Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 30: Blutritter ---------------------- + Blutritter "Kael'thas ist wohlauf?", fragte der Lordregent voller Freude. "Allerdings, Lor'themar. Zusammen eroberten wir, in der Anderswelt, eine Festung und wir fanden einen Weg, an eine neue Energiequelle zu gelangen.", antwortete der Großmagister Rommath. In seinem Gesicht spiegelte sich Ehrfurcht, als er über das sprach, was sein Fürst in der Heimat der Orks erreicht hatte. Die Anderswelt wie man Draenor nannte war eine völlig andere Welt. Wie weit entfernt von Azeroth war unklar. Sie war nur durch ein gewaltiges Tor weit südlich von Sturmwind zu erreichen. Draenor war zerstöt und nur noch Splitter des ehemaligen, großen Kontinents zeugten von seiner einstigen Pracht. Man nannte diesen Planeten darum auch die Scherbenwelt. Dunkle Umstände hatten zur Erschaffung der Tore auf Azeroth und Draenor geführt. Mit dem Ziel die fehlgeleiteten, vom Dämonenblut beseelten Orks in diese Welt zuführen und ihnen die Eroberung Azeroths zu ermöglichen. "Er gab mir, für seine geliebten Sin'dorei, ein Geschenk mit und ich kann euch alle lehren wie man es benutzt.", fuhr der Magister fort. Dolette tauschte einen überraschten Blick mit dem Lordregenten, der sah darauf wieder zurück zu Rommath. "Nun redet doch nicht weiter drum herum. Erzählt schon, Rommath!", bat Lor'themar ungeduldig. "Ich brauche euch nichts zu erzählen, ich werde es euch zeigen. Folgt mir auf den Sonnenhof, Lordregent. Ihr auch, Lady Glutklinge. Nehmt diese Besucher, die ihr in unsere schöne Stadt gebracht habt mit, wenn ihr es wünscht.", sprach der Großmagister von oben herab und bedachte die Menschen, den Zwerg und den Nachtelfen, eines missgünstigen Blickes. Er schritt hinaus aus der Tür, durch die er den Raum betreten hatte und die Gesellschaft um Lor'themar Theron ließ sich kein zweites Mal bitten. Als sie den Sonnenzornturm verließen und auf den Sonnenhof traten, warteten bereits zwei Dutzend Magister auf sie. In ihrer Mitte war ein leuchtendes Wesen in einer durchscheinenden Kugel zu sehen. "Das..." Rommath deutete auf das lilafarbene Wesen, das rosa schimmerte und vom Körper einer Rune, mit gleißend, hellen Augen, glich. "...ist M'uru. Es ist ein Naaru, eines der gottähnlichen Wesen, die den Draenei die Flucht von ihrer Heimatwelt und somit vor der brennenden Legion, ermöglichten. Es besitzt unerschöpfliche Macht aus purem Licht und unser Prinz, höchstselbst lehrte mich, diese Macht aus diesem Wesen zu kanalisieren. Damit wird es unseren Kriegern möglich sein die Geißel zurück zuschlagen und meine Magister werden unserer wunderschönen Stadt zu neuem Glanz verhelfen!" Der Großmagister war mit jedem Wort lauter geworden und so scharten sich schnell jede Menge weitere Blutelfen um die Gruppe. "Ich will die erste sein, die diese Macht empfängt, Rommath!", rief eine Blutelfe, mit einem braunen Zopf. Sie trug eine Robe, ähnlich der Rüstung Lor'themars, rot und gold, auf dem Rücken einen Stab. Haltung und Ausstrahlung waren der Marialles recht ähnlich. Offenbar war sie einst eine Priesterin, doch nun wirkte sie kraftlos, wie vom Licht verlassen und entschlossen trat sie einige Schritte vorwärts, was die Menge murmeln ließ. "Lady Liadrin, wie schön euch wieder zu sehen und wie erfreulich noch so mutige Sin'dorei in unseren Reihen zu wissen." Er nickte ihr erfreut zu und sie trat noch etwas näher. "Was muss ich tun, Großmagister?" "Konzentriert euch. Spürt die Energie, die von diesem Wesen ausgeht und versucht sie zu euch zu ziehen." Die Elfe nickte entschlossen und sah auf zu