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Kleine Augenblicke

Eine Geschichte über Aufzüge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Prolog jetzt umgeschrieben habe, aber ich denke, jetzt gefällt er mir. XD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ganz ehrlich?
Ich hab noch nie in der Ich-Person UND der Gegenwart geschrieben und irgendwie liest sich das für mich total seltsam, aber ich glaube, das liegt einfach daran, dass ich es null gewöhnt bin, es für die Geschichte mMn allerdings am sinnvollsten so ist. Genauso, wie die kurze Länge dieses Kapitels. Ich möchte mit dieser FF mal was ausprobieren und hoffe wirklich, dass das so funktioniert, wie ich es mir vorstelle.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist so gesehen wahrscheinlich das totale Gegenteil des vorherigen. Aber es muss auch nicht immer jede Begegnung mit einem Knall beginnen, manchmal sind es die alltäglichen Sachen und Gespräche, die wichtig sind. ;)
Ungebetat. Vielleicht möchte ja jemand betan? :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir schrecklich leid, dass das neue Kapitel so lange gebraucht hat. Ich hab es ungefähr fünf Mal neu angefangen und jeder Verlauf, den ich mir vorgestellt hatte, gefiel mir dann niedergeschrieben einfach nicht. Hinzu kam noch eine recht lange Inaktivität meinerseits auf dieser Seite (bzw. dem Internet allgemein). Besonders entschuldigen möchte ich mich beiQuiana, da diese kleine Fanfiction ja für sie ist. Es tut mir schrecklich leid, ich werde mich bessern!

Viel Spaß beim lesen. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Die Überarbeitung schreitet voran. Langsam und gemächlich zwar, aber ich bin noch dran. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nachdem meine Abschlussprüfungen nun vorbei sind und ich wieder ein bisschen Luft habe, hier endlich das nächste Kapitel.
Viel Spaß! :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist schon seit Monaten so gut wie fertig. Ich war nur zwischenzeitlich mal wieder inaktiv und habe natürlich dadurch auch diese Geschichte schleifen lassen. Aber ich gelobe Besserung!
Ungebetat, ich denke ich werde es in ein, zwei Wochen auch noch mal überarbeiten, gerade auch, weil die Zeitform hier irgendwie doof war, aber ich wünsche ganz viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bedanke mich herzlich für 70 Kommentare und 113 Favoriten <3 Und die wirklich lieben Nachrichten. Danke und sorry, dass es trotzdem wieder so ewig gedauert hat. ;_; Dafür dass ich weiß, was ich schreiben will, tue ich mich damit doch sehr schwer o.ô Aber immerhin sind es doch tatsächlich mal über 2.000 Wörter geworden und dann wegen einer so schrecklichen Geschichte. Aber lest selbst. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Puh. Es hat leider wieder sehr lange gedauert.
Irgendwie bin ich total von der FF weggekommen durch meine Weblogaktion (ein Platz wäre btw. noch frei ;3) und wegen meiner neuen FF, die auch mal wieder so ne spontane Sache war. :')
Und irgendwie werde ich meistens Richtung Herbst wieder aktiver beim schreiben o.ô
Anyway viel Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
An dieser Stelle ein riesen Danke anLyota, von der ich mir den Trick mit dem 'ein paar Stockwerke laufen und erst dann in den Aufzug einsteigen' leihen durfte. <3
Ansonsten: ich wollte das Kapitel am Freitag schon hochalden, bin aber nicht mehr dazu gekommen es zu überarbeiten. Darum erst heute. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bin momentan total im Schreibflash (hab ich immer um die Jahreszeit irgendwie), darum folgt nun tatsächlich schon das dritte Kapitel innerhalb von ein paar Wochen - und es hat die 2000 Wörtergrenze geknackt. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, nach einer kleinen Winterpause, in der ich ein paar One-Shots für Aktionen geschrieben habe, hier nun das nächste Kapitel. ;)
Btw. hab ich in der Vorweihachtszeit immer so Bock auf Weihnachtsfilme und neulich bin ich doch tatsächlich auf einen gestoßen, in dem ein Aufzug eine nicht ganz unwichtige Rolle gespielt hat. 'Happy Kissmas', falls wer ihn auf Netflix schauen mag. :)
Und ja, ich hab das Cover getauscht. Finde, das passt irgendwie gut zu Sakura hier in der Geschichte. Komplett anzeigen

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Eine Geschichte über Aufzüge

Der Personenaufzug ist die am häufigsten zum Einsatz kommende Aufzugart.

Wie durch seinen Namen bereits impliziert wird, dient er als Mittel zur Beförderung von Menschen. Ob nun in vertikaler oder horizontaler Richtung ist dabei irrelevant. Er verfrachtet eine Person dorthin, wo sie hinmöchte und wieder zurück.

Aufzüge gibt es in fast jedem mehrstöckigen Gebäude und sie sind mittlerweile kaum noch aus dem alltäglichen Leben wegzudenken.

Und das, obwohl sich beispielsweise die Menschen in Europa lange gegen ihren Einsatz gesträubt haben.

Aber selbst dort kann sich heute niemand mehr vorstellen ohne sie zu leben – auch, wenn es immer noch irre Leute gibt, die lieber sieben Stockwerke Treppen laufen, anstatt in die Kabine zu treten und sich ein wenig Arbeit abnehmen zu lassen.

Aufzüge gehören, wie Autos, zu den Nutzdingen, die uns den Alltag erleichtern sollen, vor Stoßatmung schützen und uns die Lasten abnehmen, die wir schleppen müssen.

Sie sind fast immer da, wenn wir sie brauchen. Und immer dann defekt, wenn sie wirklich wichtig wären.

Aber sie sind noch mehr.

Zum Beispiel ein wichtiger Bestandteil in Serien und Filmen.

Es gibt nicht umsonst diese furchtbar traurigen, verboten romantischen und unglaublich lustigen Momente in ihrem Inneren. Sie sind eben nicht nur ein Nutzding, wie wahrscheinlich fast jeder von uns denkt – sofern er sich überhaupt Gedanken darübermacht.

Sie sind ein wichtiges Stilmittel für Erzählungen, für bestimmte Szenen, einfach, weil wir so viel Zeit in ihnen verbringen. So viel Zeit, mit so vielen verschiedenen Menschen.

Und das bringt mich zu ihrer wichtigsten Eingenschaft.

Aufzüge sind nicht nur relevant für die Lebenserleichterung oder Handlungsverläufe, nein, sie sind wichtig für unser reales Sozialleben.

Und ja, es gibt sicher genügend, die nun denken, ich würde mit dieser Ansicht hoffnungslos übertreiben, schließlich befördern uns Aufzüge nur von A nach B.

Aber mal ehrlich, hast du noch nie ein Gespräch mit jemandem im Aufzug begonnen, weil dir die Stille unangenehm geworden ist? Hat sich daraus nie eine Bekanntschaft entwickelt, auf die du letztendlich die nächsten Tage gespannt gewartet hast, ob sie erneut mitfährt?

In Aufzügen passiert so viel, ohne, dass wir es realisieren. Und genau das finde ich unglaublich interessant und schade zugleich.

Sie können unser Leben komplett auf den Kopf stellen. Nur durch eine Winzigkeit, durch einen kurzen Moment.

Und darüber möchte ich dir eine Geschichte erzählen.
 

Über die kleinen Augenblicke in Aufzügen, die unser Leben grundlegend verändern können.

Eine Geschichte über Peinlichkeiten

22. August
 

Der wohl größte Fehler, den man in einem Aufzug begehen kann, ist nicht etwa vor fremden Leuten über private Dinge zu sprechen, beim Sex erwischt zu werden oder gar zu pupsen – und ja, das finde ich am peinlichsten von allem.

Nein, das Schlimmste, was man machen kann, ist, sich beim nach oben Fahren die Schuhe zu binden und dann, sobald er hält, nach vorne über zu kippen und der Person, die gerade einsteigen möchte, mit dem Kopf einen Magenhieb zu verpassen.

Wahlweise hält diese Person noch drei Tupperdosen in den Händen, die dumpf auf den Boden fallen.

Und wenn es noch besser werden soll, war sie nicht intelligent genug, die Deckel vernünftig zu schließen, weshalb der komplette Inhalt auf dem Boden, an den Wänden und den frisch gebundenen Schuhen landet.

Und auch, wenn man nichts für diesen Saustall kann, ist man trotzdem die Person, der das Ganze absolut peinlich ist und die ohne Wenn und Aber sofort beim Aufwischen hilft.

Woher ich das weiß?

Weil ich hier gerade knie und über den Teppichboden dieses verdammten, alten Aufzuges robbe, um mit den Taschentüchern, die ich zum Glück noch in meiner Tasche gefunden habe, möglichst viel von der verschütteten Suppe mit ihnen aufzusaugen.

Ja, ich weiß, dass das schwachsinnig ist und überhaupt nichts bringt, aber da eben beschriebener Trottel ebenfalls vergebens versucht die Sauerei wegzuwischen und mir das – wie schon gesagt – absolut peinlich ist, bleibt mir kaum etwas Anderes übrig, als zu helfen.

Wobei ich – und ja, das hatte ich auch bereits schon einmal erwähnt – nichts dafürkann. Schließlich habe ich die Deckel nicht falsch auf die Schüsseln gesetzt!

»Danke, dass du mir hilfst.«

Ich schaue auf und werfe ihm mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick zu, den er mit einem breiten Grinsen, das seine blauen Augen zum Glänzen bringt, erwidert.

Ich könnte ihn darauf hinweisen, dass ich ihm das 'du' gar nicht angeboten habe, allerdings glaube ich, meine momentane Position würde es schwermachen, mir die nötige Autorität zu verschaffen. Weshalb ich einfach nur mit den Achseln zucke und weiter meine Taschentücher für diese Aufgabe opfere.

Ich kann gar nicht sagen wie glücklich ich bin, wenn ich hier endlich wegkomme und diesen Typen hoffentlich nie wiedersehen muss. Gott, wie das wohl für ihn ausgesehen haben muss, eine kreischende, menschliche Kugel auf sich zukommen zu sehen, die ihn umräumt als wäre er ein Pin.

Ich bin nur froh, dass ich schnell genug von ihm abprallen konnte, bevor sein Essen noch meine Haare erwischte. Das wäre dann wohl mein Tiefpunkt des Tages gewesen.

»Das sollte reichen«, sage ich schließlich und versuche den würzigen Suppengeruch zu ignorieren, der mir seit zehn Minuten in die Nase steigt – so viel zum Thema, der Geruchssinn sei der schwächste von allen.

»Ja. Außerdem sollten wir den Aufzug nicht noch länger in Beschlag nehmen. Gibt schließlich nur den einen«, erwidert er, steht auf und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

»Sollten wir. «

Trotzdem lasse ich mich etwas umständlich zurückfallen und starre ihn von unten herauf an. Seine kurzen, blonden Haare erinnern mich ein wenig an einen Igel und mir fällt jetzt erst auf, dass sein oranges Shirt einen riesen Suppenfleck aufweist. Nicht auch das noch. Erdboden, wenn du auch nur einen Hauch von Mitleid für mich verspürst, darfst du dich gerne auftun und mich verschlingen.

»Ähm … wohnst du hier?«, frage ich und übernehme das 'du' dann auch einfach mal.

Falls er wirklich hier wohnt, könnte er sich wenigstens schnell umziehen und müsste nicht so durch die Stadt laufen – erhöht aber die Gefahr, ihm zu oft zu begegnen.

Wobei diese Gefahr wohl so oder so besteht. Er müsste ein seltsamer Mensch sein, wenn er sich aus Spaß an der Freude, einfach mal in fremden Wohnhäusern aufhält. Und dazu noch drei volle Schüsseln mit sich herumschleppt.

»Nein, mein bester Freund ist hier eingezogen und ich wollte ihn nur besuchen. Bin aber im falschen Stockwerk gelandet.« Erneut kratzt er sich am Hinterkopf und ein nervöses Lachen verlässt seine Kehle. Na Gott sei Dank bin ich hier nicht die einzige, die eine peinliche Ader aufzuweisen hat.

»Ich bin übrigens Naruto Uzumaki.« Er streckt mir seine Hand entgegen, die ich ein wenig perplex entgegennehme und mich hochziehen lasse.

»Sakura Haruno, freut mich.« Oder so ähnlich.

Wir stellen uns ins Innere des Aufzuges, sodass sich die Türen endlich wieder schließen können und er seine Fahrt in den siebten Stock fortsetzen kann.

»Das trifft sich gut. Da muss ich auch hin. Glaub ich zumindest. Warte. Sasuke hat mir 'ne SMS geschrieben, nachdem ich vor der Tür der falschen Person aufgekreuzt bin.« Erneut lacht er nervös.

Okay, wenn er mir weiterhin solche Sachen erzählt, muss ich meine Aussage über die Ader revidieren, weil es sich langsam eher danach anhört als wäre seine komplette DNA mit Peinlichkeit durchzogen. Als läge es ihm im Blut.

Ich streiche unbewusst über die glatte, alte Holzverkleidung des Aufzuges und starre auf das Display, das nach wie vor in stechendem gelb die Zahl sechs anzeigt.

Wie lang dauert es denn bitte, zwei Stockwerke hochzufahren? Da wäre ich selbst zu Fuß schneller gewesen.

Jetzt, wo ich daran denke, eine ziemlich gute Idee. Dieser fürchterliche Suppengeruch will einfach nicht verschwinden und zwei Etagen lassen sich eigentlich noch ganz gut laufen.

Zu spät.

Die Türen öffnen sich und ich stürze ein wenig zu hektisch aus diesem viereckigen Kasten, durchwühle beim Gehen meine Tasche und versuche vergebens, nach meinem Schlüssel zu fischen.

»Ähm … also dann … einen schönen Tag noch«, ruft Naruto mir hinterher.

»Dir auch«, erwidere ich und hoffe, dass er sich schon weggedreht hat, als ich meine Tasche auf den Boden stelle, mich davor hinknie und genervt den Inhalt durchwühle, weil dieser verdammte Schlüssel einfach nicht aufzufinden ist.

»Sakura … äh … also, ich will ja nichts sagen, aber ich glaub, als du dich vorhin hingesetzt hast, bist du in der verschütteten Suppe gelandet.«

Narutos Stimme wird von Wort zu Wort leiser und ich von Sekunde zu Sekunde wütender. Ich würde jetzt gerne heulen, wenn das okay ist? Nein, ist es nicht, erkläre ich mir selbst und fahre mir mit den Fingern durch die Haare.

»Danke«, antworte ich knapp, finde endlich diesen beschissenen Schlüssel und verschwinde schnellst möglich durch meine Wohnungstür aus dem Flur.

Seufzend lehne ich mich gegen das kalte Holz und atme ein paar Sekunden tief ein und aus. Dabei hat der Tag echt gut begonnen.

Meine Hausarbeit war mit der Bestnote zurück in meinen Besitz gewandert, Ino hatte mir erklärt, nicht länger an meinem Kleidergeschmack herumzunörgeln (wobei ich ihr das nicht abkaufe) und ich habe das Geld bekommen, das ich für die Miete dieses kleinen Lochs namens Wohnung dringend benötige.

Alles gut und dann, kurz bevor ich in meinem kleinen Loch ankomme, muss natürlich genau das passieren. Dieser beschissene eine Augenblick im Aufzug, in dem mir auffiel, dass sich mein Schnürsenkel geöffnet hatte.

Und jetzt stinken meine Schuhe nach Ramen, meine Jeans ebenfalls und wenn ich die noch länger anlasse, ich selbst wohl auch noch. Ein Scheißmoment einfach.
 

Aber bevor ich es vergesse: so meine Damen und Herren habe ich den wohl peinlichsten Menschen auf die eindeutig peinlichste Art und Weise kennengelernt, die es geben kann.

Eine Geschichte über Nachbarn

02. September
 

Naruto begegnet mir bis heute noch zwei Mal im Aufzug.

Zum Glück nicht in einer so peinlichen Situation, wie bei unserem ersten Aufeinandertreffen. Aber solche Momente sind im Leben wohl sowieso eher einzigartig.

Durch diese Begegnungen kamen wir ein wenig mehr ins Gespräch und ich stellte fest, dass er lustig, immer gut gelaunt und sehr unterhaltungsfreudig ist.

Außerdem hat er ein Faible für schlechte Witze, über die nur er lachen kann. Aber genau das macht ihn für mich noch sympathischer, weshalb ich angefangen habe ihn irgendwie ganz gern zu haben.

Als ich schließlich an diesem Abend nachhause komme, steht er mit einer anderen Person vor dem Fahrstuhl und redet angeregt auf ihn ein, während sie warten.

Wer dieser schwarzhaarige Mann ist, weiß ich nicht, aber das ist ein Detail, das ich wahrscheinlich gleich herausfinden werde.

Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es sich hierbei nur um meinen ominösen Nachbarn handeln kann, den ich bisher noch kein einziges Mal gesehen habe.

Einmal hörte ich die Tür zugehen als ich gerade aus dem Fahrstuhl stieg, aber das war auch schon der einzige Beweis dafür, dass dort wirklich jemand lebt.

Schließlich ist er nicht laut, hat keine große Einweihungsparty geschmissen oder – wie der Vormieter beim Auszug – seine Kartons mitten in den Flur gestellt, sodass man einen Art Hindernis- und Hürdenlauf hinter sich bringen musste, wenn man aus dem Haus wollte. Also kann ich nicht einschätzen, was mich erwarten wird.

So weiß ich nur, dass er der beste Freund von Naruto ist. Und das müsste bedeuten, er ist nett. Oder?

»Hey ihr«, sage ich, als ich mich neben Naruto stelle. Dieser dreht sich grinsend zu mir um und erwidert die Begrüßung. Meine Aufmerksamkeit ist allerdings auf die zweite Person gerichtet.

Ich weiß nicht, wie ich ihn beschreiben soll, aber alles in allem ist er einfach nur verdammt heiß. Ino würde in begeistertes Gequietsche ausbrechen, wenn sie ihn jetzt sehen könnte. Nur seine Haut ist meiner Meinung nach ein wenig zu weiß – als würde er den ganzen Tag in seiner Wohnung verbringen.

Und seine dunklen Augen wirken nicht annähernd so freundlich, wie die von Naruto.

Ehrlich gesagt lässt sich gar keine Sympathie in ihnen finden und ich muss wegschauen, weil mir der Blickkontakt furchtbar unangenehm wird.

»Darf ich dir meinen besten Freund vorstellen?« Naruto scheint das alles überhaupt nicht mitbekommen zu haben - aber das ist immerhin der Beweis für meine Vermutung.

Nur nach diesem kurzen Blick bin ich mir sehr unsicher, was ich von ihm halten soll. Er wirkt so … kalt. So ganz anders als Naruto. Wie sein Gegenteil. Was für ein klischeehafter Gedanke.

»Freut mich. Ich bin Sakura Haruno.« Ich deute eine Verneigung an, die er mit einem knappen Nicken kommentiert und ich weiß irgendwie, dass es schwieriger ist, sich mit ihm anzufreunden als mit Naruto.

Fraglich ist aber natürlich auch, ob ich das überhaupt möchte, nachdem er so abweisend zu mir ist.

Und wer ist in einer Großstadt schon mit seinen Nachbarn befreundet? Das mit Naruto war ein reiner Zufall innerhalb eines Aufzuges. Wären wir dort nicht ineinander geknallt, hätte ich ihn wohl heute nicht einmal wirklich gegrüßt, geschweige denn sie überhaupt angeschaut.

Ich meine, ich bin ja schon froh, wenn ich die Gesichter der Bewohner meines Stockwerkes kenne und mir sicher sein kann, dass sie zurecht hier sind, aber mehr ist da meistens wirklich nicht.

Von Gesprächen in Fahrstühlen mal abgesehen.

»Wo kommst du denn her?« Naruto unterbricht meinen Gedankengang mit seiner Frage und mustert mich viel zu offensichtlich. Ich werde rot und schaue an mir herab.

Zu weiter, grauer Pulli und dazu eine farblich passende Jogginghose. Meine Haare dürften im Moment auch nicht sonderlich zurecht gemacht aussehen, weil ich sie nach meiner Schicht nur schnell zusammengebunden habe. Und meine Umhängetasche, in der lose Lernunterlagen stecken, hat sicher auch schon bessere Tage gesehen.

»Ich bin die letzten zwölf Stunden Rettungsdienst gefahren.«

Bei diesen Worten streiche ich mir verlegen eine lose Strähne hinters Ohr, weil jeder immer auf die gleiche Weise darauf reagiert.

Drei, zwei, eins …

»Krass! Du fährst Rettungsdienst? Finde ich total cool, dass es solche Menschen gibt. Für mich wäre das Blut und sowas absolut nichts. Will mir gar nicht vorstellen einen Toten zu sehen.«

Tada.

Genau davon habe ich gesprochen. Wirklich alle antworten so.

Was auf der einen Seite ganz schön ist, da zumindest diese Personen einen nicht beleidigen, aber peinlich ist es trotzdem irgendwie. Gerade auch, weil meine Beweggründe nur bedingt lobenswert sind. In erster Linie brauche ich schlicht und ergreifend das Geld. Eine Wohnung außerhalb des Wohnheims zu mieten ist teuer und die Gebühren für das Studium sind auch nicht gerade gering.

»Da ich Medizin studiere wäre das ziemlich ungünstig, wenn ich kein Blut sehen könnte.«

Womit wir den zweiten Grund hätten. Natürlich will ich Menschen helfen (Klischeesatz Nummer eins aller Medizinstudenten), aber Rettungsdienst ist einfach für Erfahrungen gut. Vor allem, da man im Studium bei weitem nicht so viel Praxis sammelt wie man bräuchte. Die ersten zwei Studienjahre sind absolut sinnlos, weil einem gefühlt gar nichts über Medizin beigebracht wird.

Was ich zum Glück hinter mir habe.

»Alter!« Narutos Augen weiten sich und seine Kinnlade kippt nach unten, während er mich anstarrt. Vielleicht hätte ich das bei den letzten Malen schon mit einfließen lassen sollen.

»Naruto.« Ich kenne diese Stimme nicht, aber sie ist rau, monoton und sehr tief. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper. Ich weiß, dass es Sasuke ist, der Naruto gerade aus seiner Starre geholt hat und schaue wieder zu meinem Nachbarn.

Dieser steht mittlerweile auf der Schwelle des Aufzuges und wartet ungeduldig darauf, dass wir mit einsteigen. Das künstliche Licht der schwachen Neonröhre leuchtet von hinten auf ihn, wodurch er mir ein wenig unheimlich wird. Dieser Kontrast von schwarzen Haaren und Augen zu heller Haut hat etwas Eigenwilliges.

»Ah, sorry, Sasuke.« Ich folge Naruto kopfschüttelnd und finde mich schließlich zwischen ihnen wieder. Der Raum ist einfach zu klein für drei Personen, weshalb wir ungewollt auf Kuschelkurs gehen und ich wünsche mir, ganz schnell oben anzukommen.

Wir reden nicht länger miteinander. Vor allem deshalb, weil ich höre, wie Naruto eifrig auf seinem Smartphone herumtippt und er der einzige von uns ist, der dazu in der Lage wäre, ein Gespräch in Gang zu bringen.

Was soll ich einen Menschen fragen, der sich ganz offensichtlich nicht im Geringsten für andere interessiert? Und was soll mich auch schon an ihm interessieren?

