Mondschattenblume von Rei-may (Sesshoumaru & Rin) ================================================================================ Kapitel 7: Gerettet...oder doch nicht? -------------------------------------- Zwei Tage zuvor befand sich die Gruppe um Inuyasha in einem Zustand äußerster Anspannung. Kurz nachdem Sesshoumaru, Rin zurücklassend, wieder in den Nebeln verschwunden war, verfielen Menschen und Dämonen in hektische Betriebsamkeit. Während Miroku loslief, um Sango beim Wasserholen behilflich zu sein (und um eventuell eine Gelegenheit zum unanständigen Grabschen zu erwischen), stürmte Shippo los, Kagomes Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Kagome selbst untersuchte bereits mit fliegenden Fingern die Wunde des bewusstlosen Mädchens. Einzig und allein ein gewisser weißhaariger Halbdämon schien deutlich abgeneigt, auch nur einen Finger krumm zu machen. "Warum kommt er zu uns!?", meckerte Inu Yasha. Der Hanyou war bei noch schlechterer Laune als zuvor schon. Er tigerte ungeduldig um seine Freunde herum, die inzwischen fasziniert dabei zusahen, wie Kagome sorgfältige Vorbereitungen traf, sich um sich um Rins Wunde zu kümmern. Auch sie zeigte deutliche Anzeichen einer gelinden Verärgerung, da Inuyasha seit dem Verschwinden seines Halbbruders wirklich gar nichts dazu getan hatte, um ihr zu helfen. Das Einzige, was er tat, war Nörgeln. "Dieser verdammte Köter ist immer so hochnäsig und dann...!" "Inu Yasha..." Kagome sah mit genervtem Blick zu ihm hoch und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. In ihren Augen funkelte es gefährlich. Sango und Miroku kannten diesen Blick nur zu gut. Inuyasha jedoch schien gar nicht zu bemerken, dass sich gerade ein Sturm über ihm zusammenbraute. "Was? Jetzt haben wir sie am Hals, es ist schon so anstrengend genug und so werden wir aufgehalten und ..." "Inu Yasha..." kam es da auch schon zuckersüß von Kagome, "Mach Platz, Platz, Platz!!" Ein dreifaches Klatschen war zu hören und Inu Yasha machte nähere Bekanntschaft mit dem Boden. "Kagome!" kam es etwas dumpf und unverständlich, jedoch immer noch ausgesprochen vorwurfsvoll von ihm. Die junge Frau schnaubte nur und wandte sich dann wieder dem kleinen Mädchen vor ihr zu. "Du musstest es ja wissen", kommentierte Miroku das nur, in Inu Yashas Richtung gewandt. Dann beobachtete er wieder gemeinsam mit Sango, wie Kagome hastig, jedoch mit geschickten Fingern versucht, den Pfeil aus Rins Rücken zu entfernen. Im letzten Moment jedoch hielt Sango sie mit einem raschen Griff zurück und deutete wortlos auf die letzten Überreste der Schaftbefiederung. Auf Kagomes verständnislosen Blick hin erklärte sie: “Das sind Watakuri-ya, spezielle Kriegspfeile. Wenn du so einfach versuchst, sie herauszuziehen, reißt du ihr den ganzen Rücken auf. Und vermutlich noch ein paar innere Organe, wenn sie Pech hat.“ Kagome starrte ob dieser Nachricht verzweifelt auf das kleine Mädchen hinunter. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen. "Wir müssen sie zu Kaede bringen,“ beschloss sie kurzerhand und zog einen der Verbände aus ihrem kleinen Köfferchen. „Kaede wird wissen, was zu tun ist. Mit meinem Erste-Hilfe-Koffer komm ich so nicht weiter.“ Rasch begann sie, den Körper des Mädchens mit dem Verband zu umwickeln, wobei sie kundig die Schwierigkeiten umging, die ihr der Pfeilschaft dabei machte. Nachdem sie den letzten Knoten in diesen behelfsmäßigen Verband fertig hatte, fuhr sie erschöpft mit der Hand über ihre Stirn. Geistesabwesend registrierte sie, dass eine Menge Blut nun an ihrer Hand klebte. „Na ja, zumindest stoppt der Druckverband ein wenig die Blutung." "Druckverband?", fragte Miroku, der sich immer sehr für die Errungenschaften der zukünftigen Welt interessierte. Kagome, die ihm sonst immer gerne Auskunft gab, schüttelte den Kopf. „Ich erkläre es dir, wenn wir etwas mehr Zeit dafür haben.