Broken Clockwork von kaprikorn (don't look into the black pit) ================================================================================ Kapitel 11: Escape ------------------ Dark clouds, grey sky the sun is hiding. I'm still crying over you. [DIGGER BARNES · TWO RINGING EARS] Der Vorteil an Wachen mit Rüstungen war, fand Rose, dass man sie aus etwaiger Entfernung bereits anrauschen hörte, weil ihre Schritte ähnlich wie die von Elefanten trampelnd auf hartem Marmor ihren Weg ankündigten; somit fiel es dem Doctor und ihr auch relativ leicht, sich Stück um Stück in die Richtung vor zu bewegen, wo die TimeLords ihre Maschinerie und Fluggeräte aufbewahrten. Tatsächlich achtete kaum mehr jemand auf die vermeidlichen Einbrecher, beschäftigt damit nach dem anderen Doctor zu jagen und die Verteidigung aufrecht zu erhalten, weil sich über der gläsernen Kuppel wieder eines der Dalek-Schiffe positioniert hatte, deren nahenden Angriff es aufzuhalten galt. "Doctor?", traute sich die Blonde nach einer Weile der Stille und des vorsichtigen Ganges schließlich wieder flüsternd das Wort erheben, was der Gallifreyan mit hoch gezogener Augenbraue in ihre Richtung quittierte. "Der andere …", kurz stockend, runzelte Rose zu sich selbst die Stirn. Es war seltsam von dem Doctor vor ihm in der dritten Person zu sprechen, doch es war noch irritierender sich vorzustellen, dass zwei so optisch unterschiedliche Männer die selbe Person sein sollten. "… der andere Doctor vermutete, dass wir durch ein schwarzes Loch hier gelandet sind. Beziehungsweise, er redete etwas von einem Anker, den die TARDIS auswirft, wenn sie auf Autopilot Gefahr erkennt." "Hat er das?" Den Blick wieder stur nach vorne gerichtet, steuerte der Doctor in einer scharfen Bewegung eine schmale Treppe an. Sie eilten einige Stufte hinauf, hielten wachsam am Treppenabsatz inne und späten in beide Richtungen, ehe sie schnurgerade von einem Gang zum nächsten wechselten. Sah man von den unzähligen Bildern und Fahnen an den Wänden ab, wurden die inneren Fassaden des Capitols stets kühler. Als Rose dann mit einem Anflug von Frustration einsah, dass ihr Begleiter nicht plante, ihr eine ausführlichere Antwort zu geben, stieß sie ihm mit dem Ellenbogen leicht in die Seite. "Was?", wollte er wissen und klang dabei zu unschuldig, als dass sie ihm seine Maskerade abgekauft hätte. "Hatte er Recht?" "Ja. Nein. Keinen blassen Schimmer. Du solltest ihm nichts davon glauben, aus seinem Mund kommt nur Unsinn." Darauf konnte Rose ihr Grinsen kaum verbergen, auf das sie ein enerviertes Augenrollen erhielt. Sie bewegte sich bereits auf sehr dünnem Eis, was seine Geduld in der Sache anbelangte und das war nach wie vor überraschend: er hatte eindeutig ein Problem mit sich selbst. "Was ist passiert?", wollte sie daraufhin in wachsender Neugierde wissen. Der Doctor schüttelte bloß den Kopf. Es hatte keinen Zweck. Zum einen konnte ihr Gegenüber unglaublich sture Züge entwickeln, an denen sich selbst Blechbüchsen, wie Daleks es waren, die Zähne ausbissen. Zum anderen sank seine Laune spürbar unter Null und was Rose gerade wirklich nicht brauchen konnte, war einen wütenden Alien an dem ihr Leben hing. Dabei fiel ihr auch seine Reaktion wieder ein, an dem Tag an dem die Erde still stand, an dem sie dieser furchtbaren Feier beiwohnten und sie ihn vehement dazu bringen wollte, ihr zu erzählen wer er nun eigentlich war. Gerade war er in einer ähnlichen Stimmung, eine steile Falte zwischen den Augenbrauen und einen Hass in dem kalten, blauen Augenmerk, der