Man grüßt sich höflich im Gang, hält einem die Türen auf und beschwert sich, wenn aus der Wohnung laute Stimmen oder Musik kommen. Mehr auch nicht.

Mit einem Surren kommt der Aufzug schließlich zum Stehen und wir steigen nacheinander aus. Wäre Naruto allein, würde ich mich vielleicht noch kurz hinstellen und ein wenig mit ihm reden. Aber Sasuke ist mir suspekt und auch, wenn er wirklich verdammt gut aussieht, will ich nicht länger als nötig in einem Raum – oder demselben Flur – mit ihm sein.

»Also, wir sehen uns dann.«

Ich winke dämlich zum Abschied. Ich kann Sasuke nicht mehr direkt anschauen, also konzentriere ich mich auf Narutos blaue Augen.

»Da bin ich mir sicher.«

Er lacht mich an, was ich mit einem schiefen Grinsen erwidere. Ich habe ihn hier drei Mal getroffen und bin mir durchaus bewusst, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird.

Sasuke dreht sich nur wortlos um und schließt seine Tür auf, bevor er die Wohnung betritt. Er lässt sie offen, damit Naruto ihm folgen kann.

»Bis dann.«

Und damit ist auch er verschwunden.

Ein leiser Knall und ich stehe alleine im Flur.

Wie auch immer Naruto jemanden wie Sasuke als besten Freund gewinnen konnte, weiß ich nicht, aber als seine Nachbarin, werde ich hoffentlich nicht so viel mit ihm zu tun haben. Es mag voreilig sein, aber ich glaube kaum, dass er ein geselliger Mensch ist. Darum wird mir in Zukunft ganz sicher ein reines Nachbarverhältnis reichen.
 

Das Problem mit den Nachbarn ist nur, dass du noch so wenig Kontakt haben kannst. Sobald du mit ihnen auf den Aufzug wartest oder darin fährst, kommt es dennoch zu Gesprächen.

Eine Geschichte über Ino

06. September
 

Was definiert eine beste Freundin?

Sind es die langen Gespräche, die so tiefsinnig wie der Pazifik oder so oberflächlich wie der Asphalt sein können? Das gemeinsame Lachen und Weinen? Die peinlichen, lustigen und tragischen Momente?

Wahrscheinlich von allem ein bisschen; das eine mehr – wie die Peinlichkeiten – das andere weniger – besonders tiefsinnig war Ino nämlich noch nie.

Dafür aber umso direkter und zickiger.

Ich liebe sie, wirklich!

Aber es gibt Tage, an denen ich das dringende Bedürfnis verspüre, sie zu erwürgen. Was wahrscheinlich ebenfalls unter die Kategorie beste Freundin fällt.

Ein weiterer Bestandteil ist es wohl auch, sich bei seltsamen Verhaltensmustern nicht zu wundern, sondern sie einfach zu akzeptieren.

So zum Beispiel ihre Leidenschaft, in jedem Aufzug, der auch nur ansatzweise etwas Spiegelähnliches besitzt, ihren Lippenstift heraus zu kramen und sich nachzuschminken.

Ino macht dazu immer diesen Kussmund, den ich persönlich als recht unpraktisch beim Nachziehen empfinde. Wahrscheinlich tut sie es nur, um danach so laut wie möglich, der Luft einen Schmatzer zu geben.

Heute macht sie aber etwas Ungewöhnliches.

Sie schnalzt einmal mit der Zunge, begutachtet sich von allen Seiten (nein, das ist nicht das untypische) und fährt dann erneut mit dem dunklen Rotton über ihre Lippen. Diesen Vorgang wiederholt sie die ganzen acht Stockwerke über und langsam beginne ich mir doch Sorgen zu machen.

Es gibt einfach gewisse Verhaltensweisen von Ino, die darauf hindeuten, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

Beispielsweise zieht sie nur dann lange Hosen an, wenn ihr jemand erklärt, ihre Beine seien hell – dauert eine Woche, geht mit sehr vielen bösen Wörtern einher und kann mitunter zu einer 'Wein trink Orgie' führen. Außerdem ergibt es null Sinn.

Sobald jemand Ino darauf hinweist, ihre Haare wären schon sehr lang (irrelevant, ob es sich dabei um ein Kompliment handelt oder nicht), sitzt sie am nächsten Tag beim Frisör und lässt sich eine so unglaublich komplizierte Hochsteckfrisur machen, dass man danach nicht mehr sagen kann, wo welche Haarsträhne herkommt und wie sie weiterläuft. Und das alles nur, um zu zeigen, was man mit sehr langen Haaren noch alles anstellen kann.

Wenn Ino sich also in einem Aufzug den Lippenstift so oft nachzieht, dass dieser am Ende der Fahrt schon fast leer ist, kann es nur eines bedeuten: jemand hat ihren Körper beleidigt.

Und das ist ein absolutes No Go.

»Ino, was ist los?«, frage ich pflichtbewusst als wir aus dem Aufzug treten und in Richtung Wohnung laufen. Deren Eingangstür befindet sich am Ende des langen, schmalen Gangs auf der rechten Seite.

»Ich hab‘ dir doch von diesem Typen erzählt, der mich gefragt hat, ob ich für ihn Modell stehen will?«

Ich nicke und füge hinzu: »Den Kerl, den du so heiß gefunden hast, richtig?«

»So heiß fand ich ihn nun auch wieder nicht«, antwortet sie stur, schaut mich aber nicht direkt an.

Das ist typisch Ino. Sobald sie feststellt, dass sie mit einer Sache falsch lag, schraubt sie es im Nachhinein soweit zurück wie es geht, ohne sich komplett zu widersprechen.

Ich könnte sie auf ihre ursprüngliche Begeisterung hinweisen, als sie von ihm und seinem Angebot berichtet hat. Aber in Anbetracht ihrer schlechten Laune, schlucke ich den besserwisserischen Impuls hinunter und warte geduldig auf die Erklärung für ihren Sinneswandel.

Ino räuspert sich kurz und umfasst mit festem Griff den Saum ihres Oberteils.

»Dieser dreiste Mistkerl wollte mich gar nicht als Modell. Zumindest nicht so, wie es üblich ist. Stattdessen sollte ich ihm nur meine Daumen zeigen, weil er sie als Referenz für ein abstraktes Bild braucht. Er meinte noch, er wolle ungewöhnlich aussehende Teile von verschiedenen Körpern malen, mein Gesicht sei ihm daher aber zu normal.«

Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht loszulachen, was sich als schweres Unterfangen herausstellt.

Ino schnaubt abfällig, während sie ihren Wohnungstürschlüssel aus ihrer blauen Chanel Tasche kramt.

»Nicht nur, dass er der Meinung ist, meine Daumen wären ungewöhnlich, nein, er deutet sogar eine Beleidigung meines Gesichts an. Es ist ganz sicher nicht zu normal!«

Wütend gibt sie der sich öffnenden Tür einen starken Schubs nach innen, wodurch sie mit einem lauten Knall gegen die Wand donnert. Erschrocken zucke ich zusammen, doch bevor ich ihr das an den Kopf werfen kann, spricht sie einfach weiter: »Vor allem, ist er nicht einmal besonders gut, weißt du? Er benutzt viel zu viel schwarz, zu wenig Schattierungen und malt alles so rund. Abstrakt ist ja schön und gut, aber es sieht einfach grausam aus.«

»Natürlich tut es das«, pflichte ich ihr bei, den sarkastischen Unterton kann ich leider nicht abstellen. Sie bemerkt ihn allerdings nicht.

»Und stell dir mal vor, er macht sich wirklich Hoffnungen darauf, mit diesem Gemälde in die nächste Kunstausstellung der Uni zu kommen. Nur, weil eine ältere Dame einmal Interesse an einem Werk von ihm gezeigt hat. Einmal!«

»Dafür, dass du so wütend auf ihn bist, konnte er dir aber recht viele Informationen geben.« Ino wirft mir einen bösen Blick zu und zieht sich ihre Schuhe aus.

Ich schließe die Tür, tue es ihr gleich und laufe hinter ihr in die kleine Küche.

Ino hat ein wahres Händchen für Innenausstattungen und hat es dadurch sogar geschafft, einen schmalen Raum wie diesen in etwas Gemütliches zu verwandeln. Es passen zwar nur ein kleiner, quadratischer Tisch mit zwei Stühlen neben der Küchenzeile und dem Kühlschrank hinein, aber die ganzen liebevollen Details und die farblichen Kombinationen schaffen es, dass der Raum einem dennoch eine gewisse Größe vorspielen kann.

»Willst du wissen, warum ich das weiß?«, fragt Ino schließlich, nachdem sie sich ihren Wasserkocher geschnappt hat und ihn unter den Hahn des Spülbeckens hält. Sie dreht mit einer solchen Intensität an dem Rädchen für das Wasser, dass ich schon Angst habe, sie schraubt es komplett heraus. Weshalb ich mich erst setzte, als sie davon ablässt.

»Als wir mit dem alten Schrottteil von Lastenaufzug in sein Atelier gefahren sind und ich noch nicht wusste, dass er mich für ein hässliches Entchen mit krummen Daumen hält, habe ich ihn eben ausgefragt. Schrecklichste Fahrt meines Lebens. Das ist ein Teil, in dem ich sicher niemals Sex haben werde.«

Ich schüttle bei Inos Anspielung auf ihre liebste perverse Fantasie nur den Kopf.

»Ich meine das ernst«, erklärt sie und fixiert mich mit ihren großen, blauen Augen. »Es hat so schrecklich gerattert, dass ich die ganze Zeit über Angst hatte, er würde gleich abstürzen.«

Sie stellt den Wasserkocher wieder in seine Vorrichtung und drückt einen Knopf nach unten, wodurch das Lämpchen an der Seite beginnt, rot zu leuchten.

Ino setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. Ihre langen, blonden Haare fallen links über ihre Schulter und sie wirft die Strähnen mit einer Grazilität nach hinten, die ihres gleichen sucht.

An dieser Stelle muss ich ehrlich einwerfen, dass ich nicht genau weiß, was dieser komische Typ mit gewöhnlichem Gesicht meint.

Direkt würde ich es Ino nie sagen, aber mit ihren langen Wimpern, der schmalen, geraden Nase und ihren – zugegeben momentan zu stark geschminkten – vollen, schön geschwungenen Lippen ist sie einer der hübschesten Menschen, die mir je über den Weg gelaufen sind.

»Auf jeden Fall war die Aufzugfahrt ja nur der Anfang. Es ging nicht nur darum, was er über mich gesagt hat. Ich glaube ernsthaft, dass der Kerl einen Dachschaden hat.«

»Aha?«, antworte ich, um ihr mein Interesse vorzugaukeln. Allerdings ist das in diesem Stadium von Inos Wut gar nicht mehr nötig. Denn nun kommt der längste und für mich anstrengendste Teil dieses Treffens: ihr Monolog.
 

Es gibt viele Komponenten, die Teil der besten Freundin Definition sind.

Vor allem aber, dass du ihr in Krisenzeiten auf jeden Fall, und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, beistehst. Auch, wenn du dir dafür einen dreistündigen Monolog über selbstverliebte Kunststudenten anhören musst.

Eine Geschichte über Gespräche

12. September
 

Per Definition sind Gespräche 'der Vorgang zweier oder mehrere Menschen, die eine bestimmte Zeit miteinander sprechen und ihre Gedanken über etwas austauschen’.

Das funktioniert im wahren Leben mal besser, mal schlechter. Je nachdem wer dein Gesprächspartner ist, kann es auch passieren, dass nur einer von beiden seine Gedanken preis gibt und der andere zuhört – oder nicht einmal das.

Bei Ino ist es schwer, einen richtigen Dialog zu führen. In ihrem Kopf herrscht manchmal ein Wirbelsturm an Gedanken, den sie nur unter Kontrolle bringen kann, indem sie jemand anderem jede noch so kleine Überlegung mitteilt. Meistens bin das ich.

Ino hat zudem noch das einzigartige Talent, mich dann anzurufen oder bei mir vorbeizuschauen, wenn ich sie überhaupt nicht gebrauchen kann.

Heute beispielsweise durfte ich mir einen dreistündigen Vortrag über Blinddarmoperationen anhören. Er war so spannend gestaltet, dass selbst ich irgendwann nicht mehr mitschreiben konnte und beinahe einschlief. Anschließend wollte ich nur noch meine Kopfhörer aufsetzen, die drei Stationen mit dem Bus heimfahren und ein entspanntes Bad nehmen.

Tja, mit einer Ino Yamanaka als bester Freundin hätte ich wissen müssen, dass es nicht so laufen wird wie geplant. Es klingelte nämlich, kaum dass ich aus dem Bus gestiegen war.

»... und dann meinte ich halt, er braucht gar nicht erst zu kommen, wenn ihm das zu spät ist.«

»Aha«, antworte ich und öffne die Eingangstür des Wohnhauses. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wieso Ino sich überhaupt aufregt. Shikamaru war noch nie ein Mensch, der gerne etwas unternimmt und lag schon während der Schulzeit immer mit dem Kopf auf der Tischplatte und pennte. Aber was lässt man nicht alles über sich ergehen?

Während Ino also ihren heißgeliebten Monolog weiterführt, begebe ich mich direkt zu den Aufzügen und werfe der Wand aus Briefkästen zu meiner Linken einen kurzen Seitenblick zu. In meinen muss ich morgen unbedingt wieder einmal reinschauen.

»Hörst du mir überhaupt zu?«

Ich nicke geistesabwesend und drücke anschließend neben dem Aufzug auf den Pfeil nach oben. Ein Gähnen überrumpelt mich und ich strecke mich einmal kräftig, wobei mir fast mein Handy aus der Hand fällt. In letzter Sekunde fange ich es noch auf.

»Hallo?« Inos Stimme erinnert mich daran, dass sie mich gar nicht sehen kann und ich halte schnell mein Smartphone wieder ans Ohr.

»Sorry.« Mehr als ein Nuscheln ist es nicht, aber sobald sie mitbekommt, dass ich noch dran bin, redet sie munter weiter.

Mit halb geschlossenen Augen schaue ich zur Leuchttafel über der Aufzugtür und muss zu meinem Bedauern feststellen, dass er sich noch in Stockwerk elf befindet. Was nichts anderes heißt, als hier zu warten und Ino dabei zuzuhören, wie sie sich einfach nicht zwischen dem pinken Oberteil und dem grauen Kleid entscheiden kann. Sie wird am Ende sowieso keins von beidem wählen.

»Glaubst du, ich sollte meine Haare offen tragen oder lieber beim Friseur eine Hochsteckfrisur machen lassen?«

»Ganz ehrlich? Ist mir egal.«

Stille.

Ich reiße die Augen auf, presse meine freie Hand gegen den Mund und fluche lautlos. Das war wirklich eine richtig, richtig dumme Antwort.

Innerlich bereite ich mich bereits auf den Sturm vor, der mir gleich entgegenwehen wird und atme deshalb langsam ein und aus.

Aber Ino sagt nichts.

Die Türen des Aufzuges gehen auseinander und mit weichen Knien betrete ich den kleinen Raum, drücke im Laufen auf den Knopf mit der Sieben und drehe mich um, sodass ich einen guten Blick auf die Halle vor mir habe.

Noch immer werde ich mit Schweigen gestraft. Was nur bedeuten kann, dass gleich etwas sehr schlimmes passieren wird.

»Nur, weil du als Mannsweib durchs Leben läufst, heißt das nicht, dass andere Frauen das auch tun müssen.«

Genau darauf habe ich gewartet.

»Außerdem wird man im Leben schließlich nur einmal dreiundzwanzig und das sollte man auch feiern.«

Dem würde ich nicht widersprechen. Und tue es auch nicht. Auf das erste fällt mir allerdings nichts ein. Das war einfach gemein.

Der Aufzug beginnt sich zu schließen und in dem Moment öffnet jemand die Eingangstür. Instinktiv stecke ich meine Hand in den kleiner werdenden Spalt, um das Schließen zu verhindern und ein wenig Nachbarschaftshöflichkeit walten zu lassen.

Allerdings bereue ich es im nächsten Moment.

Sasuke durchquert den Raum mit großen Schritten und ich muss ein paar Mal blinzeln, bis ich wirklich verstehe, was er da trägt.

Ich weiß, ich sollte das nicht denken, gerade weil er ein Arsch ist und mir ein wenig Angst macht. Aber Gott, sieht er in dieser Polizeiuniform heiß aus.

Die Frage, die sich dadurch natürlich unweigerlich in meinem Kopf stellt, ist: wie zum Henker kommt so einer dazu, bei der Polizei zu arbeiten?

Ich könnte ihn fragen, aber ich glaube kaum, dass er mir eine zufriedenstellende Antwort darauf geben würde. So gerne Ino redet und die Alleinunterhalterin mimt, so sehr scheint Sasuke genau das zu hassen.

Gespräche mit anderen Menschen zu führen wird ihm wohl nicht interessant genug sein. Weshalb es mir ein Rätsel ist, wie Naruto und Sasuke es geschafft haben, Freunde zu werden.

»... wirklich was mit diesen Franzen machen.«

»Du Ino? Ich ruf dich zurück.«

Und ohne die Worte des Protestes abzuwarten, drücke ich sie einfach weg. Ich mag es nicht in einem Aufzug zu telefonieren. Da sie meistens recht klein sind, hallt die Stimme wider und die Umstehenden können den Gesprächspartner am Ende der Leitung ebenfalls hören.

Dass Sasuke gerade neben mir einsteigt, verstärkt diese Empfindung nur noch weiter. Der Gedanke daran, dass er etwas von Inos kleiner Standpauke und meinen Nichtantworten mitbekommt, ist mir seltsamerweise peinlich.

»Abend.«

Ich lächle ihn freundlich an und rücke ein Stück zur Seite, damit er zumindest ein wenig Platz hat.

Er nickt mir kurz zu, die Türen schließen sich und wir schweigen.

Es ist furchtbar.

Ich kann mir wirklich nichts schlimmeres vorstellen als so mit einem anderen Menschen in einem Aufzug zu stehen und sehnsüchtig darauf zu warten, bis ich endlich im gewünschten Stockwerk angelangt bin. Durch dieses unangenehme Schweigen werde ich nervös und muss immer wieder zu ihm hinüberschielen.

Die dunkelblaue Uniform steht ihm leider verdammt gut und auch, wenn seine Haut noch weißer wirkt, finde ich das absurderweise anziehend.

Es widerstrebt mir ungemein, weil meine Meinung von ihm, im genauen Gegensatz zu den Gefühlen und Gedanken steht, die ich gerade habe. Es sollte mir egal sein, dass er mir eindeutig zu nah ist, aber das ist es nicht.

Von Stockwerk zu Stockwerk steigt mein Nervositätspegel weiter und schließlich räuspere ich mich laut, um die Stille zu durchbrechen. Gerne würde ich mit irgendeinem Satz oder einer kleinen Frage das Gespräch beginnen.

In diesem Moment kommen wir allerdings im siebten Stock an und die Türen öffnen sich.

Sasuke wartet netterweise bis ich ausgestiegen bin.

Diese Geste überrascht mich so sehr, dass es mir noch schwerer fällt, ruhig zu bleiben, während ich an ihm vorbei in den Gang gehe.

Ein wenig unentschlossen drehe ich mich zu ihm, setzte ein gequältes Lächeln auf und sage: »Bis dann.«

Ein »Hn« verlässt seine Lippen. Er nickt kurz und läuft anschließend zu seiner Wohnung, um kurz darauf in dieser zu verschwinden.

Sobald er weg ist, fällt diese seltsame Nervosität von mir ab und ich kann nur über meine eigene Dummheit den Kopf schütteln. Das muss eindeutig an seinen Klamotten gelegen haben.

Aber Uniformen machen einen Menschen auch nicht zu etwas besserem. Sie versuchen deswegen nicht höflicher zu sein, ein paar Nettigkeiten auszutauschen oder gar mit der Bekannten eines Freundes zu sprechen. Auch, wenn eine Unterhaltung in dieser Situation sogar ganz schön gewesen wäre. Da ist er aber wohl die falsche Person.

Also danke fürs Gespräch, Sasuke.

Ich suche meinen Schlüssel heraus und in diesem Moment beginnt mein Handy zu klingeln.

Das wird jetzt lustig …

Eine Geschichte über Treppenhäuser

14. September
 

Sehr geehrte Frau Haruno,
 

uns haben wiederholt Beschwerden wegen Lärmbelästigung erreicht, die uns leider dazu zwingen, Ihnen eine schriftliche Abmahnung zu erteilen.
 

Bitte achten Sie in Zukunft darauf, dass Sie eine angemessene Lautstärke einhalten und beachten Sie auch die Ruhezeit, die ab 22 Uhr beginnt.
 

Gegen diese Abmahnung können Sie innerhalb der nächsten 30 Tage Revision einlegen.
 

Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag,
 

Ihre Vermieter
 

Was für ein pseudo-förmlicher Text.

Mehr fällt mir im ersten Moment nicht ein, während ich diesen Brief wieder und wieder lese. Ungläubig starre ich auf das Stück Papier in meiner Hand und versuche zu verarbeiten, was es damit auf sich hat.

Ich lebe bereits seit über drei Jahren in diesem Wohnhaus und noch nie – wirklich noch nie! – hat sich jemand wegen meines angeblichen Lärmpegels bei den Vermietern beschwert.

Wütend verpasse ich der kleinen Eisentür einen kräftigen Stoß und schließe damit lautstark meinen Briefkasten.

Ich mache auf dem Absatz kehrt, marschiere zurück zu den Aufzügen und drücke ungefähr sechsmal auf den Knopf mit dem Pfeilsymbol nach oben. Natürlich lässt er sich genau heute mal wieder viel zu viel Zeit, was meiner Stimmung nicht zutuend ist. Blödes Mistding!

Ungeduldig mit den Fußballen auf- und abwippend denke ich nach wie vor fieberhaft darüber nach, wer sich mit einer solch dreisten Lüge an die Vermieter gewandt haben könnte.

Ich ging bisher immer davon aus, ich sei eine ruhige, höfliche Nachbarin, zu der man auf jeden Fall kommen kann, wenn einem etwas nicht passt.

Scheint ja nicht so zu sein.

Gleichzeitig überlege ich mir, was ich in die Antwort auf die Abmahnung schreiben könnte, um ihnen klar zu machen, wie ungerechtfertigt es ist, diese ohne genauere Nachforschungen auszusprechen. Sie können sich nicht informiert haben, sonst wüssten sie, dass ich mich nicht zu laut verhalte.

Wie denn auch? Weder feiere ich großartig Partys zuhause, noch habe ich einen Freund oder Mitbewohner, mit dem ich mich streiten könnte. Die meiste Zeit bin ich nicht einmal in meiner Wohnung.

Gut, Ino kommt hin und wieder vorbei, aber meistens schleppt sie mich ins nächste Café oder die neuste Bar, weshalb sie auch kein Grund sein kann.

Zudem gehöre ich sicher nicht zu den Leuten, die gerne viel und laut Musik hören, noch mitten in der Nacht einen Horrorfilm auf voller Lautstärke anschauen.

Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich die Stimmen hinter mir gar nicht mitbekomme, bis mir auf die Schulter getippt wird.

Erschrocken fahre ich zusammen, bereit den Störenfried meine Meinung zu geigen – ich bin heute nicht gut drauf – als ich erkenne, dass es Naruto ist, der mich gut gelaunt angrinst.

Wahrscheinlich hätte ich ihn dennoch rund gemacht, aber die junge Frau mit den hellen Augen und den dunklen, langen Haaren neben ihm zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und ich vergesse für einen Moment, dass ich eigentlich wütend bin.

