Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 36: Vor dem Rat von Dalaran ----------------------------------- + Vor dem Rat von Dalaran Die Priesterin hätte nie gedacht, dass ein Treppenabstieg so beschwerlich sein könnte. Sie selbst atmete schwer, nicht auszudenken, wie es der verfluchten Todesritterin an ihrer Seite wirklich ergehen musste. Doch ihre Miene war eisern, fest entschlossen, nicht an dieser Stelle aufzugeben. Sie schaute fasziniert in das makellose Gesicht der Elfe und zuckte kurz zusammen, als diese den Blick erwiderte. Ihre Augen hatten aufgehört zu leuchten und das strahlende blau, war nur noch ein matter, milchiger Schimmer. "Was hast du?", fragte Dolette. "Ich...Deine Augen...Kannst du überhaupt noch richtig sehen, Dole?", kam die, verwirrt anmutende, Gegenfrage prompt. Der Verlassene wurde hellhörig und drehte sich zu den beiden Frauen um, seine Gesichtszüge erstarrten. "Nein! Jetzt weiß ich was das für ein Fluch ist.", stieß er erschrocken hervor. Die ehemalige Paladin sah verwirrt von der Priesterin zum Hexer. "Spuckt es schon aus Kinnab!", herrschte sie ihn an. "Ich habe schon davon gehört, aber dass es ihn tatsächlich gibt. Es... es ist eine abgewandelte Form, des alten Fluchs des Fleisches. Er funktioniert sozusagen anders herum. Einst verfluchten die alten Götter die metallenen und steinernen Schöpfungen der Titanen, auf dass sie ihre heutige fleischige Form erlangten. Dieser Fluch versteinert euch langsam, Mylady.", erklärte Plagg schockiert. Die Todesritterin, indes, schmunzelte nur. "Ändert das etwas daran, dass wir so schnell wie möglich nach Dalaran wollen, Kinnab?" Er stockte, als diese einfache Wahrheit, in seinen Geist drang und nickte gedankenverloren. "Sicherlich nicht, Lady Dolette.", war daher seine knappe Antwort. In der Priesterin rasten die Gedanken. Dolette würde nicht sterben, sie würde in einen unbeweglichen Zustand gesperrt werden, welch grausames Schicksal, das es zwingend, aufzuhalten galt. Sie sagte nichts, doch entschlossen ergriff sie die Hand an ihrer Schulter, worauf das sanfte goldene Schimmern erschien und zog an der untoten Elfe, um sie weiter die Treppen hinabzuführen. "He, zieh doch nicht so. Wenn wir die Treppen runter stürzen sind wir vielleicht schneller, aber eine Priesterin mit einem gebrochenen Bein, kann mich nicht mehr stützen.", scherzte sie und schenkte der Menschenfrau ein Lächeln. "Kein guter Zeitpunkt um Witze zu reißen, Dolette.", entgegnete Marialle ernst. Das Lächeln auf den blassen Lippen, der Todesritterin erstarb und sie nickte schwach. Der Hexenmeister hatte Schwierigkeiten den beiden zu folgen, so schnell waren sie plötzlich und die irre Sukkubus schwebte verträumt neben ihm her. Kurze Zeit später erreichten sie den Fuß der Treppe und atmeten erleichtert auf. Vor ihnen lag die Schönheit des Kristallsangwaldes, doch sie hatten keinen Blick dafür. Ohne sich auch nur einen Herzschlag auszuruhen, marschierten Dolette und Marialle weiter. Ungefähr ein halber Tag war vergangen und die Hohepriesterin zerrte noch immer unermüdlich, an dem, immer schwerer scheinenden, Körper der Todesritterin. Ihre Glieder ließen sich von Schritt zu Schritt schlechter bewegen und schließlich, gab die Elfe auf. "Marialle, halte ein." Die schöne Frau gab nach und schaute besorgt in das, mittlerweile fast weiße Gesicht von Dolette. "Es geht nicht mehr, ich kann kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen." Marialle schluckte hart