Mondschattenblume von Rei-may (Sesshoumaru & Rin) ================================================================================ Kapitel 3: Jinenji's Garten --------------------------- Jaken grübelte. „Dieser Yokai hat ein Mädchen entführt! Vermutlich hypnotisiert!“/ „Sie ist ihm einfach so gefolgt!“/ „Er wird uns auch unsere Kinder nehmen!“/ „Was sollen wir tun?“ / „Ich versteh das nicht?!“/ „Wir sollten alle Männer und Mönche zu seiner Tötung schicken!“ /„Warum ist sie ihm gefolgt?“ Viel hatten die Frauen erzählt und diskutiert. Er hatte alles mitbekommen, als er, zu seinem Glück unbemerkt von den schnatternden Menschen, am Rande des Dorfackers Nahrung für Rin gesammelt hatte. Eigentlich waren diese Fragen durchaus berechtigt, obwohl sie nur von Menschen kamen. Oft fragte er sich selbst verwundert, warum sein Meister Rin überhaupt bei sich behielt. Warum er sie immer wieder rettete. Doch Antworten auf diese Fragen hatte er nicht. Rin – dieses Mädchen war etwas Besonderes, sie hatte keine Angst vor ihm oder Sesshoumaru. Wobei der kleine Krötendämon bei diesem Gedankengang großzügig überging, dass sein eigenes Furchterregungspotential das einer echten Kröte nur minimal überstieg Und Ah-Uhn hatte sie vom ersten Moment an ins Herz geschlossen. Wenn sie spielte oder sang, kamen manchmal sogar die Vögel zu ihr. Jaken schloss einen Moment die Augen und öffnete sie dann wieder. Er selbst konnte es ja selbst nicht leugnen, dass er sie mochte, auch wenn er das, so gut er vermochte, hinter Schimpftiraden und Nörgeleien versteckte. ’Aber Meister Sesshoumaru…?’ Komisch. Am nächsten Tag wachte Rin mit einem lauten Husten auf. Sesshoumaru war bereits gegangen, um die Gegend nach Hinweisen zu durchforsten. „Morgen Rin, kommst du jetzt endlich?!“ erklang es von Jaken in gewohnt griesgrämigem Ton. Ein erneuter Husten schüttelte das kleine Mädchen. Trotzdem sprang sie sofort auf. „Ja, Meister Jaken!“ rief sie und rannte zu ihm. ’Die Kälte hat ihr nicht gut getan, sie ist krank geworden,’ dachte Jaken. Das musste auch Ah-Uhn bemerkt haben, denn er kniete sich sofort nieder, um Rin auf ihm reiten zu lassen. „Danke, Ah-Uhn,“ brachte sie unter weiteren Husten hervor und krabbelte erleichtert auf den Rücken des Drachen. Als sie auf der Suche nach Sesshoumaru weiterreisten, wurden die Anfälle immer stärker. Jaken begann, sich ernsthafte Sorgen zu machen, er hatte schließlich keinerlei Erfahrung mit kranken Menschen. Ob Rin an so was sterben könnte? Oh, er hoffte inständig, dass das nicht der Fall war, was würde er denn seinem Herrn sagen?! Zum Glück für seine armen Nerven brauchte Sesshoumaru allerdings nicht lange, um wieder zu ihnen zu stoßen. „Sesshoumaru-sama!“ rief Rin erfreut. Im nächsten Moment überwältigte sie ein neuerlicher Hustenreiz. Es klang geradezu bösartig, als wollte sie sich die Lunge aus dem Leib husten. Der Inuyokai warf Jaken bei diesem Geräusch einen scharfen Blick zu. Der fasste sich instinktiv an die Gurgel, dass Schlimmste befürchtend. Doch Sesshoumaru ließ das Schauspiel unkommentiert und schritt an ihnen vorbei, wie immer ging er völlig zurecht davon aus, dass seine Schützlinge ihm folgen würden. Erleichtert darüber, einer sofortigen Exekution anscheinend entkommen zu sein, eilte Jaken seinem Herrn nach. „Sesshoumaru-sama, vielleicht sollten wir zu Jinenjis Garten gehen. Er hat Heilmittel für Menschen.“, wagte er es vorzuschlagen, als er aufgeholt hatte. Dieser schwieg einen Moment. Aus Rins Richtung war ein erneuter Hustenkoller zuhören. „Nun gut, Jaken. Begleitete Rin zu ihm. Ich gehe weiter Richtung Tiger, ich muss es finden.“ „Aber Meister…“ Jaken verstummte, er durfte sich Sesshoumaru nicht widersetzten. „Natürlich, Meister.