanden hineingerannt wäre. »Tschuldigung«, nuschelte sie flüchtig und drückte sich bereits an der Person vorbei. »Du hast's ja eilig«, bemerkte diese dann und Kurai blieb stehen und fuhr herum. Kakashi-Sensei stand vor ihr und schaute sie mit seinem üblichen müden Blick an. »Oh«, meinte Kurai, »Hallo Meister.« »Wo willst du denn so schnell hin?« »Einkaufen. Der Laden macht bald dicht, deshalb muss ich mich beeilen... Und du?« Einen Moment herrschte Stille und Kakashi blickte mit seinem sichtbaren Auge kurz nach oben. Das tat er immer, wenn ihm etwas im gelassenen Zustand auffiel. »Ich auch. Läufst du nicht in die falsche Richtung?« »...Nein...«, wehrte Kurai ab und blickte zu Boden, »Ich hab doch Hausverbot beim Laden um die Ecke...« Er schien sich zu erinnern, Kurai hatte es ihm ja erzählt. »Komm doch einfach mit mir«, schlug er dann vor. »Nein«, meinte sie strickt, »Letztes Mal hat mir der Ladenbesitzer ein Stück halbgefrorene Butter an den Kopf geworfen. Die Stelle hat mir drei Tage später noch wehgetan.« »Wenn ich dabei bin wird dir niemand etwas an den Kopf schmeißen« meinte er sicher und tat mit dem Finger eine Geste, ihm zu folgen. Er ging los und Kurai verharrte einen Moment auf ihrem Platz. Es sollte nicht so aussehen, als habe sie es nötig sich begleiten zu lassen. Und das auch noch von ihrem Meister... Andererseits würde sie sonst für den Rest ihres Lebens einen Vierstundenmarsch in Kauf nehmen, um etwas Essbares im Kühlschrank zu haben. Sie dachte nach und schließlich setzte sie sich dennoch in Bewegung und folgte ihm. »Versuch' mal das, was ich dir gesagt habe«, meinte Kakashi als Kurai aufgeholt hatte, »Ich meine das mit der Selbstsicherheit. Die Leute werden es merken.« Das Fuchsmädchen nickte leicht und blickte auf die Straße. Wieso war sie neuerdings immer so schweigsam in der Nähe ihres Meisters? Früher hatte sie sich über jedes Wort mit ihm gefreut und neuerdings fiel ihr irgendwie nichts mehr ein, was sie mit ihm besprechen konnte. Bei normalen Themen erhaschte sie sich mit der Angst, Kakashi würde sie banal finden. Rätselnd stiefelte Kurai neben Hatake her und wäre fast am Laden vorbeigelaufen. Sie betraten ihn und das gedämpfte Licht ließ die Lebensmittel beinahe malerisch aussehen, was Kurai immer wieder mit Erstaunen feststellte. Sie bemerkte den Blick des Ladenbesitzers und wäre am liebsten im Boden versunken. Ihr zweiter Impuls war, flink zum Regal zu laufen, alles herauszuklauben was sie brauchte und schnellstens zu bezahlen, so wie sie es früher immer getan hatte. Doch Kakashi in ihrem Rücken gab Kurai Sicherheit. Zwar konzentrierte er sich auf die gegenüberliegende Seite, so war er dennoch da. So fest und ruhig wie möglich nahm Kurai nacheinander die Lebensmittel aus den Regalen die sie brauchte und begab sich schließlich zur Kasse. Jetzt wurde es ernst. Mit finsterem Blick fixierte der Mann sie, aber Kurai blieb fest. Mit klarem Blick schaute sie zurück, verteilte die Ware auf der Theke. »Das bitte«, sprach sie leise. Im gleichen Moment trat Kakashi hinter Kurai und blickte das Gegenüber von oben an, da er ein gutes Stück größer war. Der Ladenbesitzer spähte zu Kakashi zurück, senkte dann den Blick kurz und murmelte dem Fuchsmädchen den Preis zu. Kurai bezahlte, nahm die Papiertüte und entfernte sich, damit auch ihr Meister fertig wurde. Wieder draußen atmete Kurai tief durch. Sie hatte es geschafft! Kakashi folgte ihr aus dem Geschäft, auch er trug eine Tüte - sie war fast doppelt so voll wie Kurais und er brauchte dafür nur einen Arm, während das Mädchen Beide benötigte. »Geht doch«, meinte der Oberninja zufrieden und nickte leicht, als er neben Kurai die Straße entlanglief. »Ja... Weil du dabei warst«, es war kompliziert für Kurai, nichtmehr 'Sie' zu Kakashi-Sensei zu sagen. Besonders weil sie dessen Zusammenhang verschlafen zu haben schien, »Wenn ich nächstes Mal allein hingehe wird er mich garantiert wieder wegjagen.« »Dir kann kaum was passieren, wenn du selbstsicher bist«, sagte er zuversichtlich. »Weißt du schon, was wir morgen für eine Mission bekommen?«, wechselte Kurai nun das Thema. »Nein«, meinte der silberhaarige Ninja schlichtweg, »Wir gehen sie erst morgen holen.« Als sie sich trennten hob Kakashi kurz die Hand zum Abschied. »Bis morgen«, meinte er gewohnt ruhig und ging seiner Wege. Kurai blickte dem Mann kurz hinterher. »Komm nicht wieder zu spät!«, rief sie ihm dann nach und grinste, bevor sie selbst ihr Haus anstrebte. Kakashi weiter hinten horchte auf und gab ein leichtes Brummen vonsich. Entgegen aller Erwartungen stand am Tag darauf ein gewöhnlicher D-Rang-Auftrag an - und natürlich war Kakashi-Sensei dennoch zwei Stunden zu spät erschienen. Jene Zeit hatten Kurai und Shabon wiedermal mit Schachspielen vertrieben. Diesesmal hatte das Fuchsmädchen Shabon sogar einmal schlagen können. Jeder von ihnen hatte mit einer weiteren Reise oder zumindest komplizierten Aufgabe gerechnet, doch die drei Ge-Nin standen nun schon beinahe eine Stunde mit hochgezogenen Hosenbeinen im nahegelegenen Flüsschen und fischten Abfall aus dem Wasser, der aus der Stadt angetrieben worden war. Shabon gab dann und wann tief brummende Laute vonsich, während Kurai und Lorrenor sich mehr oder weniger ergeben ihrem Schicksal fügten. Sie alle trugen geflochtene Körbe auf dem Rücken, in die sie die leeren Dosen und sonstigen Müll warfen. »Man...«, murmelte Kurai irgendwann und streckte das Kreuz, »Das ist ätzend.« »Wem sagst du das?«, fragte Shabon prompt und zog eine leere Bentobox aus dem Wasser, »Also ob wir nicht schon was Größeres machen können.« Kakashi, der wie immer gut gelaunt im Schatten seines Baumes saß und das "FlirtParadies" las, sah nun auf. »Wenn ihr unbedingt höhere Aufgaben wollt, dann müsst ihr an der Chu-Nin-Prüfung teilnehmen. Die findet sowieso bald statt.« Augenblick hörten die drei Unterninja auf zu arbeiten. Würden sie an jener Prüfung teilnehmen und bestehen, dann gäbe es keine lästigen D-Aufträge mehr. Der Rang des Mittelninja bedeutete Missionen der C-Stufe. Beinahe verschwörerisch blickte die Gruppe sich an und schwieg. »Ich will teilnehmen«, sagte Lorrenor als Erster und nickte. Somit käme er seinem Ziel, Anbu zu werden, näher. »Ich auch«, Kurai blickte in die schwarzen Augen ihres Kameraden. Sie ahnte, wie wichtig es ihm war - aber für sie selbst bedeutete Chu-Nin zu sein nicht nur mehr Respekt von außerhalb sondern auch Shaku gefährlicher zu werden. Sicherlich war er Oberninja. Shabon zögerte und nestelte währenddessen an ihrem Shirt herum. »...Ähm... Na ja...«, meinte sie unsicher, »Wenn ihr beide teilnehmen wollt, komme ich natürlich mit und stehe euch zur Seite. Keine Frage«, Shabon hatte kein so besonderes Ziel. Eigentlich war ihr Ihres noch gar nicht bewusst, nur für Medizin interessierte sich das Mädchen in letzter Zeit stärker. Die Aussicht darauf, Medi-Nin zu werden und die Verbesserung ihrer Gen-Jutsu konnte durch diese Prüfung eigentlich nur bekräftigt werden. »Wir nehmen teil«, schloss das grünhaarige Mädchen und grinste nun wieder, »Danach gibt es keine Müllsammlerei mehr.« Kakashi blickte die Drei einige Sekunden lang an, ehe er sein Buch wegsteckte und schließlich nickte. Der Mann erhob sich und kam dem Ufer etwas näher. Inzwischen war der Fluss vom Schmutz befreit und der Dienst somit erfüllt. Hatake bedeutete den Ge-Nin, ihm zu folgen und nach einigen Minuten befanden sie sich wieder auf den Straßen von Konoha-Gakure. »Wenn ihr wirklich mitmachen wollt«, sagte er nach einiger Zeit, »Dann müsst ihr euch im Klaren darüber sein, dass die Kämpfe und Aufgaben sehr schwer werden. Wahrscheinlich schwerer als alles, was wir bisher gemacht haben.« Kurai blickte auf den Boden und hörte ein Schlucken von Shabon. »Im zweiten und dritten Teil der Prüfung sind schon viele Ninjas umgekommen...« »Was?!« Sie alle wirkten jetzt nervös und blickten zu ihrem Sensei, der dies so ruhig gesagt hatte, als wäre es das Normalste der Welt. »Keine Sorge«, beschwichtigte dieser, »Ihr alle seid wachsam und talentiert genug, um nicht gleich getötet zu werden... Sonst hätte ich euch diese Prüfung nicht vorgeschlagen. Dennoch müsst ihr wachsam sein.« Kakashi blickte auf das Hokagegebäude, welches sich nun näherte. Als das Team den Lohn erhalten und sich wieder draußen versammelt hatte, erhob der Meister erneut das Wort. »Die Prüfung ist in drei Wochen«, meinte er, »Und in diesen drei Wochen will ich mit euch ein intensives Training absolvieren, damit ihr für Kämpfe gewappnet seid. Allerdings werdet ihr dieses Mal nicht als Team üben sondern allein mit mir. Das Training ist dann sehr viel effizienter und ihr lernt schneller dazu.« »Was willst du uns denn beibringen, Meister Kakashi?«, fragte Shabon interessiert. »Das entscheide ich morgen, denn vorher muss ich noch etwas prüfen. Wir treffen uns um Neun an der Gedenkwiese... Und seid pünktlich.« Nur kurze Sekunden nach seinem Satz war der Sensei in einer Rauchwolke verschwunden. »Bis morgen«, meinte Lorrenor gleich darauf, welcher es von hier aus nicht weit nach Hause hatte und kehrte den Mädchen den Rücken zu. »Was meinst du, wird er uns beibringen?«, fragte Shabon Kurai auf dem Heimweg. »Ich habe keine Ahnung«, gestand diese, »Er tut immer so geheimnisvoll.« »Ja, wirklich...«, Shabon grinste, »Freust du dich auf das Einzeltraining mit Meister Kakashi?« Perplex schaute Kurai ihrer Freundin in die Augen. »Wie meinst du das?« Unschuldig verschränkte Shabon die Arme hinter dem Kopf und blickte in den leicht bewölkten Himmel. »Och, ich dachte nur.« »Freust du dich denn drauf?«, meinte Kurai nun als Gegenfrage. Wieder so verheißungsvoll grinsend fixierte Shabon sie. »Natüüürlich«, lachte das Mädchen und wandte sich sogleich in ihre Richtung ab, als die Wege sich trennten, »Und komm nicht zu spät!« Kurai blieb noch einen Moment stehen und sah Shabon nach. Sie war wirklich ihr bester Freund und sie verstanden einander blind, aber von Zeit zu Zeit wünschte Kurai sich zu wissen, was in Shabons Kopf vorging. Allein dieses Gespräch eben blieb an Kurais Gedanken haften, denn sie ärgerte sich darüber, nicht zu wissen was ihre Teamkollegin gemeint hatte. Am darauffolgenden Tag versammelten sich Kurai, Shabon und Lorrenor also an der Gedenkwiese. Wie immer erschien Kakashi-Sensei später als Angekündigt - aber die beiden Mädchen der Gruppe hatten dies eingeplant und waren einfach sechzig Minuten später erschienen. So warteten die Beiden auch nicht mehr lange, bis auf der Jo-Nin endlich da war. »Guten Morgen«, meinte er freundlich und erntete giftige Blicke, besonders von Seiten Lorrenor. »Also...«, begann der Silberhaarige und räusperte sich kurz, »Ihr alle beherrscht Kawarimi und Bunshin no Jutsu. Lorrenor kennt zusätzlich das Gokakyuu no Jutsu zum Angriff, während Shabon sich auf Gen-Jutsu und Kurai sich auf ihr Schwert oder Kyuubi verlässt.« Die drei Unterninja nickten. Kurai bemerkte, dass es ihr neuerdings nichtsmehr ausmachte, wenn jemand über den Fuchsdämonen sprach. Hatte sie ihn tatsächlich akzeptiert? »Für die Chu-Nin-Prüfung wäre es allerdings hilfreich, wenn ihr noch andere Jutsus könnt. Und die möchte ich euch beibringen.« »Cool!«, riefen Shabon und Kurai wie aus einem Mund und strahlten sich erst gegenseitig und dann Kakashi an. Lorrenors Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. »Welche?«, fragte er ruhig. »Kommt drauf an, was mein kleiner Test mir sagt«, fuhr Kakashi fort, »Ich möchte heute herausfinden, welches Element euer Chakra hat.« Einen kurzen Augenblick herrschte Stille. Kapitel 21: Sturmruhe --------------------- Einen kurzen Augenblick herrschte Stille. »Wisst ihr darüber bescheid?« »Chakra kann aus fünf verschiedenen Elementen zusammensetzen«, erklärte Lorrenor sofort, »Feuer, Wasser, Wind, Erde und Blitz.« »Das Chakra im Körper eines Menschen ist für gewöhnlich aber auf einen Typ spezialisiert«, fuhr Shabon fort und grinste. »Gut«, Kakashi nickte anerkennend, »Der Mensch kann Techniken, die den gleichen Chakratyp haben wie er selbst besser meistern und verbessern als Jutsus anderer Elementgruppen. Natürlich sind auch die nicht unmöglich zu erlernen - ihr werdet sie nur nie so perfektionieren können wie eine Technik eures Elements.« »Und du bringst uns Jutsus unserer Elemente bei«, schloss Kurai verstehend. Der Meister packte in seine hintere Tasche und klaubte kurz darauf vier weiße Karten heraus. Sie waren komplett leer und sahen ziemlich unscheinbar aus. »Was ist das?«, fragte Shabon interessiert. »Das sind Elementkarten«, erklärte der Jo-Nin, »Die werden mir zeigen, welches Element euer Chakra hat. Dazu müsst ihr es nur in die Hand nehmen und einen kurzen Moment warten.« Mit diesen Worten umfasste Kakashi selbst eines der weißen Blätter mit der anderen Hand. Für einige Sekunden geschah überhaupt nichts, aber dann zerknitterte die Karte mit einem leisen Poltern. Shabon war zusammengezuckt und blickte nun das Papier an. »Es ist zerknüllt worden«, stellte Kurai leise fest. »Das bedeutet, dass ich ein Blitz-Element-Typ bin«, erzählte Kakashi und hielt die verbliebenen drei Elementkarten in die Runde, »Nehmt eine.« Lorrenor war der Erste, der die Karte mit den Fingern aus dem Bund klaubte und sie dann auf seiner Handfläche ruhen ließ. Nach kurzer Zeit bildete sich eine Flamme auf dem Weiß und loderte leise vor sich hin, das Papier dabei nach und nach verbrennend. »Lorrenor ist ein Feuer-Element-Typ... Das habe ich erwartet. Die meisten Anhänger des Sato-Clans waren Feuertypen.« Lorrenor nickte, als hätte er das gewusst. Nun zog Shabon vorsichtig eine der Karten und tat die Bewegung ihrem Teamkameraden gleich. Die Karte verharrte einen Moment stumm, ehe sie plötzlich zerbröselte. Die feinen Schnipsel rieselten von ihrer Handfläche zu Boden. »Shabon, dein Element ist Erde«, sagte Kakashi zufrieden und hielt Kurai die letzte Karte hin. Zögerlich nahm diese sie und wartete auf das Ergebnis. Nach ebenso kurzer Zeit begann das Papier sich feucht zu wellen. »Ein Wassertyp«, kam es wieder vom Meister und dann beugte er sich zurück in gerade Position, »Dann ist ja alles klar.« »Was ist klar?«, erkundigte Shabon sich wieder. »Welche Techniken ich euch zeige... Morgen beginnt euer Training. In der ersten Woche Shabon, in der zweiten Woche Kurai und in der dritten Woche Lorrenor. Wir treffen uns jeden Tag hier um genau acht Uhr. Verstanden?« »Verstanden«, kam es von allen drei Ge-Nin beinahe gleichzeitig. »Die jeweils anderen Beiden haben solange Pause. Übt noch die Chakrabeherrschung und eben alles, was euch wichtig erscheint... Aber taucht bitte nicht jeden Tag zu dritt auf und beobachtet eure Kameraden. Eine Woche ist nicht sehr viel Zeit und ihr könnt keinen störenden Pol gebrauchen; eure volle Aufmerksamkeit muss beim Training liegen.« Kurai war unglaublich gespannt auf das Spezialtraining von Meister Kakashi. Leider war sie erst in der zweiten Woche dran und musste sich noch gedulden, was das Mädchen beinahe in den Wahnsinn trieb. Shabons Training begann gleich am darauffolgenden Tag und Kurai hoffte, dass ihre Kameradin alles hinbekommen würde. Sie war schnell zu entmutigen, wenn sie etwas nicht schaffte - das hatte Kurai bei der Ge-Nin-Prüfung bemerkt. Die ersten beiden Tage verbrachte das Fuchsmädchen mit Konzentrationsübungen und möglichst schnellem Chakraschmieden, doch Kurais Freundin ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Zu interessiert war Kurai an den Techniken, die der Meister ihr beibringen wollte und so besuchte Kurai Shabon am Nachmittag. Als sie klopfte öffnete ihr diese auch prompt. »Hallo Kurai!«, freute sich Shabon - auf ihrer Wange klebte ein Pflaster, »Komm rein!« Als die beiden Mädchen in Shabons Zimmer saßen strahlte diese sie förmlich an. Ihre Eltern schienen nicht zu Hause zu sein und so hatte Shabon selbst Tee gekocht und den Rest vom Kuchen aus der Küche mitgebracht, den Kurai dieses Mal ohne Scham zusich nahm. »Und?«, fragte sie interessiert, »Was übt er mit dir?« »Es ist schwer«, meinte Shabon, »Am Anfang haben wir nicht viel gemacht... Also vorgestern ging es eigentlich nur nochmal um Chakrakonzentration und diese Sachen - zur Vorbereitung. Seit gestern zeigt er mir zwei Jutsus vom Typ Erde... Und die sind verdammt kompliziert. Gestern bin ich sofort als ich zu Hause war eingeschlafen.« »Wow«, meinte Kurai, »Und was sind das für Jutsus?« »Kennst du "Shinjuu Zanshu"?«, fragte Shabon, »Das ist die Kunst der seelischen Enthauptung. Ich kann einen Gegner damit von unten angreifen. Und das Zweite ist "Retsudo Tenshou" - frisst verdammt viel Chakra, aber damit kann ich ein Erdbeben verursachen.« »Das klingt extrem cool.« »Ist es aber noch nicht«, Shabon tat eine wegwerfende Handbewegung, »Beim Erdbeben ist mein Boden noch nicht mal ein Wenig aufgerissen und unter die Erde habe ich meinen Körper bisher auch nicht bekommen.« »Du übst ja erst den zweiten Tag wirklich«, erinnerte Kurai sie, »Das wird schon noch. Da bin ich mir sicher.« »Komisch, dass dein Element Wasser ist«, fiel Shabon auf. »Wieso...?« »Weiß nicht. Irgendwie hätte ich dir auch Feuer oder sowas zugetraut... Oder Wind.« Sie hob die Schultern, »Du wirst also Wassertechniken wie Zabuza lernen können.« Da war er wieder in Kurais Gedanken; Zabuza. Einige Zeit hatte das Mädchen ihn vergessen und nun flammte sein Bild in ihrer Erinnerungen auf wie das Blitzlicht einer Fotokamera. Gleichzeitig strömte auch das Wissen wieder in Kurais Geist zurück, dass Kakashi damals derjenige gewesen war, der ihr Leben gerettet hatte. Sie wusste nicht, ob sie Kakashi darauf ansprechen sollte - immerhin hatte er von selbst neulich bei der Wache ja auch nichts erwähnt. »Ist was?«, fragte Shabon in Kurais Gedanken hinein. »Nein«, verneinte diese und schüttelte kurz den Kopf, stand dann auf, »Ich gehe jetzt auch. Ruh' dich nach deinem Training aus, hast du dir verdient. Ich besuch' dich Mitte nächster Woche wieder, wenn ich dir auch was Neues erzählen kann.« »Ich komme mal zu dir«, beschloss Shabon, »Ich weiß ja wo du wohnst.« »...O-Okay...«, meinte Kurai daraufhin etwas zögerlich. Ihre Wohnung war aufgeräumt, keine Frage, aber sie hatte vorher noch nie jemanden bei sich zu Hause empfangen und es war ein merkwürdiges Gefühl, dies bald zu tun. Kurai tat am nächsten Tag einen Spaziergang und traf dabei Hiroshi, der gerade Schulschluss an der Akademie gehabt hatte. Freudig rannte er mit Tempo zu dem Fuchsmädchen hinüber und hielt nur knapp vor ihr. »Hallo, Kurai-Sensei!«, freute sich der Blondschopf und Kurai musste grinsen. »Wie geht es dir?« »Super! Ich habe zu Hause noch die Bunshins geübt und gestern habe ich zum ersten Mal ein richtiges Abbild hinbekommen.« »Klasse«, lobte Kurai und nickte, »Und die Anderen? Ärgern die dich noch?« »Schon, ja«, gab er zu, »Aber nicht mehr so schlimm wie vorher.« »Warum nicht? Hast du schon einen Bunshin eingesetzt?« »Nein... Aber ich habe bemerkt, dass die Leute dich auch so komisch angucken. Und weil du das total ignorierst habe ich dich einfach mal nachgemacht und nicht darauf reagiert, wenn die mich ärgern wollten. Und seitdem hauen sie mich wenigstens nichtmehr...«, er lächelte daraufhin etwas traurig, »Na ja... Liegt wahrscheinlich eher daran, dass du ihnen gedroht hast.« Kurai blickte Hiroshi an und es hatte ihr im wahrsten Sinne die Sprache verschlagen. Dieses Kind hatte bereits jetzt den entscheidenden Schritt gemacht, für den Kurai fast zehn Jahre länger gebraucht hatte? Und das nur durch das bloße Beobachten ihres eigenen Verhaltens? Dieser Junge war nicht nur extrem aufmerksam, sondern hochintelligent. Als Shinobi war das eine unersetzliche Fähigkeit. »Hiroshi«, meinte Kurai sichtlich beeindruckt, »Egal, was die Anderen sagen... Du wirst sicher mal ein großartiger Ninja.« »Danke«, entgegnete er leicht verschämt, fügte dann aber hinzu: »...Gehen wir trainieren, Kurai-Sensei?« »Das geht leider nicht«, wehrte diese ab, »Auf der Gedenkwiese trainiert mein eigenes Team in den nächsten drei Wochen.« »Und warum bist du dann nicht dabei?« »Weil unser Meister uns einzeln trainiert. Er bringt uns neue Techniken bei, weißt du?« »Cool! Welche wird er dir zeigen?« »Ich weiß noch nicht. Er sagt es mir erst nächste Woche, wenn ich dran bin. Danach nehmen wir an der Mittelninjaprüfung teil... Solange habe ich leider keine Zeit.« »Boar... Du wirst schon Chu-Nin?«, Hiroshi war sichtlich beeindruckt, »Man, musst du stark sein.« Jetzt doch peinlich berührt kratzte sich Kurai an der Wange. »Heißt ja nicht, dass ich auch bestehe...« »Da bin ich mir hundert Prozent sicher!« »Wenn ich das mal auch wäre.« »Glaub mir nur! Ich kann sowas vorraussehen.« »Da bin ich ja beruhigt.« Das Üben mit Kunais und Shurikens erschien Kurai sehr banal, wobei sie deren Techniken bereits sicher beherrschte. Deshalb verbesserte das Mädchen den Chakraumgang weiter, lief Bäume und einmal auch die eigene Hauswand hinauf und trainierte ab danach Schwertführung und -technik. Lorrenors Tipp, Gewichte an der Klinge zu befestigen und mit diesen zu trainieren probierte Kurai an diesen Tagen ebenfalls und war sichtlich begeistert. Am Anfang litt sie zwar Qualen unter dem Muskelkater, so waren ihre Stiche und Hiebe doch seitdem schneller geworden und verbesserten sich fast täglich. Am Tag vor Trainingsbeginn schonte sich das Mädchen aber, um morgen alles geben zu können. Natürlich kam Kakashi auch beim Privattraining zu spät - Kurai hatte bereits damit gerechnet und sagte deshalb nichts weiter dazu. »Nun...«, begann der Sensei wie so oft, »...Jetzt beginnt also dein Training für die Prüfung.« Kurai nickte und spähte aufmerksam in die Augen des Meisters. Das Schwert hatte sie zu Hause gelassen, da sie es sowieso nicht brauchen würde. »Welches Jutsu wirst du mir zeigen?«, fragte Kurai aufgeregt und wandte den Blick nicht ab. »Noch garkeins...«, meinte der silberhaarige Oberninja, »...Zuerst geht es an Chakrakontrolle und Konzentration, damit das auch was wird.« Ein enttäuschtes und auch ein wenig genervtes Brummen verließ Kurais Kehle. »Das habe ich die ganze letzte Woche geübt«, beteuerte sie, »Zusammen mit meinen Schwerttechniken.« Einen kurzen Moment herrschte Stille und Kakashi fixierte das Mädchen mit seinem üblichen, müden Blick. »Wenn du glaubst, dass du es hinbekommst, fangen wir eben schon heute an...«, sagte der Jo-Nin dann und blickte kurz nach oben - wie er es eben gewöhnlicherweise beim Überlegen tat, »Komm mit.« Sie machten kehrt und fast brav folgte Kurai Kakashi durch den angrenzenden Wald, der die Gedenkwiese umgab. ...War es eigentlich normal, dass Ge-Nin ihrem Meister folgten wie treue Hunde? Oder hatte allein Kurai sich diese merkwürdige Art und Weise angewöhnt? Was dachte Kakashi wohl von ihr, so überaus folgsam wie sie war? ...Und warum war das eigentlich wichtig? Kurai schüttelte etwas beirrt den Kopf. Normalerweise erklärte sich das Mädchen plötzlich aufkommende, unlogische Gedanken immer damit, etwas Falsches gegessen zu haben. Neuerdings musste dies ziemlich oft passieren, wie sie nun feststellte. »Wohin gehen wir?«, fragte Kurai dann doch mal nach und Kakashi erwiderte prompt: »Zum See. Für deine Wassertechniken brauchst du logischerweise Wasser.« Einleuchtend. Darauf hätte Kurai auch selber kommen können... Es war die selbe Stelle, wo Shabon und Kurai gegen den feindlichen Ninja gekämpft hatten. Kakashi blieb kurz auf dem Rasen stehen und bewegte sich dann weiter zum Seeufer. Die Wasseroberfläche glitzerte wunderschön in der Sonne und dieser Ort wirkte so malerisch wie immer. Zufrieden blickte Kurai über die Weite und wandte sich schließlich dem Mann vor ihr zu. »Was werde ich lernen?« »Zuerst Mizu-Bunshins«, meinte Kakashi jetzt, »Also Doppelgänger aus Wasser. Zwar kannst du sie nur dann bilden, wenn wenigstens eine Pfütze in der Nähe ist, so sind diese Doppelgänger selbstständiger als normale Bunshins. Im Gegensatz zu ihnen können Mizu-Bunshins angreifen und auch den ein- oder anderen, schwächeren Schlag einsetzen.« Kurai nickte verstehend. Normale Bunshins - also die, die man in der Akademie zu formen lernte - waren für die Verwirrung und Ablenkung des Gegners bestimmt. Sie konnten nicht angreifen und verpufften bei der kleinsten Berührung. »Praktisch«, sagte Kurai erfreut, »Und das Zweite?« Kakashi lächelte matt. »Du hast wohl mit Shabon geredet... Aber warte erstmal ab, bis die Mizu-Bunshins funktionieren. Es sollte auch nicht allzu lange dauern.« Dennoch war es die Konzentration, an der es fehlte. Kurais Kopf war voll mit allen möglichen Gedanken. Zabuza, Hiroshi, die Chu-Nin-Prüfung und Shakus weitere Pläne wollten ihr partout nicht aus dem Kopf gehen und dies war beim Training merklich. Trotzdem tat die passende Übung ihre Wirkung und Kurai wurde merklich entspannter. Mizu-Bunshins waren schwerer zu bilden als normale Doppelgänger, denn man musste sein Chakra und seine Konzentration auf das Wasser lenken. Erst am dritten Tag schaffte Kurai den ersten wirklich brauchbaren Bunshin, bemerkte aber schnell seine Vorzüge, als sie ihn probehalber gegen Kakashi-Sensei antreten ließ. Im Gegensatz zum normalen Bunshin konnte er eben etwas einstecken und auch austeilen. Dies war unersätzlich im Kampf. Der vierte Tag nahm Einzug und Kurai schmerzten die Knochen von den waffenlosen Übungen, die der Meister zwischendurch in die Trainingseinheiten einbaute. Immerhin konnte man sein Chakra nicht mehrere Stunden am Tag belasten, ohne irgendwann einen Zusammenbruch zu erleiden. Das zweite Jutsu, welches Kurai nun lernen sollte, war schwer und erforderte eine imense Menge an Energie, die Kurai wahrscheinlich im Gefecht nur ein einziges Mal aufbringen konnte. So würde diese Technik wohl lange Zeit ein Ass für den absoluten Notfall bleiben, wie das Fuchsmädchen einsehen musste. 'Suikodan no Jutsu' bewirkte die vorrübergehende Kontrolle von Wasser, die zu einem Strahl geformt zu einer sehr starken Waffe werden konnte. Anfangs erschien es Kurai so gut wie unmöglich, mehr vom kühlen Nass sammeln zu können als einen kleinen Eimer voll und am Ende ihrer Trainingswoche war sie auch erst so weit, einen so schwachen Schwall an den Gegner schicken zu können, dass er ihn bestenfalls durchnässte. Resigniert hatte Kurai aufgeben wollen, bis Kakashi sie abermals daran erinnerte, dass dieses Jutsu sehr schwer zu beherrschen war (wobei er selbst ihr fast problemlos ein gigantisches Exemplar davon als Vorlage präsentiert hatte). Kurai bewunderte die Kraft ihres Senseis und ließ sich schließlich beschwichtigen. In der letzten Woche vor der Prüfung wurde Kurai zunehmend nervös. Lorrenor war nun an der Reihe neue Techniken zu lernen und das Fuchsmädchen vertrieb sich einerseits damit, mit Shabon Meditation zu üben (wobei sie sich nie vorgestellt hätte, dass schweigend nebeneinander zu sitzen tatsächlich spannender sein konnte als allein zu meditieren) und andererseits mit dem Stöbern in den Akademiebüchern, um eventuell vergessenes Fachwissen wieder aufzufrischen. Ab und an fand Kurai auch die Zeit, allein an den See zu gehen und dort die Mizu-Bunshins zu üben, welche am Ende von Woche Nummer drei fast ohne Problem funktionierten. Mit dem Suikodan sah es weiterhin eher dürftig aus, worüber sich Kurai jedoch nicht allzu viele Gedanken zu machen versuchte. Zwei Mal hatte sie auch den Jungen Hiroshi wiedergetroffen und mit ihm Bunshins geübt, während sie selbst weiter die Wasserversion davon trainiert hatte. Shabon besuchte Kurai schließlich erst in der letzten Woche zu Hause und diese war so nervös wie lange nicht mehr. Eigentlich gab es ja garkeinen Grund, denn ihre Wohnung war nicht hässlich und es gab nichts Greifbares, wofür man sich hätte schämen müssen, aber Kurai war es eben nicht gewöhnt, einen anderen Menschen zu Hause zu empfangen. »Du hast eine schönes Haus«, bemerkte Shabon gleich zu Anfang und lockerte ihre Freundin damit ein Wenig. Einige Zeit lang saßen sie am Tisch, tranken Tee und redeten über alle möglichen Dinge - eine Beschäftigung, die sie beide miteinander entdeckt hatten -, bis Shabon irgendwann aufstand und das Foto auf Kurais Kamin begutachtete. Es zeigte ihre Eltern, die sie - eingewickelt in eine blaue Decke - im Arm hielten. »Deine Eltern sehen wirklich nett aus«, sagte Shabon ein wenig verträumt und beobachtete das Foto einige Zeit. »Und das bist du in ihrem Arm?« »Ja«, meinte Kurai und nickte, »Wer auch sonst?« Leicht grinsend goss das Fuchsmädchen Tee nach, als ihre Freundin Bedenken äußerte. »Aber Kurai...«, meinte sie leise, »Das Kind sieht im Gesicht ganz anders aus als du.« »Kinder verändern sich. Immerhin waren wir alle schon in der Pubertät«, Kurai zuckte die Schultern. »Und wieso hat das Baby schwarze Haare und keine braunen? Außerdem hast du blaue Augen und das Kind auf dem Foto hat Schwarze.« Jetzt doch skeptisch erhob sich Kurai. Ehrlich gesagt hatte auf dem Foto stets nur ihre Eltern und nicht sich selbst angeschaut. Ein wenig peinlich berührt linste das Fuchsmädchen Shabon über die Schulter. Sie hatte Recht. Das Kind in den Armen von Larciel und Tsunami hatte schwarze Haare und ebenso dunkle Augen. Wie hatte ihr das nicht auffallen können? »A-Aber... D-Das heißt ja...«, murmelte Kurai und ihre Gesichtsfarbe hatte etwas Käsiges angenommen, »D-Das... Das heißt...« »...Das du eine Schwester oder einen Bruder haben müsstest«, schloss Shabon und bestimmte damit auch das Gesprächsthema des restlichen Abends. Zwei Tage vor der Prüfung wagte sich Kurai allein in den nahegelegenen Lebensmittelladen und musste mit leichtem Erstaunen feststellen, dass man selbstsicher wirklich weniger scharf angeschaut wurde als mit gebücktem Haupt. Kurai konnte beinahe behaglich einkaufen und ignorierte die leicht giftigen Blicke des Besitzers schlichtweg, wie Kakashi-Sensei es ihr geraten hatte. Positiv überrascht aber dennoch in Gedanken versunken schlenderte sie den Weg entlang, der sie nach Hause führen sollte. Bei dem Gespräch mit Shabon war nichts weiter rausgekommen. Jahrelang hatte dieses Foto auf Kurais Kamin gestanden und sie war nicht in der Lage gewesen, sich selber so eingehend zu betrachten um zu sehen, dass es sich bei dem Kind nicht um sie handeln konnte. Aber wer war es dann? Hatte Kurai tatsächlich einen Geschwisterteil? Wieso wusste dann niemand von ihm? Sie beschloss, nach der Chu-Nin-Prüfung den Hokage aufzusuchen und ihn danach zu fragen. Wenn es jemand wissen musste dann er, immerhin hatte er auch damals schon über Konoha gewacht. Jetzt noch verwirrter als ohnehin schon hoffte Kurai, überhaupt Nerven für die Prüfungsaufgaben zu haben. Vorbereitet hatte sie sich so gut wie irgendwie möglich. Im selben Augenblick kam ihr Lorrenor entgegen. Kurai staunte, ihn um diese Uhrzeit noch zu sehen. Der Abend brach bereits an und wahrscheinlich hatte der junge Sato ohne Kakashi weitertrainiert. »Hallo«, begrüßte Kurai ihn, »Wie läuft's?« »Gut«, meinte er zufrieden und blieb einen Schritt vor ihr stehen, »Und bei dir?« »Auch gut. Relativ... Ich denke, die Prüfung kann kommen.« »Denke ich auch... Dann bis übermorgen.« Der Schwarzhaarige warf ihr ein fast nicht vorhandenes Lächeln zu und schritt dann an ihr vorbei, um kurz darauf hinter der nächsten Ecke zu verschwinden. Über seine gewohnte Wortkargheit lächelnd blickte Kurai ihm kurz nach und ging dann ebenfalls nach Hause. Dort wuchtete sie die schwere Tasche auf den Tisch und räumte die Lebensmittel aus, während sie darüber nachdachte, dass Lorrenor seit Dienstbeginn viel offener geworden war als früher. Gut erinnerte sich das Fuchsmädchen noch daran, wie er vollkommen stumm und in sich selbst gefangen nicht einverstanden mit dem Teamwork gegen Kakashi gewesen war und sich fast nicht getraut hatte, ein von Shabon angebotenes Sushistück zu nehmen. Inzwischen war es Gang und Gebe geworden, dass die Ninjas zusammen kämpften und oft miteinander teilten. Glücklich über diesen kaum bemerkten Wandel auch von sichselbst pausierte Kurai ihr Training in den letzten beiden Tagen, um am Tag der Tage bei voller Kraft sein zu können. Kapitel 22: Ohne Worte ---------------------- Die drei Ge-Nin versammelten sich am Tag des Prüfungsbeginns vor dem Anwesen des Hokage, wohin sie Kakashi bestellt hatte. Vorsorglich hatten sie das Treffen einige Stunden vor den Anfang des ersten Tests verlegt, da mit dem Zuspätkommen des Meisters inzwischen fest gerechnet wurde. Kurai und Shabon zitterten beide am ganzen Leib und lenkten sich so mit Schachspielen ab. Lorrenor verharrte stumm und gab sich gelassen, doch selbst er ließ sich später zu einem Spiel hinreißen, um die Gedanken abzulenken. Als Hatake endlich erschienen war, führte er sie quer durch Konoha-Gakure und hielt schließlich vor einem ziemlich großen Gebäude an. Der weiße Anstrich reflektierte die Sonne blendend. »Hier findet der erste Teil der Prüfung statt«, meinte Kakashi und blickte zu seinen Schülern. »Wenn ihr wirklich teilnehmen wollt, geht hinein und sucht den Raum 50.« Ein letztes Mal blickten sich Kurai, Shabon und Lorrenor an, dann nickten sie. »Viel Glück euch Dreien. Und passt auf euch auf.« Ein leicht muffiger Geruch schlug den drei Unterninjas entgegen, als sie den langen Flur durchquerten. Links und rechts zweigten sich viele Räume ab, die Türen der Meisten waren geschlossen und dies gab Kurai irgendwie das Gefühl, hier nicht erwünscht zu sein. In der dritten Etage fanden und betraten sie jenen Raum 50, nur um aus einem Impuls heraus beinahe wieder rückwärts hinauszustolpern. Aufgebaut wie ein Klassenraum - mit einer Tafel, Tischen und Bänken also - war dieses Zimmer viel größer als es von außen hin schien. Und noch dazu noch prallvoll mit anderen Ge-Nin, die wohl ebenfalls gern höhere Aufträge erledigen wollten. Sie alle starrten die drei Neuankömmlinge an. Kurai schluckte, als sie die finstere Miene einiger Suna- und Ame-Nins sah. Auf Zweitere war das Fuchsmädchen ohnehin schon schlecht zu sprechen, immerhin hatte sie deren Oberhaupt eine Nacht im Knast zu verdanken gehabt. »Die sehen ja nicht wirklich freundlich aus...«, murmelte Shabon leise, als das Interesse an den Konoha-Nins endlich wieder gesunken war. »Allerdings«, zischte Kurai zurück. »Jeder Neuankömmling bedeutet Konkurenz«, fügte Lorrenor hinzu und blickte sich einen Moment lang wachsam um, »Also seid bloß vorsichtig, was ihr tut oder sagt...« Mehr oder weniger verloren blieben die Drei an der Tür stehen, um nicht unnötige Aufmerksamkeit aufsich zu ziehen. Lange dauerte es aber nicht mehr, bis plötzlich vor der Tafel eine Rauchwolke erschien und einen Mann formierte. Er trug sein Ninjastirnband wie ein Kopftuch und ansonsten war sein Körper verhüllt von einem schwarzen, ledernen Mantel und Handschuhen. In seinem Gesicht klafften Narben. Kurai und ihre Freunde blickten den Ninja sofort gespannt an. Scheinbar ging es jetzt endlich los. »Ruhe bitte«, erhob dieser seine sehr tiefe Stimme und augenblicklich verstummten die Gespräche. »Ich bin Ibiki Morino und ich leite euch durch den ersten Teil der Chu-Nin-Prüfung«, fuhr er fort und deutete anschließend auf eine braune Box unter der Tafel, »Ihr zieht eine Nummer aus dieser Kiste und setzt euch dann den Zahlen nach an die Bänke, rechts hinten mit der Eins angefangen.« An einer Schulbank hatten immer sechs Leute Platz. Auf der Platte gab es keine Unterbrechung und so zogen sich jene Bänke voreinander angeordnet durch den Raum, sodass insgesamt dreißig Mann hier geprüft werden konnten. Einen Moment lang dachte Kurai darüber nach, dass es ja ganz schön wenig Bewerber gab, aber dann fiel ihr auf, dass sie sicher nicht ohne Grund in Raum Nummer 50 geprüft wurden. Wahrscheinlich waren alle Anderen bereits voll... Kakashi-Sensei hatte erzählt, dass dieses Jahr die Ge-Nin aus allen Ländern zur Prüfung nach Konoha-Gakure kommen würden. Dies war ein Ritual, um den Frieden zwischen den Reichen zu erhalten. Es dauerte nicht lange, bis die Schlange, die sich gebildet hatte, bei Kurai, Lorrenor und Shabon angelangt war. Kurai griff in die Kiste und zog die Neunzehn, blickte sich kurz um und schlurfte dann an ihre Bankreihe. Neben ihr saß ein Kiri-Nin, der sie ziemlich finster ansah und ihr einen kalten Schauer über den Rücken schickte. Doch jene Aufregung verflog schlagartig, als Shabon sich plötzlich neben Kurai setzte, sie siegreich angrinste und die Achtzehn hochhielt. »Genial«, flüsterte das grünhaarige Mädchen seiner Freundin zu. Lorrenor hatte mit der Zehn nicht ganz so viel Glück gehabt; er saß zwischen einem Oto-Nin und einer Person, die Kurai nur zu gut kannte. Es war Masaru. Der Kerl, der in der Akademie alle gegen sie aufgehetzt hatte hockte jetzt direkt neben ihrem Teamkameraden. Ein Knurren entwich Kurais Kehle und sie fixierte den Jungen. Shabon gab einen unheilverkündenden Laut vonsich, als sie die Szenerie mitbekam. Als alle Ninjas saßen erhob Ibiki erneut seine Stimme. »Der erste Teil der Prüfung wird ein schriftlicher Test sein. Euer Fachwissen wird abgefragt, wie damals in der Akademie.« »WAS?«, schallte es von allen Bänken und kurz darauf folgten nicht wenige enttäuschte und teilweise auch verzweifelte Seufzer. Kurai fasste sich an die Stirn, an welcher sie auch ihr Stirnband trug. >Scheiße...<, dachte sie, >Und ich hab in der Akademie nie aufgepasst... Aber gottseidank hab' ich alles nochmal wiederholt... Hoffentlich reicht das...< Lorrenor starrte Morino ausdruckslos an. Scheinbar hatte er genau dies nicht getan, was seine aus der Fassung geworfene Mimik verriet. Einzig und allein Shabon lächelte sicher. Wie gut das Mädchen in der Akademie gewesen war vermochte Kurai nicht zu sagen, denn immerhin hatte sie ihre Kameradin erst kurz vor Abschluss wirklich kennengelernt. Zeitgleich öffnete sich die Tür und fünf weitere Prüfer betraten den Raum, die Stühle mitbrachten. Diese verteilten sie willkürlich an den vier Wänden des Zimmers und setzten sich darauf. Als sich die Gemüter wieder beruhigt, beziehungsweise mit ihrem Schicksal mehr oder weniger abgefunden hatten, fuhr Ibiki abermals seine Rede fort: »Dieser Test wird etwas anders sein als die, die ihr kennt. Ihr verfügt über zehn Punkte und bekommt zehn Fragen gestellt. Für jede falsche Antwort wird euch ein Punkt abgezogen. Um diesen Teil zu bestehen, müsst ihr am Ende mindestens noch einen Punkt übrig haben; quasi eine richtige Antwort gegeben haben. Allerdings wird auch das Betrügen jeglicher Form bestraft, wenn wir es sehen. Für solcherlei Betrugsversuche gibt es zwei Punkte Abzug - wer also fünf Mal beim Betrügen erwischt wird, hat null Punkte und wird komplett disqualifiziert. Versucht ihr es zu offensichtlich, fliegt ihr sofort. Die Prüfer, die ihr hier sitzen seht, werden mit Achtgeben... Ach ja; egal warum ein Ninja keine Punkte mehr hat - seien es Betrugsversuche oder nur falsche Antworten - seine Kameraden werden mit ihm gehen.« Wieder ging Geraune durch die Runden. Kurai blickte Morino jetzt an, fassungslos über diese Unfairness. Sollte sich ein Kamerad also blöd anstellen, gefährdete er das ganze Team. Am Anfang bereitete dies ihr Unbehagen, so wurde ihr doch bald klar, dass es eigentlich wie immer war: Sie saßen in einem Boot und der Fehler einer Person konnte alle den Kopf kosten. Die Tatsache, dass sie damit schon länger klarkamen beruhigte das Fuchsmädchen etwas. Allerdings packte die Angst sie, dass sie selbst diejenige sein würde, die durchfallen und Lorrenor und Shabon mit hinunterreißen würde. Mit einem dicken Klos im Hals beobachtete sie Ibiki, welcher nun die Testbögen aufteilte und vorerst mit der weißen Seite nach oben auf die Bänke legte. »Fangt an«, gab Ibiki das Signal, »Ihr habt eine Stunde Zeit. Macht was draus.« Mit zittrigen Fingern griff Kurai die Ecke des Zettels und drehte ihn um. Suchend huschten die blauen Augen über die Aufgaben, studierten sie einen Moment, gingen dann zur Nächsten über. Kurai verkniff sich ein wütendes Brummen, als sie feststellen musste, dass sie keine dieser Aufgaben lösen konnte. >Verdammt...<, schoss es durch ihren Kopf, >Was sind das für Fragen? Die sind ja bombenschwer! Sowas hatten wir nie in der Akademie, da bin ich mir sicher!< Kurai hörte dumpfes Kratzen auf den Bänken. Einige Ninjas schienen die Antworten dennoch zu kennen. Woher nur? Sie alle hatten doch die gleiche Ausbildung genossen. Kurai griff fest mit der Hand ins Papier. Es zerknüllte unter ihrer Kraft ein wenig und noch immer starrte das Fuchsmädchen auf die Prüfungsaufgaben. >Schema eines Kampfkreislaufes?<, dachte sie wieder, >Ja bin ich denn Gott? Woher soll ich das wissen?!< Shabon schrieb ebenfalls und dies verwunderte Kurai sichtlich. Vorsichtig linste sie auf das Blatt ihrer Freundin und hörte sogleich, wie einer der Prüfer etwas aufschrieb. Sie warf dem blonden Mann einen Blick zu und der lächelte herausfordernd zurück. Er hatte es gesehen. Mist... Kurai blickte sich um. Viele der Ninjas saßen nunmehr verzweifelt über ihren Testbögen und dies wollte ihr nicht in den Kopf. Warum wurde theoretisches Wissen abverlangt, wenn man Mittelninja werden wollte? Nichtmal zur Ge-Nin-Prüfung hatte man sich auf so banale Aufgaben gestützt. Im Endeffekt war es als Ninja ja auch vollkommen unwichtig, ob man einen Kampfkreislauf beschreiben konnte - man musste seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, lautlos zu arbeiten. >Moment mal...<, stockte Kurai dann jedoch, >...Lautlos zu arbeiten? Fähigkeiten?< Nocheinmal spielte sie den eigenen Gedanken durch und dann hatte Kurai plötzlich die Lösung. >Wir sollen schummeln! Nur eben so, dass es niemand merkt!<, kam es ihr dann in den Kopf und freudig drehte sie sich leicht, sah zu Lorrenor. Dieser hatte seine Sharingan aktiviert und kopierte gerade die wilden Schreibbewegungen seines Vordermanns. Zu ihrer Überraschung hatten beide Augen ihres Teamkameraden nun drei Flammen um die Pupille herum, so wie das von Kakashi-Sensei. Er hatte sich in diesen drei Wochen so unglaublich verbessert? Er musste viel trainiert haben. Kurai fiel erst jetzt auf, dass er dünner und sehniger geworden war. »Die Zwanzig verlässt bitte mit seinen Teamkameraden Sieben und Drei den Raum - fünf Mal erwischt«, sprach plötzlich der Blonde, der auch Kurai so herausfordernd angeblickt hatte. Wütend warf der Kiri-Nin neben Kurai sein Blatt auf den Tisch und verließ stürmisch das Klassenzimmer. Seine beiden Kameraden folgten ihm mit leisem Geflüster. Die Tür schloss sich wieder und die Ruhe kehrte zurück. »Noch dreißig Minuten«, sprach Ibiki und lehnte sich wieder zurück. Kurai war eben fast das Herz in die Hose gerutscht, als der Ninja direkt neben ihr aufgerufen worden war. Ihre Gedanken hatten sie so abgelenkt, dass sie ganz vergessen hatte, wie wenig Zeit sie noch hatte. >Verflucht nochmal... Was soll ich nur machen?< Shabon wandte sich nun von ihrem Blatt ab, legte den Stift weg und streckte sich. Allem Anschein nach hatte sie einige Aufgaben lösen können. Lorrenor war eben auch mit Kopieren fertig geworden. >...Wir werden durchfallen... Und das nur wegen mir... Verdammt nochmal...< Shabon spähte nun zu Kurai und die grünen Augen suchten die Blauen. Verzweifelt blickte das Fuchsmädchen zu ihr, versuchte ihr stumm zu sagen, was los war. Aber Shabon verstand sofort, denn die beiden verstanden einander fast blind. »Ganz ruhig«, flüsterte sie, »Ich helfe dir.« Kurai nickte unsicher - ein anderer Prüfer blickte die Mädchen an und schrieb. >Scheiße!<, fluchte Kurai wieder in ihrem Innern und gab das Bestehen in diesem Moment schon fast auf. Aber plötzlich spürte sie, wie etwas an ihrem Verstand zerrte. Am Anfang war es nur ein leichtes Stoßen gewesen, aber nun wandelte es sich in einen Strudel, der ihre Gedanken regelrecht einsog. Panisch blickte sie sich um und sah dann, dass Shabon unter dem Tisch Fingerzeichen geformt hatte. Beruhigend lächelte sie Kurai an und diese entspannte sich. Shabon zog ihre Freundin erneut in eine Illusion, so wie sie es auch schon beim Training gemacht hatte. Letztes Mal konnte Kurai deutlich einen Strand erkennen, aber heute war das Gen-Jutsu so schwach, dass sie nur blass Bilder vor ihrem geistigen Auge sah. Und dort erschien nun nichts Anderes als jenes Kampfkreislaufschema, welches im Test verlangt wurde. Gut prägte sich Kurai das Bild ein, zeichnete es dann auf dem Papier nach, beschriftete es und bekam zwei weitere Lösungen über diesen Weg gezeigt, die sie auch schnell notierte. Danach setzte Shabon die Illusion ab und lächelte ihre Freundin siegreich an, welche nur dankbar zurücksah. Shabons Idee war schlichtweg genial gewesen und das würde sie ihr nach der Prüfung noch sagen. »Die Zeit ist um«, sprach Morino nur zehn Minuten später. Die Stifte wurden beiseite gelegt, wieder ging Raunen durch die Runden. »Ruhe«, sprach der Vernarbte erneut, »Ihr habt jetzt die Wahl, ob ihr weitermacht oder aufgebt. Gebt ihr auf, werdet ihr disqualifiziert und könnt es im nächsten Jahr wieder versuchen.« >Wer gibt denn jetzt noch auf?<, wunderte sich das Fuchsmädchen sichtlich. »Macht ihr aber weiter und habt keine Punkte...«, fügte der Prüfer dann fast unheilvoll hinzu, »Fliegt ihr raus und dürft nie wieder an der Chu-Nin-Prüfung teilnehmen.« »WAS?!«, ertönte es wie vorhin schon aus fast aller Munde. Panisches Gerede brach los, Stühle knarrten, als einige Unterninja aufsprangen. >W-Wir bleiben dann für immer Ge-Nin?<, überlegte Kurai schockiert und blickte zu Shabon. Mit offenem Mund starrte diese nach vorn. Lorrenor schien nicht weniger mitgenommen. >Scheiße...<, dachte Kurai nochmal. »Wer aufgeben will, steht bitte auf und verlässt den Raum mit seinen Kameraden.« Einen Moment herrschte bedächtiges Schweigen, so als würden sie alle nachdenken. Nach wenigen Sekunden verließ ein Team den Raum, danach ein Zweites und ein Drittes. Fast abwesend beobachtete Kurai, wie am Ende sieben von zehn Teams den Raum verlassen hatten. Kurz blickte sie zu Shabon. Unsicher schien diese damit zu kämpfen, sich zu erheben. Danach suchte Kurais Blick Lorrenors, welcher mit gleichem Ausdruck zurückblickte: Unsicherheit. >D-Dann... Dann lernen wir lieber noch ein Jahr, anstatt für immer Ge-Nin zu bleiben...<, beschloss Kurai und war gerade im Begriff aufzustehen, als ihr Blick auf Masaru fiel. Er saß noch und grinste selbstsicher vor sich hin. >...Nein...<, beschloss Kurai auf der Stelle um, >...Diesem Typen stehen wir in Nichts nach... Wir bleiben.< Kurai lehnte sich zurück und versuchte ein Pokerface, welches ihr gänzlich missglückte. Dennoch war sie fest entschlossen, was sowohl Lorrenor als auch Shabon wahrnahmen. Die Jüngste suchte Kurais Hand unter der Tischplatte und diese erwiderte Shabons Geste. »Sonst keiner mehr?«, fragte Ibiki beinahe belustigt, »Sehr gut. Die drei Teams, die sich noch hier im Raum befinden, haben diesen Test bestanden.« »Äh...?«, konnte sich Kurai nicht verkneifen. Ihr Herz krampfte sich zusammen und sie spähte jetzt unsicher zu Ibiki. Hatte der das grade ernst gemeint oder befand sie sich noch immer in Shabons Illusion? »W-Wir haben bestanden?«, erhob diese nun ihre Stimme, »A-Aber wieso?« Morino zog seine Mundwinkel zu einem nicht gerade warmen Lächeln. »Weil ihr Mut bewiesen habt. Dieser Test war für Ninjas mit normaler Schulbildung unschaffbar«, erklärte er nun freundlicher als vorher, »Da ihr nicht aufgegeben habt, habt ihr Vertrauen in eure eigenen Fähigkeiten und eure Teamleute bewiesen. Und genau darum ging es in diesem Test. Niemand von euch hätte ohne eine beantwortete Aufgabe weitergemacht. Das bedeutet, dass ihr es geschafft habt, mithilfe eurer Jutsus zu schummeln, ohne das wir es merken. Und genau diese beiden Aspekte waren das Ziel dieser Prüfung.« »Ruhig bleiben war der Schlüssel«, meinte Lorrenor, der seine Sharingan wieder aktiviert hatte und nickte. »Das ist... cool...«, flüsterte Kurai vollkommen begeistert von dieser Logik. »Also Glückwunsch zum bestandenen, ersten Teil«, schloss Ibiki, »Aber seid euch eurer Sache nicht zu sicher: Teil zwei und drei werden noch viel schwerer, als es dieser hier gewesen ist. Geht nun vor das Gebäude und trefft die zweite Prüferin. Sie wird euch jetzt beaufsichtigen. Viel Glück.« Die Ge-Nin nickten und standen auf. Kapitel 23: Waldgeister ----------------------- Kurai umfasste Shabons Hand etwas fester, als sie auf dem Weg nach draußen waren. »Danke Shabon«, sagte sie dann, »Ohne dich wären wir rausgeflogen.« »Kein Problem«, wimmelte diese leicht beschämt Kurais Dank ab, »Wir sind ja immerhin ein Team.« »Woher wusstest du die ganzen Sachen?«, fragte Kurai nunmehr interessiert nach. »Na ja...«, meinte Shabon, »Ich habe in den Büchern meines Vaters gestöbert. Der ist ja immerhin auch Jo-Nin. Und da stehen diese komplizierten Sachen drin.« »Und die hast du dir gemerkt?« »Sie sind mir wieder eingefallen, als ich vor den Aufgaben saß. Ich hatte selber Glück.« Shabon grinste, lief einen Schritt schneller und blickte zu ihren Freunden nach hinten. »Lasst uns schnell hier rausgehen, ich habe diese stickige Luft satt« »Schau nach vorne, wo du hin...-«, begann Lorrenor noch, aber da knallte es bereits an der Ecke und Shabon fand sich auf dem Hosenboden wieder. Ein wenig verwirrt blinzelte sie. »Entschuldigung«, meinte sie dann beschämt, »Ich hab' nicht richtig hingeguckt.« »Halb so schlimm...«, entgegnete der junge Mann, den Shabon gerammt hatte. Er trug eine Brille und sein hellgraues Haar war zu einem Zopf zusammengebunden. Er reichte dem Mädchen die Hand und zog es wieder hoch. »Ich lebe ja noch«, er lächelte matt, »Du auch?« »Ähm... Ja«, stammelte Shabon ein wenig beeindruckt von der Freundlichkeit des Jungen. »Dann ist ja alles gut«, schloss er ab und hob kurz die Hand, »Bis später bei der Prüfung.« Mit diesen Worten joggte er an den Unterninjas vorbei und kehrte in den Prüfungsraum von eben zurück, wo er wohl allem Anschein nach was vergessen hatte. Kurai hatte auch ihn beim Test gesehen. »Alles okay?«, fragte das Fuchsmädchen und Shabon nickte. Draußen wartete bereits eine dunkelhaarige Frau auf das Team. Hier war es wesentlich voller als in Raum 50, denn mehr als hundert Personen tummelten sich nun auf dem Gelände. »Ruhe«, forderte auch die Frau, »Mein Name ist Anko Mitarashi und ich bin eure zweite Prüferin. Folgt mir nun bitte.« Sie setzte sich in Bewegung und mit noch immer beständigem Murmeln folgte die Menschentraube ihr erneut durch die Straßen Konohas, welches sie bald verließen. Kurai fiel auf, dass sie jenes Stadttor noch nie offen gesehen htte, durch welches sie jetzt schritten. Es dauerte keine halbe Stunde, bis sich die Unterninja vor einem gigantischen Wald wiederfanden. Obwohl ihr Heimatland mit jenem umgeben war wirkte dieser hier viel dichter und irgendwie tropischer. Die Baumkronen glänzten nass und Kurai erkannte tatsächlich Lianen und große Blumen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Vogelgeschrei hallte über die Umgebung und stumm starrten die meisten Schüler das Waldstück an, welches mit einem auffällig großen Zaun abgeriegelt war. Ein nicht zu übersehendes Holzschild klaffte am Eingang und ließ >GEFAHR< verlauten. »Darf ich vorstellen?«, fragte Anko beinahe amüsiert und baute sich vor den Ninjas auf, »Dies ist der Wald des Todes.« »W-Wald des Todes?«, stammelte ein Mädchen aus der hinteren Reihe ängstlich. »Warum er so heißt, ist leicht erklärt«, fuhr Mitarashi fort, »Dadrin gibt es eine Menge gefährliches Viehzeug und so mancher Prüfungsteilnehmer ist schon in diesem Wald gestorben. Eure Aufgabe ist es, fünf Tage dort zu überleben.« »Das sind ja rosige Aussichten...«, brummte Shabon staubtrocken und trotz dieser ernsten Situation musste Kurai leise prusten. Lorrenor blickte starr ins Innere des Waldes. »Ihr dürft lediglich das mitnehmen, was ihr am Körper tragt. Essen, Trinken und alles, was ihr für den Wohlbedarf benötigt, solltet ihr mit etwas Intelligenz dort finden können...«, kurz zögerte die blauhaarige Prüferin und blickte hämisch ein Ninjamädchen aus Taki-Gakure an, welches gestylt war wie für eine Feier, »...Na ja... Frisiertische wird es dort wahrscheinlich nicht geben...« Das Mädchen bekam knallrote Ohren und leises Gekicher war vernehmbar. »Allerdings ist das nicht eure einzige Aufgabe«, fuhr Anko fort und war nun wieder ernst. Sie hob den rechten Arm und in ihrer Hand lagen zwei Schriftrollen. Eine war weiß und trug die Aufschrift "Himmel", die andere war braun mit dem Zeichen für "Erde" darauf. »Zusätzlich bekommt jede Gruppe vor dem Betreten des Waldes eine dieser beiden Schriftrollen. Solltet ihr am fünften Tag noch leben...«, Lorrenor schnaubte bei dieser Aussage verächtlich, »...begebt ihr euch zum Turm genau in der Mitte des Waldes. Dort wird der dritte Prüfungsteil stattfinden. Allerdings müsst ihr sowohl eure erhaltene Schriftrolle, als auch die Entgegengesetzte davon mitbringen, sonst werdet ihr disqualifiziert.« Totenstille herrschte. Das bedeutete nicht nur, dass sie ihre eigene Rolle so gut es ging schützen, sondern auch einem anderen Team seine entreißen mussten. Und genau diese beiden Aspekte behinderten einander ungemein. »Wie fies...«, stieß Shabon wieder aus und Kurai nickte. Mitarashi begab sich zu einem kleinen Holzunterstand, der nahe des Waldes aufgebaut war. Dort lagen haufenweise Schriftrollen und warteten wohl nur darauf, verteilt zu werden. Nacheinander wurden die Gruppen aufgerufen, aber Kurai nahm nur unwirklich die Wartezeit wahr. Zu sehr hing sie in ihren Gedanken fest. Einerseits war sie gespannt auf den Wald und seine Bewohner. Andererseits fürchtete sie sich unheimlich vor den Kämpfen, die ihnen auf jeden Fall bevorstanden. Außerdem war dies das erste Mal, dass sie wirklich vollkommen allein und ohne Kakashi-Sensei klarkommen mussten. Das Fuchsmädchen hatte irgendwie das Gefühl, der Boden unter den Füßen wäre ihm entrissen worden. Unwirklich nahm sie war, wie ihr Team nach vorn trat und wie Shabon einen flüchtigen Blick zu dem silberhaarigen Jungen warf, mit dem sie vorhin zusammengestoßen war und leicht beschämt zur Seite schaute, als er ihr ein Lächeln zuwarf. Die drei Ge-Nin erhielten die Himmelsrolle und Lorrenor ließ diese schleunigst in seiner Tasche verschwinden. »Abschließend bleibt nur zu sagen: Viel Glück und sterbt nicht«, wieder grinsend ließ Anko die Türen des Zauns aufschwingen. »Los geht's!«, rief sie noch und da leerte sich die Menschentraube auch schon, denn nach und nach verschwanden alle Unterninja im dichten Gestrüpp des Waldes. Die großen Baumkronen schluckten das Sonnenlicht und ließen es nur in fahlen Streifen hindurchfallen, aber dennoch war es, als wenn sich die Temperatur um mindestens fünf Grad erhöht hatte. Augenblicklich sammelte sich das Wasser unter Kurais Stirnband, welche jenes angewidert wegwischte und den Stoff danach wieder gerade rückte. »Dieser Wald ist sehr feucht«, analysierte Lorrenor, »Hier werden wir ganz schön schwitzen.« »Ich will nach Hause«, jammerte Shabon sofort los und Kurai nickte betreten. Gigantische Bäume und Äste ragten über das Team hinweg und im weiten Gebüsch erkannte Kurai Pflanzen, dessen Blüten beinahe so groß waren wie ihr Oberkörper. Wie hatte sich in einem so unscheinbar wirkenden Stückchen Wald eine so vollkommen andere Biofauna bilden können? Fasziniert blickte das Ninjamädchen sich um und erkannte immer mehr bunte Blüten. Das Team bewegte sich weiter in Richtung Wald, bis sie eine kleine Lichtung erreichten. Dort setzte Lorrenor sich nieder, deutete neben sich und so saßen sie kurz darauf in Form eines Dreiecks zusammen auf der Wiese. »Hört zu«, meinte er mit merklich gedämpfter Stimme, »In den nächsten fünf Tagen sind wir ständig in Gefahr.« Shabon schluckte, blickte ihn aber fest an. »Wir müssen alle Augen und Ohren offenhalten. Und das rund um die Uhr. Nachtwachen sind angesagt und ständige Aufmerksamkeit.« Die beiden Mädchen nickten. »Ich werde die Rolle heute und morgen beaufsichtigen, Kurai übermorgen und den vorletzten Tag. Shabon wird sie am letzten Tag beisich tragen. Sie bekommt die kürzeste Zeit, da sie mit ihrem Gen-Jutsu ein Distanzkämpfer ist und es denkbar ungünstig im Kampf wäre, wenn die Gegner ihr die ganze Zeit am Hacken kleben.« Kurai bewunderte Lorrenor für die Klarheit, die er sofort nach Betreten des Waldes gezeigt hatte. Scheinbar musste er sich an nichts gewöhnen und dachte bereits wie ein richtiger Shinobi. Er war eine unersetzliche Hilfe. »In der Nachtwache wechseln am besten zwei von uns sich ab. Derjenige, der die Rolle am nächsten Tag beaufsichtigen muss, kann durchschlafen, damit er fit ist.« »Okay«, schloss Shabon. »Wo du gerade Shabons Gen-Jutsu ansprichst«, mischte Kurai sich ein, »Wir brauchen ein Erkennungszeichen untereinander, damit uns niemand verarschen kann. Also sich als ein Teamkamerad ausgeben, wie damals bei dem Dienst. Und das machen wir immer, wenn wir mal eine Zeit lang getrennt waren.« Lorrenor nickte und dachte kurz nach. »Hat jemand eine Idee?«, fragte er dann in die Runde. »Wie wär's mit Einklatschen?«, schlug Shabon vor. »Wenn uns jemand eine Weile lang beobachten sollte, wird er das sofort rausfinden«, bemerkte der Sato-Erbe. »Dann klatschen wir ein und flüstern uns dabei ein Codewort zu«, fügte Kurai zufrieden hinzu, »Irgendwas, was für Andere keinen Sinn ergibt.« »Kyuubi«, beschloss Lorrenor und Kurai zuckte kurz zusammen. »Wa...?« »Kyuubi«, wiederholte der Schwarzhaarige, »Nur wir kennen seinen Namen. Niemand wird verstehen, was gemeint ist.« »Gute Idee«, stimmte Shabon zufrieden zu, »Dann hätten wir das ja geklärt.« »Okay...«, ergab sich Kurai seufzend. Einen Moment lang blieben die Ge-Nin schweigend voreinander sitzen. Scheinbar fühlte sich jeder hier unbehaglich und beobachtet. »Ich denke nicht, dass man uns in den ersten Tagen angreifen wird«, meinte Lorrenor, als habe er genau diesen Gedankengang geahnt, »Es wäre zu riskant. Sie müssen sich zuerst einigermaßen auskennen und warten bestimmt bis zum dritten, vierten oder sogar fünften Tag, damit wir müde sind.« »Dann schauen wir uns am besten ein bisschen die Gegend an und suchen einen einigermaßen versteckten Schlafplatz«, fügte Kurai hinzu und stand auf. Ihre Teamkameraden taten es ihr gleich und wenige Minuten später umschlang wieder das dichte, tropische Gestrüpp die Truppe. Zugegebenermaßen sah alles in der näheren Umgebung vollkommen gleich aus. Bäume, Blumen, Büche, Unkraut, Moos an den Rinden und ziemlich große Pilze - eben alles, was es im Wald gab. Einzig und allein die jetzt am Horizont auftauchende Silhouette eines großen Turms ließ sich als Merkmal einprägen. »Dort müssen wir wohl hin«, meinte Lorrenor ein wenig gedankenversunken und Shabon nickte. Sie sah nervös aus und alle drei schwitzten inzwischen ziemlich. Die Luftfeuchtigkeit hier drin war hoch und dies konnte einen Menschen, der jenes nicht gewöhnt war, dauerhaft schwächen. Wieder etwas, was gegen sie sprach. Einen Moment lang war die Gruppe stehen geblieben, um nach einem eventuellen Rastplatz zu suchen. Zeitgleich raschelte es hörbar in den Baumkronen weiter oben. »Habt ihr das gehört?«, fragte Kurai vorsichthalber nach und bekam doppeltes Nicken als Antwort. Ruhig und stillstehend horchten die Ge-Nin auf eventuelle Schritte oder andere Geräusche. Zuerst geschah nichts, aber dann begannen einige Blätter sich zu lösen und langsam auf die Freunde hinunterzusegeln. Kurai blickte sich um und konnte keinen Verursacher ausmachen. Fast hatte ihr Gemüt sich wieder beruhigt, als es plötzlich lauter raschelte und ein dunkles, kompaktes Bündel von oben hinunterfiel. Das Fuchsmädchen hatte bereits wegspringen wollen, aber da sah sie, wie das Objekt mit einem ekelerregenden Platschen genau in Shabons Nacken landete. Verwirrt blickte diese einen Moment stumm umher, ehe sie realisiert hatte, was gerade geschehen war. Sofort danach drehte sie fast panisch den Rücken zu Lorrenor. »Nimm es weg! Los! Nimm es weg!«, kreischte sie aufgeregt und herzhaft packte Lorrenor zu, zog das Etwas von Shabons Hals und tackerte es anschließend mit einem Shuriken am Boden fest. Sich in Todeskrämpfen windend und kurz darauf verenden lag ein wahrhaft riesiger Blutegel vor ihnen. Er umfasste mindestens eine Länge von vierzig Zentimetern und die Zähne, die es einem zum Bluttrinken in die Haut bohrte, waren fast so groß wie die Zähne eines Hundes. Kreidebleich und vollkommen aufgelöst hatte Shabon ein Tuch aus der Tasche gezogen und wischte sich damit angewidert über den Nacken. Das Tier schien sie noch nicht gebissen zu haben - gottseidank. »Ich will hier raus«, meinte sie dann wieder, aber Lorrenor legte ihr die Hand über den Mund. »Pscht!«, stieß er noch aus und horchte angestrengt. Auch Kurai spitzte die Ohren, vernahm aber nichts. Einige lange Sekunden herrschte absolute Stille, als plötzlich noch mehr Blätter vom Himmel zu fallen schienen - und mit ihnen hunderte dieser großen Blutegel. »Scheiße!«, entfuhr es Lorrenor, »Weg hier!« Bereits losrennend zerrte er Shabon mitsich und Kurai folgte ihren Freunden so schnell sie die Beine trugen im Sprint. Deutlich spürte sie das schwere Gewicht eines dieser Viecher an ihrer Wade und griff noch in der Bewegung ein Kunai, um es vonsich zu lösen. Die Biester waren schneller als sie aussahen und krochen dem Ninjateam jetzt sichtlich hungrig hinterher. Lorrenor war verdammt schnell und Shabons Panik ließ sie den eigenen Rekord brechen. Kurai, die von Natur aus eigentlich keine Angst vor Tieren hatte hatte Mühe, ihren Freunden zu folgen und musste alles rausholen, was ihre Beine hergaben, um nicht abgehängt zu werden und verloren zu gehen. Das konnten sie hier am wenigsten gebrauchen. Panisch führte der Weg sie immer tiefer in den Wald, an einer weiteren Lichtung vorbei tiefer ins Dikkicht. Kurai war am Ende nurnoch gelaufen, ohne sich weiter umzusehen und nach einer schier endlosen Zeit hielt Lorrenor endlich inne, drehte sich suchend um und sank mit dem Kreuz an einen der Bäume, als die Luft rein war. »D-Das... war... knapp...«, keuchte er geschwitzt, »...Alles... klar...?« Shabon hatte sich indes hingesetzt und umfasste mit einer Hand ihre Kehle, die schmerzhaft brannte. Sie hasste sprinten schon seit sie geboren worden war. Kurai stützte die Hände auf die Knie und beugte so den Rücken hinunter. In dieser Pose bekam man am besten Luft und dies wollte sie sich zunutze machen. »Ja...«, entgegnete sie und auch Shabon nickte schwach. »Ich... Ich will hier raus...«, meinte die Jüngste erneut. Wohl oder übel mussten Lorrenor und Kurai ihr zustimmen. »Lasst uns hier bleiben«, sagte Lorrenor nach einiger Zeit intensiver Suche und deutete eine Stelle im Unterholz, die überwuchert war von Moos und Ranken irgendwelcher Pflanzen. Eher widerwillig kroch Shabon nach dem Jungen ins Gestrüpp, wo sie erstmal sichtlich verschreckt zwei handtellergroße Spinnen hinausscheuchte und schließlich die Zweige und Äste etwas auseinanderbog, damit alle Ninjas dadrin Platz hatten. Kurai folgte als Letzte und setzte sich zu ihren Freunden. Das Licht in diesem Unterschlupf war noch gedämpfter als im Wald ohnehin schon. »Shabon und du, ihr wechselt euch heute mit der Nachtwache ab«, meinte Lorrenor und die beiden Mädchen nickten. Unbehagen war in Shabons Gesichtsausdruck zu erkennen, aber besser fühlte Kurai sich auch nicht. Der kühle Lorrenor war wie immer, doch das Fuchsmädchen war sicher, dass es auch ihm hier drin nicht wirklich gefiel. Wie sollte es auch. Sie beschlossen, sich am nächsten Tag irgendetwas zu Essen zu organisieren. Garantiert gab es Flüsse in diesem Wald, man musste sie nur finden. Von diesem Schreck allerdings waren sie alle erschöpft und müde. Inzwischen hatten sich Schweißflecken unter ihren Armen gebildet, denn die feuchte Hitze verstärkte sich hier im Unterholz noch. Lorrenor war in dieser Situation eindeutig am besten dran, denn im Gegensatz zu den Mädchen konnte er sein Oberteil ausziehen und wurde daraufhin mit neidischen Blicken konfrontiert. Der junge Sato-Erbe legte sich schließlich schlafen und Kurai übernahm die ersten fünf Stunden der Nachtwache. Es geschah rein gar nichts, weswegen sie beinahe zwischendurch eingedöst wäre und es wahrscheinlich auch war, aber als sie gerade mit Shabon wechselte kroch eine Schlange genau vor ihrem Unterschlupf vorbei. Es war keine gewöhnliche Schlange - mit Sicherheit nicht - denn das Reptil war kriechend so hoch wie ein halbes Haus und seine Länge war nicht auszumachen. In Todesangst umklammerte die Jüngste Kurai so fest, dass diese schon Angst gehabt hatte, zu ersticken. »Ich habe Hunger...«, brummte Shabon, als die Aufregung sich erneut gelegt hatte und Kurai nickte. Sie lag bereits am Boden, um schlafen zu können. »Ich auch... Morgen suchen wir uns was.« Der Rest der Nacht und des Morgens verliefen ohne weitere Vorkommnisse, sodass sich die drei Ge-Nin wenigstens ein wenig ausruhen und so für den neuen Tag fit sein konnten. Kapitel 24: Auf sich allein gestellt ------------------------------------ Es fiel ihnen schwer, am Morgen in die Gänge zu kommen. Die Knochen schmerzten vom harten Boden und sie alle fühlten sich durchnässt vom eigenen Schweiß, was nicht gerade angenehm war. Es dauerte fast drei Stunden, bis sie endlich den langersehnten Fluss gefunden hatten. Kurai sandte einen Dank zum Himmel und nachdem sich die Ninjas davon überzeugt hatten, dass niemand in der Nähe war, stiegen sie alle samt Kleidung in den Fluss um sich abzukühlen und zu säubern. Da die Himmelsschriftrolle wasserfest war, konnte auch Lorrenor diese kurze Entspannung uneingeschränkt genießen. Er war es auch, der nach kurzer Zeit zu tauchen und mit einem Kunai dabei Fische zu töten begann, welche sie im Anschluss mithilfe eines kleinen Feuers brieten und aßen. »Ich hätte nie gedacht, dass selbst gemachter Fisch so gut schmecken kann. So ganz ohne Gewürze und so«, bemerkte Shabon zwischendurch und biss von dem Tier ab, welches sie auf einen Stock gesteckt hatten. »Gewöhn' dich dran«, meinte Lorrenor kauend, »Davon werden wir uns die nächsten Tage wohl ernähren müssen. Die anderen Tiere hier sind zu groß um sie zu töten... Und bisher haben wir auch nur Blutegel und Schlangen gesehen. Die kann man nicht essen... Fisch ist jedenfalls besser als Pilze.« Bei dem Wort "Pilze" gaben Kurai und Shabon zeitgleich fast das selbe "Uargs" von sich - zusammen mit der passenden Ekelbewegung. Lorrenor grinste matt und als sie fertig mit Essen waren, verwischte das Ninjateam sorgfältig seine Spuren. Das hatte Kakashi ihnen oft genug gezeigt. »Es ist irgendwie merkwürdig, ohne Kakashi-Sensei unterwegs zu sein, oder?«, fragte Shabon irgendwann mehr beiläufig. Sie hatten auf einem moosigen, etwas erhöhten Felsen platzgenommen und ruhten für einige Stunden die vollen Bäuche aus. »Ja...«, meinte Lorrenor und nickte. Kurai sagte nichts zu diesem Thema, denn sie vermisste den Jo-Nin unheimlich und fand an diesem Abenteuer überhaupt keinen Gefallen ohne ihn. Das musste sie ja nicht jedem auf die Nase binden. »Und du Kurai?«, schien Shabon vollkommen bewusst zu fragen. »J-Ja...«, entgegnete die Angesprochene, »Wir sind zum ersten Mal... auf uns allein gestellt.« Damit hatte sie sich gut aus der Affäre gezogen und niemand fragte weiterhin. Nebeneinander lagen sie am Boden und genossen das bisschen Sonne, was durch die Blätterkronen brach. Kurai schloss zwischendurch die Augen und döste auch kurz kurz, wobei sie etwas vom Meister träumte, an was sie sich kurz darauf allerdings nicht mehr erinnern konnte. Was er ohne sie wohl tat? Wahrscheinlich las er den ganzen Tag sein "FlirtParadies" oder ging auf Einzelmissionen. Wie Lorrenor es bereits vorrausgesagt hatte passierte in nächster Zeit gar nichts. Noch zwei Mal hatten sie sich mit den Blutegeln anlegen müssen, doch mit der Zeit hatten sie gelernt, bereits beim ersten Rascheln abzuhauen. So konnten sie den Blutsaugern rechtzeitig aus dem Weg gehen. Shabon hatte schon fast angefangen, diese Prüfung zu unterschätzen, da sie wirklich nicht weiter gefährlich war, doch bald sollte sich ihre Meinung ändern. Heute, am vierten Tag bereits, hatte sich das zweite Team auf den Weg zum Turm gemacht und nebenbei suchten die drei Ge-Nin nach Spuren anderer Gruppen. Immerhin mussten sie noch die Erdschriftrolle ergattern, was wahrscheinlich nicht so einfach sein wurde. Kurai rechnete damit, ein anderes Ninjakind töten zu müssen und diese Vorstellung gefiel ihr ganz und gar nicht. Nur ein Mal hatte sie diese Angst geäußert und war sogleich von Lorrenor dazu ermahnt worden, ihre Gefühle abzutöten. Dennoch konnte das Fuchsmädchen gut erkennen, dass es Shabon ähnlich ging. Ein wenig abwesend starrte sie die meiste Zeit zu Boden. Kurai war froh, einen Mann hier dabeizuhaben, denn er behielt am meisten den kühlen Kopf. Nur kurz hatte sie in Gedanken nicht auf den Weg geachtet und dies sollte ihr Verhängnis werden. Kurai trat in eine Schlinge, die sie sofort bemerkte, nachdem ihr Fuß die Erde berührt hatte, aber dennoch war es natürlich zu spät. Mit einem heftigen Schwung schnackte das Seil um ihr Bein und unter Kurais Körper drückte sich ein Netz aus dem Boden, welches sie einhüllte und ein Stück hinauf an den nächsten Ast zog. Hilflos hing das Fuchsmädchen in den dichten Maschen und ihr Aufschrei war noch nicht verhallt, als bereits eine Ninja-Dreiergruppe vor ihren Freunden erschien. Sie bestand aus drei Jungen und der Blauhaarige unter ihnen zeichnete sich deutlich als Anführer ab. Die Erdenschriftrolle ragte aus seiner Tasche - scheinbar war er sehr selbstsicher. Hinter ihm hielten sich seine beiden Teamkollegen auf - einer von ihnen hatte rotes und einer blondes Haar. Eine ziemlich bunte Mischung... Diese Tatsache hätte Kurai belustigt, hätte sie nicht in diesem Ding festgehangen. Kurai griff nach ihrem Katana, aber das Netz war zu eng. Sie konnte den Arm nicht genügend ausstrecken und bereits jetzt erfolgte der erste Schlagabtausch, den das Fuchsmädchen verpasste. Gottseidank hatte sie die Schriftrolle und Lorrenor konnte in Ruhe kämpfen. Shabon hatte sofort reagiert und war nach hinten gesprungen. Auf einem Ast stehend zückte sie ein Kunai und wollte Kurais Gefängnis damit durchschneiden, zeitgleich funkte der Rothaarige allerdings dazwischen und schlug dem Mädchen ins Gesicht. In Wut krallte sich Kurai in die Maschen und beobachtete, wie Shabon benommen nach hinten taumelte und sich den Kopf hielt. Der Ninjajunge setzte sofort mit einem Angriff nach. Lorrenor schrie indes leise auf und landete mit einem dumpfen Knall am Boden. Auf seiner rechten Schulter rutschte er etwa einen Meter, ehe sich der junge Sato wieder aufrappelte. Blut lief aus seinem Mund und er drückte kurz gegen seinen Oberarm, dessen Stoff zerrissen und Haut verletzt war. Anscheinend waren ihre Gegner wirklich stark. Kurai erhaschte einen Blick auf die Stirnbänder; es waren Kusa-Nins. Lorrenor erhob sich und lächelte selbstsicher. Er hatte wohl Gefallen an diesem Kampf gefunden, aber zeitgleich tauchte der Blonde hinter ihm auf und trat ihm in den Rücken. Kurai stieß einen beleidigenden Fluch aus. Sie waren schlichtweg unfair, zusammen auf einen Einzelnen zu gehen. Ein weiterer Angriff folgte. Lorrenor wich geschickt den Schlägen aus, obwohl er nunmehr zwei Gegner vor sich hatte. Souverän steckte er Streiftreffer weg, rollte sich ab und spieh dann ein zugegebenermaßen beeindruckendes Gokakyuu auf die beiden Kusa-Nins, welche allerdings leider ausweichen konnten. Viel größere Sorgen machte sich Kurai um Shabon. Sie war mit dem Rothaarigen beim Kampf im Gebüsch verschwunden und von ihr gab es keine Spur. Wütend riss Kurai am Netz, welches sie fesselte, aber die Nähte waren dick und verstärkt. >Scheiße<, schoss es ihr durch den Kopf, >Ich muss Lorrenor helfen.< Jener kassierte gerade einen heftigen Sprungkick in den Magen, woraufhin er zusammensackte und auf den Boden spuckte. >Kyuubi<, forderte das Fuchsmädchen, >Hilf mir!< Lorrenor blickte auf und seine Augen wandelten sich in Sharingan. Zielsicher durchschaute er den nächsten Angriff, fing ihn mit der Hand ab und landete selbst einen von oben angesetzten Faustschlag genau auf die Schläfe des Blonden, woraufhin dieser vorerst benommen liegen blieb. >Kyuubi bitte!<, rief Kurai erneut in Gedanken und jetzt spürte sie das heiße, rote Chakra von ihrem Bauchnabel ausgehen und ihr Herz erfassen. Kurai keuchte leise und das Netz um sie herum zerplatzte. Nun wieder frei stieß sich Kurai am Baum ab, schoss auf die Gegner zu und wollte sich ebenfalls gegen den Blauhaarigen stellen. Noch im Sprung erblickte sie allerdings, wie der Blonde sich wieder erhob und nun mit einem Kunai nach Lorrenors Nacken stach. Nur knapp ein einzelner Meter trennte die scharfe Eisenklinge noch von der Wirbelsäule ihres Kameraden, welcher gerade in eine Art Wettdrücken mit der gezückten Waffe des Gegners verwickelt war. Kurai sah keine andere Wahl, ging dazwischen und hob die Hand, um das Kunai abzuwehren. Sie spürte die Kälte an ihrer Haut, aber die Spitze des Wurfmessers steckte genau zwischen ihrem gepreizten Zeige- und Mittelfinger. Lediglich die Haut dazwischen war eingeritzt worden und blutete jetzt. Anscheinend hatte sie den Blonden damit beeindruckt. Er starrte sie an und trat einen Schritt zurück, woraufhin das Fuchsmädchen ihn einen gewaltigen Frontkick in die Rippen verpasste. Er hustete dumpf auf und kippte nach hinten, woraufhin Kurai noch einmal mit einem von Kyuubi verstärkten Faustschlag nachsetzte und ihm damit die Nase brach. Genau spürte das Mädchen, wie der Knorpel unter ihren Handknöcheln zerbarst und nachgab. Er kippte wie ein nasser Sack zu Boden und schien ohnmächtig geworden zu sein. Einen Moment lang tat es ihr leid, ihm so wehgetan zu haben - sie tadelte und hasste sich selbst für diesen Gedanken. »Kurai!«, rief Lorrenor und schlug nur knapp hinter ihr den Anführer der Kusa-Gruppe zu Boden, welcher mit einem gezückten Sai auf sie losgegangen war. Ihre Unaufmerksamkeit hatte sie eben fast das Leben gekostet. Das Brennen der blutenden Hand ignorierend drehte Kurai sich nun um, da auch der gegnerische Ninja sich wieder erhoben hatte. Er begann Fingerzeichen zu formen und murmelte den Namen irgendeiner Technik, als zeitgleich dicke, grüne Ranken aus dem Boden stachen und sich um Lorrenor und Kurai schlängelten. Während Lorrenor komplett umschlossen wurde, erwischten die Pflanzen das Fuchsmädchen am Bein. Der Blauhaarige Ninja ließ ein dröhnendes Lachen verlauten. Hinter ihm raschelte das Gebüsch und Vögel flüchteten kreischend. »Verloren«, raunte er ihnen entgegen und ging nun langsam auf die beiden zu, »Ihr werdet sterben.« Kurai keuchte lautlos auf. Ihnen die Rolle abzunehmen hätte gereicht, aber dieser Junge schien kein Erbarmen zu haben. Inzwischen war Kurai ebenso fest gefesselt worden wie ihr Kamerad und so blickten sie sich - halb stehend und halb hängend - etwas panisch um. Von Shabon war noch immer keine Spur. Erneut erklang das Rascheln des Dickkichts, aber der Kusa-Nin kümmerte sich nicht darum. Was sollte hinter diesen Blättern schon lauern als einpaar Blutegel? Er grinste selbstsicher, trat noch einen Schritt nach vorn und gleichzeitig schoss etwas aus dem Buschwerk neben ihm. Kurai zuckte zusammen und ihre Augen schafften es in den ersten Zehntelsekunden nicht, dieser Bewegung zu folgen, ehe sie eine der riesigen Schlangen erkannte, welche sie auch mit Shabon im Unterschlupf beobachtet hatte. Der Blauhaarige steckte hilflos zwischen den riesigen Giftzähnen fest und brüllte wie am Spieß, ehe das Reptil den Kopf zurückneigte und ihn hinunterschlang. Augenblicklich lösten sich die Fesseln der Ge-Nin und ohne zu zögern packte Lorrenor seine Teamkameradin hart am Handgelenk und riss sie mitsich. »Weg!«, schrie er sie an und löste seinen Griff im Rennen wieder von ihr. Kurai rannte so schnell wie es ihr angesichts dieser Panik möglich war und jetzt fiel ihr auf, dass sie problemlos mit Lorrenor mithalten konnte. Zeitgleich ertönte ein lautes Poltern und der Sato-Erbe stieß das Fuchsmädchen ins nächste Gebüsch. Sekunden später rauschte die riesige Schlange zwischen ihnen vorbei wie ein Torpedo. Kurai flog ins nächste Gebüsch und stieß sich den Kopf an einem Baumstumpf. Kurz benebelt blieb sie liegen, während ihr schwarzhaariger Freund weiterrannte. »Renn' irgendwohin!«, hörte sie noch seine Stimme und die Schlange folgte ihm. Kurai rappelte sich auf und bewegte den schmerzenden Körper möglichst schnell in die entgegengesetzte Richtung hinein ins Unterholz. Ihre Schritte trugen sie schleunigst tiefer ins Dunkel der Blätter und sie hielt erst inne, als sie rein gar nichts außer Vogelrufen mehr hören konnte. Erneut verharrte Kurai einen Moment, um ihre brennende Lunge zu beruhigen, dann sah sie sich um. Der Wald war an dieser Stelle dichter geworden und sie befand sich nun unmittelbar in der Nähe des Turms. Riesengroß baute er sich vielleicht zweihundert Meter von ihr entfernt auf und wirkte fast bedrohlich im Licht der jetzt untergehenden Sonne. Erneut vergewisserte sie sich, dass wirklich niemand hier war - wobei das rege Treiben der Tiere sie unterstützte -, dann setzte sich das Mädchen hinunter auf die Wiese und verschnaufte. Sie saß in der Klemme. Shabon war nicht aufzufinden und Lorrenor wurde von diesem Ungetüm von Schlange verfolgt. Das Tier musste vom Kampfgebrüll angelockt worden sein; anders konnte es Kurai sich nicht erklären. »Verdammt...«, murmelte sie und langte in ihre Tasche - die Schriftrolle war noch da. Wenigstens etwas Positives. Kurz überlegte sie, was zu tun war. Erst gestern hatte Shabon das Thema aufgegriffen, was geschehen sollte, würden sie voneinander getrennt werden. Sie alle hatten sich darauf geeinigt, sich schleunigst zum Turm zu begeben und dort ein Versteck zu suchen. Kurai seufzte abgrundtief. Die Erdenschriftrolle war gefressen worden und allein konnte sie sich schlecht mit einem Dreierteam anlegen. Sogesehen war die Chu-Nin-Prüfung also verloren. »Mist...«, stieß sie aus und ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen. Ihr Kopf dröhnte und Kurai schloss einen Moment die Augen. Kakashi-Sensei war sicher enttäuscht von ihnen, würden sie nicht bestehen... Sie vermisste den Meister und dies gestand sie sich zumindest vor sich selbst ein. Seine Anwesenheit hatte ihr stets so viel Ruhe geschenkt und das Wissen, dass er da war, half über jede noch so verzweifelte Situation hinweg. Wie gern hätte sie jetzt hier neben ihm gesessen und sich beraten, einen Plan geschmiedet und dann vielleicht in Zweimannarbeit ein anderes Ninjateam überfallen oder Shabon und Lorrenor gesucht. Kurai blickte starr nach oben in die Baumkronen und spürte dann, dass sie nasse Augen hatte. Schnell wischte sie mit den Handknöcheln darüber und setzte sich wieder auf. Jetzt war keine Zeit für Gefühlsduselein, die sie ohnehin nicht verstand. Groß war die Angst um ihre Freunde und mit erschreckender Sicherheit wurde Kurai bewusst, dass sie ohne Shabon und Lorrenor nicht weiterzuleben wusste. Ohne es zu bemerken hatte sie sich so extrem an ihre drei Kollegen gebunden, dass sogar diese paar Minuten Alleinsein sie schon unsagbar schmerzten. Den Turm im Rücken und nach oben sehend bemerkte Kurai jetzt, dass der bis eben so dunkelblaue Himmel sich rötlich schimmernd verfärbt hatte. Ein wenig verwundert runzelte das Fuchsmädchen die Stirn. Zwar ging die Sonne unter, doch so schnell war sie für gewöhnlich nicht. Auch bemerkte das Fuchsmädchen jetzt, dass in den letzten Minuten die Luftfeuchtigkeit hier drastisch abgenommen hatte. Mit einem mulmigen Gefühl erhob sich das Mädchen, drehte sich um und erstarrte. Der Turm inmitten des Waldes stand lichterloh in Flammen. Kapitel 25: Lichterloh ---------------------- Einen kurzen Moment starrte Kurai nur wortlos auf das Spektakel, bis der Ernst der Lage ihr Gehirn erreicht hatte. Ihre Gedanken überschlugen sich und wickelten sich als dichtes Knäul fest um ihre Magenwand. Sie schwankte zwischen "Hingehen und Nachsehen", "Shabon und Lorrenor suchen" oder "Abhauen", doch ihr Geist entschied sich für Letzteres. Mit Sicherheit würden ihre Kameraden es ihr gleich tun und sich draußen treffen. Jedenfalls hoffte Kurai dies. Das Ninjamädchen machte kehrt und durchbrach erneut das Dickkicht, von dem aus sie hierher gelangt war. Um eventuelle Gefahren kümmerte sie sich nicht mehr, nichts war nun mehr wichtig. Sie ahnte bereits, dass jener Brand in dieser feuchten Gegend nicht durch Funken sondern durch einen Kampf entstanden sein musste. Und wo sowas wütete war niemand sicher. Schleunigst begab sich Kurai wieder an die Ausgangsposition, wo sie auch ins Netz getreten war. Aufgebrochen hing es über einem schmalen Ast, von der Schlange war keine Spur. Von Shabon und Lorrenor leider auch nicht. Zeitgleich vernahm das braunhaarige Mädchen ein Knarzen und Knarren hinter sich. Kurai ahnte bereits, was dieses Geräusch auslöste - der Turm bog sich unter dem Gewicht seines eigenen Steindaches, da die Holzwände drumherum langsam verbrannten. Mit einem beherzten Sprung überquerte der Ninja schnell den dünnen Fluss, an dem die Gruppe vorhin noch gemeinsam getrunken hatte - dann gab es ein letztes Knacken und danach einen ohrenbetäubenden Knall. Es war das erste Mal, dass Kurai ein Geräusch fast greifbarer Lautstärke vernahm. In der Sekunde, in der das tonnenschwere Gebäude am Boden zerbarst befürchtete Kurai, ihr Brustkorb würde zusammenfallen und der Boden unter ihren Füßen bebte wie bei einer Naturkatastrophe. Mit lautem Getöse polterten Steine auf die Erde und einige von ihnen flogen Kurai um die Ohren. Ein Stück Beton traf sie am Hinterkopf, aber es war glücklicherweise nicht groß genug gewesen, um sie bewusstlos zu schlagen. Der Schmerz an der Stelle, an der sie sich vorhin schon gestoßen hatte, flammte erneut auf. Die Zeit, bis der Knall vertönt war kam Kurai vor wie Stunden. Die Welt schien nur für diesen Augenblick angehalten zu haben - nichts raschelte, nichts schrie, nichts atmete. Sogar der Strom des Flusses schien kurzzeitig verebbt zu sein. Innerhalb weniger Zeit wurde es heiß im Wald. Die Temperaturen stiegen und dichter Nebel bildete sich, durch welchen Kurai kaum noch hindurchsehen konnte. Fast blindlings tappte sie durchs Gestrüpp und hoffte nur schnellstmöglich draußen anzukommen. Ihre Hoffnung, die Blätter wären zu nass um sich zu entzünden hatte sich nicht erfüllt. Das Feuer war von so immensem Ausmaß, dass die Feuchtigkeit verdampfte. Laut knackend entzündeten sich nun auch die Bäume um Kurai herum und Panik beschlich ihr Herz. Springend bewegte sie sich durch den Nebel, aber dann blieb sie abrupt stehen. Was wäre, wenn ihre Kameraden nicht aus dem Wald kommen würden? Was, wenn sie verletzt waren und sich nicht bewegen konnten? Dieser Gedanke bohrte sich in Kurais Mageninnenwand und trieb ihr Tränen der Panik in die Augen. Niemals hätte sie damit leben können, ihren Kameraden nicht geholfen und sie lebendig verbrennen gelassen zu haben. Dennoch sammelte sich bereits Schweiß auf ihrer Stirn und die Hitze schmerzte auf der Haut. Wo sollte sie die beiden in diesem riesigen Wald nur finden? Und das noch in so kurzer Zeit? Der Nebel verschwand jetzt allmählig wieder - so schnell wie er auch erschienen war - und gab Kurai beinahe freie Sicht. Hin- und hergerissen zwischen den Fronten vernahm sie das ledrige Schwingen von Flügeln, die sich so schnell wie möglich aus den Flammen retteten. Das Fuchsmädchen konnte keinen klaren Gedanken fassen, bis Kyuubi sie anstieß und so zum Laufen bewegte, denn kaum eine Sekunde später polterte ein Baum auf die Stelle, an der sie bis eben verweilt war. Kurai musste inzwischen von den Gasen husten und beschloss, den Wald zu verlassen. Sollte sie Lorrenor und Shabon draußen nicht finden, würde sie zurückkehren und nach ihnen suchen. Sie hoffte nur bei Gott, dass diese Entscheidung die Richtige war. Kurai rannte so schnell wie es ihr irgendwie möglich war. Das Feuer umzingelte in einer solchen Geschwindigkeit, dass sie meinte es würde mit ihr einen Wettlauf veranstalten. Ab und An erspähte sie den verkohlten Kadaver eines Eichhörnchens oder eines Rehs, was ihr in der Seele schmerzte. Keuchend legte sie noch einen Zahn zu und erblickte in weiter Entfernung den Maschendrahtzaun, der den Wald des Todes umgab. Erleichtert nahm sie Kurs darauf, wurde aber von einem Schrei im Sprung gestoppt. »Hilfe!