Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 52: Zählen lernen ------------------------- + Zählen lernen Die Luft in dem düsteren Raum, im Hauptgebäude der Hordefestung, schien zu kippen, doch Marialle konnte sich nur schwer darauf konzentrieren, während sie von dem großen, schlaksigen Troll in eine lange Umarmung gezogen wurde. "Hast sie ja tatsächlich wieder", sagte er so leise, dass nur sie es hören konnte und schenkte ihr ein warmes Lächeln. "Ihr da! Bringt uns was zwischen die Hauer und Met!", befahl Vol'jin nun laut und die beiden Orkwachen drehten sich augenblicklich um. Geräuschvoll hatten sie den Raum verlassen. Nachdem der Häuptling der Dunkelspeere die Priesterin endlich aus seiner Umklammerung entlassen hatte, fiel ihr auf, dass Dolette sich nicht bewegt hatte, seit der Troll von ihr abgelassen hatte und weiter zu der Menschenfrau übergegangen war. Ihre schimmernden blauen Augen fixierten einen Punkt, tief in der Ecke des großen düsteren Raumes und erst als Marialle sich ebenfalls darauf konzentrierte, sah sie zwei rubinrote glühende Punkte aus der Dunkelheit hervorstechen. Das schwache Schimmern erhellte das Gesicht um die roten Augen nur schemenhaft, dennoch wusste die Hohepriesterin genau, dass die Herrscherin der Verlassenen dort hinten ruhte und die Begrüßung aus gebührendem Abstand verfolgte. Langsam schienen sich die beiden glühenden Punkte zu erheben und kamen näher. Kurz spürte Marialle wie der forschende, Blick der Bansheekönigin auf ihr ruhte, doch sie wandte sich rasch ab, als die eiskalte Stimme der dunklen Ritterin erklang. "Verehrung, Mylady Windläufer. Ihr wünscht, dass wir uns eurer Heimreise anschließen?" Wieder einmal verlor Dolette keine Zeit und erntete verwunderte Blicke von Thrall und Vol'jin, die grade dabei waren sich an die große Tafel zu setzten. Die roten Augen blitzten auf und es war der Priesterin, als hätten die blutleeren Lippen der ehemaligen Waldläufergenerälin kurz gezuckt. "Schön zu sehen, dass Kinnab wenigstens in der Lage ist, eine simple Nachricht zu übermitteln." Die Dunkelläuferin trat näher und ihre aschfahle Haut wurde sanft im spärlichen Kerzenschein beleuchtet. Dolette machte weder Anstalten sich abzuwenden, noch dem durchdringenden Blick der glühenden Augen stattzugeben. Starr und unbeweglich standen sich die dunklen Elfen gegenüber und die Luft schien immer dünner zu werden. Marialle trat ebenso wie Plagg an den großen Tisch heran und setzte sich, nachdem sie einen irritierten Blick mit den beiden anderen Anführern der Horde ausgetauscht hatte. Der Troll zuckte nur mit den Schultern und kniff verspielt seine kleinen, gelben Augen zusammen. Im Antlitz des weisen Orkschamanen fand die Priesterin allerdings einen ähnlich besorgten Ausdruck, wie sie ihn auf ihrem eigenen vermutete. Die schwere dunkle Stimme Sylvanas riss sie allerdings aus ihrer Sorge. "Eure Anstrengungen, die finsteren Machenschaften von Putress und Varimathras zu vereiteln, ehren euch Lady Glutklinge und ich würde gern aus erster Hand erfahren, wie der Großapotheker sein Ende fand. Vielleicht wollen wir uns ebenfalls setzen, so erzählt es sich angenehmer." Irritiert beobachtete die Menschenfrau die unwirkliche Einvernehmlichkeit, in der die beiden untoten Frauen übereinzukommen schienen. Dolette nickte nur und nahm neben der heiligen Frau, gegenüber der Bansheekönigin Platz. Das Aufstoßen der