“ "Ja, dass ist wohl das Beste", meinte Sango. "Inu Yasha...?", unschuldig schaute Kagome zu dem inzwischen abseitssitzenden, beleidigten Hanyou. "Wir brauche jemanden, der sie so schnell wie möglich dort hinbringt. Bitte, sie ist doch noch ein Kind und kann nichts für Sesshoumaru und deinen Zwist mit ihm." Inu Yasha blicke auf den kleinen Körper, der nun mit, dank Kagomes Erst-Hilfe-Kenntnissen, verbunden war. In seinem Kopf kreisten zu viele unbeantwortete Fragen. Was war hier nur los?! Sesshoumaru mochte doch keine Menschen, aber diese Rin war immer bei ihm. ’Was ist nur passiert?’, überlegte der Hanyou, ‚warum hatte er sie ausgerechnet zu uns gebracht? Und wie konnte Sesshomaru nur diesen Gestank ertragen?! Das war ja nicht auszuhalten! Inuyasha schüttelte sich. Seit das mit den Banditen passiert war, konnte er diesen Geruch einfach nicht mehr ertragen. Konnte es sein das Sesshoumaru vielleicht... , aber nein!. Das konnte nicht sein... . Doch er wusste nicht das sich gerade alle sich die selbe Frage stellten. "Argh...!" Inu Yasha brach ärgerlich seinen Gedankenstrom ab, seine gutmütige Seite konnte den Anblick des bewusstlosen Kindes nicht einfach so übergehen, auch wenn ihn die Fragen quälten. Er nahm Rin hoch und mit ihr in den Armen und Kagome mit Sango und Miroku auf Kiara untergebracht, liefen sie los. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Sie wird durchkommen, mit den richtigen Kräutern." sprach Kaede die erlösenden Worte, nachdem sie es geschafft hatte, die Pfeilspitze sicher zu entfernen. Sango und Kagome lächelten sich an, beide hatten sich schon Sorgen gemacht. "Das ist also das kleine Mädchen, das deinen Bruder begleitet?", fragte Kaede etwas später, als sie gerade Kräuter im Garten sammelte, zu Inu Yasha und Kagome gewand. Kagome hatte sich bereit erklärt, ihr zu helfen und Inuyasha praktisch dazu zwangsverpflichtet. "Halbbruder", grummelte Inu Yasha. "Seit wann gibt der sich den mit Menschen ab?" "Das fragen wir uns auch schon. Es ist merkwürdig, aber es scheint, als ob er Rin-chan mag. Vielleicht hasst er die Menschen doch nicht?", meinte Kagome. "So ein Quatsch! Sesshomaru hasst und verabscheut die Menschen, jeden Einzelnen! Er kennt keine Zuneigung, Freundschaft, Trauer, Mitleid und schon gar nicht Liebe!", zischte Inu Yasha und Schweigen trat ein. "Ja, aber warum ist Rin-chan dann bei ihm? Warum tötet er sie nicht? Warum bringt er sie zu uns, wenn sie verletzt ist ? Warum zu Inu Yasha? Aus Gleichgültigkeit und Hass?", überlegte Kagome nach einer Weile laut. Darauf hatte keiner eine Antwort, und die drei verfielen wieder in Schweigen. "Es ist merkwürdig, so viel steht fest...", meinte Kaede schließlich und pflückte das letzte Kraut, welches Ähnlichkeiten mit Petersilie hatte und gegen Schwellungen helfen sollte. Dann stand sie auf und wandte sich zum Gehen, um in ihrer Hütte daraus eine Tinktur, Salbe und Medizinen zu machen. Als sie endlich damit fertig war, rieb sie die Wunden mit der Salbe ein und flößte dem Kind die Medizin ein. Dann bettete sie Rin vorsichtig auf ihre eigene Schlafmatte und deckte sie sorgfältig bis unter das Kinn mit einer warmen Decke zu. "Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis sie aufwacht. Ich werde mich solange um sie kümmern. Vielleicht könntet ihr in der Zwischenzeit einen Blick in die umliegenden Wälder werfen? Es hat vermehrt Anzeichen gegeben, dass sich Onis hier eingeschlichen haben." Die alte Priesterin verzog das Gesicht. In ihrer Jugend hätte sie gar nicht um Hilfe fragen müssen, sondern wäre selber an der Spitze der kriegserfahrenen Männer des Dorfes losgezogen, doch schon lange spürte sie, dass selbst die vereinzelten Streifzüge, die sie noch unter nahm, im Grunde schon viel zu viel für sie waren. Kagome sah Inuyasha bittend an. "Gut, dann ziehen wir in dieser Zeit umher und befreien euer Dorf von den Onis.", meinte Inu Yasha ergeben. Kagome würde sowieso nicht Ruhe geben. Dieses Mädchen war ja bald eine Heilige in ihrem Versuch, allen und