«, brüllte eine Stimme deutlich und Kurai brauchte einige Zeit, ehe sie die Silhouette eines Ninjas erkannte. Sein Bein war unter einem herabgestürzten Baum eingeklemmt. »Ich helfe dir«, rief Kurai ihm zu und erst als sie vor ihm stand erkannte das Fuchsmädchen, dass dies Masaru war. Stumm starrte sie ihm kurz in die Augen und eine gemeine Stimme in ihrem Innern, bei der es sich nicht um Kyuubi handelte, sagte ihr sie solle ihn verbrennen lassen. Kurai jedoch besann sich und kniete sich zum liegenden Masaru hinunter. »I-Ich bin eingeklemmt«, keuchte dieser in Panik und schien es zu ignorieren, dass er Kurai vorsich hatte, »Ich kann nicht weg!« Kurai presste die Finger unter das Holz und versuchte den Baum hochzuziehen. Zwar war er nicht breiter als Kurai selbst und weit oben abgebrochen, sodass er recht kurz war, so konnte ihn das Mädchen mit seinen Kräften trotzdem nicht heben. Das Feuer schlängelte sich auf die beiden zu und drohte jetzt auch jenes Baumstück zu erfassen, also zerrte Kurai weiter. Röte stieg ihr vor Anstrengung ins Gesicht und die Tränen von eben waren getrocknet. Der abstoßende Piepton, den sie seit dem Knall des umstürzenden Turms im Ohr hatte wurde nun von Masarus schmerzerfüllten Schreien übertönt und vom eigenen Blut, welches in ihrem Kopf rauschte. Ihre Arme wurden taub und begannen zu zittern, die Fingern schmerzten unter dem Gewicht des Baumes. Wütend über ihre eigene Schwäche und die wertvolle Zeit, die sie hier vertrödelte bemerkte Kurai nicht, wie ein feiner Streifen roten Chakras um sie herumschwirrte und ihr schließlich die Kraft gab, dieses Ding zu heben. »Zieh dich raus!«, keifte sie mit vor Anstrenung verzerrter Stimme, ihre Knie zitterten und ihre Füße gruben sich zum Teil in den weichen Erdboden, »Schnell!« Es dauerte einige quälende Sekunden, bis ihr ehemaliger Klassenkamerad sein Bein zur Seite gezogen hatte. Es war gebrochen aber dank des weichen Mooses nicht zerquetscht. Kurai ließ mit einem Ruck das Holz los und es krachte wieder hinunter. Masaru zitterte jetzt. Kurai war sich nicht sicher, ob es von seinem Schmerz oder der Angst vor Kurai kam - ihre Pupillen hatten sich für den Moment rot gefärbt, was sie genau gespürt hatte. Jetzt wieder mit normaler Augenfarbe legte Kurai sich Masarus Arm um den Nacken und schleppte ihn so einige Schritte weiter. Er brüllte vor Schmerz herum und machte sich so schwer, dass Kurai mit ihm einknickte. »Reiß dich zusammen!«, herrschte sie ihn an, »Du hattest doch sonst so eine große Fresse!« Das hatte gesessen. Masaru keuchte nurnoch weinerlich anstatt zu schreien und hinkte nun mit dem gesunden Bein neben Kurais Schritt her, um sich für sie leichter zu machen. Nach einigen Minuten passierten sie das offene Tor und sofort kamen zwei Sanitäter angerannt und nahmen dem Fuchsmädchen den Verletzten ab. Schnell huschten Kurais Augen verzweifelt über die Umgebung. Viele Ge-Nin waren aus dem Wald geflohen, viele trugen Verbände und einige wurden gerade auf Tragen wegtransportiert. Anko rannte herum wie eine geistig Verwirrte und krakeelte einigen hochrangingen Ninjas etwas zu, die wohl ebenfalls gerade den Wald verlassen hatten und zwei Mädchen auf ihren Armen trugen. Neben Kurai verließ ein weiterer Shinobi das Gebiet hinter ihr und trug einen blonden Jungen auf dem Rücken; es war der, dem Kurai im Kampf die Nase gebrochen hatte. Zeitgleich erspähte sie Lorrenor und ihr Herz machte einen schmerzhaften Sprung. Sie rannte auf den Sato zu und dieser hob bereits die Hand, um mit ihr einzuklatschen, wie die Gruppe es sich in den letzten Tagen angewöhnt hatte, doch Kurai ignorierte seine Geste und umarmte ihn. Lorrenor wurde auf einen Schlag stocksteif und verharrte stumm, weshalb das Mädchen ihn bald wieder losließ. »Ich bin froh, dass es dir gut geht«, meinte sie ehrlich. Lorrenor schenkte ihr ein fahles Lächeln und ein Nicken, ehe seine Mimik sich wieder ins Ernste wandelte. »Wo ist Shabon?«, fragte Kurai sofort. Ihr Kamerad schüttelte schweigend den Kopf und Kurai erstarrte. »N... N-Nein...«, flüsterte sie und blickte hilflos in Lorrenors schwarze Augen. »Ihn haben sie gefunden«, entgegnete er und deutete mit einer Kopfbewegung zu einer Krankentrage weiter hinten, auf der gerade Shabons rothaariger Gegner weggebracht wurde. Das Fuchsmädchen fuhr herum und wollte zurück in den Wald, um nach ihrer Freundin zu suchen, aber Lorrenor packte abermals ihr Handgelenk und hielt sie so zurück. »Lass mich«, flehte sie, »Ich muss ihr helfen!« »Es sind noch Jo-Nin im Wald, die nach Überlebenden suchen. Wenn du da reingehst, rennst du in deinen Tod«, meinte der Junge barsch. »Lass mich!«, wiederholte Kurai, »Kyuubi wird mir hel...-« »Kyuubi wird gar nichts«, unterbrach Lorrenor sie und zog Kurai wieder neben sich, »Wenn du verbrennst kann dir niemand helfen. Das wäre nicht in Shabons Interesse.« Er hatte Recht und es tat verdammt weh, sich das einzugestehen. Kurai senkte den Blick und wehrte sich nicht mehr, woraufhin Lorrenor sie losließ. »Keine Scheiße jetzt«, warnte er, da er Kurais Starrköpfigkeit kannte, »Sonst muss ich dir wehtun.« »Okay...« Stumm verharrten sie nebeneinander und in den folgenden Minuten passierte nichts weiter. Kurai kannte diesen Schmerz in ihrem Innern nicht - dieses Stechen, welches die Gedanken komplett vernebelte - und von einem Fuß auf den anderen tretend harrte sie der Dinge. Einige schwarz gekleidete Oberninja verließen das Flammenmeer, trugen noch Kinder auf den Armen oder dem Rücken, aber Kurai hatte bereits bemerkt, dass ein Großteil der Prüflinge ums Leben gekommen sein musste. Und selbst die Jo-Nin, die nun die Flammenhölle verließen, mussten danach mit Verbrennungen ärztlich versorgt werden. Ihr Herz raste und das Wasser stand in ihren Augen, doch sie erlaubte sich nicht es hinunterfließen zu lassen. Mit geballter Faust starrte Kurai nun auf den Boden und dachte an alles, was sie bisher mit Shabon erlebt hatte. Wie sollte sie jemals wieder ihren Eltern unter die Augen treten oder sich selbst im Spiegel betrachten, wäre ihrer ersten und besten Freundin etwas zugestoßen? Trotz ihrer Bemühungen tropften die Tränen nun ins Gras und erstarben dort. Nur schwerlich widerstand Kurai dem Impuls auf den Boden zu sacken. Ein brennender Klos schmerzte in ihrer Kehle und Kurai kniff die Augen zusammen. Ein leises Geräusch ertönte und Rauch stobte auf, als Kakashi hinter den Ge-Nin erschien. Er sah ehrlich besorgt aus und blickte seine Schüler ernst an. »Alles in Ordnung?«, fragte er sie und dabei ruhte sein schwarzes Auge erst auf Lorrenor und dann auf Kurai. Der Sato nickte ein wenig traurig, während Kurai erneut die Augen schloss, den Kopf senkte und nun schluchzte. »S-Shabon ist n-noch dadrin«, presste das Mädchen heraus und kurz herrschte Stille, ehe sie Kakashis schwere Hand auf ihrer Schulter fühlte. Er wollte ihr Trost spenden und dafür war Kurai ihm dankbar, doch es änderte nichts an dieser grauenhaften Situation und der Angst, die sie beinahe zerriss. Zeitgleich stieß Lorrenor ihr jedoch fast schon schmerzhaft in die Rippen. »Sieh mal!«, rief er und deutete Richtung Todeswald. Kurai fuhr herum und erblickte den silberhaarigen Ninja, mit dem ihre Teamkameradin auf dem Flur zusammengestoßen war. In seinen Brillengläsern klafften tiefe Risse und er sah aus, als könne er sich kaum noch auf den Beinen halten. Mit rußgeschwärztem Gesicht und zum Teil zerrissener Kleidung brach er auf der Wiese zusammen, woraufhin sofort Sanitäter herbeistürmten und ihn auf eine der Tragen legten. Erst jetzt sah Kurai, dass er jemanden auf dem Rücken geschleppt hatte; und es war tatsächlich Shabon. »Shabon!«, rief Kurai sofort und rannte so schnell los, dass sie beinahe über die eigenen Füße gestolpert wäre. Innerhalb weniger Sekunden erreichte sie ihre Freundin, die anscheinend bewusstlos gewesen war und sich nun langsam aufsetzte. Ein Arzt hockte neben ihr und injezierte gerade irgendeine durchsichtige Flüssigkeit in ihren Arm; wahrscheinlich zur Stabilisierung des Kreislaufs. »Shabon«, sprach Kurai erneut und kniete sich an die andere Seite, »Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?« »J-Ja...«, murmelte die Angesprochene leise, »Mir ist nur... schwindlig...« »Du bist knapp einer Rauchvergiftung entgangen«, klärte der Sanitäter sie auf, »Du wirst vielleicht für einpaar einige Tage ins Krankenhaus müssen.« Man legte dem Mädchen einen Verband an, da es Verbrennungen im Nacken- und Armbereich hatte, aber Kurai bekam kaum etwas davon mit. Sie starrte ihre Kameradin nur stumm an und dankte allen Mächten der Erde dafür, dass ihr nichts weiter geschehen war. »Gottseidank geht's dir gut«, sagte Kurai und Shabon versuchte jetzt aufzustehen. Ihre Beine waren in Ordnung, nur die Knie zitterten und noch immer atmete sie ein wenig schwerlich. Kurai stützte Shabon, wie sie es auch bei Masaru getan hatte und Lorrenor unterstützte seine Kameradin von der anderen Seite ebenfalls. Kakashi, der sich zuvor von der Gruppe entfernt und mit einem Sanitäter gesprochen hatte, kam jetzt zurück zu ihnen. »Ab ins Krankenhaus«, meinte er in gewohnt ruhigem Ton, »Wenn wir dich hinbringen, ersparst du dir die Krankentrage.« Shabon nickte und warf Kakashi ein schwaches Lächeln zu, welcher jenes erwiderte. »Schön, dass es dir gut geht.« Shabon zu zweit zu stützen war nicht schwer und Kurai fühlte sich in der Gesellschaft ihres kompletten Teams unfassbar wohl. Noch immer waren ihre Augen nass und die Sicht etwas verschwommen, das Mädchen war totmüde und fühlte sich wie durch den Reißwolf gedreht. »Wir haben wirklich Pech«, bemerkte die Jüngste irgendwann, »Kaum nehmen wir an der Prüfung teil, fackelt der Wald ab.« »Wohl wahr«, bestätigte Lorrenor brummend, »Jetzt war die ganze Mühe umsonst.« Im Hospital untersuchte man Shabon eingehender und sah schließlich doch von einer Einweisung ab - lediglich über Nacht sollte das Mädchen zur Beobachtung dort bleiben - ihre Verbrennungen im Nacken und an den Armen wurden mit spezieller Brandsalbe eingerieben und erneut verbunden. Eigentlich war die Besuchszeit im Krankenhaus längst vorbei, als Shabon endlich ihr Zimmer bezogen hatte, aber die Schwester schien Kurais Sorge bemerkt zu haben und deshalb machte sie eine Ausnahme. Kurai durfte noch dreißig Minuten bei ihrer Kameradin bleiben. »Ihr habt ja erstmal Pause«, meinte Kakashi und kratzte sich am Kopf - scheinbar wusste er nicht wirklich mit dieser Situation umzugehen und Lorrenor stand nur schweigend neben ihm, »Geht dann zum Hokage und fragt nach dem neuen Auftrag, wenn ihr euch erholt habt. Ich verabschiede mich dann.« Kurz warf der Jo-Nin seinen Schützlingen noch einen Blick zu, ehe er den Heimweg anstrebte - ausnahmsweise mal durch die Tür und nicht per Rauchwolke. »Das war ganz schön hart«, lenkte der verbliebene Sato ein, »Ich mach' mich auch auf den Weg.« Kurai und Shabon nickten ihm zu und auch er verließ das Hospital. Das Fuchsmädchen zog einen Stuhl vom Fensterbrett heran und setzte sich darauf, die Hände auf Shabons Bettkante legend. »Wie geht es dir?«, erkundigte sich das Mädchen. »Viel besser. Tut mir leid, dass ich euch Sorgen gemacht hab.« »Ach was«, wehrte Kurai ab, »Ich Idiot hab dir nicht geholfen, weil ich in diesem Netz festgesessen hab.« Das grünhaarige Mädchen spähte einen Moment schweigend an die Zimmerdecke. »Ohne den Jungen wäre ich gestorben«, meinte sie dann trocken, »Und ich weiß noch nichtmal wie er heißt.« »Der, mit dem du zusammengestoßen bist?«, ergänzte Kurai und nickte dann für sich selbst, »Er hat dich rausgetragen und er sah ziemlich lädiert aus.« »Ja eben! Ich würde mich gern bei ihm bedanken.« »Das überlegen wir uns morgen, hm?«, schlug Kurai vor und lächelte. Shabon sollte sich jetzt nicht mehr unnötig aufregen. Das Fuchsmädchen kannte es selbst aus eigener Erfahrung, wie schwer es war im Krankenhaus einzuschlafen. Und ein hoher Blutdruck war da auch nicht gerade hilfreich. Irgendwann wurde auch Kurai nach Hause geschickt. Gedankenverloren schlenderte sie durch die Dunkelheit, die Hände tief in den Taschen vergraben. Sie ließ den Tag Revue passieren und noch immer war ihr, als könne sie die Hitze der Flammen um sie herum spüren. Dennoch füllte sich ihr Herz mit einem kleinen bisschen Stolz: Sie hatte nicht nur ohne Hilfe selbst aus dem Feuer gefunden sondern auch noch jemanden gerettet. Endlich war sie mal nicht derjenige gewesen, der in der Klemme gesessen hatte und das erleichterte Kurai ungemein. Als sie zu Hause in den Spiegel sah bemerkte das Mädchen, dass die Metallplatte an ihrem Stirnband rußgeschwärzt war. Mit klarem Wasser wusch sie es sauber und legte es fast liebevoll auf ihren Nachttisch - den Stoff zu tragen erfüllte sie mit Mut und Zuversicht -, ehe auch sie sich ins Bett legte. Länger als erwartet lag Kurai wach, ehe der schwarze, traumlose Schlaf endlich über sie sank. Sie schlief bis zum Mittag durch und wachte zwischendurch kein einziges Mal auf. Kapitel 26: Hinterhalt ---------------------- Shabon wurde am nächsten Tag wieder entlassen und trug nurnoch Verbände. Trotzdem merkte man ihr an, dass ihre Verbrennungen ziemlich schmerzhaft sein mussten, denn das Mädchen vermied ruckartige Bewegungen und Gestiken wie Kopfnicken. Lorrenor war gesund und Kurai hatte lediglich eine Beule am Hinterkopf davongetragen, welche nach zwei Tagen verschwunden war - ebenso der Schnitt zwischen ihren Fingern. Gern hätte sie Shabon für den Moment Kyuubis Heilfähigkeiten geschenkt, doch dies war ihr leider nicht möglich. Etwa eine Woche später wartete eine Überraschung auf die drei Ge-Nin. Die Prüferin Anko bestellte alle Teilnehmer erneut an den Rand des Todeswaldes, um irgendetwas zu verkünden. Mit gemischten Gefühlen näherte sich das Ninjateam - jetzt in Begleitung von Meister Kakashi - erneut dem Maschendrahtzaun. Vom Wald selbst war nicht mehr viel übrig; über die Hälfte war dem Erdboden gleichgemacht und stank noch immer nach Asche, die Bäume der anderen Seite hatten zum Teil alle Blätter verloren und nur weiter hinten war ein klein wenig Natur erhalten geblieben. Kein Turm ragte mehr über den Horizont. Kurai tat es für die Tiere in diesem Waldstück unendlich leid. Sicherlich waren tausende von ihnen umgekommen, was das Fuchsmädchen sehr schmerzte. Zwar hatten sich Ge-Nin versammelt, so waren es doch bedeutend weniger als beim Beginn des Prüfungsteils. Der Vergleich war erschreckend. Erneut baute sich Anko vor den Ninjas auf und begann sogleich zu sprechen. »Ich muss nicht sagen, dass das was passiert ist nicht geplant und eine furchtbare Katastrophe war. Beim normalen Verlauf der Prüfung wird mit dem Tod von etwa 25% der Teilnehmer gerechnet. Durch dieses Unglück beläuft sich die Rate aber auf fast 60%.« Stille herrschte erneut und Kurai schluckte. Über die Hälfte der Unterninja waren gestorben? Das war in der Tat ein großer Verlust. »Diejenigen, die dieses Szenario überlebt haben können stolz sein«, fuhr Anko fort, »Der Brand war nichts anderes als der wirkliche Ernst des Ninjalebens. Zwischenfälle können passieren und trotzdem müsst ihr versuchen klarzukommen. Aus diesem Grunde haben die Prüfer entschieden, dass jeder, der das Unglück überlebt hat zum Chu-Nin ernannt wird. Ungeachtet dessen, wie viele Rollen ihr noch hattet.« Die Ruhe wich nun dem Geräusch klatschender Hände. Jeder Ninja verkniff sich übermäßige Freude und spendete stattdessen Applaus, denn angesichts der vielen Toten wäre es schlichtweg geschmacklos gewesen, laut jubelnd herumzurennen. Kurai blickte Anko mit offenem Mund an und Shabon tat es ihr gleich, während Lorrenor ebenfalls kurz sein Pokerface verlor. »Das ist fair«, meinte Kakashi hinter seinen Schülern und brach damit das Erstaunen, »Glückwunsch.« »W-Wir haben bestanden!«, stieß Shabon nun aus und konnte sich ein wenig Freude nicht verkneifen, während sie ins Klatschen mit einstimmte. »Diejenigen, die im Krankenhaus liegen, werden davon natürlich auch noch erfahren«, meinte Anko noch, »Ich gratuliere euch zum Bestehen. Passt weiterhin so gut auf euch und eure Teammitglieder auf.« Kurai, Lorrenor und Kakashi-Sensei wandten sich ab, um den Heimweg anzutreten, aber Shabon blieb stehen. Stumm schaute sie in eine Richtung und als das Fuchsmädchen ihrem Blick folgte, erkannte es den bebrillten Jungen weiter rechts. Er stand auf einer Krücke, sah aber sonst ganz gesund aus. »Geht schon vor«, meinte Shabon, »Ich komme später nach.« Sie alle respektierten Shabons Wunsch, nur Kurai konnte ihre Neugier nicht bremsen und wartete deshalb außerhalb der Sichtweite auf ihre Freundin. Diese hielt sich ganz schön lange auf, bestimmt zehn Minuten stand sie mit ihm da und redete, ehe sie sich endlich wieder fortbewegte. Kurai spazierte nebensächlich aus dem Gebüsch an ihre Seite, als Shabon dieses passierte. »W-Was?«, schreckte diese kurz auf und als Kurai breit grinste fügte sie hinzu: »Du neugieriges...!« »Erzähl schon«, lenkte Kurai unbeeindruckt ein, »Was hat er gesagt?« »Das Übliche. Halt 'Ja, nicht der Rede wert', 'Hab ich doch gern gemacht, war ja gerade in der Nähe' und 'Wir Konoha-Nins müssen doch zusammenhalten'.« »Und?«, erkundigte sich Kurai weiter. Dabei bediente sie sich Shabons Wortwahl, die diese ihr gegenüber anschlug, wenn es um etwas bezüglich Kakashi ging. Diese übertriebene Neugier, dieses verschmitzte Grinsen... Was genau diese Art und Weise bedeutete wusste Kurai nicht, aber da Shabon nie etwas Schlechtes tat, konnte auch dieses nur gut sein. »Ja was und?«, fragte Shabon jetzt künstlich gereizt, »Er heißt Yakushi Kabuto - das hat er mir noch gesagt.« »Wann trefft ihr euch wieder?«, erkundigte sich Kurai. Immerhin schienen sie sich ja zu mögen. »G-Gar nicht...! Ich hab mich doch nur bei ihm bedankt. Warum tust du so komisch?« Ehrlich zuckte Kurai die Schultern. »Du tust bei mir und Kakashi-Sensei ja auch so.« »Oh nein«, wehrte Shabon mit amüsiertem Unterton ab, »Das bei euch ist aber was ganz Anderes.« »Was ist denn daran anders?«, wollte Kurai wissen - sie verstand noch immer nicht, worauf ihre Freundin schon die ganze Zeit immer anspielte. »Das weißt du ganz genau.« »Nein, weiß ich nicht! Deshalb frag' ich dich doch.« »Dann find's raus«, schloss Shabon das Thema, grinste Kurai an und verabschiedete sich dann von ihr. Schonwieder verwirrt blickte diese ihr nach und verbrachte den Nachmittag mit Grübeln, was ihr aber dennoch keine Antwort einbrachte. Der nächste Auftrag war ein D-Rang, aber absolut niemand störte sich daran. Obwohl keiner der drei Chu-Nin es zugeben wollte hatten sie alle weder Lust auf einen schweren Kampf noch auf eine Reise, denn die Prüfung saß noch immer tief in den Knochen und verlangte einige leichtere Erfahrungen in der nächsten Zeit. »Wir müssen einen entlaufenen Hund finden und zurückbringen«, meinte der Meister, welcher natürlich wie immer zu spät gekommen war, »Die Besitzerin vermutet, dass er wieder im Wald um Konoha herumstreunt. Wäre wohl nicht das erste Mal.« »Okay...«, entgegnete Kurai optimistisch, »Dann lasst ihn uns holen.« Zufrieden nickten ihre Kameraden und begaben sich Richtung Tor. »Wie?«, erkundigte sich Kakashi jetzt doch verwirrt, »Kein Gemecker und Gezeter? Keine Beschwerden über zu niedrige Aufträge?« Sie alle schwiegen und Hatake grinste zufrieden. »Da hat wohl jemand seine Prüfung noch nicht ganz verdaut...« »Du hast gut reden«, mischte sich Shabon nun ein, »Du hast ja nur davorgestanden!« »Ich hab das auch schon hinter mir«, hielt er dagegen, »Aber zugegeben... Bei mir gab es keinen Zwischenfall.« Gemütlich schlenderten sie nebeneinander her und Kurai musste lächeln, als sie ihre Gruppe beobachtete. Ohne es zu wissen hatte das Mädchen jeden Einzelnen lieb gewonnen. Ja, Kurai hatte angefangen, ihre Gruppe als richtige Freunde - nein, als Familie zu sehen. Ihre Augen wurden ein wenig schmaler, als sie zu Boden sah. Niemals hätte sie damit gerechnet, mal so gute Freunde zu finden. Kurai liebte jeden Einzelnen von ihnen mehr als ihr eigenes Leben - und dies wurde ihr jetzt klar. Die Gruppe verließ den Schutz des Dorfes und sogleich erstreckte sich erneut der Wald vor ihnen. Kurai kam er mickrig und richtig hell vor, da sie noch immer die Erinnerung an den Todeswald mit ihm verglich. Die Temperatur war angenehm, das Sonnenlicht schimmerte in blassen Streifen durch das Blattwerk und zufrieden zwitscherten einige Vögel inmitten der Baumkronen. Nahezu malerisch im Vergleich zu diesem finsteren Dschungel. Es konnte nicht so schwer sein, einen Hund zu finden und deshalb teilten sie sich in Zweiergruppen. Kakashi schlug vor, dass jedes der Mädchen einen männlichen Partner mitnehmen sollte und Kurais Beine bewegten sich fast automatisch zu ihm, woraufhin sie sich einen extrem vielsagenden Blick von Shabon einfing. Im Nachhinein schämte sich das Fuchsmädchen unheimlich, aber die Männer schienen - wie so oft schon - von dem nichts mitbekommen zu haben. Eben typisch für sie. So trennten sich ihre Wege - Shabon und Lorrenor nach rechts, Kurai und Kakashi nach links. »Mir ist nie aufgefallen, wie schön unser Wald ist«, bemerkte Kurai entspannt und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Der Meister hatte sein Buch gezückt und schaute nicht daraus auf, aber dennoch litt seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber nicht, was Kurai immer wieder erstaunte. Sie selbst konnte nicht lesen und dabei sprechen. »Im Vergleich mit dem Todeswald?«, erkundigte der Jo-Nin sich und nickte, »Von dem ist ja jetzt auch nicht mehr viel übrig.« »Leider...«, murmelte Kurai mit getrübter Laune, »Mir tun die ganzen toten und heimatlosen Tiere leid.« Er warf ihr einen Blick zu, den Kurai nicht deuten konnte und etwas beirrt blickte sie wieder nach vorn. Woher kam nur diese ständige Unsicherheit neuerdings? Eben hatte sie sie überwunden und nun war sie wieder da. »Wir konnten nichtmal unsere Techniken ausprobieren«, wechselte sie dann schnell das Thema, während die beiden weiter durch den Wald streiften und nach Spuren oder dem Hund selbst suchten. »Die waren ja eigentlich auch nicht für den zweiten Teil der Prüfung gedacht«, entgegnete Kakashi etwas belustigt, »...Sondern für den Dritten.« »Den Dritten?«, fragte Kurai, »Was hätten wir dort tun sollen?« »Kämpfen«, sagte Kakashi schlicht, »Gegeneinander - per Zufall zusammengewürfelt.« »Das klingt hart«, überlegte Kurai. Sie stellte sich vor, dass sie gegen Shabon oder Lorrenor hätte antreten sollen. War das möglich? Sie wusste es nicht, aber allein die Vorstellung bereitete ihr Unbehagen. Kurais Blick fiel nach einiger Zeit auf das Buch des Meisters. »Ich staune, dass du sowas liest«, bemerkte sie. »Wieso?«, fragte Kakashi verständnislos, »Dieses Buch ist toll.« »Leih' es mir, dann kann ich das beurteilen...«, fügte Kurai an und grinste breit, »Aber ich glaube ich weiß schon, was da drin passiert...« Kurz herrschte Stille. »Oh nein«, wehrte der Oberninja dann ab, »So ein Buch ist das nicht! Es ist... dramatisch und spannend...« Er sagte dies mit so einer Inbrunst, dass Kurai furchtbar darüber lachen musste. Sie hielt sich den Bauch und schloss für einen Moment die Augen, ehe sie ihn wieder ansah - und plötzlich wirkte er vollkommen anders auf sie. Verwirrt blinzelte Kurai. Innerhalb einer Sekunde war sein Blick für sie weich und voller Glanz - mehr als normalerweise - und obwohl es noch immer der gleiche Mensch war, hatte Kurai auf einmal das Gefühl, hinter die Fassade geschaut zu haben. Sie spürte in diesem Moment eine so starke Anziehung ihm gegenüber, dass es sie ängstigte. »Was ist?«, fragte Kakashi und blickte sich sofort suchend und wachsam um - was Kurais Gefühle nur noch verstärkte - und dann entspannte er sich wieder. »Öhm...«, brachte sie nur heraus und hätte sich dafür am liebsten selbst geohrfeigt. Zeitgleich erspähte sie allerdings die Silhouette eines vierbeinigen Tieres weiter hinten im Gebüsch und sandte ein Dankeschön zum Himmel, sie aus dieser peinlichen Situation herausgebracht zu haben. »Ich glaube, das müsste er sein«, meinte das Fuchsmädchen und deutete auf den Hund, welcher jetzt auf die Lichtung vor ihnen sprang und anscheinend Mäuse jagte. »Passt zur Beschreibung«, sagte Kakashi abschätzend, »Gehst du ihn holen?« »Klar!«, entgegnete Kurai erfreut, »Wie hieß er doch gleich?« »Metsuke.« Das Fuchsmädchen lief jetzt ein wenig schneller auf das Tier zu, welches keinerlei Scheu zeigte. Es wedelte mit dem Schwanz, als Kurai seinen Namen rief und trottete prompt zu ihr, um sich eine Streicheleinheit und vielleicht auch ein Leckerchen zu holen. Das rehbraune Fell schimmerte gut gepflegt im Sonnenlicht und Kurai strich sanft über den Rücken des Jagdhundes. »Na du?«, begrüßte sie ihn, »Willst du nach Hause? Dann musst du mitkommen.« Kakashi reichte ihr von hinten die Leine, die die Besitzerin ihnen mitgegeben hatte und Kurai befestigte sie am blauen Halsband von Metsuke. »So«, meinte sie zufrieden, suchte kurz in der Hosentasche nach der Trillerpfeife, die sie abermals mitgenommen hatten und bließ einen schrillen Laut durch die Baumkronen. Er hallte einige Zeit wider, ehe er verstummt war. Kurai stand auf, steckte die Pfeife ein und vernahm plötzlich einen Ruf. Dumpf hatte er wie ein Wort geklungen und das Fuchsmädchen dachte darüber nach, ob es sich dabei um ihre Kameraden handelte, aber Kakashi schien nichts mitbekommen zu haben. »Was ist?«, fragte er sie abermals, als er ihren ernsten Blick sah. »N-Nichts...«, entgegnete das Mädchen, aber da war er wieder, dieser Ruf. Jetzt deutlicher erkannte Kurai den Unterton von Schmerzen ihn ihm. »Hörst du nichts?« »Nein«, er zuckte die Schultern, »Hier ist nichts.« »Ich war mir sicher, ich hätte was gehört.« Sie wandten sich zum Gehen und kehrten der Lichtung den Rücken zu. Brav folgte Metsuke auf dem Fuße, zog nicht und schien sehr gut erzogen zu sein. Es bereitete Kurai Freude, ihn zu führen. Kakashi bemerkte dies und warf ihr einen sanften Blick zu, den das Mädchen nicht bemerkte. Ein erneuter Ruf durchbrach Kurais Gedankengang. Verdammt nochmal, da rief doch jemand um Hilfe! Kurai drückte Kakashi die Leine des Hundes in die Hand. »Warte kurz... Ich geh nachsehen. Sonst lässt mir das keine Ruhe.« Sie wandte sich ab und verschwand im nächsten Gebüsch. Von hier irgendwo hatte sie das Geräusch wahrgenommen. Vielleicht hatte sich ja jemand verirrt oder verletzt und rief um Hilfe? Möglich wäre es zumindest und deshalb wollte Kurai demjenigen natürlich helfen. Es dauerte auch nicht lange, bis der Ruf lauter wurde. Er kam aus einer deutlichen Richtung, der Kurai blind folgte. Zu Kakashi-Sensei würde sie schon wieder zurück finden. Fast gleichzeitig erblickte sie einen Mann am Boden liegen. Halb verdeckt vom Gebüsch wäre sie fast an ihm vorbeigelaufen. »Hey«, sprach sie ihn an und kniete sich zu ihm hinunter, »Was ist mit dir? Bist du verletzt?« Ihre Hand berührte seine Schulter, um ihm beim Aufstehen zu helfen - und plötzlich löste er sich in Rauch auf. Verwirrt starrte Kurai auf den jetzt leeren Fleck Erde und gleich darauf spürte sie jemanden hinter sich. Noch bevor sie reagieren konnte wurde ihr ein feuchtes Tuch auf Mund und Nase gepresst. Vor Schreck und Unvorbereitung atmete Kurai ein und roch einen brennenden, in den Schleimhäuten beißenden Geruch. Kurz darauf knipsten sich die Lichter um sie herum aus, ihr wurde schwindelig und sie sackte leblos zusammen. Kapitel 27: Pein ---------------- Als ihre Lebensgeister zurückkehrten fühlte Kurai vorerst nichts. Es war hell geworden und dieser Umstand schien sie geweckt zu haben, ihr Körper war taub, sie spürte ihre Glieder nicht und konnte diese ebenso wenig rühren, was sie beunruhigte. Wie ein verblichenes Foto erschien die Erinnerung an den scheinbar verletzten Mann in Kurais Gedanken. >Nicht schon wieder...<, dachte sie resigniert und öffnete nun langsam die Augen. Grelles Licht stach in ihre Netzhaut und ließ sie blinzeln. Das war auf keinen Fall die Sonne - sie musste sich in einem Raum befinden, denn erst mit diesem Gedanken nahm sie einen abscheulich starken Geruch von Desinfektionsmitteln wahr, ganz besonders Jod. Sie kannte dieses unangenehme Zeug noch von der Stichwunde, die die falsche Shabon ihr beigebracht hatte. Als sich Kurais Augen an das Licht gewöhnt hatten blickte sie sich um. Eine große Lampe war auf das Mädchen gerichtet und erschrocken bemerkte sie, dass ihre Arme und Beine auseinandergestreckt und gefesselt worden waren. Rau scheuerten die Lederriemen auf ihrer Haut und Kurai musste nicht an sich hinunterblicken, um zu merken, dass ihr Oberkörper entblößt war. Man hatte ihn sorgfältig mit einem blassgrünen Tuch abgedeckt, welches farblich der Krankenhauskleidung ähnelte. Jetzt panisch versuchte Kurai sich rüttelnd zu befreien und brachte damit den Tisch, auf dem sie lag, zum Wackeln. Es war zwecklos, denn die Riemen waren zu dick und reißfest. »Na na«, mahnte eine Stimme freundlich und das Fuchsmädchen hielt inne, starrte nach vorn und blickte direkt in die Augen des scheinbar Verletzten von vorhin. Er deckte gerade sein kurzes, streng zurückgekämmtes Haar mit einer Schutzhaube ab. Um den Mund trug er bereits eine und dies dämpfte seine Worte, »Ist doch alles halb so wild.« »Was zum Teufel willst du von mir?!«, zischte Kurai wütend und überaus genervt über die Tatsache, dass man sie schon wieder entführt zu haben schien. »Nicht so aggressiv«, kam es noch immer freundlich zurück, »Du solltest mir lieber dafür danken, dass du wegen mir nicht mehr diesem Shaku in die Hände fallen kannst...« Er hatte den Namen "Shaku" mit solch inbrünstigem Ekel ausgesprochem, dass in Kurai ein klein wenig Sympathie aufflammte. »W-Was willst du von mir?«, wiederholte Kurai jetzt irgendwie kleinlaut. Sie begriff langsam, in welch misslicher Lage sie sich befand. Und die Tatsache, dass er allem Anschein nach derjenige gewesen war, der sie teilweise ausgezogen und gefesselt hatte, verursachte ein unangenehmes Brennen in ihrer Magenwand. Kurai erschrak, als er hysterisch zu lachen begann und sich entfernte. Schnell ließ das Fuchsmädchen den Blick durch den Raum schweifen - er sah steril aus und war vollkommen in weiß gehalten. Die Bare, auf der sie lag, stand genau in dessen Mitte. Weiter hinten erkannte Kurai einige größere Maschinen, mit deren Anblick sie allerdings nichts weiter anfangen konnte. Unruhig rüttelte sie mit zarter Gewalt erneut an den Riemen, die sie fesselten, jedoch zwecklos. Ihr Entführer, welcher mit einem weißen Kittel bekleidet war und wirkte wie ein Arzt vor einer Operation kam nun erneut auf sie zu. Er schob zwei Gerätschaften mit sich, die er links und rechts von Kurai aufstellte. Misstrauisch blickte sie ihn an, aber er ignorierte dies vollkommen, deckte einen Teil ihres Oberkörpers auf und verteilte seelenruhig die selbstklebenden Sensoren auf genau diesem, ehe er ihn wieder sorgfältig zudeckte. Penibel strich er die Decke glatt und verkabelte dann Kurais Stirn und Schläfen mit ähnlichen Magneten, die sogleich begannen die Hirnströme zu messen. Gleich einem EKG hörte Kurai das Piepen der beiden Maschinen, an die sie nun angeschlossen war. »Hmmh...«, murmelte der Arzt und klaubte ein Klemmbrett vom Tisch weiter hinten, zog einen Stift aus seiner Kitteltasche und notierte irgendetwas, eher er erneut mit prüfenden, zusammengekniffenen Augen die Ergebnisse der Messungen beobachtete, »...Keinerlei Auffälligkeiten... Wie ich es mir dachte...« »Was machst du da?!«, forderte Kurai nunmehr sauer darüber, von ihm ignoriert zu werden. Er lachte wieder leise und wandte sich dann zur Seite. »Siehst du das?«, fragte er und sprach damit allem Anschein nach nicht Kurai, sondern jemand anderen an. Allerdings befand sich außer den beiden niemand in diesem Raum. >Ist der bekloppt?<, überlegte das Fuchsmädchen verwirrt und beobachtete seine Handlungen. Tatsächlich sprach er weiter und schaute dabei ernst auf ein imaginäres Gegenüber. »Es sind keine Veränderungen... Zumindest nicht beim Kreislauf... Äußerlich auch nicht, bis auf...-«, er sprach noch weiter, aber die Worte gingen in einem leisen Nuscheln unter. Er legte das Klemmbrett weg, kam auf sie zu und strich prüfend mit den Fingerkuppen über Kurais Fuchsstriche. Diese zog angewidert den Kopf zur Seite und eine unangenehme Gänsehaut fuhr über ihren Rücken, aber entkommen konnte sie ihm nicht. »Hmmm...«, hörte man wieder von ihm und erneut wandte sich der Mann um, als stünde hinter ihm jemand, »Diese Striche... Das sind diese Fuchsstriche. Daran kann jeder das Kyuubi erkennen... Aber man fühlt sie nicht. Als wären sie unter der Haut...« Er zog die Hand von ihr weg. »Fühl mal«, forderte er dann seinen "Assistenten" auf und verharrte kurz, ehe er weitersprach: »Merkst du es? Erstaunlich, nicht?« >Der ist total durchgeknallt...<, zog es durch Kurais Gedanken. Er bewegte sich tatsächlich so, als würde jemand neben ihm umherlaufen. Seine Handlungen waren absolut authentisch und kurzzeitig hatte das Fuchsmädchen schon überlegt, ob es selbst vielleicht verrückt war und den zweiten Mann nicht sehen konnte. Er sprach so inbrünstig mit ihm, dass man meinen konnte, dort wäre wirklich jemand Unsichtbares. Kurai zuckte zusammen, als der Arzt vor ihr grob das dünne Tuch von ihrem Bauch riss. Mit zitternden, eiskalten Händen strich er über ihr Siegel, fuhr jede einzelne Linie nach und starrte dabei wortlos darauf. Instinktiv drückte Kurai den Rücken dicht an die Bare, auf der sie lag, so als könne sie mit ihr verschmelzen und sich so verstecken. Es war kühl in diesem Raum und Kurai kamen vor Wut und Scham darüber, dass dieser Fremde dermaßen an ihr herumfummelte, fast die Tränen. Schwerlich unterdrückte sie jene, denn sie wollte ihm ihre Hilflosigkeit nicht zeigen. Er beobachtete jede ihrer Bewegung, verfolgte jeden Atemzug mit tiefem Verlangen und starrte fasziniert auf Siegel und Fuchsstriche, aber er sah ihren Körper als Objekt, als Krug und Träger des Wesens seiner Begierde, welches er erforschen und vollkommen ergründen wollte - und nicht als Frau, Mädchen oder Mensch. Er war blind für Weiblichkeit und Humanität, denn in seinem Kopf trieb sich nur der Wissensdrang. In seinen dunklen Augen lag ein unheilvolles Strahlen, welches Kurais Herz angstvoll schneller schlagen ließ. »Nun gut... Geh zur Seite«, brummelte er und tat eine Geste, als würde er wirklich jemanden wegschieben, »...Mal sehen, ob die Stabilität von ihrem Organismus durch den Fuchs zu- oder abgenommen hat...« Der Arzt huschte in den hinteren Teil des Raumes und schob sogleich einen kleinen Infusionsständer zu Kurais Tisch, an welchem ein Beutel mit durchsichtiger Flüssigkeit darin baumelte. Ohne auf ihren Protestlaut zu achten legte er ihr - zugegeben schmerzlos und äußerst präzise - eine Kanüle, die sich tief in ihre Vene schob. »Erster Test...«, murmelte er, wieder sein Klemmbrett nehmend und die Klemme lösend, die die Flüssigkeit im Beutel zurückgehalten hatte. Jetzt floss sie in langsamen, tropfenden Bewegungen durch den Schlauch, der geradewegs in Kurais Kanüle führte. »W-Was ist das?«, fragte Kurai und hoffte endlich auf eine Antwort. »Erstmal nur Wasser mit Traubenzucker...«, kam es zurück, aber er sprach erneut nur mit seinem unsichtbaren Freund, »...Mal sehen, wie schnell ihr Körper es aufnimmt...« Es dauerte einige Minuten, ehe das Wasser an ihrem Arm ankam. Kurai spürte nichts von der Infusion, aber der Arzt wartete scheinbar sehnsüchtig darauf, dass sich etwas an Kurais Hirnströmen tat. Aufmerksam fixierte er die Anzeige des surrenden Bildschirms und nach einigen Minuten schrie er schrill auf, sodass Kurai furchtbar zusammenfuhr. »Es ist da!«, schnell notierte er die Zeit, die er nebensächlich von einer Armbanduhr abgelesen hatte, »Hmm... Normale Zeit. Keine Veränderung...« Jetzt ein wenig energischer schritt er nach hinten zum Tisch und öffnete eine Schublade. Der Arzt kehrte mit einem weiteren Infusionsbeutel zu Kurai zurück, der scheinbar gekühlt gelagert worden war - kleine Eiskristalle klebten an ihm und die Stellen, an denen die Finger des Mannes gelegen hatten, waren mit Wasser verwischt. »Das hier...«, sprach er wieder mit seinem Assistenten, »...ist meine kleine Geheimwaffe...« Erneut ertönte sein schallendes Lachen, aber jetzt hörte das Fuchsmädchen ganz deutlich einen flackernden, ja fast wahnsinnigen Unterton, der ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Die feinen Haare an Kurais Körper stellen sich auf, als wollten sie sich davor schützen, was nun folgen würde. Der Arzt tauschte nun mit weit geöffneten Augen den Wasserbeutel mit dem Gekühlten aus, in dem eine etwas zähere, grünlich schimmernde Flüssigkeit war. Kurai kniff die Augen ein wenig zusammen und beobachtete, wie erneut die Klemme gelöst wurde. Gleich darauf kehrte er zügig zum Tisch zurück und umfasste mit der Hand eine Spritze beeindruckender Größe. Kurai schluckte schwer und sah, wie die neue Infusion sichtlich schneller durch den Schlauch in ihre Vene floss und diese nach wenigen Minuten erreicht hatte. Zuerst geschah nichts und Kurai hatte schon fast aufatmen wollen, als plötzlich ein brennender Schmerz ihren Arm hinauflief, in welchem auch die Kanüle lag. Anfangs schwach vergrößerte er sich schnell, breitete sich in ihrem gesamten Körper aus und es war, als würde man ihr Stacheldraht durch die Blutbahnen schieben. Kurai schrie und bäumte sich unter den Lederriemen auf, die sie noch immer fesselten, aber der Arzt vor ihr wartete nur ab und notierte. Auf Kurais Gebrüll reagierte er gar nicht. Die Sicht verschwamm vor den Augen des Fuchsmädchens und obwohl sie lag, drehte sich ihr geistiges Auge schnell um seine eigene Achse. Übelkeit, Müdigkeit und dieser unvergleichliche Schmerz umkreisten sie und ihre Augenlider wurden schwer, während sie immer kurzatmiger den Schmerz hinwegzukeuchen versuchte. Nur dumpf nahm sie im Hintergrund das EKG-Gerät wahr, dessen anfangs regelmäßige Pieptöne immer langanhaltener und ruhiger wurden. Kurz vor der Ohnmacht spürte Kurai, wie man die Kanüle grob aus ihrem Arm riss und fast zeitgleich die scharfe Nadel der Spritze in ihm versenkte. Dieses Stechen war nichts im Gegensatz zu dem, was Kurai bis eben noch gefühlt hatte und so bemerkte sie nach wenigen Minuten, wie das Brennen langsam verebbte. Der Schweiß lief ihr von den Schläfen und auch Tränen folgten mit. Nur kurze Zeit später verlor Kurai das Bewusstsein. Sie musste nicht lange geschlafen haben, denn ein gleichmäßiges und nicht wirklich angenehmes Zucken ihres Körpers holten sie zurück. Als Kurai die Augen öffnete sah sie so gut wie nichts - bunte Lichter tanzten vor ihren Pupillen das Licht erschien unsagbar grell, während der Schmerz in ihrem Arm nurnoch leicht tobte. Ein unangenehm bitterer Klos steckte kurz hinter ihren Mandeln, während sie bemerkte, dass Stromstöße ihre Muskelbewegungen verursachten. Kleine Magneten waren auf ihre Haut geklebt worden und in diesem Moment entfernte der Arzt sie, blickte Kurai dann prüfend in die Augen. »Pupillen groß, kaum Reaktion... Haut bleich, Angstschweiß«, sagte er und notierte es dabei auf seinem Klemmbrett, welches Kurai ihm am liebsten aus der Hand gerissen und ihm in den Mund gestopft hätte, »Ganz normal, wie bei jedem anderen Menschen. Verdammt nochmal.« Jetzt wütend klingend warf er das Brett geräuschvoll auf den Tisch am Ende des Raumes und schob einen Rolltisch zu der Bare, auf der das Fuchsmädchen lag. Dieses blinzelte verzweifelt gegen das grelle Licht der Operationslampe, um sich auf den nächsten Schlag vorbereiten zu können. Die Hoffnung darauf, fliehen zu können hatte sie längst verloren. Hilflos wartete sie auf den nächsten Schmerz, der prompt folgen sollte. Auf dem Beistelltisch, den der Arzt neben sie gerückt hatte, lag eine Schale gefüllt mit rötlicher Flüssigkeit. Kurai sah stumpf die Farbe und wusste sofort, dass es sich dabei um Desinfektionsmittel handelte. Ganz sicher befand sich innerhalb der Schüssel Operationsbesteck und dies ließ Kurai panisch werden. Nur langsam normalisierte sich ihre Farb- und Lichtwahrnehmung wieder, als ihr Peiniger erneut zu ihr herantrat. »Du weißt ja...«, begann er und sprach damit offensichtlich wieder seinen Assistenten an, »Das man bei ihr von einer außergewöhnlichen Heilfähigkeit spricht. Das wollen wir jetzt und in den nächsten Tagen testen.« In den nächsten Tagen...? Wie lange hatte dieser Wahnsinnige denn vor, sie hier festzuhalten? Ihr fiel wieder ein, dass er gesagt hatte, dank ihm könnte sie Shaku nicht mehr in die Hände fallen. Dies bedeutete wohl, dass er sie für immer hier einsperren und seine kranken Experimente an ihr ausführen wollte. Mit bittendem Blick fixierte sie ihn und hoffte, dadurch etwas zu erreichen. Doch blind war er dafür und griff ein Skalpell aus Schale auf dem Rolltisch. Kurai ließ den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen, ballte die Fäuste und versuchte sich vorzubereiten. Sie hatte nicht wirklich gedacht, dass er sie schneiden würde - im Unterbewusstsein war noch immer das Hoffen darauf gewesen, dass er so verrückt nicht sein konnte - bis er es tat. Scharf durchzog die Klinge ihre Haut und drang ein Stück in ihr Fleisch ein, aber nur gerade so, dass ein schmaler Streifen Blut daraus sickerte. Dabei zerschnitt er das dünne Tuch über ihr einfach mit. Kurai sog zischend die Luft ein, aber der Schmerz war nicht so schlimm, dass sie hätte schreien müssen. »Normale Pulswirkung...«, murmelte der Mann jetzt spürbar wütend, »Aber was ist denn nun anders an ihr?!« Ein weiteres Mal grub er die Klinge in ihre Haut und diesesmal spürbar grober, sodass Kurai ein leiser Schmerzenslaut entfuhr. Panisch blickte sie an sich hinunter und erblickte kurz über ihrem Siegel die beiden Wunden, sie bluteten beide, aber die Zweite war um Einiges tiefer und brannte wie Feuer. Wieder ließ der Arzt das Skalpell sinken und schnitt damit grob in ihre dünne Bauchhaut. Automatisch versuchte ihr Körper sich nach hinten zurückzuziehen, doch noch immer drückte der Tisch auf dem sie lag kalt und erbarmungslos gegen ihr nacktes Kreuz. Sie warf den Kopf zur Seite und kniff die Augen zusammen, wollte reflexartig mit den Beinen austreten und wurde nur von den Lederriemen zurückgehalten. Der Mann über ihr zeigte keinerlei Reaktion, als wisse er gar nicht, dass er einen lebenden Menschen bearbeitete. In seinen Augen flackerte ein Glanz auf, bei dem Kurai lieber sterben wollte, als von ihm festgehalten und als Spielzeug benutzt zu werden. Kapitel 28: In letzter Minute ----------------------------- Kurai vermochte nicht zu sagen, wie oft er sie noch schnitt. Irgendwann zerstörte er die Haut über ihrem Siegel und pulte dann mit der Messerspitze im entstandenen Kratzer herum, so als könne er die schwarze Farbe berühren oder gar herauskratzen. In einer Mischung aus Wut und Verzweiflung ertrug Kurai den Schmerz, den er ihr zufügte und rüttelte öfters noch wehrlos gegen die Fesseln, aber ihre Kraft sank dahin und immer kläglicher wurden die Versuche sich selbst zu befreien. Der Arzt verlor immer mehr seine Kontrolle. Anfangs hatte man zugegebenermaßen gemerkt, dass er etwas von seinem Handwerk verstand, aber inzwischen wurden die Schnitte tiefer, die Wunden größer und seine Handlungen schmerzhafter und unvorsichtiger. Er lachte dabei ab und an dieses grausige Lachen, welches Kurai schon ganz zu Beginn in Unsicherheit gewogen hatte, aber irgendwann warf er das Skalpell zu Boden, blickte kurz auf Kurais von blutenden Rillen übersähten Bauch, als begutachte er ein Kunstwerk und klaubte dann etwas vom Tisch hinten an der Wand. Bereits jetzt verband Kurai furchtbare Ängste mit diesem Ort dort hinten, denn da lagerten offensichtlich die schlimmsten Werkzeuge ihrer Qualen. Jetzt zitternd und vollkommen fertig blickte sie kurz an sich selbst hinunter, erspähte die Wunden und das Blut und sank schlaff wieder mit dem Hinterkopf auf die Bare. Es war so kalt hier drin, dass sie das Gefühl hatte ihren Atem sehen zu können - glaubte sie zumindest. Er kehrte abermals zu ihr zurück und seine Hand bewegte sich so schnell, dass Kurai nurnoch deren Auswirkung fühlte. Sie keuchte und auch ein leiser Schrei durchdrang die Totenstille des Raumes, als sie die auf einen kleinen Fleck konzentrierte Hitze spürte. Ihre Haut verbrühte und sogleich bildete sich eine dicke Wasserblase an jener Stelle, die das Fuchsmädchen deutlich fühlen konnte. Der Schmerz verebbte langsam und pulsierend und Kurais vorher aufgerichteter Kopf sackte wieder zurück. Er zog auch ihren Rücken in Mitleidenschaft, da Kurais aufgerissene Bauchhaut kaum noch Platz für weitere Experimente bot, doch beließ er es bei einigen wenigen Verletzungen und drehte sie wieder, suchte neue Stellen an ihrem Bauch. Schwach blickte sie zu ihm auf und versuchte dem Mann mit ihrem glasigen Blick klarzumachen, dass sie nichtmehr konnte. Doch blind war der Mann für ihr Leid und ihre Bitte. Erneut berührte die Hitze ihre Haut und Kurai ließ ein leises Wimmern verlauten. Sie schloss die Augen und wollte gerade den Kopf bewegen, als es plötzlich ohrenbetäubend knallte und sie zusammenfuhr. Es war ein hölzernes Poltern und deutlich spürte Kurai eine Bewegung im Raum und ein weiteres, dumpfes Geräusch, woraufhin sie sich so gut es möglich war aufrichtete. Kurz desorientiert huschten die blauen Pupillen wachsam über die klinisch weißen Wände und Kurais Herz krampfte sich vielfach zusammen, als sie ein Stück von ihrem Tisch entfernt ihren Meister sah. Er hatte den Arzt attackiert, welcher das Kunai, das in Kakashis Hand lag, geschickt abgewendet hatte und vonsich drückte. Sie verharrten einen Moment mit leichtem Muskelzittern vor Anstrengung voreinander und Kurai wurde abgelenkt, als irgendetwas hinter ihr auf die Bare sprang, auf der sie lag. »Geht's dir gut?«, fragte eine tiefe Stimme und als das Fuchsmädchen den Kopf etwas wandte, glaubte es den Augen kaum, denn dort saß ein Hund. Ein Mops, um genau zu sein und er trug ein Konoha-Stirnband und eine blaue Weste. Er schaute selbstsicher, aber auf eine groteske Art und Weise ebenso müde wie Kakashi. Kurai runzelte die Stirn und wusste nicht, ob sie in Panik verfallen oder laut loslachen sollte. Ein sprechender Hund? Wann hatte dieser Typ ihr die letzte Droge eingeflößt? »Keine Angst«, meinte das Tier, als hätte es Kurais Gedankengang gelesen, »Ich gehöre zu deinem Meister.« »Aha«, war das Einzige, was Kurai herausbrachte und nur unwirklich bekam sie mit, dass der Mops sich mit den Zähnen an ihren Lederriemen zu schaffen machte. Ihr Blick suchte wieder Kakashi-Sensei, der tatsächlich dort stand und seinem Gegner einen groben Stoß verpasste. Sie beide rutschten etwa einen Meter auseinander und stierten sich in die Augen wie zwei Fressfeinde in der Wildnis. Kakashi hatte die Stärke des Gegners erkannt und sein Sharingan entblößt. Der Arzt war in der Lage gewesen, aus weiter Entfernung gezielt ein Gen-Jutsu auf Kurai anzuwenden und die engen Verhältnisse jenes Raumes, in dem sie sich befanden, machten pompöse Techniken gefährlich. Der Meister musste sich also auf Tai-Jutsu beschränken. Dennoch erlaubte er sich eine kurze Blöße und sah schlicht mit den Pupillen einen Moment zu Kurai. Genau bemerkte sie, wie sein Blick über den Teil ihres entblößten Bauches - durch die Schnitte war die hellgrüne Decke an dieser Stelle fast ganz zerfetzt und blutgefärbt - glitt und etwas Glasiges, Erbostes annahm. Sein Sharingan, welches Kurai von ihrer Seite aus sehen konnte, kniff sich für eine kurze Sekunde etwas mehr zusammen und sie spürte dann auch schon, wie einer ihrer Arme vom Riemen freigegeben wurde. Ihr erster Impuls war, sich das Tuch vom Leib zu reißen, welches langsam an den trocknenden Wunden zu kleben begann, aber rechtzeitig fiel ihr ein, dass sie darunter nackt war. Ernüchtert ließ Kurai die Hand vorsichtig über einige Kratzer sinken, was den Schmerz allerdings nicht verringerte. Sie beobachtete Kakashi - noch immer hin- und hergerissen zwischen Erleichterung, Fassungslosigkeit und Scham. Der silberhaarige Jo-Nin hatte sich nun wieder gänzlich dem Gegner zugewandt. Zu Kurais Erstaunen war der Arzt vollkommen ruhig. Er fixierte Kakashi mit viel Bedacht und seine rechte Hand, die er ein wenig von seinem Körper gestreckt hielt, zuckte kurz. Im gleichen Moment bewegte sich Kakashi vorwärts, es war als würde er rennen, doch bewegte er sich langsam und sein Bild verschwamm. Kurai blinzelte irritiert und zuckte zusammen, als es wieder knallte - Kakashi hatte den Feind im Gesicht getroffen. Er rutschte zurück, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und suchte mit der anderen Hand den hintersten Tisch. Seine Finger hakten sich unter ein Behältnis und stießen es in die Luft, aus dem einige messerscharf polierte Skalpelle fielen. Der Arzt tat eine schlichte Handbewegung und lud die Geräte so mit Chakra. Zischend rasten sie auf Kakashi zu und dieser wich der ersten Salve mit einem Rückwärtssalto aus, kam auf dem Boden auf und rutschte auf verkippten Desinfektionsmittel weg. Knapp konnte der Jo-Nin den Körper hinunterpressen, um von den Skalpellen nicht durchbohrt zu werden, wobei ihn eines am Arm streifte und seine Haut aufriss. Im Fall drehte Kakashi seinen Körper nach oben und fing eines der Operationsmesser mit gesammelter Chakra an der Fußsohle, tat eine Trittbewegung und schleuderte die Waffe zurück zu seinem Besitzer. Dieser wich mit einer geschmeidigen Bewegung aus und attackierte Kurais Lehrer jetzt wieder frontal. Erneut prallten sie gegeneinander, stierten einen Moment stumm in die Augen des anderen, trennten sich per Kraftentladung wieder und fuhren schließlich ein weiteres Mal zusammen, worauf jetzt ein Trommelwirbel von Fäusten und Füßen folgte. Sie bewegten sich so schnell, dass die erschöpfte Kurai kaum ihren Bewegungen folgen konnte. Ab und an vermochte sie Kakashis dunkelblaue Hose klar bei einem Tritt herauszufiltern, aber ansonsten bewegte sich nur buntes Farbgewirr vor ihren Augen. Inzwischen hatte der Hund auf ihrer Bare alle Lederriemen gelöst und saß nun irgendwie selbstsicher und mit noch immer müdem Blick neben ihr. Kurai war zu gefesselt vom Kampfgeschehen, um ihn zu beachten. Der Arzt löste sich jetzt von Kurais Meister und breitete die Arme aus. Aus seinem Kittel stob eine Wehe von Schneidewerkzeugen, von denen Kurai die meisten noch niemals gesehen hatte. Sie surrten auf den Jo-Nin zu und dieser sprang erneut zur Seite weg, landete für einen kurzen Moment auf der Ecke der Bare, auf der auch Kurai lag und sprang dann neben sie. Sofort kam der Arzt mit Fäusten angesprungen - Kakashi schnappte den Infusionsständer hinter sich und wehrte, ihn waagerecht haltend, die Attacke ab. Beim Gegendrücken streckte der Blauhaarige die rechte Hand weg und ein gleißend weißes Chakra sammelte sich in dieser. Mit einer kurzen Handbewegung zerschnitt er den Eisenständer und zwang Kakashi damit erneut hinwegzuspringen. Die Jutsus, die er konnte, waren alle andere als die eines Amateures. Er verstand sowohl vom Arzt- als auch vom Ninjasein etwas, wie Kurai feststellte. Wäre er nicht durchgedreht, hätte er sicher Wunder vollbringen können. Er hatte gegen Kakashi kaum eine Chance. Der Meister war gelenkiger und geschickter als er und hätte den Kampf längst beendet, wären die Raumverhältnisse nicht so eng. Langsam schien der Arzt es zu verstehen, war er doch verrückt genug sich sicher zu sein, dass ein kleiner Trick die Sache umdrehen würde. Rückwärts und somit blind trat er zurück und hielt sein Chakramesser an Kurais Bauch, welche diesen ängstlich und unter Schmerzen einzog. »Vorsicht«, zischte er grell und bedrohlich, »Oder ich schneide ihr den Bauch auf!« Kakashis Augenbraue zuckte und seine Pupillen wanderten einen Moment zu Kurai, ehe er einen Arm hinunterstreckte und es plötzlich zu britzeln begann. Kurai hob anlässlich des hohen Geräusches den Kopf und erspähte ein starkes blaues Chakra, welches sich jetzt brodelnd in Kakashis Hand sammelte. Der Arzt lachte müde auf und näherte sich Kurai mit der Hand, aber dann vernahm diese Windhauch und ihr Peiniger schrie auf. Der kleine braune Hund, der eben noch neben ihr verweilt hatte, war dem Arzt nun ins Gesicht gesprungen und hatte sich in diesem verbissen. Fast erbärmlich kreischend fuchtelte er vor seinem Gesicht herum und versuchte den Mops am Nacken vonsich zu reißen, doch seine Zähne waren scharf und hatten sich tief in sein Fleisch vergraben. Kakashi nutzte diesen Moment und rannte los - er war so schnell bei ihr, dass Kurai nicht einmal die Bewegung mitbekommen hatte - und mit einem Knall durchbohrte Kakashi den Brustkorb des Arztes. Kurz herrschte Stille und nur das leise Britzeln dieser merkwürdigen Technik erfüllte den Raum. Der Hund grinste Kakashi zu, was Kurai deutlich sehen konnte und dann löste er sich in einer Rauchwolke auf. Kakashi verharrte noch einige Sekunden, dann zog er seinen Arm mit einem Ruck aus dem Körper seines Gegners, wobei Kurai seine Knochen knacken hören konnte. Der Blauhaarige spuckte Blut und sackte auf die Knie. Kakashi schüttelte seine Hand mit einer einzigen Bewegung aus und blickte zu ihm hinab. »Warum... hast du nicht geholfen?«, fragte der Arzt leise und schien damit wieder seinen imaginären Assistenten anzusprechen, »So wird... unser großes Werk doch niemals vollendet...« Leer blickte er in Kakashis Augen und dann suchte er Kurai, sah sie an, wandte sich wieder geradeaus. »D-Dieser verdammte Shaku...«, keuchte er leise und ein dünnes, rotes Rinnsal verließ seine Lippen, »Hätte er den Fuchs erforscht... hätte er vielleicht Neue... züchten können... A-Aber kriegen wirst du ihn trotzdem nicht... Dafür wird... er schon sorgen...« Er sprach weiter, aber seine Worte gingen allmählig in unverständliches Gemurmel über und schließlich verließ die Spannung seinen Körper. Er sackte zu Boden und blieb regungslos liegen. Einen Moment herrschte absolute Ruhe im Raum. Es war als huldigten sowohl Kakashi als auch Kurai den toten Feind, so wenig er es auch verdient hatte. Es vergingen einige stille Sekunden, bis Kakashi sich löste und auf die andere Seite von Kurais Bare kam. »Alles in Ordnung?«, fragte er und beugte sich ein wenig über sie. Merklich huschten Kakashis Augen über ihren Körper, musterten ihn auf eventuelle Verletzungen. Dabei blieben sie immer wieder an den Schnitt- und Brandwunden haften. »G-Geht schon...«, murmelte Kurai und richtete sich langsam auf, hielt die dünne Decke aber mit fest. »K-Kannst du... Vielleicht... Mein Oberteil...?«, fragte sie abgehackt und hoffte, dass sie keine weiteren Ausführungen geben musste, »Ich w-weiß nicht, ob es noch hier ist...« »Natürlich...«, entgegnete Kakashi, zog sein Stirnband wieder über das Sharingan und ging mit üblich bedächtigem Schritt den Raum ab. Dieser war jedoch mehr als steril gehalten und der silberhaarige Jo-Nin schüttelte den Kopf. »Fehlt dir noch mehr?« »Nein...«, murmelte das Mädchen, denn ihre Waffentaschen hatte er ihr gelassen. Scheinbar hatte er wirklich nicht verstanden, dass sie ein Mensch war wie jeder andere und sich auch wehren konnte. Vielleicht war er auch nur selbstsicher genug gewesen, dieses Risiko in Kauf zu nehmen, um Zeit zu sparen. Wer wusste das schon. Kakashi kam zu ihr zurück und schüttelte dann den Kopf. »Hier ist nichts«, meinte er und noch während er dies äußerte zog er seine grüne Ninjaweste aus und reichte sie ihr. Beschämt ergriff Kurai das Kleidungsstück und zog es über, nachdem der Meister ihr den Rücken zugedreht hatte. Sie versuchte aufzustehen und zischte dabei vor Schmerz, da der schwere Stoff der Weste auf ihren Wunden lastete. Ihr Kreislauf war schwach, da sie wahrscheinlich stundenlang nur gelegen hatte und kurz drehte sich alles, als Kurai sich aufsetzte. »Geht es?«, fragte Kakashi dumpf und Kurai nickte. Ihre Venen brannten noch immer wie Feuer, die Wunden ebenso als Kurai aufstand. Zwischen ihren Schulterblättern verklebte Blut den Stoff, aber die restlichen Verletzungen waren bereits geronnen. Schwach zitterten ihre Oberschenkel, als sie sich flüchtig im Raum nach etwas umsah, was sie vergessen haben konnte. Es gab nichts und so blickte sie Kakashi mit einer Mischung aus Dank und Scham an. »Komm«, meinte er und streckte einen Arm hinter ihr aus, berührte sie damit nicht, bedeutete ihr nur zu gehen, »Schnell zurück nach Konoha.« Gemeinsam verließen die beiden Ninja das Versteck, in dem Kurai gefangen gehalten worden war. Wo genau sie sich befanden vermochte Kurai nicht zu sagen, aber gut eingelassen in die Erde fiel einem das flache, schmale Gebäude kaum auf. »Wo sind wir...?« »Wenn wir in normalem Tempo zurückgehen, sollten wir heute Nacht in Konoha ankommen«, schätzte Kakashi und dann musterte er sie einen Moment, »Aber ich denke, wir werden diese Nacht besser rasten.« »Ich bin fit...«, meinte Kurai und lächelte matt, »Geht schon.« Er sagte nichts dazu und Kurai wusste, dass er ihr nicht glaubte. Ruhe kehrte ein und schweigend liefen sie nebeneinander her. Gern hätte Kurai sich bei ihm bedankt, doch sie fand keine Worte für das, was sie ihm gegenüber fühlte. Ungewiss darüber, was dies überhaupt war und das es nicht bloß Dankbarkeit sein konnte schwieg Kurai und blickte betreten zu Boden. »...Was hat er... mit dir gemacht?« Kurai wurde hellhörig und blickte ihn an. Er wirkte ruhig und beherrscht wie immer, aber die kleine Falte, die sich unter seinem Auge gebildet hatte und sonst nicht dort war, verriet seinen eben noch empfundenen Ärger. Kurai bemerkte in diesem Moment, wie gut sie ihren Sensei eigentlich schon kannte. Ob es andersrum ebenso war? Deutlich hatte sie seine Wut im Kampf gespürt und auch die Art, wie er sie angesehen hatte. Er war erbost darüber, dass man ihr wehgetan hatte. Eigentlich hätte dies Kurai nicht verwundern dürfen, aber dennoch sprang ihr Herz auf und schlug daraufhin schneller. »Er...«, begann sie und ein Klos schnürte ihr den Hals zu, »...Er hat mir... Infusionen gelegt. Und er hat meine Hirnströme gemessen und so... Eigentlich alles halb so schlimm.« Bewusst unterdrückte es Kurai, von diesem grünen Teufelszeug, den Stromschlägen oder den anderen Dingen zu sprechen. Zu sehr hatte das Mädchen das beschämende Gefühl, dass Kakashi sich ständig für sie aufopferte. Außerdem schien er sich irgendwie Vorwürfe zu machen, dass er ihre Entführung nicht verhindert hatte und dies tat Kurai in der Seele weh. Sie wollte ihn nicht noch mehr belasten. »Deswegen hast du auch blutende Wunden«, meinte der Oberninja mit sarkastischem Unterton und fügte dann wieder normal hinzu: »Wenn du nicht darüber reden willst, sag es ruhig...« Ein schmerzhafter Stich durchbohrte Kurai wie das Katana eines Gegners. Verdammt, jetzt hatte sie ihn auch noch gekränkt! Das war das Letzte, was sie beabsichtigt hatte. »N-Nein...«, sagte sie zögernd, »Tut mir leid... Ich wollte... Ach...« Diese Situation war ihr gänzlich neu und nicht minder unangenehm, weswegen sie einen kurzen Moment darüber grübelte, wie sie sich jetzt herauswinden konnte. Er hingegen sagte nichts und dies erleichterte die Sache nicht gerade. »...Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst«, fügte Kurai nach einiger Zeit dann doch an und empfing von Kakashi ein flüchtiges Lächeln, welches ihr merklich die Last von den Schultern hob. »Scheinbar... war er ein wenig durchgeknallt«, erzählte sie jetzt, »...Er hat die ganze Zeit mit einem unsichtbaren Assistenten gesprochen. Und er hat mir Infusionen gegeben... Am Anfang nur Wasser und danach so ein grünes Zeug. Es hat grauenhaft gebrannt.« Sie kratzte sich am Kopf und erinnerte sich an das lange Piepsen des EKGs zurück. »Ich glaube, es war Gift oder sowas.« Kakashi-Sensei schüttelte mit einem leichten Ruck den Kopf und spähte mit einer Spur Verachtung im Blick geradeaus. Kurais Mundwinkel zogen sich fast automatisch nach oben, was sie nicht verstand und deshalb unterdrückte. Was war das nur für ein komisches Gefühl? Neuerdings hatte sie in seiner Anwesenheit ständig das Verlangen danach zu grinsen oder zumindest zu lächeln. Irgendwie hatte sie sich ganz schön verändert... Sie sprachen weiterhin nicht viel. Kurai schämte sich unheimlich, da sie seine Weste trug und mal wieder bis zum Hals in seiner Schuld stand. Gern hätte Kurai sich unterhalten, aber die Ruhe zwischen ihnen war trotzdem nicht unangenehm. Das sie heute Nacht rasten würden war klar, sie mussten nur einen guten Unterschlupf finden. Verfolgen würde sie heute wohl niemand mehr. Es vergingen einige Stunden und Kakashi hatte sein Schritttempo merklich verlangsamt. Kurai tat es ihm gleich, doch den Grund seines Handelns verstand sie nicht. Wollte er damit sichergehen, dass die Sonne untergegangen war, bevor sie den Wald, den sie gerade passierten, verließen? Suchte er womöglich bereits ein Versteck? Oder war er müde? Als die Sonne sich bereits dem Horizont zuneigte und ein angenehmes, orangefarbenes Licht auf die Umgebung warf, entdeckten die beiden Shinobi eine kleine Lichtung. Von einer Seite war es durch dichtes Gestrüpp geschützt, an dessen Seite sie sich niederließen. Der Boden war trotz dieses warmen Tages relativ kühl, scheinbar lag dieses Fleckchen Erde zumeist im Schatten. Aber Kurai störte dieser Umstand nicht, denn in der Wildnis konnte man kein Luxushotel erwarten. Sie war auch kein Mädchen, was dies benötigte. Aufgrund hier lebender Tiere verzichteten sie auf ein Lagerfeuer und Kurai starrte schweigend in die Ferne. Innerhalb kurzer Zeit versank der blutrote Ball am Himmel und rückte der dunkelblauen Nacht. Der Vollmond ging auf und warf eine silberfarbene, milchige Decke über das Land. »Irgendwie erinnert mich das an den Auftrag, wo wir eingeschneit wurden«, meinte Kurai jetzt. »Ja...«, erwiderte Kakashi und dieses Wort kam ihr irgendwie ein wenig gepresst vor, »Wir haben scheinbar so ein Talent dafür.« Er sprach irgendwie so leise... Vielleicht wollte er keine Tiere aufschrecken? Kurai runzelte die Stirn. Wahrscheinlich war er wirklich sehr müde. Immerhin hatte er gekämpft. Dieses blaue Jutsu musste eine Menge Kraft verbrauchen... Sie blickte ihn an und sah tatsächlich, dass sein sichtbares Auge halb geschlossen war. Außerdem stand ein wenig Schweiß auf seiner Stirn. Warm fand Kurai es hier ganz und gar nicht, wobei er ja sogar noch seiner Ninjaweste entledigt war. Spontan tat er ihr leid und sie beschloss ihn schlafen zu lassen. Der Mond schien kalt auf Kurai herab. Diese lehnte sich nach hinten, sorgfältig darauf bedacht, Kakashi nicht anzustoßen und beobachtete den Sternenhimmel. Sie fror ein wenig, da die Weste des Senseis nur knapp ihre Arme bedecken konnte, aber sie war überglücklich, aus den Fängen dieses Bekloppten entkommen zu sein. Kurai wollte sich nicht vorstellen, wo sie sich jetzt befände oder was inzwischen wohl schon mit ihr angestellt worden wäre, hätte man sie nicht befreit. Trotzdem verschwendete sie einige wehmütige Gedanken an den Arzt. Gern hätte sie gewusst, in welchem Zusammenhang er mit Shaku stand, worüber sie sich damals genau gestritten hatten und was dieser Mann auf ihrer Seite hätte vollbringen können. Ein Genie war er gewesen, das konnte niemand leugnen. Aber neue Dämonen wie Kyuubi zu züchten, was offensichtlich sein Vorhaben gewesen war... Nein, das durfte nicht geschehen. Ohne es zu merken war Kurai dabei wegzudösen. Zwei Mal erschrak sie unheimlich vor einem Eichhorn oder etwas Vergleichbarem, aber dann sackte ihr Geist ab und driftete in eine anfangs traumlose Tiefschlafphase. Dunkelheit umfing das Fuchsmädchen und mit einem Schlag empfand es auch Wärme. Ein fester Boden bildete sich unter Kurais Füßen und einzelne Gräser kitzelten ihre Haut, während sie ruhelos dem Weg vor ihr folgte. Wohin sie ging vermochte sie nicht zu wissen. Bei einem weiteren Schritt jedoch zerbrach plötzlich die Erde unter Kurai und sie stürzte in eine schwarze Schlucht. Gelähmt sah ihr Selbst, wie das übergroße Gesicht des Arztes plötzlich in dieser Schwärze erschien und lachend den Schlund öffnete, um sie zu verschlingen. Kurai hielt sich reflexweise die Ohren zu und schrie, was sich mit Kyuubis Stimme verkreuzte. Es zischte ihr giftig irgendetwas zu, was im Nachhinein nach 'Wach auf!' klang und als hätte man sie geohrfeigt schlug Kurai schweißgebadet die Augen auf. Dabei rutschte ihr Ellenbogen ab, der sie wohl beim Hinuntersacken im Schlaf gehalten hatte und prallte mit Wucht gegen Kakashi, der durch den Stoß beinahe umgekippt wäre. Schnell richtete das Fuchsmädchen sich auf. »T-Tut mir leid«, entschuldigte sie sich, da sie eine Bewegung seinerseits vernommen hatte - wer würde von so einer Berührung auch nicht wach werden? »Ich bin wohl... eingeschlafen.« »Hmh...« Kurai rieb sich gerade die Augen und hielt nun inne. »Hast du was gesagt?« Stille. »Meister?«, fragte Kurai jetzt. Kakashis Schweigsamkeit war normal, doch für gewöhnlich antwortete er, wenn man ihn ansprach. Das Mädchen bekam erneut keine Erwiderung und beugte sich nun ein wenig zum Sensei. »M-Meister...?«, flüsterte sie wieder und in dem Moment, in dem Kurai sein zusammengekniffenes Auge und den Schweiß auf seiner Stirn sah verstand sie, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. »K-Kakashi-Sensei...« Kapitel 29: Schlaflose Nächte ----------------------------- Intensiv blickte sie ihn an, besah in kurzen Augenbewegungen seinen Körper. Es waren keine Auffälligkeiten erkennbar, aber nach näherem Hinsehen erkannte Kurai den Schnitt am Oberarm, den der Arzt ihm beigebracht hatte. Er war schmal und bereits geronnen, doch der Schorf hatte sich gelblich verfärbt. Zusätzlich erkannte Kurai im Mondlicht dunkle Flecken von der Wunde ausgehend, sie sich über den kompletten Oberarm zogen. Was war das? Hilflos rüttelte sie ihn an der Schulter, aber nur ein leises Keuchen von Schmerz verließ seine Lippen. Er musste schleunigst nach Hause - was immer ihn auch quälte -, in Konoha-Gakure würde man ihn behandeln. Kurai blickte nach draußen. Eigentlich war Nachts zu reisen die sicherste Methode und so hatte das Fuchsmädchen keine Furcht, doch die Überlegung plagte sie, wie sie Kakashi nach Hause kriegen sollte. Auf den Rücken konnte sie den Mann unmöglich nehmen, dafür war er zu schwer. Der Glanz ihrer Augen wirkte stumpf im Licht des Vollmondes. Kurz blickte sie sich um und suchte den richtigen Weg - verließ sich dabei auf die Richtung, in die der Meister mit ihr gewollt hatte - und dann legte sie Kakashis gesunden Arm um ihren Nacken und hievte den Mann ins Stehen. Schlaff hing sein Körper herab und Kurais Knie knickten augenblicklich unter seiner Last ein, aber der silberhaarige Jo-Nin schien nicht vollkommen ohnmächtig zu sein, denn sonst wäre er ihr wie ein Sack aus dem Griff gerutscht. Er hielt sich verkrampft auf den Beinen und sein sichtbares Augenlid zuckte nun. »Meister...«, sprach Kurai ihm zu, »Wir müssen nach Konoha. Versuch' zu gehen... Ich kann dich nicht allein tragen.« Aus seiner Kehle drang ein heiserer Laut, den Kurai zu ihrem Ärgernis nicht verstand. Sein Gewicht wurde leichter, er schob einen Fuß vor den anderen und Kurai schleppte ihn des Weges weiter. Innerhalb weniger Zeit sammelte sich Schweiß auf ihrer Stirn und unter ihren Armen. Zwar half Hatake ihr, so wog er dennoch mehr, als Kurai jemals gedacht hätte. Sein Rücken war viel breiter als der Ihre und er war fast zwanzig Zentimeter größer als sie, aber trotzdem hatte er immer eher dünn gewirkt. So konnte man sich eben täuschen. Kurai war nicht in unmittelbarer Gefahr und brauchte deshalb auf keinerlei Hilfe von Kyuubi hoffen. Ein kleiner Teil in ihrem Innern freute sich allerdings über diesen Fakt: Kakashi hatte ihr schon wieder das Leben gerettet und jetzt wollte sie ihm endlich mal mit eigener Kraft helfen. Obwohl sie kurze Minuten später ernüchtert feststellte, dass es ja auch nur ihre Schuld war, dass es dem Meister jetzt schlecht ging. Was er wohl haben mochte? Im Glauben, das Skalpell wäre in einem Betäubungsmittel getränkt gewesen sorgte sie sich nicht übertrieben. Nach fast einer Stunde begann Kurais Rücken brennend zu schmerzen und es stach in ihrem Brustkorb. Der Körper des Mädchens war solcherlei Belastung nicht gewöhnt und Kakashi wurde zunehmend schwerer, weshalb sie bald eine Pause machte. Inzwischen war sie fast so geschwitzt wie im Todeswald und die Wunden, die dieser Verrückte ihr beigebracht hatte pulsierten im Rhythmus ihres Herzschlages. Ein nasser Fleck zwischen ihren Schulterblättern erweckte den Anschein, dass einer der Kratzer wieder aufgerissen war. Aber dieses Problem war nicht halb so groß wie das, was Kakashi hatte. Es erschwerte Kurai seinen Transport allerdings zunehmend. Für den Moment hatte Kurai ihren Sensei am Boden abgelegt. Sie sah ihn an und zögerte. Ob er Fieber hatte? Das Fuchsmädchen hob die Hand und streckte sie in seine Richtung, verharrte dann aber erneut. Schließlich schob sie so vorsichtig wie irgendwie möglich die Hand unter das Konoha-Band und fühlte seine Stirn. Sie war glühend heiß und obendrein schweißnass. Wenige Sekunden verharrte ihre Handfläche auf seiner Stirn und selbst da bemerkte sie, dass er Schüttelfrost haben musste. Gleichzeitig fiel ihr aber eine seiner silbernen Haarsträhnen auf den Handrücken und fast panisch zog sie den Arm wieder zurück. Schleunigst verdrängte das Mädchen die Erinnerung an diese weiche Berührung und wandte sich dem Fieber zu. »Verdammt...«, murmelte sie und erschrak, als Kakashi sich plötzlich bewegte. »Geht es dir besser?«, fragte Kurai hoffnungsvoll, doch im nächsten Moment tadelte sie sich für diesen dummen Kommentar. Der Schweiß perlte ihm von der Stirn, unter seinen Augen hatte sich die Haut gerötet und sein Haar hing schlaff herab - die Haut um seine Wunde herum sah furchtbar aus und er fror. Natürlich ging es ihm nicht besser... Er blickte sie an und sagte nichts, so als wäre er verwirrt. Kurai indes rang mit der Angst, er habe ihre Geste von eben bemerkt und stand auf, stützte Kakashi erneut, drückte ihn ins Stehen. »Was ist los mit dir?« »Ich...«, begann er leise - seine Stimme klang tiefer und rauer als sonst und dies jagte Kurai eine Gänsehaut über den Rücken, »...Ich muss mir... irgendwas geholt haben...« »Dann komm«, meinte Kurai daraufhin und lief mit ihm los. Was geholt? Eine Krankheit? Aber welche denn nur und wie lange hatten sie Zeit, bis es ihm wirklich schlechtgehen würde? Sicherlich nicht viel. Kakashi blieb fast die Hälfte des Weges bei Bewusstsein. Er sprach nicht und sein Auge war zumeist geschlossen, was Kurai am Anfang besorgte und danach mit unglaublichem Stolz erfüllte. Er zeigte tötliche Blöße und dies bedeutete, dass er Kurai sehr vertrauen musste. Diese Erkenntnis spornte sie an und gab ihr Kraft, aber der Schmerz in ihren eigenen Wunden und die Müdigkeit und Erschöpfung in ihrem Körper setzten ihr zu. Die Nacht wandte sich bereits zum Morgen, als Kurai ohne Vorwarnung einknickte und schmerzhaft auf die Knie prallte. Der Meister schien mit jedem Schritt drei Kilo zuzunehmen und von Kurais Gesicht tropfte das Wasser zu Boden. Sie war vollkommen am Ende, trimmte sich aber zum Durchhalten. Keine ihrer Hände hatte sie frei - eine war um Kakashis Seite gelegt und die Andere hielt sein Handgelenk um ihren Hals - und in dieser Pose waren sie ständig in Gefahr. Einen eventuellen Angriff würde Kurai so nicht abwehren können und das wusste sie. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie die Tore von Konoha-Gakure erblickte. Die Erleichterung schlug mit einem Hieb das Knäul entzwei, welches sich schon länger um ihre Eingeweide geschlungen hatte und jetzt begannen die Beine des Mädchens zu zittern. Im Geiste schloss sie unbewusst mit der Reise ab und dies raubte ihr die Kraft, die sie die ganze Zeit über so mühsam aufrecht erhalten hatte. Ein letztes Mal nahm Kurai alles zusammen, was ihre Muskeln und ihr Wille hergaben und schleppte ihren Meister zum Krankenhaus von Konoha. Dort riss man ihr den Mann sofort aus der Hand und vertröstete sie im Warteraum, ehe man das Mädchen selbst behandelte. Man verband ihre Arme und ihre Taille, rieb verbrannte und aufgekratzte Stellen mit Salbe ein und nähte sie schließlich zwischen den Schulterblättern. Kurai war nicht aufgefallen, dass die Wunde hinten dermaßen tief war - vielleicht erklärte dies auch ihre Schwäche, welche das Fuchsmädchen allerdings erfolgreich verbarg. Tief in Sorge und Gedanken spürte sie noch nicht einmal die Stiche der Nadel und das Brennen der Desinfektion - stumm verharrte sie und hoffte. Man wollte sie nach Hause schicken, doch Kurai ließ sich nicht abwimmeln und wartete weiter. Es musste eine halbe Stunde gewesen sein, vielleicht mehr, vielleicht weniger - sie nahm es nicht wahr. Erst als eine weiß gekleidete, blonde Krankenschwester zu ihr kam und sie sprechen wollte erwachte Kurai aus ihrer Trance. »Wie geht es ihm?«, fragte sie hoffnungsvoll und blickte der Frau in die dunklen Augen. »Er hat eine Sepsis mittlerer Stärke erlitten«, kam als Antwort, »Das ist nicht gut.« »W-Was?«, unsicher blickte Kurai die Schwester an, »Was ist Sepsis?« »Dein Meister hat eine Blutvergiftung«, stellte sie klar, »Er hat dadurch hohes Fieber bekommen. Seine Blutplättchen haben sich verringert und inzwischen leidet er auch unter Atemproblemen.« »Und... Aber...«, begann Kurai, denn das ernste Gesicht ihres Gegenübers machte ihr Sorgen, »E-Er... Er wird doch wieder... gesund...?« Sie seufzte und Kurais Herz sprang schmerzhaft auf. »Er könnte daran sterben«, sagte sie dann, »...Das Risiko liegt etwa zwischen dreißig und fünfzig Prozent.« Dieser Satz schlug Kurai auf den Magen und versetzte sie zeitgleich in eine Art Starre, aus der sie sich so bald nichtmehr lösen sollte. Stumm stierte sie die Frau vor sich an, sagte keinen Ton und wartete bangend darauf, dass dies ein Scherz war und das man diesen bald auflösen würde. Aber es war kein Scherz. Kakashi lag auf der Intensivstation, bekam Sauerstoff und Blut und schwebte tatsächlich in Lebensgefahr. Man untersagte ihr den Besuch in den nächsten zwei Tagen und gab ihr daraufhin ein Beruhigungsmittel, welches schnell anschlagen und sie schlafen lassen sollte. Kurai ließ es gedankenversunken in der Tasche verschwinden und der Weg nach Hause war wie in Sekunden getan - die kalte Luft schlug dem Mädchen entgegen, es nieselte inzwischen leicht und die blass aufgehende Sonne war von hellgrauen Wolken verdeckt. Unwirklich nahm sie den Boden unter ihren Füßen wahr, warf zu Hause die Tablette in den Mülleimer und legte sich ins Bett. Ihr Rücken brannte pulsierend, ihre Augen waren trocken und gerötet. Trotz ihrer Sorge schlief sie wenige Minuten später ein und erwachte erst nach fast fünfzehn Stunden wieder. Es war der Tag, der sie schmerzte. Sekunden vergingen wie Stunden, als hätte die Zeit angehalten. Kurai wusste, dass sie zum Hokage gehen sollte um Bescheid zu geben, dass sie zurück waren - das Wort wohlbehalten unterdrückte sie mit verbittertem Prusten in ihrem Gedankengang. Zwar hatte die Krankenschwester gesagt, dass Kakashi Ruhe brauchte und keinen Besuch empfangen dürfe, aber Kurai hatte diesen Satz ernsthaft vergessen. Wahrscheinlich war es ihr auch nur so vollkommen egal. Das Hospital war riesig und die weißen Wände bedrängten einen nahezu. Zum ersten Mal fühlte Kurai eine Art Beklemmung hier, was ihre Laune auch nicht verbesserte. Die Krankenschwester hatte inzwischen gewechselt und blickte Kurai ein wenig misstrauisch an, als sie sagte, sie wolle ihren Meister besuchen. »Er braucht Ruhe«, sagte sie, »Bei Bewusstsein ist er sowieso nicht.« »Bitte... Nur kurz.« »Nein... Das sind die Vorschriften. Tut mir leid«, die braunhaarige Frau nickte Kurai zu, »Übermorgen kannst du die Besuchszeit wahrnehmen. Aber die beläuft sich nur auf eine Stunde.« »Geht es... ihm denn schon besser?« »Nein... Es gab keine Besserung. Er ist leider noch immer in akuter Gefahr.« Niedergeschlagen schlurfte Kurai zum Sitz des Hokage. Sie hatte das Gefühl innerhalb eines Tages ein ganzes Gebäude in ihrem Innern eingerissen zu haben. Schmerzhaft pressten Schuldgefühle auf ihren Magen und Übelkeit machte sich in ihr breit. Tränen hatte sie bisher nicht deswegen vergossen und obwohl ihr so sehr nach Heulen zumute war verließ kein Tropfen Wasser ihre Augen. Der Hokage war überglücklich, dass Kurai nichts weiter geschehen war und er lobte das Mädchen dafür, Kakashi-Sensei zurück nach Konoha gebracht zu haben. Aber sein Lob verstärkten ihr schlechtes Gewissen nur - sie wurde für etwas gelobt, was sie nicht verdient hatte. Und deshalb musste der Meister nun leiden... Sie versuchte sich den Tag mit Lesen zu vertreiben, aber das Buch erinnerte sie nur an Kakashis "FlirtParadies", welches sie vielleicht nie wieder in seiner Hand sehen würde. Als der Abend anbrach realisierte Kurai, was eigentlich mit "Lebensgefahr" gemeint war. Bisher war sie traurig darüber gewesen, dass Kakashi wegen ihr krank war - aber langsam fraß sich der Gedanke und die Angst in ihr Herz, er würde tatsächlich sterben. Das Risiko war relativ hoch und dies plagte Kurai so sehr, dass sie fast fluchtartig das Haus verließ. Ihr Geist zog sie zur Gedenkwiese, wies dies aber wieder ab; Erinnerungen mit dem Meister hingen daran. Wo sollte sie sonst hingehen? Unter Menschen wollte das Mädchen nicht, ebenso wenig nach Hause, weil das Alleinsein sie nachdenken ließ und das ihr Verderben war. Bilder durchzogen ihr inneres Auge, welche sie am liebsten verdrängt hätte. Die Beerdigung des Senseis - sie alle in Schwarz am Grabe stehend. In ihrer Vorstellung zog sich ein schwarzes Band um die obere Ecke des Fotos, welches die vier einst zusammen gemacht hatten. Ruckartig schüttelte sie den Kopf, wandte sich um und rannte in Richtung Shabons Haus. Nur schwerlich hob sie die Faust und klopfte an die Holztür. Es dauerte einige Sekunden, bis Shabons Mutter öffnete. In diesem Moment wünschte sich das Fuchsmädchen nichts sehnlicher als eine Familie. Sie wusste nicht woher dieser Gedanke auf einmal kam - sie hatte ihn schon seit Jahren nichtmehr gehabt - und blickte die Frau ein wenig leer an, welche - wie ihr jetzt auffiel - die gleiche Haarfarbe hatte wie ihre Tochter. »Oh, Kurai!«, meinte diese allerdings sichtlich froh, »Schön, dass es dir gut geht! Shabon hat sich furchtbar um dich gesorgt... Komm doch rein.« Shabon saß am Schreibtisch, hielt einen Pinsel und schien zu malen. Kurai fühlte sich für einen kurzen Moment fehl am Platz, bis die Jüngste sie bemerkte, aufstand und sie sofort umarmte. »Gottseidank geht es dir gut«, meinte sie hörbar erleichtert, »Hat man dir was getan?« »Nicht viel...«, nuschelte Kurai und wich ihrem Blick aus, »...Nicht der Rede wert...« »Was ist los? Du wirkst so komisch.« Wie ein Wasserfall überkamen sie die Dinge, die ihr schon so lange im Kopf herumspukten. Gern hätte sie Shabon alles bis ins kleinste Detail erzählt, aber gleichzeitig schämte sie sich unheimlich für diese Situation und so lehnte sie schlicht die Stirn an Shabons Schulter und schloss die Augen. »I-Ich... weiß nicht was ich machen soll...« Vollkommen perplex über diese Geste drückte Shabon ihre Freundin behutsam aufs Bett, sodass sie sich setzte, schloss dann die Tür und gesellte sich dazu. »Und jetzt mal ganz von vorne, okay?«, bat das Mädchen, »Damit ich auch alles verstehe.