Türe durchbrach die aufsteigende Stille und zwei Orks stürmten unwirsch in den dunklen Raum. Die beiden Männer hielten je drei große Krüge in ihren Händen und stellten sie geräuschvoll auf der großen Tafel ab. "Ja endlich! Kommt stoßen wir auf den Untergang des Lichkönigs an, bevor meine Hauer noch abfrieren!", ließ Vol'jin sich deutlich vernehmen und verteilte die Krüge an die drei Frauen, Thrall und Plagg. Thrall erhob sich und sah wehmütig ins Leere. "Ich würde lieber auf die Überlebenden anstoßen, mein Freund", kam es leise, fast andächtig aus den wulstigen Lippen, die ein trauriges Lächeln zierte. "Also auf die Lebenden. Natürlich, was sonst?", brachte sich nun Sylvanas sarkastisch ein, die sich offenbar vom Antlitz der Todesritterin kurzzeitig loszureißen vermochte. Die Gesellschaft erhob die schweren Krüge und klackernd wurde angestoßen. Der Abend verstrich beizeiten zäh, doch Dolette erzählte bereitwillig die Zusammenhänge von Putress Tod und den Auswirkungen die ihre Rettung mit sich brachte. Einige Runden Met wurden geleert und es wurde reichlich gegessen. Thrall und Vol'jin hatten mit ihrer Sicht der Geschehnisse mittlerweile die ungeteilte Aufmerksamkeit aller, doch Marialle brauchte frische Luft. Dieses Gebräu, das die Orks zusammen schusterten war viel zu stark, für ihren, an guten Wein gewohnten, Magen. So entschuldigte sie sich und verließ das Haupthaus der Horde, um auf den mondbeschienene Innenhof zu treten, über den ein wenn auch lauer, aber eisiger Wind wehte. Die Hohepriesterin zog den breiten Kragen ihres hellen Mantels tief in ihr Gesicht und sog die kühle Brise tief und begierig ein. Die Wirkung war angenehm und die Verklärtheit wich langsam aus ihrem Geist und den erschlafften Gliedern. Ihr in Gang gekommener Verstand wanderte wieder zu den beiden untoten Frauen und Marialle kam nicht umhin sich zu fragen, was sich zwischen den Zeilen und den tiefschürfenden Blicken abgespielt hatte, die sie den ganzen Abend immer wieder austauschten. Die Menschenfrau war überzeugt, dass es unter der Fassade auf irgendeine Weise brodelte, schließlich hatte die Bansheekönigin sie nicht einmal richtig begrüßt. Leises Knirschen unter groben Plattenstiefeln riss sie jedoch aus ihren verworrenen Gedanken, bevor sie sich näher damit befassen konnte. Aus der entgegengesetzten Richtung des Hauptgebäudes trat eine vermummte, aufrechte Gestalt an sie heran. Unter der Kapuze glomm es bläulich und die Priesterin war sich sicher, dass sie es mit einem Todesritter zu tun hatte. Wenn Marialle nicht sofort erkannt hätte wem die klare, kühle Stimme gehörte, hätte sie sie durchaus als angenehm empfunden, doch so wich sie einen Schritt zurück, als der Vermummte vor ihr zum Stehen kam. "Schneid habt ihr ja, Lady Hohepriesterin. Mitten in der Nacht im Hof der verfeindeten Fraktion ganz alleine zustehen. Haltet ihr das nicht für, sagen wir mal, leichtfertig?" Die bedrohlich anmutenden Worte waren nicht mehr als ein Wispern, aber dennoch jagte ihr jedes, klar gesprochen, einen eisigen Schauer über den Rücken. Jeder einzelne Muskel, in ihrem noch immer schwammig wirkenden Körper, spannte sich augenblicklich an. "Ich bin hier unter Freunden, Lord Todesweber. Ich wüsste also nicht warum ich mich hier nicht frei bewegen sollte, auch jetzt wo das Verhältnis der Fraktionen sich wieder angespannt hat", sagte sie kühl und erhaben, bemüht dem Todesritter