Trägt nicht alles, was uns begeistert, die Farbe der Nacht? von Miss_Keks ================================================================================ Kapitel 4: Der erste Sturm -------------------------- „Wen haben wir denn da?“, ertönte eine Stimme hinter mir und ich drehte mich mit einem kleinen Lächeln um. „H-hallo“, begrüßte ich Kiba und beobachtete ihn vorsichtig dabei, wie er seine Zigarette auf dem Boden ausdrückte und sich mir selbstbewusst näherte. „Was geht so?“, wollte er wissen, als er vor mir stehen blieb und seine Lederjacke richtete. Fasziniert blickte ich auf sein blauschwarzes Holzfällerhemd, welches er locker um die Hüften geschlungen hatte. „N-nichts“, murmelte ich, „B-bei d-dir?“ „Hab grad gemerkt, dass einem Mauerblümchen mein Hemd gefällt“, erwiderte er und ich hörte nur zu deutlich ein Grinsen in seiner Stimme. Mit roten Wangen führte ich die Augen auf den Boden und die Kuppen meiner Zeigefinger fanden sich zum wiederholten Male. „Willst du?“, fragte er plötzlich und ich sah überrascht auf. „W-was?“ Kiba lachte kurz auf. „Ob du es anziehen willst.“ Nur zu gerne würde ich es wenigstens für wenige Augenblicke tragen, doch ich war zu schüchtern, um ihm dies zu beichten. Mit einem schiefen Grinsen schüttelte er den Kopf und band das Hemd von seinen Hüften. „Du musst definitiv reden lernen“, schmunzelte er und hielt es mir auffordernd hin. „Si-sicher? E-es ist do-doch dei-deins“, stotterte ich verlegen. „Hina! Zieh das verdammte Ding an oder ich mach es selbst!“ Schlagartig fuhren meine Hände durch die Ärmel und im nächsten Moment umwehte der Stoff sanft meinen Körper. „Lass dich mal ansehen“, meinte Kiba und trat Lächelnd einen Schritt zurück. Seine Augen fuhren über mich und ich spürte, wie mein Gesicht dunkelrot aufleuchtete. „Jup, sieht gut aus! Solltest du öfter tragen. Jetzt komm.“ Mit diesen Worten begaben wir uns auf den Weg in das Schulgebäude, während in meinem Magen ein buntes Durcheinander aus schmerzenden und verwirrenden Emotionen herrschte. „War alles klar mit deinen Alten“, fragte er plötzlich und ich war verwundert, wie aufmerksam er war. „Ja“, nickte ich und im selben Atemzug stießen Sakura und Sasuke zu uns. „Wow, wie sehen wir denn aus? Ich dachte, du hättest nichts in unserem Stil“, fiel die Rosahaarige mit der Tür ins Haus. Ihre Augenbraue schoss in die Höhe und ihren Augen flogen über meinen Körper. Beschämt senkte ich den Blick. „Da-das i-ist Kibas“, erklärte ich schüchtern und biss mir auf die Unterlippe. „Seit wann bist du so ein Gentleman?“ Er lachte leise. „Bin ich nicht, aber die sieht gut darin aus.“ „Da hast du recht.“ Meine Wangen leuchteten in einem dunkleren Rotton, während ich mir wünschte, ein wenig mehr Selbstbewusstsein zu besitzen. "Sagt mal, wo ist eigentlich dieser Idiot von Naruto?", wollte der Braunhaarige wissen. "Der hat verpennt. Kommt erst zur zweiten", antwortete Sasuke und ein kleiner Stein der Enttäuschung setzte sich in meinem Magen nieder. Er würde sicherlich mit seiner gute Laune auch die letzten Reste von meiner Müdigkeit vertreiben. „Hinata?“ Das plötzliche Poltern einer von Wut getränkten Stimme, ließ mich versteiften. Ich wandte mich langsam um. Tenten schritt gefolgt von Lee auf mich zu und ich wappnete mich innerlich für die nächsten verurteilenden Blicke und Kommentare. „Es wird langsam zur Routine, dass mein Tag schlecht anfängt“, brummte Sakura, bevor die Braunhaarige auch nur ein Wort über die Lippen bringen konnte. Diese verdrehte feindselig die Augen. „Bist du okay?“, fragte sie mich dann, ohne ihren verhassten Mitschülern einen weiteren Blick zu schenken. „J-ja“, stottere ich verwirrt. „Dann ist gut. Komm lass uns gehen.“ Mit diesen Worten packte sie bestimmt meinen Arm und zog mich hinter sich her. Lee folgte uns, wobei er immer wieder einen prüfenden Blick über die Schulter warf. „Wir sehen uns später, Mauerblümchen!“, rief mir Kiba zu und ich konnte ein feines, kaum sichtbares Lächeln nicht unterdrücken. Tenten führte mich durch die Gänge, bis wir schließlich an einem ruhigen Platz stehen blieben. Sie wandte sich zu mir um. Ihre Augen legten sich auf das Hemd und ein missbilligender Ausdruck zog ihre Mundwinkel nach unten. Doch sie sagte kein Wort. Es herrschte Stille.