War of Survivers von see_you ================================================================================ Kapitel 3: Rückkehr ------------------- Erik nickte zufrieden, als er nach Ablauf seiner Frist in die Halle kam und alle Bewohner der Anlage sah. Alle Avengers und S.H.I.E.L.D.-Agenten, sowie Logan und er. Die letzten Überlebenden. Sie alle würden kämpfen und wenn nötig, ihr Leben im Kampf lassen, genau, wie es auch all ihre Kameraden getan hatten. „Ich sehe, wir sind uns aller einer Meinung“, sagte er und beschloss, es niemandem zu erzählen, dass sowohl er als auch Logan Zweifel bezüglich der S.H.I.E.L.D.-Agenten gehabt hatten. Aber auch sie waren da, obwohl die beiden jüngeren -Simmons und Fitz- nicht halb so entschlossen wirkten wie ihre Kollegin, die mit geradem Rücken und zusammengefalteten Händen das Musterbild eines einsatzbereiten Agenten zeigte. „Ich habe noch eine Frage, Metallmann“, bemerkte Tony und Erik seufzte. Er hätte sich gewundert, wenn der Mann die Klappe gehalten hätte. „Was passiert deiner Meinung nach, wenn wir erst einmal oben sind? Wir brauchen ein sicheres Versteck, damit wir genug Zeit haben, uns vorzubereiten.“ „Und auch, wenn ich damit einem meinem früheren Befehle widerspreche“, meldete sich Steve zu Wort. „Würde ich gerne jemanden schicken, der Wanda und Blink sucht. Am besten du, Vision. Wir müssen wissen, mit welcher Kampfkraft wir den Kampf beginnen können.“ Der Androide nickte leicht, als Zeichen, dass er verstanden hatte. „Eine Werkstatt wäre gut“, meinte Fitz fahrig und Simmons fügte hoffnungsvoll hinzu: „Wir brauchen Materialien, um euch auszustatten. Keiner von euch ist im Moment für einen Kampf bereit.“ „Noch Extrawünsche?“, fragte Erik sarkastisch und erwartete eigentlich keine Antwort. „Eine letzte Zigarre vor meinem Tod.“ Logan hatte noch nie Sarkasmus verstanden. „Laut P.E.P.P.E.R. hat mein Sicherungssystem funktioniert und mein Konto eingefriert. Ich bin der einzige, der es wieder entsperren kann und somit Zugriff hat.“ Tony grinste überheblich. Bruce warf ihm einen Seitenblick zu. „Wieso hast du so ein Sicherungssystem?“ „Schon einmal von wütenden Exfreundinnen gehört? Außerdem glaube ich, dass Barton und Romanoff etwas abgezweigt haben, um einzukaufen. Oder hast du ernsthaft geglaubt, Romanoff hat sich ihren Wagen von ihrem eigenen Geld gekauft? Und Barton seinen verdammten Quinjet?“ Bruces Gesicht verdüsterte sich und Steve beschloss, einzugreifen. „Das Geldproblem ist also gelöst. Gut. Kannst du dafür sorgen, dass niemand eine Geldspur auf dich zurückverfolgen kann?“ „Darin bin ich seit meinem fünften Lebensjahr Profi“, ließ er ihn wissen. „Auf welchem Kontinent soll ich ein Haus kaufen, Cap?“ „Am besten dort, wo uns niemand vermutet und die Sentinels uns nicht so schnell finden. Hat jemand einen Vorschlag?“ „Bermuda-Dreieck?“, „Irgendwas mit Affen...“, „Der Mond?“ waren die trockenen Kommentare und Tonys war der lauteste: „Cleveland!“ Steve und Erik waren verwirrt. „Wieso Cleveland?“, fragte Erik, während Steve die Augen schloss und betete, dass Tony einen wirklich guten Grund hatte. „Niemand will nach Cleveland. Das ist das komplette Ödland, es ist unglaublich langweilig, überall sind nur Idioten und die Frauen kann man auch vergessen“, war stattdessen seine Antwort und von Steve kam ein gequälter Laut. „Außerdem kam Happy von da und besaß auch ein kleines Häuschen“, sagte er lauter. „Wir brauchen das Geld nicht für ein Haus, weil wir eines haben. Happy hat es an mich verloren, als wir Poker gespielt haben.