Find your own way von Kokoro-Tamashi ================================================================================ Kapitel 27: Vorkehrungen ------------------------ Auch Meinungsverschiedenheiten sind Berührungspunkte, an denen sich der Zusammenhalt erproben lässt. Ernst Reinhardt     *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Allgemeine Sichtweise*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Angespannt saßen die jungen Erwachsenen im Wohnzimmer der Chaos-WG. Noch immer waren nicht alle Beteiligten anwesend, so dass Taichi zunächst einmal Tee, Kaffee und andere Getränke verteilte. Yamato lehnte relativ entspannt an der Wand, während Joe die Finger ineinander verhakte hatte und nervös seine Daumen kreisen ließ. Nach wie vor war dem Brillenträger bewusst, dass seine Aufnahmen keine handfesten Beweise waren. Sie würden eine Möglichkeit finden müssen, wie sie die Sache anderes angehen konnten. Selbst wenn sie den Amerikaner unter Druck setzten konnten, würde dieser schnell einen Weg finden, sich daraus zu reden. „Kommt Hikari-chan mit Taichi?“, fragte Takeru nun in die Runde, der sich auf der Couch befand und immer wieder aufgeregt zwischen Türe und den anderen hin und her blickte. Man sah dem jüngeren Bruder Yamatos an, dass er sich Sorgen um die Mutter seines Kindes machte. „Ja. Sie müssten eigentlich gleich da sein“, antwortete Koushiro, der nun die beiden Teetassen vor Joe und Yuri abstellte. „Ich hab‘ auch mit Makoto-Sempai nochmal gesprochen. Er nimmt morgen den ersten Flug nach New York. Er will dort nach Möglichkeiten suchen, Michael an den Pranger zu stellen“, erwiderte Koushiro, welcher sie auf dem Sessel niederließ und genüsslich einen Schluck seines schwarzen Kaffees zu sich nahm. „Wie geht es eigentlich Mimi-chan?“, fragte nun Yuri den Rothaarigen interessiert. „Den Umständen entsprechend. Durch den Vorfall mit Michael dürfen zunächst nur Familienmitglieder zu Besuch kommen“, erklärte er sichtlich frustriert. Seine Finger ballten sich zu Fäusten. Yamato selbst presste die Lippen aufeinander. Seit dem Besuch stand er in regen SMS-Kontakt mit Rei und wusste, wie es den Mädchen ging. Rei wahrscheinlich noch schlechter als Mimi. Trotzdem war er komisch erleichtert, dass es ihnen gut ging. Andererseits hätte er die Rothaarige gern noch einmal gesehen. Er verstand sich selbst nicht mehr. Ständig schlich sich die Hübsche Drogenabhängige in seine Gedanken. Dabei hatte er sich damals geschworen, niemals jemanden aus diesem Klientel an sich heran zu lassen – und nun schaffte er es nicht einmal mehr, sie aus seinen Gedanken zu verbannen.   Seine Gedankengänge nahmen ein jähes Ende, als es an der Türe klingelte. Der blonde Musiker drückte sich von der Wand weg und schritt zur Sprechanlage, nur um Sora wenige Sekunden später die Türe zu öffnen. „Hallo, Yamato. Die Nachricht klang ja richtig bedrohlich!“, war es die Stimme von Sora, die ihn begrüßte. Er nickte. „Ja. Gut, dass du so schnell gekommen bist“, antwortete er. Unter seinen Arm hinweg ging sie in die Wohnung, bevor der Ishida die Türe wieder schloss. Sie wand den Blick zu ihrem Exfreund. Nach wie vor war das Verhältnis zwischen ihnen unterkühlt und angespannt. Etwas, das die Takenouchi wahnsinnig belastete. Sie hatte Fehler gemacht. Ja. Aber musste sie deswegen ihr Leben lang büßen? War es nicht möglich, endlich Grad über die Sache wachsen zu lassen. „Yama-kun?