allein auf sich selbst gerichtet war. Rose hätte ihn zu gern aus seiner Blase befreit und erfahren was ihn so bedrückte. "Wirst du mir irgendwann davon erzählen?" Das ungleiche Paar kam vor einer mit Metall überzogenen Doppeltüre zum Stehen, die an ihrem Türrahmen Ornamente an sich trug, wie die Blondine sie aus der TARDIS kannte und die verdächtig nach einer Seiten- oder Hintertür aussah; der prüfende Blick über seine Schulter bekräftigte Roses Vermutung jeden Falls, ehe sich der Doctor mit seinem Schallschrauber an dem verschlossenen Zugang zu schaffen machte. "Vielleicht. Möglicherweise." Die Augenwinkel konzentriert verengt, ging der hoch Gewachsene leicht in die Knie, um das Türschloss zu inspizieren. "Wahrscheinlich nicht. Bin froh, dass das alles vorbei ist." Der Doctor gestikulierte nonchalant um sich. "Mehr oder weniger jeden Falls." Für einen Moment durchbrach nur das stetige Surren des Schallschraubers die Stille zwischen ihnen, das alsdann von einem leisen Knacken begleitet wurde. Der Doctor tippte die Türe mit gespreizten Fingern an und beobachtete zufrieden, wie sie einen Spalt breit nach Innen aufglitt; er blinzelte zu seiner Begleiterin. "Wir betreten jetzt den Hangar, dort gibt es für die Kapseln genau ein Tor. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Rassilon alles bewachen lässt, nicht zuletzt um zu verhindern, dass die Daleks ein Schlupfloch finden. Wir sind inbegriffen die Zeitlinie zu ändern – ich weiß nicht, was danach geschieht, ob Reaper kommen werden oder ob die Zeit versucht sich selbst zu heilen, ich kann immer noch nichts spüren oder sehen; konnte ich von Anfang an nicht … aber wir haben nur diese eine Chance – und keine andere Wahl." Der Doctor griff nach Roses Hand, drückte sie sanft und atmete hörbar ein: "Auf drei dann?" Er schenkte ihr ein spitzbübisches Lächeln voller falscher Zuversicht. "Drei!" **** |[T]| **** Als das kleine Portal durch die Wucht der Schulter, die es rammte, aufgestoßen wurde und sich der Aufprall monoton in der Halle dahinter an den Wänden brach, zuckte das Dutzend Männer im Inneren zusammen und fuhr auf den Fersen zu dem ungleichen Paar herum. Den Überraschungsmoment auf seiner Seite, winkte der Gallifreyan den Soldaten mit einem verzückten "Hallo!" zu und zerrte Rose im Eiltempo quer über den Hangar in die Richtung der Flugkapseln, welche Spalier standen und zum Abflug bereit waren. Die Kapseln selbst waren wirklich nicht mehr als das: Kapseln, in einer ovalen Form und vielleicht Platz für bis zu vier Personen. Ihre weiß lackierte Oberfläche blendete ein wenig und in ihrer Mitte thronte eine mannesbreite, gläserne Naht, die das Cockpit offenbarte. Insgesamt waren es vielleicht eine Handvoll Maschinen und wie der Doctor bereits geahnt hatte, alle abflugbereit. Die TimeLords warteten also bloß auf den richtigen Moment, ihr Schiff wie sinkende Ratten zu verlassen. Es fiel Rose schwer ihr Gewissen nieder zu kämpfen, dass einige der Gallifreyans aufgrund des Fehlens einer der Kapseln zurück bleiben musste – es war unwahrscheinlich, aber was würde geschehen, wenn genau diese TimeLords am Ende den Krieg überdauerten und der Doctor damit nicht mehr der einzige seiner Art war, sobald sie dieses Zeitloch verließen? Sie hatte ja keine Ahnung, dass alle hier, egal wie es ausging, dem Untergang geweiht waren und sich in der Tat nichts ändern konnte, wie der alte Doctor zuvor schon versichert hatte. Sie wusste nicht, dass Gallifrey inbegriffen war, in die Luft gesprengt zu werden. Sie ahnte nicht, dass