Stairway to the Skies von Swanlady (ItaSaku) ================================================================================ Kapitel 1: unachtsam. --------------------- „Verdammt.“ Sakura Haruno ballte die behandschuhte Hand zur Faust, doch sie wusste genau, wie viel – oder wie wenig – Charka sie noch übrig hatte. Das war der Nachteil daran, wenn man perfekte Chakrakontrolle besaß und zudem jedes noch so subtile Zeichen des eigenen Körpers problemlos deuten konnte. Dank der verlässlichen Intuition einer Kunoichi, mehr als einer Prise Intelligenz und der simplen Tatsache, dass dies nicht das erste Mal war, dass sie in Schwierigkeiten waren, konnte Sakura eins mit absoluter Sicherheit feststellen: sie waren am Ende ihrer Kräfte und sie hatten so gut wie verloren. Sie trat einen Schritt zurück und stieß dabei sachte mit dem Rücken ihres Teamkameraden zusammen. „Alles in Ordnung?“, fragte sie und warf einen Blick über die Schulter. „Alles bestens“, erwiderte Naruto, grinste und spuckte das Blut aus, das sich in seinem Mund angesammelt hatte. „Ich bin mir inzwischen nicht sicher, ob das eine so gute Idee war, weißt du?“, äußerte Sakura ihre Zweifel, während sie die feindlichen Shinobi, die sie umzingelt hatten, nicht aus den Augen ließ. „Zweifelst du etwa an ihm?“, fragte Naruto, der schützend zwei Kunai vor dem Oberkörper hielt. Sakuras Schweigen war ihm wohl Antwort genug, denn Naruto schnaufte. „Keine Sorge, Sakura-chan. Er wird zurückkommen – und zwar mit Verstärkung. Was hältst du davon, wenn wir diesen Rüpeln in der Zwischenzeit zeigen, aus welchem Holz Konohanin geschnitzt sind, huh?“ „Versuchen wir das nicht schon die letzte halbe Stunde über? Ohne Erfolg?“, ächzte Sakura frustriert, knirschte aber entschlossen mit den Zähnen, als sie sich abermals kampfbereit machte. Es wäre doch gelacht, wenn diese Bande es schaffen würde, sie so sehr in die Enge zu treiben. Noch bevor Sakura sich rühren konnte, hatte Naruto seine Position bereits verlassen und die Kunai, die er eben noch festgehalten hatten, surrten durch die Luft. Da sie jedoch ihre eigenen Gegner hatte, auf die sie sich konzentrieren musste, hatte Sakura keine Zeit, um allzu sehr auf ihren quirligen Freund zu achten – auch wenn sie ihn niemals gänzlich aus den Augen ließ. Sie hatte zu viel Zeit damit verbracht, seine Wunden zu heilen und ihm gelegentlich das Leben zu retten, um ihn jetzt sich selbst zu überlassen. Es war ein Instinkt, der tief in Sakura schlummerte und der schlussendlich über ihre berufliche Karriere entschieden hatte. Der innere Wunsch andere zu beschützen und zu unterstützen war besonders stark, wenn es um ihre Freunde ging. Obwohl die Banditen keine Stirnbänder trugen, die ihre Herkunft verraten hätten, so war sich Sakura dennoch sicher, dass sie eine vorbildliche Ausbildung genossen hatten. Keiner von den Shinobi war ein Amateur, was es umso schwieriger machte gegen vier gleichzeitig anzukommen. „Naruto, du solltest dir einen sicheren Ort suchen…“, rief Sakura, während sie den Faustschlag eines feindlichen Shinobis blockte und sich sogleich auf dieselbe Weise revanchierte – nur dass ihre Faust ihr Ziel traf. Der gebrochene Kiefer knackte, der Mann heulte auf, doch das schien Sakura nicht zu kümmern. Schliddernd bremste sie auf dem Boden ab und sah sich nach Naruto um. „Ich weiß, was du vorhast, Sakura-chan! Aber dafür ist es noch zu früh!