« Kurai begann von vorn. Wirklich von Anfang an - die Betäubung, das Erwachen, die Schmerzen und die Verletzungen dieses Irren, Kakashis atemberaubender Kampf (dabei schlug ihr Herz merklich schneller) und ihren Rückweg. Den Zusammenbruch des Jo-Nin, die erschütternde Diagnose und schließlich ihre Schuldgefühle. Shabon horchte stumm und nickte nur ab und an. Nachdem das Fuchsmädchen geendet hatte, lehnte sich Shabon mit dem Rücken an die Wand. »Das ist echt Mist«, meinte sie leise - auch sie sorgte sich um den Meister, aber das hätte Kurai nur noch schlimmer fertig gemacht und so zeigte sie Optimismus, um sie aufzubauen, »Aber du kennst ihn doch. Der lässt sich von so 'ner Infektion doch nicht unterkriegen.« »Es tut mir so leid«, flüsterte Kurai leise und blickte zu Boden, »Es ist alles meine Schuld... Und wenn er stirbt, dann...-« »Wird er schon nicht«, unterbrach und versicherte Shabon, »Mach dich nicht so fertig...« »Ich kann nicht... Sobald ich einen Moment lang nichts zu tun habe, kommt es wieder. Ich weiß nicht... was ich machen soll...« Einen kurzen Moment blieb Shabon still und schien über etwas nachzudenken. »Am besten du übernachtest hier«, schlug sie dann vor, »Das kann man ja nicht mit ansehen.« »W-Was?«, fragte Kurai unsicher nach, »Hier... schlafen? Aber...-« »Nichts aber! Du bleibst hier und dann kommst du auch nicht auf dumme Gedanken.« »Aber...«, sichtlich neu war diese Erfahrung für das Fuchsmädchen und ängstigte sie, »Meinst du... Ich meine, sind deine Eltern denn...?« »Natürlich!« Unsicher beobachtete Kurai, wie Shabon einen Futon aus dem Schrank nebenan holte und ihn aus dem Boden ausbreitete. Ihr Zimmer war geräumig, weshalb dieses Bett kein Platzproblem darstellte. Shabons Mutter kochte zum Abendbrot Reis mit Putenfleisch und Curry - eigentlich eines von Kurais Lieblingsessen. Doch heute wollte kein Happen ihre Kehle verlassen und egal wie viel sie trank, ihr Mund war stets trocken. Stumm saß sie am Tisch und stocherte in ihrem Essen herum. »Es tut mir leid, was mit Kakashi ist«, sagte Shabons Mutter nach einiger Zeit und Kurai erschrak regelrecht. Ihre Teamkameradin musste ihr das in der Küche gesagt haben, als sie die Teller reingeholt hatte. Kurai ahnte schon, dass man sie jetzt verurteilen würde. Der verdammte Fuchscontainer hatte wieder jemanden schwer verletzt... »Aber du darfst dich nicht so fertig machen. Du kannst nichts dafür.« Jetzt doch verwundert blickte sie in die tiefgrünen Augen von Shabons Mutter. Ihr Vater fügte hinzu: »Er ist Jo-Nin. Das schafft er schon. Mein damaliger Sensei lag vier Monate im Koma, nachdem wir auf einem Auftrag angegriffen worden waren.« »...Wirklich...?«, fragte Kurai nach, ihr Interesse war jetzt geweckt. »Ja«, er nickte, »Und ich war damals der Schwächste. Ich war schmächtig, dürr und klein, hatte kaum Muskeln und Angst vor dem Kämpfen. Mein Meister wollte uns schützen und ist dadurch verletzt worden. Ich hatte lange Schuldgefühle deswegen... Aber das ist das Leben der Shinobi. Daran muss man sich als Ninja gewöhnen. Euch könnte das jederzeit auch passieren, so schlimm es sich auch anhört.« Kurai dachte noch lange über die Worte von Shabons Vater nach. Sie ging früh zu Bett, da sie an nichts Spaß hatte und sich einfach nur wünschte, dass die Zeit schnell vergehen würde. Doch jede Minute verging so quälend wie die vorherige. Sie hatte sich bereits ins Bett gelegt und beobachtete Shabon beim Malen. Das Bild bestand nur aus Skizzen, weshalb Shabon es ihr noch nicht hatte zeigen wollen und so blickte das Fuchsmädchen schlicht auf den Rücken der Teamkameradin und folgte die gleichmäßigen Armbewegungen beim Schwingen des Pinsels. Kurai war müde und auch geistig vollkommen erschöpft. In ihren Gedanken spielten sich einzig und allein Überlegungen über Kakashi ab und mit der Zeit döste die Ältere weg. Shabon hingegen blieb absichtlich so lange auf, bis Kurai wirklich eingeschlafen war und legte sich erst dann ebenfalls schlafen. Es gab nichts schlimmeres, als nachts allein im Bett zu liegen und wach zu sein. Dabei kamen einem die meisten Gedanken. Shabon wusste dies, da ihr in solcherlei Situationen auch meistens die Ideen für neue Melodien oder Bilder kamen. Am nächsten Morgen blinzelte Kurai etwas verwirrt, als die Sonne ihr durch Shabons große Fenster ins Gesicht fiel. Einige desorientierte Sekunden später erinnerte sie sich und streckte die Knochen. Doch nicht lange ließen die finsteren Gedanken auf sich warten. »Willst du den Tag über hier bleiben?«, fragte Shabon Kurai, als sie gemeinsam frühstückten. Shabons Mutter hatte Sashimi und ein Schälchen Reis für jeden gemacht. So schwer hatte Kurai noch nie gefrühstückt, doch es gefiel ihr wirklich. Viel besser als immer nur Brot. »Nein...«, meinte das Fuchsmädchen, »Ich will zur Gedenkwiese und trainieren.« »Hältst du das echt für eine gute Idee?«, etwas skeptisch musterte Shabon ihre Kameradin. »Ja... Ich denke schon.« »Komm jederzeit wieder, wenn du möchtest«, verabschiedete auch Shabons Mutter Kurai freundlich, als diese sich auf den Weg machte. Sie hatte ihr sogar ein kleines Päckchen mit Essen mitgegeben, was Kurai wirklich wahnsinnig freute. Die Gedenkwiese weckte Erinnerungen mit Kakashi, aber Kurai wollte ihre Jutsus trainieren. irgendwann musste sie stark genug sein, um sich selbst schützen zu können und nie wieder jemanden so in Probleme zu stürzen, wie sie es bei ihrem Sensei getan hatte. Es überraschte Kurai nicht wirklich, dass Lorrenor an der Gedenkwiese war. Schweiß perlte von seiner Stirn, er schien also schon etwas länger hier zu sein. »Hey, Lorrenor«, sprach das Fuchsmädchen ihn an und der junge Mann fuhr herum. Kurai fiel erst jetzt zum ersten Mal auf, dass er eigentlich wirklich ansehnlich war. »Hey«, grüßte er zurück. Einige Minuten später saßen sie - wie letztes Mal schon - nebeneinander an den Pfählen, an die man bei nicht bestandener Prüfung nach Kakashi-Manier gefesselt wurde. »Was ist eigentlich passiert?«, fragte der Schwarzhaarige, »Ich habe nur vom Hokage erfahren, dass man dich wohl entführt hat. Und dann, dass du unversehrt zurück bist, es Kakashi aber nicht gut geht.« »Na ja...«, Kurai senkte den Blick, »Es war so ein beknackter Arzt... Scheinbar hat er zu Shaku gehört. Er wollte Kyuubi erforschen und versuchen mit den Informationen neue zu züchten.« »Der hat sie ja nicht mehr alle...« »Der Meister ist uns wohl gefolgt und hat den Kerl getötet. Er ist nicht verletzt worden, aber ich glaube, das Skalpell, was ihn gestriffen hat, war in irgendwas getränkt. Er hat eine Blutvergiftung...« »Ist sie schlimm?« »Die Schwester meinte, er könnte daran sterben.« Fast eine Minute herrschte vollkommene Stille zwischen den Beinen. Nur das gelegentliche Kreischen oder Singen eines Vogels durchbrach sie. »Der kommt schon durch«, gab auch Lorrenor sich optimistisch, obwohl er dies nicht so gut hinbekam wie Shabon. »Ich hoff...-« Ein kurzer Stich zwischen ihren Schulterblättern erinnerte Kurai an die genähte Wunde. »Mist, ich kann ja gar nicht trainieren«, murmelte sie Lorrenor zu, »Ich muss nochmal ins Krankenhaus - Fäden ziehen.« »...Jetzt schon?« Kurai lächelte flüchtig. »Kyuubi.« Sie machte sich also auf den Weg ins Hospital. Dort überkam sie wieder diese Missgunst sich selbst gegenüber, was aber glücklicherweise schnell von dem Arzt, der sie jetzt aufrief und auch neulich genäht hatte, unterbrochen wurde. Dieser stauntedie umgangssprachlichen Bauklötze, als er Kurais komplett verheilte Rückenwunde sah. »Aber das ist doch...«, murmelte er immer wieder und tippte fast neugierig an der verheilten Haut herum, was Kurai überhaupt nicht angenehm fand. Es erinnerte sie an diesen Verrückten und jetzt wunderte sie sich erst darüber, dass sie sich von einem Arzt hatte nähen lassen, obwohl selbiger sie gerade gefoltert hatte. Scheinbar empfand sie langsam tatsächlich Vertrauen für Konoha. Vielleicht war es auch nur der Schock über Kakashis Zustand gewesen. »Bitte...«, begann Kurai, »Es ist verheilt.« Bei dieser Gelegenheit drehte sie sich ein Stück zu ihm, sodass er das Siegel auf ihrem Bauchnabel sah. Daraufhin verstummte der Mann plötzlich und zog eiligst die Fäden aus der ehemaligen Wunden. Es ziepte unangenehm, da sie bereits ein Stück mit der Haut verwachsen waren und Kurai war heilfroh, als sie es überstanden hatte. »Danke...«, murmelte sie dem Mann zu und verließ wieder vollständig angezogen das Behandlungszimmer. Am Thresen wartete sie, bis die Krankenschwester ihre Akten fertig sortiert hatte und bat dann um einen Besuch bei ihrem Meister. »Tut mir leid«, vertröstete man sie schon wieder, »Er ist wirklich in einer kritischen Phase und braucht jede erdenkliche Ruhe.« »Geht es ihm denn wenigstens besser? Nur ein bisschen?« Die Krankenschwester schüttelte zögernd den Kopf und niedergeschlagen schlurfte Kurai wieder zur Gedenkwiese. Kakashi durfte nicht sterben... Egal was passiert. Lorrenor war noch da und so begab sich Kurai zu ihm. Die beiden verbrachten den restlichen Tag mit Training und erst als es so dunkel war, dass sie sich gegenseitig bald nicht mehr erkennen konnten, ließen sie es gut sein. »Du hast mehr Ausdauer bekommen«, komplimentierte Lorrenor sogar. Anscheinend wollte er freundlich zu ihr sein, da er zu ahnen schien, was nun in ihr vorging. Der Hokage hatte ihnen einige freie Tage mit der Begründung geschenkt, dass sie alle sich Sorgen um Kakashi machten und so kaum ein sauberer Dienst möglich war. D-Aufträge hätten Kurai die nächste Zeit gereicht, aber sie war froh darüber, einfach ihren Gedanken nachhängen zu können. Die Wunde zwischen ihren Schulterblättern war am nächsten Tag ganz verschwunden und behinderte sie nun überhaupt nicht mehr. Auch alle anderen Schnitte und Verbrennungen verschwanden nach kurzer Zeit, sodass Kurai quasi wieder wie neu war. Sie fühlte sich schlecht deswegen. Am liebsten hätte sie Kakashi etwas von dieser Heilfähigkeit gegeben, aber dies war natürlich nicht möglich. Das Training mit Lorrenor hatte sich gelohnt. Sie fühlte sich ein wenig schneller und der Sato hatte ihr beigebracht, blitzschnell Shurikens mit Fäden zu versehen und sie so optimal zu steuern. Außerdem konnte man eine Fesselungskunst mit ihnen starten, die beispielsweise im Wald des Todes praktisch gewesen wäre. Kurai schlief wie eine Tote und dafür war sie unendlich dankbar. Am nächsten Tag holte sie Shabon ab und sie trainierten zu dritt am See - auch die Jüngste wurde in die Fadentechnik eingeweiht und beschäftigte sich weiterhin aber eher mit ihren Illusionen, während Kurai ihre Wasserjutsus übte und Lorrenor sein Gokakyuu zu vergrößern versuchte. Am Tag darauf durfte Kurai endlich Kakashi besuchen. »Aber nur eine Stunde«, wies man sie an, »Es geht ihm kaum besser und jede Störung kann gefährlich sein.« Kurai trat leise ein und schloss die Tür hinter sich. Eine Stunde war keine lange Zeit, aber er würde es ja sowieso nicht mitbekommen. Sie setzte sich auf den Hocker neben seinem Krankenbett und betrachtete Kakashi. Er trug ein weißes Hemd - die typische Hospitalkleidung eben - und zum ersten Mal sah das Fuchsmädchen ihn ohne Mundschutz. Ein Atemgerät hing stattdessen über seinen Lippen. Als Kurai dieses Bild sah, brachen die Dämme. Sie lehnte die Stirn an die weiche Bettkante und die Tränen strömten aus ihren Augen. Alles auf einmal wollte heraus und ließ sich nicht länger unterdrücken; die Angst um ihn, die Schuldgefühle und auch die Tatsache, dass sie zum ersten Mal sein ganzes Gesicht sah und sich nichtmal darüber freuen konnte. Sie fühlte sich so dermaßen schuldig, ja gar schäbig, dass Kurai sich in diesem Moment nicht vorstellen konnte je wieder zu lachen. Es dauerte einige Minuten, ehe Kurai sich wieder beruhigt hatte. Dürftig wischte sich das Mädchen mit dem Handrücken über die Augen, um diese zu trocknen und dann blickte es Kakashi an. Sein Haar hing schlaff herab und seine Augenbrauen waren ein wenig hinuntergezogen, so als würde es ihm nicht sonderlich gut gehen. Dies machte Kurai nur noch betrübter. Sie besah sich die lange Narbe über seinem Sharingan und seine ebenen Gesichtszüge. Es gab für ihn wirklich keinen Grund sein Gesicht zu verstecken. »Es... tut mir leid«, flüsterte sie ihm zu, »Bitte werd' wieder gesund.« Kurai blieb so lange an seiner Seite sitzen, bis es Zeit war zu gehen. Langsam stand sie auf, zog eine kleine Falte aus seiner Bettdecke und blickte anschließend noch einmal zu ihm hinunter. Sie wollte nicht gehen und hätte am liebsten auch hier übernachtet. Die merkwürdige Angst, ohne sie könne etwas passieren fraß sich durch ihre Gedanken. Kurz strich sie über seine Schulter, die sich hart und rund unter ihren Fingern abzeichnete und dann verließ mit schnell schlagendem Herzen das Krankenhaus. Zwar war es keine wesentliche Besserung, so war doch Kakashis Anzahl an Blutplättchen wieder ein wenig gestiegen. Er war noch immer abhängig von dem Atemgerät, aber da das Fuchsmädchen ihn hatte besuchen können, musste dies ein gutes Zeichen sein. Sie sorgte sich noch immer unwahrscheinlich und träumte in letzter Zeit auch wieder schlecht, aber das mehr als anstrengende Training mit ihren Teammitgliedern machte Kurai zumindest abends müde genug, um fast gedankenlos einschlafen zu können. Am übernächsten Tag besuchte Kurai Kakashi mit Shabon zusammen. Auch heute durfte es nur eine Stunde sein, doch es tat gut, ihre Freundin dabei zu haben. Kurai saß auf dem Hocker, der am Krankenbett stand und Shabon lehnte an einer Wand. »Der sieht ja echt gut aus...«, konnte Shabon sich nicht verkneifen und kicherte leise, als sie Kakashi ohne Mundschutz sah. »Ja... Nur schade, dass es so eine schlechte Gelegenheit ist, sich darüber zu freuen.« Eine lange Zeit herrschte einfach nur Stille im Raum. Nur der gleichmäßige Rhythmus des EKG und das Atemgerät durchbrachen die Geräuschlosigkeit. »Du, Kurai...«, begann Shabon schließlich und allem Anschein nach legte sie sich ihre Worte sehr genau zurecht. Das war eher ungewöhnlich für die junge Umidame, denn diese platzte normalerweise mit der Meinung heraus wie kein anderer. »Hm?«, machte Kurai als Geste der Nachfrage und blickte Shabon an, nachdem ihr Blick fast die ganze Zeit ausschließlich auf Kakashi gelegen hatte. »Wie soll ich sagen«, fuhr Shabon fort, »Ich will dich was fragen. Und ich will, dass du mir ehrlich antwortest, okay?« »Ich antworte dir immer ehrlich, Shabon«, erwiderte Kurai verständnislos. »Ich meine richtig ehrlich. Ohne dir selber was vor zu machen.« Wortlos musterte Kurai sie. Worauf wollte Shabon denn jetzt hinaus? »Kurai... Was fühlst du für den Meister?« Diese Frage traf Kurai wie ein Schlag ins Gesicht, da sie mit dieser am wenigsten gerechnet hatte. Es war nicht die erste Anspielung in diese Richtung, doch Kurai runzelte nur die Stirn und verstand noch immer nicht, worauf sie hinaus wollte. Oder wie sie darauf kam. »Wie meinst du das?«, fragte das Fuchsmädchen unsicher, »Ich mag ihn wirklich.« »Magst du ihn so wie mich?«, half Shabon nach, »Oder anders?« »So wie dich. Na ja... Aber anders auch.« »Und wie anders?« »...Ich... Ich habe das Gefühl, dass mir in seiner Nähe nichts passiert«, meinte Kurai ehrlich, »Ich weiß nicht... Ich bin einfach gern mit ihm zusammen.« Warum sie jetzt errötete, verstand sie nicht. Shabon jedoch musterte Kurai einen kurzen Augenblick, wandte die Augen dann an die gegenüberliegende Wand und lächelte. »Das dachte ich mir.« Kurai öffnete den Mund, um nachzufragen, was sie meinte, aber zeitgleich wurde die Tür aufgeschoben und eine rothaarige Krankenschwester trat ein. Sie prüfte kurz die beiden Geräte, an denen Kakashi hing und bat die beiden Mädchen dann, jetzt nach Hause zu gehen. Es sah noch immer nach keiner Besserung für Hatake aus, was Kurai zu mehr Training trieb. Der Hokage kündigte den drei Shinobis an, dass aufgrund des Zusammenkommens einiger unglücklicher Zufälle ziemlicher Ninjamangel herrschte und sie deshalb in der nächsten Woche wieder einige Aufträge tun mussten. D-Ränge könnten sie allein bewältigen, während ihnen für die C-Stufen ein anderer Sensei zugeteilt werden würde. Dies gefiel Kurai natürlich überhaupt nicht und auf dem Weg nach Hause beschwerte sie sich einige Zeit darüber, bis Lorrenor sie darauf hinwies, dass sie eben Ninjas waren und sich auch so verhalten mussten. Es war nichts Neues, dass ein Shinobi im Krankenhaus lag und da musste eben Ersatz gesucht werden. Kurai unternahm in den nächsten vier Tagen etwas mit Shabon, wenn sie eben nicht mit ihr und Lorrenor am Trainingsplatz war. Sie gingen ins Kino oder shoppten auch mal, meistens jedoch saßen sie einfach nur beieinander und redeten über alle möglichen Dinge. Ob sie dabei wichtig waren spielte keine Rolle. Kurais Wassertechniken waren nun so gut wie vollkommen kontrollierbar - sie schaffte es inzwischen, das Suikodon zumindest so groß wie sich selbst zu erstellen und jetzt konnte das Fuchsmädchen auch Mizu Bunshins aus breiteren Pfützen ziehen. Shabons seelische Enthauptung klappte inzwischen an die zwanzig Sekunden, während das Erdbeben eher schwerlich zu üben war, ohne gleich den halben Wald einzureißen. Lorrenors Gokakyuu hingegen hatte eine beachtliche Größe erreicht. Kurai verbrachte jede Minute bei Kakashi, die man ihr gewährte. Jeden Tag saß sie einfach nur neben ihm auf dem kleinen Hocker und starrte ins Leere, manchmal erzählte sie ihm von ihrem Training. Warum Kurai dies tat war ihr selbst schleierhaft, doch hatte sie das starke Bedürfnis es zu machen. Nach den vier Tagen schien sich noch immer rein gar nichts geändert zu haben, doch Kurai warf irgendwann einen Blick auf seinen verletzten Arm. Der Schnitt eiterte noch immer, doch die Male drumherum hatten sich inzwischen aufgelöst. Das konnte nur positiv zu sehen sein und schenkte ihr Mut. Als es Zeit war zu gehen blickte Kurai Kakashi kurz an. »Danke, dass du mich damals gerettet hast«, sagte sie ihm, denn schon lange hatte das Fuchsmädchen diesen Gedanken äußern wollen. Zwar hörte er dies nicht, so war es doch ein Anfang. Was Kurai nicht wusste war, dass sie den Raum verließ und kurz darauf die Finger seiner linken Hand zuckten. Am Tag darauf begleitete Shabon ihre Kameradin, da sie Kakashi schon länger nicht besucht hatte. Sie stand ihm nicht weniger nahe als Kurai, auch wenn sie es nicht sehr oft zeigte. Selbst Lorrenor hatte seine Sorge um Hatake zuletzt geäußert und ihn auch ein Mal besucht - allerdings wussten die Mädchen davon nichts. »Hm... Wenn die Flecken verschwinden, geht auch die Infektion zurück«, schlussfolgerte Shabon, als sie gerade den langen Eingangsflur des Krankenhauses durchquerten, »Das sieht doch ganz gut aus.« »Ja...«, bestätigte Kurai erleichtert, »Es hat echt lange gedauert. Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, dass man nach jedem höheren Auftrag auf Schnittwunden untersucht wird... Diese Blutvergiftungen sind wirklich gefährlich.« »Für so schlimm hätte ich die vorher auch nicht gehalten«, gestand Shabon und sie bogen in den Gang. Der Thresen war nicht besetzt, also musste wohl viel zu tun sein. Besonders Kurai war innerhalb des Hospitals bereits bekannt, da sie ja täglich kam und so konnten die beiden einfach zu Kakashis Zimmer durchgehen. Stören würde es niemanden und die beiden Mädchen waren anständig und hielten sich an die Zeitbegrenzung. Kurai öffnete die Tür und Shabon trat ein, aber als die beiden zum Bett sahen, erstarrten sie. Es war leer. Dürftig hatte man ein sauberes Tuch darüber ausgebreitet, scheinbar um es als 'noch nicht gesäubert' zu markieren. EKG und Beatmungsgerät standen noch an ihrem alten Platz, wie tot hingen die herausgezogenen Schläuche herunter und wogen sich sachte im Wind der geöffneten Tür. Während Shabons Gedanken darum rotierten, was passiert sein konnte und ob es dafür eine logische Erklärung gab, rankte sich Kurais Geist nur um ihre größte Angst der letzten Zeit - Kakashi war gestorben. »Nein...« Ihr Herzschlag sackte ab und starr stierte sie auf das leere Bett. Kurais Beine sanken in sich zusammen und das Fuchsmädchen landete auf dem Hosenboden. »N-Nein... B-Bitte...« »Kurai...« »N-Nein! D-Das darf nicht sein...« Verzweifelt legte Shabon sich eine Hand ans Gesicht. Auch sie war vollkommen schockiert. Ihre Finger waren kalt und sie zitterte ein wenig. Das durfte nicht sein. »Wartet!«, rief eine vertraute Stimme und Kurai fuhr hastig herum, als die rothaarige Krankenschwester von neulich ins Zimmer gestürmt kam, »Tut mir leid, ich hab euch nicht mehr reichtzeitig eingeholt. Euer Meister ist verlegt worden, es geht ihm wieder relativ gut.« Einige Sekunden herrschte Stille. Sowohl Shabon als auch Kurai fühlten sich, als rolle gerade eine tonnenschwere Last von ihrem Körpern. Sie mussten Luft holen, verschnauften ein paar Momente, dann hatte sich zumindest die junge Umidame wieder gefangen. »Wir haben uns zu Tode erschreckt«, meinte sie vorwurfsvoll zur Schwester, die jetzt das EKG wegrollte. »Ja, das glaube ich. Tut mir wirklich leid, aber ein Patient hatte nach mir gerufen. Ich bringe euch gleich zu ihm.« »Ist er wach?«, fragte Kurai jetzt und stand wieder auf. Ihre Knie waren noch immer weich wie Pudding und trugen kaum ihr Gewicht. »Ich glaube er schläft momentan, aber das Bewusstsein hat er wieder.« »Ist das sein Bett hier?«, erkundigte sich Shabon noch, denn normalerweise mussten Patienten nicht das Bett wechseln, wenn sie auf eine andere Station kamen. »Nein, natürlich nicht. Das bereite ich jetzt für den nächsten Kranken vor«, sie kicherte leise, »Kommt mit.« Kapitel 30: Begegnung --------------------- Die freundliche Schwester führte Shabon und Kurai den Gang zurück, aus dem sie gekommen waren. Die andere Station war mit einer Glastür von dieser getrennt und lag eigentlich genau parallel. Kurai war immernoch kalkweiß und die Jüngere warf ihr einen tröstenden Blick zu. Die beiden betraten Kakashis Zimmer allein und erneut atmeten sie auf. Der Jo-Nin saß aufrecht in seinem Bett und laß im FlirtParadies. Früher hätte Kurai darüber den Kopf geschüttelt, doch jetzt war sie unwahrscheinlich froh, das Buch in seiner Hand zu sehen. Kakashi blickte auf, klappte es zu und legte es auf dem kleinen Nachtschränkchen ab. Davor ruhte ein Beutel, in dem sich wohl seine Taschen und seine normale Kleidung befanden. Die weiße, zur Krankenhauskleidung gehörende Hose trug er noch, was Kurai an Kakashis Knie erkennen konnte, aber das Hemd hatte der Ninja mit einem engen, dunkelblauen Oberteil ausgetauscht. Es war ärmellos und hatte einen Mundschutz wie den, den er immer trug. Scheinbar gehörte dies normalerweise unter Pullover und Weste. »Hallo ihr beiden«, meinte er freundlich, so als wäre es morgens vor dem Dienst und sie hätten sie gestern das letzte Mal gesehen. Wieder war es, als fiele Kurai ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Tränen suchten sich einen Weg nach oben, aber das Mädchen schaffte es, diese erfolgreich zu unterdrücken. Spontan dachte sie daran, wie sehr sie für seine Heilung gebetet und war einfach nur unendlich erleichtert und glücklich. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, aber dies wagte sie sich nicht zu tun. Ob er böse auf sie war...? »Gottseidank geht's dir gut, Meister«, meinte Shabon jetzt - sie klang fest und gefangen und grinste sogar. Wie machte sie das nur? Kakashi nickte nur und fixierte Kurai für einen Moment, was dieser höchst unangenehm war. »Wie geht es dir?«, fragte er daraufhin aber und wieder hätte Kurai am liebsten losgeheult. Er war fast gestorben und jetzt fragte er sie zuerst, wie es ihr ging. »Gut...«, flüsterte sie erstickt und wich seinem Blick aus, »Mir ist nichts passiert.« »Du musst noch viel erleichterter sein als ich«, sagte Shabon dann plötzlich und Kurai wandte den Kopf um. »Ähm... Hä?« »Ich meine, wenn ich mich erinnere, welche Sorgen du dir gemacht hast«, plapperte die junge Umidame weiter und Kurais Gesichtsfarbe wich einem tiefen Rot, »Du warst ja ganz fertig und hast jede Minute hier verbracht... Am besten quatscht ihr ein bisschen, ich komm morgen wieder mit.« Kurai starrte Shabon einfach nur an. Wie konnte sie ihr sowas antun?! Gleichzeitig erspähte sie jedoch ein breites, vielsagendes Grinsen und Shabon verließ fast fluchtartig das Zimmer. Kurai wollte ihr nach, aber als sie den Türknauf griff bemerkte sie, dass Shabon ihn von der anderen Seite festhielt. >Verdammt... Das wirst du mir büßen...<, schimpfte Kurai innerlich mit einer Mischung aus Scham und Ärgernis. Sie musste sich aber zuerst aus dieser äußerst unangenehmen Situation retten. Kakashi musste so wenig wie möglich von dieser Sache mitbekommen. Also schrat Kurai zu dem kleinen Hocker neben Kakashis Bett und ließ sich auf diesem nieder, mied es aber, ihn anzuschauen. Der Sensei sah sie an, das wusste Kurai. »E-Es tut mir leid...«, sagte sie deshalb. Sie wollte so gern mit ihm sprechen und sich für alles entschuldigen, aber sie schämte sich so sehr. Kakashi schüttelte den Kopf. »Es war das Skalpell«, meinte er und Kurai horchte auf, blickte zu ihm. Die silbrigen Haarsträhnen fielen ihm ohne Stirnband ins Gesicht und machten einen ganz anderen Eindruck von ihm aus, »Das Skalpell, womit er mich getroffen hat. Es lag in irgendeiner Flüssigkeit... Ich glaube, er hat geahnt, dass er angegriffen wird.« In seinem Wahnsinn hatte er also wirklich noch vorrausgedacht. Andererseits... Wer wusste schon, wie lange diese Skalpelle schon dort gegammelt hatten. Kurai runzelte kurz die Stirn, als sie darüber nachdachte. Theoretisch hätte er dann aber auch sie mit so einem Skalpell schneiden können. »Du kannst zufrieden mit dir sein«, riss Kakashi sie wieder aus ihren Gedanken. »Öh...«, stieß sie aus, »...Was?« »Du hast dich wie ein richtiger Shinobi verhalten.« Wieder lief Kurai feuerrot an. »A-Ach...«, stammelte sie, »Es war ja immerhin meine Schuld, dass es so weit gekommen ist...« Eisernes Schweigen herrschte zwischen den beiden. Kurai war so wahnsinnig froh darüber, dass es Kakashi gut ging und konnte dies noch gar nicht richtig fassen. Wie gern hätte sie mit ihm geredet, aber ihm gegenüber blieben ihr wieder die Worte im Halse stecken. Zu tief stand sie in seiner Schuld. Trotzdem blickte sie ihn mit einem fast naiven Lächeln an, einfach nur zufrieden und erleichtert. Kakashi war noch einen Moment still, dann schaute er ein Stück hinab. Kurai trug aufgrund der Wärme des heutigen Tages ein kurzärmeliges, blaues T-Shirt, weshalb man die beiden Narben an ihrem Arm sehen konnte. Kakashis schwarzes Auge fixierte die verheilten Wunden einen Moment, ehe Kurai es bemerkte und beschämt selbst hinuntersah, ihr aber etwas einfiel. »M-Meister«, meinte sie dann und die Scham schien vergessen, »Das damals... Das warst du, oder?« »Ja«, entgegnete er und lächelte schief, »Ich dachte, du kannst dich nicht daran erinnern?« »Es ist mir wieder eingefallen«, sagte Kurai und unterdrückte den Zusammenhang bewusst, »Warum hast du mir das nicht gesagt?« Damals, als sie gemeinsam Nachtwache gehalten hatten und Kurai Kakashi die Geschichte mit Yota erzählt hatte, wäre die Gelegenheit dazu gewesen. »Du bist beim Sprechen eingeschlafen«, erwiderte Kakashi belustigt und Kurai lief hochrot an, »Nein, ich fand es nur nicht so wichtig. Es hätte ja auch nichts geändert, hätte ich es dir gesagt.« Verwundert blickte Kurai ihn an. Er hatte ihr das Leben gerettet und fand es nicht so wichtig? Gut, das hatte er schon öfter getan. Wahrscheinlich wollte er sich nicht als Retter aufspielen... Da fand Kurai sehr edel. »Da hast du Recht...«, stimmte sie ihm daher zu, lächelte kurz, »Trotzdem danke.« Dann stand Kurai auf und nickte ihrem Sensei zu. »Wir kommen dich morgen besuchen«, meinte Kurai noch, »Gegen Nachmittag, wir müssen vorher zum Hokage, er will uns irgendetwas mitteilen. Bis dann.« Sie verschwand aus dem Zimmer und Kakashi blickte ihr nach. Soso, sie hatte also jede freie Minute hier verbracht... Kurai indes machte sich auf den Weg zu Shabon. Mit ihr hatte sie noch ein großes Hühnchen zu rupfen, das stand fest. Sie hatte sie blamiert wie es Kurai noch nie vorher erlebt hatte. Der Gedankengang zerbrach, als Kurai fast Hiroshi umrannte, der scheinbar nicht auf den Weg geachtet hatte. »Ach, du bist's Kurai!«, stieß der Junge erfreut aus, »Ich dachte schon, du kommst mich nie besuchen. Komm, gehen wir zur Gedenkwiese!« Kurai hatte zwar eigentlich etwas anderes vorgehabt, doch brachte sie es nicht übers Herz, ihn abzuweisen. Fünfzehn Minuten später lagen sie nebeneinander im hohen Gras unter dem Schatten eines Baumes. »So war das also...«, schloss Hiroshi Kurais Erzählung über das, was geschehen war. Er kaute auf einem Grashalm, den er sich in den Mund gesteckt hatte. Kurai verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte nach oben. Zum ersten Mal seit Tagen konnte sie sich richtig entspannen und fühlte sich wohl in ihrer Haut, ohne schlechtes Gewissen oder Angst. »Wie geht es deinem Meister?« »Jetzt wieder gut«, sagte Kurai zufrieden, »Er hat es überstanden. Zum Glück.« »Ja...«, Hiroshi nickte, »Warum hat dieser Arzt dich eigentlich entführt?« »Ach...«, Kurai stockte. Hiroshi wusste nichts von Kyuubi und das Mädchen hatte Angst, ihn damit zu verschrecken. »Ist es wegen diesem schwarzen Ding auf deinem Bauch?«, fragte der Junge dann allerdings. »Ähm... Hä?«, verwirrt blickte das Fuchsmädchen ihn an, »Woher...?« »Ich hab es beim Training gesehen, als dein Shirt ein Stück hochgerutscht ist«, triumphierend grinste er, »Das ist doch ein Siegel, oder?« »Du bist wirklich ein schlauer Junge«, lobte Kurai ihn und musste unwillkürlich lächeln, »Ja, ist es... Du hast bestimmt von der Legende vom Fuchsmonster gehört.« »Und das ist in dir versiegelt?«, schreckte Hiroshi auf und drückte sich ins Sitzen. »Nun... Ja...«, murmelte Kurai, sie hatte geahnt, dass es ihm Angst machen würde. Wer würde es ihm auch verübeln? »Das ist ja total cool!« »F-Findest du?«, fragte Kurai irritiert, »Die Leute, die ich kenne, reagieren anders darauf...« »Ich weiß... Aber das finde ich, ist Unsinn. Immerhin bestimmt das Fuchsmonster doch deinen Charakter nicht.« Kurai lächelte. Von diesem Jungen sollten sich wirklich einige Leute eine Scheibe abschneiden. »Kyuubi ist gar nicht so übel«, erzählte sie dann, während Hiroshi sich wieder ins Gras sinken ließ, »Es hat mir schon oft geholfen und mich geheilt.« »Das ist wirklich toll«, schwärmte der Junge, »Ich meine, wenn du dich mit ihm anfreundest, hast du deinen Freund immer dabei. Ihr seid nie getrennt.« Das Fuchsmädchen lachte auf. »Kyuubi ist nicht so der Typ, der sich mit jemandem anfreundet... Aber ich bin froh, dass er mich duldet.« »Und im Kampf?«, fragte Hiroshi, »Viele erzählen, dass du, wenn du kämpfst, unkontrollierbar wirst und jeden angreifst...« »Das ist totaler Unsinn«, brummte Kurai, »Kyuubi hat mir im Kampf zwar manchmal geholfen, aber er beherrscht mich doch nicht.« Plötzlich kamen ihr Irukas Worte in den Sinn. Wenn sie wütend war, wirklich wütend, dann konnte ein Teil von Kyuubis Chakra heraussickern und womöglich die Kontrolle über sie übernehmen. Das klang so wahnwitzig und machte Kurai ein wenig Angst. Ab und zu hatte Kyuubi schon für sie mit ihrem Körper gehandelt, aber sie kontrolliert... »Ist ja auch egal«, sagte Hiroshi zufrieden, »Auf jeden Fall stimmt es nicht, was man über dich erzählt.« Kurai hatte ein sehr positives Gefühl, als sie Hiroshi wieder verabschiedete. Früher war Konoha für sie der Horror gewesen, aber jetzt hatte sie hier ihr Ninjateam und sogar einen Freund gefunden. Auch der Ladenbesitzer, der sie damals so grob aus seinem Geschäft gejagt hatte, konnte sich letztens sogar ein flüchtiges Lächeln für Kurai abringen und die Mütter wechselten mit ihren Kindern auch schon länger nicht mehr die Straßenseite, wenn sie ihnen entgegenkam. Ob das daran lag, dass sie jetzt selbstsicherer auftrat, wie Kakashi es ihr gesagt hatte? Oder ob die Dorfbewohner wussten, dass Kurai immer so gewissenhaft wie möglich ihre Aufträge ausführte? Sie grüßte seit Neuestem auch die Leute, die an ihr vorbeigingen, denn das konnte ja nur einen positiven Einfluss haben. Vielleicht hatten auch Shabons Eltern ein wenig Mundpropaganda geleistet... Shabon hatte mal erwähnt, dass die beiden viele Freunde innerhalb Konohas haben. Was es auch war, es stimmte Kurai glücklich. Heute war ein regelrecht weißer Tag für sie. Es ging Kakashi gut, Hiroshi war nicht schreiend davongerannt und die Dorfbewohner schienen sich auch langsam an Kurai zu gewöhnen. Jetzt fiel ihr Shabon wieder ein, die musste sie ja noch mit einem Kissen verprügeln. Also machte sich Kurai auf den Weg zu Shabon, erfuhr aber dort von ihrer Mutter, dass das Mädchen in der Stadt war um ein paar neue Waffen zu kaufen und sie nicht so genau wusste in welchem Teil Konohas. Kurai brummte enttäuscht. »Möchtest du reinkommen und einen Tee trinken?«, fragte Shabons Mutter freundlich und Kurai verneinte dankend, bat noch, Shabon zu erinnern, morgen bloß nicht das Treffen beim Hokage zu vergessen und ging dann nach Hause. Den Rest des Abends verbrachte sie mit Konzentrationsübungen. Sie hatte das Gefühl, in letzter Zeit etwas durcheinander zu sein, weshalb sie ein Buch auf ihren Kopf legte und meditierte. Shabon hatte ihr diese Übung gezeigt und sie war wirklich mehr als nützlich. Kurais Waffenführung war nicht nur sicherer geworden sondern auch ihr Chakra floss jetzt besser. Am Morgen trafen die drei Chu-Nin fast gleichzeitig beim Hokage ein, der wie immer mit ruhigem Blick die Gruppe fixierte, die Hände vor dem Kinn gefalten. »Ich bin froh, dass es Kakashi besser geht«, sagte der alte Mann ehrlich und stieß damit auf allgemeines Nicken, »Aber er wird wahrscheinlich noch eine Weile außer Gefecht gesetzt sein. Die Ärzte meinen, dass er noch etwa zwei Wochen Schonung braucht, wenn er weiter so genest wie jetzt. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn ihr drei seid jetzt Chu-Nin.« »Was meinen sie damit?«, fragte Kurai verständnislos und schien die einzige zu sein, die das nicht verstand. »Wir sind jetzt Mittelninja, Kurai«, sagte Lorrenor, »Wir brauchen keinen Sensei mehr und können jetzt getrennte Einzel- oder auch Gruppenaufträge machen. Ohne Meister.« Kurai runzelte die Stirn. »Das will ich aber nicht«, verkündete sie klar. Eiserne Stille herrschte im Raum. Shabon stieß sie an. »Denk doch mal nach«, zischelte sie, »Das hat auch einen ganz entscheidenden Vorteil, wenn Kakashi nicht mehr unser Meister ist.« »Was für einen Vorteil soll das bitte haben?«, fragte Kurai vertändnislos. Nicht mehr Kakashi Schüler zu sein bedeutete, dass er eine neue Ninjagruppe kriegen würde und sie ihn wahrscheinlich nie wieder sahen bis auf flüchtige Treffen beim Einkaufen. Kurais Geist verschloss sich davor und sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Kakashi-Sensei soll unser Meister bleiben.« »Kurai, das sind die Regeln. Du wirst auch du nicht ändern können«, versuchte Lorrenor ihr klarzumachen. »Nein nein, so ist es ja nun auch nicht«, mischte sich Hokage-Sama ein, »Es gibt durchaus Chu-Nins in Konoha, die ein Team geblieben sind und auch ihren Sensei noch haben. Normalerweise aber nur dann, wenn es auch einen bestimmten Grund dafür gibt. Sonst hätten wir irgendwann keine Teamführer mehr, wenn jeder bei seinem Team bleibt.« Dabei lächelte der Hokage dieses sanfte Lächeln. »Nun?« Kurai dachte kurz nach. Warum sie so unbedingt ein Team bleiben wollte war ihr klar, aber das waren ihre innersten Gefühle und die wollte Kurai auf keinen Fall aussprechen, vor niemandem. Die gingen nur sie etwas an und so stutzte sie einen Moment verunsichert. »Wir werden ständig von Shakus Leuten angegriffen«, mischte sich aber Lorrenor plötzlich ein, »Kurai ist alleine zu gefährdet. Ich denke, dass auch wir in nächster Zeit sein Ziel sein werden, weil wir ihm im Weg waren.« »Genau«, stimmte Shabon zu, »Wir müssen zusammenbleiben und uns helfen. Wir brauchen die Anleitung unseres Meisters, weil wir eigentlich noch gar nicht so gut sind wie richtige Mittelninja. Ich glaube nicht, dass wir die Prüfung unter normalen Verhältnissen schon geschafft hätten.« Jetzt war es der Hokage, der schwieg, ehe er nickte. »In Ordnung, ihr habt Recht«, meinte der gutmütige Mann, schrieb irgendetwas auf einen Zettel und sah sie an, »Ich werde euren Meister darüber in Kenntnis setzen. So lange er aber verhindert ist, kann ich euch keine freien Wochen geben. Ihr werdet so lange einen anderen Jo-Nin als Teamführer bekommen und mit ihm C-Missionen erfüllen.« Kurai zog ohne es zu wollen ein Gesicht, als hätte man gerade Shabon erschlagen, weshalb der Hokage leise lachen musste. »Es ist ja nicht für lange. Übermorgen ist eure erste Mission mit ihm, ihr trefft euch um zehn Uhr am östlichen Ausgang des Dorfes.« »Verstanden«, meinten die drei Chu-Nin im Chor und wurden somit für heute entlassen. Draußen blieb Kurai stehen und blickte ihre Kameraden an. »Leute, danke«, sagte sie ehrlich, »Ich wusste im ersten Moment nicht was zu sagen ist.« »Gern geschehen«, grinste Shabon siegreich, »Denkst du ernsthaft, ich will ab jetzt alleine auf diese Missionen gurken? Mit wem soll ich denn dann quatschen.« »Und ganz falsch ist ja nicht, was wir gesagt haben«, meinte Lorrenor ernst wie immer, »Ich finde unser Team gut so wie es ist. Wenn der Rest frei hat, können wir ja immernoch Einzelaufträge machen. Immerhin macht der Meister das ja auch.« Damit hob er die Hand und verabschiedete sich. Kurai wusste, dass er die Gedenkwiese zum trainieren anstrebte und keinesfalls sein Zuhause, denn er wohnte genau in der anderen Richtung. Gemütlich schlenderten Shabon und Kurai nebeneinander her und hielten inmitten Konohas an der Eisdiele, setzten sich dort nach draußen und aßen einen Bananensplit. Kurai meckerte immer noch über den neuen Sensei und auch Shabon war so gar nicht begeistert von dieser Idee. »Es sind ja nur zwei Wochen«, tröstete die Jüngere und hatte wieder dieses vielsagende Grinsen, welches Kurai daran erinnerte, warum sie eigentlich gestern bei Shabon gewesen war. »Du!«, schimpfte sie, »Was sollte das gestern?« »Was denn?«, fragte Shabon unschuldig und regelrecht scheinheilig, »Ich weiß nicht was du meinst.« »Du weißt ganz genau was ich meine! Du hast mich total lächerlich gemacht!« »Das stimmt doch gar nicht«, erwiderte Shabon jetzt ernster, »Hast du nicht gesehen, dass er sich gefreut hat? Also als ich gesagt habe, dass du ihn immer besucht hast.« »Ich hab mich so-... Er hat keine Miene verzogen, wie immer.« »Ich seh' sowas«, beteuerte Shabon und aß ihr Eis auf, »Ich denke, dass er dich auch mag.« Verständnislos blinzelte Kurai. »Aber er mag uns doch alle.« »Nicht so mögen! Herrje, wann siehst du das endlich ein.« »Was soll ich denn einsehen? Du tust immer so ungemein wichtig dabei!« »Meine Güte!«, Shabon seufzte übertrieben, »Du bist in ihn verliebt! Hast du darüber noch gar nicht nachgedacht?« »W-Wa...?« Das traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie? In Kakashi-Sensei verliebt? »Das ist Schwachsinn...« »Ja, deshalb bist du auch knallrot im Gesicht.« Shabon grinste wieder so vielsagend und bezahlte ihren und auch Kurais Bananensplit. Kurais Gesicht war heiß und sie stellte fest, dass sie darüber wirklich noch nie nachgedacht hatte - wie auch? Kurai hatte nie gelernt wie es war zu lieben und sie hatte die Gefühle, die sie für Shabon und Lorrenor und für Kakashi empfand nie unterschieden. Auch jetzt kam ihr dieser Gedanke absurd vor. »Hör mal, Shabon... Ich bin wirklich nicht in den Meister verliebt«, versuchte es Kurai, »Das würde auch gar nicht gehen. Schüler und Lehrer und so, das wird nicht gerade gern gesehen im Dorf.« »Darum hab ich doch gesagt, dass es Vorteile hat, nicht mehr sein Schüler zu sein«, meinte Shabon, »Das hab ich doch nicht ohne Grund gesagt.« »...Du planst mein Leben ohne mich zu fragen?«, fragte Kurai belustigt nach, »Du bist komisch.« »Du auch«, grinste Shabon und verabschiedete sich, da sie nach Hause wollte, »Deshalb sind wir ja Freunde.« Kurai strebte heute die Gedenkwiese an. Es war ihr egal, ob dort jemand trainierte, aber sie wollte ihren Vater besuchen und sich ein wenig ausspannen. In der Natur konnte sie das wesentlich besser als zu Hause im stickigen Zimmer. Zu ihrer Überraschung war die Wiese leer, weshalb sie den kurzen Marsch durch das Waldstück anschlug und schließlich die geschützte Stelle erreichte, an der der Gedenkstein verweilte. Kurai setzte sich neben ihn und streckte kurz die Beine aus, eher sie sich ins Gras legte und in den Himmel sah. Er war von klaren Blau durchzogen und nur wenige weiße Wolken zogen an ihm vorüber. Es war ein wunderschöner Tag, aber in Kurai tat sich wieder die Missgunst auf, einen anderen Sensei zu haben. Das gefiel ihr wirklich überhaupt nicht. Sie erinnerte sich an Shabons Worte. War es denn nicht normal, dass man seinen Meister so mochte? Zum ersten Mal betrachtete sie all ihre Erlebnisse mit Kakashi aus einem ganz anderen Winkel. Das Bild, in dem sie beide eingeschneit und dicht nebeneinander sitzend die Nacht verbracht hatten drängte sich in Kurais Kopf und ihr Gesicht wurde heiß. Noch während dieser Überlegung nickte sie ein und erwachte erst am späten Nachmittag wieder, woraufhin sie Hals über Kopf zum Krankenhaus rennen musste. Immerhin hatte sie sich mit Lorrenor und Shabon vor etwas über einer halben Stunde dort verabredet, um Kakashi zu besuchen. Als Kurai ankam trafen sie vielsagende Blicke. »Fängst du jetzt schon so an wie Kakashi-Sensei?«, brummte Shabon und grinste sie dann wieder so an, woraufhin Kurai ihre Freundin einfach mit sich ins Gebäude zerrte. Lorrenor folgte ihnen mehr oder weniger ergeben. An diese Mädchen hatte er schon lange keine Fragen mehr. Am übernächsten Tag sollte also der erste Dienst mit dem Übergangsmeister stattfinden, wie Kurai ihn betitelte. Zugegebenermaßen missgelaunt wartete sie an diesem Morgen erst auf Shabon, bevor sie mit ihr zusammen den östlichen Ausgang der Stadt aufsuchte. »Du guckst wirklich wie drei Tage Regenwetter«, meinte die Jüngere, »Der arme neue Sensei denkt gleich, er hat was falsch gemacht.« »Ja, ich weiß«, brummte Kurai, »Aber ich kann es mir nicht verkneifen.« »Versuch's einfach. Denk dran, es ist nur eine C-Mission.« »Nur ist gut... Das sind die höchsten Aufträge die wir bisher gemacht haben.« »Sieh's positiv. Wir sind jetzt Chu-Nin, es hätte auch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine B-Mission sein können.« Lorrenor war bereits da, als Kurai und Shabon am Treffpunkt anlangten und zu ihrem Erstaunen auch der Ersatzmeister. Er schien zumindest was Pünktlichkeit betraf das Gegenteil von Kakashi zu sein. »Da seid ihr drei ja«, meinte er freundlich. Kurai schätzte ihn auf etwa dreißig. Er war nur ein Stück größer als Lorrenor, hatte braune Augen und war eher gedrungen gebaut, hatte breite Schultern, ein rundes Gesicht und eine Narbe quer über der Kehle. Sein Haar war rabenschwarz und stand strubbelig von seinem Kopf ab, er trug die normale Ninjakleidung und sein Stirnband am Oberarm - eine komische Figur, fand Kurai. Dabei gab es gar keinen so besonderen Grund für ihre Ansicht. »Alles klar?«, fragte der Mann jetzt doch etwas verunsichert, denn weder das Fuchsmädchen noch Lorrenor oder Shabon sagten etwas. Shabon war die Erste, die ihre Freundlichkeit fand, sie war eben ein sehr offener Mensch. Kurai wunderte das in diesem Moment, denn früher war Shabon eher schüchtern gewesen. »Freut uns«, sagte die junge Umidame daher, »Ich bin Shabon, das ist Kurai und das ist Lorrenor.« Der Sensei schien sich jetzt wieder gefangen zu haben und lächelte. »Mein Name ist Enoki Horii«, stellte er sich vor, »Ich begleite euch die nächsten zwei Wochen, bis euer Sensei wieder fit ist.« »Worum geht es heute?«, fragte Lorrenor und unterbrach ein aufkommendes Gespräch damit jäh. »Heute wird es ein bisschen gefährlicher«, meinte der Mann, »Wir müssen in die Nähe von Kiri-Gakure, dort treiben sich anscheinend zwei seit Längerem gesuchte Nuke-Nin herum. Sie sind ziemlich stark, diese Mission grenzt also eher an eine B-Mission als an C... Die Route, die wir abgrasen werden ist eine beliebte Straße für Händler und dementsprechend oft wurden solche bereits von den beiden getötet und beraubt.« Unwillkürlich verdrehte Kurai die Augen. Toll. Ihr bisher vorrausgeahnt schwerster Auftrag und dann ohne Kakashi-Sensei. Der Tag konnte wirklich kaum noch schlechter werden. Das wurde er erst, als die Gruppe etwa vier Stunden unterwegs war - denn von dort an regnete und gewitterte es. Team 2 reiste weiter und ließ sich nicht aufhalten, aber Shabons Gebrabbel und Gemecker war unverkennbar. Kurais Laune war auch nicht besser und so stimmte sie in das leidenschaftliche Schimpfen mit ein. Der Ersatzmeister schien das alles ziemlich lustig zu finden. Zumindest sympatisch war er... Auf halbem Weg fiel Kurai auf, dass Lorrenor über seiner Kleidung eine grüne Weste trug, so wie auch Kakashi es tat. Stimmt ja... Sie waren nun Mittelninja und konnten sich jene beim Hokage abholen, sollten sie der Meinung sein eine zu brauchen. Kurai allerdings hatte nicht vor eine anzuziehen und Shabon mit Sicherheit auch nicht. Als es bereits dämmerte erreichte die Gruppe einen dichten Nadelwald. Krähen zogen langsam ihre Bahnen über den Baumkronen und machten die Gegend damit nicht gerade einladend, auch wenn Kurai keinerlei Negatives mit irgendwelchen Tieren verband. Das waren Klischees. Trotzdem deutete ein hohes Aufkommen von Raben darauf, dass es in der Nähe Totes gab. Der Regen hatte inzwischen aufgehört und nur noch wenige graue Wolken zogen über den Abendhimmel, ab und an war ein Donnergrollen verkennbar. »Wir befinden uns jetzt ungefähr zwei Kilometer von der Stelle entfernt, an der die Attentäter das letzte Mal lokalisiert worden sind«, schätzte Enoki, »Hier in der Nähe befindet sich eine alte Mine. Dort hat man sie gesehen.« »Dann sollten wir hier rasten und Nachtwache halten«, schlussfolgerte Lorrenor, »So ist es am Sichersten. Im Dunkeln finden wir uns nicht zurecht und es wird gefährlich, wenn die Attentäter sich am Kampfplatz auskennen.« »Sehr gut«, lobte Enoki, aber Lorrenor sagte dazu nichts. Die suchten sich eine tiefere, dunklere Stelle innerhalb des Waldes, die schon fast gespenstisch wirkte. Die Gruppe ließ sich nieder. »Es ist zwar nass, aber ein Lagerfeuer sollte gehen«, meinte Enoki und sah dann Kurai an, »Kurai, du hast doch ein Katana. Sei so gut und geh Holz holen.« »Okay...« Das Fuchsmädchen erhob sich. Das Katana ruhte auf ihrem Rücken. »Willst du mitkommen?«, fragte sie Shabon. »Nee, lass mal. Holz schleppen... Nee«, sie grinste breit. Kurai streckte ihr die Zunge raus und begab sich mit einem Sprung tiefer in den Wald. Von einem niedrigeren Baum aus inspizierte sie kurz die Umgebung, blickte sich nach kleineren oder umgefallenen Bäumen um, wurde aber nicht fündig und suchte deshalb weiter. Der Wald war licht genug, um sich hier nicht gleich zu verirren - hoffte Kurai jedenfalls. Kurai blieb zwischendurch kurz stehen und streckte den Rücken durch. Dabei war ihr, als würde sie ein Rascheln hören. In einem Wald nicht weiter verwunderlich, immerhin lebten hier viele Tiere. Kurai sah dichtes Gebüsch und beschloss sich hier umzusehen. Sie durchquerte das dichte Blattwerk und fand eine kleine Lichtung. Einige umgefallene und teilweise auch absichtlich gefällte Bäume lagen hier herum, was sie die Stirn runzeln ließ. Hier musste schon jemand gewesen sein... Aber er hatte kein Holz abgeschlagen. War er geflohen? Ein schleifendes Geräusch ließ Kurai aufschrecken. Sie starrte nach links, von wo das Rascheln gekommen war und musste ihre Gedanken kurz vor Verwirrung und Überraschung neu ordnen, als sie den schwarzhaarigen Jungen vor sich sah, der sonst immer bei Zabuza war. »Ähm...«, stammelte sie überrascht, »Du?« Der Junge war wohl aufgesprungen, als er Kurai gesehen hatte. Er stand in einer Kampfpose da, die seine Deckung offen ließ und in seiner Hand lag ein Kunai, welches er so weit nach innen gedreht hielt, dass er sich damit fast verletzt hätte. Kurai allerdings hatte keinen Grund, gegen den Jungen zu kämpfen. Immerhin gehörte er zu Zabuza und der widerrum hatte Kurai geholfen. »Hey, nicht kämpfen«, bat sie daher und spähte in seine Augen, »Wir sind doch keine Feinde, oder?« »N-Nein...«, murmelte er, »...Sind wir nicht.« Es tat Kurai gut, dies zu hören. Zabuza und Ren wollten ihnen also wirklich nichts Böses. Trotzdem begann Kurai, mithilfe ihres Katanas Feuerholz aus den toten Ästen und Bäumen zu schlagen und zu stapeln. Der Junge schien verschüchtert, hatte das Kunai jetzt weggeworfen und warf im Sitzen Pilze in seinen Rucksack, die er aus dem Boden zog. Er warf auch einige Blätter mit hinein und Kurai vermutete, dass man sie essen konnte. »Du heißt Ren, oder?«, fragte Kurai beiläufig. »J-Ja«, antwortete der Schwarzhaarige, »Ren Suzuki.« »Freut mich, Ren«, meinte Kurai und lächelte, »Ich heiße Kurai Tsubasa.« »Ich weiß...«, murmelte Ren leise. Kurai seufzte. Dem musste man ja alles aus der Nase ziehen! Daher ging sie zu ihm und setzte sich neben ihn. »Woher?« Ren erschrak leicht und ließ einen der Pilze fallen, hob ihn schnell wieder auf und blickte ihr entgegen. »Ach... Von meinem Meister.« »Zabuza ist dein Meister, oder?« »Ja«, er nickte und jetzt sah Kurai eine Gefühlsregung in seinen Augen, die sie irgendwie an Kakashi denken ließ, »Er hat mich aufgenommen und mir alles beigebracht. Zabuza-San ist kein böser Mann, das darfst du nicht denken.« »Das denke ich auch nicht«, meinte Kurai ehrlich, »Er hat mir geholfen, als man mich am Fluss entführen wollte. Warum?« »Das...«, Ren zögerte, »Das darf ich dir nicht sagen. Tut mir leid.« »Aber warum denn nicht?« »Ich kann nicht. Es hat seine... Gründe.« Kurai runzelte die Stirn, ließ es aber vorerst auf sich beruhen. »Du, Ren«, begann sie deshalb neu, »Wenn wir keine Feinde sind, warum habt ihr uns dann damals im Wald angegriffen?« »Es war unser Auftrag«, gestand Ren und sah ein bisschen böse aus, »Unser Auftraggeber ist ein unehrenhafter Mann, er ist kaltherzig und grausam. Größenwahn und Hass... das hat ihn irgendwie gepackt.« »Das erinnert mich an Shaku...«, murmelte Kurai mehr zu sich selbst. »S-Shaku? Woher kennst du seinen Namen?«, fragte Ren mit großen Augen, »E-Er ist unser Auftraggeber. Zumindest war er es.« »W-Was?!« Kurai erhob sich und trat einen Schritt von Ren weg. Sie waren Shakus Untergebene? »Hey warte«, bat Ren, »Wir stehen nicht mehr in seinem Dienst... Mein Meister hat ihn gehasst.« »Warum wart ihr dann in seinen Diensten?« »Zabuza-San war von kleinauf bei Shaku«, erzählte Ren, »Shaku hat ihm viele Lügen erzählt und damit Hass auf Zabuza-Sans Familie geschürt. Aber er hat die Wahrheit herausgefunden und dann wollte er Shaku umbringen.« »Verstehe...«, murmelte Kurai. »Wir haben es versucht, aber Shaku hätte uns fast getötet. Jetzt müssen wir aufpassen, dass er uns nicht kriegt.« Sie hatten nur überlebt, weil Zabuza Shaku ein in Betäubungsmittel getränktes Kunai ins Bein gerammt hatte. Fast hätte Zabuza seine Rache bekommen, aber Shaku war selbst lahm zu stark für den Kiri-Nin und sie hatten schließlich die Flucht ergreifen müssen. Ren wusste, wie sehr dies seinen Meister ärgerte. »Wo ist dein Meister eigentlich?«, fragte Kurai jetzt, arbeitete weiter an ihrem Feuerholzstapel. »Er macht einen Söldnerauftrag, damit wir etwas Geld haben«, meinte Ren und sortierte einige matschige oder giftige Pilze aus, um noch Gute unter ihnen zu finden, »Ich bin kein guter Ninja... Ich bin eine Last, deshalb macht er sowas allein.« Kurai wollte ihn aufbauen, aber er hatte Recht. Ren war so schnell von Lorrenor aufs Kreuz gelegt worden, dass es sie gewundert hatte - und auch eben war seine Kampfhaltung fehlerhaft und gefährlich für ihn gewesen. »Ich habe es irgendwie nie hinbekommen, egal wie viel ich trainiert habe. Aber dafür habe ich gute Reflexe und kann die Gegner zumindest ablenken, damit mein Meister den Rest erledigen kann.« »Ren...«, fragte Kurai, »Weißt du, warum Shaku mich will?« »Er will Kyuubi«, meinte dieser und nickte ernst, »Er hat eine Versiegelungskunst entwickelt, mit der er Kyuubi von einem Wirt trennen und in einen anderen bannen kann. Ich glaube jedenfalls, dass er sie selber entwickelt hat.« »Wirklich?« Das waren also die Fingerzeichen gewesen, die Kurai Shaku damals hatte murmeln hören, als sie in seiner Gefangenschaft gewesen war. Kurai war fertig mit dem Holz und ließ sich auf dem Stapel nieder. »Aber warum will er Kyuubi? Und wie kommt er überhaupt auf es?« »Ich weiß es nicht genau«, sagte Ren, »Aber mein Meister hat mal gesagt, dass Shakus Familie damals sehr in Unterdrückung gelebt hat. Sie hatten wohl einen ähnlichen Tyrann als Auftraggeber wie er selbst geworden ist...« Ren seufzte. »Er hat sich eingeredet, dass er seine Eltern nicht schützen konnte weil er keine Macht hatte. Und davon ist er so besessen, dass er sogar eine eigene Versiegelungskunst entwickelt und deinen Vater getötet hat, um an Kyuubi heranzukommen. Wie er von Kyuubi erfahren hat wissen wir nicht... Ich weiß nur, dass wir wachsam sein müssen. Shaku ist unberechenbar.« »Ja, da hast du Recht«, meinte Kurai und nickte, blickte dann in Rens Augen. »Schön, dass wir keine Gegner mehr sind. Wir stehen auf der selben Seite.« »Ja«, Ren lächelte leicht und stand dann auf. »Was machst du jetzt allein?« »Ich warte darauf, dass mein Meister morgen zurückkehrt. Ich habe derweil meinen eigenen Auftrag.« »Und welchen?« »Das kann ich dir nicht sagen, tut mir leid.« Er nahm seinen Rucksack und schulterte ihn. Das er hier im Wald bleiben würde, konnte er Kurai nicht sagen. »Bitte sag keinem, dass du mich gesehen hast, okay?« »Pass auf dich auf«, sagte das Fuchsmädchen. Sie würde ihr Treffen geheim halten - zumindest vor dem Ersatzmeister. Ren nickte ihr zu, machte kehrt und war schnell im nächsten Gebüsch verschwunden. Kurai blickte ihm nach, nahm dann ihren Berg mit Holz und trug ihn durch den Wald zu ihrer Gruppe. Gedanken um Ren rotierten in ihrem Kopf. Der Junge schien wirklich ein toller Kerl zu sein, aber er hatte die Sachen, die Kurai am meisten interessierten nicht herausrücken wollen. Warum machten sie darum nur so ein Geheimnis? »Da bist du ja«, sagte Shabon erleichtert, als Kurai wieder zur Gruppe stieß, »Ich dachte schon, ein Bär hätte dich gefressen.« »Tut mir leid«, meinte Kurai ehrlich, »Ich war ein bisschen lahm heute... War irgendwie in Gedanken.« Shabon runzelte die Stirn, Lorrenor blickte wie immer ausdruckslos. Gegenüber Enoki-San konnte Kurai ruhig solch einen Schwindel erzählen, er merkte es ja doch nicht, weil er sie nicht kannte. Lorrenor entzündete mithilfe eines kleinen Gokakyuu ein Lagerfeuer und die Gruppe setzte sich darum. »Wenn ihr heute Nacht irgendetwas bemerkt, dann weckt sofort den Rest und haltet euch bereit.« Ein schlechtes Gewissen hatte Kurai jetzt schon ein wenig, immerhin konnte Ren rein theoretisch auch einer der gesuchten Gegner sein. Aber Kurai glaubte nicht daran - abgesehen davon, dass der recht schwächliche Jüngling im Zweifelsfall keine große Gefahr für sie darstelle. Bei Zabuza sah das schon anders aus... Aber Kurai hatte einfach eine Art tiefes Vertrauen in Zabuza - woher dieses lebensmüde Gefühl kam war ihr schleierhaft. Kapitel 31: Schicksal --------------------- Mehr oder weniger schweigend aßen sie zu Abend. Shabons Mutter hatte Kurai wieder ein Lunchpaket gemacht, welches Kurai gerade genüsslich plünderte. Lorrenor war stumm wie ein Grab, scheinbar wollte er nicht unbedingt sprechen. Vielleicht lag es auch am anderen Sensei... Sie waren einfach nicht ihr kleiner, gewohnter Kreis. Kurai runzelte die Stirn. Ihre Familie war nicht komplett. »Ich übernehme die erste Wache«, funkte Shabon breit grinsend dazwischen und Kurai fluchte. Die erste Wache zu haben war am besten, weil man dann unbesorgt durchschlafen konnte. Wenn nichts passierte, hieß das natürlich. »Ich die Zweite«, reservierte Kurai schnell. Wenn sie Shabon ablöste, konnte sie ihr von Ren erzählen. Enoki nickte. »Lorrenor nimmt dann die Dritte und ich passe dann bis zum Morgen auf. Versucht am besten gleich nach dem Essen zu schlafen. Ich will morgen noch im Morgengrauen mit euch weitersuchen, vielleicht kriegen wir so einen Überraschungseffekt.« »In Ordnung...«, murmelte Kurai und aß noch ein letztes Stück Surimi, ehe sie die fast leere Lunchbox in ihrem Rucksack verstaute und den Rücken durchstreckte. Trotz des befremdlichen Gefühls unterhielt sich die Gruppe gerade über die Elemente und Jutsus, als Shabons Nachtwache anbrach. Inzwischen stand ein schmaler Sichelmond am Himmel und Sterne glommen auf. Kurai wollte in den wenigen Stunden, bis sie an der Reihe war nicht schlafen und so gesellte sie sich gleich zu Shabon. Nebeneinander hockten sie im Gras und schauten mehr oder weniger beide gleich mürrisch drein, als es prasselnd zu Regnen begann. Die Baumkronen hielten zwar viel ab, nass wurden die Ninjas aber trotzdem. »Ich hasse Regen«, fluchte Shabon, »Und dann noch immer nachts. Als wenn es so schon nicht kalt genug wäre.« Kurai musste an Ren denken. Ob er einen trockenen Platz gefunden hatte? Er machte so einen hilflosen Eindruck auf sie. »Kurai?«, fragte Shabon, die ihre Abwesenheit bemerkt zu haben schien, »Ist was?« »Nein«, meinte Kurai, »Ich hab' Zabuzas Untergebenen getroffen.« »Häh? Wann? Wo? ...Wen? Den schwarzhaarigen Jungen? ...Ren?« »Ja, genau«, das Fuchsmädchen nickte. »Beim Feuerholz sammeln, oder? Darum hat es so lange gedauert.« Kurai nickte und blickte in den Himmel. »Ja... Er ist sehr nett... Und er scheint sehr hilflos.« »Wie meinst du das?«, fragte Shabon und Kurai erzählte ihrer Freundin von dem Gespräch und von der Art und Weise, wie Ren wirkte. Hilflos, kindlich, naiv und irgendwie in der Jugend zerstört. Kurai hatte das Gefühl, dass er mal etwas ganz und gar Schlimmes durchlebt haben musste, wovon eventuell auch die Narbe auf seinem Gesicht sprach. Aber das lag nicht in ihrem Ermessen. Sie wusste nur, dass er ein Freund war. »Er sagt also auch, dass wir keine Feinde sind. Das ist gut«, schloss Shabon, »Irgendwie tut er mir leid. Zabuza scheint nicht gerade einer von der gesprächigen Sorte zu sein.« »Aber er ist trotzdem ein guter Kerl«, ergriff Kurai Partei, »Als Ren von ihm gesprochen hat, hatte ich fast das Gefühl... Ach, egal.« »Was für ein Gefühl?«, hakte Shabon sofort nach. »Na ja«, zögerte das Fuchsmädchen, »Ich hatte das Gefühl, dass Zabuza für Ren irgendwie das ist, was Meister Kakashi für mich ist.« »Verstehe schon«, erwiderte Shabon, aber man hörte an ihrem Ton, dass sie dort etwas nicht so ganz unterschreiben wollte. Scheinbar hielt sie noch immer an der Theorie fest, dass Kurai mehr für Kakashi-Sensei empfand als sie sich eingestand. Kurai wurde rot und wusste nicht warum. »Egal«, lenkte die junge Umidame ab, »Jedenfalls ist es gut, wenn wir die beiden nicht mehr im Rücken haben. Und gegen Shaku sind sie auch - was wollen wir mehr?« »Ich frage mich nur immer noch, wieso er so geheimnisvoll getan hat. Er wollte mir weder sagen, warum sie uns helfen, noch warum er hier im Wald ist.« »Warum sie dir helfen, meinst du«, korrigierte Shabon, »Wir schienen ihnen ja mehr oder weniger egal zu sein.« »Das stimmt nicht... Ren hat doch auch geholfen, den Meister aus dem Wassergefängnis zu kriegen.« »Ja, nachdem du in Sicherheit warst.« »Das war ganz sicher Zufall«, beteuerte Kurai, »Ich kenne Zabuza nicht. Ich weiß auch nicht... Manchmal ist mir, als wenn ich ihn schon ewig kenne. Dabei habe ich noch kein einziges richtiges Wort mit ihm gewechselt... Verrückt.« »Seelenverwandtschaft oder so«, grinste Shabon breit, »Sei einfach froh, sonst wärst du schon sonstwo. Die Sache am Fluss war echt gefährlich.« »Ja...« »Mach dir keine Gedanken.« Shabon war optimistisch wie immer und das brachte auch das Fuchsmädchen auf andere Gedanken. Sie plauderten über Belanglosigkeiten - darüber, welche Tiermasken sie wohl als Anbus zugewiesen bekommen würden, was Kakashi wohl jetzt gerade tat, worum es eigentlich im 'FlirtParadies' ging und wer es geschrieben haben mochte und eben solche unwichtigen aber doch schönen Dinge. Kurai fühlte sich unsagbar wohl an Shabons Seite und wünschte sich nichts sehnlicher, als das ihr Leben auf ewig so weitergehen würde. Einfach nur mit ihrem Team zusammenzusein war für Kurai das Größte. Die ganze Quälerei in der Schule war angesichts ihres jetzigen Glücks wie verflogen. Kurai träumte in dieser Nacht, dass Ren Flügel bekam und dem Himmel entschwand. Am Morgen war sie vollkommen verwirrt über diese Anhäufung von Unsinn, hatte die Sache angesichts der Mission aber schnell ganz vergessen. Ihr taten die Knochen vom nassen Boden weh und Shabon schaute aus der Wäsche, als würde sie heute beide Attentäter mit Freude eigenhändig erwürgen, um ihne Laune auszulassen. Lorrenor sprach keinen Ton und Enoki schien hochkonzentriert angesichts des bevorstehenden Kampfes. Kurai seufzte abgrundtief. Nein, so war das definitiv nicht schön. Hoffentlich wurde der Meister schnellstmöglich gesund, damit dieses Drama ein Ende fand... Das war ja nicht zum aushalten. Missgelaunt stiefelten Shabon und Kurai nebeneinander über den inzwischen fast ganz trockenen Boden. Enoki schien noch immer angespannt und Lorrenor einfach nur genervt. Selbst der kühle, stille Sato-Nachkomme schien wirklich an seinen Gewohnheiten zu hängen, mit Kakashi-Sensei, Kurai und Shabon auf Missionen zu gehen. Vielleicht hatte er doch nicht nur für Kurai vor dem Hokage zugestimmt, eine Gruppe zu bleiben... Aber das konnte Kurai nicht wissen. Die zwei Kilometer waren schnell hinter sich gebracht. Die alte Mine kam in Sicht - ein tiefer Schacht war erkennbar, über dem eher dürftig ein Holzgestell gebaut worden war. Scheinbar hatte man die Arbeiter und die Beute mithilfe eines Flaschenzugs in die Grotte hineingelassen und wieder hinausgezogen. Das Gestell wirkte alt, zerfressen und klapprig. Um die Mine herum war Flachland. Das Gras kitzelte die Waden der Ninjas und der Wind wehte fast idyllisch über den Ort hinweg, so als würde hier nie etwas Negatives sein können. Aber auch Lorrenor, Shabon und Kurai waren inzwischen zu gute Shinobi geworden, um sich davon täuschen zu lassen. Stille herrschte. Eine Zeit lang horchten sie alle angespannt, ehe Enoki seine Stimme erhob. »Wir sollten uns aufteilen«, schlug er vor, »Das Gebiet hier ist nicht sonderlich groß. Ruft einfach, falls ihr fündig werdet.« Mit diesen Worten zog er vier schwarze Bänder aus der Tasche, an denen kleine Funkgeräte befestigt waren. Die drei Chu-Nin nahmen jeweils Ihres und banden es wie vorgesehen um ihre Hälse, zogen das Kabel daran hinauf und befestigten schließlich den Knopf im Ohr. Enoki tat es ihnen gleich. »Ich gehe mit Kurai«, sagte Shabon und nahm deren Handgelenk, »Wir melden es sofort, wenn wir jemanden sehen.« Enoki nickte und Lorrenor ebenso. Sie nahmen sich die rechte Hälfte des Gebietes vor und begaben sich in zuerst in die Nähe der Mine, um dort alles zu prüfen. Danach strebten sie einige Hügel an, die sich einige Meter weiter bereits auftaten. »Gehen wir«, meinte Kurai und Shabon nickte, folgte ihrer Freundin. Sie traten über ebenen Boden, es tat sich lediglich ein Waldstück auf, während weiter weg von ihnen einige kleine Felsen in die Luft ragten. Kurai vermutete, dass es dort eine Quelle gab. Die Mädchen gingen nebeneinander her und die Vögel zwitscherten ausgelassen. Die Sonne strahlte angenehm vom Himmel und Shabon ertappte sich dabei, wie sie kurz unvorsichtig wurde. Das Waldstück war leer, eigentlich war es nur eine Aneinanderreihung mehrerer Bäume, die allerdings an den Nadelwald grenzten, aus dem sie kamen. Hier versteckte sich niemand, das hätten sie bemerkt. »Komm, schauen wir noch dort«, schlug Kurai vor und deutete mit dem Zeigefinger auf die kleine Felsformation. Shabon nickte nur und wenige Sekunden später hatten sie ihr Ziel erreicht. Tatsächlich plätscherte hier eine kleine, glasklare Quelle vor sich hin, die von den Felsen gehalten wurde. Shabon entfernte sich einen Schritt. Sie gähnte hörbar und streckte die Arme in die Luft. »Hier ist niemand«, meinte sie, »Die haben wahrscheinlich irgendwie herausbekommen, dass sie bereits verfolgt werden und sich verkrümelt... Wäre auch ziemlich dumm, zu versuchen sich hier zu verstecken. Hier gibt es fast nichts.« Auch Kurai hatte der Quelle den Rücken gekehrt und runzelte nun die Stirn. Ihr war, als habe sie eben ein Blubbern vernommen und blickte sich um - ein Schatten huschte über das Wasser. Kurai atmete auf. Es waren nur Fische. »Lass uns die anderen suchen«, schlug das Fuchsmädchen also vor, »Hier gibt es ja doch nichts.« »Du hast Recht.« Die beiden Kunoichis machten kehrt und strebten wieder die Nähe der Mine an. Im selben Augenblick jedoch erklang ein lautes Platschen und zwei Schatten taten sich in der Sonne über ihnen auf. Kurai wollte herumfahren, als Shabon sie bereits griff und mit ihr zur Seite sprang. Beide prallten schmerzhaft auf die Erde, aber die junge Umidame rollte sich sofort über Kurai ab und stand wieder auf. Kurai sprang ebenfalls auf und peilte einen kurzen, verwirrten Moment die Lage. Zwei Ninja standen vor ihr. Einer von ihnen hatte fast bleiche Haut, braune Augen und hellblondes Haar, während der andere ähnlich wie Kakashi ein Tuch über dem Mund trug. Seine Augen stachen von kaltem Grau, sein Haar war verdeckt und er war sehr breit und groß gebaut. Beide besaßen ein Kiri-Stirnband, dessen Zeichen durchritzt worden war - sie hatten sie gefunden. »Lauf!«, zischte Kurai Shabon zu. Beide wussten, dass Shabon im Nahkampf so gut wie machtlos war und aus dem Hintergrund agieren musste. Daher nickte sie, machte kehrt und rannte auf das Waldstück zu, um sich dort zu schützen und ihre Illusionskünste anwenden zu können. »Ruf die anderen!« »Du ganz allein gegen uns?«, spottete der Vermummte, »Du siehst aber nicht gerade stark aus.« »Langweilig«, brummte der Blonde und grinste, »Ich hatte gehofft, dass mal wirklich starke Ninja kommen, mit denen wir uns ein bisschen befassen können. Händler zu töten ist nicht gerade spannend... Die Meisten können nichtmal einen einzigen Bunshin erschaffen.« Kurai knurrte hörbar. Es widerte sie an, dass es Menschen gab, die ein Lebewesen töteten und noch stolz darauf waren. Sie wusste, dass sie in Schwierigkeiten steckte, denn allein konnte sie wahrscheinlich nicht mal einen von den beiden in Schach halten. Aber sie musste versuchen sie abzulenken, bis Shabon über Funk Lorrenor und Enoki gerufen hatte. Die beiden Gegner stürmten nun auf Kurai zu. Ihr Herz schlug erbarmungslos gegen ihre Brust, doch sie zwang sich zur Ruhe und Überlegtheit. Ein Fehler auf diesem Niveau konnte sie den Kopf kosten, dessen war sie sich mehr als bewusst. Von zwei Seiten attackierten die Nuke-Nin das Fuchsmädchen, welches die Schwäche fand und hinaufsprang. Dabei suchte ihr Finger bereits das Funkgerät an ihrem Hals, um es anzuschalten - kaum war sie in die Nähe des Knopfes gekommen, versetzte man ihr einen scheppernden Schlag ins Kreuz. Kurai segelte zu Boden und prallte schmerzhaft mit dem Becken auf, woraufhin sie sich eine Sekunde nicht bewegen konnte und fast von einem Shuriken in den Hals getroffen worden wäre. Noch auf den Knien stützte Kurai sich mit den Händen ab und rannte so schnell sie die Beine trugen zur Quelle, denn Wasser war auch ihr Element. Die Gegner waren schneller und überholten das Mädchen von beiden Seiten. Kurai stoppte sich abrupt mit dem Fuß und die Zeit, in der die Verbrecher an ihr vorbeirauschten nutzte Kurai für einige Fingerzeichen und Konzentration. »Suiton Suikodan no Jutsu!«, rief sie und bündelte möglichst viel Chakra in diesen Angriff, darauf hoffend, dass der Abstand zum kühlen Nass nicht zu groß war. Nach kurzer Zeit erhob sich allerdings bereits der Wasserschwall, der sogar ein Stückchen breiter war als letztes Mal und erfasste die durch den Angriff unaufmerksamen Shinobi. Beide wurden hinfortgespült und blieben einen Moment am Boden liegen. Kurai wusste, dass ihnen das Wasser wahrscheinlich nicht mal wehgetan hatte. Sie spielten mit Kurai und kämpften höchstens mit halber Kraft, scheinbar war ihnen wirklich langweilig. Kurai allerdings war nur froh über diesen Umstand, denn dies verschaffte ihr Zeit. Sie formte aus wenig Wasser zwei Mizu-Bunshins, die mit einem Kunai bewaffnet die beiden Abtrünnigen angriffen. Der Blonde jedoch sprang auf und zerteilte beide Bunshins mithilfe eines Doppelkunais in der Mitte, woraufhin sie wieder zu einer Pfütze wurden. Kurai fluchte und stolperte rückwärts, als der vermummte Ninja sie angriff. Sie nahm die Arme zur Verteidigung hoch, um das Schlimmste zu verhindern, aber da streifte etwas brennend Heißes knapp ihre Schulter. Ein leichter Lichtblitz erhellte die Sicht und Kurai kniff die Augen zusammen, um weiterhin sehen zu können. Der vermummte Nuke-Nin schrie und rollte sich am Boden entlang, seine Kleidung hatte Feuer gefangen und stand lichterloh in Flammen. Der andere Ninja reagierte wirklich schnell, formte ein schlichtes Tigerzeichen und erschuf damit ebenfalls einen Wasserdoppelgänger, der sich über seinem Freund auflöste und ihn mithilfe des entstandenen Wassers löschte. Benommen blieb der ehemals Brennende noch auf dem Boden liegen, während der Blonde bereits wieder zum Angriff überging. Diesmal jedoch kam er kaum zum Losrennen, weil links neben Kurai die Erde in einer geraden Linie aufplatzte und ihm die Beine einklemmte, sodass er sich erst wieder befreien musste. Kurai fuhr herum und erblickte Shabon, Lorrenor und Enoki hinter sich. »Leute!«, rief sie erleichtert und suchte schnell die Nähe ihres unvollständigen Teams, »Gottseidank seid ihr da. Ich hätte nicht mehr lange durchgehalten.« »Gut gemacht, Kurai«, lobte Enoki, »Jetzt können wir sie zusammen angreifen.« Auch der Vermummte erhob sich nun wieder und sah alles andere als freundlich aus. »Naoki«, sprach er den Blonden an, scheinbar war dies sein Name, »Zeig ihnen doch mal deinen Freund. Bestimmt werden sie viel Spaß mit ihm haben.« Naoki begann daraufhin ohrenbetäubend zu lachen. »Es kostet verdammt viel Chakra diesen Bastard zu rufen, Osamu«, erwiderte er dann, während er mit seinem Kunai eine blutige Kerbe in den linken Zeigefinger ritzte, »Aber ich bin auf das Spektakel gespannt.« Noch bevor das Team 2 etwas tun konnte presste er die flache, blutige Hand auf den Boden, auf welchem nun ein Muster erschien. »Kuchiyose no Jutsu!«, rief Naoki und danach geschah nichts. »Scheiße...«, fluchte Enoki leise. Sie waren in Gefahr. Einige Zeit geschah nichts. Es herrschte absolute Stille und fast war es, als habe das Jutsu nicht funktioniert. Doch nach einigen Sekunden ertönte ein Krächzen am Himmel und alle Anwesenden sahen auf. Ein Vogel kam auf sie zugeflogen. Er hatte langes, schwarzes Gefieder und sein Schnabel glänzte spitz im Sonnenlicht. Es war der größte Vogel, den Shabon, Lorrenor und Kurai jemals gesehen hatten - mit den Flügeln war er mindestens drei Meter groß. »Töte sie!«, schrie Naoki dem Vogel zu und dieser spreitzte bedrohlich die Krallen, krähte dumpf und hallend und nahm dann Ziel auf die Chu-Nin und ihren Ersatzmeister. »Weg hier!«, schrie dieser und setzte sich in Bewegung, rannte vorran in Richtung Waldstück, woraufhin seine Untergebenen ihm folgten, »Schnell in den Wald! Beeilt euch!« Kurai rannte so schnell es ihr möglich war. Ihre Lunge brannte inzwischen wie Feuer, während sie noch immer das Kreischen des Vogels und das Lachen der beiden Gegner in den Ohren hatte, denn sie war noch immer geschwächt vom Kampf. Wut packte sie. Sie hasste es, so hilflos zu sein und nun hetzten sie ein Kuchiyosewesen auf die Gruppe - diese Feiglinge waren wirklich nicht zu übertreffen. Ein scharfer Luftzug verriet, dass der Vogel die Gruppe fast eingeholt hatte. Kurai rannte noch schneller und holte damit Lorrenor, Shabon und Enoki schließlich ein. Als der Wald in greifbare Nähe rückte, stießen die Ninja sich vom Boden ab und sprangen mit einem Hechtsprung ins Gebüsch. Nur wenige Zehntelsekunden später fegte der Vogel krähend über sie hinweg und zerteilte einen schmaleren Baum kurz über ihnen als wäre er ein Grashalm. Krachend kam er neben dem Versteck der Shinobi auf und diese verhielten sich möglichst ruhig. »Was sollen wir machen?!«, zischte Shabon verzweifelt, »Wir haben keine Chance gegen diesen Vogel.« »Nein, haben wir nicht«, meinte Enoki toternst, »Ihn zu töten ist fast unmöglich. Vielleicht, wenn wir ihn alle gleichzeitig mit einem Jutsu treffen.« »Ich will ihn nicht töten«, sagte Kurai, »Das Tier kann nichts dafür.« Kurz herrschte Stille, dann nickte Lorrenor. »Ich finde es auch intelligenter, sich auf die beiden Nuke-Nins zu konzentrieren. Wenn wir Naoki töten, wird auch der Vogel verschwinden - immerhin löst sich dann der Kuchiyosebund.« »Ja, das ist richtig«, sagte Enoki, »Wir müssen getrennt agieren. Ich kümmere mich um den Vogel und lenke ihn ab, ihr versucht die beiden Abtrünnigen zu töten.« »Verstanden«, sagten Kurai, Shabon und Lorrenor im Chor. »Bleibt zusammen. Schützt euch gegenseitig«, gab ihnen Enoki noch mit, »Viel Glück.« Er sprang aus dem Gebüsch. Der Vogel hatte gerade einen Kreis gezogen und schwebte nun über dem Wald, denn hier konnte er keinen Sturzflug mehr machen. Er würde sich an den Bäumen verletzen, da sie zu eng standen und das schien er zu wissen. Sie saßen in der Klemme. Die Abtrünnigen würden nicht in den Wald kommen, die Gruppe konnte aber auch nicht raus, ohne von dem Vogel getötet zu werden. Enoki rannte aus dem Wald und hielt unter dem Vogel inne, warf ein Shuriken nach dem Tier, welches es aber nicht einmal erreichte. Um die Aufmerksamkeit des Kuchiyosewesens zu erwecken reichte es allerdings und eben dies hatte der Jo-Nin damit bezweckt. Er entfernte sich noch weiter vom Waldstück und der Vogel folgte ihm schreiend. »Jetzt!«, zischte Lorrenor barsch und zu dritt stürmten sie aus dem Gebüsch. Tatsächlich standen Naoki und Osamu noch an der Stelle von eben und beobachteten den schwarzen Vogel, wurden jetzt aber auf die Chu-Nin aufmerksam. »Ihr schonwieder«, sagte Osamu, »Ihr nervt.« »Ihr auch«, zischte Kurai. Lorrenors schwarze Pupillen färbten sich rot. Die Sharingan aktivierten sich und er stellte sich kampfbereit hin, während Shabon ihre Flöte zückte und etwas abseits blieb. Kurai griff ein Kunai und blieb dicht neben Lorrenor, machte sich ebenfalls bereit. »Los geht's«, raunte er ihr selbstsicher zu. Er schien wirklich Gefallen am Kampf zu finden, was Kurai von sich nicht gerade sagen konnte. Sie nickte ihm zu und gleichzeitig stürmten sie auf die Gegner zu, Shabons Flötenspiel erklang kurz später. Es war eine hektische aber rhythmische Melodie, die Kurai irgendwie noch mehr anspornte. Das nahm sie nebensächlich wahr, denn jetzt erreichte sie mit Lorrenor die Gegner. Der junge Sato-Erbe attackierte Naoki und überließ Kurai den ohnehin schon durch die Verbrennungen verletzten Osamu, welcher mit seinem breiten Arm ausholte und nach ihr schlug. Kurai war mit ihrer Gruppe wesentlich selbstsicherer und duckte sich im Sprung unter dem Schlag hinweg. Sie nutzte diese kurze Blöße und rammte Osamu ihr Kunai in den Unterarm, riss es aber sofort wieder heraus und entfernte sich. Dies allerdings nicht schnell genug, woraufhin er Kurai am Kragen zu packen bekam und sie fast mühelos hochhob. Sie trat umsich und versuchte den Gegner zu erreichen, doch dieser holte aus und schleuderte Kurai nach links, woraufhin sie mitten ins Gefecht von Lorrenor und Naoki taumelte. Lorrenor, der gerade zum Schlag ausgeholt und damit fast Kurai getroffen hätte stoppte abrupt und rammte sie lediglich leicht mit seinem Körper, während Naoki genau diese Chance nutzte. Er packte die Hinterköpfe der beiden Teamkameraden und schlug sie mit voller Wucht zusammen, woraufhin sich bei Kurai für einen kurzen Moment die Lichter ausknipsten. Lorrenor jedoch gab ihr einen leichten Schlag auf die Schulter, damit sie wieder zu sich kam und stürzte sich dann erneut auf Naoki. Kurai sah alles verschwommen und ihr Kopf schmerzte, aber sie ließ sich davon nicht ausschalten. Sie wollte endlich auch einmal etwas bringen und nicht immer nur schutzlos oder ohnmächtig daliegen - diese Zeiten waren endgültig vorbei, das hatte sie sich geschworen. Kurai rappelte sich auf und sprang zu Lorrenor und Naoki, die sich noch immer miteinander schlugen. Osamu war jetzt allerdings hinter dem jungen Sato aufgetaucht und drohte ihm sein Doppelkunai in den Nacken zu schlagen. Kurai sprang mit ganzer Kraft dazwischen und rammte ihren Kopf in Osamus Magen. Dieser keuchte erstickt auf und torkelte einige Schritte nach hinten. Das Fuchsmädchen schnaufte wie nach einem Marathonlauf. Sie war vollkommen erschöpft und ihre Beine zitterten. Normalerweise machte der Kampf allein sie schon müde, aber jetzt hatte sie auch noch das Suikodan eingesetzt. Sie musste sich Mühe geben, nicht auf den Hosenboden zu fallen. Der Kampf war noch nicht vorbei. Osamu schüttelte fast ruckartig den Kopf. Noch immer war Shabons Flötenspiel erkennbar und der breit gebaute, vermummte Shinobi schien ernsthaft Probleme deswegen zu haben. Shabon schien ihn mit ihrer Illusionskunst erwischt zu haben und dies musste Kurai nutzen. Sie umgriff fest ihr Wurfmesser und stürmte auf Osamu zu, um ihm jenes in die Stirn zu rammen. Kurai hatte ihn fast erreicht, als er plötzlich die Augen aufschlug und ihr Handgelenk griff. Er drückte so fest zu, dass Kurai vor Schmerz aufschrie und dann holte er mit dem Kopf aus, um sie zu rammen. Das Fuchsmädchen zog blitzschnell den eigenen Kopf weg und wurde daher nur an der Schulter getroffen, woraufhin sie fast einen ganzen Meter wegtänzelte und schließlich hinfiel. Im gleichen Moment schoss Osamu los, aber nicht auf Kurai, sondern auf Shabon. Diese stand noch immer mit vor Konzentration geschlossenen Augen vor dem Anfang des Waldes und flötete ihre Illusion. »Shabon!«, schrie Kurai aus vollem Halse und die Melodie brach ab, Shabon sah die Gefahr auf sich zukommen, »Hau ab! Schnell!« Shabon machte kehrt und wollte zur Seite ausweichen, auch Kurai war aufgesprungen und versuchte Osamu einzuholen. Sie kam von der Seite auf ihn zu und hatte daher die geringe Chance, vor ihm am Ziel zu sein. »Bleib wo du bist!«, zischte der Abtrünnige und schleuderte einen Regen von Shurikens auf Shabon. Eines traf sie ihm rechten Oberschenkel und ein anderes streifte ihren Hals, woraufhin Blut diesen hinablief. Vor Schmerz krümmte Shabon sich hinunter, um den Wurfstern aus ihrem Bein zu ziehen. »Schneller«, keuchte Kurai im Rennen und drückte ihren Brustkorb so straff nach oben wie irgendwie möglich, um schneller zu sein. Fast zeitgleich durchfuhr sie ein kurzer Intervall von Hitze, den sie selbst kaum wahrnahm. Kurai rannte wenige Schritte schneller und schaffte es, Osamu zu erreichen, bevor dieser Shabon erreichen konnte. Sie ballte die Faust und schlug Osamu im Rennen mit solch einer Wucht ins Gesicht, dass sie mit der Faust abrutschte und sich den kleinen Finger brach. Er krachte entzwei und Kurai hörte es, fühlte aber keinen Schmerz. Zu sehr war sie von Adrenalin durchtränkt. Osamu torkelte davon, Shabon sackte auf den Hosenboden und zog endlich den Wurfstern aus ihrer Wunde. Sie riss sich zusammen, das konnte Kurai sehen, aber vor ihren Augen verschwamm die Umwelt allmählig. Sie hatte sich vollkommen verausgabt und fast kein Chakra mehr übrig - das Suikodan, der Kampf ansich und die Mizu-Bunshins hatten fast all ihre verfügbaren Vorräte gefressen. »Du kleine Ratte!«, zischte Osamu jetzt wütend und mit blutender Nase, nachdem er einen ausgeschlagenen Zahn zu Boden gespuckt hatte, »Das wirst du büßen!« Er nahm Anlauf und holte mit seinem Doppelkunai so weit aus wie es ihm möglich war, zielte auf Kurais Schädeldecke und raste auf sie zu. Dieses Mal würde er sie kriegen. Kurai versuchte hinwegzuspringen, aber im falschen Augenblick knickte ihr linkes Knie ein. Kurai sackte hinab und versuchte noch vergeblich, sich mit dem Arm wegzuziehen, als ihr plötzlich ein scharfer Luftzug ins Gesicht rauschte. Es knallte direkt vor ihr und Kurai wurde zurückgestoßen, landete auf dem Hosenboden und blickte auf. Es dauerte einige Sekunden, ehe ihr müder Geist erfassen konnte was sie sah. Vor ihr stand Ren. Er hielt ein Kunai in der Hand und hatte sich Osamu entgegengeworfen, ihm die Waffe mit ganzer Kraft in die Schulter gerammt. Osamu taumelte zurück, vor Schmerz und Verwunderung gleichermaßen und erst jetzt sah Kurai, dass das Doppelkunai des Abtrünnigen in Rens Brust auf Höhe der Lunge steckte. Rens Kopf sank einen Moment hinunter und er hustete. Kleine Blutstropfen verließen seinen Mund dabei. Mit geweiteten Augen und ohne zu Blinzeln starrte Kurai auf seinen Rücken. Ren richtete sich wieder auf und begann dann zu taumeln. Er trat einen Schritt zurück, um nicht umzufallen und dann sackte er nach vorn auf die Knie. Kurai sprang ohne zu denken auf und stützte ihn. »Ren!«, rief sie verzweifelt und blickte jetzt auf das Kunai. Es steckte bis zum Anschlag in seiner Haut und dickflüssiges Blut sickerte aus der Wunde, verfärbte den Stoff seines Oberteils dunkel. Ren hustete erneut, bewegte sich aber nicht. »Ren«, sprach Kurai wieder und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Erstarrt stand Shabon abseits vom Geschehen, hatte den Schmerz im eigenen Bein inzwischen vergessen. Osamu hielt inne, schien von dieser Szenerie noch immer überrascht. Von Enoki und Lorrenor war keine Spur, nur weit entfernt konnte man ihre Rufe und Kampfgeräusche vernehmen. Aber an Shabon und Kurai rauschte dies alles vorbei wie ein Film. »Warum?