Eiszauber von Gioia ((Dramione)) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Es war Anfang Dezember und Hogwarts lag unter einer weißen Schneedecke, zeigte seine schönste Seite passend zur Weihnachtszeit. Es war das erste Weihnachten nach dem Krieg, doch das alte Gemäuer war wieder so atemberaubend, wie es immer schon war. In wenigen Wochen würden einige Schüler in den Hogwartsexpress Richtung London einsteigen, um Weihnachten bei ihren Familien zu verbringen. Draco Malfoy war einer von ihnen, doch ehe es soweit war, verbrachte er seine freien Stunden in dem weihnachtlich eingerichteten Schloss mit seinen Freunden. Auch wenn es ihm teilweise viel zu viel des Guten war, freute er sich seine Tage in Hogwarts wieder mit der altvertrauten Ruhe zu verbringen. Letztes Weihnachten war eine Katastrophe, das Jahr davor deprimierend, doch dieses Jahr sollte es „normal“ werden. Draco, der gerade mit seinen Leuten aus dem Schloss stiefelte und sich Richtung schwarzen See bewegte, zog sich seinen Schal enger um den Hals. Neben ihm stiefelte sein bester Freund Blaise Zabini. Pansy, Daphne und Goyle etwas hinter ihnen her. Sie waren mit Draco nach Hogwarts zurück gekehrt, um ihren Abschluss zu machen. Der junge Malfoy schmunzelte augenblicklich. Noch vor zwei Jahren hätte er sich vom Astronomieturm hinunter gestürzt, als die Schule weiter zu besuchen. Doch heute war er froh darüber, dass ihm diese Chance gegeben wurde, nicht zuletzt durch den Helden Potter. Das Schmunzeln auf seinen schönen Gesichtszügen verschwand und er rollte genervt mit den Augen. Er war Potter ganz schön was schuldig...und das gefiel ihm gar nicht. Der Schnee war gefühlt einen halben Meter hoch und knirschte laut unter den dicken Winterschuhen. Dazu kam es, dass es schweinekalt war und der Wind unangenehm in das Gesicht peitschte. Draco zog mit einem Grummeln seine Mütze tiefer in das Gesicht. „Wessen Idee war das nochmal?“, fragte ihn Blaise, der ebenfalls sichtlich genervt seine Hände in seinen tiefen Manteltaschen versteckte. „Pansys...“, nuschelte Draco in seinen Schal. „Und warum hast du zugesagt?“ „Weil sie tierisch genervt hat.“ „Und wieso ziehst du mich da mit rein?“ „Weil ich ein Slytherin bin“, neckte Draco seinen besten Freund mit einem frechen Grinsen und streckte ihm obendrein die Zunge raus. Blaise, der empört knurrte, verpasste seinem blonden Freund einen leichten Schlag gegen den Oberarm, ohne sich dabei ein Grinsen verkneifen zu können. Der dunkelhaarige Zauberer war, neben wenigen anderen Hausgenossen, der einzige Freund, den Draco in Slytherin noch hatte. Die meisten mieden den Kontakt zu ihm oder fühlten sich hintergangen. Schließlich schien der Eisprinz von Slytherin keinerlei Interesse mehr an dem dunklen Lord oder seinen Idealen zu haben. Kein Wunder, nach dem ganzen Mist, der ihm widerfahren ist. Außerhalb von Slytherin sah es für ihn nicht anders aus. Die meisten ignorierten ihn, akzeptierten seine Anwesenheit oder fürchteten sich nach wie vor vor ihm, aber das war dem hübschen Zauberer eigentlich nur Recht. Sie stapften weiter durch den Schnee und entdeckten bereits den zugefrorenen See, auf dem es von Schülern nur so wimmelte. „Ach, nein“, nörgelte Pansy. „Warum ist es nur immer so voll?“ „Der See friert selten im Winter komplett zu. Sie nutzen alle die Gelegenheit zum eislaufen“, erklärte Daphne, nicht weniger genervt. Draco witterte eine Chance. „Sollen wir umkehren?“ „Nein!“, unterband Pansy sofort seinen Plan zu flüchten. Sie lief eilig auf ihn zu und packte sich seinen Arm, ehe sie Draco hastig mit sich zog. Oh Merlin... „Goyle, du Depp! Kannst du dir etwa keine Schlittschuhe zaubern?“, machte sich der Blonde über seinen Hauskameraden lustig, der scheinbar große Probleme hatte, zwei Steinchen in akzeptable Schlittschuhe zu verwandeln. Daphne und Pansy kicherten bloß, während sie sich ihre Schlittschuhe anzogen. Goyle blickte mit einem mürrischen Ausdruck auf seinem markanten Gesicht rüber zu Draco, der bereits mit Blaise auf dem Eis in der Nähe des Ufers stand. „Lass den Scheiß und hilf mir lieber. Den beiden Gammeltanten hast du doch auch welche gezaubert, weil sie es nicht können.“ Empört schnappten die beiden weiblichen Slytherins nach Luft und begannen lautstark mit dem Zauberer zu diskutieren. Draco und Blaise konnten darüber nur lachen. Nach ein paar Minuten zeigte Zabini sich gnädig und zauberte dem ungeschickten Hauskameraden ein paar Schlittschuhe. Anerkennend nickte Draco seinem dunkelhaarigen Freund zu und ließ einen langen Pfeifton aus seinem Mund entweichen. Dies verschaffte ihm erneut einen leichten Schlag auf den Oberarm. „Mensch, Draco! Ich wusste ja gar nicht, wie gut du eislaufen kannst“, bewunderte Pansy Dracos elegante Bewegungen auf dem Eis und ihre Augen begannen regelrecht zu leuchten. Die anderen schienen nicht weniger überrascht über Dracos verborgenes Talent. Dem Blonden wurde die Aufmerksamkeit langsam unangenehm und eine leichte Röte zierte sein blasses Gesicht. „Ach, so schwer ist das nicht.“ Blaise musste über die Verlegenheit seines sonst so gelassenen Freundes lachen. „Ich kann nur geradeaus fahren“, lachte Daphne über sich selbst, wackelte über die Eisfläche und stieß beinahe mit Goyle zusammen, der gefährlich mit seinen Armen ruderte. Pansy rutschte gerade auf Blaise zu, klammerte sich an seinen Arm um sich selbst abzubremsen. Draco amüsierte sich sehr über den Anblick seiner Freunde. Zabini konnte einigermaßen gut fahren, aber die anderen waren ja nur lachhaft. Mit einem fiesen Grinsen beschloss er, seine Hausgenossen noch mehr zu ärgern. Mit einer lässigen Drehung fuhr Draco nun rückwärts in leichten Wellenbewegungen über das Eis und hob spöttisch seine perfekte Augenbraue. Alter Angeber, lächelte Blaise in sich rein und half Pansy in eine aufrechte, stabilere Haltung. „Draco! Vorsicht!“, rief Daphne dann plötzlich laut über die Eisfläche. Doch noch ehe der junge Malfoy sich umdrehen konnte, prallte er mit jemanden zusammen. Die Wucht war so stark, dass ein gequältes Stöhnen seinen Mund verließ. Nur entfernt vernahm er den erstickten Schrei hinter sich . Mit einem lauten Rumsen landete er auf seinem Rücken und schlitterte einige Meter über das Eis. Für kurze Zeit war er nicht fähig sich zu bewegen, schien den Sturz noch nicht völlig realisiert zu haben. Ein leises gequältes Jammern brachte den Slytherin ins Leben zurück. Noch etwas benommen registrierte Draco den anderen Körper unter sich und raffte sich langsam auf. Er lag quer über dem Körper eines anderen, sodass das Aufstehen mit Schlittschuhen gar nicht so leicht war. Fragend drehte Draco seinen Kopf und betrachtete den zierlichen Körper, welchen er mit seinem Gewicht wohl zu erdrücken drohte. Die Person lag auf dem Bauch, das Gesicht flach auf das Eis gedrückt, doch die buschigen Haare verrieten sie sofort. Entsetzt weiteten sich Dracos Augen. „Granger?“ Der Kopf der Angesprochenen ruckte nach oben und sie sah ihn mit ihren schokobraunen Augen über ihre Schulter hinweg an. „M-Malfoy?