Tease [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 9: Geschäftsessen ------------------------- Es war genauso, wie Tony es erwartet hatte: Statt freudig in die Luft zu springen, dass Bruce eine Art Quasi-Date mit ihm hatte – von dem auch quasi keiner wissen durfte, weil Tony es bis dato als ein Geschäftsessen tarnte – bekam er schon Panik davor, einen Anzug dafür tragen zu müssen. „Warum muss es denn ein Anzug sein?“, jammerte Bruce, der auf seinem Bett hockte, während Tony in seinem Kleiderschrank verschwunden war und sich schon darum kümmerte, das sein Kollege ein passendes Outfit bekam. „Weil es ein besonderer Abend sein wird“, nach einer Suche, die sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt hatte, kam Tony wieder zurück und legte einen schlichten schwarzen Anzug und ein weißes Hemd auf das Bett direkt neben Bruce. Dieser sah das gute Ding schweigend an und hob eine Augenbraue, als Tony noch eine ebenso schwarze Krawatte dazu legte. Wirklich? Dafür hatte er so lange gebraucht? „Ohne wirst du nicht reinkommen. Außerdem bin ich sicher, dass er dir steht“, Tony schnurrte schon förmlich und drückte den Kleineren in die Laken, damit er über ihn klettern konnte. Noch bevor Bruce antworten konnte, spürte er Tonys weiche Lippen auf seinen und wie er erneut versuchte ihn zu verführen. Vielleicht war es auch einfach nur seine Art zu verhandeln. Und wenn er so schwere Geschütze auffuhr, würde Bruce vermutlich nicht den Hauch einer Chance haben, um überhaupt darüber verhandeln zu können. Bruce schlang die Arme um Tonys Hals, um ihn näher bei sich halten zu können, löste jedoch den Kuss wieder, um zu fragen: „Und was genau kriege ich dafür, wenn ich mitkomme?“, langsam ließ er seine Hand den Rücken des Anderen hinunter gleiten. Ein unmissverständliches Angebot. Doch Tony drückte sich schon leicht von ihm weg und sah ernster aus, als Bruce es bis jetzt je gesehen hatte. Als er ihm antwortete, klang er vollkommen seriös und schien nicht ein mal zum Scherzen aufgelegt zu sein. „Ich hoffe doch, dass dir dein Geschenk gefallen wird und du nicht wütend wirst.“ Okay, anscheinend versuchte er doch noch ein wenig zu scherzen, immerhin zuckten seine Mundwinkel und trotzdem war Bruce nicht ein mal nach Lachen zumute. „Geschenk?“, als er nach haken wollte, zuckte Tony nur abwehrend die Schultern, hauchte jedoch noch einen Kuss auf seine Stirn, bevor er wieder vom Bett kletterte und sein Band-Shirt zurecht zupfte. „Wenn du mitkommst, wirst du erfahren, was es ist. Und vielleicht auch eine noch bessere Belohnung bekommen.“ Bruce richtete sich wieder auf und schmunzelte leicht, während seine braunen Augen langsam über Tonys Outfit wanderten: „Was denn? Etwa, dass ich das Vergnügen haben werde, dich auch endlich im Anzug zu sehen?“, Bruce rutschte bis an die Bettkante und packte seinen Arm, um ihn vorsichtig wieder zu sich aufs Bett zu ziehen. „Zum Beispiel“, mit einem neckischen Grinsen auf den Lippen, ließ Tony es geschehen. Um Punkt 19:30 Uhr stand Bruce unten in der Lobby und wartete auf Tony Stark. Dafür, dass es sein Vorschlag war, auf dieses Quasi-Geschäfts-Date zu gehen, konnte – und wollte – Bruce es nicht gutheißen, das dieser nun auch noch zu spät kam. Außerdem fühlte er sich reichlich unwohl in dem Anzug und hier unten auch vollkommen fehl am Platz. Er wartete noch geschlagene fünf Minuten und war bereits zu dem Schluss gekommen, dass es einfach keine gute Idee war, so auszugehen, als sich endlich die Türen des Lifts öffneten und Tony in einem matt-grauen Anzug und rotem Hemd heraus stolzierte. Er hatte