Confusion von Amunet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dunkelheit erfüllte die Nacht. Es war kühl, denn der Herbst hatte bereits seinen Einzug in Storybrooke gehalten. Die Blätter an den Bäumen leuchteten orange und gelb und fielen mit jedem leichten Windhauch hinab, um den Boden in dem sie wuchsen zu bedecken. Wäre da nicht der Fluch gewesen, der in den Köpfen und Handlungen der Menschen umhergeisterte, man hätte es als friedlich bezeichnen können. Doch der Fluch war ein weiteres Mal gesprochen worden und niemand konnte sich an das vergangene Jahr erinnern. Dass vieles geschehen sein musste, wusste Prinz Charming am besten, denn Snow war schwanger. Ihr Bauch war rund und prall und bald würde sie gebären. Das Zweitgeborene, nach Emma. Ein Junge wie man ihnen im Krankenhaus gesagt hatte und Charming freute sich sehr darüber. Aber etwas zog innerlich an ihm, verlieh ihm eine Unruhe, welche ihn von all den anderen in Storybrooke unterschied und die ihn hinausgetrieben hatte zu einem mitternächtlichen Spaziergang. Längst hatte er die Häuser der Stadt hinter sich gelassen. Er lief in Richtung Wald. Irgendwie hatte er das Gefühl dort zu finden, was er suchte. Natürlich war es lächerlich, denn Charming wusste überhaupt nicht was ihm fehlte, doch die Zeit auf Neverland hatte Spuren bei ihm hinterlassen. Die Vergiftung mit Traumschatten, die Bereitschaft für Henry, für seine Familie zu sterben, hatten Prozesse in seinem Denken ausgelöst. Für die Ehre, für die Familie war er stark. Alle Zweifel und Ängste besiegte er für die Menschen, die er liebte. Blickte steht’s nach vorne um der Prinz zu sein, der sein Zwillingsbruder niemals gewesen war. Seit er die Bürde übernommen hatte, seit er vom Schäfer zum Prinzen geworden war, tat er alles um dieser Rolle gerecht zu werden. Nur hatte er inzwischen festgestellt, dass dies keineswegs einfach war. Rechtschaffenheit war ein ebenso kostbares, wie auch schwer zu verdienendes Gut. Manches Mal in den letzten Wochen und Monaten hatte er an sich gezweifelt und wann immer Charming dies getan hatte, war ihm ein Mann eingefallen, der dieses Dilemma schon erlebt hatte. Hook. Immer war es Hook, den er vor Augen hatte. Hook mit diesen leuchtenden blauen Augen, dem spitzbübischen Grinsen und den Augenbrauen, die permanent über seine Stirn zu wandern schienen. Sie hatten so viel Zeit miteinander verbracht, so viele Abenteuer gemeinsam erlebt, dass Charming schon längst nicht mehr wusste, was er über diesen Kapitän denken sollte. Auf Neverland hatte er ihm das Leben gerettet. Hatte ihn belogen und betrogen, nur um ihn zur Quelle des Wassers von Neverland zu führen und sein Leben zu retten. Charming wusste, dass die Motivation eigennützig war. Hook hatte auf diese Weise versucht den Tod seines Bruders abzugelten, dennoch war Charming ihm mehr als nur dankbar deshalb. Auf der verfluchten Insel Pans hatte Charming neue Seiten des Piraten kennengelernt und das verunsicherte ihn. Hook hatte ein Herz. Eines, dass für Emma schlug und das ihn manchmal, wie um den Glanz der Vergangenheit aufleben zu lassen, ehrbare Dinge tun ließ. Offenbar hatte Charming Hook von Anfang an zu schnell verurteilt. Hatte sich auf das verlassen was seine Augen sahen und was er hatte glauben wollen. Wie sehr man sich doch irren konnte. Ärgerlich für Charming war nur, dass gerade er, mit dem Hintergrund als Schäfer, der nun ein Prinz war, es hätte besser wissen müssen. War nicht auch er schon oft zu früh verurteilt worden? Nun Hook war nicht durch und durch böse, aber eben auch nicht durch und durch gut. Genau das war das Problem, welches Charming hatte, er passte einfach nicht in sein Schwarz-Weiß-Denken hinein. Kurz blieb Charming stehen. Mehrmals atmete er tief ein und aus. Die frische Nachtluft tat ihm gut. Sie beruhigte das aufgewühlte Innere von ihm etwas mit ihrer