Der Schatten des Doktors von Tamy-kitsune ================================================================================ Kapitel 27: Welcher Master-Plan? -------------------------------- John wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte, dass Torchwood-Schottland die Sonde entdeckt und zerstört hatte. Ihn erstaunte, dass ihnen das überhaupt gelungen war, andererseits erinnerte er sich nur zu gut an seine unangenehmen Erinnerungen an diese Leute – Captain Jack Harkness und Pete Tyler einmal ausgenommen. Anders als U.N.I.T., die ja öffentlich operierten und eine gewisse Zurückhaltung wahren mussten, hatten die sich nie damit aufgehalten, fremde Technologien auszuschlachten und auch einzusetzen, wie er bei der Zerstörung … nein der Doktor bei der Zerstörung des Sycorax-Raumschiffs erstmals und dann auch später erfahren hatte. Einerseits freute er sich diebisch darüber, dass dem Master nun sein künstliches Auge entzogen worden war und er eine gewisse Schlappe hatte einstecken müssen, auch wenn es nur eine so winzige, ja lachhafte war … … andererseits war so die einzige Möglichkeit für ihn zerstört worden, aus sicherer Entfernung weiter zu verfolgen, wie es Rose gerade erging. An den Doktor wollte er keinen weiteren Gedanken verschwenden, sonst regte er sich nur wieder auf und das war seiner Gesundheit nicht zuträglich, denn auch der Master hatte da noch ein Wörtchen mitzureden. Der Timelord starrte derweil immer noch starr und unbewegt auf die schwarzen Bildschirme, durch seine versteinerte Miene war leider nicht wirklich zu erkennen, was gerade wirklich in ihm vorging. John umfasste unwillkürlich das Armband mit einer Hand und entschied sich dazu, nicht wieder unnötig Schmerz zu provozieren. Das war in diesem Moment eher kontraproduktiv! Er sollte vielleicht jetzt erst einmal seine Mitarbeit und Hilfe anbieten, um so mehr zu erfahren. Illusionen darüber, dass er sogar das Vertrauen des Masters erringen konnte, machte er sich allerdings keine, dazu erinnerte er sich noch immer zu gut an das Pendant aus dem anderen Universum, das dem Doktor so zugesetzt hatte. „Was machen wir jetzt?“, fragte er dennoch als das Schweigen unerträglich wurde und fügte dann hinzu. „Torchwood Schottland ist nicht zu unterschätzen, dass weiß selbst ich. Mr. Tyler hat es nie gefallen, dass die sich gegenüber seiner Organisation so abgeschottet und in Verborgenen eigene Wege gegangen sind, anstatt mit ihm zusammen zu arbeiten. Wenn wir nur wüssten, wo die sich verstecken, dann wären wir ein Stück weiter.“ In den Master kam nach diesen Worten Bewegung – John spannte sich kurz an, aber es geschah nichts. Stattdessen drückte der Schwarzhaarige ein paar Knöpfe, aktivierte zweifellos einen Scanner, so dass einer der Schirme wieder aufflammte und eine Karte von Schottland zeigte, auf der ein roter Punkt aufleuchtete. John trat näher. Zweifellos war das der letzte Aufenthaltsort der Sonde gewesen. Wenigstens das hatten die Schotten nicht verhindern können, auch wenn das natürlich deren Alarmbereitschaft erhöht hatte … „Die letzten Transmissionen der Sonde kamen von hier.“ Der schwarz gekleidete Mann zoomte heran und studierte die Angaben, rief aus der Datenbank ein paar andere Informationen ab. „So wie das aussieht handelt es sich um eine ehemalige Militärbasis der Royal Air Force, weit abgelegen von den nächsten Städten und Dörfern.