Mondschattenblume von Rei-may (Sesshoumaru & Rin) ================================================================================ Kapitel 12: Wildschwein ----------------------- Der nächste Tag verging ereignislos. Da Rins Wunde noch nicht ganz verheilt war ritt sie die meiste Zeit auf Ah-Uhn. Jedoch hatte sich Jakens und ihr Abstand zu Sesshoumaru trotzdem stark vergrößert. Der Dämon schien es eilig zu haben. Wohl eine Fährte die seine empfindliche Nase aufgenommen hatte. Doch er war nicht der Einzige, der etwas folgte. Er selbst wurde genau so verfolgt. Die Wölfe, die sie bestatteten hielten zwar einige hundert Meter Abstand, doch ihr Gestank war für den InuYokai so bestialisch, dass er sie kaum hätte überriechen können. Ayumi war töricht. Dachte sie wirklich, sie würde ihn mit diesen kindischen Spielereien beeindrucken? Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Frauen. Leises Klirren. Tensaiga pulsierte schon wieder. Der Daiyokai blieb stehen. „Jaken“, sagte er nur kurz, ohne sich um zu drehen, da war er auch schon verschwunden. Jaken gab ein seufzten von sich. „Rin, wir rasten hier.“ „Jaken-sama, ich habe Hunger“, kam es von Rin, die mit einem Ast im trockenen Boden zeichnete. Sie warteten nun schon seit einigen Stunden auf die Rückkehr des InuYokai, doch bis jetzt war noch keine Spur von ihm zusehen gewesen. Der kleine Dämon, der gerade dabei war ein paar Äste für ein Feuer zu sammeln blickte auf. „Dann geh dir etwas suchen, aber entferne dich ja nicht zu weit!“ „Ist gut!“ Sie legte den Stock zur Seite und sprang auf die Beine. Sicher würde sie in der Nähe ein paar Eidechsen oder Beeren finden. Mit nackten Füßen schlich sie durch das Unterholz und fand auch tatsächlich nach wenigen Minuten die ersten Essbaren Pilze und Beeren. „Perfekt!“, kam es zufrieden von dem Kind, das seinen Kimono zusammen raffte, um das Gesammelte darin zu transportieren. In der Nacht zuvor hatte es in dieser Gegend wohl geregnet, denn obwohl die Wiesen und Felder von der Sonne getrocknet waren, so war es im schattigen Wald immer noch feucht und kühl. Rin genoss das Moos unter ihren Füßen, aus dem sie bei dem Schritt etwas Wasser presste. Lächelnd sah das Mädchen zu den Vögeln in den Bäumen hinauf, doch plötzlich verschwand das weiche Moos unter ihrem Füße und sie trat auf etwas weiches und rutschiges. „Wah!“, machte sie, als sie den Halt verlor und auf den Hintern plumpste, direkt rein in ein riesiges Matschloch. Verwirrt sah sie sich um. Sie sah mitten in einem Schlammloch, dass vermutlich eine Suhlstelle von Wildschweinen war. Sie hatte einige davon in dieser Gegend gesehen, während sie gereist waren. Mit einem Mal fing das Mädchen an zu lachen und sprang auf. Irgendwie fand sie die Sache urkomisch. Verstohlen sah sie nach links und rechts. Wenn Jaken schon Mal nicht da war, konnte sie ja auch Spaß haben! Ihr orange-weißer Kimono war sowieso eingesudelt. Lachend sprang das Mädchen in der Matschpfütze auf und ab. „Um Himmels Willen, Rin!“ Jaken war entsetzt. Vor ihm im dämmerlicht stand Rin, oder sollte er eher ‚Schlammmonster ’-Rin sagen? Das Mädchen war über und über dreckig. Wo zur Hölle war sie gewesen? Es sah aus als wäre sie in einen Schweinestall gefallen! Der Kappa fuhr sich entsetzt mit den klauenartigen Fingern durchs Gesicht. Das würde seinem Meister nicht gefallen! „Bist du des Wahnsinns?!“ „Tut mir leid, Jaken-sama! Es hat solchen Spaß gemacht!“ Jaken fand nicht, dass ihre Miene auch nur eine Spur von Bereuung aufwies. Dieses elende Menschenkind! Es würde ja auch nicht die Strafe abbekommen, die ihm jetzt von Sesshoumaru blühte. Aber es brachte nichts, Rin war unverbesserlich. „Hast du wenigstens etwas zu Essen dabei?