«, murmelte Shabon leise und trat jetzt einen Schritt auf die beiden zu, blieb knapp einen Meter vor ihnen stehen und kniete sich hinunter. Sie sah auf die Verletzung, auf das Eisen, welches so tief im Körper des Jungen steckte. Einen kurzen Moment trafen sich Shabons und Kurais Augen. Die Blauen sahen hoffnungsvoll, fast flehend aus, aber Shabon schüttelte langsam den Kopf. Bei einer verletzten Lunge konnte man nichts tun - zumindest nicht hier in der Wildnis. »Nein«, keuchte Kurai und Shabon sah sie zum ersten Mal wirklich weinen. Sie rüttelte Ren, der daraufhin ein schmerzvolles Keuchen ausstieß. Ein dünnes Blutrinnsal verließ seinen Mund. »Warum?! Sag es mir!« »Es war...«, begann Ren nun und alle wurden still, »Es war doch... mein Auftrag. M-Mein... Meister... Er... Er hat mir diese wichtige Aufgabe anvertraut...« »Wichtige Aufgabe?«, fragte Shabon leise. Sie schien noch immer klar und gefasst, »Meinst du, Kurai zu beschützen?« »J-Ja...«, murmelte Ren und schloss die Augen, »Es... es ist wichtig. Ich... Ich durfte nicht versagen. Nicht dieses Mal. Mein Meister... hat so viel für mich getan... Und jetzt wollte ich ein Mal etwas für ihn tun...« Mit diesen Worten verließ die Kraft seinen Körper. Er kippte zur Seite und Kurai fing ihn auf, drückte ihn an sich und keuchte aus einer Mischung aus Trauer und Wut. »B-Bitte...«, bat Ren und blickte zu Kurai auf, wandte dann den Kopf zurück, um auch Shabon sehen zu können, »Bitte sagt meinem Meister, dass ich... seine Aufgabe erfüllt habe. Es hat doch was gebracht.« »Ren!«, sagte Kurai eindringlich. Sein Blut verteilte sich auf einem Stück ihrer Kleidung, aber das kümmerte sie nicht, »Ren!« Der Junge schloss die Augen. Einen kurzen Moment verharrte er wie im Schlaf, dann erschlaffte sein Körper. »REN!« Kurai rüttelte ihn stärker, damit er aufwachte. Das durfte nicht passieren. Nicht wegen ihr. »Kurai«, ermahnte Shabon sie, »Hör auf... Er ist tot.« »Nein...«, flüsterte Kurai und ließ ihn. Vorsichtig legte sie ihn am Boden ab, so als könne er noch Schmerzen empfinden. Ihr Blick war verschwommen von Tränen, aber als sie seinen Körper sah, verspürte sie noch etwas anderes. Hass. »Das wirst du büßen...«, murmelte Kurai dumpf und blickte auf. Osamu stand noch immer vor ihnen, riss jetzt grob das Kunai aus seiner Schulter und trat zurück, als er Kurais rote Augen sah. Die schmalen Pupillen fixierten ihn scheinbar von selbst. Für einen Moment wurde es still. Vor Kurais Augen begann sich alles zu drehen. Müdigkeit, Trauer, Fassungslosigkeit und Hass ergriffen gleichermaßen Besitz von ihr und das Fuchsmädchen keuchte hörbar. Kurai sah Ren an und fast zerfraß sie der Wille, seinen Tod rückgängig zu machen oder zu rächen. Ja... Sie musste Ren rächen. »Du...«, knurrte Kurai mit zitternder Stimme und stand auf. Es war, als würde ihr Inneres brennen, wieder kam das Gefühl über sie, explodieren zu müssen. Doch dieses Mal konnte sie es nicht beherrschen. Unwillkürlich kniff sie die Augen leicht zusammen, als etwas in ihrem Körper zu wachsen schien. Deutlich fühlte sie einen schmerzhaften Druck, der ihr gleichzeitig so viel Energie zu geben schien, dass sie kaum still stehen konnte. Mit tiefen, rasselnden Zügen atmend krümmte Kurai sich hinunter und in ihrem Rücken knackte es. Sie schrie auf, aber dies nur geistig, denn äußerlich sah Shabon nur die zu breiten Kerben gewordenen Striche auf ihren Wangen und ihre Eckzähne, die ein Stück länger und spitzer wurden. Kurais Finger versteiften sich, als ihre Nägel wie Krallen etwas in die Länge wuchsen. Dabei verheilten zischend die Kratzer auf ihrem Körper und auch ihr gebrochener Finger schien sich allein zu richten, der Knochen griff wieder ineinander. Es schmerzte unendlich, so als würde sie in Feuer stehen und lebendig verbrennen, aber Kurai gab keinen Ton vonsich und starrte nur stumm auf Osamu - ihr Ziel. Kyuubi fauchte in ihrem Innern und rotes Chakra sickerte während ihrer Veränderung um Kurais Körper, dann verschwand es in der Erde, als wäre es aus ihr emporgestiegen. Das Fuchsmädchen sah nichts mehr außer schwarz um sich herum, einzig und allein Osamus Silhouette leuchtete grell vor ihrem Geist. All ihr Hass lenkte sich auf ihn, während sie sich auf alle Viere stellte und kollernd knurrte. »Kurai...«, murmelte Shabon leise. Kurai war so anders geworden, dass die junge Umidame sie kaum erkannte. Der Blick in ihren Augen und ihr gekrümmter, veränderter Körper zeigten ihr, dass es dieses Mal anders war. Dieses Mal hatte Kyuubi die Kontrolle über Kurai gewonnen. »W-Was zum?!«, raunte Osamu und bewaffnete sich mit dem Kunai, welches er gerade aus seiner Schulter gerissen hatte. Was war mit diesem Mädchen los? Dieses Jutsu kannte er nicht. »Stirb...«, keuchte Kurai und schoss in seine Richtung. Sie war fast drei mal so schnell wie sonst, der Wind peitschte ihr ins Gesicht, doch Kurai änderte keine Miene - nichts tat ihr in diesem Moment weh und Kurais Geist kreiste nur darum, wie sie Osamu töten und Ren rächen konnte. Es war, als hätte für alles andere die Zeit angehalten, nur ihre Aufgabe stand noch im Licht. Osamu trat zurück und stieß mit dem Wurfmesser nach Kurai, aber diese warf schlicht den Kopf zur Seite und ließ sich von der Waffe treffen. Tief steckte sie in ihrer Schulter und ein kurzer Intervall von Chakra stieß das Kunai mit Wucht wieder hinaus. Klirrend landete das Messer auf dem Boden und zischend verheilte die Wunde auf der Stelle wieder. »A-Aber...«, keuchte Osamu und ergriff jetzt die Flucht. Er sprang rückwärts in die Luft, um zu entkommen, aber Kurai war schneller. Sie handelte nicht selbstständig, wurde geführt und bekam nur dumpf mit, was geschah. Vor ihren Augen sah sie nur Ren und sonst nichts. Das Fuchsmädchen sprang Osamu hinterher und traf ihn mit dem Kopf in Magen, woraufhin dieser es schaffte, sie mit einem Tritt auf Distanz zu befördern. Nur kurz formte er einige Fingerzeichen, bis sich vor ihm ein fast riesiger Wasserstrudel auftat. Es war ein Suikodan no Jutsu, nur wesentlich größer als das von Kurai und krachend ergriff es Besitz von ihr und schleuderte sie hinweg. Kurai knallte auf den Boden und spürte deutlich, wie es in ihrer Schulter polterte, aber der Schmerz war kaum zu ihrem Geist durchgedrungen, da verebbte er schon wieder. Kurai stand auf und keuchte, um diesen Schwall Energie irgendwie zu beherrschen, nur gelingen wollte es ihr nicht. Osamu allerdings wartete nicht und warf einige Shuriken auf das Mädchen, bevor er neue Fingerzeichen ausführte. Sie war ihm unheimlich und er musste diesen Kampf jetzt beenden, bevor er womöglich noch die Kontrolle über diesen Kampf verlor. In ihr schien irgendetwas erwacht zu sein, auch wenn er es sich nicht erklären konnte. Die Wurfsterne schossen auf Kurai zu, aber erneut umgab sie eine Wehe von Chakra und stieß die Waffen weg, als seien es Spielzeuge. Wie tot landeten sie am Boden, während Kurai bereits wieder auf dem Weg zu Osamu war. Dieses Mal verstand man Osamus Gemurmel nicht, aber kurz darauf stachen spitze Felsen der Reihe nach aus der Erde und versuchten das Fuchsmädchen zu durchbohren. Der Gegner landete am Boden, noch immer das Vogelzeichen angesetzt, um das Jutsu zu halten. Kurai wich einem Stein nach dem anderen aus ohne es zu merken. Immernoch starrte sie wie hypnotisiert in Osamus Richtung, ehe sie eine Hand fest zur Faust ballte und einfach durch den letzten Felsen hindurchsprang. Es polterte ohrenbetäubend, als sie mithilfe des roten Chakra durch die Oberfläche brach und noch bevor der vollkommen verwirrte Osamu hinwegspringen konnte, holte Kurai ihn vierbeinig ein und stieß sich am Boden ab. Sie zog den Kopf hinunter und rammte ihren Gegner mit der Schädeldecke direkt ins Gesicht, woraufhin er mit dem Hinterkopf gegen einen der umliegenden Bäume knallte. Sein Körper erschlaffte fast augenblicklich und nur ein letzter, stoßender Atemzug verließ seinen Mund. Sein Genick musste durch die beiden kräftigen Aufschläge gebrochen sein. Shabon blickte unsicher zu Kurai, wachte noch immer an Rens Seite und stand jetzt auf, um ihre Freundin anzusprechen. Diese allerdings schien noch nicht genug zu haben und suchte mit den Augen in wilden, ungleichmäßigen Bewegungen die Umgebung ab, wahrscheinlich um auch Naoki zu finden. Als Kurai ihn erspähte, raste sie sofort auf ihn zu. Sie würde erst ruhen können, wenn beide tot waren und ihre Strafe bekommen hatten. Lorrenor war ebenfalls da und sah etwas lädiert aus, aber dies nahm Kurai in diesem Moment nicht wahr. Als sie kurz vor Naoki war und mit den Armen ausholte, um ihn zu kratzen, kam ein kraftvolles Gokakyuu ihr zuvor und setzte ihn in Flammen. Aufgrund seines Geschreis blieb Kurai stehen und röchelte leise, sah ihm zu, aber Lorrenor schien nicht so grausam zu sein und beendete Naokis Leben mit einem gezielten Stich mit einem Kunai. Kurai starrte ihn noch eine Weile lang an, ehe ihr Blick schließlich auf Lorrenor fiel. Der Sato-Erbe schaute ihr mit einer Spur Verwunderung und Ernst entgegen, musterte merklich ihren veränderten Körper, sagte aber nichts. Als Kurai ihn wahrnahm verschwand die Hitze, die Wut und auch die Kraft. Ihre Augen wurden wieder normal, so wie auch der Rest und schließlich versagten ihre Beine ihr entgültig den Dienst. Sie sackte auf den Hosenboden und brauchte einige Sekunden, bis sie verstand, was gerade geschehen war. »Alles okay?«, fragte Lorrenor jetzt und hielt ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Kurai ergriff sie, wurde hochgezogen, knickte aber sofort wieder ein, sodass Lorrenor ihren Arm um seinen Nacken legte und sie stützte. »Geht es Shabon gut?« Kurai nickte. Im gleichen Moment sah sie Enoki, der jetzt auch wieder zu ihnen kam. Er war gesund, hatte aber zum Teil eingerissene Kleidung und einige offene Stellen am Körper, wo er offensichtlich gekratzt und gehackt worden war. »Ihr habt vorbildlich gekämpft«, lobte er, »Ich bin wahnsinnig stolz auf euch.« Sie suchten den Weg zurück zu Shabon, welche noch immer bei Rens Leiche war. Sie sah bedrückt aus und als sie zum Stillstand gekommen waren, ließ Kurai sich loslassen und kniete sich zu Ren. Sie konnte kaum beschreiben, ob Müdigkeit, Schuldgefühl oder Trauer in diesem Moment überwog. Alles war so stark, dass es schmerzte. Kurai senkte den Kopf ein wenig hinunter und begann zu weinen. Es war ihr egal, dass dies eigentlich gegen die Ninjaregeln verstieß und auch, dass alle dabei waren. Ihre Tränen tropften an ihrer Nasenspitze hinab und versiegten auf Rens Oberteil. »Wer war der Junge?«, fragte Enoki und tat dabei betroffen. »Ein Freund von uns...«, sagte Shabon und erzählte kurz angebunden, dass er Kurai geschützt und an der Lunge verletzt worden war. Lorrenor blickte zu Boden und sah dann auf Kurai, die mehr oder weniger völlig aufgelöst im Gras hockte, eher er sie kurz an der Schulter zog. »Lass ihn uns beerdigen«, meinte er dann, »Das hat er immerhin verdient.« Wie Lorrenor jetzt auf die Idee kam verstand wohl keiner der Anwesenden so wirklich, aber Shabon fiel auf, dass er ja bei Adoptiveltern wohnte. Ob er die Beerdigung seiner eigenen Eltern erlebt hatte? Vielleicht hatte sie ihm geholfen zu verarbeiten... Das wäre ein Grund, warum er das jetzt sagte. Am Rande des Waldes begannen Lorrenor, Kurai und Shabon also mithilfe der Kunai, die ja auch als Grabwerkzeuge dienten, ein Grab auszuheben. Sicherlich hätte man ein Jutsu benutzen können, um es schneller gehen zu lassen, aber Ren hatte sich für sie geopfert und deshalb wollten sie Mühe in seine letzte Ruhestätte stecken. Shabon holte gegen Ende einige Blumen aus dem Wald und Enoki legte den Jungen schließlich in das Erdloch. Sie streuten die Blumen über ihn, was Kurai übernahm und schippten das Loch wieder zu. »Es tut mir so leid...«, murmelte Kurai leise, bevor die Erde ihn vollständig bedeckt hatte. Aus zwei Ästen formten sie mithilfe eines Kunais zur Befestigung ein Kreuz und stellten es aufrecht auf das Grab. Sie alle sprachen ein kurzes Gebet für ihn, was üblich war und dann blickten sie etwas betreten auf das Holzkreuz. »Wir sollten nach Hause gehen«, sagte Enoki, »Wir sind zwar müde, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr noch viel länger hier bleiben wollt. Ihr könnt Kurai stützen, wenn sie es nicht schafft.« »Ist das okay für dich, Kurai?«, fragte Shabon, bemerkte dann aber, dass ihre Kameraden starr auf den Wald blickte, »...Kurai?« Alle drei folgten jetzt den Augen des Fuchsmädchens und erspähten Zabuza, der anscheinend die Beerdigung beobachtet hatte und ihnen nun mit einer Mischung aus Verwirrung und Fassungslosigkeit entgegensah. Die Welle von Verzweiflung in Kurai wurde noch größer. Wie sollte sie Zabuza nur erklären, was passiert war? Mit Sicherheit hasste er ihr Team und besonders sie dafür, dass Ren deswegen umgekommen war. Zabuza jedoch machte kehrt und verschwand im Wald. »Warte!«, rief Kurai, sprang mit ihrer letzten verbliebenen Kraft auf und rannte ihm nach. »Kurai!«, stieß Enoki aus und wollte ihr hinterher, wurde aber gleichzeitig von Shabon und Lorrenor zurückgehalten. »Die Zeit haben wir auch noch«, meinte Shabon, »Kurai kommt schon klar.« Kurai war langsam und verlor ihn aus den Augen, blickte sich innerhalb des Waldes um und schlug dann einfach irgendeine Richtung ein, die sich aber als die Richtige erweisen sollte. Nach diesem kurzen Sprint keuchte sie wie nach einem Ausdauerlauf, als sie endlich Zabuza vorfand. Er stand mit dem Rücken zu ihr und schien sie nicht zu bemerken, was natürlich nicht stimmte. »Z-Zabuza«, keuchte sie, »Bitte... Warte.« »Was willst du?«, fragte er dumpf aber nicht unbedingt unfreundlich. Fast hatte Kurai das Gefühl, Zabuza habe kurz seine Farce verloren. Das wunderte sie auch nicht wirklich... »Ren... Hat mich beschützt und ist dabei gestorben«, jetzt sammelte sich wieder das Wasser in ihren Augen, »W-Wir konnten ihn nicht retten...« »Ja...«, sagte Zabuza nur. Er war zu schwach gewesen... »Es tut mir leid«, entschuldigte sich das Fuchsmädchen, »Ich soll... dir von ihm sagen, dass er endlich auch mal etwas für dich tun konnte. Er schien froh darüber zu sein...« Es tat ihr so endlos leid, dass dieser liebe Kerl wegen ihr tot war. Sie hasste sich fast dafür. »Verstehe...«, murmelte der Kiri-Dämon und jetzt lag eine Spur Weichheit in seiner Stimme, noch immer hatte er sich nicht zu ihr umgedreht. »Warum?«, fragte Kurai nun ein wenig lauter, »Warum hast du ihm diese Aufgabe gegeben? Warum sollte er mich schützen?« »Es würde nichts bringen es dir zu sagen...«, meinte Zabuza bestimmt und wandte sich zu ihr. Seine Augen glänzten nass, scheinbar war er wirklich betroffen über Rens Tod. »Danke für seine letzte Nachricht«, sagte er noch, »Achte auf dich.« »War...-«, Kurai hatte noch nicht ausgesprochen, da war er bereits verschwunden. Enttäuscht und wütend stapfte sie wieder durch den Wald zurück zu ihrem Team. Inzwischen hatte sie eine Art Grenze überschritten und konnte trotz ihrer vollkommenen Erschöpfung wieder Gehen. So als hätte sie die Müdigkeit tief in sich drin eingeschlossen. War es dieses Gefühl, was man Übermüdung nannte? Kurai war so durcheinander, dass sie nicht wusste, was sie zuerst denken sollte. Ren war wegen ihr gestorben, Zabuza wollte ihr immer noch nicht sagen, warum er sie schützte, Kyuubi hatte sie beherrscht und Kurai hatte ihren ersten Menschen getötet. Sie hatte einfach nur das Bedürfnis, sich irgendwo hinzulegen wo es warm und dunkel war. Bei diesem Gedanken kam ihr komischerweise Kakashi in den Sinn und jetzt bemerkte sie, wie stark er ihr fehlte. Mit ihm an ihrer Seite wäre das sicher nicht passiert... »Alles in Ordnung, Kurai?«, fragte Shabon, als das Fuchsmädchen das Team wieder erreichte. Es hatte an Rens Grab gewartet. »Ja...«, flüsterte Kurai nur und suchte mit den Augen am Boden. Es dauerte eine Weile, dann fand sie das Kunai im Gras, mit welchem Ren sie geschützt hatte. Kurai hob es auf, riss grob einen Faden aus der Naht ihres Oberteils und knotete ihn darum. Sie würde das Wurfmesser von ihm so erkennen und es ab jetzt bei sich tragen, um Ren zu ehren. Sie ließ das Messer in der Tasche verschwinden und Team 2 machte kehrt Richtung Konoha. Zwischenzeitlich musste Kurai von ihren beiden Kameraden gestützt werden, den Rest des Weges schaffte sie allerdings allein. Shabon sorgte sich sichtlich um ihre Freundin, denn seit dem Gespräch mit Zabuza und Rens Tod war sie schweigsam und blickte fast tranceartig immer auf die gleiche Stelle. Das Mädchen verstand ihren Schmerz, aber lindern konnte es ihn nicht. Shabon war selbst noch völlig betroffen von dem Vorfall, was man auch sogar bei Lorrenor beobachten konnte. Shabon war ihm endlos dankbar dafür, dass er Kurai geschützt hatte, aber fair war dasSchicksal nicht. Shabon seufzte und ließ Kurai in Ruhe, damit sie nachdenken konnte. Wieder in Konoha angekommen verabschiedeten sich alle ein wenig geknickt, selbst Enoki suchte recht schnell das Weite. Shabon wollte Kurai ansprechen, aber diese hatte bereits zielgerichtet ihren Weg eingeschlagen und so ließ Shabon sie gehen. Es war mit Sicherheit besser so. Also begab sich die junge Umidame nach Hause, erhaschte sich aber dabei, wie sie ununterbrochen über den Auftrag nachdachte und zeichnete schließlich ein Bild in Gedenken an Ren. Kurai wollte nur noch zu Meister Kakashi. Sie war so müde, dass sie verschommen sah, aber dies alles war ihr egal. Sie sehnte sich nach seiner Gesellschaft, er war für sie eine Wand der Sicherheit, die zu keiner Situation schwand. Nur der Gedanke daran, jetzt einfach bei ihm sein zu können linderte. Als Kurai im Krankenhaus ankam, musste sie aber feststellen, dass Kakashi gerade schlief. Leise trat Kurai ein und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett, beobachtete ihn. Er sah ruhig und entspannt aus, aber Kurai wäre auch so nicht auf die Idee gekommen, ihn zu wecken. Schlafen ließ ihn gesund werden und darauf war das ganze Team erpricht. Enoki war ein guter Meister, aber eben nicht ihrer. Kurai lächelte leicht, obwohl sie unendlich traurig und genauso müde war. Ihre Augen waren geschwollen und ihr Kopf fühlte sich heiß an. Kurais Körper war beinahe taub vor Erschöpfung. Sie hatte sich übernommen wie noch nie in ihrem Leben und ihr war schwindlig und kalt. Trotzdem wollte sie noch eine Weile bei ihrem Meister bleiben, nach diesem Tag wünschte sie sich seine Gesellschaft und wusste noch nicht mal wirklich warum. Kurai stützte die Ellenbogen auf sein Bett und legte den Kopf in die Hände, beobachtete ihn. Wenn er dabeigewesen wäre... Mit Sicherheit wäre Ren dann noch am Leben gewesen. Kakashi-Sensei hätte von Anfang an anders gekämpft und vielleicht auch besser geplant. Es war Kurais Schuld, dass Ren gestorben war, aber sie konnte den Gedanken jetzt erfolgreich verdrängen. Zu sehr stand sie noch unter Schock. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Kurais Augen nach unten klappten. In einem kurzen Versuch wollte sie aufschrecken und dann doch nach Hause gehen, aber nur kurz später sank die Stirn des Fuchsmädchens auf Kakashis Schulter und sie schlief ein. Es war ein traumloser aber finsterer Schlaf. Er war so wenig erholsam wie schön und als Kurai wieder erwachte, wollten sich ihre Lider nur schwerlich heben lassen. Ihr Rücken schmerzte bis hinunter zum Steiß und sie spürte, dass sie noch immer auf dem Stuhl an Kakashis Bett saß, Kopf und Arme auf der Matratze. Auch den Geruch ihres Meisters konnte Kurai noch wahrnehmen, er lag leicht aufgerichtet neben ihr und las in seinem Buch. Kurai rieb sich mit einer Hand im Auge und setzte sich wieder gerade hin. Mist... Sie war hier eingeschlafen. »Na, aufgewacht?«, fragte Kakashi auch prompt und blickte von seinem Buch auf. »J-Ja...«, murmelte Kurai. Sie hatte Augenringe und ihr Gesicht war noch immer gerötet, was auch der Meister jetzt zur Kenntnis nahm. Kurai sah schlecht und deprimiert aus, war bleich. »Wie spät ist es...?« »Fast zwölf Uhr Mittags.« »Was? Schon? Aber die Besuchszeit...-« »Die Schwester wollte dich nicht wecken, weil du wirklich fertig aussahst«, erklärte Kakashi in üblich ruhigem Ton, »Da haben wir dich schlafen lassen.« Sie war ja immerhin Stammgast hier und da konnte man sich schon mal eine Nacht darauf verlassen, dass sie nichts anstellte, wenn sie hierblieb, dachte Kurai trocken. »Ist was passiert?«, fragte Kakashi schließlich langsam. Erst jetzt fanden die Erinnerungen wieder Einzug in ihren Geist und wieder überkam sie die Trauer. Kurai schaute zu Boden und mied seinen Blick, woraufhin Kakashi das Buch auf seinen Nachttisch legte, die Decke zur Seite schlug und sich ans Bettende setzte. Er trug noch immer das ärmellose, dunkelblaue Oberteil und eine graue Hose. Er wirkte völlig anders in dieser Kleidung. »Ich brauche etwas frische Luft«, meinte er, »Kommst du mit?« Kurai verstand erst nicht, aber dann leuchtete ihr ein, dass er wohl nicht in diesem kargen Zimmer mit ihr sprechen wollte. Er durfte wohl schon raus, er war ja sogesehen auch fast gesund und brauchte nur noch etwas Erholung. Wenig später liefen sie nebeneinander den überdachten Weg vor dem Krankenhaus entlang. Es war ein großes Gelände, wo Kurai jetzt vereinzelt auch Rollstühle und Leute auf Krücken sah, die zögerlich ihre ersten Schritte an der frischen Luft versuchten oder schlicht die Sonne genießen wollten. Kurai schwieg und blickte zu Boden. Sie wollte einerseits darüber sprechen, andererseits es aber einfach verdrängen und ihre Ruhe haben. Doch sie wusste, dass das nicht ging. Kakashi sagte nichts, bis Kurai von selbst zu erzählen begann. Sie ließ auch das Treffen mit Ren im Wald nicht aus und langte schließlich dort an, wo Ren in ihren Armen starb, es in ihrem Kopf klickte und die Erinnerungen zu verschwommenen, grauen Bildern wurden. Tränen liefen jetzt an ihren Wangen entlang, sie beherrschte sich nicht zu schluchzen, doch Kurai fühlte sich so dermaßen schuldig, dass sie es kaum aushielt. Sie waren inzwischen am Ende des Weges angekommen und standen vor einem länglich gemauerten Blumentopf, welcher im Kreis auf einen zweiten Weg und damit wieder zurück ins Innere des Hospitals lenkte. »Er hat sich also geopfert, um dich zu retten...«, wiederholte Kakashi leise und Kurai nickte, hatte den Kopf gen Boden gewandt, um ihm ihre Schwäche nicht so offen zu zeigen. »Es ist meine Schuld...«, schluchzte Kurai und der Jo-Nin seufzte. Er verstand ihre Gefühle, hatte sie doch das erste Mal einen Freund verloren und dann noch, weil dieser ihr geholfen hatte. Er musste für einen Moment an sein altes Team denken, besonders an Obito. Kurais Schmerzen jetzt waren dem ähnlich, wenn natürlich auch nicht so stark. Er war nur froh darüber, dass sie Ren nicht intensiver gekannt hatte, denn dann hätte er sie nicht zu beruhigen gewusst. »Er war zufrieden, als er gestorben ist«, versuchte der Ninja es jetzt, »Er konnte Zabuzas Auftrag erfüllen, so wie er es sich gewünscht hatte.« »Ja...«, entgegnete Kurai noch immer heiser, »Er hatte... so einen tollen Charakter. Er hat so einsam gewirkt... Ich hätte ihn so gern besser kennengelernt... Er war auch gegen Shaku und wir hätten gemeinsam gegen ihn kämpfen können... Aber...-« Sie verstummte, als sie Kakashis Hand auf ihrer Schulter fühlte. Er schien zu wissen wie sie sich fühlte und sie war unendlich dankbar für seine Gesellschaft. Kurai musste daran denken, was jetzt wäre, wenn Shabon damals im Feuer umgekommen und Kakashi an der Blutvergiftung gestorben wäre. Dieser Gedanke trieb sie noch mehr in Verzweiflung und so lehnte Kurai ihre Stirn leicht an Kakashi. »Ich wollte stark sein... Damit mich niemand mehr beschützen muss«, sagte sie, »Ihr alle h-habt mir schon so oft geholfen... D-Du bist fast gestorben deswegen... Und ein Mal hab ich es hinbekommen, i-ich hab wirklich gut gekämpft... Und dann musste ich wieder beschützt werden und das hat Rens Leben gekostet.« Es war nicht nur das Schuldgefühl sondern auch der Ärger darüber, es wieder nicht allein geschafft zu haben. Kakashi verharrte und ließ sie reden, denn normalerweise beruhigte man sich nach einiger Zeit von selbst wieder. Dies geschah bei Kurai auch und als sie sich etwas beruhigt hatte, ließ der Jo-Nin sie wieder los. »Das man dir immer geholfen hat, hat nur einen Grund«, sagte er dann und Kurai blickte ihm entgegen, »Undzwar, dass man dich dort wo du bist wirklich mag.« Das war eine völlig andere Ansicht dieser Sache und Kurai wurde schlagartig bewusst, dass dies stimmte. Auch sie hatte Lorrenor und auch Shabon im Kampf schon manches Mal vor einer Verletzung oder Schlimmerem bewahrt und nie hatte sie groß darüber nachgedacht. Wahrscheinlich taten es ihre Freunde ebenso wenig, wenn sie ihr halfen. »Und stark bist du auch schon geworden«, fügte Kakashi hinzu, »Das geht nicht von heute auf morgen. Wenn ich bedenke, was du früher konntest du was du jetzt kannst... Einen viel schnelleren Weg gibt es nicht.« Natürlich war Lorrenor mit seinem Training wesentlich erfolgreicher. Aber er war auch ein regelrechtes Arbeitstier, abgesehen davon, dass Männer in körperlichen Dingen meist schneller fortschritten als Frauen. Sie liefen den zweiten Weg entlang, der wieder zum Hospital führte. Kakashi schien vollkommen fit zu sein. »Du hast gesagt, dass Kyuubi dich gesteuert hat«, meinte er dann, »Und es hat dir die Kraft gegeben, den Ninja zu töten. Das ist auch eine Form von Kraft.« Kurai dachte an die heiße Wut in ihrem Innern und an den Schmerz, als ihr Körper sich verändert hatte. An die neue Dimension des Kämpfens, die sie erfahren hatte und daran, dass sie Osamu getötet hatte. Ja... Dies war auch eine Form von Kraft. »Aber nicht meine...«, murmelte Kurai leise. »Es ist deine«, versicherte Kakashi ihr, »Immerhin ist Kyuubi in dir gebannt und in niemandem sonst. Lorrenor lehnt seine Sharingan ja auch nicht ab. Es ist dir angeboren, also solltest du es als einen Teil von dir sehen.« Damit regte Kakashi sie zum Nachdenken an. Er hatte wie immer vollkommen Recht mit den Dingen, die er sagte und Kurai bewunderte ihn wie so manches Mal für seine Weltanschauung. Im Krankenhaus schickte er Kurai nach Hause, damit sie schlief und etwas aß. Das Fuchsmädchen war so gerädert, da die Nacht halb auf Kakashis Bett auch nicht gerade erholsam gewesen war, dass es zu Hause nach ein paar Konzentratiosnübungen und einer warmen Mahlzeit bis zum nächsten Morgen um zehn Uhr durchschlief. Heute war ein freier Tag nach dieser Reise und Kurai tat der ganze Körper weh. Durch ihre Überlastung plagte sie eigentlich an jeder Stelle Muskelkater, wo man sich bewegen konnte und dementsprechend wollte sie Pause machen und heute nicht trainieren. Sie hatte noch lange über Kakashis Worte nachgedacht, ehe sie eingeschlafen war und war zu dem Entschluss gekommen, Kyuubis Kraft ab jetzt als Ihre zu sehen. Sie würde Rens Kunai bei sich behalten und wollte damit abschließen, dass er, wie Kakashi es gesagt hatte, zufrieden gestorben war. Sie würde ihn nie vergessen, wollte aber versuchen ihn gehen zu lassen. Trotz allem war Kurai die nächsten Tage geknickt. Sie besuchte Kakashi-Sensei und danach meistens gleich Shabon, ein mal besuchten sie alle drei den Meister und oft kam Kurai mit Shabon allein. Erst Ende der Woche stand die nächste C-Mission an, die Kurai zähneknirschend erwartete. Drei Tage vor der neuen Aufgabe widmete sich das Fuchsmädchen wieder dem Training und Shabon und Lorrenor waren natürlich mit dabei. Shabon war mit ihrer Illusionskunst inzwischen so weit, dass sie Menschen buchstäblich in Löcher fallen, aufschlagen und Schmerzen fühlen lassen konnte. Dies war auch eine Erklärung dafür, dass Osamu zum Teil so unaufmerksam gewesen war, denn Shabon hatte ihn fast die ganze Zeit über attackiert. Das Problem war jetzt nur noch, die Ninja auch dauerhaft in der Illusion festzuhalten, dies schien Shabons Worten zufolge nicht so einfach zu sein. Lorrenor feilte an seinen Techniken. Ryuuka, Hosenka und Gokakyuu waren jetzt nicht nur erstaunlich groß sondern klappten auch ganz ohne Fingerzeichen aus dem Stehgreif. Trotzdem war der junge Sato-Erbe wütend darüber, dass er die mystischen Augentechniken noch nicht erlernen konnte, die man seinem Bluterbe zuschrieb. Aber Kurai kümmerte sich darum nicht weiter, denn Lorrenor war niemals zufrieden mit sich. Sie selbst schaffte es nun, ihre Mizu-Bunshins angreifen zu lassen und sie konnten sich nun auch bis zu fünfzig Meter von ihr entfernen ohne zu verfliegen. Den Rest der Zeit hatte sie in das Suikodan investiert, welches aber kaum besser geworden, nur etwas an Wucht und Geschwindigkeit gewonnen hatte. Das ärgerte Kurai ungemein, aber mehr als üben konnte sie nicht. Der nächste Auftrag unter Enokis Leitung verlief erstaunlicherweise ganz ohne Zwischenfälle. Die Aufgabe war einfach, sie mussten nur einpaar lausige Banditen aus dem Wald fangen und unversehrt nach Konoha bringen, wo sie bestraft wurden. Die nächste Aufgabe war nun in zwei Tagen angesetzt, nach denen auch die letzte Woche ohne Kakashi im Team beginnen würde. An diesem Abend saß Kurai gedankenversunken an ihrem Küchentisch und blickte auf das Familienfoto, auf dem nicht sie sondern ein anderes Kind abgebildet war, wie sie ja herausgefunden hatte. Das Fuchsmädchen stellte nach einiger Zeit das Bild wieder auf den Schrank, wo es hingehörte und bewegte sich zu dem Fotokarton, den sie zusammen mit dem Katana auf dem Dachboden gefunden hatte. Richtig durchwühlt hatte sie ihn nie, meistens nur die obersten Fotos rausgeklaubt und sortiert, manchmal blind hineingegriffen. Doch heute wollte sie spezifisch nach einem weiteren Foto dieses Kindes suchen. Sie kippte den kompletten Inhalt auf den Fußboden und besah jedes einzelne Bild. Sie fand darunter sogar eines ihrer vermutlichen Großeltern, doch leider gab es kein Anzeichen dafür, ob von mütterlicher oder väterlicher Seite aus. Traurig seufzend stöberte sie weiter und wurde nach einiger Zeit tatsächlich fündig. Es war ein Foto, auf dem ganz offensichtlich sie - noch ohne Fuchsstriche - in einer Wiege lag, vielleicht wenige Monate alt. Kurai hatte das Bild erst weglegen wollen, erspähte aber schließlich etwas Entscheidendes. Weiter hinten am Fenster sah man nämlich den Rücken eines Kindes. Es war um Einiges älter als Kurai, mindestens acht Jahre, wie sie schätzte, hatte schwarzes Haar und blickte gerade hinaus. Kurai fluchte, weil sie sein Gesicht nicht sehen konnte und legte das Bild auf den Nachttisch. Morgen würde sie den Hokage besuchen, um endlich die Wahrheit zu erfahren. Aber Kurai fand keine Ruhe. Die ganze Zeit lag sie im Bett, überlegte krampfhaft, was mit dem Kind geschehen sein konnte. Wurde es zusammen mit ihren Eltern getötet? Aus welchem Grund? Da kam Kurai jedoch ganz plötzlich eine Idee. Es war ein Gedanke, an den sie vorher nie eine Sekunde verschwendet hatte. Rein theoretisch mussten sowohl sie als auch das andere Kind eine Geburtsurkunde besitzen. Yota hatte damals viel Zeug von ihren Eltern weggeworfen, sie war noch zu klein gewesen, um sich jetzt zu erinnern wieso. Er hatte Kurai das spätere Leben erleichtern wollen, hatte neue Betten angeschafft, Schränke aussortiert. Aber vielleicht konnte Kurai die Urkunden ja bekommen, wenn sie im Krankenhaus von Konoha nachfragte. Normalerweise wurden Kopien solcher Dinge gelagert. Anhand der Geburtsurkunde konnte sie zumindest den Namen und das Geschlecht des Kindes feststellen. Am nächsten Morgen also ließ Kurai das Foto in ihrer Tasche verschwinden und begab sich zum Krankenhaus. Heute ausnahmsweise mal nicht, um Kakashi zu besuchen, sondern um sich zum richtigen Ort durchzufragen, um die Urkunden zu erhalten. Schließlich geriet das Fuchsmädchen an eine freundliche Frau, der sie die ganze Geschichte erklärte und die schließlich auch bereit war, ihr das zu geben was sie wollte. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis die beiden Geburtsurkunden aufgetrieben worden waren, man schrieb für sie eine Kopie ab und händigte sie Kurai aus. So würde sie Geschlecht und Name ihres Geschwisterteils herausfinden, den Rest würde ihr der Hokage sicher sagen. Als sie allerdings nach draußen trat und auf die Urkunden blickte, wich sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht. Weit geöffnet starrten die blauen Augen auf das Stück Papier, auf dem die Tinte noch gar nicht richtig getrocknet war. Es war, als stünde die Zeit für diesen Moment still. Fast hysterisch überflog Kurai auch die zweite Geburtsurkunde und fand damit den Beweis dafür, dass das, was sie sah, Wirklichkeit war. Augenblicklich wurde ihr schlecht und sie musste sich kurz fassen. Das konnte einfach nicht sein. Hin- und hergerissen machte sie schließlich kehrt, stürmte wieder ins Krankenhaus, obwohl Rennen hier ausdrücklich verboten war und suchte nach dem Zimmer, in dem der Sensei lag. Als sie die Tür aufknallte, zuckte er tatsächlich ein wenig zusammen. Er hatte gerade wieder in seinem Buch gelesen. »Kurai«, sprach er sie an, »Warum hast du es so eilig?« Er sah ihren käsigen Gesichtsausdruck und runzelte die Stirn, richtete sich etwas auf. »Was ist?« »M-Meister...«, keuchte Kurai und blickte ihn an, als würde sie ein Gespenst gesehen haben. Dann aber hielt sie die beiden Blätter hoch. »Z... Zabuza... ist mein Bruder.« Kapitel 32: Veränderungen ------------------------- Eine lange Zeit herrschte Stille im Raum. Kakashi blickte ihr entgegen und man konnte deutlich Verwunderung in seinen Augen erkennen. Schließlich streckte er die Hand aus. »Zeig mal.« Kurai setzte sich zu ihm auf den kleinen Stuhl neben seinem Bett und reichte ihm das Papier. Schnell überflog er es. »Tatsächlich...«, sagte er dann, »Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Aber es erklärt alles.« »Ja...«, flüsterte Kurai und schaute zu Boden, »Das er mich beschützt hat und das er jemanden aus seiner eigenen Vereinigung getötet hat... Und das er sich von Shaku distanziert hat.« »Hat er das?« »Ja«, Kurai nickte, »Ren hat es mir erzählt. Allem Anschein nach hat er Zabuza sehr hintergangen.« »Das hat unter Garantie mit eurer Familiengeschichte zu tun. Bestimmt hat er ihm Unsinn erzählt und Zabuza hat es geglaubt. So in etwa stelle ich es mir vor.« »Was soll ich jetzt bloß machen?« »Ich würde dir zuert raten zum Hokage zu gehen. Ganz sicher kann er dir erklären was genau passiert ist.« Kurai machte sich also auf den Weg. Sie war sauer darüber, dass Sandaime ihr nie etwas gesagt hatte. Aber vielleicht hatte dies auch seine Gründe gehabt. Als sie schließlich an seiner Bürotür klopfte und eingelassen wurde, trat Kurai vor den Schreibtisch des Hokage und legte ihm die beiden Blätter hin. »Warum habt ihr mir nie etwas gesagt?«, wollte sie wissen und klang dabei allem Anschein nach aggressiver als sie es gewollt hatte. »Beruhe dich«, wies der Hokage sie an, »Setz dich. Ich werde es dir erklären.« Kurai tat wie geheißen und nahm Platz. Gespannt ruhte ihr Blick auf dem alten Mann, der kurz die Geburtsurkunden mit den Augen überflog und schließlich wieder aufsah, sie jetzt fixierend. »Ich wusste, dass du es irgendwann selbst herausfinden würdest.« »Bitte erzählt mir alles. Von Anfang an.« Er nickte und begann. »Zabuza Momochi ist tatsächlich dein Bruder. Er ist etwa acht Jahre älter als du und war das erste Kind deiner Eltern, bis du gefolgt bist. Du warst gerade geboren, als deine Mutter krank geworden ist. Sie litt unter einer Lungenkrankheit, die eigentlich unheilbar war. Aber deine Mutter Tsunami war ein Mensch mit starkem Willen. Mit viel Ruhe hat sie es geschafft die Krankheit zumindest für den Moment aufzuhalten.« »Was ist dann passiert?« »Dein Vater hatte vor vielen Jahren an der Chu-Nin-Prüfung teilgenommen. Sie war ebenso gegliedert gewesen wie bei dir. Wieder kamen die Unterninja aus allen Ländern um als Freundschaftsbeweis hier die Prüfung abzulegen. Bei dieser Prüfung lernte dein Vater Shaku kennen.« »Verstehe...«, Shaku war also früher auch Ninja gewesen. Kaum zu glauben. »Im Nachhinein hat dein Vater mir erzählt, dass er gleich etwas Merkwürdiges an Shaku bemerkt hatte. Die Art und Weise wie er über sich und die Welt sprach machte den Eindruck, dass er keinerlei Selbstwertgefühl oder Mitleid für andere hat. Er musste schlimme Dinge erlebt haben. Ich weiß von den Erzählungen deines Vaters, dass sein Team und das von Shaku während der Prüfung im Todeswald gemeinsam in einen Kampf gegen ein drittes Team geraten sind. Als Larciel Kyuubis Chakra benutzt hat ist Shaku plötzlich verrückt geworden und hat ihn attackiert.« »Er wollte Kyuubi?«, riet Kurai und Sandaime nickte. »Larciel war ein begabter Ninja und hat Shaku problemlos ausgeschaltet. Das hat ihn so wütend gemacht, dass er Hals über Kopf aus Konoha geflohen ist. Auch in seinem Heimatland ist er nie mehr aufgetaucht, er galt als abtrünnig. Als du gerade vier oder fünf warst, sind plötzlich Schergen von ihm aufgetaucht und haben versucht dich mitzunehmen. Wir nehmen heute stark an, dass er damit deinen Vater zu sich locken wollte.« »Wie mies...« »Dein Bruder war auch da. Zabuza. Und eure Mutter hat an diesem Tag nebenan geschlafen, ihr Zustand war mal besser und mal schlechter. Sie hörte den Krach und kam in euer Zimmer. Zabuza hatte versucht deine Entführung zu verhindern und durch die Hektik und die Flucht hatte man ihn erwischt statt dir. Man stülpte einen Leinensack um ihn und nahm ihn mit.« Ihr Bruder hatte also versucht sie zu schützen? Kurai fühlte sich schuldig. Allerdings wusste sie jetzt auch, woher damals das Deja Vú gekommen war, als Shabon sich vor sie geworfen hatte. So war das also... »Deiner Mutter hat es das Herz gebrochen«, fuhr der Hokage fort, »Und Larciel war so wütend, dass er ihnen gefolgt ist. Er wollte Zabuza natürlich zurückholen. Aber dein Vater kehrte nie wieder. Es war eine Falle und es war ihm bewusst, doch gescheut hatte er sich davor nicht.« »Shaku hat ihm aufgelauert...«, ergänzte Kurai traurig. »Ja...«, sagte Sandaime leise, »In dieser Nacht ist auf deinem Bauch ein Siegel erschienen. Du hast furchtbar geweint und hattest Fieber, konntest dich nicht beruhigen. Kein Arzt konnte dir helfen. Deine Mutter war ein feinfühliger Mensch und ihr erster Satz, nachdem dein Siegel erschienen war, war, dass dein Vater gestorben sein muss. Die Verlust ihres Mannes und des Kindes machte ihre Krankheit sehr viel schlimmer.« »Verstehe...«, meinte Kurai. Diese Geschichte war unsagbar traurig. »Sie hat versucht stark für dich zu sein«, fügte der alte Mann hinzu, »Aber sie konnte den Kampf nicht gewinnen. Deine Mutter starb wenige Wochen nach dem Tod deines Vaters. Ich wusste, dass man dich unmöglich in ein Kinderheim bringen konnte. Schon zu Larciels Zeiten war die Angst vor Kyuubi groß gewesen und es war unmöglich, dich in die Obhut normaler Menschen zu geben. Deshalb hast du etwa zwei Jahre hier gewohnt, vielleicht erinnerst du dich noch daran.« »Und dann hat Yota versprochen, sich um mich zu kümmern.« »Ja...«, Sandaime wirkte betroffen, »Das mit Yota tut mir unendlich leid. Er war immer ein ausgezeichneter Shinobi und gut mit Larciel befreundet gewesen. Nichtmal ich hätte jemals vermutet, dass er so charakterlos sei, vor Angst ein Kind anzugreifen. Wir hätten ihm vorher davon erzählen sollen, dass dein Vater Kyuubi an dich gesandt hatte. Dann wäre das vielleicht nicht passiert.« »Ist schon gut«, beschwichtigte Kurai, »Ihr konntet das nicht wissen. Es war Kakashi-Sensei, der mich gerettet hat, stimmt's?« »Exakt«, meinte der Hokage. Für den Moment war es ruhig. Kurai fühlte sich beruhigt und wusste nun endlich, was genau damals passiert war. Das fühlte sich gut an. »Die Leiche deines Vaters hat man schließlich in der Nähe eines verlassenen Verstecks gefunden. Von Zabuza war keine Spur. Aber wir hielten ihn für tot, denn er war nur ein Kind und dazu noch irrtümlich verschleppt worden.« »Das bedeutet, wäre Zabuza zu Hause gewesen, hätte er Kyuubi in ihm gebannt?« »Das weiß man nicht. Je jünger die Person, die als Wirt dient ist, desto einfacher und erfolgsversprechender ist die Technik. Larciel hat Kyuubi höchstwahrscheinlich deshalb an dich gesandt, weil Shaku es sonst die Finger bekommen hätte.« Auch dieses Rätsel war damit geklärt. »Warum hat mein Bruder einen anderen Nachnamen?«, fragte Kurai. »Momochi war der Nachname deiner Mutter. Als Zabuza auf die Welt gekommen ist waren sie noch nicht verheiratet, bei dir schon. Daher trägst du den Namen deines Vaters und er den Namen deiner Mutter. Allerdings hat er den Namen nie ändern wollen und deshalb ist es so geblieben. Als nach und nach ein Zabuza Momochi in den Papieren aufgetaucht ist und ich gemerkt habe, dass das Alter passt, wusste ich nicht wie ich es dir erklären soll. Du warst damals noch Akademieschüler, zerbrechlich und einsam und ich befürchtete, dass du aufbrechen würdest um ihn zu suchen. Du wärst mit Sicherheit dadurch auf die schiefe Bahn geraten, so wie auch er. Denn er ist ein Verbrecher und wird gesucht.« »Er ist kein Verbrecher!«, ergriff Kurai nun Partei und sprang dabei auf, »Er hat mich vor Shakus Leuten gerettet! Ren hat sich sogar dafür geopfert um mich zu schützen, weil er es ihm befohlen hatte! Außerdem hat er sich von Shaku distanziert!« »Ganz ruhig«, meinte Sandaime erneut, »Setz dich wieder. Du sagst, dass er sich von Shaku distanziert hat?« »Hat er«, entgegnete Kurai entschieden, »Ren hat es gesagt. Shaku hat Zabuza Lügen erzählt und deshalb war er auf seiner Seite. Ich glaube, dass er gar nicht wusste das man nach ihm gesucht hat.« »Das könnte die Lösung sein«, überlegte Sandaime, »Zabuza hätte sich nicht so einfach auf Shakus Seite geschlagen. Wahrscheinlich hat Shaku ihm erzählt, dass niemand ihn gesucht hat.« »Bitte bestrafen sie meinen Bruder nicht«, bat Kurai. »Er hat eine Menge Attentate begangen. Das lässt sich nicht einfach löschen«, meinte Sandaime streng, »Aber ich werde trotzdem davon absehen ihn zu jagen. Nur Konoha betreten, das darf er nicht.« Das war wenigstens etwas. Kurai bezweifelte sowieso, dass Zabuza bei ihr leben wollte. »Vielen Dank«, sagte Kurai und verbeugte sich, »Jetzt geht es mir wirklich besser und ich weiß endlich, was passiert ist.« »Ich konnte es dir nicht früher sagen. Bitte hab Verständnis dafür.« »Natürlich.« Sie verabschiedete sich von ihm und ging. Tausend Gedanken rotierten in ihrem Kopf und das alles musste Kurai erstmal verarbeiten. Und am besten ging das immer bei Shabon, also war das Fuchsmädchen bereits auf dem Weg dorthin. Als sie schließlich klopfte, öffnete Shabons Mutter die Tür. »Kurai!«, begrüßte sie sie, »Schön dich zu sehen. Aber Shabon ist leider nicht da.« »Was? Wo ist sie denn?« Das war nun schon das zweite Mal, dass Shabon weg war, wenn Kurai sie besuchen wollte. »Sie ist in der Stadt«, seufzte die Frau, »Neuerdings geht sie irgendwie ständig einkaufen. Ich meine, sie war doch gestern schon mit dir, was will sie heute schon wieder dort?« »Mit mir...?«, murmelte Kurai verständnislos. Müsste sie nicht davon was wissen? Aufmerksam blickte Shabons Mutter sie an. Da kam Kurai der Gedanke, dass Shabon offensichtlich etwas zu verbergen hatte. »Ähm, ja natürlich. Vielleicht hat sie was vergessen. Ich geh sie mal suchen«, Kurai grinste entschuldigend und verabschiedete sich. Auf dem Weg in die Innenstadt verschränkte Kurai die Arme und dachte nach. Für den kurzen Moment hatte sie schon wieder zu Kakashi gewollt, aber inzwischen befürchtete sie schon ihn zu nerven. Sie saß ja wirklich ständig bei ihm - was ihr jetzt erst so extrem auffiel. Sie blieb stehen. Kurai klebte wie eine Klette an Kakashi. »Verdammt...«, murmelte sie im Weitergehen, »Wenn ich bloß wüsste was los ist!« Die Verliebt-Theorie von Shabon flammte auf. Kurai hätte in diesem Augenblick sogar zugelassen, sich intensiv damit zu befassen, als sie stehen blieb. Fast hätte sie die Eisdiele passiert, in der sie letztens mit ihrer Teamkollegin Eis gegessen hatte, ohne eben diese dort sitzen zu sehen - mit Kabuto. »Ach«, stieß Kurai verstehend aus und hielt sich hinter einer Ecke. Sie wollte ihr nicht nachstellen, aber immerhin war sie in Shabons Geheimhaltung ungefragt mit eingebunden worden. So konnte sie ruhig ein bisschen lauschen. Hören konnte das Mädchen allerdings nichts und so seufzte es enttäuscht. Wer weiß wie lange die da noch saßen! Aber das musste morgen eindringlich besprochen werden. So ließ Kurai es gut sein und begab sich zur Gedenkwiese. Natürlich schwitzte Lorrenor dort wie jeden Tag und Kurai wurde gerade Zeuge des größten Ryuuka, welches sie jemals gesehen hatte. »Wow...«, stammelte sie und kam sich angesichts von Lorrenors Stärke wie ein Schwächling vor, »Du bist eine Legende, Lorrenor.« »Ach was...«, erwiderte dieser beschämt. Leicht grinsend begab sich Kurai ins Waldstück zum Gedenkstein. Hoffentlich würde sie bald Kakashi wieder hier treffen. Sie setzte sich an den Stein und seufzte inbrünstig. Da war er schon wieder in ihren Gedanken. Kurai legte sich nieder, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah in den Himmel. Diesen Nachmittag verbrachte sie damit, über all die Eindrücke und Erlebnisse nachzudenken. Sie verinnerlichte den Gedanken daran, dass Zabuza ihr Bruder war, was sie gleichermaßen mit Freude und Unsicherheit versetzte, ließ Rens Tod Revue passieren und schließlich blieb ihr Geist bei Kakashi-Sensei hängen. Zeitgleich aber bemerkte sie, wie Lorrenor sich zu ihr setzte. »Gehst du eigentlich hin?«, fragte er. »Ähm... Häh?«, Kurai richtete sich etwas auf, »Wo hin?« »Na zum Straßenfest«, ergänzte Lorrenor verständnislos und Kurai fiel es wie Schuppen von den Augen. In drei Tagen war ja das Stadtfest! Einmal im Jahr feierte Konoha den Frieden des Landes und baute dafür in einer langen Straßenmeile ein wunderschönes Fest auf. Alle Jo-Nin waren jedes Jahr helfend an den Vorbereitungen beteiligt und deshalb hatten die Chu-Nin fast eine ganze Woche frei. »I-Ich weiß nicht...«, murmelte Kurai leise. Das letzte Mal war sie mit Yota dort gewesen. »Shabon will uns alle zwingen«, meinte Lorrenor, »Auch den Meister. Der kommt am Wochenende ja aus dem Krankenhaus.« Kurai stellte sich vor, wie sie zu viert über das Fest gingen. »Das klingt toll«, gestand sie, »Du kommst doch mit, oder?« »Wenn es sein muss«, seufzte Lorrenor, »Sonst liegt ihr mir noch länger damit in den Ohren.« Kurai grinste breit. »Danke Lorrenor«, sagte das Fuchsmädchen, »Du bist ja doch nicht so ein Miesepeter.« »Von wegen Miesepeter«, schnaubte Lorrenor und stand auf. »Wir sehen uns«, meinte er, hob kurz die Hand und verschwand wieder zur Gedenkwiese. Kurz darauf vernahm Kurai sein gleichmäßiges Treten und Schlagen gegen einen der Baumstämme, der dort stand, denn das Geräusch wurde weit getragen. Kurai fühlte sich davon irgendwann angesteckt und ließ sich auf eine Runde Sparring mit Lorrenor ein. Sie hatte keine Chance und übte frustriert Mizu-Bunshins, die inzwischen perfekt und sogar ohne Fingerzeichen klappten. Kurai war stolz. Am Tag darauf konnte man schon die Vorbereitungen sehen. Laternen wurden aufgehängt, Stände aufgebaut. Es war ein Abendfest und so wurde viel Licht benötigt. Kurai freute sich beim Gedanken daran, mit ihrem Team dieses Fest zu besuchen wie ein kleines Kind. Mittags erwischte sie endlich Shabon. Sie öffnete Kurai und diese zeigte mit dem Finger auf ihre Kameradin. »Ich hab dich erwischt!« »W-Was...?«, murmelte Shabon fast beschämt und holte Kurai zu sich ins Zimmer, schloss sorgfältig die Tür. »Wobei?« »Mit Kabuto natürlich. Und sogar noch schamlos gelogen, wir wären einkaufen.« »Oh nein«, stieß Shabon aus, »Du hast doch meinen Eltern nichts gesagt, oder?« »Nee«, grinste Kurai, »Ich hab geahnt, dass du deine Gründe hast und hab ja gesagt.« »Danke«, seufzte Shabon und setzte sich zu Kurai aufs Bett. »Warum trefft ihr euch heimlich?« »Na ja... Wir verstehen uns gut. Wenn ich meinen Eltern erzähle, dass ich mich mit einem Jungen treffe, dann verjagen sie ihn glatt.« »Aber sie sind doch sehr gastfreundlich.« »Ja eben deshalb ja! 'Kabuto, besuch uns doch mal', 'Kabuto, pass ja auf meine Tochter auf'... Dafür ist es noch zu früh.« »Verstehe«, Kurai nickte. Diese Probleme kannte sie nicht, »Aber... Seid ihr jetzt ein Paar?« »Nein!«, zischte Shabon, »Genau deshalb erzähl ich keinem von ihm.« »Mir hättest du aber ruhig was sagen können. Immerhin sage ich dir doch auch alles.« »Tut mir leid. Ich hätte es bald getan, ehrlich. Ich hab mich auch erst vier Mal mit ihm getroffen.« »Magst du ihn? Ich meine, bist du in ihn verliebt?« Shabon lief rot an. »N-Naja...«, stammelte sie, »Man kann schon echt gut mit ihm reden. Und er ist auch total... zuvorkommend.« »Das heißt ja?« »Ein bisschen vielleicht«, gestand Shabon und lehnte sich dann auf ihrem Bett zurück, stützte den Rücken an die Wand, »Da hats uns wohl beide erwischt.« Kurai, die schon hatte nicken wollen, schreckte auf. »Was heißt hier uns beide?«, fragte sie, »Geht das schon wieder los?« »Ich schweige wie ein Grab«, grinste Shabon. »Du bist so doof!« »Lass gut sein«, sagte Shabon und lächelte, »Wir müssen Kakashi-Sensei noch überfallen.« »Womit?« »Na mit dem Stadtfest. Lorrenor hab ich schon mit vorgehaltener Waffe dazu bekommen, dass er mit uns geht. Jetzt nur noch der Meister. Oder willst du lieber alleine mit ihm gehen?« »Ich hasse dich!«, zischte Kurai künstlich beleidigt. Shabon lachte nur wieder unschuldig und so besuchten sie gemeinsam Kakashi im Krankenhaus. Dieser seufzte mehr oder weniger ergeben, als Shabon ihm genau genommen überschwänglich befahl mit ihnen auf das Fest zu gehen. »Wenn es euch glücklich macht«, meinte Kakashi resigniert, »Warum nicht. Dann kann ich mich wieder langsam an die frische Luft gewöhnen.« Praktischerweise durfte er genau am Morgen vor dem Fest das Krankenhaus verlassen. »Bist du wieder ganz gesund?«, erkundigte sich Kurai und der Meister bestätigte dies durch Nicken. Shabon war aber mit den Gedanken nur beim Fest. »Und jeder zieht sich was Schönes an«, grinste sie unbeschwert. »Was Schönes?«, fragte Kurai unsicher nach, »Ich hab nichts Schönes...« Sie besaß nur Alltagskleidung. Mehr hatte sie bisher auch nie gebraucht. »Macht nichts. Dann gehen wir beide morgen einkaufen.« »Wie willst du das wieder deiner Mutter erklären?« »...Gute Frage.« Sie tratschten ein wenig mit Kakashi-Sensei und Kurai ließ sich schließlich auf dem Fensterbrett nieder, da Shabon den kleinen Hocker beschlagnahmt hatte. Aus diesem Winkel konnte Kurai Kakashis linken Oberarm sehen, der durch das ärmellose Shirt ja unbedeckt war. Ein Tattoo prangte auf ihm und Kurai erwischte sich dabei, wie sie interessiert auf das Muster starrte. Das war das Anbuzeichen, da war sie sich sicher. Gleichzeitig bekam sie wieder einen vielsagenden Blick und beteiligte sich schleunigst am Gespräch. Am nächsten Tag wurde Kurai mehr oder weniger widerwillig von Shabon zum Shoppen mitgenommen. »Warum muss man sich denn so aufbohren um auf ein Straßenfest zu gehen?«, maulte Kurai. »Boar, meine Güte«, entgegnete Shabon in tadelndem Tonfall, »Du bist so prüde! Man kann sich doch mal schön machen, dafür ist man doch 'ne Frau.« »Wenn es darum geht bin ich keine Frau...« »Das wirst du schon sehen.« Sie blieben in einem Laden für Kimonos. Shabon probierte bereits einen nach dem anderen an und schien richtig gut gelaunt, Kurai stand mehr teilnahmslos daneben. Kimonos gefielen ihr schon, durch die Aufträge konnte sie sich auch durchaus einen leisten, aber ob das so das Richtige für sie war... Da war sie sich nicht sicher. »Ich helfe dir gleich«, flötete Shabon fröhlich, als sie ihren schon bezahlte. Er war grün und mit rosafarbenen Blüten bestickt - er passte perfekt zu ihrer Haar- und Augenfarbe. »Meinst du wirklich?« »Hör doch mal zu«, seufzte Shabon, »Das ist ein Fest. Spaß! Urlaub! Verstehst du? Außerdem wird es Kakashi-Sensei bestimmt gefallen.« »Verdammt nochmal, hör endlich auf damit!«, zischte Kurai und wurde knallrot. Shabon schob sie gewaltsam in eine Umkleidekabine und warf ihr einen roten Kimono ins Gesicht. Kurai zog ihn an und besah sich kurz kritisch im Spiegel, aber da riss Shabon bereits den Vorhang weg und begutachtete das Stück eingehend. »Perfekt«, meinte sie in abschätzendem Tonfall, »Rot war eine gute Wahl. Und die gelben Vögel passen auch gut dazu. Übrigens gehen alle Frauen im Kimono auf dieses Fest.« Wenigstens das konnte Kurai ein wenig mehr überzeugen. Der Abend des Festes war bald angebrochen. Die Gruppe hatte sich verabredet, sich dort zu treffen. Überall liefen bereits wunderschön gekleidete und geschmückte Frauen durch die Straßen. Shabon hatte also Recht gehabt... Auch nur durch diesen Umstand ließ Kurai es sich gefallen, sich von Shabon die Haare ein wenig hochstecken zu lassen. »Du bist echt hübsch so«, meinte Shabon, »Das hättest du viel früher mal machen sollen.« »A-Ach...«, stammelte Kurai und wurde puterrot. Dann aber fiel ihr etwas ein. »Was ist eigentlich mit Kabuto?« Shabon, die vor Kurais Spiegel gerade ihre eigene Frisur zurechtmachte, ebenfalls eine Hochsteckfrisur, stoppte kurz. »Wir sind für später verabredet.« »Verstehe«, sagte Kurai, »Ich würde mich echt freuen wenn ihr... na ja, zusammen kommt.« Jetzt war es Shabon, die rot wurde. »Ich auch«, gestand sie leise. Auf dem Weg zum Fest trafen sie Hiroshi. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und rannte mehr oder weniger begeistert zwischen den Leuten umher. »Woah, Kurai!«, stieß er aus, als er sie sah, »Ich hätte dich fast nicht erkannt. Siehst gut aus.« »Danke...«, erwiderte diese, »Mit wem bist du hier?« »Mit meinen Eltern. Sie haben einen Stand - du musst unbedingt bei uns vorbeikommen! Wir verkaufen die besten Tako-Yaki vom ganzen Fest.« »Versprochen.« Hiroshi setzte seinen Weg fort. »Wer ist das?«, fragte Shabon. »Ein Freund von mir.« Schließlich konnten sie Lorrenor und Kakashi-Sensei von Weitem erblicken. Shabon begann furchtbar zu lachen, als sie Lorrenors bierernste Miene sah. Er sah wirklich alles andere als vergnügt aus und wie erwartet trug er seine ganz normale Kleidung ohne Ninjaweste, denn die hatte er ja auch nur auf Aufträgen an. Kakashi indes hatte noch nicht einmal die grüne Weste ausgezogen. Dafür ragte aus einer der Brusttaschen ein klägliches, weißes Blümchen. Kurai konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Sie waren alle beide so kauzig, aber auf ihre Art irgendwie niedlich. »Ihr habt uns ganz schön warten lassen«, gab Kakashi zu bedenken, »Wir stehen hier schon fast eine Stunde.« »Schön, dass du auch mal merkst wie sich das anfühlt«, grinste Shabon - der arme Lorrenor, der hatte auf Kakashi und danach noch auf sie beide warten müssen, »Aber es hat sich doch gelohnt, oder?« Kakashi nickte leicht und zu viert gingen sie los. Das Fest war groß und die Straße fast unendlich, überall erleuchteten rote und weiße Laternen den Weg. Auf allen war das Schriftzeichen 'Harmonie' abgebildet. Ein perfektes Thema für dieses Fest. Links und rechts von ihnen erstreckten sich nebeneinander die hölzernen Stände. Es gab Losbuden, Glücksräder, Tombolas und einen Haufen Imbisse. Sie tranken zusammen einen Glühwein und versuchten sich danach am Goldfischangeln. Ziel war es, mit einem dünnen Papierkescher einen Goldfisch aus dem Becken unbeschadet in eine kleine Wasserschale zu transportieren. Dieses Unterfangen stellte sich als schwieriger heraus als es klang. Während Shabon nach zwei versuchen laut zu fluchen anfing ließ sich Lorrenor dazu breitschlagen ihr zu helfen, aber selbst ihm riss das Netz. »Da! Siehst du! Du hast es kaputt gemacht!«, schimpfte Shabon vorwurfsvoll. »Schrei mich doch nicht so an«, brummte Lorrenor zurück, »Frechheit... Kannst es doch selbst nicht besser.« »Da! Da! Sieh doch! Er ist fast drin...- Verdammt!« Kurai musste über die beiden lachen und genoss es sie zu beobachten. Im gleichen Augenblick riss auch ihr eigener Kescher. »Mist...«, murmelte sie und kaufte einen neuen. Kakashi trat jetzt neben sie. »Kein Erfolg?«, fragte er nach und lächelte leicht triumphierend; er hatte mit drei Versuchen drei Goldfische gefangen. »Woah«, stieß Kurai aus, »Wie hast du das gemacht?« Sie hielt ihm den neu gekauften Kescher hin und kniete sich dann neben ihm ans Becken, um zu beobachten was er tat. Kakashi fischte den Fisch zärtlich aber mit einer solchen Geschwindigkeit blitzschnell in die Schale, dass selbst das Tier es kaum realisiert hatte. Intensiv sah Kurai zu, aber seinem Beispiel folgen konnte sie nicht. Kakashi gab schließlich seine Schale voller Goldfische für Kurai ab, sodass diese den Preis bekam und nun ein nagelneues Kunai-Set ihr Eigen nannte, welches sie in den Kimonotaschen verstaute. »Danke«, meinte sie ehrlich zu ihrem Meister. »Keine Ursache.« Shabon hatte einen Kibaku-Satsu-Schlüsselanhänger gewonnen und baumelte diesen nun mit ihrem Finger umher. »Ein Kunai-Set«, äußerte sie leicht neidisch, »Aber ist ja kein Wunder.« Sie spielte damit schon wieder auf diese eine Sache an und Kurai ärgerte sich schon gar nicht mehr. Langsam aber sicher begann sie irgendwie sich mit diesem Gedanken abzufinden, ja, vielleicht fand sie sogar Gefallen an ihm. Aber das behielt sie ganz für sich. Es war schon relativ spät, als die Gruppe sich trennte. Shabon sah Kabuto an einem Stand auf sie warten. »Entschuldigt mich jetzt...«, meinte sie, »Aber ich wollte noch mit einem Freund über das Fest gehen.« »Dann gehe ich jetzt auch«, warf Lorrenor sofort ein, »So viel Fröhlichkeit schlägt mir sonst noch auf den Magen.« Er nickte ihnen zu und verschwand hinter der nächsten Gasse. Kurai lächelte und sah ihm nach, spürte dann aber einen stechenden Blick von Shabon. Sie fixierte erst Kurai und dann kurz Kakashi, welcher gerade einige Bastelein von Kindern an einem der Stände musterte. Kurai nickte ihr zu und Shabon setzte ihren Weg mit Kabuto fort. Erstaunlicherweise hakte sie sich sogar bei ihm ein. Für den Moment verspürte Kurai so etwas wie Kummer. Woher er kam vermochte sie nicht zu sagen. »Und was machst du jetzt?«, kam es und Kurai fuhr herum. Kakashi stand hinter ihr, die Hände in den Hosentaschen vergraben. »Ich weiß nicht...«, gestand Kurai, »Ich würde noch bleiben, aber allein auf dem Fest zu sein macht ja doch keinen Spaß.« »Dann lass uns doch die Straße noch zu Ende gehen«, schlug Kakashi vor, »Ich müsste sowieso in diese Richtung um nach Hause zu kommen.« »Einverstanden«, stimmte Kurai zu und gesellte sich neben ihn. Gemeinsam liefen sie über das Fest. Es hatte etwas Merkwürdiges für Kurai, mit ihm allein hier lang zu gehen. Überall um sich herum sah sie Familien oder Paare, was Kakashi in keinster Form zu stören schien. Aber für sie war dieser Augenblick etwas Besonderes. Für den Moment schienen sie gleich zu sein und nicht Meister und Untergebener. »Das Fest ist wirklich schön«, sagte Kurai leise zu ihm, »Ich wusste gar nicht, was ich die Jahre über verpasst habe.« »Allein warst du nie hier, hm?« »Nein. Ich wollte nicht...« »Ich auch nicht. Es ist auch schon viele Jahre her, dass ich hier war.« »Und?«, fragte Kurai und ließ den Kopf leicht in den Nacken sinken, um ihn besser ansehen zu können, »Hat es sich gelohnt?« Da wandte er den Kopf zu ihr, fixierte sie für den Moment, so als würde er auch auf ihr Äußeres achten. »Ich denke schon.« Was genau er damit meinte blieb Kurai selbstverständlich verschlossen. Aber ihr Herz hatte etwas schneller zu pochen angefangen, plötzlich wünschte sie sich, diese Gasse wäre noch endlos. An einem Imbissstand blieben sie irgendwann stehen. »Ich habe Hunger...«, sagte Kurai leise, »Du auch?« »Ein bisschen«, er nickte. Kurai suchte bewusst nach dem Stand von Hiroshis Eltern und erblickte den Jungen schließlich auch. Sie aßen dort also einen Tako-Yaki-Spieß und er schmeckte wirklich gut. Hiroshi beobachtete Kurai eingehend, was diese ein bisschen verunsicherte, denn der Junge war sehr scharfsinnig und sie hoffte, er würde jetzt keine falschen Schlüsse daraus ziehen, dass sie mit Kakashi allein hier war. Aber trotzdem gab es den Jungen für diesen Moment nicht. Kakashi unterhielt sich mit ihr und dies beförderte Kurai in eine Art Trancezustand. Nach und nach verließen sie das Fest, die Stände und Lampen wurden weniger. Irgendwann beleuchteten nur noch die typischen flammenden Kerzenhalter die Straße, auf der sie gingen. Kurai wusste nicht, wo Kakashi wohnte, aber die Richtung stimmte auch mit der überein, die sie einschlagen musste. Konoha war, wenn man genau hinsah, in mehrere Gebiete unterteilt. Die Innenstadt hatte einige Wohnungen und Geschäfte, aber die meisten Häuser lagen eher am Rand der Stadt. Kurai vermutete, dass auch Kakashi diese Wohngegend anstrebte, also wie Kurai selbst auch. Sie war sich nicht sicher, ob es nicht unhöflich war, ihm bis nach Hause zu folgen. »Die Dorfbewohner scheinen dir gegenüber jetzt aufgeschlossener«, bemerkte Kakashi im Gehen, sein Blick war geradeaus gerichtet. »Ja«, meinte Kurai und nickte, erstaunt, dass Kakashi das gesehen hatte, »Das mit der Selbstsicherheit von dir war wirklich gut.« »Es ist nicht nur das«, sagte Kakashi überzeugt, »Ich denke, du hast dir mit deinen Missionen einen Namen gemacht. Es ist außerdem auch bekannt, dass du mich zurück nach Konoha gebracht hast.« Kurai wurde rot. Jetzt dachten alle, dass sie ihn gerettet hatte. »Ach... N-Naja... Ich bin froh, dass sie mich scheinbar langsam akzeptieren.« »Das tun sie«, Kakashi nickte und trat weiter neben ihr her. Noch immer stapften sie in gemächlichem Tempo durch die nächtlichen Straßen Konohas. Nur noch entfernt war das laute Gerede des Festes zu hören, über sich erhellte ihnen eine klare Sternennacht den Weg. Kurai genoss diesen Augenblick wie selten etwas in ihrem Leben. Ein leiser, zufriedener Laut befreite sich aus ihrer Kehle, als sie den Blick hinaufwand. »Was ist?«, fragte Kakashi und schaute zu ihr. »Nichts...«, entgegnete sie, »Ich hab' mich nur gerade daran erinnert, wie viel wir schon zusammen erlebt haben. Wir alle.« »Ein Ninjateam wächst durch seine Abenteuer sehr zusammen.« »Es ist ein schönes Gefühl«, gestand Kurai ehrlich, »Mir ist, als hätte ich jetzt wirklich eine Familie.« Der silberhaarige Jo-Nin an ihrer Seite sah sie noch immer an und nickte schließlich langsam. Er empfand ähnlich, aber er war kein Mensch, der dies offen zugab. Eher musste man auf seine Mimik achten, denn nur so konnte man etwas über ihn herausfinden. Aber Kurai hatte in seinem Blick eine Art Weichheit entdeckt, die er nur heute Abend hatte. Allem Anschein hatte selbst er mal abgeschalten und genoss einfach nur diesen ruhigen Tag. Da ging es ihm wie ihr. Kurai hatte in dem Moment, in dem sie ihn besah, das starke Bedürfnis danach ihm etwas zu sagen. Ihr war selbst nicht bewusst was, sie spürte nur etwas was hinauswollte. Sie fühlte sich so unsagbar wohl und sicher an seiner Seite, aber das konnte sie ihm doch unmöglich sagen. »Hm?«, machte er, so als wolle er nachfragen, warum sie ihn anschaute. Aber das wusste sie selbst nicht genau. »Ach... Nichts... Ich hoffe, dass wir noch lange ein Team bleiben können«, gestand sie und wandte den Kopf wieder nach vorn. »Mit Sicherheit. Mindestens so lange, bis Shaku erledigt ist.« Da war er wieder, der Feind. Der Mörder ihres Vaters. Aber heute konnte sie ihn verdrängen, obwohl er so oft in ihren Gedanken hing. Heute gab es ihn nicht für Kurai. »Ich meine...«, murmelte Kurai, »...danach.« Kurz herrschte Stille. »Hast du das vor dem Hokage durchgesetzt?«, fragte er, aber er schien es zu wissen. Sandaime hatte geplaudert. Sie errötete. »Hm... Ja«, meinte sie leise. Kakashi strahlte heute irgendwie noch mehr Ruhe aus als sonst. Gerade wollte sie das Wort erneut erheben, als Kakashi stehen blieb und sie es ihm gleich tat. Sie hatten das kleine Waldstück erreicht, welches auch an die Gedenkwiese grenzte. Ein beleuchteter Pfad führte hindurch - normalerweise. »Nanu?«, stieß Kurai leicht verwundert aus, »Warum sind denn die Lampen aus?« »Gute Frage«, sagte Kakashi und sofort schwang Misstrauen in seiner Stimme mit. »Ach... Beruhige dich«, beschwichtigte Kurai ihn, »Bestimmt hat man durch die Festvorbereitung nur vergessen sie anzuzünden. Immerhin war es doch ziemlich viel Stress, oder?« »Vielleicht...«, ließ er sich umstimmen, »Wir sollten einen Umweg nehmen und durch die Stadt am Wald vorbeigehen. Der Waldweg ist uneben und im Dunkeln vielleicht gefährlich.« »Lass uns weitergehen!«, bat Kurai, »Ist doch lustig, so ganz im Dunkeln. Findest du nicht? Wir brechen uns schon nichts.« »Wenn du meinst...« Sie setzten ihren Weg fort. Kakashi hatte sich inzwischen wieder beruhigt und Kurai war froh darüber, dass auch er heute nicht ganz so ernst zu sein schien wie er sonst war. Es war recht dunkel, da die Baumkronen das Sternenlicht abschirmten, aber Kurai konnte Kakashis Silhouette noch relativ gut erkennen und so hatte sie keine Bedenken. Zuerst war der Weg eben und deshalb kein Problem, aber später gab es mehrere kleine Abhänge, bei denen sie aufpassen musste. Ihre Schuhe waren für eine nächtliche Waldwanderung absolut nicht geschaffen und es ärgerte sie ein bisschen, dass sie nicht einfach ihre Ninjasandalen angezogen hatte. Diese hier waren ihnen zwar ähnlich, sollten aber eher farblich zum Kimono passen und rutschten, wenn man rannte. »Shabon hat sich ja ziemlich schnell verabschiedet«, begann Kakashi schließlich wieder. »Ja...«, meinte Kurai und grinste leicht, »Sie wollte noch mit Kabuto über das Fest gehen.« »Der Junge, der sie vor dem Feuer gerettet hat?« »Genau«, Kurai nickte, »Ich glaube, dass sie sich sehr gut verstehen.« »Sieht ja ganz danach aus. Das freut mich für Shabon.« »Mich auch«, sagte Kurai ehrlich. »Und du?«, kam es mehr scherzhaft von Kakashi, aber Kurai erstarrte sofort und wurde rot, ihr Herz schlug schnell. »I-Ich? Ach...« In diesem Moment konnte Kurai abbrechen, da Kakashi geschickt einen kleinen Hang hinabrutschte und ihr dann die Hand hinhielt. Er schien ihre unpassende Kleidung bemerkt zu haben, außerdem war das Gras nass vom Tau und es war selbst mit Ninjasandalen glatt. Kurai nickte ihm zu und ergriff seine Hand, ließ sich so vorsichtiger hinabführen, aber ihre Schuhe versagten hier vollkommen den Dienst. Die Gummisohlen rutschten gnadenlos weg und Kurai verlor völlig den Halt, prallte gegen Kakashi, der damit so gar nicht gerechnet hatte und ungünstigerweise rutschte auch er in diesem Moment auf einem feuchten Ahornblatt aus, sodass beide der Länge nach im Gras landeten. Kakashi fing sich knapp über Kurai ab, um nicht mit Gewicht auf sie zu fallen und dann wurde es still. Allmählig kroch die Nässe der Erde durch Kurais Kimono, aber sie war nicht in der Lage darauf zu achten. Ihr Herz polterte wie ein Presslufthammer gegen ihre Brust, sie waren sich nahe - vielleicht eine handbreit voneinander entfernt. Dumpf erkannte Kurai Kakashis Gesicht in der Dunkelheit, er sah ebenso überrascht aus wie sie, aber schien keine Anstalten zu machen wieder aufzustehen. Noch immer lag er gestützt über ihr und beide blickten sich an. Die Sekunden verstrichen und ein sanfter Wind kam auf, umspielte Kakashis graue Haarspitzen und fast wie von dieser Bewegung getrieben beugte sich der Jo-Nin ein kleines Stück zu Kurai hinab, sein sichtbares Auge dabei zur Hälfte schließend. Nervosität schnürte Kurai die Kehle zu, innerlich war es als würde sie fliegen, aber äußerlich war das Mädchen ganz ruhig. Als er ihr näher kam, schloss sie fast automatisch ihre Lider und konnte dem Druck im Innern kaum standhalten. Es war eine quälende, schwarze Sekunde, vielleicht waren es zwei oder drei, wahrscheinlich hatte sie sich jetzt völlig lächerlich gemacht, aber da vernahm sie eine leichte Handbewegung seinerseits und schließlich spürte Kurai seine Lippen auf ihren. In ihrem Innern explodierte ein Feuerwerk. All ihre Glieder wurden von einem unheimlichen Prickeln erfasst und sie war so aufgeregt, dass sie ein starkes Zittern unterdrücken musste. Ihr Herz und ihr Bauch krampften sich zusammen und sie fühlte noch so viele andere Eindrücke auf einmal, dass sie zu einer kribbelnden Masse verschmolzen, die sie fast wahnsinnig machte. Wie ein Lichtbild kam ihr die Erinnerung in den Sinn, wie er sie beatmet hatte. Es war die selbe Zartheit gewesen wie sie sie jetzt spürte, nur mit dem Unterschied, dass sie es nun erwidern konnte. In Wahrheit mussten nur wenige Sekunden vergangen sein, denn ein zischendes Geräusch zerstörte die Idylle. Es ging zu schnell für Kurais Geist - kaum hatte sie die Augen aufgeschlagen hörte sie das feine Surren und einen erstickten Schmerzenslaut von Kakashi. Dieser hatte von ihr abgelassen und stützte seine Stirn für den Moment gegen ihre Schulter, biss die Zähne zusammen und krümmte sich leicht. Panisch blickte Kurai über Kakashi hinweg und erspähte eine Reihe fein geschliffener Shuriken in seinem Rücken stecken, das Blut quoll aus den Wunden und färbte die Ninjaweste rot. Ein dumpfes Lachen ertönte, aber noch bevor der nächste Schwall Waffen die Erde durchbohrte, auf der sie lagen, hatte Kakashi Kurai gegriffen und war mit ihr hinweg gesprungen. Er setzte sie ab und keuchte leise auf. Immernoch völlig perplex erwachte Kurai jetzt endlich aus dieser Starre und zog in hektischen aber vorsichtigen Bewegungen die Wurfsterne aus Kakashis Rücken. Er baute sich vor ihr auf und fixierte böse die Dunkelheit. Er hatte Blöße gezeigt. Das war ihm seit Jahren nicht passiert und dies ärgerte ihn ungemein. Eben hatte er nicht nur sich, sondern auch Kurai damit in Gefahr gebracht. »Wer zum Teufel bist du?!«, rief Kurai wütend in den Wald und sogleich trat eine dunkle Gestalt aus dem Schatten. Es war ein Mann, in etwa so groß wie Kakashi. Er trug ein Stirnband aus beigem Stoff, welches seine langen braunen Haare zurückhielt und in seiner Hand lag ein Doppelkunai, das er fast in gelassener Ruhe mit den Fingern umspielte. »Du warst das«, zischte Kakashi, »Du hast die Straße verdunkelt.« »Sehr richtig«, bestätigte der Ninja und lachte dabei auf, »Ich wollte euch in den Wald locken und das habe ich geschafft.« »Was willst du?« »Ich habe meinen Auftrag und den werde ich erledigen«, kam es nur zurück, »Besser gesagt, eigentlich habe ich ihn schon erledigt. Aber ich dachte mir, dass ich ein paar Extrapunkte hole, wenn ich euch beide gleich töte. Immerhin schreit die Chance ja förmlich danach und es wäre doch schade, sie verstreichen zu lassen.« Er grinste selbstsicher, Kakashi spannte sich an. »Bleib hinten«, wies er Kurai an und für den Moment war alles so wie früher. Unsicher fixierte sie ihren Meister, noch immer tobte das Gefühlschaos in ihr, doch jetzt überwogen Sorge und Angst. »A-Aber...« »Kein Aber«, ein Ton absoluter Endgültigkeit, »Du würdest dich nur verletzen.« Das stimmte. Ihre Kleidung ließ keinen Kampf zu und Kurai seufzte verärgert, trat zurück. Im Notfall würde sie trotzdem eingreifen. »Ich weiß zwar nicht, was du damit meinst, dass du deinen Auftrag schon erledigt hast«, begann Kakashi und machte sich bereit loszurennen, »Aber du bist garantiert einer von Shakus Gescherr.« »Richtig geraten«, meinte das Gegenüber, »Eigentlich bin ich das schon seit einigen Jahren. Konoha hat interessanterweise nie erfahren, dass ihr Verbindungsmann für Kiri-Gakure noch eine etwas andere Verbindung hatte.« Er lachte gehässig. »Nun, egal. Jetzt seid ihr dran!« Und damit attackierte er Kakashi. Die ersten Schläge prallten aufeinander, sie waren in der Dunkelheit schwer zu erkennen. Kurai starrte abwesend auf das Kampfgeschehen. Shaku. Wieder. Ihre Augenbrauen zogen sich hinab. Nichtmal diesen einen Abend gönnte man ihr, ohne an Shaku erinnert zu werden. Dieser Mistkerl hatte nicht nur den schönsten Moment in ihrem Leben zerstört sondern auch Konoha betrogen und Kakashi verletzt. Vergessen war alles, was eben passiert war, jetzt begann das Ninjaleben von Neuem. Kurai zückte das einzige Kunai, was sie für den Notfall dabei hatte - genau genommen das von Ren, an dem noch der blaue Faden baumelte - und hielt sich bereit. Zumindest verteidigen musste sie sich. Das neue Kunai-Set war für den Moment unbrauchbar, denn es war noch verpackt. Es klatschte und zwei Fäuste trafen, doch durch die Nacht vermochte Kurai nicht zu sagen wer der Leidtragende war. Waffen klirrten, einzelne Grashalme stoben durch die Luft und Vögel flogen erschrocken und kreischend auf, als die Kontrahenden sich ihnen näherten. Kurai kniff die Augen fest zusammen um mehr sehen zu können und als hätte man ihr einen Wunsch erfüllt wurde der Himmel nach und nach heller. Erklären konnte sie es nicht und so schob sie diese Frage vorerst beiseite. Nun erkannte sie Kakashi und den Feind klar heraus und konnte beobachten, wie der Meister dem Ninja ein Kunai in die Schulter stieß. Er ließ einen gurgelnden Schrei verlauten und konzentrierte für einen Moment sein Chakra. Kakashi und der andere Mann waren kurz voreinander, als dieser ein kraftvolles Gokakyuu in seine Richtung bließ. »Nein!«, entfuhr es Kurai, als Kakashis Körper in Brand gesetzt wurde und stark lodernd zu Boden fiel. Sofort nahm der Gegner Kurs auf sie, stieß sich am Boden ab und war schon kurz darauf bei ihr. Kurai wich dem ersten Angriff zur Seite aus und brachte sich dann mit einem Rückwärtssalto auf Distanz, wobei sie fast über den Kimono gefallen wäre. >Verdammtes Teil!<, zischte sie innerlich und erneut raste der Gegner auf sie zu. Kurai hielt ihr Wurfmesser bereit um sich zu verteidigen, aber es war nicht mehr nötig. Wie ein Blitz, der kaum erkennbar war, erschien Kakashi aus dem Gebüsch links von ihnen und durchbohrte den Gegner seitlich mit einem Raikiri. Es war die gleiche Technik, mit der er auch den Arzt getötet hatte - Kurai hatte ihn mal nach dem Namen der Technik gefragt. Erleichterung machte sich in Kurai breit und sie kam nicht umhin laut zu seufzen. Er hatte die Kunst des Tausches benutzt. Sie hatte es geahnt, doch die Angst war geblieben. Der Braunhaarige spuckte Blut und sackte auf die Knie. Ein tiefes Loch saß in seinem Bauch und Kurai schaute besser nicht genauer hin. Kakashi schüttelte das Blut von seiner Hand und fixierte den Ninja. »Was war dein Auftrag?«, fragte er. »Sag ich nicht«, kam es zurück, »Aber ihr werdet es sehen.« Obwohl er im Sterben lag, lächelte er triumphierend. Er suchte Kurais Blick. »Du«, sprach er, »Geh doch mal nach Hause. Da erwartet dich eine kleine Überraschung.« »W-Was?«, murmelte Kurai verunsichert. Was war damit gemeint? »Schöne Grüße von Shaku.« Das waren seine letzten Worte. Er kippte nach hinten weg und blieb regungslos liegen. Eine kurze Zeit der Stille herrschte. Kakashi sah etwas lädiert aus, die Wunden in seinem Rücken bluteten, aber sonst war er gesund. Hilflos blickte sie in seine Augen. Überraschung? »Lass uns nachsehen«, meinte er nur und wandte sich mit ihr zum Gehen. Kurai nickte und folgte ihm. Die Nacht war noch heller geworden. Das flaue Gefühl in ihrem Magen verhärtete sich zum Zementklotz, als sie begriff warum: Der Horizont schimmerte orange. Ebenso orange wie im Wald des Todes, als der Turm gebrannt hatte. Kurais Prognose erwies sich als richtig. Als Kakashi und Kurai an deren Haus ankamen, fanden sie es lichterloh in Flammen vor. Für den Moment realisierte das Fuchsmädchen diesen Umstand gar nicht und auch nicht, dass all ihr Hab und Gut, ihr Geld, ihre Kleidung, ihr Katana und die Fotos ihrer Eltern sich in diesem Gebäude befanden. Kurais Existenz wurde gerade zu Rauch und Asche. »Das zu löschen bringt nichts mehr«, sagte Kakashi leise, »Es ist schon bis auf die Grundmauern niedergebrannt.« Erst jetzt fiel der Klumpen in ihre Eingeweide und sie begriff, was gerade geschah. Kurai blickte zu Boden und schluchzte, ballte eine Hand fest zur Faust. Selbst dieser Abend wurde mit einer Tragödie beendet. Für sie war es eine, denn Kurais gesamte Erinnerungen waren soeben für immer verschwunden. Tränen suchten ihren Weg hinab und erstarben im Gras. »Tut mir leid«, kam es von dem Jo-Nin neben ihr. Vorsichtig legte er einen Arm um ihre Schulter und Kurai drückte ihr Gesicht gegen ihn. »D-Du kannst nichts dafür...«, murmelte sie und man spürte, dass sie sich zusammenriss. Kakashi drückte sie leicht und spähte mit wütendem Blick in die jetzt langsam verschwindenen Flammen. Dieser Shaku würde irgendwann für das bezahlen, was er getan hatte. Für alles. Dafür würde er sorgen. Kapitel 33: Neuanfang --------------------- Irgendwann war das Feuer ausgebrannt. Kurai hatte sich geweigert, im Dorf bescheid zu sagen und um Löschung zu bitten. Sie wollte den anderen nicht den Abend verderben und außerdem war sowieso alles verloren. Drei Wände brauchte man mit so viel Aufwand nicht mehr zu retten und es waren keine Bäume in der Nähe, die sich hätten entzünden können. Kurai blieb beim Feuer, bis es nur noch leicht glomm. Auch Kakashi war so lange geblieben. Er seufzte. Kurai tat ihm leid. Jetzt hatte sie nicht einmal mehr ein Zuhause. »Hör mal...«, begann er und hoffte, dass sie zuhörte, »Es bringt nichts, wenn wir hier übernachten. Komm doch einfach mit.« Einen Moment war es ruhig, dann nickte Kurai langsam. Eine andere Wahl hatte sie ja nicht. Sie freute sich darüber, dass Kakashi sich um sie sorgte und sie sogar zu sich nach Hause eingeladen hatte, aber momentan war sie nicht in der Lage es zuzulassen. Zu geschockt war sie von dem Attentat. Vor wenigen Stunden war sie noch so glücklich gewesen... Und jetzt lag ihr ganzes Leben in Trümmern. So folgte Kurai Kakashi durch den dunklen Wald. Jetzt war es ihr egal ob sie wegknickte, diese dumme Festkleidung war alles was ihr geblieben war. Sie dachte daran, dass das Katana ihres Vaters zu Hause gewesen war und dies schmerzte sie am meisten. Morgen würde sie hingehen. Sie hoffte, dass das Schwert den Brand vielleicht überstanden hatte. Erst Kakashis leicht gekrümmter Gang holte sie wieder zurück in die Realität. Er war verletzt worden, weil er wegen ihr Blöße gezeigt hatte. Dies brachte ihre Laune auf den absoluten Tiefpunkt. »Hat er dich schlimm erwischt?«, fragte sie leise. »Nein, geht schon«, kam es zurück, »Sie sind nicht tief.« Kakashi blieb nach einigen Minuten des stillen Gehens vor einer Haustür stehen. Der Baustil war dem von ihrem ehemaligen Zuhause ähnlich, was auch nicht verwunderlich war. Er schloss die Tür auf und ließ Kurai ein. Sie standen direkt in einer großen, aufgeräumten Küche. Rechts von Kurai erstreckten sich Kühlschrank, Herd, Spüle und einige Schränke, davor außerdem ein großer Esstisch mit vier Stühlen. Die linke Ecke des Raumes war mit ein paar Regalen gefüllt. Ein Fenster war in dieser Wand und ein übergroßes Fensterbrett daran befestigt, welches Kurai nahezu einlud darauf zu sitzen. Geradeaus ging es durch eine geöffnete Tür in den Flur. Hier lebte also Kakashi-Sensei. Kurai lächelte schwach, als sie sich umgeblickt hatte. Seine Wohnung war wie er selbst. Aufgeräumt, akurat, aber dennoch freundlich. Kakashi schloss die Tür hinter sich und jetzt wurde Kurai zunehmend nervös. Natürlich fürchtete sie sich nicht, weil sie mit Kakashi allein war, aber ihr war nicht klar, wie sie sich ihm gegenüber nun verhalten sollte. Einerseits war zwischen ihnen vorhin so viel passiert, andererseits war jetzt alles wie vorher. Was sollte sie bloß tun? Unsicher wandte sie sich ihm zu. Er ließ seine Weste gerade über eine Stuhllehne sinken. Sie war von fünf Shurikens durchlöchert worden und blutverschmiert. »Lass mich deine Wunden behandeln, okay?«, bat Kurai ihn, »Hast du was da?« Kakashi nickte und wollte gehen, aber Kurai kam ihm zuvor. »Warte... Ich hol's schon.« Sie lief in den Flur und blickte sich um. Unauffällig lugte sie in die offenen Türen, zugegebenermaßen auch aus Neugierde. Rechts zweigte sich ein kleines Badezimmer ab, welches nur mit Toilette, Dusche und Waschbecken ausgestattet war - eben mit dem Nötigsten. Eine Tür weiter verbarg sich ein kleines Arbeitszimmer und hinter der linken Tür des Flurs, die geschlossen war, vermutete Kurai das Schlafzimmer. Aber das Bad war ihr Ziel. Sie sah einen kleinen Spiegelschrank und öffnete ihn - tatsächlich entdeckte sie dort einen Erste-Hilfe-Kasten. Kakashis Ordnung war wirklich gut. Sie nahm das Päckchen und kam wieder in die Küche, wo er sich seitlich auf einem der Stühle niedergelassen hatte und nun ihren Blick suchte. Kurai breitete das Desinfektionsmittel, den Wattetupfer und einige große Pflaster auf dem Tisch aus, nahm ebenfalls hinter ihm Platz und zögerte jetzt. Sie wagte es nicht, ihn so einfach anzufassen, aber der ebenfalls blutige und löchrige dunkelblaue Pullover versperrte ihr noch die Sicht. Nach mehreren Sekunden war immer noch nichts geschehen. Vorsichtig umgriff Kurai den dunklen Stoff und zog ihn mit sanfter Gewalt nach oben, dabei darauf achtend, dass er nicht die Wunden berührte. Kakashi zog ihn über den Kopf aus und behielt ihn bei sich. Darunter allerdings trug er ein weiteres Kleidungsstück - nämlich das Ärmellose, welches er auch im Krankenhaus getragen hatte. Belustigt darüber, dass Kakashi dermaßen eingepackt war, zog Kurai es hinauf und der Jo-Nin hielt es mit einer Hand fest. »Tut mir leid...«, entschuldigte sie sich dann, während sie mit Jod die Wunden reinigte und mit einem Tuch das trockene Blut von seiner Haut wischte. Ihr Herz schlug schnell und unkontrolliert. Ihn zu berühren war neu und sein Rücken war muskulös. Kurai spürte, wie ihr heiß wurde. »Was?«, kam es von ihm dumpf zurück. Er zuckte nicht, obwohl es brennen musste. Vorsichtig legte Kurai den Wattebausch wieder ab und verklebte die offenen Schnitte mit den großen Pflastern. Genäht musste keiner von ihnen werden, er hatte Glück gehabt. »Das mit dem Kerl«, fügte das Fuchsmädchen an, »Du bist heute erst aus dem Krankenhaus entlassen worden und nun schon wieder verletzt...« »Das ist halb so schlimm«, erwiderte er prompt, »Außerdem war es meine Schuld. Ich war unvorsichtig und das war die Strafe dafür.