The Jewel Within My Heart von Rolly (Kaito/Akako (mit viel Aoko+Akako Freundschaft)) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Akako war ratlos. Sie hatte es mit Kino, Videospielen, die sie nicht wirklich verstand, und einem gemütlichen Essen in einer dieser widerlichen Fast-Food-Ketten versucht und Kaito blieb nach wie vor misstrauisch. Sie musste irgendetwas falsch gemacht haben, doch sie konnte einfach nicht ihren Finger drauflegen. Und jetzt stand sie hier, vor Kaitos Haus, und traute sich nicht, zu klingeln. Vielleicht, hatte sie sich gedacht, sollte sie einfach ehrlich sein und ihm verraten, dass sie sich einfach nur mit ihm und ja, auch Aoko, anfreunden wollte. Dass sie weglassen würde, dass sie sich in ihn verliebt hatte, war ja nicht zwingend eine Lüge. Sie erzählte ihm ja nichts, das nicht stimmte. Außerdem konnte sie ihm das jetzt noch nicht beichten. Und wenn sie ehrlich war, lag es nicht einmal hauptsächlich daran, dass Kaito noch nicht dasselbe für sie empfand. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, dann lag es daran, dass sie selbst noch nicht bereit war, es sich einzugestehen - geschweige denn, es jemand anderem mitzuteilen, wo sie es doch nicht einmal in ihrem Keller - da, wo sie sicher war - laut aussprechen konnte. Hexen verliebten sich nicht einfach so. Vor allem nicht in ganz normale Menschen, die von sich behaupteten, Magier zu sein. So etwas kam schlicht und ergreifend nicht vor. Schließlich floss auch bei ihren Eltern, bei beiden, Magie durch ihre Adern. Akako seufzte. Es brachte ja doch nichts, hier zu warten wie eine Idiotin. Also hob sie die Hand, um zu klingeln, doch genau in diesem Moment flog die Tür nach Innen auf und Kaito, gekleidet in sein weißes Gewand, mit Zylinder und Monokel, stieß beinah mit ihr zusammen. Kaito blinkte sie perplex an, vollkommen verwirrt, warum sie überhaupt hier war. Akako räusperte sich. "Wo willst du bloß zu dieser späten Stunde noch hin?" Kaito schüttelte leicht den Kopf, wie um die Verwirrung abzuschütteln, und grinste sie an. "Wo würde Kaitou Kid wohl hinwollen?" "Heute Nacht gibt es eine Ausstellung, in der auch ein besonders alter Sternrubin ausgestellt wird", erwiderte Akako ohne zu zögern. Sie schämte sich kein Bisschen dafür, sich ständig zu informieren, wo Kaito wohl zuschlagen könnte. Kaito hingegen ließ seine Augenbrauen hochschnellen und sah sie überrascht an. "Woher weißt du das?" Sie lachte ihr übliches, überlegenes Lachen und fühlte, wie mit ihren alten Gewohnheiten sich ihre Anspannung auflöste. "Liest du etwa nicht die Zeitung?" Wieder schlich sich ein Grinsen auf Kaitos Gesicht, belustigt und etwas süffisant. Akako wünschte sich, er würde sie öfter so angrinsen. "Und was verschlägt eine Dame wie dich zu dieser späten Stunde vor meine Tür?", fragte Kaito und lehnte sich an den Türrahmen, als hätte er alle Zeit der Welt. "Ich bin eine Hexe. Hexen lieben die Nacht", sagte sie und spiegelte sein Grinsen mit einem eigenen, "und ich wollte mit eigenen Augen deine Tricks sehen, mit denen du die Polizei jedes Mal wieder übertrumpfst." Kaito stieß sich wieder vom Türrahmen ab. "Du willst also mitkommen?" Na schön." Er beugte sich zu Akako vor bis sein Gesicht nur noch Millimeter von ihrem entfernt war, und mit einem Mal wurde es trotz der relativ kalten Temperaturen der Nacht ganz heißt und Akakos Herz zog sich zusammen, nur um dann in einem Staccato zu explodieren und ihren