jedem zu helfen. Als die Sonne im Zenit stand, zog die sechsköpfige Gruppe auch schon los. Drei Tage lang kümmerte sich Kaede um Rins Wunden und diese verheilten der Zeit entsprechend gut. Einen Gutteil zu der erstaunlich schnellen Genesung taten die trotz ihres hohen Alters immer noch vorhandenen Kräfte der alten Priesterin. Ein Mull mit Kräutertinktur, den die Alte regelmäßige erneuerte und über den sie ebenso regelmäßig ihren Segen sprach, lag über die Verletzungen gewickelt und das Mädchen schrie nicht mehr vor Schmerz, wenn die Verbände wechselte wurden. Dennoch war sie in den Tagen nicht einmal zu klarem Bewusstsein gelangt. Zwar war sie hin und wieder wach, aber schien sich dabei weder ihrer Umgebung noch sonst etwas bewusst zu sein. Doch am dritten Tag änderte sich das. Rins Augenlider flatterten, bis sie sich schließlich öffneten. Wie wirr wanderte ihre Blick umher und betrachtete den Raum, in dem sie ich befand. Wo war sie? Was war passiert? Ihre Erinnerungen waren in dunkles Schwarz gehüllt. Und wo war Sesshoumaru-sama? Hunderte von Fragen schossen ihr durch den Kopf, während sie weiter misstrauisch die Hütte begutachtete. Außer einer Feuerstelle, Strohmatten, Schriftrollen und verschiedene Töpfe und Krüge war hier nichts. In diesem Moment kam Kaede durch die Tür, ein paar Teekräuter in der Hand. Vor Schreck zuckte Rin zusammen und drückte sich in eine Ecke. Ihr Atem wurde automatisch schneller. Mit großen, angsterfüllten Augen starrte sie die Fremde vor sich an. Ihre panische Angst vor den Menschen im Allgemeinen und die fremde Umgebung versetzten sie geradezu in Panik. Kaede sah in das schreckensverzerrte Kindergesicht und ging langsam in die Hocke. "Keine Angst, Mädchen, ich tu dir nichts.", sagte sie behutsam, um das Mädchen nicht zu verschrecken. Doch es half nichts. "Sesshoumaru-sama, helft mir! Sesshoumaru-sama!", schrie Rin. Kaede hob so vorsichtig wie möglich die Hände in ihre Richtung. "Nein, nicht! Bleib ganz ruhig, ich erkläre dir alles. Ich helfe dir doch nur", versuchte sie das Kind zu beruhigen. Rin jedoch beruhigte sich nicht, sie rannte los und stieß dabei die alte Frau zur Seite, duckte sich noch unter deren Arm hinweg, als diese nach ihr greifen wollte und raste aus der Hütte, nur noch weg, fort von den Menschen, das waren ihre einzigen Gedanken. Sie lief, so schnell ihre Füße sie tragen konnten, auf die nächstliegende Waldgrenze zu. Dort würde sie sicher sein, dort würde Sesshoumaru-sama sie finden können, sagte sie sich. Kaede schaute Rin bestürzt hinterher, als diese in InuYashas Wald verschwand. Es hatte keinen Sinn ihr hinterher zu laufen, bis ihre alten Beine sie auch nur an den Waldrand getragen hätten, wäre die Kleine bereits im Dickicht verschwunden. Kaede verflucht im Stillen ihr Alter. *Das arme Ding. Hoffentlich passiert ihr nichts. Ich muss so schnell wie möglich die den anderen finden und ihnen Bescheid sagen.* Inuyasha würde in der Lage sein, Rin zu finden. Hoffte sie. Währenddessen lief das kleine Mädchen verwirrt immer weiter in die dunklen Tiefen des Waldes, ohne Orientierung, ohne zu wissen wohin sie eigentlich wollte, der sich nähernden Gefahr völlig unbewusst. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Etwa zur selben Zeit fuhr unter einer alleinstehenden Baumgruppe auf weiter Ebene ein weißhaariger Daiyokai überrascht aus seinen mit dunklen Träumen belasteten Schlaf. Er hatte von Rins Tod geträumt? So leise und unauffällig hatte sich der Schlaf angeschlichen, dass er das für Wirklichkeit gehalten hatte? Unangenehme Ahnungen überkamen Sesshoumaru. War es vielleicht doch alles wahr gewesen? Er musste Gewissheit haben. Kurz darauf standen die Bäume wieder so verlassen da, wie zuvor. Alles war ruhig und normal, nur in weiter Ferne konnte man gerade noch den Dämon in den Wolken verschwinden sehen, während er einem ganz bestimmten Ziel entgegen jagte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)