Midnight Whisper von robin-chan (SwanQueen) ================================================================================ Midnight Whisper ---------------- Neuerlich durchforstete Regina Mills die Bücher, die sie vor Tagen aus der Gruft geholt hatte, in der Hoffnung auf einen kleinen Hinweis, den sie bisher übersah. Pure Ablenkung, kaum hilfreich, aber das bloße Dasitzen, das Warten raubten ihr den Verstand. Seit der selbstlosen Tat seitens der Retterin, waren bereits mehrere Tage verstrichen und Emma Swan, nein, die Dunkle lebte unter ihnen, hier in Storybrook. Nicht bei ihrer Familie sondern alleine, bewusst auf Distanz. Welch eine Wendung, denn der Mensch, die wahre Emma, die Regina einst traf, die sie bekämpfte, die für ihren Sohn blieb und alles tat, war verschwunden. Gewichen einer dunklen Maske. Warum? Ihretwegen. Oft hatte Regina sich darüber den Kopf zerbrochen. Gewiss verstand sie die Intention hinter alle dem und doch, ihr Happy End war unmöglich wertvoller. Regina kannte den Reiz der Dunkelheit, der unbändigen Macht, die einem zu Teil wurde. Die gegebene Befriedigung, aber hatte sie ihren Preis und den kannte Regina besser als andere. Rasch kam man an einem Punkt, an dem die bisherige Macht kaum reichte. Der Wunsch nach mehr erwacht und am Ende zahlte man dafür den geforderten Preis, nahm Kollateralschäden in Kauf. Solange bis gar jene Menschen einen mieden, die das Wertvollste im Leben darstellten. Schon bald, so spürte Regina, fand sich Emma an der entscheidenden Weggabelung. Noch hielten ihre Familie, Freunde zu ihr und hofften auf eine baldige Rückkehr in den normalen Alltag, aber die Dunkle fand bereits Mittel und Wege das Vertrauen, die Liebe dieser Menschen in Stücke zu brechen. Das Gefühl von Zerwürfnis lag in der Luft. Das Mitnehmen des Dolches hatte beigetragen. Inmitten eines Tumults nahm die Dunkle ihn an sich. Wo das einzige Instrument, das sie ihm Notfall aufhielt, versteckt worden war, wusste niemand. Ein Nachteil, wenngleich Regina hoffte, sich nie in einem offenen Kampf mit ihr zu finden, der ihnen womöglich das Leben zur Hölle auf Erden machte. Und doch, auch diesen Punkt verstand Regina. Hätte sie anders gehandelt? Nein. Nicht nach dem was war. Von allen Menschen, an die die Bürgermeisterin dachte, hatte ausgerechnet Mary-Margret, die eigene Mutter, den Dolch angewandt, gegen das eigene Kind gerichtet. Die Angst, die Snow White seit Wochen plagte, kam zum Vorschein. Blendete das Urteilsvermögen, das Vertrauen in ihre Tochter. „Der Kampf gegen die Dunkelheit in mir, hat erst angefangen“, hatte Emma ihre Mutter vorgewarnt. Wie wahr. Die Macht des Dunklen gewann die Oberhand und doch, trotz all der Vorwarnungen seitens der Charmings hatte Regina mehr von Swans Eltern erwartet. Mittlerweile lag der Bücherstapel ungeachtet am Glastisch. Erneut drangen Erinnerungen durch, Sequenzen jenes Abends, der sie mit Schuldgefühlen zurück ließ. Regina war kein Mensch, der gerne in jemandes Schuld stand. Ein Grund mehr, warum sie nach Auswegen suchte, nach der Errettung der eigentlichen Retterin. Ausgelaugt strich sie eine störende Strähne hinters Ohr, atmete so tief wie möglich ein, doch lag ein unangenehmer Druck auf ihrer Brust. Ausgerechnet ihr lag das Wohlergehen von Emma Swan am Herzen. Nach all den Differenzen, den Versuchen die Retterin aus der Stadt zu jagen. Wie schnell sich Beziehungen veränderten. Regina Mills, die einstige Böse Königin, hatte, so sehr sie sich gegen den Gedanken auch wehrte, Emma liebgewonnen. Diese Feststellung kostete Überwindung und tiefer wagte sie sich nicht in ihre Empfindungen vor, weiter kam sie nicht. Irritiert schnellte ihr Kopf in die Höhe. Reginas