sie auf einem Pulverfass saß. Rose war nicht gut in sowas, im Anstellen von Spekulationen – schon gar nicht, wenn man Laserpistolen auf sie abschoss und sie Zickzack lief, wie ein gejagter Hase. Ihr Atem rasselte, ihre Glieder schmerzten unlängst vor Anstrengung; ihre Schritte donnerten über den Boden, Schreie wurden laut und plötzlich, ganz plötzlich und unerwartet, blieb der Doctor in seinem Lauf stehen, den puren Schock auf dem kantigen Gesicht und einen Ausruf auf den Lippen. Sie lief prompt gegen ihn und taumelte. "Halt! Seht doch!" Die Soldaten zielten und zögerten. Einer von ihnen sah sich nervös zu beider Seiten um, dann der nächste. Sie kniffen paarweise die Augen zusammen, die Aufmerksamkeit lange genug sondierend auf die Glasfassade des Hangartores gerichtet, hinter welcher nichts weiter ruhte, wie pechschwarze Nacht. "Aber da ist nichts", entgegnete einer von ihnen stumpf und fluchte laut ob des offensichtlichen Manövers, das den beiden Eindringlingen genug Zeit verschafft hatte, aus dem Blickfeld der Wachen zu verschwinden. Die Blonde war sich sicher, dass ihr Glück hier endete. Die Ablenkung des Doctors war hoch gepokert und dass es überhaupt funktioniert hatte war an und für sich schon grotesk genug, aber sie stellte das bisschen Zufall, das sich auf ihre Seite gekämpft hatte, bestimmt nicht in Frage, sondern ging im Schutz des ersten Schiffes in Deckung und beobachtete den Doctor dabei, wie er sich mit dem Schallschrauber bewaffnet am Bug der Kapsel zu schaffen machte. Ihr Visier ploppte mit einem leisen Klacken auf. "Los!" Der hoch Gewachsene lehnte sich rücklings gegen die Maschine und stiftete Rose zur Räuberleiter an, die sich mit der letzten Kraft, die sie aufzubringen im Stande war, ins Innere des Cockpits zog. Der Doctor folgte ihr in einer grazilen und geübten Bewegung, die sie ihm irgendwie nicht zugetraut hatte. "Wie steuert man dieses Ding?" "Durch Telepathie. Hab's mal gelernt. Ist ein Weilchen her – aber wird schon schief gehen" Der Doctor grinste wild, mit einem Anflug ehrlichen Wahnsinns. Das Armaturenbrett bestand aus nichts weiter wie Knöpfen und Hebeln, die unweigerlich an das Design der TARDIS erinnerten. In ihrer Mitte befand sich ein langer, schmaler Bildschirm; das Verdeck schloss sich und rastete ein. "Dort!", brüllte einer der Soldaten und eröffnete das Feuer auf die Kapsel; der erste Schuss traf noch, der zweite ebenso. Der Dritte prallte indes jedoch ab und machte die gallifreyische Patrouille stocken. "Sie wollen fliehen! Verbarrikadiert das Tor!" Die Finger des Doctors fuhren mit einer Geschwindigkeit über die Armaturen, von der Rose schwindelig wurde. "Festhalten" riet er ihr, presste einen Knopf der den Motor startete und löste etwas, das verdächtige Ähnlichkeit mit einer Handbremse hatte. Und obgleich sie keinen Knüppel oder ein Lenkrad erkennen konnte, setzte sich das kleine Schiff in Bewegung, begann zu schweben und nahm direkt Kurs auf das Hangartor, das langsam hinter einer mächtigen, metallenen Palisade verschwand. Auf der Stirn des Doctors bildete sich eine konzentrierte Falte und ehe sich Rose versah, nahm die Kapsel Geschwindigkeit auf und sauste mit der anrauschenden Kraft einer Kanonenkugel direkt auf das Tor zu. Der Bug ihres Vehikels kollidierte mit den Rändern der Palisadenwand und das Glas des Hangartores splitterte in tausend Einzelteile, als sie mit voller Kraft voraus ausbrachen. Rose stieß einen spitzen Schrei aus und zog den Kopf zwischen die Arme, die Wachen waren auf die Seite gesprungen, hinter