“, fragte sie ihn, bevor sie überhaupt ins Wohnzimmer schreiten konnten. „Ja?“, verwundert sah er die Jüngere an. „Könnten wir bitte wieder normal miteinander umgehen? So wie damals? Ich hasse es, dass wir so miteinander umgehen…“, flüsterte sie. Der Angesprochene sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wie kommst du jetzt darauf?“, fragte er sichtlich verwirrt. Sora zuckte mit den Achseln. „Wir gehen uns schon seit geraumer Zeit aus dem Weg. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Aber müssen wir deswegen alles aufgeben? Ich ertrage das alles nicht… Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe. Herrgott! Mir tut alles so leid. Doch ich kann die Zeit nicht einfach zurückdrehen…“, flüsterte sie schuldbewusst und rieb sich dabei den Oberarm. Noch immer war Yamato beeindruckt über die Worte der Takenouchi. Bisher hatte sie sich nur bei Mimi und Taichi entschuldigt. Scheinbar hatte sie die ganze Zeit nicht wahrgenommen, dass auch er verletzt war. Aber irgendwie hatte sich was verändert. Es störte ihn nicht mehr, dass sich Sora für andere Männer interessierte. Auch er sehnte sich danach, die alte Freundschaft von damals wiederaufzubauen. Yamatos Lippen zierte ein Lächeln, kurz bevor er seine Hand auf den Rotschopf ihrer Haare setzte. Kurz wuschelte er durch die kurzen Haare und entlockte der Jüngeren ein kleines Kreischen. „Hey! Was soll das?!“, brachte sie hervor und versuchte die kurzen Strähnen ihrer Haare wieder zu richten. „Ich möchte auch, dass es wieder wie damals wird. Einfach nur Freunde“, erklärte er mit einem Grinsen. Daher sah er zurück zu der Rothaarigen, nachdem er an ihr vorbeigegangen war. Lässig grinste er sie an. „Oder wie siehst du das?“ Tränen bildeten sich in den Seiten ihrer Augen, als auch sie schnell nickte. „Danke…“, formte sie mit ihren Lippen, als sie gemeinsam das Wohnzimmer betraten.   „Hallo, Sora-chan! Schön, dass du so schnell konntest!“, wurde sie herzlich von Joe begrüßt. Sora lächelte schwach. „Ist doch selbstverständlich. Koushiro-kun? Ich wollte dich nochmal fragen, wie es Mimi geht. Mira-chan war sie letzte Woche besuchen, aber viel hat sie mir nicht erzählt“, gab sie von sich. Jeder der Anwesenden wusste, dass der Rothaarige und die Tachikawa viel miteinander telefonierte. Manchmal war Sora gar ein wenig traurig, nicht genauso viel Kontakt mit ihrer besten Freundin zu haben. Aber durch die Vorkommnisse hatte sich auch ihr Verhältnis verschlechtert. Auch das wollte die Takenouchi verbessern, nachdem Mimi wieder zu ihnen zurückkommen würde. Nur noch zwei Wochen. Sie hoffte wirklich, dass nichts nochmal etwas dazwischenkommen würde. „Ihr geht es gut. Ich soll euch allen Grüße ausrichten und sagen, dass ihr euch keine Sorgen macht“, sagte er mit einem schwachen grinsen. Trotzdem sah man ihm noch immer die Sorge an.   „Möchtest du auch was zu trinken? Oder Kaffee? Tee?“, fragte Yamato, der an der Türe zur Küche stand. „Ein Tee wäre gut.“ „Schwarz? Mit Zitrone?“, fragte er wissend. Klar, damals hatte sie schon immer diese Sorte Tee bevorzugt. Mit einem sanften Lächeln nickte. „Der wäre perfekt.