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Filii eiecti - die Ausgestoßenen Söhne

von

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Prolog

Prolog
 

Ein goldener Schatten schlich die dunklen Flure entlang, hin und wieder hielt er an und verbarg sich in den schwarzen Nischen. Bis er hinter einem Bild verwand und einen schmalen, mit Spinnweben verzierten Gang folgte. Scheinbar endlos schien der Weg, bis er in einer Sackgasse endete. Die Gestalt sah sich um und murmelte etwas. Erst tat sich nichts, doch dann knirschte es sehr leise und ein Durchgang bildete sich. Der Schatten trat hinaus. Schaurig warfen die Fackeln flackernde Lichter und ließen doch den Raum im Dunkeln verschwinden. Schwarzer Rauch hing unter der Decke und tauchte Alles wie in Nebel.
 

Ein Husten erklang und ein Räuspern drang an das Ohr der Gestalt, die daraufhin erschrocken herumfuhr. „Lionel?. Bist du es?“ fragte eine kratzige Stimme vom Bett aus. „Ja Avus Adalbert, ich bin Eurem Ruf gefolgt.“ „Komm… setz dich zu mir.“ Und Lionel trat ans Bett während erneut ein heftiges Husten erklang. „Lionel es dauert nicht mehr lang, ich kann nicht mehr lang bei dir bleiben, verzeih mir.“ „Avi, ich…“schluchzte Lionel „Sch, ist schon ok. Weißt du noch das Spiel, in dem wir große Gegenstände in kleinere versteckt haben?“flüsterte die magere Gestalt auf dem Bett. „Ja, Avi. Wie könnte ich das vergessen.“ „Gut, sehr gut…Lionel, ich habe nicht viel das ich dir geben könnte, doch bitte nimm die Siegelkette, sie enthält alles was du brauchst.“ bestimmte der Todgeweihte. Mit einem beklommenen Nicken nahm Lionel die Kette an sich. Dann drangen Geräusche von sich nährenden Personen zu Lionel. „Geh Lionel, schnell, du solltest nicht hier sein, wenn sie kommen.-Silberblut, sie sind es wert geschützt zu werden, vergiss es nicht, Wert für sie zu sterben, sterben ja, ja endlich darf ich sterben, …“ Lionel zog sich in den Geheimgang zurück, erstarrte jedoch als er die Zimmertür scharren hörte.
 

„Du lebst ja immer noch Vater, ich dachte du wärst schon längst krepiert. Ich hatte nicht gedacht, dass du solange brauchen würdest um endlich an dem Gift zu sterben.“ Schnarrte die Stimme des gerade Eingetreten. „Du, Linus? Warum?“ fragte Adalbert zitternd „Warum wohl Vater, du bist schwach geworden und ich will den Klan für mich allein, nicht nur die Hälfte. Schwäche können wir uns nicht leisten nur die Stärksten haben ein Recht zu leben. Stimmt doch Emilian.“ „Genau Pa“ „Nenn mich nicht Pa sondern Linus wie oft soll ich es dir noch sagen. Du willst doch deinen Platz an meiner Seite mit Allen Rechten oder nicht?“ „Entschuldige Linus, sicher will ich an Deiner Seite sein,“ antwortete Emilian unterwürfig. „Was ist mit Lionel, Linus? Er ist dein jüngster Sohn, …er wurde erst letze Woche 200…, noch so jung fast ein Kind,“ brachte Adalbert hustend hervor. „Mein schwacher kleiner Bruder wird leider einen bedauerlichen Unfall haben.“ Zischte Emilian. „Du hörst selbst Vater, Die Missgeburt war ein Unfall. Adele sollte nicht schwanger werden. Er ist schwach und hat dazu auch noch deine Ansichten. Und jetzt Stirb endlich du alter Sack“ zischte Linus, stürzte sich auf seinen Vater und wollte ihm das Herz herausreißen, doch vorher zerfiel Adelbert zu Staub.
 

