Treat [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 6: Magnete ------------------ „Mir ist noch gar nicht der Bierhalter hier aufgefallen“, die Worte drangen reichlich amüsiert an sein Ohr und kurz blinzelte er zwischen seinen Armen hervor, legte den Kopf doch auch gleich wieder auf diese und versuchte sich auf das Rauschen des Wassers zu konzentrieren. „Schlechter Zeitpunkt, Tony“, die Worte waren eher ein Wimmern und Bruce schnappte nach Luft, „Außerdem-“, sofort unterbrach Tony ihn, indem er ohne Vorwarnung tiefer in ihn stieß, Bruce damit vollkommen aus dem Konzept brachte, dafür aber ein lautes Stöhnen erntete. Seid er wieder vollkommen auf dem Damm war, ließ er sich wirklich gar nichts mehr verbieten. Außer seine Arbeit, die hatte er noch immer nicht nachgeholt, egal, wie sehr Bruce ihn daran erinnerte, für Tony gab es einiges anderes nach zu holen. „Was wolltest du sagen?“, Tony fand sichtlich immer mehr Gefallen daran, den Jüngeren hin zu halten und mit ihm zu machen, was auch immer er für nötig hielt, bis sie beide Erlösung fanden. „Das war nicht witzig“, seufzte Bruce und versuchte ein paar Schritte zu machen. Sein Hintern tat wirklich seid Ewigkeiten nicht mehr so weh. Tony, der hinter ihm stand lachte leise und warf ihm ein Handtuch über den Kopf, damit er seine Haare trocken rubbeln konnte. „Was wolltest du denn sagen?“, brachte er schließlich versöhnlich hervor und küsste sachte seine Schulter, ehe er sich selbst ein trockenes Handtuch nahm und um die Hüfte wickelte. „Das ist kein Bierhalter und als solchen sollst du ihn auch nicht missbrauchen. Das ist eigentlich für Shampooflaschen gedacht.“ „Doktor Banner, darf ich Sie daran erinnern, dass Sie meinen Arc Reaktor auch immer als Leselampe missbrauchen?“ Bruce' Mundwinkel zuckten zwar leicht, doch warf er ihm einen mehr als genervten Blick zu: „Musst du nicht arbeiten?“, er beobachtete, wie die verschiedensten Emotionen über Tonys Gesicht huschten, dieser mit den Augen rollte und schließlich schwer seufzte und sich an Bruce wandte, der nur leicht die Schultern hob: „Ich weiß, was du sagen willst, aber ich laufe dir schon nicht weg, ja?“, Bruce klopfte ihm auf die Schulter und krallte sich mit der anderen Hand in sein Handtuch, ehe er einen letzten Blick mit Tony tauschte und dann das Badezimmer verließ. Tony hatte sich von ihm verabschiedet, jedoch nicht ohne in mehrmals darauf hin zu weisen, dass er ihn für das Mittagessen wieder abholen würde. Er wollte ausgehen. Unbedingt, nun wo er wieder seinen Arm benutzen konnte. So ganz wohl war Bruce dabei nicht, doch immerhin hatte er nun wieder ein wenig seine Ruhe vor dem Playboy und konnte seiner eigenen Arbeit nachgehen, während Tony vermutlich weniger begeistert als erwartet, in Miss Potts Büro lungerte und versuchte den ganzen Papierkram aufzuarbeiten. So war es sicher besser, denn Bruce selbst musste erneut etwas Abstand gewinnen. Das ging ihm viel zu schnell, immerhin war er selbst noch immer nicht darüber hinweg gekommen, dass er Tony verletzt hatte und dieser trotz allem noch immer so weiter machte, als wäre nichts passiert. Vermutlich sollte er diesen Gedanken – wenn es nach Tony ging – auch einfach verwerfen und sich wieder seines Lebens erfreuen, doch wie sollte er das anstellen, wenn er seid seinem Unfall immer wieder diese Situationen durchlebte, angefangen damit, dass er Menschen, die er liebte, verletzte, bis hin zu den Zweifeln, die ihn immer wieder einholten. Bruce trat durch die Tür zum Labor und ließ JARVIS gleich die Computer hochfahren. „Möchten Sie an Ihrem Projekt weiter arbeiten, Sir?