Ohren waren gespitzt, lauschten. Tatsächlich, keine Einbildung. Jemand klopfte an der Haustür. Skepsis lag in ihrem Gesicht, sie erwartete niemanden, nicht zu dieser Stunde. Langsam erhob sie sich, warf auf dem Weg einen Blick in den Spiegel, dann die Treppe hoch. Henry schlief bei ihr und er war derjenige, der ihr die Kraft und den Glauben an das Machbare gab. Henry behielt seine Einstellung, egal wie sehr Emma sich auch veränderte, er glaubte an das Gute in ihr. Dafür musste Regina kämpfen. Ihren Sohn zu enttäuschen, das durfte sie sich nicht erlauben. Das Klopfen verebbte und sie hegte bereits den Gedanken, Robin würde sie besuchen, ihr offizielles Happy End, an dem sie leichte Zweifel hegte. Emma hatte die Entscheidung getroffen, für ihr Glück, um mit Robin glücklich zu werden, aber kein Mann der Welt war es wert, das eigene Leben mit dem Schicksal des Dunklen zu opfern. Ein letztes Mal atmete Regina durch und als sie die Tür aufschwang, entglitten ihr, wenngleich nur für den Hauch von Sekunden, die Gesichtszüge. Wie falsch sie lag. „Hi.“ Selbstbewusst stand Emma Swan an die Säule gelehnt vor ihr. Ein verschmitztes Lächeln zierte deren Lippen. Unwillkürlich glitten die Augen der Bürgermeisterin über den Körper der Frau, deren Stil ein vollkommen anderer war. Gänzlich in Schwarz gekleidet, die Haare um Nuancen heller und streng nach hinten gekämmt. „Deine Farbe, ich weiß. Steht mir, findest du nicht?“ Natürlich hatte Emma den musternden Blick erkannt, gluckste bei dem Anblick der Bürgermeisterin. Sacht schüttelte diese den Kopf, sortierte ihre Gedanken. „Henry schläft bereits“, sprach sie die erste Vermutung für den Besuch der anderen aus. Warum sonst begab sich Emma Swan auf ihr Anwesen, zu solch später Stunde? Als Antwort nickte die andere, wusste sie dass das der Wahrheit entsprach; immerhin hatte Emma ihren Sohn schlafend vorgefunden, bevor sie sich für den offiziellen oder eher den höflicheren Besuch entschied. Für ein paar Minuten hatte sie einen anderen Weg vorgezogen, doch kam sie für keine Meinungsverschiedenheit hierher und diese hätte sie damit bestimmt ausgelöst. Regina Mills war kein Mensch, der unaufgefordert einen Besucher im Haus mochte. Diese Kleinigkeit verschwieg Emma lieber und so reckte sie neugierig den Kopf zur Seite. „Wo ist Robin?“, schlug sie sofort das Thema an, bevor Regina die Gelegenheit fand, ihre Anwesenheit zu hinterfragen. „Er ist …“, unterbrach Regina sich selbst, löste den Blickkontakt. Eine interessante Frage auf die sie keine Antwort besaß. Seit dem Gruppentreffen am Nachmittag hatte sie Robin Hood nicht mehr gesehen und das Aufgrund ihrer eigenen Bitte. Bei all den neuen Herausforderungen suchte Regina vermehrt Ruhe, Zeit für Recherchen und ihren eigenen Gedanken. „Robin ist nicht da“, antwortete sie schlussendlich wahrheitsgetreu. War auch offensichtlich, denn sonst wäre er vermutlich bereits neben ihr an der Türe. Emma lehnte den Kopf an die Säule, lächelte süßlich. „Ärger im Paradies?“ Ein flaues Gefühl machte sich in Reginas Magen breit. Das Gesprächsthema behagte ihr nicht. Betreten sah sie zu Boden, schob die Hände in die Hosentaschen. Welche Antwort erwartete Emma? Gewiss, die Beziehung zwischen Robin und ihr hatte Höhen und Tiefen, wobei letzteres eher vorherrschte. Wochen hatte sie auf seine Wiederkehr gehofft, sie selbst hatte nach ihm gesucht, aber derzeit tat der Abstand gut. Eine neue, schnelle Liebelei … danach sehnte sich Regina nicht. Zudem fühlte sich die Zweisamkeit momentan unbehaglich an, aber darüber verlor sie kein Wort. „Emma … warum bist du hier?“, fragte Regina, wich regelrecht aus. Zudem war sie sowieso auf diese Antwort erpicht. „Reden.