eine Fliegersonnenbrille auf der Nase, mit orange getönten Gläsern – die würde er auch nun brauchen. Gerade abends schien die Sonne in New York am hellsten. Okay, okay. Bruce musste schlucken. Tony sah in dem Ding einfach viel zu gut aus, als das er lange hätte böse sein können. Jetzt kam er sich neben ihm noch blöder vor. Nervös fuhr er sich durch die Haare und begann wieder damit an seinen Fingern zu knibbeln. Wie hatte sich Tony diesen Abend eigentlich vorgestellt? Er wollte gerade den Gedanken fassen, dass das alles nicht einen Hauch von Geschäftsessen an sich hatte, als ihm der schwarze Aktenkoffer in Tonys Hand ins Auge fiel. Also hatte er doch etwas geplant. Fragte sich nur, um was genau es sich handelte. „Fertig, Doktor Banner?“, Tony richtete seine Krawatte und betrachtete ihn mit hochgehobener Augenbraue. Er traute sich nicht ein mal mehr, ihm in die Augen zu sehen und betrachtete lieber das Durcheinander seiner verschränkten Finger. „Schon lange“, murmelte er und war dabei sich um zu drehen, als er von dem Älteren am Arm festgehalten wurde. „Der Anzug steht dir viel zu gut. Wenn uns nicht ein wichtiges Essen bevorstehen würde, würde ich dich direkt wieder hoch ins Bett schleifen und Dinge mit dir-“, es reichte schon die Hälfte von dem, was Tony sagte, um Bruce' Kopf zum glühen zu bringen und wohl etwas zu hektisch schlug ihm dieser die Hand auf den Mund, damit er endlich die Klappe hielt und ihn nicht noch mehr blamierte. Sichtlich überrascht über diese Reaktion zog Tony die Hand von seinem Mund und versuchte erst ein mal seinen Kiefer wieder einzurenken, ehe sie weitere zehn Minuten warten mussten, bis Bruce' Gesicht wieder eine gesündere Farbe angenommen hatte. „Wie gut, dass ich regelmäßiges Gehalt kriege“, Happy stand mit vor der Brust verschränkten Armen neben der Eingangstür und sah den beiden dabei zu, wie sie es nicht auf die Reihe kriegten pünktlich zu einem normalen Geschäftsessen zu gehen. „Gehen wir“, nuschelte Bruce und schüttelte leicht den Kopf. Das konnte sicher noch heiter werden, wenn Tony sich weiter so aufführen würde. Und das erste Mal in seinem Leben, würde Bruce vermutlich froh darüber sein, in einem Raum voller Leute zu sitzen, sodass Tony nicht ein mal den Versuch wagen würde, ihn irgendwie anzurühren. „Gehen wir“, Tony legte beruhigend eine Hand auf seinen Rücken und führte ihn vorsichtig Richtung Ausgang. Hap hielten ihnen die Tür auf und holte sie auf dem Weg zu ihrem Wagen schnell wieder ein, damit er ihnen auch dort die Tür aufhalten konnte. Es war Anfang Herbst und die Temperatur ziemlich herunter gekühlt. Die Straße war noch nass von einem vorangegangenen Schauer und die bunten Lichter der Stadt spiegelten sich auf dem Asphalt. Bruce rutschte bis auf die andere Seite durch und wandte das Gesicht schon demonstrativ zum Fenster, damit er keine seltsamen Gespräche mit Tony, der auf der anderen Seite der Rückbank saß, führen musste. Vor allem dann nicht, wenn auch noch Happy anwesend war. Sie fuhren also durch die Straßen, ohne ein Wort zu wechseln. Irgendein Popsong trällerte aus dem Radio. Nicht gerade etwas, dass die Stimmung lockerte. Doch es brauchte nicht lange und Bruce hatte sich in den Lichtern der Stadt verloren. Vielleicht, wenn es irgendwann ein mal die Möglichkeit gab, sollten sie bei so einer Aussicht, wie es sie heute Abend gab, raus gehen. Einfach nur ein Spaziergang. Nichts weiter. Aber erst musste er herausfinden, worum es bei diesem Essen gehen sollte. Mit etwas Verspätung erreichten sie schließlich das Daniel's und Bruce bekam sofort ein mulmiges Gefühl, als