Brustkorb zu malträtieren. "Dann lass dich von mir verzaubern", hauchte er ihr entgegen, bevor er sich flink wie ein Luchs an ihr vorbei mogelte und sein weißer Umhang kurz in ihrer Peripherie flatterte, bevor er verschwand und sie wie angewurzelt vor seinem Haus stehen ließ. Sie brauchte einige Momente, um ihren rapiden Herzschlag zu beruhigen und nicht mehr daran zu denken, wie es wohl wäre, ihn zu küssen... Als sie einen Vogel davon flattern hörte, erwachte sie aus ihrer Starre und sah hoch zum Vollmond, der die Straßen in sanftes, weißes Licht tauchte. Dann schüttelte sie sich, um den kalten Schauer loszuwerden, den die kühle Nachtluft herbei beschworen hatte, und ging eiligen Schrittes davon, bevor sie noch das Spektakel im Museum verpasste. Sie war auch nur ein klitzekleines Bisschen sauer auf Kaito, sie nicht begleitet zu haben.   ***   Das weiße Mondlicht fiel in einem geraden Strahl auf den roten Rubin, der hinter der Ausstellungsscheibe auf kontrastierendem, schwarzem Satin lag. Er blitzte Akako regelrecht an und schrie geradezu Ich bin mehr Wert, als du jemals in deinem ganzen Leben besitzen wirst. So einen ähnlichen Stein würde Kaito heute stehlen. Akako grinste den Rubin an, bevor sie sich umwandte und mitten durch den Saal stolzierte, an Paaren und Grüppchen von jungen und alten Leuten vorbei, die sich leise miteinander unterhielten und ab und zu erstaunte Laute von sich gaben. Doch all dem und den Edelsteinen, die von den Leuten betrachtet wurden, schenkte Akako keinerlei Beachtung, selbst wenn die Edelsteine bestimmt wunderschön aussahen, wie sie hinter den gesicherten Glasvitrinen vor sich hin glitzerten und blinkten. Stattdessen sah sie nach vorn, durch einen weiteren offenen Eingang durch, wo Inspektor Nakamori mit einer Armada von Polizeibeamten um den Edelstein herum platziert war, der an diesem Abend Kaitos Ziel darstellte. Akako wunderte sich, warum der Inspektor bis jetzt immer noch nicht dazugelernt hatte. So viele Polizisten würden nur die Chancen vergrößern, dass Kaito sich irgendwann als einer der Ihren ausgab. Und sich so den Stein ganz leicht aneignen konnte. Grinsend ließ sie ihre Augen den Raum nach dem perfekten Platz absuchen, von dem aus sie ungestört zusehen konnte und der nicht hinter der Absperrung lag, die Nakamori und seine Männer aufgerichtet hatten, und bald hatten ihre Augen eine Nische hinter einem Stück Wand, das etwas hervorstand, gefunden. Ohne zu warten oder zu zögern spazierte sie zur Nische und platzierte sich so, dass sie alles beobachten, sie jedoch niemand sehen konnte. Ja, das hier war der perfekte Platz. Dann tippte etwas gegen ihre Schulter und sie wirbelte herum, nur um sich Angesicht zu Angesicht vor Kaitou Kid höchstpersönlich stehend wiederzufinden. Die Überraschung darüber verflog genauso schnell wie die Erinnerung an einen undeutlichen Traum nach dem Aufwachen. Kaito hatte sich wie ungefähr neunzig Prozent der Gäste verkleidet: als unscheinbare Frau mittleren Alters. Und er wirkte wirklich echt, wobei sich Akako immer noch fragte, ob all die anderen bloß zu blöd waren, oder ob sie einfach die einzige war, die ihn immer sofort wiedererkannte. Aus irgendeinem Grund machte es sie stolz. "Entschuldigen Sie, warum verstecken Sie sich denn?", fragte Kaito mit verstellter, weiblicher Stimme. Seine Tonlage und Gestik wirkte aufrichtig - nur sein Grinsen verriet, dass er sich sehr wohl im Klaren war, dass Akako