“ „Bitte?“ Verwirrt hob Regina den Kopf an, hörte ein leises Schnaufen. „Ich wollte mit dir reden. So verwerflich?“ „Du hattest den gesamten Tag Zeit. Warum suchst du mich jetzt auf.“ Der Besuch war überraschend genug, umso mehr wollte Regina einen Grund. Reden allein reichte ihr nicht aus, eine viel zu weitläufige Antwort, zu viele Möglichkeiten. „Meine Frage hat sich nicht in Luft aufgelöst“, säuselte die Dunkle, stieß sich von der Säule ab. „Immerhin, muss ich dich erinnern, warum ich das tat?“ Hörbar schlug ihre Stimme um, wurde ein Tick schärfer. „In erster Linie warst du das Ziel. Glaubst du, ich habe mein Dasein als Emma Swan aus einer Laune heraus aufgegeben?“ Nein, daran musste sie Regina nicht erinnern. Ein Kloß hatte sich im Hals der Bürgermeisterin gebildet, der selbst nach mehrmaligem Schlucken nicht verschwand. „Jeden Tag denke ich daran“, waren die einzigen Worte, die Regina einfielen und die Schuld plagte sie. Nach all den Differenzen stand Emma hinter ihr, hatte sie verteidigt, sie unterstützt. Wie konnte sie mit dieser Schuld leben? „Und doch haltest du Hood auf Abstand. Dein ach so schönes Happy End.“ Abwertend sah sie Regina entgegen, schüttelte missbilligend den Kopf. Irritiert blinzelte Regina. Warf sie ihr gerade vor, dass sie sich Robin nicht um den Hals warf? Regina brauchte einen Augenblick, musste die Worte verarbeiten. Tagelang suchte sie einen Ausweg aus der Misere, hatte bereits mit dem Gedanken gespielt die Rollen zu tauschen. Lieber lebte sie als Dunkle, als Emma diesem Schicksal zu überlassen und dann kam das? „Nenn mir eine plausible Erklärung.“ „Du bist meine Erklärung“, sprach sie sofort, brauchte keine Sekunde um über ein anderes Argument nachzudenken. Erkannte Emma das Offensichtliche nicht? „Meinetwegen bist du zur Dunklen geworden. Ich verstehe deine Intention dahinter, glaube mir, aber ich kann unmöglich mein Leben genießen, wenn ich weiß, was du gerade durchstehen musst. Du hattest Recht, ich habe so lange gegen dieses Dunkle in mir gekämpft, und die letzten Monate ersehnte ich mir ein Happy End, die wahre Liebe, aber so stelle ich es mir nicht vor.“ Ihre Handflächen fühlten sich feucht an, verblieben in den Hosentaschen, wo sich die Fingernägel leicht in den Stoff krallten. Lange hatte sie sich in der Gegenwart der andere nicht mehr so unwohl gefühlt, so angreifbar und Emma machte es nicht besser. Wo blieb das Strahlen in den Augen, das sonst erfrischende Lächeln, das sie anfangs durchaus als nervend empfand? Aufmerksam verfolgte Regina jede Regung, Bewegung und so hegte sie Zweifel, den Impuls einen Schritt zurückzumachen, als Emma näher trat, dicht vor ihr stehenblieb. „Ändert sich deine Einstellung mit dem Wissen, dass ich mein neues Leben genieße?“ Geschockt weiteten sich die Pupillen der Bürgermeisterin, ihr Mund stand offen, aber fand kein Laut den Weg über ihre Lippen. Süffisant lächelte die Dunkle. „Ich verstehe den Zwist, den du solange hattest. Warum es dir schwer fiel den Weg des Helden einzuschlagen. Zum ersten Mal, seit ich Storybrook betrat, fühle ich mich frei. Kein aufgezwungenes Schicksal, kein Zwang die Retterin zu mimen. Ich entscheide, frei aus einer Laune heraus. War es das? Hat dich diese Freiheit, gepaart mit einer unsagbaren Macht, gefesselt?