“, hauchte sie leise und der Slytherin sah deutlich die Verwirrung in ihrem Blick. Kurz verharrten sie in dieser Position, blickten sich gegenseitig in die überforderten Augen. Doch der Moment war schnell vorbei. Errötend robbte sich Draco schnell von ihrem Rücken runter und rutschte auf seinem Hintern ein paar Zentimeter von ihrem Körper weg. Was macht denn Granger hier? Warum musste er gerade sie umnieten? Sie, die seinen Verstand eh schon viel zu lange belagerte und durcheinander brachte. Seitdem sie in seinem Haus gefoltert wurde, war sie in seinem Kopf fest verankert. Und als er sie am Anfang des siebten Schuljahres am Gleis erblickte, wie sie ohne Potter und Wiesel in den Zug stieg, schlug sein Herz ein paar Takte schneller. Dass die beiden auch noch zu Schulsprechern gewählt wurden und sich einen Turm teilten, machte alles noch schlimmer. Sie stritten zwar ab und zu, doch waren keine Schimpfwörter mehr dabei und die Gespräche wurden zunehmend harmonischer. Eben diese Gespräche waren es auch, die dem jungen Malfo des öfteren unerklärliches Herzrasen verursachten. Naja, unerklärlich waren sie vielleicht nicht direkt, aber der Blonde wollte sich auch nicht eingestehen, dass er vielleicht etwas für Granger übrig hatte. Draco beobachtete, wie sich die brünette Hexe langsam aufrichtete und sich ebenfalls auf den Hintern plumpsen ließ. Sag was! Sag was, du Trottel!, meldete sich sein verborgenes Stimmchen zu Wort und verbreitete Panik in seinem ganzen Körper. „A-alles klar?“, stammelte er nervös vor sich hin. Hermine, die sich nun leicht auf dem Hintern in seine Richtung drehte, wischte sich einmal mit ihren Handschuhen durch das Gesicht, strich einige verirrte Strähnen so gut es geht hinter die Ohren und lächelte leicht. „Geht schon. Dafür bist du wenigstens weich gelandet.“ Ihr Lächeln löste die innere Anspannung des Slytherin und er begann sich zu beruhigen. Wie immer eigentlich, wenn sie ihn so ansah. „Das bin ich wirklich“, lächelte Draco nun ebenfalls spöttisch, eine leichte Röte in seinem hübschen Gesicht zu erkennen, ehe er sich geschickt wieder auf die Beine brachte. Hermine beobachtete ihn interessiert und staunte nicht schlecht, als er ihr eine Hand reichte. Dankend nahm die Gryffindor sie an und ließ sich von ihm hoch ziehen. Leider war Hermine nicht so begabt beim eislaufen und begann durch den Schwung, der sie zurück auf die Schlittschuhe beförderte, gefährlich zu wackeln und drohte erneut auf ihren vier Buchstaben zu landen. Draco reagierte und hielt ihre Hand ein wenig fester, half ihr so, das Gleichgewicht zu halten. „Sicher, dass bei dir alles gut ist?“, fragte Draco lieber nochmal nach. „Äh, ja. Es ist nur“, begann Hermine unsicher, als sie seine Hand langsam los ließ und versuchte auf ihren Füßen zu stehen, ohne zu wackeln. „Ich bin nicht....besonders gut darin...“ Draco stutzte kurz, blinzelte zweimal schnell mit seinen eisgrauen Augen und begann fies zu grinsen. „Es gibt etwas, in dem du nicht gut bist?“, fragte er gespielt verblüfft nach. Die Gryffindor errötete ersichtlich und senkte den Blick von seinen Augen. Sie war also nicht nur die selbstbewusste Gryffindor. „Es ist nur das Eislaufen!....Und fliegen tu ich auch ni-...“, sprach sie leise, besonders den letzten Teil. „Fliegen auch nicht?“, neckte Draco sie weiter. „Ich kann es schon! Ich tu es nur nicht so gern“, versuchte die Löwin sich zu rechtfertigen und fuchtelte wild mit ihren Händen in der Luft, was sie fast wieder auf die Eisfläche befördert hätte. Der Jüngste der Malfoys wusste natürlich sehr genau, dass sie das Fliegen nicht leiden, es aber sehr wohl konnte. Hin und wieder nahm er nämlich einige Gesprächsfetzen von Granger mit der rothaarigen Wealsey auf, wenn sie in dem gemeinsamen Wohnzimmer des Schulsprecherturmes plauderten. Er liebte es einfach die temperamentvolle Hexe zu ärgern. Und wie sie so vor ihm stand in ihrem grauen, hübschen Wintermantel, der ihr bis knapp über die Knie reichte und über eine große Kapuze verfügte. Ihr Gesicht verbarg die Hexe in einem himbeerfarbenen Schal und an ihren zarten Händen die passenden Handschuhe. Ihre gelockten Haare standen hier und da etwas wild ab und ihre schlanken Beine, die in einer schwarzen Strumpfhose steckten, wackelten ab und zu etwas unsicher auf der Stelle. Ihr Gesicht vor Kälte - und vermutlich auch Scharm - gerötet. Der Slytherin musste grinsen. Seine Schulsprecherkollegin war einfach zu süß und es gefiel ihm, sich mit ihr zu unterhalten. „Hermine? Hast du dir weh getan?“, ertönte es plötzlich von etwas weiter weg und Draco wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen. Dort stand die kleine Weasley, zusammen mit der blonden Lovegood, aber sie machte keine Anstalten, auf die beiden zu zu kommen. Die Jahrgangsbeste wand leicht ihren Kopf nach hinten. Der Blonde wusste, dass ihr gemeinsamer Moment vorbei war. „Mit geht’s gut, Ginny. Ich komme gleich!“, rief Hermine ihr kurz zu und drehte sich noch einmal zu dem blonden Zauberer vor ihr. „Ja, also...“, rang sich Hermine um ihre Wort und spielte nervös mit ihren Händen. „´Tschuldigung nochmal wegen vorhin“, kam Draco ihr zuvor, wollte sie aus der ungewohnten Situation entlassen und sich abwenden, als sie ihn an seinem Mantel festhielt. Überrascht hielt Draco inne und blickte ihr in das stark gerötete Gesicht. „Ich...wollte noch-“, kam es wie ein heiseres flüstern aus ihrem süßen Mund und der sonst so stolze Slytherin bekam allmählich feuchte Hände in seinen Handschuhen. Sie atmete einmal tief ein, ihre Augen groß und glänzend, direkt in seine blickend und Draco wurde schlagartig nervös. Sie hielt ihn noch immer fest und Malfoy spürte das Zittern ihrer Hände. Die Hitze stieg in seinen Kopf und er wusste genau, dass er nun Ähnlichkeit mit einer Tomate haben würde, doch im Moment störte ihn nur, dass Granger nicht weitersprach. Sie schluckte. Oh Gott! Draco hielt die Luft an, hörte nur noch seinen lauten, unbändigen Herzschlag in seinen dumpfen Ohren. Und warum, bei Merlin, war sie so nervös? Was will sie ihm noch sagen? Doch nicht etwa- „Hey, Granger! Könntest du vielleicht so gütig sein und meinen zukünftigen Schwager wieder loslassen?!“ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- „Könntest du vielleicht so gütig sein und meinen zukünftigen Schwager wieder loslassen?!“ Sämtliche Farbe war aus Dracos Gesicht gewichen und er hatte das Gefühl, dass sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Die lauten, dumpfen Herztöne in seinen Ohren hatten schlagartig aufgehört. Seine grauen Augen fixierten noch immer ihr Gesicht und er konnte nur hoffen. Hoffen, dass dieser Satz nicht wirklich über die Eisfläche geschrien wurde. Hoffen, dass nur er es gehört hatte. Hoffen, dass Granger ihn nicht gehört hatte. Doch es war vergebens. Draco sah, wie die Gryffindor an seinem Arm vorbei sah, dorthin, wo die Stimme von Daphne ertönte. „Selbst wenn du eine Heldin bist, an Draco kommst du niemals ran und das weißt du auch“, sprach die ätzende Stimme der Slytherin weiter und Malfoy wünschte, sie würde einfach ihre unausstehliche Klappe halten. Er glaubte auch, er würde Blaises Stimme hören, die ihr befehligte endlich still zu sein, ehe zwischen den beiden ein leichter Streit entstand. Doch Dracos Fokus lag weiterhin auf der Brünette vor ihm. Ihre großen schokoladenfarbigen Augen hatten diesen einzigartigen Glanz verloren und der Blonde glaubte eine Spur Enttäuschung in ihnen zu lesen. Mit einer kleinen Bewegung hatten ihre schmalen Finger seinen Mantel losgelassen. Draco hielt die Luft an, als die junge Hexe sich abwand. „Granger-“, wollte er sie aufhalten, doch Hermine schnitt ihm das Wort ab. „Schon gut“, murmelte sie leise und schlitterte wackelig auf ihre Freundinnen zu, welche ihr leicht entgegenkamen. Draco sah ihr mit einem leeren Gesichtsausdruck hinter her, hoffte erneut, dass sie sich zu ihm umdrehen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Wut machte sich in seinem Magen breit und er ballte die Hände zu Fäusten, bevor er mit einem tiefen Knurren den Kopf schüttelte. Warum machte er sich überhaupt irgendwelche Hoffnungen? Eine Hand legte sich auf seine Schultern, doch Draco ließ sich davon nicht ablenken und sah der Gryffindor wieder nach. Er wusste, dass sein Freund Blaise nun neben ihm stand, welcher der Löwin ebenfalls nachsah. „Alles klar?