»Sakura, na wie gehts?«

Ernsthaft? Diese Frage? Jetzt?!

Naruto muss bemerken, dass es vielleicht ein schlechter Zeitpunkt ist, mich nach meinem Gemütszustand zu fragen, weshalb er mich lieber schnell seiner Begleiterin vorstellt.

»F-freut mich. Ich bin Hinata Hyuuga.«

Sie verneigt sich höflich vor mir. Mit ein paar Sekunden Verzögerung tue ich es ihr gleich und lächle sie anschließend höflich an.

»Du hast mir gar nicht gesagt, dass du eine Freundin hast.«

Hinatas Augen weiten sich und ihr Gesicht nimmt einen ungesunden Rotton an, während Naruto den Mund öffnet, wieder schließt und anschließend mit seinen Händen vor meinem Gesicht herumfuchtelt.

»Was? Nein, wir sind nicht zusammen. Ha ha, nicht wahr Hinata?«

Sie nickt eifrig, sagt aber nichts weiter.

Gut, das wäre dann fast so unangenehm wie die Aufzugfahrt mit Sasuke vor zwei Tagen. Ich überlege fieberhaft, wie ich aus diesem Fettnäpfchen wieder heraus komme, aber mir fällt beim besten Willen nichts ein.

Also stehen wir drei hier und warten. Der Aufzug, dessen Erscheinen meine Rettung bedeuten würde, kommt leider nicht und die Zeit schreitet unheimlich langsam voran.

Naruto räuspert sich schließlich.

»Ähm ... war schön dich zu sehen, aber wir müssen ... na ja ... auf jeden Fall weiter.«

Sie verabschieden sich und gehen in Richtung Treppenhaus.

Ungläubig starre ich ihnen hinterher und frage mich, warum sie nicht einfach warten bis der Aufzug kommt, selbst wenn er heute mal wieder etwas länger braucht. Ich meine, wer läuft bitte freiwillig sieben Stockwerke? (Ich kann mir kaum vorstellen, dass noch ein Freund von ihnen hier wohnt außer Sasuke.)

Sasuke ... ich halte das Blatt vor meine Nase und ein unguter Verdacht breitet sich in meinem Inneren aus. Ohne weiter darüber nachzudenken, eile ich den beiden hinterher.

Wieso bin ich nicht gleich auf den Gedanken gekommen? Ich kann sein Verhalten schließlich null einschätzen – habe mir aber natürlich längst eine Meinung über ihn gebildet.

Er ist zwar unfreundlich, ein wenig Angst einflößend und kein sonderlich großer Menschenfreund, aber ich weiß nicht, ob er Nachbarn wegen Nichtigkeiten beim Vermieter anzeigen würde – und hierbei handelt es sich eindeutig um eine Nichtigkeit!

»Wartet mal!»

Naruto und Hinata sind bereits den ersten Absatz nach oben gegangen und drehen sich zu mir um. Ich nehme jeweils zwei Stufen auf einmal und komme mir selten dämlich vor, weil mir plötzlich klar wird, dass ich nicht einfach so mit der Tür ins Haus fallen kann.

»Meine Vermieter haben mich abgemahnt.«

An den verwirrten Gesichtsausdrücken sehe ich deutlich, wie unglaublich dumm dieser Gesprächseinstieg war.

»Das wurde ich auch schon ein paar Mal«, sagt Naruto lachend, nachdem er sich wieder gefangen hat und klopft mir mitfühlend auf die Schulter.

Wieso verwundert mich das jetzt nicht?

Wir laufen weiter, während ich Hinata den Brief gebe, damit sie ihn durchlesen kann, und mich bei Naruto beschwere.

Bei meiner Aussage, ich habe noch nie in meinem Leben eine Verwarnung, Abmahnung oder dergleichen erhalten, hebt er seinen Fuß nicht hoch genug und bleibt an einer Stufe hängen.

In diesem Moment fällt mir auf, dass wir schon im zweiten Stock sind und ich, ohne es zu merken, mit den beiden das Treppenhaus benutze.

Kein Wunder also, dass es von Stufe zu Stufe schwerer wird, Luft zu bekommen und meine Beine langsam anfangen schwer zu werden.

Dämliche Kurzschlussreaktionen.

»Und weißt du wer dich angeschwärzt hat?«

Ich überlege kurz, ihn zu fragen, ob er es für möglich hält, dass Sasuke derjenige sein könnte. Entscheide mich aber schließlich dagegen und hoffe, eine andere Gelegenheit zu erhalten, um das herauszufinden.

»Leider nicht. Könnte jeder gewesen sein.«

Das klingt doch nach einer unverfänglichen Antwort.

»Mhh. Ich kenne deine Nachbarn ja nicht. Was ich dir aber garantieren kann, ist, dass Sasuke viel zu wenig Interesse an seiner Umgebung hat, um ich wegen Kleinigkeiten beim Vermieter zu beschweren. Vielleicht weist er dich auf seine unnachahmlich, emphatisch charmante Art irgendwann darauf hin, wenn ihr euch zufällig vor dem Aufzug oder im Gang begegnet, solltest du ihn wirklich mal gestört haben. Aber das ist dann schon alles.«

Schön, dass er direkt auf Sasuke eingeht, ohne dass ich ihn ansprechen muss.

Naruto grinst mich wieder an, aber sein Gesicht zeigt deutlich, wie anstrengend er den Weg nach oben findet. Warum laufen sie dann überhaupt?

Selbst schwer atmend nicke ich ihm zu und danke ihm innerlich für diesen kleinen Hinweis. Meinen Verdacht konnte er damit allerdings noch nicht ganz vertreiben.

»Du könntest doch unter dem Vorwand, dich bei dem Melder entschuldigen zu wollen oder so, deine Nachbarn mal fragen. Vielleicht erfährst du ja dann, wer es war und worum es genau ging.«

Nüchtern betrachtet ist das vielleicht gar keine so schlechte Idee. Allerdings sehe ich es nicht ein, mich für etwas zu entschuldigen, dass ich nicht getan habe.

Mit sichtlicher Anstrengung gelangen wir schließlich in den fünften Stock. Ich kann nicht mehr länger laufen und frage mich, ob es alle sauberen Akten der Welt wert sind, mir diese Strecke weiter anzutun.

Ich weiß nicht, ob ich die letzten beiden Stockwerke noch schaffen werde.

»K-könnten wir ... kurz an-anhalten.«

Ich dreh mich um und sehe, wie Hinata sich verkrampft am Geländer festhält.

»Oh ja«, bringe ich zwischen zwei tiefen Atemzügen heraus und lehne mich gegen das Eisen der Stäbe. Schnell hebt und senkt sich mein Brustkorb und ich bemerke kaum, wie Naruto sich neben mir auf die Stufen fallen lässt.

»Wäre nach dem zweiten Stock auch schon okay gewesen«, beschwert er sich bei niemand bestimmten.

Wir müssen ein furchtbares Häufchen Elend abgeben, wie wir so dasitzen oder schlapp über dem Geländer hängen und verzweifelt nach Luft schnappen. Sterne tanzen vor meinen Augen und ich frage mich, seit wann ich so eine schlechte Kondition habe?

Es ist nicht so, als ob ich regelmäßig an Marathonläufen teilnehme, aber unsportlich bin ich auch wieder nicht.

»W-wieso seid ihr nicht einfach hochgefahren?«

Hätte ich genügend Luft zur Verfügung, würde ich ihnen eine kleine Standpauke über unsere momentane Situation halten – und den Fakt ignorieren, dass ich an meinem Elend selbst schuld bin. Aber das schaffe ich jetzt beim besten Willen nicht.

Es ist schrecklich warm in diesem engen Turm von einem Treppenhaus und ich weiß schon, warum ich ihn sonst meide. Die Luft steht und es riecht nach einer Mischung aus altem Fisch und benutzten Turnschuhen.

»Hinata fährt nicht mit Aufzügen und sie hat mir zwar angeboten, allein hoch zu laufen, aber sowas mach ich nicht.«

Ich werfe Hinata einen Blick zu und sehe, wie ihre vor Anstrengung geröteten Wangen noch einen Ton dunkler werden.

»Wieso fährst du denn nicht mit dem Aufzug?«, frage ich, langsam wieder in der Lage eine halbwegs normale Atemfrequenz vorweisen zu können.

»I-ich bin mal stecken geblieben.«

Was noch lange kein Grund ist, andere dazu zu nötigen Treppen zu laufen. Den Gedanken behalte ich allerdings lieber für mich und nicke einfach.

Naruto regt sich neben mir und stemmt sich mühevoll nach oben. Er fährt sich durch seine blonden Haare, atmet noch einmal tief durch und schaut uns abwartend an.

»Dann wollen wir mal.«

Mein Blick wandert zur Glastür ein paar Stufen über mir, die in den Flur des fünften Stocks führt, und ich überlege kurz, mich hier einfach zu verabschieden. Aber der Stolz weigert sich, den einfachen Weg zu nehmen, weshalb ich mich am Geländer hochziehe und mich aufrecht hinstelle.

Wir müssen auf unserem Weg nach oben ausschauen wie die sieben Zwerge – nur eben zu dritt – so wie wir im Entenschritt hintereinander herlaufen.

Ich merke, dass die Sauerstoffunterversorgung meiner Beine bereits auf dem Weg in die nächste Ebene wieder kommt und kann wirklich nicht sagen wie, aber am Ende schaffen wir es doch tatsächlich durch die Tür des siebten Stocks und lassen dieses furchtbare Treppenhaus endlich hinter uns.

»Also«, beginne ich, bereits auf dem Weg zu meiner Wohnungstür. Man soll angeblich immer in Bewegung bleiben, wenn man nicht mehr kann. »Wir sehen uns.«

»Viel Erfolg!«, ruft Naruto mir hinterher und Hinatas Stimme folgt mit einem freundliche 'auf Wiedersehen'. Ich hebe nur kurz meine Hand, um zu zeigen, dass ich sie verstanden habe und laufe weiter.

Das Türaufschließen dauert eine gefühlte Ewigkeit und als ich mich endlich in den schmalen Gang meiner Wohnung schiebe, lasse ich einfach die Abmahnung auf den Boden fallen, streife schwerfällig meine Schuhe von den Füßen und laufe ins Wohnzimmer.

Völlig erschöpft lasse ich mich auf mein Sofa fallen und muss erst einmal die Augen schließen.
 

An dieser Stelle bleibt mir wirklich nur noch zu sagen: wer auch immer Treppenhäuser erfunden hat, gehört gelyncht. Meine Waden ziehen, die Oberschenkel schmerzen und jeder Atemzug tut schlicht und ergreifend nur noch weh.

So etwas wäre mir in einem Aufzug sicher nicht passiert!

Eine Geschichte über Alkohol

23. September
 

Es ist laut, es ist stickig und die ersten sind bereits so betrunken, dass sie sich ihre ewige Liebe gestehen, während sie fest umschlungen auf dem grünen Sofa in der Ecke oder auf einen der grauen Sesseln sitzen.

Außerdem muss irgendjemand den Weg zur Toilette nicht gefunden und deshalb in einen leeren Raum gekotzt haben. Da sich aber natürlich niemand freiwillig meldet, weiß keiner, ob diese Person jetzt zu uns gehört oder Teil einer anderen Feiergemeinschaft ist.

Würde man mich fragen, wäre meine Antwort ohne mit der Wimper zu zucken ‚Das waren wir!‘, genauer gesagt, Rock Lee, aber erstens tut das eh keiner und zweitens würde ich es dem Betreiber dieser versifften Karaokebar eh nicht erzählen.

Ein betrunkener Lee ist zwar eine nervenaufreibende Angelegenheit, aber noch lange nicht so schlimm, als das man ihn ans Messer liefern würde. Zumindest bisher noch nicht.

Und damit das auch so bleibt, habe ich mir bereits am Anfang des Abends einen Platz ausgesucht, der möglichst weit weg vom kommenden Trubel ist. Dass ich trotzdem mittendrin sitze und nur darauf warte eine Alkoholleiche plötzlich auf mir drauf liegen zu haben, ist ein anderes Thema.

Ino muss aber auch wirklich immer übertreiben.

Anstatt einen kleinen, gemütlichen Abend mit ihren engsten Freunden in der Karaokebar zu verbringen, lädt sie ihren halben Studiengang ein und alle Bekannten aus der Schulzeit.

Kulanterweise bot uns einer der anderen Gäste den jetzigen Raum an, denn in unseren ursprünglichen hätten nicht einmal ein Drittel der Geladenen hineingepasst. Super Planung eben.

Ich fahre mir nachdenklich durch meine langen Haare, die mittlerweile in wild in alle Richtungen abstehen müssen und bereue es fast, überhaupt gekommen zu sein. Schließlich hätte ich heute noch genügend anderes zu tun.

»Schmollst du immer noch wegen der Abmahnung? Und verdächtigst diesen heißen Nachbarn weiter hin?«

Ich verdrehe die Augen. Ino von Sasuke zu erzählen, beziehungsweise sie ihn sehen zu lassen, zählt nicht zu den Glanzstunden meines Lebens - wie so einiges andere.

Ich schaue auf und blicke meiner besten Freundin direkt in ihre blauen, glänzenden Iriden. Mir schlägt der Geruch von Alkohol ins Gesicht und ich hebe auffordernd eine Augenbraue.

»Ich dachte nach dem Dilemma vom letzten Jahr wolltest du keinen Alkohol mehr trinken?«

Was sie übrigens auch durchgehalten hat – bis heute zumindest.

»Es waren nur ein oder zwei Cocktails.« Und wahrscheinlich fünf Sake, drei Bier (die sie nur trinkt, wenn sie schon betrunken ist) und was weiß ich noch alles. Ich erhebe mich langsam, bereit dazu Ino meinen Platz zu überlassen. Diese versteht die Geste allerdings einige Sekunden zu schnell, wird wütend und macht auf dem Absatz kehrt; in Richtung Ausgang.

Na super.

Einer der Gründe, warum ich es hasse, wenn Ino betrunken ist, ist, dass sie schrecklich unleidlich wird. Es ist ja nicht so, als wäre das nicht schon der Fall, wenn sie nüchtern sei, allerdings hat sie nicht diese übertriebenen Stimmungsschwankungen.

Aber vor allem liegt es daran, dass es dann gefährlich ist, sie in solchen Momenten allein zu lassen.

Also beeile ich mich ihr hinterher zu kommen. Was gar nicht mal so einfach ist, wenn links von dir die Karaokebühne steht, vor der sich mindestens fünfzehn Leute versammelt haben und rechts von dir Tische mit den Getränken darauf aufgestellt wurden. Irgendwie schafft es Ino um einiges schneller durch die Menschentraube als ich und so muss ich erst einmal stehen bleiben, nachdem ich den Raum verlasse um zu überlegen in welche Richtung sie wohl gegangen sein könnte.

Der Gang auf der linken Seite führt zu den Toiletten und nach draußen, der auf der rechten in einen Vorraum und in Richtung Aufzug, welcher in die anderen drei Stockwerke dieses Gebäudes fährt. Unglaublich, dass es wirklich Personen gibt, die freiwillig über einer Karaokebar wohnen.

Natürlich wäre es logischer bei Ino zuerst auf die Toiletten zu schauen, da sie sich nachschminkt, wenn sie wütend ist, aber es ist einfach dieses komische Gefühl in meiner Magengegend, das mir erklärt, dass ich zu den Aufzügen gehen soll (oder aber, weil ich davon ausgehe, dass es auf den Toiletten schrecklich stinken wird).

Also höre ich darauf, wende mich nach rechts und gehe den Gang entlang nach hinten. ,

Eine Holztür trennt die Räume der Karaokebar vom Vorraum des Gebäudes, den man eigentlich nur durch einen Seiteneingang betreten soll, aber wer hält sich schon an solche Bitten?

Ich drehe mich noch einmal um, schaue hinter mich und schließe dann meine Hand um den Griff, bevor ich ihn nach unten drücke und die Tür vorsichtig öffne. Sie quietscht fürchterlich und das grelle Licht der Neonlampe in der Mitte es Raums blendet mich für einen Moment.

»Was willst du?«

Inos Stimme ist schneidend und ich zucke vor dieser Intensität zurück, bevor ich mich daran erinnere, dass ich vor ihr gar keine Angst haben muss.

»Wissen, was du tust.«

Ich schließe die Tür und trete näher auf sie zu. Ino hat sich gegen die Wand neben dem Aufzug gelehnt, das Handy in der Hand, auf dessen Display sie geradezu starrt.

»Wie du siehst, tue ich nichts«, antwortet sie langsam, damit ich nicht hören kann, wie schwer ihre Zunge bereits in ihrem Mund liegt. Was schon fast wieder niedlich ist. Allerdings auch nur fast.

Ich bleibe gute zwei Meter vor ihr stehen und warte darauf, dass sie mich ansieht – was sie allerdings nicht tut. Sie blickt nur auf ihr Smartphone, scheint über irgendetwas nachzudenken und schweigt. Was mir Sorgen macht.

Wenn Ino im betrunkenen Zustand über etwas nachdenkt, wirklich nachdenkt, dann sind das meistens die dümmsten Ideen.

»So wie ich das sehe, ist das nicht nichts«, erwidere ich also ebenso langsam und gehe noch einen Schritt weiter auf sie zu. Sie schiebt sich von mir weg und berührt mit dem Ellenbogen den Schalter für den Aufzug, dessen Türen sich keine zwei Sekunden später öffnen und den Raum noch weiter erhellen.

Sie schaut auf, blickt auf den Boden zum neuen Lichtschein und dann zum geöffneten Aufzug. Überlegt … und steigt plötzlich ein.

Instinktiv folge ich ihr in den kleinen Raum und stelle mich vor sie, damit sie nicht schon wieder vor mir flüchten kann.

»Was soll das denn bitte?«, frage ich gereizt, darauf bedacht nicht aus dem Bereich der Lichtschranke zu treten. Ino hat den Knopf für den dritten Stock gedrückt und da ich kein großes Bedürfnis verspüre mit einer Betrunkenen diese Fahrt zu bestreiten (das letzte Mal wurde ich angekotzt), hindere ich die Türen lieber daran sich zu schließen.

Inos Blick ist erneut nur auf ihr Handy gerichtet und es vergehen einige Momente, in denen ich schon denke, dass sie mir gar nicht mehr antworten wird, bevor sie plötzlich aufschaut. Mit einem komischen Flimmern in ihren Augen, das nichts mit dem Alkohol zu tun hat, starrt sie mich an.

»Ich ruf jetzt Sai an«, sagt sie völlig ruhig.

Bitte was?! Wieso?

Ich möchte sie genau das fragen, doch sie beginnt bereits mit ihrem langen, schmalen Zeigefinger auf dem Display herumzutippen, weshalb ich diesen Impuls unterdrücke.

Ich mache einen Satz nach vorne und versuche Ino das Smartphone aus der Hand zu nehmen, aber sie weicht mir gerade noch so aus. Ihre Bewegungen sind wegen des Alkohols nicht so geschmeidig wie sonst, aber dadurch auch schwerer vorherzusehen.

Sie torkelt zur Seite und wir drehen uns im Kreis. Angefressen, weil ich gerade gegen eine Betrunkene verliere, blase ich die Wangen auf und stemme meine Hände in die Hüften.

»Ino, dass ist eine Scheißidee!«

»Pfft.«

Sie zuckt mit den Schultern und weicht einen Schritt vor mir zurück, schon wieder mehr an ihrem Handy interessiert als an mir.

Ich überlege, was ich als nächstes sagen soll, um sie möglichst sanft von dieser Idee abzubringen, als sich plötzlich die Türen vor Inos Körper schließen, ich kann nicht mal reagieren, um sie aufzuhalten.

Mir ist gar nicht aufgefallen, dass wir vollständig unsere Positionen gewechselt haben.

Ich starre perplex auf das Metall vor mir, während der Aufzug nach oben fährt, weshalb es kurz dauert, bevor ich begreife was Ino – eine betrunkene Ino! – gerade getan hat.
 

Dieses Miststück!

Eine Geschichte über Überraschungen

24. September
 

Wenn wir Menschen uns einmal eine Meinung über jemanden gebildet haben, ist man sich sicher nicht mehr überrascht werden zu können. Dass man genau weiß, wie welche Person in welcher Situation reagieren wird. Desto fester wir von etwas überzeugt sind, umso stärker trifft es uns, wenn wir dann doch falsch liegen. Kleine Abweichungen sind zu verschmerzen, aber ein Verhalten, dass absolut nicht in die Richtung passt, die wir uns eingebildet haben, lässt einen doch kurz an sich und seinen Menschenkenntnissen zweifeln.

So wie mich gerade.
 

Aber von Anfang an:

Nachdem ich mit dem Aufzug wieder ins Erdgeschoss gefahren war, hatte Ino sich natürlich längst aus dem Staub gemacht und war irgendwo zwischen ihren Partygästen untergetaucht.

Ich weiß nicht, was jetzt aus ihrem Versuch geworden war Sai anzurufen, das war mir ehrlich gesagt aber auch sehr gleichgültig, weil ich sauer auf sie war - und noch bin.

Ich gab es auf jeden Fall recht schnell auf sie zu suchen und ging lieber zur U-Bahn um heim zufahren, bevor noch jemand Unschuldiges meine Wut zu spüren bekam. Außerdem hatte sich meine Begeisterung von Anfang an in Grenzen gehalten und war nun vollkommen verpufft. So gesehen, hätte ich ihr für diese Aktion also fast danken müssen - aber ich würde einen Teufel tun und ihr dafür auch noch danken.

Der Nachhauseweg verlief bis auf einen Betrunkenen, der sich nur einen Meter vor meinen Füßen plötzlich übergab, ereignislos. Ich musste nicht lange auf meinen Anschluss warten, meine Schuhe drückten noch nicht und als ich endlich in mein Wohnhaus kam und vor den Aufzügen stand, war meine Wut auf ein normales Minimum geschrumpft.

Ich fuhr nach oben und konnte die weiche Matratze unter meinem Körper schon fühlen. Freute ich mich auf das Bett.

Blöd nur, dass ich beim Aussteigen mit meinem Absatz in der Türschiene stecken blieb. Frustriert zog ich mein Bein nach oben, aber es half nichts, er hatte sich komplett verkeilt.

Danach versuchte ich es mithilfe meiner Hände, die ich fest um meine Wade geschlossen hatte, den Fuß samt Schuh herauszuziehen. Natürlich ebenfalls ohne den gewünschten Erfolg. Wie sollte es auch anders sein? Der Weg hierher war zu glücklich verlaufen.

Also ließ ich von mir ab, kniete mich so gut es ging hin und öffnete die Schlaufe meines Schuhs, um herausschlüpfen zu können.

Ich drehte mich mit dem Rücken zum Gang, nach wie vor auf meinen Knien, und zog endlich dieses blöde Teil heraus.

Zufrieden ließ ich mich nach hinten fallen und schloss für einen Moment meine Augen, unentschlossen ob ich aus Frust heulen oder vor Erleichterung, dass ich den Hausmeister wegen so einer Lappalie nicht rufen musste, lachen sollte.

Diese Überlegung wurde mir aber durch eine unschöne Begegnung abgenommen.

Es war so, dass vom Treppenhaus her plötzlich Schritte in meine Richtung zu hören gewesen waren, die ich gar nicht wirklich wahrgenommen hatte, weil ich viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen war.