Kälte. Er sah zum Himmel hoch. Die Sterne leuchteten sanft auf ihn hinunter und durch die Spitzen der Bäume konnte er den Mond erkennen. Seine Sichel war Dreiviertel gefüllt und es würde nur noch ein paar Tage dauern, bis er in voller Pracht erstrahlte. Er sollte zurückgehen. Snow würde sich bestimmt schon wundern wo er so lange blieb, doch vielleicht war sie durch Emma auch abgelenkt und bemerkte nicht, dass aus seiner kleinen Runde eine große geworden war. Sie waren alle so glücklich, dass Emma mit Henry vor ein paar Tagen nach Storybrooke zurückgekommen war, wenngleich er selbst keinen Deut über Hooks Anwesenheit begeistert war. Die neuerliche Nähe zu dem Piratenkapitän verwirrte ihn zu sehr. Wie war das noch gewesen, als er mit Emma alleine am Hafen gewesen war? „Glaubst du, ich bin an Hook interessiert? Ich bin ein verheirateter Mann!“ Nun, es stimmte er war verheiratet, mit seiner einzig wahren Liebe. Einer Liebe, die so stark war, dass sie selbst dunkelste Flüche brechen konnte. Und er war auch nicht schwul oder bisexuell orientiert. Dennoch war da etwas, dass ihn hinterrücks in seinen Gedanken einen Lügner schalt, wenngleich sein Kommentar gegenüber Emma scherzend gemeint war. Ob da vielleicht ein Funke? Nein, niemals. Nur ein klitzekleiner? Das war unmöglich! Oder doch? Seelisch ausgelaugt fuhr er sich mit den Händen durch das Gesicht. Er spürte wie verspannt er war. Sein ganzes Gesicht war verkrampft. Das kam eindeutig von dem Ungleichgewicht, welches in ihm herrschte. Er wusste es, denn er kannte es schon aus anderen Situationen, aus Kriegsphasen. Wütend, dass er sein Gleichgewicht nicht fand, hob er einen Stock auf und warf ihn soweit er konnte in den Wald hinein. „Au!“ „Wer da!“, rief Charming und drehte sich blitzschnell zur Quelle des Geräusches. Er wartete einige Sekunden, ehe er abermals rief: „Komm raus, wer auch immer du bist. Sonst komm ich rein und hole dich.“ „Ist das eine Drohung?“, kam die Frage und Charming zuckte beim Klang der bekannten Stimme sofort zusammen. Hook schälte sich aus der Dunkelheit und ging auf ihn zu. „Was machst du hier?“ „Könnte ich dich das nicht auch fragen?“ „Ich gehe spaziere. Also…“ „Nun, ich genieße die frische Luft“, antworte Hook mit diesem frechen Grinsen, dass in Charming jedes Mal aufs Neue den Drang auslöste, es ihm, mit einem Schlag seiner Faust, aus dem Gesicht zu vertreiben. Aber Charming hielt sich zurück. Wie immer. Stattdessen sah er zu, wie Hook mit einer lässigen Geste seinen Flachmann aus der Tasche holte und sich einen Schluck Rum genehmigte. Es widerte ihn an. „Warum hier?“, hakte er nach und wusste, dass er die Frage ohnehin bereuen würde. „Ich war auf der Suche.“ „Nach was?“ Charming klang inzwischen mehr als nur genervt. „Nach dir.“ „Nach mir?“ Er musste kurz auflachen. „Weshalb?“ „Ich habe die Zeit auf Neverland nicht vergessen können, du etwa?“ „Was hat sie gebracht? Im Märchenwald hast du Snow und mich verlassen.“ „Nein. Nur dich.“ „Was willst du mir damit sagen?“ Für einen gedehnten Moment blickten sie sich an. Charmings eisgraue Augen in Hooks meerblaue. Es schien als müsse der Pirat sich seine nächsten Worte gut überlegen und als er es dann tat, wünschte sich Charming er hätte es nie getan. „Du schuldest mir einen Gefallen und ich bin hier um ihn einzufordern.“ „Was?“ Charming war absolut verdutzt. „Für-“ „-ich habe dir das Leben gerettet.“ „Mit dem Wasser konnte ich die Inseln nicht verlassen. Erst Rumpelstilzchens Zauber hat es mir ermöglicht, Neverland zu verlassen.“ „Aye, aber wäre ich nicht gewesen, dann hätte der Traumschatten dich längst getötet gehabt.“ Charming wusste, dass der Pirat recht hatte, aber wollte er es sich eingestehen? Ihm graute bei der Vorstellung was Hook von ihm verlangen würde. „Was willst du? Soll ich bei Emma ein gutes Wort einlegen? Dann vergiss es, nicht bevor wir erfahren haben was mit Neal passiert ist.