“, fragte der Schwarzhaarige nach einiger Zeit und blickte seinen Freund nun direkt an. Dieser wand seinen Blick in die andere Richtung und flüsterte leise: „...Sicher.“ „Gott, ich bin so blöd!“ „Bist du nicht, Hermine.“ „Doch! Wie bin ich bloß auf diese dämliche Idee gekommen? Als wenn er zugestimmt hätte“, zeterte die Jahrgangsbeste in ihrem Schulsprecherzimmer und lief nervös auf und ab. Nach der Aktion auf dem Eis wollte Hermine sofort zurück in das Schloss, wo sie auch gleich ihrem Ärger Luft machte. Ginny saß auf ihrem Bett und versuchte ihre beste Freundin zu beruhigen. „Du weißt es doch nicht. Vielleicht hätte er die eine Chance gegeben. Du sagst ja selbst, dass er dir gegenüber nicht mehr so abweisend ist, wie früher.“ „Das heißt noch lange nicht, dass er mit mir nach Hogsmeade gehen würde“, seufzte die Brünette nun und ließ sich neben Ginny auf ihr Bett fallen. „Ich benehme mich wie ein verliebtes Dummchen.“ „Hör auf, Hermine.“ „Aber Daphne hat doch Recht, auch wenn sie eine dumme Gans ist. Ich habe keine Chance bei ihm und wenn er wirklich ihre Schwester-“, unterbrach Hermine sich selbst und atmete laut aus. Sie spürte das verräterische Brennen in ihren Augen. „Vielleicht stimmt das auch nicht.“ „Ach, nein?“, stöhnte die Ältere und rieb sich ihre Augen, um die Tränen zu verhindern. „Und warum sollte sie es dann herumposaunen?“ „Ich habe von einer Verlobung noch nichts gehört. Vielleicht handelt es sich lediglich um eine Idee, die Greengrass mit den Malfoys zu verbinden.“ „Eine Idee?“ Ginny nickte. „Beide Familien sind sehr alt, reich und halten gerne an alten Traditionen fest. Eine Heirat könnte für die Malfoys für ein neues Standbein nach dem Krieg sorgen.“ „Klingt ja toll.“ Hermine gab sich nicht besonders viel Mühe, ihren Unmut darüber zu verbergen. Ginny rückte näher an sie heran und nahm sie in den Arm. „Nicht aufgeben, Minchen. Ich glaube, Daphne wollte dich nur von ihm fernhalten, weil du eine große Konkurrenz bist.“ Hermines Mund entwich ein leichtes, ungläubiges Lachen. Sie und eine Konkurrenz? Ja, klar. Malfoy würde sie nicht einmal ansehen, wären sie keine Schulsprecherkollegen. Sie hätte niemals gedacht, dass ihre Gefühle für den Slytherin in ihrem siebten Schuljahr so sehr wachsen würden. Als Hermine ihn vor ein paar Monaten am Bahnhof gesehen hatte, war sie sehr überrascht gewesen. Als sie dann auch noch mehr Zeit miteinander verbringen mussten, war es einfach passiert. Müde legte Hermine den Kopf in ihren Nacken und atmete konzentriert ein und aus. Draco Malfoy war immer noch so arrogant wie damals, aber nicht mehr so herablassend anderen gegenüber. Er war nach wie vor stolz, aber nicht mehr so uneinsichtig wie früher. Erneut musste die Brünette grinsen, doch war dieses Lächeln liebevoll und sanft. Sie erinnerte sich an den ersten Moment, wo Draco ihre Gefühlswelt zum ersten Mal auf den Kopf gestellt hatte. In der vierten Klasse bei dem Ball war er in Begleitung einer blonden Schönheit gewesen, die Hermine nicht kannte. Doch sein Lächeln, als er mit ihr und seinen Freunden getanzt hatte, würde sie niemals vergessen. Es war so unglaublich schön und selten. Er wirkte so befreit, wie sie ihn in den vorherigen Jahren noch nie gesehen hatte. Die Gryffindor geriet ins träumen....So würde er sie niemals anlächeln. Nach dem Ball dachte sie, würde sich diese Schwärmerei wieder legen und tatsächlich glaubte sie das bis zu Beginn des siebten Schuljahres. Aber auf dem Bahnhof lächelte er wieder...wie auf dem Ball. So einmalig und wunderschön. Und Hermine wusste, sie könnte es nicht mehr verdrängen. Diesen einen Wunsch... Ein lautes Knarzen schreckte Hermine aus ihren Gedanken. Das Portrait, welches den Eingang in den Schulsprecherturm verbarg, öffnete sich und sie hörte die vertraute Stimme ihres Kollegen, mit seinem besten Freund am diskutieren. Was genau sie redeten hörte sie nicht, doch sie entschloss sich dazu nicht zu sprechen. Sie wollte nicht, dass er sie hörte. Erst als die Tür in das Nachbarzimmer zu fiel, begann auch Ginny wieder zu sprechen. Erneut drückte sie ihre beste Freundin an sich und rieb ihr aufmunternd über den Arm. „Ich weiß, dass du nicht aufgeben wirst, ehe du Gewissheit hast, Hermine.“ ~Drei Tage später~ Draco fühlte sich beschissen. Mit Daphne sprach er kein Wort mehr und wünschte sich, sie hätte ebenso ihren vorlauten Schnabel gehalten. Wie konnte sie das nur herumschreien und dann auch noch vor Granger! Die letzte Person, die etwas davon erfahren sollte. Auch wenn er nicht mit Astoria, Daphnes jüngerer Schwester, verlobt war, war dieses Angebot trotzdem nicht vom Tisch. Dracos Eltern würden die Vereinigung mit einer Familie, wie den Greengrass, nur zu gerne zustimmen. Der Name Malfoy hatte nach dem Krieg zwar nicht viel an Gold, aber Vertrauen eingebüßt. Eine Heirat mit einer der ältesten Reinblutfamilien in England würde dem Namen Malfoy wieder einen festeren Stand in der Gesellschaft geben. Erschöpft atmete der Zauberer aus und wälzte sich unruhig in seinem warmen Bett. Draco kannte Astoria. Sie war eine gekünstelte Schönheit. Perfekt zum Vorführen und als stille Begleiterin bestens geeignet...Doch niemals eine akzeptable Frau für Draco Malfoy, da ihm vor allem eine ganz andere Frau im Kopf herum schwirrte. Sollte er Granger darüber aufklären? Und wenn er es täte, würde das einen Sinn ergeben? Vielleicht interessierte es sie auch überhaupt nicht? In den letzten drei Tagen haben die beiden Schulsprecher nicht wirklich miteinander geredet. Lediglich verstohlene Blicke zugeworfen oder knappe Grußformeln ausgetauscht. Genervt fuhr der Blonde mit seinen Händen durch das müde Gesicht. Er hatte beschissen geschlafen...Langsam schlüpfte er aus seiner kuscheligen Bettdecke und setzte sich auf die Bettkante. Es war Sonntag und noch sehr früh. Draußen war es noch nicht einmal richtig hell. Doch Draco wollte nicht länger in diesen beengten Räumen sein und frische Winterluft einatmen. Mit einem Ruck erhob er sich und lief zu seinem edlen Kleiderschrank, fischte sich einen Pullover und eine Hose heraus. Schnell schlüpfte der junge Malfoy in seine Sachen und huschte aus seinem Zimmer. Das Bad teilte er sich mit seiner Kollegin, welches deshalb an das gemeinsame Wohnzimmer grenzte. Nach seiner morgendlichen Prozedur schlich sein nun wacher Blick zu Grangers Zimmertür. Es war ruhig und es fiel kein Licht durch den unteren Türspalt. Vermutlich schlief sie noch. Entschlossen wanderte Draco zurück in sein Zimmer, schnappte sich Mantel, Schal und Handschuhe und verschwand aus dem Turm. Er wusste nicht, wie lange er schon durch die verschneite Winterlandschaft in der Nähe des schwarzen Sees herumspazierte. 