Ich öffnete also seelenruhig meine Augen, beobachtete wie die Türen des Aufzuges sich schlossen und ignorierte die Person.

Im Nachhinein ärgere ich mich darüber, ruhig sitzen geblieben zu sein und mich nicht gleich aufgerappelt zu haben.

Ich saß noch da, den Schuh in meiner Hand, mein Blick auf die Eisentüren gerichtet und wartete, bis sie sich geschlossen hatten als etwas einen Schatten auf mich warf. Irritiert lehnte ich meinen Kopf in den Nacken und blickte in ein paar dunkelblauer, wütender Augen.

Der Mann, zu denen sie gehörten, war sicher schon um die siebzig und sein zu großes Hemd und die abgetragenen Jogginghose hatten auch schon bessere Tage gesehen.

»Ich wusste es. Als ich gesehen habe, in welchem Stock der Aufzug steckt, wusste ich es! Reicht es dir nicht schon, wenn du mich jede Nacht mit deinem Getrampel wach hältst? Oh nein, das vornehme junge Fräulein muss auch noch den Aufzug blockieren und einen alten, gebrechlichen Mann dazu zwingen die Treppen zu nehmen«, schrie er plötzlich mit wutverzerrtem Gesicht.

Im ersten Moment war ich erst einmal vollkommen perplex und die einzige Frage, die sich in meinem Kopf bildete war: Was macht er überhaupt zu so einer Zeit noch (oder schon) wach?

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu erwidern, doch bevor ich überhaupt dazu im Stande war einen Satz zu bilden, blökte er auch schon weiter: »Ich bin zweiundsiebzig Jahre alt! Ich habe diesem Land viel gegeben und jedes Recht darauf nachts meine Ruhe zu haben. Und auch den Aufzug nutzen zu können, ohne dass du ihn wegen irgendwelcher Kleinigkeiten anhältst! Also was fällt dir überhaupt ein?«

Was?!

Meine Augen weiteten sich und ich versuchte verzweifelt mich daran zu erinnern, woher ich diesen Mann überhaupt kannte. Was fiel ihm eigentlich ein so mit mir zu reden?!

Damit war die Starre, in der ich mich zunächst befunden hatte, gebrochen und ich sprang auf, drehte mich um und versuchte erneut etwas zu sagen.

Dieses Mal kam mir allerdings jemand anderer dazwischen.

Ich hatte gar nicht mitbekommen wie sich seine Wohnungstür geöffnet hatte und starrte umso irritierter in sein Gesicht als er plötzlich hinter diesem alten Vollidioten auftauchte.

»Es ist drei Uhr morgens. Und Sie sind hier momentan der einzige, bei dem ich mich frage, was Ihnen einfällt.«

Sasukes wütende Stimme ließ eine Gänsehaut auf meinen Armen erscheinen und ich war mir in diesem Augenblick sehr sicher ihn niemals, auf gar keinen Fall wütend machen zu wollen.

Der Mann drehte sich abrupt um, bereit den Neuankömmling genauso zusammenzustauchen wie mich, hielt aber mitten in der Bewegung inne als er Sasukes genervte Miene sah.

»Ich denke Sie sollten wieder in Ihre Wohnung gehen.«

»Mir fällt gar nicht ein, warum ich ...«

»Weil ich gerne schlafen würde.«

Sasukes Stimme war schneidend und meine Gänsehaut wurde noch intensiver.

Die beiden Männer fochten einen stillen Kampf mit ihren Augen aus.

Nach einigen Momenten hob Sasuke spöttisch eine Augenbraue, die Arme verschränkte er vor seiner Brust und ich konnte richtig sehen wie die Schultern das Mannes nach unten sackten. Er murmelte etwas vor sich hin und ging dann mit schnellen Schritten (von wegen alter, gebrechlicher Mann) an Sasuke vorbei. Aber nicht, ohne uns noch einen wütenden Blick zuzuwerfen.

»Sympathischer Mann«, flüsterte ich ironisch und sah ihm hinterher, bevor ich meine Aufmerksamkeit auf Sasuke lenkte. Mir lag ein 'Danke' auf den Lippen, aber die Tatsache, dass ich selbst so kläglich an meiner eigenen Verteidigung gescheitert war, ließ mich zögern. Etwas, das Sasuke sicher nicht entgangen sein konnte, doch er ignorierte es seltsamerweise.

»Er hat übrigens für deine Abmahnung gesorgt«, sagte er stattdessen wie aus dem Nichts und drehte sich plötzlich weg, um zurück in seine Wohnung zu gehen. Ich blinzelte ein paar Mal perplex und fragte mich woher er das wissen konnte. Also öffnete ich meinen Mund, um diese Frage auszusprechen, aber stattdessen kam das längst überfällige: »Danke« heraus.

»Hn. Gute Nacht.« Und damit ging er in seine Wohnung hinein und schloss die Tür hinter sich.
 

An dieser Stelle muss ich sagen, es ist für mich immer ein komisches Gefühl, wenn mich jemand positiv überrascht.

Auf der einen Seite freut es mich, dass er oder sie vielleicht doch nicht so ein Arsch ist, allerdings heißt es natürlich auch, dass meine Menschenkenntnis, auf die ich ja eigentlich recht stolz bin, versagt hat - zumindest ein bisschen. Und das ist für mich furchtbar frustrierend, weil ich es nicht gewohnt bin unrecht zu haben.

Darüber kann ich mir aber die halbe Nacht noch Gedanken machen. Momentan stehe ich einfach nur wie der größte Vollpfosten im Gang und starre dümmlich auf die geschlossene Wohnungstür.

Ich meine, was fällt ihm auch ein mir erst so zur Seite zu stehen und dann einfach zu verschwinden?

Er ist nicht Batman, verdammt noch mal!

Eine Geschichte über Hinata

24. September
 

Den ganzen Tag über hänge ich in den Seilen, weil ich die Nacht über kaum ein Auge zu getan habe. Diese Situation letzte Nacht war so grotesk, dass sie mir immer und immer wieder durch den Kopf schoss, jedes Wort und jede Bewegung spielte sich in meinen Gedanken ein ums andere Mal ab und so ging die Sonne bereits auf, als mich die Müdigkeit doch endlich übermannen konnte.

Da mir aber natürlich die nötige Freizeit fehlt, um einfach einmal einen Tag faul im Bett zu liegen, klingelte passenderweise kaum zwei Stunden später schon mein Handywecker, den ich mir vorsorglich gestellt hatte. Ursprünglich, weil ich nicht genau wusste, wie Inos Party ablaufen und wann ich endlich heim kommen würde.

Den Tag verbringe ich verbissen damit, zu versuchen nicht an Sasuke und diesen wirklich sehr unfreundlichen Nachbarn zu denken, was aber vorne und hinten nicht funktioniert.

Ich kann nicht anders als immer wieder in Gedanken dorthin abzudriften – dabei müsste ich meine Präsentation über die verschiedenen Bereiche des Gehirns und deren Funktionen endlich beenden.

Aber ich komme absolut nicht darauf klar, dass Sasuke mir geholfen hat und was mich am meisten daran irritiert, ist, dass ich einfach nicht verstehe, woher er die ganzen Informationen hatte.

Gut, Naruto wird ihm wohl von der Abmahnung erzählt haben, jedoch wirkt Sasuke jetzt nicht wie ein Mensch auf mich, der sich einfach in die Angelegenheit seiner Nachbarn einmischt.

Ein Seufzen entweicht mir, während ich in der Küche stehe und mir ein Bento mache. Mittlerweile ist es fast zwanzig Uhr und ich hab Nachtschicht im Rettungsdienst, den ich sicher nur mit einer ganzen Menge Kaffee überstehen werde.

Die einzige Erkenntnis, die das stundenlange Grübeln zu Tage geführt hat, ist, dass ich jetzt zumindest weiß, wer mich hier im Haus nicht leiden kann – und ich nicht das Gefühl habe, dass er mich einfach so in Ruhe lassen wird.

Aber das nächste Mal werde ich nicht so bedröppelt daneben stehen und mich von einem Mann in glänzender Rüstung (gut, es war ein schwarzes Shirt und eine Jogginghose) retten lassen.

Nachdem das Bento fertig ist und natürlich nicht halb so hübsch aussieht, wie bei Ino immer – der Reis liegt irgendwie überall, die Karotten habe ich einfach irgendwie hinein geschmissen, genau wie den ganzen anderen Rest und an das hochheilige Prinzip des Washoku habe ich mich natürlich auch nicht gehalten – packe ich es schnell in meine Tasche.

Danach laufe ich wie wild in der Wohnung herum, weil mir ständig etwas neues einfällt, das ich vergessen habe und nachdem ich zum fünften Mal kontrolliert habe, ob ich das Ladekabel meines Laptops auch wirklich eingepackt habe, kann ich endlich beruhigt meine Schuhe im Gang anziehen.

»... und bis dann.«

Mein Kopf geht automatisch mit einem Ruck nach oben, als ich von der anderen Seite der Wohnungstür Narutos Stimme vernehme.

Das war es dann wohl mit einem ruhigen Aufbrechen. Ich seufze, schultere meine Tasche und verlasse anschließend die Wohnung.

Naruto steht bereits vor dem Aufzug und wartet auf dessen Ankommen. Sein Kopf ist leicht nach unten gerichtet und so wie die Haltung seiner Arme von hinten aussieht, scheint er auf seinem Handy herumzutippen.

Wahrscheinlich ist er vollkommen in Gedanken versunken und dennoch komme ich nicht auf die Idee, dass mein Auftauchen ihn vielleicht erschrecken könnte.

Also lege ich enthusiastisch meine Hand auf seine Schulter und spüre sofort wie sich seine Muskeln zusammenziehen. Sein Körper dreht sich ruckartig in meine Richtung und sein Brustkorb hebt und senkt sich ungewöhnlich schnell.

Narutos tiefblaue Augen starren mich einige Sekunden lang erschrocken an, bevor er sich mit einem theatralischen Seufzer an die Brust fasst und tief einatmet.

»Gott, hast du mich erschreckt, echt jetzt. Ich glaube, ich hab gerade einen Herzinfarkt erlitten.«

»Das ist aus medizinischer Sicht wohl doch recht unwahrscheinlich.« Vollständig auszuschließen natürlich nicht (ist es nie), aber dass muss ich ihm jetzt nicht unbedingt auf die Nase binden.

»Auch wieder wahr«, erwidert er und steckt sein Handy weg.

Naruto beginnt mich angestrengt zu mustern und seine Augenbrauen ziehen sich nachdenklich zusammen. Ich beginne nach kurzer Zeit mich schrecklich unwohl zu fühlen (dieser blöde Aufzug soll endlich kommen!) und frage mich, ob Sasuke ihm etwas von dem Zwischenfall letzte Nacht erzählt hat. Vielleicht denkt er ja jetzt über … was auch immer nach. Mir fällt kein Gedanke ein, der ihm nach einer solchen Geschichte kommen könnte.

»Naruto, lässt du das bitte«, fauche ich ungehalten, als ich es nicht länger aushalte.

»Äh … sorry, ich wollte dich nicht anstarren. Es ist nur ...«

Ich hebe abwartend eine Augenbraue.

»Sakura, ich ... du ... also ... ich brauche deine Hilfe!« Das letzte Wort schreit er regelrecht und ich zucke heftig zusammen.

»Nur, wenn du mir nicht wieder ins Ohr brüllst«, erwidere ich und halte meine Hand vor dieses.

»Entschuldige. Das wollte ich nicht, echt jetzt.«

Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und grinst mich unsicher an.

»Es ist nur so, dass ich mir dachte ... na ja du studierst ja Medizin und so ... und ...«

»Gott, Naruto, hör auf herumdrucksen und sprich es einfach aus«, fordere ich ihn auf, weil mir langsam der Geduldsfaden reißt. Ich bin übermüdet, genervt und ein wenig in Eile.

»Ja, da hast du recht.« er atmet noch einmal tief durch und schaut mir dann direkt in die Augen. Mir ist vorher noch nie aufgefallen wie blau sie sind. Heftig.

»Ich würde Hinata gerne bei ihrer Panik vor Aufzügen helfen.«

Ich blinzle irritiert.

»Und darum hast du jetzt selbst so eine Panik geschoben?«

»Na ja … ja. Sasuke meinte, dass ich es lassen solle, weil ich Dinge meistens schlimmer mache als dass ich wirklich hilfreich bin«, erklärt er niedergeschlagen.

Innerlich muss ich Sasuke natürlich Recht geben. So wie ich Naruto einschätze, passt diese Aussage leider viel zu gut.

Allerdings tut er mir in diesem Moment schrecklich leid, wie er so niedergeschlagen vor mir steht, fast wie ein kleines Kind, dem gerade sein Eis auf den Boden gefallen ist.

Das und dieser innere Drang genau das Gegenteil von dem zu tun, was Sasuke tun würde (wieso auch immer), lassen mich resignieren.

»Mhhh … hast du denn schon einen Plan?«

Die Aufzugtüren öffnen sich und während wir einsteigen und Naruto den Knopf für das Erdgeschoss drückt, antwortet er: »Nein, nicht wirklich.«

Was seine Stimmung nur noch weiter in den Keller befördert.

Okay, eine Sache, die ich in meinem Leben niemals mehr erleben will, ist Naruto traurig zu sehen. Das ist nicht nur extrem gruslig, weil er sonst immer ein Lachen auf den Lippen hat und er so sehr verstörend aussieht, sondern einen selbst auch komplett runter zieht. Ich muss tatsächlich dem Drang widerstehen, ihn in den Arm zu nehmen.

»Also, ich hab zwar keine Ahnung von Psychologie und habe auch nicht vor Psychiater zu werden, aber vielleicht fällt mir ja doch etwas nützliches ein«, antworte ich schließlich, als wir auf dem Weg nach unten sind.

»Wirklich?« Sein Kopf schießt nach oben und er schaut mich mit glitzernden Augen an. Sicher, dass er schon über zwanzig ist? So sieht er aus wie sieben.

»... Ja. Aber vielleicht … es wäre sicher nicht schlecht etwas mehr darüber zu wissen, wieso Hinata so Panik vor Aufzügen hat.«

Wie gesagt, ich habe genauso wenig Ahnung wie Naruto was eine mögliche Therapie (oder wie auch immer ich diese nett gemeinte, aber wahrscheinlich total schwachsinnige Idee benennen soll) anbelangt. Aber das Erste was man im Rettungsdienst lernt, ist immer die ganze Krankengeschichte des Patienten zu erfahren, bevor man reagiert.

»Ah … ähm ...«, erwidert er und sein Gesicht wird erneut nachdenklich. Er verschränkt die Arme vor seiner Brust und scheint einige Augenblicke genauer darüber nachzudenken. Ich möchte ihm gerade sagen, dass es doch nicht sein muss, weil er sich ganz offensichtlich in einem schweren Gewissenskonflikt befindet, als sich seine Mimik verändert und er mich mit einem ernsten Blick fixiert.

»Du musst mir nur versprechen, dass niemals jemandem zu erzählen. Und vor allem nicht Hinata. Wenn sie je mitbekommt, dass du weißt, was damals passiert ist, wird sie mich wohl umbringen.«

Kann ich mir nicht vorstellen, aber ich legte meine rechte Hand über mein Herz und die Linke halte ich ein Stück nach oben und sage: »Ich schwöre.«

Naruto nickt zufrieden.

Der Aufzug hält in diesem Augenblick in der Lobby und wir steigen aus.

Naruto zieht mich sofort zu den Briefkästen, während er sich nach möglichen Mithörern umsieht, aber wir sind vollkommen alleine hier.

»Ich verlass mich auf dein Wort.«

Am Liebsten würde ich aufgrund dieses theatralischen Verhaltens die Augen verdrehen und ihm eine sarkastische Antwort geben, aber ich nehme mich zurück und nickte ihm zu. Es scheint ihm unglaublich wichtig zu sein und ich möchte mich nicht darüber lustig machen.

Außerdem weiß ich ja noch gar nicht, was Hinata damals zugestoßen ist und wenn es etwas wirklich, wirklich schreckliches war, werde ich mich im Nachhinein wahrscheinlich sehr schlecht fühlen, wenn ich diesem Impuls nun nachgebe.

»Hinata war damals zehn oder elf. Also ich war krank und sie war so nett, um mir meine Hausaufgaben zu bringen. Wir haben damals in einem ähnlich hohen Wohnhaus gewohnt wie dieses hier. Allerdings im neunten Stock und der Aufzug war recht alt und spinnte manchmal rum. Jedenfalls blieb sie genau zwischen dem achten und neunten Stock stecken. Ich mein, dass ist sowieso schon bitter genug, aber vor allem erschreckend für ein junges Mädchen«, er stoppte einen Augenblick und ich beeilte mich ihm zuzustimmen.

»Jedenfalls drückte sie vergebens auf den Notfallknopf, der nicht ging oder was auch immer. Jedenfalls, ich weiß nicht genau wie lange sie es versuchte, nur, dass sie irgendwann begann panisch gegen die Metalltüren zu schlagen.«

»Aber wenn das Haus so viele Stockwerke hatte, gab es doch sicher mehr Leute, die ihn nutzen wollten«, funke ich ihm ohne nachzudenken dazwischen und beiße mir sofort auf die Zunge. Das ist sicher ein Punkt, auf den er gleich zu sprechen kommt.

»Ja klar. Aber sie haben eben das gemacht, was die Meisten machen würden. Sie haben die Treppe genommen und sich über den Unbekannten beschwert, der die Türen des Aufzugs offen hält oder aus Spaß alle Knöpfe gedrückt hatte. Vielleicht auch über die Hausverwaltung oder was weiß ich. Na ja, das Klopfen war nicht sonderlich laut, aber irgendwann wollte eine Nachbarin von uns einkaufen gehen und hörte sie schließlich doch. Sie beruhigte Hinata, was einige Zeit dauerte und ließ sich von ihr anschließend die Notrufnummer, die glücklicherweise auf einem Schild im Aufzug stand, geben. Es dauerte dann noch einmal eine gute Stunde, bis sie die Türen öffnen konnten und die Feuerwehr Hinata in den neunten Stock ziehen konnten.«

Naruto schweigt einen Moment und ich lasse seine Worte noch einmal Revue passieren. Also ein schreckliches Erlebnis, aber immerhin musste sie nicht mitansehen, wie jemand in einem Aufzug erschossen wurde. Dass sie deshalb aber nicht mehr sonderlich viel Bock auf Aufzüge hat, ist nachvollziehbar.

»Also das ist natürlich ein sehr einschneidendes Erlebnis für sie gewesen. Kein Wunder, dass sie lieber die Treppe nimmt«, antworte ich schließlich, weil ich nicht weiß, was ich sonst dazu sagen soll.

»Das ist noch nicht alles«, erwidert er langsam und scheint sich unsicher darüber zu sein, ob er weiter sprechen soll. Noch nicht alles? Also vielleicht doch ein Toter?

»Es erregte natürlich Aufsehen, dass die Feuerwehr kam und so. Sogar ich quälte mich aus dem Bett, um zu sehen, was los war, wie Jungs halt so sind. Und na ja … Hinata saß locker drei Stunden da drinnen fest … und hatte Angst und … Kinder haben ja nicht so große Blasen … ich meine ...«

»Stopp!«, unterbreche ich ihn entschieden, als ich weiß worauf er hinaus will.

Mein erster Gedanke: Gott sei Dank hab ich die Klappe gehalten!

Mein Zweiter: dieses arme, unschuldige Mädchen.

(Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich zuerst an mich und dann an sie gedacht habe?)

»Du musst das wirklich nicht aussprechen. Wirklich. Ich meine, kein Wunder, dass sie nicht will, dass jemand davon erfährt. Obwohl es eine ganz normale Funktion des Körpers ist und … also egal. Das ist auf jeden Fall ein gewaltiges Trauma für ein junges Mädchen.«

Vor allem, da es nicht nur irgendwelche fremden Menschen in einem x-beliebigen Hochhaus gesehen haben, sondern auch Naruto. Und ihm danach fast jeden Tag über den Weg laufen zu müssen, mit dem Wissen, dass er das Einnässen mitbekommen hat, hinterlässt auf jeden Fall seine Spuren.

Wir schweigen einige Zeit und dass ich eigentlich zu meiner Schicht muss, habe ich für den Moment auch komplett vergessen.

»Also ich will ehrlich sein«, beginne ich schließlich doch, »ich weiß nicht, ob wir zwei da wirklich was machen können.«

Naruto nickt geknickt.
 

Und jetzt seien wir auch mal ehrlich: natürlich erachte ich Aufzüge als außerordentlich wichtig und ohne sie hätte ich dieses Gespräch mit Naruto hier jetzt auch sicher nie geführt und es wären auch so einige andere Dinge nie geschehen. Ich empfinde Treppen auch als Ausgeburt der Hölle. Aber wenn man das alles mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet – also Hinatas zum Beispiel – sie sind ja eigentlich nicht zwingend notwendig.

Sie erleichtern uns viel, klar, aber erstens ist Treppen laufen gesünder und soll pro Stufe das Leben um fünf Sekunden verlängern und zweitens gerät man so nicht in die Gefahr, stecken zu bleiben.

Was aber nicht bedeutet, dass ich jetzt auf das Treppenhaus umsteige, zumal ich nicht einmal weiß, ob das mit dem länger leben überhaupt stimmt und außerdem bin ich risikofreudig.

Eine Geschichte über Unangenehmes

27. September
 

Kennt ihr das?

Ihr steht mit einem Freund oder einer Freundin vor dem Aufzug und seid in ein privates Gespräch vertieft? Ja? Gut.

Kennt ihr das auch, wenn der Aufzug dann kommt und ihr dieses besagte Gespräch nicht unterbrechen wollt und es deswegen im Inneren des Aufzuges fortsetzt? Ja? Sehr schön.

Kennt ihr das aber, wenn noch jemand mit einsteigt, dieses private Gespräch wirklich sehr privat ist und eure beste Freundin einfach nicht die Klappe halten will? An alle, die mit nein antworten: ihr Glücklichen. An den Rest: ich fühle mit euch. Ino ist nämlich auch so!

Und da dachte ich doch wirklich, dass das peinlichste, was mir in diesem Aufzug hätte geschehen können, bereits durch meine Bowlingkugeleinlage mit Naruto geschehen wäre. Fehlanzeige.

Wie ich gerade merken darf, geht es nämlich immer noch ein bisschen schlimmer. Am Liebsten würde ich im Erdboden versinken, da das allerdings leider nicht im Bereich des möglichen liegt, muss ich mich damit vergnügen Ino warnende Blicke zuzuwerfen und mich zu schämen.

In dieser überaus unangenehmen Situation befinde ich mich ja sowieso nur, weil Ino sich betrunken aufgeführt hat wie der letzte Vollidiot und natürlich muss sie gleich im nüchternen Zustand weitermachen.

»Ino ...«, versuche ich vergebens sie zu unterbrechen und schiele verlegen in Richtung Sasuke, der mit verschränkten Armen neben mir steht und recht desinteressiert geradeaus schaut. Ich bin mir aber sehr sicher, dass er ein Grinsen unterdrückt. Wer würde das bei diesem Thema auch nicht machen?

Ich meine, Ino erzählt gerade ausgiebig von ihrer Nacht mit Sai – zumindest haben sie nicht miteinander geschlafen.

Aber diese detaillierte Beschreibung über seine markanten Gesichtszüge und die verschiedenen Nuancen seiner schwarzen Haare, wenn das Licht sich in ihnen bricht, bräuchte ich jetzt auch nicht.