und nickte. "Susi komm zu mir.", befahl sie der Dämonin, die grinsend und erfreut heran hüpfte. "Du wirst jetzt die Herrin tragen, Susi. Behandel sie wie ein rohes Ei und lass sie nicht fallen, ihr Zustand ist ernst.", fügte die Priesterin hinzu und Susanne gehorchte. Sie hob sie vorsichtig auf ihre Arme und schmiegte ihre Wange an die der dunkle Ritterin. "Ai wie schön, Herrin Dolli in Susannes Armen, kuscheln!", flötete die Sukkubus fröhlich und Dolette stieß einen genervten Laut aus. Mittlerweile war auch Plagg dazu getreten und die Todesritterin spürte seinen geschockten Blick auf sich ruhen, als er sie genauer betrachtete. "Gehen wir schnell weiter, Myladys.", sagte er schlicht und schritt weiter. Marialle und Susanne, mit Dolette auf dem Arm, folgten. Kristallbaum um Kristallbaum zog an ihr vorbei und das monotone Bild, des eigentlich schönen Anblicks machte die Untote schläfrig. Die Dunkelheit umschloss sie erbarmungslos und ihre Umgebung verschwand. 'Dole!' Marialle lachte und winkte sie zu sich. Sie waren an einem traumhaft schönen langen Strand und die Sonne stand schon schräg am Himmel, spendete aber dennoch eine angenehme Wärme. Dolette sah an ihrem Arm herab als sie die Wärme nicht nur auf ihrer Haut, sondern auch in ihrem Leib spürte und war verwundert als sie erkannte, dass ihre Haut einen gesunden rosa Farbton hatte. Sie drehte ihre Hände und der Ton war derselbe. 'Ich komme!', rief sie zu der jungen Frau, die einige Körperlängen von ihr entfernt, bis zu den Knöcheln in den Wellen, die gleichmäßig vor und zurück schwabten, stand. Sie trug ein halblanges, weißes Trägerkleid und die kurzen Haare offen, was ihr eine unglaubliche Leichtigkeit verlieh. Als die Elfe sich von dem Anblick losreißen konnte, lief sie zu der Priesterin ins Meer und Wasser spritzte mit jedem Schritt an ihren Beinen hinauf. Die Priesterin breitete die Arme aus und schloss Dolette in eine warme Umarmung, als sie endlich bei ihr ankam. 'Ich freue mich so, in ein paar Tagen fahren wir endlich Heim.', sprach sie leise und nah an einem der langen Ohren von der Elfe. Sie antwortete nicht und es war auch nicht nötig. Sie spürte die weichen Rundungen der Menschenfrau dicht an sich und atmete ihren berauschenden Duft tief ein. Marialle zog sich leicht aus der Umarmung zurück und lächelte die andere glücklich an. 'Ich liebe dich.', flüsterte sie, bevor sie ihre rosanen Lippen, sanft auf die von Dolette legte. Ihr Herz blieb stehen und sie glaubte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die weichen Lippen, der betörende Geruch und schließlich der Körper der Priesterin, eng an den der Elfe gepresst, ließen die Zeit still stehen. Das Rauschen des Meeres verebbte, die Schreie der Möwen verklangen und keine einzige Wolke schob sich vor die Sonne. 'Belurie!', erklang ein Ruf aus scheinbar weiter Ferne. Dolette ließ sich nicht beirren, zu kostbar war der Moment und sie wollte ihn nicht verstreichen lassen. 'Tochter.' Sie war bemüht es weiter zu ignorieren, doch als sie sich kurz aus dem Kuss löste erkannte sie, dass auch die junge Marialle erstarrt war. Als sie das erkannte, löste sich die rosige Haut, wie Schuppen, von ihrem Körper und sie spürte die vertraute Kälte in sich aufsteigen. Das Leinenhemd und die Hose wichen ihrer schwarzen Plattenrüstung und der lange Umhang umgab ihre schlanke Gestalt. "Wer ruft mich da?", rief sie hinaus ins nichts, wie ihr schien. "Was willst du von mir? Lass mich hier! Hier kann ich mit ihr zusammen sein! Hier muss ich sie nie wieder los lassen!", schrie sie noch, als keine Antwort kam. 