20 Minuten? Eine Stunde? Er wusste es wirklich nicht. Es tat einfach nur ungemein gut, draußen zu sein und die kalte Winterluft einzuatmen. Die erste Winterluft nach dem Krieg... Draco blieb stehen, schloss langsam die Augen und zog so viel klare, kühle Luft in seine Lungen, wie es ihm möglich war. Sie schmeckte wunderbar...Erfrischend und sauber. Keine Spur mehr von dem Leid der letzten Jahre. Mit geöffneten Mund blies der hübsche Mann die nun warme Luft wieder aus. Feiner, weißer Rauch entwich aus seinem Mund und verlor sich langsam in der Umgebung. Entspannter als je zuvor setzte der Slytherin seinen Weg ohne bestimmtes Ziel weiter fort. Er hatte keine Eile zurück in das Schloss zu kommen. Auch wenn es jetzt hell war, würden seine Freunde noch immer in ihren Betten liegen und auf Gesellschaft legte er im Moment sowieso keinen Wert. Seine Schritte führten ihn immer weiter zu dem schwarzen See, hinterließen eine tiefe Spur in dem immer tiefer werdenden Schnee. An manchen Stellen sank der Zauberer sogar ein, verschwand bis zu den Knien in der weißen Masse und musste in unästhetischen großen Schritten wieder aus den Löchern heraus stapfen. Merlin! Der Winter meint es dieses Jahr echt gut, murrte Dracos inneres Stimmchen, als er erneut in einem Schneeloch landete und auf die Seite fiel, sein kompletter Körper mittlerweile mit Puderschnee bedeckt. Wäre er doch mal auf dem plattgetrampelten Weg geblieben! Erschöpft schaffte Draco es schließlich, sich an das Ufer des gefrorenen Sees zu kämpfen und wischte sich hektisch mit seinen schneebesetzten Handschuhen durch die Harre, kämmte sich unbewusst einige Schneebrocken in die leuchtend blonde Pracht. Gerade als er dabei war, seinen schwarzen Mantel von dem Schnee zu befreien, wurde sein Augenmerk auf etwas anderes gelenkt. Draußen auf dem See entdeckte er eine Person. Nach den Bewegungen zu urteilen, war sie am eislaufen....oder sowas in der Art. Der Slytherin erkannte die Person relativ schnell, auch wenn ein leichter Unglaube in seinen eisgrauen Augen zu erkennen war. „Bei Ginny und Luna sah das so leicht aus“, sprach Hermine mehr zu sich selbst, während ihre aufmerksamen Augen auf ihre Schlittschuhe gerichtet waren. Langsam und zittrig „fuhr“ sie über das Eis, sah nicht einmal nach vorne. Entschlossen nickte die Gryffindor und drehte ihren Körper abrupt auf die rechte Seite und wollte eine Kurve fahren. Doch wie befürchtet, stolperte sie und taumelte auf ihren Schuhen. Mit hektisch rudernden Armen und einem entsetzten Gesicht versuchte die Löwin ihr Gleichgewicht zu halten. „Nein! Nein! Nein!“, meckerte die Jahrgangsbeste mit angestrengter Miene, bog ihren Körper zusätzlich in die andere Richtung, ehe sie wackelig und mit den Armen nach Balance suchend wieder stehen blieb. Die sonst so begabte Hexe zog genervt einen Schmollmund und ließ mit einem lauten Seufzen ihre Arme an den Körper fallen. „Ach menno“, jammerte sie und ihr Blick wanderte über die leicht verschneite Eisfläche des Sees. An manchen Stellen waren deutlich einige Schneelücken zu erkennen. Ein kurzweiliges Andenken an ihre zum Teil schmerzhaften Stürze. Hermine war schon seit über einer Stunde auf dem Eis und übte. Ginny und Luna waren viel besser darin als sie und die Brünette hatte das Gefühl, sie auszubremsen. Außerdem nagte es an ihrem Ego, dass sie diese lächerliche Freizeitbeschäftigung nicht beherrschte...Auch wenn ihr Hintern bereits schmerzte und bestimmt voller blauer Flecke war, dachte die Hexe nicht einmal daran aufzuhören. Langsam setzte die Löwin sich wieder in Bewegung, stakste mit kleinen Schritten auf dem Eis herum und nahm langsam mehr Fahrt auf. Angestrengt versuchte sie nicht ständig auf ihre Füße, sondern auf den Weg zu schauen. Ihr Körper war steif wie ein Brett und als sie erneut ihren Körper mit Schwung drehen wollte blieben ihre Schuhe ineinander hängen. Die Hexe geriet gefährlich ins straucheln, versuchte mal wieder ihr Gleichgewicht zu finden, doch ihr rechter Fuß rutschte mit Schwung nach vorne, sodass ihre Beine kurz in der Luft schwebten, ehe sie mit einem leisen Schrei auf ihrem Hintern landete. „Verdammt“, stöhnte Hermine schlecht gelaunt, richtete sich ein wenig auf und verschränkte die Arme vor der Brust, wie ein bockiges kleines Kind. Warum klappte diese Kacke denn nicht? Ein lautes Lachen schreckte die Gryffindor aus ihren Gedanken und sie blickte zu dem Ufer, registrierte zum ersten Mal, dass sie wohl nicht alleine war. „Malfoy?“ „Du hattest Recht. Eislaufen ist wahrlich nicht deine Stärke“, witzelte der hübsche Zauberer und grinste sie frech an. Augenblicklich errötete Hermine und musterte den Slytherin mit einem grimmigen Ausdruck, als ihr ein schrecklicher Verdacht kam. „Wie lange...stehst du da schon?“, fragte die Hexe vorsichtig. „Lange genug.“ Oh Merlin, war das peinlich. Die hübsche Röte in ihrem Gesicht wurde noch einige Nuancen dunkler und sie schaute beschämt auf ihre Handschuhe. Für eine kurze Zeit entstand unangenehme Stille. Auch Draco schien gerade nicht Recht zu wissen, was nun zu tun ist. Eigentlich wollte er sich gar nicht bemerkbar machen. Aber irgendwie konnte der Blonde nicht widerstehen, als ihm klar wurde, dass sie beide ganz alleine hier waren. Nach einigen Sekunden entschied er sich dann zu sagen: „Soll ich dir helfen?“ „Was?“, fragte Hermine auch direkt verblüfft und blickte ihm mit ihren großen Augen an, während sie noch immer auf auf ihren vier Buchstaben auf dem kalten Eis saß. Malfoy atmete einmal stark aus. Die Frage hatte ihn plötzlich mehr Überwindung gekostet, als er gedacht hatte. Sein Herz schlug heimlich einige Takte schneller. „Du siehst so aus, als ob du Hilfe gebrauchen könntest“, versuchte er lässig und cool zu sein, doch war er innerlich nervlich fast am Ende. Hermine Granger sollte mit ihm, Draco Malfoy, alleine auf dem Eis Schlittschuhlaufen? Was, wenn sie nein sagen würde? Dann hätte er sich endgültig zum Trottel gemacht. Doch Hermine hatte gerade ganz andere Gedanken. Sie brauchte noch nie Hilfe bei irgendwas! Die Leute fragten, wenn überhaupt, immer sie, aber niemals umgekehrt! „Ich brauche keine Hilfe“, sagte sie stur und versuchte endlich aufzustehen. Wie sie mit dieser Aussage Dracos Inneres zum Einsturz brachte, war ihr nicht einmal bewusst. „Außerdem“, presste die Gryffindor hervor, als wieder festen Stand hatte. „Hast du neulich erst bewiesen, wie gut du fahren kannst. Es war umwerfend!“, betonte sie besonders das letzte Wort. Der Malfoyerbe schien einen Moment zu brauchen, ehe er realisierte, dass die Chance auf Zweisamkeit doch nicht in so weite Ferne gerückt war. Sie glaubte nicht, dass er eislaufen kann? Oh, er würde ihr zeigen, wie umwerfend er wirklich auf dem Eis war. „Und das war noch längst nicht alles“, sprach Draco mehr zu sich selbst , während der talentierte Zauberer sich ein paar schwarze Schlittschuhe zauberte und Hermine gespielt überheblich angrinste. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Hermine brauchte einen Moment, ehe sie begriff, was nun passieren würde. Mit verwirrten braunen Augen starrte sie rüber zu Draco, der sich gerade die eleganten, schwarzen Schlittschuhe anzog. Er würde doch nicht wirklich...? „Ehm...Was gedenkst du nun genau zu tun?