Bananeneis von Raija ================================================================================ Kapitel 11: Der Geruch von Feuer und Meer ----------------------------------------- Genüsslich strecke Mara sich und öffnete langsam ihre Lider. Das Zimmer war geflutet von dem warmen Sonnenlicht, das durch das Panoramafenster hinein drang. Sie wandte den Kopf zur anderen Seite, nur um sich allein in dem großen Bett wiederzufinden. Irritiert richtete sich auf und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Erwin war nicht anwesend. Sie stieg aus dem Bett, schlüpfte in ihren Slip und griff nach Erwins Hemd, das zu ihren Füßen auf dem Boden lag. Noch mit den Knöpfen beschäftigt, stieg sie die Treppe hinab, doch auch das untere Stockwerk war verwaist. Mara runzelte die Stirn. Wo war er nur? Barfuß tapste sie an das Fenster und sah hinunter zum Strand. Dort entdeckte sie Erwin, der, oben ohne nur in Flanellhosen gekleidet, durch den Sand schlenderte und anscheinend telefonierte. Beruhigt, dass sie ihn nun gefunden hatte, ging sie in die Kochecke und bereitete ein schmackhaftes Frühstück für beide zu. Während sie eine Paprika in feine Streifen schnitt, versank sie so tief in ihren Gedanken, dass sie gar nicht mitbekam, wie Erwin in das Haus zurückkehrte. „Daran könnte ich mich gewöhnen“, raunte er in ihr Ohr, während er seine Arme um sie schloss. Mara drehte sich in seiner Umarmung, damit sie ihn ansehen konnte. Ihr Blick glitt über seine glatte, muskulöse Brust und ihr Blut geriet wieder in Wallung. Mit seinem unordentlichem Haar sah er verboten gut aus. „Wenn du dich so an den Tisch setzt, dann mach ich gerne Frühstück“, schnurrte sie und biss von einem Paprikastreifen ab. Erwin schmunzelte und befeuchtete seine Unterlippe. Dieses kurze Aufblitzen seiner Zunge rief sofort die Erinnerungen an letzte Nacht auf und was er mit dieser Zunge angestellt hatte. Mara schnappte nach Luft und starrte auf seine Lippen. Seine Hand legte er in ihren Nacken und sie stellte sich automatisch auf die Zehenspitzen, ehe sie sich küssten. Raum und Zeit schienen vergessen, alles was zählte waren die Zärtlichkeiten, die sie austauschten. Zu gerne hätte Mara sich ihm hingegeben, aber da war etwas, das nun ihre Aufmerksamkeit erforderte. „Die Spiegeleier brennen an“, murmelte sie gegen seine Lippen. „Da hast du gerade noch einmal Glück gehabt“, witzelte Erwin, als er sich von ihr löste. Gemeinsam setzten sie sich an den Esstisch und frühstückten, wobei sie wieder herumalberten, wie am Vorabend. Danach kleideten sie sich für einen Ausflug an den Strand. Doch statt diesen hinter Erwins Haus zu besuchen, führte er sie zu seinem Wagen und sie fuhren eine kurze Weile, bis sie sie nächstgelegene Ortschaft erreichten. Erwin steuerte seinen Volvo Richtung Hafen und parkte ihn schließlich ab. „Was machen wir?“, fragte Mara und sah durch die Windschutzscheibe zu all den Schiffen, die im Hafen lagen. „Wir gehen segeln“, verkündete er und stieg aus. Mara tat es ihm gleich. „Wir segeln mit dem Becksschiff zur Barcadi-Insel?