Der Schatten des Doktors von Tamy-kitsune ================================================================================ Kapitel 7: Unangenehmes Erwachen -------------------------------- Fast zwei Monate nach der Trennung ****************************** … wie erstaunlich ... normale Menschen brechen schon nach dem ersten Schuss zusammen. Warum also hat dich erst der dritte in die Bewusstlosigkeit geschickt, und das nicht einmal richtig? Ich glaube, ich sollte dich einer genaueren Untersuchung unterziehen … aber besser nicht hier … … … Tatsächlich, da gibt jemand vor, nur ein Mensch zu sein … Vielleicht sollte ich dem genauer auf den Grund gehen … … nun denn, dann wollen wir doch einmal sehen, welche Geheimnisse du vor der Welt, aber nicht mehr lange vor mir verbergen kannst … … weitestgehend menschlich, aber dem entgegen spricht die durchschnittliche Körpertemperatur von 34° Grad Celsius … eine überraschend niedrige Pulsfrequenz im Ruhezustand … das sollte es wohl erklären ... … sieh an, dann ist deine Existenz wohl noch nicht nur ein seit Ewigkeiten auf Gallifrey kursierendes Gerücht. Allerdings wird die Wahrheit, die ich hier vor mir auf dem Tisch liegen habe, einige Personen sicherlich enttäuschen … … fehlt nur noch eine Sache, dann hat meine Suche ein Ende … auch wenn ich mir nicht so sicher bin, was ich jetzt mit dir anstellen werde … Verzerrte Stimmen und unklare Bilderfetzen huschten durch Johns Geist, als er langsam wieder aus der Dunkelheit zurückkehrte, seine Sinne langsam wieder die Funktion aufnahmen. Zuerst hörte er nur ein leises Rauschen, dann Piepsen und Klappern, nahm metallischen Geschmack in seinem Mund wahr und gleichzeitig den stechenden Geruch antiseptischer Mittel. Wo befand er sich? In einem Krankenhaus? Oder ganz woanders? Das konnte er vermutlich erst sagen, wenn es ihm endlich einmal gelang, die Augen zu öffnen. Aber das war so mühevoll, so schwer, dass er es erst einmal unterließ und sich in den nächsten Atemzügen mehr auf seinen Körper konzentrierte. Der indessen ruhte auf einem nachgiebigen Material mit glatter Oberfläche. Seine Kühle und dem Luftzug nach zu urteilen, die ihn beide frösteln ließen, war er entweder ganz nackt … oder trug zumindest nicht besonders viel auf seiner Haut. Langsam kehrte das Gefühl in seine Arme und Beine zurück. Er konnte schon bald die Finger bewegen, kam mit dem Arm jedoch nicht besonders weit. Das lag nicht an seiner körperlichen Schwäche, eher an den Manschetten, die seine Handgelenke und Ellenbogen umschlossen. Auch seine Beine waren auf ähnlich unangenehme. Weise an die Liege gefesselt. „Was ...“, stöhnte er, während Adrenalin durch seinen Kreislauf schoss und sein Herz schneller schlagen ließ. Nun endlich konnte er auch ein paar Gedanken mehr fassen und die ernüchterten ihn: Alles klar – er war ein Gefangener, aber warum und von wem? Langsam kehrten die Erinnerungen an die letzten Stunden zurück. Wie war das? Hatte er nicht eigentlich auf Anregung von Mary Sullivan aus dem Stadtarchiv nur ein bisschen mit dem Archivar des St. Cedds College plaudern wollen? Stattdessen hatte er den älteren Herrn schwer verletzt am Boden seines Büros vorgefunden, vermutlich misshandelt und … oder niedergeschlagen von dem Unbekannten, der ihn daraufhin mit einer seltsamen Waffe niedergeschossen hatte. Und dabei konnte es sich um keinen gewöhnlichen Verbrecher handeln, denn, denn … John zwang sich nun mit Gewalt, die Augen zu öffnen und ein Stück aufzurichten. Dann schloss er sie im nächsten Moment jedoch wieder und sank schnell auf die