“ „Ja“, er ließ sich auf einen der Stühle fallen und rollte zu dem Schreibtisch herüber, auf denen sich bereits die Dokumente öffneten. Seine braunen Augen huschten über die Fenster und die Finger ruhten auf der Tastatur. Er hatte so lange nicht mehr daran gearbeitet, dass er sogar einen Moment brauchte, um sich an den Zugangscode zu erinnern. Nur kurz überflog er die Sachen, die er bereits erarbeitet hatte und versuchte wieder den Anschluss zu bekommen, damit er weiter arbeiten konnte, jetzt wo er einen Moment Ruhe vor Tony hatte. „Kannst du mir Bescheid geben, wenn Tony seine Arbeit erledigt hat?“ „Sehr wohl, Sir.“ Seine Finger glitten über den Bildschirm, er öffnete ein neues Dokument, um sich weitere Notizen zu machen und fing damit an, ein 3D-Model auszuarbeiten, es mit den Informationen, die er über den Hulk hatte, zu speisen und einige Probedurchgänge zu starten, die sein Projekt enthielt. Bruce konnte nicht sagen, wie lange genau er im Labor saß, doch mit einem Mal fiel ihm die Arbeit um einiges leichter, jetzt wo er sich wieder ein wenig damit beschäftigt hatte, allerdings meldete sich irgendwann JARVIS wieder zu Wort. „Sir? Mister Stark ist nun auf dem Weg, um Sie zum Essen abzuholen.“ Dieses Mal bedankte er sich nicht ein mal bei der KI, sondern speicherte und schloss die Dateien, ehe sein Blick auf sein Handgelenk fiel. Ein dünnes, metallenes Armband hob sich sichtbar von seiner leicht gebräunten Haut ab. Es war elastisch, damit es auch noch bestand, wenn er einen Ausbruch hatte. Er runzelte die Stirn, als er nahezu andächtig über die einzelnen, eng beieinander liegenden Glieder strich und krempelte dann die Ärmel seines Hemds hinunter, damit man es nicht mehr sehen konnte. Gerade im rechten Moment, als er hörte, wie sich die Tür hinter ihm öffnete und Tony schon von der anderen Seite des Raumes tönte: „Na? Hast du mich vermisst?“ Hände legten sich an seine Hüften und Bruce schmunzelte leicht: „So lange ist es nun nicht her, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ Erst hob Tony fragend eine Augenbraue, doch dann sah es tatsächlich so aus, als würde er einen Schmollmund ziehen. Mit einem unangenehmen Gefühl, das sich in seiner Magengrube breit machte, löste sich Bruce von ihm und lächelte schwach. Kaum das Tony wieder vor ihm stand, plagten ihn die Gewissensbisse über seine Arbeit, der er soeben noch nachgegangen war. „Das waren schon ein paar Stunden“, murmelte er befangen und seine Augen glitten für einen Moment auf die Monitore. Die Computer fuhren bereits herunter und kurz runzelte er die Stirn, machte sich allerdings keine weiteren Gedanken darüber. Bruce war seinem Blick gefolgt und betrachtete sein Gesicht fragend, als dieser sich anscheinend versuchte auszumalen, woran er gearbeitet hatte. „Also, wo... gehen wir hin?“, die Frage kam leise über seine Lippen, vorsichtig, als müsse er genaustens abschätzen, wie Tony auf diese Frage reagieren würde und schob die Hände in seine Hosentaschen. Doch auf der anderen Seite hatte er jedes Recht dazu zu fragen, denn sichtlich überrascht stellte er fest, dass Tony einen seiner besseren Anzüge angezogen hatte. „Lass dich doch überraschen. Es wir dir sicher gefallen“, so ganz klar an diesem Tonfall war es noch immer nicht, ob Tony nun tatsächlich etwas beleidigt war, doch er ließ es sich auf jeden Fall nicht anmerken, strich ihm dafür zärtlich über den Arm und küsste ihn sanft: „Zieh dich um, ich warte unten auf dich.“ Mit einem schüchternen Lächeln und Nicken gab Bruce sein Einverständnis, ehe sie beide das Labor verließen und einer sich bereits in die Lobby begab, während der Andere sein Zimmer aufsuchte, um sich umzuziehen. Bruce suchte sich irgendwas zusammen, dass einem Anzug am nächsten kam. Er lebte jetzt schon länger hier mit Tony, doch an die Anzüge hatte er sich noch immer nicht gewöhnt, vor allem, weil sie von Tony gesponsort waren. Er selbst hätte nie auch nur einen gekauft. Na gut, vielleicht, wenn Tony ihn wirklich dazu überredet hätte, denn nach dessen Meinung standen ihm diese Dinger und er solle sie öfter tragen. Auf der anderen Seite waren Bruce selbst meist schon ein Hemd und eine Stoffhose genug. Kurz warf er einen Blick zurück in den Spiegel, rückte seine Brille zurecht und fuhr sich durch die Locken, damit es wenigstens nach etwas aussah, bevor er sich langsam auf den Weg zum Aufzug machte, um damit hinunter in die Lobby zu fahren. „Ich hoffe du gehst sicher, dass auch weder Miss Potts noch Happy irgendwie an die Daten kommen, während wir weg sind.