Lionel hatte mit Schrecken die Szene verfolgt, wirbelte nun herum und begann zu laufen so schnell er konnte. Hinter sich hörte er Emilian rufen: „Bleib stehen Bruderherz, ich will dich und unseren Vater doch nur von der Schande deiner Existenz befreien.“ Und Lionel hetze noch schneller durch die Gänge. Plötzlich wurde er herum gewirbelt und prallte gegen eine Wand. Er sackte zusammen und sah schwarze Punkte vor seinen Augen schimmern. Über sich hörte er seinen Bruder ein „ Jetzt habe ich dich, sag Avi einen schönen Gruß wenn du ihn in der Hölle triffst,“ kichern. Lionel schloss die Augen und wünsche sich mit aller Kraft ans andere Ende der Stadt auf seine Lieblingswiese. Er spürte einen leichten Schwindel. Verwirrt schnupperte er in der Luft, es roch nach Gras und Blumen, Bäume und Holz. Nach kurzer Zeit öffnete er wieder seine Augen und sah sich um. Er lag auf einer Wiese, die erhöht über einer Stadt lag, deren Lichter er verwirrt anstarrte. Ein wütendes Brüllen ließ ihn zusammenfahren und sich erheben. Er realisierte, dass er auf seiner Lieblingswiese am anderen Ende der Stadt stand. Wie war es hier hergekommen? Ein weiteres Brüllen holte ihn aus seinen Gedanken. Emilian brülle dort unten wütend in der Stadt. Er musste schnell hier weg. Hastig drehte er sich um und verschwand im Wald. Der Stadt und seinen ehemaligen Klan den Rücken kehrend, rannte er um sein Leben.

Eine neue Stadt

Eine neue Stadt
 

Leon schlich durch einen Wald in Richtung der menschlichen Zivilisation. Die letzten 10 Jahre versteckte er sich vor Menschen und Vampiren in der großen Wildnis des Nordens. Doch nun trieb ihn die Mangelerscheinung des fehlenden menschlichen Blutes zurück in den bewohnten Teil der Erde. 10 Jahre hatte er mit Kräutern, Wurzeln, Beeren, Nüssen und Tierblut und Fleisch überleben können, doch jetzt merkte er wie er schwächer wurde. Da er roch die Abgase der Autos. Leon hielt an um die Gerüche genauer zu untersuchen. Neben den Abgasen nahm er noch Müll, Fäkalien, Blut und Schweiß wahr. Eindeutig eine Stadt vielleicht noch 50km entfernt. Leon beschleunigte seine Schritte damit er bei Einbruch der Dunkelheit noch jagen gehen konnte.
 

Die Sonne verschwand gerade als roter Ball hinter dem Horizont, als Leon durch den Waldrand brach und sich auf einem Grasbedeckten Hügel wiederfand. Unter ihm lag die Stadt in ihrem geschäftigen Treiben. Im Südosten lag ein großer See, der von einem lichten Wald oder einem Park umgeben war. Aus diesem See ergoss sich ein mittlerer Fluss mit einer Promenade, der von kleinen Fischerbooten und vereinzelten Lastkähnen befahren wurde. Auf der Südseite des Flusses standen Wohnhäuser, die in Richtung des Sees eher Schlösser und Villen ähnelten und Flussabwärts immer älter, verfallener und schäbiger wurden, bis es im Südwesten nur noch Slums waren. Auf der ihm zugewandten Seite war ein großes Industriegebiet, das von Kanälen durchzogen war. Auch hier waren im Osten neuere Gebäude als im Westen.
 

Leon sah an sich hinunter. Seine Kleidung hatte die Jahre in der Wildnis nicht gut getan. Sie hing in dreckigen Fetzen herab und auch seine Haare waren verfilzt und speckig. Seufzend legte Leon eine Illusion über sich, sodass er sauber und angezogen erschien. Dann erst ging er in die Stadt und widmete sich der Blutjagt.

25 Opfer später von denen er jedoch nur sehr wenig nahm um sie nicht zu töten, war er fürs erste gesätigt. In einem Haus dessen Bewohner garade im Urlaub waren, nisstete er sich ein. Ein heißes Bad, eine Bürste und Kleidung machten aus ihm wieder einen zivilisierten Vampir

Vampire

Vampire
 

Leon saß auf einem hohen Wohnhaus, ließ seine Beine an der Fassade herab baumeln und starrte die Sterne an.
 

Seine Gedanken schweiften zu den vergangenen 3 Wochen, die er jetzt in der Stadt lebte. Er hatte jede Nacht gejagt um die Mangelerscheinung zuheilen und dabei soviel getrunken, wie sein Magen verkraften konnte ohne zu rebellieren und er nicht in einen Blutrausch fiel. Heute waren es fast 50 Opfer, aber nun spürte er dass sein Körper wieder fit war und er seine Magie wieder vollständig verwenden konnte. Heute Abend als er gerade das Haus verlassen wollte, kamen die ursprünglichen Bewohner wieder zurück, sodass er sich gezwungen sah eine neue Bleibe zu suchen. In dem Haus unter ihm war eine leerstehende, wenig einladende Wohnung. Sie musste für diesen Tag reichen. Morgen konnte er sich um eine andere Bleibe kümmern oder auch die Stadt verlassen und sich ein anderes Jagdgebiet suchen, denn er hatte feststellen müssen, dass es hier zwei Vampirgruppen gab, zwar ohne Klanmeister, aber nichts desto trotz gefährlich.
 