er von draußen schon die Rufe hörte, die nach Tony schrien. Natürlich war die Presse auch immer irgendwie anwesend. Wenn er bleiben wollte, würde er wohl irgendwie damit klar kommen müssen. Der Wagen kam zum stehen, der Motor erstarb. Hap war schon ausgestiegen, da hatten sie sich noch nicht ein mal abgeschnallt und schon öffnete sich die Tür an Tonys Seite. Tony verzog wie üblich keine Miene, schnappte sich seinen Aktenkoffer und stieg, die Ruhe in Person, aus dem Wagen aus um mit einer kurzen Geste die Meute vor dem Restaurant zu begrüßen und schließlich auf Bruce zu warten. Dieser hatte ein wahrlich ungutes Gefühl dabei. Er mochte so viel Aufmerksamkeit nicht und dadurch, das Tony nun auch noch wartete und die Presse sich irgendwelche Meinungen bilden konnte, wer dort aus dem Wagen kletterte, verschlimmerte das ganze nur noch. Bruce konnte spüren, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete und sein Herz begann zu rasen. Jetzt nur nicht auf falsche Ideen kommen, das hier ist ein Geschäftsessen, kein Date. Ein stinknormales Geschäftsessen. Langsam, sich wie ein Ertrinkender an diesen Gedanken klammernd, rutschte er über die lederne Rückbank, um ebenfalls aussteigen zu können. Er versuchte das ganze so souverän wie möglich zu meistern, erhob sich und strich sein Jackett wieder glatt. Kurz ließ er seinen Blick über die Leute schweifen. Es waren sicher nicht so viele, wie er es sich ausgemalt hatte, aber für ihn, immer noch zu viele. Er brachte ein freundliches Lächeln zustande und folgte Tony schließlich zu der gläsernen Eingangstür, die ihnen aufgehalten wurde. Was für ein Luxus. Und kaum war diese wieder geschlossen, verebbten die Laute von draußen und alles, was nun an sein Ohr drang, war die melodische Musik von Streichern die durch Boxen drangen, sowie leises Gemurmel der Gäste aus den Speiseräumen. „Mister Stark, wenn Sie mir bitte folgen würden“, der Maitre nickte ihnen zu und bedeutete dann mit einer kurzen Handgeste, ihm zu folgen. Schweigend tat Bruce einfach, wie ihm geheißen wurde und hielt den Blick weitestgehend gesenkt. Er wollte einfach vermeiden, dass ihn jemand erkannte. Nachher würden sie alle in eine Massenpanik ausbrechen, weil sie Angst davor bekamen, das er einen Ausbruch kriegte. Man führte sie jedoch fast durch das ganze Restaurant und wo Tony auftauchte, folgte ihm der Klatsch direkt hinterher. Jedoch, so wie es aussah, realisierten ihn die meisten gar nicht, oder sie erkannten ihn schlicht und einfach nicht. Bruce fand es so definitiv besser, bis sie endlich in ihrem Separee verschwanden. Man empfahl ihnen einen Wein, den Bruce nicht kannte und brachte die Speisekarten, bis man sie endlich alleine ließ. Tony sagte kein Wort, sondern blätterte nur durch die Speisekarte. Der Aktenkoffer stand zu seiner Rechten an das Stuhlbein gelehnt. Dafür, dass sie nun zwar alleine waren, wurde es mit dem Unwohlsein nicht gerade besser. Die Separees waren zwar so weit abgetrennt, das man recht ungestört war, aber auf der anderen Seite würden alle es mitbekommen, wenn Bruce eine Szene machen würde. Wie kam er denn überhaupt auf den Gedanken eine Szene zu machen? Eher lustlos blätterte er sich durch die Karte und fand zuerst nur Meeresfrüchte. Nicht unbedingt etwas, was er nun gerne essen wollte. Wahrscheinlich würde er sich nur auf die Empfehlungen des Hauses spezialisieren, das war einfacher, vor allem, da er nicht ein mal annähernd die Hälfte der aufgeführten Fachwörter verstand. Ein Kellner kam zu ihnen und reichte ihnen den bestellten Wein, zündete die Kerze auf dem Tisch an, ehe er