'Wenn du hier bleibst, wirst du sie nicht mehr beschützen können und nie wahrhaftig an ihrer Seite sein.', sprach die Stimme melodisch. Nun nah bei ihr und eine Sänfte lag in ihr, die Dolette merkwürdig vertraut schien. Vor ihr erschien eine wunderschöne blonde Elfe in einer langen orangenen Robe, mit vielen goldenen Applikationen bestickt. Sie trat langsam auf die Todesritterin zu und erhob einen Finger. Die Gestalt führte ihren Zeigefinger langsam an die kalte Stirn der dunklen Ritterin und als sie die Haut der Untoten berührte, tauchten Bilder von Marialle, vor ihrem Inneren auf. Sie sah anders aus, doch war sie zweifelsohne die Priesterin, auch wenn Dolette das mehr fühlte, als dass sie es sah. Ihre Haare waren lang, wie sie es bisher noch nie an ihr gesehen hatte und eine Nuance dunkler. Die Kleidung war urban und abgenutzt und ihre Augen waren graublau. 'Das ist Elarie.', erklärte die schöne Blonde ohne die Lippen zu bewegen. 'So wie sie einst war, vor vielen zehntausend Jahren. Als sie dich ein zweites mal verloren hatte, verlor sie auch die Verbindung zu ihrem einstigen Ich, aber dafür ist der Teil von ihr der schon immer in dir war, dir in dein untotes Dasein gefolgt. Wenn du dich hier verlierst, wird sie für immer geteilt sein.', fuhr sie sanft fort. "Wie kann ich ihr diesen Teil wieder geben?", fragte Dolette ohne groß darüber nachzudenken und die Gestalt vor ihr begann zu Lächeln. 'Wenn du sie doch wieder komplettieren willst, was machst du dann noch hier, Belurie?' "...und dann Susanne dem Meisterchen aus Versehen einen Feuerball um die Ohren gejagt hat, ja ja.", schloss die Sukkubus eine weitere ihrer von Sinn befreiten Geschichten ab, die sie der Elfe die ganze Zeit begeistert erzählte. Marialle schüttelte abermals schmunzelnd den Kopf. "Herrin Dolli hören?", fragte sie irritiert. Die Priesterin sah auf. Dolettes Augen waren geschlossen und ihre Atmung ging flach. "Meister Plagg, sie hat das Bewusstsein verloren!", stieß sie besorgt, an den Verlassenen gewandt, hervor. Er schaute der Untoten ebenfalls ins blasse Gesicht und seine Miene verfinsterte sich. "Uns läuft die Zeit davon, Mylady. Wir müssen uns beeilen!" Schnellen Schrittes liefen sie weiter, den Drang der Zeit, deutlich im Nacken spürend. Als plötzlich Kampfgeräusche an ihr Ohr drangen. Sie kamen näher und die Augen der Hohepriesterin weiteten sich. Ein Mann und eine Frau kämpften grade mit einem gewaltigen Golem. Er war komplett aus Metall und überragte die beiden Menschen um einige Köpfe. Aber viel mehr war sie über das, ihr vertraute Menschenpaar verwundert. Sie formte einen großen Lichtblitz in den Händen und warf ihn auf den Thoriumriesen. Der Einschlag war gewaltig und riss dem Ungetüm einen seiner Arme ab. Die beiden Menschen schauten auf und Verblüffung zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab. Die blonde Frau formte einige Feuerbälle in ihren Händen und warf sie nacheinander auf den Golem, der bei jedem Einschlag einen Schritt zurück machte. Der kleine, blonde Mann rannte auf das Monstrum zu, sprang hoch und trieb ihm sein riesiges Zweihandschwert tief in den bleiernen Schädel. Der Golem zuckte einige male und fiel reglos zu Boden. "Mariiii!", quietschte die junge Frau und lief auf die drei Neuankömmlinge zu, der Krieger trottete hinterher und rief ihnen entgegen: "Das glaube ich ja