“ Einen Moment blieb es still in dem kleinen Raum, erst dann meldete sich die KI: „Natürlich, Sir.“ Mit einem mulmigen Gefühl im Magen strich er über das dünne Armband, zog jedoch den Ärmel zurück, als mit einem leisen Geräusch die Fahrstuhltüren aufgingen. Wie üblich schien die Lobby um diese Uhrzeit gebrochen voll und davon bekam man in den oberen Stockwerken wirklich kein Stück mit. Er konnte eine Truppe Touristen sehen, die vermutlich auch hofften einen Blick auf Tony zu erhaschen, denn um ihren Hals baumelten Kameras. Geschäftsmänner strömten in das Restaurant und unterhielten sich. Einige standen an der Rezeption und wollten sich vermutlich Termine geben lassen oder ließen Unterlagen da, holten welche ab. Da konnte Bruce nur hoffen, dass Tony seine Arbeit nun endlich erledigt hatte. Seine Augen suchten den Raum nach seinem Freund ab und es war wirklich nicht schwer zu erraten, wo er sich befand; immer in der Mitte einer großen Traube von Frauen und Reportern. Er hörte ihn lachen und je näher er kam, umso deutlicher hörte er auch, wie er Witze riss, die Reporter ein wenig aufs Korn nahm und mit den Frauen flirtete. Wäre bei ihnen alles in Ordnung, hätte er dazu vielleicht ein wenig die Augen verdreht, doch es war nicht alles in Ordnung. Es brach ihm das Herz und doch musste er sich innerlich eingestehen, dass es Tony mit einer Frau an seiner Seite vermutlich wesentlich besser gehen würde. Vor allem wäre er dann auch in Sicherheit. Schweigend bahnte er sich einen Weg zu Tony und versuchte einen sicheren Abstand zu ihm zu halten, damit dieser das Bild wahren konnte, dass sie nur gute Freunde und Kollegen waren. Wenn er ehrlich antworten könnte, würde er auch zugeben, dass es ein wenig störend war, nicht wie jedes normale Paar in aller Öffentlichkeit Hände halten zu können, oder sich schlicht und einfach zu küssen. Aber wer wusste schon, was dadurch für Tony verloren ging. „Entschuldigt meine Herren, die Damen“, er warf der versammelten Weiblichkeit ein Grinsen zu, das dem Doktor sofort die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Hätte es ihm denn gegolten. Die Frauen jedoch lachten nur und winkten ab. „Ich bin zu einem Geschäftsessen verabredet und man sollte seine Geschäfte ja nie warten lassen“, kokett zwinkerte Tony, ehe er mit versteinerter Miene seine Hände als Peace-Zeichen in die Kamera hob, die andere Hand sich an Bruce' Rücken schmiegte und ihn so hinaus geleitete, wo bereits sein Wagen vorgefahren war. „Oh“, kam es sowohl ein wenig überrascht, als auch trocken über Bruce' Lippen, „Du willst selbst fahren?“ Tony löste sich von ihm, schloss die Türen mit einem Knopfdruck auf der Fernbedienung auf und umrundete den Wagen, damit er einsteigen konnte: „Warum nicht? Heute ist doch ein guter Tag.