Das Rudel des Westens von GwathNaAranThranduil (- Erzählungen von Geistern und anderen Dämonen) ================================================================================ Kapitel 4: 4. Todgesagte leben länger ------------------------------------- Langsam, beinahe wie in Trance, richtete sich Sayumi nun aus ihrer kauernden Haltung auf, jedoch schien ihr Verstand noch so viel damit zu tun zu haben, das Bild zu verarbeiten, welches sich vor ihr abspielte, als das noch genügend Konzentration für die Arbeit ihrer Muskeln übrig gewesen wäre. Sie hatte sich noch nicht vollständig auf ihre eigenen Füße gestellt, als sie auch schon den Halt verlor und stürzte, allerdings schlug sie nicht wie erwartet auf dem Boden auf, sondern fand sich von einer Sekunde auf die nächste in einer beschützenden Umarmung des Mokomoko des Yokai vor ihr wieder. Für den Bruchteil einer Sekunde schockierte sie diese fürsorgliche Aktion beinahe noch mehr, als die Tatsache, dass Tashomaru ganz offensichtlich nicht tot, sondern ziemlich lebendig war, dann schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass es sie erleichterte, dass Sesshomaru zumindest in der Lage zu sein schien seinem Schulterfell einen gedanklichen Befehl zu geben, schließlich hatte sich der Daiyokai seit der Ankunft seines Vaters noch nicht aus seinem erstarrten Zustand gelöst, geschweige denn herausgefunden, wie man richtig atmete. Allerdings konnte sie diesen Gedanken nicht weiter verfolgen, als das Mokomoko sie auf einmal vom Boden hob nur um sie direkt neben dem silberhaarigen Yokai auf die Füße zu setzen, wo er sie mit einem Arm um ihrer Hüfte daran hinderte erneut zu fallen. Was um alles in der Welt löste der Schock in ihm aus? Wollte er nun seinen Besitz beschützen, oder brauchte auch er in diesem Moment nur einfach jemanden der da war und ihn dadurch spüren ließ, dass die Geschehnisse der letzten Minuten keine Halluzination waren? Inuyasha hatte in der Zwischenzeit seinen Vater erreicht und lachte vergnügt, als Tashomaru ihn sanft lächelnd auf den Arm hob, um ihn anschließend beim Loslaufen an sein Schulterfell zu hängen. Vorsichtig, so als würde er jeden Moment einen Angriff der beiden Yokai erwarten kam er auf sie zu und blieb wenige Schritte von ihnen entfernt stehen und musterte sie abwartend. Vorsichtig, da sie sich noch immer nicht sicher war, wie Sesshomaru reagieren würde löste sie sich von ihm und machte einen Schritt auf den ehemaligen Fürsten zu. Zu ihrem eigenen Erstaunen ließ der Yokai sie augenblicklich los und beobachtete nun um einiges gefasster, wie sie langsam auf ihren eigentlichen Herren zutrat. „Wie – wie ist das möglich?“ Mehr als ein heiseres Flüstern brachte sie nicht zustande, während sie merkte, wie die erste Tränen sich bereits den Weg über ihre Wangen bahnten, so lange hatte sie den Schmerz über seinen Verlust tief in ihrem Inneren begraben, war nach außen hin beinahe schon so kalt geworden, wie Sesshomaru selbst, aber jetzt brachen die Dämme. Im Bruchteil einer Sekunde hatte Tashomaru die Distanz zu ihr überbrückt und zog sie sanft an sich. „Ruhig mein Kind, alles ist in Ordnung. Ruhig. Ich erkläre es euch in aller Ruhe. Kommt, hier draußen sind für meinen Geschmack zu viele niedere Dämonen, um sich ruhig unterhalten zu können.“ Sanft ließ er sie los, nahm Izayoi an die Hand und lief ihnen voraus in die Richtung aus der er gekommen war. Sayumi folgte ihm einige Schritte, um dann stehen zu bleiben und einen Blick nach hinten zu werfen, ob Sesshomaru ihnen ebenfalls folgte. Tatsächlich war der Yokai bereits direkt hinter ihr, während ihre anderen drei Rudelmitglieder in einem gewissen Abstand folgten. Während Jaken vor Schreck in Ohnmacht gefallen war verstand Rin die Welt nicht mehr und Sayumi erschauderte ein wenig, als Sesshomaru sie nur mit einem noch kälteren Blick als sonst schon bedachte und sie damit dazu brachte ihren Weg fortzusetzen. Einige Kilometer von der Lichtung entfernt erreichten sie schließlich ein hübsches kleines, unglaublich gut verstecktes Haus, in welches Tashomaru sie nun bat. Als sie alle – außer Ah-Uhn natürlich – im Inneren der Hütte Platz genommen hatten kuschelte sich Inuyasha auf den Schoß seines Vaters und war bereits im Begriff einzuschlafen, noch bevor dieser wieder zu sprechen begonnen hatte. „Es tut mir Leid. Ich weiß, ich hätte zurück kommen müssen, nachdem meine Verletzungen verheilt waren, aber dieser Kampf zusammen mit dem Kampf gegen die Nekoyokai haben meinen Heilungsprozess weiter in die Länge gezogen, als ich es zuerst annahm. Wäre ich in diesem geschwächten Zustand in den Westen zurückgekehrt wäre ich getötet worden, lange bevor ich euch erreicht hätte, wenn nicht Kimi selbst mich für den Verrat an ihr getötet hätte.“ Kurz ließen alle Anwesenden diese Nachricht sacken, dann nickte Sesshomaru leicht. „Mutter war mehr, als nur außer sich, verehrter Vater. Sie hätte Euch ohne noch einmal zu überlegen in Stücke gerissen.