ihnen ertönte Alarm – doch es war zu spät, denn Rose und der Doctor verschmolzen unlängst mit der Dunkelheit der Nacht. **** |[T]| **** Arcadia wirkte von oben wie ein glühend heißer Vulkan. Durch die Rauchschwaden konnte man die Stadt selbst kaum sehen und wurde daher bloß Zeuge von den Flammen der entfachten Feuer, die sich ihren Weg durch die breiten Straßen bahnten. Der Anblick war schmerzhaft und furchtbar, kaum zu glauben, dass sie selbst naiv genug gewesen war sich nach draußen zu wagen, um dem klaren Befehl des Doctors zu widersprechen und ihn zu finden. Rose lenkte ihr Augenmerk wieder auf ihr Spiegelbild, das im Schein des Feuers in der Frontscheibe Wellen schlug wie aufgescheuchtes Wasser. Ihr Haar stand zu Berge, ihre Hose war zerrissen und sie war sich ziemlich sicher, von Rauch und Staub gezeichnet zu sein. Freilich wäre es zu einfach gewesen, sich durch Krieg und Chaos hindurch zurück zur TARDIS zu stehlen, zu einfach gewesen dem hier zu entkommen, das mehr denn je einem furchtbaren Alptraum glich. Und sicherlich hatte Rose schon vermutet, noch bevor die Rettungskapsel ein erregtes Piepen von sich gab, dass etwas nicht stimmte. "Verdamm mich!", schimpfte der Doctor zu ihrer Linken und sah sich über die Schulter um. Ein Laser schnitt an ihnen vorbei, prallte aber ungesehen am Schutzschild des Schiffes ab. Mit fahrigen Fingern kommandierte der Gallifreyan schließlich den kleinen Bildschirm, der abrupt zum Leben erwachte und ihnen zeigte, was in ihrem Rücken gerade geschah. Rose presste die Lippen aufeinander. Eine ganze Horde von Daleks war daran sich durch das Loch zu quetschen, das die Kapsel am Hangar des Capitols hinterlassen hatte – aber dem nicht genug, waren mindestens genauso viel auf ihren Fersen, schwebend in der Luft wie blecherne Ungetüme, die Kanonen auf sie gerichtet, einen Schuss nach dem anderen feuernd. "WIDERSTAND IST ZWECKLOS!", knatterte es aus der Konsole, dass es Rose die Nackenhaare zu Berge stellte. "Sie haben uns bemerkt. Ich meine, natürlich haben sie das, das war abzusehen." Der Doctor blickte neuerlich über die Schulter und schüttelte flüchtig den Kopf. "Die Schilde werden so viel Beschuss nicht lange Stand halten. TimeLord-Technik in allen Ehren, aber Rettungskapseln dienen eigentlich nur für kurzzeitigen Transport in sicherer Mission …" Rose starrte den Gallifreyan ungläubig an. Ein feines Detail, dass er ihr da verschwiegen hatte – und eines, das sie das Leben kosten könnte. Als sie nichts entgegnete, schenkte er ihr ein nervöses Lächeln. "Wir sind jetzt außerhalb der Stadt und überqueren gerade die Außenseiter-Bezirke. Wir gehen hier runter und laufen den Rest. Durch die Wälder wird man uns von oben nicht sehen." "Was ist mit diesen Zombies?" "Wollen wir hoffen, dass sie uns nicht bemerken..." Als die Kapsel langsam nach unten glitt und im Schutz des Rauches verschwand, als das beißende Geräusch der Laserpistolen sich unbarmherzig in ihr Ohr fraß, kehrte die Angst zurück. Angst, die ihre Eingeweide zusammen presste. Angst, die ihr den Funken Hoffnung raubte, an den sie sich so vehement geklammert hatte wie an den Hemdsärmel des Doctors. Was, wenn sie es doch nicht schafften? Was, wenn dort unten alles von Daleks nur so wimmelte? Sie waren völlig ungeschützt und unbewaffnet … und dabei so kurz vor ihrem Ziel. Das war nicht fair. "Ich werde dich beschützen, Rose", versprach der TimeLord in einer absonderlichen Offenheit. "Mit allem, was ich habe." **** |[T]| **** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)