“, fragte die Gryffindor misstrauisch und hob eine ihrer Augenbrauen nach oben. „Was wohl“, antwortete der Blonde achselzuckend, bevor er mit einer lässigen Bewegung auf die Eisfläche trat. Hermine zuckte zusammen. „Du willst mir helfen?“ „Schlaues Mädchen, Granger.“ „Oh, nein!“ „Was nein?“ „Ich brauche deine Hilfe nicht“, meckerte die Brünette und fuchtelte wild mit ihren Händen in der Luft, um ihm anzudeuten, nicht näher zu kommen. Doch dem Slytherin schien das nicht sonderlich zu stören und kam langsam näher. „Sah vorhin aber anders aus.“ Hermine bekam langsam, aber sicher, Panik und die Röte in ihrem Gesicht nahm wieder zu. Als Malfoy immer noch keine Anstalten machte stehen zu bleiben, streckte sie kraftvoll ihre Hände nach vorne, deutete eine Wand an, an der die Schlange hoffentlich abprallte. Sie wollte nicht, dass er sah, wie ungeschickt sie sich auf dem Eis anstellte. „Stopp, Malfoy!“ Und tatsächlich blieb Draco einen Meter vor ihr stehen und blickte genervt auf sie herab. „Merlin, was ist denn?“, knurrte er regelrecht und Hermine spürte, wie seine sonst so schönen, silbernen Augen sie böse anfunkelten. Nervös ließ die Hexe ihren Blick in eine andere Richtung schweifen, ließ die imaginäre Wand mit ihren Händen wieder verschwinden und begann mit ihren Fingern zu spielen. Was sollte sie ihm auch sagen? Und wieso kam er überhaupt auf das Eis? Wohl nicht, um ihr zu helfen...Wahrscheinlich wollte er sich nur über ihre Unfähigkeit lustig machen. Dieser Gedanke ließ die hübsche Gryffindor zornig werden. „Ich...brauch deine blöden Kommentare nicht.“ „Sei nicht gleich wieder beleidigt. Ich will nur-“ „Sicher, willst du das! Mir nur helfen“, unterbrach Hermine ihn direkt gereizt und konnte nicht verhindern, das der zweite Satz mehr als sarkastisch klang. Der große Zauberer vor ihr zuckte, aufgrund ihrer wütenden Stimme, kurz zusammen. Was hatte sie denn jetzt? „Was?“, fragte er demnach ehrlich verblüfft. Mit einem lauten Schnaufen verschränkte die Jahrgangsbeste ihre Arme vor der Brust und schaute wieder direkt in sein Gesicht und ihre Augen blitzten dabei gefährlich. Sie konnte ihm nicht glauben... Wenn Malfoy sich wirklich mit einer reinblütigen Hexe verloben will, warum sollte er ihr dann helfen wollen? Auch wenn das Verhältnis zwischen ihnen besser geworden ist, Freunde waren sie noch lange nicht! „Gib es einfach zu. Du bist nur hier, um dich über mich lustig zu machen.“ Der junge Malfoy blinzelte zweimal verdutzt. Er wolle sich über sie lustig machen? Das glaubte sie? Naja, vor einiger Zeit wäre das gar nicht so abwegig gewesen. Aber Draco wollte ihr wirklich helfen...ohne böse Hintergedanken. Insgeheim hatte er sich auf ein bisschen Zweisamkeit mit ihr gefreut, doch die Tatsache, dass sie ihm sowas unterstellte – und ihm die Frage, ob er ihr helfen soll, gar nicht so leicht über Lippen gekommen war – erboste ihn. Draco öffnete seinen Mund und wollte etwas sagen, doch schloss er ihn schnell wieder. Unter all seiner Aufbringung versuchte er sich zu beruhigen und die bösen Bemerkungen einfach runter zu schlucken. Würde Malfoy jetzt mit ihr streiten, wäre die gewünschte Zweisamkeit dahin...Er schloss die Augen, atmete einmal tief ein und aus. Danach öffnete er vorsichtig seine Augen und sah ihr, immer noch mit einer grimmigen Miene, direkt in ihre braunen Augen, die ihn genau zu beobachten schienen. Als suche sie die gewünschte Antwort in seinem Blick. „Okay, Granger“, begann Draco langsam, sichtlich um Ruhe bemüht. „Du hast allen Grund skeptisch zu sein, aber -“, unterbrach er sich plötzlich selbst, biss sich leicht auf seine Unterlippe und wand seinen grimmigen Blick auf einmal von ihr ab. Hermines Ausdruck veränderte sich aufgrund seiner plötzlichen Stimmungsschwankung. Verwirrt sah sie ihn direkt an, lockerte sofort ihre stabile Haltung. Malfoy dagegen befand sich urplötzlich in einem Dilemma. Und dieses war wahrlich so plötzlich gekommen, als hätte ihn ein Fluch unerwartet getroffen. War er zuvor noch zornig gewesen, war er jetzt...ängstlich? Wegen ihr? Einer Frau? Merlin, was eine Schande...Aber es stimmte. Malfoy wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Es müsste sie überzeugen, aber nicht zu viel von seiner momentanen Gefühlslage preisgeben. Konnte er das überhaupt?! „Alles klar?“ „Hm?“, schreckte Malfoy aus seinen obskuren Gedanken und gaffte sie blöd an. Hermines Mund öffnete sich überfordert. Was ist das für ein untypisches Verhalten? Draco analysierte ihren Blick und realisierte die Situation, wenn auch etwas spät. Hastig schüttelte er seinen Kopf, der einen verdächtigen Rotton annahm. „Äh, d-das war, also eh“, stotterte er herum. „Ich wollte nur, ähh, a-also ich-...Oh Merlin...“, seufzte die Schlange und schlug mit der Faust gegen seine Stirn. Was war er nur für ein Trottel... „Ich will dir wirklich nur helfen. Ich hatte nicht vor, mich über dich lustig zu machen. Aber wenn du mir nicht glaubst...“, sprach Draco leiser, drückte seine Faust immer noch an seine Stirn, als wolle er sich mit dem Druck, der dadurch ausgeübt wird, bestrafen. Warum verbockte er das ganze? Mit den Mädels klappt´s doch sonst immer. Nur bei ihr nicht... Der hübsche Slytherin wollte am liebsten verschwinden. Egal wohin! Ins Schloss, in den Wald, in ein Schneeloch oder am besten direkt unter sich in den See. Dafür müsste nur das Eis einbrechen. ...Ob ein starker Fußtritt reicht? Ein leises Kichern ließ Draco aufhorchen. Und tatsächlich. Hermine hatte die Augen geschlossen und lachte ein leises, aber ehrliches Lächeln, ohne einen Hauch von Spot darin. Dabei hatte er damit fest gerechnet, so dämlich, wie er sich gerade benahm. „Sag mal, Malfoy. Mach ich dich nervös?“, kicherte sie in ihren beerenfarbigen Handschuh, den sie sich leicht vor den süßen Mund hielt, und schielte mit einem Auge in sein verlegenes Gesicht. „Nervös? Tse, das hättest du wohl gerne!“, versuchte Draco, peinlich berührt, ihren Volltreffer zu unterbuttern. Auch wenn sein Ausdruck grimmig war, verriet ihn seine ungesunde, rote Gesichtsfarbe. Natürlich hatte die kluge Hexe seine Unsicherheit bemerkt. Es war so auffällig, weil er sonst nie so...wortkarg war. Und ehrlich gesagt, freute sich Hermine sehr darüber. Auch das Malfoy ihr scheinbar wirklich helfen wollte. Ihre Wut war längst verraucht und auch sie entschied sich dazu, ihm die Wahrheit zu sagen. „Es ist nur so“, begann sie ruhig, auf ihren Lippen noch immer ein bezauberndes Lächeln. „Ich wollte nicht, dass du siehst, wie...untalentiert ich auf dem Eis bin.“ „Glaub mir, Granger. Das hab ich schon längst.“ „Wie nett.“ Nicht wirklich beleidigt durch seinen Satz, wartete Hermine nun auf eine Reaktion seinerseits. Würde er jetzt wirklich mit ihr üben? Innerlich freute sich die selbstbewusste Frau riesig darüber. Hoffte sie doch schon lange auf ein wenig mehr Aufmerksamkeit von ihm. Immer noch verlegen, aber nicht mehr ansatzweise so verunsichert, hielt der Slytherin seiner Mitschülerin und Kollegin seine Hand hin. Mit einem frechen Grinsen sprach er: „Ich zeig dir jetzt, wie man es richtig macht.“ „Ob das was bringt?“, fragte Hermine unsicher und musterte seine ausgestreckte Hand. „Kann nur besser werden.“ „Danke.