« Ein Ninja durfte niemals Blöße zeigen. Anscheinend nicht mal zu Hause. Sie beide dachten jetzt daran, warum Kakashi abgelenkt gewesen war - und beide erinnerten sich an ihren Kuss. Kurai stieg die Schamesröte ins Gesicht und sie ließ sich absichtlich Zeit mit dem Versorgen der Einstiche. Kakashi wirkte ebenso gelassen wie sonst. Schließlich war Kurai aber fertig und konnte ihre Beschämung nicht weiter mit dieser Tätigkeit verbergen. »Danke«, kam es von Kakashi, aber Kurai schüttelte nur den Kopf. Langsam räumte sie den Kasten wieder zusammen und brachte ihn zurück ins Bad, wo sie sich das Gesicht kurz kalt abwusch. Sie musste wieder zu sich kommen. Aber ihr Inneres war so zerwühlt von Freude, Aufgeregtheit, Trauer und einer bisher unbekannten Verlorenheit, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Scheinbar sah man es ihr auch an, denn Kakashi warf ihr einen sanften Blick zu, als sie zurückkam und sich an den Tisch setzte. Der Jo-Nin schien Kurai gegenüber keinesfalls verschämt, jedoch ein bisschen ratlos. Er kratzte sich am silbernen Haarschopf. »Nun...«, begann er wie so oft. Kurai tat ihm leid, wie sie da an seinem Tisch saß. Sie wirkte einsam und irgendwie abwesend. Kakashi verstand, wie sie sich fühlte, hatte sie doch soeben alles verloren. »Lass uns einen Tee trinken«, schlug er daher vor. Natürlich heilte dies nicht die Welt, aber Tee beruhigte und so konnte er sie vielleicht auf das Bevorstehende ansprechen. Kurai nickte ruckartig, als hätte sie sich selbst dazu überredet. So stand Hatake auf und setzte heißes Wasser im Teekessel auf, stellte schonmal zwei Teegläser und den Untersetzer für die Kanne auf den Tisch. Er blieb stehen und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Arbeitsplatte. »Was hast du jetzt vor?«, fragte er sie unvoreingenommen. Er wollte wissen, wie sie mit der Situation klarkam. »Na ja...«, flüsterte Kurai erstickt, fixierte die hölzerne Platte vor sich, als gäbe es dort die Lösung, »Ich gehe morgen hin und schaue, ob was übrig geblieben ist.« Bereits jetzt flackerten ihre Augen nass. Kakashi seufzte lautlos. Natürlich gab es dort nichts mehr, vielleicht noch ein paar rußgeschwärzte Waffen. Aber dies war ein Teil der Verarbeitung - ähnlich einer Beerdigung. »Und danach?« Stille herrschte im Raum. Kurais Augen verschmälerten sich. »Ich weiß es nicht...«, gestand sie, »Ich... ich kann damit nicht umgehen. Ich bin vollkommen durcheinander. Ich habe keine Ahnung wo ich wohnen oder schlafen, was ich anziehen oder essen soll.« Sie presste unter dem Tisch ihre Hände fest zusammen. Kakashi beobachtete sie still und nickte schließlich. »Morgen stattest du dem Hokage einen Besuch ab. Es wäre nicht das erste Mal, dass er Ninjas in einer Notlage geholfen hat.« »A-Aber...-« »Nichts aber«, unterbrach Kakashi sie sofort und seufzte dann, »Wenn es dir unangenehm ist, zahlst du ihm das Geld eben zurück. Außerdem bekommst du ja auch noch das Honorar dafür, dass du den Spion entlarvt und getötet hast.« »W-Was ich?«, stammelte Kurai. Sie wussten beide, das dies eine Lüge war, »Aber ich hab doch gar nicht...« Sie wurde leise und verstummte. Er ignorierte sie und nahm die Kanne, als sie zu pfeifen begann, goss einen grünen Tee ein und setzte sich wieder ihr gegenüber. Sein Blick war so durchdringend wie damals, als sie am Gedenkstein gesessen und über Kyuubi geredet hatten. »Du bleibst erstmal über Nacht hier«, sagte er und wieder war es eigentlich mehr beschlossene Sache als eine Frage, »Morgen kann man dann ja weitersehen.« Zwei Tränen tropften in Kurais Tee. Sie wusste, dass Herumheulen die Sache für sie beide nur unnötig schwer machte, aber sie war unendlich gerührt von Kakashis Aufopferung. In diesem Moment verstand Kurai tief in ihrem Innern, was Shabon ihr hatte die ganze Zeit sagen wollen. Klar taten sich all die Augenblicke vor ihr auf, in der sie ihre Gefühle nicht verstanden hatte. Jetzt tat sie es. Kurai liebte Kakashi. »Danke...«, hauchte sie erstickt, aber Kakashi vernahm es natürlich, »Ich... wüsste nicht, was ich ohne dich machen soll.« Es war ihr schwer gefallen das zu sagen. Er lächelte sie an, trank einen Schluck Tee und wechselte das Thema. »Jetzt kann ich doch wenigstens das Gästebett mal ausprobieren«, er lockerte die Stimmung, als sei es ein Kinderspiel, »Ich dachte schon, dass ich es ganz umsonst habe.« »Du bekommst nicht oft Besuch?«, murmelte Kurai, gab sich aber alle Mühe, auf seine Art einzusteigen. »Nun... Nein«, entgegnete er, »Es hat sich irgendwie nie ergeben.« Sein Blick fiel auf die Uhr und er stand auf, um alles vorzubereiten. »Kurai...«, begann er und diese blickte ihm sofort entgegen, denn er sprach sie nicht oft direkt mit dem Namen an. »In welchem Zimmer willst du schlafen?« Kurz herrschte Stille, ehe sie verstand. »Ich...«, begann sie ein bisschen verschämt, »Ich würde gern im gleichen Zimmer schlafen wie du. W-Wenn das okay ist.« Er nickte ihr zu und schrat durch den Flur. Unter seinem Oberteil konnte Kurai deutlich die Abdrücke der Pflaster sehen, aber nachgeblutet hatte anscheinend nichts. Als Kakashi den Raum mit der geschlossenen Tür betreten hatte, seufzte Kurai laut und erleichterte sich so. Sie hätte nie gedacht, dass es so schwer sein konnte mit einem anderen Menschen umzugehen! Am liebsten wäre Kurai ständig bei ihm gewesen, aber ahnte schon, dass dieser Kuss ein Ausrutscher von Kakashi gewesen sein musste. Kummer tat sich in ihrem Herzen auf und drohte sie noch tiefer in das schwarze Loch zu stürzen. »Wenn du ins Bad willst, geh ruhig«, hallte es aus dem Schlafzimmer. »I-In Ordnung.« Kurai schloss die Tür hinter sich ab und lehnte sich für den Moment dagegen. Dann drehte sie die Brause auf und duschte ausgiebig, sie hatte das Gefühl, dass überall an ihr Ruß klebte. Das stimmte zwar nicht, aber es war, als könne sie durch das Wasser den Tag abschütteln. Das hieß einen Teil davon. Das Fest und die Sache mit Kakashi würde Kurai niemals vergessen. Als sie wieder hinausstieg legte sie ihren Kimono sorgfältig zusammen und stellte die Schuhe daneben. Glücklicherweise war der Abend kühl gewesen und weil eine Jacke ja die Schönheit des Kleidungsstückes versteckt hätte, trug Kurai unter ihm ein weißes Shirt und eine dunkle Hose, die derer von Kakashi ähnlich war - nur eben in ihrer Größe und weniger locker anliegend. Shabon hatte ihr zu diesen Dingen geraten, erstens wegen der Kälte und zweitens weil das enge Oberteil die Figur unter dem Kimono betonte. Kurai war unendlich glücklich über diesen Rat, sonst wäre sie nun aufgeschmissen gewesen. Unschlüssig, ob sie einfach ins Schlafzimmer platzen konnte stand Kurai jetzt im Flur. Sie schämte sich und nestelte nervös am Saum ihres Oberteils herum. In diesem Moment hörte sie aber auch schon ein dumpfes Plumpsen. Vorsichtig lugte Kurai durchs Zimmer und öffnete die Tür ein wenig, als sie Kakashi sah, der gerade mit einem Arm voller Laken bedeckt worden war. Er hielt alles knapp gestapelt ohne es fallen zu lassen, klaubte schleunigst den Futon samt Kissen und Decke aus dem Wandschrank, bevor er den Rest wieder hineinverfrachtete und die Schiebetür schloss. Er musste das Gästebett wirklich noch nie benutzt haben und Kurai lächelte. »Soll ich dir helfen?«, fragte sie, trat ein und lehnte sich gegen den Wandschrank, um ihn zu beobachten. »Nein, geht schon«, meinte er selbstverständlich, breitete das Gästebett aus und warf Decke und Kissen darüber. Diesen Augenblick nutzte Kurai, um sich im Raum umzusehen. Er war relativ bescheiden gehalten, eine Nachtkonsole am Bett, welches aber ein Holzgestell und kein Futon war, einen großen Wandschrank und auf dem Fensterbrett, das direkt am Kopfende des Bettes begann einige Kleinigkeiten. Kurai kniff die Augen zusammen, erkannte zwei Bilderrahmen und eine Topfpflanze. In der Zimmerecke lag ein kleiner Haufen Wäsche; er musste sein Bett neu bezogen haben. Da richtete sich Kakashi bereits wieder in ihr Sichtfeld auf. Er trug ein weißes Oberhemd mit geknicktem Kragen und eine schwarze Hose. Sein Gesicht war in dieser Kleidung nicht verdeckt wie sonst immer, selbst sein Stirnband hatte er auf dem Nachttisch abgelegt, sodass ihm die Haare strähnig ins Gesicht fielen. So sah er vollkommen anders aus und wäre Kurai ihm auf der Straße begegnet hätte sie ihn wohl zuerst nicht erkannt. Er stand jetzt neben ihr und blickte sie an, so als wolle er sie auffordern sich hinzulegen. Sie jedoch blieb stehen und beobachtete ihn. »Was ist?«, fragte er daher. »Nichts«, meinte Kurai wahrheitsgemäß, »Ist nur ungewöhnlich, dich so zu sehen.« »Das kann ich zurückgeben«, meinte er nur und lächelte ein bisschen verschmitzt. Kurai trug normalerweise eher weite Kleidung und heute war es das Gegenteil. Diese errötete und mied seinen Blick. Verdammt, wenn sie doch nur wüsste wie sie ihn auf die Sache von vorhin ansprechen sollte! Er schien überhaupt keine Probleme ihr gegenüber zu haben. Gut gelaunt schob er die Decke des Futons beiseite und machte Anstalten sich hinzusetzen, aber Kurai wollte ihn davon abhalten. Immerhin war sie der Gast und wollte dementsprechend nicht sein Bett blockieren. Sie griff sein Handgelenk - wofür sie sich kurz nachher schon wieder schämte. »Hm?«, er blickte sie fragend an. »B-bitte schlaf du im Bett«, bat Kurai ihn und zog dabei leicht an seinem Arm. Sie hoffte, dass er es nicht als das mitbekam als das es geplant war - sie wollte, dass er vor ihr stand und sie ansah. Die Rechnung ging auf und zum ersten Mal wurde sie gleichermaßen von rot und schwarz fixiert. Kurai verlor sich fast in seinem Blick und das merkte man ihr an, denn sie stand noch immer mit dem Rücken am Wandschrank, hatte den Kopf hinauf geneigt und suchte unerbittlich seine Augen mit Ihren. Woher Kurai plötzlich den Mut aufgebracht hatte ihn am Handgelenk zu greifen konnte sie sich selbst nicht erklären. Aber sie hatte sich eingestanden, was sie für Kakashi empfand und dementsprechend wünschte sie sich seine Nähe. »Du hast schon genug für mich getan«, sprach sie jetzt weiter, den Blick nicht abwendend, »Jetzt schlaf nicht auch noch auf dem Boden.« Es war wieder so ein stiller Moment zwischen ihnen. Der silberhaarige Jo-Nin blickte zurück und wie immer konnte man nicht deuten, was er gerade zu denken vermochte - aber genau das faszinierte Kurai so an diesem Mann. Er ließ sich von ihr festhalten, bewegte sich nicht weiter und verharrte, ob Kurai etwas tat, aber diese machte sich nur vor Anspannung etwas größer, indem sie sich mit dem Kreuz gegen die Wand presste. Kurai spürte instinktiv, dass dies der entscheidende Moment war, in dem sie erfahren würde, ob es eine Affekthandlung von ihm gewesen war. »Bitte...«, wiederholte sie noch leise, aber da spürte sie seinen Atem bereits. Es war dieses Mal Kakashi, der zuerst die Augen schloss, als er Kurai küsste. Sie tat es ihm nur kurze Zeit später gleich und wieder war es das selbe Gefühl wie vorhin - nur mit noch mehr Glück. Er hatte es ernst gemeint mit ihr. Kurais Knie drohten weich zu werden. Sie drückte Kakashis Handgelenk, welches sie noch immer umklammert hielt fest und spürte sogleich, wie sich seine Arme ganz sanft um ihre Hüfte legten und dort verharrten. Gleichzeitig folgte dem ein kaum zu bemerkender Druck, der Kurai heranzog. Sie nahm seine ganze Wärme wahr und ein Gefühl von Sicherheit umgab das Fuchsmädchen, welches es noch niemals zuvor auch nur ansatzweise gespürt hatte. In diesem Moment waren alle schlechten Erinnerungen des Tages vergessen. Es war egal, dass ihr Haus nicht mehr stand und sie morgen vom Hokage eine Spende entgegennehmen müssen würde. Das alles hatte hier und jetzt keinerlei Bedeutung mehr. Für Kurai gab es nur noch Kakashi. In diesem Moment verließ die letzte Träne des Abends Kurais linkes Augenlid. Eine halbe Stunde später war es dunkel im Raum. Kakashi lag trotz allem im Futon und Kurai im Bett - das hatte sie natürlich geahnt. Wenn Kakashi etwas wollte dann war es eben so. Es quälte Kurai fast, Kakashi einen Meter von sich entfernt zu wissen. Er lag auf dem Rücken und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, so viel konnte sie durch die Dunkelheit erkennen. Dachte er nach? »Bist du noch wach?«, murmelte Kurai und wandte sich so um, dass sie zu ihm sah. »Ja...«, kam es leise zurück, »Kannst du nicht schlafen?« »Ich bin ein bisschen ruhelos«, das lag besonders an ihm. »Macht nichts«, sagte Kakashi, »Morgen steht rein gar nichts an. Wir können so lange schlafen wie wir wollen.« »Hoffentlich tut dir morgen nicht der Rücken weh«, spielte Kurai auf den Futon an. »Ich bin nicht 70«, war die trockene Antwort, »Ich schlafe auf Missionen in Höhlen und auf dem Boden... Wenn man dich reden hört könnte man meinen, ich sitze den ganzen Tag im Büro.« Kurai musste über diesen Satz lachen. »Bitte entschuldige«, meinte sie, »War nicht so gemeint.« Sie drehte sich auf den Bauch und blickte aus dem Fenster. Es war Vollmond und man sah dadurch recht viel. »Von hier aus sieht man genau die Bäume, die vor meinem Haus stehen...« »Kurai...« »Ich weiß, ist schon gut. Ich muss mich nur erst damit abfinden. Ich hab ein bisschen Angst, ob ich überhaupt was Neues finde, weißt du?« »Das wirst du morgen sehen«, meinte Kakashi ruhig wie immer. Er ließ sich fast nie aus der Farce bringen, »Denk nicht zu viel drüber nach und versuch jetzt zu schlafen.« »Ich versuche es...« Ob sie jetzt tatsächlich... zusammen waren? Kurai wurde tiefrot und zog sich für den Moment die Decke über den Kopf. Sie wusste nicht mehr, was sie noch sagen wollte. Innerhalb der nächsten Minuten begann Kakashi ruhig und mit tiefen Zügen zu atmen. Er schlief. Kurai richtete sich auf und blickte auf die beiden Bilder am Fensterbrett. Der Mond war wieder hinter einer Wolke vorgetreten und spendete genügend Licht und etwas zu erkennen. Das erste Bild zeigte eine blonde Person, die mit drei Kindern fotografiert worden war. Kurai blinzelte und erkannte eines der Kinder als Kakashi. Schon früher hatte er sein Gesicht so verdeckt, aber erstaunlicherweise trug er das Stirnband gerade und hatte kein Sharingan. Daher also die Narbe? Er musste es operativ bekommen haben. Nachdenklich wechselte Kurai zum anderen Bild. Es war jenes, welches sie damals gemeinsam am Fluss gemacht hatten. Shabon hatte eigentlich eher aus Spaß die Fotokamera mitgebracht, es war der Tag gewesen, an dem Kakashi sie für die Chu-Nin-Prüfung angemeldet hatte. Kurai erinnerte sich daran, wie Shabon den Selbstauslöser betätigt und dann zu ihnen gekommen war. Kakashi stand zwischen ihnen, Kurai links, Shabon neben ihr und an der anderen Seite Lorrenor. Dieser schaute zwar wie immer ernst drein, aber trotzdem wirkten sie alle auf diesem Bild zufrieden. Kurai lächelte schwach. Auch sie hatte dieses Foto am Bett gehabt, doch nun war es verbrannt. Ein leiser Seufzer verließ Kurais Lippen. Es war inzwischen schon drei Uhr morgens und sie konnte noch immer kein Auge zutun, obwohl sie müde war. Kakashi hatte sich bisher nicht bewegt, er lag noch immer auf dem Rücken. Interessanterweise verdeckte er nun mit einer Hand sein Gesicht. Er sah friedlich aus wenn er schlief. Kurais Mundwinkel zogen sich leicht hinauf. Aber was sie auch tat, sie fand einfach keine Ruhe. Zu aufgewühlt war sie im Innern, zu nervös machte sie Kakashis Anwesenheit. Irgendwann sank sie aus dem Bett und setzte sich mit dem Rücken an es, beobachtete ihren Meister beim Schlafen. So war sie ihm näher und tatsächlich döste sie gegen Morgen ein. Glücklicherweise erwachte Kurai zwischendurch, als Kakashi sich umdrehte und kroch wieder ins Bett - es wäre peinlich gewesen, hätte er sie beim Aufwachen so gesehen. Als Kurai dumpf aus ihrem Schlaf erwachte, war sie zuerst desorientiert und blinzelte öfters. Die Sonne fiel grell in den Raum und erst nach wenigen Sekunden kam die Erinnerung zurück, wo sie war und warum. Kurai bewegte sich, stieß mit dem Knie an etwas und bemerkte erstaunt Kakashi neben sich, der auf ihrer Bettkante saß und allem Anschein nach gegrübelt hatte. Jetzt blickte er ihr entgegen. »Morgen«, meinte er mit dem selben Lächeln, mit dem er seine Schüler auch begrüßte, wenn er drei Stunden zu spät erschienen war, »Ich wollte dich gerade wecken. Ist schon spät.« Kurai schielte auf den großen Wecker auf der Nachtkonsole - sie kannte ihn von der Glöckchenprüfung - und bemerkte, dass es schon Mittag war. »W-Was? Schon so spät?«, stammelte sie und sprang auf, »W-Warum hast du mich nicht früher geweckt?« »Du konntest doch gestern nicht schlafen«, erwiderte er nur, »Ich wusste nicht, wann du eingeschlafen bist.« Der Jo-Nin zuckte die Schultern. Er trug scheinbar seine Hauskleidung - eine graue Hose und das ärmellose Oberteil. Sein Mundschutz war nach unten gekrempelt. Kurai sprang auf und blieb dann unschlüssig im Zimmer stehen. Sie hatte ja gar nichts zum Anziehen... Irgendwie dumm. Aber in den Festklamotten würde sie heute nicht auf die Straße gehen - dreckig waren sie sowieso. »Hast du zufällig eine Ersatzzahnbürste oder so...?«, murmelte Kurai kleinlaut. Kakashi aber nickte. »Du findest sie an der selben Stelle wie den Erste-Hilfe-Kasten.« »Danke.« Kurai tat eine leichte Verneigung mit dem Kopf und begab sich dann in das kleine Bad. Nachdem sie geduscht und sich die Zähne geputzt hatte, fühlte sie sich jedenfalls besser als noch gestern Abend. Auch das Rußgefühl war weg und so trat sie in die Küche. »Ich gehe kurz zum Hokage«, kündigte sie dann Kakashi an, welcher gerade in der Küche stand und irgendetwas machte, was sie durch seinen Rücken nicht erkennen konnte, »Ich komme dann zurück... okay?« Kakashi nickte nur und so verließ sie das Haus. Es war frisch draußen in diesem kurzen T-Shirt, deshalb joggte Kurai. Bald wurde ihr warm und nach etwa zehn Minuten hatte sie das große Hokageanwesen erreicht und trat ein. Als sie an seine Bürotür klopfte bat er um Einlass. Kurai kam hinein und sofort traf sie ein mehr als erleichterter Blick. »Kurai«, stieß der Hokage beinahe mit seiner tiefen Stimme aus, »Ein Glück geht es dir gut.« »W-Wieso...?« »Ein Einwohner hat den Brand gemeldet.« Kurai hatte das befürchtet, aber zugegeben nicht damit gerechnet, dass es wirklich Konoha-Nins gab, denen das nicht total egal war. »Du warst nicht aufzufinden und wir haben schon befürchtet, dass du ums Leben gekommen bist. Wir haben deine Teammitglieder benachrichtigt und erst Kakashi hat uns gesagt, dass du bei ihm bist.« Unwillkürlich errötete Kurai leicht. Hokage besah kurz ihre ungewöhnliche Kleidung. »Tut mir sehr leid«, meinte sie, »Aber ich war gestern zu durcheinander um das noch zu melden... Und ich wollte auch das Fest nicht unterbrechen.« Sandaime seufzte. Nervös ließ Kurai sich nieder und wurde nach dem toten Ninja im Wald gefragt. Kakashi musste dem Ninja, den der dritte Hokage geschickt hatte nichts gesagt haben. »Kakashi sagte, dass du ihn getötet hast.« »Das stimmt nicht«, erwiderte Kurai prompt, »Er war es. Ich habe kein Stück gemacht, ich hatte gar keine passende Kleidung an. Kakashi-Sensei ist am Rücken verletzt worden, das beweist es.« »Aber warum sollte er lügen?«, wieder hatte Sandaime seelenruhig seine Hände vor dem Kinn gefaltet. »Er will, dass ich das Honorar kriege...«, murmelte Kurai beschämt, »Weil mein Geld mit verbrannt ist.« Der Hokage nickte. »Du hast alles verloren?« »Alles...«, Heiserkeit lag in ihrer Stimme, »Ich habe... nur noch diese Kleidung und ein paar Kunais.« Er fixierte sie für den Moment. »Natürlich kommt Konoha dafür auf«, wandte er ein, »Denn es ist so gesehen ja unsere Schuld, dass das passiert ist. Der Verbindungsmann wurde allem Anschein nach nicht auf Herz und Nieren geprüft - dieses Problem sind wir bereits angegangen.« »Bitte... Ich will nicht, dass jemand deshalb bestraft wird«, bat Kurai, »Es ist wegen Shaku. Er muss bestraft werden, niemand sonst.« Sandaime blickte sie an und nickte schließlich. »Ich sehe nur ein kleines Problem.« »Welches?« »Nun... Kleidung und Waffen kann man neu kaufen, das ist kein Problem. So gesehen ist alles ersetzbar außer deiner Erinnerungen.« Kurai blickte betroffen zu Boden. »Aber das meine ich nicht.« »W-Was meint ihr dann?« »Eigentumswohnungen oder ganze Häuser sind zur Zeit nicht frei, sie sind ohnehin selten«, klärte der alte Mann das Mädchen auf, »Und ich könnte dir nur zwei Mietwohnungen anbieten, die in der Preisklasse eines Chu-Nin liegen. Allerdings liegen diese mitten im vollsten Wohngebiet am Rande von Konoha - und das ist etwa eine Stunde von hier entfernt. Außerdem kenne ich dein angespanntes Verhältnis zu den Dorfbewohnern, besonders zu denen, die aufgrund ihrer Wohnlage nicht viel Kontakt mit dir hatten...« Er sprach nicht weiter und Kurai sah jetzt wahrlich verzweifelt aus. »W-Was soll ich denn jetzt machen...?« »Ich werde versuchen eine Wohnung in der Nähe für dich aufzutreiben«, versprach Sandaime, »So lange musst du aber versuchen irgendwo unterzukommen.« »Verstehe... Wie lange wird es dauern, bis ihr etwas gefunden habt?« »Unter Umständen Wochen oder Monate. Ich muss den Wohnungsmarkt im Auge behalten.« Er war zwar Hokage, so konnte er doch niemanden seiner Wohnung verweisen weil jemand anderes sie brauchte. Und gerade bei Kurai hätte diese abstruse Idee nur den Hass auf sie verstärkt, der gerade allmählig abklang. Er stand auf und verließ den Raum. Kurai wartete geduldig auf seine Rückkehr und als Sandaime zurückkehrte gab er ihr eine beträchtliche Summe Geld, die als dickes Bündel zusammengefasst war. »Nimm das. Es wird dir ermöglichen dich mit allem was nötig ist einzudecken. Waffen, Kleidung und das ein- oder andere Möbelstück. Es tut mir wirklich leid für dich.« Er holte noch eine wesentlich kleinere Geldmenge hervor. »Das hier ist das Honorar dafür, dass der Spion zur Strecke gebracht wurde«, fügte er an, »Macht unter euch aus, wer es bekommt.« Kurai nahm die Dinge an und behielt sie in der Hand, da ihre Hose keine Taschen hatte. »Ich gebe dir am besten noch Chu-Nin-Kleidung...« »Nein danke«, meinte Kurai, sie würde sich ohnehin wieder selbst einkleiden, »Ich habe nur eine Bitte. Ich möchte ein Oberteil und eine Weste in Meister Kakashis Größe - beim Angriff wurden seine zerstört.« Sandaime fixierte sie tief und Kurai erstarrte unwillkürlich. Warum schaute er so? »Selbstverständlich.« Er stand erneut auf, blieb aber jetzt im Büro, öffnete einen Wandschrank und klaubte die beiden Sachen heraus. Kurai zog die Ninjaweste, die ihr natürlich zu groß war, über und wickelte das Geld in den dunklen Pullover, damit man es nicht sah. Zuletzt reichte Sandaime ihr ein neues Stirnband. Kurai band es sofort um ihren Kopf und fühlte sich unsagbar gut so. Sie bekam noch die typische, beigefarbene Gürteltasche und das dunkelblaue Beinholster für die Waffen. »Ich werde das Geld schleunigst zurückzahlen.« »Das musst du nicht«, wandte Sandaime ein, »Du hattest es in Konoha dein Leben lang schwer genug. Also behalt es einfach. Euer nächster Auftrag ist übrigens in drei Tagen.« »Verstanden«, Kurai verneigte sich tief, »Habt vielen Dank, Hokage-Sama.« »Keine Ursache«, kam es von dem netten Mann zurück, »Jeder Ninja ist ein Teil dieses Dorfes und hat es verdient Hilfe zu bekommen.« Kurai nickte und wandte sich zum Gehen. »Ach, Kurai«, sprach er sie nochmal an und diese wandte den Blick zurück. »Ja?« »Du kannst dich glücklich schätzen«, sagte Sandaime, »Kakashi ist ein von Herzen guter Mensch.« Kurai war verwirrt, als sie zurück zum Meister stapfte. Sie nahm absichtlich die Straße. So sah man sie zwar in der zu großen Weste und der komischen Hose, aber Kurai fürchtete sich ehrlich gesagt momentan allein. Sie fühlte sich unheimlich schutzlos. Was hatte Sandaime damit nur gemeint? Hatte er es darauf bezogen, dass Kakashi ihr Sensei war? Oder ahnte er womöglich, dass sie... Aber wie bloß? Es hatte doch niemals Andeutungen gegeben. Andererseits war der Hokage ein sehr weiser Mann. Er vermochte es die Dinge so einzuschätzen, dass man manchmal meinte, er könnte in die Zukunft sehen. Kurai schluckte. Wenn er wirklich dies gemeint hatte hieß das, dass er kein Problem damit hatte, dass sie zusammen waren. Waren sie überhaupt zusammen? Kurai seufzte tief. Sie hätte Kakashis Haus fast nicht gefunden, denn gestern war sie ihm mehr gedankenversunken gefolgt. Schließlich aber klopfte sie und trat wieder ein. Kakashi wandte sich zu ihr. Er saß am Küchentisch, welcher mit zwei Tellern, Butter, Milch, Käse, Wurst und einem Brotkorb gedeckt war. »Na? Erfolg gehabt?«, fragte er unverfroren. Kurai nickte ein bisschen beschämt. Sie legte die beiden Batzen Geld auf die Anrichte, Pullover und Ninjaweste auf einen freien Stuhl neben ihm. Kakashi sah darauf. »Für mich?« »Ja...«, bestätigte Kurai, »Deine Sachen sind doch durchlöchert worden.« Kakashi nickte ihr zu und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf den gegenüberliegenden Sitzplatz. Kurai ließ sich dort nieder und griff bald darauf nach einem Brötchen, bestrich es und aß. Dabei erzählte sie Kakashi von Sandaimes Worten. »Mir war klar, dass er dir helfen würde«, sagte der Jo-Nin zufrieden. »Nur das mit der Wohnung...«, Kurai seufzte, »Es ist absolut nichts frei.« Kakashi beobachtete Kurai. In seinen Augen lag ein nachdenklicher Glanz. »Nun«, begann er, »Solange bleibst du eben hier.« »W-Was? Aber ich kann doch nicht...« »Doch«, er lächelte, als sei dies das Normalste der Welt, »Das Haus ist groß genug. Und wenn du deine Ruhe willst, quartierst du dich eben im Arbeitszimmer ein - ich habe es sowieso nie wirklich genutzt.« So wie er sprach hatte er bereits darüber nachgedacht. »Aber du kannst doch nicht die ganze Zeit auf dem Boden schlafen...«, erwiderte Kurai kleinlaut. Kakashi hob die Schultern. »Das macht mir gar nichts«, meinte er, »Und wenn es dich so sehr stört, dann kaufen wir eben ein zweites Bett. Wenn du ausziehst kannst du es ja mitnehmen.« Er hatte wirklich alles durchgeplant. »Wenn es dich wirklich nicht stört...«, murmelte Kurai und lächelte dann, »...dann gern. Vielen Dank.« Kakashi nickte nur, wie er es immer tat und begann die Nahrungsmittel wieder an Ort und Stelle zu räumen, denn sie beide waren fertig. »Ich gehe jetzt zu Shabon«, sagte Kurai und stand auf, »Hoffentlich weiß sie, dass es mir gut geht. Wir gehen dann gleich shoppen.« »Warte... Ich gebe dir meinen Rucksack.« Kakashi kramte aus dem gefährlichen Wandschrank von gestern seinen grauen Rucksack, den er immer bei den Missionen trug. »Mit so viel Geld in der Hand in der Stadt herumzulaufen ist etwas auffällig.« »Ja...« Kurai nahm bewusst nur das größere Geldpäckchen. Kakashi bot ihr schon so viel an, da wollte sie nicht auch noch sein Honorar haben. Er aber rief sie an der Tür zurück. »Du hast was vergessen.« Kurai fuhr herum und er warf ihr sogleich eben dieses in die Arme. Vorwurfsvoll fixierte Kurai den Mann und steckte das Geld schließlich in die Tasche auf ihrem Rücken, schulterte diese wieder. Sie konnte nicht ausdrücken, wie stark sie für ihn fühlte. Jetzt würde sie vorerst hier wohnen und nie hatte sie ihm gesagt, was sie schon immer hatte so gern sagen wollen. Das Fuchsmädchen überwand sich endlich. Sie trat zu Kakashi und umarmte ihn, legte ihre Stirn an seine Schulter. »Danke...«, murmelte sie leise, »Für alles, was du je für mich getan hast.« Kein Wort kam zurück - nur ein Atemzug an Kurais Ohr und ein inniger Kuss. Zum ersten Mal schämte sie sich nicht vor ihm, blickte ihm, als sie voneinander abgelassen hatten tief in beide Augen und verließ schließlich beflügelt das Haus. Auf dem Weg zu Shabon schlug ihr Herz immernoch unkontrolliert. Sie legte sich ihre Begrüßung für sie zurecht. "Hallo Shabon. Mein Haus ist gestern abgebrannt, aber ich lebe jetzt bei Kakashi - wir sind zusammen." An diesem Satz verschluckte sie sich fast. Es hatte sich so lange etwas aufgebaut... Und jetzt war es endlich da. Kurai war glücklich. Es war, als würde sie ganz neu anfangen. In der Stadt geschah etwas Unvorhergesehendes. Eine wildfremde Frau, die Kurai aber vom Sehen her zu kennen meinte trat auf sie zu. »Kurai«, sprach sie sie an, »Wir dachten schon, du wärst im Brand umgekommen. Gut, dass dir nichts passiert ist.« Und damit wandte sie sich wieder ab und ging weiter. Mit leicht geöffnettem Mund blickte Kurai der Frau hinterher. War das gerade wirklich passiert...? Als man Kurai die Tür öffnete, umarmte man sie sofort auf eine Weise, die man nur als mütterlich bezeichnen konnte. »Es tut mir so leid«, sagte Shabons Mutter betroffen, »Shabon war auch ganz aufgelöst.« In der Tat war sie das. Bei Shabon liefen beinahe Tränen, Kurai konnte sie nur knapp beruhigen. »Was ist überhaupt passiert?« »Setz dich. Das dauert...« Shabon blickte Kurai undefinierbar entgegen, als diese alles geschildert hatte. »Ich glaub's kaum«, meinte sie, »Da war das mit deinem Haus ja ein Segen, ne?« »W-Wieso?«, fragte Kurai verwirrt. »Paare brauchen normalerweise lange um endlich zusammenzuziehen. Bei euch wurde das.. sagen wir mal beschleunigt.« Shabon grinste breit und suchte mit Kurai schließlich die Innenstadt auf. Sie gönnten sich dort eine große Portion Ramen im Ichiraku-Imbiss, bevor sie sich auf zu Kurais Haus machten. Sie wollte wissen, ob wirklich nichts davon übrig geblieben war, bevor sie irgendwelche neuen Dinge kaufte. Aber eigentlich ging es ihr nur um das Vermächtnis ihres Vaters. Es war sozusagen ein Schlachtfeld. Es stank nach Rauch, verbranntem Holz und Asche, was die Mädchen husten ließ. Betroffen senkte Shabon den Blick. »Tut mir leid«, flüsterte sie. Kurai fixierte das, was von ihrem Zuhause übrig geblieben war. Obwohl sie sich mit diesem Gedanken abgefunden hatte, war der Anblick schockierend. Nichts stand mehr, keine einsame Wand. Nur zwei letzte Balken zeigten wie tot in die Luft. Hier war wohl wirklich nichts übrig geblieben... Kurai seufzte schwer und ging zwischen die Trümmer, sah sich um. An der Stelle, wo sie ihr Schlafzimmer vermutete, erblickte sie ihr altes Konoha-Band. Der Stoff war verbrannt und die Platte bis fast zur Unkenntlichkeit geschmolzen. Hätte Kurai nicht bereits ein neues Stirnband getragen, hätte sie wohl losgeheult. Aber schließlich entdeckte sie, als sie das Trümmerfeld verlassen wollte etwas, was diese Trauer von ihr nahm. Aus einem verkohlten Holzhaufen ragte etwas Silbernes: Kurais Hoffnung stob auf. Sie hatte ihre Waffen stets an der selben Stelle gelagert und dies machte sich nun bezahlt. Sie trat den Haufen Schutt zur Seite und erspähte tatsächlich ihr Katana. Die Klinge war verstumpft, teilweise angelaufen und leicht verbogen, die Schwertscheide zerbröselte, als Kurai sie berührte. Auch der Griff war in Mitleidenschaft gezogen worden, doch die Gravur vom Namen ihres Vaters war noch erkennbar. Kurais Augen leuchteten und sie kam zu Shabon zurück. Diese lächelte. »Scheinbar gehen solche Verbindungen über den Tod hinaus.« »Ja...« Während Kurai sich neu mit dem Nötigsten eindeckte sprachen sie über Kabuto. Kurai erfuhr, dass Shabon noch mit ihm über das Fest gegangen war und sie das Gefühl hatte, dass Kabuto sie auch mochte. »Klar mag er dich«, meinte Kurai. »Ich meine so wie ich ihn. So richtig...«, kam er etwas nervös zurück, »Heute Abend treffen wir uns wieder.« »Gehst du wieder shoppen?«, das Fuchsmädchen lachte schallend. »Nein! Ich komm einfach zwischendurch nicht zurück.« Shabon streckte ihr die Zunge raus. Kurais neue Kampfkleidung gefiel ihr unheimlich gut und sie hatte sie auch gleich anbehalten. Kurai trug jetzt ein hellrotes Oberteil mit weißen Rändern und eine lilafarbene Hose, die sie ab den Schienbeinen noch bandagierte, damit sie besser saß. Das Ninjastirnband hatte längst wieder seinen Platz an ihrem Kopf und stolz betrachtete Kurai sich im Spiegel, ehe sie bezahlte. Ja, dies war ein Neuanfang. Zu Hause kämen noch das Holster und die Gürteltasche hinzu, dann war alles perfekt. Natürlich fehlte noch der Inhalt für die Taschen und die Schwertscheide für ihr Katana. Im selben Laden erstand Kurai alle anderen Kleidungsstücke, die man zum leben brauchte. Damit war sie nun wieder komplett eingedeckt. Auch Shabon veränderte bei dieser Gelegenheit ihr Outfit. Ihre neue Kampfkleidung bestand nun aus einem orangefarbenem Oberteil mit violetten Rändern, dessen Ärmel leicht an eine Robe erinnerten und einer dunkelorangenen Hose. Das Stirnband blieb an seiner alten Stelle an ihrem Oberarm, ein Beinholster trug Shabon sowieso nicht. In der Gürteltasche fand man zumeist ihre Flöte und einige Waffen, deshalb durfte auch die nicht fehlen. Das Waffengschäft war die nächste Station. »Das Schwert ist von guter Qualität«, sagte man ihr, »Die beiden Stahlarten haben eine gute Legierung. Nur deshalb konnte es das Feuer überstehen.« Der Waffenhändler nickte. »Ich werde zwei Tage brauchen, dann sollte das Schwert wieder einsatzfähig sein. Ich muss die Klinge aber neu schmieden, es könnte etwas teurer werden.« »Das ist egal.« Das Schwert war ihr alles Geld der Welt wert. »Rechnen sie die neue Schwertscheide noch mit an, ich hole es dann zusammen ab.« »In Ordnung.« Kurai kaufte noch ein Kunai- und zwei Shuriken-Sets, außerdem eine Packung Makibishi. Vielleicht brauchte sie die ja irgendwann mal. Danach folgten nur noch Kleinigkeiten aus dem Supermarkt wie Zahn- und Haarbürste, Parfüm, Deospray und eben solche typischen Dinge. Kurai war inzwischen so vollbepackt mit Taschen, dass es ihr die Finger einschnürte. »Ich glaube das reicht erstmal«, lachte Shabon, »Du solltest nächstes Mal den Meister mitbringen, er kann dann die Taschen tragen.« Das Fuchsmädchen grinste breit. »Du bist gemein.« »Immer doch«, Shabon hob die Schultern, »Komm, essen wir ein Eis. In einer Stunde treffe ich mich sowieso mit Kabuto.« Als sie sich an den Tisch setzten blickten die Mädchen auf die Eiskarte. Kurai entschied sich spontan für einen Bananensplit, während Shabon beim gutem alten Früchtebecher blieb. Die Bestellung wurde aufgenommen und Shabon wandte sich Kurai wieder zu. »Was macht ihr so, wenn ihr euch trefft?«, fragte Kurai. »Du wirst es nicht glauben, aber meistens reden wir einfach nur.« »Wohnt er allein?« »Ja«, Shabon nickte, »Seine Eltern waren Spione für Oto-Gakure, aber er wollte wohl nichts damit zu tun haben und ist hergezogen. Er ist ein Jahr älter als ich.« »Habt ihr euch schon...? Du weißt schon.« Eine tiefe Rotspur zog sich durch Shabons Gesicht. »Nein«, erwiderte sie, »Ich glaube, einmal wär es fast passiert. Aber da kam was dazwischen.« Sie seufzte. »Ich verstehe, wie du dich fühlst... Ich weiß irgendwie auch nicht, wie ich mich Kakashi gegenüber verhalten soll.« »Sei einfach du selbst, dann klappt es«, prophezeite Shabon, »Und du hast das Schwerste auch schon hinter dir.« »Viel Glück bei eurem Treffen nachher.« »Glück?«, Shabon lachte schallend, »Das klingt, als würde ich zu einem Sportwettkampf gehen.« Als sie sich verabschiedet hatten war Kurai guter Dinge. Das einzige, was ihre Laune trübte waren die gefühlt hundert Kilo schweren Taschen an ihren Händen. Als sie Kakashis Haus erreicht hatte, wuchtete das Mädchen alles in die Küche und verschnaufte. »Soll ich gleich anbauen?«, kam es halb scherzhaft von Kakashi, welcher mit seinem FlirtParadies am Küchentisch gesessen hatte. »Nein, keine Sorge«, grinste Kurai, »Das lässt sich alles mehr oder weniger platzsparend verstauen... Glaube ich.« Der gefährliche Schrank wurde aufgeräumt und Kurai lagerte nun in der linken Hälfte ihre Kleidung. Einen eigenen Rucksack hatte sie sich auch gekauft, den sie schon mal für die nächste Mission in drei Tagen mit Waffen, Medikamenten und einer warmen Jacke vorbereitete. Die übrig geblieben Kunai, Shuriken und die Makibishi fanden Platz in ihrer Gürteltasche und dem Beinholster. Kurai schnürte alles fest und blickte zufrieden an sich herab. Es konnte losgehen. »Du kannst es ja kaum erwarten«, kam es von Kakashi. Er stand mit verschänkten Armen gegen den Türrahmen gelehnt und hatte sie anscheinend beobachtet. »Das stimmt«, gab sie ein bisschen peinlich berührt zurück, »Mir war schon richtig langweilig.« »Mir auch. In drei Tagen ist die nächste Mission, nichtwahr?« »Genau.« Kurai blickte sich im Spiegel an. Ja, der Tag der nächsten Aufgabe konnte kommen. Kurai fühlte sich so stark wie noch nie - und ihr war nicht einmal klar warum. Ob es an Kakashi und ihrer neuen Beziehung zu ihm lag? Kurai vermutete, dass es daran lag, dass sie sich von grundauf verändert hatte. Durch ihre neue Lebenssituation und durch Kakashi gleichermaßen. Kapitel 34: Am falschen Ort --------------------------- Nach drei Tagen war es soweit. Kurai hatte inzwischen den Grund für Kakashis ständige Verspätungen herausgefunden: Er laß bis tief in die Nacht in seinen Büchern, stellte den Wecker bei den ersten drei Klingelzeichen eine halbe Stunde vor und wurde schließlich auf der Straße dauernd von irgendwelchen Fremden angesprochen, die ihn freundlich begrüßten und ab und an in ein Gespräch vertieften. Kurai wurde an seiner Seite des Öfteren etwas verwirrt angeschaut, aber mit nachsichtigem Lächeln ignoriert. »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, brummte Shabon beleidigt, als Kurai und Kakashi den Treffpunkt erreichten. »Guten Morgen zusammen«, begrüßte der Meister wie immer seine Truppe, aber die junge Umidame zerrte Kurai sofort zu sich. »Und ich hatte dir vertraut und gedacht, du machst ihm morgens endlich Beine!« »Ich würd ja gern«, seufzte Kurai resigniert, »Aber ich kann ja schlecht die Bücher wegnehmen, den Wecker verstecken und allen Konoha-Bewohnern sagen, dass sie morgens nicht auf die Straße gehen sollen wenn er sich mit uns trifft.« Wachsam huschten Lorrenors Augen zwischen Kurai und Hatake hin und her. Wusste er über das Feuer bescheid? Bestimmt hatte man ihn benachrichtigt. »Nun... Auf zum Hokage«, warf Kakashi ein und Team 2 schrat gemütlich zu dem großen rot-weißen Gebäude, auf dem das Feuerzeichen prangte. Im Büro erhielten sie auch prompt ihre Aufgabe von Sandaime. »Es ist ein C-Auftrag«, berichtete er, »Ihr werdet nach Kiri-Gakure reisen. Besser gesagt auf die Erste seiner Inseln.« Bekanntermaßen bestand Kiri ja aus einer Anhäufung aus diesen. »Einer der Adeligen dort sucht seine vermisste Tochter. Es ist wohl nicht das erste Mal, dass sie weggelaufen ist, aber ihm fehlt die Zeit nach seinem Kind zu suchen. Also hat er Konoha gebeten, das zu erledigen.« »Das klingt einfach«, meinte Shabon zufrieden und der Hokage nickte. »Aber ihr wisst, ein Shinobi muss immer aufmerksam sein.« Team 2 verließ das Anwesen. Kurai war fast ein kleines bisschen enttäuscht. Jetzt hatte sie sich extra so gut ausgerüstet und brauchte das alles wahrscheinlich gar nicht, sogar das Schwert trug sie nun wieder auf ihrem Rücken. Bisher war die Waffe nie groß zum Einsatz gekommen, aber Kurai bekam mehr und mehr das Gefühl, dass sie einfach kein Waffenmensch war. Sie trug das Andenken ihres Vaters für eben diesen und als Nutzungswerkzeug, aber eher weniger zum Kämpfen. »Warum schicken die eigentlich keinen Kiri-Nin?«, unterbrach Shabon Kurais Gedanken, »Wir müssen da extra hinreisen.« »Entweder sind momentan alle niedrigeren Ninja beschäftigt oder er vertraut den Ninjas des Landes nicht«, erklärte Kakashi, »Ich könnte mit Zweiteres vorstellen. Die Kiri-Nin sehen ja immerhin nicht immer sehr freundlich aus.« »Der muss ziemlich reich sein, wenn er sich so viel Extravaganz leisten kann«, vermutete Kurai und seufzte dann, »Na ja... Wir sacken die Kleine ein und bringen sie ihm zurück. Wir sehen ja immerhin freundlich aus.« »Bist du dir da sicher?«, kicherte Shabon mit Seitenblick auf Kakashi und Lorrenor, »Vor den beiden da könnte man Angst bekommen.« Kurai lachte, als sie von den Männern das selbe verächtliche Schnauben hörte. »Ich habe schon Kinder gerettet, als du noch in die Hosen gemacht hast«, entgegnete der silberhaarige Jo-Nin dann mit brüderlichem Ton, um Shabon zu provozieren, die auch prompt darauf einstieg und nun ihrerseits ein lautes Atmen verlauten ließ. Kurai musste durch diesen Satz daran denken, wie er sie gerettet hatte und warf ihm einen zärtlichen Blick zu, den er bemerkte und mit einem Lächeln beantwortete. Insgesamt dauerte die Reise auf die besagte Insel etwa vier Tage. Der Weg erschien endlos, obwohl sie sich durch das ebene Feuerreich begaben, aber zumindest das Wetter spielte mit, denn es war überwiegend bewölkt und dadurch nicht zu warm und nicht zu kalt. Auch hatten sie hier nicht wirklich etwas zu befürchten, weshalb an den Tagen des Marschierens keine Nachtwache nötig war. Als sich Proviant und Geduld dem Ende neigten erreichte Team 2 schließlich das Dock, von dem aus sie auf ihren Zielort kommen konnten. Die vier Ninja bezahlten die Überfahrt und machten es sich in dem Holzboot bequem, mit welchem einer der dort Angestellten sie hinüberfuhr, um die Gruppe an einem Steg zwischen einigen Mangroven wieder abzusetzen. Damit hatten sie den Teil von Kiri-Gakure erreicht, zu dem sie gesandt worden waren. »Ich sterbe gleich vor Hunger«, verkündete Shabon sofort, »Können wir nicht zuerst was Essen und unsere Vorräte aufstocken?« »Proviant zu kaufen wäre zu früh«, meinte Lorrenor in tadelndem Tonfall, »Wir wissen nicht, wie lange wir unterwegs sind. Aber zugegeben... Hunger hab ich auch.« »Ich auch«, pflichtete Kurai bei und grinste, denn Kakashi seufzte ergeben und begab sich mit seinem Team in einen kleinen Imbiss am Rande des dortigen Dorfes. Hier gab es keine Ninja, denn die wurden nur in der Großstadt Kiri ausgebildet. Die Insel, auf der sich Kiri befand bildete das Zentrum der Inselgruppe, die Kleineren drumherum waren entweder unbewohnt oder mit kleinen Dörfern bebaut wie dieses hier. Gestärkt und bereit machten sich die vier Ninja nun auf den Weg zum Anwesen des Mannes, der ihnen den Auftrag gegeben hatte. Mit seinem Namen war es nicht schwer sich durchzufragen und als sie das Haus erreichten wurde auch klar wieso: Es war gigantisch und hob sich mehr als ausgesprochen vom Rest des Dorfes ab. Allein der Aufgang zur Haustür war so lang wie manche Straße hier. Er musste wirklich viel Geld haben. Der Auftraggeber entpuppte sich als dicklicher, schwarzhaariger und grünäugiger Mann, der scheinbar bereits sehnsüchtig auf das Team gewartet hatte. »Wir melden uns zum Dienst, Miyamoto-San«, sagte Kakashi, »Wir sind hier, um ihre Tochter zu finden.« »Ich bin so froh, dass ihr da seid!«, kam es fast euphorisch zurück, »Meine Kleine ist schon wieder verschwunden... Sie macht das öfters. Bitte findet sie wieder.« »Sie läuft öfters weg?«, erkundigte sich Lorrenor um Informationen zu sammeln, »Gibt es bestimmte Orte, an die sie flieht?« »Nein... Nur ein Mal war sie im Wald nicht weit von hier. Ihr könnt ihn gar nicht übersehen, er ist auch nicht groß... Er beginnt direkt hinter dem Regierungsgebäude. Ich weiß, ihr hattet eine lange Reise... Aber euer Schaden soll es nicht sein. Ich werde euch gut entlohnen.« Die vier Ninja nickten. »Nun... Achja, meine Tochter heißt Natsumi.« »Eine Frage noch«, meldete sich Kurai zu Wort, »Wieso läuft sie weg?« »Sie mag die Privatschule und ihre Lehrerin nicht«, seufzte der Mann resigniert, »Jetzt hat sie gewonnen. Sagt ihr, wenn sie mit euch zurück kommt, bringe ich sie auf eine normale Schule.« »Verstanden«, kam es von Team 2 wie aus einem Munde. Man zeigte ihnen ein Foto des Kindes, es war Miyamoto-San wie aus dem Gesicht geschnitten. Die selbe Haar- und Augenfarbe und der selbe im Grunde genommen freundliche Ausdruck. Gemeinsam verließen die Ninja das Anwesen wieder und blieben für den Moment vor dem Tor stehen. »Wir haben nicht wirklich viele Anhaltspunkte«, bemerkte Kakashi, »Wir sollten uns aufteilen und die Insel durchkämmen. Groß ist sie ja nicht.« »In Ordnung«, kam es von den Chu-Nin. »Lorrenor übernimmt den Westteil, Shabon das Dock und die nähere Umgebung. Ich übernehme den Ostteil und Kurai das Rathaus und den Wald dahinter.« Der silberhaarige Jo-Nin verteilte die vertrauten Funkgeräte und Shabon, Lorrenor und Kurai rüsteten sich mit ihnen aus, steckten den Knopf ins Ohr und machten sich schließlich auf den Weg, der ihnen zugeteilt worden war. Besonders weitläufig waren die Areale nicht und so war ein jeder von ihnen guter Dinge das Mädchen schnell ausmachen zu können. Kurai wanderte gemütlich zum Rathaus, welches zwar nicht so pompös wie Miyamotos Anwesen aber durchaus am Horizont sichtbar war und erreichte es in nicht einmal zwanzig Minuten. Einige Leute liefen geschäftig umher, aber ansonsten strahlte dieser Ort nahezu Idylle aus. Dabei hatte das echte Kiri doch den Ruf sehr finster zu sein. Ob es wirklich nur an den dortigen Ninjas und ihrer harten Ausbildung lag? Vielleicht war es auch der Nebel, der die Fantasie der Menschen ankurbelte und die Atmossphäre beeinflusste. So meinte das Fuchsmädchen es jedenfalls erklären zu können. Kurai beschloss zuerst im Rathaus nachzufragen, eventuell hatte man sie ja dort gesehen. Sie trat ein und schaute kurz durch den Raum. Ein Thresen befand sich vor ihr, der mit Glas abgesichert war und zwei Wege führten nach links und rechts. Scheinbar war dies da vorn der Empfang. »Guten Tag«, begrüßte Kurai die dort sitzende, blonde Frau, die sie mehr oder weniger lustlos fixierte, »Haben sie zufällig ein kleines, schwarzhaariges Mädchen gesehen? Wir suchen es.« »Nein...«, kam es zurück, »Hier verirren sich normalerweise keine Kinder her.« »In Ordnung«, Kurai nickte, »Dann seh ich mich draußen nach ihr um.« Im Wald angekommen streckte Kurai sich ausgiebig und begann ihre Suche nach dem Mädchen. »Natsumi!«, rief sie, um eine Antwort zu erhalten, doch es schien so als sei das Kind nicht hier. Dennoch wollte Kurai den ganzen Wald durchsuchen, immerhin konnte es ja auch sein das die Kleine sich versteckte. Es dauerte fast eine Stunde, bis Kurai den ganzen Wald abgelaufen war. Als sie wieder am Ausgangspunkt, also an der Rückwand des Rathauses ankam, wollte sie bereits das Funkgerät betätigen, aber da hörte sie ein Rascheln. Ob das das Mädchen war? Kurai ging ein wenig in die Beuge und drückte sich durchs Dickkicht, da rauschte aber bereits ihr Funkgerät aus. »Hier Lorrenor«, kam es schnarrend aus dem Ohrstecker, »Ich habe das Kind gefunden. Dienst erfüllt.« »Wir treffen uns am Anwesen«, fügte Kakashis Stimme hinzu. »Okay«, sprach Kurai und hörte das selbe Wort auch von Shabon. Sie hatten das Kind also gefunden. Scheinbar hatte es sich irgendwo in der Stadt verschanzt. Gut, dann konnte sie ja jetzt umkehren. Gerade wollte sie die Blätter auseinanderschieben, da vernahm sie plötzlich ein beängstigendes Gefühl. Es fraß sich tief durch ihre Eingeweide und umklammerte ihr Herz wie eine gefrorene Hand. Ihre Beine zitterten kurz und dann versteifte sich kampfbereit ihr ganzer Körper. Augenblicklich sammelte sich Schweiß auf Kurais Stirn. Sie kannte dieses Gefühl genau. Es war das Gefühl, welches sie hatte, wenn Shaku ihr gegenüberstand. Es war das Spüren von einer wirklich starken Präsenz von Chakra. Gerade diese Tatsache beunruhigte sie. Hier gab es doch keine Ninja? Und was hatte ein so Starker im Wald verloren? Vielleicht hatte er ebenfalls einen niederen Auftrag zu erledigen, aber als Kurai Schritte näherkommen hörte verschwand sie mit einem geschickten Sprung auf den nächsten hohen Ast. Sicher war sicher - sie traute den Kiri-Nin nicht so wirklich. Tatsächlich konnte sie maximal fünf Meter von sich entfernt zwei dunkel gekleidete Gestalten ausmachen, die fast wie Ärzte wirken. Nur eben ohne weiße Montur. Beide hatten eine Zigarette in der Hand und zogen an dieser, ehe sie zu reden begannen. Da es komisch aussah, wenn Kurai jetzt aus dem Baum sprang, beschloss sie zu warten bis die beiden aufgeraucht hatten und wieder nach drinnen gingen. Da belauschte sie aber ein eigenartiges Gespräch. »Haben sie reagiert?«, fragte der eine, »Auf das neue Mittel, meine ich.« »Nein«, sagte der andere zwischen zwei Zügen, »Die meisten sind dran verreckt. Ich weiß auch nicht, wieso das nicht funktionieren will.« »Hat bestimmt mit den Blutgruppen zu tun, ich sag's ja«, kam es wieder vom Gegenüber, »Mir glaubt ja keiner. Bei den anderen vier hat es doch auf funktioniert.« »Schon...« »Na siehst du. Und die sind stärker als wir alle zusammen.« »Und das hat dieses verschlafene Dorf nie gemerkt.« Beide grinsten sich für den Moment an und Kurai runzelte die Stirn. Worüber sprachen die da? Noch während sie nachdachte fiel ihr auf, dass im Wind eine kleine Reihe Sand an ihr vorbeischwebte, so als hätte ihn jemand in die Luft geblasen. Nur gab es hier keinen Sand. Und als ein Teil davon ihre Wange streifte kam das beängstigende Gefühl zurück. Es ging von den kleinen gelben Körnern aus. Alarmiert sprang Kurai auf und hielt sich mit Chakra gerade auf dem Ast. Sie traute ihren Augen kaum, als der Sand sich auf dem ihr gegenüberliegenden Baum auf dem Boden sammelte und zu wachsen begann. Innerhalb von nicht einmal zwei Sekunden hatte sich an eben dieser Stelle der Kopf eines Mannes aus dem Sand geformt, der sie mit hellbraunen, fast gelben Augen fixierte. Starr vor Schreck sah Kurai zurück, aber diese Begegnung dauerte nur kurz. Der Schädel löste sich wieder in Sand auf und schwebte in gemächlich langsamem Tempo zu den beiden rauchenden Personen. Noch bevor Kurai weiter darüber nachdenken konnte, manifestierte sich der Kopf wieder auf dem Boden vor den beiden schwarz gekleideten Männern. Dieses Mal besaß er allerdings auch Arme und einen mit einem Shirt bekleideten Oberkörper. Er umfasste in einer groben aber blitzschnellen Bewegung die Kehle des Linken und zerdrückte diese ohne weiteren Kraftaufwand. Leblos sackte der Körper in sich zusammen, der Andere schrie und sprang zurück. »H-Hiro!«, stammelte er und sackte vor Angst auf den Hosenboden, »W-Was zum Teufel machst du da?!« »Idioten«, zischte der Mann aus Sand nur und verengte dabei seine Augen zu schmalen Schlitzen, »Wie oft hat man euch gesagt, dass ihr nicht außerhalb des Labors über die Experimente quatschen sollt?!« »T-T-Tut mir leid!«, keuchte der Angestellte zurück, »Aber d-du kannst uns doch nicht einfach gleich...-« »Ihr seid belauscht worden«, Hiro deutete auf Kurais Versteck, »Schalte sie sofort aus. Oder ich übernehme das und danach bist du dran.« »J-Jawohl! Sofort!«, der braunhaarige Mann sprang auf und blickte sich hastig um. Mit schockgeweiteten Augen sah Kurai, wie sich aus der Erde am Boden eine mannsgroße Hand matrealisierte. Sie umgriff fast in Ruhe den Leichnam und zog ihn in die Erde, sodass nichts mehr zu sehen war. Mit zittrigen Fingern betätigte Kurai den Knopf ihres Funkgerätes. »S-Schnell!«, keuchte sie, »Helft mir! Ich werde angegriffen!« Der dunkel Gekleidete stürmte nun bereits auf sie zu und hätte sie fast mit einem heftigen Faustschlag ins Gesicht getroffen, hätte Kurai ihre Position nicht schnell mit einem Wasserdoppelgänger getauscht. »Kurai, wo bist du?«, schnarrte es von Lorrenor aus dem Funkgerät. »Im Wald! Direkt hinter dem Rathaus!« Ein Fußtritt surrte an ihr vorbei und Kurai tat im Sprung eine Brücke, um diesem auszuweichen. Schnell fing sie sich mit beiden Händen am Ast ab, schwang sich hinab und schaffte es ihre Beine im Magen des Gegners zu versenken, welcher daraufhin vom Baum segelte und ihr etwas Zeit gab. Der Kerl aus Sand war verschwunden, aber Kurai vernahm seine Präsenz noch immer. »Wir kommen«, hörte sie Kakashis Stimme und Shabon fügte hinzu: »Halt durch, Kurai!« Kurai landete auf einem Bein und machte sofort mit dem Absatz kehrt, aber da kam die Faust bereits angeflogen und schlug mit Wucht in ihr Gesicht. Sie verlor das Gleichgewicht und rutschte auf dem Hosenboden einige Meter zurück, ehe sie zum Stehen kam. Ein starker Schmerz pulsierte auf ihrer Wange und es dauerte etwas, bis sie wieder auf die Beine kam. Weit und breit war kein Wasser in der Nähe und Kurai war noch nicht stark genug es für den Angriff aus der Atmossphäre ziehen zu können, das konnte der Meister, aber nicht sie. Damit war sie also hier ziemlich aufgeschmissen. Gerade stand Kurai wieder, da befand sich der vermeintliche Forscher erneut im Sprung vor ihr. Kurai hob die Arme, um den Schlag abzuwehren, aber da gab es einen polternden Knall und der Gegner flog seitlich mit solcher Wucht von ihr weg, dass beim Aufprall auf die Erde sein Genick bersten zerbrach. Kurai vernahm deutlich das Knacksen und sofort machte sich Erleichterung in ihr breit, als der Rest von Team 2 hinter ihr erschien. »Alles okay?«, fragte Kakashi und Kurai nickte. »Passt auf. Der Kerl da hinten kann sich in Sand verwandeln.« Der Mann, den sie Hiro genannt hatten, trat einen Schritt auf die Gruppe zu. »Na sowas«, meinte er leicht spöttisch, »Von euch gibts ja noch mehr. Ist da irgendwo ein Nest?« »Sehr lustig«, zischte Shabon, »Warum greifst du unsere Kameradin an?!« »Nun, sie hat zu viel gesehen«, meinte Hiro, »Unglücklicherweise ihr jetzt aber auch. Da gibt's also nur einen Weg.« »Macht euch bereit«, raunte Kakashi und ging in Kampfposition, »Deckt euch gegenseitig. Er ist stark.« Die drei Chu-Nin nickten gleichzeitig und rückten ein wenig auseinander, aber Hiro machte keine Anstalten anzugreifen. »Nicht hier draußen«, meinte er, »Das ist doch viel zu auffällig.« Ein leichter Wind kam auf und er verschwand. Stück für Stück zerfiel sein Körper in Sandpartikel, welche fast gemächlich hinwegschwebten. Für den Augenblick waren sie verschwunden, aber da tauchte er ganz plötzlich zwischen ihnen auf. Ein schlichter Windstoß schickte Lorrenor und Kurai auf Abstand. Hiro matrealisierte sich mit dem Oberkörper. »Kenzo!«, rief er aus vollem Leibe, ballte die Faust und schlug der überraschten Shabon mit solcher Wucht in den Magen, dass diese das Bewusstsein verlor und nach hinten flog. Zeitgleich erschien Kakashi hinter Hiro und durchbohrte diesen mit einem Raikiri - jedoch verpuffte die Haut einfach zu Sand und Hiro nahm keinen Schaden. Erneut tat sich die gigantische Hand aus dem Boden auf und fing Shabon, schloss die Faust um das ohnmächtige Mädchen und zog es in den Boden. »Shabon!«, schrie Kurai und wollte reflexweise noch hinrennen, aber da traf auch sie der geballte Schlag Hiros. Kurai knallte auf die Erde und rutschte noch einige Meter, ehe sie benommen liegen blieb. »Kommt nach unten«, meinte er und deutete auf die offene Tür, die die Raucher verlassen hatten, »Wenn ihr alleine kommt passiert ihr nichts und ihr dürft um sie kämpfen. Wenn ihr jemandem bescheid sagt...« Damit tat er mit dem Finger an seinem Hals eine Schneidegeste. Er löste sich abermals auf, umgriff den Leichnam des Forschers und verschwand mit ihm durch die eben genannte Tür, welche sich hinter ihm fast automatisch schloss und nur einen kleinen Spalt breit offen blieb. Außen hatte sie keine Klinke. Lorrenor legte Kurais Arm um seinen Nacken und zog sie hoch. Kurai spuckte Blut zu Boden, welches einen metallischen Geschmack auslöste und keuchte wütend. »Wir müssen sofort hinterher. Sonst bringen sie sie um!« »Bleib ruhig, Kurai«, wies Kakashi sie an, »Dieser Ninja ist sehr stark. Mit Sicherheit ist er nicht der Einzige dort unten, der dieses Level hat. Erzähl uns erst mal was du gesehen hast.« Der junge Sato ließ das Fuchsmädchen los und nachdem sie wieder auf ihren eigenen Beinen stand beschrieb Kurai knapp die Situation, in der sie sich befunden hatte. Die beiden Männer hörten aufmerksam zu und als sie geendet hatte nickte der silberhaarige Jo-Nin. »Hm...«, machte er, »Allem Anschein nach betreibt man hier also illegale Genforschung. Kein Wunder, dass sie das geheimhalten wollen. Wir wissen zu viel, sie wollen uns runterlocken und umbringen.« »Das bedeutet, dass anzunehmen ist, dass man Shabon so oder so töten wird«, schloss Lorrenor monoton, »Immerhin ist man fest davon überzeugt, dass wir nachkommen und man uns problemlos ausschalten kann.« Kurai ballte eine Hand fest zur Faust. Ihr Eckzahn wuchs sichtbar unter ihrer Oberlippe hervor. »Wir gehen da jetzt sofort runter«, knurrte sie, »Jede weitere Sekunde kann Shabon das Leben kosten.« »Wir müssen sie finden, bevor das passiert«, stimmte Kakashi ihr nachdenklich zu, »Es scheint, als hätten wir wirklich keine andere Wahl.« »Dann los.« Kurai wandte sich zur Tür und war bereits auf dem Weg zu ihr, als Kakashi sie am Handgelenk packte und fest hielt. Sie fuhr herum. »Was ist noch?« »Mach keine Dummheiten«, bat er sie eindringlich, »Wenn du Hals über Kopf ohne nachzudenken losstürmst kann uns das alle das Leben kosten. Damit wäre keinem geholfen.« Der Eckzahn verschwand wieder. Kurai schluckte und nickte dann. »Ich verstehe wie du dich fühlst«, sagte Kakashi noch, kramte dann in seinem Rucksack und reichte ihr etwas. »Was ist das?«, fragte Kurai verdutzt und nahm ihm die drei durchsichtigen Flaschen ab, die er ihr gab, bevor sie sie in die eigene Tasche steckte. »Wasser«, entgegnete Kakashi schlicht, »Du brauchst Wasser für deine Techniken und solange du es noch nicht aus der Atmossphäre ziehen kannst, musst du eben dein Eigenes mitbringen. Ich wollte sie dir heute früh schon geben, aber du warst so schnell aus dem Haus, dass ich es vergessen habe.« Kurai warf ihm ein dankbares Lächeln zu. Er war wirklich ein Schatz und dachte an alles. »Vielen Dank.« »Wenn wir dann können«, warf Lorrenor ein, »Die warten nicht ewig da unten.« Kakashi und Kurai nickten. Jetzt wurde es ernst. Kapitel 35: Löwenhöhle ---------------------- Das unvollständige Team trat durch die Tür, die man ihnen offen gelassen hatte. Eine Treppe führte ins Dunkel hinab, ihr Ende konnte man nicht ausmachen. Kakashi lief vor und Kurai hielt sich in der Mitte, während Lorrenor die Tür hinter ihnen absichtlich sperrangelweit offen ließ. Vielleicht verirrte sich ja ein Passant hierher und alarmierte Ninjas. Er konnte sich durchaus vorstellen, dass sie Hilfe gebrauchen könnten. Kakashi wandte leicht den Kopf zurück. »Der Forscher sagte es seien vier starke Ninja aus den Versuchen hervorgegangen«, wiederholte er das, was Kurai erzählt hatte, »Das bedeutet, dass wir mit Shabon eine gute Chance haben hier herauszukommen. Trotzdem sollten wir uns nicht trennen.« Lorrenor und Kurai nickten. Sie erreichten das Ende der Treppe und zu ihrer Überraschung fanden sie keinen Raum sondern einen dunklen Tunnel vor, der schwach beleuchtet von einigen Kerzen geradeaus führte. Automatisch warfen die drei Ninja einige misstrauische Blicke umher, doch allem Anschein nach schien zumindest hier die Luft rein zu sein. »Ich möchte wetten, die Empfangsfrau aus dem Rathaus hat keine Ahnung von diesem Tunnel«, sagte Kurai leise, als sie weitergingen. »Das kann gut möglich sein. Die wenigsten Menschen werden in das hier involviert sein«, erwiderte Kakashi. »Kein Wunder. Eine Tür ohne Klinke sieht aus wie eine ungenutzte, verschlossene Tür aus älterer Zeit. Darum hat sich auch niemand gewundert.« »Mal abgesehen davon, dass kaum jemand in diesen Wald gehen wird. Da gibt es ja auch nichts«, kam es von Kurai zurück. Im gleichen Augenblick blieben sie stehen. Der Tunnel hatte geendet und mündete erstaunlicherweise in ein verzweigtes Höhlensystem. Team 2 runzelte die Stirn. Mit Sicherheit waren die Gänge mit Bedacht angelegt, aber dieses erschloss sich der Gruppe im Moment nicht. Vier Gänge führten in verschiedene Richtungen, sie alle waren mindestens genauso dunkel wie der hinter ihnen. »Was machen wir jetzt?«, hauchte Kurai und blickte sich um. Sie durften nicht so viel Zeit verlieren. Da kam ihr aber eine Idee. Sie tippte das Funkgerät an. »Shabon? Kannst du mich hören?« Keine Antwort kam, nur ein gleichmäßig schnarrendes Rauschen. »Die könnt ihr getrost wegpacken. Unter der Erde funktionieren die nicht«, erklärte Kakashi und steckte sein Funkgerät in eine seiner Brusttaschen. Kurais ließ ihres am Ohr, Lorrenor ebenfalls. »Jeder Gang führt in ein anderes Areal«, überlegte Hatake dann laut, »Wahrscheinlich gibt es ein Büroareal und ein- oder zwei Forschungsareale. Allzu weit dürfte sich diese Höhle nicht erstrecken, sonst wäre das Risiko, dass sie auffliegen zu hoch.« »Wir dürfen uns nicht trennen«, sagte Lorrenor achtsam, »Wahrscheinlich erwarten sie das.« »Gehen wir einfach geradeaus«, fügte Kurai schließlich hinzu, »Welcher Gang wohin führt ist sowieso nicht weiter ersichtlich. Je schneller wir alle Gänge durch haben, desto schneller finden wir Shabon.« Zu dritt schritten sie geradeaus. Der Gang erstreckte sich etwa zwanzig Meter und führte dann in eine Kurve. Lorrenor vermutete nicht, dass dieser Tunnel besonders lang wäre, immerhin wollte man hier auch effektiv arbeiten. Das bedeutete, dass es wohl innerhalb weniger Minuten bereits zum Kampf kommen würde. Er konzentrierte sich für einen Moment und schlug dann die Augen wieder auf, hatte seine Sharingan aktiviert. Er wollte bereit sein, denn er vermutete einen Hinterhalt. Schweigsam schrat er neben Kakashi und Kurai her, achtete dabei darauf immer wieder die Umgebung nach Ungewöhnlichem abzusuchen. Erst nach knappen zwei Minuten wandte Lorrenor mehr zufällig den Kopf zur Seite, um seine Kameraden anzusehen und für den Augenblick blieb er vor Verwunderung abrupt stehen, als seine Augen erfassten, dass er allein war. >Was zum...?!<, zog es durch seine Gedanken, doch die Antwort kam ihm schneller als er sich weiter fragen konnte, >...Gen-Jutsu!< Lorrenor fuhr herum und rannte den Gang zurück. Er war auf eine Illusionskunst reingefallen; so musste es sein. Er fluchte in der Bewegung. Kurai und Kakashi hatten nie mit ihm den Tunnel betreten. Und wahrscheinlich hatte man sie mit der gleichen Kunst dazu gebracht, jeweil einen Gang allein zu betreten. Sie versuchten sie zu trennen. Team 2 wurde also tatsächlich erwartet. Als Lorrenor den Ausgang des Tunnels erreichte stoppte er und rutschte schleifend in den Eingangsbereich, den sie eben passiert hatten. »Verdammt!«, zischte er, als er sah, dass zwei der anderen Gänge mit festem Stein verbarrikadiert waren. Er schrat näher und legte eine Hand an die Oberfläche. Hätte Lorrenor nicht gewusst, dass dort eben noch Wege gewesen waren, hätte er dies wohl nie vermutet. Es wirkte fast als gehören die Blockaden dort hin. Es fühlte sich an als wären die kompletten Gänge ohne einen Laut verschüttet worden. Er warf einen Blick zurück und erspähte noch, wie etwas in der Wand verschwand, dann wurde es still. Man hatte sie reingelegt. Der Ninja, der das getan hatte, war außerordentlich talentiert. Ohne Sharingan hätte Lorrenor die Illusion wohl nie durchschaut. Lorrenor musste sich beeilen, bevor es zu spät war. Kakashi schrat durch den halbdunklen Tunnel und spähte dabei selten umher. Er spürte genau was sich hinter oder neben ihm befand und für den Moment empfand er keine Gefahr. Er zeigte sein Sharingan nie bevor der Kampf angefangen hatte und genau das sollte ihm zum Verhängnis werden. Der silberhaarige Jo-Nin hatte Verständnis dafür, dass seine Schüler schweigend dahinstapften ohne etwas zu sagen. Er selbst war zwar vor Kämpfen nicht mehr nervös, doch heute war er innerlich unruhig. Immerhin war ihm bewusst, dass Shabons Leben in großer Gefahr war. Sie mussten sie um jeden Preis retten, doch wie verrückt durch die Gänge zu rennen zeigte jetzt wenig Sinn - nur Nervenschwäche. Er war fast sicher, dass sie erwartet wurden und dies stimmte ihn achtsam. Der Gang mündete in eine Linkskurve und Kakashi blickte zuerst um die Ecke, bevor er sich weiterbewegte. Kurai und Lorrenor taten es ihm gleich und so setzte er den Weg fort, bis die Gruppe einen etwas größeren Zwischengang erreichte. Dabei handelte es sich um einen fast ganz runden Raum von etwa vierzig Quadratmetern, der sich in einen Gang nach rechts abzweigte. Offensichtlich hatte man hier um ein größeres Gebäude herumbauen müssen oder Ähnliches. »Seid vorsichtig«, sagte er gerade, da spürte Kakashi aber bereits eine drohende Gefahr. Aus dem Tunnel den sie anstrebten entflammte ein unheimlich großes Gokakyuu. Es füllte beinahe den ganzen Raum aus und bot nur wenig Platz zum Ausweichen. Kakashi gab sich reflexweise Schwung, sprang zur Seite und versuchte Kurai zu packen, um sie mit sich wegzuziehen - und verwirrt landete er daraufhin auf der Schulter, als er ins Leere griff. Die Feuerkugel striff seinen Nacken und entflammte einige seiner Haare, aber verletzt hatte er sich nicht. Der silberhaarige Jo-Nin rollte sich ab und sprang wieder auf die Füße, um den Tunnel im Auge zu haben. Verdammt... Sie hatten ihn reingelegt. Kurai schrat den Gang entlang und blickte ab und an nervös zu Kakashi, aber dieser sprach nicht. Sie war es gewöhnt, dass die Männer vor größeren Kämpfen meistens eher schweigsam waren, sie sammelten sich, konzentrierten ihr Chakra, waren bereit. Und obwohl Kurai innerlich vor Wut tobte, dass man ihr Shabon genommen hatte war sie nach außen hin ganz still. Ob sie langsam so wurde wie die beiden? >Shabon... Halt durch.< Ihr Schritt beschleunigte sich unbemerkt, als sich der Gang nach rechts neigte. Binnen kurzer Zeit begann sie zu joggen, sie hatte die Nase voll davon hier herumzuirren. Jede Sekunde die sie verloren brachte ihre Kameradin in größere Gefahr. Lorrenor und Kakashi folgten ihr in selbem Tempo, wenn auch stumm. Wie auf Befehl mündete der Tunnel in einen großen Raum. Man hatte sich scheinbar nicht die Mühe gemacht etwas auszukleiden, noch immer war das Team umgeben von Erde und Lehm. In sekundenschnelle huschten die blauen Augen durch die Umgebung. »Scheiße«, fluchte Kurai dann wütend. Sie waren in eine Sackgasse gelaufen - der Raum hatte keinen zweiten Ausgang. Entweder hatte man hier noch nicht gebaut oder schlicht doch keine Verwendung für diesen Ort gehabt, auf jeden Fall ging es nicht weiter und sie hatten unnötig Zeit verloren. Kurai fuhr herum, spähte dabei in die irgendwie steifen Gesichter von ihren Teamkameraden, aber kurz darauf erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit. Der Gang, aus dem sie gekommen waren war verschwunden. So als wäre er nie dagewesen, die Wand war verschlossen und eben. »W-Was zum?!«, stieß Kurai verwirrt aus, aber da traf sie bereits ein so mächtiger Schlag, dass sie nach hinten geschleudert wurde und auf dem Kreuz aufkam. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte sich die junge Kunoichi wieder auf und spähte fast verzweifelt an die Stelle, an der bis eben noch Kakashi und Lorrenor gestanden hatten. Auch sie waren nicht mehr aufzufinden. »Ich... Idiot...«, murmelte Kurai und stand nun wieder gerade. Man hatte sie in eine Falle gelockt... Und Kurai hatte nicht bemerkt, dass ihre Freunde durch eine Illusion ausgetauscht worden waren. Das in diesem Moment etwas in der Wand verschwand nahm Kurai nicht wahr, umso besser aber die Person, die nun wie aus dem Nichts vor sie trat. Es war ein Mann in etwa Kakashis Alter. Sein kurzes braunes Haar stand steif nach hinten, auf dem Kopf trug er so etwas wie die Haube eines Priesters in schwarz. Auch der Rest seiner Kleidung und zuletzt seine Augen waren in der gleichen finsteren Farbe gehalten - er wirkte fast wie ein Totengräber. Kurai schluckte schwer. »Wer bist du?«, fragte sie dennoch fest, ballte die Fäuste, machte sich bereit. »Was du willst«, erwiderte der leicht gebräunte Mann vor ihr und leckte sich dabei über die Lippen, »Entweder Kenzo, einer der vier Ninjas hier unten oder aber dein letzter Gegner.« In fast teuflischer Ruhe musterte er das Mädchen vor sich. »Im Moment würde ich sagen Dritteres.« Shabons Augenbrauen zuckten, als ihre Lebensgeister wiederkehrten. Das Mädchen setzte sich auf, wenngleich die Erinnerung daran was geschehen war mehrere Sekunden brauchte, um auf ihr Gehirn einzuströmen. Die Erlebnisse von vorhin rissen an der Stelle ab, an der sie den dunkelblonden Sand-Ninja vor sich gesehen und den Schlag gespürt hatte. Sie mussten sie entführt und mitgenommen haben. Desorientiert wischte sich die junge Umidame über die Augen, ehe ihr Geist endlich wieder klar wurde. Sie befand sich in einem großen Glasbehälter. Durch die durchsichtigen Scheiben konnte sie so etwas wie ein Labor erkennen, welches sich um sie herum erstreckte. Überall an den Wänden sah sie mehr solcher Gefäße, wie auch sie in einem gefangen war. Sie alle außer ihres waren mit Wasser gefüllt, die meisten waren ansonsten leer, aber in einigen schwamm etwas. Shabon schluckte schwer, als sie eine zuerst unerkennbare Masse als einen Menschen identifizieren konnten. Besser gesagt als einen Fötus. >Was zur Hölle... machen die hier?< Angstvoll blickte Shabon sich um. Sie war allein in diesem Raum, zumindest auf den ersten Blick. Auf den Zweiten erkannte sie gar nicht weit von sich einen Mann an einem Schreibtisch sitzen, der angestrengt über etwas brütete. Er trug einen weißen Kittel und sein dunkelblaues Haar war korrekt zurückgestrichen. Der Rest des Zimmers war weiß verkleidet und mit einigen Tischen, Bürostühlen und viel Papierkram ausgestattet. Auch die ein- oder andere technische Maschine erregte Shabons Aufmerksamkeit, aber für den Moment war das weniger wichtig. Shabon hob den Arm und klopfte gegen die Scheibe, doch kaum ein Laut drang heraus. Das Glas war zu dick und Shabon bezweifelte sowieso, dass man ihr helfen würde. >Die haben mich als Geisel genommen<, knurrte sie in Gedanken, >Garantiert stecken meine Leute in mächtigen Schwierigkeiten deswegen... Ich muss hier raus.< Shabon ließ einen Moment der Besinnung verstreichen. Es war stickig in diesem Ding, ja gar brütend heiß. Schweißtropfen liefen ihr über die Stirn und sie spürte deutlich, dass die Luft hier mit jedem Atemzug knapper wurde. Wenn sie niemand befreite konnte sie ersticken. >Zur Not muss ich mich eben selbst befreien.< Shabon verpasste dem Glas einen Tritt, doch die Oberfläche wankte nur für den Moment, so als balanciere sie den Druck aus. Schnell fand ein Kunai den Weg zwischen ihre Finger und sie stieß die geschärfte Klinge mit Wucht gegen die Scheibe, nur um mit einem grauenhaften Quietschen einfach abzurutschen. Diese Dinger waren gesichert, sogar luftdicht. Wahrscheinlich bekamen die Föten durch die Maschinen Sauerstoff zugeführt. >Dann bleibt mir wohl keine Wahl.< Shabon schloss die Augen und formte Fingerzeichen. Das, was sie jetzt tun würde war eine unheimliche Verschwendung an Chakra. Aber wenig Chakra war vorerst besser als zu sterben und so hatte sie keine Wahl. Sie hoffte nur inbrünstig, dass ihr Jutsu mächtig genug war dieses Behältnis zu zersplittern. Die Fingerzeichen spielten sich ganz automatisch vor ihrem inneren Auge und gleichzeitig an den eigenen Händen ab. Das Chakra begann in gleichmäßigen Wallungen um sie zu schlagen und Shabon benötigte einen weiteren Moment der vollen Konzentration. »Doton Retsudo Tenshou!« Shabon schlug die Handfläche auf den stählernen Boden ihres Gefängnisses und sogleich begann die Erde unter ihr sich zu wölben. Der Forscher, der nicht weit vor ihr saß schrie sichtbar aber für sie im Moment unhörbar auf, als die Steinmassen unter ihm nachzugeben begannen und ihn in die Tiefe zogen. Das Jutsu wollte bereits abflauen, aber Shabon konzentrierte alles was sie besaß und riss die Technik noch einmal zu sich, woraufhin auch ihr Behältnis zu rütteln begann und die Scheibe schließlich zerbarst, als es umkippte. Shabon rappelte sich auf und schüttelte vorsichtig die Scherben von ihrem Rücken, ehe sie aufstand und tief Luft holte. Zwar hatte sie den Forscher unter Steinmassen begraben und vor diesem wahrscheinlich ihre Ruhe, so hatte diese Aktion doch sehr viel Kraft gekostet. Auch die Stelle, an der sie der Schlag von dem Sand-Ninja vorhin getroffen hatte schmerzte noch immer höllisch, wenn sie den Bauch anspannte. Alles in allem saß sie wohl ziemlich in der Klemme. Und Shabon ahnte schon, dass sie diesen Gedanken mehr als verdeutlichen konnte, als eine kleine Prise Sand durch die mit Stahl verkleidete Tür hereingeschwebt kam und sich zu einem Mann formte. >Verdammt...<, zog es durch Shabons Gedanken, als sie Hiro, den Sand-Ninja von vorhin erkannte, >Ich bin verloren.< Kakashi kniff die Augen zusammen. Er hatte sein Stirnband bereits hochgezogen, denn genau spürte der Ninja die Präsenz der beiden Shinobi ihm gegenüber. Sie waren stark, das merkte man deutlich an ihrem Chakralevel. Und ganz offensichtlich hatte man Experimente an ihnen gemacht. Er war sich sicher in den Augen des Schwarzhaarigen eine Mischung aus Sharingan und Byakugan zu entdecken. Die Flammen in der Pupille waren nicht schwarz sondern weiß und der Blick wirkte leer, außerdem hatten sich die charakteristischen Adern um die Augen des Gegenübers gebildet. Wenn er tatsächlich die Vorzüge beider Bluterben in sich vereinte sah Kakashi mit seinem Sharingan alt aus. Dabei wirkte der Weißhaarige neben ihm eher unscheinbar. Seine Haut war blass, fast wie die einer Leiche, seine Augen wirkten eingefallen, aber ansonsten ließen sich keinerlei Merkmale an ihm ausmachen die ungewöhnlich waren. »Ihr seid ganz schön mutig, hier tatsächlich reinzuplatzen. So viel Blödheit hätte ich euch nicht zugetraut«, spottete der Schwarzhaarige, »Dumm nur, dass es hier unten uns gibt.« »Was wird hier veranstaltet?«, raunte Kakashi noch immer angespannt. »Da du sowieso stirbst...«, begann der Weißhaarige, »...Unser Regierungsoberhaupt fand, dass unsere Insel lange genug ohne Ninjas war. Er wollte allerdings nicht diese Auto-Normal-Shinobi, die sowieso zu nichts fähig sind. Sein Ziel war es, bessere Kämpfer zu entwickeln.« »Du redest zu viel, Kisho«, mischte sich der Andere ein, »Lass ihn uns einfach töten und dann den Rest aufmischen.« »Lass mich doch!«, kam es gereizt zurück, »Bloß weil du kein Benehmen hast heißt das doch nicht, dass ich nicht meinen Spaß haben darf!« Er schwieg kurz und fuhr dann fort: »Er hat ein wenig Geld springen lassen um Experimente zu machen. Und dadurch sind nach einiger Zeit starke Ninja wie wir entstanden.« Der mit den ungewöhnlichen Augen verdrehte diese mehr als genervt. »Können wir jetzt?!«, fragte er ungeduldig. »Ja, können wir«, gab Kisho schnippisch zurück, »Los geht's!« Die beiden machten sich bereit und stürmten innerhalb kürzester Zeit auf Kakashi zu. Sie schlugen nach ihm und ergänzten sich dabei perfekt - Kisho kam von links, sein Partner von rechts und wäre Hatake nicht mit einem Sprung ausgewichen hätte ihn wahrscheinlich diese eine Attacke bereits bewusstlos geschlagen. Mit einem Salto rettete er sich auf einige Entfernung, kam dort auf die Beine und griff nun seinerseits an. Das Sharingan in Konzentration auf die Gegner gelegt konterte er deren nächste Bewegung geschickt aus und verpasste beiden gleichzeitig einen Tritt, der sie an die gegenüberliegende Wand beförderte. Staub wurde aufgewirbelt und es war fast, als hätte dieser Klaps schon gereicht, aber Kakashi wusste es natürlich besser. Nach kurzer Zeit standen beide Gestalten wieder gerade, Kisho sah ziemlich gereizt aus. »Verdammt Yasuo, das war nur deine Schuld!« »Was, meine?!«, kam es empört zurück, »Du hast mir doch mit deiner Birne die Sicht versperrt!« Sie stritten weiter, aber Kakashi ließ ihnen keine Zeit dafür. Mit einem halb aufgeladenen Raikiri stürmte er auf die beiden Partner zu und hoffte, sie in diesem unachtsamen Moment erwischen zu können. In diesem Kampf durfte er keine halben Sachen machen, außerdem waren seine Schüler in Gefahr. Er musste versuchen sie schnellstmöglich auszuschalten. Er holte aus und erwischte Kisho an der Schulter, aber bereits nachdem er diese durchbohrt hatte entriss der Weißhaarige sich ihm einfach. Er ließ sich nach hinten fallen, stieß sich von der Wand ab und mähte Kakashi mit einem Frontkick nieder, bevor er fast elegant wieder bei seinem Partner landete. Hatake flog von der Wucht quer durch den Felsen, was ein Beben innerhalb der Höhlengänge verursachte. Leicht wankend rappelte er sich auf, mit geweiteten Augen auf den Gegner spähend. Sein Kick war so intensiv gewesen, dass Kakashi sich ab jetzt vor seinen Angriffen besonders in Acht nehmen musste. Er war mindestens auf seinem Level und besaß eine hohe Körperkraft. Was ihm aber nicht in den Kopf wollte war, dass sich dieser Kerl noch nicht einmal gekrümmt hielt, obwohl er ihm gerade mit einem Raikiri das Schulterblatt zerlegt hatte. Der silberhaarige Jo-Nin runzelte die Stirn. Jetzt fiel ihm auf, dass die Wunde zwar vorhanden war aber nicht im Geringsten blutete und auch die Erinnerung an die kurze Berührung mit seiner Haut tat sich ihm auf: Sie war eiskalt. »Was zum...«, raunte er leise für sich. Die Hautfarbe, die Wunde... War dieser Kerl etwa...? »Was schaust du denn so schockiert?«, fragte Kisho amüsiert nach. In diesem Moment verheilte das Loch in seiner Schulter, als wäre es nie dagewesen, »Du wunderst dich, warum mir dein blöder Angriff nichts ausgemacht hat? Nun, drei Mal darfst du raten. So wie du aus der Wäsche guckst hast du es wahrscheinlich schon erraten.« Es stimmte also. Dieser Kerl war tot. Und dazu heilte sich sein Körper noch. »Wie...?« »Wie?«, Kisho lachte, »Ich hab doch gesagt: Die Experimente. Mich haben die ewigen Kampfverletzungen genervt und deshalb habe ich nun einen toten Körper, der mit der Kraft meines Geistes vom wirklichen Totsein abgehalten wird. Wäre ja unangenehm, wenn man geistig lebendig fault, meinst du nicht?« Ein Schweißtropfen rann an Kakashis Schläfe herab. Diese Gegner waren gefährlicher als er angenommen hatte. >Kurai... Shabon... Lorrenor...<, murmelte er in Gedanken, >Haltet durch.< Er konnte ihnen nun nicht helfen. Kakashi musste froh sein, wenn er gegen seine beiden Gegner ankam. Erneut griffen sie an und dieses Mal entstand ein Nahkampfgefecht zwischen ihnen. Kakashi wich geschickt den Schlägen und Tritten aus und hätte es trotz ihrer Stärke mithilfe seines Sharingan mit ihnen aufnehmen können, aber der Schwarzhaarige kam ihm zuvor. Mit seiner Sharingan-Byakugan-Mischung sah er nicht nur seinen Angriff voraus sondern konnte außerdem Kakashis Chakrapunkte sehen und frühzeitig ein eventuell aufgeladenes Jutsu erkennen - mit einem dreihundertsechzig Grad-Blick. Gerade holte Kakashi zu einem machtvollen Schlag aus, da traf ihn ein Handkantenschlag auf die Schulter, woraufhin einer seiner Chakrapunkte blockiert wurde. Er stolperte zurück und kniff die Augen zusammen. Verdammt. Er schien tatsächlich Sharingan und Byakugan miteinander zu kombinieren. Ein Schweißtropfen lief an Kurais Schläfe entlang und tropfte von dort zu Boden. Sie wusste nicht was man mit diesem Kerl getan hatte, Kurai wusste nur, dass sie so etwas noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Er sagte nichts, sondern nahm Ziel auf sie, fixierte sie mit den dunklen Augen. Kurai ging leicht in die Beuge und als er losstürmte sprang das Mädchen rückwärts in die Luft vor ihm weg. »Zwecklos!«, bellte Kenzo und als Kurai sich an der Wand abstützen wollte schossen plötzlich vier Hände aus dieser und verpassten ihr ebenso viele Faustschläge in den Rücken. Kurai knallte auf den harten Boden und brauchte jetzt schon merklich länger, um wieder den Kopf zu heben. Der Schmerz pulsierte in ihrem ganzen Körper und für den Augenblick sah sie schwarze Kreise vor den inneren Augen, doch es half nichts. Sie musste sich zusammenreißen, sonst bedeutete das ihren Tod. Langsam kam Kurai wieder auf die Beine und mit tiefen Zügen atmete sie das Brennen weg. >Was zum Teufel sind das für Hände...?<, überlegte sie und spähte dabei unverwandt zu Kenzo, >Eine Beschwörung? Ein Bluterbe? Wenn ich nicht weiß was es ist kann ich es nicht bekämpfen!< Sie ballte eine Hand zur Faust. Irgendwie musste sie gegen ihn ankommen. Und vor allem musste sie mehr über diese Technik herausbekommen - das war ihre einzige Chance. Die junge Kunoichi stieß sich ab und sprang auf Kenzo zu. Sie wollte herausfinden, ob er dieses Jutsu auch zur Verteidigung und zum Nahkampf gebrauchen konnte oder damit lediglich Gegner aus der Ferne angriff. Rens Kunai fest umgriffen holte das Fuchsmädchen aus und täuschte einen frontalen Schlag an, den Kenzo bereits im Begriff war abzuwehren als sie schleunigst einen Bunshin von hinten an ihn heranschickte und schließlich durch das Kawarimi mit ihm die Plätze tauschte. Für diesen kurzen verwirrten Moment war der Rücken des Gegners frei und genau diesen wollte Kurai nutzen. Sie stieß mit dem Kunai zu und die scharfe Spitze befand sich bereits kurz vor seiner Haut, da schossen plötzlich Unmengen von Händen aus seinen Schulterblättern, entrissen ihr das Kunai und umgriffen daraufhin ihre Arme, Beine und ihren Hals. Hilflos strampelte Kurai in dem Schraubstockgriff, während Kenzo sich gemächlich umdrehte um sie anzusehen. Eine Faust, die aus seinem Brustkorb geschossen war hatte den Bunshin mit einem Schlag erledigt. Der schwarzhaarige Ninja spähte ihr mit selbstsicherem Lächeln in die Augen, die Hände ragten mit kurzen Armen einfach aus seiner Haut, als wären sie ein Teil von ihm. Mit Sicherheit waren sie das auch. Kurai setzte an um etwas zu tun, aber Kenzo verpasste ihr da bereits einen Frontkick in den Magen. Zeitgleich mit dem Auftreffen seines Fußes ließen die Hände von ihr ab, verschwanden wieder in ihrem Wirt und Kurai wurde mit dem Rücken gegen die Wand geschleudert, aus der nun abermals Fäuste stoben und sie fest umgriffen. Wehrlos hing sie aufrecht an der Wand und spähte dabei nun angstvoll zu Kenzo. Sie wusste nicht, was man mit ihm getan hatte - aber sie hatte keine Chance gegen ihn. Shabon keuchte, als sie auf dem Boden aufkam. Wackelig hatte sie sich auf einem der Bürotische gefangen, von dem sie sich nun sofort wieder abstieß, denn mit Wucht knallte Hiros Faust auf die Platte und ließ diese krachend in die Brüche gehen. Dieses Tempo würde sie nicht lange durchhalten. Shabon war kaum in der Lage mit den Augen Hiros derzeitige Position zu erfassen, denn er bewegte sich mit seinem Sand einfach viel zu schnell. Ihre Doton-Jutsus waren zwar mächtig aber kosteten viel Chakra und sie konnte es nicht riskieren, sie danebengehen zu lassen, ganz abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich sowieso nicht treffen würde. Es brachte nichts den Boden zersplittern zu lassen, denn er einfach davonschwebte. Für einen kurzen Moment unachtsam bewegte sie sich in der Luft, um so die Distanz weiter zu vergrößern, aber da hatte sie Hiro bereits wieder aus den Augen verloren. Nur eine Sekunde später schickte sie ein mächtiger Fausthieb gegen ihre Deckung auf Abstand, der schon ohne sie wirklich zu treffen genügend schmerzte. >Verdammt... Ich bin verloren. Das ist der schlechteste Gegner überhaupt für mich. Meine Flöte brauche ich gar nicht erst rauszuholen, das wäre Selbstmord...