Vor 10 Jahren versuchte so eine Gruppe von Vampiren ihn einzusperren und ihn zum Klanmeister zu erpressen, mit dem sie machen konnten was sie wollten. Einen Klanmeister als Sklaven, pahh, so ging das nicht und er wollte auch gar nicht die Verantwortung die ein Klan auf seine Schultern lud. Aber es blieb auch dabei, dass ein Klanmeister sich von der Geburt oder Wandlung ab von den normalen Vampiren unterschied und ohne Klanmeister waren Vampire nichts weiter als verlottertes Gesindel ohne Regeln, die ständig irgendwelche Machtkämpfe austrugen. Jedenfalls war er ihnen entkommen, zwar nur Haarscharf aber er war frei und wieder zurück in die Wildnis geflüchtet.
 

Trotzdem sehnte sich der Vampir in Leon nach einem Klan, der ihm treu folgte, nach einer Familie, die ihn liebte, und nach Freunde, die ihn nicht hintergingen. Heute um Mitternacht ist er endlich vollständig Ausgewachsen, Vollmündig und im vollen Besitz seiner Kräfte. Geborene Vampire waren bis 50 Jahre Kleinkinder, mit 200 Jahren traten sie ins Jugendalter ein und waren erst mit 400 Jahren als erwachsen zu werten. Dann erst sind die Geborenen auch erst fähig ihre Magievollständig zu nutzen. Gebissene, jene die zum Vampir gewandelt wurden, brauchen in den ersten 200 Jahren regelmäßig Blut ihres Schöpfers um sich weiter zu entwickeln. Passiert dies nicht bleibt der Körper des Gebissenen stehen und sie sind nichts weiter als gehorsame Sklaven. Werden aber auch nicht älter als 300 Jahre und besitzen keine Magie.

Geräusche lenkten Leons Aufmerksamkeit in die Seitengasse unter ihm. Sieben heruntergekommene Vampire hatten einen anderen Vampir in die Ecke gedrängt. Leon seufzte innerlich, er wollte sicher nicht in einen Krieg zwischen den Vampirgruppen hineingezogen werden. Doch wenn er sich jetzt bewegte würden die Vampire dort unten auf ihn aufmerksam, also hieß es still zuschauen bis die Anderen wieder verschwunden waren.
 

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Bastien hastete schnaufend durch die Gassen der Stadt. Seine Verfolger hatten es irgendwie geschafft ihn von seinen Freunden zu trennen. Normalerweise würde er sich stellen und kämpfen, aber es waren ihm Sechs auf den Versen, das waren selbst für ihn zu viele. Dort vorne musste er nach Links, denn Rechts war eine Sackgasse. Doch in dem Moment wo er einbiegen wollte kamen dort weitere zwei Gegner heraus. Verdammt er durfte sich nicht nach Rechts abdrängen lassen. Also Angriff. Einer seiner Gegner fiel kurzdarauf getroffen zu Boden und löste sich in Staub auf. Er hatte es fast geschafft, doch dann waren seine Verfolger auch angekommen und drängten ihn in die Sackgasse hinein.
 

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Leon sah den Vampiren unter sich beim Kämpfen zu. Er schüttelte den Kopf. Sieben gegen Einen und es war eine Pattsituation. Sein innerer Vampir war beeindruckt und beobachtete, wie der in die Ecke gedrängte sich wohl auch der ausweglosen Lage bewusst wurde und beschloss wenigstens ein paar der Gegner mit in den Tod zunehmen. Drei Gegner vielen zu staub, bevor der Krieger getroffen zu Boden sank. Drauf hin übernahm Leons Vampir den Körper, lies sich hinunter in die Gasse fallen und schaltete die anderen vier Vampire aus. Nun wandte er sich dem Krieger zu und begutachtete seine Wunde. „Leben oder Tod?! Wähle!“ fragte er ihn, als er sich zu ihm hockte. Doch das einzige was er vernahm war ein Röcheln, als der Vampir in einer unterwürfigen Geste ihm den Hals anbot. „Nun ich habe Leben verstanden, wäre auch schade um solch einen starken Vampir wie dich“ grinste Leon. Erst die Aufnahme in den Klan damit er sichergehen konnte, dass der Vampir unter ihm auch sein Blut vertrug und dann die Blutmagie um die Wunde zuheilen, anderes half hier nicht mehr. Leon fügte sich eine Wunde über dem Herzen zu legte die blutende linke Hand des anderen darauf, dann Biss er sich in die linke Hand und fügte dem anderen eine Wunde über dem Herzen zu um anschließend seine Hand darauf zu legen. Erst jetzt biss er dem Vampir in den Hals und trank einige Schlucke. Mit jedem Schluck spürte er den Vampir unter sich deutlicher in der Klanverbindung bis die Bindung komplett war. Nun schloss er die Wunde am Hals und wirkte über die Hand-Herz-Verbindung Blutmagie. Die Energie floss mit seinem Blut immer stärker in den Körper unter ihm und heilte die Wunden. Leon merkte wie er immer schwächer wurde doch jetzt aufzuhören würde den Tod von Bastien und ihn bedeuten. Blutmagie war gefährlich und galt als verboten, denn wenn man sie einsetze durfte man sie nicht unterbrechen es sei denn man wollte sterben. Leon dachte schon, dass er versagt hatte, als er endlich spürte wie die Blutmagie durch Bastiens Hand wieder in seinen Körper wanderte und der Wirbel sich immer stärker aufbaute, bis er schließlich langsam zur Ruhe kam.
 