“ Danach ließ sie sich neben Joe und Yuri auf dem Sofa nieder. „Wo sind den Taichi und Hikari-chan?“, fragte sie in die Runde. Doch noch ehe die Frage beantwortet wurde, erklang das Raschelns des Schlosses der Wohnungstüre.   Ein sichtlich angenervter Taichi Yagami sowie dessen kleine Schwester betraten die Wohnung. Takeru sprang direkt auf und schloss die Jüngere in seine Arme. „Geht es dir?“, fragte er direkt nach und wirkte dabei ziemlich besorgt. Viel zu besorgt nach ihrem Geschmack. Schon seit die Schwangerschaft allen bekannt war, war Takeru einfach nur überbesorgt und tat alles, um sie zu schützen. Dabei war sie nur schwanger, nicht schwerbehindert. „Ja, es ist alles okay…“, säuselte sie daher nur kichernd, kurz bevor sie ihn einen Kuss auf die Wange hauchte und schon mal ins Wohnzimmer vorging.   „Nichts ist okay. Heute kam ein Brief von Michael Anwalt. Ich könnt noch immer im Quadrat kotzen!“, fluchte der Brünette, bevor er sich geschafft auf das Sofa fallen ließ und Sora dabei völlig außer Acht ließ. Diese hätte sich beinahe den gesamten Inhalt ihrer Teetasse übergeschüttet, schaffte es jedoch noch rechtzeitig, wieder Gleichgewicht zu bekommen. „Mensch. Kannst du nicht etwas rücksichtsvoller sein?“, fragte sie vorwurfsvoll. Taichi jedoch verdrehte nur die Augen und erwiderte nichts darauf. Stattdessen sah er Joe nur vielsagend an. „Koushiro schrieb, dass es was Wichtiges ist. Habt ihr einen Weg gefunden, wie wir Michael verschwinden lassen können?“, fragte er genervt. Sora stellte kopfschüttelnd ihre Tasse zurück auf den Tisch. „Wirklich. Wir wollen ihn nur loswerden. Nicht verschwinden lassen.“ „Och. Ein Expressversand in die Antarktis würde selbst ich nicht besonders schlimm finden“, wand nun Yuri belustig bei, die sich an ihren Freund schmiegte. Joe seufze resigniert, danach holte er sein Handy aus der Tasche und reichte es dem älteren Yagami.   „Was soll ich mit deinem Handy? Ich will mir euren Dirty-Talk sicher nicht anhören!“, erwiderte Taichi empört, als er erkannte, dass er sich eine Sprachmemo ansehen sollte. „Gott, Taichi. Kannst du dich nicht einfach wie ein Erwachsener benehmen?“, schnaubte der Computerfreak genervt. Nicht umsonst waren die beiden Studenten nach wie vor nicht gut aufeinander zu sprechen. „Nerv nicht Izumi!“, drohte der Braunhaarige. „Was ist es denn?“, wand sich nun auch Hikari dem Gespräch zu und musterte das Handy. „Ich habe ein Gespräch in der Klink belauscht, was euch interessieren könnte. Aber Hikari-chan…?“ Der Brillenträger sah zu der Jüngeren der Yagami-Geschwister. „Könntest du das Handy nehmen?“, fragte er verunsichert. Yamato hob verwundert die Augenbrauen. „Warum soll sie das Handy nehmen? Hast du Angst, dass ich es fallen lasse oder was?“, fragte Taichi gereizt nach. „Abwegig wäre das nicht einmal“, lachte sein bester Freund. „Yamato!“, knurrte der Brünette und sah drohend zu seinem Kumpel. „Mensch. Wir haben wirklich keine Zeit für sowas!“, mahnte nun auch Sora an. „Ich will nur verhindern, dass Taichi-kun vor Wut mein Handy zu Boden knallt…“, erklärte der angehende Arzt folgend. „Du hast ein Gespräch von Michael belauscht?“, verstand der Izumi im Raum sofort. Nun weiteten sich auch die Augen von Taichi.   