“ John nickte. „Ich weiß. So viel ist zumindest bei uns in London auch an Gerüchten durchgesickert. Sie haben sich dort verschanzt, weil sie das Gelände übernehmen konnten. Ich glaube es wurde sogar von Prinz Charles Windsor aufgekauft und ihnen dann später überlassen. Ah ja die militärische Struktur der Schotten kommt nicht von ungefähr. Vermutlich sind viele von ihnen Armee- und Marine-Veteranen … wenn nicht so gar ehemalige Mitarbeiter von U.N.I.T.“, murmelte er und erntete dafür nur ein verächtliches Schnauben. Allerdings enthielt sich John auch diesmal eines Kommentars und verzichtete darauf nachzufragen. Die schwindenden Timelord-Erinnerungen waren immer noch deutlich genug, um ihn wissen zu lassen, dass sein Gegenüber von dieser irdischen Organisation schon früher einiges hatte einstecken lassen, nicht zuletzt durch die tatkräftige Mitarbeit des Doktors, wenn die Geschichte in ihren beiden Universen zumindest in groben Zügen ähnlich verlaufen war … „Was wir jetzt tun werden?“ Der Master kehrte zu der anfänglichen Frage zurück. „Nun, das ist ganz einfach. Wir werden uns diese Basis genauer ansehen“, meinte er dann in ruhigem Plauderton. „Denn schließlich ist dort etwas, was wir beide haben wollen.“ John atmete hörbar ein und aus. Da hatte ihn der Master durchschaut – aber das war nun wirklich nicht besonders schwer. Also gut … „Ja!“, erwiderte er und spielte jetzt einfach einmal mit, um die Erwartungen seines Peinigers zu erfüllen und ihn damit milde zu stimmen. „Mir behagt es ja auch nicht besonders, dass Rose in der Gewalt dieser Leute ist!“ „Das dachte ich mir schon. Ihr Affen seid ja so durchschaubar.“ Wieder betätigte der Master die Kontrollen seiner Tardis und versetzte sie durch den Raum in die Nähe der letzten Koordinaten, die die Sonde übermittelt hatte, suchte dort in aller Ruhe einen geeigneten Landeplatz, abseits von dem Flugfeld, auf dem noch immer geschäftiges Treiben herrschte. Mit Hilfe des Scanners sondierten sie die Umgebung, so gut wie das in der Dunkelheit außerhalb der Lichtkegel der Scheinwerfer möglich war. Männer und Frauen entluden die Luftschiffe, während sich der Lastwagen, auf dem sich die Tardis befand, in Bewegung setzte und in Richtung einiger Hügel entfernte. Der Master betätigte einige weitere Hebel und Schalter. Diesmal diente ihm keine weitere Sonde zur Orientierung – diesen Fehler beging er nicht noch einmal - er peilte einfach die unverkennbare Struktur der gallifreyschen Zeitkapsel des Typs 40 an. Um sich selbst schien er sich keine Sorgen zu machen, warum auch? Wenn der Chamäleonschaltkreis und andere Schilde der Tardis funktionierten, dann war es auch kein Problem, unbemerkt zu bleiben. Als was sich der Master auch immer gerade tarnte oder ob er nur die reine Unsichtbarkeit nutzte, es würde nicht auffallen, vor allem nicht in diesem schlechten Licht. Und das jemand einfach in die hineinrennen würde, nun das war auch unwahrscheinlich. John schluckte. „Na mal sehen, was wir noch alles erfahren.“ Der Master blieb ruhig stehen und beobachtete das Gewimmel, zog nur einmal kurz eine Augenbraue hoch und zoomte Gesichter heran, als ob er diese erkennen würde, sagte aber natürlich nichts dazu. So wie immer … John überkreuzte die Arme vor der Brust und machte gute Miene zum bösen Spiel. Denn sollte er im Moment auch anderes tun, als ebenfalls abzuwarten und zu beobachten, dabei auf weitere Entscheidungen des Masters zu hoffen. Aber seine Gedanken rasten trotzdem weiter und kamen nicht wirklich zur Ruhe. 'Was werden die Schotten mit Rose und dem Doktor anstellen? Was ihnen beiden antun?', fragte sich. 'Das mindeste ist, sie werden sie verhören. Aber ich weiß nicht, wie human ihre Methoden gegenüber Außerirdischen und Kollaborateuren sind.' Er biss sich auf die Lippen. 