Leon konnte sich kaum auf den Beinen halten als er sich aufrichtete, wie in Trance schleppte er Bastien in die Wohnung, die er sich für diesen Tag ausgesucht hatte. Dort lies er sich mit ihm auf eine alte Matratze fallen und dämmerte weg. Das leise „ Danke Meister“ von dem neuen Klanmitglied hörte er schon nicht mehr.

Ich will aber keinen Klan!!!

Viktor streifte mit Marlin und Marlon durch die Gassen der Stadt. Sie suchten nach Bastien, der heute Nacht bei einem Angriff von „wilden“ Vampiren von ihnen getrennt wurde. Er war ihr stärkster Krieger, wenngleich Viktor selbst älter war. „Bastien würde es schon schaffen. Er war ihr stärkster Krieger.“ Immer wieder sagte Viktor dies zu sich selbst um seine Sorgen zu unterdrücken. Doch langsam versanken die Sterne am Horizont, ein erstes Anzeichen für den nahenden Tag. Hoffentlich ging es Bastien gut, hoffentlich fanden sie ihn bevor die Sonne aufging. Und sie brauchten auch noch einen Platzt für die Nacht.

„Viktor hierher!“ riss ihn Marlin aus seinen Gedanken. Marlon deutete auch einen Aschehaufen der bei einer kleinen Gasse lag. Viktor gefror innerlich, es war eine Sackgasse, dass wusste er genau. Bastien würde nie gegen eine Übermacht kämpfen wenn es aussichtslos wäre zu gewinnen. Überleben stand immer an erster Stelle. Auch wenn Flucht dazu nötig wäre, doch eine Sackgasse machte Flucht unmöglich. Sich wappnend tastete Viktor sich mit Marlon und Marlin in die enge Häuserschlucht hinein. Das Blut bemerkten sie zuerst, danach die Aschereste die sich um die größte Blutlache reihten. Der Geruch von Bastien stieg in Viktors Nase und er schloss gequält die Augen. Verdammt sie waren zu spät. Marlons tiefe Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „ Die große Blutlache gehört Bastien“ brummte er, „ viel Blut, so ein Verlust kann keiner Überlebt haben und doch fehlt die dazugehörige Asche.“ Überrascht riss Viktor die Augen auf und besah sich die Szene genauer. Es stimmte die Asche von Bastien fehlte. Wieder schloss er seine Augen, aber diesmal um seine Sinne auf Wanderschaft zu schicken. Er spürte den anwesenden Energien nach und erhaschte einen seltsamen längst vergessen Geschmack, wohlklingend und beruhigend, der ihn an seine frühste Kindheit erinnerte. Viktor spürte den Regen auf seiner Haut und der Geruch verschwand langsam, doch mit dem letzten schnuppern traten Bilder großer dunkler Krieger aus seinem Unterbewusstsein. „Blutmagie...“ hauchte Viktor entsetzt.

Eine schwere Hand auf seiner Schulter riss Viktor wieder in die Gasse zurück. „Komm, hier können wir nichts mehr tun, der Regen hat alles fort gespült“, stellte Marlin fest.