Wut pochte erneut durch die Adern des Fußballers. Allein den Namen dieser Person zu hörte, brachte sein komplettes Inneres in Wallungen. Wenn Joe schon so weit ging, dass er ein Gespräch aufnahm, dann war es womöglich die beste Idee, wenn er nichts zu Greifen hatte. Bereitwillig gab er auch seiner Schwester das Handy und sah diese erwartend an. Hikari zögerte keine Sekunde, kurz bevor sie auf den Knopf drückte, um die Sprachmemo abzuspielen. Die gesamte Gruppe umgab eine ehrfürchtige Ruhe.   Zehn Minuten später stand den Freunden der Schock ins Gesicht geschrieben. Bis auf Taichi. Dem standen der Hass und die Wut ins Gesicht geschrieben. Dieser Arsch plante also, Mimi wieder zu sich nach Amerika zu nehmen und dafür ihre Freundschaft in Zwei zu reißen? Als ob sie sowas jemals zulassen würden. Vor allem nicht mit dieser Information. Allerdings wirkten die anderen trotzdem etwas bedrückt. Besonderes Sora. Diese presste schuldbewusst die Lippen aufeinander. Mit ihrem Handeln hatte sie dem Amerika direkt in die Karten gespielt. Das schlechte Gewissen verursachte Übelkeit in ihrem Inneren. „Das können wir ihm nicht durchgehen lassen!!!“, schrie auf einmal Taichi auf, kurz bevor er vom Tisch aufsprang und beinah den Tisch umgeworfen hätte. Wütend lief er zum Küchentisch und schlug einmal mit einem Krachen auf diesen herab. „Können wir das nicht einfach der Polizei zukommen lassen?“, fragte Yamato, der sich im Moment nichts sehnlichster als eine Zigarette wünschte. „Eher unwahrscheinlich. Heimlich gemacht Aufnahme verletzten das Persönlichkeitsrecht und werden als Beweismaterial nicht zugelassen“ „Aber vielleicht können wir Michael damit unter Druck setzen?“, war es der hoffnungsvolle Vorschlag vom kleinen Bruder des Musikers. „Das dachte ich mir auch. Aber Michael ist schlau. Er wird trotzdem ein Mittel finden, Mimi-chan unter Druck zu setzen oder Taichi einen Strich durch die Rechnung zu machen…“, kam es frustriert von Joe. „Das ist doch noch normal. Es kann doch nicht sein, dass wir nichts gegen diesen Mistkerl machen können?!“, kam es erneut aufgebracht von Taichi.   „Du hättest deine Gefühle einfach besser unter Kontrolle haben müssen!“, erwiderte nun Koushiro vorwurfsvoll. Diesmal kassierte er jedoch einen Tritt gegen sein Schienbein der jüngeren Yagami. „Das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Mimi-chan ist später die Leidtragende!“, mahnte die reife junge Frau an. Taichi unterdrückte einen verachtenden Kommentar. Hikari hatte wirklich Recht. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um zu streiten. Zumal er einfach keine Lust mehr auf das Ganze hatte. Er wollte sich nicht mit seinen Freunden streiten. Dass alles belastete ihn einfach nur noch. Die Anzeige. Die Sache mit Mimi. Michael. Dass Hikari schwanger war. Seine Eltern. Und von seinem Studium wollte er gar nicht erst anfangen.   