“ Das „Danke“ klang für Draco mehr nach einem „Stirb, du Bastard“, doch ignorierte er das bewusst. Klar, seine Antwort war nicht nett oder gar einfühlsam. Sie sollte doch nur seine verdammte Hand nehmen, die schon so stark vor Nervosität zitterte, dass er glaubte, sie mache das mit Absicht. Kurz bevor Draco davor war, sie wieder runter zu nehmen, legte die Gryffindor ihre kleinere Hand in seine. Selbst durch die Handschuhe spürte Draco die Wärme ihrer Hand. „Vertrau mir einfach“, sprach Malfoy leise zu ihr. „Kann ich das denn?“, fragte sie ihn ebenso leise und blickte ihm direkt in diese einzigartigen Augen. Sie kannte die Antwort natürlich, doch auch die Löwin hatte ihren Spaß daran, die böse Schlange zu reizen. Um seiner Aussage Ausdruck zu verleihen, fuhr Malfoy plötzlich ein Stück rückwärts und zog, mit einem kraftvollen Ruck, die überrumpelte Hexe einfach mit. Mit dieser Aktion brachte er Hermine so aus dem Konzept, dass sie strauchelte und drohte nach vorne zu kippen. Doch rechtzeitig fassten Dracos Hände ihre Oberarme und hielten sie fest, während sie sich panisch an seine Schultern krallte und mit dem Gesicht an seiner Brust landete. „Wie schaut´s jetzt aus?“, fragte der Blonde sie doch tatsächlich. Diese hinterlistige Schlange! „Inwiefern soll das mein Vertrauen in dich steigern?!“, quiekte die Hexe entrüstet. „Ich hab dich doch gefangen.“ „Du hast mich fast zu Fall gebracht!“ Mit einem belustigten Glucksen zog Draco die Brünette wieder nach oben und sah ihr, mit einem neckend Ausdruck in seinen Augen, in ihre tiefen, noch leicht erschreckten Augen. „Aber du bist nicht gefallen“, beschwichtigte er sie sanft. Hermine schien immer noch leicht empört, obwohl sich erneut ein hübsche Röte auf ihr Gesicht geschlichen hatte. Seine verdammten Augen! „Komm schon. Vertrau mir. Solange ich dich halte, wirst du auch nicht fallen“, fügte Draco noch hinzu und nahm sie wieder bei ihrer Hand, entließ ihre Oberarme aus seinem Griff und sie spürte die eisige Winterkälte plötzlich stärker. So wie jetzt haben sie sich noch nie unterhalten, aber Hermine genoss es sehr und hoffte, dass es in Zukunft so bleiben würde...Doch, wie soll das gehen, wenn er sich bald verloben würde... „Na gut“, grinste Hermine und ignorierte den Stich in ihrer Brust. „Dann zeig mir mal, was du kannst.“ „Eins nach dem anderen. Wenn ich dir jetzt was von meiner Kunst vorführe, fühlst du dich nur minderwertig“, stichelte er, nach wie vor das typisch, diabolische Grinsen eines Malfoy auf den Lippen. „Zuerst bringe ich dir bei, wie man überhaupt richtig geradeaus fährt.“ Langsam setzte sich Draco in Bewegung, fuhr rückwärts vor ihr her und ließ die hübsche Hexe nicht aus den Augen. Sanft zog er sie mit und Hermine umgriff seine Hand ein wenig fester. Unsicher sah sie ihn an. „Solltest du wirklich rückwärts fahren?“ „Warum fragst du?“ „Beim letzten Mal hat das ja nicht so gut geklappt.“ „Da habe ich auch nicht mit gerechnet, dass jemand einfach nur dasteht und nicht ausweicht. Hast du den Sturz nicht erst heraufbeschworen?“ „Ich stand mit dem Rücken zu dir, Malfoy! Ich habe gar nichts heraufbeschworen!“ „Schade eigentlich.“, grinste Draco frech und zog eine seiner perfekten Augenbrauen nach oben. Hermine errötete nur noch mehr. Sie glaubte, keine Hexe mehr zu sein, sondern eine eher Tomate, so lange, wie sie die Röte auf ihren Wangen schon spürte. „Ach, sei doch still, Draco“, murmelte sie verlegen in ihren hübschen Schal und blickte wieder auf ihre Schuhe die langsam über das Eis glitten. Draco grinste, bei ihrem Anblick, wie ein Honigkuchenpferd. Sein Herz schlug einige Takte schneller, nachdem er zwar sehr leise, aber deutlich seinen Vornamen aus ihrem Mund gehört hatte. In seiner Euphorie drückte der Slytherin unbewusst die zierliche Hand der Gryffindor noch ein wenig fester. „Und? Wie sieht das aus?“, lachte Hermine vergnügt, während sie alleine einige Schritte auf der Eisfläche entlang fuhr, ohne zu straucheln oder angestrengt auf die Schuhe zu starren. Draco fuhr ein wenig Abseits und beobachtete sie genau. „Traumhaft, Granger“, sprach er gespielt berührt. Natürlich war sie noch lange nicht perfekt, aber sie konnte immerhin...fahren. Ab und zu sah sie dabei sogar richtig elegant aus. Nur bei den Kurven verlor sie noch schnell ihre Haltung und begann zu wackeln. Großzügige Kurven klappten bei ihr besser. Draco wusste nicht, wie lange sie hier schon gemeinsam am üben waren. Das Frühstück war bestimmt schon längst vorbei und auch wenn er minimalen Hunger verspürte, wollte er diese ungewohnte, und doch schöne Situation nicht zu schnell beenden. Er genoss die Zeit mit der Gryffindor ungemein und glaubte, sich bei keiner Frau so wohl gefühlt zu haben, wie bei dieser temperamentvollen Hexe. Wie sie begeistert lächelte und ihre gelockten Haare wild um ihr hübsches Gesicht wirbelten, brachte den Blonden zum schmunzeln. Mit einem eleganten Schlenker blieb Draco schließlich stehen und besah sich der schönen Winterlandschaft. Mittlerweile waren die beiden Schulsprecher nicht mehr die einzigen auf dem Eis. Einige motivierte Schüler zogen bereits ebenfalls ihre Kreise, aber es waren nicht sonderlich viele. Ein Dutzend vielleicht. Natürlich haben sie nicht schlecht geguckt, als sie den Schlangenkönig mit der Heldin alleine auf dem Eis gesehen haben. Leider musste Draco zugeben, dass es ihm schon etwas unangenehm war, so angestarrt zu werden. Schließlich war er ein verhasster Todesser und jetzt tänzelte er mit der Kriegsheldin romantisch auf dem Eis? Zu seiner Verwunderung schien sich Hermine daran nicht zu stören. Sie fuhr unbeirrt weiter, hat sogar einmal nach seiner Hand gegriffen, als einige Schüler meinten, eine blöde Bemerkung, seiner Vergangenheit wegen machen, zu müssen. Nicht, dass Draco sich an solchen Bemerkungen störte, aber ihre Geste war so liebevoll und ehrlich gemeint gewesen, dass der hübsche Zauberer gar nicht drumherum kam, zu denken, was für eine einzigartige Person diese junge Frau doch war. Am liebsten würde er ihre Hand für immer halten...und nur die ihre. „Draco?“, unterbrach die sanfte Stimme Hermines Dracos Träumerei. Mit einem leisen „Hm?“ wand er sich zu der Löwin, die direkt vor ihm stand. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie näher gekommen war. „Mir ist mittlerweile ziemlich kalt.“ Oh nein... „Hättest du was dagegen, wenn wir für heute aufhören?“, fügte die Gryffindor noch hinzu. Draco spitzte seine Ohren. „Für heute?“, fragte er sicherheitshalber nochmal nach und bemerkte den überraschten Ausdruck in Hermines Augen. Sie hatte über ihren Satz nicht nachgedacht. Das klang ja so, als wolle sie sich weiterhin mit ihm treffen. Das stimmte zwar, aber gehörten da immer noch zwei dazu. „Äh...Natürlich nur, wenn du willst...“, schloss sie peinlich berührt. Um nicht länger in dieser unangenehmen Situation zu sein, fuhr sie unbeirrt weiter fort. „Ich gehe wieder zurück in den Schulsprecherturm“, setzte sie auch direkt an, gab dem Slytherin keine Chance auf eine Antwort. Der Malfoyerbe schien etwas überfordert. Er wollte sie doch gar nicht verlegen machen. Eigentlich würde er gerne mit ihr weiter üben, wenn es hieße, dass er sie so weiterhin sehen konnte. Ein wenig verletzt über ihr plötzliches Abwehren, nickte der Blonde nur zur Bestätigung. „Hättest du...nicht Lust mitzukommen...?“ „...Was?