Viktor folgte Marlin und Marlon zurück zur Straße, dabei wendete er sich zu dem Schauplatz nochmals um. Der Regen hatte nun auch die letzten Spuren verwischt. „Viel Glück Bastien, hoffentlich ist es ein guter Klan.“
 

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Bastien wachte gegen Mittags auf. Es war unerträglich heiß, er spürte einen Körper neben sich und irgendetwas war anders. Er kam nur nicht darauf was. Langsam wurde er wacher bis er hochschreckte und sich fauchend und fiepend in eine Zimmerecke verkroch. Er spürte wieder eine Klanverbindung. Er war gebunden und das dort auf der Matratze war sein neuer Meister. Oh bitte nicht!!! Langsam kamen ihm die Ereignisse der letzten Nacht in den Sinn: die Flucht, der Kampf und die Gewissheit, dass er sterben würde, der Entschluss so viele Gegner, wie möglich mit zunehmen, drei von sieben hatte er geschafft, die Verletzung und die Rettung von seinem neuen Meister. Er lebte noch, zwar war er geschwächt aber gesund und er spürte eine vollständige starke Klanverbindung. Seine Gedankengänge untermalte er mal mit einem Fiepen oder Fauchen und auch ein Knurren war dabei. Bis ihn ein halb Gefauchtes und halb Geknurrtes: „ Still...will schlafen!!!“ von der Matratze aus zurück ins jetzt holte. Ängstlich drückte er sich weiter in die Ecke und presste seine Hände auf seinen Mund um die Laute zu ersticken. Angespannt beobachtete er den schlafenden Vampir, seine Haare waren lang und hell, trotzdem wirkte seine Haut sonnengebräunt. Das Gesicht ihm zugewandt wirkte jedoch jung aber auch etwas angespannt.

Ein junger Meister war nicht unbedingt gut, oftmals hatten sie den Drang ihre Macht übermäßig grausam zu demonstrieren. Einfach um ihren Stand als Klanmeister zu sichern. Andererseits konnte ein alter Meister auch Spaß an Blutspielen gefunden haben und diese bedeuteten Schmerz und Leid für die Beteiligten. Hoffentlich war keins von beiden hier der Fall. Seine Gedanken glitten zu Marlin, Viktor und Marlon: Hoffentlich ging es ihnen gut und sie hatten ein neues sicheres Versteck gefunden. Langsam wurden seine Gedanken unstet und er glitt zurück in den Schlaf.
 

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Am späten Nachmittag schreckte Leon aus seinem Traum in dem Ihm sein Großvater sagte wie stolz er auf ihn wäre. Im Halbschlaf spürte er das Blut an sich kleben und torkelte unter die Dusche. Endlich wach begab er sich zurück ins Schlafzimmer und zog dort frische Kleidung an. Dabei viel sein Blick auf die Zimmerecke in der sein neues Klanmitglied lag und noch selig schlief. „Oh Gott, doch kein Traum.“ dachte er und lies sich wieder auf die Matratze fallen. Nach einem Augenblick raffte Leon sich wieder auf und schnappe sich seine Sachen und lief hinaus auf die Straße. „Bloß weg von hier“ war sein einziger Gedanke. Ziellos wanderte Leon durch die Masse der Menschen, froh dass Ihm die Sonne nichts anhaben konnte, eine Mutation oder Fähigkeit seines Klans. Klan - der Vampir den er letzte Nacht gerettet hatte. Was hatte er sich nur dabei gedacht. Nichts - es war eher Instinkt als Verstand gewesen der ihn geleitet hatte. Hölle nochmal, was sollte er denn jetzt machen? Unbewusst tastete Leon über die Klanverbindung nach Bastien. Er wusste plötzlich einiges über ihn ca. 800 Jahre alt, aus seinem alten Klan geflohen und ein recht guter Krieger. Auch spürte er den körperlichen Zustand und das Bedürfnis nach Blut von Bastien ausgehend. Verdammt!!! Er wollte doch keinen Klan, dass machte nur Scherereien. Trotzdem hatte er jetzt einen und er war auch noch Klanmeister. Seine Aufgabe als Meister war und ist das Wohl der Mitglieder und die Sicherheit des Klans, auch wenn sie nur zu zweit waren.

„ 456, 98 Bitte“ Verwirrt sah sich Leon um. Er stand in einem Kleiderladen an der Kasse. Verwirrt bezahlte er und zog sich in eine Umkleidekabine zurück um seinen Einkauf zu begutachten. Für Bastien waren Socken, Boxershorts, 2 Jeans und 4 Oberteile + Jacke dabei. Für ihn waren Hemden, 2 Edeljeans, 2 Bügelfalten Hosen, und Socken und Unterwäsche in der Tasche, die dem Klanmeister eher entsprechend kleideten. Seufzend verließ er den Laden. „ Ein Klan sowas aber auch, “ brummte er sich selber zu. Nachdem er Schuhe und Nahrung besorgt hatte schlug er den Weg zurück zu der Wohnung, in der er Bastien zurückgelassen hatte, ein.