< Verzweifelt blieb Shabon mit Chakra an der Wand stehen, aber der Sand-Ninja war bereits wieder auf dem Sprung vor ihr und beförderte Shabon zurück auf den Boden. Kisho und Yasuo ließen Kakashi keine Pause. Erneut sprangen sie in die Luft, um Kakashi zu attackieren und wieder ergänzten sie sich perfekt. Kakashi formte Chakra, um sich mit einem Shinjuu Zanshu unter die Erde zu flüchten, doch er unterbrach dieses Unterfangen, als ein gewaltiger Feuerball an ihm vorbeizischte und die Gegner um ein Haar in Brand gesteckt hätte. Knapp wichen sie nach hinten aus und landeten in zwei Metern Entfernung. Mit einem Sprung tauchte Lorrenor neben Kakashi auf und fixierte die Gegner. »Ging nicht schneller«, keuchte der junge Sato, er musste gerannt sein. »Sei vorsichtig«, wies Kakashi seinen Untergebenen an, »Der Linke ist tot und immun gegen Verletzungen. Der Rechte vereint Byakugan und Sharingan in sich.« Lorrenor runzelte kurz die Stirn, nickte dann. Er hatte schon geahnt, dass sie hier unten etwas Außergewöhnliches erwartete. »Wir müssen versuchen sie zu trennen, sie arbeiten perfekt als Team zusammen.« »Verstanden.« Sie sprangen los und attackierten die Gegner. Kakashi nahm es nun mit dem Augenkünstler auf, während Lorrenor sich auf den Toten begrenzte. Es war unglaublich, welch unnatürliche Kämpfer diese Versuche hervorgebracht hatten. Lorrenor schaffte es, seinen Kontrahenden mit einem akrobatischen Tritt nach vorn zu schieben und erwischte ihn daraufhin beinahe mit einem Hosenka, aber der Weißhaarige war unglaublich geschickt und fast genauso schnell, weshalb er jedem einzelnen Feuerball auswich und ihm daraufhin die Nase blutig schlug. »Lorrenor!«, stieß Kakashi aus und hatte schon zu ihm gewollt, da hätte ihn fast ein Kunai in die Magengrube getroffen. Knapp konnte Kakashi die Waffe festhalten und zurückdrücken, blickte dabei gezwungenermaßen in die Augen des Schwarzhaarigen, was sich als großer Fehler entpuppen sollte. Noch bevor Kakashi seinen Gedankengang beendet hatte drehten sich die Pupillen des Augenkünstlers und ließen Kakashi in eine Illusion sacken. Er sah Waffen auf sich zukommen, die auf seinen Oberkörper zielten und schnell verschwamm die Umgebung, wandelte sich in endloses Schwarz. Das Gen-Jutsu drohte ihn gerade ganz zu verschlingen, da aktivierte Kakashi sein Eigenes und versuchte somit sich aus der Illusion zu befreien. Ein mentales und gleichzeitig körperliches Wettdrücken entstand, gegen das es Kakashi mit einem Auge schwer hatte, aber er hatte nicht umsonst diese vermeintliche Schwachstelle solange er sie bereits besaß trainiert. Er schaffte es, sich ganz langsam nach hinten aus der Illusion hinauszudrücken. Der Gegner unternahm einen letzten Angriff auf ihn und griff nach seiner Seele, umfasste sie kalt. In diesem Moment befreite sich Kakashi aus der Sharingan-Hypnose, konnte aber nicht verhindern, dass der Gegner Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt bekam. Klar tat sich eine Erinnerung in ihm auf, die zweifelsohne das Gegenüber heraufbeschworen hatte. Es war das letzte gemeinsame Erlebnis mit Obito - nämlich dessen Tod. Zu oft hatte er diese Erinnerung schon verarbeitet, um sich jetzt von ihr ablenken zu lassen. Allerdings brauchte der Schwarzhaarige einige Zeit um das Gesehene zu analysieren. Diese Chance nutzte Kakashi um ihm mit aller Macht einen Faustschlag zu verpassen, der ihn einen Meter weit über den Boden schlittern ließ. Zeitgleich erfasste ein Schrei Lorrenors den Raum und Hatake fuhr herum und sprang zu seinem Schüler, der sich wieder aufrappelte und das Doppelkunai aus der blutenden Schulter riss. Kisho nutzte diesen Augenblick um seinen Partner ins Stehen zu ziehen. »Hehe...«, lachte der Augenkünstler, »Interessant.« »Was meinst du?«, kam es von Kisho. Yasuo bedeutete ihm mit einer winkenden Handbewegung sich zu ihm zu beugen und als dieser tat wie ihm geheißen, flüsterte er ihm knapp etwas ins Ohr, was auch das Gegenüber leicht hämisch grinsen ließ und dann starrte Kisho für den Moment tief in die Augen seines Partners. Klar erkannte man eine kurze Rotation in dem merkwürdigen Sharingan, dann richtete sich der Kämpfer mit dem toten Körper wieder auf. »Gerne doch.« »Was gibt's da zu glotzen?!«, meinte Lorrenor gereizt und sprang sofort wieder auf die Gegner zu. Kakashi folgte ihm. Sie mussten diesen Kampf möglichst schnell beenden, sonst konnten diese beiden den Spieß schneller umdrehen, als es ihnen lieb war. Allerdings hatte die Gegenseite das nicht gerade im Sinn. Hatake attackierte Kisho und presste ihn gegen die Felswand, was ihm einen Vorteil einbrachte. Mit Körperkraft ließ er dem Gegenüber keine große Chance sich zu bewegen und war bereits im Begriff mit seinem Raikiri dieses Mal präzise aufs Herz zu zielen, da schlug Yasuo Lorrenor mit Wucht in den Magen und versuchte seinem Partner zu helfen. >Scheiße... Den Zweiten kann ich nicht abwehren<, zog es durch Kakashis Gedanken, aber da stoppte der Gegner auch schon in der Luft. Erst beim nächsten Hinsehen war zu erkennen, dass Lorrenor den Gegner mit den typischen, hauchdünnen Schnüren gefesselt hatte, die Ninja benutzten. Ein selbstsicheres Lächeln legte sich auf Lorrenors Gesicht. »Katon Ryuuka no Jutsu!«, kam es von ihm und sogleich entflammten die Fäden, deren Enden noch in seiner Hand lagen um den Gegner herum. Dieser schrie auf, als seine Kleidung Feuer fing und Sato nutzte den Augenblick um ihn mit aller Macht zu sich zu reißen und an sich vorbei in den nächsten Höhlengang fliegen zu lassen. Er sprang sofort hinterher und prügelte im Fall auf den Augenkünstler ein. Fast zeitgleich umfasste ein Beben die Erde und als wäre es vorher geplant gewesen wurde der Gang, in den Lorrenor verschwunden war mit Felsen blockiert. Kakashi warf ihm einen besorgten Blick hinterher. Jetzt war er mit Kisho allein. Wer das Beben verursacht hatte war niemand anderes als Shabon. Diese stand gerade sichtlich keuchend und mit einer Hand ihre Flöte haltend innerhalb des Labors und sah vollkommen verzweifelt aus. >Verdammt...<, zog es durch ihre Gedanken, >Egal was ich mache... Ich treffe ihn einfach nicht. Er verwandelt sich in Sand und schwebt mir davon.< »Du lässt deinen Rücken frei.« Die feinen Sandkörner hatten sich bereits wieder hinter ihr formiert und Shabon wurde von einem gewaltigen Tritt in den Rücken hinfortgeschleudert. Schmerzhaft knallte sie auf den Oberarm, richtete sich aber so schnell ihr Körper es erlaubte wieder auf. Angst stand in ihrem Blick. Dieser Kerl spielte mit ihr, denn er war ihr hoffnungslos überlegen. Sie besaß keine pompösen Jutsus, kaum Körperkraft und auch kein großes Reaktionsvermögen - eben jene Dinge, die sie hier gebraucht hatte. Er war zu schnell um ihn in eine Illusion zu drücken und wenn sie nicht dauernd umher sah, würde er sie binnen weniger Sekunden umbringen. Ein Schweißtropfen tropfte von ihrer Nasenspitze zu Boden. Sie saß unheimlich in Schwierigkeiten. »Was denn?«, fragte Hiro leicht spöttisch, »Bist du etwa schon müde? Was bist du denn für ein Ninja? Meine Güte, die sind auch nicht mehr das was sie mal waren...« Shabon knurrte leise. Ihre Bodenjutsus mochten stark sein, aber der Sand ließ ihn entfliehen und sie hatte schon einen ganzen Teil Chakra dafür verwendet um auszubrechen. Sie konnte damit nicht achtlos umsich werfen, sonst würde sie sich selbst töten. Was sollte sie bloß machen? Ein Windzug drang von hinten an Shabons Ohr. Sie stützte sich mit der Hand am Boden ab und wollte hinwegspringen, aber da traf sie bereits der Frontkick ins Kreuz. Shabon schrie auf und flog mi dem Rücken gegen einen der großen, mit Wasser gefüllten Glasbehälter, die überall im Raum verteilt waren. Die Scheibe war stabil, brach unter Shabons Gewicht aber entzwei und zersplitterte um das Mädchen herum. Shabon landete unsanft in den Scherben, schnitt sich Arme, Beine und die Wange auf und rappelte sich hoch. Ihre Beine wollten sie kaum noch tragen, die Schmerzen lagen dumpf wie ein Stein in ihrem Magen und ihr ganzer Körper zitterte wie im Schüttelfrost. Das verschüttete Wasser plätscherte gemächlich am Fuß des Behältnisses zu Boden. Sie war verloren. Hiro trat langsam auf sie zu. »Genug gespielt«, beschloss er, »Zeit deinem Leben ein Ende zu bereiten.« Ein Bild von Kabuto tat sich in Shabons Geist auf und sie schloss die Augen. Tränen quollen unter den geschlossenen Lidern hervor, als sie auch an ihr Team und an ihre Eltern dachte. Sollte das wirklich ihr Ende sein? Es war ihr erster eigener Kampf und diesem Gegner würde sie erliegen? Und wie erging Kurai, Lorrenor und Kakashi-Sensei? Ob sie die selben Probleme hatten? Es war nur ihre Schuld, dass es so weit gekommen war. Shabon öffnete die Augen und blickte zu Boden. Ihre Tränen tropften hinab und vermischten sich mit der Wasserpfütze unter ihr, ließen kleine Ringe über die Oberfläche tanzen und erstarben schließlich. Und da kam ihr die Idee. Lorrenor sackte auf die Knie und konnte sich nur schwer aufrecht halten. Schweißtropfen rannen über seine Stirn und trotz seiner entschlossen zusammengezogenen Augenbrauen war ihm im Innern klar, dass er gegen Yasuo keine Chance hatte. Dieser Shinobi konnte nicht nur annähernd perfekt mit seinem Sharingan umgehen sondern hatte auch noch die Vorzüge des Byakugan, was Lorrenor im Grunde sämtliche Chancen auf einen Sieg zunichte machte. Nicht nur, dass er mit seinen Schlägen Chakrapunkte blockieren konnte, er hatte außerdem eine dreihundertsechtzig Grad-Sicht, konnte hypnotisieren und dazu noch die Bewegungen des Gegenübers langsamer wahrnehmen. Zwar hatte Lorrenor ebenfalls dreiflammige Sharingan, so war er doch schwer im Nachteil. >Scheiße<, fluchte er wütend und richtete sich wieder auf, als Yasuo sich bereits im Sprung über ihm befand. Er musste auf jeden Fall verhindern getroffen zu werden, ganz gleich wie schnell seine Angriffe auch kamen. Lorrenor warf sich dem Shinobi entgegen und ein blitzschnelles Gefecht aus Schlägen und Tritten begann. Zumindest geschwindigkeitstechnisch waren sie beide auf dem selben Stand und Lorrenor schaffte es sogar drei gute Treffer zu setzen, dann jedoch konnte er nicht mehr ausweichen und mit einem gezielten Fausthieb blockierte der Gegner einen seiner Chakrapunkte. Nur knapp hielt Lorrenor sich auf den Beinen. So wütend es ihn auch machte es zuzugeben, aber er hatte keine Chance. Egal was er tat, Yasuo sah es voraus und ein simpler Schlag konnte sein ganzes Chakragleichgewicht aus den Fugen werfen. Yasuo näherte sich ihm erneut und ein starker Fausthieb ließ den jungen Sato über den harten Erdboden schlittern. Staub wurde aufgewirbelt und als dieser sich gelegt hatte, war Lorrenor im Begriff sich wieder aufzurichten. Sein Körper schmerzte, aber er verdrängte dieses Gefühl und blickte Yasuo mit hartem Blick entgegen. Nein, er würde sich nicht töten lassen. Nicht jetzt. Kakashi befand sich in diesem Moment im Schlagabtausch mit Kisho. Sein toter Körper steckte jede Verletzung problemlos ein und nach wenigen Sekunden war sie bereits verheilt, fast so als hätte er die Heilfähigkeit des Kyuubi. Für den Moment wusste Kakashi nicht, was er gegen diesen übermächtigen und unempfindlichen Gegner überhaupt ausrichten sollte. Viel Zeit zum Nachdenken blieb auch nicht, denn der feindliche Shinobi ließ Kakashi keine Chance wenigstens am Boden aufzukommen. Ein Fußkick verfehlte nur knapp Kakashis Stirn und er büßte durch den Tritt, der nur knapp an ihm vorbeizischte nur einige Haarsträhnen ein, woraufhin Kakashi einen mächtigen Schlag genau in Kishos Magen platzieren konnte. Zwar nahm der Tote keinen Schaden, so brachte es dennoch den Effekt mit sich, dass Kakashi ihn auf Abstand boxte und so wenigstens kurz Zeit hatte sich zu sammeln. Hatake verschnaufte kurz und machte sich schon für den nächsten Angriff bereit, aber Kisho zeigte keine Anstalten wieder zu ihm zu springen. Für den Moment verwundert aber misstrauisch spähte der silberhaarige Jo-Nin dem Toten entgegen. »Hast du Angst?«, fragte Kakashi ihn herausfordernd, doch Kisho formte schlicht ein Drachenzeichen und grinste dann nahezu teuflisch. »Nein. Aber ich hab Andere, die die Drecksarbeit für mich erledigen.« Zunehmend unruhig trat Kakashi einen Schritt zurück. Er wusste nicht was ihn erwartete und er konnte nicht einfach in ein fremdes Jutsu springen, aber er wusste, dass es ebenso verhängnisvoll werden würde ihn einfach machen zu lassen. Deshalb stieß der Shinobi sich ab und lud im Rennen ein Raikiri, um den Gegner damit zu treffen. Dieses Mal zielte er direkt auf die Stirn und Kakashi hoffte, seine Technik vor der des Gegners anbringen zu können. Als er ihn erreicht hatte holte Kakashi mit Schwung aus und schlug nach Kishos Gesicht. Dieser zeigte in diesem Moment aber eine unheimliche Geschwindigkeit, duckte sich schlicht unter der geladenen Attacke hinweg und verpasste dem Gegenüber dann einen vernichtend starken Roundhouse-Kick, der Kakashi wegschleuderte und inmitten des großen Raumes auf dem Boden aufkommen ließ. Den Augenblick, den der Jo-Nin brauchte um wieder aufzustehen nutzte Kisho für sein Jutsu. Er murmelte etwas durch Kakashis Aufprall Unverständliches und gleich darauf stießen vier erdfarbene Säulen aus dem Boden, die sich, kaum das Kakashi stand, in unerfassbarer Geschwindigkeit um ihn herum zu drehen begannen. >Verdammt!<, fluchte Kakashi, aber es war bereits zu spät. Was auch immer dies für ein Jutsu war, er befand sich jetzt mitten drin. Für den Augenblick geschah nichts, aber nach wenigen Sekunden begannen die Bahnen, die die Säulen zogen allmählig zu verschwimmen. Auch Kisho war nicht mehr sichtbar, denn ein dicker, fast zum Greifen dicker Nebel legte sich um die Umgebung. Allerdings erkannte Kakashi klar, dass er sich nur innerhalb des Kreises bildete, in dem er sich unglücklicherweise befand. Das Surren der Säulen verstummte und es war totenstill. Ein Schweißtropfen tropfte von Kakashis Schläfe, als er sich konzentriert umsah. Das Sharingan angespannt und den Körper jederzeit bereit zur Reaktion wartete er auf das, was dieses Jutsu bringen sollte. Fast wie auf Befehl begann in diesem Moment etwas aus dem Boden zu wachsen. Hatake trat zurück, er hatte schon bemerkt, dass es sich um ein Erdjutsu handelte. Nur welches? Er hatte es nie zuvor gesehen und zweifelte nicht daran, dass Kisho dank der Experimente der Einzige war, der es beherrschte. Kakashis Herz machte einen schmerzhaften Sprung und blieb dann für einen Moment in seinem Brustkorb stehen, als er jemand Bekanntes vor sich sah. Vor Kakashi stand Obito. Kapitel 36: Auf Leben und Tod ----------------------------- Kurai keuchte, als die Hand, die sie an der Kehle gepackt hatte fester zudrückte. Ihre Pupillen klappten bereits automatisch nach oben und es schmerzte brennend in Kehle und Lunge. Wenn ihr jetzt nicht sofort etwas einfiel würde er sie erwürgen. »Ich hatte ja wenigstens etwas Gegenwehr erwartet«, gab Kenzo zu bedenken, »Schade eigentlich. Aber im Endeffekt hätte Wehren ja auch nichts gebracht. Reine Zeitverschwendung.« Kurai knurrte erstickt. Wütend blickte sie ihm mit einem Auge entgegen und wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm das eingebildete Maul zu stopfen, aber zu schwach war ihr Körper, um sich von diesen Händen loszureißen. Verzweiflung machte sich in ihrem Herzen breit und fast ergeben sank sie langsam in Schwärze, ihr Herz begann deutlich langsamer zu schlagen. Ihre Kehle fühlte sich an als hätte sie ein brennendes Schwert verschluckt und dies trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie war wehrlos, er würde sie töten und all ihre Anstrengungen hatten nichts gebracht. Wie ein Film zogen die Erinnerungen an das Training an Kurai vorbei, welches sie die letzte Zeit auf sich genommen hatte. Lorrenor hatte sie trainiert, Kakashi ebenso und Shabon war immer der wertvolle Trainingspartner gewesen - egal ob körperlich oder taktisch. Gemeinsam hatten sie so viele Aufträge bewältigt, aber nie hatte Kurai ihnen etwas von dem geben können, was sie empfand. Nur ein einziges Mal wollte Kurai derjenige sein, der triumphierte, wenigstens durchhielt - und wieder war sie hoffnungslos unterlegen. Da war es, das Bild ihrer Teamkameraden vor ihrem geistigen Auge. Kurai dachte daran, wie sie Shabon umarmt hatte, nachdem diese von Kabuto aus dem Feuer gerettet worden war. Sie dachte daran, wie Shabon grinsend vor Kakashi ausgeplappert hatte, wie sich Kurai um ihn gesorgt hatte. Das Bild von Lorrenor ging durch ihre Gedanken, wie er sie nach dem Kampf mit Osamu stützte und wie er mit ihr am Gedenkstein saß und sie fragte, ob sie zum Straßenfest ginge. Zabuza, der Hokage, Hiroshi, Ren und die Dorfbewohner zogen durch ihren Geist, die sie endlich akzeptiert zu haben schienen. Und schließlich sah sie Kakashi, wie er sie als kleines Kind verteidigte - und wie er sie küsste. Sie waren es gewesen, die Kurai so stark hatten werden lassen. Für nichts in der Welt hätte sie dieses Leben jetzt noch eingetauscht, ganz gleich wie schlimm es mal gewesen war. Ganz gleich, wie oft sie sich gewünscht hatte tot zu sein - das war endgültig vorbei. Sie hatte die gefunden, die sie liebte. Das durfte einfach noch nicht vorbei sein. Nein, Kurai durfte sich nicht von einem dahergelaufenen Shinobi umbringen lassen. In der Dunkelheit ihrer Seele öffnete sich langsam das Auge einer gewaltigen Kreatur. Kurais Herz war kurz davor zu schlagen aufzuhören, als ein starker Chakrastoß durch ihren Körper fuhr, die Lebensgeister auf einen Schlag zurückbrachte und die Hände, die sie fesselten, zerbröckeln ließ. Kurais Augenlider schossen wieder in die Höhe und gaben die roten Pupillen preis, die Kenzo jetzt mit Hass fixierten. Blitzschnell stieß Kurai sich ab, sprang auf den verwirrten Ninja zu und verpasste ihm einen mit Chakra versetzten Schlag, der den Mann einige Meter wegschlittern ließ. Mit gekrümmtem Kreuz richtete Kurai sich auf und keuchte. Hals und Nacken schmerzten gleißend und es fühlte sich an, als hätte ihr Kehlkopf sich zusammengepresst, aber das Adrenalin ließ den Schmerz unwirklich und weit weg erscheinen. Unablässig lagen die schmalen Augen auf dem Gegner, der, wie Kurai jetzt erkannte, seinen Körper mit einer übergroßen Hand geschützt hatte. Es war die Selbe, die auch den toten Forscher und die bewusstlose Shabon ins Erdreich gezogen hatten. Diese Ninja waren übermächtig und Shabon schwebte akut in Gefahr - auch was mit Kakashi und Lorrenor war wusste Kurai nicht. Entschlossen zog sie die Augenbrauen hinab, ballte fest die Faust und machte sich bereit. Kenzo ließ die große Hand verschwinden und gab seinen unverletzten Körper frei. Noch nicht einmal Staub hatte sich auf seiner dunklen Kleidung gesammelt, was Kurai nur wütender machte. Er lachte für den Moment abwertend, als er ihre Augen sah. »Wird es jetzt doch spannend?«, fragte er fast hoffnungsvoll, »Na komm.« Kurai ließ sich nicht öfter auffordern, denn sie hatte es eilig. Das Fuchsmädchen stützte sich am Boden ab, rauschte auf Kenzo zu und der erste Kick traf mit dem Schienbein sein Ohr. Noch bevor Knochen auf Knorpel poltern konnte, umfing eine neue Hand Kurais Bein und verdrehte es, um es zu brechen. Sie wand sich geschickt aus der Attacke heraus, zog ein Kunai und stach damit nach seiner Stirn. Die nächste Hand packte das Wurfmesser und drohte, es ihr selbst in den Kopf zu rammen, aber mit einem weiteren Tritt mit dem anderen Bein brachte sie sich auf Distanz. Ihre Augen suchten unablässig nach einem Weg zu gewinnen, doch sie ahnte schon, dass es hoffnungslos war. Körperlich war er unantastbar, sie konnte es nur mit einem Jutsu versuchen... Doch Kurai beherrschte nur das Suikodan und dies war in keinster Form ausgereift. Es würde nicht reichen. Mehr Zeit gab Kenzo Kurai nicht. Er stürmte auf das Fuchsmädchen zu und versenkte die Faust in ihrem Magen, woraufhin Kurai aufkeuchte und sich krümmte. Noch im Flug erschien eine Hand aus seiner Brust, die Kurais Knöchel umgriff und sie mit Wucht auf die nächste Felswand zuschleuderte. Kurai versuchte sich zu fangen und hätte es fast geschafft, aber zu spät reagierte sie und polterte damit quer durch das Felsgestein. Ihr Rücken begann reißend zu schmerzen und sie fühlte Blutstropfen hinablaufen, während sie für den Moment benommen liegen blieb. Ein leichtes Beben erschütterte die Erde, scheinbar kämpften die anderen unablässig - oder die Wand war tragend gewesen. Kenzo schrat mit gemächlichem Schritt auf Kurai zu und packte sie dann am Kopf. »Mach' dich bereit«, stieß er aus, sammelte kurz Kraft und stieß sich dann neben ihr ab, sprang rückwärts in die Luft und begann Fingerzeichen zu formen. Den Namen des Jutsu verstand Kurai nicht. Zu stark kämpfte sie gegen sich selbst an, um endlich wieder zu sich zu kommen. Es begann zu donnern und zu dröhnen, als eine Welle von Erdmassen auf sie zuschoss - wie eine Schlange aus Sand und Lehm bewegte sich der Sturm auf sie zu. "Wach auf!", kreischte eine schrille Stimme in ihrem Innern und Kurai schlug sofort die Augen auf, als sie erkannte, dass es Kyuubi gewesen war. Sie hob den Oberkörper nach oben, sah das Unheil auf sich zukommen und für den Moment suchte sie einen Ausweg, doch es gab keinen. Um auszuweichen war das Jutsu zu großflächig. Es würde sie zerquetschen oder mit dem Rest des Gesteins begraben, wenn sie nichts dagegen tat. Schließlich kam ihr der einzige Gedanke, der sie retten würde. Kurai griff nach hinten in ihre Tasche und zog die drei Flaschen heraus, die Kakashi ihr gegeben hatte, unter Zeitdruck ließ sie das Glas achtlos in der Hand zersplittern, was ihr einige Wunden an den Innenflächen einbrachte - und doch konnte, nein musste sie es anhand dieser Situation ignorieren. Blitzschnell formte Kurai die Fingerzeichen, die so oft wiederholt und geübt hatte. >Bitte lass es klappen<, keuchte sie im Innern, griff das Wasser mit ihrem Chakra und ließ es wirbeln, drohte es sofort wieder zu verlieren, erhaschte es erneut. Das Suikodan entstand, war nur so groß wie sie und damit lachhaft gegen Kenzos riesenhafte Technik - und Kurai dachte daran, dass das Jutsu sie töten würde. Kakashis Satz im Krankenhaus drang zurück in ihre Gedanken. "Kyuubi wurde dir in die Wiege gelegt. Du solltest die Kraft also nutzen; es ist deine." >Bitte... Kyuubi!<, rief sie den Fuchs in Gedanken, >Ich brauche dich! Hilf mir!< Als hätte Kurai einen Schalter umgelegt verschwanden Schmerz und Verzweiflung. Gleichzeitig kam der Druck auf ihren Brustkorb zurück, so als griffe eine mächtige, schwarze Pranke um ihr Herz. Kurz hielt die Zeit an, zumindest kam es ihr so vor - und als die Flammen aus Chakra um Kurais Körper schlugen, sie ins Stehen drückten und ihre Pupillen sich verschmälerten war es, als pulsiere ihr Herz mit ihrem Jutsu - mit jedem Schlag wurde das Suikodan größer. Es pumpte sich regelrecht auf, endlos viel Chakra schien hineinzufließen, welches fast ganz automatisch ihren Körper verließ und als die Wassertechnik beinahe so groß war wie die von Kakashi verlor Kurai den Griff und sie stürmte, toste regelrecht in Form eines gigantischen Schwalls auf Kenzo zu. Sein Erdjutsu wurde verschluckt, als sei es nur eine sanfte Brise gewesen und die Massen ergriffen Kenzo, um ihn mit einem erstickten Laut in die nächste Wand zu schleudern. Es polterte ohrenbetäubend, als sein Körper mehrere Wände durchbrach und Kurai ignorierte das aufkommende Beben schlicht, welches jetzt die Erde erschütterte. Sonnenstrahlen fielen hinein, das riesige Loch, welches die machtvolle Attacke geschlagen hatte, hatte den Höhlengang freigelegt. Über sich erspähte Kurai die Wiese und den blauen Himmel. Sie landete auf den Füßen, keuchte, da sie so viel Chakra in diesen Angriff gesteckt hatte und die Wut ebbte ab, es war vorbei. Die frische Luft, die hereinwehte umspielte ihre Haarspitzen und Kurai musste sich beherrschen, nicht auf den Hosenboden zu fallen. Sie hatte es geschafft. Endlich hatte sie triumphiert. Sie hatte das Suikodan hinbekommen und das sogar riesig mithilfe von Kyuubis Chakra. Es war so stark gewesen, dass sie sogar eine Erdtechnik damit hatte übergehen können - in normalen Umständen war dies nicht möglich, aber allem Anschein nach gingen Kyuubis Kraftverhältnisse über diese Welt hinaus. Ihr Körper fühlte sich dafür so an, als hätte man ihm sämtliche Reserven genommen. Der Schweiß perlte ihr von der Stirn wie im Wald des Todes und tief in ihren Gedanken sehnte sie sich nach einem weichen Bett. Doch zuerst musste sie ihre Kameraden finden. Ein feines Lachen ertönte, als sich eine Gestalt erhob und von oben zu ihr hinabblickte. Mit weit geöffneten Augen sah Kurai, wie die große Hand, die Kenzo erneut geschützt hatte jetzt zerbröselte. Der Ninja kam zum Vorschein, Blut lief aus seinem Mund und er hatte einen Cut über der rechten Augenbraue - aber ansonsten war er unverletzt. »N-Nein...«, keuchte Kurai, die nicht fassen konnte, dass sein Schutzschild diesem Angriff standgehalten hatte, »Das darf nicht wahr sein...« Kapitel 37: Familienbanden -------------------------- Stumm starrte Kakashi einen Moment auf seinen alten Teamkameraden und er kam nicht umhin, dabei seelischen Schmerz zu empfinden. Sein linkes Auge fehlte - Kakashi besaß es immerhin - und der Jo-Nin konnte das klaffende, schwarze Loch in seinem Kopf sehen, getrocknetes Blut klebte an seiner Wange, als sei diese Verletzung viele Jahre her. Falsch war dies auch nicht. Er hatte gehofft, ihn irgendwann nach seinem Tode wiederzusehen, aber nicht in einer solchen Situation. Obito sah aus wie immer, die Schutzbrille war gesprungen, saß aber noch an seinem Kopf - eigentlich war es wirklich, als wäre er hier und begrüße ihn mit seiner typischen, salutierenden Geste. Doch Kakashi wusste, dass es sich um eine Illusion oder schlimmstenfalls um eine Totenbeschwörung handeln musste. »Lange nicht gesehen«, sagte Obito, »Bist ganz schön groß geworden.« »Ja...«, murmelte Kakashi und in seinem Blick hatte sich Verbitterung gesammelt. Die Erinnerung an den Tod seines besten Freundes hatte das Sharingan von Yasuo heraufbeschworen und der silberhaarige Jo-Nin war sich sicher, dass er sie Kisho vorhin gezeigt hatte, als sie miteinander geflüstert hatten. Genau hatte Kakashi noch im Kopf, wie die Pupille kurz rotiert war, während Kisho hineingestarrt hatte. Für den Augenblick herrschte Stille zwischen ihnen, der Nebel verflog in näherer Entfernung, blieb aber als Kreis wie die Wände eines Ringes um sie herum. Kakashi konnte Kisho nicht ausfindig machen und knurrte lautlos, dann bewegte Obito sich auf ihn zu. »Tut mir leid«, sagte Obito schließlich und hob für den Moment die Schultern, »Aber Befehl ist eben Befehl.« Und damit attackierte er seinen ehemaligen Teamkameraden. Kakashi gab sich Schwung und rutschte zurück auf Distanz, wodurch Obitos Hieb ins Leere ging. Ärgerlich stellte Kakashi fest, dass er durchaus Skrupel hatte ihn anzugreifen - mit Sicherheit, Obito war tot und würde es auch bleiben, aber er war sein bester Freund und seelisch vorhanden, wenn auch unter dem Bann des Totenbeschwörers. Doch bereits dieser surrende Schlag hätte Kakashi ernsthaft verletzen können, hätte er unglücklich getroffen. Rein technisch gesehen war das nicht Obito sondern Kisho, denn mit solch einer Wucht hatte sein Freund nie schlagen können. >Mist<, fluchte er im Innern und floh mit einem Rückwärtssalto vor einem Roundhouse-Kick Obitos, stieß dabei gegen die Wand und war schließlich gezwungen, seinen besten Freund mit einem Faustschlag auf Distanz zu schicken, welche dieser aber sofort wieder mit einem Angriff zu überbrücken begann, >Ich muss den Beschwörer töten. Aber wie?< Diese Situation war kritisch und Kakashi wusste, wie gefährlich es selbst für ihn war. Diese Shinobi waren A-, wenn nicht S-Klasse Ninja und die grauenvolle Angst schnürte ihm fast die Kehle zu, dass Kurai, Shabon und Lorrenor starben, während er sich mit seiner Vergangenheit herumschlagen musste. Er schüttelte diesen Gedanken schnellstmöglich ab, als Obitos Gokakyuu ihm einen Teil seiner Schulter verbrannte. Der Stoff seines Pullovers riss, die Hälfte des Anbu-Tattoos wurde sichtbar und Kakashi wurde klar, dass er das hier schnellstmöglich beenden musste. Hätte er nur gewusst wie. »Warum wehrst du dich nicht?«, fragte Obito, war bereits wieder vor ihm, nur um direkt zu verschwinden und hinter ihm aufzukreuzen. Ein starker Kick traf Kakashi in den Rücken, woraufhin er mit einem Keuchen zurückrutschte und sich kurz mit der Hand am Boden abstützte. Gleich darauf ging Hatake seinerseits zum Angriff über und mit einem Kunai in der Hand stach er gezielt nach Obitos Stirn. Ganz gleich wer er war, es gab jetzt wichtigere Dinge zutun. Kakashi schaltete seine Gefühle aus, war Ninja und erwischte seinen besten Freund am Oberarm. Obito schrie leise auf, so wie er es auch in Wirklichkeit getan hätte, stieß sich mit dem Fuß von Kakashis Brust ab und taumelte zurück. Doch auch seine Wunde begann sofort zu heilen - das Fleisch schraubte sich quasi wieder ineinander, bis von der Verletzung nicht einmal mehr eine Narbe übrig geblieben war. Obito war tot und dank Kishos Einfluss konnte Kakashi ihm nicht einmal schaden. Erneut unterbrach der schwarzhaarige Junge Kakashis Gedanken und es war ein Kampf ohne Dominanz. Sie beide hatten jeweils ein Sharingan, konnten somit die Bewegungen des Gegners lesen und obwohl es ein gnadenloses Hin- und Her war und sie beide Treffer landeten, war Kakashi der Einzige, der mit der Zeit außer Atem geriet. Er hatte bereits im Kampf gegen Yasuo und Kisho viel Chakra benutzt und seine Schulter lahmte, weil dort ein Chakrapunkt blockiert worden war. Nicht zuletzt hatte er sich bereits aus Yasuos Illusion herausziehen müssen und viel belasten konnte Kakashi sein Auge nicht mehr, was Obitos entscheidender Vorteil war. Am Ende war er es, der den Kürzeren zog, denn Obito war unverwundbar, hatte unendliche Ausdauer und konnte sein Sharingan noch dazu unlimitiert benutzen. Kakashi keuchte kurz, orientierte sich und wieder war es die Nebelwand, die sein Sichtfeld begrenzte. Fast wäre ihm dieser Gedankengang zum Verhängnis geworden, denn in allerletzte Sekunde deckte er sich zumindest vor Obitos Hieb und wurde in die nächste Wand geschlagen. Die Steine sackten auf ihn und schnitten an seiner Haut, schnell presste sich der Jo-Nin wieder hinaus und sprang zurück ins Kampffeld. Genau in diesem Moment fiel ihm etwas auf. Durch seine schmerzhafte Kollision mit den Felsen hatte er den Nebel für einen Augenblick verlassen und hinter die Fassade geblickt. Erneut musste er einem surrenden Hieb ausweichen, hatte kaum Zeit zum Nachdenken, aber er wusste nun, was er zutun hatte. Kakashi stieß sich ab, sprang nach hinten weg und spreizte bereits die Finger der rechten Hand, begann Chakra darin zu laden. Normalerweise brauchte er stets einige Zeit, um sein Raikiri vorzubereiten, aber heute musste es schneller und vor allem nur mit halber Konzentration klappen. Zu sehr beschäftigten ihn Obitos andauernde, permanente und gefährliche Attacken. Kakashi landete, balancierte den Körper nach hinten aus, um einem Kick auszuweichen und knickte dann mit dem Knöchel zur Seite weg. Unglücklich landete er auf dem Rücken, sah sogleich Obito über sich, der mit einem Ausdruck voller Missgunst im Gesicht mit einem Kunai auf sein Sharingan zielte und knapp rollte Hatake sich nach hinten weg, richtete sich durch einen Handstand wieder auf und begann das Raikiri neu zu sammeln, da es verflogen war. Da er den Ansatz bereits hatte, ging es bedeutend schneller als beim ersten Mal. Obito sprang zu ihm und Kakashi duckte sich fast schlicht unter ihm hinweg, woraufhin sein ehemaliger Teamkamerad den eigenen Schwung nutzte, auf dem Absatz kehrt machte und Kakashi auf den Nackenwirbel traf. Der Jo-Nin taumelte zur Seite, keuchte inzwischen mit sichtlichen Schweißperlen auf der Stirn und schließlich vollendete sein Körper das Laden des Raikiri. Kakashi nahm Ziel, schloss das normale Auge, um nur mit seinem Sharingan zu sehen und dann stürmte er los. »Du kannst mich nicht verletzen!«, rief Obito ihm zu, »Du verschwendest nur dein Chakra!« Doch Kakashi hörte nicht auf ihn, näherte sich bis auf wenige Meter, woraufhin Obito sofort zum Gegenangriff startete - und als er gerade über ihm war und drohte zuzuschlagen, stieß sich Kakashi kraftvoll mit dem Bein zur Seite ab. Scheinbar blindlings aber in Wahrheit geplant stürzte er sich in den Nebel um sie herum. Das laute Surren der sich drehenden Säulen erfüllte auf der Stelle seine Ohren und mit gesenktem Kopf und gestreckten Körper durchbohrte Kakashi eine Erdsäule nach der anderen. Das Blitz-Element war dem Erd-Element klar im Vorteil und so zerstörte der Jo-Nin mit einer einzelnen, kraftvollen Attacke die von Kisho beschworenen Träger aus Lehm. Ein geladenes Britzeln lag in der Luft und Kakashi atmete einmal tief durch, als sein Jutsu geendet hatte. Sein Blick huschte sofort zu Obito, welcher starr stehen geblieben war. Das Jutsu war gelöst, Obito war frei und er warf seinem Kameraden ein Lächeln zu. Während sein Körper bereits zu Erde zerfiel salutierte der junge Sharinganerbe, gleich darauf war er verschwunden, verschmolzen mit dem Boden unter ihren Füßen. Für den Moment griffen die schmerzenden Erinnerungen nach Kakashi. Gern hätte er mehr Zeit mit seinem Freund verbracht, doch jetzt war dafür nicht der Zeitpunkt. Kurai, Shabon und Lorrenor waren es, die jetzt seine Hilfe brauchten - sein neues Team, welches er gewiss nicht so enden lassen würde wie sein Eigenes. Kakashi sah sich um und erspähte schließlich Kisho an der Wand stehen, der sichtlich genervt die Fingerzeichen absetzte. »Ich muss dich loben«, gab er zu, »Du bist der Erste, der sich aus diesem Jutsu befreien konnte.« »Ja«, gab Kakashi zurück, »Und du wirst sterben.« Sein Sharingan schmerzte brennend und Kakashi fühlte, dass sein Körper langsam seine Grenze erreichte. Aber für den Moment musste er noch durchhalten - zumindest so lange, bis sein Team in Sicherheit war. Er stieß sich mit dem Hacken vom Boden ab und griff Kisho an. Lorrenor fixierte seinen Gegner und inzwischen sah man deutlich, wie erschöpft er war. Nass hingen seine Stirnfransen herunter, von seinem Gesicht tropfte dann und wann Blut, denn die Nahkampfgefechte der beiden Ninja waren so schnell wie heftig und der Cut unter Lorrenos Auge blutete wie verrückt. Er hatte Glück, dass es nicht seine Augenbraue erwischt hatte, sonst wäre er für diesen Kampf auf diesem Auge blind gewesen. Wütend wog sich seine Stirn in Falten, während er fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte, diesen Kampf zu beenden. Aber es gab keine - nichts, was ihm einfiel, konnte Yasuo ansatzweise Schaden zufügen. Entweder konterte er ihn aus oder startete einen lebensgefährlichen Gegenangriff. Einen bösen Fluch auf den Lippen stampfte Lorrenor für den Augenblick auf. »Bist du schon müde?«, fragte Yasuo amüsiert, »Komm, du kannst doch mehr.« »Worauf du dich verlassen kannst«, knurrte Lorrenor und suchte den Nahkampf. Yasuo wich seinem ersten Faustschlag problemlos aus, auch der folgende Fußkick ging ins Leere, während der Handkantenschlag danach auf Deckung knallte. Ein starker Ellenbogenhieb kam zurück, dem Lorrenor so knapp entkam, dass er eine Haarsträhne einbüßte - selbst mit normalen Schlägen vermochte Yasuos es, Punkte zu blockieren und so musste der junge Sato jeden denkbaren Treffer vermeiden. Er trat mit dem Fuß nach dem Gegner, welcher erneut abwehrte und brachte sich dadurch auf Distanz. »Katon Gokakyuu no Jutsu!«, rief Lorrenor und seine Stimme hallte dumpf durch die Höhlengänge, als der Feuerball, der gut doppelt so groß war wie Lorrenor selbst die Umgebung erfasste. Aufgrund der Größe war es Yasuo unmöglich, diesem Angriff auszuweichen und zufrieden beobachtete Lorrenor, wie er sich rußgeschwärzt wieder erhob. Zwar hatte er abgewehrt, so war er dennoch verletzt worden. »Du kleine Ratte«, zwischte Yasuo wütend, »Jetzt reicht's. Ich mach' dich fertig.« Dem folgte ein Hagel von Schlägen, denen Lorrenor tatsächlich nicht gewachsen war. Der Gegner befand sich in so kurzer Zeit direkt vor ihm, dass er den frontalen Schlag nicht abwehren konnte, ebenso wenig die gut ein dutzend anderen Fausthiebe und Fußtritte, die danach auf den jungen Sato einprasselten. Dürftig schützte er seine lebensgefährlichen Punkte, doch der Schmerz verzog ihm allmählig das Sichtfeld und selbst der tapfere Junge musste erkennen, dass er in Lebensgefahr schwebte. Würde ihm niemand helfen oder konnte er nicht selbst das Ruder herumreißen, würde er sterben. Unsanft knallte er mit dem Kreuz auf den harten Steinboden, woraufhin er Blut spuckte und drehte sich dann völlig verausgabt auf die Seite, um sich leicht aufzurichten. Vor Wut schlug er mit der Faust leicht auf die Erde, vor seinen Augen drehte sich alles und er hatte in so verzweifelter Verkrampfung versucht, Yasuos Bewegungen zu lesen, dass seine Augen fürchterlich schmerzten. Das stechende Ziehen ließ ihn verschwommen sehen und nur langsam kam er wieder auf die Beine, hielt sich dennoch nur auf den Knien. Sein Körper versagte ihm den Dienst, zu übel hatte man ihm und seinem Chakralevel schon mitgespielt. >Scheiße...<, durchzog es seine Gedanken, >Das kann doch... nicht das Ende sein...< Ohne, dass er es sich je eingestanden hatte war er an Team 2 gewachsen wie seine Kameraden an ihn. Er hatte jeden einzelnen lieb gewonnen und er wollte und konnte sie jetzt noch nicht im Stich lassen. Sein Traum war es, Anbu zu werden und seinem Clan die letzte Ehre zu erweisen, denn er war der allerletzte Überlebende. Yasuo stob auf ihn zu und der Tritt war so stark, dass Lorrenor in die nächste Höhlenwand flog. Er hustete und blieb vorerst liegen, spähte trotz seiner Erschöpfung noch immer mit ungebrochenem Willen zu seinem Feind, auch wenn er ihn nur noch als bunte Silhouette wahrnahm. Nein, von dieser billigen Sharingan-Kopie würde er sich nicht töten lassen. Lorrenor stand auf, überwand seinen Schmerz und seine Erschöpfung und er spürte, wie die Sicht allmählig wieder schärfer wurde. Er kniff die Augen zusammen, um diesen Effekt noch zu verstärken und nur unwirklich nahm der Sato dabei wahr, wie Blut aus seinen Augen zu laufen begann. Mit bis zum Zerreißen angespannten Pupillen fixierte, ja gar visierte er seinen Gegner an, der sich immer langsamer zu bewegen schien, obwohl er auf Lorrenor zurannte - es war fast, als hätte die Zeit angehalten oder wäre sehr langsam geschalten worden. In seinem Innern tat sich die Frage auf, was los war, aber der Gedankengang wurde jäh unterbrochen, denn seine Augen schienen sich für den Moment zu verselbstständigen. Beinahe eigenmächtig begannen sie Ziel zu nehmen, ja zu zoomen - und vor Verwunderung stoppte Lorrenor sein Sichtfeld an der Schulter des Gegners. Ein starker Ruck durchfuhr seine Knochen und Lorrenor spürte, dass ihn etwas verlassen hatte - seine letzte Kraft. Scharf wie eine Nadel war das Chakra aus ihm hinausgeschossen und man sah den Angriff noch nichteinmal - doch gespürt hatte Lorrenor die gewaltige Hitze dieser Macht ganz genau. Es geschah nichts und fast war es, als hätte Lorrenor sich seine Attacke nur eingebildet - aber gerade, als Yasuo kurz davor war, seine Faust in seinem Gesicht zu versenken, hielt er ganz plötzlich inne und sackte auf die Knie. Hustend spuckte er Blut und begann zu zittern. »W-Was... Was hast du... getan?«, keuchte er wütend, blickte auf und da erspähte er, was geschehen war: Lorrenors Sharingan hatten ihr Aussehen verändert. Die Flammen um die Pupille waren verschwunden und hatten sich in feine, dezente Linien verwandelt, die die Iris wie ein verschlungenes Dreieck umspielten. »D-Das... das ist...«, flüsterte Yasuo, »Mangekyou-... Sharingan?« Lorrenor konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, weshalb die Sharingan verschwanden, aber er würde diesen Kampf jetzt beenden. Wankend und langsam schrat er auf den völlig verausgabten Yasuo zu - seine Chakranadel hatte ihn nicht nur schwer verletzt, sondern war auch mit seinem eigenen Chakra verbunden und hatte Yasuos eigenes Gleichgewicht damit völlig zerstört. Jetzt war er für Lorrenor leichte Beute. Kurai keuchte und stand aufrecht mit gesenktem Kopf im Raum. Sie hatte absolut alles, was sie an Chakra übrig behalten hatte in dieses eine, riesige Suikodan gelegt - und doch hatte Kenzo es überstanden, nein schlimmer noch, er war fast noch fit. Nur mit Mühe hielt sich das Fuchsmädchen auf den Beinen. Ein neuer Plan musste her und es blieb nichts mehr als Nahkampf. Ihre Lunge brannte, als stünde sie in Flammen, aber Kurai überwand sich. Sie würde sich nicht töten lassen. Vor ihren Augen verschwamm die Sicht, sie musste mehrmals auf der Stelle treten, um nicht umzufallen, aber wenn sie sich nicht wehrte, würde er sie umbringen. Kenzo war durchaus zu Schaden gekommen, aber im Grunde nicht halb so sehr wie sie selbst. Kurai nahm alles zusammen, was sie noch aufbringen konnte und stieß sich ab, um Kenzo zu attackieren. Ihr fiel sofort auf, dass er selbst abblockte - keine Hände fanden den Weg aus seinem Körper, keine zusätzlichen Arme versperrten ihr die Sicht auf ihn. Das musste zwangsweise bedeuten, dass mit der großen Hand auch diese Technik zerstört worden war - entweder dies oder es war schlicht nichts mehr von seinem Chakra übrig. Kurai dachte nicht darüber nach, was genau es war, Hauptsache, sie kam nun an ihn heran. Der Hieb ihrer Faust klatschte auf Deckung und stimmte sie optimistischer, denn die ganze Zeit über hatte sie Kenzo nicht ein einziges Mal berührt. Kurai spannte die Muskeln an, die bereits scharf zu brennen begonnen hatten und drehte sich ein wenig hinauf, nahm Ziel auf sein Ohr und trat dann mit dem Schienbein zu. Klatschend stieß Knochen auf Knochen und der erste Anflug von Hoffnung verschwand jäh wieder, als Kurai bemerkte, dass sie den Kick nicht durchziehen konnte. Sie war so erschöpft, dass sie es einfach nicht mehr fertig brachte, ihren Körper derart zu beschleunigen. Ein schallernder Fausthieb beförderte Kurai drei Meter weit weg. Sie knallte auf den Boden, rutschte mit dem Kreuz etwas weiter und hob schließlich wieder den Oberkörper, die Hände dabei in die Erde grabend. Was sollte sie bloß tun? Langsam schob sie die Beine auseinander und hievte sich damit wieder ins Stehen. Für den Moment sackte ihr Kopf ab und sie schalt sich geistig für ihre eigene Blöße, doch unterbrach dieser Gedankengang, als sie etwas Kühles an ihrer Haut bemerkte. Das Fuchsmädchen sah auf und schrat vor Überraschung ein Stück zurück, als es sah, dass der ganze Raum sich mit Nebel gefüllt hatte. Dicht und fast greifbar waberten die rauchigen Fäden gemächlich durch die Umgebung. Die Temperaturen waren um mindestens zwei Grad gefallen und es daurte nicht lange, bis Kurai nicht mehr bis zur gegenüberliegenden Wand sehen konnte. Verwirrt und im Innern angstvoll spähte Kurai umher, suchte mit den Augen vergeblich den Urheber dieser Veränderung und dumpf drang ein wütendes Knurren an ihre Ohren. »Verdammt, was soll das?«, zischte eindeutig Kenzos Stimme, »Was ist hier los?« Er musste genauso wissen wie Kurai, dass dieser Angriff nicht der Ihre gewesen war. Genau da erspähte Kurai plötzlich eine dunkle Silhouette vor sich. Sie kniff die blauen Augen zusammen, um mehr erkennen zu können und tatsächlich kristallisierte sich klar der Körper eines Menschen heraus - einen Arm in der Luft stand er ansonsten völlig gerade etwa einen Meter vor ihr. Als sie seine dunkle Kleidung und den nach oben gestreckten Zeige- und Mittelfinger seiner gehobenen Hand gedanklich fassen konnte, wurde ihr auf einen Schlag klar, wer ihr gerade das Leben rettete. »Z-...Zabuza...« Die Geburtsurkunde, der Kampf am Fluss und Rens Tod kamen auf einen Schlag in ihr Gedächtnis und unfähig sich zu bewegen beobachtete sie schlicht für einige Sekunden ihren Bruder, bis dieser vor ihren Augen verschwand und es still wurde. Kurai blieb starr stehen, einerseits, weil sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte und andererseits, weil ihr bekannt war, wie gefährlich man sich in Zabuzas Nebel bewegte. Schwer schluckend hörte das Fuchsmädchen den ersten, stählernen Hieb des riesigen Enthauptungsmessers - man erkannte dabei förmlich, wie Blut austrat. »Du verdammter...-«, schrie Kenzo aus irgendeiner Ecke und brach abrupt ab, woraufhin ein leises Keuchen vernehmbar war. Reflexweise musste Kurai blinzeln, als neue Schläge des Schwertes auf den Gegner einprasselten. Es ging so schnell, dass sie dem kaum folgen konnte. Der Gegner, für den sie so lange gebraucht hatte, stand dem Kiri-Dämon jetzt chancenlos gegenüber. Schließlich erönte ein erstickter, gurgelnder Schrei, gefolgt von dem selben Geräusch durchtrennten Fleisches wie damals, als man ihre Gefangenen ermordet hatte und dann begann der Nebel sich aufzulösen. Kurais Augen hatten die Blutlache am Boden noch nicht ganz erfasst, da begann dumpf die Sonne wieder durch das Loch in der Decke zu strahlen, die auch die letzten Schwaden aus dem Raum verbannte. Das Fuchsmädchen blickte auf Kenzo, von dem nicht sehr viel übrig geblieben war, wenn man es romantisch ausdrückte - und schreckte zeitgleich aus den Gedanken, als Zabuza neben sie trat. Sein kalter, harter Blick traf sie und Kurai musste sich beherrschen, sich nicht vor ihm zu fürchten - alles an ihm war furchteinflößend. Seine Art zu Kämpfen und wie er sich gab gleichermaßen, so als wäre für Freundlichkeit in seiner Welt kein Platz. Doch Kurai besann sich - er hatte ihr soeben das Leben gerettet. »Danke...«, flüsterte Kurai leise und vermochte nicht den Blick von seinem Gesicht zu nehmen, welches ähnlich wie Kakashis ab der Nase mit Bandagen verdeckt war, »W... Wie kommst du hier her?« »War gerade in der Nähe und hab' das Chakra gespürt«, kam es missgelaunt zurück aber bereitwillig zurück - das Zanbato ruhte mit Chakra an seinem Rücken und Blut klebte noch daran, »Konntest also nur du sein.« Kurz senkte Kurai den Kopf. Kyuubi und sie waren Schuld daran, dass Zabuza sein Unglück widerfahren war. Sie wusste, was er damals für sie getan hatte. »Z-Zabuza...«, murmelte sie, »Ich... Ich weiß bescheid. Ich habe es herausgefunden.« Kurz sah er sie an. »Es ändert auch nichts mehr«, kam es dann ein wenig versöhnlicher zurück als noch davor, wenn auch fast unbemerkbar. Und obwohl er dies sagte, fühlte Kurai sich in diesem ruhigen Moment sehr mit ihm verbunden. Wie er da stand, mit verschränkten Armen und leicht angewinkeltem Knie, ein wenig abseits von ihr, war es, als wäre es schon immer so gewesen. Ihr ganzes Leben lang. Sie suchte nach einer Antwort, fand für den Moment keine und schlagartig kamen ihre Kameraden ihr wieder in den Kopf. »Zabuza...«, bat sie ihn und blickte ihm fest in die schwarzen Augen, »Meine Freunde... Sie sind in Gefahr. Hier gibt es noch mehr von diesen Shinobi.« »Mit deinen Freunden habe ich nichts zutun«, kam es nur zurück und in Kurais Augen legte sich ein verzweifelter Glanz. »Bitte...«, flüsterte sie, »Bitte hilf mir sie zu retten. Ich will sie nicht verlieren.« Shabon richtete sich auf und keuchte. Der Schmerz in ihren Knochen hatte eine unvorstellbare Intensität angenommen, die ihren Geist vernebelte. Sie konnte die Tränen kaum zurück halten, die übersäuerten Muskeln zitterten bei jeder Anstrengnung. Noch immer brannten die Schnitte der Scherben und unter Shabon plätscherte gemächlich die Mischung aus Wasser und ihrem eigenen Blut dahin. Es gab noch eine einzige Chance, Hiro zu schlagen - und die musste Shabon nun nutzen, wenn sie nicht von ihm getötet werden wollte. Für den Moment entspannte und ballte sie die rechte Faust. Sie musste sich bereit machen, Chakra sammeln, auch wenn es schwer fiel. Ihre Flöte lag bereit in der Gürteltasche - jetzt fehlte nur noch das Geschick. Shabon stieß sich ab und beeilte sich, so schnell wie möglich zu Hiro zu kommen. Dieser blieb stehen und lachte mit offenem Mund, als er den kläglichen Versuch der Umidame sah, verharrte, bis ihre Faust geflogen kam und fing sie beinahe spielend leicht mit seiner eigenen Hand. »Was für ein Versuch«, spottete er und schleuderte Shabon über sich, welche Mühe hatte, sich korrekt abzufangen, »Du bist ziemlich am Ende, hm?« >Wenn du wüsstest...<, knurrte Shabon innerlich und machte sich bereit. Bereits die Fingerzeichen im Ansatz begann das Mädchen das Chakra zu schmieden und nur mühselig konnte sie jedes einzelne bisschen noch aufbringen. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn, aber schlimmer als die Erschöpfung waren die Verletzungen. »Doton...-«, begann sie, war im Begriff die Attacke auf ihren Weg zu schicken, da traf sie ein klatschender Fausthieb auf die Schulterblätter und schleuderte sie zu Boden. Shabon landete hart auf dem Boden, das Gesicht voran und sackte erschlafft hinunter. Für den Augenblick war es still. Hiro huschte ein zufriedenes Lächeln über die Lippen - hoffentlich hatten die anderen genauso viel Spaß gehabt wie er. Er zweifelte eigentlich nicht daran und so schrat er auf Shabon zu. Er würde sie erledigen und sich dann wieder seiner eigentlichen Aufgabe zuwenden. Für den Moment verschnaufte er, denn das Ausweichen mit Sand kostete Chakra, was er vor dem Gegner natürlich nie zugegeben hätte - und in genau diesem unachtsamen Augenblick erhob sich Shabon, stieß sich ab, um auf Entfernung zu kommen und beendete ihr Jutsu mit den noch immer angesetzten Fingerzeichen. »Doton Retsudo Tenshou!«, rief sie und es klang kehlig und heiser. Hiro reagierte sofort und löste sich in Sandpartikel auf, um der Welle auszuweichen, die nun nacheinander den Weg zu ihm aufriss und die groben Steinplatten unter dem Boden sichtbar machte - aber genau das hatte Shabon sich erhofft. >Jetzt! Ich hab' nur einen Versuch...< Mit ganzer Kraft zog Shabon ihr Chakra zur Seite und riss die Attacke damit in die Richtung, in die Hiro floh. So schnell wie möglich überflogen ihre Augen den Raum, erfassten ein Ziel, visierten es an und Shabon legte alles in den letzten und alles entscheidenden Angriff. Tatsächlich durchzog das Beben genau die Bahn, in der Hiro sich wieder matrealisierte - nur, dass er es etwas später tat und ihn das Jutsu somit knapp verfehlte. »Tut mir leid, aber so blöd bin ich auch nicht«, fauchte Hiro und spreizte die Finger, um seinerseits anzugreifen. Da bildete sich auf Shabons angestrengtem Gesicht ein Lächeln. »Getroffen.« Noch ehe Hiro sich umdrehen konnte polterte die Attacke geräuschvoll in die Reihe der Wasserboiler hinter ihm. Knackend und klirrend zersprang das Glas in tausend Scherben, während sich die schweren, tiefen Wassermassen aus den Behältern über Hiro ergossen. Dieser schrie beinahe verzweifelt auf und damit bestätigte sich das, was Shabon geahnt und mit ganzem Willen gehofft hatte. Blitzschnell langte sie in ihre Tasche, zog die hölzerne Flöte hervor, die ein ständiger Begleiter war und ihre Lippen fanden das Mundstück, um sogleich eine bedrängende Melodie aus Halbtönen anzuschlagen. Hektisch und zur Ruhe gezwungen konzentrierte die junge Kunoichi sich so fest es ihr übermüdeter Geist zuließ und begann Hiro in eine Illusion zu zerren. Dieser spürte die kalte Hand, die nach seiner Seele griff und der Versuch den er tat, mithilfe seines Sandjutsu auszuweichen scheiterte - seine Haut war nass, der Sand Schlamm und so konnte er seine Technik nicht mehr einsetzen. »Scheiße!«, kreischte Hiro wütend und sprang auf Shabon los, die Faust geballt und gehoben, um den Kampf zu beenden, doch Shabon war schneller. Mit einem Ruck zerrte sie Hiro hinab in Schwärze und sogleich sammelte sich Wasser um ihn herum. Erst waren es wenige Pfützen, die sich aber wie bei einem sintflutartigen Regen schnell ausbreiteten und gemeinsam erst zu einem Fluss und schließlich zu einem ganzen Meer wurden. Hilfslos strampelte Hiro mit den Beinen, denn er fühlte sich tonnenschwer und vermochte nicht an die Oberfläche zu gelangen. Er ging unter, seine Hand griff an die Oberfläche, als befände sich dort das rettende Boot und dann verschwand er in den Tiefen des Ozeans. Blasen schlugen aus seinem Mund, als sein Körper vergeblich versuchte zu atmen. Der Shinobi sank auf die Knie und kippte schließlich zur Seite um. Shabon starrte ihn für den Moment an, doch es war klar, dass er ertrunken war - erstickt in ihrer Illusion. Ihr Herz polterte wild und unrhythmisch gegen ihren Brustkorb, während sie mit zitternden Fingern die Flöte einsteckte. Sie hatte es geschafft. Vor Glück kamen ihr die Tränen, die sie schnellstmöglich wegwischte. Wackelig stand sie da, machte sich über ihren Sieg bewusst. Und dann begann es zu beben. Mit hektischen Blicken erspähte Shabon, dass ihre letzte Attacke eine weitere Wand eingerissen hatte. Steine begannen von der Decke zu regnen und Panik packte das Mädchen. Scheinbar waren zu viele tragende Wände zerstört worden - wenn sie hier nicht schnell alle rauskamen, würden die Erdmassen sie begraben. >Ich muss sie suchen...<, schalt sich Shabon in Gedanken, machte auf dem Absatz kehrt, um die Höhlengänge zu durchsuchen, als ihr eine vertraute Stimme entgegenschlug. Kapitel 38: Entspannung ----------------------- >>Shabon!«, rief Kurai ihre Freundin, als sie sie endlich erspähte - sie sah verletzt und schwach aus, doch sie war am Leben. Kurai keuchte vor Freude und Erschöpfung und als sie ihre Teamkameradin erreicht hatte, umarmte sie die Jüngere stürmisch und riss sie auf den Hosenboden. »Ich bin so froh, dass sie dir nichts getan haben«, murmelte Kurai und drückte Shabon fest, die nur ein Schmerzensgeräusch ausstieß. »Ich auch«, gab sie dann zurück und tätschelte Kurais Rücken, »Aber wir müssen hier schnell weg.« Kurai nickte, ließ von Shabon ab und stand auf, ihre Freundin mit ins Stehen ziehend. Zabuza neben ihnen verschränkte die Arme und erst jetzt bemerkte Shabon den Shinobi. Für den Moment sah sie ihn mit großen Augen an, aber dann war ihr schon klar, warum er hier war. Sie warf ihm ein Lächeln zu und blickte dann fest zu Kurai. Mit einem Poltern schlugen Steine hinter ihnen auf und der langsam aufkommende Staub machte das Atmen zunehmend schwerer. Das Beben wurde stärker, von anfangs rhythmischen Stößen wandelte es sich in permanentes Erzittern. »Schnell jetzt«, warf Zabuza ein, »Sonst sterben wir hier.« Zu dritt stürmten die Ninja durch den Gang, aus die Geschwister ursprünglich gekommen waren. Die Zeit drängte, einige Höhlengänge begannen bereits in sich zusammenzustürzen, was man mehr als überdeutlich hören konnte und so schnell die müden Beine Shabon und Kurai noch trugen folgten sie Zabuza durch die Dunkelheit der Gänge, die Kerzen und Lichter waren längst erloschen. Es waren beinahe unendlich viele Wege, die sich immer wieder verzweigten - einige waren blockiert, andere durch die Kämpfe neu entstanden - und nirgendwo fand sich eine Spur der beiden Männer. >Kakashi... Lorrenor...<, fluchte Kurai im Innern, >Wo seid ihr?!< »Wir müssen raus«, raunte Zabuza, der mit einem simplen Hieb des Zanbato auf seinem Rücken einen Stein entzweite, der die Gruppe fast getroffen hätte, »Hier wird es zu gefährlich. Die kommen schon alleine klar.« »Auf keinen Fall«, knurrte Kurai, »Lieber sterbe ich, als die beiden hier sich selbst zu überlassen.« Shabon nickte dem zu und beeilte sich mehr, da sie leicht zurückgefallen war. Irgendwo mussten die beiden sein. Schließlich passierten sie fast achtlos einen der weiteren Gänge, als Zabuza abrupt stehen blieb und nach rechts abbog. Scheinbar hatte er ein Chakra gespürt, welches sich als richtig erweisen sollte. Lorrenor stand gebückt im Raum und je stärker das Beben wurde, desto tiefer schien er in sich selbst zusammenzusacken. Kurai und Shabon liefen sofort zu ihm und schockiert erblickte das Fuchsmädchen Lorrenors blutige Augen. »Schon gut«, keuchte er, als die beiden Kunoichi ihn stützen wollten, »Alles in Ordnung. Kakashi ist im Raum nebenan, aber der Gang ist blockiert.« Lorrenor hustete und richtete sich dann mit aller Mühe gerade auf. Sein Kopf fuhr zur Seite, wo sich bis eben noch sein Gegner gekrümmt hatte - er war verschwunden. »Scheiße!«, fluchte der Sato-Erbe wütend. Er war ihm entwischt und hatte wahrscheinlich überlebt. »Egal jetzt!«, Shabon stieß ihn an, »Komm! Wir müssen einen Umweg finden, um den Meister rauszuholen!« Lorrenor nickte und gemeinsam machten sie kehrt, nur Zabuza hielt sie ab. »Dauert zu lange!«, donnerte er, sodass die Chu-Nin reflexweise stehenblieben. Dann setzte er Fingerzeichen an und konzentrierte sich für einen kleinen Moment, in dem man deutlich merkte, wie viel Chakra Zabuza besaß. Es schlug in blauen Wehen um seinen Körper und erzeugte leises Rauschen - auch er war, wie Kakashi, ein S-Klasse-Ninja. »Suiton Suiryuudan no Jutsu!« Aus dem Nichts sammelte sich Wasser in kleinen Tropfen, er zog es einfach aus der Atmossphäre, was Kurai nur bewundern konnte - und dann formte sich aus reißendem Nass ein Drache mit leuchtend gelben Augen und scharfen Zähnen, die ebenfalls ganz aus Wasser bestanden. Mit einem Schrei stieß das Wesen den Kopf in die Felsen des verschütteten Nebengangs und als wären die Brocken nur aus Papier wurden sie hinweggespült. Kreischend suchte der Wasserdrache den Weg durch den nächsten Raum und durchbrach dort die Decke, sodass Sonnenlicht hineinfiel. Ohne ein Wort durchquerten die vier Ninja den ausgehöhlten Gang, hinter ihnen regnete es Felsgestein und ermöglichten keinen Rückweg mehr. Jetzt ging es um Sekunden, denn binnen einer Minute wären die unterirdischen Gänge in der Erde verschwunden. Sofort als Kurai in den Raum kam fiel ihr Blick auf Kakashi. An der gegenüberliegenden Wand stand, zum Kampf bereit, ein Shinobi den sie nicht kannte - er war leichenblass und ihr war schon klar, dass er gegen den Meister gekämpft hatte, welcher ziemlich zittrig auf seinen Beinen stand und sich mit einer Hand am eigenen Oberschenkel abstützte. Mit halb zusammengekniffenen Augen erspähte er jetzt sein Team. »Meister!«, rief Kurai ihn und als sie bei ihm war, nutzte sie nur für einen kurzen Augenblick den Schwung ihres Rennens, um ihre Stirn an seine Schulter zu drücken - in der gleichen Bewegung noch legte sie seinen Arm um ihren Hals. »Schnell raus hier«, keuchte das Fuchsmädchen und Lorrenor kam um Kakashi von der anderen Seite zu stützen. Zabuza sprang als erster durch das Loch ins Freie, Shabon folgte und schließlich fanden auch Lorrenor, Kakashi und Kurai den Weg hinaus, bevor der Boden mit einem krachenden Poltern absank und in sich selbst zu verschwinden schien. Bäume entwurzelten und kippten mit brecherischem Krach ins Gras, während sich knackend Risse durch Hauswände und Dächer zogen. Für den Moment erschien es, als würde der ganze Planet sich bewegen und Kurai kam nicht umhin, durch die Bewegungen auf den Hosenboden zu sacken - ihre Beine trugen sie nicht mehr und Shabon folgte ihrer Kameradin nur wenige Sekunden später. Auch Kakashi ging in die Hocke, stützte sich mit einem Knie am Boden ab, nur Lorrenor ließ seine Fassade nicht fallen und stand ein wenig gekrümmt neben ihnen. Zabuza hatte die Arme verschränkt und stumm die Szene beobachtet. Das Beben klang allmählig ab, am meisten war der Wald in Mitleidenschaft gezogen worden. Kein Haus des kleinen Dorfes war eingestürzt, nur Risse in den Fassaden und Mauerwerken waren deutlich zu sehen. Scheinbar hatte man, um solcherlei Unfälle doch zu vermeiden, die Gänge nicht unmittelbar unter Fundamente gesetzt. Kurai stieß tief die Luft aus, verschnaufte und warf ihren Kameraden dann einen deutlich glücklichen Blick zu. Zabuza aber wandte sich ab und schien sich auf den Weg zu machen. Das Fuchsmädchen beobachtete ihn, bis er sich etwas entfernt hatte, dann stand Kurai auf und folgte ihm, blieb etwa einen Meter hinter dem Mann stehen. »Warte«, sagte sie, sodass er es hören konnte und er blieb tatsächlich stehen, »Danke, dass du mir geholfen hast. So oft, meine ich.« Er sagte nichts, blickte sie auch nicht an. »Wohin gehst du jetzt...?«, traute sie sich dann zu fragen. »Weiter«, kam es nur zurück und der Kiri-Dämon schrat voran. »A-...Aber nicht zurück zu Shaku... Oder?« Wieder blieb er stehen. »Nein...«, kam es dann, »Zu Shaku werde ich nur noch ein Mal zurückkehren. Und dies ist der Tag, an dem ich ihn töte.« Ein leise rauschender Wind zog über die Umgebung und umspielte die Haarspitzen der beiden in einer sanften Ruhe. »Sei vorsichtig«, ermahnte Zabuza sie schließlich ohne sich umzudrehen. Kurai nickte. »Du auch.« Damit verschwand er vor ihren Augen und mit einem Lächeln blickte sie dem Jo-Nin hinterher. Er war kein Mann großer Gefühle. So hatte sie ihn kennen gelernt und so würde sie ihn akzeptieren... ihren großen Bruder. Langsam schrat Kurai zurück zu ihrem Team, welches noch immer an der selben Stelle verharrt hatte. »Seid ihr alle okay?«, fragte das Fuchsmädchen noch immer überglücklich über den Umstand, dass sie sich alle in einem Stück wieder hatten. Lorrenor nickte und wischte sich das getrocknete Blut von den Wangen, um nicht noch mehr Leute damit zu schockieren. Auch Shabon und Kakashi bestätigten, dass sie nicht weiter verletzt waren. Kurai sah die vielen Schnitte an den Armen ihrer Teamkollegin und wie gekrümmt sie sich hielt, auch Kakashi war sehr blass. »Ich habe nur... mein Sharingan etwas zu viel benutzt«, sagte der Jo-Nin dumpf, »Das wird mich wohl eine Woche lang außer Gefecht setzen.« Schließlich erhob sich Team 2, sie alle sahen ziemlich erschlagen aus, denn trotz der Panik, die durch das Erdbeben entstanden war, verstummte die Menge sofort, als die vier Ninja sich näherten - Kurai und Lorrenor stützten Kakashi. »Was ist passiert?« Ein bärtiger Mann schrat auf sie zu, der eine auffällige Goldkette trug - Kurai riet spontan, dass er sowas wie der Bürgermeister war, als welcher er sich kurz darauf auch vorstellte. Eher knapp erklärten überwiegend Lorrenor und Kakashi die Situation und das man illegale Forschungen unter ihnen betrieben hatte. Das Erstaunen war groß, die Ungläubigen suchten den demolierten Wald auf, um sich zu vergewissern - und mithilfe von Shabon und Kurai ergab sich schließlich, dass zwei der vier starken Shinobi überlebt zu haben schienen. Da sie den ursprünglichen Auftrag zur Zufriedenheit von Miyamoto-San ausgeführt hatten, übergab dieser ihnen den Lohn und verkündete außerdem, dass er Konoha bereits benachrichtigt hatte. So lange wie Kakashi sich ausruhen musste, würde Team 2 in seinem Anwesen wohnen und konnte dort ruhig ein wenig Urlaub machen. Völlig begeistert über diesen Fakt versanken Shabon und Kurai noch am gleichen Abend im Wasser der örtlichen heißen Quelle, um anschließend mit Lorrenor und Kakashi ein mehr als üppiges Mahl von den Köchen serviert zu bekommen. »Meine Güte... Daran könnte ich mich gewöhnen«, grinste Shabon, die neben Kurai an der riesigen Tafel platzgenommen hatte und mit fast leuchtenden Augen das Angebot überblickte, welches sich von Gemüse, Obst, Fisch und Fleisch bishin zu Nachspeisen und Süßigkeiten erstreckte, »Ich weiß gar nicht, was ich essen soll.« »Esst nur so viel ihr wollt, damit ihr zu Kräften kommt«, lallte Miyamoto-San ihnen von der anderen Seite des Tisches aus zu - sichtlich angeheitert hatte sich die Haut über seiner Nase ein wenig rot verfärbt und seine Tochter neben ihm schien sich etwas für den Mann zu schämen, »Es ist alles für euch!« Kurai schlug zu wie nie in ihrem Leben und nach vier Schüsseln und einem Nachtisch musste sie es ernsthaft vermeiden, Druck auf ihren Bauch auszuüben. Shabon aß so viel, dass sie gleich darauf ein verdauungsförderndes Mittel aus ihrer Reiseapotheke einnehmen musste, allem Anschein nach spielte ihr Magen bei solch ungewohnten Mengen nicht so recht mit, was man ihr in den ersten Minuten auch deutlich ansah. Lorrenor und Kakashi wahrten wie stets ihre Fassung und aßen nicht überschwänglicher als sonst. Da man sie, wie es üblich war, nach Geschlechtern auf ihre Gästezimmer verteilt hatte, saß Team 2, als es später geworden war, in Kakashis und Lorrenors Zimmer beisammen. Lorrenor hatte sich auf dem Fensterbrett niedergelassen und lehnte am Fensterrahmen, durch den blasses Mondlicht den Raum erhellte. Einige angezündete Kerzen spendeten ebenfalls angenehmes Licht. Kakashi saß aufrecht in seinem Bett - er würde die nächste Woche meist dort verbringen und innerhalb des Hauses war er auf einer Krücke unterwegs. Shabon hatte sich auf Lorrenors Bett gewälzt und Kurai befand neben ihrem männlichen Teamkollegen auf dem Boden. In angenehmer Ruhe tauschten sie sich über ihre Kämpfe aus und Lorrenor berichtete gerade, dass sein Mangekyou-Sharingan endlich erwacht war. »Wow«, staunte Shabon, »Dafür hast du doch die ganze Zeit trainiert, oder?« Er nickte zufrieden und blickte für den Moment nach draußen. »Aber er ist mir entkommen«, Ärger klang in seiner Stimme mit. »Ich bin mir sehr sicher, dass auch Kisho noch lebt«, gab Kakashi zu bedenken, »Von einem Steinschlag lässt er sich nicht töten.« »Was bedeutet das für dieses Dorf?«, wollte Shabon wissen. »Ich weiß es nicht«, antwortete der silberhaarige Jo-Nin, »Angreifen werden sie es nicht, denn dazu gibt es keinen Grund. Wahrscheinlicher ist es, dass sie es auf uns abgesehen haben.« Shabon schluckte hörbar. »Sie werden auf eine passende Gelegenheit warten«, sagte Lorrenor, »Denn zu zweit hätten sie gegen uns vier keine Chance. Wir müssen also achtsam sein.« »Der Drahtzieher dieser ganzen Geschichte ist entweder begraben worden oder geflüchtet«, fügte Hatake hinzu, »Auch um den muss sich jemand kümmern. Wenn mehr solcher Ninjas entstehen, könnten die Nationen echte Probleme bekommen. Ich werde den Hokage dazu anhalten, die Anbus der Sache nachgehen zu lassen, wenn wir wieder in Konoha-Gakure sind.« Shabon grinste. »Na, was war denn heute mit euch los, Männer?«, fragte sie dann, »Heute hat euch ausnahmsweise mal das schwache Geschlecht gezeigt, wie man's macht.« Ohne es zu wollen machten Lorrenor und Kakashi ein betroffenes Gesicht. »Ich zähle nicht«, warf Kurai ein, »Meinen Gegner hat Zabuza erledigt. Alleine hätte ich Kenzo nie besiegen können.« Kakashi nickte. »Ich hatte befürchtet, dass ihr den Gegnern nicht gewachsen seid«, meinte er dann, »Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Ihr habt eure Sache sehr gut gemacht, Team 2.« Ein anerkennendes Nicken von Kakashi war immer etwas Besonderes und so schwiegen die drei Chu-Nin für einen Moment. Jeder genoss es auf seine eigene Art und Weise. »Und wann bist du jetzt wieder fit, Meister?«, fragte Shabon dann. »In etwa einer Woche«, gab dieser Auskunft, »Solange könnt ihr euch hier entspannen. Wir sollten innerhalb der nächste Tage nichts zu befürchten haben, aber vergesst nicht, euch ein wenig fit zu halten.« Lorrenor, Shabon und Kurai nickten. Die junge Umidame schien sich am meisten auf das Bevorstehende zu freuen. »Wir haben noch nie zusammen Urlaub gemacht!«, fiel ihr auf, »Es wird wirklich dringend Zeit, dass wir das nachholen.« Team 2 verbrachte die nächste Woche in absoluter Erholung. Vier mal am Tag lud Miyamoto-San großzügig zum Essen und fast jedes Mal war Kurai und Shabon danach schlecht, denn es war stets so viel, dass man alles probieren wollte und sich hoffnungslos überfraß. Kurai entdeckte relativ zeitig für sich, dass ein zu voller Bauch sie weniger fit machte und beherrschte sich deshalb ab dann. Hauptsächlich verbrachten Shabon und Kurai zusammen ihren Urlaub, indem sie baden gingen, über belanglose Dinge sprachen und locker miteinander übten. Shabons Schnitte heilten langsam und deshalb nahm das Fuchsmädchen Rücksicht. Lorrenor war der Einzige, der sich sofort, als seine verletzte Schulter es wieder zuließ in voller Härte weitertrainierte. Urlaub schien ihm nicht zu gefallen. Die körperlichen Übungen, mit denen er sich quälte, erschöpften einen schon vom Zusehen. Manchmal kam Kakashi-Sensei mit ihnen, um in der Sonne sein "FlirtParadies" zu lesen und seinen Schülern nebensächlich Tipps zu geben, ab Ende der Woche war auch er so fit, dass er wieder Übungen tat. »Morgen kehren wir nach Konoha zurück«, kündigte Kakashi schließlich an - er machte gerade auf einem Finger Liegestütze, während er Kurai und Shabon gebeten hatte, sich derweil auf seinen Rücken zu setzen, »Ich bin fast vollständig wiederhergestellt.« »Schade«, seufzte Shabon, »Der Urlaub war so schön. Aber gut, die Arbeit ruft mal wieder...« »Ich fand's ganz okay so«, grinste Kurai, »Der nächste Auftrag wird sicher nicht so außer Kontrolle geraten wie der Letzte.« Nachdem sich Team 2 am nächsten Tag höflich verabschiedet hatte, machten die vier sich auf den Weg zurück in ihr Heimatland. Kakashi war wieder vollkommen fit und auch Kurais Wunden waren durch Kyuubi bereits verheilt - Shabons Schnitte zeichneten sich zwar noch immer ab, einige würden sicher vernarben, aber Schmerzen bereiteten sie ihr nicht mehr. Lorrenor trug an der Schulter noch immer einen Verband, da ihn dort das Kunai erwischt hatte, ansonsten war auch er wieder bereit für den nächsten Auftrag. Eigentlich rechneten sie alle fest damit, dass Yasuo und Kisho sie angreifen würden. Vorsorglich hielten alle ein Auge offen und auch Nachtwachen wurden eingeteilt, doch überraschenderweise ließ man sie in Ruhe. Kakashi äußerte, dass die beiden sicher vorerst geflohen waren, um kein weiteres Aufsehen zu erregen - immerhin ließ Kiri sie fortan suchen und auch Konoha würde bestimmt nicht davon absehen. Ein Rückweg ohne Lebensgefahr war allerdings allen recht und so verlief eben dieser ohne weitere Vorkommnisse. Der Hokage lobte Team 2 für sein vorgehen - sie alle bekamen einen A-Auftrag in ihrer Kartei gutgeschrieben und erhielten den entsprechenden Zusatz-Lohn. Wie erwartet setzte Sandaime außerdem Kisho und Yasuo auf die Liste der gesuchten Ninja, weshalb sich ab jetzt einige Anbu um diese Angelegenheit kümmern und Kiri helfen würden. Damit verschwand zumindest diese Verantwortung und Kurai hoffte insgeheim, dass man sie schnell finden und unschädlich machen würde. Auch die nächsten drei Tage waren noch frei und danach kündigte man ihnen einen - hoffentlich diesmal wirklich einfachen - C-Auftrag an, weshalb Lorrenor sich natürlich sofort wieder ins Training stürzte - er wollte das Mangekyou bewusst einsetzen können. Shabon ließ es in dieser Zeit langsam angehen und übte nur Illusionskünste, um diese weiter zu perfektionieren. Im letzten Kampf hatte die junge Umidame bewiesen, wie gut sie in diesem Fach bereits geworden war. Kurai faulenzte den ersten Tag einfach nur, wozu auch Kakashi sich hinreißen ließ, obwohl er selbst hatte trainieren wollen. Kurai kam gerade an den Küchentisch, an dem der Meister mal wieder sein Buch las und stellte ihre Schüssel mit Eierreis ab. Mehr zufällig warf sie Kakashi einen Blick zu und bemerkte, dass er abwesend über die Seiten hinüberschaute. Für den Moment beobachtete Kurai dieses Verhalten, welches für ihn doch durchaus ungewöhnlich war und setzte sich schließlich. »Woran denkst du?«, fragte sie ihn und er legte das Buch beiseite. »Ich dachte nur kurz an Kisho«, sagte der silberhaarige Jo-Nin. »Du hast von deinem Kampf gar nichts erzählt«, bemerkte sie. Das tat er eigentlich nie, aber eigentlich hatte sie dennoch ein wenig erwartet, einfach weil die Gegner so stark gewesen waren, »Hast du mit dem Sharingan seine Künste kopiert, dass es dir danach so schlecht ging? Bisher musstest du es noch nie so viel benutzen.« Er warf ihr ein Lächeln zu. »Nicht ganz«, meinte er dann, »Aber mein Gegner hatte ebenfalls ein Sharingan und so musste ich es mit meinem kontern.« »Sharingan?«, fragte Kurai jetzt doch verdutzt, »Ich dachte, dass Lorrenor mit Yasuo gekämpft hat.« »Das stimmt auch.« »...Aber Kisho hatte doch gar keins, oder? Das hätte ich doch bestimmt bemerkt, als ich ihn kurz gesehen habe.« »Das ist richtig...«, meinte er etwas leiser, »Er hat... meinen alten Teamkamerden beschworen.« Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. »Der... Der schwarzhaarige Junge auf deinem Gruppenfoto?« Kakashi nickte. Kurai spürte, dass es ihm Schmerzen bereitete daran zu denken und deshalb wandte sie sich ihrem Reis zu und fragte nicht weiter. »Willst du nicht auch was essen?« »Nein, danke.« Die folgenden Tage verschwand Kakashi zum Training. Es verwunderte Kurai nicht, dass er dies nicht an der Gedenkwiese tat, wahrscheinlich bevorzugte er ganz andere Methoden. Sie konnte sich schon vorstellen wie und vor allem warum er sich quälte - er musste auf dem neuesten Stand bleiben und Kurai war sicher, dass es ihn wurmte, dass Kisho entkommen war. Kurai ließ ihn und schrat ihrerseits zur Gedenkwiese, wo sie natürlich Lorrenor vorfand. Der schwitzte bereits gehörig, obwohl es gerade früher Mittag war. »Machst du eigentlich auch Pausen?«, fragte Kurai ihn und gesellte sich dazu. »Ab und zu«, kam es wie immer ernst zurück und das Fuchsmädchen grinste und wärmte sich mit einigen Übungen auf. Zabuza hatte das Wasser für sein Jutsu aus der Atmossphäre gezogen - sie hatten das gleiche Element, was sie irgendwie freute - und deshalb wollte auch sie es lernen. Ihr war klar, wie schwer es war, aber immer Wasserflaschen mit sich herumzuschleppen war ja auch nicht das Wahre. Sie hatte bei Kenzos Angriff gesehen, wie schnell es manchmal gehen konnte. Kurai verbrachte die freie Zeit damit, ihre Jutsus auf dem Trockenen zu üben. Es war unglaublich schwer und auch am dritten Tag stellte sich keine Besserung ein, was sie frustrierte. Auch Kakashi kam am Abend sichtlich erschöpft nach Hause und er war es, der sie beruhigte. Wasser aus der Atmossphäre zu ziehen war sehr schwer und brauchte oft monatelanges Training. »Mach dir nichts drauß«, meinte er und lächelte Kurai wie üblich zu, »Du schaffst das schon noch. Gegen Kenzo hast du es doch schon hinbekommen.« »Ja, dank Kyuubi«, erwiderte Kurai, »Irgendwann geht es bestimmt auch so.« »Eben. Wenn du es perfektioniert hast, dann zeige ich dir Suiryuudan no Jutsu.« »Wirklich?«, fragte Kurai und kam nicht umhin zu strahlen - neue Jutsu bedeutete, gefährlicher zu werden und vor allem mochte sie den Gedanken daran, auch den schreienden Drachen heraufbeschwören zu können. Kakashi nickte. »Komm, gehen wir schlafen.« Als Kurai aus der Dusche kam, zog Kakashi gerade sein weißes Oberhemd über, welches er gewöhnlicherweise beim Schlafen trug. Das Fuchsmädchen beobachtete ihn kurz dabei und umarmte den Jo-Nin dann vorsichtig von hinten. Für den Augenblick verharrte dieser, bis er sich zu ihr drehte und seine Arme um ihre Taille legte. »Was ist?«, fragte er und blickte zu ihr hinab, da sie ihm nur knapp bis zum Kinn reichte. »Nichts«, sagte Kurai wahrheitsgemäß und lehnte ihre Wange an seine Schulter, sie hatte ihm eine Woche lang nicht nahe sein können. »Morgen ist wieder Dienst und dann geht sowas wieder nicht...« »Ja...«, meinte er nur und küsste Kurai. Diese stieg darauf ein, neigte den Kopf leicht hinauf und er zog sie etwas dichter zu sich. Jedes Mal, wenn er sie umarmte fühlte sich Kurai, als könne ihr nichts passieren. Selbst die ständige Bedrohung durch Shaku verschwand tief unten wie die morgendliche Erinnerung an einen schlimmen Traum. Sie ließ von ihm ab und errötete. »Du... sag mal...«, murmelte Kurai dann verschämt - sie hatte ihn schon die letzten Tage fragen wollen, aber er war ihr durch sein Training irgendwie etwas fern vorgekommen, »Ähm...« »Was?«, mit fragendem Gesichtsausdruck sah er sie an. Kurai senkte den Blick auf seine Anbu-Marke. »Ich... ich dachte mir, ob wir nicht... ähm... Ich... Ich würde sehr gerne auch nachts... bei dir sein«, bekam sie jetzt mit einigem Gestammel heraus, »Ich meine, ob du nicht... oder ob ich nicht... Also, ob wir nicht in einem Bett... schlafen können. W-Wenn du nichts dagegen hast, meine ich...« Kurai stellte sich an wie der erste Mensch und dies ließ Kakashi belustigt lächeln. »Ah, wenn du willst«, meinte er und kratzte sich kurz am silbernen Haarschopf, »Aber beschwer' dich nicht, wenn es dir zu eng wird.« »Nein, nein«, meinte sich Kurai, »Es ist doch ziemlich groß. Ich komme mir ganz verloren vor da drinnen.« Und damit hatte sich die Futon-Frage auch geklärt. Erfreut griff Kurai ihn und stopfte ihn in den Wandschrank, wo er auch hingehörte, Kakashi hatte sich derweil bereits hingelegt und nachdem sie das Licht gelöscht hatte, kroch sie langsam zu ihm unter die Decke. Ihr Herz hämmerte aufgeregt aufgrund dieser neuen Nähe und als er sich zu ihr wandte und eine Hand zwischen ihre Schulterblätter legte, fixierte Kurai für den Moment die Anbu-Erkennungsmarke. Kakashi trug sie Tag und Nacht und sie hatte sich bereits daran gewöhnt. Schließlich lehnte Kurai die Stirn an sein Schlüsselbein und genoss seinen Geruch, weshalb sie relativ schnell eindöste. Kapitel 39: Der Wald des Todes ------------------------------ >>Frauen!<< Warf Lorrenor ein und kassierte einen Rippenstoß von zwei Seiten. >>...ist doch so...<< Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen, die drei Ge-Nin lagen im Gras und schauten in den Himmel, schliefen vielleicht ein wenig oder träumten vor sich hin. Shabon bekam jedes Mal rote Ohren, wenn sie zu Kabuto herüberschaute und drehte den Kopf schleunigst wieder weg. Kurai seufzte nur und schloss wieder die Augen. Die Sonne schien ihr hell ins Gesicht und sie drehte den Kopf ein bisschen, eine leichte Brise strich durch ihr Haar und die wehenden Grashalme kitzelten sie etwas... ...Alles um Kurai herum war schwarz und schallend, und es dauerte nur Sekunden, wie sie verstanden hatte, dass sie eingeschlafen war. Eine rot schimmernde Gestalt baute sich vor ihr auf, im Grunde genausogroß wie sie. >>Kyubi?<< Hallte Kurais Stimme, und sie hatte kurz für sie geklungen, als hätte sie dieses Wort nicht selbst ausgesprochen. >>Gefahr...<< Ertönte Kyubis schrille aber gleichzeitig irgendwie heisere Stimme und hallte endlos im schwarzen Gewölbe wider. >>Gefahr? Wer ist in Gefahr?<< >>Gefahr droht... Kurai...<<, bekam sie zur Antwort, und nun wurden die Konturen des Fuchsmonsters klar und deutlich, Kurai konnte genau die leicht schwingenden neun Schwänze sehen, das leicht struppige Fell und diese unheilvollen Augen, die allerdings entschlossen und visionär schauten. Kurai schluckte und hob ihre Hand. Langsam, ganz langsam bewegte sie ihre Finger in der Luft, kam Kyubi näher und näher, und es schien sich nicht im Geringsten wegbewegen zu wollen. Kurais Hand legte sich vorsichtig an die Stelle von Kyubis Kopf, die man bei den Menschen wohl als >Wange< bezeichnen würde, und sie spürte die Hitze in sich hochsteigen, eine Welle von Wärme und purer Energie. >>Gefahr... Gib acht...!<< Hallte Kyubi, >>..es wird...-<< >>KURAI!<< Brüllte Shabon in fast voller Lautstärke und sich die Ohren zuhaltend, saß Kurai kerzengerade im Gras. >>Was?<< >>Es ist gleich drei Uhr, also komm!<< Lorrenor stand bereits, die Hände in den Taschen, auf Shabon und sie wartend. >>Hab ich... geschlafen?<< Fragte das Fuchsmädchen träge, während es sich aufraffte und neben seinen Teamkameraden herschwankte. >>Ja. Die ganze Zeit. Ich dachte schon, ich krieg dich niemehr wach.<< >>Kam mir gar nicht so lange vor...<< Im Flur herrschte bereits heller Aufruhr. Alle, die die erste Chu-Nin Prüfung bestanden hatten, standen da und warteten ungeduldig auf den nächsten Prüfer. >>Wie peinlich...<< Hörten Lorrenor und Kurai Shabon flüstern, >>...wir sind die Letzten...<< Schnell gesellten die Drei sich zu den Anderen und warteten ebenfalls auf den nächsten Lehrer. Minuten verstrichen, in denen das neugierige Gebrabbel immer lauter wurde, aber dann gab es einen Knall, eine Rauchwolke; und sogleich erschien eine Frau vor versammelter Mannschaft. Sie hatte etwas leere, braune Augen und hochgesteckte, bläuliche Haare. >>Ich bin die zweite Prüferin.<< Rief sie, und sogleich wurde es totenstill im Flur. >>Mein Name ist Anko Mitarashi und ich leite die zweite Chu-Nin Auswahlprüfung. Ich führe euch jetzt an den Ort, an dem diese Prüfung stattfinden wird. Stellt euch bitte in einer Reihe auf, immer drei nebeneinander, und folgt mir.<< Sie lief ohne ein weiteres Wort einfach los, die Teams stellten sich schnell hintereinander auf und folgten ihr im Gänsemarsch. Und bald standen sie vor einem Wald, wie man ihn noch nie gesehen hatte. Bäume, so groß, dass man kaum deren Spitze erkennen konnte, ein Sicherheitszaun drumherum, an dem ein Schild mit der Aufschrift >VORSICHT< hing und ab und zu Tierschreie, die aus dem Innern des Waldes hervorbrachen. Einige Ge-Nin begannen bereits jetzt, zu schlottern. >>Darf ich vorstellen?<< Grinste Anko scheinbar höchst erheitert. >>...Das hier ist der Wald des Todes. Hier drin wird eure Prüfung stattfinden.<< Sagte Mitarashi schlicht. Die Ninja staunten nicht schlecht. >>U-und was sollen w-wir dort tun?<< Fragte ein blondes Mädchen mit grünen Augen ängstlich. >>Ganz einfach:<< Grinste Anko und machte den Eindruck, dass sie froh darüber war, dass jemand gefragt hatte. Sie wandte sich an die Person und fuhr nun fort: >>Ihr bekommt, bevor ihr den Wald betretet, eine Schriftrolle. Es gibt zwei verschiedene: Himmel und Erde. Eure Aufgabe ist es, 5 Tage allein in diesem Wald zu überleben und euch die jeweils andere Schriftrolle von einem anderen Team zu holen.<< Der Wind wehte sachte über die Prüflinge hinweg. Das blonde Mädchen schluckte. >>Das heißt, wir müssen einem anderen Team eine Rolle abnehmen und unsere ebenfalls behalten?<< Fragte Lorrenor und Anko nickte. >>Aber das ist natürlich nicht ganz so einfach... In diesem Wald gibt es eine Menge gefährliche Tiere. Essen, Trinken und was ihr sonst noch so für euren Wohlbedarf benötigt, findet ihr im Wald.