Ino geht so in ihrer Erzählung auf, dass mir doch tatsächlich das Blut in die Wangen schießt und sie heiß werden.

Ich habe absolut kein Interesse daran, mit ihr vor Sasuke über Sais Bauchmuskeln zu sprechen, die sich durch sein weißes T-Shirt abgezeichnet haben und wie weich seine Finger sind.

Also langsam vermisse ich wirklich ihre ständigen Beschwerden über ihn und seine blöde Art.

Ich seufze und kann nicht anders als mir zu wünschen, ich hätte sie aus Rache versetzt oder zumindest so getan als hätte ich heute keine Zeit.

Ino hat mir gestern nämlich eine ewig lange Entschuldungs-Sprachnachricht geschickt und mich regelrecht angebettelt, sie heute in einem Cafe zu treffen, sodass wir in Ruhe über alles reden können. Und weil ich mal nicht so seien wollte, habe ich in meiner grenzenlosen Großzügigkeit eingewilligt. Und jetzt habe ich den Dreck.

Sie redet, seit wir uns versöhnt haben, über nichts anderes mehr als Sai. Wie falsch sie ihn eingeschätzt hat und dass Künstler nun einmal extravagant sein müssen und und und. Die Sache mit ihren Daumen (»Na ja, ein bisschen komisch schauen sie ja schon aus«) und ihrem normalen Gesicht (»Er meinte mit normal eigentlich zu perfekt«) haben sich mittlerweile übrigens auch erledigt.

Ich weiß außerdem inzwischen, wie seine kleine Zehe aussieht, weil das ihr großes Thema auf dem Weg zum Hochhaus war.

Und oh … momentan (wir sind in Stock fünf angelangt) geht es darum, dass sie ihn am Liebsten sofort vernascht hätte, als sie sein wunderschönes Lächeln gesehen hat. Beim ersten Mal war es noch aufgrund seiner geheimnisvollen, schwarzen Augen, dann wegen seiner angeblich so heißen, rauchigen Stimme und nun ist es eben das Lächeln.

»Wieso hast du ihn nicht gleich im Aufzug genommen?«, rutscht mir, vor lauter mit Sai Sex haben hier und Sai auf sein Sofa schmeißen dort, heraus. Erst einen Augenblick zu spät fällt mir auf, dass Sasuke nach wie vor neben mir steht und ich möchte nicht, kann aber den Seitenblick nicht verhindern.

Mittlerweile kann er den Ansatz eines Grinsens nicht mehr verstecken.

Wer hätte das gedacht, Sasuke kann sogar nett aussehen – und dieses dezente Mundwinkel nach oben ziehen steht ihm wirklich sehr gut. Schade, dass er das nicht öfter macht.

»... also dann erst das nächste Mal«, nehme ich nur das Ende von Inos Antwort wahr und genau in diesem Moment öffnen sich endlich die Türen des Aufzugs und ich kann ihr eine Erwiderung schuldig bleiben.

Sasuke wartet bis wir ausgestiegen sind und ich beeile mich, Ino in die Richtung meiner Wohnung zu lotsen, damit wir endlich aus der Öffentlichkeit kommen.

Ich habe wirklich kein Problem mit Gesprächen wie diesen – wegen mir darf es auch gerne mal etwas perverser zugehen in Geschichten. Aber vor Sasuke? Das ist mir wirklich verdammt unangenehm, weil dieser Kerl einfach so … so Sasuke ist.

»Schönen Nachmittag noch«, sage ich über meine Schulter hinweg, während ich die Wohnungstür öffne, um mein eigenes Unbehagen zu überspielen.

»Oh, ja. Schönen Nachmittag noch, Sasuke«, flötet Ino grinsend und ich schubse sie regelrecht in meinen Wohnungsflur.

»Euch auch«, höre ich seine Antwort noch, bevor meine und kurz darauf seine Tür sich schließen.

»Er ist doch gar nicht so unhöflich«, sagt Ino und zieht sich ihre Schuhe aus. Ich folge ihrem Beispiel und möchte gerade etwas erwidern, als sie auch schon weiter spricht: »Aber egal. Auf jeden Fall haben Sai und ich die ganze Nacht geredet und wenn man mal seine Art durchschaut hat, wie man seine Worte nehmen muss, kann er wirklich ...«

»Ino!«, schreie ich unvermittelt, weil ich es langsam wirklich nicht mehr hören kann.

Sie verstummt – na immerhin.

»Ist dir überhaupt aufgefallen, dass Sasuke neben uns stand als wir hochgefahren sind?«, frage ich sie und mein Brustkorb hebt und senkt sich ungewöhnlich schnell, so als hätte ich gerade einen Marathon hinter mir.

»Ja. Und?«, erwidert sie irritiert und hebt eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen.

»Wie 'und'? Er ist mein Nachbar und du hast ... du hast einfach über Sex gesprochen.«

Ino blinzelt ein paar Mal perplex und fragt: »War dir das peinlich?«

Ich antworte nicht, spüre nur wieder, wie meine Wangen warm werden und höre Ino plötzlich laut loslachen.

Das Lachen wird so schlimm, dass ihr bereits Tränen in die Augen steigen und sie sich den Bauch halten muss. Nach Luft schnappend versucht sie sich zu beruhigen und wirft mir einen hoch amüsierten Blick zu.

»Dir was das echt peinlich?«

»Ja!«, rufe ich, weil das doch wohl offensichtlich sein sollte.

Ino räuspert sich einmal laut und wischt sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln, bevor sie sich aufrecht hinstellt und mich einer genauen Musterung unterzieht. Wir haben beide völlig vergessen, dass wir im halbdunklen Gang meiner Wohnung stehen.

»Ach bitte. Dir ist sowas sonst nie peinlich. Normalerweise kannst du gar nicht genug peinliche Sachen sagen, oder eklige.« Ein verschwörerisches Lächeln taucht auf ihren Lippen auf und mir schwant böses.

»Aber wenn es dir wirklich unangenehm war, dann bleibt nur eins: Du stehst auf Sasuke.«

Bäm!

Was?!

»Das ... was für ein Blödsinn!«

»Komm schon Sakura«, sagt sie und begutachtet in aller Seelenruhe ihre blau lackierten Fingernägel, »wir müssen uns alle mal unbequemen Wahrheiten stellen.«

Ich würde sie ja gerne bitten das genauer auszuführen, weil ich ihrer Argumentationskette nicht so ganz folgen kann, aber momentan hängt mein Kiefer so weit unten, dass es mich nicht wundern würde, wenn er nur ein paar Millimeter über dem Bodenschweben würde – und dadurch fällt mir das Reden leider schwer.

Eine Geschichte über Naruto

1. Oktober
 

Eine Sache, die ich mittlerweile über Naruto weiß, ist, dass er ein überdurchschnittlich positiver Mensch ist – und jedem helfen möchte. Aus diesem Grund sitzen wir gerade auch alle in Sasukes Wohnung (die wie meine geschnitten ist, nur spiegelverkehrt und mit weniger Inhalt versehen) am weißen, runden Küchentisch auf Klappstühlen und trinken Tee.

Ich sollte mich eigentlich auf Narutos grandiose Idee konzentrieren, wie wir Hinata von ihrer Aufzugphobie – die im übrigen auch unter die Klaustrophobie fällt, wie Naruto uns durch seine Internetrecherchen mitteilen konnte – befreien können, aber Inos Worte wollen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf und ich frage mich laufend, ob etwas dran sein könnte.

Ich meine, sie hat schon nicht Unrecht damit, dass ich mich bei ihm irgendwie … verklemmt … verhalte und mich bei jeder Aufzugfahrt frage, ob mein Verhalten in seiner Gegenwart so okay sei und wie ich mich ihm gegenüber richtig verhalten soll. Das macht allerdings noch lange kein 'auf ihn stehen' aus. Mal davon abgesehen, dass ich ihn nicht einmal wirklich kenne. Laut Ino übrigens kein Argument, weil man jemanden nicht gut kennen muss, um sich von ihm angezogen zu fühlen.

Womit sie natürlich auch wieder recht hat – und das wurmt mich.

Ich umklammere meine Tasse mit dem Tee fester und versuche krampfhaft nicht in Sasukes Richtung zu schauen, weil ich mir sicher bin, dass ich ihn dann regelrecht anstarren werde, um zu sehen, wie mein Körper und vor allem mein Puls und Magen auf seinen Anblick reagieren.

Mein Gebrabbel als ich hier ankam, nachdem Naruto mich mir nichts, dir nichts, aus meinen eigenen vier Wänden geholt hat, war schon schlimm genug. Das ich wegen einer so blöden Unterstellung unsicher werde, macht mir außerdem sehr zu schaffen. Sollte ich es nicht eigentlich selbst merken, wenn ich mich tatsächlich zu jemandem hingezogen fühle?

»Sakura?« Naruto winkt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und ich springe fast vom Stuhl.

»Sorry. War in Gedanken noch in der Uni.«

Das würde sogar stimmen, wenn mein Kopf im Moment nicht so voll von Inos Blödsinn wäre. Seit Tagen schon kann ich mich auf keine meiner Vorlesungen konzentrieren, weil mein Gehirn sich einbildet, etwas anderes würde im Augenblick mehr Aufmerksamkeit benötigen. Oder besser gesagt, jemand anderes.

»Okay. Kein Ding, ich fang einfach noch mal an. Also ich habe mir überlegt, wir laufen in den sechsten Stock und fahren dann eine Etage mit dem Aufzug nach oben. Sasuke wartet hier auf uns und du und ich wir steigen mit Hinata zusammen ein, damit sie nicht alleine fahren muss. Und falls was ist, bist du ja als Medizinstudentin zur Stelle.«

Falls was sein sollte, kann ich in einem geschlossenen Raum auch nicht sonderlich viel ausrichten, aber anstatt meine Bedenken zu äußern, nicke ich zustimmend und werfe Hinata einen kurzen Blick zu. Sie wirkt etwas kränklich auf mich.

Ihre Fingerknöchel sind weiß, weil sie die Tasse vor sich so fest umklammert und ihre komplette Körpersprache schreit förmlich, dass sie hier nicht sein möchte.

Als Naruto jedoch zum Aufbruch ruft, erhebt sie sich ebenfalls vom ihrem Stuhl – wenn auch etwas langsamer als wir – und folgt uns in den Gang.

Naruto läuft vorne weg und ist bereits zur Tür raus, bevor wir überhaupt die Küche verlassen haben. Ich seufze und kann nur einmal mehr über seinen Tatendrang den Kopf schütteln, während ich mich frage, ob er sich überhaupt Gedanken gemacht hat, wie Hinata zu dem Ganzen überhaupt steht.

Irgendwie habe ich nämlich so ein bisschen das Gefühl, dass sie es nur ihm zuliebe probieren möchte und eigentlich überhaupt nicht das Bedürfnis verspürt, etwas an ihrer momentanen Situation zu ändern.

Zumal ich damit sowieso eher zu einem Psychiater gehen würde, aber irgendwie will ein kleiner Teil in mir – ein kleiner, aber sehr mächtiger Teil – wissen, was passieren wird. Macht das aus mir einen schrecklichen Menschen?

Ich verscheuche den Gedanken und konzentriere mich wieder auf unser Vorhaben, bei dem ich mir wirklich die Frage stelle, wie Naruto es geschafft hat, Sasuke davon zu überzeugen, dass er mitmacht.

Meiner Meinung nach passt das überhaupt nicht zu ihm – also ich meine, wenn ich an der Umsetzung schon so meine Zweifel habe, wird er sie doch erst recht haben, oder nicht?

Ich starre auf seinen Rücken, in der Hoffnung, dass er den Blick nicht spürt, und überlege, ob ich ihn darauf ansprechen soll. (Nur nicht auf meine Körperreaktionen konzentrieren!)

Bevor ich aber zu einer Entscheidung komme (und ja, die Tendenz ging eher zu nein), halten wir vor dem Treppenhaus und Naruto dreht sich zu uns um.

»Gut. Jeder weiß, was er zu tun hat. Also los.«

Sein Gesicht hat einen entschlossenen Ausdruck angenommen und er öffnet uns schwungvoll die Tür. Bei diesem Anblick muss ich leider gestehen, dass in mir doch tatsächlich so etwas wie Zuversicht aufkeimt. Hinata scheint es ähnlich zu gehen, denn sie läuft an mir vorbei und betritt bestimmten Schrittes als erstes das Treppenhaus.

Ich folge ihr und erhasche mich dabei, wie ich zu Sasuke hinüber schiele, der seinerseits Naruto einen Blick zuwirft, in dem sich irgendetwas spiegelt, das ich nicht deuten kann.

Was mich aber verwundert ist die Tatsache, dass er doch tatsächlich versucht etwas mit seinen Augen zu sagen. Ich wüsste wirklich gerne was, weshalb ich meinen Kopf drehe, um zu sehen, wie Naruto reagiert. Aber alles, was sich ändert, ist, dass er nur noch entschlossener wirkt und ich es aufgeben kann, zu versuchen es nachzuvollziehen – dafür müsste ich wohl ein Teil ihrer Männerfreundschaft sein.

Mit einem letzten Blick, den ich einfach nicht unterdrücken kann, zurück zu Sasuke, betrete ich nun auch das Treppenhaus und laufe hinter Hinata die Stufen hinunter und in den Flur des sechsten Stocks, in dem gerade eine ältere Dame mit ihrer Tochter (oder Enkelin?) vor einer der Türen steht und diese aufschließt.

Bevor wir an ihnen vorbeikommen, sind sie bereits in der Wohnung verschwunden und wir sind allein.

Hinatas Gang wird langsamer je näher wir dem Aufzug kommen und sie bleibt einige Meter vor ihm stehen, anscheinend hat ihre Zuversicht sie nun wieder verlassen.

»Wir müssen das nicht machen«, sage ich zu ihr, als ich mich neben sie stelle. Zum Glück sind Narutos Schritte noch ein Stück von uns entfernt, sodass er meine Aussage nicht hören kann. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich gar nicht weiß, wie ernst es mir damit ist. Der kleine, interessierte Teil in mir, warnt mich nämlich davor, zu versuchen es Hinata auszureden, während meine vernünftigere Seite zumindest hören will, dass sie dem allen auch wirklich zustimmt – egal aus welchen Gründen.

»D-doch. Das … das wird schon klappen.«

Also sonderlich überzeugend klingt sie nicht, aber immerhin hat sie jetzt einen ähnlichen Gesichtsausdruck aufgesetzt wie Naruto einen Stock weiter oben.

Irgendwie ist das süß und wenn sich die Gelegenheit ergibt, muss ich unbedingt mal weiter nachforschen, was denn genau zwischen den beiden eigentlich läuft.

»Bereit?«, fragte Naruto, als er zu uns aufgeschlossen hat und macht anschließend die letzten vier Schritte zum Aufzug, um auf den Knopf zu drücken.

»J-ja«, antwortet Hinata, mit ihren Händen zu Fäusten geballt. Na dann.

Die Türen öffnen sich und Naruto betritt das Innere des Fahrstuhls. Er dreht sich zu uns um, drückt mit einer Hand gegen die Eisentür, um sie offen zu halten und bedenkt Hinata mit einem ernsten Blick.

Ich schaue ebenfalls zu ihr und sehe in kurzer Zeit eine Menge Gefühle über ihr Gesicht huschen, bevor sie losgeht und mit einem letzten, tiefen Atemzug ebenfalls in die Kabine tritt.

Na das lief ja schon mal ganz gut.

Ich folge den beiden und übernehme die ehrenvolle Aufgabe auf den Knopf mit der sieben zu drücken. Die Türen schließen sich und der Aufzug beginnt sich zu bewegen.

Nach unten.

Sofort drehe ich mich zur Seite, um zu beobachten wie Hinata reagiert.

Um ehrlich zu sein, habe ich etwas vergleichbares noch nie gesehen. Hinatas sowieso schon helles Gesicht wird aschfahl, sie beginnt am ganzen Körper zu zittern und stoßweise zu atmen. Der Fahrstuhl hält nicht im fünften Stock und Tränen beginnen sich in ihren Augen zusammeln.

Wenn wir jetzt noch Jäger und Sammler wären, würde Hinata wohl versuchen so schnell wie möglich zu rennen, weil ihr das ganzes Blut in die Beine gerutscht ist, aber da wir das nicht mehr sind und es sich hierbei um einen engen, geschlossenen Raum handelt, bleibt sie einfach starr stehen und rührt sich nicht mehr.

»Naruto wir müssen sie hier rausbringen«, sage ich und versuche mit meinem ruhigsten Sanitäterton zu sprechen.

»Ja … und beruhigen.« Ich sehe die Angst in seinen Augen und überlege fieberhaft was wir tun können, damit Hinata aus ihrer Bilderbuchpanik geholt wird.

Das Problem ist, ich kann sie im fahrenden Aufzug schlecht bitten sich auf den Rücken zulegen, obwohl die Enge vorteilhaft für das Beine hochlegen wäre. Wir müssen also warten, bis er endlich gehalten hat – was spätestens im Erdgeschoss der Fall sein wird.

»Hinata«, versucht Naruto sie unterdessen anzusprechen und umfasst mit seinen Händen ihre Schultern. Ich habe schon Angst, dass er sie schütteln möchte und will dazwischen gehen, als er einfach vorsichtig ihre Arme hoch und hinunter fährt, als würde er sie wärmen wollen.

»Hinata ...« Sie reagiert, wenig überraschend, nicht auf seine Stimme, sondern wirkt wie in einer Trance, ihr Zittern wird immer schlimmer und wenn wir nicht bald hier rauskommen, wird sie noch beginnen zu hyperventilieren.

»Naruto, wir müssen auf jeden Fall ...«, beginne ich, verschlucke den restlichen Teil des Satzes aber regelrecht, als ich sehe, was er als Nächstes tut.

Ohne mir irgendwie die Möglichkeit zu geben, mich darauf vorzubereiten oder mich wegzudrehen, presst er seine Lippen auf ihre und küsst sie verzweifelt.

Es vergehen ein, zwei Sekunden, bevor Hinatas Körper sich noch weiter versteift und ich richtig sehen kann, dass sie vor Schreck die Luft anhält und ihre Augen sich weiten.

Erneut vergehen ein paar Augenblicke und der Kuss verwandelt sich in etwas, das ich nun wirklich nicht länger mit ansehen muss – in etwas reales, lang ersehntes.

Narutos Arme umschlingen Hinatas Hüfte und sie legt ihre Hände auf seine Schultern, während ich mich zur Seite drehe und die Anzeige der Stockwerke beobachte. Im Moment befinden wir uns im ersten und müssten gleich … ah.

Ein leises Bing ertönt, die Türen gehen auseinander und davor wartet eine braunhaarige Frau um die dreißig mit ihrem kleinen Sohn an der Hand. Als sie Naruto und Hinata – die natürlich immer noch knutschen – entdeckt, heben sich ihre Augenbrauen skeptisch und sie wirft mir einen fragenden Blick zu.

»Luft anhalten soll bei Panikattacken helfen«, erkläre ich ruhig und füge an meine Begleiter gerichtet hinzu: »Leute, wir sind unten angekommen und Hinata lebt noch. Ihr könnt aufhören.«

Die beiden springen bei diesen Worten regelrecht auseinander und starren sich ein paar endlos lange Sekunden an. Geistesgegenwärtig stelle ich mich zwischen die Türen, um diese daran zu hindern, sich wieder zu schließen und warte geduldig darauf, dass sie an mir vorbei den Aufzug verlassen.

Hinatas Gesichtsfarbe könnte mittlerweile nicht weiter von weiß entfernt sein, so rot wie sie ist und Narutos dämliches Grinsen steckt mich beinahe an.

Ich weiß ja nicht, wie lange die beiden schon umeinander herumtanzen, aber das einzige, was mir gerade einfällt, ist ein 'Na endlich!'.

»Entschuldigen Sie die Verzögerung«, sage ich an die Frau gewandt und gebe endlich den Aufzug frei, um den beiden zu folgen.

Sie stehen einen Meter voneinander entfernt und werfen sich immer wieder verstohlen Blicke zu. Ich seufze innerlich und gehe auf sie zu.

»Sag mal Naruto, woher wusstest du eigentlich, dass man eine Panikattacke durch einen Kuss, also das Luftanhalten, loswird?«, frage ich neugierig.

»Äh ... wa-? ... Ich hab das irgendwo mal gesehen«, erwidert er ausweichend und kratzt sich mit einem verlegenen Lachen am Hinterkopf.

»Verstehe«, sage ich und nicke ihm zu.

»Auf jeden Fall werde ich jetzt wieder hochfahren und euch alleine lassen.« Ein dämliches Zwinkern kann ich mir leider nicht verkneifen, bevor ich mich umdrehe und wieder die paar Meter zurück zum Aufzug gehe und auf den Knopf drücke.

Eine Geschichte über Herzen

4. Oktober
 

Das Herz ist für mich mit Abstand der faszinierendste Muskel im menschlichen Körper. Es läuft sieben Tage die Woche, vierundzwanzig Stunden lang auf höchster Stufe, um das überlebenswichtige Blut durch unsere Adern und zu den anderen Organen zu pumpen, um diese am Arbeiten zu halten.

Umso betrüblicher ist es, dass viele Menschen bei dem Wort 'Herz' zuerst an das Symbol für Liebe denken - und auch, wenn ich nichts gegen die Metapher an sich habe, ist es doch eine sehr ernüchternde Sache. Zumal ich im Moment lieber gar nichts davon hören würde, aber das interessiert mein Umfeld ja nicht.
 

Bin gerade auf dem Weg zu meinem Date mit Sai. Drück mir die Daumen, Süße. <3
 

So viel Liebe und Herzen um mich herum. Naruto und Hinata sind mittlerweile ein Paar, Ino hat ihr zweites Date mit Sai und ist total nervös. Ich freue mich ja für die drei (Sai kenne ich schließlich noch nicht, also bekommt er davon erst einmal nichts ab), aber ein bisschen eifersüchtig bin ich schon.

Mit einem Seufzen öffne ich meinen Briefkasten und greife hinein, bevor ich ihn wieder zuklappe. Es sind hauptsächlich Werbesendungen und während ich diese durchblättere, um zu sehen, ob doch irgendein relevanter Brief dabei ist, gehe ich bereits in Richtung Aufzug.

Ich bin so darauf konzentriert, dass mir erst auffällt, dass Sasuke bereits vor diesem steht, als ich ebenfalls stoppe.

»Hallo«, begrüße ich ihn mit einem Lächeln und mein Herz macht einen verräterischen Sprung.

»Hn«, erwidert er in seiner persönlich herzlichen Art – ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich auf ihn stehe. Ich weiß so gut wie nichts über ihn und eigentlich kann ich so distanzierte Menschen überhaupt nicht ab, aber das scheint meine Gefühle nicht sonderlich zu stören. Und diese sind leider eindeutig.

Scheiße!

Das ist auch der Grund, warum ich in meinem Gehirn vergebens nach einem guten Gesprächsstart suche. Ich möchte so gern mehr mit ihm reden, mehr über ihn erfahren, herausfinden, ob sich diese oberflächliche Anziehung wirklich lohnt.

Es dauert einen Moment, aber dann fällt mir ein, dass Naruto mir gestern eine Einladung zu seinem Geburtstag geschickt hat – wer hätte das bei unserem ersten Aufeinandertreffen gedacht?