Bastien schlief noch als Leon zurückkam. So fand sich Leon kurze Zeit später erneut frisch geduscht und in sauberer neuer Kleidung in der Küche wieder. Mit einer Tasse Früchtetee saß er am Tisch und drehte ein goldenes Amulett in seinen Händen umher. Auf der einen Seite war ein brüllender Löwe abgebildet irgendwie sahen die Zähne des Löwen scharf aus, so als könne man sich daran schneiden. Dies war neu Leon besaß das Amulett seit ca. 200 Jahren und nie war etwas darauf zu erkennen, es war eine einfache glatte goldene Münze mit einer Kette gewesen. Leon wendete vorsichtig das Amulett, dort war eine lateinische Inschrift: „Nulla salus bello, pacem to poscimus omnes! Nemo prudens punit, quia peccatum est, sed ne peccetur!“ (Heil liegt nicht im Krieg, wir bitten dich alle um Frieden! Kein Kluger straft, weil gefehlt worden ist sondern damit in Zukunft nicht gefehlt werde!)

Seine Hand krampfte um das Amulett, „ Die Legende“ dachte Leon, „ Die Macht des Sonnenklans liegt im Amulett. Ob...“ Fluchend zischte Leon auf, da er sich doch tatsächlich an dem Ding geschnitten hatte. Schon bemerkte er das vertraute Ziehen der Blutmagie und schluckte. Es schien als prüfe das Amulett ob er seiner würdig wäre. Dann klickte es und das Siegel mit dem Löwen öffnete sich. „Große Dinge in kleinen versteckt, ja ja Avi, du hast es gewusst oder und ich war die Wahl deines Nachfolgers. Toll wirklich toll.“ Fluchte Leon sarkastisch.

Leon holte die Gegenstände heraus. Ein großer schwarzer Würfel, eine kleine goldene Truhe, ein alter zerschlissener Koffer mit Schlössern und 10 verschiedenen Schlüsseln und eine kleine aufwändig verzierte hölzerne Truhe mit dem Löwen, an der zwei Pergamentrollen befestigt waren. Vorsichtig nahm Leon das neuere Pergament an sich und las.

Briefe

Briefe
 


 

Mein lieber Lionel,

wenn Du dies liest werde ich längst mit unseren Vorfahren wandeln, es betrübt mich jedoch Dich allein zulassen.

Ich gratuliere Dir Lionel, oder besser Klanmeister Adelfin Leonhard Solsanguis, einmal zu deinem vollständigen Erwachen mit 400 Jahren und zum anderen zu deinem Klan mit mindestens einem Vampir.

Leon ich war immer ein schwacher Klanmeister, einer der zu nachsichtig war bei Fehltritten, gerade von meinem Sohn Linus. Dieser Umstand hat mir und meinem Klan alles genommen. Leon sei nicht zu weich, setzt deine Regeln im Klan um und sorge dafür, dass sie auch eingehalten werden. Doch auch Willkür ist schädlich. Strafe nicht um der Strafe willen und aus deinem Unmut, sondern um ein Wiederhohlen der Fehler zu vermeiden. Auch wenn Dein Klan noch klein ist und vielleicht auch nur ein Vampir umfasst, sind klare Regeln wichtig.

Dieses Amulett birgt alle Macht, die dem Solsanguis Klan innewohnt. Sie liegt jedoch nicht im Reichtum, sondern im Wissen um unsere vampirsche Natur und wie sie genutzt werden kann um den Klan zu stärken.

Leon ein Klan ist nur so mächtig, stark und gesund, wie sein schwächstes Glied. Dieses Wissen hatte zur Folge dass viele Klans ihre schwächsten vampirischen Mitglieder verbannten. Jedoch ist das auch eine Fehlinterpretation, denn gemeint ist: Wenn auch die Untersten des Klans, (Blutsklaven, also zugehörige Menschen) gesund sind, so ist auch der Klan gesund und die Macht der Krieger steigt.

Leon achte bitte auf Silberblüter, sie sind wichtig für die Existenz aller Vampire.

Zuletzt möchte ich Dir sagen ich bin unglaublich stolz Dich gekannt zu haben.

In Liebe

Dein Avi

Mit Tränen in den Augen las Leon den Brief. „ Du hast es gewusst Avi und Du hast mich als Klanmeister gewählt. Verdammt Du hast mich schon mit etwas über 50 Jahren gewählt und angefangen auszubilden. Ich wollte doch nie diese Verantwortung.“ Flüsterte Leon verzweifelt sich selbst zu. Eine Weile starrte er in seinen Tee, den Blick weit in die Vergangenheit gerichtet. Dann riss er sich zusammen und nahm den zweiten Brief an sich. Er war auf dickem unebenem Pergament geschrieben und sah sehr alt aus, sodass Leon hoffte er würde nicht zu Staub zerfallen, wenn er ihn berührte.
 