dem schwebenden M'uru, dessen Körper aus Splittern zu bestehen schien, die um seine leuchtende Mitte kreisten. Mit geschlossenen Augen hob sie ihre Hände und richtete ihre Handflächen auf den Naaru. Augenblicklich begannen ihre Hände, in einem sanften Goldton zu leuchten und umhülten die schlanke Gestalt der Blutelfe kurz, bevor es in sie eindrang. Sie öffnete ihre grün, schimmernden Augen und ein verblüfftes Lächeln glitt über ihre Lippen. "Erstaunlich!", sprach sie als sie die Macht in sich spürte. Marialle schluckte hart. Trotz der unterschiedlichen Haarfarbe und des gänzlich anderen Gesichts, glich Lady Liadrin plötzlich ihrer Liebsten in Ausstrahlung und Aura, wie ein Ei dem anderen. Als sie zu ihr hinüber blickte, sah sie auch im Gesicht der Paladin, Überraschung. "Ich spüre das Licht. Ich kann es beherrschen!" Ehrfurcht lag in dem Antlitz der Blutelfe, doch der Ausdruck wechselte rasch und sie grinste voller Selbstsicherheit. Sie erhob eine Hand und ließ, einige Körperlängen entfernt, einen gewaltigen goldenen Hammer auf den Boden niederfahren, der einen großen Krater hinterließ. "Seht was uns Prinz Kael'thas für ein mächtiges Geschenk gemacht hat! Nehmt die Macht des Naaru in euch auf und lasst uns die Stadt wieder aufbauen und die Geißel zurückschlagen! Quel'thalas soll zu neuem Glanz erstrahlen und Kael'thas Sonnenwanderer willkommen heißen, wenn er nach Hause kommt!", rief Rommath laut, so dass alle ihn vernehmen konnten und die Blutelfen erhoben ihre Hände und sogen das Licht von M'uru in sich ein. Verblüffte und lächelnde Gesichter waren überall zu sehen und Augenblicke später begann sich die lange Brücke zum Sonnenzornturm wieder zusammenzusetzten und die behelfsmäßigen Stützpfeiler wurden durch Magie entfernt. Die Häuser wurden wieder aufgebaut und die Zerstörung die Silbermond einst anheim suchte, zog sich durch die Macht, der gestärkten Sin'dorei, zurück. Marialle beobachtete ihr Gefährtin, die deutlich die Kiefer aufeinander presste. "Seht ihr das? Wozu wir fähig sind, Lady Glutklinge? Und ihr bringt die, die uns, wie Sklaven, nur die niederen Arbeiten verrichten ließen, in unsere Mitte!", sprach der Großmagister und deutete auf ihre Gefährten. "Rommath, wir brauchen keinen externen Quell unserer Macht. Ich selbst lebe schon so lange enthaltsam und durch meinen Glauben erhalte ich meine Macht." Lady Liadrin lachte und ein forschender Blick legte sich auf Dolette. "Seht mich an, Lady Glutklinge. Ich bin jetzt eine Paladin, nur dass ich nicht dem Licht diene, so wie ihr, sondern das Licht dient mir! Ich bin nicht auf Gebete angewiesen. Das Wohlwollen irgendeiner übergeordneten Instanz. Seht die Antwort der Sin'dorei auf den Orden der silbernen Hand, seht die Macht der Blutritter!", ließ sie sich laut vernehmen, was die Umstehenden zum Schweigen, und die Magie, die die zerstörte Stadt zusammensetzte, zum Stillstand brachte. "Genug! Es ist nicht an der Zeit zu streiten. Lady Liadrin, nehmt eure Blutritter, oder wie ihr euch nennen wollt und schaut an der Todesschneise, wie mächtig das Licht wirklich in euch ist.", unterbrach der Lordregent und die Angesprochene nickte ihm unterwürfig zu, auch wenn Missgunst in ihrem Blick lag. Sie wandte sich um und viele Blutelfen gingen ihr nach, die anderen begannen wieder damit, die Stadt in ihren Ursprungszustand zurückzuformen. Lor'themar nickte zu Dolette rüber, auf dass sie ihm folgen möge. Halduron Wolkenglanz und Marialle, samt Gefährten, folgten ihnen zurück in den Sonnenzornturm. Im Thronsaal angekommen, wandte sich Lor'themar an die Paladin. "Was hältst du