“ „Nein“, schüttelte Hook den Kopf, „Nein, was ich möchte hat mit Emma rein gar nichts zu tun.“ „Was willst du dann? Ich werde niemanden töten oder berauben oder-“ „-ich will einen Kuss von dir.“ Er dachte erst, er habe sich verhört. Dann glaubte er, dass Hook sich einen makaberen Scherz mit ihm erlaubte, doch als er weiterhin die starre Miene des Kapitäns vor sich sah begriff er, dass es dem Mann bitterernst war. Doch dann macht sich etwas anderes in Charming breit – Furcht. Furcht davor, dass ein Kuss diese merkwürdigen Gefühle in seiner Brust verstärken würden. Furcht, dass ein Kuss das fehlende Stück in seinem Herzen kitten würde und Furcht davor, dass es genau das war, was er wollte. „Ich bin nicht schwul“, probierte er es stattdessen. „Nun, ich auch nicht.“ „Weshalb willst du dann?“, fragte Charming durcheinander gebracht nach. „Auf Neverland ist etwas mit uns geschehen, dass mir keine Ruhe mehr lässt. Deshalb bin ich auch gegangen nachdem wir im Märchenwald angekommen sind. Ich konnte den Anblick von dir mit Snow nicht ertragen. Zuerst dachte ich, dass es an etwas anderem läge, dass es Eifersucht sei, weil mir ein solches Glück mit Emma missgönnt war, doch nachdem ich ein Jahr umher geirrt bin und viel Zeit hatte darüber nachzudenken, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass – was auch immer es ist – mit dir zu tun hat.“ Hook lachte verzweifelt auf: „Deshalb küss mich!“ „Wenn“, meinte Charming, „wenn ich das wirklich tue, was passiert dann danach?“ „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, ob was auch immer in mir keimt verschwindet oder nicht. Herrje Charming, ich weiß doch selbst nicht was es ist, aber ich glaube ein Kuss bringt Klarheit in diese Angelegenheit.“ „Gott“, stöhnte er auf und brachte etwas Abstand zwischen sich und Hook, während er ein paar Meter ging. „Was ist?“ Hook wurde misstrauisch. „Du weißt doch etwas! Was ist auf Neverland mit mir passiert?“ Mit einer schnellen, fließenden Bewegung wurde Charming von Hook am Hemdkragen gepackt, den Haken drohend erhoben und vor Charmings Nase schwebend. „Nichts weiß ich“, stieß er hervor. „Mir geht es selbst so.“ Das Geständnis kam ihm nur schwer über die Lippen, allerdings bewirkte es, dass Hook ihn wieder losließ. „Dir geht es genauso? Vielleicht hat Pan uns verzaubert, ehe wir von Neverland geflohen sind.“ „Was für ein Interesse würde Pan daran haben, dass wir uns küssen?“ Das Wort „verlieben“ kam Charming partout nicht über die Lippen. „Keine Ahnung“, sagte Hook und verwarf den Gedanken an Pans Zauber auch sofort. „Vielleicht sollten wir es einfach hinter uns bringen.“ „Ich bin ein verheirateter Mann.“ „Du betrügst Snow doch nicht. Sieh es einfach als ein notweniges Übel, um dieses Gefühl aus uns hinaus zu bekommen. Danach kannst du zurück zu deiner Frau und alles ist in Ordnung.“ „Und wenn nicht? Wenn wirklich ein Zauber dahinter steckt?“ „Es wird aber auch nicht besser, wenn wir untätig bleiben. Irgendetwas müssen wir tun.“ Charming dachte nach. Unter dem fordernden Blick von Hook dachte er etliche Minuten nach. Wog alle Für und Wider ab und verabscheute sich letztlich dafür, dass er auf Hook hören würde. Aber die Hoffnung, sich endlich wieder normal zu fühlen, endlich das Kapitel Neverland vollständig abschließen zu können und nur noch an die Geburt seines Sohnes und das Brechen des neuen Fluches zu denken, gab ihm den Ansporn. „Okay.“ „Okay?“, echote Hook. „Ja. Lass es uns hinter uns bringen. Wie schlimm kann es schon werden?“ Wahnwitzige Verzweiflung sprach aus ihm und das Familienmotto „Immer positiv Denken“ gab ihm Kraft. „Komm her“, meinte er und wedelte Hook mit der Hand zu sich, der tatsächlich kam. „Wie wollen wir es machen? Augen geschlossen?“ „Ist mir egal, Hauptsache du behältst deine Zunge wo sie hingehört“, meinte Charming. „Das geb ich nur zurück. Wenn du beim Küssen genauso brachial vorgehst wie beim Kämpfen, dann gute Nacht.