“ „Du hast einem Mann sein Haus abgenommen?“, fragte Bruce entsetzt. „Tony, du bist reich!“ „Ich war genauso voll wie Happy“, verteidigte er sich. „Und er hat ja sowieso im Tower gewohnt und das Haus wollte er auch verkaufen.“ „Du bist ein schlechter Mensch“, bemerkte Logan trocken. „Aber wir haben einen Unterschlupf, oder?“, sagte May. „Also dürfen wir keine Zeit verlieren. Macht euch bereit. Stark, kauf am besten ein paar Flugplätze nach Cleveland. Um die Tarnung kümmern wir uns.“ „Oh ja“, sagte Simmons begeistert. „Es gehört zur Grundausbildung eines S.H.I.E.L.D.-Agenten, sich so zu verkleiden, dass nicht einmal die Gesichtserkennung mehr helfen kann.“ „Ich bin zweimal durchgefallen“, kommentierte Fitz. „Kam nur weiter, weil ich zu dem Zeitpunkt der jüngste Raketenwissenschaftler war. Und es immer noch bin.“ „Ich möchte euren Optimismus ja nicht stören“, sagte Logan und fuhr seine Krallen aus. „Aber was ist mit denen hier? Ich komme durch keinen einzigen Metalldetektor.“ „Nun, ich könnte dich nach Cleveland fliegen“, antwortete Vision unsicher. „Aber die Wahrscheinlichkeit wäre höher, dass wir von den Sentinels erwischt werden.“ „Viel zu kompliziert gedacht. P.E.P.P.E.R. hackt sich in das Sicherheitssystem des Flughafens und legt die Metalldetektoren lahm. Ist ein Kinderspiel.“ Tony klatschte mit den Händen und sah erwartungsvoll von einem zum anderen. „Also tun wir es wirklich? Wir hauen ab und rennen unserem sicheren Tod entgegen?“ „Klingt lustig“, zwang Bruce sich zu sagen. „Besser als das Fernsehprogramm.“ „Nun gut. Dann beginnen wir mit der Tarnung. Vision, für dich werden wir wohl am längsten brauchen.“ May warf Jemma einen Blick zu. „Hol deinen Schminkkoffer. Den großen.“ „Mein Bart juckt“, sagte Tony und May schloss die Augen und betete in ihren Gedanken langsam ein Kindergedicht herunter. Das tat sie immer, wenn sie genervt war, um wieder ruhig zu werden. Normalerweise wirkte es auch, aber Tony Stark hatte anscheinend keine wirkliche Menschenkenntnis, da er nicht einmal erkannte, dass er alle in seiner Umgebung fürchterlich nervte. „Und ich sehe wie ein Penner aus“, bekräftigte er, während er sich im Spiegel betrachtete. „Wie ein äußerst gutaussehender Penner, aber trotzdem wie ein Penner.“ „Man wird dich nicht erkennen“, sagte Simmons freundlich lächelnd. „Wir haben dein Gesicht so modelliert, dass man deine wahren Gesichtszüge nicht erkennt.“ „Das ändert auch nichts daran, dass ich einen kratzenden Bart habe.“ Simmons warf May einen hilfesuchenden Blick zu, doch diese sah stur geradeaus. Sie hatten vor etwa einer halben Stunde die unterirdische Anlage durch das Abwassersystem verlassen und zwei Autos geknackt, die groß genug waren, um alle mitzunehmen. May hatte, ohne abzuwarten, sich sofort an das Steuer gesetzt. Sie würde fahren und das war ihr letztes Wort. Coulson hatte sie auch erst mit der fadenscheinigen Begründung in sein Team aufgenommen, dass er jemanden brauchte, der den Bus steuerte. Sie hatte es ihm natürlich nicht abgekauft, aber es war nun einmal notwendig gewesen, so zu tun, als würde sie es ihm glauben. Und selbst wenn Fury ihr nicht den Auftrag gegeben hätte, Coulson zu überwachen, hätte sie zugestimmt. Zum einen, weil es Coulson gewesen war, der sie darum gebeten hatte und zum anderen... es war ein schöner Bus gewesen. Sie hatte ihre Ruhe darin gehabt, weil sie jeder in ihrer Pilotenkajüte alleingelassen hatte. Coulson war der einzige gewesen, der ab und zu