“ Bruce' Mundwinkel zuckten. Für Tony vielleicht, aber irgendwas schien ihm hier nicht ganz koscher zu sein, denn für gewöhnlich bevorzugte Tony es, gefahren zu werden, damit er möglichst viel Zeit dazu hatte, Bruce auf dem Rücksitz mit seinen Händen verrückt zu machen. Mal sehen, was er für ihn bereit hielt, viel konnte es an seiner Laune auch nicht mehr ändern. Mit einem Seufzen ließ er sich auf den Beifahrersitz fallen und schnallte sich an. Tony tat es ihm gleich und startete auch schon den Motor. Normalerweise würde ihm schon jetzt lautstark irgendeine Rockband um die Ohren schallen, doch heute war das Radio erschreckend leise. Fast ohne ein Ruckeln fuhr Tony in den fließenden Verkehr ein und passte sich der doch recht kriechenden Geschwindigkeit an. Eine Verschwendung, einen so schnellen Wagen zu fahren. Es blieb bis zur ersten Kreuzung still zwischen ihnen. Bruce war am überlegen, wohin er dieses Mal entführt wurde und so, wie er Tony kannte, war es natürlich ein piekfeines Restaurant, das er reserviert hatte für den heutigen Mittag. Komplett. Vollkommen egal, ob es eigentlich nur für das Abendgeschäft öffnete. „Meintest du das ernst? Das man seine Geschäfte nie warten lassen sollte?“, der Jüngere lehnte sich an die Tür und massierte sich leicht die Schläfe mit den Fingern, während er mit seinen Augen den Fahrer taxierte. Ein amüsiertes Grinsen auf dem Gesicht des Playboys: „Natürlich. Aber du bist noch immer ein viel wichtigeres Geschäft für mich.“ Ohne das er es verhindern konnte, zog Bruce eine Augenbraue hoch. Das klang nicht nur selten dämlich, sondern es war auch selten dämlich. Immerhin schien Tony es ebenfalls einzusehen und entschuldigte sich: „Aber ich würde jetzt lieber mit dir Ausgehen, also tue ich das auch.“ Er zuckte leicht zusammen, als er die warme Hand an seinem Schenkel spürte, konnte es jedoch auch nicht verhindern die Beine weiter zu öffnen, auch wenn er schon von dem Überfall in der Dusche genug hatte. „Ich dachte es sei ein Geschäftsessen“, hörte er sich murmeln und blickte aus dem Fenster, beobachtete die vorbei rauschenden Menschen, die auf dem Gehsteig eilten und nach Taxen riefen. Tonys Finger rieben über den Stoff seiner Hose und bevor er irgendwie weiter gehen konnte, beschloss Bruce lieber die Hand in seine zu nehmen. „Ach komm schon, als würdest du es nicht auch genießen, mit mir auszugehen“, Tony entzog ihm die Hand wieder und legte sie ans Lenkrad, als sie wendeten. Sicher würde er es genießen, wäre er besser gelaunt und musste nicht die ganze Zeit dieses riesige Ego seines Freundes aushalten. Ein leises Brummen kam seitens Bruce und er wandte den Blick wieder aus dem Fenster. Er merkte nicht ein mal, wie sie hielten, sondern betrachtete den Central Park, der auf seiner Seite aufgetaucht war. Menschen strömten rein und raus, lachende Kinder. Pärchen. Bruce rümpfte die Nase, als er über den Baumwipfeln gerade noch die Spitze des Stark Towers erkennen konnte. Die Fahrt hatte sich ja sichtlich gelohnt. „Was ist?“, fragte Tony und sah ihn ebenso an, während er versuchte die Krawatte um seinen Hals ein wenig zu lockern. „Warum denn Geschäftsessen? Würdest du es nicht ertragen, wenn du sagen würdest, es wäre ein Date?“ Wie erwartet schienen Tonys Gesichtsmuskeln zu erschlaffen und er sah Bruce vollkommen entgeistert an. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er wieder begann die Finger zu bewegen, gar leicht den Kopf zu schütteln. „Nein, ich-“ „Und wie viel bezahlst du den Kellnern und Köchen, dass sie die Klappe halten, wenn wir essen gehen?“ „Wie kommst du denn darauf? Sie wissen doch gar nicht, dass das-“, er stoppte sich selbst mitten im Satz, als würde er etwas realisieren, das ihm zuvor noch gar nicht aufgefallen war. Bruce jedoch schon. „Ich meine-“, versuchte Tony es retten zu wollen, doch anscheinend war es bereits zu spät. Früher kam es sicherlich verdammt selten vor, doch in letzter Zeit einfach viel zu häufig. Er konnte förmlich spüren, wie die Wut unter der Haut seines Freundes brodelte. Unbemerkt hielt er die Luft an und ließ die Hände sinken, darauf gefasst, zu flüchten, sollte er auch nur den kleinsten Funken Grün auf seiner Haut oder in seinen Augen erkennen. „Willst du das mit dem Geschäftsessen noch durchziehen?“ „Du meinst das Date?