ihn erkannt hatte. Und sein Flüstern natürlich. "Warum ich mich verstecke? Warum tun Sie es denn?", entgegnete Akako, die Arme gespielt betont vor der Brust verschränkend. "Gibt es hier demnächst etwa einen Aufruhr?" Kaito in Frauengestalt lachte leise, bevor er Akako zuzwinkerte. "Mach dich auf etwas gefasst!" Damit rannte er los, direkt auf die Polizisten zu, die sich so schön chaotisch im Kreis aufgestellt hatten. "Hilfe, Hilfe! Ich glaube, ich habe gerade Kaitou Kid gesehen!", schrie sie und deutete durch den Durchgang auf den anderen Raum. Einige der Polizisten stürmten natürlich sofort los und in der allgemeinen Aufregung gelang es Kaito, sein Frauenkostüm runter zu reißen und das Polizistenkostüm darunter zum Vorschein kommen zu lassen. Alle Polizisten dort sahen überall hin, nur nicht zum Sternrubin - und genau das war Kaitos Ziel. Unbemerkt schlich er sich an und holte eine Vorrichtung heraus, die es ihm erlauben würde, ein Loch ins Glas zu bohren. Was er auch unverzüglich tat - und gleich darauf den Sternrubin in seinen Händen hielt. Unglücklicherweise ertönten in diesem Moment die Warnsirenen, wodurch Nakamori und der gesamte Rest der uniformierten Männer ihn entdeckten, mitten unter ihnen. Akako hätte beinahe gelacht über die Ironie. Sie selbst hatte es von Anfang an kommen sehen. Doch das, was danach kam, ähnelte keiner Form von irgendeiner Ordnung mehr. Polizisten wuselten durcheinander, Rauchbomben explodierten und verhüllten ihnen die Sicht, Nakamori rief verzweifelt allen zu, sie sollen sich ruhig verhalten, doch natürlich hörte niemand auf ihn und Kaitou Kid krabbelte mutterseelenruhig unter all dem hinweg, bis er vor Akako hochkam und sie angrinste. "Ich hoffe, ich habe dir nicht zu viel versprochen!", sagte er grinsend, wieder als Frau verkleidet. Akako erwiderte sein Grinsen, behielt ihre Arme jedoch verschränkt. "Du solltest verschwinden, bevor sie dich und auch mich verdächtigen." Kaito salutierte ihr, bevor er spielerisch wie immer seinen Weg aus dem Gebäude finden wollte. Nakamori - anscheinend doch etwas aus den zahlreichen Zusammenstößen mit Kid gelernt - bemerkte, dass etwas an der Frau nicht stimmte und stürmte Kaito hinterher, der sich kurzerhand einfach durch das Fenster rettete. Es klirrte und splitterte und Kaito fiel hindurch. Sekunden später sah Akako ihn auf seinem Paraglider davonfliegen. Fast war es, als hätte er all das für sie inszeniert. Doch den Gedanken schob Akako schnell beiseite. Schließlich würde es nichts Besonderes bedeuten, selbst wenn es Akako gewidmet war. Sie seufzte und hoffte, dass Kaito irgendwann vielleicht doch etwas anderes in ihr sah, als eine Schulkameradin und Hexe.   ***   Strahlend roter Stern gestohlen - Kid hat wieder zugeschlagen! Überall hatte Akako diese Titelüberschrift in der Zeitung an diesem Tag gelesen. Bei Lehrern, bei einigen Schülern und auf dem Weg zur Schule sogar bei fast jedem Menschen, dem sie über den Weg gelaufen war. Es war kein besonders guter Artikel, doch er berichtete zumindest wahrheitsgemäß von den Fakten. Kaito hatte den Sternrubin gestohlen und er erschien wenig später auf einem der Polizeiwagen, unschuldig und ohne Lichteinwirkung auch ohne den Stern, der sich sonst auf ihm bildete. Als Akako ins Klassenzimmer trat, erlebte sie wieder einmal einen der legendären Streits zwischen Kaito und Aoko mit. Aoko blaffte Kaito genervt an und versuchte, ihn zu schnappen, doch der wand