'Jetzt nicht … denke jetzt nicht daran, John. Du brauchst im Moment deinen ganzen Verstand, um nichts Unbedachtes zu tun und den Kerl wieder sauer zu machen.' Der Master schien das Interesse daran zu verlieren, einfach zu nur beobachten, nachdem er festgestellt hatte, dass niemand Hochrangiges zu sehen war. Auch John ärgerte das ein wenig, hätte er doch zu gerne gewusst, wer hier das Kommando hatte. Nun beschäftigte sich der Timelord mehr mit den Kontrollen. Nach dem Studium diverser Anzeigen versetzte er die Tardis noch einmal ein Stück vom Flugfeld weg und näher an die gut versteckt liegende Basis heran, die ganz offensichtlich längst nicht nur aus den beiden Hallen und der Kaserne bestand, die als einzig verbliebene Immobilien an der Erdoberfläche zu sehen waren. Der Master ermittelte mit kühler Sachlichkeit und Entschlossenheit die Struktur des unterirdischen Komplexes und die Anzahl der sich dort bewegenden Lebewesen, schien sich dabei aber immer noch sicher zu sein, dass er nicht bemerkt wurde. John runzelte die Stirn. Wie denn auch? Die Partikel, die die Gallifreyan dazu nutzten, um feste Materie zu durchleuchten, waren den Menschen gänzlich unbekannt, zumindest hoffte John, dass das auch hier und jetzt der Fall war. Ein wenig quälte ihn auch die Sorge – und da dachte er an das Leben, dass er hinter sich gelassen hatte - dass Torchwood jetzt mit Hilfe der Tardis und den Doktors, eine Macht in die Hände bekam, die sie genau so schamlos ausnutzen und missbrauchen würden, wie es auf der Welt geschehen war, von der er selbst kam. Wenn dieser es zulassen würde natürlich. Denn auch die Zeitkapsel war auf solche Eventualitäten vorbereitet und würde sich zu wehren wissen, vor allem seine, die in der Hinsicht schon einiges mitgemacht hatte. Nein, er traute den Schotten kein Stück, die laut Pete ganz offensichtlich immer noch der von Königin Viktoria herausgegebenen Agenda folgten und grundsätzlich gegen den Doktor eingestellt waren. Deshalb sog auch er die Informationen intensiv ein, die ihm der Timelord zu sehen erlaubte. Vielleicht konnte ihm das noch einmal von Nutzen sein, wenn er es schaffte, mit Rose zurückzukehren. Wenn … Interessiert beobachtete er wie der Master eine Übersicht über das wirkliche Ausmaß der Basis bekam und auch feststellen konnte, wo man den Doktor hingebracht hatte – immerhin war er die einzige Person im näheren Umkreis, die zwei Herzen hatte, und sich nicht direkt hier im Raum befand. Ob Rose bei ihm war? Und wenn, bedeutete das wirklich, dass man sie wie einen Menschen behandelte und nicht wie ein Alien ? Er biss sich auf die Lippen. Ach verdammt. Schon wieder wühlte dieser unerträgliche Gedanke in ihm und gab einfach keine Ruhe. „Wie ich sehe haben die den Komplex doch ganz schön ausgebaut.“, meinte John, um sich abzulenken. „Was haben Sie jetzt vor?“, fragte er. „Ich bin dabei, wenn es darum geht, die beiden da heraus zu holen. Na, dann her mit ihrem Plan!“ Und in Gedanken fügte er sarkastisch hinzu, auch wenn er nicht wirklich zum Lästern aufgelegt war. 'Dem ach so tollen Master-Plan, der bestimmt wieder supergenial ist und in die Hose gehen wird, wenn der Doktor davon Wind bekommt ...' Der Timelord lachte spöttisch auf, während John grummelnd das Gesicht verzog. Natürlich, was sollte er da auch anderes erwarten? Denn der hielt ihn ja zweifellos immer noch für einen verliebten Trottel … nun … der er ja leider auch war. „Es wäre in der Tat eine gute Gelegenheit, diesen Renegaten dingfest zu machen, und seine Tardis gleich mit aus dem Verkehr zu ziehen, aber das ist im Moment nicht mein vorrangiges Ziel. Er könnte uns in anderer Hinsicht von Nutzen sein.