“, stutzte Draco überrascht und brauchte einen kleinen Moment. Ihre Frage schwirrte noch in seinem vernebelten Kopf herum, ohne sie zu realisieren. Hermine dagegen war am Ende ihrer Nerven. Mit klopfenden Herzen sprach sie tapfer weiter: „Ich...wollte dich fragen, ob du dich mit mir aufwärmen möchtest? W-wir könnten...den Kamin anzünden und es uns auf dem Sofa bequem machen.“ … … „B-Bitte?“, stotterte der Slytherin, während sein Gesicht vor Verlegenheit bereits glühte. Oh, Merlin...Mit Granger vor einem prasselnden Kamin auf dem Sofa? Wollte sie ihn gerade verführen? In seinem Kopf produzierte das private Kopfkino bereits verschiedenste Szenen, doch Hermine bemerkte ihre vielleicht nicht ganz klare Wortwahl. Abwehrend hob sie die Ende, beendete Dracos nicht jugendfreies Kopfkino. „Nicht falsch verstehen! Ich wollte mir eine Tasse heiße Schokolade machen. Und es mir dann ein wenig gemütlich machen. Ich...wollte dich nur einladen, mir Gesellschaft zu leisten, aber du kannst auch ablehnen. Kein Problem!“, sprach sie hektisch. Malfoy überlegte einen Augenblick und grinste sie schließlich an. „Einverstanden. „Wirklich? Du kommst mit?“, fragte Hermine nun skeptisch. Irgendwie hatte sie mit einer Ablehnung gerechnet. „Ich bin auch schon eine ganze Weile draußen unterwegs. Also los“, sprach er achselzuckend und begab sich Richtung Ufer. Hermine folgte ihm irritiert, doch konnte sie nicht verhindern, dass sich ein kleines triumphierendes Lächeln auf ihre Lippen stahl. Draco saß bereits auf dem gemütlichen Sofa, eingewickelt in einer kuscheligen Decke. Im Turm angekommen, bemerkte der Slytherin erst, wie kalt ihm wirklich war. Seine Ohren und die Nase waren rot, seine Lippen leicht blau. Das alles hatte er auf dem Eis komplett ausgeblendet. Zitternd hatte Draco seinen Mantel, samt Wärmeausrüstung, in sein Zimmer verfrachtet, den Kamin entfacht, sich fröstelnd die Decke um den trainierten Körper geschlungen und auf das einladende Sofa verkrümmelt. Hermine hatte sich noch kurz in ihr Zimmer verzogen. Was genau sie machte, wusste er nicht. Ob sie die Schokolade selber machen würde? Mit einem Seufzen zog er den weichen, wärmenden Stoff noch enger um sich. Ein verräterisches Kribbeln kroch gerade kurz seine Nase hoch und der Druck entlud sich ohne große Vorankündigung. „Hatschi!“ „Oh, hast du dich erkältet?“, ertönte die fragende Stimme der Gryffindor, welche gerade aus ihrem Schlafzimmer kam. Mit einem leisen Schniefen drehte der Slytherin seinen Oberkörper um 180 Grad, griff mit seiner linken Hand auf den kleinen Beistelltisch und packte sich eine Packung winterlicher Taschentücher. „Ach was“, grummelte er, zog ein weißes Taschentuch hervor und schnaubte hinein. „Ist bestimmt nichts ernsthaftes.“ „Wenn du meinst“, grinste Hermine, tippelte näher an das Sofa heran und reichte Draco eine rote Tasse mit dampfenden Inhalt. „Vorsicht. Ist heiß.“ Mit einem letzten Abwischen der Nase verstaute der Blonde das Taschentuch in seine Hosentasche und griff vorsichtig nach der Tasse. „Danke.“ „Wie höflich.“ „Hey, auch ich kenne Benimmregeln“, brummte Draco und pustete vorsichtig über die braune, verlockend riechende Flüssigkeit. Hermine quittierte seinen Satz mit einem kleinen Lächeln, ehe sie ihre Tasse, welche beige und mit goldenen und roten Sternchen verziert war, auf den Beistelltisch auf der anderen Seite des Sofas abstellte. Nun besah sich Draco seine Kollegin etwas genauer. Sie trug einen großen weinroten Pullover, der einen großen Kragen besaß und ihr knapp über den zuckersüßen Hintern reichte. Darunter trug sie eine schlichte, schwarze Wollstrumpfhose und ihre Füße steckten in hellen, kuscheligen Socken. Ihre Haare waren voluminöser durch ihre gemeinsame Schlittschuhfahrt und waren teilweise in ihrem großen Kragen verborgen, bauschten sich um ihr hübsches Gesicht. Der junge Malfoy konnte aufgrund ihrer äußeren, durchaus ansehnlichen Erscheinung nur heimlich schmunzeln. So würden sich manche Slytherinmädchen niemals anziehen, doch ihm gefiel es sehr. Sie sah süß, entspannt und einfach natürlich aus. Hermine bemerkte seine beobachtenden Augen nicht, schnappte sich eine weitere Decke und setzte sich dem Slytherin gegenüber. Ihre langen Beine winkelte sie an und legte die Decke leicht darüber, ehe sie wieder nach ihrer weihnachtlichen Tasse griff. Sie schien nicht so zu frösteln, wie er. Dabei war ihr doch kalt. „Schmeckt´s?“ „Hab´s noch nicht probiert.“ „Da hab ich´s wohl etwas zu heiß gemacht. Tut mir Leid“, sagte Hermine verlegen und schlürfte vorsichtig ein kleines bisschen der wärmenden Flüssigkeit aus der Tasse. „Nein, ist super so“, widersprach Draco ihr und nahm leider etwas zu viel in den Mund, sodass er sich minimal die Zunge verbrühte. Schmerzhaft zog er die Augenbrauen zusammen und schluckte das heiße, aber gute Zeug sofort runter. Seine Speiseröhre drohte zu verbrennen, aber ihm war wenigstens nicht mehr kalt. „Okay. Vielleicht ist es noch ein wenig zu heiß, aber schmecken tut es gut“, fügte Draco noch hinzu, fuhr mit seiner Zunge an seinen Zähnen lang, um die verbrannte Stelle zu spüren. „Hast du auch schon früher heiße Schokolade getrunken?“, fragte Hermine ihn nun lächeln und blickte ihn mit ihren Augen, die von dem Kaminfeuer leuchteten, direkt an. „Ich war auch mal ein Kind, Granger“, antwortete er ihr nur und war noch immer auf seine Zunge fokussiert. Hermine nickte und trank noch einen Schluck. Die Wärme des Getränkes durchfuhr Hermines Körper und sie fühlte sich einfach wohl. Das Feuer knisterte verspielt in dem Kamin und hüllte den ganzen Raum in ein stimmungsvolles Licht. Es entstand eine entspannte Stille, in der jeder seinen Gedanken nachging und weiter heiße Schokolade trank. Hermine musterte den gutaussehenden Zauberer vor ihr. Seine blonden Haare leuchteten durch das warme Licht der Flammen und waren nicht mehr in Form. Etwas wild standen sie ab, doch der Gryffindor gefiel es sehr. Den Körper der Schlange konnte sie gerade leider nicht bewundern, da er so eingehüllt war, aber sie wusste eines mit Sicherheit: Draco Malfoy war ein Mann! Muskulöse Arme, die sie heute so fest gehalten hatten, ein flacher, fester Bauch, auf den sie manchmal einen Blick erhaschen konnte, wenn er freizügig aus dem Bad stiefelte. Manchmal glaubte die Löwin, er mache das mit Absicht, damit sie sieht, was ihr entgeht. Mit einen leisen Seufzen legte Hermine den Kopf an die Sofalehne. „Er entgeht mir wirklich“, ging es der Brünetten dumpf auf. Er wird sich verloben...Mit einer hübschen, reinblütigen Hexe. Ob er dann mit seiner Frau gemeinsam heiße Schokolade an Weihnachten genießt? Die Jahrgangsbeste wusste nur, dass ihre jetzige Situation mit dem Blonden einmalig ist und sie sollte sie genießen, aber... Dracos Kopf ruckte mit einem Male nach oben. Seine strahlenden Augen sahen direkt in ihre. Ohne Abscheu und so voller Wärme. Verdammt... „Alles in Ordnung?“, fragte er mit seiner rauen Stimme, die auf Hermines Körper eine Gänsehaut hinterließ. Verdammt... „Ja, alles gut“, log sie mit einem falschen Lächeln und trank erneut einen großen Schluck aus ihrer Tasse. „Kann ich dich was fragen, Granger?“ „Klar.“ „Was wolltest du mir auf dem Eis eigentlich sagen?“ „Was meinst du?“ „Als wir unseren kleinen Unfall hatten. Da hattest du mich danach noch aufgehalten.“ Die Hand der Gryffindor versteifte sich um ihre Tasse. „Wie-wie kommst du den darauf, dass ich dir was sagen wollte?