“ Wer sprach da? Die wahre Emma oder die Dunkle? Regina war unfähig beide Ichs im Körper der anderen auseinander zu halten. „Emma“, wisperte sie, suchte nach einem Anhaltspunkt in den Augen der anderen, die ihr so unsagbar kalt vorkamen. Die Dunkelheit hatte ihre Fühler ausgestreckt, hieß Emma willkommen. Ein Gefühl, das Regina kannte. Es kam schleichend, bezirzend, hinterließ eine wohlige Wärme. Jegliche Ängste verblassten und nichts schien unmöglich. Der Körper verfiel in Ekstase bis … bis die Realität zum Schlag ausholte, irgendwann brach das eigenhändig aufgebaute Lügengewirr auseinander und ab diesem Punkt traf das Getane ungebändigt durch, bis in die Tiefe der Seele, fraß das Herz genugtuend auf. Emma stand erst am Anfang einer Reise, blind vor Euphorie. Regina durfte es nicht so weit kommen lassen. „Ja“, antwortete sie, nahm einen tiefen Atemzug, „ein unbeschreibliches Gefühl, oder? Nie habe ich mich freier gefühlt, befriedigender. Plötzlich fühlst du dich unantastbar, aber … es ist der Moment, der den freien Fall einleitet. Auf diesem Pfad wirst du nie dein Glück finden. Du erschaffst dir ein Trugbild deiner selbst, des Lebens. Alles, was du tust, baust du auf diesen einen Höhepunkt auf. Solange wirst du keine Zufriedenheit empfinden, denn du willst mehr, immer mehr und das treibt dich in den Wahnsinn, verblendet dir jegliche Sicht auf das Wesentliche. Ich kann dir versprechen, dieser Höhepunkt? Er kommt nie wieder! Nach und nach nimmt dir die Sehnsucht alles und am Ende?“ Traurig schnalzte Regina mit der Zunge, trat einen Schritt zurück, zuckte mit den Schultern. „Nichts. Du bist gefangen in einer Leere und so sehr du versuchst, sie auszufüllen … keine Magie der Welt kann dir hierbei helfen.“ Ein kalter Schauer überkam Regina bei den Gedanken an das Vergangene. Nie wieder mochte sie dieses Gefühl fühlen müssen. „Henry war meine Rettung“, fügte sie flüsternd hinzu, dachte verträumt an ihren Sohn, der ihr neues Leben einhauchte, ihr Gefühle bescherte, die sie lange Zeit als verloren ansah. Er war der Grund gewesen, für den sie der Dunkelheit abschwor, für den sie niemals, ganzgleich wie groß die Verlockung sein konnte, den Rückschritt in Erwägung zog. Je länger Regina gesprochen hatte desto ausdrucksloser waren Emmas Züge geworden. Die Ausführung entsprach nicht gerade dem, das sie erhofft hatte. Die einst Böse Königin war gezähmt worden. „Lass mich helfen, Emma.“ Zweifelnd hob diese ihre Augenbrauen. Sie war die Dunkle und die Dunkle brauchte keine Hilfe. Vielmehr würden die Menschen sie aufsuchen und sie um Hilfe anflehen. Die Böse Königin war eine Marionette des Guten geworden und das passte ganz und gar nicht in ihr Vorhaben. „Möchtest du den wahren Grund meines Besuches erfahren?“, fragte sie unbehelligt, ohne näher auf das Gesagte einzugehen. „Der wäre?“ Regina wusste, dass der Versuch Emma zu überzeugen, zu scheitern drohnte. Noch befand sie sich in einem Stadium, in dem sich alles nach dümmlichem Geschwätz anhörte. Sie durfte bloß nicht aufhören. Denn je länger Emma dem ausgesetzt war desto schwieriger wurde es. Die Frage jedoch war, wie sie zu Emmas alten Ich vordrang. „Du kennst meine Macht, ich kenne deine“, begann Emma mit ihrer Ausführung, lehnte neuerlich gegen die Säule, dieses Mal mit dem Rücken und verschränkte die Arme, „zusammen liegt uns die Welt zu Füßen. Was sagst du?“ „Das ist Irrsinn!“, antwortete Regina entrüstet. „Wieso? Die Böse Königin und die Dunkle. Ein unbesiegbares Gespann.“ Jenen Vorschlag aus dem Mund der einstigen Retterin zu hören. Nie hätte sie daran geglaubt. „Oh, und wie erklärst du das bitte deiner Familie? Snow und …“ „Welcher Familie?!“, zischte die Dunkle spöttisch, unterband jegliche weitere Ausführung. „Henry und du, ihr seid meine Familie.