die Bestellungen aufnahm und dann wieder verschwand. Tony sagte noch immer nichts, sondern war sofort dabei, den Wein zu kosten – immerhin befanden sich im Tower noch immer größtenteils mehr Säfte als Alkohol. Und dem war vermutlich auch gut so. Etwas beunruhigt sah Bruce auf die flackernde Kerze und wusste nicht, ob er schmunzeln sollte, oder nicht. Immerhin war es ein Geschäftsessen. Kein Date. Bis jetzt hatten sie aber auch nichts geschäftliches besprochen. Seine braunen Augen glitten über das schlichte, grüne Blumenbukett, das auf dem Tisch drapiert worden war und dann die cremefarbenen Wände hinauf, nur um dort an einem skurrilen Bild modernen Kunst hängen zu bleiben. Er konnte nicht erkennen, was genau es war. Vielleicht einfach nur die Silhouette einer Frau mit bunten Haaren. Die Farben waren beruhigend. So wie alles an diesem Ambiente. Das ließ Bruce gleich schon viel leichter ums Herz werden. „Also?“, wenn Stark nicht reden wollte, musste er wohl den ersten Schritt machen und sein Freund setzte auch endlich das Glas wieder ab und sah erwartungsvoll zu ihm herüber, „Warum bin ich jetzt hier? Es ist etwas geschäftliches, hast du gesagt.“ Tony nickte und beugte sich weiter vor, damit er sich mit den Ellbogen auf dem Tisch abstützen konnte, um seinen Kopf auf die gefalteten Hände zu betten. „Ja, ich hab da etwas vorbereitet“, gut, hoffentlich begann er jetzt ohne Umschweife zum Thema zu kommen. Tony atmete tief durch und schien sich zu sammeln, während er in seinem Kopf sortierte, wie er am besten anfangen sollte. Das es ihm nun so schwer fallen würde, hätte Bruce nicht gedacht. „Was ist es?“, seine Stimme war vollkommen ruhig, nicht so laut, dass Dritte eventuell mithören konnten und zeitgleich versuchte er so freundlich zu klingen, dass Tony sich keine Sorgen machen musste, er würde etwas falsch verstehen. Man brachte ihnen die Vorspeise und kaum war der Kellner wieder verschwunden, blickten sie beide hoch. Bruce lächelte leicht und wünschte ihm einen guten Appetit. Immerhin schmunzelte Tony und nickte. Die ersten Bissen aßen sie erneut schweigend, bis dieses Mal Tony das Wort an Bruce richtete: „Ich hoffe es wird dir gefallen, oder eher hoffe ich, dass du mit dem einverstanden bist, was ich vorhaben werde.“ Nun hatte er wirklich Bruce' ungeteilte Aufmerksamkeit. Dieser vergaß sogar das Essen und sah Tony einfach nur fragend an. Was hatte er denn nun mit ihm vor? War das irgendeine Art von perversem Vergnügen, dem er wieder nachgehen wollte? Sie hatten es doch schon einige Male versucht und es hatte nur zwei Mal geklappt, wenn sie es tun wollten. Und die beiden Male waren ja nun wirklich kein richtiger Sex gewesen. Oder war es vielleicht etwas komplett anderes? Wollte Tony ihn raus werfen? Ihm ein eigenes Haus irgendwo im Nirgendwo schenken, damit er seine Ruhe hatte? Nein, das würde er nicht annehmen können. Nach und nach tauchten die verrücktesten Fragen in seinem Kopf auf und er hatte keine Ahnung, welche er davon zuerst stellen sollte. Jedenfalls bekam er keine einzige davon über die Lippen und endlich beugte Tony sich, um ein paar Papiere aus seinem Aktenkoffer zu kramen. Bruce betrachtete sie mit hochgehobener Augenbraue und begann erneut in seinem Essen herumzustochern und kleine Bissen zu sich zu nehmen. „Ich hoffe du wirst nicht sauer“, er versuchte zu scherzen, doch die nervöse Lache, brach fast sofort wieder ab, während er die Zettel ordnete und dann wieder hoch zu Bruce sah. Dieser sah ihn nun vollkommen überrascht an – na, wenigstens wirkte er nicht sauer. Aber das könnte ja vielleicht noch passieren. „Warum soll ich nicht sauer werden?