vorbeigekommen war und später vielleicht Trip, der sich als Copilot getätigt hatte. Aber auch er war nur gekommen, wenn May es ihm gesagt hatte. Sonst war sie allein gewesen und sie hatte die Ruhe gemocht. Die Ruhe, die sie in diesem verdammten, zu kleinen Wagen nicht hatte, weil Tony sich unbedingt auf den Beifahrersitz hatte quetschen müssen. Leider hatte der Mann auch jahrelang mit Natasha Romanoff und Nick Fury zusammengearbeitet- es war ihm schlichtweg egal, wenn ihm jemand einen unheilverkündenden Blick zuwarf, nein, er erwiderte ihn auch noch unbeeindruckt. Er machte sie rasend und vielleicht war das auch der Grund für eine etwas abrupte Bremsung an einer Ampel. Es funktionierte zumindest und Tony prallte gegen das Armaturenbrett. May gestattete sich ein leichtes Lächeln, wischte es sich aber sofort wieder aus dem Gesicht. „Straßenverkehrsordnung ist dir bekannt?“, fragte er und hielt sich das Gesicht. Von der Rückbank kam höfliches Schweigen. „Normalerweise fliege ich ein Flugzeug“, antwortete May trocken und schlug ihm auf die Hand, als er das Radio anschalten wollte. „Wir hören den Funk. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Tut mir leid, dass ich ein wenig die Stimmung hier drin aufheitern und wissen wollte, was die Kids heutzutage hören.“ Tony klang beleidigt. „Ich fahre.“ „Oh, vermutlich wird das kein großer Unterschied bei der Musik sein“, bemerkte Simmons, bemüht, einen aufkommenden Streit zu verhindern. „Natürlich flüchten sich viele Menschen in Ausnahmesituationen in die Künste, aber ich denke, dass man zuerst bestrebt war, alles andere wieder aufzubauen.“ „Außerdem ist der Funk wichtig“, meinte Steve. „So können wir zumindest durch die Polizei darauf schließen, wo etwas merkwürdig ist.“ „Das könnten wir auch durch die Nachrichten, die zwischen der Musik eingeschalten werden, erfahren“, beharrte Tony. „Ich fahre“, presste May zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Ihre Fingerknöchel wurden weiß, als sie das Lenkrad fester packte und vielleicht schien auch Tony das zu sehen, denn er beschloss, still zu sein. Vielleicht wünschte er sich auch, sich zu Logan, Bruce, Vision und Erik in das Auto gesetzt zu haben. Aber eigentlich waren May seine Gedanken egal, solange er still war, während sie fuhr. Wenn es etwas gab, dass sie hasste, dann war es sinnloses Gerede beim Fahren. Fitz und Simmons, die sich zusammen mit Steve die Rückbank teilten, wussten das und sahen deshalb wie Steve in einvernehmlichem Schweigen aus dem Fenster. Sie runzelten die Stirn, als sie die Umgebung sahen und May konnte sie verstehen. Wenn man nicht wusste, was alles innerhalb von fünf Jahren passiert war... dann würde man es nicht glauben. Es wirkte, als wären sie durch die Zeit gereist, in eine Zeit, in der es noch keine Sentinels gegeben hatte und die Menschen noch fröhlich lebten. Es gab keine Zerstörungen, keine verstörten Gesichter. May sah sogar drei Kinder lachend spielen, während eine Frau Wäsche aufhängte und mit dem Kopf wippte, als würde sie leise vor sich hin summen. Es war surreal. Es schien keinen mehr zu interessieren, wie viele Menschen durch die Roboter starben oder gestorben waren. „Wetten, Magneto kriegt gerade einen noch größeren Hass auf Menschen als er ihn vorher schon gehabt hatte?“, bemerkte Tony trocken. „Ich muss zugeben, so ganz sympathisch sind sie mir gerade auch nicht.