davon, Dolette?" Sie schaute gedankenverloren in das Gesicht ihrer Geliebten, bevor sie ihm antwortete. "Lor'themar, du weißt wie ich zu der Abhängigkeit unseres Volkes generell stehe. Daran ändert es ganz sicher nichts, wenn sie jetzt auch noch ihren Durst an einem offenbar lebendigen Wesen stillen. Ich denke Macht muss man sich verdienen, mein Freund." Er überdachte ihre Worte, nickte abwesend und ließ seinen Blick rüber zu Dolettes Gefolge wandern. "Ja, ich weiß. Was ich aber nicht weiß, ist ob ich nun noch für eure Sicherheit garantieren kann.", wandte er sich an Marialle und die anderen. "Eine äußerst schwierige Situation, Lordregent. Ihr habt grade gar keine andere Wahl, als euer Volk gewähren zu lassen. Sie sehen wie ihr Reich sich wieder aufbaut. Wer kann es ihnen verdenken, diesen Weg zu wählen, wenn sie ihn so auf dem Silbertablett serviert bekommen.", ließ sich Efendral vernehmen, der eine finstere Miene aufgesetzt hatte. "So viel Verständnis von einem Kal'dorei. Die Zeiten haben sich wahrlich geändert.", sprach Lor'themar bewundernd. "Allerdings das haben sie, aber jetzt können wir unser Volk ganz sicher nicht davon überzeugen einen anderen Weg einzuschlagen, aber ich habe da eine Ideen. Lass Marialle und mich mit Liadrin und den anderen ehemaligen Priestern, raus zur Schneise ziehen, vielleicht können wir sie währenddessen davon überzeugen, dass sie die falschen Mittel für das richtige Ziel gebrauchen.", bat Dolette den Lordregenten. "Hältst du das für eine gute Idee? Lady Liadrin schien auch so schon nur auf einen Konkurrenzkampf aus zu sein.", mischte sich nun auch die Priesterin ein. "Bist du etwa in Sorge ich würde unterliegen, Mari?" Und zum ersten Mal, zierte wieder der herausfordernde Glanz, die grünen Augen der Paladin, seit sie Quel'thalas erreicht hatten, auch wenn das Lächeln darunter matt war. "Nein, selbstverständlich nicht, aber wir wissen ja nicht wie mächtig sie tatsächlich durch die Energie, des Naaru geworden sind, Dole." Die Paladin lachte und legte liebevoll einen Arm um die schmale Taille der Menschenfrau. "Hab keine Angst, deshalb will ich dich ja mitnehmen.", entgegnete Dolette zwinkernd. Marialle schluckte hart. Welche Unterstützung vermochte sie schon zu sein, jetzt da die schicksalhafte Verbindung zwischen ihnen abgebrochen war? "Versuch dein Glück, Dolette. Halduron, bitte übergib Lady Liadrin und ihren Blutrittern, Waffen und Rüstungen und verkünde ihr meine Entscheidung, ihr Dolette und Lady Lichtsprung mitzusenden." Halduron nickte und ging voraus, den Raum zu verlassen. Dolette und Marialle schickten sich an, ihm nachzueilen. Im Vorbeigehen befahl Dolette den ihren noch: "Ihr bleibt hier, bis wir wissen ob ihr hier in Sicherheit seid!" Wieder auf dem Sonnenhof folgten die drei der Straße zum Platz der Weltenwanderer und Halduron Wolkenglanz verkündete die Befehle des Lordregenten, was ihm einen äußerst missmutigen Blick von Lady Liadrin einbrachte. "Wartet an den Stadttoren, bis wir uns ausgerüstet haben und dann geht es los.", befahl die Blutelfe die ganz offensichtlich das Kommando über die Blutritter übernahm. Dolette nickte ihr zu und nahm Marialle an die Hand, um zum Stadttor voraus zu gehen. "Sie wirkt ziemlich fanatisch.", bemerkte die Priesterin grübelnd. "Das liegt uns irgendwie im Blut. Wenn wir uns auf etwas einlassen, dann voll und ganz, aber diese da waren einst Diener des Lichts so wie wir. Jedoch nehme ich an, dass sich das Licht von ihnen genauso abgewandt hat wie von mir." Marialle war überrascht bei diesen Worten und sah ihre Liebste verwundert an. "Was redest du