“ Erstaunt blinzelte das Kind und sah an sich herunter. „Oh, ich muss es wohl verloren haben.“ „WAS!?“ Der Kappa sprang wütend auf und wedelte mit seinem Stab. „Du bist eine Stunde weg und hast es neben deiner Sauerei hier nicht einmal geschafft etwas zum Beißen anzuschleppen!?“ „Es ist mir ihm Matsch wohl abhanden gekommen...“, murmelte, nicht so traurig wie sie eigentlich sein sollte. „Zur Unterwelt noch mal!“, fauchte der kleine Yokai und rückte seinen Hut zurecht, ehe er den Stab fest umpackte. „Du bleibst jetzt hier! Genau H.I.E.R.“, kam es streng von ihm. „Ich schaue, dass ich für dich unnützes Ding etwas auftreibe!“ Er hatte auch keine andere Wahl, wenn er so an Sesshoumaru dachte. Vor sich hin meckernd verschwand der Dämon im Unterholz. Ah-Uhn gab ein lang gezogenes Schnauben von sich ehe er zu Rin kam und sich von ihrer schmutzigen Hand kraulen ließ. „Jaken-sama ist immer so aufgeregt“, meinte Rin nachdenklich zu dem Drachen. „Das ist bestimmt nicht gut für ihn.“ Sie legte den Kopf schief. „Wenn wir alle Gras wie du essen würden, wäre alles viel einfacher.“ Wieder ein schnauben, dieses Mal von Ahs Kopf. „Was wohl Meister Sesshoumaru-sama isst? Ich habe es noch nie gesehen!“ Sie erinnert sich noch gut an damals, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. So wie er dam Boden lag, geschwächt, aber dennoch gottgleich. Damals hatte sie ihm Essen dargebracht, doch er hatte nichts davon angerührt. Meinte nur, er würde kein Menschenessen zu sich nehmen. Sie rümpfte die Nase. Ihr Meister war wirklich ein Mysterium, aber sie würde schon noch dahinter kommen! Da war sie sich ganz sicher. Ächzend und keuchend trat Jaken aus dem Wald hinaus auf die Wiese, wo sie Rast machten. In der Dunkelheit hatte es verdammt lange gedauert etwas zu finden. Dennoch war er fündig geworden und zwei Eidechsen hingen am Schwanz gepackt tot in seinen Händen. Die würden angebraten an dem Feuer fabelhaft schmecken! „Rin!“, rief er das Mädchen und trat an das schon fast erloschene Feuer heran. Ah-Uhn hob einen Kopf und warf Jaken einen scharfen Blick zu. Zwischen seinem eingerollten Schwanz schlief Rin selig vor sich hin. „Das ist doch nicht dein Ernst!“, kam es von dem Kappa, der die Echsen auf dem Boden pfefferte. Da hatte er sich Stunden lang die Füße wundgelaufen und jetzt schlief sie einfach!? Frustriert setzte er sich an die glimmenden Kohlen. Dieses Kind ließ ihn mindestens um zwei Jahrtausende altern! Als Rin am Morgen die Augen aufschlug schaukelte die Welt vor ihren Augen, was aber eher an der Tatsache lag, dass sie auf Ah-Uhns Rücken lag, der sich bewegte, statt mit ihres Geisteszustandes. Blinzelnd richtete sie sich auf und rieb über ihre Augen. Die Landschaft hatte sich verändert. Sie waren nun viel weiter unten im Tal, als bisher. In der Ferne sah man hier und da den Rauch aus Menschendörfern und Weiden mit Kühen. Es war ein herrlich sonniger Tag und der Himmel war ohne eine einzige Wolke. Doch das war nicht der größte Grund zur Freude für, Rin, nein, als sie zwischen Ah-Uhns Köpfen nach vor Blickte, sah sie den Rücken ihres Meisters, der elegant wie eh und je voran schritt. Er war wieder zurück! Ein glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem verschmutzen Gesicht aus. Während sie geschlafen hatte, war der Schlamm auf ihrer Haut getrocknet und bildete hier und da eine schmutzige Kruste. Auch ihr Kimono war ganz steif von dem Schmutz. „Ah Rin, bist du endlich wach? Wird auch Zeit!