“ „Nein?“ John horchte erstaunt auf, denn nach all dem Wüten gegenüber dem anderen Timelord waren das jetzt ganz andere Klänge. „Was dann?“ Der Master lächelte böse. „Oh, genaueres zu seiner Zeit. Nun … ich dachte, du hättest für einen Mischling ein wenig mehr Grips im Kopf und könntest eins und eins zusammen zählen. Was glaubst du hat der Doktor hier eigentlich zu suchen, wenn er nicht genau nach den gleichen Informationen suchen würde, wie ich?“ „Keine Ahnung! Verraten sie es mir?“ John gab sich betont unwissend, denn stimmt, auf diesen Aspekt hatte ihn der Timelord noch nicht hingewiesen. Der Doktor steckte ja gerne seine Nase in Angelegenheiten, die ihn nichts angingen … das wusste er aus Erfahrung. Und hatte er einmal angebissen, dann ließ er meistens nicht mehr locker ... „Unsere Pfade kreuzen sich im Moment nämlich viel zu oft“, knurrte der Master. „Er treibt sich an Orten herum an denen ich auch recherchiert habe, denn ich habe ihn nicht nur in London und Southhampton entdeckt, sondern die Spuren seiner Tardis auch in Boston angemessen. Nun, kommst du jetzt vielleicht jetzt darauf, was ihn interessieren könnte?“ Boston? Der Ort, den sie vermutlich als nächstes aufgesucht hätten, wenn ihnen nicht überraschend der Doktor und Torchwood dazwischen gekommen wären? John fiel es tatsächlich jetzt erst wie Schuppen von den Augen und er verfluchte sich selbst für seine Blödheit. „Der Doktor ist ebenfalls auf der Suche nach Penelope Gate und Ulysses!“, murmelte er. „Meinen Sie das?“ „Ja, ganz genau.“ Der Master zeigte ein dünnes Lächeln. „Und ich bin mir sicher, dass er bereits Informationen hat, die wir nicht besitzen.“ „Das heißt wir werden versuchen an ihn heran zu kommen, um ihn auszuquetschen? Jetzt wo ihn andere festgesetzt und von seiner Tardis getrennt haben?“, fragte John, auch wenn ihm das jetzt so einfach erschien. Der Master schüttelte jedoch den Kopf und bearbeitete wieder die Kontrollen, versetzte die Tardis kurzerhand in einen der unterirdischen Räume, in denen er keine Lebenszeichen angemessen hatte und schaltete den Scanner an. Sie befanden sich jetzt in einem Lagerraum. In dem Halbdunkel waren mit Planen abgedeckte Objekte zu erkennen, an denen Schilder mit Nummern hingen. „Nein … genau das werden wir nicht tun, auch wenn das mehr als verlockend ist.“ Der Master ging an die Wand und holte etwas aus einem Fach. „Ich habe etwas ganz anderes vor“, erklärte er und hielt ihm einen kleinen Gegenstand entgegen, nicht größer als ein halbiertes Hühnerei. „Und das wäre?“ John sah ihn aufmerksam an, kam ihm das Ding, das ihn entgegen gehalten wurde, doch seltsam bekannt vor. Natürlich musste er Unwissenheit heucheln. „Das hier muss an der Tardis angebracht werden, um seinen Weg durch Raum und Zeit zu verfolgen. Das ist effektiver, als nach seinen Spuren zu suchen.“ Der Master betrachtete John von Kopf bis Fuß. „Ich denke, das ist Aufgabe, die simpel genug für einen Affenabkömmling ist. Derweil werde ich für ein wenig Ablenkung sorgen. Denn wir wollen ja, dass das unbemerkt bleibt … und der Doktor die Flucht ergreift, nicht wahr?“ John schluckte. Eine nette Rolle kam ihm da wieder zu, aber keine die ihm wirklich behagte. Andererseits bestand die Chance, dass er so die Möglichkeit hatte, Rose zu helfen, damit sie endlich aus der Schusslinie kam. Was aus ihm selbst wurde … nun egal! Nickend stimmte er zu und streckte die Hand aus. „Ja, das klingt nach einem Plan.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)