<< Anko wandte den Blick zu einem furchtbar gestylten Ame-Ninjamädchen. >>Na ja... Frisiertische gibt es dort natürlich nicht...<< Die Ohren des Ame-Nins färbten sich rot und einige kicherten. >>Dürfte kein Problem werden.<< Sagte Lorrenor abschätzend und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. >>Ich weiß nicht recht...<< Entgegnete Shabon allerdings, >>...es wird sicher nicht einfach. Wir müssen die Schriftrolle bekommen...<< >>...und auch behalten.<< Beendete Kurai. Lorrenor zuckte unschuldig mit den Schultern. >>Nun,<< Sagte Anko wieder laut, >>...in einer viertel Stunde, sprich um 15.30 Uhr, treffen wir uns wieder hier und ihr könnt den Wald betreten. Wer nicht spätestens Zehn Minuten später hier ist, scheidet zusammen mit seinen Teamkameraden aus, also empfehle ich euch, zusammen zu bleiben. Die Schriftrollen bekommt ihr dann ausgehändigt.<< Sie nickte und die Ninja entfernten sich wieder. >>Hmpf.<< Machte Jerome neben ihnen. >>Immer warten... das kotzt mich an.<< Lorrenor nickte zustimmend. >>Das finde ich allerdings auch...<< >>Ist Kabuto nicht bei dir?<< Fragte Kurai, und sah diesen sogleich antanzen. >>Ruft mich jemand?<< Meinte er und musterte Kurai. Shabon gab ein leises, böses Prusten von sich. >>Ich hab nur gefragt ob du nicht bei Jerome bist... Ich dachte, ihr und der Junge mit den roten Haaren seid ein Ninjateam.<< Meinte Kurai. >>Ja, das stimmt auch,<< bestätigte Kabuto, >>...der rothaarige Junge heißt Roul Nanaki. Aber sag mal...<< seine Augen verengten sich etwas hinter den runden Brillengläsern, >>...woher kennst du meinen Namen?<< Unsere drei Ge-Nin schluckten. Kurai hatte nicht mitbekommen, dass sie seinen Namen eigentlich gar nicht kennen dürften, da Shabon ja gewusst hatte, dass er so hieß. Aber diese sah nicht gerade glücklich darüber aus, dass sie ihn hätte darauf ansprechen können. >>Ach...<< sagte Kurai, >>...Ich hab ihn so aufgeschnappt. Stimmt'er denn?<< Kabuto nickte. >>Ich heiße Yakushi, Kabuto... Und bei der Gelegenheit, wie sind eure Namen?<< >>Lorrenor Sabaku.<< >>Zubasa, Kurai.<< >>Schau doch auf deine Wissenskarten. Hab doch gesehen, wie du mit ihnen herumgefuchtelt hast. Sind alle Ninjas drauf verzeichnet, hm?<< Meinte Shabon bissig und ihre Teamkameraden drehten sich zu ihr um. Kabuto sah aus, als hätte er einen Schlag direkt ins Gesicht verpasst bekommen. Er starrte Shabon nur entgeistert an und holte nun zögerlich, fast zaghaft, faustgroße, orangene Karten heraus. >>Wissenskarten?<< Fragte Kurai nach und musterte die eigentlich leeren Teile. >>Ja.<< Erklärte Kabuto, legte eine Karte auf den Boden und drehte sie mithilfe seines Finger schnell um die eigene Achse, bis eine kleine, dreidimensionale Statistik erschien. >>Wow!<< Stieß das Fuchsmädchen hervor. >>Hier steht, wie viele Ninjas aus welchem Dorf an der Chu-Nin Prüfung teilnehmen. Konoha hat die Meisten, Suna die Wenigsten.<< >>Das grenzt an Zauberei!<< Meinte Zubasa interessiert und beugte sich tiefer, um die kleinen aber schlauen Wissenskarten genauer in Augenschein nehmen zu können, Lorrenor nickte leicht lächelnd. Shabon allerdings schaute noch immer, als hätte man ihr gerade extrem auf den Schlips getreten. >>Mal sehen...<< Murmelte Kabuto und zog andere Karten heraus, die zwar genauso aussahen, auf denen aber alle Merkmale aller Prüflinge verzeichnet waren, wie es schien. >>Zubasa, Kurai.<< Meinte Kabuto und hielt das Kärtchen hoch. Ein gut erkennbares und scharfes Bild Kurais war darauf abgebildet, daneben ein Netzartiger Stern, der in verschiedene Fähigkeiten unterteilt war. Es war genau eingezeichnet, was sie beherrschte und was nicht. >>Cool.<< Kabuto hielt das Selbe von Lorrenor hoch. Auch hier war wieder eingezeichnet, was der Genannte beherrschte und was nicht, und auch sein Bild war scharf und erkennbar. >>Hmpf.<< Und nun kam Kabuto zu Shabons Wissenskarte. Er schaute sie an, und entfernt konnte man auch ihr Bild grinsen sehen. Sie war sowieso die Einzige, die auf diesen Karten in irgendeiner Form lachte, aber das war momentan uninteressant. Kabuto starrte die Karte an. Dann sah er hoch zur echten Shabon, wieder auf die Karte, wieder zu ihr, und dies immer und immer wieder, bis ihm der Nacken wehzutun schien. >>D-Du...?<< >>Ich? Ich bin Shabon Uchika. Schön, dich wieder zu sehen, Kabuto!<< Höhnte sie wütend. >>Ich hätte ja gedacht, du erkennst mich auch sofort. Aber na ja, was verlange ich...!<< >>Kabuto, Alter!<< Mischte sich Jerome nun ein, der die ganze Zeit uninteressiert zugeschaut hatte, >>...die Viertelstunde ist um, komm!<< Kabuto sah unsicher zu Shabon. >>I-ich...<< >>Schon gut.<< Fiel ihm Uchika wieder ins Wort; >>...gehen wir, Leute.<< Sie lief los in Richtung Wald. Lorrenor und Kurai sahen sich an. >>Ich glaube, es wäre ungesund, ihr jetzt zu widersprechen...<< Meinte der junge Mann leise und Kurai nickte energisch, bevor beide Shabon folgten... >>So.<< Sagte Anko und deutete auf eine Art Pavillon, dessen Inhalt mit einem Vorhang verborgen war. >>Dort bekommt ihr eure Schriftrollen. Entweder Himmel oder Erde.<< Das erste Ninjateam kam raus und steckte die Rolle so schnell weg, dass man sie kaum hatte sehen können. >>Klar... Es ist sicherer, wenn niemand weiß, welches Team welche Rolle hat.<< Meinte Lorrenor erleuchtet und nickte. >>Gruppe 2, Lorrenor Sabaku, Kurai Zubasa und Shabon Uchika.<< Unsere Ge-Nin betraten den kleinen Pavillon und sahen einen Ninja an einem Tisch sitzen. Wortlos reichte er ihnen eine Rolle und Kurai nahm sie ab. >>Wir haben Himmel!<< Freute sie sich. >>Wer steckt sie ein?<< Fragte Lorrenor. >>5 Tage haben wir Zeit. Heute und morgen trägt sie Kurai, dann trägt Lorrenor sie zwei Tage und den letzten Tag beaufsichtige ich sie.<< ­­­­Lorrenor und Kurai nickten und diese steckte sie in ihre Tasche hinten am Gürtel. Draußen blendete ihnen die Sonne wieder entgegen. >>Alle Ninja warten bitte, bis alle ihre Rollen bekommen haben.<< Posaunte Anko. Lorrenor, Shabon und Kurai setzten sich in den Schatten eines Baumes und schauten den Anderen zu. >>Irgendwie cool, nicht war?<< Fragte Shabon und winkelte die Beine an. Lorrenor hatte sich ausgestreckt auf den Boden gelegt und Kurai saß im Schneidersitz an den Baumstamm gelehnt. >>Ja. Ich kann es irgendwie kaum erwarten, in diesen Wald zu kommen. Es wird sicher...<< Meinte Lorrenor. >>...spannend.<< Beendete Kurai grinsend. Eine Weile saßen sie nun hier und beobachtete den Rest der Prüflinge, wie sie im Pavillon ein und aus gingen. Irgendwann aber hatte jeder seine Rolle und nun warteten die Jungninjas ungeduldig auf ihren großen Auftrag - auf die Erlaubnis, den Wald zu betreten. >>Nun, ihr Chu-Nins...<< sagte Anko nach lautem Räuspern und nachdem Ruhe eingekehrt war, >>...ich gebe jetzt ein Blatt herum, auf dem ihr in euer Namensspalte unterschreiben müsst.<< >>Warum?<< Rief Jerome und verschränkte die Arme. >>Weil ihr ab jetzt sterben könntet. Und wenn ihr nicht zugestimmt habt, dass die Gefahr besteht, muss ich soviel Papierkram machen.<< Meinte Anko in ganz normaler Tonart. Einige Ninjas schauten, als hätten sie einen Geist gesehen. >>Im Wald gibt es Riesenschlangen, gefährliche Insekten und natürlich einen Haufen Gegner. Deshalb brauche ich eure Unterschrift.<< Fuhr Mitarashi unbeeindruckt fort. Das Blatt wurde herumgereicht, zusammen mit einem Stift, und jeder setzte seine Unterschrift, manche Zögerlich, andere zitternd. Als das Schriftstück endlich Lorrenor erreichte, unterschrieb dieser gehetzt und aufgeregt. Kurai schrieb ebenfalls ihren Namen, aber ruhig, und Shabon tat es ihr gleich, vorher aber schwer schluckend. >>So.<< Sagte Anko. >>Endlich fertig, meine Güte...<< Sie schaute auf ein kleines Notizblatt. >>Ach Mist, das hätte ich fast vergessen! Die Schriftrollen öffnen, ist verboten.<< >>Warum?<< Rief ein schwarzhaariger Ninjajunge. >>Das werdet ihr dann schon sehen.<< Sagte Anko und schaute plötzlich ziemlich verächtlich. >>Probiert es aus, wenn ihr es nicht lassen könnt... Aber... ich habe euch gewarnt.<< Wieder herrschte Stille. In Ankos Worten lag eine unglaubliche Kälte. Musste man so kalt sein, um ein richtiger Ninja sein zu können? >>So. Betretet den Wald. Spätestens am fünften Tag müsst ihr mit beiden Rollen am Turm in der Mitte des Waldes sein... Sonst seid ihr durchgefallen. LAUFT!<< Die riesigen Tore öffneten sich und gewährten uneingeschränkte Sicht auf das Innere des Waldes. Dunkel, verwachsen, bedrohlich... Sicher ein Paradies für Monster... Kapitel 40: "Warum er Wald des Todes heißt" ------------------------------------------- Viele Ninjagruppen stürmten hinein in den Wald und versteckten sich sofort in den Baumkronen. >>Dadrin ist man doch keine Minute sicher...<< Sagte Shabon, als unsere Freunde den Wald betraten. >>Keine Angst...<< Sagte Lorrenor, >>Sie werden uns jetzt sowieso noch nicht angreifen, währe viel zu riskant. Sie warten bis zum dritten oder vierten oder vielleicht sogar fünften Tag, bevor sie kommen. Zuerst müssen sie sich zurecht finden.<< >>Wenn wir uns auf uns und auf unsere Fähigkeiten verlassen, können wir gar nicht verlieren.<< Meinte Kurai optimistisch. Das letzte bisschen Sonne war verblasst. Im Wald war die Luft leicht feucht, aber der Boden war völlig trocken. Die Baumkronen schluckten die spärlichen Lichtstrahlen, und es war Glück, wenn überhaupt mal etwas Sonne durch das dichte Blätterdach brach. Es herrschte eine angenehme Temperatur, nicht zu warm und nicht zu kalt. Um Kurai, Lorrenor und Shabon knackten Äste, Blätter fielen zum Teil laut raschelnd zu Boden und blieben regungslos dort liegen... es war absolut windstill. Eine unglaubliche Anspannung hing die ersten Minuten in der Luft des Waldes. Unsere drei Ge-Nin spürten dies genau und bewegten sich nicht viel, drangen sehr langsam weiter in den Wald hinein, bis sie weit entfernt am Horizont die dunklen Umrisse eines Turmes erkennen konnten. >>Da müssen wir am fünften Tag hin...<< Sagte Lorrenor, >>...aber selbst dort können sie uns noch die Schriftrollen abnehmen. Also, seid wachsam, und heute und morgen besonders du, Kurai.<< Lorrenor setzte sich unter einen riesigen Baum und Kurai und Shabon gesellten sich dazu. >>Was machen wir, wenn wir getrennt werden?<< Fragte Shabon und Kurai nickte. >>Das wollte ich euch auch fragen.<< >>Wir brauchen eine Art Erkennungszeichen. Eines, das man nicht kopieren kann. Es muss auf purem Geist beruhen.<< Sagte Kurai und stieß damit auf doppeltes Nicken. >>Wie wäre es mit...<< Lorrenor verstummte und starrte ausdruckslos hinter Kurai und Shabon ins dunkle Nichts. >>Was... was ist...?<< Stammelte Shabon. >>PSCHT!<< Zischte Lorrenor eindringlich aber leise, >>bewegt euch keinen Millimeter!<< Stille herrschte. Die Blätter hinter den beiden Mädchen raschelten laut, ein schleifendes Geräusch ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Zu Stein erstarrt saßen sie da und folgten Lorrrenors winzig klein gewordenen Pupillen, die aufmerksam einer großen Bewegung hinter ihnen folgten. Nach einer Weile voller schneidender, auf der Kehle lastender Anspannung atmete der junge Mann endlich erleichtert aus und legte sich eine Hand auf das Schlüsselbein. >>Was... was war es?<< Fragte Kurai zögerlich, Shabon sah aus wie ein Zombie und war kreidebleich. >>Eine... Schlange... Sie... sie war riesengroß. Bestimmt so groß wie die endlosen Bäume über uns, wenn sie sich zu voller Länge aufstellt...<< Beschrieb Lorrenor, >>diese kleinen Schlitzaugen, diese hellgelben Pupillen... riesig...<< Wieder herrschte einen Augenblick lang absolute Stille. Shabon zitterte in einem Windhauch. >>Wir sollten uns schleunigst etwas sicheres zum Übernachten suchen.<< Sagte Kurai und stand auf. Sie kehrte ihren Kameraden den Rücken zu und sah sich um. Es raschelte, und das Fuchsmädchen meinte, ihre Freunde währen aufgestanden. >>Was wäre am...-<< Sie hatte sich umgedreht und sah Shabon und Lorrenor dasitzen. >>Seid... seid ihr nicht eben aufgestanden?<< >>Nein.<< Antworteten beide wie aus einem Munde. >>Aber dann...<< Wieder raschelte es. Million kleiner Blätter segelten langsam auf die drei Ge-Nins nieder, und nun erhoben sich alle und schauten auf das Blätterdach. Und mit einem lautem Rascheln löste sich etwas von einem Baumstamm, klatschte mit einem wiederlichen Geräusch direkt in Shabons Nacken und verharrte dort. Diese schrie wie am Spieß und drehte sich panisch zu Lorrenor: >>Nimm es weg...! LOS! NIMM ES WEG!<< Der tapfere Jungninja griff beherzt ein schleimiges, blutegelartiges Gebilde, bestimmt 40 cm groß, helllila mit braunen Strichen. Es zuckte und zappelte, schien sich gleich wieder auf Shabon stürzen zu wollen, doch Lorrenor nahm ein Shuriken und tackerte das Vieh damit am Boden fest. Es zuckte und blutete grün, und irgendwann blieb es regungslos liegen. Shabon wischte sich mit großem Eifer Schleim aus dem Nacken, und Kurai piekste mit dem Finger am Kadaver herum. >>Was ist das?<< >>Blutegel. Die reagieren auf Chakra und Körperwärme, hat Kakashi mir erzählt. Wenn sie fünf Minuten an dir herumlutschen bist du tot.<< Und mit einem lauten Knall flogen hunderte dieser Kreaturen von den Bäumen und Blätter, kleine Zähne gebleckt und bereit zum Angriff. Shabons weiterer Schrei gellte durch die Umgebung und hallte an den Ästen und Zweigen wider. >>LOS, LAUFT!<< Brüllte Lorrenor und die Ninja ergriffen schleunigst die Flucht vor den Viechern, die ihnen total blutdurstig hinterherkrauchten, und dies in einer Geschwindigkeit, die nichtmal eine Schnecke einholte, selbst, wenn man sie mithilfe einer Steinschleuder katapultierte. Im Affenzahn sprangen Shabon, Kurai und Lorrenor durch die Baumkronen hoch oben und flohen eilig vor den Kreaturen hinter ihnen, die zwar immer weiter zurückfielen, ihnen aber trotzdem auf den Fersen blieben. Und nach endlosen zehn Minuten ausdauernden Sprintens, nach vielen weiteren Egelangriffen, kamen die zukünftigen Chu-Nin endlich zum Stehen und keuchten laut und unkontrolliert. Shabon lag auf dem Boden, Kurai saß, und Lorrenor stand zwar noch, doch der Schweiß perlte ihm vom Kinn auf die Erde und er stützte die Hände auf die Knie. Trotz seiner guten Ausdauer keuchte er nicht weniger. >>Sind... sie... weg...?<< Fragte Shabon stockend, >>...ich... ich will nichtmehr... rennen...<< >>Schon... schon gut...<< Antwortete Lorrenor, >>...sie... sind weg, glaube ich...<< Er richtete sich auf und sah sich um. Weit und breit waren keine Egel mehr zu sehen und auch nicht zu erspüren... es raschelte nichtmehr. >>Lasst uns in diesem Unterholz dort übernachten.<< Meinte Lorrenor und deutete auf ein Gestrüpp, welches ziemlich moosig und dicht aussah. Die Ninjamädchen nickten und folgten ihm hinein in das Blattgewölbe, in dem sie sich sofort niederließen. >>Hier sieht uns keine Schlange so schnell... Und die Blutegel würden wir hören.<< Ein einstimmiges Nicken der Mädels wurde erwiedert, und so beschlossen die Drei, in diesem Dickicht zu übernachten. >>Trotzdem sollte jemand Wache halten.<< Schlug Kurai vor, >>...ich fange an.<< >>Gute Idee.<< Sagte Lorrenor anerkennend, und Shabon legte sich hin; >>...ich mache die letzte Schicht; weckt mich einfach...<< Kurai grinste verschmitzt und formte sich mit den Fingern ein kleines Guckloch in das dichte Gestrüpp, um etwas sehen zu können. Direkt vor ihnen kroch gerade eine riesige Schlange vorbei; alle hielten die Luft an und Shabon wurde wieder kalkweiß. Aber nach einigen Momenten war das Tier bereits hinter dem nächsten Baum verschwunden und Ruhe kehrte wieder ein. >>Das war knapp...<< Sagte Shabon mit klopfendem Herzen und legte sich wieder hin. >>Mir ist warm.<< Entgegnete Lorrenor. Kapitel 41: Harte Zeiten ------------------------ >>Mir auch.<< Bestätigte Kurai und sah, wie Lorrenor sein Shirt auszog und seine nackte Brust entblößte. Er warf sein Oberteil in eine Ecke hinter sich und legte sich hin. Shabon schaute vorwurfsvoll und verschämt. Kurai ging es nicht anders, aber sie zeigte es nicht. Lorrenor hatte noch nie soviel Haut gezeigt. Kurai war zwar von seinen Muskeln beeindruckt, aber nicht in der Art wie Shabon, immerhin kannte sie Kakashis freien Oberkörper. Shabon ließ es auf sich beruhen und versuchte weiter, zu schlafen. Nach einigen Minuten wurde ihr Atem ruhiger und sie bewegte sich nurnoch flüchtig. Außerdem begann sie, ab und zu leise vor sich hin zu murmeln. Sie schlief also. >>He, Lorrenor.<< Meinte Kurai, weil sie wusste, dass dieser noch wach war. >>Ja?<< Kam auch tatsächlich als Antwort. >>Du entwickelst dich hier drin richtig zum Anführer.<< Grinste das Fuchsmädchen, >>...Ich bin froh, hier einen Mann dabei zu haben.<< >>Naja...<< Sagte Lorrenor, >>Ich weiß ja wie Frauen in der Wildnis sind. Erstrecht, wenn blutlutschende Blutegel dabei sind.<< Kurai lachte leise auf und nickte. >>Solange wir hier drin sind, fühl ich mich für euch verpflichtet. Immerhin hab ich Kakashi versprochen, auf euch aufzupassen. Und das wird ich auch tun.<< Ein leichter Rotschimmer breitete sich auf Kurais Gesicht aus. Kakashi hatte ihm also gesagt, er solle Shabon und sie beschützen... Aber sie zweifelte nicht daran, dass Lorrenor dies auch so getan hätte. Zumal sein Beschützerinstinkt sowieso ausgeprägter war als bei anderen Männern. Shabon und sie hatten ja immerhin mehrere Jahre Zeit gehabt, dies herauszufinden. In der Nacht wechselten sie sich alle paar Stunden mit der Wache ab. Lorrenor brauchte wohl lange, um Shabon wach zu kriegen, weil er sich am nächsten Morgen derbe beschwerte und vorschlug, Shabon diese Nacht als erste Wache halten zu lassen, aber im Großen und Ganzen verließ die Nacht äußerst ruhig, auch wenn es manchmal beunruhigendes Rascheln gab. >>Puh...<< Sagte Kurai und starrte in den Fluss. >>Also ich soll... die Fische mit Kunais töten, wenn du sie hochwirfst, ja?<< >>Ja.<< Sagte Lorrenor, nur in Shorts. >>Ich tauche unter und werfe jetzt die Fische hoch. Mach dich bereit, Kurai-Chan.<< Mit diesen Worten tauchte er unter und Kurai sah seine Silhouette unter der Wasseroberfläche. Es dauerte nicht lange, bis die ersten drei Fische hochgesprungen kamen. Präzise warf Kurai Kunais auf sie, und jeder wurde genau in der Mitte getroffen, an einen Baum geschleudert und dort gefesselt. >>Super.<< Meinte Lorrenor und tauchte wieder unter. Kurz darauf flogen weitere drei Fische aus dem Wasser und verendeten auf dieselbe Art und Weise wie die Vorgänger. >>Da sind wir wieder.<< Sagte Kurai und hielt die Fische hoch, als sie und Lorrenor zu einem Lagerfeuer kamen, welches Shabon entzündet hatte. Sie hatte außerdem Stöcke besorgt, mir denen man die Fische an das Feuer stecken konnte. Lorrenor setzte sich hin und zog sich wieder vollständig an. >>Eigentlich mag ich keinen Fisch.<< Bemerkte Shabon, >>...aber es muss wohl sein.<< >>Ich mag auch nicht wirklich welchen. Aber was sollen wir schon machen. Immer noch besser als... Pilze!<< Auf das Wort >Pilze< antworteten Shabon und Kurai mit einem synchronen >Uaaaarrrrgh!< und der passenden Ekelbewegung dazu. Lorrenor schüttelte den Kopf und grinste. Er nahm die Fische, steckte sie auf die Stöcke und diese wiederum auf den Boden vor dem Feuer, damit sie schön gar wurden. >>Oh man... echt anstrengend hier, findet ihr nicht?<< Sprach Shabon an. >>Find ich auch. Das ist ein richtiges Überlebenstraining.<< Erwiderte Kurai und nickte. >>Klar, nur wer das hier besteht, kann Chu-Nin werden... Ich will nicht wissen, wie hart dann erst die Jo-Nin Prüfung wird.<< Sagte Lorrenor. >>Also ich für meinen Teil mache die nicht mehr. Chu-Nin ist als Ninjarang genug, finde ich.<< Entgegnete Shabon trocken. >>Ich will Anbu werden, deshalb muss ich Jo-Nin sein.<< Sagte Sabaku wieder. >>Ich weiß es noch nicht genau. Mal sehen, wie es sich ergibt...<< Meinte Kurai und zuckte die Schultern, dann nahm sie ihren Fisch samt Stock und begann, an ihm herumzunagen, Lorrenor und Shabon taten es ihr gleich. Und so vergingen Minuten, Stunden, Tage... Es war ein echt harter Job, im Wald des Todes unbeschadet zu überleben, was unsere Ge-Nin immer und immer wieder direkt gezeigt bekamen. Riesenschlangen griffen sie an und Blutegel lutschten an ihnen herum, feindliche Ninjas legten Fallen oder attackierten sie direkt. Allerdings sollte diese Prüfung nicht so enden, wie es vorausgesehen war. Anko war es ja klar gewesen, dass einige Ninjas sterben würden, aber als schon fast ein Viertel aller gestorben war, begann selbst sie, nachdenklich zu werden. Aber es sollte noch sehr viel schlimmer kommen. Viel viel schlimmer, als es jemals jemand erwartet hätte. >>Her mit der Rolle, oder du bist tot!<< Zischte ein blonder Ninjajunge. Offenbar hatte er seine Gruppe verloren und hatte ein wildes Gefecht mit Lorrenor begonnen. >>Hol sie dir doch...<< Fauchte dieser zurück und griff mit der Hand an seine Tasche. Kurai und Shabon waren mehrmals ermahnt worden, sich nicht einzumischen. Es war der vierte Tag, deshalb hatte Lorrenor die Himmelsrolle noch verstaut. Der Blonde sprang aus dem Stand sehr weit in die Höhe und stürzte nun schräg mit dem rechten Knie nach vorn auf Lorrenor zu, dessen Shuriken er mit seinen Unterarmen abgewehrt hatte. >>Lorrenor, weg!<< Schrie Shabon. Das Knie traf genau Lorrenors Verteidigung: seine Arme. Aber er lächelte grimmig zufrieden und packte seinen Gegner am Oberschenkel, warf diesen in die Luft und schleuderte so den kompletten restlichen Körper hoch in die Luft. Dann warf er ein Feuer von Kunais und Shurikens hinterher, und anschließend sprang er ebenfalls hoch, die Fäuste gespreizt und zum Angriff bereit. >>Verdammt!<< Fluchte der Gegner und formte blitzschnell einige Fingerzeichen. >>Pferd, Tiger, Hahn, Löwe!<< Murmelte er dabei und nun verdunkelte sich der Himmel. Blitze zuckten an diesem, grell und herausfordernd, und Lorrenor wurde geblendet. Er bekam einen Schlag in den Magen und fiel keuchend zu Boden. Es dauerte einige Sekunden, bis er sich wieder bewegen konnte. Ihm war speiübel, er hatte wirklich was abgekriegt. Er schaute auf. >>Was... was habt ihr...?<< Flüsterte er, als er sah, wie die Mädchen mit furchtbar geschockten Mienen direkt an ihm vorbeistarrten. Mit allem Kraftaufwand setzte er sich auf, sich immer noch den Magen haltend und schaute nun in die selbe Richtung - und seine Pupillen verkleinerten sich wieder dramatisch... >>Das... das muss Teil... seiner Illusionstechnik sein...!<< Rief er aus und starrte auf die Stelle, an dem der Gegner hätte stehen müssen; stellte aber erschrocken fest, dass er verschwunden war. >>Feigling.<< >>Lorrenor...!<< Sagte Shabon und ihre Augen glänzten unnormal. >>Ich spüre es bis hier...! Das ist keine Illusion...!<< >>Aber es muss eine sein, Shabon...<< Die Drei schauten mit gemischten Gefühlen rauf zur jetzt nicht mehr dunklen Silhouette des Zielturmes... er stand lichterloh in Flammen. Der dunkle Nachthimmel hatte sich vielfach erhellt, rote Funken stoben und schwarzer, fast unsichtbarer Qualm stieg hoch in den Himmel. >>HEY!<< Rief eine bekannte Stimme laut. Lorrenor, Kurai und Shabon fuhren herum. Jerome stand in einem Dickicht. >>Sagt mal was macht ihr Verrückten hier noch? Flieht!<< Kurai sah zum Turm; er bog sich gefährlich in ihre Richtung. >>Ist das denn... keine Illusion?<< Fragte Shabon. Kapitel 42: ~Kleines Special des Autor - meine Pläne~ ----------------------------------------------------- Ja... Hi^^' Ich dachte mal, ich rede euch Leser mal persönlich an, und deshalb habe ich beschlossen, eine kleine "Einsicht" in meine Pläne zu geben, was noch alles kommt und kommen wird. Ich will auch nicht viel um den heißen Brei herumreden, deshalb komme ich gleich zur Sache: LbN ist jetzt ungefähr an der Mitte seiner Story, evtl. auch etwas weiter, ich hab das nie gezählt. Demnächst wird es ganz sicher noch ein Zusammentreffen von Zabuza und Kurai bzw. Shaku geben, da muss noch einiges geklärt werden. Des Weiteren ist der Endkampf bereits fertig geschrieben und wartet nur darauf, hochgeladen zu werden, was aber wohl noch etwas dauern wird... Immerhin muss ich ja auch zur Schule und dafür was machen, und leider wird es auch immer öfter das ich einfach keine Inspiration mehr habe <.<"... Egal, LbN wird fertig, dass hab ich grad wieder von Neuem beschlossen xD. Anhand der insgesamt 139 Kommis für meine Geschichte sehe ich, dass sie euch ganz gut zu gefallen scheint, was mich sehr freut^^, so macht es viel mehr Spaß zu schreiben, und ich werde demnächst auch ein neues Kapi hochladen, sobald dieses hier oben ist. Also, schreibt mir fleißig weiter Kommentare! ...Irgendetwas wollte ich noch sagen...? Achja, andere Pläne XD: Nuuuuuun, also, ich will zuerst einmal Let's become a Ninja! zuende schreiben, da gibt's nix. Danach sieht es wie folgt aus: "Itachis Schüler" wird zuende geschrieben. "Kakashi in der Neuzeit" ebenfalls^^ "Wie Wasser - zweiter Teil" auf Wunsch einiger Leser. Außerdem wird es noch eine weitere Geschichte von mir geben, die ich aber erst hochlade, wenn sie fertig ist. Es ist meine erste (!) Shonen Ai Story und es verlangt sehr viel Konzentration, soetwas zu schreiben XD Es geht um einen selbsterdachten Charakter von mir (Jerome, aber nicht der aus LbN) und Naruto. Weitere Infos folgen auf Wunsch^^'. Hm... Was kann ich noch sagen...? Jo ich schreibe hier nebenbei gerade LbN (<.<) und bin bei einer Stelle, die euch GANZ bestimmt gefallen wird xD *hehe* Lemon/Lime lässt grüßen *wink* XD Soooo, dass wars erstmal, wie gesagt bei weiteren Fragen einfach melden, ich wünsch euch viel Spaß bei dem nächsten Kapitel, dass ich hochlade. Frohes Schaffen! Vei-Chan Kapitel 43: Heißes Abenteuer! ----------------------------- [Hoi!!^^ Hier wieder ein neuer Teil, aber zuerst noch 'ne Info, die ich leider vergessen hab <.<" Nachdem LbN abgeschlossen ist, wird es noch einige Specials und Hintergrundinfos geben, zum Beispiel, wie LbN ursprünglich werden sollte^^! Viel Spaß jetzt^^] >>Illusion?<< Wiederholte Jerome fast belustigt. >>Nein, wie kommt ihr darauf?! Haut endlich ab, sonst rasselt euch das ganze Teil auf die Rübe! Ich verzieh mich jedenfalls, Salut!<< Mit diesen Worten verschwand er in einer bunten Silhouette. >>Wir müssen raus hier!<< Rief Lorrenor und wandte sich zu seinen Teamkameraden, als er wieder herumfuhr. Langsam, wie in Zeitlupe, bog sich der Turm nach allen Seiten, bevor ich in all seine Einzelteile zersplitterte. Das riesige Gebäude rasselte in einem brennenden Flammenregen auf den Wald und seine Bewohner nieder, entzündete Blätter, Bäume, Gras und Sträucher, und von überallher waren entsetzte Schreie und Schmerzensgebrüll zu vernehmen. Einzelne Felsbrocken wurden Meterweit in den Wald geschleudert. >>Weg!<< Zischte Lorrenor wieder, diesmal mit Nachdruck. >>Nein!<< Sträubte sich Kurai, >>...wir müssen die Verletzten rausholen!<< >>Bist du wahnsinnig?<< Keifte Lorrenor das erste Mal in seinem Leben beunruhigt, >>...das sollen die Prüfer machen, wir sind nicht stark genug dafür!<< >>DOCH!<< Rief Shabon plötzlich laut und eindringlich. >>Ich will auch... Wir müssen helfen! Lorrenor bitte, wir müssen helfen!<< Der Mann schaute auf den Boden. In seinen schwarzen Augen spiegelten sich die orangeroten Flammen... es war ein schöner Anblick, aber gleichzeitig war er beängstigend. >>Na gut.<< Sagte ich und senkte den Kopf noch tiefer, sodass seine Stirnfransen die Augen verdeckten. >>Wir teilen uns auf. Shabon, du nach rechts, Kurai, du nach links... Ich gehe geradeaus.<< Sagte er und vernahm ein doppeltes Nicken. >>Wir treffen uns draußen. Ich hoffe bei Gott, gesund.<< Und während er seinen Kopf hob, sekundenschnell, rief er laut und betont: >>Sharingan!<< und seine Augen färbten sich rot, die zwei schwarzen Flammen in seinen Augen rotierten entschlossen und so sprang er los. >>Viel Glück...!<< Shabon und Kurai sahen sich noch einmal an, nickten sich zu und rannten anschließend ebenfalls los. Lorrenor jagte durch den Wald. Hier und da sah er einpaar tote Schlangen und Vögel herumliegen, es war an vielen Stellen des Waldes sehr heiß, aber keine Spur von Menschen. Aber dann sah er jemanden auf dem Boden liegen. Er schien verletzt zu sein. Lorrenor kniete sich zu ihm hin und sah sich um. Er war wohl weit und breit der Einzige. >>Hey, du...! Alles in Ordnung?<< Fragte er und rüttelte leicht am Bewusstlosen, er lag auf dem Bauch, dass Gesicht zum Boden. Als er nicht reagierte, fühlte Sabaku seinen Puls: er lebte noch, also tatsächlich nur ohnmächtig. Lorrenor drehte ihn auf den Rücken. Er hatte braune Haare und ein ziemliches Mondgesicht, aber er kannte ihn nicht. >>Hey...<< Er regte sich, Lorrenor besah ihn näher. Am Kopf blutete er, scheinbar hatte ihn ein Trümmer getroffen. >>Was... ist... passiert...?<< Fragte er träge und schien Schmerzen zu haben. >>Halt dich an mir fest mein Freund, ich bring dich hier raus.<< Sagte Lorrenor ruhig und leise und legte sich den Arm des Fremden um den Hals. Dann stand er auf, hievte ihn mit hoch und trug ihn halb den Weg raus aus dem Wald. Kurai streifte herum. Es war unerträglich heiß und sie schwitzte stark, aber sie war sich sicher, dass hier noch jemand war, ein Gefühl sagte es ihr. >>Verdammt... Verdammt...<< Fluchte das Fuchsmädchen leise und sah sich weiter um. Dann fiel ihr Blick auf ein wahres Flammenmeer. Es schien keinen Weg hindurch zu geben. >>Hil...fe...! Hilfe...!<< War leise aber deutlich im Lodern der Flammen zu vernehmen. Kurai wurde hellhörig, war da doch noch jemand? >>Ist da jemand?<< Rief sie so deutlich wie möglich. >>Hilfe!<< Ertönte es wieder. >Mist, wie komm ich jetzt da rein?< Überlegte sie fieberhaft, während es um sie herum immer wärmer und stickiger wurde. Langsam aber sicher verlor sie die Geduld, wurde panisch und ihr Verstand vernebelte sich so nur umso mehr. Sie dachte an das Training mit Kakashi. Hatte es ihr denn gar nichts gebracht? Aber da fiel ihr etwas ein. Sie hatte diese Technik nur ein einziges Mal gesehen... Kakashi hatte sie sich gemerkt und versucht, ihr beizubringen, wie sie einzusetzen war... Aber hatte sie dies in so kurzer Zeit wirklich gerafft und kapiert? Sie waren doch unterbrochen worden... Hatte sie die Grundregel verstanden? Konnte sie die Fingerzeichen noch? >>Ich muss es versuchen!<< Langsam brachte sie ihre Finger in die richtige Position. Kurai formte verschiedene Figuren. Pferd, Tiger... Und wie ging es weiter...? Es fiel ihr wieder ein; weiter formte sie Fingerzeichen und konzentrierte sich. Hatte sie genug Chakra? Hatte sie überhaupt genug von ihrer Mutter, dem Wasserdämon, geerbt, um diese Technik benutzen zu können? >>Kunst des Wasserdrachendämons!<< Zuerst spritzten nur einpaar lausige Wassertropfen, aber dann formte sich in der Tat ein großer, starker Wasserstrahl, der nach und nach zu einem Drachen wurde, der sich brüllend um sie herum schlängelte. >>Zeig mir den Weg!<< Rief sie und das Wesen schlängelte sich um sie herum, bahnte sich mit Leichtigkeit einen Weg durch die Flammenmeer, und nach kurzer Zeit flog er hoch in den Himmel, drehte sich dort noch zwei Mal und löste sich auf. Eine riesige Wasserwelle schoss auf Kurai hinab und löschte das komplette Feuer der gesamten Umgebung. Da entdeckte sie unter einem Baum auch den, den sie gesucht hatte. >>Ich bin eingeklemmt...!<< Sagte er, ein blauäugiger, schwarzhaariger Junge mit einer langen Narbe an der Wange. >>Schon gut, ich helfe dir, bist du verletzt?<< Fragte Kurai, noch immer erstaunt über ihren eigenen Drachen. >>Ich glaube nicht...<< Mit ihren Schattendoppelgängern hob Kurai den Baum ein Stückchen an, warf ihn zur Seite und befreite den Ninja so aus seiner Qual. >>Danke...!<< Sagte ich und stand langsam auf, >>...es geht wieder... danke... vielen Dank!<< Kurai nickte und der Ninja verschwand. Sie sah sich noch etwas um, aber niemand schien mehr ihre Hilfe zu brauchen. Zufrieden machte sie sich auf den Weg zum Ausgang des Waldes. Auch Shabon hatte ein Brandopfer entdeckt, allerdings erwies es sich als alles Andere als einfach, den bewusstlosen hochzuhieven, denn er war sehr stämmig und wog bestimmt das Doppelte von Shabon. Inmitten der flammenden Hitze zog und zerrte Shabon an ihm, aber ihre Knie sackten ein und sie schaffte es einfach nicht, ihn anzuheben. >>Verflucht, erheb dich!<< Rief sie, aber es brachte natürlich nichts. Das Feuer kreiste sie langsam ein. >>Was soll ich machen...? Hilfe!<< Wieder zog und zerrte sie am Arm des Dicken, und diesmal schien er sich ein klein wenig bewegen zu lassen, aber es reichte nicht. Shabon lief rot an, sie gab ihre ganze Kraft ins Ziehen, aber es brachte nichts... Und plötzlich schien das Gewicht des Bewusstlosen nachzulassen. Überrascht schaute Uchika an den anderen Arm, und erblickte Kabuto, der diesen hochhielt und sie anlächelte. >>Ka...buto...?<< Dieser nickte. >>Ich konnte... einfach nicht fassen, dass ich dich wieder habe...<< Sagte er leise und Shabon senkte den Blick. >>Und jetzt komm. Raus hier.<< Meinte er zwinkert. Shabon sah ihn eine Weile an, und anschließend nickte sie entschlossen, gemeinsam trugen sie den Dicken nach draußen... ...wo heller Aufruhr herrschte. Anko rannte wie geistig verwirrt in der Gegend herum und begutachtete alle, die herausgekommen waren. Als Shabon und Kabuto herauskamen, sahen sie Kurai und Lorrenor bereits warten. Sie machten besorgte Gesichter. >>Da sind sie!<< Rief Shabon glücklich und vorsichtig ließ sie den Bewusstlosen auf den Boden sinken, San-Nin [Sannitäter] kamen herbei und legten ihn auf eine Trage, was sie vorher auch mit dem Ninja gemacht hatten, den Lorrenor gerettet hatte. >>Danke Kabuto...!<< Sagte Shabon und umarmte ihn kurzerhand. Er erwiderte dies flüchtig aber verschämt, und als sie wieder zu Lorrenor und Kurai ging, tat sie es noch mal bei ihnen. >>Ich bin so froh, dass wir es geschafft haben...!<< Flüsterte sie glücklich, und Lorrenor entzog sich schnellstens der Umarmung, räusperte sich. Zehn Minuten später stand Anko - ziemlich übermüdet aussehend - vor der Prüflingsgruppe. Viele Mittel- und Oberninja waren herbeigerufen worden und hatten mit viel Hin und Her das Feuer gelöscht, aber vom Wald war nicht mehr viel übrig. Kapitel 44: Die einzigen Chu-Nin des Jahrgangs... ------------------------------------------------- >>Ihr wisst...<< Sagte sie, zum ersten Mal irgendwie mitgenommen, >>...dass bei dieser Prüfung sowieso viele umgekommen sind. Die genaue Zahl kann und darf ich euch nicht verraten... Aber es war gut ein Viertel aller Prüflinge. Bei diesem Brand jedoch, und das ist so gut wie ein Wunder, sind nur drei Ninjas umgekommen, und zwar die, die sich im Turm befunden haben. Sicherlich ist dies ein großer Verlust, der mir auch äußerst leid tut, aber dennoch... es wären viel mehr Leute umgekommen, wenn dieses Wunder nicht geschehen wäre. Und das Wunder trägt den Namen dreier Ninjas. Kurai Zubasa, Lorrenor Sabaku und Shabon Uchika.<< Mit tosendem aber müdem Beifall wurden die Drei nach vorn geschickt, und als sie dort standen, übergaben sie Anko die Himmelsschriftrolle. >>Ihr habt es zwar nicht geschafft, die Erdenschriftrolle zu bekommen... Aber ihr habt drei Ninjas das Leben gerettet, und zudem dieses Abenteuer beinahe unbeschadet überstanden. Ganz Konoha ist stolz auf euch, und ernennt euch deshalb zum Chu-Nin.<< Wieder klatschten alle, scheinbar freuten sie sich wirklich für die Drei, und verdient hatten sie es auch. >>Anko-San...<< Begann Shabon etwas schüchtern, >>...Kabuto hat auch mitgeholfen, einen Ninja zu retten. Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft. Ich finde, er sollte auch...<< >>Yakushi, Kabuto?<< Fragte Anko nach, und nicht nur Shabon, sondern auch Lorrenor und Kurai nickten diesmal. >>Nun... Gut, Kabuto Yakushi, bitte zu mir...!<< Leicht rot im Gesicht stellte er sich neben Shabon und lächelte sie dankend an, was sie erwiderte. >>Nun, auch Yakushi Kabuto wird zum Chu-Nin ernannt...<< Sagte Anko und wieder wurde geklatscht und gefeiert. >>Herzlichen Glückwunsch ihr vier, ihr habt die Prüfung bestanden.<< Kurai, Lorrenor, Shabon und Kabuto schauten sich um, und sahen, dass alle, die sie kannten, glücklicherweise nur leicht verletzt oder gar unbeschadet aus dem Wald gekommen waren. Sogar Jerome klatschte Erfolg. >>Ihr habt eine Menge riskiert.<< Meinte Kakashi nachdenklich zwei Stunden später, als er, Kurai, Lorrenor und Shabon in seinem Haus am Tisch bei einer Tasse Tee saßen. >>Aber wir haben es geschafft.<< Verteidigte sich Shabon. >>Und Kurai hat einen perfekten Wasserdrachendämon hinbekommen.<< Grinste Lorrenor und sah zu Kurai, welche schlagartig errötete wie eine Signalleuchte. >>Ihr... habt ihn gesehen?<< Fragte sie. >>Natürlich.<< Antwortete Shabon, >>...er hat mir den Weg nach draußen gezeigt, ich bin ihm einfach gefolgt.<< >>Du hast es geschafft?<< Mischte sich Kakashi ein und dir drei Chu-Nin nickten. >>Super, Kurai! Ich wusste, du kriegst es früher oder später hin.<< >>Naja...<< Eine Weile saßen sie noch da, sprachen über die harten Prüfungen, die sie hatten bestehen müssen, und Lorrenor kassierte allerhand Lobe, weil er ganz allein eine Riesenschlange getötet hatte, und das nur mithilfe von einpaar Shurikens. Bald aber verabschiedeten sich Lorrenor und Shabon von Kakashi und Kurai, denn es war spät geworden, und nach solchen Tage brauchte man vor allem Erholung. >>Puh... Endlich raus aus diesem Wald.<< Grummelte Kurai und beschloss, erst einmal zu duschen, bevor noch irgendetwas anderes passieren würde. Kurai drehte die Brause auf und ließ das warme Wasser über ihren Rücken fließen. Es war angenehm, endlich wieder duschen zu können, und so verbrachte das Fuchsmädchen eine ziemlich lange Zeit unter dem Wasserstrahl, dachte über die Chu-Nin Prüfung nach, und da fiel ihr der Traum wieder ein, den sie kurz vor dem Betreten des Waldes gehabt hatte. Hatte Kyubi das mit >Gefahr< gemeint? Hatte es gespürt, dass etwas passieren wird? Wie hatte sich das Feuer überhaupt entzünden können? Kurai seufzte leise und stellte die Dusche wieder ab. Sie trocknete sich ab und kam in T-Shirt und Shorts wieder aus dem Badezimmer, und als sie ins Schlafzimmer kam, bemerkte sie, dass Kakashi bereits im Bett lag. Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und schaute an die Decke. Als Kurai sich ans Bett setzte, wandte er den Blick zu ihr. >>Da bist du ja...<< Sagte er leise. >>Ich hab noch geduscht.<< Entgegnete das Fuchsmädchen, rubbelte sich mit dem Handtuch einmal kräftig über die Haare und warf es dann auf einen Stuhl. Nachdem Kurai sich die Haare durchgekämmt und geflochten hatte, legte sie sich nun auch ins Bett und kuschelte sich an Kakashi, welcher sich leicht drehte und sie in den Arm nahm. >>Ich hab dich vermisst...<< Gerührt, dass Kakashi etwas derartiges zugab, drängte sich Kurai nur noch mehr an ihn und entgegnete nach kurzer Zeit: >>Ich dich auch... und wie. Es war hart ohne dich in diesem Wald zu überleben...<< Sanft berührten seine Hände ihre Schläfe und strichen einpaar kleine Haarsträhnen weg, Kurai genoss dies und erwiederte es mit einem zarten aber innigen Kuss. Kakashi stieg darauf ein, und so vergingen einige lange Minuten eines liebevollen und romantischen Kusses, welchen keiner der beiden beenden wollte. Dies passierte natürlich trotzdem irgendwann, da Kakashi und Kurai keine Luft mehr bekamen. Sie sahen sich nur tief in die Augen - welch lange Zeit fünf Tage doch sein können. Und bald legte sich Kakashi vorsichtig über Kurai, küsste sie weiter, während seine Hände behutsam und fast zaghaft unter ihr T-Shirt fuhren, die weiche Haut streichelten und Kurai schließlich das Oberteil abstreiften. Einen kurzen Augenblick lang schien diese zu zögern, aber dann legte sie die Arme um ihren Kakashi und genoss es, wie er ihren Hals bis zum Schlüsselbein und auch weiter runter küsste. Der Mut schien endlich aufgebracht, die Grenze überwunden... Kakashi warf sein Oberteil ab und ließ es vor das Bett auf Kurais fallen. Er küsste sie weiter, liebkoste ihre Brüste und umkreiste mit der Zunge ihren Bauchnabel. Kurai spürte, dass sie das sichtlich erregte, und dieses Gefühl, was sie ja sonst nicht kannte, war schön und doch furchtbar zugleich. Das Fuchsmädchen hatte kurz Angst, es müsse laut schreien, aber dies verschluckte es sofort, als es einen kühlen Luftzug im Lendenbereich spürte, der bewieß, dass es nun auch seine Shorts losgeworden war. Ein leichter Rotschimmer bahnte sich einen Weg über ihre Nase, und sie sah ihn ein wenig kindlich an. >>Du bist... wunderschön...<< Hauchte Kakashi allerdings nur und küsste sie innig auf den Mund, und seine Hände strichen zärtlich an ihrem Po und ihren Lenden entlang bis zu den Knien und zurück. Kurai wurde immer heißer zumute, als würde das ganze Zimmer in glühenden Flammen stehen, und in diesem einen Moment war ihr alles egal - es gab nur Kakashi... Ihre Hände machten sich fast selbstständig, fuhren über Kakashis Rücken bis zum Stietz, und in einer geschickten Bewegung zog sie ihm seine Shorts herunter, bis er sich von selbst herauswand und ihr wieder sanft über den Rücken strich. Diese hitzige Erregung in den beiden ließ ihnen die Nackenhaare zuberge stehen. Niemand wollte etwas falsch machen, aber die Nervosität war verschwunden, denn sie wussten, voreinander brauchten die beiden keine Hemmungen zu haben - in dieser Nacht verstand jeder jeden so gut wie nie zuvor... und für beide war diese innige Zärtlichkeit ein neues, unbeschreibliches Erlebnis außerhalb der Ninjawelt... ...Eine Wolke zog langsam über Kakashis Haus hinweg. Kurz verdeckte sie den Mond und warf einen Schatten an die Wände. Kakashi war wach. Er konnte einfach nicht einschlafen. Er lag mit ihr in seinem Bett, nur mit einer Shorts bekleidet und sehr nachdenklich. Heiß hauchte Kurais Atem auf sein Schulterblatt. Er spürte es genau und eine leichte Gänsehaut fuhr ihm über den Rücken. Dieses Mädchen... Kakashi liebte sie wirklich, dass hatte er nun bewiesen. >Was habe ich getan...< Hallte es immer wieder im Kopf des Mannes. Ja, er hatte es getan. Und sie hatte mitgemacht... Beide waren Schuld, dass es so gekommen war. Dennoch erschien die Erinnerungen an das Geschehende so wunderschön für Hatake... wenn doch so falsch... >Der Hokage wird uns bestrafen... Aber wieso soll ich mein Leben nach ihm richten...?< Kakashi spürte Kurais Hand auf seiner Seite. Sie war so warm und weich... Leicht zog diese nun. Kakashi verstand sofort und drehte sich langsam um. Kurai hatte die Augen geschlossen. Ihre Lider zuckten leicht, sie schlief, träumte, atmete ruhig, und schien doch glücklich. Sie rutschte näher an Kakashi und legte ihren Arm um seine Taille. Der Mann spürte Kurais Stirn an seiner Brust ruhen und legte die Arme um sie. >Was solls... Ich habe getan, was ich getan habe. Und ich bereue es nicht... Nein... Ich werde es vor dem Hokage vertreten.< Beschloss er nun und fuhr mit seinem Finger sachte an Kurais Rücken entlang. Ihr enges T-Shirt betonte ihren schönen Körper, fand Kakashi. Sie war schlank, sportlich und wirkte erfahren. Und er war es, den sie liebte. Er ganz allein. Kakashi schloss fest die Augen. Er wollte heute nichtmehr daran denken, was morgen geschehen würde. Er wollte einfach bloß schlafen und Kurais Nähe genießen. Diese Gedanken wogen ihn langsam in den Schlaf... Als Kurai bereits wach war, zeigte sie dies nicht. Fest umarmte sie ihren Kakashi und wollte ihn niewieder loslassen. Kurai erinnerte sich an die Zeit, in der sie bei dem Hokage gelebt hatte. Meister Iruka war oft zu ihr gekommen, um mit ihr zu spielen oder sich um sie zu kümmern. Das Mädchen war auch nachts, als Iruka bei ihr übernachtet hatte, mal in sein Bett gekrochen und er hatte sie in den Arm genommen... Dennoch... Nochnie hatte sie wirkliche Geborgenheit gespürt. Sie kannte dieses Gefühl nicht. Und jetzt... ganz plötzlich... war es da. Einfach da... Niemand konnte ihr etwas anhaben. Nicht wenn Kakashi da war. Er würde sie immer beschützen... Am nächsten Morgen war komischerweise sogar der verschlafene Kakashi etwas zu früh dran, was Shabon und Lorrenor erschrocken feststellten. Kurai wunderte sich, denn ihr Freund war am Frühstückstisch äußerst ruhig gewesen, hatte keinen Ton gesagt und sowieso irgendwie hektisch gewesen. An der Nacht hatte es sicherlich nicht gelegen... Oder etwa... doch...?! Kapitel 45: Das Attentat ------------------------ >>Da seid ihr ja schon...<< Stellte der Hokage mit bleicher Mimik fest und bat alle, sich in seinem Büro zu setzen. Kurai schluckte. Setzen? Ganz neue Seiten...! Lorrenor und Shabon sahen sich fragend an, dann zu Kurai, die nur hilflos mit den Schultern zuckte. >>Nun...<< Meinte der Hokage, als er sah, wie sich Kakashi mit so steifer Bewegung hinsetzte, als hätte er Hämoriden. >>...Ist irgendetwas passiert, Hokage-Sama?<< Fragte Kurai und schluckte. Hatten sie gestern vielleicht doch einen Fehler begangen...? Der Hokage räusperte sich. >>Ihr habt heute euren ersten Dienst als Mittelninja.<< Kakashi Herz schlug etwas langsamer... >>...Das heißt, ihr seid bereit für C und B Stufen-Aufträge...?<< >>Jawohl, Hokage-Sama!<< Sagten die drei Mittelninja wie aus einem Munde. >>...Nun gut... Ihr habt den Auftrag, einen Dieb zu töten, der ein Ehepaar bei einem Raub letzte Nacht umgebracht hat... Wir wollen ja klein anfangen.<< >>Kein Problem.<< Sagte Shabon selbstbewusst und zuckte die Schultern. >>Aber das ist noch nicht alles, was ich euch zu sagen habe...<< Kakashis Herz pulsierte wieder wie ein Presslufthammer. >>...Ihr müsst wissen, dass ihr ab Chu-Nin Rang auf euch allein gestellt seid...<< Meinte Hokage mit einem strengen Blick auf Kakashi, >>...Euer Meister ist von nun an nichtmehr euer Führer. Er wird wieder neue Schüler von der Ninjaakademie bekommen.<< Die Nachricht traf alle vier wie ein Blitz. Kakashi hatte sich so von seiner kleinen, verbotenen Tat ablenken lassen, dass ihm dies komplett entfallen war. >>Was?! Aber...!<< Stieß Kurai aus und hielt dann inne, ihre Worte währen schreiend herausgekommen, was sie vermied. Hokage nickte nur. >>Ja...<< Sagte Kakashi heiser und nickte schwach. Lorrenor wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als Hatake ihn abermals unterbrach. >>...Es ist nunmal so...<< Kurai wusste nicht, ob sie lachen oder weinen wollte, und sie dachte über die Gegebenheiten nach. Einerseits war es gut, wenn Kakashi sie verließe, denn dann könnte sie ihn ungestört lieben und er sie, ohne das eine Straftat begangen wurde... Aber... Eine neue Truppe... Das würde heißen... Aufträge und Training den ganzen Tag! Er würde so oft bei ihnen sein wie er Kurai, Shabon und Lorrenor auch immer unterstützt hatte, und das oft rund um die Uhr! >>Aber...<< Sagte Kurai wieder, >>...das... das geht doch nicht...<< Shabon sah eine kurze Minute lang schweigend und irgendwie mitleidig Kurai, bis sie irgendwann plötzlich aufstand, mit einer Mimik gemischt aus Wut und Entschlossenheit, und den Hokage ansah. >>Wie können sie sowas auch denken...?!<< Fragte sie angesäuert. >>Was meinst du damit, Shabon...?<< Entgegnete der Hokage ruhig und faltete die Hände ineinander. >>Na uns Kakashi-Sensei wegzunehmen! Wir hatten es mit den schlimmsten Feinden zutun, die uns wieder überraschen könnten!<< >>Ihr habt bewiesen, dass ihr auch ohne ihn zurechtkommt.<< >>Nein!<< Zischte Shabon und jetzt standen auch Lorrenor und Kurai auf. >>Niemand von uns, nichtmal wir drei zusammen sind so stark, wie wir mit unserem Sensei sein würden.<< Meinte Lorrenor. >>Shaku verfolgt uns!<< Sagte Kurai laut, >>...Was ist, wenn er uns wiederfindet?! Ohne Kakashi sind wir doch ein gefundenes Fressen für ihn...!<< Sie bemerkte, dass sie das >Sensei< weggelassen hatte... Aber es war zu spät und derzeit auch egal... >>Wir brauchen seinen Schutz und seine Hilfe, denn wir kennen uns in der Welt nicht aus!<< Setzte Shabon noch drauf. Der Hokage fixierte jeden einzelnen, ohne auf die geringste Schwäche im Blick zu treffen. Kakashi sah einfach nur so aus, als stünde ihm gerade ein Pandabär gegenüber, der auffallen aussah wie Shaku. >>Und was meint ihr, kann man dagegen tun...?<< Fragte der Hokage und lächelte nun, was man hinter seinen Händen allerdings nicht sehen konnte. >>...Lassen sie uns Kakashi-Sensei, bitte Hokage-Sama...!<< Sagte Kurai in fast flehendem Ton... und darauf verging eine Zeit der Stille... Eine schier endlose Stille... >>Nun...<< Sagte der Hokage dann... >>...Meinetwegen... Behaltet euren Sensei und geht jetzt zum Dienst.<< >>Danke Hokage-Sama!<< Riefen alle vier Ninjas im Chor, und der ein- oder andere wäre ihm sicher um den Hals gefallen, wenn nicht glücklicherweise der Schreibtisch dort gestanden hätte. Kurai, Lorrenor und Shabon gingen hinaus, und als Kakashi die Tür verlassen wollte und sich nocheinmal leicht verbeugte, sagte der Dritte plötzlich: >>Du spielst mit dem Feuer, Kakashi.<< Seine Stimme klang rau, >>...Trotzdem meinen Glückwunsch.<< Geschockt und verdutzt zugleich nickte Kakashi nur und machte schnell, dass er aus dem Haus kam. Während er eilig den Flur entlanglief, dachte er über Hokages Worte nach. Glückwunsch...? Aber wofür? Der Hokage war ja dafür bekannt, dass er Dinge, die noch weit in der Zukunft liegen, bereits schon vorher kenne, aber das war trotzdem mehr als merkwürdig... >>Kakashi-Sensei!<< Sagte Shabon gut gelaunt. >>Wo soll der Dieb nun sein?<< Kakashi überlegte einige Sekunden, bis es ihm endlich wieder einfiel. Sein Hirn war durch das Geschehene so vernebelt, dass es ihm erst nach längerem Überlegen wieder einfiel. >>...Im Wald. Lasst uns gehen und ihn suchen.<< Die drei Chu-Nin nickten und machten sich also auf den Weg in den Wald, nicht wissend, dass sie dort viel mehr erwartete als ein harmloser Dieb... ...und gestohlen sollte auch werden... >>Schön hier!<< Meinte Shabon und sah sich im lichten Wald um. Es roch nach frischem Gras und war sowieso ein recht warmer Tag, und es machte Spaß, im Wald herumzulaufen. >>Vergesst nicht, wozu wir hier sind.<< Sagte Kakashi, >>...wir müssen diesen Typen finden. Wir trennen, benutzt eure Pfeifen.<< Fügte er hinzu. Pfeifen - das waren kleine, an einem Band befestigte Holztrillerpfeifen, die zum Signalgeben sehr nützlich waren. Lorrenor, Kurai und Shabon trugen sie immer in ihren Taschen mit sich herum, aber jetzt holten sie sie raus und banden sie sich um den Hals. >>Viel Glück.<< Sagte Kakashi und ging im Wald seiner Wege, und auch die drei Chu-Nin teilten sich auf, um jeder in einem anderen Gebiet zu suchen. Shabon untersuchte das Dickicht im Süden, Lorrenor das Waldstück im Westen, Kurai die Baumkronen im Osten und Kakashi den Boden im Norden. Irgendwo musste der Dieb ja sein. >>...Hehehe...<< Machte eine schwarze Gestalt, die die Ninjas die ganze Zeit beobachtet hatte. >>...Das wird ein Kinderspiel...<< >>Freu dich nicht zu früh.<< Bemerkte ein weiterer Ninja in schwarz, >>...die sind stark. Wir müssen den Überraschungsmoment nutzen.<< >>Hmm...<< Machte Kurai und sah sich um. Irgendwie hatte sie ein schlechtes Gefühl, was diesen Auftrag betraf, und bald sollte sich auch herausstellen, dass sie recht hatte. Mit einer Hand spielte sie an der Pfeife herum, mit der anderen war sie jederzeit bereit, ihr Schwert zu zücken. >>Jetzt!<< Zischte der Ninja im Gebüsch, denn er und sein Partner waren ihr gefolgt. >>...Nein, noch nicht!<< Kurai achtete nicht auf ihren Weg. Sie war so in die Gedanken an letzte Nacht vertieft, dass sie im Geist völlig abwesen war, was ihr zum Verhängnis werden sollte. >>...Warte mal... Sie zeigt Blösse!<< >>Nutzen wir sie aus, schnell!<< Die schwarzen Gestalten verschwanden auf der Stelle, und ein Kunai zischte laut auf Kurai zu. Sie schreckte durch Kyubi im rechten Moment auf und sprang in die Luft, passe aber nicht auf, wohin. Und da war bereits einer der Ninja hinter ihr, schlang den Arm fest um ihre Hüfte und hielt sie so fest. >>Was...?<< Keuchte Kurai und der Typ landete mit ihr. >>Wir haben sie.<< Freute sich der zweite Ninja, welcher nun angelaufen kam und scheinbar das Kunai geschmissen hatte. >>Na wartet!<< Schimpfte Kurai und trat aus, was aber nicht sehr viel brachte, deshalb riss sie sich die Pfeife vom Hals und pfiff einen schrillen Laut hinein, der durch den Wald hallte aber je abbrach, als Kurai eine geknallt bekam, denn die Pfeife flog ihr aus den Händen blieb am boden liegen. Das Fuchsmädchen spuckte Blut, denn ihre Lippe war etwas aufgeplatzt, und sie funkelte die Ninjas wütend an. >>...Was wollt ihr von mir?!<< >>...Dich!<< Antwortete einer, und bevor Kurai etwas sagen, ja Kyubi sich einmischen konnte, drückte man ihr ein nasses Tuch auf den Mund. Zuerst dachte sie, es wäre nur Wasser, aber merkwürdige Dämpfe zogen ihr in die Nase und benebelten ihren Kopf. Sie spürte ihre Umgebung nichtmehr und wie die Kraft aus ihrem Knochen wich. Kurz darauf ließ sie sich bewusstlos in den Armen ihres Peinigers hängen. Betäubungskraut. >>Habt ihr das gehört?<< Zischte Lorrenor, als er Shabon und auch Kakashi gefunden hatte. >>Kurai hat gepfiffen, vielleicht hat sie den Ninja!<< >>Der Ton klang panisch und ist plötzlich abgebrochen.<< Bemerkt Kakashi, >>...ich mache mir Sorgen. Wir sollten schnell in die Richtung.<< Gesagt, getan. Die drei Ninja sprangen über die Baumkronen und folgten ihrem Instinkt, denn das Echo des Pfiffes schien noch immer wie ein unsichtbarer aber tonnenschwerer Schleier über dem Wald zu hängen... ...doch als sie ankamen, mussten sie feststellen, dass Kurai nichtmehr da war... Nur einpaar Kampfspuren, das Kunai und die Holzpfeife waren sichtbar. Kapitel 46: Erinnerungen ------------------------ Kurai erwachte langsam. Ihre Lebensgeister hatten sich dazu erbarmt, zu ihr zurückzukehren, aber dennoch dröhnte ihr Kopf und Kyubis Stimme drang nur schwach zu ihr durch. Das Fuchsmädchen hörte alles wie durch Watte und spürte diese bleiernde Müdigkeit in sich. >>...Hmh...<< Schwer hob Kurai eine Hand und fasste sich an den Kopf, setzte sich langsam auf. Neben ihr war eine kalte Steinwand, an der sie sich abstützte. >>Wo bin ich... Kyubi...<< >Sieh dich doch um... Du bist in einer Art Kerker. Mach die Augen auf, Kurai!< >>Ich bin müde... Ich kann nicht...<< >Mach die Augen auf! LOS!< Finstere Dunkelheit umschloss Kurai, auch nachdem sie die Augen geöffnet hatte. Tatsächlich erkannte sie nach einer Weile, dass sie sich in einer Art Zelle befand. Gitterstäbe zeigten den bewölkten Himmel draußen, der auch nicht sehr viel Licht spendete. War es Tag oder Nacht? Und wo war sie? Was war überhaupt passiert? >>Hahaha...<< Lachte eine tiefe Stimme dumpf. Kurai fuhr auf der Holzpritsche zusammen, auf der sie saß und sah in die Mitte der Zelle, wo nun eine finstere Gestalt zu erkennen war. Kurais Sinne mussten wegen des Äthers, mit dem sie betäubt worden war, so mitgenommen sein, dass sie noch nichteinmal diesen Menschen hatte spüren können. >>Du sprichst mit deinem Fuchs... Du hörst auf deinen Fuchs... Du liebst deinen Fuchs... Dabei solltest du ihn verabscheuen... Er hat dir alles eingebrockt... Auch dieses hier...<< Kurai musste nicht überlegen. Sie hatte an seiner Stimme und an seinen Worten erkannt, wer es war. >>Shaku, du Mistkerl... Was willst du von mir...?!<< >>Willst du das wirklich wissen?<< Fragte er mit Hohn in der Stimme und trat nun näher zu Kurai. Durch das fahle Licht, welches durch das Fenster fiel, konnte man seinen dämonischen Gesichsausdruck erkennen. >>...Ich kann es mir schon denken... Du kriegst Kyubi nicht.<< >>Wie kommst du darauf, dass ich deinen Fuchs will?<< Fragte ich und grinste nun auf abscheuliche Art und Weise. >>...Ich wollte mein Leben lang nichts anderes als Kyubi. Dein Vater wollte ihn mir nicht geben... Deshalb musste ich ihn elemenieren. Aber kurz bevor er verreckt ist, dieser Dreckskerl, hat er den Fuchs in dir gebannt. Einfach so, über hunderte Kilometer, hat er diesen Dämon zu seiner Tochter geschickt, die bereits die Grundlage für eine solche Chakra aufgewiesen hat! DU warst auserwählt, Kyubi zu bekommen und nicht dein Bruder!<< Shaku wurde bei Abschluss des Satzes immer lauter und wütender. Kurai sprang auf, ballte die Fäuste und schlug nach ihm, aber Shaku fing ihre Faust einfach ab und hielt sie fest, drückte sie an die Steinwand... >>...Mein Leben lang habe ich ich gejagt, Fuchs...<< Sagte er leise und verächtlich, >>...aber was soll ich mit ihm...? Er wird mir nie gehorchen... Der Wille eines Dämonen ist nicht zu brechen... Aber vielleicht deiner...<< >>...Was... Was soll das heißen?<< Fragte Kurai und schluckte nun; Shaku kam ihr gefährlich nahe. >>...Ich will nichtmehr den Fuchs...<< >>...Sondern...?<< >>...Ich will dich.<< >>NEIN!<< Kurai schlug mit der anderen Faust nach Shaku, aber dieser reagierte blitzschnell, wehrte ihre Hand ab und knallte ihr eine, sodass ihr Hinterkopf gegen die Wand knallte. Gleichzeitig zerschellte ein kleines Fläschen, welches scheinbar aus Shakus benutzter Hand geglitten war, auf dem Boden und ein leicht beißender Geruch wurde freigesetzt. Jetzt verstand Kurai auch, wieso ihre Augen tränten, ihre Nase biss und sie noch immer so müde war; Shaku hatte sie mithilfe dieser Flüssigkeit geweckt. >>Wieso tust du das alles...<< Fragte Kurai und sah ihn an. Ihre Augen leuchteten durch die Tränen, die ihr dieser Geruch in die Augen trieb und machten einen besiegten Eindruck. >>Wieso... Bloß um deinen Größenwahn auszuleben...? Um immer mehr Macht zu erhalten?!<< >>Du würdest meine Beweggründe niemals verstehen... Viel zu geblendet bist du von 'Freundschaft' und 'Liebe'.<< Sprach er, >>...Macht... unendliche Macht... Es gibt nichts, was ein Ninja sich mehr wünscht als Macht... Denn Macht ist der Schlüssel zu allem. Mein ganzes Leben wollte ich diesen Dämon. Diesen Dämon, der über Generationen weitergegeben wurde wie ein Spielzeug. Wie ein Haustier. Wie ein Instrument. Ihr hattet immer Macht. Immer. Aber meine Familie musste leiden. Furchtbar leiden. Weil sie keine Macht hatte. Allein deshalb... DESHALB WILL ICH MACHT!<< Brüllte er und Kurai erschrak furchtbar, >>...KYUBI! GIB MIR DEN FUCHS!<< Wieder holte er aus, seine Finger gespreizt und bereit, zuzuschlagen. Kurai wehrte sich noch einpaar Mal verzweifelt gegen seinen Schraubstockgriff, aber es brachte und nützte nichts. Zu schwach und zu müde war sie von den Erlebnissen. Aber Shakus Hand schlug nicht auf. Sekunden vergingen. Fast stundenartige Zeit. Aber Shaku schlug nicht zu. Langsam öffnete Kurai ein Auge. Shaku schien überrascht und linste nach hinten. Kurai sah eine noch größere Gestalt hinter der Shakus. Dumpf lachte diese... >>...Deine Spiele sind langweilig. Egal was du tust, an mir kommst du nicht vorbei.<< Sagte sie und schubste Shakus Hand unsanft weg. >>Verrecke.<< Mit diesen Worten schrie Shaku auf und Blut spritzte; scheinbar wurde ihm ein Kunai in den Rücken gerammt - und ehe Kurai überhaupt durchdenken konnte, was geschehen war, wurde sie von der Person gepackt und nach draußen gezogen. Ein großes Labyrinth baute sich vor ihr und Zabuza auf. Dieser schloss die Tür und verriegelte sie. >>So... Jetzt ist erstmal Ruhe.<< >>Za... Zabuza...?<< Fragte Kurai und sah ihn etwas benebelt an. >>...Kipp jetzt nicht um, wir müssen hier weg. Ich erklär dir später, was du wissen willst, aber jetzt sollten wir erstmal abhauen.<< Kurai nickte und folgte ihrem Bruder, der nun lossprintete und irgendeinen Gang im Labyrinth einbog. Er würde den richtigen Weg schon finden, immerhin war er ja hergekommen. Einpaar Minuten, vielleicht fünf oder zehn, liefen sie geschwind und stumm nebeneinander her und sprachen kein Wort. Wie gern wäre Kurai losgesprudelt, hätte ihm gedankt, ihn so viel gefragt... Aber irgendwie traute sie sich nicht. >>...Mist...<< Zabuza sah sich um. Eine Gabelung von links und rechts schien ihm zu schaffen zu machen. >>...<< >>Wo sollen wir lang?<< >>...Links.<< Sagte er und sie gingen nach links. Wieder gabelten sich die Wege - Zabuza stapfte stumm in eine Richtung. Irgendwo würden sie schon ankommen. >>...Zabuza...<< Begann Kurai und sah zu ihm hoch - sie ging ihm ungefähr bis zur Nase. >>...Hmh...<< >>...Danke, dass du mir geholfen hast. Ich weiß nicht, was Shaku sonst noch geta...-<< >>Kein Problem. Meine Schwester lasse ich sicher nicht bei diesem Irren. Er ist total durchgeknallt... Schade, dass ich ihn im Rücken und nicht in der Brust erwischt habe...<< Kurai wurde auf ein Licht aufmerksam und wandte ihren Blick nach vorn. Ein Ausgang schimmerte im strahlenden Licht der Sonne wie der Himmel auf Erden. >>Wir sind draußen! Wir haben es geschafft!<< Freute sich das Fuchsmädchen. >>...Freu dich nicht zun früh.<< Sagte Zabuza, schien aber ebenfalls erleichtert über die frische Luft, >>...Wir sind in Kirigakure. Wir müssen noch nach Konoha zurück...<< >>So weit hat der mich wegschleppen lassen?! Idiot...!<< Sie striffen also durch die Stadt Kirigakures, immer mit merkwürdigen Blicken im Rücken, was sie aber herzlich wenig störte. >>Zabuza... Wieso heißt du Momochi mit Nachnamen und nicht Zubasa?<< >>...Momochi war der Mädchenname unserer Mutter. Unsere Eltern müssen geheiratet haben, nachdem Shaku mich mitgenommen hat. Deshalb hat sich mein Name nie geändert... ...Außerdem klingt es scheiße.<< Kurai grinste matt. >>Du hast schon damals dein Leben für mich riskiert... Dafür danke ich dir. Sonst wäre Kyubi vielleicht Shaku in die Hände gefallen...<< >>Vielleicht.<< Antwortete er, >>...Aber ich habe dich nur beschützt, weil ich es wollte. Nicht für Kyubi. Damals war mir Kyubi egal. Ich wollte ihn erst später haben - aufgehetzt von Shaku. Aber auch da gab es einpaar Dinge, die ich nicht verstehe.<< >>Kannst du mir erklären, was genau passiert ist? Ich habe es von jedem anders gehört... Und ich glaube, du bist derjenige, der mir alles so sagen kann, wie es tatsächlich war.<< >>Wad gibt es da viel zu erklären... Ich bin nicht der Mensch, der alte Geschichten aufwärmt.<< >>Bitte Zabuza...!<< >>... Ich weiß es noch genau. Es war ein klarer und warmer Abend.<< Begann er nun endlich und Kurai spitzte die Ohren. >>...Vater kam rein und meinte fröhlich, dass es ein Mädchen sei. Ich war enttäuscht... hatte lieber einen Bruder gewollt, aber im Endeffekt war es auch egal. Ich habe mich um dich gekümmert so gut es ging, mit dir gespielt und auf dich aufgepasst. Ich war damals anders als jetzt, musst du wissen. Ich habe schon immer gespürt, dass du für Vater etwas besonderes warst. Nicht im Menschensinne, sonderm im Sinne der Macht und der Chakra. Ich kam mehr nach unserer Mutter - genau das ist auch der Grund, wieso du Kyubi hast und nicht ich. Aber das macht mir nichts aus... Unsere Mutter war nämlich ein Kiridämon und sehr verbunden mit dem Wasser... Das hast du sicher schon bei dir gemerkt, denn du hast auch einpaar dieser Eigenschaften. Aber den Großteil ihrer Macht und der Umgang mit dem Wasser wurde mir zuteil.<< Kurai dachte einige Zeit über seine Worte nach. Das stimmte tatsächlich... >>Erzähl mir von dem Tag, an dem Shaku gekommen ist.<< Sagte sie dann. >>...Ich war noch ein Kind. Du gerade geboren, vielleicht 2-3 Monate alt. Wir waren allein. Und dann standen sie da. Meinten, sie wollen Kurai. Ich habe gegen sie gekämpft. Wollte dich beschützen. Bis sie mich niedergeschlagen haben, aber ich war nicht K.O. Sie haben einen Sack oder sowas ähnliches nach dir geworfen, aber ich bin davorgesprungen und sie haben mich erwischt. Dann kam Vater plötzlich rein und so sind die Ninjas schnell zu Shaku abgehauen. SIe haben nicht bemerkt, dass sie mich statt dich erwischt haben.<< >>Aber wieso bist du nicht abgehauen?<< >>Shaku hat mich ausgebildet. Und er hat mir erzählt, dass Vater mich absichtlich nicht holt... weil er mich loswerden wollte. Und ich Idiot habe ihm nach dem zehnten Mal geglaubt. Wie habe ich mich mit 17 dafür gehasst. Aber es ist eben so. So konnte ich Kiri-Attentäter werden und meine Wasserkünste voll ausbilden.<< Kurai nickte. Shaku hatte ihn also beeinflusst. >>Wieso...<< Fragte sie leise, >>...wieso wolltest du mich erst töten und dann wieder nichtmehr?<< >>Ich habe gedacht, du bist genauso geworden wie er. Und von ihm hatte ich ja ein schlechtes Bild. Außerdem habe ich dich Anfangs auch nicht erkannt. Shaku hat mir nicht erzählt, dass du Kyubi hast. Aber spätestens da, als Kyubi mich angebrüllt hat, wusste ich, dass Vater tot ist und du meine Schwester bist. Und ab da habe ich Shaku gehasst, denn er hat mich mein Leben lang belogen und für seine Zwecke missbraucht. Irgendwann wird er durch meine Hand sterben... Das werde ich jedenfalls versuchen.<< Er schien mitgenommen. Es war wohl nicht so leicht für ihn, sich an all diese Dinge zu erinnern... Und nachdem Shaku seinen Freund Haku einfach getötet hatte, ohne mit der Wimper zu zucken, hasste er ihn wohl nochmehr... Es war verständlich, dass er wollte, dass Shaku stirbt. >>Ich werde versuchen dir zu helfen, Zabuza. Aber ich kann wahrscheinlich nicht viel tun.<< Er nickte stumm. Er war ihr ähnlich, wenn er nickte und wenn er so entschlossen schaute. Zabuza war ihr Bruder... Da gab es nichts zu leugnen. Irgendetwas störte sie aber. Die Augen... Er hatte so schwarze, kalte Augen... Und sie diese blauen... Warum konnten sie nicht dieselben Augen haben...? Kurai seufzte. Sie war müde und aufgebraucht von der Flucht... >>...Shaku wird bald wieder frei sein. Du solltest dich in Zukunft in Acht nehmen... Ich kann nicht immer auf dich aufpassen, dass weißt du.<< Sagte Zabuza tief und sie durchquerten das Stadttor, kamen auf eine verregnete Brücke, die glitschig und nass war. Der Geruch von Gewitter und Feuchtigkeit lag in der Luft und ließ in Kurais Magen ein beklommendes Gefühl frei. >>Zabuza...<< Sagte sie, >>...meinst du... wir können wieder so werden wie früher?<< >>...<< >>...Wieder eine... Familie...? Zusammen? Geschwister? Meinst du, dass geht noch?<< >>...Sind wir momentan keine Geschwister...?<< >>Doch, aber... Kirigakure ist so weit weg von Konoha.<< >>Ich bin schon lange nichtmehr sesshaft, Kurai. Ich ziehe still durch Wälder, Wiesen, Berge und Städte. Mich kannst du nirgendwo festhalten... Weder mit Gewalt, noch mit Zuneigung.<< Sie nickte und verstand. Er würde da sein, wenn sie ihn brauchte, dass ging eindeutig aus seinem Satz hervor. Allerdings musste sie auch auf sichselbst aufpassen. Und das würde sie ab heute tun. Ja, sie würde Kyubi noch besser beherrschen lernen, um irgendwann mit Zabuza Seite an Seite zu kämpfen und Shaku zu töten. Das war ihr neues Ziel. Ihrer Familie zuliebe. Kapitel 47: Rückkehr -------------------- ...Sie überquerten die Brücke stumm und ohne Worte. Kurai spürte, dass es bald Himmelswasser geben würde, ihr Bauch verriet es ihr. >>...Es wird bald regnen... Wir sollten uns irgendwo eine Bleibe suchen.<< >>...Und wo? Wir sind mitten in der Pampa!<< >>Genau das ist es ja, was uns zugute kommen wird.<< Sie liefen auf eine weite Fläche, übersäht mit dunklen Gras. Vögel flogen tief, Krähen pickten auf dem Boden herum. >>Es sieht trostlos aus...<< Bemerkte Kurai und ließ den Blick schweifen. >>Kirigakure leidet unter ihm...<< Ein Tropfen fiel auf Zabuzas Kopf, er spürte das kalte Wasser. >>Komm. Wir sollten uns beeilen.<< Sie trabten über das Land und warteten auf den Regen. Es dauerte auch nicht lange, bis es tatsächlich allmählig zu Nieseln begann und der Regen bald darauf stärker wurde. Kurai und Zabuza ließen sich in einem großen Felsspalt - eher einer Höhle - nieder, welche der Mann unter ihnen mithilfe einer Pfütze und seines Wasserdrachendämons geschaffen hatte. Stumm saßen sie da und sahen hinaus, Kurai hatte die Beine angewinkelt und die Beine darum. Trostlos war es am Himmel, Zabuza schien es nicht zu stören. >>Wir können nicht ewig hier bleiben. Wir haben keine Chance gegen Shaku... Falls er hier auftaucht - oder seine Leute. Wir können höchstens... eine Stunde hier vertrödeln. Bis dahin werden sie ihn befreit haben.<< >>Okay...<< Sagte Kurai und wiedersprach nicht, >>...ich bin ja nicht aus Zucker.<< Leicht belustigt zog Zabuza die Mundwinkel nach oben. Das konnte Kurai gut erkennen, ebenso wie seine unglaublich spitzen Zähne, die sie teilweise ja auch hatte, denn Zabuza trug seine Bandagen um den Mund nichtmehr, seit er sie damals abgerissen hat. >>Dir macht der Regen nichts aus... Mir erstrecht nicht. Ich reise bevorzugt in solchem Wetter. Denn ich bin ein Kirininja.<< Kurai seufzte leicht. Er war wirklich mit Herz und Seele ein Kiri... Aber er war ständig in Shakus Nähe und so immer in Gefahr. Hoffentlich würde er nicht das Opfer eines Verrates oder Attentates werden. >>Arbeitest du eigentlich noch für Shaku?<< >>Nein. Ich habe mich von ihm abgewandt... Aber er will das nicht einsehen und jagt mich. Er ist total verrückt. Seine Psyche ist im Eimer.<< >>Was ist überhaupt passiert?<< >>Sie haben damals im Krieg seine Familie gefoltert und getötet. Er hat ständig darum getrauert, dass er keine Macht hatte. Sie nicht beschützen konnte. Aber er geht die Sache falsch an. Ein Kindertrauma belastet ganze Länder. Und das darf nicht sein. Wegen seinem Größenwahn hat er nichtnur unsere Familie zerstört, sondern noch viele weitere.<< Kurai wusste nicht so richtig, was sie von Shaku halten sollte. Einerseits war er ein absoluter Mistkerl, hatte ihr und ihren Freunden und Verwandten soviel angetan... Aber andererseits war er nur eine mitgenommene, arme Seele. Sie seufzte. Sah in den Himmel. Was Kakashi wohl gerade machte? Was wohl Shabon gerade tat? Wie es Lorrenor wohl ging? Suchten sie wohl nach ihr? Standen auch sie im Regen? Kurai wusste es nicht. Sie war müde und an eine Felswand gelehnt. Ehe sie sich versah, fielen ihr die Augen zu und es wurde schwarz um sie herum. ...Es war merkwürdig, zu schlafen. Gerade war sie doch mit Gewalt eingeschläfert worden, mit Äther? Konnte sie jetzt so einfach wieder ruhen? Vielleicht würde Shaku wieder angreifen...? Kyubi würde sie schon wecken... Oder Zabuza... Müde... Einfach nur... müde... ...Es rauschte in Kurais Ohren. War das Regen oder Wind...? Total benebelt und immernoch nicht richtig ausgeschlafen erwachten ihre Sinne langsam. Sie wurde von jemandem auf dem Arm gehalten... Sie roch, dass es Zabuza war. Er hatte einen guten Geruch. Warm und ein bisschen würzig. Nicht wie Kakashi. Kakashi roch warm und süß. Sie öffnete ein Auge und schloss es wieder. Erstmal richtig wach werden... >>...Bist du wach...?<< Fragte Zabuzas tiefe Stimme und Kurai öffnete die Augen. >>Ich... ich glaube ja...<< >>Du hast lange geschlafen... Fast drei Stunden. Wir sind bald angekommen... Es dauert nichtmehr lange.<< Er setzte sie ab und sie stand wackelig. Müde schaute sie sich um. Ihre Kleidung war nass, es musste gerade erst aufgehört haben zu regnen. >>Komm. Ich bring dich nach hause.<< Sagte er und setzte seinen Weg fort. Sie folgte ihm. Minuten vergingen ohne ein Wort. Eine halbe Stunde zog an ihnen vorrüber wie der frische Wind, der die nasse Kurai frösteln ließ. Und irgendwann sahen sie die Stadttore Konohagakures. Kurai atmete erleichtert aus und rannte fast in die Stadt. Nie hätte sie gedacht, ihr Heimatland so schnell wiederzusehen. Und sie war dankbar für diese glückliche Fügung. >>Danke Zabuza... Tut mir leid, wenn ich dir zur Last gefallen bin. Danke das du mich zurückgebracht hast.<< >>Lass stecken... Ich gehe jetzt wieder. Pass a...-<< >>KURAI!!<< Kurai fuhr herum. Shabon, Lorrenor und auch Kakashi kamen angerannt, die Jüngste fiel ihr um den Hals und schluchzte hörbar. Zabuza trat einen Schritt zurück. >>Ist ja gut...<< Sagte Kurai und tätschelte leicht Shabonsa Rücken, welche dann endlich von ihr abließ. Kurai umarmte Kakashi und küsste ihn auf seinen Mundschutz, und sogar Lorrenor ließ sich umarmen. Unbeholfen legte er leicht eine Hand auf Kurais Rücken, nahm sie allerdings schnell wieder weg. >>Zabuza hat mich zurückgebracht.<< Sagte Kurai und ging wieder zu ihrem Bruder. >>Was hast du jetzt vor...?<< Er sah sie mit seinen schwarzen, ihr so fremden Augen an. Er nickte leicht. >>Ich reise weiter. Aber ab jetzt habe ich ein Auge auf dich... Verlass dich drauf.<< Er ging an ihr vorbei und hob zum Abschied die Hand. Sie drehte sich um und sah ihm nach. Zabuza lief an Shabon, an Lorrenor und schließlich auch an Kakashi vorbei. >>Du hast meine Freundin und gleichzeitig meinen Schüler gerettet. Dafür danke ich dir.<< Sagte Kakashi dumpf und Zabuza wandte sich leicht um. Hatake streckte ihm die Hand entgegen. >>Lass stecken.<< Sagte Zabuza nur und drehte sich wieder um, >>...ich wollte meiner Schwester helfen und nicht euch.<< Er lief in Richtung Osten und war bald hinter dem nächsten Haus verschwunden. Kurai sah ihm stumm nach. >>Kurai...! Wie geht es dir?! Ist alles in Ordnung?<< Fragte Shabon besorgt und sah sie an. Kurai nickte. >>...Alles in Ordnung... Ich brauche nur ein bisschen Ruhe.<< Mit diesen Worten ging sie ihrer Wege. Kakashi nickte Lorrenor und Shabon zu und folgte ihr. Sie musste nachdenken. In Ruhe. Nachdem sie ausgeschlafen hatte. Die Erinnerung an ihren Bruder schmerzte sie irgendwie. Zuhause legte sich Kurai sofort ins Bett und fiel in einen todesartigen Schlaf. Tag und Nacht ignorierend, schlief sie tief bis zum nächsten Tag und wachte dann vormittags irgendwann auf. Sie sah an die Decke. Ja... jetzt war sie wieder zuhause. Zuhause bei Kakashi. Zuhause in Konoha. Kapitel 48: Ein Donnerschlag ---------------------------- >>...Hey Kurai, hast du Hunger?<< Fragte Kakashi, als sie die Küche betrat. Sie setzte sich hin und rieb sich den Schlaf aus den Augen. >>Nein...<< >>Du solltest aber was essen.<< Er setzte ihr eine Nudelsuppe vor. Sie sah ihn an und begann zu essen. Ihr Magen knurrte, der Hunger kam wohl wirklich beim Essen... Er sah sie an. Musterte jede Bewegung ihrer Hände und der Stäbchen. Sie wusste was er wollte. >>...Er wollte Kyubi.<< Sagte sie irgendwann, ohne ihn anzusehen. Er nickte. >>Das habe ich mir gedacht...<< >>Er hat gesagt, seine Familie ist gequält worden. Deshalb wollte er Macht. Er ist eine geschundene Seele.<< >>...Das ist keine Entschuldigung, Kurai...<< >>...Ich weiß...<< >>Du hast ein schlechtes Gewissen, richtig? Ein schlechtes Gewissen, weil du jemanden töten willst, der eigentlich nur helfen wollte...?<< Sie sagte nichts. Sein sichtbares Auge verengte sich ein Stück [Kakashi trug zuhause zwar keinen Mundschutz aber dennoch sein Stirnband]. >>Kurai... Er wird dich töten. Und es wird ihm egal sein, was du denkst... Er will dich. Und ich werde auf jeden Fall verhindern, dass er dich bekommt. Du gehörst zu uns.<< Sie schluckte. Er hatte recht. Wieviele Familien hatte Shaku schon schickaniert...? Es war ihm ja auch egal, wem er wehtat. Er machte genau den Fehler, den die Soldaten mit seiner Familie gemacht hatten. >>Ich habe das Gefühl, diese... finale Gegenüberstellung wird bald kommen.<< Sagte Kakashi irgendwann. Kurai stellte ihre Schüssel in den Abwasch und setzte sich wieder, sah ihn an. >>...Wir werden kämpfen...<< >>Sicher.<< >>Wir sind nicht stark genug. Wir sind nur Chu-Nin... Also Shabon, Lorrenor und ich.<< >>Er wird uns gar keine andere Wahl lassen. Oder meinst du, er wartet, bis ihr Jo-Nin seid und ihm gefährlich werdet? Nein... Er wird bald angreifen. Sehr bald. Er weiß jetzt, wie stark du bist. Er wird angreifen. Und wir müssen ihn aus Konoha raushalten. Nur wir.<< Sie nickte. Er nickte ebenfalls. >>Ich weiß, dass er kommt.<< Sagte Kurai, >>...Ich spüre seine dreckige Chakra. Kyubi spürt sie auch. Er ist auf dem Weg.<< >Ja...<, hörte Kurai Kyubis Stimme in sich, >...und er ist wütend...< Die Gruppe war am nächsten Tag beim Hokage. Er versprach, Wachen aufzustellen, weil selbst er die Gefahr in Shaku klar erkannte. Es war der schwerste Gegner, den Konoha jemals gehabt hatte. >>Ihr seid nicht die stärksten Ninjas hier.<< Sagte er. >>...Das ist uns klar.<< Antwortete Kakashi. >>Aber ich überlasse euch dennoch diesen A-Rang Auftrag. Und wisst ihr warum? Weil ich zu euch sehr großes Vertrauen habe. Aber denkt daran; wird es zu brennzlich, kommen die restlichen Ninja. Ich bringe nicht gern mein Dorf in Gefahr. Aber sehe ein, dass ich eure geschundenen Seelen nochmehr belasten würde, würde ich ihnen nicht die Chance geben, Rache zu nehmen. Ich wünsche euch viel Glück und werde euch auf der Stelle alarmieren, wenn Shaku auftaucht.<< >>Danke, Hokage-Sama.<< Sie standen nun wieder vor dem Hokagesitz. Es herrschte eine merkwürdige Atmosphäre und der sonst schweigsame Lorrenor war diesesmal auf eine andere Art und Weise ruhig. Kurai war nicht das Sarkasmus und Shabon nicht nach Optimismus zumute. Kakashi verspürte zum ersten Mal nicht den Drang, sein Buch zu zücken. Es hatte sich viel verändert. Die Gedanken an die frühere Zeit machen Kurai bitter. Einerseits vermisste sie ihre Einsamkeit von damals irgendwie. SIe hatte sich freier gefühlt. Doch was wäre passiert, hätte sie Shabon, Lorrenor und Kakashi nicht getroffen? Entweder wäre sie durchgedreht oder längst tot. Aus welch schwarzem Loch hatten sie Kurai rausgeholt? Und was war mit Kyubi? Selbst der Fuchsdämon hatte sich in diesen vielen Jahren gewandelt. Kurais Bauch fühlte sich komisch an. Das tat er schon seit einpaar Tagen. Als spüre sie die Gefahr, die naht. Das war die einzige, logische Erklärung. Das Gefühl blieb. Lorrenor schwieg weiterhin. Kakashi las nicht und Shabon war nicht optimistisch. Anspannung schnitt die Luft. Ein finaler, letzter Kampf wartete. Würde er ohne Opfer von statten gehen? Sie saßen unter Bäumen. Sie trainierten ab und zu. Sie unterhielten sich wortweise. Nichts war so wie früher. Sie warteten. Sie warteten einen Tag. Sie warteten eine Woche... >>Ja. Wartet ihr hier.<< Sagte Kurai und machte sich auf den Weg zum Hokagesitz. Sie sollte den Lohn abholen, den sie bekommen hatten, weil sie einen Dieb gefangen hatten, der ihnen mehr zufällig über den Weg gelaufen war. Kakashi, Shabon und Lorrenor warteten auf der Wiese im Herz der Stadt. Sie wollten in Bereitschaft sein. Kurai verschwand hinter einer Ecke. Kakashi seufzte. >>Ihr seht angespannt aus.<< Sagte er irgendwann und lächelte matt. >>Du bist es auch, Meister Kakashi.<< Meinte Shabon und sah ihn an. >>Wir sind in uns gekehrt. Das sollte man vor großen Kämpfen tun.<< Sprach Lorrenor und stieß auf allgemeines Nicken. Eine Weile saßen sie stumm da und sagten nichts. Wind wehte über das Gras. Lorrenor machte die Augen zu. Er spürte die Dunkelheit über sich herreinbrechen und genoss die Ruhe und das Atmen seiner Teamkollegen. >>Hey!<< Rief plötzlich eine Stimme. Die Drei wandten ihre Köpfe zum Horizont. Eine Silhouette näherte sich ihnen. Zuerst dachten sie, es wäre Kurai, allerdings entpuppte es sich dann als Mann. Er keuchte und hielt vor ihnen inne. >>Er...ist...da...<< >>Wer?! Shaku?!<< Fragten die Ninjas im Chor. >>J-Ja...! Am Südtor! Geht sofort dort hin!<< >>Aber Kurai!<< Sagte Shabon, >>...sie ist beim Hokage!<< >>Ich schicke sie nach...! Viel Glück!<< Die Person hastete wieder zurück. Kakashi sah seine Leute an. >>Los.<< Beide nickten und verschwanden nach ihrem Meister in einer Rauchwolke. Die Zeit war gekommen. Jetzt war alles aus. Sie verließen die Stadt aus dem Südtor und die schweren Türen schlossen sich wie eine Barikade hinter ihnen. Die Drei sahen Shaku mit verschränkten Armen auf einem Hügel stehen. Sie gingen auf ihn zu. Er kam näher. Bald standen sie voreinander. Die Anspannung wuchs bei jedem Schritt. >>...Nun...<< Sagte Shaku, >>...Ihr habt tatsächlich den Mut, mir gegenüberzutreten...? Mir?<< >>Wie du siehst.<< Meinte Lorrenor und machte ein abwertendes Gesicht. >>Wir werden dich töten.<< Fügte Shabon hinzu, hielt sich aber eher im Hintergrund. >>Das ich nicht lache.<< Erwiederte Shaku unbeeindruckt, >>...wo ist denn mein Lieblingsgegner?<< >>Nicht da.<< Sagte Kakashi kalt. >>Du wirst mit uns Vorlieb nehmen müssen.<< >>Ist mit auch recht. Mache ich euch eben zuerst kalt.<< Sekunden vergingen. Alle drei gingen auf Shaku los, welcher dem ersten Angriffen berechnend und geschickt auswich. Er war flink und eine harte Nuss. Seine Haut schien unverletzlich. Sein Körper schien unbesiegbar. Sein Geist nicht zu brechen. Sie attackierten ihn, aber er wich aus. Sie schlugen ihn, aber er wehrte ab. Sie traten ihn, aber es tat ihm nicht weh. Sie warfen Shurikens nach ihm, aber er wehrte sie mit seinen Eigenen ab. Die Hoffnung, zu siegen, schwand. Der Wille jedoch blieb. Lorrenor konzentrierte sich und ließ seine Sharingans erscheinen. Böse fixierte er sein Gegenüber, welches müde lächelte. >>Damit willst du mich ausschalten? Lachhaft.<< >>Mal sehen, ob du immer noch lachst, wenn ich mit dir fertig bin...!<< Er sprang los und ballte fest die Fäuste. Aber Shaku stoppte ihn. >>...Was?!<< >>Das ist doch langweilig...<< Sagte der Ninja und lachte dämonisch. >>Ich wähle einen besseren Kampfplatz. Mal sehen, wie ihr euch dort behauptet.<< Mit diesen Worten sprang er auf und floh. Ohne nachzudenken folgte der provozierte Lorrenor ihm. Shabon und Kakashi blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls hinterherzulaufen. Sie liefen über eine Art kurzer Steppe. Shaku peilte eine recht breite Schlucht an. Eine Brücken führte zur anderen Seite, auf der es Ruinen gab. Yamuna überquerte die Brücke. Sie knarrte. Lorrenor, Kakashi und Shabon folgten ihm. >>Mir ist dieser Ort nie aufgefallen.<< Sagte Shabon bedächtig. >>Wir haben in unseren Aufträgen auch nie das Südtor verlassen... Ich wundere mich, wieso ein Kiri-Ninja diese Region wählt.<< >>Warum?<< >>...Hier geht's nach Suna.<< Lorrenor knackte mit den Fäusten. >>Ob ich dich nun hier oder vor dem Südtor kalt mache... Da gibt es keinen Unterschied.<< >>Das will ich sehen.<< Grinste Shaku und machte sich bereit. >>Zeig mal was du kannst, Bubi.<< Sie gingen aufeinander los. Shaku wechselte immer wieder die Richtung, in die er Lorrenor schlug, als wolle er irgendetwas erreichen... Und kaum waren sie an der Brücke angekommen, packte er den 18-jährigen am Hinterkopf und drückte ihn in die Schlucht. >>Ich könnte dich jetzt umbringen.