sich immer wieder aus ihren Attacken wie ein glitschiger Aal. Alles, was Akako heraushören konnte, war, dass es sich um Kaitos neuesten Coup handeln musste. "Davon ist überhaupt nichts nett! Er hat meinen Vater wieder einmal vorgeführt!", schmiss Aoko Kaito entgegen und schnappte sich den Besen, um auf Kaito loszugehen. "Ich hab das ja auch überhaupt nicht so gemeint!", erwiderte Kaito, genervt aber auch bemüht, es nicht noch schlimmer zu machen als es war. Akako war sich nicht sicher, ob das überhaupt noch möglich war. Eskaliert war das ganze schon bevor sie eingetreten war. "Ach ja?! Wie hast du es dann gemeint?! Bewunderst du ihn etwa?" "Was?" Es flogen Sachen durch die Gegend, während die gesamte Klasse still dasaß und den wilden, ausgearteten Streit einfach nur beobachtete, als wären alle Mitschüler schlicht erstarrt. Ein Glück, dass ihre Lehrerin noch nicht da war. Akako hoffte nur, der Streit würde sich bis zum Anfang der Stunde lichten, als sie sich wortlos an ihre Bank begab und diese für den Unterricht vorbereitete. Doch dann flog ein Stück Handseife genau auf Akakos Tisch, schlitterte quer drüber hinweg und nahm ihr Etui mit, das auf den Boden Knallte und seinen Inhalt über den Boden kullern ließ. "Ich kann es nicht fassen, dass du so denkst!", warf Aoko Kid in weinerlichem Ton vor, als beide an Akako vorbeikamen. Doch Akako ließ das nicht einfach so geschehen. Nicht, nachdem die beiden anfingen, doch ihre Nerven zu strapazieren. Außerdem wollte sie nicht, dass Kaito auf den Stiften und sonstigen Schreibutensilien ausrutschte, die sich auf dem Fußboden verteilt hatten. Deshalb griff sie sich beide jeweils am Oberarm und hielt sie an Ort und Stelle fest, bis beide sie ansahen. "Hört mal, wollt ihr das nicht vernünftig klären? Ich bin sicher, dass Kuroba es nicht so meinte, wie du es verstanden hast, Nakamori-san, und ich bin sicher, dass Nakamori-san nur aufgebracht wegen des Artikels ist, weil es einen abfälligen Kommentar über ihren Vater in dem Artikel gibt. Beruhigt euch!", tadelte sie die beiden mit strengem Blick. Und sie hätte es nicht für möglich gehalten, da solche Ansprachen sonst nie irgendetwas bewirken, doch die beiden sahen sich auf einmal ziemlich verlegen an, so als hätte sie jemand dabei erwischt, verbotenerweise in die Keksdose zu greifen. Akako lächelte beide an. "So ists schon besser." "Sorry", entschuldigte Kaito sich, mehr bei Akako als bei Aoko, doch das fiel niemandem weiter auf. Bis auf Akako, die es sich nicht wirklich erklären konnte. "Aoko entschuldigt sich auch", stimmte auch Aoko mit ein, überraschte Akako mit einer kurzen Umarmung, und stürmte schnell auf ihren Platz. Kaito hingegen blieb stehen. Er wirkte etwas unentschlossen, so wie er sich verlegen am Hinterkopf kratzte und sein Blick durch die Gegen huschte, bis er sich räusperte und plötzlich hinkniete und anfing, Akakos Sachen zusammen zu sammeln. Was sie irgendwie süß von ihm fand. Doch den Gedanken schob sie wie immer beiseite. Immerhin bedeutete diese Handlung nichts. Noch nicht, zumindest. "Danke", sagte sie deshalb und hockte sich ebenfalls zu ihm, um mitzuhelfen. "Hey, Akako... Aoko ist ziemlich sauer wegen gestern und dem... eben", fing Kaito an, Akako nicht in die Augen sehend. Es war, wäre es ihm unglaublich unangenehm, darüber zu sprechen. Und das war es vermutlich auch - er war immerhin ein Kerl und Kerle sprachen einfach nicht über etwas wie Gefühle. Das