nicht!" Marialles Herz machte einen bekümmerten Hüpfer, als sie zwei ihre ehemaligen Gefährten erkannt. Als die beiden näher traten, beäugten sie erst den Untoten mit Argwohn und erschraken, als sie die schlanke Gestalt der Todesritterin, auf den Armen der Sukkubus entdeckten. "Beim Licht, Dolette! Wie ist das möglich? Was geht hier vor sich?", stieß die kleine Blonde hervor, nachdem sich die Frauen herzlich umarmten. Ein Schatten glitt über das Gesicht der Hohepriesterin, als sie begann zu erklären: "Sie kam als Todesritterin zurück, nachdem sie starb, Odi. Ich traf sie vor ein paar Wochen, als sie mich entführt hat. Es ist eine lange Geschichte. Sie hat mich gestern vor ein paar Trollen gerettet, die mich als eine leckere Mahlzeit betrachteten und wurde dabei verflucht." Die Gedanken von Odessa schienen sich zu überschlagen, doch es war Borigan, der darauf reagierte. "Eine Todesritterin? Das heißt sie kann sich gar nicht an uns erinnern?", erkannte er bedächtig. Marialle schüttelte, kaum merklich, den Kopf und ein trauriger Glanz schimmerte in ihren Augen. "Und der da?", wies der Krieger auf den Hexenmeister. "Plagg Kinnab, Hexenmeister, wenn ich mich selbst vorstellen darf, Mylady?", fragte er Marialle. Deutete eine kleine Verbeugung an und wurde abschätzend von Borigan betrachtet. "Er ist Dolettes Diener. Die Kurzfassung: Zusammen mit Dolette sollte er mich für Sylvanas Windläufer entführen. Ihr Großapotheker brauchte meine Macht für eine Seuche. Er versprach ihr sie gegen die Geißel zu verwenden, doch es gab einen Putsch in Unterstadt und Putress wird die Seuche auch auf ihre Streitkräfte und beim Licht, sicherlich auch auf den Rest der Horde sowie unseren Kämpfern der Allianz, loslassen. Das wird das Bündnis der Fraktionen erschüttern und sie wieder in den Krieg stürzen. Wir sind hier um das zu verhindern. Wir müssen nach Dalaran. Plagg sagt, dass ein Magier den Fluch brechen kann.", schloss sie ihre Erklärung ab. "Ein Magier? Dann kann ich den Fluch brechen? Was ist das für ein Fluch?", erklang Odessas Stimme hoffnungsvoll. "Es ist eine abgewandelte Form des Fluchs des Fleisches, Mylady Magierin. Er versteinert Lady Dolette, oder verwandelt sie gar in Metall. Das können wir noch nicht sagen. Es ist ein mächtiger, alter Fluch und ihn zu brechen, erfordert sicherlich großen Kraftaufwand. Versucht es bitte.", schaltete sich der Verlassene ein. Odessa nickte und ließ ihre Hände über den Körper der Todesritterin gleiten und ein helles blaues Schimmern erleuchtete ihre Hände und den Körper unter ihnen. Einige Herzschläge vergingen, doch nichts geschah. Kopfschüttelnd zog die Magierin ihre Hände zurück. "Nichts zu machen, verzeih.", wandte sie sich wieder an die Priesterin. "Aber du kannst uns alle doch nach Dalaran teleportieren, Odi!", mischte sich der Menschenmann aufgeregt ein. Und die Miene der jungen Magierin erhellte sich augenblicklich. "Ja das kann ich, wäre euch damit geholfen, Mari?" "Ja natürlich, bitte sofort. Dolette ist schon eine Weile ohne Bewusstsein und ich weiß nicht wie weit der Fluch schon fortgeschritten ist." Die Magierin nickte entschlossen und begann sich wieder zu konzentrieren. Zu sich selbst sprach die Blonde einige Formeln. Ihre Augen und Hände begannen in hellem blau zu erstrahlen. Marialle sah, wie die kristallenen Bäume und der leblose Körper des Golems, um sie herum verschwammen und Straßen und Gebäude an ihrer Statt traten. Odessa verlor keine Zeit und sprach: "Folgt