- Erdrückende, niederreißende Stille. Selbst Lee stand unbewegt neben ihr. Nur seine dunklen Seelenspiegel flogen immer wieder nervös durch die Gegend, auf der Suche nach einem geeigneten Objekt zum Festhalten. Ich legte den Kopf ein wenig schief und erwiderte Tentens Blick unverwandt. Was sollte das werden? Nach wie vor fiel kein Wort. Jedoch flammte in mir keinerlei Verlangen danach auf, ein Gespräch anzufangen. Sie hatte mich hierher geführt, sie hatte das Bedürfnis zu reden, sie sollte anfangen. Die merkwürdige Kette von Gedanken, welche sich soeben in meinem Kopf abgespielt hatte, verwirrte mich ein wenig, lockte mich dennoch nicht aus der Defensive. „Hinata, wo warst du gestern?“, fragte Lee plötzlich und durchbrach überraschend die Stille. Sollte ich lügen? Die Wahrheit sagen? Wie würden sie reagieren? „Sie war mit den Freaks. Das ist doch offensichtlich“, antwortete Tenten für mich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich schwieg weiterhin. „Aber wieso? Du weißt doch, dass sie gefährlich sind!“ Der junge Mann starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an und in meiner Brust flammten die Schuldgefühle auf. In seinem Gesicht tanzte die Unverständnis. „Vielleicht weiß sie es ja nicht! Oder ist einfach nur zu naiv, es zu sehen! Hinata, ich weiß, dass du immer an das Gute in Menschen glaubst, aber nicht jeder hat deine Gutmütigkeit verdient!“ „Wieso bist du dir so sicher, dass sie es nicht wert sind?“, fragte ich ruhig. Was stand tatsächlich hinter ihrem Misstrauen? Sie verstummte. Für einen kurzen Moment erlosch das Feuer der Wut in ihren Augen und wir sahen uns nur an. „Schau sie doch einfach nur an! Jeder weiß, dass sie illegale Sachen machen! Als ob du sie nie Rauchen gesehen hättest! Bestimmt trinken sie auch! Sie sind einfach kein Umgang für solche Menschen wie wir!“, mischte sich Lee erneut ein und die Härte in seiner Stimme ließ einen kalten Schauer über meinen Rücken wandern. Ich wollte mich nicht streiten. Wollte keine Menschen verteidigen müssen, in denen ich nicht gänzlich überzeugt war. Wollte auch nicht meine Taten vor Freunden erklären müssen, die sich mit Haut und Haaren weigerten, mich zu verstehen. Wollte nicht in dieser Situation sein. „Womit genau unterscheiden wir uns von ihnen?“, fragte ich schließlich ein wenig verzweifelt, denn schließlich hatte ich keinerlei Argumente, um Kiba und die anderen zu rechtfertigen. „Wir sind anders!“ „Aber warum? Wer hat euch – uns – jemals das Recht gegeben, sie als andersartig einzustufen? Was haben sie getan? Haben sie euch jemals beleidigt? Verletzt? Irgendwie geschadet?“ Meine Stimme zitterte vor zurückgehaltener Wut. Doch einerseits auch vor Unsicherheit. Meine Worte würden mich selbst nicht überzeugen. Sie waren ausweichend, nicht präzise genug. „Ja, Sakura hat oft genug mit ihrem arroganten Verhalten uns gegenüber bewiesen, dass sich sich für etwas besseres hält“, mischte sich nun auch Tenten ein. Ihre braunen Augen bohrten sich in meine. Bevor ich etwas erwiderte, atmete ich tief durch. Dennoch kamen die Worte fiel zu scharf aus meinem Mund geschossen. „Du tust so, als würdest du dich ihr gegenüber freundlich verhalten.“ Was passierte hier? „Ich verteidige mich nur!“ „Und sie hat kein Recht dazu?“ Meine Hände krallten sich in den Saum des Hemdes und zum ersten Mal schoss mir Kibas Geruch in die Nase. Der ungewohnte Gestank von Zigarettenrauch vermischte sich angenehm mit Minze und etwas Saurem, das ich nicht benennen konnte. „Hinata, wieso verstehst du nicht, dass wir dich nur warnen wollen! Wir sind deine Freunde, du bist uns wichtig und wir wollen nicht, dass du einen Fehler begehst, den du sehr bald und sehr stark bereuen wirst!“, ergriff Lee das Wort und meine Augen legten sich auf ihn. Stimmte es? Aber wieso schrie alles in meinem Körper danach, dass ihre Worte falsch waren. „Was meinst du damit?“ Trotz der Ruhe in meiner Stimme herrschte in meinem Inneren ein Sturm, der sich von all ihrem Gesagten unbeeindruckt zeigte. „Wie werden deine Eltern auf sie reagieren? Ihr gesamter Umkreis ist sicherlich genau wie sie! Sie werden deine Gewohnheiten, deinen Charakter verändern. Du wirst mit den Noten abrutschen, die Regeln brechen und anfangen, genauso respektlos und unerzogen wie sie zu werden“, erklärte Lee. Etwas in meinem Inneren gefror zu Eis. Kochend heißes Blut stieß auf eisige Kälte. Eine Explosion zerstörte alles. Ich lächelte. „Vielleicht hast du Recht.“ Ihre Augen weiteten sich überrascht. „Lasst uns zum Unterricht gehen, sonst kommen wir noch zu spät.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)