 

Seid gegrüßt verehrter Nachkomme,

Heute habe ich 3000 Winter gesehen und ich merke langsam die Eintönigkeit meines langen Lebens. So viel habe ich gesehen, sodass die Welt mir kaum noch Überraschungen bietet und ich des Lebens müde geworden bin.

Viele Klans habe ich beim Entstehen beobachtet und Ihr verschwinden miterlebt. Manche verschwanden für immer, andere tauchten nach langer Zeit wieder aus dem Untergrund auf. Oftmals war der Wechsel des Klanmeisters die Zeit der Prüfung und der Untergang des Klans. Nun erinnere ich mich auch an die schwere Zeit zu Beginn meines kleinen Klans und frage mich wie ich meinem Nachfolger und allen weiteren kommenden Erben helfen kann, um dies meinem Klan zu ersparen, -  um sicherzugehen, dass der Klan der Solsanguis überlebt oder auch wieder neu wachsen kann sollte es notwendig sein. Wie kann ich sicher sein, dass mein Klan überlebt, oder dass ein Einziger Überlebender den Klan wieder aufleben lassen kann?

Was kann ich hinterlassen?

Bronze und Kupfer sind erst neu aufgekommen und der Wert der Zierstücke ist recht unbeständig. Heute erst habe ich von einem weißgrau glänzenden Metall gehört, das weit entfernt hergestellt wird. Es ist hübsch anzusehen und erinnert mich an die seltenen Vampire, deren Macht mit der Länge ihrer Haare zunimmt. Diese Haare glänzen bei guter Pflege auch so hell, „Argentum“ so hat der Reisende es genannt. Aber Namen ändern sich und andere Völker benennen es wiederum anders und unsere Tauschwirtschaft hilft nicht wirklich, da das meiste recht schnell verdirbt.

So bleibt mir nur Wissen und das geschriebene Wort, um mit Rat Euch beizustehen verehrter Nachkomme. Doch auch die Sprache  ist im ständigen Wandel begriffen. Ich brauchte viel Zeit um die nötige Magie zu finden, sodass dieser Brief auch noch in tausenden von Jahren zu lesen ist. Euer Blut, das auf diesen Brief getropft ist, hat den Zauber aktiviert.

Der Zauber bewirkt, dass Texte in fremder Sprache oder gar unleserliche Texte die komplett verblasst sind, gelesen und verstanden werden können. Jedoch gibt es auch hier eine Einschränkung: Nur diejenigen, die mit diesem Zauber erlangte Wissen zum Wohl des ganzen Klans, der gesamten Menschen und all der anderen Wesen einsetzen, können die Texte dann noch lesen. Sollte jemand versuchen den Zauber zu nutzen um seine Gier, Machtgelüste oder Rache zu befriedigen werden selbst Texte, die im der eigenen Sprache und mit dem Zauber versehen worden sind, unleserlich.

Eine weitere Einschränkung ist, dass Bücher, die Wissen einer bestimmten Rangstufe im Klan enthalten, nur von diesen gelesen werden können oder mit einer Erlaubnis derjenigen, die den Rang innehaben.

Ich hatte meinen langen Freund und Klankrieger  Bartholomäus gebeten ein Buch mit all seinem Wissen zu füllen -  all jenes, was er für wichtig hält im Hinblick auf die Krieger des Klan. Der Zauber hindert mich jedoch es zu lesen und leider erlaubt er mir nicht.  Ich befürchte, dass er einiges geschrieben hat von dem ich nichts erfahren sollte.

„Verborgenes Wissen,

geschenkt in der Vergangenheit,

verloren in der Zeit,

Glück bringend allem Lebenden,

zu sichern die Zukunft,

erneut geschenkt den Gewissenhaften.“

Möge die Zauberformel Euch Glück bringen.

In ewiger Verbundenheit dem Klan Solsanguis.

Klanmeister Aaron Amarnd

Anmerkung:

In der Truhe befinden sich im ersten Fach Bücher, die wichtige Informationen zusammenfassen und eher Sachbücher sind. Im zweiten Teil sind meine Tagebücher untergebracht und anderes unwichtige.

Ungläubig sah Leon auf den Brief und las ihn nochmals, aber als der Inhalt auch nach dem dritten lesen gleich blieb, seufzte er und widmete sich der Truhe. Bücher, die hatte er seit fast 200 Jahren nicht mehr in der Hand, jedenfalls keine Vampirsachbücher.