“, fragte sie nun überfordert und ihre Stimme klang plötzlich einige Oktaven höher. Draco verzog daraufhin nur seinen Mund zu einer fragenden Miene. „Warum hättest du mich sonst aufhalten sollen. Also los. Sag schon“, forderte er sie auf. Überfordert biss sich die sonst so selbstbewusste Hexe auf die Unterlippe. Verdammt... „Äh...Also ich-“, begann sie stotternd, die Hände noch immer steif um ihre Tasse gekrallt. Was sollte sie auch sagen? Dass sie mit ihm ausgehen wollte, obwohl er wahrscheinlich eine andere hatte? Ein Geständnis, bezüglich ihrer Gefühle für ihn, abliefern? Niemals! Das...ging einfach nicht. Sie verstummte. Ihre sonst so lebendigen Augen verräterisch am glänzen. Malfoy bemerkte dies und ihn überfiel die Panik. „Hermine?“, fragte er scheu, ohne zu bemerken, ihren Vornamen zum ersten Mal in den Mund genommen zu haben. Verdammt! Kraftvoll knallte Hermine die Tasse zurück auf den Beistelltisch. Malfoy zuckte, aufgrund der plötzlichen Wut der Hexe, zusammen und in seinen Augen war nur die grenzenlose Verwirrung zu erkennen. Dass die Tasse das überlebt hatte, war ein Wunder. Als nächstes registrierte die Schlange, dass die Löwin energisch die weiche Decke weg schlug und die Füße auf den Boden stemmte. „Das hier war eine verdammt blöde Idee!“ „Was war eine blöde Idee?“, druckste Draco herum. „Das alles hier!“, schrie Hermine nun und deutet dabei auf sich und ihn. „Diese ganze Aktion von heute war einfach....Es war-“, suchte die wütende Brünette nach den richtigen Worten. „Ach, vergiss es!“, fauchte sie nur, genauso böse, wie eine Schlange, stand mit einen kräftigen Ruck auf und wollte sich in ihr Zimmer verziehen. „Hey! Was soll das?!“, knurrte Draco nun bedrohlich, stellte seine Tasse ungeachtet ab, erhob sich ebenfalls von dem Sofa und ließ seine Decke zu Boden gleiten. Schnell drehte Hermine sich um und sah ihn mit überforderten Augen an. „Das hier war ein Fehler“, sagte sie so unglaublich traurig. Der Slytherin wurde hellhörig, kam bedrohlich zwei Schritte näher auf das Objekt seiner Begierde zu. „Was war ein Fehler?“, zischte er. „Ich kann das einfach nicht, verstehst du?“, versuchte sie verzweifelt ihre missliche Lage zu retten, doch der Blonde war nicht auf den Kopf gefallen. Er ahnte, wo das plötzliche Problem her kam, das diese wundervolle Atmosphäre zwischen ihnen zerstört hatte. „Nein, verstehe ich nicht!“, trieb er sie weiter in die Enge, stellte sich auf dumm. Hermines Herz klopfte so unendlich schwer. „Ich will mir...keine falschen Hoffnungen machen.“ So leise, wie ein Hauch, entrann sich dieser Satz ihrem perfekten Mund. Dabei blickte die mutige Löwin ihm tapfer in die Augen. Sie hielt die Tränen zurück. Draco wand seine eisgrauen Augen nicht von ihr ab ab. Sein Herz schlug plötzlich schneller, als sich etwas in seinem momentan unbrauchbaren Gehirn festsetzte. „Falsche Hoffnungen?“, flüsterte er bedächtig. Sein Zorn war längst verraucht. „Du wirst heiraten, Draco“, flüsterte Hermine und schluckte die Traurigkeit über diese Tatsache herunter, auch wenn ihr wirklich zum Heulen zumute war. Draco stand vor der Hexe, fixierte ihre schönen, glänzenden Augen mit seinen und versuchte sie zu lesen. Und er glaubte, er habe es gesehen. Die Trauer und Eifersucht über „seine Verlobungspläne“. Seine Vermutung hatte sich bestätigt und mit einem Male wusste er, was nun zu tun war. „Ich werde nicht heiraten....Zumindest nicht in nächster Zeit und bestimmt nicht Daphnes Schwester.“ Hermines Augen weiteten sich ungläubig. „Das ist eine Idee meiner und ihrer Eltern, aber nicht meine. Und ich hatte nie vor, dem Verlöbnis je zuzustimmen.“ „Aber Daphne hat doch-“ „Die hatte nur eine große Klappe.“ „Aber Draco-“ „Nein, Granger!“, unterbrach der Slytherin die Gryffindor barsch. „Es wird keine Verlobung geben, was auch immer die Gerüchte sagen. Ich will keine Greengrass zukünftig an meiner Seite wissen. Zumal mir eine sture, besserwisserische und temperamentvolle Hexe seit einiger Zeit den Kopf verdreht!“ Hermines Herz setzte aus. Stur? Besserwisserisch? Meinte er etwa sie damit? Mit großen Augen gaffte sie den Zauberer vor ihrer Nase an, schüttelte ungläubig den Kopf. „Wen meinst d-“ „Wen ich meine? Ernsthaft?!“, brüllte der Eisprinz, sichtlich um Contenance bemüht, auch wenn es ihm mehr schlecht, als recht gelang. Doch Hermine schenkte dem keinerlei Beachtung, blickte gebannt auf seine perfekten, verführerischen Lippen und wollte seinen nächsten Worten lauschen. „Jetzt mal ehrlich, Granger! So offensichtlich, wie ich mich blöderweise benommen habe, dürftest du ganz genau wissen, welche Hexe ich meine! Ich stehe doch vor dir, oder etwa nicht? Ich bin mit dir Schlittschuh gelaufen, habe mit dir Händchen gehalten, wenn du es so willst, und trinke mit dir heiße Schokolade allein vor einem Feuer in unserem Schulsprecherturm! Und sogar jetzt mache ich mich zum Volldeppen vor dir indem ich diese Rede schwinge! Ich durchschaue dich, Granger! Du willst nur, dass ich derjenige bin, der es zuerst sagt, dabei bist du doch die mutige Gryffindor. Aber bitte, wenn du es so willst, dann sage ich´s dir eben zuerst! Ich lie-“ Doch weiter kam er nicht. Schnell hatten ihre zierlichen Hände sein Gesicht gefangen genommen und sie verschloss seine Lippen mit einem hauchzarten Kuss, dem wohl schönsten Schloss zum Verschließen seines losen Mundwerkes. Nutzlos stand er da und starrte auf die geschlossenen Augen Hermines, welche ihre süßen Lippen noch immer vorsichtig gegen seine bewegte. Erst nach zwei weiteren Sekunden begriff er zwar diese Situation, doch schien sie noch immer so unwirklich. Langsam schloss Draco nun auch seine Augen, erwiderte vorsichtig diesen zärtlichen Kuss, seine Hände noch immer nutzlos an seinem Körper hängend. Er befürchtete diesen wunderbaren Traum zu zerstören, in dem er sich offensichtlich befand. Ihre warmen Hände hielten sein Gesicht an Ort und Stelle und sie müsste auf ihren Zehenspitzen stehen, um seine Lippen überhaupt zu erreichen. Aber ihre Lippen fühlten sich einfach traumhaft an. Draco schmeckte die süße Schokolade an ihnen und sie waren so weich und vorsichtig. Noch nie hatte der begehrte Malfoyerbe ein Mädchen so zärtlich und liebevoll geküsst. Langsam und viel zu schnell, für Dracos Geschmack, löste Hermine sich von seinen Lippen und entfernte sich ein kleines Stück, blickte mit einem verschleierten Ausdruck auf ihrem Gesicht in seines. Dracos Lieder waren nur halb geöffnet, nahmen einen verträumten Ausdruck an. Sein Herz pochte laut in seiner Brust, als er Hermines Hände noch immer an seinen Wangen fühlen konnte. „Willst du noch immer wissen, was ich dich fragen wollte?“, fragte sie verführerisch, strich mit ihrem Daumen über seine gerötete, warme Wange. Draco nickte leicht, war gerade nicht in der Lage Buchstaben und Worte ordentlich aneinanderzureihen. „Ich wollte dich fragen, ob du mit mir nach Hogsmeade gehen möchtest?“ Der junge Malfoy grinste, auch wenn er mit einer anderen Frage gerechnet hatte. Im Nachhinein machte es sowieso keinen Unterschied. Endlich fanden seine Hände ihren Weg auf ihre Taille und in ihre wunderbar, weichen Locken. Bestimmt zog er ihren Kopf etwas näher an seine Lippen und hauchte ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Es wäre mir eine große Freude“, seufzte Draco noch immer grinsend an ihre Stirn, bevor er liebevoll seine Lippen erneut auf ihre legte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)