denn da? Ich sah doch heute Mittag grade, dass du deinen Lichthammer geschwungen hast!", versuchte Marialle das gesagte zu widerlegen. "Ich hatte es bis dahin auch noch gar nicht gemerkt, Liebste, aber grade Lichtmagie ist gegen die Geißel unheimlich wirkungsvoll und dafür war der Hammer ganz schön schmächtig." Lor'themar hatte beim Essen erzählt, dass die Hochelfen, die der Kirche des heiligen Lichts angehörten, alle ihre Macht verloren als sie, zusammen mit dem Sonnenbrunnen, verdorben wurden. Seit der Schlacht um den Weltenbaum hatte Dolette ihr Kräfte als Paladin noch nicht wieder eingesetzt. Vielleicht blieb dieser Umstand darum unentdeckt. "Außerdem sieh dir meine Augen an. Was auch immer der Grund war, weshalb sich das Licht von ihnen abwandte, auch ich habe dieselben Symptome.", schloss die Paladin ihren Gedankengang ab. "Ja, aber wenn ich Lor'themar richtig verstanden habe, sind die Blutelfen seit dem gar nicht mehr in der Lage Lichtmagie zu nutzen, du hingegen schon." "Vielleicht weil ich im Gegensatz zu ihnen noch immer an das heilige Licht glaube.", überlegte Dolette laut. "Vielleicht wird es ja auch wieder." "Deshalb will ich Liadrin ja begleiten, Mari." Nun nickte Marialle, das konnte sie jetzt endlich verstehen. Eine Weile später wurden die beiden Frauen von Liadrin und den anderen Blutrittern eingeholt. Sie hatten sich alle extrem verändert, ihre schönen, hellen Roben hatten sie gegen schwarze Plattenrüstungen, mit roten Applikationen, getauscht "Lasst uns aufbrechen, solange die Sonne noch am Himmel steht.", schlug die Kommandantin der Blutritter vor. "Sehr wohl, Lady Liadrin.", gab Dolette zurück, bemüht einen respektvollen Ton zu wahren. An der Todesschneise, die Silbermond in zwei Hälften teilte, angekommen, bot sich Dolette und Marialle ein beeindruckender Anblick. Das gute Dutzend Blutelfenpaladine hatte leichtes Spiel die Geißel, in diesem Teil der Schneise, zu verdrängen. Mit mächtigen Schwertstreichen und Zaubern vernichteten sie einen Untoten nach dem anderen. Die Zauber die Marialles Geliebte wirkte, erschienen ihnen hingegen mehr als kläglich. "Ist das alles was ihr zu bieten habt, Lady Glutklinge?", fragte Liadrin verzückt und Dolettes Miene verfinsterte sich mit jedem Herzschlag. Anstelle den anderen Paladinen zu erklären, dass sie ihre Macht auch durch ihren Glauben zurück erlangen könnten, wurde sie nur mit jedem Untoten, der von einem der Blutritter erschlagen wurde, missmutiger. Schlussendlich ließ sie sich kraftlos zu Boden sinken und Marialle erkannte nichts als Leere in den grünen Augen. Zurück in der Stadt staunten sie. Die Aufbauarbeiten waren in der kurzen Zeit fast abgeschlossen worden, die Macht die von dem Naaru ausging, musste tatsächlich enorm sein. Als sie zurück in das Zimmer im Sonnenzornturm ankamen, war Dolette ausser sich. "Beim Licht, bei allem was mir heilig ist. Was macht mich denn jetzt noch aus? Erst verlieren wir die Macht die uns verband und nun kann ich nicht einmal mehr eine Paladin sein. Wie soll ich denn jetzt noch dem Weg folgen den ich eingeschlagen habe? Wie kann ich dich jetzt noch beschützen, Marialle?" Mit jedem Wort hob sich ihre Stimme weiter an, bis sie schließlich schrie. "Dole beruhige dich, wir finden einen Weg.", versuchte die Priesterin ihre Liebste zu beruhigen. "Was denn für einen? Sollen wir zu deiner Familie auf den Hof gehen und soll ich mit deinen Brüdern die Felder bestellen? Ach was rede ich, nicht einmal dafür habe ich noch genug Kraft! Ich kann mich ja zu deinen Schwägerinnen in die Küche, oder auf den Markt stellen! Und dann warte ich