“ „Wir sollten in der Tat einen guten Blick auf Erik und Logan haben“, sagte Steve und musterte die Insassen unruhig. „Als wäre alles in Ordnung“, murmelte Fitz. Er klang fasziniert, ehe er sich an May wandte. „Schalt das Radio mal doch an. Vielleicht sind wir ja wirklich durch die Zeit gereist und hören gleich Michael Jackson live.“ „Fitz“, seufzte Simmons und schloss die Augen. „Wir sind nicht in die Vergangenheit gereist.“ „Aber die Menschen-“ „Leben, als wäre nichts passiert, ja, ich weiß. Aber so sind die Menschen nun einmal. Denk doch nur an den Geschichtsunterricht“, belehrte sie ihn. „Bei jeder Katastrophe in der Geschichte brauchten die Menschen nicht lange, um die Verbrechen und Situationen zu verneinen und so zu tun, als wäre nichts passiert. Der Mensch flüchtet sich in Extremsituationen in den Alltag, in etwas, das er kennt und dem er vertraut. Es ist gar nicht einmal so überraschend, dass alle außer uns ein ganz normales Leben leben.“ „Es ist trotzdem keine Entschuldigung“, sagte Tony bitter. „Sie sind alle tot und diesen Idioten ist es total egal. Wollen wir wetten, dass jeder so tut, als wäre die CEO von Stark Industries eines natürlichen Todes gestorben? Oder dass ihr Haus einfach so in die Luft gegangen ist?“ May richtete den Rückspiegel und warf Fitz einen scharfen Blick zu, der bisher den Mund geöffnet hatte, um Tony daran zu erinnern, dass Hausbrände durch defekte Kabel oder Geräte sogar ziemlich häufig vorkamen. Der Junge schloss gehorsam seinen Mund sah und starr aus dem Fenster. Zufrieden achtete May wieder auf die Straße. Sie näherten sich dem Flughafen, hinter ihnen fuhr Bruce den zweiten Wagen. Nicht mehr lange, dann wären sie in Cleveland. Vision würde sich bereits bei der Ankunft auf dem amerikanischen Boden auf die Suche nach Wanda und Blink machen, während sich der Rest von ihnen in Happys ehemaligem und Tonys jetzigem Haus ausruhen würden. Und dann würden sie mit dem Planen eines neuen Kampfes beginnen. Vor ihrem inneren Augen sah sie Coulson, Fury, Skye, Morse, Mack und sogar Ward, obwohl sie ihn für seinen Verrat immer noch am liebsten erschlagen würde. Sie machte sich auch keine Hoffnung, dass er sich für sie geopfert hatte. Es war nur eine kurze Affäre gewesen und eigentlich hatte er Skye seit ihrem ersten Treffen geliebt. Er war gestorben, weil er sich an den Sentinels rächen wollte und weil er sentimental genug war, um nicht leben zu wollen, wenn Skye es auch nicht tat. Ward war ein Idiot gewesen, dass er tatsächlich so gedacht hatte und wenn sie ehrlich war, tat ihr sein Tod am wenigsten leid. Coulson, Skye und all die anderen, die hatten sich geopfert. Ward hatte einfach aufgegeben. Es war ihm sogar egal gewesen, dass Skye ihn für seine vergangenen Taten verurteilt und gehasst hatte. Für ihn hatte es nur Skye gegeben und als sie gestorben war, wollte er ebenfalls nicht mehr leben. Einen solchen Idioten lernte man wirklich nur einmal im Leben kennen. `Vielleicht auch zweimal´, korrigierte sich May, als sie im Rückspiegel sah, wie Fitz Simmons etwas neben der Fahrbahn zeigte. Sie seufzte. `Phil, du hast mir mehr Arbeit aufgehalst, als du vielleicht selbst gedacht hast...