»Sag mal, was kann man Naruto denn schenken? Was mag er so?«

»Er hat dich also wirklich eingeladen?«, erwidert Sasuke.

Ich nicke und gratuliere mir innerlich dafür, anscheinend wirklich ein passendes Thema gefunden zu haben.

»Am Besten Ramen. Ich glaube, wenn Hinata nicht wäre, würde er nichts anderes essen.« Bei dem Gedanken, wie Hinata bei ihm vorbei kommt und Tüten voller Gemüse und Obst dabei hat, muss ich schmunzeln, aber als sich Sasukes Geschenkidee endlich in den Vordergrund kämpft, verschwindet es sofort wieder.

»Oh Gott, nein. Nachdem was das letzte Mal passiert ist, als ich Naruto samt Ramen über den Weg gelaufen bin, fällt das wohl flach.« Ich versuche die aufkommende Peinlichkeit mit einem Lachen zu kaschieren, bin mir aber sehr sicher, dass Sasuke es durchschaut – und es ihn nicht interessiert.

»Er geht gern essen«, fährt er ungerührt fort, »oder du kaufst ihm eine DVD. Ninjafilme zum Beispiel.« Es ist unfassbar wie leidenschaftslos er diese Liste vortragen kann, obwohl es dabei um die Interessen seines besten Freundes geht.

Gut, vielleicht war das doch kein sonderlich passendes Thema, denn nun erfahre ich zwar etwas über Naruto, aber immer noch nichts, das mir hilft Sasuke besser zu durchschauen.

Und nun, da dieser fertig ist, mir dabei zu helfen, eine Idee für Narutos Geschenk zu bekommen, verfallen wir leider doch wieder in unser übliches Schweigen.

Am Liebsten würde ich frustriert aufseufzen, aber da der Grund dafür neben mir steht, unterdrücke ich diesen Impuls und zähle die Sekunden, bis der Aufzug endlich unten bei uns ankommt – er ist heute mal wieder extrem langsam.

Als es endlich doch Bing macht und die Türen sich teilen, fällt mein Blick auf den Passagier darin, der keine Anstalten macht auszusteigen.

Es ist der Blödmann aus dem sechsten Stock, der mich neulich so dumm von der Seite angemacht hat und ich warte ungeduldig darauf, dass er endlich an uns vorbei geht, doch er steht nur mit gesenktem Kopf und die rechte Hand auf den linken Arm gedrückt da und wartet.

Gut, dann muss er jetzt halt wieder mit nach oben fahren. Ich sehe es nicht ein ihn darauf hinzuweisen, dass man im Erdgeschoss aussteigen sollte, wenn man schon hinunterfährt, zumal mir auch gerade wieder die Sache mit der Abmahnung einfällt, die ich wegen Uni, Privatleben und dieser ganzen Liebe um mich herum total vergessen habe.

Wut keimt in mir auf, aber bevor sie sich wirklich verbreiten kann, zupft Sasuke mir hinten am T-Shirt und hebt seine Augenbrauen, als wolle er mir sagen, ich solle ja die Klappe halten.

Hatte ich auch vor, denn auf dumme Kommentare von ihm kann ich nun wirklich verzichten, also steige ich ein und stelle mich mit etwas Abstand neben ihn. Sasuke folgt mir und unsere Schultern berühren sich, weil zu wenig Platz ist, mit dem Leerraum zwischen mir und dem Alten. Die Türen schließen sich und der Aufzug beginnt ruckelnd seinen Weg nach oben.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sich Schweißperlen auf der Stirn des Mannes gebildet haben, sein Gesicht ist aschfahl (schlimmer als bei Hinata neulich) und er wirkt etwas desorientiert.

Bevor ich diese Merkmale zu einem vernünftigen Bild zusammensetzten kann, lehnt er sich schwer atmend an die Wand und geht in die Knie. Mir fallen die Werbesendungen aus der Hand.

Im nächsten Moment verdrehen sich seine Augen, die Lider schließen sich und er kippt nach hinten um. Seine Sitzposition sieht grotesk aus und er hat seine komplette Körperspannung verloren.

Scheiße!, denke ich und innerhalb einer Sekunde schießen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Durchatmen und das erste machen, was dir einfällt, ermahne ich mich, während mein Blick durch den Aufzug huscht und schließlich bei der Leiste mit den Stockwerknummern hängen bleibt.

Ich will auf den Knopf für die Etage, an der wir als nächstes vorbei kommen, drücken, in der Hoffnung, dass der Aufzug stehen bleibt (wieso ist mir der Gedanke neulich nicht bei Hinata gekommen?), Sasuke hat allerdings die gleiche Idee und so berühren unsere Finger sich, als wir den Knopf betätigen und ein Stromschlag durchzieht meinen Körper.

Dass unser Versuch natürlich scheitert, bekomme ich nur am Rande mit, weil ich mich innerlich erst einmal wieder zusammenreißen muss. Ich meine, dein Ernst? Hier? Jetzt? In dieser wirklich beschissenen Situation?

Wir befinden uns wegen der – entschuldigt die Ausdrucksweise – Lahmarschigkeit des alten Kastens von Aufzug erst zwischen dem dritten und vierten Stock und es ist einfach nicht genügend Platz, um diesen Mann auf den Boden zu legen und vernünftig zu untersuchen.

»Scheiße«, wiederhole ich meinen Gedanken laut, knie mich aber dennoch neben ihn und beginne ihn an seinen Schultern zu rütteln.

»Hallo? Hören sie mich?«

Nichts. Ich kann mich nicht richtig konzentrieren, dabei ist er nicht die erste Person, die ich im bewusstlosen Zustand behandle.

»Kann ich dir helfen?«, fragt Sasuke hinter mir und irgendetwas an dieser Frage legt einen Schalter in meinem Kopf um. Endlich bin ich in dem Modus angekommen, den ich bei Einsätzen normalerweise immer habe.

»Ruf den Rettungsdienst«, antworte ich und füge mehr an mich selbst hinzu: »Ich brauche mehr Platz.«

»Zwei Stockwerke noch«, erwidert er, während ich höre, wie er die Nummer in sein Handy eingibt.

Ich denke kurz nach und krabble dann zu den Füßen des alten Mannes, um sie ein Stück nach vorne zu ziehen.

»Sasuke, stell dein Handy auf Lautsprecher und hilf mir ihn irgendwie in eine liegende Position zu bringen. Wir winkeln seine Füße an und ja, du darfst über ihn steigen.« Obwohl das ein absolutes No Go ist, aber in einem so engen Raum bleibt mir kaum eine andere Wahl.

Bei einem kurzen Blick auf die Anzeige, stelle ich fest, dass wir erst den fünften Stock hinter uns gelassen haben.

Damit kämpfend, ihn endlich in eine liegende Position zu bringen und nebenbei noch die Daten an die Dame am anderen Ende der Leitung weiterzugeben – zumindest haben wir hier Netz – kommt mir ein ganz anderer Gedanke.

»Okay. Gut.«

Ich sitze mittlerweile wieder auf Brusthöhe des Alten und lehne mich nun zu seinem Mund vor, um die Atmung zu überprüfen – meine Hand auf seinem Bauch im Blick, um zu sehen ob sein Brustkorb sich hebt und senkt. Nichts.

Just in diesem Moment öffnen sich die Türen des Aufzugs im siebten Stock.

»Das ist dämlich. Sasuke, wir fahren wieder runter.«

»Wie bitte?«

In einer anderen Situation würde ich mich richtig über seinen ungläubigen Ton freuen, aber dafür bin ich gerade viel zu weit weg von mir selbst. Ich schiebe das Hemd des Mannes bereits hoch und positioniere meinen Handballen auf dem unteren Drittel seines Sternums und beginne zu drücken.

»Es sind sieben Stockwerke. Wir wissen nicht, was mit dem Aufzug passiert und ob ihn jemand in einem anderen Stockwerk aufhält. Ist ja schon verblüffend genug, dass ihn niemand gebraucht hat, als wir hochgefahren sind. Das bedeutet«, mein Atem beschleunigt sich durch die Anstrengung, »dass wir wertvolle Zeit verlieren könnten. Wenn wir aber wieder runter fahren und du die Tür offen hältst, haben wir auf jeden Fall das Maximum.«

»Und wenn wir erst hoch fahren?«

»Der Rettungsdienst braucht hier in der Gegend in der Regel fünf Minuten. Selbst, wenn wir erst im 12 Stock ...« Erneut muss ich stoppen, weil mir die Luft zum Atmen ausgeht.

»Okay.« Sasuke scheint meinen Gedankengang tatsächlich nachvollziehen zu können, obwohl ich gar nicht in der Lage war ihn komplett zu ende zu erklären – und selbst nicht einmal weiß, ob das sinnvoll ist oder nicht.

Ich höre wie die Türen sich schließen und wir Gott sei Dank beginnen nach unten zu fahren. Meine Arme werden bereits schwer, aber ich beiße mir auf die Zähne und versuche mich nur auf das Zählen zu konzentrieren – das mit dem Beatmen lasse ich weg, teils, weil neuste Veröffentlichungen besagen, dass es nicht relevant ist, aber vor allem wegen dem Ekel, der sich bei dem Gedanken meine Lippen auf seine zu drücken, in mir ausbreitet.

Die Fahrt nach unten dauert mindestens doppelt so lange wie nach oben und als die Türen sich endlich wieder öffnen und ich nicht einen Gang voller Wohnungstüren sehe (manchmal muss man auch mal Glück haben), sondern den Eingang, bedanke ich mich doch tatsächlich bei Buddha.

Sasuke stellt sich auf die Schienen, um den Aufzug daran zu hindern, sich zu schließen, sagt aber kurz darauf: »Sakura, lass uns tauschen.«

»G-gleich«, presse ich hervor und zähle laut bis dreißig. Ich hebe meine Arme, drücke mich an die Wand und schiebe mich nach wie vor sitzend an Sasuke vorbei zum Ausgang, um seinen Posten zu übernehmen.

»Ich hoffe, du gehörst nicht zu den Polizisten, die sich über die Erste Hilfe-Kurse lustig gemacht haben«, rutscht es mir heraus, doch er ist bereits mitten in der Herzdruckmassage und antwortet nicht – wobei ich ehrlich nicht weiß, ob er nicht auch unter anderen Umständen schweigen würde.

Ich schaue ihm dabei zu, wie er mit zusammengekniffenen Augenbrauen in halbwegs gleichmäßigen Abständen den Brustkorb des Alten hinunterdrückt und warte auf meinen Einsatz, ihn abzulösen.

»Sakura?«

Bei dem Klang der dunklen Frauenstimme zucke ich zusammen, bevor ich meinen Kopf drehe und pure Erleichterung mich durchströmt als ich Tsunade – eine blondhaarige Frau mit einem gewaltigen Vorbau und die beste Notärztin der Stadt – vor mir stehen sehe, die gemeinsam mit dem Rettungsdienst angekommen ist.

Die zwei Jungs kenne ich zwar nicht, aber Tsunades Begleiterin Shizune. Sie hat ihre braunen Haare zu einem Zopf gebunden und lächelt mich freundlich an.

»Was haben wir?«, fragt Tsunade mich und ich stehe schnell auf.

»Ich weiß weder Namen noch Alter, aber er hatte im Aufzug einen Herzinfarkt. Er wohnt hier im sechsten Stock.«

Tsunade nickt und wendet sich dann an Sasuke, der noch immer mit Drücken beschäftigt ist.

»Junger Mann? Das mag rustikal wirken, aber wir ziehen den Patienten jetzt aus dem Aufzug. Sie können aufhören.«

Mehr benötigt es nicht, um auch den Sanitätern mitzuteilen, was nun kommt. Dafür ist der Einsatz – mal von der Aufzugsituation abgesehen – viel zu typisch.

Wie selbstverständlich ziehe ich mir ein paar Vinyl-Handschuhe an, die ich aus dem Koffer nehme und beginne die Materialien für den Zugang in eine Papiernierenschale zu legen.

»Was …?«, beginnt einer der beiden die Frage, während er das EKG klebt, doch Shizune unterbricht in sofort: »Sakura ist eine von uns. Sie weiß schon was sie tut.«

Das Folgende ist reines Abspulen von Algorithmen, die man als Sanitäter irgendwann verinnerlicht und so gehen alle Hangriffe wie eine perfekt geölte Maschine ineinander über. Tsunade intubiert, während einer der Jungs den Defibrillator bereit macht und ich die Medikamente aufziehe.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Sasuke zu ein paar Hausbewohner geht, die gerade durch den Eingang kommen und sie in Richtung Treppenhaus bittet. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, aber im nächsten Moment bin ich wieder vollkommen in meine Arbeit versunken.

Ich weiß gar nicht wie viel Zeit vergeht, nur, dass ich drei Mal vom Patienten abrücke, als der Rettungsdienst den Defibrillator nutzt, um nicht selbst auch einen Stromschlag abzubekommen und, dass Tsunade irgendwann ruft: »Okay. Wir haben wieder was. Und jetzt schnell.«

Natürlich schlägt der alte Mann nicht seine Augen auf, nur weil er stabil genug ist, um endlich ins Krankenhaus befördert zu werden, so wie in Filmen immer, aber es ist zumindest etwas.

Ich stehe auf, ziehe meine Handschuhe aus und stelle mich neben Sasuke. Schweißtropfen laufen mir von der Stirn aus über mein Gesicht, während ich beobachte wie sie den Mann vorsichtig und mit geübten Griffen auf die Trage umlagern, die Sachen zusammenpacken und aus dem Haus gehen, immer den Monitor im Blick, falls ein erneuter Herzinfarkt kommen sollte.

Viel Zeit für abschließende Worte bleiben nicht und so stehen wir einfach eine Weile da und starren zum Eingang, obwohl sie längst gefahren sind.

Im Nachhinein betrachtet kommt mir das Ganze furchtbar absurd vor und ich frage mich, ob das denn wirklich gerade passiert ist oder nicht - aber im Endeffekt war es für mich schon immer seltsam mir vorzustellen, wie ein Herz, dieser starke Muskel, einfach stehen bleiben kann.

»Willst du einen Kaffee?«, fragt Sasuke mich plötzlich und lenkt so meine Aufmerksamkeit auf sich.

»Gott. Ja, bitte«, antworte ich, noch immer meinen Blick geradeaus gerichtet.

Koffein ist genau das, was ich jetzt gebrauchen kann. Koffein und Ruhe.

Und dann wird mir klar, dass Sasuke mich gerade zu sich in die Wohnung eingeladen hat und mein Herz beginnt augenblicklich schneller zu schlagen. Und dann begreife ich auch endlich, in was für einer Situation er mich erlebt hat und ich muss schwer schlucken.

Ich kann in solchen Momenten wirklich sehr gebieterisch werden – laut Freunden bin ich das aber sowieso immer – und dass ich Sasuke herumkommandiert habe, beschleunigt meinen Puls nur noch mehr. Was, wenn er das gar nicht leiden kann?

Aber immerhin hat er mich auf einen Kaffee eingeladen, das heißt doch dann, dass es okay war. Oder?

Eine Geschichte über Klischees

11. Oktober
 

Seit der Sache im Aufzug, fühlt es sich irgendwie anders – vertrauter – an, wenn ich mich mit Sasuke unterhalte. Wobei unterhalten das falsche Wort ist. Er hört hauptsächlich zu, aber immerhin wirkt er nicht mehr so abweisend, wie noch vor einigen Wochen und ich habe das Gefühl, dass sich langsam aber sicher eine Freundschaft entwickelt – was mir für den Anfang auf jeden Fall reicht (hoffe ich). Zumindest möchte ich unsere frisch geknüpfte 'Verbundenheit' nicht dadurch zerstören, indem ich zu aktiv handle.

Deshalb finde ich es auch wirklich schön, dass er mich gefragt hat, ob er mich zu Narutos Feier mitnehmen soll. Die Location befindet sich ein wenig außerhalb und ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ziemlich schlecht zu erreichen, weshalb ich dieses nette Angebot nur zu gerne angenommen habe.

Weniger nett ist allerdings die Tatsache, dass er mich gerade etwas griesgrämig aus dem alten Fabrikgebäude, das in eine Disco umgebaut wurde, führt, um mich wieder nachhause zu fahren. Dabei waren wir gerade einmal drei Stunden da ... oder so.

Ich würde ihm ja gern erklären, wie unokay ich das von ihm finde, aber meine Zuge fühlt sich an wie ein Waschlappen und ich muss mich so sehr auf den Weg vor mir konzentrieren, dass mir einfach keine passenden Worte einfallen wollen.

Etwas mühselig setzte ich einen Fuß vor den anderen und versuche, den wackeligen Untergrund zu ignorieren. Kleine Erdbeben sind in Japan schließlich ganz normal.

Komisch ist nur, dass Sasuke anscheinend absolut kein Problem mit dem Gleichgewicht zu haben scheint, dafür aber den Griff um meine Hüfte verstärkt, um mir bei meinem zu helfen.

Angeber.

Allerdings ein verdammt heißer. Und gut riechender, wie ich nun feststellen darf. Ich weiß nicht, ob er ein After-Shave benutzt oder das sein eigener Geruch ist, aber ich fühle mich von diesem herben Duft gerade verdammt angezogen.

Die ganze Situation wird auch nicht dadurch entschärft, dass er mich eng an sich gedrückt hält und ich seine Wärme durch unsere Klamotten hindurch spüren kann.

Verdammter Mist.

Allerdings kann ich es zum Glück (oder leider) nicht lange genießen, da wir plötzlich vor seinem Auto stehen und er mich loslässt, um die Tür zu öffnen. Missmutig steige ich ein und überlege nach wie vor fieberhaft, was ich ihm wegen dieser unnetten Behandlung an den Kopf schmeißen kann.

Mir will nur verflixt noch mal nichts einfallen, weshalb ich mich damit begnügen muss, missmutig aus dem Fenster zu starren, während wir in Richtung Stadt zurückfahren und ihn eisern anzuschweigen.

Dann weiß er mal, wie es anderen immer geht, wenn er sich so verhält.

»Trinkst du immer so viel?«, fragt Sasuke vollkommen unvermittelt und mein Kopf wendet sich ruckartig in seine Richtung. Eine ganz schlechte Bewegung, wie ich feststellen darf, denn sofort dreht sich alles in meinem Kopf.

»Ich hab doch nur ein paar Gläser Punsch getrunken«, erkläre ich ihm trotzig, nachdem der Schwindel wieder verschwunden ist und verschränke meine Arme vor meiner Brust.

Er wirft mir, mit erhobenen Augenbrauen, einen kurzen Blick zu, konzentriert sich dann aber sofort wieder auf die Straße vor sich und sagt: "Du weißt schon, dass da Unmengen an Schnaps drinnen waren, oder?"

So ein Blödsinn. Ich hätte es ja wohl gemerkt, wenn der Punsch mit Alkohol vermengt gewesen wäre. Spätestens dann, wenn ich ...

»Bin ich etwa betrunken?«, spreche ich meinen Gedanken unbewusst laut aus.

»Ja«, erwidert Sasuke und ich kann richtig heraushören, dass er ein Grinsen unterdrückt.

Von dieser Erkenntnis getroffen wie ein Blitzschlag, lehne ich mich im Sitz zurück und schließe die Augen. Das Drehen in meinem Kopf nimmt wieder zu und ich muss deswegen kurz aufstöhnen.

Jetzt kann ich Sasuke nicht einmal böse sein, weil er mich einfach von dieser Party weggebracht hat. Wer weiß, wie viel Alkohol ich mir noch in die Birne gekippt hätte, wenn er nicht gewesen wäre.

Ich öffne meine Augen wieder ein Stück und schiele zu ihm rüber, um einzuschätzen, wieso er das überhaupt getan hat. Es müsste ihn doch überhaupt nicht interessieren, ob ich mich volllaufen lasse oder nicht. Oder?

Ein leises Kichern entweicht mir, wodurch ich erneut seine Aufmerksamkeit auf mich ziehe.

»Sorry. Mir ging gerade nur die Frage durch den Kopf, warum du darauf aufpasst, ob ich zu viel trinke«, erkläre ich, wie ich finde, mit einer sehr deutlichen Aussprache, obwohl der Waschlappen, der sich Zunge schimpft, schwer in meinem Mund liegt.

»Hinata hat mich darum gebeten, dich heimzufahren«, erwidert er ungerührt.

Mein charmantes Kichern erstirbt augenblicklich und ich spüre wie eine tiefe Enttäuschung sich in meinem Magen breit macht. Entweder das oder aber ich muss mich gleich übergeben.

Aus Angst, es mir sofort wieder mit ihm zu ruinieren, konzentriere ich mich die restliche Fahrt darauf, abzuschätzen, ob mein Mageninhalt rebellieren will oder nicht. In Sasukes Wagen zu kotzen wäre nämlich sicher keine positive Entwicklung in unserer Beziehung.

Beziehung, wie das Wort schon klingt …

Ich frage mich ja, ob er schon mal eine Freundin hatte.

Wie es wohl wäre, seine Freundin zu sein? Ob er mich dann immer noch so unterkühlt behandeln würde? Vielleicht … vielleicht aber auch nicht. Was wohl seine Art im Bett ist? Stille Wasser sind schließlich tief. Eventuell ist er ja ein richtig leidenschaftlicher …

Halt, stopp! Ich muss mich auf meinen Würgereiz konzentrieren.

Wenn mein Kopf sich nur nicht anfühlen würde wie ein Karussel und ich ständig daran denken müsste, wie es wohl wäre, Sasuke als Partner zu haben. Diese Vorstellung übt einfach einen viel zu großen Reiz auf mich aus.

Und die Tatsache, dass er mir Gentleman-like die Tür aufhält, nachdem wir endlich auf dem Parkplatz vor unserem Wohngebäude angekommen sind, macht es nicht gerade leichter für mich.

Ich sehe alles etwas unklar, als Sasuke mir aus dem Auto hilft und bin sehr dankbar dafür, dass er sich erneut freiwillig als Stützpfeiler anbietet. Wenn er jetzt noch die Schuhe mit mir tauschen würde, wäre das grandios, obwohl ich bezweifle, dass ihm meine passen werden.

Ein leises Kichern entweicht mir bei dem Gedanken daran, wie er wohl mit roten Pumps an den Füßen aussehen würde, was mir gleichzeitig einen Seitenblick von ihm beschert.

Allerdings sagt er nichts und so gehen wir langsam (und vor allem vorsichtig) zur Eingangstür und betreten das Haus.

Der Aufzug wartet bereits auf uns und so müssen wir nur noch einsteigen und uns nach oben fahren lassen.

Was er auch tut. Und mir wird schlecht.

»Gehts?«, fragt Sasuke und ich bin mir sowas von sicher, dass ich eine Spur von Sorge in seiner Stimme höre. Zumindest wünsche ich mir das. Glaube ich.

»Alles gut«, antworte ich leise und lehne mich gegen die Wand. Vielleicht hätte ich doch die Treppe nehmen oder einfach gleich unten in der Lobby schlafen sollen. Das Anfahren des Aufzugs ist auf jeden Fall kein sonderlich schönes Erlebnis – wieso ist mir das nicht schon früher aufgefallen?

Ach ja, weil ich normalerweise keine drei, sechs oder zehn Gläser Punsch intus habe.

Hoffentlich ist diese Horrorfahrt bald vorbei. Ich will gar nicht wissen, wie Sasuke reagiert, wenn ich ihm plötzlich vor die Füße kotze. Vor allem, weil ich es bis hierher wunderbar vermeiden konnte.