<< Sagte Shaku belustigt. >>Aber dann würde es ja keinen Spaß mehr machen... Sieh dir die Schlucht gut an. Niemand überlebt es, dort hinunterzufallen.<< Er stieß Lorrenor beiseite, nahm sich ein Kunai und schnitt die Seile der Brücke durch. Krachend fiel sie in sich zusammen und blieb auf der anderen Seite hängen. >>Jetzt müsst ihr hierbleiben bis zum bitteren Ende...<< Sagte er und drehte sich zu ihnen. >>Nicht, wenn ich dich vorher töte.<< Sagte eine Stimme. Shaku drehte den Kopf. Zabuza stand hinter ihm. >>Das ich nicht lache... Du auch noch. Willst du tatsächlich Haupt gegen deinen Meister erheben?<< Fragte Shaku provozierend. >>...Du warst nie mein Meister, Yamuna. Und du wirst es auch nie sein. Erst, wenn du getötet bist, kann ich endlich in Frieden leben. Wenn es soetwas für einen Momochi oder Zubasa überhaupt gibt... Friedlich leben...<< >>Ich heule gleich.<< Sagte Shaku kalt. Zabuza lief zu Kakashi, Shabon und Lorrenor, welcher allerdings etwas abseits stand. >>Wo ist meine Schwester...?<< Fragte der Kiridämon leise. >>Beim Hokage.<< Entgegnete Kakashi, >>...ich hoffe, sie kommt bald.<< >>Besser nicht.<< Sagte Zabuza. Gewiss wollte er Kurai nicht in Gefahr bringen und zückte sein Enthauptungsmesser. >>Stirb, Yamuna.<< Sagte er und ging auf ihn los. Das Messer war träge aber effektiv, es konnte große Flächen angreifen, nur treffen musste man Shaku erstmal. Zu guter Letzt ließ Zabuza sein Schwert auf den Boden fallen. Es brachte nichts. >>Es gibt so viele Dinge, mit denen ich dich angreifen könnte... Du wirst fallen.<< >>Das will ich sehen...<< >>Dann komm doch...<< Wieder gingen sie aufeinander los. Fäuste flogen durch die Luft, Grashalme rissen ab; Zabuza kam wieder zum Stehen und seine Nase blutete. >>Du bist kein Problem für mich, Zabuza... Das werde ich dir jetzt beweisen.<< Es dauerte Sekunden. Shaku verschwand und tauchte hinter Zabuza wieder auf. Dieser konnte nichtmehr reagieren, schlug nurnoch nach hinten aus - und schon packte Yamuna seinen Arm und drückte ihn mit Wucht nach hinten. Zabuza stieß einen dumpfen Schrei aus und stand kerzengerade da. >>Feigling.<< Keuchte er und spürte, wie sein Arm weiter hochgedrückt wurde. >>Schwächling.<< Erwiederte Shaku kühl. >>Lass ihn los!<< Mischte sich Shabon ein. Shaku wandte müde den Kopf zu ihr. >>Du hast mir gar nichts zu sagen... Du hälst dich doch auch schön im Hintergrund... Aber warte...<<, sagte er, als Shabon sich bereit machte, >>...das bringt nichts. Töte dich nicht selbst...<< >>Arrogantes Miststück...<< Sagte Zabuza und bereute es im nächsten Moment. >>Ich werde dir jetzt den Arm brechen...<< Er drückte den Arm weiter hoch, Zabuza verkniff sich jeglichen Laut. Shaku war ein Mensch, der all seine Handlungen ankündigte und 100% auskostete. Aber er kam nicht dazu, Zabuzas Arm zu brechen. Er musste einem Wurfgeschoss, was sich als Kunai entpuppte, ausweichen und stieß Zabuza von sich weg, der sich wieder fing und erstmal den Arm rieb. Alle wandten den Blick in die Richtung, aus der das Kunai gekommen war; dieselbe, in der die Brücke eingestürzt war und sie staunten nicht schlecht. Kurai war auf dem Weg zu ihnen; sie saß auf einem pechschwarzen Pferd. Es gallopierte auf die Schlucht zu und mit einem Wiehern sprang es darüber. Mit einem Pochen landete es auf den Hufen und Kurai schwang sich hinab. >>Vielen Dank Donner. Verschwinde jetzt, es wird gefährlich.<< Sie klopfte ihm auf den Hals, dann gab sie ihm einen Klaps und es sprang zurück, rannte wieder in Richtung Konohagakure. Langsam drehte sie sich zu Shaku. >>Arschloch. Heb dir deine Show gefälligst für jemand anderen auf. Jetzt sind wir zusammen; ich häng' dich an den Gedärmen auf, du Mistkerl.<< Sagte sie böse und ging zu Zabuza. >>Alles in Ordnung?<< >>Ich schulde dir was.<< Sagte er. >>Nee. Du hast mich aus seinen Klauen befreit.<< Ich nahm seine Hand und zog ihn mit zu den Anderen. >>Hallo Kurai.<< Sagte Kakashi irgendwie erleichtert aber dennoch angespannt. >>Hat er euch was getan?<< Kapitel 49: "Lass mich raus..." ------------------------------- Shabon schüttelte den Kopf, Kurai suchte Shakus Blick. >>Mutig von dir, dass du hier auftauchst.<< Sagte dieser und lachte leicht, >>...Ich bin gespannt, ob mein neuer Plan, dich zu brechen, Erfolg haben wird.<< >>...Welcher Plan...?<< >>Ich werde deine Liebsten töten. Und das Schöne ist, dass du es mir richtig leicht machst...! Immerhin hast du alle versammelt und ich kann mir einen aussuchen!<< Kurai schluckte. Er hatte recht. >>>Das wirst du nicht schaffen.<< Mischte sich Lorrenor ein. >>Wir lassen uns nicht einfach töten.<< Sagte Zabuza. >>...Ob im Hintergrund oder nicht.<< Fügte Shabon hinzu. >>Wir können mehr, als du denkst. Du unterschätzt uns, dies könnte dein Verhängnis sein.<< Schloss Kakashi. Scheinbar provozierte dies Shaku zunehmend. >>...Ihr kommt euch sehr stark vor, nichtwar, ihr Maden?<< Lachte er hämisch, >>...Von mir aus könnten hunderte von euch gegen mich antreten; ihr würdet nicht mehr ausrichten als ein Schwarm Fliegen...<< Der Schlagabtausch ging weiter. Aber Shaku dachte nicht daran, es lange auszukosten, denn tief in seinem Innern spürte er, dass Kyubi durchaus eine große Gefahr für ihn darstellte. Er musste schnell handeln; andererseits wollte er sie auch quälen. Immerhin sollte Kyubi ihm gehören und niemandem sonst. "Er kriegt uns nicht..." Hörte Kurai Kyubis Stimme tief in ihrem Kopf. "Niemals." >>Nein...<< Sagte Kurai laut, >>...niemals...<< Sie stieß sich ab und ohne zu zögern folgten Zabuza, Lorrenor und Kakashi ihr auf dem Sprung. Auch Shabon kam nach kurzem Überlegen nach. Alle gemeinsam gingen auf Shaku los, stießen, schlugen und traten nach ihm, zückten Waffen. Blut spritzte, Grashalme knickten ab, Vögel und Hasen ergriffen schlagartig die Flucht. Die alte Ruine vibrierte und Steine brachen ab; kamen laut auf dem Boden auf. Der Wind legte sich, die Sonne ging unter. Shaku stand den anderen gegenüber. Leicht gebeugt wischte er sich Blut vom Mund, spuckte auch welches, aber sonst schien er unverletzt. Zabuza verschränkte die Arme. Shabon schluckte schwer, Kakashi hatte sein Sharingan entblößt, Lorrenor umfasste pressend ein Kunai, sodass sein Handknöchel weiß hervortrat. Kurai hielt sich den blutenden Arm. Er war steinhart. Shaku war ein zähes, altes Stück Fleisch, welches nichtmal mit einem Messer zu zerreißen war. >>Wir müssen taktisch vorgehen.<< Sagte Kakashi-Sensei, >>...sonst schaffen wir es nicht.<< Alle nickten. So und nicht anders. "Kurai, lass mich raus...!" Rief Kyubi eindringlich. >Nein! Ich liefere dich ihm bestimmt nicht aus.< "Ich werde ihn besiegen!" >Nein! Solange es nicht nötig ist, lasse ich dich nicht raus!< "Du bist dumm, Kurai! Lass mich kämpfen bevor jemand zu schaden kommt! Bitte!" >...< Kurai sagte nichtsmehr. Sie wartete. Sie wartete darauf, dass sie jenes spürte. Das sie dieses Gefühl bemerkte... Das Gefühl, was sie durchströmt hatte, als Kyubi das erste Mal erwachte. Dies hatte ihr Leben verändert und dies würde es wieder ändern. Wenn es denn kam. Denn nur mit diesem Gefühl konnte Kurai ihre wahre Kraft entfalten. >>Das wird mir langsam zu langweilig...<< Sagte Shaku belustigt, seine Furcht hatte er fast vollständig verloren, da sich Kyubi ja sowieso nicht zu zeigen schien. Ja... Erst alle töten und dann Kurai beherrschen... Das war sein Ziel. Und wenn nötig, würde er für dieses sterben. >>Ich mache euch euer Ableben leichter.<< Beschloss Shaku diabolisch grinsend und schmiss eine Schriftrolle, die sich sogleich in Rauch auflöste. Shaku formte Fingerzeichen; Hund, Hase, Hahn, Schlange, Drache... Er wiederholte diesen Vorgang; immer und immer wieder setzten sich seine Finger zu einem bekannten Symbol zusammen, bis die Erde zu beben begann und schließlich aufriss. Große, grüne und dicke Ranken schlängelten sich wie Peitschen hervor und umklammerten Kurais Körper. Diese schrie schrill auf, als sie mit Wucht in den Boden gerissen wurde und Sekunden später direkt neben Shaku wieder hervorbrach; noch immer von Ranken gefesselt. Sie hatte sich noch nichteinmal wehren können, da das Streitgespräch mit Kyubi sie abgelenkt hatte. >>Was willst du von ihr?!<< Zischten Zabuza und Kakashi wütend im Chor. >>Was ich will...? Was will ich wohl...? Mein Füchschen will ich...<< Shaku hob seine Hand und strich Kurai sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie schnappte sofort nach seinem Finger, aber er war schneller. Nun legte er seine Hand auf ihren Bauch. Sie spürte durch das Shirt zwar seine Haut nicht, aber die wiederliche Umrisse, welches bereits genügte, sodass sie sich vor Grauen schüttelte. Kakashis Augen sprachen Bände und waren voller Schock und Wut zum ersten Mal ganz offen, ohne müden Blick. Zabuza ballte eine Hand zur Faust. Shaku führte sein Werk fort. Langsam schob er Kurais T-Shirt hoch bis unter die Brust und umspielte ihren Bauchnabel. Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte sich weiter, um seine ekelhafte Haut nichtmehr spüren zu müssen. Wie sehr sehnte sie sich jetzt an Kakashis Fingern. Sie wollte ihn, nur ihn und nicht diesen Dreckskerl. >>Ich hasse dich.<< Sprach Kurai und ihr Gesicht war nicht zu sehen. Shaku berührte sie weiter und schien Genugtuung zu empfinden. >>Du bist wiederlich.<< Kurai hob den Kopf und Tränen standen in ihren Augen. Die Scham, dies über sich ergehen lassen zu müssen, war erdrückend. Und genau das genügte, um in den Köpfen von Kakashi und Zabuza einen Schalter umzulegend. Beide rannten gleichzeitig los, Zabuza stieß Kakashi in die Brust, sodass dieser auf dem Boden landete und erstmal sitzen blieb. Momochi. Er würde seine Schwester retten und niemand anders. Shaku grinste und nahm endlich die Hand von dem Fuchsmädchen. Stattdessen erwartete er voller bestialischer Freude Zabuza, welcher ihn von Wut geblendet angriff und auf ihn einschlug. Er war stark. Einige Treffer trafen und taten richtig weh, wie Shaku feststellen musste. >Diese Ranken müssen weg...< Überlegte Zabuza und zückte ein Kunai. Er würde sie einfach durchschneiden. Mit einer so einfachen Kunst konnte Shaku nicht gewinnen. Zabuza stand gerade direkt vor Kurai - den Abgrund im Rücken - als Shaku lauthals anfing wahnsinnig zu lachen. Es dauerte lange, bis er endlich damit aufhörte, dann sah er zu Momochi: >>Falle.<< In diesem Moment riss ein weiteres Mal der Boden auf und nochmehr Ranken schossen hervor, packten Zabuza und schnürten ihm die Kehle zu. Dieser keuchte heiser auf und wurde nun in die Luft gehoben, sodass sein Gesicht direkt vor dem von Kurai war und sie sein Leiden mit ansehen musste. In Zabuzas Augen lag ein merkwürdiger Ausdruck. Er schien zu wissen, was passieren würde. Aber wie konnte er? >>Und es war doch eine Falle.<< Sagte er leise, weil die Ranken seinen Hals locker gelassen hatten. >>Zabuza...<< Erwiederte Kurai, >>...es sind doch nur Ranken...<< >>Es ist Ninjutsu.<< Entgegnete Shaku eindringlich und in diesem Moment fuhr durch Zabuzas Körper ein Stromstroß, welcher ihn aufschreien ließ. >>Lass ihn runter! Du willst doch mich!<< >>Wie mutig...<< Grinste Shaku, >>...aber weil du mein Füchschen bist, werde ich dir den Gefallen tun.<< Die Ranken hoben Zabuza ein Stück. Seins und Kurais Gesicht waren nun dicht voreinander. Kakashi rannte los und griff Shaku an, aber dieser rammte ihm brutal ein Kunai in den Bauch und schlug ihn zurück. Kurai wollte schreien und weinen, aber momentan konnte sie keines von beiden. Erstickt rief sie nach Kakashi, welcher sich blutend wieder aufrappelte. Zabuzas Augen schauten in ihre und er kam ihr wieder etwas näher; diesesmal aber aus eigener Kraft. Seine so fremden Augen schauten sie durchdringend an. >>Ich wollte bei dir sein.<< Sagte Zabuza und lächelte nun ganz leicht. >>Ich wollte dich beschützen. Wäre dies alles nur nie passiert.<< >>Sag nicht so'n Scheiß!<< Rief Kurai aus und spürte abermals einen Tränendrang, dem sie allerdings nicht nachgab. >>Tut mir leid, Kurai-Chan...<< Seine Augen hellten sich auf, er wurde von den Ranken wie in Zeitlupe nach hinten gezogen. In diesen Sekunden konnte sie all die Schmerzen und all die Qualen in seinem Blicke sehen. Jede Erinnerung an sie schmerzte ihn und er bereute seine Vergangenheit mehr, als er irgendetwas hätte bereuen können. Und sie sah noch etwas. Seine Augen. Sie waren den ihren so ähnlich. Sie Farbe war anders, wohlwar, aber Form, Wimpernlänge und Ausdruck stimmten genau überein. Sie waren eins. Sie waren Bruder und Schwester. Und Kurai weinte doch. Endlich hatte sie das, was sie sosehr verbannt mit eigenen Augen sehen können. Aber es war zu spät. Zu spät, um etwas rückgängig zu machen. Es ware vorbei. Und Kurai wusste das. Die Ranken spannten sich nach hinten, genau über den Abgrund. Mit einer simplen Bewegung ließ Shaku sie abreißen. Immernoch gefesselt fiel Zabuza ohne einen Laut in die Tiefe. Es dauerte Sekunden, bis er nichtmehr zu sehen - in der unendlich tiefen und ebenso schwarzen Schlucht verschwunden war. Kurai wollte die Augen verschließen. Aber es klappte nicht, starr war ihr Blick auf die Stelle gehäftet, an der die Ranken abgerissen waren, an der sie seine ihr so identischen Augen nocheinmal hatte sehen können. "Tut mir leid, Kurai-Chan..." Sein Satz klang ihr in den Ohren. Kakashi schrie unter den Schmerzen, die er von Shaku in dieser Sekunde erneut zugefügt bekam. Wie Hintergrundmusik nahm sie es war, verstand auch was passierte, konnte dennoch nicht reagieren. "Tut mir leid, Kurai-Chan..." "Tut mir leid, Kurai-Chan..." "Tut mir leid, Kurai-Chan..." >Zabuza...< "Tut mir leid, Kurai-Chan..." >...< "Tut mir leid, Kurai-Chan..." >>ZABUZA!<< Brüllte Kurai aus vollem Halse, denn erst jetzt ließ der Schock nach und ihre Kehle befeuchtete sich wieder. >>ZABUZA! NEIN!<< Jetzt kam es. Jetzt war es da, und nicht langsam, sondern mit einem Ruck schoss ein brennendes Gefühl in Kurai hoch und ließ ihren kompletten Körper zusammenkrampfen. Aber sie empfand keinen Schmerz, nein, sie konnte gar keinen Schmerz empfinden, denn das Fuchsmädchen war zu wütend um sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Ihr Gehirn hatte völlig abgeschaltet, nur noch Kyubis Sinne beherrschten die Bewegung ihres Körpers. >>Das... wirst... du... BÜßEN!!<< Kreischte sie und wand sich, ihr Körper schien aufzuplatzen, Kyubi wollte mit aller Kraft heraus, und jetzt hielt sie es nicht mehr zurück... Nein... "Tut mir leid, Kurai-Chan..." Die Ranken rissen, als seien sie nur aus Papier gewesen und die Jutsu löste sich auf. Erschrocken fuhr Shaku in die Höhe. Hatte er jetzt doch übertrieben? Kurai landete auf allen Vieren und rundem Rücken auf dem Boden vor ihren Freunden. Sie war nur noch ein willenloser Sklave ihrer Wut, die sie fast zerfraß, obwohl sie Zabuzas Tod noch nicht mal richtig realisiert hatte. >>Kurai! Komm zu dir!<< Schrieen Kakashi, Lorrenor und Shabon auf sie ein, aber Kurai stand da nicht mehr. Blutrote Chakra wurde sichtbar, eine schmale, feuerrote Flamme schlängelte sich rings um das Mädchen, ihre Fuchsstriche waren nun fast Kerben, die Fingernägel wurden ein ganzes Stück länger, Kurais Pupillen schmal... Überhaupt der ganze Körper, besonders die Hände, wuchsen. >>Kurai...<< Flüsterte Shabon. Diese schien es genau gehört zu haben, ihre jetzt viel spitzeren Ohren bewegten sich kurz und sie schaute zu ihrer Freundin; welche zusammenzuckte, als sie Kurais blutunterlaufene und sowieso roten Augen sah. Ein röchelndes, leises Knurren entrang sich dem leicht geöffneten Mund, aus dem die scharfen, ebenfalls länger und spitzer gewordenen Eckzähne stachen. Kurai kauerte sich auf dem Boden - ja rollte sich fast - zusammen. Kurze Zeit der Stille verging, und anschließend schoss ein riesenhafter, blutroter Ball aus ihrem Körper, welcher sie vollkommen einhüllte, und ein echohafter Schrei gellte durch die Umgebung. Selbst Meister Kakashi stand starr wie gelähmt auf einem Fleck und war nicht mal dazu in der Lage, zu blinzeln. Und sogar Lorrenor, der sonst nie eine Mimik verzog, stand der Mund offen, und er konnte sich kaum beherrschen nicht davonzulaufen. Kurais Gesicht, ihre Augen, diese... Chakra... Mit einem Ende des Schreis und einem lauten Knall entlud sich der Energieball. Shabon klammerte sich an ihrer Flöte fest, obwohl fraglich war, wer von beiden fast wegflog. Shaku hatte ihre Augen weit aufgerissen und schien nicht fassen zu können, was für ein Ausmaß Kurais Wut genommen hatte. Die dünne Flamme schlängelte sich wieder um Kurai, ließ aber freie Sicht auf sie und schnitt Kerben in den Boden, aus denen das Feuer sprießte. Jetzt verheilten alle Wunden des Fuchsmädchens, wenn das auch nicht mehr die richtige Bezeichnung für sie ist, die Kratzer und ihre Armwunde verschwanden mit einem Aufdampfen und ihre Augen fixierten Shaku und verengten sich gleichzeitig so stark, dass ein normaler Mensch schon nichts mehr hätte sehen können. Die schmale Pupille bewegte sich keinen Millimeter, zuckte aber wie in Höllenschmerzen. Und nun hatte Kurai einen Schatten über den Augen, der fast genauso aussah wie der, den Kyubi um die Seinen trug. Sein feuerroter Kopf baute sich über ihr auf. >>Das ist nicht mehr Kurai...<< Presste Shabon heraus. >>Aber auch kein Fuchsungeheuer...<< Sagte Kakashi verbittert. >>Das ist eine Mutation!<< Brüllte Shaku aufgebracht und bekam es jetzt tatsächlich mit der Angst zu tun, zückte seine Nadellanzetten und da schoss sein Gegenüber auch schon auf ihn los, begleitet von einer Art rötlichen Druckwelle, die allerdings pure Energie darstellte, welche aus Kyubis Kopf entstanden war. Er hatte übertrieben. Dies hätte nie passieren dürfen! Er wollte sie haben, sie besitzen, er begehrte sie, wollte ihre Chakra nutzen und ihren Körper haben... Und nun bewegte er sich rasch vorwärts um zu fliehen. Erstmal weg, einen kleinen Erfolg hatte er ja bereits erreicht- Momochis Tod. Auf vier Beinen raste Kurai nun zielstrebig, ohne ihre Freunde eines Blickes zu würdigen, auf Shaku zu, welcher sofort seine Lanzetten warf. Sie trafen auch, steckten tief durch die Kleidung hindurch in der Haut des Fuchsmädchens, aber mit einer weiteren Energiedruckwelle flogen sie weg und landeten hilflos auf dem Boden, als wären es nur Spielzeuge die jemand bei Seite getreten hatte. Kurais messerscharfe Zähne erhaschten Shakus Arm und zogen ihn zu sich ran. >>Nein!<< Rief dieser und versuchte vergeblich, sich aus dem Schraubstockgriff zu befreien. Die andere Hand Kurais packte nun brutal nach Shakus zweitem Arm, die Zähne ließen von dem Ersten ab. Ätzender Speichel hatte sich auf ihnen gesammelt, tropfte zu Boden und brannte kleine Löcher hinein. >>Hilfe! Dieses Monstrum, es...!<< Der Arm, den Kurai mit ihrer Hand umklammert hielt, begann leicht zu rauchen. Shaku schrie, zappelte und bewegte sich so stark er konnte, und irgendwann ließ Kurai ihn los, absichtlich wie es schien. Genau dort, wo ihre Finger sich befunden hatten, waren nun Brandflecke, durchgehend und sich dem Muster von Kurais Fingern zusammensetzend. >>Oh Gott...!<< Sprach Lorrenor nun, mit einem Ausdruck puren Entsetzens im Gesicht, wie man ihn bei ihm noch nie gesehen hatte. >>Sie wird ihn umbringen. Und nicht schnell...<< Meinte Kakashi, seine Augen nicht von Kurai abwendend. >>Haa...<< Keuchte Kurai, keinesfalls erschöpft, obwohl es bei Shaku im Gegenteil der Fall zu sein schien, er pustete, aber wahrscheinlich nur voller Angst. Ein wahres Ungeheuer stand vor ihm. Er wollte nach hinten wegspringen, und als sich seine Füße vom Boden erhoben hatten, und er rückwärts durch die Luft sprang, machte Kurai eine blitzschnelle Armbewegung und da öffneten sich seine Augen weit. Mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem Boden, sekundengleich riss sein Oberteil und auf seiner Haut befanden sich vier blutende, tiefe Kratzer. Kurais Fingernägel, mit denen sie nach ihm geschlagen hatte, kurz bevor er losgesprungen war. Wütend packte er das zerrissene Stück Stoff und feuerte es zu Boden. Kurais Blutsucht schien noch immer nicht befriedigt, ein weiteres Mal raste sie auf ihn zu, diesesmal war es, als ob eine Ewigkeit verging, besonders, als sich Shaku und Kurai in die Augen schauten. Ihre Hand, mit den so scharfen Fingernägeln versehen, drückte auf seinen Hals und Shaku so zu Boden. Leicht zitternd lag er nun dort, packte an seinen Gürtel und wartete ab. Kurai hob ihre andere Hand. Die Finger sowie die Nägel auf ihn gerichtet, fertig zum Zustechen, aber da löste Shaku ein Kunai von seinem Gürtel und stach Kurai damit genau ins Herz. Sie sprang zurück und schüttelte sich knurrend. Es blutete stark. Shaku setzte sich fast aufrecht an die Wand der Ruine und begann dämonisch zu lachen. >>Genau dein Herz... Das überstehst du nicht du mutiertes Monster...<< Das Kunai landete auf dem Boden. Blut tropfte hinterher. Shakus Augen weiteten sich. Kurais, die bis jetzt durch ihre Haare verdeckt waren, kamen zum Vorschein. Sie hatten sich nicht verändert, nur brannte nun ein bisher ungesehenes Feuer in ihnen, voll mit Zorn und endlosem Hass. Zwar war ihr Shirt voller Blut, doch konnte Shaku erkennen, dass die Wunde bereits wieder verheilt war. Ein kleiner Kratzer war noch vorhanden, mehr nicht. Sie setzte die Hand vor, tat also vierbeinig einen kleinen Schritt. Wieder versuchte Shaku zu fliehen, aber dieses Mal kam er nicht weit. >>Los, jetzt oder nie, dieses Untier muss sterben!<< Wies Kakashi seine Leute an. Und diese verstanden. Shabon und Lorrenor sprangen in die Luft und warfen mit all der Kraft, die sie aufbringen konnten, jeweils ein Shuriken nach Shaku. Sie sausten zischend an Kurai vorbei und durchbohrten die Haut von Shakus Armen kurz über dem Knochen, fesselten ihn eine kurze Weile an die brüchige Ruinenwand. Kakashi formte Fingerzeichen. >>Sharingan!<< Die grünen, dicken Ranken brachen aus dem Boden und fesselten Shaku nun endgültig. Shabon öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Lorrenor schnitt ihr mit der Antwort das Wort ab. >>Es ist Shakus Jutsu. Die Schriftrolle war nur für den Rauch zuständig.<< Kurai trat auf ihn zu. Ihre rechte Hand stellte sich auf seinen Oberschenkel, sodass er ihren kochend heißen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Sie hob nun die linke Hand, die >Krallen< gespreizt und mit einem so gnadenlosen Zähnefletschen im Gesicht. Ihre Nägel schossen auf sein Herz zu. Kakashi, Lorrenor und Shabon betrachteten das Specktakel starr und steif. Shakus eisblaue Augen weiteten sich, er sah seinen Tod auf sich zukommen, all seine von ihm als gut empfundenen Schandtaten zogen in Windeseile an ihm vorbei, an Kurais Gesicht sah er Kyubis Schnauze durchflimmern, und das Selbe bei ihrer Hand, die transparent nach Kyubis Pfote aussah. Mit den selben scharfen Krallen. Kurai schlug mit voller Kraft zu, ihre Augen fixierten ihn noch einmal, bis sie endlich traf. Voll ins Herz. Ihre Krallen berührten die Ruinenwand. Ein Schrei gellte durch die Umgebung und erfüllte sie gleichzeitig mit einem Blutgeruch. Dann herrschte vollkommende Stille. Unsanft riss Kurai ihre Hand aus Shakus leblosem Körper. Blut lief aus dessen Mund, und die tiefe, große Wunde in seiner Brust war unverkennbar. Der Schatten Kyubis verschwand nun, nachdem er Kurais Truppe noch einmal scharf angeschaut hatte. Kurais Körper wurde zunehmend wieder normal, dabei rauchte er leicht. Die Energie verschwand, die Zähne, sie schrumpfte wieder etwas und so weiter. Dann fiel sie um. Wieder verging kurze Zeit der Stille, bis Kakashi, Lorrenor und Shabon zu ihr rannten. Meister Hatake nahm sie noch. Sobald zuckte Kurai und schaute auf. Ihre Augen waren wieder die schönen Blauen von früher. Und sogleich erhob sich die junge Frau, stapfte erschöpft einpaar Schritte und sackte dann auf den Knien zusammen, sich mit den Händen auf den Boden aufstützend. >>Wir... Wir haben es geschafft, Kurai... Alles... wird gut...-<< Begann Shabon, wurde dennoch von ihrer Freundin unterbrochen. >>Gar nichts ist gut!<< Jetzt hörte man erst an Kurais zitternder Stimme, dass sie den Tränen nahe war. Lorrenor, Kakashi und Shabon liefen auf sie zu, und schon sahen sie, wie die glasklaren, dicken Tränen an ihren Wangen entlang rollten und zu Boden tropften. >>Kurai...<< Wollte Lorrenor fragen, und auch ihn ließ diese nicht zu Wort kommen. >>Es ist alles aus... Warum musste es so enden!? Jetzt bin ich ganz allein, mein Bruder... er ist auch tot, jetzt hab ich niemanden aus meiner Familie mehr... Wieso konnte ich ihn nicht beschützen?!<< Kurai schlug mit den Fäusten auf den Boden ein. Grashalme flogen durch die Luft, aber keiner der Hatakegruppe konnte etwas sagen. Kurai hatte vollkommen recht. Wieso musste die Wahrheit so wehtun...? >>Verdammt, verdammt!<< Die Abendsonne, in gleißendes Orange getaucht, beleuchtete das Fuchsmädchen und zog seinen Schatten lang. Irgendwann hörten die Fäuste auf, auf den Boden zu trommeln, es hatte keinen Sinn, Kurais Kraft war verbraucht, und so blieb sie auf dem Boden und erlag ihren Tränen, die sie irgendwann so bedrängten, dass sie sie einfach herausließ und in einem Tränenkrampf endete. >>...I-Ich habe k-keine Fam-milie mehr... Der L-Letzte ist g-g-gestorben und d-das i-i-ist n-nur me-ine Schuld... Alle sterben n-n-nur durch m-mich, w-wann ha-a-at das e-e-endlich e-ein E-Ende?!<< Stille herrschte. Shabon wollte auf Kurai zugehen, aber Kakashi hielt sie zurück. >>Und... was ist mit mir?<< Fragte plötzlich eine raue Stimme, die so klang, als würde sie sich selbst drillen sanft zu klingen. Lorrenors, Kakashis, Shabons und Kurai Augen weiteten sich gleichzeitig, und ebenso schauten alle auf. Zabuza stand mit dem Rücken an eine Ruinenwand gelehnt im Licht der Sonne. Seine Haare wehten leicht im warmen Wind, seine Kleidung war etwas schmutzig und sein Körper von Kratzern gezeichnet. Getrocknetes Blut klebte an seinem Mund und ein Ärmel war abgerissen, eine noch immer blutende Schmarre am Oberarm. Aber er war wohlauf. Kurai traute ihren Augen nicht. Zabuza ließ von der Wand ab und kam näher. Er stand jetzt - wenn auch einpaar Schritte entfernt - seiner Schwester gegenüber. >>Zabuza... Du...<< Presste diese heraus, aber die Worte blieben ihr im Halse stecken. >>Ich? Natürlich habe ich überlebt... Da unten war ein Fluss und mein Wasserdrachendämon hat mich gerettet...<< Stille herrschte kurz, wie so oft in den letzten Minuten. Aber wirklich nur ganz kurz, vielleicht einpaar Sekunden, wenn überhaupt. Dann sprang Kurai leicht hoch, die ersten Schritte tat sie auf vier Beinen, aber dann richtete sie sich auf, rannte auf Zabuza zu und umarmte - ja sprang ihn derart an, dass er den Halt verlor und auf dem Hosenboden landete. >>Zabuza...! Ich hatte gedacht... ich... ich hatte gedacht....<< Sie hielt ihn sehr fest, und jetzt liefen wieder die Tränen an ihren Wangen entlang. Unbeholfen und leicht zittrig legte Zabuza die Arme um seine Schwester, eigentlich selbst nicht wissend warum, nur einem Instinkt - wie er es nicht wahrhaben wollte, seinem Herzen - folgend. Kakashi, Shabon und Lorrenor lächelten sich zu. Der Kampf war vorbei. Shaku war geschlagen. Besiegt. Und in diesem Moment war die Stille unbezahlbar. Kapitel 50: Warum kann es nicht vorbei sein? -------------------------------------------- ~Hier wieder ein neuer Teil^^. Bitte schreibt mir Kommiiiiiiiiis, ich will noch auf 200 Kommentare kommen! XD~ >>Wohin gehst du jetzt?<< Fragte Kurai ihren Bruder, als sie vor Kakashis Haus standen. Shabon und Lorrenor hatten sich bereits auf ihren Weg gemacht. >>Ich weiß nicht.<< Gab Zabuza offen zu. >>Kannst du nicht hier bleiben?<< >>In Konoha...? Als Kiri-Ninja? Mach dich nicht lächerlich, Kurai-Chan.<< >>Aber...<< Sie senkte den Blick. >>Ich werd' mir hier was suchen. Der Hokage wird schon dafür sorgen, dass ich hier in Ruhe bleiben kann... Immerhin hab' ich geholfen, Shaku zu töten.<< Er lächelte wieder. Sie umarmte ihn und er lief los. >>Zabuza...?<< Rief Kakashi ihm nach. Er drehte sich um. Kakashi streckte die Hand aus. >>Danke.<< Zabuza musterte erst ihn, dann seine Hand... und reichte ihm schließlich die Seine. Mit sanftem Druck ließ er nach einpaar Sekunden wieder von ihr ab und ging seines Weges. Kurai fiel wie tot ins Bett und schlief einen Tag durch. Aber auch Kakashi dachte nicht daran, aufzustehen. Sie kuschelten und schliefen einmal miteinander. Müde erhoben sie sich am zweiten Tag nun doch (irgendwann Mittags...) und auch Shabon hatte in etwa so lange geschlafen. Lorrenor war der Einzige, der sich nach diesem Abenteuer mit Training quälte. Undzwar hatte er die Nacht, in der sie nach hause gekommen waren, durchgemacht. Verschwitzt ließ er sich auf einem Stuhl nieder und trank ein Glas Wasser. Er schwitzte und genau das liebte er. Wenn der Schweiß über seinen Körper rann, wenn er die Erschöpfung spürte und jeder Muskel bis aufs Äußerste angespannt war. Das war sein Leben. In der Erleichterung, dass es vorbei war, nahm seinen Leben den gewohnten Lauf, den es für Shabon, Kurai, Lorrenor und Kakashi seit Ewigkeiten nichtmehr gehabt hatte. Sie alle fühlten sich restlos erleichtert und hatten das Gefühl, Shakus Tod wäre nur ein sehr realer und wunderbarer Traum. Und doch hatten sie es geschafft. Eines Morgens saßen Kurai und Kakashi am Tisch und frühstückten. Still aßen sie ihre Brote und wechselten ab und zu ein Wort; bis Kurai irgendwann aufstand, um die Teekanne zu holen. Sie hatte diese kaum in der Hand, da durchzuckte ein brennender Schmerz ihren Unterbauch und ließ Kurai zusammenfahren. Durch ihren Schmerzenslaut sprang Kakashi sofort auf und begutachtete sie, nahm ihr die Kanne ab und stellte sie weg. >>Was hast du? Kurai?<< >>...S-Schon gut...<< Der Schmerz verebbte so schnell, wie er gekommen war. >>Wirklich? Was war denn?<< >>...Ich weiß nicht... Mein B...-<< >>HALTET IHN!<< Kreischte eine aufgebrachte Stimme. Kurai und Kakashi fuhren zusammen und liefen anschließend nach draußen. Dort rannten einige Ninjas einem Mann in schwarz nach. Dieser war blutverschmiert und hatte einen ziemlich wahnsinnigen Gesichtsausdruck. >>Was ist das denn für einer?<< Fragte Kurai und schloss sich mit Kakashi der Hatz an. Der Typ schien zu wissen, wohin er wollte. Er raste durch das Nordtor und hielt bei den Stromschnellen inne. >>Kommt doch!<< Spottete er und hatte scheinbar keine Angst vor dem sicheren Tod, denn wer in diesen Fluss geriet, wurde entweder von Steinen erschlagen oder ertrank. >>Er ist gefährlich...!<< Rief ein Mann und Kurai sah ihn an. >>Er hat das Wachpersonal im Hokagesitz umgebracht - einfach so!<< >>Wieso?<< Fragte Kakashi und trat nun vor. Er stellte sich dem Ninja gegenüber und wimmelte Kurais Hand ab, die ihn festhalten wollte. >>Wieso tust du das?<< Fragte Hatake nocheinmal und sah den Ninja durchdringend. >>SHAKU!<< Schrie dieser, sodass alle außer Kakashi zusammenzuckten. >>Ihr habt meinen Meister auf dem Gewissen! Ihr Schweine! Das werdet ihr büßen!<< Er zückte ein Katana und machte sich bereit. >>Dein Meister war das Schwein, nicht wir.<< Sagte Kakashi, >>...du bist verrückt, wenn du ihn für einen ehrenwerten Menschen gehalten hast. Er war mies. Vom Grunde seines Herzens.<< >>DAS STIMMT NICHT!<< Er raste auf Kakashi los, welcher auswich und ihm das Schwert aus der Hand schlug. >>Mach dich nicht lächerlich!<< Dem Ninja schien diese Art von Kampf gar nicht recht. Er packte Kakashi bei den Schultern und versuchte, ihn in die Stromschnellen zu schubsen, aber er wehrte sich und blieb standhaft. >>DU hast mitgeholfen...<< Stellte der Schwarze fest und ließ den Blick während des Gerangels durch die Menge schweifen. Sein Blick fiel früher oder später auf Kurai und blieb an ihr haften. >>Du...<< Flüsterte er vernehmlich und Kakashi schreckte auf, >>...DU hast ihn auf dem Gewissen...<< Er überlegte eine Weile, ließ Kakashi los und schien sichselbst zu bestätigen. >>Fuchs... Ja... Fuchs... Dich muss ich erledigen! Um Shaku-Samas Willen!<< Er stieß sich ab und sprang, nachdem er sein Schwert aufgehoben hatte, auf Kurai los. Die Menge, die sie schützend umgab, löste sich innerhalb von Sekunden auf und die überraschte Kurai konnte nichts weiter, als mit anzusehen, wie der Ninja ihr immer und immer näher kam. Ihre Beine zitterten und ließen sich nicht bewegen. Shaku hatte Untertanen, die für ihn starben? Natürlich hatte er das! Wieso hatte sie nicht sofort daran gedacht?! Wenn sie Shaku nicht tot an der Ruine hätten liegen lassen, wäre der Mordverdacht niemals auf Konohagakure gefallen! Wie dumm sie alle doch waren...! Kurz bevor der Ninja hätte treffen können, trat ihm Kakashi mit Wucht in die Seite, sodass er von Kurai ablassen musste. >>Ich bin dein Gegner, nicht sie.<< Sagte Hatake jetzt böse und bugsierte sich und ihn wieder kurz vor die Stromschnellen. >>Dann bringe ich dich eben zuerst um... Ohne Shaku-Sama ist mein Leben sowieso sinnlos: Ich werde vielleicht sterben, aber dich auf jeden Fall mitnehmen...<< Der Kampf begann. Kurais Enttäuschung wuchs und wuchs. Shaku war erledigt... Und nun das. Der Kampf war also doch noch nicht vorbei. Verfluchter Mist. >>Kakashi, pass auf!<< Rief sie besorgt, denn die Stromschnellen machten ihr Sorgen. Keiner der Anwesenden (die jetzt immer weniger wurden) dachte auch nur daran, sich in den Kampf einzumischen und Kakashi zu helfen, welcher langsam aber sicher in Bedrängnis geriet. Dem Ninja war es egal, aber Kakashi musste darauf achten, weder sichselbst noch die "Zuschauer" zu verletzen. >Verflucht...< Schoss es ihm durch den Kopf und er wich knapp einem Schwerthieb aus, welcher ihm ein Haar abschnitt. Steine fielen in den reißenden Fluss, als Kakashis Hacken die Kante betrat. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er musste schnell handeln. Aber Kurai sah das nicht länger mit an, sie mischte sich nun ins Kampfgeschehen ein. Fäuste flogen durch die Luft und Kurai schaffte es, den Ninja etwas von Kakashi abzubringen. Doch als sie gerade nach einem Sprung auf dem Boden landete, spürte sie wieder diesen Schmerz im Unterbauch. Diesesmal allerdings sehr viel heftiger als vorher. Sie knickte ein und hielt sich die brennende Stelle, keuchte schwer. >>Kurai!<< Rief Kakashi jetzt wirklich zornig, >>Jetzt reicht's mir!<< Rücksichtslos sprang er zwischen den Ninja und Kurai. Blut spritzte und Kakashi riss sich brutal das Schwert aus der Schulter, warf es in die Stromschnellen: Es wurde mit voller Wucht gegen einen Stein geschlagen, ein Stück brach ab und das Schwert verschwand im Wasser. >>Du...<< Schimpfte der Ninja und stürzte sich jetzt auf Kakashi, welcher noch immer mitmachte und Kurai deckte. >>Kurai, hau ab, los!<< >>Aber... Ka...-<< >>GEH!<< Kurai erhob sich zitternd und ging zu den anderen; fast alle Leute waren nun verschwunden. Schaulustige standen vereinzelnd noch da und beobachteten den Kampf interessiert. Sie waren froh, dass mal was passierte. Aber Kurai nicht. Sie wollte das alles nichtmehr. Der Kampf war ermüdend. Wieso war es nicht endlich vorbei?! Kakashi schrie auf; riss Kurais aus den Gedanken. Er hatte einen Schlag abbekommen, teilte aber heftig zurück aus. Das Fuchsmädchen wusste nicht, aber plötzlich ging alles ganz schnell. Kakashis Wunde begann, stärker zu bluten. Sie spürte das Pulsieren ihres Magens und ein furchtbares Gefühl, als wisse sie, was passiert. Und es passierte tatsächlich. Der Boden unter Kakashis Füßen brach endgültig weg. Vor Schreck krallte sich dieser an dem Ninja fest, welcher noch auf festem Boden stand. Diese Steine krachten nun ebenfalls entzwei und es kam, was kommen musste: Der Ninja stürzte meterweit und landete schließlich in Stromschnellen; und Kakashi erging es ganz genauso. Schwer landete er mit einem großen Klatsch im kalten Nass und war auf der Stelle verschwunden. In der Ferne sah man noch, wie irgendetwas gegen einen Stein schlug, dann war es totenstill. Kurai sackte auf die Knie und starrte stumm an die Stelle des weggebrochenen Bodens. Kakashi würde gleich wieder hochkommen, sie kannte ihn ja. Also wartete sie auf ihn. Sie wartete. Minuten vergingen. Sie wartete. Die Leute verließen wortlos den Platz des Geschehens und nur Lorrenor und Shabon blieben bei ihr. Minuten vergingen. Kurais Augen begannen zu brennen. >>Wo... wo bleibt... er denn...?<< Fragte sie zittrig und spürte, wie Shabon ihre Hände behutsam auf ihre Schulter legte. >>Kurai... Die Stromschnellen... Sie... Sie sind...<< >>Tötlich.<< Beendete Lorrenor verbittert für Shabon, welche ihm den giftigsten Blick zuwarf, den er je gesehen hatte. >>NEIN!<< Schrie Kurai und legte sich die Hände an die Schläfen, schloss die Augen. >>Nein, nein, NEIN! Er wird wieder hochkommen! Ich weiß es!<< >>Kurai! Komm zu Vernunft, bitte...<< Sagte Shabon leise und war scheinbar selbst den Tränen nahe. Sensei... >>Haut ab!<< Kurai sprang auf und sah beide an. >>Haut ab! Lasst mich allein!<< >>Ich lass dich nicht hier!<< Lorrenor packte Shabon bei der Schulter und zog sie mit sich. In seinen Augen war ein Ausdruck, den sie bei ihm in ihrem Leben noch nie gesehen hatte; Trauer. Shabon begann zu weinen. Sie ließen Kurai am Rande der Stromschnellen zurück. >>Es hat jetzt keinen Sinn, mit ihr zu reden. Das weißt du.<< Sprach Lorrenor und sah sie nicht an. >>A-Aber... E-Er k-kann d-d-d-d-doch n-nicht t-t-tot sein, o-oder?<< >>...Ich befürchte, er ist es.<< Erwiederte Lorrenor mit verzagter und sehr beherrschter Stimme. >>Das d-darf d-d-doch n-nicht sein!<< >>...Wenn er innerhalb von zwei Tagen nicht zurück ist, hat er es nicht überlebt. Ich weiß nicht, wie wir das Kurai klarmachen sollen.<< Sagte Lorrenor ehrlich. >>Kakashi...<< Flüsterte Kurai, die noch immer dasaß und wartete, dass er wieder hochkam. Gleich würde er da sein, bestimmt! Sie wartete, wartete und wartete. Die Zeiger der Uhr wanderten über das Zifferblatt... ... 16 Uhr... 18 Uhr... 20 Uhr... 22 Uhr... 0.00 Uhr... ...Finsternis... Als Kurai im Gras erwachte, fühlte sie sich kränklich und erschlagen. Sie sah sich um. >>Kakashi?<< Rief sie mutig, weil sie sich sicher war, dass er endlich gekommen war. Doch keine Antwort. Sie sprang auf und rannte im Sturmschritt nach hause. Warum war er gegangen, ohne sie zu wecken? Sie öffnete die nicht abgeschlossene Tür und lief durchs komplette Haus. Wo war Kakashi nur? >>Kakashi...?<< Und sie fand ihn nicht. Sie würde ihn nirgendwo finden. Und diese Erkenntnis bohrte sich in ihr Herz wie das Katana des Ninjas. Kakashi war weg. Ertrunken, weil er ihr hatte helfen wollen. Weil so ein dämlicher Ninja seinen Meister hatte rächen müssen. Nur deshalb war ihr Herz nun genauso leer wie ihr Verstand und die Wohnung. >>Kakashi... Lass mich nicht allein...<< Kapitel 51: Takashi Hatake -------------------------- Es vergingen weitere drei Tage, ohne das Kakashi zurückkam. Kurai verbrachte diese Tage fast vollständig an dem Ort, wo die Stromschnellen ihr den liebsten Menschen genommen hatten. Und es schien nicht so, als würden sie ihr Kakashi zurückgeben. Trauer. Leid. Verbitterung. Diese Dinge übernahmen innerhalb kürzester Zeit die Führung über ihre Gedanken, ihren Körper, ihr Herz. Hass auf die Welt, Hass auf alle Feinde, Hass auf den Kampf. Hass auf Shaku. Wie gern würde sie seinen Körper in Einzelteile zerlegen. Doch was würde das bringen...? Gar nichts... Und sie hatte auch nichtmehr die Kraft dazu... Die Kraft hatte sie gänzlich verlassen. Ihre Seele zerfiel in ihrem Körper und starb langsam aber sicher ab. Leid... Die Welt ist voller Leid... Wieso kann es nicht endlich ein Ende haben...? Vater... Lass mich nichtmehr allein sein... Kakashi... Bring mir Kakashi zurück... Vater... Ich leide... Siehst du, wie ich leide...? Ich habe Shaku besiegt... Wir haben Shaku besiegt... Warum nimmt man mir, statt mich zu belohnen, meinen Kakashi weg...? Vater... Warum...? Wochen vergingen. Monate vergingen. Ein Jahr verging. Kurai stand in der Küche und sah auf den Kalender. Ein Jahr war bereits vergangen? Wirklich? ...So wenig? >>Es kam mir vor wie eine Ewigkeit... Noch nie war ein Jahr so furchtbar lang... So lang ohne... Kakashi...<< Sie senkte den Blick. Ein Jahr war es tatsächlich her. Vier Monate hatte sie nichtmehr um ihn weinen müssen. Und jetzt kam es tatsächlich wieder hoch...? In der flimmernden Wärme der Sommersonne wandelte eine Gestalt müde dahin. Sie sah mitgenommen aber nicht ein bisschen verkommen aus. Iruka lief gerade den Weg entlang. Er hatte in letzter Zeit nicht sehr viel Schlaf gehabt, denn Kakashis Verschwinden nahm auch ihn mit. Sein bester Freund, einfach so weg? Aber am meisten musste Kurai leiden, dass war Iruka völlig klar. Gedankenverloren und mit den Händen in den Taschen schlenderte er in Richtung Akademie, um seinen üblichen Unterricht abzuhalten. Schlagartig hielt er inne, als er einen Mann an sich vorbeilaufen sah. Iruka rieb sich in den Augen und sah ihm nach. Das... das konnte doch nicht sein... Oder etwa doch?! Kurai saß inzwischen am Tisch und hatte den Kopf auf die Arme gestützt, welche schlapp auf dem Tisch lagen. Sie dachte an die Vergangenheit. Musste an die Nacht in der Höhle denken, in der Kakashi sie mit seinem Körper gewärmt hatte. An den Tag, an dem sie beinahe ertrunken wäre und er sie gerettet und beatmet hatte. An seine Liebeserklärung. Der erste Kuss. Das erste Mal. Sein Verschwinden... Tränen stahlen sich abermals aus Kurais Augen. In diesem Jahr hatte sie wahrscheinlich mindestens halb so viel geweint wie ein anderer in seinem ganzen Leben. Sie hörte ein leises Knarren der Tür, ignorierte es allerdings gänzlich. Wer sollte schon reinkommen? Sollte es ein Ninja sein, der sie umbringen will? Bitte! Sollte er doch. Aber sie durfte nicht sterben... Das wusste sie. Sie war zu müde und zu träge um aufzugeben. Kakashi und Kurai... hatten sich durch alle Gezeiten geschoben und sich verzweifelt geliebt. Hatte es am Ende doch nichts gebracht? >>...Kakashi...<< Flüsterte Kurai schläfrig und atmete dabei Tränen weg. >>...Ja...?<< Kurai hob langsam den Kopf. Ihr Herz hatte sich gerade zusammengekrampft wie nie in ihem Leben. Langsam wanderten ihre Augen an Ninjasandalen, einer leicht zerissenen, dunkelblauen Ninjahose hoch, lange Beine, eine kurze, grüne Weste, Mundschutz, schiefes Stirnband... silberne... nach links stehende... Haare...? >>Ka...ka...shi...?<< Stotterte Kurai und verschluckte sich an Tränen. Die Gestalt vor ihr nickte nur. Kurai stand zittrig auf. Ihr Körper vibrierte wie ein Wackelpudding, den man angestoßen hatte. >>...D-Du... B-Bist du ein G-Geist...?<< >>Also ich fühle mich ziemlich lebendig.<< Er lächelte. Er lächelte dieses süße und einzigartige Lächeln... Dieses... Kakashilächeln... Kurai sagte nichtsmehr. Sie starrte ihn nur an. >>Ich bin endlich zurück...<< Erklärte Kakashi, >>...du kannst mich ruhig erkennen.<< >>Idiot.<< Sprach Kurai nur und im selben Moment fiel sie ihm um die Brust, drängte ihren Kopf gegen den Stoff seiner Weste und kümmerte sich nicht um die Tränen. Ihre Fäuste bewegten sich von selbst und trommelten wild aber nicht mit ganzer Kraft auf seinen Oberkörper ein. >>Wo zum Teufel warst du!?<< Keuchte Kurai erstickt und verausgabte sich weiter, >>Warum hast du mich solange allein gelassen!?<< Behutsam hielt Kakashi ihre Hände fest und drückte sie nach unten. Anschließend umschlang er ihre Hüfte bzw. ihren Rücken, zog seinen Mundschutz herunter und küsste sie leidenschaftlich. Kurai spürte die Sehnsucht in sich brennen und erwiederte den Kuss nur allzu gern, sie drückte ihn fest an sich und hätte ihn am liebsten niewieder losgelassen. Nach langer Zeit ließen sie letztendlich doch voneinander ab und setzten sich an den Tisch. Kurai hielt es dort allerdings nicht lange aus, sie stand wieder auf und ließ sich auf Kakashis Schoß ziehen, welcher nach kurzer Zeit endlich zu reden begann: >>...Ich bin weggespült worden und war ohnmächtig.<< Sein Brustkorb vibrierte an Kurais Ohr und sie hörte seine Stimme dumpf, kuschelte sich eng an ihn. >>...Als ich wieder aufgewacht bin,<< fuhr Kakashi fort und strich Kurai über den Rücken, küsste sie einmal auf die Stirn, >>...war ich in dem Haus eines alten Mannes. Er hat mir erzählt, dass er mich gefunden und wieder aufgepäppelt hat. Ich habe drei Tage geschlafen.<< >>Warum bist du nicht gleich zurückgekommen...?<< >>Weil ich mein Gedächtnis verloren hatte. Ich weiß, wie komisch das klingt... Aber es ist tatsächlich die Wahrheit. Ich wusste weder, wer ich bin, noch wie ich zu dem Mann gekommen bin.<< Kurai sah ihn an. Unglaublich. Sie fühlte seine Stirn und strich ihm durch das Haar. >>Schon gut.<< Sagte er lächelnd und drückte ihre Hand an seine Wange, >>...ich weiß alles wieder. Und weißt du, wie? Ich habe ein Paar am Fluss entlanggehen sehen. Sie haben sich umarmt und geküsst. Und da hatte ich das Gefühl, dass jemand auf mich wartet, zu dem ich unbedingt zurück muss. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, habe ich acht Monate gebraucht.<< Wenn man sein Gedächtnis verlor, kam es manchmal niewieder zurück, dass wusste Kurai. Also hatte Kakashi wirklich Schwein gehabt. Sie war unbeschreiblich glücklich, ihn endlich wieder zu haben. >>Ich habe mich verabschiedet und mich auf den Weg gemacht, einfach so. In den restlichen vier Monaten bin ich gereist und habe nachgedacht. Ich habe versucht, mich zu erinnern wohin ich muss und wer auf mich wartet. Irgendwann nachts habe ich von dir geträumt Kurai... Und als ich wieder aufgewacht bin, ist mir alles wieder eingefallen. Ich bin sofort hierhergeeilt.<< >>Ich bin froh.<< Sagte Kurai und Kakashi wischte ihr die letzten Tränen aus dem Gesicht, >>...so froh, dass du noch lebst. Ich habe so unbeschreiblich gelitten in der Zeit.<< Sie kniff die Augen zusammen, >>...Ich wollte... ich konnte nicht ohne dich sein... Ich wollte sterben... Aber ich habe weiter gelebt, weil ich immer gehofft hatte, dass du zurückkommst...<< Er küsste sie abermals. >>Danke für dein Vertrauen, Kurai.<< Sie lächelte ihn süßlich an und schmiegte sich weiter an ihn, bis ihr irgendwann schlagartig etwas einfiel. Sie stand auf und zog ihn an der Hand in die Höhe. >>Ich muss dir ja noch was zeigen!<< Sagte ich und konnte endlich wieder lachen und grinsen. Seit einem Jahr hatte sie dies nichtmehr getan... Seitdem Shabon weggegangen war. Langsam zog sie den verwunderten Kakashi in sein ehemaliges und nie benutztes Arbeitszimmer. Es war mit freundlichen Farben umgestrichen worden und an der Zimmerdecke hing ein Mobile mit Wolken und Schafen - direkt über einem Kinderbett. Total baff warf Kakashi einen Blick in die Wiege. Dort lag ein Kind... Es lächelte ihn mit himmelblauen, lieben Augen an und hatte schon kurze Haare, die ihm etwa genauso abstanden wie Kakashis. Das Gesicht des Kindes war eben und seine Haut weich und hell. Er sah Kakashi äußerst ähnlich, nur die blauen Augen... >>K-Kurai...<< Murmelte Kakashi und lief erst rot und dann weiß an. >>W-Wer... Was...?<< Kurai lächelte und nahm seine Hände. >>Das ist Takashi. Und er ist unser Sohn.<< Kakashi lief einpaar Schritte zurück und stützte sich an der Wand ab. >>Oh Gott...<< >>Freust du dich gar nicht...?<< >>Doch... Doch!<< Erwiederte Kakashi hektisch, >>...aber... Ich... ich muss das erst verdauen. Hast du einen Stuhl und Kaffee für mich...?<< Kurai lachte und küsste den kleinen auf die Stirn, deckte ihn richtig zu und stieß das Mobile an. >>Natürlich, Liebster. Komm mit.<< Sie gingen in die Küche und Kakashi warf nocheinmal einen Blick in die Wiege, wo das Kind ihn nochimmer anlächelte. >>...Bin gleich wieder da.<< Grinste er und folgte Kurai schließlich. Kakashi saß also am Tisch und trank seinen Kaffee. Er sah Kurai erwartungsvoll an. >>Und? Erzähl!<< Murmelte er in der Tasse. Kurai wurde rot. >>Was gibt es... Naja... Ok... Die Magenschmerzen, die mich so gequält haben, waren Schwangerschaftsanzeichen.<< Erzählte Kurai, >>...Takashi ist jetzt fast ein Jahr alt. Ich habe erst nicht glauben können, dass ich schwanger bin... Aber Shabon hat es mir klar gemacht.<< >>Wir hatten doch zu der Zeit nur einmal...<< >>...Da hast du wohl einen Volltreffer gelandet, Kashi.<< Und so erzählte Kurai von Shabons Besuch, an den sie sich gleichzeitig selbst erinnerte und wieder ins Gedächtnis rief. ...Es war ein schöner Tag gewesen, als Shabon geklopft hatte. Zu der Zeit war Kurai im sechsten Monat schwanger und hatte langsam einen Bauch, während Kakashi seit mehreren Monaten bereits verschwunden gewesen war. Kurai hatte Shabon immer und immer wieder abgewimmelt; heute aber ließ sie sie herein. >>Wie geht es dir...?<< Fragte Shabon sofort und setzte sich unaufgefordert hin. Kurai nahm ebenfalls Platz. >>Geht so...<< >>Wirklich...? Du siehst nicht gut aus.<< >>Ich weiß... Erzähl was.<< Shabon schluckte einmal und trank ihren Tee. >>Ich werde weggehen, Kurai. Für einpaar Monate.<< Sagte sie dann langsam, ängstlich. >>Ist okay... Wohin willst du denn?<< >>In ein anderes Ninjadorf... Ich wollte dieselbe Ausbildung wie Kabuto machen.<< >>Ahja... Kabuto.<< Kurai rang sich ein Lächeln ab, >>...da hat es jetzt doch gefunkt...?<< Shabon wurde puterrot und bestritt dieses, aber für Kurai war die Sache damit klar. Sie grinste etwas. >>Wo wir gerade beim Thema sind... Du bist komisch dick geworden, Kurai.<< >>Findest du...?<< >>Ja.<< Bestätigte Shabon und begutachtete Kurai. Sie machte dann ein wichtiges Gesicht. >>...Kurai? Was war das Komischste, was du in letzter Zeit durcheinander gegessen hast? Hast du öfter Hunger als sonst? Hast du Schmerzen im Unterbauch? >>...Schmerzen: Ja. Öfter Hunger? Hmm... Ja. Was ich gegessen habe...? Chips und Gurken.<< Sagte Kurai unwissend. Shabon gab einen zischenden Laut von sich. >>Kurai... Du bist schwanger.<< >>Nein!<< >>Doch. Kann das sein?<< Kurai dachte kurz nach... Die Zeit passte. >>Ähm... ja?<< Shabon schlug sich die Hand vor den Mund: >>Wart ihr etwa unanständig?!<< Fragte sie gespielt empört und kurz darauf lachten sie beide gemeinsam. Shabon riss Kurai wirklich immer wieder aus den tiefsten Löchern... Dafür sind Freunde eben da, meinte Shabon. >>Ich kann doch nicht... schwanger sein...!<< >>Das ist ganz einfach... Da hat Kakashi ja ganze Arbeit geleistet.<< Spätestens da, als sich Zabuza bei Kurai blicken ließ und sein erster Satz "Du bist fett geworden, Schwesterherz." lautete, war sie also offiziell schwanger. Und sie fand diese Bewegungseinschränkung gar nicht gut. Aber die Geburt des Kindes und die Sozialität, sich um Takashi zu kümmern, half ihr gut über Kakashis Verschwinden hinweg. Selbst Lorrenor ließ sich einmal blicken und rief um Hilfe, als Takashi sich an ihn klammerte... So war also tatsächlich ein Jahr ohne Kakashi vergangen. Kurai dachte daran, dass Shabon eigentlich bald zurück sein müsste, denn sie hatte versprochen, mit Kurai Geburtstag zu feiern. Nachdem Kurai Kakashi alles erzählt - welchen das durchaus belustigt - hatte, beschloss Kakashi, erstmal duschen zu gehen und verließ den Raum. In Wahrheit aber, sah er erstmal nach seinem Sohn... Bevor er seinen Anblick wieder löste und wirklich unter die Brause ging. Kurai entledigte sich ihrer Klamotten und folgte ihm, stieg zu ihm in die Dusche und umarmte ihn dort. >>Ich habe dich so vermisst...<< >>Ich habe dich auch vermisst, Kurai...<< Sie schrubbten sich gegenseitig den Rücken und hatten endlich wieder Spaß zusammen. Sie küssten sich, genossen das warme Wasser und den guten Geruch des Duschbades und verbrachten schließlich eine gemeinsame und unendlich schöne Nacht miteinander. Es war, als wäre all das Glück, was bei Kakashis Verschwinden verloren gegangen, schlagartig zurückgekommen war. Kurai genoss die Nähe zu Kakashi ungemein und dies hielt auch in den nächsten Wochen an. Takashi schien sich auch zu freuen, endlich einen Papa zu haben. Er klebte ihm sozusagen ständig am Leib und dachte nicht daran, mal zu schlafen, seit er da war. Und Kurais Geburtstag rückte näher. Kakashi traf sich mit Shabon und Lorrenor, welche erst glücklich waren, dass ihr Sensei lebte. Des weiteren schmiedeten sie Pläne für eine Feier und Kakashi wusste bereits ganz genau, was er Kurai schenken würde... Kapitel 52: Das schönste Geschenk --------------------------------- >>Takashi! Wie geht es dir?<< Fragte Kurai liebevoll, als sie Takashi auf den Arm hob und fütterte. Er kuschelte sich ein bisschen an sie und Kakashi schaute Kurai neugierig über die Schulter. Man sah förmlich, dass er es kaum erwarten konnte, bis der Kleine alt genug war. Sie würden trainieren, zusammen herumziehen, wenn er älter war mal ein Gläschen trinken... Die Welt war perfekt. Aber das endgültige Bündnis fehlte noch. Als das Kalenderblatt den 18.8 zeigte, war Kakashi als Erster wach. Das war so gut wie unmöglich bei ihm. Man merkte, dass er aufgeregt war. Er bereitete Frühstück zu und schlich sich dann ins Schlafzimmer. >>Kurai...<< Flüsterte Kakashi leise und ließ sich am Bettrand wieder, küsste seine Liebste wach. Diese öffnete nach kurzer Zeit verschlafen die Augen und gab ein leicht enttäuschtes Brummen von sich, als Kakashi von ihr abließ. >>Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Schatz.<< Kurai überlegte kurz. Stimmt ja, heute war... Hm... >>Danke...<< Sie legte die Arme um ihn und und atmete seinen guten Geruch gierig ein. >>Ich muss heute nochmal weg.<< Sagte Kakashi etwas bitter, >>Ich muss noch eine Schriftrolle überbringen. Es dauert aber nicht lange... Danach muss ich noch was erledigen.<< >>Was denn...?<< >>...Etwas besorgen. Wirst du noch sehen...<< Er grinste vielsagend und küsste sie. >>Mach dich doch heute Abend zurecht und warte um 18 Uhr im Restaurant um die Ecke auf mich, ok?<< >>Warum?<< >>Wirst du sehen.<< Meinte er mit Nachdruck, sodass Kurai nachgab und zustimmte. Sie ermahnte ihn, auf sich aufzupassen, bevor er loszog. Der Tag war eigentlich wie jeder andere. Kurai gähnte und aß das, was Kakashi ihr hingestellt hatte. In einer sehr dünnen Vase fand sie eine wunderschöne, rote Rose neben ihrem Teller. Dieser Kakashi... Sie lächelte beschwichtigend und beschäftigte sich anschließend mit dem Sohnemann. Dieser lwar besonders glücklich und schien die Bedeutung des Tages zu kennen. >>Tse...<< Machte Kurai, >>...alle wissen sie bescheid, nur ich wieder nicht!<< Kurai setzte Takashi auf eine Decke und beobachtete, wie er ein seinen Hartgummiring biss und damit um sich schlug. Ihre Gedanken drehten sich derweil um die Ausbildung, die er irgendwann machen würde. Ja... Takashi der Ninja... Das würde sich Kakashi nicht nehmen lassen. Kurai war sich sicher, dass er ein großartiger und wirklich cooler Vater war. Aber ihr Mutterinstinkt war zu stark und momentan konnte und wollte sie sich nicht vorstellen, dass Takashi sie verlässt und auf große Mission geht. Naja... Bis dahin war es ja noch eine sehr lange Zeit. 11 Jahre, um genau zu sein. >>Elf Jahre... Das ist so furchtbar viel; und vergehen tut es dann doch wieder so schnell.<< Sie hob Takashi zu sich auf den Schoß und strich ihm über das weiche, kurze, hellsilberne Haar. Leise summte sie ihm etwas vor und wieder drängte er sich an sie und gab einpaar leise Laute von sich, bis er irgendwann doch wieder einschlief. Der Tag schlich quälend vorran. Kurai sah dauernd auf die Uhr, weil ihr langweilig war. Meine Güte, was war nur so furchtbar geheimnisvoll? Irgendwann kam er Abend dann ja nun doch und sie zog ich etwas hübsches an, machte sich die Frisur ein bisschen anders, schnallte sich anschließend die Rucksackartige Trage für Takashi um und setzte ihn hinein. Hierlassen konnte sie ihn unmöglich. So machte sie sich also im frischen Wind des Abends auf. Es war ein angenehmer Sommerabend, nicht zu warm und nicht zu kalt. Richtig angenehm. Das Rascheln von Büschen oder Knacken von Ästen machte Kurai nun nichtsmehr aus. Entweder war es der Wind, irgendein Viehzeug oder eben Metsuke, welcher sie beobachtete. Auch er war nach Kakashis Verschwunden nichtmehr gesehen worden, aber seitdem Kurais Liebster zurückgekehrt war, war auch Metsuke wieder aufgetaucht. Schon irgendwie merkwürdig, diese Verbindung. Als Kurai nun vor besagtem Restaurant stand, stellte sie überrascht fest, dass das Licht komplett gelöscht war. Hatte es etwa zu? >>Och nö, oder?<< Kurai umfasste mit der Hand die Türklinke und drückte sie mit zarter Gewalt nach unten. Aber es war offen...? Langsam schob sie die Tür einen Spalt auf und lugte hinein. Ob es einen Überfall gegeben hatte? Mist, sie hatte Takashi dabei! Langsam schob sie den Fuß ins Gebäude und drückte so die Tür auf. Hinter sich schloss sie diese wieder, um kein Aufsehen zu erregen. Immerhin konnte sie sich mithilfe von Kyubis Sinnen im Dunkeln trotzdem zurechtfinden. >>...Ist hier... jemand...?<< Flüsterte Kurai und hörte Takashi hinter sich quängeln. Stille. Beißende, schneidende Stille. Kurai schluckte und tat noch einen Schritt... ...Und plötzlich entflammte das Licht wieder, einpaar Leute standen da und hatten knallende Partybomben in der Hand. Der Raum war bereits mit Konfetti übersäht. >>...W-Was zum...?<< Wunderte sich Kurai verdattert. >>Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kurai!<< Shabon, Lorrenor, der Hokage, Konohamaru, Kabuto und Zabuza standen vor ihr. Auf dem Tisch ein wirklich wundervoll aussehender Blumenstrauß. >>Ich... Danke, Freunde...<< Rang sich Kurai ab, da sie noch immer sehr verdutzt war. Das war unter Garantie Shabons Idee. Diese kam nun nach vorn und umarmte Kurai stürmisch, immerhin hatten sie sich fast ein Jahr lang nicht gesehen und Kurai erwiederte dies allzu gern, Lorrenor legte ebenfalls (stocksteif) die Arme um sie und Zabuza trat nach vorn, tat aber keine Anstalten, sich zu rühren. Stattdessen hielt er eine Art kleine Kette hoch, an der ein kleines, silberglänzendes Shuriken baumelte. >>Die hat unserer Mutter gehört. Ich wollte, dass du sie bekommst.<< Mit diesen Worten legte er sie in Kurais Hand und schloss diese vorsichtig darum, anschließend legte er unauffällig eine Hand auf ihren Rücken und drückte seine Schwester kurz an sich, bevor er wieder von ihr abließ. Armer Zabuza, was musste ihn nur dazu gebracht haben, auf so eine für ihn alberne Feier zu kommen? Als Attentatninja? Als Shabon unschuldig grinste, war Kurai schon klar, wer die Überzeugungsarbeit geleistet haben musste... Auch Kabuto schüttelte ihr die Hand. Zwar kannten sie sich nicht so gut, so wünschte er ihr dennoch einen tollen Geburtstag und viel Glück weiterhin. Er schien wirklich ein toller Kerl zu sein. Als Kurai zu Shabon schaute, errötete diese und mied Kurais Blick. >>Ich wünsche dir auch alles Gute, Kurai.<< Meinte der Hokage und lächelte sein sanftes Lächeln. >>Jo! Von mir auch, wa?<< Grinste Konohamaru ziemlich fröhlich und tat eine übertriebene Handbewegung. >>Danke Leute! Vielen Dank!<< Sagte Kurai, da sie den Schreck endlich überwunden hatte und sich nun freuen konnte. Sie nahm Takashi auf ihren Arm, weil dieser leise weinte. Scheinbar hatten ihn die Partyknaller erschreckt; und da war er bei weitem nicht der Einzige, dem es so ging. Zabuza trat unauffällig näher. Er hatte Takashi ja noch nie gesehen... Jedenfalls nicht, dass Kurai wüsste. Takashi sah Zabuza an und fing sofort an zu lachen und sich zu freuen, er streckte die Hände nach dem stocksteif dastehenden Zabuza aus und strampelte. >>...Er hat deine Augen.<< Meine dieser nur und entfernte sich schleunigst wieder von dem Kind, Kurai prustete leise. >>Lasst uns essen!<< Schlug Shabon vor und klatschte vor Entzückung vor ihrer eigenen Idee die Hände zusammen. >>Sollen wir nicht auf Kakashi warten?<< Fragte Kurai etwas unsicher. >>Nein.<< Entgegnete Shabon wieder, >>...er hat gesagt es wird spät und wir sollen ohne ihn essen.<< Zwar war es Kurai nicht recht, so setzten sie sich trotzdem alle zusammen und aßen. Worte wurden gewechselt, Sekt getrunken und gefeiert. Der Zeiger der Uhr schlich vorran und gegen neun Uhr fiel Takashi in einen komaartigen Schlaf. >>Der Ärmste... Er ist soviel Trubel gar nicht gewöhnt.<< Seufzte Kurai, küsste ihren kleinen Schatz auf die Stirn und der Kellner bot an, ihn nebenan in ein Bett zu bringen. >Soll ich?< Überlegte Kurai. War es sicher? "Mach ruhig... Ich höre alles, Kurai." Entgegnete das immer treue Kyubi und so stimmte Kurai zu. Nachdem sie von Takashi befreit worden waren, konnten sie richtig loslegen und laut sprechen. Shabon sah in letzter Zeit immer wieder auf die Uhr, welche sich langsam der Geisterstunde näherte. Wo blieb Kakashi, verdammt nochmal?! Zehn Minuten vor Zwölf - wo er doch hätte um 23 Uhr eintreffen müssen - knarrte die Tür und ging auf. Kakashi kam hereingelaufen, er hatte ein kurzes, schwarzes T-Shirt inklusive Mundschutz und eine dunkelblaue Hose an. Seine Weste fehlte, was Kurai sofort auffiel. Desweiteren sah sie Shabons bestialisches Grinsen und irgendwie wurde ihr mulmig zumute. Kakashi kam an ihren Platz und küsste sie durch den Mundschutz auf die Stirn. >>Ich habe dir ja schon gratuliert... Möchte es hiermit aber nocheinmal tun und dir dein Geschenk geben.<< Er hielt ihr die Hand hin, >>...erheben sie sich, Prinzessin.<< Er lächelte und Kurai erhob sich, schob den Stuhl an den Tisch. Kakashi kramte kurz in einer seiner Hosentaschen, dann wurde die Beleuchtung plötzlich etwas heruntergedreht, sodass eine angenehme Atmosphäre den Raum füllte. >>Eigentlich...<<, begann Kakashi nun zu erzählen und jeder, aber wirklich jeder hörte ihm zu. >>...kenne ich dich, seit du vier bist. Damals habe ich dir geholfen, ohne zu wissen, dass ich damit meine Zukunft rette. Ich kann mich kaum noch an die Zeit erinnern, in der ich ohne dich war. Zuerst warst du nur mein Schüler... und jetzt liegt unser Sohn in seinem Bett und schläft... Ich kann nicht beschreiben, wie glücklich ich bin, dass alles so ist, wie es ist.<< Er lächelte wieder so unbeschreiblich an und sagte dann, nachdem er nocheinmal Luft geholt und ein kleines Kästchen aus seiner Hosentasche genommen hatte. >>Eigentlich haben wir ja unser halbes Leben miteinander verbracht...<< Er öffnete die Schatulle und ein wahrhaftig leuchtender Ring kam zum Vorschein, der sich in Kurais blauen Augen spiegelte und ihr ganz warm ums Herz werden ließ. >>...Aber... willst du nicht doch meinen Hinternamen annehmen...?<< Fragte Kakashi dann. Einen kurzen Moment herrschte Totenstille, aber für Kurai gab es da nichts zu überlegen. Sie umarmte ihn und zog ihn etwas zu sich herunter, küsste ihn auf die ewige Maske. >>Ich wünsche mir nichts sehnlicher.<< Und nun brach ein Beifall aus, den man von so einem kleinen Publikum gar nicht erwartet hätte. Shabon, Lorrenor, Zabuza, der Hokage, Konohamaru, Kabuto und sogar der Kellner klatschten und jubelten und Kurai wischte sich die Tränen aus den Augen, die ihr gekommen waren. >>Na... Nicht weinen... Heute sollst du keine Tränen mehr vergießen.<< Sagte Kakashi und strich ihr über die Wange, dann nahm er den Ring vorsichtig aus der Schatulle, schmiss diese achtlos irgendwo hin und steckte Kurai sanft den Ring an den Finger. Diese umarmte ihn nocheinmal. Wer hätte jemals gedacht, dass ihr Leben eine solche Wendung nimmt...? Vom einsamen Wolf zum Rudeltier... Unglaublich. Kapitel 53: Ein Geschenk in weiß -------------------------------- Der Hokage und Konohamaru mussten in eine andere Richtung, um nach Hause zu gelangen, deshalb verabschiedeten sie sich und nahmen diesen Weg. Zabuza schien sich zu schämen, immernoch da zu sein. >>Du kannst auch abhauen, wenn du möchtest.<< Sagte Kurai sanft und drückte ein bisschen seine Hand. Sie wusste, dass er Kontakt brauchte und es nicht zuließ. Er wurde ein bisschen rot. >>...Gut... Ich gehe jetzt.<< >>Kommst du zu unserer Hochzeit auch...?<< >>...Natürlich.<< Er zwinkerte einmal und war gleich darauf verschwunden. Lorrenor verabschiedete sich ebenfalls, als er an der Gabelung seines Weges angekommen war. Kurai, Shabon, Kakashi und Kabuto beschlossen, noch einen Kaffee miteinander zu trinken. Kurai war jetzt sowieso viel zu aufgedreht, um schlafen zu können. Sie gingen also zu Kakashi und Kurai und ließen sich dort am Tisch nieder. Kurai kochte nun doch Tee, denn von Kaffee hätten sie die Nacht durchgemacht. Kakashi brachte Takashi ins Bett und setzte sich dann dazu. Als die Teekanne pfiff, goss Kurai das heiße Getränk ein. Es tat wirklich gut. >>Wo lebt ihr jetzt?<< Fragte Kurai nach einiger Zeit. >>Hier in Konoha. Wir haben ein Haus gekauft.<< Erwiederte Kabuto. >>...Hier? Wo steht euer Haus?<< >>Zwei Ecken weiter vom Hokagesitz.<< Grinste Shabon. >>Und ihr beide seid ein glückliches Paar?<< Fragte Kakashi direkt heraus und Kurai schlug sich an die Stirn. Männer! >>...Ähm...<< Shabon wurde rot. >>...Ja.<< Entgegnete Kabuto freundlich und lächelte sanft. Nach kurzer Zeit stand Kabuto auf. >>Wo ist die Toilette...?<< Fragte er. Kakashi stand auf und brachte ihn schnell dorthin, als er wieder in der Küche stand und sah, wie Kurai Shabon ansah, sagte er, er wolle nach dem Kind gucken und verzog sich. Nun waren beide Frauen allein. >>He Shabon...<< Begann Kurai, >>...Was ist mir dir? Du verhälst dich sonderbar.<< >>...Nein...<< >>Doch.<< >>Es ist nichts.<< >>Und ob was ist! Rück endlich damit raus, Shabon, ich erzähle dir immerhin auch alles!<< Sagte Kurai mit Nachdruck. >>...Na schön... Weißt du... Als ich Kabuto wiedergetroffen habe, haben wir uns lange unterhalten. Wir haben über unsere frühere Freundschaft geredet und festgestellt, dass da irgendwie... naja... mehr ist.<< >>Das ist doch super!<< Sagte Kurai und freute sich ernsthaft für Shabon. Sie hatte es verdient, endlich einen Partner zu haben. >>Kurai... Ich bin schwanger.<< Dieser Satz schlug ein wie eine Bombe. Kurais Kiefer klappte bis auf den Tisch. Schwanger?! >>Das... ist nicht dein Ernst...<< >>Doch, Kurai... Es stimmt.<< >>Das...<< Sie überlegte kurz. Shabon war durchaus reif genug, um ein Kind zu erziehen, keine Frage. Und den richtigen Mann schien sie ja gefunden zu haben. >>Hast du es ihm gesagt?<< Shabon verneinte bitter. >>Warum nicht?<< >>Ich trau mich nicht...! Ich meine... wir sind noch nicht lange zusammen und ich bin bereits schwanger. Was ist, wenn er abhaut? Was soll ich dann tun?<< >>Glaubst du echt, er würde sowas mieses machen?<< Fragte Kurai undgläubig. >>...Naja... Ich weiß nicht... Ich habe Angst, dass er...-<< Sie unterbrach und fiel ins Schweigen. Kabuto kam zurück und setzte sich wieder an den Tisch. Auch Kakashi kam wieder herein und setzte sich dazu. >>Wir gehen gleich. Es ist immerhin schon halb drei.<< Kabuto trank seinen Tee aus und Shabon ebenfalls. Sie verabschiedeten sich schließlich und als Kabuto Kakashi etwas über den Anbudienst fragte, nutzte Kurai diese Gelegenheit um Shabon noch einmal beiseite zu ziehen. >>Shabon... Sag es ihm. Bitte!<< >>...Ich kann nicht...!<< >>Shabon! Irgendwann kommt es sowieso raus! Er wird dich nicht sitzen lassen; ganz sicher nicht!<< >>...Na gut Kurai...<< Shabon schien resigniert zu haben, >>...Ich sag es ihm... Morgen oder so.<< >>...<< >>Nein nein, ich sag es ihm, versprochen!<< >>Schatz?<< Rief Kabuto und wartete, bis sie sich ihm anschloss. Sie hoben die Hand zum Abschied und machten sich anschließend auf den Weg. Kakashi schlief sofort ein, kaum lag er im Bett. Er musste dermaßen geschafft von seinem Auftrag sein... Kurai kuschelte sich eng an ihn und er legte einen Arm um sie, zog sie zu sich. Kurai dachte nach und lehnte die Stirn an seine Brust. Heiraten... Sie würde tatsächlich heiraten...! Im Kleid! Mit Feier! Ihr wurde wieder so angenehm warm und Kurai glaubte zu erröten. Sie küsste Kakashi sanft auf den Mund. Seine Mimik war so zufrieden... Kaum einen Monnat später sollte also die Hochzeit stattfinden. Jeder hatte alle Hände voll zu tun, sich vorzubereiten. Kurai brauchte ein Kleid, welches Shabon als erstes mit ihr besorgte. Kakashi musste sich ebenfalls gute Klamotten zulegen und Kabuto opferte sich, um mit ihm einkaufen zu gehen. Als Kurai Zabuza nun seinen neuen Anzug prästentierte, erlitt dieser beinahe einen Tobsuchtsanfall, ebenso wie Konohamaru, der zusammen mit Takashi zum Blumenstreuen verdonnert worden war. Am Tag der Hochzeit raufte sich Shabon die Haare. >>Kurai! Wie lange hast du nicht geschlafen?!<< >>...Drei Tage lang jeweils 3 Stunden...! Ich war zu aufgeregt!<< >>... Toll... Und ich darf das wegschminken...<< >>...Tut mir leid, Shabon.<< Die Aufregung war riesig. Lorrenor, Zabuza und Kabuto saßen in der ersten Reihe. Hochzeiten waren ein sehr großes Fest in der Ninjazeit. Das ganze Dorf war eingeladen und erstaunlicherweise auch gekommen. Unruhiges Gemurmel herrschte. Iruka war der Trauzeuge und Shabon die Trauzeugin. Der Hokage übernahm die Stellung des Pfarrers und räusperte sich. Konohamaru wartete mit Takashi auf seinen "großen Auftritt". >>Immer, aber auch wirklich immer ich! Wa!<< Kurais Herz schlug bis zum Anschlag. Sie war so nervös, dass sie dachte, gleich in Ohnmacht fallen zu müssen. Ein letztes Mal betrachtete sie sich im Spiegel. Shabon hatte ihre leichten Augenringe wirklich super wegbekommen. Kurais Haare waren teilweise hochgesteckt worden und sahen wirklich klasse aus. Ihr Schleier hing ihr bis runter zu den Knöcheln, das Kleid war nicht zu schlicht, aber auch nicht übertrieben. Der Strauß hob sich vom Kleid ab und passte farblich perfekt. Shabon sollte wirklich Designerin werden, dass wollte Kurai ihr nochschlagen, hatte es durch den Trubel dann allerdings doch vergessen. Sie schluckte schwer, als die Glocken zu läuten begannen und die Melodie begann. Langsam öffnete sie die Tür und trat den langen Gang zwischen den Bänken hindurch, sie sah Lorrenor, der ihr zunickte, um ihr Mut zu machen und Zabuza, der sich zwar ebenfalls für sie freute, allerdings aussah, als müsse er jede Sekunde kotzen. Kurai kam am Altar an. Shabon war zu Tränen gerührt und der Hokage lächelte, als sähe er mit an, wie die Welt sich neu zusammensetzt. Stille schnitt die Luft. ...Der Bräutigamm fehlte. Kurai schluckte schwer. Wo war dieser Kerl jetzt schonwieder? Wieso musste er wirklich immer zu spät kommen!? Nervöses Gemurmel ging durch die Reihen. Minuten vergingen... ... Bis irgendwann endlich die Tür knarrte und Kakashi den Kopf ins Gebäude steckte. Er kam rein und schloss sie wieder. >>...Tut mir leid...<< Sagte er, es hallte durch die Kirche und war gut hörbar, >>...aber ein gewisser Jemand hat mir nicht gesagt in welcher Kirche die Hochzeit stattfindet...<< Shabon wurde knallrot und wieder biss Stille die Luft, bis die versammelte Mannschaft in schallendes Gelächter ausbrach. Auch Kurai musste lachen und ließ es geschehen. Nach kurzer Zeit räusperte sich der Hokage und Ruhe kehrte wieder ein. Das Lachen hatte die allgemeine Anspannung gelöst und nun, hoffte Kurai, würde es etwas gelassener sein. Kakashi trat zu ihr nach vorn und hob den Arm etwas, sodass sie sich unterhaken konnte. >>Du siehst wunderschön aus.<< Sagte er ehrlich und sah ihr in die Augen. Sein Stirnband trug er nicht, seinen Mundschutz aber doch. Er war ebenso schwarz wie sein Anzug, in dem Kakashi wirklich wie ein richtiger Kerl aussah, was ja sonst eigentlich auch nicht anders war. Aber Kurai hatte ihn eben nie im Anzug gesehen und war positiv beeindruckt. Sie sah, wie sehr sich Zabuza freute (natürlich ohne es zu zeigen), als er erkannte, dass sie die Kette trug, die er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Kakashi und Kurai standen nun also vor dem Altar und sahen zum Hokage, welcher sich abermals räusperte und begann, zu erzählen. Zabuza wirkte noch immer, als sei ihm furchtbar schlecht und Lorrenors Gestik wandelte sich ebenfalls so. Priestergerede... >>...Willst du sie lieben, ehren, ihr beistehen in guten sowie in schlechten Zeiten?<< Fragte er Kakashi. >>...Ja, ich will.<< Kakashi warf Kurai einen sanften Blick zu, welche diesen erwiederte. >>Und du, Kurai Zubasa (Zabuza horchte beim Namen "Zubasa" ungewollt auf), willst du Kakashi Hatake lieben und ehren, ihm beistehen in guten sowie in schlechten Zeiten?<< >>Ich will.<< >>Die Ringe, bitte.<< Ein Junge, den Kurai nie vorher gesehen hatte, kam angelaufen und brachte ein kleines, weißes Kissen, auf dem der Ring lag, den Kakashi Kurai zum Geburtstag geschenkt hatte. Daneben nocheinmal der Gleiche. Kakashi nahm nun den Ring und steckte ihn Kurai nocheinmal sanft an den Finger. Er lächelte sie an und die Blicke ruhten nun auf Kurai, welche das andere Schmuckstück nahm und es ebenfalls an den Finger ihres Partners steckte. Der Ringträger verzog sich schnell wieder und der Hokage schlug sein Buch zu. >>Sie dürfen die Braut nun küssen.<< Alles wartete gespannt, aber Kakashi tat nichts. >Zieh den Mundschutz runter!< Zischelte Shabon im Innern, um Kakashi endlich auchmal ohne zu sehen, und da zog sich Kakashi tatsächlich seine ewige Maske herunter. Er packte Kurai sanft an den Armen und küsste sie - und gleichzeitig drehte er sich mit ihr so um, dass Shabon, Iruka und der Hokage nur seinen Rücken und das Publikum nur Kurais Rücken sehen konnte. Der ein- oder andere gab ein enttäuschtes Murmeln von sich, während viele der Leute belustigt schienen. Unter großem Tumult liefen Kakashi und Kurai nun langsam aus der Kirche, Kakashi trug seine Frau die Stufen herunter. Takashi tapste an Konohamarus Hand einpaar unbeholfene Schritte, bis dieser ihn auf den Arm nahm und Blumen sträute. Kurais Sohn beteiligte sich freudig an dem hin- und herwerfen der zartrosa Blüten. Nun war auch Kurai fast zu Tränen gerührt und Kakashi strich ihr diese zärtlich von den Wangen. >>Nicht weinen...<< Kurai umarmte Kakashi und küsste ihn auf seinen Mundschutz. >>Ich liebe dich, Kurai. Mehr als alles, was ich mit vorstellen kann oder jemals hatte.<< >>...Ich liebe dich auch Kakashi, glaub mir...<< Wieder brach Klatschen und Pfeifen aus, ein riesiges Fest wurde veranstaltet mit allem drum und dran: Buffett, Getränke, Musik und einer Ecke, in der die Kinder spielen konnten. Lorrenor war knallrot, aber wirklich so rot, wie Kurai in ihrem Leben noch nichts gesehen hatte, als er ihr einen großen Rosenstrauß überreichen "musste", denn Shabon hatte ihm den einfach den die Hand gedrückt und gesagt "Hier, schenk!". Kurai lachte und umarmte Lorrenor. Auch er war immer da gewesen, wenn etwas nicht gestimmt hatte und trotz seiner kalten und verklemmten Art war er einer ihrer allerbesten Freunde geworden. >>Danke, Lorrenor...<< Er ließ von ihr ab und sie von ihm. >>Viel Glück, Kurai.<< Zabuza kam nun an und löste Lorrenor ab. Er überreichte Kurai ebenfalls Blumen. >>Tut mir leid... Aber ich hatte keine Ahnung, was man zu einer Hochzeit schenken soll.<< Kurai umarmte ihn stürmisch am Hals und zog ihn zu sich herunter. >>Das ist mir so egal...! Es ist das schönste Geschenk, dass du mein Bruder bist...<< Er errötete schlagartig, räusperte sich und flüsterte noch in der Umarmung in ihr Ohr: >>...Wie ist Kakashi so... Du weißt schon...?<< Leicht empört sah ihn Kurai an. >>Was geht dich mein Sexleben an?!<< >>Das doch nicht!<< Rief Zabuza übertrieben, >>...Ich meinte, ob er NETT zu dir ist!<< >>...Achso...<< Fiel Kurai auf und begann laut zu lachen, >>...sag das doch! Natürlich... Er ist immer nett. Danke für deine Sorge, Zabu-Kun. Und danke, dass du mich damals gerettet und dich immer für mich eingesetzt hast.<< >>Jetzt hör schon auf damit...!<< Sagte Zabuza, >>...ist doch klar, Kurai-Chan.<< Er entfernte sich wieder. Kurai staunte nicht schlecht, als sie Kabuto und Shabon sah. Kabuto trug einen schönen, schwarzen Anzug. Shabon hingegen hatte sich umgezogen. Sie trug nichtmehr das Kleid von vorhin, sondern jetzt normale Klamotten... und... Hasenohren und ein Hasenschwänzchen. Kurai wurde rot vor Peinlichkeit. >>Wie rennst du denn rum?!<< >>Wieso?<< Fragte Shabon unschuldig und tatsächlich ernst gemeint, >>...der Maskenball fängt doch gleich an, oder?<< >>Maskenball?! Davon wüsste ich aber!<< Zischte Kurai immernoch rot, >>Zieh das Zeug aus!<< >>Kein Maskenball?<< Fragte Shabon verdutzt. >>Ich hab's ja gesagt...<< Brummte Kabuto kaum hörbar. >>Mach die Ohren ab oder ich leugne, dass ich dich kenne!<< Schnell nahm Shabon die Ohren und das Schwänzchen ab. >>...Ich geh mich umziehen.<< Sagte sie und war sogleich wieder verschwunden. Kabuto seufzte resigniert und Kurai lachte. >>Hat sie dir etwas erzählt?<< Fragte sie Kabuto dann und bekam wohl oder übel raus, dass dieser sich über Shabons Schwangerschaft tatsächlich gefreut hatte. Sie feierten ausgelassen und tranken ein bisschen. Das Essen war klasse und das Fest ging bis spät in die Nacht. Kurai bekam Geschenke von Leuten, von denen sie nichtmal gedacht hätte, dass sie sich überhaupt mit einem "Halbdämon" abgeben. Glücklich stellte sie fest, dass selbst dieses Jugendproblem ein für alle mal aus der Welt geschafft war. Nun könnte sie genauso im Dorf leben wie jeder andere auch. Sie war glücklich. Wirklich unbeschreiblich glücklich. Das erste Mal in ihrem Leben spürte sie vollendete Zufriedenheit und diesesmal wusste sie, dass der Kampf wirklich vorbei war. Ein für alle Mal. ~Soo, LbN ist damit aber noch nicht zuende. Morgen kommt der Epilog hoch und übermorgen ein Autorspecial von mir. Und vergesst nicht: Kommiiiiiiiis XD~ Epilog: Und am Ende... ---------------------- Leiden... Wer hat es verdient, zu leiden...? Freuen... Wer hat es verdient, sich zu freuen...? Lieben... Wer hat es verdient, zu lieben oder geliebt zu werden...? Schicksal... Wer glaubt an Schicksal? Du? Oder ich? Niemand? Alle? Wir haben es geschafft... Etwas ewig gehendes ist vorbei. Das einsame Herz ist nun Teil einer Gruppe. Das kalte Herz hat gelernt, wie es ist, jemanden zu mögen. Das kraftlose Herz hat es geschafft, seine Gefühle auszudrücken. Das müde Herz hat Liebe kennengelernt. Das gequälte Herz hat seinen Verwandten gefunden. ... Kurai... Bleibe bei Kakashi und lass dein Leben mit ihm und eurem Sohn endlich die glückliche Gewohnheit einnehmen, nachder ihr beide immer getrachtet habt. Lorrenor... Habe Mut und erreiche deine Ziele. Du wirst sie schaffen - ganz bestimmt. Shabon... Behalte den neugewonnenen Mut und sei für deine Freunde, deine Tochter und deinen Partner da. Kakashi... Sei für deine Liebsten da und vergrabe die Vergangenheit hinter dir. Nur das Heute zählt. Zabuza... Erfülle deine Aufgabe und achte auf die Schwester, bei der du nie sein konntest. ... Ein Jahr verging. Kurai und Kakashi hätten nicht glücklicher sein können, ebenso Shabon und Kabuto, welchen das Leben eine wirklich wundervolle Tochter schenkte. Emiko. Lorrenor wurde einer der berüchtigsten Anbuninja. Seine einzige Waffe waren seine Fäuste und seine Künste. Er wurde in Kirigakure landensweit gesucht und mit einer hohen Belohnung gesühnt. Zabuza tat das, was er sein Leben lang hatte tun wollen und was ihm nun endlich gegönnt wurde... ...Denn wenn Takashi zu seiner Mutter lief und diese fragte, wer denn der Mann mit den schwarzen Haaren und dem grooooßen Messer auf dem Rücken sei, der ab und zu ins Fenster sah, konnte diese nur sanft lächeln. >>Er wird auf dich aufpassen, Takashi... Es ist ein Schatten. Ein Schatten, der immer seine schützende Hand über uns haben wird. Sei dankbar, dass er da ist und habe keine Angst.<< ... >>Ich gehe jetzt.<< Sagte Kurai, schnallte ihr Schwert auf den Rücken und verließ das Haus; >>wartet nicht auf mich!<< Ihre Schritte führten sie durch das Dorf, in dem sie begrüßt und endlich wie ein richtiger Mensch behandelt wurde. "Hast du dir jenes gewünscht?" Fragte die schrille Stimme in ihrem Innern. >Ja... Mehr als alles andere. Danke, dass du immer da warst, Kyubi.< Langsam schlenderte das Fuchsmädchen durch den Wald, bis es dort angekommen war, wo es hatte hingewollt; der Gedenkstein der gefallenen Ninjas im Namen von Konohagakure. Sie setzte sich hin und lehnte den Rücken an die Inschriften. Wie viele Ninja waren umgekommen? Warum wohl? Bestimmt viele durch Shaku... Sie seufzte und schloss die Augen. Die Abendsonne schien ihr wunderbar warm auf das Gesicht und machte sie träge... ... >>Du hast es geschafft, Kurai.<< Sagte er und ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Das selbe Lächeln wie auf dem Foto. >>Du hast mir die Kraft gegeben. Und Kyubi.<< Antwortete Kurai. >>...Und Kakashi, Shabon, Lorrenor, Zabuza...<< >>Ja.<< Sagte Kurai und lächelte, >>...und sie.<< >>Ich bin stolz auf dich. Du hast mich gerächt.<< Erwiederte Larciel wieder und streckte eine Hand nach ihr aus. Sie versuchte, ihn zu berühren, kam ihm näher. Ihre Fingerkuppen stießen sanft gegeneinander. Kurai spürte die Wärme; ja, sie spürte sie. ... Im selben Moment erwachte sie. Noch immer war ihr warm zumute, sie hatte das Gefühl, alles bewältigen zu können. Alles. Sie stand langsam auf. Ihre Silhouette wurde vom Mondlicht lang gezogen. Sie zückte ihr Schwert und rammte es in den Boden vor den Gedenkstein, auf dem auch "Larciel Zubasa" zu erkennen war. Ihm zu ehren sollte es hier ruhen. Sie brauchte es nichtmehr. Der Kampf war vorbei. Endgültig. Bei Aufträgen könnte sie es sich holen. Und bald würde es Takashi erhalten. Wenn er alt genug war... Wenn er es schaffte, das Schwert aus dem Boden zu ziehen, dann würde er es erhalten und damit genauso viele Abenteuer erleben wie Kurai ihrerzeit. Kurai verließ die Lichtung. Nocheinmal drehte sie sich um. Hatte dort nicht eben jemand auf dem Stein gesessen? ...Sie musste sich wohl getäuscht haben. Vielleicht war es auch der Wind...? Wieder sanft lächelnd lief sie weiter, nachdem sie noch einen Blick auf Metsuke geworfen hatte, welcher sie mit treuem Blick beobachtete. An seiner Seite eine Wölfin. >>Leb wohl.<< Sagte Kurai zu dem Wolf. Er legte die Ohren an. >>Das Abenteuer ist vorbei. Für immer.<< Freude durchströmte sie. >>Wir haben es geschafft.<< Mit diesen Worten rannte sie davon. Rannte, rannte und rannte, dachte an ihre Freunde, an ihren Sohn, an Kakashi, an ihren Bruder Zabuza. Sie alle konnten leben. Endlich leben. Mensch sein. Nichtmehr Ninja. Mensch. Der Mensch heißt Mensch, weil er lacht, lebt, erinnert und kämpft. Es bleibt alles anders. Der Kampf ist vorbei. Viel Glück. The End Vei-Chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)