“, fragte sie scherzhaft. „So ungefähr“, lachte Erwin und entfernte sich vom Auto. Sie beobachtete, wie er auf einen älteren Herrn in kurzer Hose und Aloha Shirt zuschritt. Die beiden Männer gaben sich die Hand und redeten miteinander, bis Erwin sie zu sich winkte. Der Mann stellte sich als Joseph Fischer vor, ein Bekannter von Erwin. Mit seiner Segelyacht würden sie hinaus aufs Meer fahren, begleitet von ihm und seinen Sohn Oliver. Gemeinsam schlenderten sie zum Boot, währenddessen erzählte Joseph von seiner Titania. Die Taue wurden eingeholt, der Anker gelichtet und sie Segel gesetzt, dabei machten Joseph und Oliver solch einen geübten Eindruck, das Mara sich in sicheren Händen wägte. Mara und Erwin saßen in ihre Badesachen gekleidet an Deck und sahen hinaus auf die endlose Weite des Meeres, während die Titania seelenruhig vor sich hin trieb. Ein leichter Wind strich zärtlich über ihre nackte Haut, was sehr gut mit der prallen Hitze der Sonne harmonierte. Zufrieden atmete Mara die Seeluft tief ein und wieder aus. „Gefällt es dir?“, fragte Erwin und sah sie über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg an. „Es ist wunderbar“, bestätigte sie und hielt ihren Strohhut fest, ehe der Wind ihn von ihren Kopf wehen konnte. Ihr Blick haftete an dem türkisen Wasser, dessen Wellen die Sonnenstrahlen reflektierten. „Das Wasser glitzert so schön.“ „Das Wasser hat sicherlich auch eine angenehme Temperatur“, meinte er. „Mh, ich weiß nicht.“ Unentschlossen wiegte sie den Kopf hin und her. „Dann verpasst du den größten Spaß“, meinte Erwin schmunzelnd. Dabei nahm er seine Brille von der Nase und legte sie neben sich ab. Er stand auf und griff nach einem Tau, das von einem Mast hing. „Wie, du kannst Spaß haben?“, fragte Mara zwinkernd und sah ihm interessiert dabei zusah. Zur Antwort bekam sie nur ein umwerfendes Lächeln geschenkt, dann schwang er sich an dem Seil über die Reling und landete mit einer Arschbombe im Wasser. Erheitert lachte Mara auf. So albern hatte sie ihn noch nie erlebt. Sie richtete sich ebenfalls auf und hielt Ausschau nach ihm. Sein blonder Schopf tauchte aus dem Wasser auf und sofort winkte er nach ihr. „Komm schon“, rief er ihr zu. Kurz zögerte sie, dann ergriff auch sie das Tau und schwang sich in das kühle Nass. Ihr Hut, den sie vergessen hatte abzusetzen, trieb auf der Wasseroberfläche, bis Mara unter ihm auftauchte und er nun schief auf ihrem Kopf saß. Erwin lachte über ihren Anblick. „Setz den Hut richtig auf, sonst bekommen die Haie noch einen Lachanfall“, zog er sie auf. Mara entglitten daraufhin die Gesichtszüge. „Scheiße! Hier gibt es Haie?“, rief sie entsetzt aus. „Fuck, fuck, fuck.“ Amüsiert sah er ihr dabei zu, wie sie zu ihm geschwommen kam und sich an ihn klammerte, während ihr Blick rastlos das Wasser absuchte. Lachend strich er ihr die Haare über die Schulter. „Hier gibt es keine Haie, das war ein Scherz“, klärte er sie auf. „Ein verdammt mieser Scherz“, ließ sie ihn wissen und schob schmollend die Unterlippe vor. ☼◙☼◙☼ Gegen Sonnenuntergang saßen sie im warmen Sand des Strandes hinter Erwins Haus. Mara hielt einen Stock mit Marshmallows in das prasselnde Lagerfeuer, das sie entzündet hatten, und beobachtete Erwin, der einige Meter von ihr entfernt telefonierte. Sie verstand nicht, was er sagte, doch anhand der Art, wie er mit der freien Hand in der Luft umher gestikulierte, konnte sie ablesen, dass es kein Anruf à la 'Hallo, wie geht’s? Ich wollte nur mal quatschen' war. Ganz auf ihn fixiert bemerkte sie gar nicht, wie die Marshmallows sich so sehr verflüssigten, dass sie vom Stock ins Feuer fielen. Schließlich legte Erwin auf und sie erkannte, das er erst nochmal tief durchatmete, ehe er sich neben ihr auf der Decke nieder ließ. „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie und musterte seine angespannten Gesichtszüge, die sich langsam auflockerten. „Nichts, um das du dir Sorgen machen müsstest“, sagte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Aber ist bei dir alles in Ordnung?