Der junge Man ließ sich auf einem der Küchenstühle nieder und raufte sich die Haare. Langsam überforderte ihn das alles. Natürlich würde er alles für die Tachikawa tun. Für sie würde er sogar sterben. Aber alles hatte seine Grenzen. Der Yagami hatte das Gefühl, erstand vor einer Mauer, welche er so leicht nicht überwinden konnte. Koushiro musterte den Braunhaarigen und seufze innerlich. Sie benahmen sich kindisch. Wirklich. Schon seit geraumer Zeit bemerkte er mehr und mehr, dass Taichi unter der Situation litt. Auch darunter, dass sie sich stritten, dass es einfach nicht mehr so wie damals war. Dem Rothaarigen ging es genauso. Sie mussten sich zusammenraufen und wieder zu ihrem alten Glanz finden. Verdammter Dreck! Sie alle waren schließlich Freunde. Selbst wenn die Gefühle sie zu Rivalen machten, hieß das noch lange nicht, dass sie nicht dennoch freundschaftlich zusammenhalten konnten. Ihm selbst waren seine Freunde auch so wahnsinnig wichtig. Er wollte Mimi helfen, aber auch Taichi. Denn sie waren ein Team. Und das würde sich ohne Weiteres nicht ändern.   „Wir werden das schon irgendwie durchstehen. Gemeinsam.“ Koushiro fixierte mit seinem Blick seinen Rivalen in Herzensangelegenheiten. Dieser setzte sich auf und erwiderte diesen misstrauisch. Auch er war es leid, sich Wortgefechte mit dem Träger des Wissens zu liefern. Dafür hatte er wirklich nicht den Kopf. „Und wie sollen wir das anstellen? Ich habe nun wirklich nicht die besten Karten.“ „Taichi. Du hast noch nie aufgegeben und das wirst du jetzt auch nicht tun!“; mahnte Hikari ihn an. „Außerdem bist du nicht alleine. Gemeinsam schaffen wir das schon und suchen eine Lösung.“ „Makoto-kun ist auch nach Amerika aufgebrochen, um was herauszufinden. Michael wird nicht gewinnen!“, ergänzte Sora die Ansprache ihres Exfreundes. Auch Joe nickte. „Diese Aufnahme hilft uns vielleiht wenig vor dem Gesetz, aber sie kann Michael deutlich zeigen, dass wir nicht aufgeben werden!“, sagte er streng und nahm sein Handy wieder entgegen. „Meine Güte. Wir haben Digimon auf dem Megalevel besiegt. Da werden wir doch wohl einen solchen Mistkerl zur Strecke bringen!“, mischte sich auch Takeru ein. Koushiro nickte zustimmend, ließ den Blick aber nicht von Taichi ab.   „Wir sind Freunde. Und wir werden nicht zulassen, dass ein dahergelaufener Hund einfach alles zerstört!“, sprach er theatralisch aus. Damit brachte er selbst Taichi zu einem zurückhaltenden Nicken. Das war es, was Freundschaft und Zusammenhalt ausmachte. Nicht aufgeben und immer geradeaus blicken.   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Zwei Wochen später…   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Endlich, endlich kam der Tag an dem Mimi die Entzugsklinik vorerst verlassen durfte. Nun hieß es den Alltag durchzustehen und die Herausforderungen zu meistern die zu Hause auf sie warten würde. Die Brünette packte gerade ihren Koffer, während Rei die Modestudentin traurig dabei beobachtete. „Ich will hier nicht alleine zurückblieben. Ohne dich geh ich hier voll ein“, seufzte die Rothaarige und hielt ihre Arme und verschränkte diese vor ihrer Brust. „Ach so ein Unsinn, du wirst doch maximal in zwei Wochen auch entlassen, das schaffst du schon“, versuchte die Trägerin der Reinheit die Physikstudentin zu überzeugen. „Ich will es hoffen, sonst mache ich dich alleine für alles verantwortlich!“ erwiderte die Rothaarige ernst. Mimi hörte prompt auf zu packen und sah irritiert zu Rei rüber, dann fing die Rothaarige laut zu lachen an und wedelte mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herum. „Spaß, zerbreche dir mal meinetwegen nicht dein hübsches Köpfchen“, „Du dummes Opfer, jag mir doch nicht so ein Schrecken ein“, fluchte die Brünette und widmete sich wieder ihrer vorherigen Tätigkeit dem packen zu. „Junkie...