“, Tony versuchte es zu retten und strich vorsichtig mit einer Hand durch Bruce' Locken, ehe er sich hinüber beugte und einen Kuss auf seine Wange hauchte. Alles in ihm sprach dagegen auch nur einen Schritt in dieses Restaurant zu machen, doch er wollte sich nicht so anstellen. Tony konnte sicher bereits ahnen, dass er angefressen war, doch auf der anderen Seite konnte er es ihm auch nicht antun, die ganze Zeit rumzuzicken. Er würde die Zähne zusammenbeißen müssen, auch wenn er jetzt schon sagen konnte, dass das ganze nicht gut ausgehen würde. Tony hatte mit dem Restaurant nicht übertrieben. Zwar war es drinnen ein wenig dunkel, dafür das es draußen noch relativ hell war, doch angenehm kühl und nicht allzu stickig. Der Boden war mit dickem, roten Teppichen ausgelegt, die Wände mit dunklem Holz verkleidet und die Decken über und über mit Stuck bedeckt. Opulent war das Erste, was ihm einfiel. Bruce hätte beinahe nicht mitgekriegt, dass man ihnen schon am Eingang einen Aperitif anbot, weil er so mit Gucken beschäftigt war. Schweigend folgte er Tony und dem Kellner zum Hearth Room. Ein langer Raum, gefüllt mir reichlich gedeckten, runden Tischen. Die Glastüren waren mindestens doppelt so groß wie sie und fast hätte Bruce gesagt, dass der Andere auch hindurch gepasst hätte, aber das war natürlich Unfug. In diesem langen Raum waren die Wände sogar marmoriert in einem extravaganten rot, durchzogen von schwarzen Linien. In der Mitte prangte ein riesiger Kamin, mit glänzendem schwarzen Sims. Doch man führte sie weiter. Wobei Bruce noch immer vollkommen abgelenkt war, nicht wusste, wo er zuerst hinsehen sollte. Das ganze erinnerte ihn mehr an den Speisesaal eines alten Schlosses, als an ein Restaurant in Manhattan. „Hier Ihr Tisch“, man öffnete eine weitere, hohe Glastür und gab ihnen Eintritt in einen kleineren, abgeschotteten Raum, in dessen Mitte ein eingedeckter Tisch stand, etwas tiefer, als die anderen im vermeintlichen Restaurant, denn es waren keine Stühle daneben drappiert, sondern schwere, schwarze Samtsessel. Bruce' braune Augen huschten ein wenig nervös von einer Seite zur anderen. Es erinnerte mehr an ein dekadentes Wohnzimmer. Ebenso mit Kamin und einem hohen Fenster auf der gegenüberliegenden Seite. So richtig wohl fühlte er sich nicht, doch bevor er etwas sagen konnte, sprach erneut der Kellner. „Hier ist unser Weinschrank, bedienen Sie sich ruhig. Die zum Menü zu empfehlenden Weine haben wir bereits für sie heraus gesucht und vorgestellt. Wir werden Sie natürlich nun alleine lassen und in wenigen Minuten mit der Vorspeise beginnen“, er machte einen kurzen Schlenker zu dem winzigen Regal, in dem die verschiedensten Weine lagerten, hin zu einem der Sessel und zog ihn ein wenig hervor. Dann trat er wieder neben sie an die Tür und zog auf einer Seite den schweren, goldenen Vorhang vor: „Wir wollen Sie bei Ihrem Meeting nicht stören und werden jedes Mal anklopfen, wenn wir den nächsten Gang servieren.“ Wie nebenbei stimmte Tony zu und auch die andere Seite des Vorhangs wurde zugezogen, als der Kellner den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Und damit waren sie wieder alleine. Eigentlich hätte Bruce das mit dem Meeting sehr wohl wieder auffassen können, doch das ganze Arrangement um ihn herum war einfach zu überwältigend. Oder auch zu überladen. Er achtete nicht auf Tony, sondern setzte sich einfach in den weichen Sessel und strich gedankenverloren über den Überzug, während er das Emblem vom Russian Tea Room auf den Tellern anstarrte. Ein Geräusch drang an sein Ohr, das ihn aufmerken ließ und er sah, wie Tony seinen Sessel näher an den von Bruce schob. „Was wird das?