sehnsüchtig auf deine Rückkehr, von deinen Reisen. Dein kleines Frauchen!", redete sie sich weiter, unaufhörlich in Rage. "Dole, nun beruhige dich. Dazu wird es schon nicht kommen und selbst wenn, wäre es so tragisch, mit MIR ein ruhiges Leben zu führen? Auf dem Hof, im Turm, oder auch in unserem Haus in Theramore?" Diese Worte, in denen der Vorwurf deutlich mitschwang, erreichten die Elfe nun doch und so entspannten sich ihre Gesichtszüge etwas. Marialle trat an sie heran, worauf die Paladin die Stirn gegen ihre legte. "Es tut mir leid, Mari. Ich fühle mich nur so machtlos. Wie soll ich ihnen einen anderen Weg zeigen, wenn ich selbst die Fähigkeit verloren habe, ihn zu gehen?", fragte sie nun ruhig und resignierend. "Das Schicksal deines Volkes liegt nicht ganz allein in deiner Hand, Liebste. Kümmer dich doch etwas mehr um dich, lass uns gemeinsam einen Weg finden damit umzugehen, auf welche Weise auch immer." Dolette nickte, wandte sich wieder von der Priesterin ab und sah mit leerem Blick aus dem Fenster auf den immergrünen Immersangwald. "Ich verstehe gar nicht was mit mir los ist. Wofür meditiere ich jeden Tag, damit ich dann doch so sehr aus der Haut fahren kann, weil es mir keinen Deut besser geht als allen anderen, meines Volkes. Ich bin zwar anders an meine Macht gekommen, dennoch kann ich genauso wenig ohne sie Leben. Ich unterscheide mich in keinster Weise von ihnen." Ihre Stimme versagte ihr hin und wieder den Dienst, so sehr zerriss die Elfe ihre verloren geglaubte Macht. "Lass uns schlafen gehen, Dole. Vielleicht sieht es morgen alles anders aus." Dolette drehte sich wieder zu der Menschenfrau und nickte schwach. "Du hast recht, lass uns schlafen.", gab sie ihren Widerstand fürs Erste auf. Und zog sich die Rüstung vom Leib, um sie achtlos und scheppernd auf den Boden fallen zu lassen. Marialle entledigte sich ihrer Robe und gemeinsam legten sie sich in das luxuriöse Bett. Die Priesterin war überrascht, wie schnell die Elfe einschlief, doch schon bald folgte sie ihr, in einen unheilvoll traumlosen Schlaf. Einige Tage, oder Wochen vergingen ereignislos. Immer mehr Blutelfen bedienten sich der Magie, des Naaru M'uru und Silbermond war nach nur einem Tag auf der Ostseite völlig wieder hergerichtet. Die Blutritter etablierten sich vollends in der Gesellschaft der Sin'dorei und so hatten sie endlich eine wirkungsvolle Waffe, gegen die Geißel. Auf Rat des Großmagisters, war Lor'themar ein Bündnis mit den Verlassenen eingegangen, um auch den Trollen, die sie bedrohten, Herr werden zu können und so erblühte das Reich Quel'Thalas teilweise zu neuem Leben. Die seelische Verfassung von Dolette hingegen wurde immer labiler. Sie war die meiste Zeit missmutig und blieb auf dem Zimmer. Bei Zeiten wurde sie sogar aggressiv. Die Geduld der Priesterin nahm nach und nach ein Ende, als die Streitereien zwischen ihnen immer weiter ausarteten. Sie sah ein, dass sie der Paladin vielleicht einfach nur Zeit lassen musste und so ließ sie sie in ihrer schlechten Laune und ihrem Selbstmitleid baden. Unter ihren Gefährten war die Stimmung ebenso angespannt. Sie fühlten sich von Tag zu Tag weniger in Silbermond willkommen und fühlten sich bald wie Gefangene in den Palastmauern des Sonnenzornturms. Eines Morgens erwachte Marialle jedoch, allein in dem großen Bett und ihr Instinkt sagte ihr, dass etwas passiert war. Die Priesterin sprang auf und warf sich ihre Robe achtlos über. Die Sonne war schon aufgegangen und tauchte die Flure, des Regierungssitzes der Blutelfen, in sanfte orange und Gelbtöne. Von weitem sah sie die Blutritter, auf dem