Ich atme ein paar Mal tief durch und starre an die Decke des Aufzugs in ungeduldiger Erwartung, dass er endlich stehen bleibt.

Wie lange kann so eine Fahrt denn bitte dauern?

Ach ja, fällt mir wieder ein, als ich an die Herzattacke des alten Mannes denke, sehr lange.

Mit einem Rums bleibt der Aufzug plötzlich stehen und ich atme bereits erleichtert aus, bereit mich von der Wand zu lösen, sobald die Türen sich öffnen.

Doch es geschieht nichts.

»Scheiße«, zischt Sasuke neben mir und ich brauche ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass es wirklich er war, der für einen Augenblick seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte.

»Was?«, frage ich irritiert, weil mein Gehirn nicht dazu in der Lage ist, die momentane Situation vernünftig zu verarbeiten.

»Der Aufzug ist stecken geblieben«, erwidert Sasuke – nun wieder in seiner typisch monotonen Art.

»Oh«, sage ich überrascht und schaue ihn mit großen Augen an.

Sasuke geht nicht darauf ein, sondern drückt auf den roten Notfallknopf. Es tutet ein paar Mal, bis eine Stimme ran geht und Sasuke kurz unsere missliche Lage erklärt und die Adresse durchgibt.

Es geht so schnell, dass in mir ein fast enttäuschtes Gefühl erwacht. Eigentlich habe ich wohl damit gerechnet, ein paar Stunden allein mit ihm hier zu verbringen, aber daraus wird wohl nichts. Traurig darüber lasse ich mich an der Wand nach unten gleiten und schließe kurz die Augen – den Schwindel versuche ich zu ignorieren.

»Wird wohl eine Stunde dauern, bis jemand kommt«, sagt Sasuke an mich gerichtet und ich öffne meine Augen wieder. Er hat sich neben mich gesetzt und schaut mit einer ausdruckslosen Miene nach vorne. Ich nicke ihm zu und bin mir seiner Präsenz direkt neben mir plötzlich mehr als nur bewusst. Nur ein paar Zentimeter nach links und meine Schulter würde die seine berühren. Es wäre so einfach, ich könnte mich an ihn lehnen und behaupten, ich sei müde.

»Ich mag Aufzüge«, sage ich stattdessen, um mich von einer dummen Idee abzuhalten. Natürlich erhalte ich keine Antwort darauf, aber das stört mich nicht weiter, schließlich kann ich auch einen Monolog über diese seltsame Leidenschaft halten.

»Ich weiß, dass kaum jemand darüber nachdenkt, aber ich mag einfach die Dinge, die in Aufzügen passieren. Du lernt deine Nachbarn kennen, weil du mit ihnen warten musst. Erfährst, wer aufgeschlossen ist und mit wem es eine ganz ungemütliche Fahrt wird«, fahre ich mit einem Grinsen fort.

Ich werfe Sasuke einen Blick von der Seite zu und frage mich, was er bei diesen Worten wohl denken mag, aber seine Miene zeigt noch immer keine Gefühlsregung. Um ehrlich zu sein, würden wir hier jetzt wahrscheinlich nicht einmal sitzen, wenn ich damals nicht auf die dumme Idee gekommen wäre, meine Schuhe im Aufzug zu binden.

»Ich meine, Naruto bin ich ja auch hier über den Weg gerollt und hätte Hinata keine Panik vor Aufzügen«, die sie übrigens immer noch hat und wohl nie wieder einen betreten wird, aber immerhin sind sie dank dieser Schreckensfahrt nun ein Paar, »würden die zwei wohl immer noch umeinander herumtanzen.«

»Zum Glück«, antwortet Sasuke mir überraschenderweise mit einem Seufzen und richtet seinen Blick nun endlich auf mich. Ein Schauer überläuft meinen Rücken als ich in seine dunklen Augen blicke und ich frage mich unwillkürlich, was sich dahinter wohl verbergen mag. Gedanken lesen wäre jetzt eine wundervolle Fähigkeit.

»Das ging seit der Schulzeit schon so«, erklärt er mir und ich höre einen genervten Unterton aus seiner Stimme heraus. Wahrscheinlich hat Naruto sich regelmäßig bei ihm ausgeheult und gefragt, was er machen soll. Ein Kichern bahnt sich einen Weg nach oben, bleibt mir aber im Halse stecken, als sich eine Frage in den Vordergrund drängt.

‚Was hat Sasuke ihm dann wohl gesagt?‘

Ich habe mir bisher kaum Gedanken über seine Vergangenheit mir Frauen gemacht, aber Tatsache ist, dass er gut aussieht und sicher allein deswegen schon einen gewissen Erfolg haben dürfte. Auf der anderen Seite hat er eine unglaublich distanzierte Art, die zwar irgendwie faszinierend ist, aber wohl schwer zu knacken.

»Und bei dir so?«, rutscht es mir deshalb heraus und ich verfluche mich – nun fast wieder nüchtern – für den Alkohol, den ich getrunken habe. Dass mir das nicht aufgefallen ist, wurmt mich immer noch.

»Hn?«

»Wie es bei dir so mit Frauen aussieht?«, erläutere ich ihm meine Frage und als seine Augenbrauen ein Stück nach oben wandern, beiße ich mir auf die Unterlippe, weil mir erst jetzt klar wird, dass ich mich super aus der Affäre hätte ziehen können. Mein Kopf ist eindeutig Matsch.

Anstatt mir zu antworten, mustert er mich einige Augenblicke aufmerksam und mir wird sein Blick langsam aber sicher furchtbar unangenehm, weshalb ich nach einem guten Vorwand suche, von ihm wegzurutschen. Mir fällt nur keiner ein, also wende ich meinen Kopf einfach von ihm ab und starre auf die Holzverkleidung des Aufzugs.

Wir schweigen eine Weile und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich froh oder unglücklich darüber bin, dass er nichts dazu gesagt hat. Auf eine befriedigende Antwort komme ich allerdings nicht.

»Glaubst du Naruto hat sich über den Topf und das Kochbuch gefreut?«, frage ich gedankenverloren in die Stille hinein und wage es – verwegen wie ich bin – wieder zu ihm zu schauen.

»Auf jeden Fall«, antwortet Sasuke mit einem sarkastischen Unterton und wirft mir einen Blick zu, der mir die Frage stellt, ob ich wirklich damit gerechnet habe.

»Schau mich nicht so an«, erwidere ich kleinlaut und füge hinzu, »du hast mir schließlich auch keine gute Idee gegeben.«

»Hn.«

Und erneut verfallen wir ins Schweigen.

Es fühlt sich furchtbar an, so nah neben ihm zu sitzen und ihn nicht einmal berühren zu können. Dabei hätte ich im Moment überhaupt kein Problem damit, wenn ich mich an seine Schulter lehnen könnte, um ein wenig die Augen zu schließen. Oder einfach, weil ich so gern seinen Duft einatme.

Diese Vorstellung ist so hartnäckig, dass ich mir in den nächsten Minuten nur ausmalen kann, wie er wohl reagieren würde. Von ignorieren bis angeekelt aufspringen, ist jede Möglichkeit vertreten und ich bin froh, nüchtern genug zu sein, um mich selbst davon abhalten zu können.

»Hallo? Wir sind gleich da«, ertönt es plötzlich aus dem Lautsprecher und ich schrecke hoch. Irritiert blicke ich in Sasukes Augen und stelle fest, dass ich irgendwann zwischen unserem letzten Gespräch und jetzt, meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt habe.

Ein Kichern entweicht mir und ich schaue ihn entschuldigend an.

»Sorry«, nuschle ich und kann erneut bin ich unfähig, mich von seinem intensiven Blick loszureißen.

»Schon gut«, antwortet Sasuke mit rauer Stimme und eine angenehme Gänsehaut überzieht meinen Körper.

Er hat mich nicht weggescheucht, als ich meinen Kopf auf seine Schulter gelegt habe. Das ist ein gutes Zeichen, oder?

Immerhin schätze ich ihn als einen Menschen ein, der selbst in solch einer Situation ein Problem damit hat, ungewollte menschliche Nähe zu akzeptieren. Vielleicht bedeutet das auch, dass er selbst eher der passive Typ ist und man ihm zeigen muss, was man will?

Und wenn er mich nicht einfach weggedrückt hat, kann das doch bedeuten, er findet mich annehmbar, oder? Also möglicherweise nur als gute Bekannte oder Freundin. Aber … es könnte auch anders sein.

Und immerhin hat er auch seinen Blick noch nicht von mir abgewendet. Was ist, wenn er nur darauf wartet, dass ich diejenige bin, die den ersten Schritt macht?

Ganz sicher sogar!

Ich lehne mich zu ihm vor, versuche in meinem Kopf einen Grund zu finden, der mir verdeutlicht, wie dumm dieses Vorhaben ist, aber da ist nichts. Nur die Vorstellung seiner Lippen, die auf meinen liegen und die Frage, ob wir zu ihm oder mir gehen werden. Keine Zweifel, keine Angst mehr. Also tue ich es einfach.

Es ist ein Versuch, ein schüchterner Kuss, nichts im Vergleich zu dem, was Naruto und Hinata hier vor einigen Tagen geteilt haben. Aber trotzdem prickeln meine Lippen, als ich langsam wieder von ihm zurückweiche – in der Hoffnung, dass er mich zu sich zieht und besinnungslos küsst. Das typische Klischee eben, wenn man mit der Person in einem Aufzug feststeckt, zu der man sich hingezogen fühlt und die Gefühle nicht länger zurückhalten kann.

Doch das geschieht nicht. Sasuke starrt mich einfach nur an und durch den fassungslosen Ausdruck in seinen Augen, kann ich erkennen, dass ich gerade einen riesigen Fehler begangen habe.

Eine Geschichte über Liebe

19. Oktober
 

Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick. Ich denke auch nicht, dass ich Sasuke liebe. Es ist eher eine Verknalltheit – das angezogen fühlen, wie Ino meinte. Allerdings machte es das nicht besser, als ich am nächsten Morgen aufwachte und mich mit tierischen Kopfschmerzen daran zurückerinnerte, was ich gestern getan hatte – und vor allem an seine Reaktion.

Dieser Blick!

Ich drückte mein Gesicht tief in mein Kissen und schrie hinein. Das konnte doch nicht wirklich mein Ernst gewesen sein. Ich konnte es ihm noch nicht einmal übel nehmen, dass er mich anschließend eisern angeschwiegen hatte (zum Glück wurden wir kurz danach aus dem Aufzug geholt). Wie kam ich nur auf so eine bescheuerte Idee?
 

Diese Frage kann ich mir auch eine Woche später immer noch nicht beantworten und bin ausgesprochen froh, dass nicht nur ich versuche, Sasuke aus dem Weg zu gehen, sondern auch er kein Bedürfnis zu verspüren scheint, mich zu sehen. Obwohl dieser Gedanke dennoch einen Stich in meinem Herzen hinterlässt. Nicht, dass es jetzt gebrochen wäre oder so, ich glaube eher, es hat etwas mit meinem Ego zu tun, das mit Sasukes Abweisung nicht sonderlich gut zurecht kommt – und mit Scham.

Zumindest rede ich mir das jedes Mal ein, wenn ich durch den Türspion schaue, um zu sehen, ob Sasuke gerade in der Nähe ist, bevor ich meine Wohnung verlasse. Tatsache ist aber, dass ich ihn zwar nicht liebe (wie denn auch, wenn man jemanden so wenig kennt?), aber mir dennoch seine Nähe wünsche, die ich leider bisher kaum habe genießen dürfen. Und das einzige Mal, als er es wirklich zugelassen hat, war ich zu betrunken, um es mir richtig einzuprägen und habe ihn dann auch noch gleich mit diesem dummen Kuss verscheucht.

Und erneut taucht die Frage in meinem Kopf auf. Wieso?

Ich weiß es nicht, ich kann mein betrunkenes Ich nicht verstehen. Kein bisschen.

Und Ino macht es mir auch nicht einfacher, weil sie seit gut zehn Minuten neben mir auf der Couch sitzt, die Beine angewinkelt, und lacht. Nicht durchgängig, aber immer, wenn ich glaube, sie hat sich endlich wieder eingekriegt, verfällt sie erneut in schallendes Gelächter.

„Na danke“, flüstere ich gereizt vor mich hin und erdolche Ino mit finsteren Blicken, während diese erneut vergebens versucht, sich zu beruhigen.

„Sorry. Ich finde … also ich freue mich total, dass du mal was riskiert hast“, erklärt sie mir mit ernstem Blick, bevor sich erneut ein breites Grinsen auf ihr Gesicht schleicht.

„Nur vielleicht hättest du vorerst mal mit ihm reden sollen?“, fährt sie fort.

Ach nein. Als wäre ich auf diese Idee nicht selbst gekommen. Und als hätte ich mir nicht genau das vorgenommen. Langsam angehen lassen. Nichts überstürzen.

„Schau nicht so. Du kannst ja immer noch mit ihm reden“, schlägt Ino mit einem Zwinkern vor. „Schließlich könnt ihr beide nach wie vor sprechen. Warum dann nicht miteinander?“

„Weil Sasuke Uchiha nicht redet“, erwiderte ich gereizt.

Das ist mir einfach zu viel. Wie ich schon feststellte, bin ich höchstens etwas in ihn verknallt, aber dafür stört es mich viel zu sehr, dass es gerade so scheiße läuft. Mein Herz dürfte es ruhig weniger kümmern als es das tut.

„Gut. Dann redet er halt nicht. Aber du. Geh rüber, klopf und sag ihm, was du von ihm willst. Oder erfinde eine Ausrede, die euch peinlich berührt zurücklässt und die Wahrheit somit für ewig unausgesprochen zwischen euch stehen wird.“

„Ha ha.“

Ino erhebt sich plötzlich und ich folge ihr mit meinem Blick, als sie in die Küche geht, den Kühlschrank öffnet und eine Packung Eis aus dem Gefrierfach nimmt.

Sie holt einen Löffel aus der Schublade neben dem Herd und kommt wieder zurück ins Wohnzimmer, um mir wortlos, aber bestimmt, das Eis in die Hand zudrücken.

„Das wäre dann meine einzige Idee. Ich glaube nämlich nicht, dass du deinen Kummer gern in Alkohol ertränken willst, da er doch schuld daran ist“, erklärt sie mir auf meinen fragenden Blick ihre Aktion.

Mit einem Murren öffne ich die Packung und beginne mir das Eis ins den Mund zu schaufeln. Manchmal hasse ich sie wirklich dafür, dass sie weiß, was ich brauche, bevor ich es selbst überhaupt erahne. Nur das Auslachen davor hätte sie sich wirklich sparen können.

In diesem Zustand kann ich allerdings auch nicht mehr sprechen und so beginnt nun Ino mir ihr Liebesleben bis ins kleinste Detail zu erzählen – und wie ich es schon ahnte, es läuft um einiges besser als bei mir.

„Und der Sex im Aufzug erst. Erotisch und voller Leidenschaft“, schwärmt sie mir übertrieben vor, da Ino nun einmal ein Mensch des Übertreibens ist.

„Der Aufschug, vor demsch du Angscht hattescht?“, frage ich mit vollem Mund und verdrehe bereits innerlich die Augen.

„So habe ich das nicht gesagt. Er ruckelt eben etwas mehr als andere. Das ist alles. Und ich hatte danach Abdrücke auf meinem Rücken von diesen Schrauben im Metall, aber das war es auf jeden Fall wert“, widerspricht sie mir sofort und ich nicke zustimmend, um meine Ruhe zu haben.

„Na dann.“ Zumindest kommt eine von uns auf ihre Kosten.

„Und … da wäre noch etwas“, fährt sie fort und ich bin mir sehr sicher, dass sich ein Rotschimmer auf ihren Wangen ausbreitet.

Oh nein. Bitte nicht das.

„Ich glaube … ich mag ihn. Also so wirklich“, erklärt Ino mir schüchtern und ich verschlucke mich beinahe an meinem Löffel Eis, obwohl ich es doch bereits geahnt hatte.

„Aha“, bringe ich gerade noch so heraus und wünsche mir augenblicklich, etwas Sinnvolleres über die Lippen gebracht zu haben. Aber Ino ist so in ihrem Verliebt-sein-Rausch, dass sie gar keine Antwort von mir erwartet. Wie meistens eben.

Ich meine, ich freue mich für sie. Genauso wie für alle anderen Pärchen um mich herum, ob ich sie nun kenne oder nicht, aber gerade ist einfach ein ganz mieser Zeitpunkt, um mir freudestrahlend von den ersten großen Gefühlen zu erzählen, die man für eine andere Person hat.

Missmutig und auf Durchzug schaltend, mampfe ich deswegen den Eisbecher komplett leer und schäme mich gleichzeitig dafür, dass ich Ino nicht mehr Beachtung schenken kann. Aber wenn ich das tun würde, müsste ich am Ende noch heulen, weil ich es mir auch wünsche. Und weil ich vor Neid zerfressen bin und mich das wütend auf mich selbst werden lässt. Dabei will ich es mir gar nicht wünschen. Ein schreckliches Gefühl jagt sozusagen das nächste in mir drinnen.

Ich hätte ihr Hinatas Nummer geben sollen, als ich die Chance dazu hatte, dann würden sie sich jetzt gegenseitig vorschwärmen, wie toll ihre Freunde sind und ich könnte allein und deprimiert auf meiner Couch sitzen und vor mich hinstarren.

Es ist aber auch herzlos von Ino, mir ihr Glück unter die Nase zu reiben. Was erwartet sie denn, wie ich reagiere, wenn es mir selbst im Moment so mies geht?

Oder muss ich mich für sie freuen, weil sie meine beste Freundin ist und man das einfach so macht? Klar, will sie es mir als erstes erzählen und unter normalen Umständen wäre ich überglücklich deswegen. Aber es ist nun einmal ganz schlechtes Timing.

So schlechtes Timing, dass ich gar nicht mitbekomme, wie sie sich plötzlich erneut erhebt und mir den leeren Becher aus der Hand reißt.

„Er hat dir nichts getan“, erklärt sie mir mit einem mitfühlenden Blick und ich kann mir gerade noch eine bissige Antwort verkneifen. Das nächste Mal malträtiere ich sie eben mit dem Löffel.

„Magst du mich noch nach unten begleiten?“, fragt sie mich und in Ermangelung einer besseren Beschäftigung, zucke ich mit den Schultern und erhebe mich.

Auf dem Weg nach draußen, schmeißt sie den Becher weg und ich bin froh, dass wir das Thema Sai nun endlich abgehakt haben. Ich sollte eigentlich nicht so genervt von ihr sein, aber das fällt mir manchmal wirklich schwer, wenn sie so … so Ino ist.

Zumindest bleibt mir ihr Geschwärme auf dem Weg nach unten erspart und ich beantworte ihr nur zu gern ein paar banale Fragen über meine nächste Schicht, die Hausarbeiten, die noch anstehen und wann ich mich endlich für eine Fachrichtung entscheide.

An den Briefkästen bleiben wir schließlich stehen und Ino umarmt mich fest.

„Danke dir. Ich weiß, dass du im Moment nichts von Beziehungen hören möchtest. Aber du bist einfach die erste Person, der ich alles erzählen möchte und dann ist es schwer, es nicht zu tun“, flüstert sie mir ins Ohr und drückt mich noch einmal an sich, bevor sie wieder von mir ablässt.

„So schlecht geht es mir nun auch nicht“, winke ich nonchalant ab. Es geht mir schließlich nicht schlecht … nur ein bisschen mies.

„Wenn du das sagst“, erwidert Ino mit einem Augenzwinkern. „Ruf mich auf jeden Fall an, falls was sein sollte.“

„Klar.“ Ich hasse sie gerade wirklich für ihr ausgesprochenen Gewissensbisse und ihre lieben Worte. Jetzt fühle ich mich noch schlechter, weil ich ihr nicht zuhören konnte.

Ino verabschiedet sich und ich nutze die Gelegenheit, um in meinem Briefkasten nach neuer Post zu schauen. Werbung. Werbung. Werbung. Und oh, eine Rechnung.

Die Flyer und Prospekte schmeiße ich ungelesen in den Mülleimer, der vom Hausmeister geistesgegenwärtig im Eingangsbereich hingestellt wurde und mache mich anschließend zurück auf den Weg zum Aufzug, der sogar offen steht als würde er auf mich warten.

Er und … Sasuke.

Mein Herz macht einen verräterischen Hüpfer und ich verfluche mich für meine Gefühle, die allein sein Anblick in mir auslösen. Also tief durchatmen und so tun als wäre nichts gewesen. Das schaffe ich.

„Warte. Hältst du den Aufzug für mich auf?“, rufe ich ihm deswegen zu und beschleunige meinen Schritt.

Doch Sasuke schaut mich nur mit ausdrucksloser Miene an und bewegt sich keinen Zentimeter, weshalb die Türen sich schließen, als ich auf halbem Weg dorthin unterwegs bin.

Wie erstarrt bleibe ich stehen und kann es einfach nicht fassen, was er da gerade getan hat.

Ja, gut. Ich habe ihn vor ein paar Tagen betrunken geküsst und das war sicher nicht clever und hat nicht dazu beigetragen, dass wir uns näher kommen. Aber meine Fresse, was ist das für ein Arsch, wenn er nur deswegen nicht den Aufzug für mich aufhält?

Und nein, ich bin nicht so sauer, weil mein Herz gerade ein klein wenig bricht – schließlich bin ich nicht in ihn verliebt! Ich bin sauer, weil man das einfach nicht macht. Nur mal fürs Protokoll.

Eine Geschichte über Sasuke

22. Oktober
 

Wütend wie ich war, habe ich sogar Naruto eine pfeffrige Nachricht geschickt, die er umgehend mit der Frage beantwortete, ob er mal mit Sasuke sprechen solle?

Panisch tippte ich ein ‚Nein‘ mit gefühlt hundert Ausrufezeichen zurück und hoffe noch immer sehr, dass er es nicht getan hat. Wie peinlich wäre das denn bitte?

Ich will gar nicht, dass Sasuke erfährt wie sauer ich auf ihn bin. Und wie verletzt.

Wie ich jetzt aber so auf die Decke starre und mich versuche, zum Aufstehen zu bewegen, werde ich den Wunsch nicht los, rüber zu gehen, zu klopfen und ihm eine reinzuhauen. Denn genau das hat er für ein solch kindisches Verhalten verdient.

Aber das werde ich sowieso nicht machen. Sasuke hat irgendetwas an sich, das meine aggressive Seite unterdrückt und die dumm-dämliche zum Vorschein kommen lässt. Wahrscheinlich würde ich ihm am Ende nur um den Hals fallen, wenn ich jetzt hinübergehe.

Soll ruhig er ...

Es klopft an der Tür.

Ich setzte mich schnell auf und gehe zur Wohnungstür, während ich im Kopf durchgehe, wer das sein könnte. Eigentlich ist jeder möglich und so hoffe ich nur, dass es nicht Naruto ist, der Sasuke im Würgegriff vor meine Tür geschleift hat. Wobei der Gedanke daran eigentlich ganz amüsant ist.

Zumindest, wenn es nicht so traurig wäre.

Sicherheitshalber schaue ich durch den Türspion und erkenne die verzerrte Gestalt von Sasuke. Das ist wirklich gruslig, so kurz nachdem ich an ihn gedacht habe. Andererseits denke ich momentan fast ausschließlich an ihn.

Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber ich gehe alle meine Bekanntschaften im Kopf durch und kenne sonst niemanden mit einer ähnlichen Frisur und schwarzen Haaren.