hatte Akako ebenfalls gelernt, als sie sich in die normale Welt begeben hatte. Deswegen ignorierte sie ihr Herzflattern darüber, dass Kaito sich ihr öffnete, und las einfach nur weiter Stifte vom Boden auf; sie suchte nicht ein mal den Blickkontakt. "Sag mal... wüsstest du... oder könntest du... ich weiß nicht, rausfinden, was Aoko im Moment gerne tun würde? Oder so? Weißt du, wo sie vielleicht gerne mal hin würde oder so etwas", stammelte Kaito zusammen und wirkte dabei leicht unbeholfen. So ganz und gar nicht der selbstbewusste, fast schon arrogante Magier, den er verkörperte. Akakos Gedanken überschlugen sich. Sie erinnerte sich daran, dass Aoko beiläufig mal erwähnt hatte, dass neue Rochen ins Aquarium gekommen waren und sie die unglaublich gerne sehen würde. Sie hatte auch erwähnt, dass sie schon lange kein Erdbeereis mehr gegessen hatte, nachdem sie auf dem Weg nach Hause einem Pärchen über den Weg gelaufen waren, von dem beide Eis aus Bechern löffelten. "Sie hat was von Eis Essen und dem Aquarium erzählt", erwiderte Akako, bevor ihr Hirn intervenieren konnte. Denn was sie da gerade getan hatte, konnte man einem Verkupplungs-Versuch gleichsetzen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? "Danke! Ehrlich, vielen Dank, Akako!" Kaito befand sich plötzlich viel näher als vorhin noch, oder bildete Akako sich das nur ein? Er grinste sie jedenfalls an und irgendwie... irgendwie dachte Akako, dass es sich gelohnt hatte, einfach mal nett gewesen zu sein. Und wer wusste schon, was dabei rauskommen würde? Die beiden würden sich vermutlich einfach nur wieder vertragen. Es war nichts Tragisches dabei, richtig? Das hatten sie schon oft durchgemacht. Streiten, vertragen, streiten, vertragen. Immer wieder. Doch als sie all ihre Sachen wieder sicher verstaut in ihrem Etui hatte und Kaito grinsend an seinen Platz zurückkehrte und die Lehrerin endlich erschien, setzte sich ein ungutes Gefühl in Akakos Magengegend fest und wollte einfach nicht mehr verschwinden.   ***   Akako sah in den großen, leeren Kessel hinein, mitten auf den Grund, ohne sich zu bewegen. Sie hatte tatsächlich vor gut vier Stunden Kaito geholfen, Ideen zu sammeln, wie er es bei Aoko wiedergutmachen konnte, ohne dass sie mitbekam, dass er versuche, es wiedergut zu machen. Und Aoko hatte in das Treffen eingewilligt. Was hatte Akako sich dabei nur gedacht? Sie wollte die beiden doch von einander fern halten, nicht zusammenführen! Sie wollte doch... sie wollte doch mit Kaito zusammen sein. Und bei den Gedanken daran, dass sie es nicht geschafft und womöglich alles nur schlimmer gemacht hatte, zog sich ihre Brust schmerzhaft zusammen. Sie musste zugeben, dass es wehtat. Aber warum sollte es das auch nicht? Hatte nicht mal jemand Schlaues gesagt, dass Liebe wehtat? Plötzlich knarrte die Tür und Akako wusste, dass ihr Zwerg von einem Diener gerade reingekommen war. Frustriert und auch etwas wütend, auch wenn sie wusste, dass sie nur kompensierte, riss sie sich herum und funkelte ihn an. "Was?", zischte sie genervt, was deutlich sagte, dass sie nicht gestört werden wollte. Doch ihr Diener wandte den Blick nicht von ihr, auch wenn sie sehen konnte, dass er es gerne tun würde. "Es ist das Telefon", sagte er und Akako ließ ihren Blick runter auf seine Hand wandern, die zitternd das schnurlose Telefon umklammerte. Sie hatte ganz vergessen, dass sie überhaupt ein Telefon hatten. "Sag, ich bin beschäftigt." "Ähm, das