“, kam es von Jaken, der Ah-Uhn am Zügel führte. Irgendwie sah der kleine Yokai verändert aus, aber Rin brauchte einen Moment um darauf zu kommen, wieso. Eine saftige Beule zierte seinen kahlen Kopf. Kurz huschte ihr Blick vor zu dem InuYokai. *Sicher hat Jaken-sama wieder Streit mit Sesshoumaru-sama gehabt!*, dachte sie sich. Warum konnte sie sich allerdings nicht vorstellen. Nach einer Weile sprang sie von Ah-Uhns Rücken und lief, mit dem Fingern den hölzernen Weidezaun streifend, an dem sie entlang gingen, vor zu dem Daiyokai. „Meister, wo wart Ihr gestern Nacht?“, fragte sie ihn neugierig wie sie war. Jedoch machte eben dieser Meister keine Anstalten ihre eine Antwort zu geben. Er sah nur in die Ferne vor ihnen. „Habt Ihr wieder etwas gesucht? War es spannend? Habt Ihr ein Abenteuer erlebt? Kann ich nächstes Mal mit? Musstet ihr Kämpfen? Ihr wart doch nicht bei den Wölfen, oder? Gab es da Blumen? Schöne?! Habt Ihr eine Blume gepflückt? Waren da Freunde von Euch?“ „RIN! Zügle deine Zunge, du sprichst ja so schnell wie eine Schlange! Du siehst doch, dass du unseren Meister Sesshoumaru-sama belästigst! Komm sofort hier her!“, schimpfte Jaken von hinten. Rin duckte leicht den Kopf unter dem Donnerwetter, machte aber keine Anstalten sich zurück fallen zu lassen, auch wenn sie wirklich sehr schnell laufen musste, um mit den großen Schritten des Yokai mitzuhalten. Dennoch beherrschte sie sich nun und hielt den Mund. Sie genoss es, wieder bei dem Hundedämon zu sein. Fast waren die schrecklichen vergangenen Tage vergessen. Als sie jedoch den Blick über ihn schweifen ließ, stach ihr etwas im Auge. „Nanu?“ Das Schwert, Tokijin, es sah anders aus. Einen Moment viel ihr nicht auf warum, doch schnell wurde es ihr anhand es Qualmes klar. Das Schwert glühte, fast so als sei es gerade direkt aus dem Schmiedeofen Totoais gekommen! Der heiße Griff hatte bereits ein Loch in die edle Kleidung Sesshoumarus gebrannt und die Scheide qualmte von innen heraus, als hätte sie Mühe, das Schwert im Zaun zu halten. „Sesshoumaru-sama, Euer Schwert!“, rief sie aus, doch der Dämon warf ihr nur einen kurzen Blick aus dem Seitenwinkel zu. „Mach dir darum keine Gedanken.“ „Aber es verbrennt euch!“ „Du bist schmutzig“, meinte der Dämon nur und ignorierte ihre Frage damit vollkommen. Rin sah kurz an sich herunter. „Aber das war total lustig, Sesshoumaru-sama! Erst wollte ich was zu essen für Jaken-sama und mich holen, aber als sich so gelaufen bin, bin ich in ein riesiges Matschloch gefallen! Es war bestimmt von einem echten Wildschwein!“ Die Masche schien wohl wirklich zu funktionieren. Das Mädchen hatte das Schwert schon vollkommen vergessen. „Du siehst wie ein Wildschwein aus“, meinte er. Rin kicherte. „Ja, aber das ist ja nur Schlamm! Es hat solchen Spaß gemacht, es hat richtig schön gespritzt als ich hinein gesprungen bin.“ „Jaken sagt du hast deswegen das Essen vergessen.“ „Ja, aber ich hatte keinen Hunger!“ „Du bist verletzt. Du solltest essen.“ „Mach ich später.“ Sie machte ein paar muntere Hüpfe voraus und rannte dann, die Arme ausgebreitet wie ein Vogel, ein paar Schritte vor Sesshoumaru voran. „Ihr würdet bestimm auch gern Mal im Matsch spielen“, meinte sie unbefangen zu ihm. „Wenn keiner hinschaut.“ Der silbernhaarige Yokai schüttelte kaum merklich den Kopf. Dieser Mensch. Natürlich donnerte von hinten auch schon Jakens Stimme, dass ein edler Dämonenfürst wie Sesshoumaru niemals kindisch im Matsch spielen würde, doch er bezweifelte, dass Rin ihm ansatzweiße zuhörte. Er war froh, dass sie noch bei ihm war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)