Liege zurück, da ihn eine – direkt auf sein Gesicht gerichtete - Lampe blendete. Aber er hatte zumindest etwas von der Umgebung gesehen– eine wabenartige dunkle Struktur am Rande des Lichtkreises, die wohl eine Wand darstellen sollte, Ein paar blinkende Kästen um ihn herum, von denen das Piepen und Klappern stammen mussten. Dann Kabel, die von Elektroden auf seiner Brust und seinen Armen wegführten und in den Geräten mündeten. Vieles davon kam ihm so bekannt vor, so vertraut, aber er war nicht in der Lage, seine Erinnerung zu durchforsten. Eine unnatürliche Müdigkeit hielt ihm fest im Griff und die bestand nicht ohne Grund. Bei dem Versuch, einen Arm aus den Manschetten zu ziehen, spürte er die Nadel der Kanüle in seinem Arm, in der Nähe des Handgelenks. Ein an einem Galgen hängender Beutel mit einer grünen Flüssigkeit darin und der davon wegführende Schlauch sprachen Bände. Verabreichte ihm da jemand ein Betäubungsmittel? „Wo … bin … ich?“ fragte er dann in den Raum hinein, in der Hoffnung, dass ihn der, der ihn an diesen Ort entführte hatte ihn hören konnte und eine Antwort geben würde. „Hören Sie … ich finde das hier … nicht gerade ange-“ Ein spöttisches Lachen unterbrach ihn. „Natürlich ist das keine angenehme Prozedur für dich mein Junge, aber damit musst du leben“, erklang die Stimme, die er schon einmal gehört hatte, und durch seine Träume gegeistert war. „Aber sie ist notwendig für die Untersuchungen, die ich an dir vorgenommen habe und noch vornehmen werde …“ „Ich verstehe nicht … was Sie damit meinen? Ich bin schon seit Jahren nicht mehr Krank gewesen und mein eigener Doktor war mit meinem letzten Gesundheitscheck sehr zufrieden“, erklärte John frech, während sich in ihm dennoch ein mulmiges Gefühl ausbreitete. „Deshalb bräuchte ich eigentlich keine weiteren Untersuchungen, wissen Sie?“, plauderte er drauflos, auch wenn er ahnte, dass das wohl ziemlich sinnlos war. Verdammter Mist! Der Unbekannte wusste sowieso schon, dass an ihn nicht alles so menschlich war, wie es eigentlich hätte sein sollen! Das würde es wesentlich schwieriger machen, sich aus seiner misslichen Situation herauszureden, egal mit wem er es zu tun hatte. Er öffnete die Augen ein zweites Mal. Da er diesmal auf das grelle Licht vorbereitet war, schaffte er es, die Augen schmal zu halten und damit gerade so an der Helligkeit vorbei zu schielen, dass er kurz eine Bewegung im Hintergrund sehen konnte, einen humanoiden Schatten. „Welchem Doktor willst du dich eigentlich mit dieser Physiologie anvertraut haben?“, fragte der Fremde sichtlich amüsiert. „Jeder Mediziner auf der Erde, der etwas von sich hält, hätte dafür gesorgt, dass du in einem Forschungslaboratorium landest. Denn du bist für die Menschen ein medizinisches Wunder. Mit einer so niedrigen Körpertemperatur und einem so langsamen Herzschlag dürftest du dich gar nicht erst so agil bewegen können, wie du es tust, sondern müsstest im Koma liegen.“ „Ach wirklich? Das ist mir bisher gar noch nicht aufgefallen? Mein Hausarzt erklärte mir immer, dass alles mit mir völlig in Ordnung sei, und dass ich topfit wäre.“ Auch wenn ihm jetzt und hier nicht zum Scherzen zumute war, versuchte John auch amüsiert zu klingen. „Ich dachte das sei ganz normal. Nur jetzt ist mir zugegebenermaßen ein wenig flau im Magen.“ „Ich würde sagen, an dir ist nicht viel „normal“, eher im Gegenteil. Deine Körpertemperatur und dein Herzschlag werden ja von jedem noch so stümperhaften Mediziner auf diesem Planeten erkannt werden, und das ist nur der Anfang. Interessanter wird es dann schon bei der genaueren Durchleuchtung deiner Organe und deiner Gehirnfunktionen. Von der Struktur der Muskeln und Knochen will ich erst gar nicht sprechen.