keine weitere Angriffsfläche zu bieten, doch ein mattes Lächeln schien über die untoten Züge zu gleiten. "Nun, da wir Freunde sind, wie wäre es wenn ihr mich, auf ein gutes Glas Wein, in meine Unterkunft begleitet und wir stoßen auf unsere Freundschaft an?" Marialle fröstelte bei seinen Worten, was sein Lächeln noch verschlagener machte. Instinktiv wich sie weiter zurück. "Das lehne ich dankend ab. Wie ihr sicher bemerkt habt, bin ich schon zu Gast, im Hause des Kriegshäuptlings, Mylord", sprach sie diplomatisch und verschränkte die Arme vor ihrem Brustkorb, um ihren ablehnenden Worte auch körperlich Ausdruck zu verleihen. Der untote Blutelf ließ sich jedoch nicht beirren. Sein Lächeln verzog sich leicht zu einem Grinsen und die Menschenfrau konnte die Gier in dem fahlen Gesicht aufblitzen sehen, als er unvermittelt so nah an sie getreten war, dass sie nur noch eine halbe Körperlänge trennte. Unvermittelt griff er nach ihrem linken Handgelenk und zog ihre Hand bestimmt, aber unerwartet sanft vor seine blutleeren Lippen und hauchte ihr einen seichten Kuss auf den Handrücken. Marialle ließ es geschockt geschehen. Sie fühlte sich der Fähigkeit beraubt ihre Hand zurückzuziehen, oder gar weiter zurückzutreten, wenn auch alles in ihr danach schrie. Panik schlich sich in ihr Bewusstsein und das siegessichere Grinsen des Todesritters verriet ihr, dass er das genau erkannte. Er hielt ihre zarte Hand noch immer nah vor seinem Mund und zog eine Augenbraue hoch, als er den Blick von der Hand auf ihr erbleichtes Gesicht richtete. "Selbstredend wäre es furchtbar langweilig wenn ihr euch nicht zieren würdet, Lady Hohepriesterin. Aber was würde eure kuschelige Todesritterin sagen, wenn sie sehen würde wie wenig ihr euch meiner Aufwartung erwehrt?" Sie wandte entrüstet ihren Blick zu den leuchtenden Augen, die tief im Inneren der Kapuze ruhten. Er hatte recht sie vermochte sich nicht dieses eiskalten Blickes zu entziehen. Die Anziehungskraft und Befehlsgewalt, die sie ausübten, ließen ihr diese Situation ganz natürlich erscheinen. Und obwohl Koltira ein Mann war, war er ihrer Liebsten in Auftreten und Ausstrahlung grade so unglaublich ähnlich. Sie entspannte sich und der Blutelf legte sachte die andere frostige Hand um ihre Taille, als eine dunkle schwere Stimme aus weiter Ferne an die Ohren der Hohepriesterin drang. "Meint ihr nicht, dass ihr eure Kompetenzen bei weitem überschreitet, Koltira?" Marialle fuhr zusammen und der Todesritter löste sich von der Menschenfrau. Wieder aufrecht schaute er an dem weichen Gesicht der heiligen Frau vorbei und seine Züge verhärteten sich. "Mylady Windläufer. Es überrascht mich, dass euch das Schicksal dieses Menschenweibes interessiert." Die Dunkelläuferin war schnellen Schrittes an die Seite, der noch immer wie gelähmten Priesterin getreten und riss sie unsanft in ihre Deckung. "Wenn ihr euch an der letzten Hohepriesterin Sturmwinds vergreift und so den Disput zwischen Horde und Allianz weiter anheizt, ist es sehr wohl von Interesse für mich. Mir steht nicht der Sinn nach weiteren Schlachten, zumindest nicht, wenn sie mir nicht von Nutzen sind. Wie ihr wisst können meine Verlassenen sich nicht so leicht fortpflanzen wie alle anderen Völker Azeroths. Und Lordaeron ist sicher Varians erstes Ziel, sobald ihr ihm einen Grund gebt." Die Bansheekönigin hatte sich schützend vor Marialle aufgebaut und die