“ So machten sich Rin und Jaken auf Ah-Uhns Rücken alleine auf den Weg zu Jinenjis Garten. Als sie dort ankamen, war der riesige Hanyou gerade in seinem Kräutergarten beschäftigt, der in Anbetracht der Größe eher einem Feld glich denn einem Garten. Ah-Uhn landete behutsam am Rande des Feldes und ließ Rin und Jaken absitzen. Das Mädchen lief sofort freudestrahlend auf Jinenji zu, sie erinnerte sich noch sehr gut an ihr Begegnung, als sie den Hanyou aufgesucht hatte, um Heilkräuter für Jaken zu holen. Sie winkte ihm fröhlich zu, als sie durch die tiefen Ackerfurchen auf ihn zukam und wollte ihm schon eine Begrüßung zu rufen, als sie wieder der Hustenreiz überkam, übler noch als alle vorhergehenden. Es schmerzte höllisch, Tränen liefen ihr aus den Augenwinkel und für einen kurzen Moment befürchtete sie fast, das könne ihr Ende bedeuten. Hinter ihr fiel Jaken vor Angst und Unwissenheit – „Was soll ich tun, was soll ich tun, du liebe Zeit, Sesshoumaru-sama wird mich umbringen!!!“ - spontan in Ohnmacht Der Hanyou jedoch erkannte die Lage sofort. Ohne viele Worte zu machen hob er Rin mit einer Vorsicht hoch, die man oft bei Wesen beobachten konnte, deren sanftes Gemüt man nur schwer mit dem grobschlächtigen und kräftigen Äusserem in Einklang zu bringen vermochte. Während er, das hustende Mädchen in seinen Armen, rasch auf seine Hütte zu steuerte, brach er im Vorrübergehen hier und da einige Stängel verschiedener Kräuter ab: Fenchel und Minze, um den Husten zu lindern, Seifenkraut, um das Abhusten von Schleim aus den Lungen zu fördern, ein paar Ginkgo-Kerne, Rosmarin... Jinenji wusste genau, was gegen menschliche Krankheiten half. In seiner Hütte setzte er Rin auf seinem Lager ab und begann, das Feuer in seinem großen Herd neu zu schüren. Dann schöpfte er mit einer Tasse, die ungefähr die Dimensionen eines großen Holzeimers hatte, Wasser aus einem riesigen Fass, das vor seinem Heim stand und begann, es über dem Feuer aufzukochen. Während er die Kräuter schnitt und die Ginkgo-Kerne aus ihren Hülsen befreite, unterhielt er sich mit Rin. “...und die Frauen hatten so viel Angst, dabei wussten sie doch noch nicht mal ,wer er war,“ erzählte das Mädchen von den neuesten Begebenheiten. Jinenji lächelte traurig. “Menschen fürchten immer, was ihnen unbekannt ist, kleine Rin. Und sie fürchten, was anders ist als sie. Das ist nun mal so,“ seufzte er, an seine eigenen Erfahrungen mit Menschen zurückdenkend. Etwas zerkleinerter Fenchel fand seinen Weg in das brodelnde Wasser, gefolgt von mehreren, sorgfältig zerstampften Ginkgo-Kernen. Rin zog die Stirn kraus, als sie darüber nachdachte, was sie eben gehört hatte. Der Hanyou beobachte sie aus den Augenwinkeln. Dieses Konzept schien dem kleinen Mädchen völlig unbekannt zu sein. Mit einem Kopfschütteln warf er die letzten Blätter des Seifenkraut in den mittlerweile dunkelgrünen Sud, rührte das Ganze noch ein paar Mal um und füllte dann eine kleinere Tasse bis zum Rand mit der dampfenden Flüssigkeit. Rin wollte schon danach greifen, doch Jinenji hielt es lächelnd außerhalb ihrer Reichweite und stellte die Tasse dann auf einen kleinen Tisch neben dem Herd. „Das muss erst noch abkühlen. Oder willst du dir die Zunge verbrennen?“ Rin schüttelte energisch den Kopf. Eine Weile warteten sie schweigend, dann schien Rin plötzlich etwas einzufallen. „Jinenji, wo liegt Tiger?“ „Die Himmelsrichtung Tiger? Mhm, kennst du die Richtung, in der die Sonne aufgeht?“ „Klar,“ nickte Rin. „Und die Richtung, aus der die Sonne niemals scheint?“ “Natürlich, das ist einfach.“ „Genau dazwischen liegt Tiger. Warum fragst du?“ „Sesshoumaru-sama will dort hin. Jaken sagte, dass er etwas dort sucht...“ „Na so was,“ murmelte Jinenji, „das ist ja merkwürdig.“ „Was ist merkwürdig?“ fragte Rin neugierig. „Heute Vormittag kamen schon mal ein paar Leute hier vorbei, gute Bekannte von mir, Kagome und Inuyasha. Auch sie suchten etwas, dass in der Himmelsrichtung des Tigers liegt.“ „Oh,“ sagte Rin und machte große Augen, „vielleicht suchen sie ja dasselbe wie Sesshoumaru-sama?“ Der Hanyou zuckte die Achseln. „Ja, vielleicht. Aber ich glaube, deine Medizin ist soweit.