“, hinterfragte der Jüngere vorsichtig und legte das Besteck beiseite. Kurz war er versucht die Hand nach den Zetteln auszustrecken, doch Tony sah nicht im geringsten danach aus, als wolle er sie ihm überlassen. Also hieß es für ihn wohl einfach nur geduldig warten, bis er endlich erklärte, worum es ging. „Ich weiß ja nicht, wie du zu so was stehst“, Tony zuckte die Schultern, als wolle er das ganze noch weiter versuchen runter zu spielen und langsam aber sicher, wenn es denn so weitergehen würde, wurde es Bruce zu bunt und er klang auch direkt strenger: „Wozu denn? Worum geht es überhaupt, Tony?“ Vermutlich wird dies der einzige Zeitpunkt sein, an dem er Tony das erste Mal förmlich sprachlos sehen wird. Und es brauchte wirklich Zeit, bis dieser sich so weit zusammen genommen hatte, dass er ohne Probleme über das reden konnte, weswegen er ihn her gelockt hatte. „Ich würde gerne mit dir ein Experiment durchführen.“ Normalerweise würde schon dieser eine Satz ausreichen, um ihn zur Weißglut zu bringen. Er war jahrelang verfolgt worden, von irgendwelchen Wissenschaftlern, die sein Blut für ihre Experimente haben wollten, um damit Sachen zu machen, von denen er gar nichts wissen wollte. Bruce schnaubte verächtlich und das reichte schon aus, damit Tony die Arme hoch riss und versuchte beruhigend auf ihn einzureden. „Ich möchte etwas vollkommen anderes mit dir machen“, Tony begann zu gestikulieren und beinahe schien es so, als wolle er auf diese Art und Weise seinen Redefluss fördern, „Nachdem das mit dem Sex nicht so geklappt hat“, er hörte, wie Bruce sich räusperte, vermied jedoch jeglichen Augenkontakt, sondern fixierte die Papiere in seiner Hand, „Ich habe mir erlaubt, dich ein wenig zu studieren. In welchen Situationen du eher dazu tendieren würdest einen Ausbruch zu bekommen und was verhindern könnte, dass du überhaupt einen kriegst.“ „Du hast mich also studiert“, das Gespräch schien noch nicht mal richtig angefangen zu haben, aber Bruce war nicht sonderlich darüber erfreut in was für eine Richtung es einzuschlagen schien. „Ja, aber nur-“, Tony unterbrach sich selbst, denn er konnte nicht genau einschätzen, wie sein Freund reagieren würde, er hatte ja noch nicht ein mal den Wein angerührt, geschweige denn sah er so aus, als hätte er überhaupt noch Hunger. Bevor Tony weiter sprach, reichte er die Zettel hinüber, auf denen er diese besonderen Ausnahmefälle notiert hatte. Bruce sah sie sich alle durch. Tony hatte damit wirklich gute Arbeit geleistet. Er hatte sogar die Sache in Harlem extra eingekreist, weil Bruce ihm ein mal von ihr erzählt hatte. Und so wie es aussah, hatte er noch weitere Notizen gemacht, was seinen Puls anging, aus welchen Gründen er einen Ausbruch bekam und nun? Was sollte er nun damit tun? Mit gehobenen Schultern faltete er die Zettel zusammen und schob sie unter seinen Platzteller, damit Tony nicht wieder die Chance hatte dem Augenkontakt aus dem Weg zu gehen. „Hör mir zu. Ich möchte nicht, dass du das hier falsch verstehst. Es klingt zwar reichlich nach Stalking, aber ich möchte dir helfen.“ Erneut schnappte Bruce nach Luft und Tony sah so aus, als wolle er erneut abwehrend die Hände heben, doch der Jüngere runzelte schließlich die Stirn und neigte leicht den Kopf, als versuche er nachzudenken. Beide schwiegen. Bruce musste nachdenken und Tony wartete mehr oder weniger geduldig auf eine Antwort. „Mir helfen?