“, rief einer von Narutos Klonen, während die fünf anderen eine synchronisierte Attacke starteten. Sakura hätte ihm einen bösen Blick geschenkt, würde man sie nicht ebenfalls schon wieder angreifen. Diese Bande war wirklich wie eine Ameisenplage – obwohl es nicht mehr als zwanzig Shinobi sein konnten, hatte Sakura das Gefühl, dass sie aus allen Erdlöchern gekrochen kamen. „Nimm es mir nicht übel, Naruto, aber ich weiß immer noch am besten –“, setzte Sakura an, wurde aber jäh unterbrochen, als das Kreischen eines Vogels ertönte. Sakuras Kopf schoss in die Höhe und sie hörte Naruto jubeln. „Was habe ich dir gesagt?!“, rief er, doch Sakura schaffte es nicht mehr ihm zu antworten. Sais Vogel war gerade dabei zu landen, als Sakura einen Windzug verspürte – der Rest passierte so schnell, dass sie sich im Nachhinein kaum mehr an die Einzelheiten erinnern konnte. Der feindliche Shinobi kam aus dem Nichts. Genauso wie das Schwert, dessen Klinge Sakuras Herz nur um Haaresbreite verfehlte. Es bohrte sich kurz, schmerzhaft, aber nicht tief zwischen ihre Rippen, bevor ein weiterer Windzug sie mit sich riss. Was ging hier vor?! Starke Arme hatte sie gepackt und sie gute zehn Meter außer Reichweite des angreifenden Ninja verfrachtet. Irritiert sah Sakura auf und begegnete einem Paar roter Augen, umrahmt von schwarzen, langen Haaren. Aus reiner Gewohnheit lag ihr das Sasuke-kun bereits auf den Lippen, doch es war gar nicht Sasuke, der dicht bei ihr stand und die Hände nun langsam von ihren Oberarmen nahm. „Alles in Ordnung?“, ertönte die neutrale Stimme Itachi Uchihas und Sakura erinnerte sich noch genau daran, dass sie diese Frage noch vor wenigen Minuten Naruto gestellt hatte. Ihre Augen verengten sich, als zu ihr durchdrang, dass er sie gerettet hatte. Zunächst redete sie sich ein, dass er damit ihren Stolz angekratzt hatte, immerhin gehörte sie nicht zu den schwächsten Ninja, die Konoha zu bieten hatte, eher im Gegenteil, aber als das nicht funktionierte, musste Sakura sich eingestehen, dass sie wütend auf sich selbst war, weil sie so unachtsam gewesen war. Das wäre nicht passiert, wenn sie besser aufgepasst hätte. Statt Itachi also zu antworten, schob sie sich an ihm vorbei und presste die Hand gegen die blutende Stelle. Sakura biss die Zähne zusammen und stapfte an den nächsten Shinobi vorbei, die Sai geholt hatte und sammelte das restliche Chakra, das sie nicht dazu benutzte, sich selbst zu heilen, in ihrer Faust. Zielstrebig schoss sie auf den Gegner zu, der für den Schmerz in ihrer Brust verantwortlich war und wich geschickt aus, als dieser erneut mit seinem Schwert auf sie losgehen wollte. Dieses Mal ließ Sakura sich nicht beirren, denn sie war eine Frau, die eine klare Mission hatte: sie würde diesem Mistkerl mindestens ein paar Kochen brechen – und wenn es Letzte war, das sie tat. Zornig holte sie aus und verpasste ihm einen Schlag in den Bauch, der seine Augäpfel fast aus den Augenhöhlen springen ließ und ihn meterweit hinter die Baumlinie schleuderte. Sakura hörte, wie er irgendwo im Wald mit einem Baumstamm Bekanntschaft machte und die Baumkrone des alten Baums