“ entgegnete Rei amüsiert zurück, stand von ihrem Bett auf, holte etwas aus ihrer Schreibtischschublade, ging auf Mimi zu und hielt der Brünetten ein kleines Präsent vor. „Was ist das?“ fragte Mimi neugierig nach und griff nachdem Geschenk. „Na mache es auf, dann weißt du es“, drängte die Rothaarige und sah die Modestudentin auffordernd an. Mimi löste die Tesastreifen vom Papier und zog das Geschenk heraus. „Ein Daruma?“ murmelte die Braunhaarige und sah ihre Zimmermitbewohnerin strahlend an. Rei nickte eifrig mit dem Kopf. „Ja, ich dachte er könnte dir helfen, dich bei deiner Willensstärke zu unterstützen, immerhin soll er doch Wünsche erfüllen“, zwinkerte die Rothaarige ihr zu. „Oh Rei-chan, das ist so toll, komm mal her.“ Sofort sprang die Brünette vom Fußboden auf und zog die Physikstudentin dankbar in ihre Arme. „Ach das ist doch nichts.“ „Oh doch! Komm lass mich sein rechtes Auge anmalen“, flötete die Brünette, nahm sich ihre Handtasche, zog einen grünen Filzstift heraus, malte das rechte Auge an und konzentrierte sich ganz auf ihren Wunsch. „Dein Wunsch geht sicher in Erfüllung.“   Als Mimi fertig war, strahlte sie auf die kleine Mönchfigur „Danke, die bekommt einen Ehrenplatz in meinem Zimmer“, erwiderte die Braunhaarige gerührt, dann ging Mimi auf ihre Kommode zu, kniete sich vor dieser hin, öffnete die oberste Schublade und hielt der Rothaarigen ein kleines besticktes Stoffbeutelchen entgegen. „Ein O-Mamori?“, hakte Rei gespannt nach und griff nachdem kleinen Säckchen. „Ja, ein kleiner Talisman für dich, er soll dir Glück und Gesundheit bringen“ erwiderte die Braunhaarige freudig. „Wow, ich habe schon seit Jahren kein Geschenk mehr bekommen. Danke“, nuschelte die Rothaarige und hielt das Stoffsäcken mit den schützenden Schriftzeichen im inneren fest an ihre Brust.  Mimi sah betrübt zu ihrer neu liebgewonnenen Freundin „Dann wurde es höchste Zeit, du bist nämlich ein wundervoller Mensch und ich bin froh dich in meinem Leben zu haben.“ Die Mädchen lächelten sich beide einen Moment an und sahen dann auf ihre Geschenke. „Was hältst du davon, wenn wir zusammen nach einem Jahr unsere Glücksbringer hier im Tempel verbrennen, zumindest, wenn wir es geschafft haben bis dahin clean zu bleiben?“, schlug die Rothaarige vor, Mimi stimmte gleich mit einem nicken ein. “Oh ja, ich bin sicher, dass wir das gemeinsam schaffen“, dann stand Mimi auf und die beiden Freundinnen umarmten sich liebevoll, während beiden mit Tränen in den Augen kämpften. „Das Beste an dem gesamten dämlichen Aufenthalt war es dich kennenzulernen“ erwiderte Rei und löste sich aus der Umarmung, Mimi liefen bereits die ersten Tränen über ihre Wangen. „Ohne dich, hätte ich das niemals geschafft“ wimmerte die Brünette. „Oh Doch, du bist nämlich stärker als du meinst. Glaub immer daran, dann kannst du auch alles erreichen“, „Das gleiche gilt auch für dich...“ Mimi wischte sich die Tränen mit ihrem Handrücken weg und schniefte danach in ihr Taschentuch, auch Rei klimperte ein paar Mal hintereinander mit ihren Augenlidern um die Tränen nicht ausbrechen zu lassen, wischte sich aber daraufhin auch mit einem Taschentun, dass ihr Mimi entgegen hielt über die feuchte Augenpartie.   