“ Jinenji prüfte mit einem Finger vorsichtig, ob der Kräutersud auf eine angenehme Temperatur abgekühlt war. Er nickte zufrieden und gab noch ein etwas Honig hinein, um den herben Geschmack der Kräuter zu überdecken. Dann reichte er Rin die Tasse. „Hier trink.“ Es schmeckte fürchterlich, trotz der Süße des Honigs, doch Rin trank, da sie schnell wieder gesund und somit bei Sesshoumaru sein wollte. Eine Weile plauderten sie noch, bis sicher war, dass die Medizin Rins Hustenanfällen auch wirklich Abhilfe geschaffen hatte. Dann verabschiedeten sie sich, sammelte auf dem Rückweg zu Ah-Uhn noch den immer noch bewusstlosen Jaken ein und dann flogen die drei und zurück in Richtung Tiger.(2) „Seht nur, Jaken-sama!“ rief Rin plötzlich und deutete in die Tiefe auf eine Armee von Männern. „So viele Menschen auf einmal? Wer die wohl sind?“ Jaken, der hinter ihr saß, streckte neugierig den Kopf und zuckte gerade noch rechtzeitig zurück, um einem Pfeil auszuweichen, der an ihm vorbei schmetterte. „Nicht schon wieder!“, jammerte Jaken, als er die Banner erkannte, die über den marschierenden Horden wehten. Es war die gleiche Armee, die seinen Herrn schon eine Ewigkeit verfolgte. Es waren die Nachfahren der treu ergebenen Krieger Setsuna No Takemarus, der vor vielen Jahren den damaligen Herrn der Hunde, den Inu No Taishou und Vater Sesshoumarus getötet hatte und dabei selbst umgekommen war. Zwar hatte Sesshoumaru mit der Geschichte nichts zu tun gehabt, aber anscheinend waren diese Menschen anderer Meinung. Sie hatten nur ein Ziel: Sie wollten Sesshoumaru töten, den gefährlichsten Nachfahren des Großen Hundedämons. Jedoch hatten sie ihn bisher nie gefunden oder waren in so geringer Anzahl gewesen, dass sie keine Bedrohung dargestellt hatten. Doch das hier waren bestimmt tausend Männer, vielleicht sogar mehr! „Los Ah-Uhn! Schneller und höher!“, befahl Jaken. Der massige Dämon gehorchte. Sie mussten ihren Herren von den Geschehnissen in Kenntnis setzen, und das schnell. Als sie nach stundenlanger Suche Sesshoumaru endlich erreichten, unterrichtete ihn Jaken sofort. Die Antwort, die er auf seinen hektisch abgelieferten Bericht erhielt, überraschte ihn allerdings „Jaken, das sind nur Menschen, keine Bedrohung.“ ’Hoffentlich’, dachte Krötendämon, ganz und gar nicht überzeugt. Während sie weiterzogen, sprudelte Rin fröhlich alles heraus, was es von ihrem Ausflug zu dem Hanyou zu erzählen gab. „Jinenji war sehr nett. Er hat mir Medizin gegeben, aber die war nicht so lecker, ich hab sie aber trotzdem getrunken und wir haben uns viel unterhalten,“ erzählte sie mit glänzenden Augen. „Er hat erzählt das eine Kagome da gewesen ist, wie ich und ein gewisser Inu – ähm, ach ja! Inu Yash…hmhmmh…“ Jaken hielt ihr den Mund zu. „Rin! Lass das Gerede! Störe den Meister nicht mit solchen Lappalien.“ Doch das Mädchen kämpfte sich frei. „Sie gehen auch in Richtung Tiger, wie wir! Und suchen was, so wie du!“ sagte Rin voller Stolz. Jaken klatschte sich mit der Hand auf die Stirn. Das war jetzt absolut der falsche Zeitpunkt! „So, mein kleiner Bruder Inuyasha ist also auch auf der Suche nach ihm,“ murmelte Sesshoumaru. „Ja genau Inuyasha ist das…“ nickte Rin eifrig. Dann schien ihr etwas aufzufallen. „ Ich wusste gar nicht, das ihr einen Bruder…“ Sesshoumaru unterbrach sie abrupt: „Rin, geh, nimm Ah-Uhn und verschwinde von hier“ Das Mädchen verstummte sogleich und wollte sich schon in Bewegung setzen, als ein lautes Rascheln im Gebüsch sie vor Schreck erstarren ließ. Es war zu spät. Sie waren umzingelt. Die Armee, die Jaken und Rin aus der Luft beobachtet hatten, hatte sie schneller eingeholt, als gedacht. Und jeder der Männer war bis an die Zähne bewaffnet. Jaken hyperventilierte fast. Wie war das nur möglich? Wie hatten diese Menschen so schnell sein können? Und wie hatten sie sich nur unbemerkt von Sesshoumaru, der sonst selbst das Gras wachsen hörte, so nah an die Gruppe heranschleichen können?! „Bleib hinter mir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)