“ „Klar, wieso?“ Irritiert runzelte Mara die Stirn. „Du wirkst etwas abwesend“, schmunzelte er. „Wie kommst du denn darauf?“, wollte sie wissen. „Ach ich weiß auch nicht“, winkte grinsend ab. „Was machen deine Marshmallows?“ Mara wandte den Blick von Erwin auf ihren Stock, nur im festzustellen, dass sich darauf keine Marshmallows mehr befanden und das Holz lichterloh brannte. „Ach verdammt“, fluchte sie und warf ihn ins Feuer, woraufhin Erwin lachte. „Ich hole mal etwas, um deinen Frust zu ertränken“, zwinkerte er ihr zu, bevor er sich erhob und Richtung Wasser stapfte, wo sie ein kleines Loch in den Sand gegraben und mit Wasser gefüllt hatten, um eine Flasche Wein kalt zu stellen. Mittlerweile versank die Sonne als oranger Feuerball in den dunklen Wellen und färbte den Himmel um sich in wunderschöne Rottöne, während ein schwarzer Schleier sich über das Land legte. „Du machst mich echt noch zum Alkoholiker“, schüttelte Mara mit den Kopf, allerdings mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich hoffe zumindest zu einem glücklichen Alkoholiker“, ging er auf ihren Spaß ein und entkorkte die Flasche. Mara hielt ihm zwei Gläser entgegen, die Erwin mit kühlen Weißwein füllte. Mara prostete ihm zu und ihre Gläser trafen klirrend aufeinander. Sie schmeckte das nussige Aroma des halbtrockenen Weines und schloss einen Moment genießerisch die Augen. „Ich habe dich noch gar nicht gefragt, was der Doktor zum Zustand deines Bruders gesagt hat“, stellte Erwin fest. Sein Arm legte sich um ihren Oberkörper und zog sie somit enger an sich. Der Duft seines Parfums stieg in Maras Nase, vermischte sich mit dem Geruch des Feuers und des Meeres und berauschte ihre Sinne. Sie holte tief Luft und nahm diesen Wohlgeruch in sich auf. „Sein Zustand verbessert sich, aber mehr Neuigkeiten gibt es nicht. Wir müssen weiter warten und das Beste hoffen“, informierte sie ihm. „Was sagen eure Eltern dazu?“ „Die können sich dazu nicht mehr äußern.“ Mara griff in die Tüte mit den Marshmallows, fischte einen heraus und stopfte ihn in den Mund. Dann sah sie Erwin an und wusste, dass er verstand. „Was ist mit deinen Eltern? Willst du dir die Peinlichkeit antun und mich vorstellen?“, fragte sie scherzend und die Beklommenheit, die sich über sie zu legen versuchte, zu vertreiben. „Nein, diese Peinlichkeit erspare ich mir“, sagte Erwin todernst und beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Entrüstet klappte ihr die Kinnlade herunter. Da begann Erwins Maske zu bröckeln und er konnte nicht verhindern, dass seine Mundwinkel nach oben zuckten. „Meine Eltern und ich haben den Kontakt abgebrochen. Sie hatten gewisse Erwartungen an mich, die ich nicht erfüllen kann, und sind darüber äußerst pikiert“, klärte er sie auf. „Du bist heute wohl ganz schön auf Ärger aus“, meinte Mara und entschlüpfte seiner Umarmung. „Bist du nun sauer auf mich?“ „Nein, deine Witze sind einfach nur scheiße.“ Trotzdem fühlte sie sich ein wenig beleidigt. Einem schmollenden Kind gleich, verschränkte sie die Arme vor der Brust und blickte ins Feuer. Plötzlich spürte sie Erwins Hände an ihren Wangen, die ihren Kopf sachte in seine Richtung drehten. Das Feuer spiegelte sich in seinen hellen Augen und der warme Blick, mit dem er sie bedachte, ließ all den Ärgern verfliegen. Als sich seine weichen Lippen die ihren liebkosten, hatte sie schon längst ausgeblendet, über was sie gesprochen hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)