Nachdem Mimi mit packen fertig war, blickte sie sich noch einmal in dem Doppelzimmer um, etwas Wehmut machte sich in ihrer Brust breit, hatte sie doch eine unglaublich schwere und nervenstarke Zeit in diesen Räumlichkeiten verbracht und doch schöpfte sie endlich wieder Hoffnung und Zuversicht. Hier wollte sie nie wieder landen, dieses Kapitel wollte sie endgültig hinter sich lassen. Für immer.   „Und du willst wirklich lieber alleine zurückfahren? Ich bin sicher sowohl Taichi, wie auch Kushiro-kun wären sofort hier um dich abzuholen“, erwähnte Rei und hielt vielsagend ihre Augenbrauen hoch. „Ja, ich bin sicher, ich sehe sie ja zu Hause sowieso alle wieder und den ganzen Weg auf sich zu nehmen nur um mich abzuholen, halte ich wirklich für übertrieben, außerdem hoffst du doch nur, das Yamato-kun hier nochmal auftaucht und du ihn zu Gesicht bekommst“, zwitscherte die Brünette und zwinkerte ihrer Freundin zu, immerhin wusste die Braunhaarige das Rei und Yamato im regem SMS-Kontakt standen. Sofort färbte sich ein leichter Rotschimmer auf die Wangen der Rothaarigen. „So ein Unsinn“, nuschelte die Physikstudentin, rollte mit den Augen und versucht den Blick der Brünetten auszuweichen. „Der Womanizer interessiert mich nicht die Bohne...“, stellte sie klar. Mimi nickte beiläufig den Kopf. „Wenn du das sagst“ kicherte sie. „Ach glaub doch was du willst“ jammerte die Rothaarige. Sie musste sich eingestehen, dass der Blonde ihr wirklich unglaublich gut gefiel, aber sie rechnete sich keinerlei Chancen bei dem Musiker aus, was sollte auch ein begehrter junger Rocker mit einem kleinen drogenabhängigen Mädchen wie sie eines war, anfangen? „Ich wäre sowieso nicht die richtige für ihn“ flüsterte sie vor sich hin. Mimi lächelte sie aufmunternd an. Sie war sich sicher, dass ihre Freundin gefallen an dem Musiker gefunden hatte, verdenken konnte sie es ihr nicht, aber Yamato war auch weiß Gott kein Kind von Traurigkeit und eine lieblose Romanze brauchte die Rothaarige nach einem Entzug sicher nicht und für mehr war der Blonde leider nicht zu haben.   Zu zweit gingen die Mädchen über den Flur, während die Brünette ihren Koffer hinter sich herzog und Rei ihre Jacke und Handtasche über ihre Arme hielt. Mimi bedankte sich bei allen Schwestern und Pflegern die ihr in den letzten fünf Wochen zur Seite standen und sie durch die Hölle getragen hatte mit einer herzlichen Umarmung, auch das Personal der Entzugsklinik wünschten der Brünette alles Gute und verabschiedeten sich lieber mit den Worten `Lebe Wohl` anstatt `Auf Wiedersehen` zu sagen. Denn ein Wiedersehen war eher von trauriger Natur begleitet und auch wenn sie ihre Patienten mit der Zeit ans Herz gewachsen waren, wollte sie sie lieber glücklich und gesund bei ihren Liebsten wissen, als in ihrer Obhut.   