Sonnenhof. Wie jeden Morgen versammelten sie sich, um aus der Stadt zu ziehen und Quel'thalas, Stück für Stück von der Geißel zu befreien. Als sie genauer hin sah erkannte sie die langen, goldblonden Wellen ihrer Liebsten. Wie die anderen trug sie eine schwarze Plattenrüstung mit roten Verzierungen, darüber den Wappenrock der Blutritter. Marialle erschrak, als sie die starke Präsenz der Paladin wahrnahm und rannte los. Als sie atemlos bei der Gruppe Blutelfen ankam, verlangsamte sie ihre Schritte. "Dole, was hast du getan?" Sie trat nun langsam an ihre Geliebte heran, die beschämt ihrem prüfendem Blick auswich. "Verzeih mir Mari, aber so konnte es nicht weiter gehen.", gestand Dolette schuldbewusst. "Kommt ihr Lady Glutklinge, oder habt ihr hier noch großartig was zu besprechen?", ließ sich nun Liadrin vernehmen, die einen zornigen Blick von der Priesterin, mit einem gehässigen Lächeln registrierte. "Ich werde vor den Stadttoren zu euch stoßen, Mylady.", beantwortete Dolette die Frage knapp. Und die Blutritter, um ihre Kommandantin, setzten sich in Gang. "Wie konntest du das tun?", fragte Marialle erneut und sah ihr tief in die grün schimmernden Augen. "Wie ich grade sagte, so konnte es nicht weiter gehen. Weder war ich in der Lage meinem Volk bei zustehen, noch dich zu beschützen, Mari.", erwiderte die Elfe ruhig. Jede impulsive Gefühlsregung, die ihr in den vergangenen Tagen noch so oft entfuhren war, war aus dem Gesicht der Paladin verschwunden. Irgendwie schien sie wieder die alte zu sein, erhaben und beherrscht, aber etwas umgab sie, das der Priesterin eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Eine gewisse Ausdruckslosigkeit lag auf den makellosen Zügen. "Aber du hast nun all deine Prinzipien über den Haufen geworfen, Dole!", sprach Marialle aufgebracht und atemlos auf sie ein. "Mari, bitte beruhige dich. Ich verstehe, dass es dir missfällt, aber ich habe mich schon ein mal, aus eigener Kraft, aus den Fängen meiner Sucht befreit. Ich werde es auch ein weiteres mal schaffen, wenn meine Leute auch soweit sind. Vielleicht kann ich so etwas bewirken." In ihrer Stimme lag eine Entschlossenheit, der sich die Priesterin nur äußerst schwer entziehen konnte, aber das schlechte Gefühl bleib. "Ich habe Angst, Dole. Angst, dass ich dich verliere. Du bist irgendwie so anders.", erklärte Marialle und sie spürte wie ihr Tränen in die Augen traten. "Mari, auch wir Blutelfen habe ein Herz und ganz egal was passiert, wer und was ich bin, lieben werde ich dich immer!" Die Menschenfrau war überrascht, dass Dolette sich zu den Sin'dorei zählte. Sie hatte sich wirklich verändert, doch als sie von ihr in eine sanfte Umarmung gezogen wurde, spürte sie die vertraute Wärme, die die Paladin noch immer ausstrahlte. Sie küsste die Priesterin noch zärtlich auf die Stirn, bevor sie sich von ihr löste. "Schick die anderen nach Hause, Liebste. Sie können sich hier leider eh nicht frei bewegen und sind deshalb auch keine Hilfe, dann sollen sie sich lieber ihrem Urlaub widmen. Ich werde versuchen Liadrin davon zu überzeugen, dich auf die Streifzüge, gegen die Geißel, mitzunehmen. Wenn ich hier etwas ausrichten will, dann brauche ich dich, Liebste." Marialle nickte abwesend und Dolette schenkte ihr ein strahlendes lächeln, bevor sie losstürmte um den Blutrittern zu folgen. Die Priesterin blieb zurück und starrte ihr verwirrt und fassungslos hinterher. Als sie sich nochmal umdrehte, um ihr gut gelaunt zuzuwinken und noch einmal verspielt zu zuzwinkern, überkam Marialle eine dunkle Vorahnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)