“ Das hatte sie als Emma Swan auf schmerzhafte Weise gelernt. Ihr gesamtes Leben hatte sie sich nach ihren Eltern gesehnt, nach dem Familienleben, das ihr stets verwehrt wurde. Wofür? Sie verstanden Emma nicht, denn sie passte nicht in dieses kleine, störrische heile Welt Denkmuster. Nie fühlte sie sich als eine Heldin, wie sie sie aus Märchen kannte. Ihre eigene Mutter hatte Angst, Emma könnte ihrem Bruder aus Versehen etwas antun. Es waren die Kleinigkeiten, die sich einprägten und ihr deutlich machten, wie deplatziert sie innerhalb dieser Familie war. Regina war anders, bei sah Emma das Verständnis. „Emma! Das ist das Dunkle, das aus dir spricht. Sie lieben dich!“ „Für sie bin ich bloß die Retterin und keine Tochter“, sprach sie verbittert. Dieses Mal war Regina diejenige, die näher trat, wieder ein unangenehmes Ziehen im Magen verspürte. „Kämpf dagegen an. Tief in deinem Herzen erkennst du die Wahrheit“, versuchte Regina und hörte sich leicht verzweifelt an. Wie schwer das in diesen Momenten war, wusste sie, aber wusste sie auch um die Stärke der Blonden. „Ich bin für dich da und stehe dir als Freundin zur Seite.“ „Wir waren nie Freunde!“ Ein Zucken durchfuhr den Körper der Bürgermeisterin. Hatte sie die Zeichen falsch gedeutet? Gewiss, als Emma sie damals in der Gruft aufsuchte und ihr davon erzählte, sie wollte mit ihr befreundet sein, hatte Regina die Aussage belächelt. Mittlerweile jedoch, sah sie Emma Swan als Freundin. Einen Menschen, dem sie vertraute, der das Beste in ihr hervorbrachte. Wie Henry. „Regina, du bist diejenige, die blind ist.“ War es nicht offensichtlich? Warum sonst hatte Emma ihr altes Leben geopfert? Nie zuvor hatte sie so klar gesehen. Die vielen Stunden, die sie alleine verbrachte, abgeschottet von ihrem alten Dasein, hatten ihr die notwendige Zeit gegeben um nachzudenken und plötzlich ergab es einen Sinn. Nicht suchte sie Hook auf und wollte ihn an ihrer Seite. Nein, die Dunkle zog es hierher, wo sie ihren Platz sah. „Vielleicht habe ich mir eine Freundschaft erhofft, aber das war naiv. Wir beide können nie Freunde sein, dafür steht viel zu viel unausgesprochen zwischen uns. Das ständige Bekriegen, der Aufbau unserer merkwürdigen Beziehung … Regina, ich erkenne Gefühle, die keine Freundschaft zulassen.“ „Das ist … du bist …“, stammelte Regina fassungslos, verstand wohl oder übel, worauf Emma hinaus wollte. Konnte das der Wahrheit entsprechen? Hegte Emma Gefühle für sie? Nein, unmöglich! Ein Trick, ein kranker Scherz der Dunklen und doch … Nein! Beklommen wandte Regina den Blick ab. Ungebändigt flogen ihre Gedanken wild umher. So viele unsortierte Gedanken. „Du hast Henry versprochen, du nimmst das nächste Happy End, das an die Tür klopft, an“, setzte Emma durchaus belustigt nach, neigte den Kopf zur Seite und versuchte Einblick in das Gesicht der anderen zu erlangen. „Er hat mir davon erzählt. Das kann dein Happy End sein.“ Ein Leben in Isolation, danach strebte die Dunkle nicht, und dachte sie an die Zukunft, so erkannte sie lediglich zwei Menschen an ihrer Seite: Henry und Regina. „Das Böse erhält nie ein Happy End und schon vergessen? Du liebst Hook.“ Einen Moment lang ließ sie sich Reginas Aussage durch den Kopf gehen, ein Argument das zu erwarten war. Verständlich. Bisher gab es keine direkten Anspielungen. „Du meinst wohl die alte Emma, die sich anpasste, die nach all den Zurückweisungen, den Verlusten, den leichten Weg aussuchte. Diese Emma zog dasselbe an, das du ausstrahlst. Ihn fasziniert die dunkle Seite, er ist anders, aber leider durchschaubar. Wir wissen beide, wie schnell er die Seite wechselt, die ihm die bessere Ausgangslage beschert. Hook ist … langweilig.“ „Für dich hat er sich verändert.“ Regina suchte nach einer passenden Erklärung, die Emma verstehen ließ, wie durcheinander sie war. Allem Anschein nach wusste Emma nicht länger wovon sie sprach. Wie kam Emma auf diese Gedanken? „Und? Deshalb muss ich ihn wählen? Albern.