Die Mädchen kamen in dem Empfangsbereich an und die Braunhaarige unterschrieb nur allzu gerne die Entlassungspapiere, die Blonde Rezeptionisten die Mimi echt nicht mehr sehen konnte, wünschte ihr ebenfalls alles Gute, schon alleine die Vorstellung wie sie ihrem Taichi schöne Augen gemacht hatte, nervt sie nach wie vor, daher erwiderte sie nicht viel und kehrte ihr einfach den Rücken zu, während Rei ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnte, da sie über alles involviert war. „Das Taxi ist gleich da, Miss Tachikawa“ erwiderte die Rezeptionisten noch beiläufig. „Schön“ erwiderte die Brünette knapp und verschwand mit Rei nach draußen. Die schwüle Sommerluft lag bereits allgegenwärtig in der Luft und obwohl die Temperatur erdrückend war, fühlte Mimi sich einfach nur gut und befreit. Nach einigen Minuten kam ein Taxi an, der Taxifahrer stieg aus, nahm Mimi den Koffer ab und beförderte diesen in den Kofferraum. Mimi und Rei sahen sich nochmal an und umarmten sich „In zwei Wochen sehen wir uns wieder“, sagte Rei zum Abschied. „Ja und wenn was ist kannst du dich jederzeit melden.“ Mit diesen Worten verabschiede sich auch die Braunhaarige, ehe sie auch auf dem Weg zum Taxi machte. Sie steig hinten ein und winkte der Rothaarigen nochmal zu, die diese Geste erwiderte. Sogleich fuhr der Taxifahrer los und fuhr die junge Frau zum Bahnhof.   ✿*゚’Zwei Stunden später ・✿.。.:*   Mittlerweile saß Mimi schon seit einer halben Stunde im Zug, noch eine Stunde Fahrt lag ihr bevor, ehe sie sich wieder in Tokio befinden würde. Sie stützte ihren Kopf auf ihrem Handrücken ab, sah aus dem Fenster nach draußen und ließ die Landschaft einfach an ihr vorüberziehen und auf sich wirken. Was hatte sie nicht alles erlebt und hinter sich gebracht. Sie war wieder bei Kräften und fühlte sich um einiges besser, als zu Beginn der Therapie, was allerdings auch nicht sehr schwer war, aber sie hatte auch Angst. Angst vor dem was ihr jetzt bevorstand, Angst vor einem Rückfall, Angst davor Schwach zu sein, Angst das wieder alles wie ein Kartenhaus zusammenfallen würde. Die Angst würde wohl auch noch eine Zeitlang anhalten, aber sie glaubte an das was sie in der Entzugsklinik gelernt und was Rei ihr gesagt hatte. Sie kramte nach ihrem Handy und las sich den letzten Nachrichtenverlauf den sie mit Koushiro ausgetauscht hatte nochmal in Ruhe durch. Sie erfuhr von ihrem rothaarigen Freund, dass Michael tatsächlich Taichi wegen Körperverletzung angezeigt hatte, sie war wütend über diese Gewissheit, dass Taichi ihretwegen Ärger hatte, regte sie unglaublich auf. Sie fühlte sich schuldig und verantwortlich, wäre sie nicht gewesen, wäre er niemals so ausgerastet, sie wollte ihm irgendwie helfen, sich revanchieren. Sie wollte kämpfen für sich und für Taichi.   ✿*゚’Eine Stunde später ・✿.。.:*   Mit klopfenden Herzen stand Mimi am Bahnhof und ging auf den Taxistand zu. Der Fahrer musterte seinen neuen Fahrgast erfreut und half ihr dabei ihren Koffer zu verstauen. „Wo darf es denn hingehen junge Dame?“, fragte der Taxifahrer nach. „Ich würde gerne zum Uniklinikum“ antworte die hübsche Brünette höflich. „Sehr gerne.“ Es dauerte circa zwanzig Minuten bis Mimi an ihrer Wunschadresse ankam. Sie bezahlte den Taxifahrer, nahm den Koffer entgegen und schritt auf den Eingang des Krankenhauses zu. Sie war unglaublich nervös, ihre Atmung wurde etwas schwerer und ihre Hände feucht, aber es war ihr egal, auch wenn sie sich etwas fürchtete, dieses Mal würde sie keine Angst zeigen. So schritt sie mutig in das Krankenhaus ein um einen speziellen Gast zu besuchen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)