mir, die Violette Zitadelle liegt im Südwesten Dalarans. Nicht weit von hier. Rhonin weiß sicher Rat." Die Gefährten nickten und schickten sich an, hinter der Magierin her zu eilen. Nur kurze Zeit später erstreckte sich ein beeindruckendes Gebäude vor ihnen und ließ den Hexenmeister staunen. "Beeindruckend, was die Magier so alles erschaffen können." "Hier lang.", befahl die Magierin und wandte sich zum Eingang. Die beiden Wachen versperrten ihnen den Weg. "Mitglieder der Horde haben hier keinen Zutritt!", erklärte der eine Wachmann steif. "Ich bin Marialle Lichtsprung Hohepriesterin der Kirche des Heiligen Lichts und eine Freundin von Jaina Prachtmeer. Ich habe wichtige Kunde, was den geplanten Angriff auf die Pforte des Zorns, anbelangt. Der Verlassene und die Blutelfe gehören zu mir!" Die Priesterin legte ihre ganze Autorität in ihre Worte und der Wachposten überlegte nicht lange, bevor er dem anderen zunickte und den Weg freigab. "Ihr dürft passieren." Sie nickte nur flüchtig und ging an ihnen vorbei. Innen angekommen traten die vier, samt Sukkubus mit Dolette auf ihren Armen, in eine prächtige Halle. Vor einer großen Treppe stand ein Mann, auf dem kunstvollen blauen Boden. Direkt neben ihm eine Elfe, unverkennbar eine Quel'dorei, wie Marialle an den Augen erkannte, die nicht in dem verfluchten grün schimmerten, wie die des Mannes zur Linken Rhonins. Das musste Vereesa Windläufer sein, eine der beiden Schwestern der Herrscherin von Unterstadt. Den Blutelfen erkannte die Priesterin als Aethas Sonnenhäscher und ihm gegenüber stand die menschliche Erzmagierin Modera. Sie schienen angeregt zu diskutieren und sahen auf, als die Gefährten in die Halle schritten. "Wer wagt es, ein Mitglied der Horde in die Hallen der Violetten Zitadelle zu führen?", ließ sich der Blutelf vernehmen. "Ich bin Marialle Lichtsprung, Hohepriesterin der Kirche des heiligen Lichts, Mylord. Ich bringe wichtige Nachrichten aus der Unterstadt Lordaerons! Aber zuerst helft bitte meiner Gefährtin, sie wurde Opfer eines alten, mächtigen Fluchs.", entgegnete Marialle erhaben. "Die letzte Hohepriesterin des Königreichs Sturmwind, in Begleitung eines Verlassenen und einer Blutelfen Todesritterin? Höchst ungewöhnlich! Ein alter, mächtiger Fluch? Was ist das für ein Fluch?", kam es interessiert von der Erzmagierin. Plagg trat einen Schritt vor. "Wenn ich darf?" Rhonin nickte. Auch in seinem Antlitz zeichnete sich Neugierde ab. Der Blutelf sah allerdings noch immer argwöhnisch drein. "Sie wandelt sich in Stein, der Fluch des Fleisches wurde irgendwie umgekehrt. Ein verfluchter Pfeil traf sie an der linken Schulter. Da der Pfeil so nah an ihrem Herzen eintraf, schreitet der Fluch schnell voran, Mylord.", ließ er sich ruhig vernehmen und bemühte sich klar und deutlich zu sprechen. Als die Hohepriesterin zu der untoten Elfe in den Armen der Sukkubus blickte, erkannte auch sie, dass die Haut eine steinerne Marmorierung annahm. Ihre Venen schimmerten durch und zeichneten sich deutlich, in einem Grauton, von der hellen, von Rissen durchzogenen Haut ab. "Bitte, sie hat mich nach Nordend geführt und beschützt, helft ihr!" Kam es nun flehentlich von der Priesterin und Rhonin trat einige schritte näher. Er sagte nichts, legte nur seine Hand auf die Schulter der dunklen Elfe. Dunkelblau erstrahlte die Hand, doch nichts geschah. "Erstaunlich. Ein wirklich mächtiger Fluch. Modera, Aethas, kommt zu mir, lasst es uns gemeinsam versuchen.", bat er die