Mein Herz beginnt schnell gegen meine Brust zu hämmern und ich überlege, ob ich nicht einfach so tun soll, als wäre ich gar nicht daheim.

Aber meine Neugier ist größer, als der Wunsch mich in meinem Schrank vor ihm zu verstecken. Ich atme tief durch, fasse fest um den Türgriff und öffne die Tür mit einem – hoffentlich natürlich aussehenden – Lächeln.

„Willst du Aufzug fahren?“

Kein ‚Hallo‘, kein ‚Sorry, wegen neulich‘. Nichts.

Ich blinzle irritiert. Warum zum Henker will er mit mir Aufzug fahren?

„Ähm … hallo erst mal“, bringe ich heraus und schaffe sogar so etwas wie einen aggressiven Unterton.

Keine Reaktion darauf, stattdessen hebt er nur seine Augenbraue.

Wie soll ich das denn jetzt bitte interpretieren? Er ist wirklich eine furchtbar frustrierende Person … und ich möchte das unbedingt erforschen.

„Dann los“, erwidere ich auf seine Frage und seufze, während ich meine Schuhe tausche, mir den Schlüssel greife und ihm zum Aufzug folge.

Etwas komisch komme ich mir dabei schon vor, aber meine Neugier ist zum Glück ein guter Antrieb.

„und wir fahren jetzt einfach so Aufzug?“, will ich wissen, als die Tür sich schließt und er sich in Bewegung setzt.

Ein knappes Nicken.

Also fahren wir. Nach unten. Eine Dame steigt mit ihrem Hund ein, drückt den Knopf für den dritten Stock und steigt mit sichtlichem Unbehagen dort so schnell es geht wieder aus.

Wir fahren hoch, halten zwei Mal an, um weitere Passagiere mit herein zu lassen, die uns einen komischen Blick zu werfen.

Wir müssen aber auch wirklich seltsam rüberkommen. Einen Meter Abstand zwischen uns, dicht an die hintere Wand gedrückt und schweigsam wartend, bis wir wieder unten angekommen, wo wir weiterhin im Aufzug stehen bleiben, während die anderen Gäste uns verlassen.

Dieses Spiel geht so einige Male. Menschen kommen und gehen, jeder denkt sich wahrscheinlich seinen Teil, aber am Ende sagt niemand etwas. Und vor allem nicht Sasuke.

Sasuke, der mit mir Aufzug fahren wollte. Was wir nun auch tun. Also worauf wartet er?

Wir haben schließlich genügend Zeit hier drinnen, ohne andere Menschen.

„Also … du wolltest Aufzug fahren“, versuche ich das Gespräch endlich in Gang zu bringen und werfe ihm einen Seitenblick zu.

Sasuke lehnt mit verschränkten Armen an der Wand und schaut desinteressiert geradeaus. Bei diesem Anblick entweicht mir ein leiser Seufzer.

"Mich interessieren Aufzüge nicht sonderlich", bricht Sasuke schließlich das Schweigen, als wir nun zum vierten Mal oben im zwölften Stock ankommen.

"Was?", frage ich und drehe meinen Kopf zu ihm, weil ich nicht genau weiß worauf er hinaus will.

Er sieht mich einen langen Moment an, bevor er kurz die Augen schließt und tief durchatmet. Als seine Lider sich wieder öffnen, fixiert er mich mit seinem Blick und ich muss unwillkürlich schlucken.

"Also ... hör zu. Ich bin nicht gut in solchen Dingen."

Ach nein.

„Aber du magst Aufzüge – wieso auch immer“, fährt er langsam fort und ich warte gespannt darauf, was er als nächstes sagen wird, während ich mich zusammenreißen muss, nicht unruhig auf- und abzuwippen.

„Darum dachte ich, wir könnten hier … reden.“

Sasuke räuspert sich unauffällig, aber ich sehe ihm an, wie unangenehm die ganze Situation für ihn eigentlich ist. Was mich tatsächlich ein wenig selbstgefällig grinsen lässt. Soll er ruhig durch diese peinliche Hölle gehen (solange er am richtigen Ende rauskommt), dann weiß er mal wie das für mich immer ist.

„Jedenfalls … Naruto hat mich darauf hingewiesen“, und das scheint Sasuke so gar nicht in den Kram zu passen, „dass das neulich nicht okay war.“

Und damit gehe ich nun mit ihm durch die peinliche Hölle. Naruto hat doch mit ihm gesprochen. Karma ist eine echte Bitch – wieso war ich gerade nur so schadenfroh? Ich bereue diese Nachricht so sehr, obwohl sie mich immerhin in diese Situation gebracht hat.

„Ach w-was. Schon okay“, versuche ich entspannt abzuwinken, bin aber deswegen nach wie vor sauer auf ihn. Wieso kann ich es nicht einfach sagen?

„Ist es nicht. Es tut mir leid. Ich bin manchmal einfach … wirklich nicht gut darin“, nuschelt er die letzten Worte in seinen imaginären Bart und ich sehe, dass ein Rotschimmer sich auf seinen Wangen ausbreitet, während er so tut, als wäre die Wand einmal mehr spannender als unser Gespräch.

Zu seinem Glück steigen nun ein paar Teenager ein, die sich so laut unterhalten, dass wir nicht einmal weitersprechen könnten, selbst wenn wir es vor ihnen tun wollten.

Unten werfen sie uns einen komischen Blick zu, den ich ihnen nicht einmal verdenken kann und schon fahren wir erneut nach oben. Langsam wird das, sogar mir zu viel.

Ich sollte das Ganze hier abkürzen, wenn ich nur wüsste wie. Sasuke schweigt erneut und scheint mich nicht einmal mehr zu beachten, also krame ich in meinem Kopf nach irgendetwas, das ich laut aussprechen kann.

„Das mit dem Kuss neulich tut mir auch leid. Ich bin eigentlich gar nicht so. Normalerweise trinke ich auch nicht so viel. Also eher gar nichts.“

Ha! Ein Schmunzeln.

„Schon gut“, antwortet er mit einem tiefem Seufzer. „Naruto behauptet sowieso immer, dass ich Menschen von mir stoße, die … nun ja … mir zu nahe kommen.“

Endlich sieht er mich wieder an und ich kann dieses verräterische Kribbeln in meiner Magengegend nicht unterdrücken. Ich habe keine Ahnung, wie er das anstellt oder warum meine Hormone so dermaßen extrem auf ihn reagieren, aber ich bin froh, dass ich gerade keinen Alkohol intus habe, sonst würde ich ihn wohl erneut küssen.

„Und ist da was dran?“, frage ich deshalb atemlos.

Er wendet seinen Blick ab und sagt: „Keine Ahnung. Möglich.“

Mir sackt das Herz nach unten. Vielleicht habe ich doch zu viel von diesem Gespräch erwartet und mehr als eine Entschuldigung ist wirklich nicht drin? Wahrscheinlich braucht er einfach noch Zeit. Wieso auch immer. Herzschmerz? Schreckliche Familienverhältnisse? Eine Verlobte, die ihm vor den Altar hat stehen lassen?

Ich würde gern erfahren, wieso er so kühl ist. Und natürlich auch, wie Naruto sein bester Freund werden konnte. Aber vor allem das erste, interessiert mich momentan brennender, weil das wohl der Grund ist, warum ich ihn nicht so wirklich einschätzen kann. Ich wünsche mir nur, dass er mir irgendwann so viel vertraut, um mir etwas über sich zu erzählen.

„Wenn du magst, können wir mal zusammen was Essen gehen“, schlage ich schließlich mit einem Lächeln vor.

„Hn.“

Ich lache und nehme diese Antwort einfach mal als ein ‚ja‘.

Eine Geschichte über meine kleinen Augenblicke

Ich glaube fest daran, dass es für jeden Menschen einen Ort gibt, in dem ihm viele Dinge passieren.

Für die einen ist es das Auto, die anderen erleben alles mögliche in ihrem Garten oder auf einer Parkbank. Es ist ihnen aber wahrscheinlich nicht einmal bewusst.

Mir schon.

Ich frage mich jedes Mal, wenn ich einen Aufzug betrete, was wohl heute geschehen wird.

Werde ich wieder in einen Menschen hineinrollen? Oder sehe ich eine Frau, die sich wütend die Lippen schminkt, nur um sie ein paar Wochen später mit einem Mann zu erwischen?

Möglich wäre auch, eine Fahrt mit einem Menschen, der Aufzüge eigentlich hasst und kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Jemanden, den ich trösten muss oder verarzten.

Oder aber nichts von alledem. Und wir schweigen. Die komplette Fahrt über. Ich bekomme schwitzige Hände und beiße mir nervös auf der Unterlippe herum, ohne genau benennen zu können, wieso überhaupt.

Was mich übrigens zu der wohl emotionalsten Aufzugfahrt meines Lebens bringt, die ich mit Sasuke und einem alten Mann verbringen musste – und ich hoffe sehr, dass es das einzige Mal war.

Also nicht mit Sasuke, aber mit einem Menschen, der einen Herzinfarkt erleidet.

Denn ich weiß zwar nicht, was das zwischen mir und Sasuke jetzt genau ist, aber es gefällt mir.

Wir sind kein typisches Paar. Ich weiß nicht einmal, ob wir ein untypisches Paar sind. Oder was wir überhaupt sind.

Manchmal sitzen wir den ganzen Abend schweigend vor dem Fernseher, bis wir einschlafen. Oder haben drei Tage lang keinen Kontakt, obwohl wir nur eine Tür voneinander entfernt wohnen. Geküsst haben wir uns auch noch nicht wieder.

Dafür strahle ich ihn jetzt jedes Mal an, wenn wir zufällig zur gleichen Zeit, den Aufzug nutzen wollen und auch er bekommt mittlerweile so etwas wie ein Schmunzeln zustande.

Es ist seine Nähe, die mir innere Zufriedenheit gibt und das Wissen, dass es mir jederzeit frei steht, an seine Tür zu klopfen und ihn nach einer Fahrt im Aufzug zu fragen – wofür ich keinen täglichen Kontakt brauche.

Und wer weiß. Vielleicht macht er mir in diesem – oder einem anderen – Aufzug irgendwann einen Heiratsantrag (sobald das zwischen uns wirklich etwas wird). Oder wir machen Schluss (gleiche Bedingung). Streiten uns, haben Sex, einer von uns muss sich übergeben.

Was eben so alles passieren kann. Und genau darauf bin ich sehr gespannt.
 

Zum Schluss interessiert mich tatsächlich aber nur noch eins:
 

Und was ist euer persönlicher Aufzug?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Also … wer Lust und Laune hat, darf mir sehr gerne seine persönliche Lieblingssituation (oder auch den schlimmsten Moment) in einem Aufzug erzählen - was ein paar nach dem Prolog schon getan haben. Ob Kommentar, Gästebucheintrag, ENS, ist recht egal, es würde mich einfach mal interessieren und vielleicht – wenn ich darf – kommt sie abgewandelt auch mal in der FF hier vor, wenn es nicht sowieso schon so oder so ähnlich geplant war. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs Lesen, ich hoffe, es war nicht zu langweilig.

Liebe Grüße. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls sich wieder Zeitfehler eingeschlichen haben sollten, bitte mitteilen. Das überliest man so schnell. Danke. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs Lesen. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Diesen kleinen Handlungsbruch wollte ich eigentlich erst etwas später einbauen, aber der Titel passte einfach so perfekt zu Hinatas Debüt, dass ich mich umentschieden habe. :)
Und die Idee mit der (ungerechtfertigten?) Abmahnung hab ich ein paar Arbeitskollegen zu verdanken, die damit schon Erfahrung machen durften. Scheint recht häufig zu passieren? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Mal ging es zwar eher weniger um Aufzüge. Aber Gott, das wollte ich auch schon immer mal machen. ^^"
Danke fürs Lesen. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooo und im nächsten Kapitel geht es dann um Hinata. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier bleibt mir nur zu sagen: die arme Hinata ;_; und danke fürs Lesen. Ich hoffe das nächste Kapitel kommt schneller, aber wie immer kann ich nichts versprechen!
Und auch hier:
An dieser Stelle möchte ich ganz frech Werbung für meine Weblog-Aktion machen, in der man sich mit ein paar kurzen Vorgaben eine Geschichte von mir wünschen kann. Wer Lust hat: gerne hier klicken und einen Kommentar im Weblog hinterlassen. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und im nächsten Kapitel dürft ihr euch auf eine Geschichte über Herzen freuen. Langsam kommen wir übrigens auch zum Ende. Es werden wohl noch vier Kapitel und ein Epilog folgen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Reanimationen beschreiben muss ich eindeutig noch üben XD
Drei Kapitel und ein Epilog noch ;) Und als nächstes folgt Eine Geschichte über Klischees. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte kurz darauf hinweisen: Ich weiß, dass das mit dem Kuss etwas 'schnell' ging. Und darum bitten, dass ihr einfach auf die Erklärung wartet, die in den nächsten zwei Kapiteln kommen wird und dann urteilt, ob es nach wie vor zu schnell war (was durchaus sein kann, keine Frage, aber ich wollte voreilige Schlüsse damit vermeiden, hoffe das ist okay ^^).
Und wenn wir schon beim Thema sind: so kurz vor dem Ende der FF habe ich festgestellt, dass die Geschichte allgemein ein zu schnelles Tempo gefahren ist. Mal davon abgesehen, dass es meine Absicht war, mich nur auf Haupthandlungen zu beschränken, weil das hier anders auch gar nicht möglich gewesen wäre, funktionierte es leider nicht so wie erhofft, weil die Kapitel nur so durchrauschen u.u
Und btw. ich hoffe man merkt, dass Sakura gar nicht realisiert, wie betrunken sie eigentlich ist. :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich werde langsam richtig wehmütig. Nur noch ein Kapitel (ja, ja, wie soll das nach diesem Ende nur möglich sein?) und der Epilog und dann bin ich fertig mit dieser FF. Was aber auch langsam mal Zeit wird, wenn man sich die Veröffentlichung des Prologs anschaut. /D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, ja und jetzt könnt ihr mich in Ruhe hassen :* (Wobei ich hoffe, dass ihr versöhnlich seid und den Epilog als Friedensangebot annehmen werdet XD) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein riesengroßes Danke an alle Leser. An die, die seit 2015 schon mitlesen und kommentieren und auch an alle, die mit der Zeit dazugekommen sind und bis zum Ende durchgehalten haben – trotz der teilweise sehr langen Pausen.
Ich hoffe, die Geschichte hat euch gefallen. :3
Und wer nach wie vor nicht genug von diesen Paaren hier bekommen kann, ich werde mich nun voll und ganz auf Weil wir dafür leben konzentrieren.
Und wer mal was zur NextGen lesen möchte, hätte ich noch Die Sprache der Liebe im Angebot. :) Komplett anzeigen

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Von:  Quiana
2022-05-24T14:25:45+00:00 24.05.2022 16:25
Okay.
Ich habe sie noch mal gelesen.
Und ich habe jetzt nur eine einzige Aussage zu tätigen:

KEIN GEPIMPERE?! HALLO?!
WARUM WIRD HIER NICHT GEPIMPERT?!
ICH MEINE ...!




Gut, habe mich wieder beruhigt.
Antwort von:  Goetterspeise
24.05.2022 20:06
Meinst du also, ich sollte noch ne kleine Bonusstory schreiben, in der es ums Pimpern geht? :P
Antwort von:  Quiana
24.05.2022 21:40
Also eine Andeutung hätte mir schon gereicht :P

Ich weiß, Sexualisierung von Uniformen und so ...
Aber stell dir mal vor, Sasuke steigt mit Sakura nach einem anstrengenden Arbeitstag aus dem Fahrstuhl und eigentlich ist auch alles normal.
Nur ganz irgendwie ist da ein Knopf an seiner Jacke plötzlich falsch zugemacht.
Aber das ist natürlich gewollt so. Neueste Mode und so.
Von:  writer
2021-04-19T12:53:01+00:00 19.04.2021 14:53
Ich finde die Art zu schreiben sehr amüsant und muss beim Lesen viel Schmunzeln! :)
Antwort von:  Goetterspeise
03.05.2021 20:41
Das freut mich :D ich hoffe, du hattest noch Spaß beim weiterlesen :3
Von:  writer
2021-04-19T10:12:52+00:00 19.04.2021 12:12
Ganz toller Schreibstil, ich freue mich richtig weiter zu lesen!
Antwort von:  Goetterspeise
03.05.2021 20:41
Vielen Dank :)
Von:  Pretty_Crazy
2020-08-03T18:27:57+00:00 03.08.2020 20:27
Juten Tach.

Ich habe die FF schon eine Weile in meiner Favoliste, doch irgendwie bin ich nie dazu gekommen, mit dem Lesen zu starten. Der Prolog ist mal was anderes. Afzüge sind schrecklich banal und irgendwie auch selbstverständlich. Großartig Gedanken habe ich mir über die Dinger auch noch nicht gemacht. Ich habe immer ein komisches Gefühl, wenn ich mich in diesen Kästen transportieren lassen :P

Ich lasse mich mal überraschen, was du dir so überlegt hast und aus der Ich-Perspektive ist auch mal interessant. Ich hoffe mal die nächsten Kommis erscheinen etwas schneller.

Bis dann

P-C
Antwort von:  Goetterspeise
06.08.2020 21:04
Hey,
vielen Dank für den Kommentar :D
Und ja, Aufzüge sind eigentlich nichts, worüber man sich groß Gedanken macht (außer man steht drinnen und fühlt sich unwohl XD).
Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Spaß beim Lesen!
Von:  Quiana
2019-12-21T09:12:52+00:00 21.12.2019 10:12
Kommentar 101 😎
Antwort von:  Goetterspeise
21.12.2019 10:13
XD *geht das mal austauschen*
Von:  Quiana
2018-08-01T14:52:18+00:00 01.08.2018 16:52
Soho,

jetzt aber endlich. Lange überfällig. Aber jetzt kommt endlich auch ein Kommentar von mir. Obwohl ich ja auch noch auf einen von dir warte. Hehe :'D
Egal.


Jedenfalls weiß ich gar nicht, warum du mir sagtest, dass ich mit dem Ende der Geschichte nicht zufrieden sein könnte? Dabei finde ich es gerade interessant, dass du einfach nur noch einmal Sakuras Gedanken darlegst und einem Aufzug an sich noch einmal in seiner Bedeutung erklärst. Ich wär ezum Beispiel nie auf so eine Idee gekommen. Aber in den letzten Monaten habe ich ja auch an keiner FF geschrieben (da fällt mir ein, dass immer noch ein halbes letztes Kapitel darauf wartet, endlich beendet zu werden, ups).
Übrigens ist es sehr amüsant, dass Sasuke wie ein emotionaler und sehr sprachgewandter Vollidiot da steht. Bekommst dafür ein Sternchen mit Krone von mir.

Und war es tatsächlich 2015, als alles begann? :O
Kommt mir wie letztes Jahr vor. Große Güte. Die Zeit verfliegt schnell. Wir werden alt.
Jedenfalls hoffe ich natürlich, dass du immer mehr oder weniger angenehme Aufzugfahrten hats, niemanden das Leben retten musst und, wenn du wirklich irgendwann einmal ein Schäferstündchen in einem der guten Dinger haben solltest, du nicht erwischt wirst. Und es keine Kameraüberwachung gibt.
Es sei denn, du stehtst auf so was. Dann ist das natürlich auch okay.


Deine Trulla.
Antwort von:  Goetterspeise
04.08.2018 15:56
Ein Kommentar. Ein Kommentar von dir! :*
Vielen, vielen Dank! Ich freue mich wirklich total darüber. :)

Also irgendwie dachte ich mir schon, dass du das Ende mögen würdest, aber sicher war ich mir nicht und mir steht doch immer meine Unsicherheit im Weg :( Darum bin ich total happy, dass ich richtig lag - so für mich. Mir und dir aber keinen zu großen Druck gemacht habe, falls ich dich doch falsch eingeschätzt hatte. Bliblablub. du weißt schon und so XD
Und das Sternchen mit Krone nehme ich sehr gerne *-* Wird gleich mal auf meine Stirn geklebt, damits auch ja jeder Vollidiot sehen kann :P

Ja, wir werden alt ;_; Nächstes Jahr habe ich hier dann mein 10-jähriges. Total krass. Die Zeit vergeht viel zu schnell, meine Liebe!

Und danke. Ich hoffe auch, dass ich niemanden in einem Aufzug wiederbeleben muss und so. Und ich bin jetzt nicht so der Mensch für öffentlichen Sex, aber man weiß ja nicht XP

Hab dich lieb <3

PS: Go, go, go! Schreib dein Kapitel zu ende! :3
Von: abgemeldet
2018-06-30T18:02:02+00:00 30.06.2018 20:02
Ich liebe und hasse dich.
Mehr kommt bald.
viel.
viel.
viel.
mehr.

Liebe <3
Antwort von:  Goetterspeise
30.06.2018 21:19
Ich freu mich schon drauf 😍
Von:  DoD
2018-05-14T21:15:45+00:00 14.05.2018 23:15
Oh, ich hab den Kommentar völlig vergessen. :)

Einer meiner Favoriten, grossen Favoriten, die ich dieses Jahr gelesen habe. Ich teile deine Faszination für Aufzüge, ich schätze, daran liegt auch der Kern der Sache: ich mag diese Dinger sehr. Und die Geschichte, die du darum konstruiert hast, ist wunderbar. Genau wie diese Nicht-Beziehung so wunderbar in die Storyline passt. Ich hab es wirklich genossen, die FF zu lesen und muss sagen, ich mag deine Darstellung der Charactere sehr.

Auf bald
DoD
Antwort von:  Goetterspeise
19.05.2018 22:48
Und ich die Antwort, also kein Stress :D
Vielen, lieben Dank für dein Lob, es freut mich, dass dir die Geschichte, die Charaktere und die Aufzüge so gut gefallen haben <3

Liebe Grüße :3
Von:  Kaninchensklave
2018-05-12T13:40:09+00:00 12.05.2018 15:40
ein Tolles ende

tja das mit dem übergeben ist mehr als nur verdächtig xDD

und doch sind sie ein paar und werden es wohl bleiben da es beiden zu anstrengd sein wird
sich wen anderen zu suchen außerdem kommt selten was besseres nach warum sich um was neues umsehen wenn das alte noch brauchbar ist ;)

was Hinata betrifft diese wird sich wohl nicht mehr lange treppensteigen
was daran liegt das zwei eltern paare die Chance nutzen werden ein Haus zu kaufen
nachdem Motto was besseres finden beide ohnehin nicht mehr :)

GVLG
Antwort von:  Goetterspeise
19.05.2018 22:47
Vielen Dank für deinen Kommentar. :)
Von:  Haruno
2018-04-28T14:50:30+00:00 28.04.2018 16:50
Huhu,
Ja die guten Aufzüge...Hatte erst diese Woche eine klischeehafte Aufzug Situation wie bei Greys Anatomie.. << Manchmal ist das echt nicht so geplant xd
Ich bin gespannt auf das Essen der beiden :)


Gruuuß Cherry
Antwort von:  Goetterspeise
29.04.2018 16:37
Ach cool :D
Ich warte ja noch auf meinen großen Aufzugmoment XD
Das Essen der beiden wird allerdings gar nicht so groß beleuchtet, weil ja nur noch der Epilog aussteht. Aber ich hoffe, dass du mir das, nach dem Lesen des Epilogs, verzeihen kannst. :3

Grüße :D


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