“ „Hey, du bist hier der Pirat und Plünderer!“ Hook rollte mit den Augen. „Halt jetzt einfach deine Klappe und küss mich.“ Charming schluckte kurz den Kloss, den er im Hals hatte hinunter, ehe er sich zeitgleich mit Hook annäherte. Ihre Lippen berührten sich fast, als Hook ein wenig zurückzuckte. „Schließ deine Augen. Ich kann das nicht, wenn du mich so anstierst.“ „Dann schließ du auch deine.“ „Einverstanden.“ „Was machst du da?“, wollte Charming wissen, als Hook die Hand in seinen Nacken legte. „So ist es einfacher.“ Charming blieb skeptisch, sagte aber nichts mehr dazu, sondern nahm wieder seine Position ein, schloss die Augen und näherte sich erneut Hook an. Sein Herz raste wie wild. Die ganze Situation überforderte ihn und schier glaubte er, dass Hook es sich nochmals mit dem Kuss überlegt hatte, als er die Lippen des Piraten auf seinen fühlte. Sie waren ganz weich und zart. Nicht so weich und zart wie Snows, doch wesentlich weicher und zärter, als Charming es erwartet hatte. Sein Innerstes Kribbelte und erfüllte ihn mit Wärme, wie von alleine begann er seine Lippen zu bewegen. Hook tat es ihm gleich. Es fühlte sich so gut an, so lockend und wärmend und Charming ging ganz in dem Kuss auf, da spürte er Hooks Zunge vorwitzig in seinen Mund stippen. Kurz keuchte er über diese Frechheit auf, doch dann nahm er die Herausforderung an und vertiefte das lustvolle Zungenspiel. Sie ertasten, liebkosten und neckten einander bis ihnen der Atem aus ging. Ganz benommen blickten sie sich an. „Und?“, fragte Charming, „Fühlst du etwas?“ „In der Tat. Mein Herz rast, mein Körper glüht und meine Lenden-“ „Hook! Ich rede vom Chaos.“ „Schon klar. Du verstehst aber auch wirklich keinen Spaß.“ Charming war kurz davor Hook zu schlagen. Einfach so. Nein, nicht einfach so. Für die Frechheit, für die Tatsache, dass er er war und weil Charming, dank des Kusses durch und durch erregt war. „Tatsächlich hat sich bei mir etwas verändert.“ „Und was?“, wollte Charming wissen, denn auch bei ihm hatte sich eine innerliche Änderung ergeben. Nur war unsicher, ob dies positiv oder negativ war. „Ich möchte dich ein weiteres Mal küssen.“ Verblüfft riss Charming die Augen weit auf. Er kam nicht einmal dazu sich einzugestehen, dass es ihm ebenso erging, als Hook ihn kraftvoll in seine Arme zog und leidenschaftlich küsste. Von Unschuld war diesem Kuss tatsächlich nichts mehr anzumerken, doch Charming entzog sich ihm nicht. Im Gegenteil sein Temperament ging mit ihm durch und er erwiderte den Kuss heißblütig. Seine Hände fanden von alleine in Hooks Haar, griffen gierig hinein, während sein Körper sich automatisch an den Piraten drängte. Es war so berauschend, so unglaublich erregend, dass ihm ein Laut der Enttäuschung entglitt, als Hook sich ihm entzog. „Das war überraschend“, sagte der Pirat. „Du küsst besser, als deine Tochter.“ „Ist das alles, was dir einfällt“, hakte Charming schwer atmend nach. „Nein.“ Aber Hook schwieg. Er starrte ihn einfach an, während Charming sich bemühte seinen rasenden Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen und seine Atmung sich normalisierte. „Was ist jetzt?“ „Wie hast du vorhin so treffend festgestellt, mein Prinz – Ich bin ebenfalls nicht von der anderen Seite des Ufers. Dennoch, so will ich gestehen, hat dieser Kuss eine gewisse Reaktion in mir ausgelöst. Wie gesagt, du küsst besser, als deine Tochter.“ „Hook!“ „Wenn“, meinte Hook und klang dabei gefrustet und gereizt zugleich, „du mich nicht ständig unterbrechen würdest!“ Er hielt kurz inne, um seinen Zorn zu zügeln und sprach dann erst weiter. „Trotz einer gewissen Erregung, die du mir entlocken konntest, weiß ich nun, dass dieses merkwürdige Gefühl in meinem Herzen keine Liebe ist. Keine Liebe zumindest wie ich sie für Mila oder Emma empfunden habe.