“, kam es schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit. Und Tony hob verwundert den Blick, um seinen Kollegen zu betrachten. Die Worte kamen so vorsichtig aus seinem Mund, dass er noch immer dachte, er hätte ihn in irgendeiner Weise verletzt. Und Bruce sah ihn mit so großen Augen an. Er konnte sehen, das Bruce versuchte zu realisieren, ob er es wirklich ernst meinte, oder ob er nur Spielchen mit ihm trieb. Mit einem Mal zog Tony einen weiteren Zettel hervor und rutschte mit seinem Stuhl an Bruce' Seite. Es war nur ein kurzer Augenblick, in dem sich ihre Hände berührten und doch reichte dieser Moment aus, um ein leichtes Lächeln auf Bruce' Lippen zu zaubern. Vorsichtig erwiderte er die Geste und drückte leicht seine Hand, zog sie jedoch ebenso schnell wieder weg, damit er nicht in Versuchung kam, auf zu sehen, um in Erfahrung zu bringen, ob jemand der anderen Gäste zu ihnen herüber sah. Vermutlich hätte es auch nicht allzu viel gebracht, denn schon im nächsten Moment hielt Tony ihm den Zettel vor die Nase. Alle möglichen Sachen waren darauf verzeichnet. Er wollte einen Bluttest machen, seine Strahlungswerte messen, EKGs. Es schien, als wäre alles mögliche darauf verzeichnet. Alle möglichen Tests, denen er sich unterziehen müsste. „Aber warum? Nur damit du die Möglichkeit hast-?“, er brauchte den Gedanken nicht ein mal auszusprechen, denn Tony schien direkt zu verstehen, was er meinte. Jedoch schüttelte er wider erwarten den Kopf: „Ich weiß, ich würde vermutlich alles tun, nur um dich ein mal richtig-“ „Komm zum Punkt“, Bruce gab ihm eine kräftigen Klaps gegen das Bein und schob seine Brille wieder nach oben, während er mehr auf seine Atmung konzentriert war, als zuvor. Einfach in der Hoffnung, dass dies helfen würde, nicht rot zu werden. „Du weißt ja selbst, wenn dein Puls die 200 überschreitet, gibt es kein Zurück und das sogar in solchen Situationen.“ Bruce seufzte schwer und fragte sich, ob Tony ihn in Ruhe lassen würde, wenn sie es endlich getan hätten, nickte jedoch, immerhin hatte er es schon mehr als gut verstanden. „Und der Hulk... der Andere scheint in gewisser Weise eine eigene Persönlichkeit und einen gewissen Anteil an deiner Intelligenz zu besitzen. Ich denke es würde nicht nur dich interessieren, wie es in bestimmten Situationen dazu kommt, das er ausbricht, sondern ich möchte dir auch damit helfen, dass du vielleicht einen besseren Draht zu ihm aufbauen kannst. Eine Art Verbindung die euch beide besser miteinander agieren lässt.“ Hoffnungsvoll sah er zu dem Jüngeren, war wieder drauf und dran nach seiner Hand zu greifen, doch überlegte er es sich noch ein mal anders und ballte sie auf seinem Bein stattdessen zur Faust. Bruce hielt den Blick gesenkt, seine Schultern bebten. Er musste sich das ganze wirklich gründlich überlegen. Was, wenn etwas schief gehen würde? Ganz langsam atmete Bruce aus und hob den Blick zur Decke. Ganz leicht schüttelte er den Kopf und mit gerunzelter Stirn beobachtete Tony, wie er anfing zu blinzeln. Als müsse er Tränen unterdrücken. „Bruce?“ Der Angesprochene antwortete nicht, sondern nahm langsam die Brille von seiner Nase und legte sie neben seinen Teller, er merkte nicht ein mal, wie Tony erneut in seinem Koffer kramte und begann eine Karte auf zu klappen, sodass praktisch niemand mehr sehen konnte, was sie dort taten. „Ist alles okay?“, er hob sein Kinn an und versuchte auszumachen, was in diesem Lockenkopf vor sich ging. „Es ist noch nicht ganz ausgereift, aber ich bin sicher, so weit, wie ich es bis jetzt durchdacht habe, wird es keine Kompli-“ Er brachte den Satz noch nicht ein mal zu Ende, da küsste Bruce ihn so leidenschaftlich, wie nie zuvor. 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