“ Nickend legte der Daiyokai den Kopf in den Nacken und richtete seinen charakteristischen Zopf neu. „Ich war im Westen, vor nicht ganz drei Jahren, deine Mutter weiß also um den Umstand, dass ich am Leben bin, allerdings gehe ich davon aus, dass sie es nicht für nötig befunden hat es dir mitzuteilen.“ Sayumi biss sich auf die Lippen, als ihr eine Frage in den Kopf schoss, allerdings würde sie sich hüten, die Unterhaltung der beiden Daiyokai zu unterbrechen. „Nein, sie verlor nicht ein Wort darüber.“ Antwortete Sesshomaru nicht minder unterkühlt, als sonst auch und wandte sich dann – mit einem beinahe belustigten Funkeln in den Augen – an Sayumi. „Sprich, bevor du dich selbst auffrisst.“ Mit einem bösen Seitenblick auf ihren neuen Herrn wandte sie sich wieder an Tashomaru, was ihr allerdings nicht mehr, als einen kalten Blick von Sesshomaru einbrachte. „Wieso seid ihr jetzt zurückgekommen, Herr?“ Eine Welle der Zuneigung schlug um sie herum, als er sie sanft aus seinen goldenen Iriden ansah und ihr liebevoll durch das lange braune Haar fuhr. „Ich hatte kein Interesse daran die westlichen Ländereien wieder an mich zu nehmen, wenn das deine Angst sein sollte Sesshomaru, nein ich bin nicht mehr der Herr der Hunde und ich finde, dass du deine Aufgabe mehr als nur gut erfüllst. Ich kam zurück um Sayumi zu holen, aber als ich dort ankam war ich nicht in der Lage deine Witterung aufzunehmen. Ich wollte dich nicht bei Kimi im Palast lassen, ich weiß, dass sie dich von Anfang an gehasst hat, aber ich fand nicht wonach ich suchte. Stattdessen traf ich auf Kimi selbst, welche allerdings noch nicht einmal erstaunt darüber zu sein schien, dass ich noch immer am Leben bin, sie schien es schon vorher geahnt zu haben. Sie sagte mir, dass du nicht mehr am Leben seist, dass ich zu spät gekommen wäre, um dich zu retten.“ Mit einem schmerzerfüllten Blick brach Tashomaru ab und strich ihr sanft über ihre gezackten Dämonenmale. „Sie sagte Euch, dass ich nicht mehr am Leben wäre? Aber wieso?“ Neben ihr schien in diesem Moment die Eiszeit auszubrechen, als sich der Blick des Fürsten noch mehr verfinsterte, als sowieso schon. „Nicht nur, dass sie die Nachrichten zurückhält, dass diejenigen die wir für tot halten noch am Leben sind, nein sie verbreitet auch falsche Kunde über jene die noch leben?“ Beschwichtigend hob sein Vater die Hände und wandte sich wieder an Sayumi, als das Youki seines Sohnes ein wenig abschwoll. „Sie wollte offensichtlich verhindern, dass ich Sayumi wieder zu mir hole, da es ihr offensichtlich mehr als nur Freude bereitet haben muss euch beide zu zwingen miteinander zu leben. – Sie sagte mir du hättest Sayumi keine zwei Wochen nach meinem angeblichen Tod umgebracht.“ Fügte er leise in die Richtung seines Sohnes hinzu. „Ich gebe zu sie mehr als nur einmal dem Tode sehr nahe gebracht zu haben und dennoch hätte ich es niemals gewagt sie wirklich in die Unterwelt zu schicken – abgesehen davon, dass mir ihre Anwesenheit im Laufe der Jahre teuer geworden ist.“ Nach diesem Geständnis des sonst so Gefühlskalten Yokai legte sich Stille über die Hütte. Inuyasha und seine Mutter schliefen seelenruhig an Tashomaru gekuschelt, Jaken versuchte noch immer seine Stimme wieder zu finden und Rin betrachtete den fremden Yokai neugierig, während Sayumi versuchte aus den letzten Worten des Fürsten schlau zu werden. Er hatte sie gern in seiner Nähe? Sollte sie doch der Teufel holen, sie würde diesen Dämon einfach niemals verstehen. Gedankenverloren hatte sie begonnen die kleinen Knoten aus den Haaren des ehemaligen Fürsten zu lösen, wie sie es früher so oft getan hatte, während er irgendwelche Korrespondenzen und Bittschreiben beantwortet hatte, welche sich Meterhoch auf seinem Schreibtisch stapelten. Ein genießerischer Ton irgendwo zwischen einem Knurren und einem Schnurren ließ sie wieder in die Realität zurückkommen und was sie sah brachte sie zum Schmunzeln, wie auch damals schon saß der ehemalige Fürst mit geschlossenen Augen da und genoss ihre Liebkosungen, während Sayumi sich in diesem Moment noch nicht einmal mehr von dem durchdringenden Blick des jüngeren Yokai aus der Ruhe bringen ließ. Wieder an der Seite ihres eigentlichen Herren zu sein war das, was sie sich so viele Jahr gewünscht hatte, auch wenn sie zugeben musste, dass sie es nicht unbedingt begrüßen würde Sesshomaru allein mit ihrem Rudel weiter ziehen zu lassen. Allerdings würde auch diese Entscheidung bei dem Daiyokai liegen, welcher nun – nachdem Tashomaru noch einmal mehr als nur betont hatte, die westlichen Ländereien nicht wieder beanspruchen zu wollen - die alleinige Befehlsgewalt über ihr, in seinen Augen garantiert, nichtiges Leben innehielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)