erzitterte, woraufhin ein paar Vögel krächzend in die Lüfte flohen. Schwer atmend richtete Sakura sich auf. Sie nahm ihre Hand von ihrer Wunde, die sie während ihres Angriffs zu Ende geheilt hatte und drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie die verbleibenden Banditen alle gleichzeitig bewusstlos zu Boden gingen. Sakura spürte das knisternde Chakra in der Luft und ein unangenehmer Schauer kroch über ihren Rücken, als sie ihren Blick automatisch auf Itachi Uchiha richtete, der seelenruhig auf einem Ast stand. „Huh?! Sie sind einfach umgefallen!“, kommentierte Naruto verwundert. „Blitzmerker“, fuhr Sakura ihn zischend an, nachdem sie sich zu ihm gesellt hatte. Im Gegensatz zu Naruto wusste sie genau, wer und was dafür verantwortlich war. Sasukes Genjutsu-Fähigkeiten waren so gut, dass jeder durchschnittliche Shinobi darauf neidisch sein konnte, aber selbst der stolze Sasuke hatte einst zugegeben, dass er seinen Bruder in dieser Hinsicht nicht schlagen konnte. Noch nicht, hatte er damals betont. Sakura kannte also nur die Geschichten, die man sich im Dorf über den Uchiha-Erben erzählte. Zusammen mit dem spärlichen Wissen, das sie von Sasuke hatte, war das nicht viel – und auf keinen Fall vergleichbar mit dem Erlebnis, es mit eigenen Augen zu sehen, wozu das glühende Sharingan Itachi Uchihas fähig war. Er hatte nicht einen Muskel rühren müssen, seine Teamkameraden auch nicht – und dennoch hatte er innerhalb eines Sekundenbruchteils rund zwanzig Shinobi lahmgelegt, mit denen sich Naruto und Sakura die letzte halbe Stunde abgemüht hatten. Leichtfüßig sprang Itachi vom Baum und landete direkt vor ihnen. Er hatte sein Sharingan immer noch nicht deaktiviert, obwohl keine Gefahr mehr herrschte. Sakura wurde das Gefühl nicht los, als würde er ihr damit unter die Nase reiben wollen, dass man niemals so unachtsam sein sollte, wie sie es gewesen war. „Naruto… Sakura“, murmelte er nachdenklich, als würde er sich ihre Namen erst in Erinnerung rufen müssen. Nun, Sasuke schien sie zu Hause wenigstens einmal erwähnt zu haben, das konnte wohl als Erfolg verbucht werden. „Uchiha“, gab Sakura aalglatt zurück, bevor sie sich davon abhalten konnte und zog die Augenbrauen hoch. Naruto kannte diesen Ton, weshalb er sie blinzelnd anstarrte. „Sakura-chan…“, flüsterte er beschwichtigend, doch Sakuras grüne Augen versuchten Itachis Gesicht zu durchbohren. Sakura gab sich Mühe, aber er rührte nicht einen Muskel, sondern starrte einfach nur zurück. Schließlich senkte er jedoch den Blick und als dieser die Stelle an Sakuras Körper musterte, die der Feind mit seinem Schwert erwischt hatte, waren Itachis Augen nicht mehr rot. Sie hatten ihre normale, dunkle Farbe angenommen. „Lasst uns zurückgehen“, sagte er knapp, ehe er sich abwandte. Sakura freute sich nur bedingt darüber, dass sie das Duell der Blicke gewonnen hatte, denn sie fühlte sich nicht unbedingt besser. Sie hörte nur mit halbem Ohr zu, als Sai zu ihnen stieß und Naruto ihn darüber ausfragte, wie er Itachi und sein Team aufgegabelt hatte. Es interessierte Sakura nicht, sie hatte andere Dinge, über die sie nachdenken musste. Zum Beispiel, wieso sie so gereizt war und wieso sie ihre Laune an jemandem ausließ, der ihr eigentlich geholfen hatte. Bereits in diesem Moment wusste Sakura, dass sie sich bei Itachi entschuldigen musste, obwohl er nicht so ausgesehen hatte, als hätte ihre Patzigkeit ihn groß getroffen. Dennoch schaffte sie es nicht den Mut aufzubringen, ihn anzusprechen – zumindest nicht sofort. Sakura schwieg den Weg zurück nach Konohagakure über und warf ihm lediglich verstohlene Blicke zu. Er schien nichts davon zu merken, aber vielleicht tat er auch einfach nur so. „Endlich wieder daheim!