“ Der Fremde tippte etwas auf einer Tastatur ein, schwieg einen Moment, als müsse er etwas nachlesen und sprach dann ruhig weiter. „Ich erkenne ein erweitertes kardiovaskuläres System, auch wenn es wohl leider nicht für die Ausbildung eines zweiten Herzens ausgereicht hat. Die Lungen sind normal ausgeprägt, wenngleich auch die Bläschen etwas stabiler und leistungsfähiger wirken. Du könntest es vielleicht doppelt so lange in einem Raum ohne Sauerstoff aushalten wie ein normaler Mensch. Ich könnte noch eine Weile so weitermachen und dir die Unterschiede auflisten.“ „Oh, wirklich? Das erklärt wirklich einiges! Jetzt verstehe ich auch, warum ich ohne Übung so lange unter Wasser bleiben kann“, merkte John vorlaut an, in der Hoffnung, dem Fremden noch mehr Informationen über sich zu entlocken. Denn einiges davon hatte er selbst noch nicht gewusst – kein Wunder, hatte er sich in seinem kurzen Leben bewusst davor gehütet, keinen Arzt aufzusuchen. Und bisher war das noch nicht nötig gewesen. „Ja gut und schön, was wollen Sie mir jetzt damit eigentlich sagen? Das interessiert mich schon.“ „Das glaube ich dir, mein Junge. Aber keine Sorge, ich bin noch nicht fertig …“ Der Fremde lachte spöttisch auf. „Solltest du jemals eine Bluttransfusion benötigen, könnte das zu einem ziemlichen Problem werden, da ich bezweifle, das du auf dieser Welt irgend einen geeigneten Spender finden wirst … aber das interessantest an dir ist wohl dein Gehirn. Da sind Sektoren aktiv, die einen Menschen normalerweise in den Wahnsinn treiben.“ „Wer sagt Ihnen, dass ich es nicht vielleicht sogar bin?“ „Das ist wirklich eine interessante Frage, die ich mir auch gerade stelle …“ Der Fremde kam auf ihn zu und drehte die Lampe weg, so dass John endlich besser sehen und auch ihn betrachten konnte. Wie bei ihrer ersten Begegnung trug der Mann tiefschwarze Kleidung – was offensichtlich seine Lieblingsfarbe zu sein schien. Die einzige Verzierung an seinem Anzug stellten feine silberne Borten am Kragen dar. Kalte Augen, die ihn an die einer lauernden Schlange erinnerten, blickten unter kurzen schwarzen Haaren auf ihn hinab. Das bärtige Gesicht zeigte um die Augen herum zwar erste Spuren des Alters, aber wirkte auf der anderen Seite überraschend jung und zeitlos. John stöhnte unwillkürlich, als trotz der Betäubung wieder ein stechender Schmerz durch sein Gehirn zuckte und ihn zwang, den Kopf abzuwenden, weil sich wieder eine Erinnerung des Doktors in den Vordergrund drängte … wenn auch keine angenehme. Sein Körper spannte sich auch deshalb unwillkürlich an, so dass die Manschetten unangenehm in seine Haut schnitten. Dieses Verhalten schien seinem Peiniger jedoch nicht sonderlich zu gefallen, denn im nächsten Moment packte eine Hand sein Kinn und zwang John dazu, ihn wieder anzusehen. „Ich glaube, wir sollten mit den Spielchen aufhören und offen miteinander reden … “ „Schön …“ John blinzelte eine Wimper aus den Augen und murmelte, so gut er in dieser Lage konnte: „Dann … sollten Sie erst einmal anfangen. Ich kenne … immer noch nicht … Ihren Namen. Mit wem … habe ich es eigentlich zu tun?“ Die Finger an seinem Kinn drückten fester zu, so dass es jetzt wirklich schmerzhaft wurde. „Ach, habe ich vergessen, mich vorzustellen?“, fragte der Schwarzhaarige mit einem bösen Lächeln. „Dann sollte ich dich wohl aufklären: Ich bin der Master …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)