geht nicht. Sie ist sehr aufgewühlt und will dich dringend sprechen..." Akako kniff verwirrt die Augenbrauen zusammen. "Sie? Wer ist dran?" "Eine gewisse Nakamori-san." Akako blinkte ihren Diener an. Er blinkte ängstlich zurück. Akako blinkte erneut. "Was will sie?" "Sie klingt sehr aufgebracht", sagte er nur und hielt ihr das Telefon hin. Zögernd kam Akako näher, bis sie vor dem Zwerg stand und aufs Telefon hinabstarrte. Es dauerte einen Moment, bis sie sich fasste und es ihm aus der Hand schnappte. Mit einem schnellen und kurzen Nicken bedeutete sie ihm, dass er gehen konnte, was er in Windeseile tat. Akako räusperte sich und hielt sich anschließend das Telefon ans Ohr. "Ja?", meldete sie sich vorsichtig und erlitt gleich von einem entzückten Aufschrei einen Hörsturz. "Kyaa! Akako-chan! Rate mal, was Aoko passiert ist? Rate mal, rate mal!" Akako rieb sich leise stöhnend das Ohr, bevor sie antwortete. "Keine Ahnung, erzähl's mir." "Kyaa!", rief Aoko erneut und Akako hielt das Telefon von ihrem Ohr weg, bis Aoko sich etwas beruhigt hatte, "Kaito hat mich eingeladen! Zum Eis Essen! Und dann waren wir im Aquarium! DAS WAR SO COOL!" Wieder hielt Akako sich das Telefon weit vom Ohr, bevor Aokos freudiges Rumgekreische sie noch taub werden ließ. Da hatte sie es. Die Früchte ihrer Arbeit. Aoko war so begeistert und freute sich so sehr... und Akako konnte nicht umhin zu realisieren, dass Kaito für sie so etwas niemals tun würde. Es war frustrierend, es tat weh und sie würde am liebsten heulen, wenn sie keine Hexe gewesen wäre. Es war so schrecklich unfair. "Hey, Akako-chan, willst du nicht mit mir shoppen gehen? Ich bin grad so gut drauf! Und es ist noch nicht so spät...", schlug Aoko fröhlich vor und ließ den Satz auslaufen, als würde noch etwas kommen, doch sie sagte nichts mehr. "Shoppen gehen?", fragte Akako nochmal nach. Hatte sie richtig verstanden? Aoko fragte sie aus? Wie bitte? "Ja! Komm schon, Akako-chan! Aoko würde sich noch mehr freuen!" Akako hörte, wie etwas am anderen Ende der Leitung polterte und sie hatte das Gefühl, dass es Aoko war, die auf und ab hüpfte. "O-kay...?" "YAY!", kreischte Aoko in den Hörer und es raschelte, als würde sie einen Freudentanz aufführen. Seltsam, dieses Mädchen. Daran, dass sie von sich in der dritten Person sprach, hatte Akako sich bereits gewöhnt, aber dieses Rumgehampel und die Freude, die sie so deutlich zeigte, nur weil Akako ihr zusagte, mit ihr shoppen zu gehen? Das war neu. Und seltsam. "Soll ich dich abholen? Oder wollen wir uns direkt in der Stadt treffen? An der Bahnstation...", fing Aoko wieder an, herum zu spinnen und irgendwie schaffte Akako es, sie dazu zu bringen, einzustimmen, dass sie sich an der Bahnstation in der Nähe der Innenstadt trafen. "Juchu! Dann bis gleich, Akako-chan!", quietschte Aoko fröhlich und legte einfach auf, ohne eine Antwort abzuwarten. Vermutlich war sie schon fertig angezogen und war direkt heraus gestürmt, um so schnell wie möglich da zu sein. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Akakos Gesicht. Immerhin gab es jemanden, der sich über sie so freute. Das hatte sie schon lange nicht mehr erlebt. Doch bevor Akako sich wieder an ihre Eltern zurück erinnerte, schüttelte sie den Kopf, um ihre düsteren Gedanken wieder abzuschütteln, und marschierte aus dem Kellerraum hinaus in den weitaus helleren Flur und auf ihr Zimmer zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)