“, rief Naruto freudig, als sie die Grenze des Dorfes überschritten. „Sakura-chan, gehen wir etwas essen?“ Sakura rollte mit den Augen, aber eigentlich sollte sie Narutos erster Gedanke nach einer Mission kaum mehr wundern. „Wir müssen zuerst dem Hokage Bericht erstatten, schon vergessen?“ „Kann das nicht Sai übernehmen?“ „Siehst du ihn hier irgendwo?“ Naruto sah sich um, doch von dem gewöhnungsbedürftigen Ninja und seinem Vogel war nichts mehr zu sehen. „Ich habe aber Hunger…“, jammerte Naruto und Sakura wusste, was sich hinter dieser – seiner Meinung nach – mitleidserregenden Aussage verbarg. Nämlich die Frage, ob sie diese Aufgabe nicht übernehmen konnte. An jedem anderen Tag hätte sie ihn unbarmherzig mitgeschleppt, aber ohne Naruto hatte sie vielleicht eine Chance, ein paar Worte mit Itachi zu wechseln. Dieser war mit seinem Team nämlich bereits vorgegangen. „Fein. Wir sehen uns morgen!“, stimmte Sakura deshalb schneller als sonst zu und stieß sich vom Boden ab, um den Weg über die Dächer zu nehmen, einen überraschten Naruto zurücklassend. Als sie beim Hokageturm ankam und ihn betrat, kamen ihr die zwei Shinobi entgegen, die mit Itachi unterwegs gewesen waren. Erst jetzt erkannte Sakura einen von ihnen. Es war Shisui Uchiha, der sich vergnügt mit seinem Teamkollegen unterhielt, den sie jedoch nicht kannte. Sie schenkten ihr keine Beachtung, als sie an ihnen vorbeihastete und glaubte, ihre Chance verpasst zu haben. Im Korridor war er nicht. Das hieß wohl, dass sie ihn verpasst hatte. Sakura seufzte, aber da sie nun ohnehin nichts mehr tun konnte, hob sie die Hand, um an der Bürotür des amtierenden Hokage anzuklopfen, als diese plötzlich aufging. Abermals an diesem Tag sah sie sich direkt mit dem Blick Itachis konfrontiert, aber dieser wirkte ohne Sharingan nur halb so einschüchternd. „Sie ist da“, sagte Itachi, wobei diese Worte nicht an Sakura, sondern an die Person im Raum gerichtet waren. „Wer?“ „Haruno.“ Es war eine eindeutige Anspielung. Sakura biss sich auf die Unterlippe und spürte, wie sich die Verlegenheit verräterisch auf ihren erhitzten Wangen abzeichnete. In diesem Moment war sie sich sicher, dass ihre Sinne sie täuschten, aber für eine winzige Sekunde glaubte sie, so etwas wie Erheiterung in den dunklen Augen aufflackern zu sehen. „Ah, Sakura. Lass sie rein. Und bleib bitte auch noch einen Moment da“, bat der Hokage. Itachi trat zurück und ließ Sakura eintreten. „Ich freue mich, dass ihr gesund und munter wieder zurückgekommen seid. Itachi hat mir ein wenig vom glücklichen Ende der Mission erzählt, aber wärst du so nett, mir zu schildern, wie es dazu gekommen ist, dass Verstärkung nötig war?“ Sakura holte tief Luft und sah den Hokage schuldbewusst an, doch Obito Uchiha schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)