Priesterin war überrascht wie groß die Elfe doch war, so überragte sie den Todesritter beinah um einen ganzen Kopf. Koltira indes lächelte ein weiteres Mal matt und fixierte die glühenden roten Augen. "Ich unterstehe weder eurem Kommando, noch dem des Kriegshäuptlings, Mylady. Mal ganz abgesehen davon, dass sich die Lady Hohepriesterin ganz sicher zu meinen Gunsten aussprechen würde." Er spähte an der ehemaligen Waldläufergenerälin vorbei und warf der Menschenfrau erneut einen Blick zu, dem sie sich nicht erwehren konnte. Sylvanas schob sich dazwischen. "Lasst die Spielchen, Koltira. Ich kenne die Tricks der Todesritter. Sie wird nicht lange brauchen, um dem Stand halten zu können. Reine Gewöhnungssache, wenn ihr mich fragt.", sagte die Herrscherin der Verlassenen nun deutlich gereizt. "Das muss sie auch gar nicht", ließ er verheißungsvoll verlauten und wandte sich nun um. "Ich bin geduldig meine Damen. Und natürlich möchte ich im Zwist der Fraktionen keine tragende Rolle spielen." Gelassen schritt der Todesritter von den Frauen und verschwand zügig in den Schatten. Sylvanas fuhr zu der erstarrten Menschenfrau herum und legte ihre heißen Hände auf die zitternden Schultern. Augenblicklich löste sich die verzweifelt anmutende Starre der Priesterin und sie sah auf, in die schimmernden roten Augen. "Marialle, ihr dürft euch nicht auf Gespräche mit dieser schmierigen Ausgeburt eines Ogers einlassen. Todesritter vermögen den Geist zu verwirren und den Willen zu verdrehen." Die Angesprochene erschrak bei den warnenden Worten der Bansheekönigin und für den Hauch eines Herzschlags fragte sie sich, ob Dolette eine ähnliche Wirkung auf sie hatte und ob sie diese womöglich gezielt nutzte. Ihre Gedanken überschlugen sich und die plötzliche Hitze, ausgehend von der Dunkelläuferin schien den Alkohol in ihren Adern brodeln zu lassen. Die Knie der Priesterin wurden weich und sie drohte einzusacken, doch Sylvanas hielt sie in festem Griff. Sie zog sie wieder in die Aufrechte und umschloss sie sanft um die Taille, um ihr Halt zu bieten. Ihre Aufmerksamkeit ruhte die ganze Zeit auf der Bansheekönigin und so war es der Todesritterin beinahe entgangen, dass die Priesterin den Raum verlassen hatte. Aber ihr fremdgesteuerter Körper machte keine Anstalten der geliebten Menschenfrau nachzueilen. Sie war mittlerweile in ein langweiliges Gespräch mit dem Troll geraten, dem sie nur mäßig folgte. Zu sehr hatte sie der durchdringende Blick der Herrscherin der Verlassenen aufgewühlt und Hoffnung in ihr aufkeimen lassen. Dolette war sich sicher, dass die Bansheekönigin hinter die eisige Fassade blicken konnte, aber ob ihr klar war was sie erkannte, wusste sie nicht. Und so war sie in Grübeleien verfallen, wie sie ein Zeichen senden konnte, die jäh unterbrochen wurden, als sie sich erhob und den Raum ebenso verließ wie die anderen beiden Frauen vor ihr. Draußen angekommen spürte sie, wie sich ihre Züge verzerrten und sie war erschrocken, als sie erkannte was das auslöste. Sylvanas Windläufer hatte einen Arm um die schlanke Gestalt der Hohepriesterin gelegt und sprach eindringlich auf sie ein. Ein triumphierendes Gefühl stieg in ihr auf, doch ihre eigene unterkühlte Stimme ließ es jäh verklingen. "Immer an meiner Seite, hatte ich gesagt", sprach sie ausdruckslos zu ihrer Geliebten und die beiden Frauen fuhren auseinander. "Dole..." kam es gebrechlich aus den