“ „Ich dachte an ein wenig mehr Zweisamkeit“, er ließ sich mit einem breiten, allzu bekannten Grinsen in den Sessel neben ihn fallen und rührte sich nicht, denn er war der Erste, der die Schritte hörte, woraufhin kurz darauf an die Tür geklopft wurde und er mit einem gut hörbaren Herein es dem Kellner ermöglichte ihnen die Vorspeise zu servieren. Weil die Portion so klein war, hielt Bruce es eher für ein Amuse. Der Kellner wünschte ihnen noch einen guten Appetit, dann verschwand er auch schon wieder. Kaum schlossen sich die Türen, war da wieder Tonys Hand an seinem Schenkel. „Solltest du nicht lieber was essen? Das ist sicher schweineteuer, auch wenn-“, Bruce Stimme erstarb und er blickte auf das kleine russische Ei mit den verschiedenen Toppings und zog leicht die Schultern hoch, „auch wenn es nicht gerade viel ist.“ „Es soll auch nicht viel sein“, kam es sofort seitens Tony zurückgeschossen, wobei Bruce fragen die Augenbrauen hob, immerhin aß Tony gerne, auch wenn es meistens Fast Food war. Tonys Arm legte sich um seine Schultern und er spürte, wie seine andere Hand über seine Brust glitt und damit begann, ihn leicht zu kraulen. Leicht lehnte er sich vor, um dem Doktor einen Kuss zu geben, doch kollidierten seine Lippen eher mit dessen Handfläche. „Iss“, kam es etwas forscher hervor, als beabsichtigt, doch lächelte er leicht, als Tony sich schmollend seinem Essen widmete. Bruce kämpfte sich mehr oder weniger durch drei weitere Gänge und ein Sorbet, sowie Tonys Streicheleinheiten und Küsse. Natürlich nahm er sie gerne entgegen, doch je länger sie hier saßen, umso müder wurde er und er war nicht gerade dazu bereit nachher noch eine Nummer mit Tony zu schieben, egal, wie sehr dieser darauf bestand. Außerdem wusste er gar nicht, ob er auch noch das Dessert überstehen würde. Aber natürlich bestand Tony auch darauf und ließ ihn nicht ungehindert an dieser Komposition aus Schokolade und Früchten vorbeikommen. Mittlerweile saß er eher auf Bruce' Schoß, den Teller mit dem Dessert in einer Hand, den Löffel in der Anderen. Früher erschien Tony ihm nie als jemand, der besonders anhänglich war, doch offensichtlich behandelte er seine Liebschaften, die länger als ein paar Wochen, gar Monate andauerten mit besonderer Fürsorge. Und auch wenn Bruce nach wenigen Minuten bereits das Bein eingeschlafen war und er nichts lieber wollte, als zurück nach Hause, zurück in den Tower, ließ er es sich gefallen. Wann gab sich Tony schon mal so handzahm? Außerdem hatte er hierfür sicher viel Geld hingelegt und er gab sich sichtlich Mühe, auch wenn er von Zeit zu Zeit ein wenig zu aufdringlich wurde. Öfters als ein mal kam ihm der Gedanke, dass er sich nicht so anstellen sollte und Bruce schluckte seinen Protest hinunter und ließ den Playboy einfach weitermachen. Dessen freie Hand verirrte sich immer wieder in seine Haare und spielte mit ihnen, während er mit der Anderen den Löffel voll luftiger Mousse zu seinem Mund führte. Schweigend aß er, zupfte an Tonys Jacket, bis er absolut nichts mehr runter bekam und dessen Hüfte fester umklammerte. „Okay, ich kann wirklich nicht mehr. Wollen wir nicht wieder zurück nach Hause? Bitte?“, seine Stimme klang beinahe so, als würde er flehen und innerlich tat er es auch schon. Bruce hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber er war so voll mit Essen und müde, er wollte einfach nur noch ins Bett. Tony stellte wenigstens schon den Teller beiseite, legte dann jedoch die Arme über seine Schultern und sah ihn mehrere Augenblicke fragend an. Mit gehobener Augenbraue blickte Bruce fragend zurück, hoffte, dass Tony endlich aufstehen würde und wieder Blut in seine Beine floss, ehe er den lächerlichen Versuch machte, die ersten Schritte vernünftig aus diesem Raum zu gehen. „Aber- das Dessert“, Tony klang nicht so, als wolle er wirklich schon gehen, doch was wollte er hier noch weiter tun? „Tony, bitte. Ich wette zu Hause wartet noch etwas viel Besseres auf dich.