“ „Das Dunkle nimmt dich ein, verwirrt dich.“ Rasch schüttelte Swan den Kopf. Für sie war das keine Verwirrung, vielmehr eine neue Sicht, die sie viel zu lange ignorierte. „Denk darüber nach, Regina. Wir können eine echte Familie sein. Zusammen beherrschen wir Storybrook. Den Zauberwald. Such dir irgendeine Welt aus.“ Die Gefühle der Dunklen waren eine Sache, aber der Machtdurst? Der zog die genannten Gefühle wiederum ins Lächerliche, denn zeigten sie Regina auf, wie das Dunkle Emma kontrollierte. „Hast du eigentlich an Henry gedacht? An seine Sorgen? An unseren Sohn, der an das Gute im Menschen glaubt?“, fragte Regina vorwurfsvoll. „Du warst immer seine Heldin! Deine Verwandlung hat ihn getroffen und er sucht Wege dich zu retten. Nie würde er den dunklen Pfad einschlagen. Du müsstest wissen, wie ich ihn mit der Magie, egal wie gut ich es meinte, verscheucht habe. Wach auf, Emma!“ „Ich sehe schon, du brauchst Zeit“, blockierte die Dunkle und stellte sich aufrecht vor Regina, umfasste sanft deren Kinn. „Ich möchte dich, die Böse Königin, und Henry. Denk darüber nach“, brachte sie ihren Wunsch nochmal, bestimmter zum Ausdruck. Unwillkürlich wich Regina zurück, wandte sich zum Gehen. „Das Gespräch ist beendet. Henry habe ich versprochen, dich unter allen Umständen zu retten und das werde ich.“ Emma zurückholen, ein Unterfangen das sie nicht nur ihrem Sohn sondern sich selbst versprach. „Halt dich fern von Henry, unseren Sohn ziehst du nicht in die Dunkelheit!“ „Gilt dasselbe für dich?“, lachte die Dunkle hämisch, wartete auf ein wohlwollendes Zeichen. Zufrieden erkannte sie, dass Regina stehen blieb, aber da diese mit dem Rücken zu ihr stand, erhielt sie keinen Einblick auf die Gesichtszüge der anderen. Regina spürte das lautstarke Pochen ihres Herzens, das Rauschen in ihren Ohren. Sie schwieg. Was sollte sie darauf sagen? Die Emma, die sie kannte und wiederhaben wollte, hörte sowieso nie und so riskierte sie keinen weiteren Blick mehr, betrat das Haus und ließ die Dunkle alleine zurück. Ermüdet sank Regina gegen das Holz, vergrub das Gesicht in ihren Handflächen. Wie schnell hatte das Gespräch eine andere, unvorhersehbare Richtung eingeschlagen? War die Situation nicht schon kompliziert genug? „Mum?“ Ertappt sanken ihre Hände, erschrocken blickte sie auf. Dort saß er, Henry, auf den Stufen, unwissend was er gerade empfand. Zu sehr wühlte ihn das Gehörte auf. „Seit wann?“, fragte Regina vorsichtig und erahnte bereits eine unangenehme Antwort. „Eine Weile?“ Ihr Herz rutschte tiefer. Sie selbst hatte keinen blassen Schimmer, inwieweit sie Emma Glauben schenken durfte, wie dachte dann erst Henry darüber? Ein Gespräch lag in der Luft, doch fand keiner der beiden einen Anfang, und so verblieb das Thema unausgesprochen. Morgen war ein neuer Tag, denn Regina war müde und sie erkannte in den Augen ihres Sohnes, dass er verstand und den Aufschub akzeptierte. Beide brauchten sie Zeit und dann, dann konnten sie in Ruhe darüber reden. Seufzend hatte sie sich zu Henry gesellt, sank neben ihn und schlag einen Arm um seine Schultern, drückten ihn näher, platzierte einen sachten Kuss auf seinem Haar. „Wir schaffen das, Mum“, wisperte Henry, denn seinen Glauben verlor er nie, ganzgleich wie aussichtlos die Situation aussah. Eine neue, schwierige Herausforderung und wie jede andere, meisterten sie auch diese. Sie brauchten bloß Geduld. Minuten saßen sie beieinander, den eigenen Gedanken ausgesetzt, bis Henry neuerlich das Wort erhob, seine Mutter neckend anstupste: „Sollten ihre Gefühle echt sein und du ähnlich empfindest, dann erspare ich mir wenigstens den ständigen Zimmerwechsel.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)