zart rosanen Lippen der Menschenfrau. "Wollt ihr euch an anderer Leute Eigentum zu schaffen machen, Lady Windläufer?", sprach Dolette zu der anderen. Sylvanas zog nur eine Augenbraue hoch. "Eigentum? Eurer Gefährtin ist nur der Met etwas zu Kopfe gestiegen, Lady Glutklinge. Die unangenehme Begegnung mit Koltira Todesweber tat wohl ihr übriges." Die leuchtenden Augen der Todesritterin verengten sich zu Schlitzen. Verstehend und dankend nickte sie der Dunkelläuferin zu und machte Anstalten an ihr vorbeizuschreiten, doch der Griff am Oberarm der dunklen Ritterin brannte sich glühend heiß ins kalte Fleisch und sie hielt inne. Die gegensätzlichen Blicke trafen sich und der von Sylvanas war forschender denn je. "Du willst diesem Scheusal doch nicht etwa nach?", erklang es nun hinter Dolette, ausgehend von der Priesterin. Die Angesprochene hielt dem glühenden Blick der Bansheekönigin stand, während sie teilnahmslos antwortete: "Er will mich über dich brechen, du hast keine Ahnung welche Heimtücke in seinem Verlangen steckt, mich beherrschen zu wollen." Die ehemalige Waldläufergeneralin zog erneut eine Augenbraue hoch, doch war es wieder Marialle, die nun hinzugetreten war und erstickt sprach: "Du aber schon?", entgegnete die Priesterin knapp und Dolette konnte aus den Tiefen ihres Seins den Zweifel spüren, den die Menschenfrau gegen sie zu hegen schien. Offenbar hatte Sylvanas Worte gefunden, die die Priesterin endlich zum Nachdenken brachten. "Selbstverständlich habe ich die! Ich bin genauso wie er. Ich weiß welchem Drang er unterliegt, das haben zu wollen, was er sich erwählt hat. Ich kann ihm nur beikommen, wenn ich ihm zeige, dass ich ihm in Nichts nachstehe", erklärte die Todesritterin ruhig und analytisch. Sie sprach als würde sie über das Schicksal eines anderen reden. "Das mag ja sein, Lady Glutklinge, aber ihr solltet von euch aus nicht die Konfrontation suchen. Zu labil ist das angespannte Verhältnis zwischen Horde und Allianz und wir alle müssen regenerieren, bevor auch nur daran zu denken ist, einen weiteren Krieg zu entfachen", schaltete sich nun wieder die Herrin der Untoten ein. Dolette betrachtete noch immer mit ausdrucksloser Miene die glühenden Augen der Bansheekönigin und nickte. "Wie ihr wünscht, meine Königin. Marialle, du wirst nicht mehr von meiner Seite weichen. Koltira wird keine weitere Möglichkeit bekommen, dich in sein Spiel zu verwickeln." Die dunkle Ritterin wandte sich schließlich ab und drehte sich zu der Priesterin, offenbar um eine Reaktion zu bekommen. Und tatsächlich nickte Marialle ergeben. Dolette spürte noch immer die forschenden, alles durchdringenden Augen auf sich ruhen und sie fragte sich, warum Sylvanas nicht aktiv wurde. Die drei Frauen waren zurück in das Haupthaus der Feste getreten und Dolette bat den Kriegshäuptling knapp um die angebotene Unterkunft. Sie folgten der Orkwache die Thrall ihnen mitgeschickt hatte zu einer kleinen hölzernen Hütte in der schon eine Weile ein Feuer zu lodern schien. Der Ork verabschiedete sich und ließ die beiden Frauen allein. Marialle setze sich auf die Bettkante und betrachtete die Todesritterin. Ohne Mühe hielt Dolette ihrem prüfenden Blick stand und sie spürte eine fremde Wut in sich hochsteigen. "Hast du meine Regeln noch immer nicht verstanden, Marialle?", fragte sie ungewohnt aufgebracht. Die Angesprochene entwich dem Blick und sah mit einer Mischung aus Sorge und einer Spur Ablehnung zu Boden. "Ich wollte doch nur etwas Luft schnappen. Der Met..ich fühlte mich nicht gut.", erklärte sich die Frau, die mehr denn je heilig anmutete, mit dem Funken Trotz, der in ihrer Stimme und Haltung lag. Die Todesritterin schnellte heran und das Geräusch der knackenden Fingerknöchel die die Schläfe der Hohepriesterin trafen, brannte sich in die Seele der untoten Gefangenen. 