´ Wanda hasste Paris. Es war laut, es war dreckig und wenn sie noch einmal „c´est l´amour“ hörte, würde sie jemanden erwürgen. Blink war derselben Meinung, hatte aber auch schon oft angemerkt, dass sie sich vielleicht einen anderen Standort für ihr „Mutantenversteck“, wie es Wanda liebenswürdig nannte, hätten suchen sollen. Aber das war nun nebensächlich. Alles war nun nebensächlich geworden; das Mutantenversteck, das verhasste Paris. Das, was nun zählte, lag vor Wanda und sie wusste noch nicht, was passieren würde. Aber etwas musste passieren und deshalb war sie gegangen und hatte das Mutantenversteck, dieses furchtbar deprimierende Versteck und die klaustrophobischen Zustände dort verlassen. Sie stand vor dem Eiffelturm. Zumindest einmal wollte sie das Symbol Frankreichs in echt sehen und nicht nur auf Bildern oder im Fernsehen und sie musste sagen, dass sie enttäuscht war. Es war ihrer Meinung nach ein ganz normales, einfaches, hässliches Gebäude und sie fragte sich, warum es immer die schönen Anwesen waren, die zuallererst zerbombt wurden und nicht solche fürchterlichen. Wanda schulterte ihren Rucksack und schloss sich einer russischen Touristengruppe an, die sich von dem Eiffelturm entfernten. So, wie es Wanda von den Leuten in der Truppe mitbekam, kannten sie sich allesamt nicht und einige waren auch erst in Frankreich dazu gestoßen, ehe es wieder zurück in die Heimat ging. Sie lächelte leicht. Perfekt. Sie würde tun, als würde sie zu der Truppe gehören, allein durch ihre Muttersprache war sie für die Reisenden ein Teil ihrer Gruppe in diesem fremden Land. In Russland würden sie sich wieder trennen; die Gruppen würden nach St. Petersburg fahren und Wanda würde sich nach Sokovia aufmachen. Sie hatte sich in den letzten Jahren nicht getraut, darüber nachzudenken, was die Sentinels wohl mit ihrer Heimatstadt gemacht hatten, weil sie es sowieso nicht mit ihren Augen hätte überprüfen können, doch nun ließ es ihr keine Ruhe. Gab es die Stadt überhaupt noch? Und, das wichtigste, was war mit dem Friedhof? Was war mit den Gräbern ihrer Familie, waren sie geschändet? Hatte jemand die Särge ihrer Eltern und von Pietro, den sie nach seinem Tod gemeinsam mit den Avengers dort beerdigt hatte, geöffnet, in der Hoffnung, Wertgegenstände zu finden? Sollten die Gräber aufgebrochen worden sein... würde Wanda den Verantwortlichen jagen. Sie würde die Sentinels für einen kurzen Moment vergessen und den Grabräuber umbringen. Niemand störte ungestraft die letzte Ruhe ihrer Familie. Die Reisegruppe redete über den Aufenthalt, der anscheinend eine Woche angedauert hatte und Wanda dachte gelangweilt an die Avengers, die sie erst vor fünf Jahren kennengelernt hatte. Sie war selbst zu einem Avenger geworden, am gleichen Tag, als auch ihr Bruder gestorben war, aber sie war nicht lange bei den Avengers geblieben. Steve hatte sie darum gebeten, nein, er hatte ihr befohlen, bei Blink und den Mutanten zu bleiben. Sie hatte nicht kämpfen dürfen, obwohl sie zu den stärksten Avengers gehört hatte. Nein, sie hatte babysitten und zusehen müssen, wie einer nach dem anderen einen mutigen und vermutlich sinnlosen Tod gestorben war. Natürlich war ihre Aufgabe wichtig gewesen und niemand, Steve am allerwenigsten, hätte wohl damit rechnen können, dass so viele von ihnen starben, dass sogar normale Menschen in das Visier der Sentinels geraten waren. Wanda hatte kein Recht, wütend auf Steve zu sein, zumindest versuchte sie das. Aber es brachte nichts, einem Toten Vorwürfe zu machen, das hatte sie bei Pietros Tod verstanden. In den ersten Tagen hatte sie ihn gehasst, dass er nicht einfach weggesehen hatte, als Ultron Clint und den Jungen beschossen hatte. Er hätte weglaufen können, er war so schnell, dass ihn niemand bemerkt und deshalb auch niemand ihm Vorwürfe hätte machen können. Niemand außer ihm. Wanda hatte sich auch dafür gehasst, dass sie ihn weggeschickt hatte, weil sie zu diesem Zeitpunkt gedacht hatte, dass es bei ihr nicht sicher genug für ihn gewesen war. `Ironie des Schicksals´, dachte sie bitter. `Alle Menschen, die ich liebte und zu denen ich gehörte, sind tot. Ich bleibe immer am Leben, ob ich will oder nicht.