anderen beiden Erzmagier, sie folgten seiner Bitte augenblicklich und traten an seine Seite. Die drei ließen jeder beide Hände über dem leblosen Körper von Dolette schweben und wieder leuchteten sie dunkelblau auf. Einige Herzschläge lang geschah nichts, doch dann schlossen sich die feinen Risse auf der Haut, der Todesritterin und sie nahm wieder den fahlen, grauen Ton an, der ihrer untoten Herkunft entsprach. Das Haar wandelte sich von dem mittlerweile weißen zu dem ursprünglichem hellen Blond zurück und die Augen, unter den Lidern, begannen sich zu bewegen. "Nein bleib hier!", rief Dolette aus voller Kehle, während die Umrisse der strahlenden, blonden Schönheit vor ihren Augen verschwanden. Als sie ihre Augen öffnete, hatte sich ihre Umgebung stark verändert und sie spürte, wie das Leben zurück in ihre Glieder floss. Sie war in einer großen, ihr unbekannten Halle. "Wo bin ich?" Ihre Stimme klang kraftlos, ganz anders als noch eben der Ruf, den sie ausgestoßen hatte und sie fragte sich ob sie ihn laut hatte erklingen lassen. "Dole? Kannst du mich hören und sehen?" Sie wandte ihren Kopf in die Richtung aus der die sanfte Stimme der Hohepriesterin an ihre Ohren drang. Sie war wunderschön, ihr kunstvoll gestecktes Haar, von den Strapazen, leicht zerzaust und der Blick voller Sorge, doch das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch. "Mari...", presste sie matt hervor und versuchte sich an einem Lächeln. "Herrin Dolli wieder gesund?", quietschte Susanne glücklich und schmiegte ihr Gesicht an der Wange der Elfe. Als Dolette auffiel, dass sie noch immer auf dem Arm der Sukkubus weilte, stieß sie einen Laut des Ekels aus. "Lass mich runter, Susi!", befahl sie energisch und die Dämonin ließ sie, wenn auch widerwillig, vorsichtig herab. Ihre Glieder fühlten sich noch immer etwas steif an, während sie ihre zurückerlangte Bewegungsfreiheit prüfte. Als sie sich umsah erkannte sie Plagg neben der Menschenfrau, aber auch vier weitere Menschen, einen Blutelfen und etwas abseits eine Hochelfe. Leicht eingeschüchtert, von den vielen Fremden, trat sie näher an Marialle und Plagg. "Also nochmal wo sind wir?", zischte sie den beiden leise zu und ließ ihre schimmernden Augen über die unbekannten Gesichter schweifen. "Ihr seid in der Violetten Zitadelle, Todesritterin!", ließ sich nun die Quel'dorei, die bisher geschwiegen hatte, von hinten vernehmen. Die anderen schienen alle etwas irritiert, aber Dolette konnte nicht genau deuten warum sie so merkwürdig schauten. "Wir haben Dalaran erreicht? Ihr seid die Führer der Kirin'Tor, richtig? Habt ihr den Fluch gebannt?", fragte sie an die Fremden, vor sich, gewandt. "So ist es, Lady Dolette. Wenn die letzte Hohepriesterin Sturmwinds, mit einer solch ungewöhnlichen Bitte hier erscheint, schlagen wir ihr diesen Wunsch selbstverständlich nicht aus.", ließ sich nun der große rothaarige in der Mitte vernehmen. "Dann seid ihr die Erzmagier Rhonin, Modera und Aethas. Und ihr Lady Vereesa Windläufer, nehme ich an. Verehrung Mylady, ich diene Eurer Schwester. Mein Dank ist euer.", sprach Dolette und verneigte sich tief zuerst vor der Quel'dorei, dann vor den Erzmagiern. Vereesa nickte ihr zurück und Aethas ergriff das Wort. "Die Hohepriesterin sprach von einer wichtigen Kunde, die sie uns mitteilen wollte, sobald wir den Fluch gebannt haben. Bedankt euch also bei ihr! Nun Lady Lichtsprung, wir erwarten euren Bericht!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)