'Mariiiii!', brüllte sie innerlich und ihr Kampfgeist war nun wieder voll entfacht. Dolette tobte und schrie, doch alles schien ergebnislos zu verhallen. Der Körper der Todesritterin kniete sich vor die schockierte Priesterin und ihre Züge waren weich geworden. Instinktiv verschloss Marialle die kleine Platzwunde, bevor großartig Blut aus ihr treten konnte. Tränen standen in ihren Augen und waren kurz davor sich über ihre Wangen Bahn zu brechen. "Ich will dich doch nur beschützen. Ich weiß wozu dieser Abschaum fähig ist." Unvermittelt zog sie die Menschenfrau in eine Umarmung, die sie nach kurzem Zögern erwiderte. "Dole....", erklang die schwache Stimme von Marialle und Dolette musste erkennen, dass ihr Widerstand erneut niedergerungen war. Die dunkle Ritterin nahm das Gesicht der Priesterin in beide Hände und schaute ihr kurz eindringlich in die Augen, bevor sie ihre eisigen Lippen auf die warmen, vollen von Marialle legte. Dolette spürte augenblicklich die vertraute Hitze in ihrem Geist aufsteigen und sie kam nicht umhin sich diesem trostspendenden Gefühl hinzugeben. Der Menschenfrau erging es anscheinend nicht besser und die Anspannung wich aus ihren Gliedern. Sie lehnte sich gegen den kalten Körper und die Todesritterin meinte, dass sich die Wärme noch um ein vielfaches steigerte. Die dunkle Elfe schmeckte die salzigen Tränen die in die verbundenen Münder rannen. Und ein Teil von Marialles Trauer ging in sie über. Machtlos sah sie ihre Heilige in ihren eisigen Armen, die sie ungeahnt sanft umschlossen. Der feine, betörende Duft wurde tief eingesogen und drang in ihr Bewusstsein. Die Priesterin ergab sich vollends dem Halt der dunklen Elfe und erwiderte nun den Kuss leidenschaftlich und zügellos. Während ihr fremdgesteuerter Körper sich mehr und mehr an der Menschenfrau verging, brach Dolettes innerer Widerstand vollends. Es kam ihr vor, als hätte sie jeden Schmerz, den sie ihrer Liebsten scheinbar selbst zugefügt hatte, am eigenen Leib erfahren. Beinah die ganze Nacht hatte Marialle sich jeder Erniedrigung bereitwillig hingegeben, bis es ihr schließlich erlaubt worden war sich gehen lassen zu dürfen. Die Elfe ließ sie eine Weile, um Atem ringend achtlos auf der Tischplatte liegen, bevor sie wieder zärtlich über den geröteten Hintern strich. Marialle bekam eine Gänsehaut und seufzte zwar leise, aber gedehnt. Klatsch. "Neun." "Gut. Du wirst deine Rolle schon noch finden, Marialle", sprach Dolette wieder ruhig und unterkühlt. Sie hievte die keuchende Hohepriesterin auf ihre Arme und bettete sie sanft auf das Bett. Die Todesritterin legte sich dazu und umschloss Marialle mit einem Arm. Die Priesterin glitt augenblicklich in einen erschöpften Schlaf über und Dolette betrachtete noch lange ausdruckslos die schlafende Schönheit in ihren Armen. Das goldene Lodern in ihren Augen war zu einem steten Flackern geworden und in ihrem Inneren war ein leises Wimmern zu vernehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)