“ „Welche dann?“ „Das müsstest gerade du am besten wissen. Hört in euch hinein. Was fühlt euer Herz in meiner Nähe?“ Charming schluckte und schloss die Augen. Die Welt um ihn herum verblasste, seine Sinne konzentrierten sich nur auf sein Seelenleben. In dem Chaos, welches in ihm tobte, entdeckte er eine strahlende, wärme Liebe, die Snow darstellte. Eine innige Liebe die Emma, Henry und seinem ungeborenen Sohn galt und dann noch eine andere. Sie war ebenfalls hell, doch auf andere Art. Auch sie war warm, doch in ihr verbarg sich etwas Neckisches, Kräftiges und Streitvolles. Sie vermischte sich mit einer Zuneigung, die sich nach körperlicher Nähe sehnte, jedoch war nichts Sexuelles darin zu finden. Kein Begierde, keine Lust und dann erkannte er, was für eine Form der Liebe ihn mit Hook verband. Langsam öffnete er seine Lider. „Du hast es erkannt, nicht wahr?“ „Ja.“ „Neverland hat uns wirklich verändert und es ist Pans Schuld, weil er es zugelassen hat.“ „Wie hätte er das unterbinden können?“, wollte Charming wissen. „Hätte er verhindert, dass ich dich von der Vergiftung mit dem Traumschatten heile, ich hätte dir niemals etwas über meinen Bruder erzählt.“ „Und ich dir nicht über meinen. Doch es ist geschehen. Wollen wir dafür wirklich Pan die Schuld geben?“ „Es wäre zumindest eine gute Erklärung für die Anderen.“ „Was?“, lachte Charming und zum ersten Mal seit Wochen fühlte sich sein Herz leicht an. „Glaub mir Bruder, hierfür brauchen wir keine Erklärung.“ „Bruder. Mit diesem Wort bin ich lange nicht mehr angesprochen worden.“ „Aber genau das ist es doch, was du empfindest oder?“ „Ja. Wobei ich anfangs glaubte, du hasst mich.“ Nun lachte Charming laut und befreit auf. In seinem Herzen war alles wieder an die richtige Stelle gerückt worden. Er fühlte sich geerdet und mit sich im Reinen. Sein Arm legte sich freundschaftlich über Hooks Schultern und er dirigierte ihn zurück in Richtung Stadt. „Weißt du, ich kann dich wirklich nicht leiden. Du bist ein unausstehlicher Manipulator, ein egoistischer Pirat und der Mann, der meine Tochter für sich gewinnen möchte.“ „Alles positive Eigenschaften, wie ich anmerken möchte“, warf Hook ein. „Aber inzwischen sehe ich auch die anderen Facetten an dir und weiß, dass du unter deiner verdorbenen Schale aus Piraterie noch immer ein gutes Herz hast. Deshalb“, sagte er und boxte Hook leicht auf die Schulter, „deshalb kann ich in dir den Bruder sehen, den ich niemals kennenlernen durfte.“ „Verzeih, doch wer von uns ist der ältere Bruder? Denn wenn du denkst, ich höre von heute an immer auf dich, dann irrst du gewaltig. Ich habe nicht auf Liam gehört, weshalb bei dir?“ „Gehört das nicht zum Bruder sein dazu? Anderer Meinung sein, sich schonungslos Dinge ins Gesicht sagen und sich dennoch lieben können? Im Bruder sein, bist du mir an Erfahrung voraus.“ „Gewiss. Ich denke, ich werde viel Zeit haben, dir beizubringen, wie Brüder miteinander umgehen.“ Eine Weile liefen sie schweigend weiter. Den Wald und den Mond hinter sich lassend. Der Waldweg wurde zu einer geteerten Straße und die ersten Dächer von Storybrooke kamen zum Vorschein. Sie sprachen beide nicht, denn das Gefühl ihrer Verbundenheit brauchte keine Worte mehr. Nur der Flachmann mit Rum wanderte alle paar Schritte vom einen zum anderen. Es war ihre Art auf die neu gewonnene Bruderschaft zu trinken. Als dann jedoch das Ortsschild vor ihnen stand, fiel Charming noch etwas ein. „Das mit dem Kuss sollten wir lieber verschweigen.“ „Ja“, schnalzte Hook bestätigend mit der Zunge. „Ist schon komisch, dass wir uns erst küssen mussten, um festzustellen was wir wirklich fühlen.“ „Ja… Und ich küsse wirklich besser, als Emma?“ Lachen erklang in den leeren Straßen Storybrookes, während der neue Fluch langsam zu bröckeln begann. Doch das ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)