Im ersten Fach der Truhe waren „Instinkte und deren Kontrolle“, „Klanmeister“, „Klan, erste Informationen“, „Klan“, „Regeln sinnvoll oder nicht“, „Vampirrassen und Gruppenmerkmale“, diese Bücher wurden von Aaron Amarnd geschrieben. Dazu kamen „Chronik der Solsanguis“, Ergänzungen zu den anderen Büchern und „Allgemeine Hinweise der Klanmeister“, aber auch mehr als 20 Bücher die er nicht lesen konnte. Diese, vermutete Leon, waren Bücher von Rangniederen geschrieben.

Nach einem Besuch im Bad und einem neuen Tee, fing Leon mit dem „Klan erste Informationen“ an zu lesen.
 

"...

Vampire sind vor allem Raubtiere, auch wenn wir menschlich aussehen und deren Verhaltensweisen angenommen haben, sind Vampire instinktgeleitete Jäger. Der Zusammenschluss zu einer Gruppe aus Vampiren ist daher sinnvoll, um ein Abgleiten in rein instinktgesteuertes Verhalten zu verhindern. In einer Gruppe entsteht jedoch automatisch eine Dynamik, die einer Rangordnung entspricht. Wie bei einem Löwenrudel gibt es Rangstufen. Der Klanmeister gilt dabei als Leittier. Jedoch werden Klanmitglieder beiden Geschlechts akzeptiert. Meist jedoch haben die Vampirinnen etwas niedrigere Ränge. Jedoch ist das Miteinander in der Gruppe auch Instinkt gesteuert. (siehe „Instinkte und deren Kontrolle“)

Bei einem gutgeführten Klan werden diese Instinkte kontrolliert positiv ausgelebt. Zum Beispiel regelmäßiges Trinken von mehreren Spendern, die danach mit etwas weniger Blut weiter leben, anstatt kurz vor dem Verdursten ein Blutrausch der unzählige Tötet. Körperliches Training  anstatt Langeweile und ungerichtete Energie.

Einige Regeln für einen guten Klan:

1.     Regeln müssen klar formuliert werden, da Unsicherheit instinktgesteuertes Verhalten fördert.

2.     Strafe muss stets umgesetzt werden, sollte jedoch mit dem Vergehen zu tun haben, verhältnismäßig sein und nicht Willkürlich. Sonst werden die Regeln nicht ernst genommen.

3.     Grundbedürfnisse müssen erfüllt werden, da Hunger und Durst sonst den Ur-Instinkt weckt.

4.     Aufgaben für die Gemeinschaft und körperliche Arbeit bindet Energie, die sonst zum Streiten genutzt wird.

5.     Konflikte sollten in kontrollierten Kämpfen beigelegt werden, Kampf bis einer Aufgibt. Auch hier sind klare Regeln wichtig.

6.     Neuzugänge sollten in der ersten Zeit sehr viel Kontakt mit dem Klanmeister oder hochrangigen Klanmitgliedern haben, da dies viele Konflikte vorbeugt und den Zusammenhalt stärkt.

7.     Die Wahl zubleiben oder den Klan zu verlassen, bringt Ruhe in den Klan. Wobei an Neumond die Wahl für den Klan öfter getroffen wird als zu einem anderen Zeitpunkt. An Vollmond sind die rebellischen Instinkte stärker und somit wird zu diesem Zeitpunkt die Freiheit reizvoller.

8.     Klare Verhaltensweisen erleichtern das Zusammenleben, jedoch sollten sie nicht zu sehr einschränken. Da ..."

Leon hatte plötzlich das dringende Gefühl nach Bastien zu sehen, als ob dieser in Schwierigkeiten stecken würde oder Mist baut. So legte er das Buch zur Seite und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Arinya
2015-02-20T17:56:37+00:00 20.02.2015 18:56
ich schließe mich an die story ist wirklich toll auch die charas sind einem gleich sympatisch und dein schreibstyl ist super weiter so
Von:  RayDark
2015-02-13T15:13:36+00:00 13.02.2015 16:13
Hört sich schon mal sehr vielversprechend an!
Sorry, ich bin nicht so der Review-schreiber ... ja, ich bekenne mich zur schwarzleserei ;)
Ich fand es nur schade, dass es noch keine Kommentare zu dieser Geschichte gibt ...

Nun gut, wie schon gesagt, ist der Anfang vielversprechend und ich freue mich schon auf weitere Kapitel und bin gespannt und neugierig, wie es weitergeht. :D
Antwort von:  neisa
17.02.2015 11:47
Vielen Dank für den Komentar, darauf habe ich ehrlich gesagt schon gewartet, obwohl ich auch meist "schwarzlese" ;-)
lg neisa


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