“ Und da wurde er hellhörig. Einen Moment blieb er zwar still und versuchte irgendetwas aus Bruce' Gesicht herauszulesen, was gar nicht da war, lehnte sich dann jedoch mit einem verschlagenen Grinsen zu ihm herüber und gab ihm einen lüsternen Kuss, ehe er sich erhob und mit diesem ganz speziellen Tony-Stark-war-scharf-Unterton sagte: „Ich denke, wir sollten so schnell wie möglich nach Hause.“ Und Gott sei bedankt, sie fuhren tatsächlich. Draußen war es bereits dunkel, der Tower schien vollkommen verlassen und während Bruce bereits auf dem Weg zum Fahrstuhl war, damit sie hinauf auf ihre Etage fahren konnten, schaffte Tony es schon auf halbem Wege, seinen Oberkörper zu entblößen. Als sie auf ihrer Etage ankamen, hatte er sich noch die Hose von den Hüften gekämpft und stolperte nun mehr oder weniger ins Schlafzimmer. Das Tony es nicht abwarten konnte, war von Vorteil für Bruce, der in seinen Hosen wenigstens noch laufen konnte und war als Erster im Zimmer, ließ sich in das Bett fallen und zog einfach nur die Decke über den Kopf. Als Tony hinterher kam und dort den Anblick sah, hörte man ein lautes Grummeln und schließlich dauerte es einen Moment, bis er seine Stimme wiederfand: „Brucey“, die Laken raschelten und alsbald konnte er die Wärme spüren, die von Tonys Körper ausging. Kurz schielte er unter seinen Armen hervor und betrachtete seinen Freund und Kollegen. Er sah wirklich mehr als beleidigt aus. Seine Augenbrauen zusammengezogen, die Lippen vorgeschoben und er starrte ihn aus braunen Augen an, die ihm noch nie so dunkel erschienen waren. „Tony, tut mir leid, aber ich bin total voll und ich bin müde, mir geht es auch nicht so gut“, murmelte er und drehte sich zu Tony um, legte eine Hand sanft an dessen Wange und es brauchte nicht mal einen Augenblick, da schien sein Ausdruck von wütend zu nahezu emotionslos zu wechseln. Fürsorglich strich er mit dem Daumen über seine Wange und versuchte sich irgendwie wieder raus zu reden: „Ich werd's wieder gut machen, aber gib es zu, du bist auch total voll“, trotz der geflüsterten Worte, ließ sich Bruce zu einem Lächeln hinreißen und es brauchte eine Weile, bis auch Tony lächelte und die Stirn an die seines Partners lehnte. „Morgen“, es war nicht mal eine Frage, sondern eine Feststellung, als Tony das Wort aussprach und Bruce' Hand in seine nahm, um dessen Handgelenk zu küssen. Just in diesem Moment fiel es ihm auf. „Ist das neu?“, Tony runzelte die Stirn und hakte einen Finger und das silberne Armbändchen, welches er bis jetzt nie an ihm gesehen hatte. Außerdem dachte Tony immer, dass Bruce nicht gerade jemand war, der übermäßig Schmuck trug, vor allem, was Ketten oder eben Armbänder anging. „Ja, das-“, Bruce verstummte und seine Augen huschten kurz vom Armband zu denen von Tony. Er schien es für nichts besonderes zu halten, doch war er anscheinend ebenso interessiert darin zu erfahren, warum er auf ein mal ein Armband trug. So holte er erneut tief Luft und reimte sich etwas zusammen: „Das ist so ein Magnetarmband. Soll den Blutdruck senken und so was.“ Tony rümpfte die Nase und gab ein leises, schnarrendes Geräusch von sich: „Wusste gar nicht, dass du an so 'nen Heilkram glaubst.“ „Nun, ich habe lange als Arzt gearbeitet, habe gesehen, was funktionieren kann und was nicht und warum soll ich es nicht selbst ein mal austesten?“, Bruce konnte nicht sagen, ob er nervös klang, ob er verdächtig klang, doch Tony schien es gar nicht mehr zu interessieren, denn dieser war schon beinahe ins Reich der Träume abgedriftet. Das Lächeln, welches sich auf Bruce' Lippen bildete, war jedoch mehr besorgt, voll Furcht und Missverständnis, als er näher an den warmen Körper Tonys rückte und einen Kuss auf die leicht geöffneten Lippen des Anderen hauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)