´ `Und was willst du jetzt machen?´, fragte sie eine innere Stimme, die sie irgendwie an Pietro erinnerte. Kurz stellte sie sich vor, er würde neben ihr gehen, mit seinem typischen selbstbewussten Grinsen und dem Wissen, dass sie beide immer beieinander sein würden. `Willst du dich verstecken? Dann kannst du auch in Paris bleiben und Rogers letzten Wunsch erfüllen. Oder willst du dir einen neuen Namen zulegen und ein neues Leben beginnen? Wie willst du dich nennen? Am besten bist du weiterhin Russin, wir beide hatten schon immer einen starken Akzent. Wie wäre es mit Katharina, Nastasja, Anastasia? Oh, oder du nennst dich Petra oder Petruschka, nach mir. Das wäre mir eine wirkliche Ehre, Schwester.´ Wanda musste leicht grinsen. Pietro hatte selbst dann diesen nervigen Charakterzug, wenn sie sich einfach nur vorstellte, mit ihm zu reden. `Was willst du denn jetzt machen, Wanda? Wenn du nichts machen willst, bleib im Mutantenversteck, da bist du einigermaßen sicher. Aber wenn du etwas tun willst...´ `Ich weiß es noch nicht´, dachte sie bei sich. `Ich habe es da drin nur nicht mehr ausgehalten. All die Zeit... und alle sind tot...´ `Bist du dir sicher?´ Sie stellte sich vor, wie er sie belustigt angrinste. `Oder glaubst du nur mal wieder? Ich an deiner Stelle würden einen Beweis vor Augen haben wollen.´ `Natürlich willst du das. Du hast nie etwas geglaubt, ohne es zu sehen.´ Wanda war kurz versucht, die Augen zu verdrehen, aber sie wollte die Truppe um sich herum nicht irritieren. Schließlich hatte sie das Gespräch gerade nur im Kopf. `Hör auf mich zu nerven. Ich muss mich konzentrieren, nicht aufzufallen.´ `Hey, gib mir nicht die Schuld. Ich bin eine Projektion deines Unterbewusstseins, oder? Ich sage dir nur das, was du schon längst weißt.´ Er streckte kurz seine Hand aus, als wolle er sie an der Schulter berühren, hielt sich aber im letzten Moment davon ab. `Hör mal, Wanda, du glaubst doch nicht wirklich dran, dass du der letzte Avenger bist. Du hoffst es, denn dann hättest du keine Verantwortung mehr. Du könntest einfach tun und lassen, was du willst, weil ja sowieso niemand mehr am Leben wäre. Aber du bist dir nicht sicher und deshalb rate ich dir, oder du dir, such die Avengers. Vielleicht leben sie ja noch, dann fühlst du dich besser, weil du sie gefunden und vor Blink eine gute Ausrede für deine Flucht hast. Oder aber du findest ihre Leichen, dann kannst du wieder zurück nach Paris und den kleinen Mutanten sagen, dass sie bald sterben, weil es ja doch keine Hoffnung mehr für sie gibt. Deine Entscheidung, kleine Schwester.´ Wanda blieb abrupt stehen und ballte die Fäuste. Hinter ihr rempelte sie einer der Touristen an und meckerte wütend, aber sie beachtete ihn nicht. Sie wandte sich um, sah zu dem Eifelturm, den sie zwischen einigen Häusern sah. Dieser furchtbare Turm. Dieses furchtbare Versteck. Diese furchtbaren Jahre, in denen sie nur abgewartet hatte. Sie sollte gehen, diesem Land den Rücken zukehren und ein normales Leben führen. Vielleicht würde sie sogar einen netten Mann finden und Kinder kriegen. Kinder, die eines Tages getötet werden könnten. Wanda sah immer noch Pietro neben sich stehen. „Ich hasse es, wenn du Recht hast“, knurrte sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)