Paparazzi von -Kuraiko ================================================================================ Kapitel 1: Paparazzi -------------------- Es war ein typischer Mittwochmorgen. Die Uhr verkündete 7:49 Uhr und bis der heutige Unterricht beginnen würde, würden noch genau elf Minuten vergehen. Gesetz dem Fall, dass der Geschichtslehrer pünktlich hier im Klassenraum erscheinen würde und das wiederum war so eine Sache. Erst letzten Freitag hatte der Pädagoge schlicht und ergreifend vergessen, dass er anstatt einer Freistunde Unterricht in unserer Klasse gehabt hätte und war erst eine halbe Stunde später erschienen. Ob er sich wohl heute daran erinnern würde, dass er nicht nur zum Kaffeetrinken und nichts tun eingestellt worden war? Nun, es würde sich zeigen. Zumindest blieb bis Unterrichtsbeginn noch ein wenig Zeit, den die meisten der bereits Anwesenden ganz unterschiedlich nutzten. Hier und da hatten sich einige Grüppchen zusammengefunden, unterhielten sich und lachten. Die Galgenfrist vor dem Unterrichtsbeginn, wie ich in Gedanken vermerkte. Das Hauptthema der Schülerinnen, welche zwei Tische von mir entfernt standen, war wohl der neue Freund von einem der Mädchen. Ein Thema, das mich herzlich wenig interessierte. Meine Bücher und Notizen, welche ich für Geschichte brauchen würde, lagen bereits ausgepackt und ordentlich vor mir auf dem Tisch, was bedeutete, dass ich die restliche Zeit vor dem Unterricht nichts mehr zu tun hatte und meinen Gedanken nachhängen konnte. Und versuchen musste die quietschigen Stimmen der werten Klassenkameradinnen zwei Tische weiter irgendwie auszublenden. Wie konnten Mädchen in dem Alter bloß so helle Stimmen haben? Und warum mussten sie unbedingt so laut reden? – Um die Uhrzeit! Andere Leute versuchten um kurz vor Acht noch so gut es ging mit offenen Augen zu schlafen und diese Schülerinnen hatten nichts besseres zu tun, als einem schon am frühen Morgen einen Tinnitus zu bescheren! Bei all den Sternen da draußen, wenn ich so eine nervige, aufdringliche Stimme hätte, ich würde mich am nächsten Baum erhängen. Aber das war etwas, worüber ich mir wohl nie Sorgen zu machen bräuchte. Meine Stimme war einer der Gründe, die mich berühmt gemacht hatten. Verzeihung – unsere Stimmen hatten uns berühmt gemacht musste es heißen, denn die Band bestand glücklicherweise immer noch aus drei Leuten. Nur das von den beiden anderen gerade nicht all zu viel zu sehen war. Woran das lag? Ganz einfach : die halbe Klasse hatte ihre Tische umringt und quasselte auf die beiden ein. Was für ein schweres Los am frühen Morgen. Entweder waren meine Mitstreiter einfach nur viel zu höflich und zu geduldig um etwas zu sagen, oder aber sie empfanden diesen ganzen Trubel als nur halb so wild.   Der allgemeine Lautstärkepegel in der Klasse ging mir zwar schon jetzt tierisch auf die Nerven, doch noch konnte auch ich die derzeitige Lage als nur halb so wild bezeichnen. Irgendeine höhere Macht musste heute ein Einsehen mit mir gehabt haben, denn bisher hatte sich noch keine, der sonst so aufdringlichen Klassenkameradinnen, an meinen Tisch verirrt. Oder ob es daran lag, dass ich heute unbewusst besonders miesepetrig dreinblickte, da wir gestern Abend erst viel zu spät von einer Probe nachhause gekommen waren? Kaum hatte man im Bett gelegen, da hatte auch der Wecker schon wieder geschellt. Zumindest genoss ich die derzeitige, relative Ruhe und hing ein wenig meinen Gedanken nach, als eine Person plötzlich in mein Sichtfeld trat, die Hände auf meinen Tisch stützte, und ein gut gelauntes :“Guten Morgen!“, trällerte. Das war doch wieder mal... ich hätte mich gedanklich gerade wirklich nicht darüber freuen sollen meine Ruhe zu haben, denn kaum dachte man so etwas, da war es auch schon vorbei mit dem friedlichen Morgen.   Kaum merklich hob ich eine der feinen Augenbrauen, meine Mimik kühlte von -10° auf -20° ab und im Zeitlupentempo blickte ich mein Gegenüber an, warf ihr einen kühlen Blick zu. „Was willst du?“, erkundigte ich mich, denn mit 'verschwinde' oder 'geh wen anders nerven', hätte ich meine Klassenkameradin dann auch wieder schlecht begrüßen können. Und selbst das hätte die Blondine wohl kaum abgeschreckt. Seitdem ich diese aufdringliche Person das erste Mal getroffen hatte, klebte sie an mir wie eine Klette und war einfach nicht abzuschütteln. Ganz egal was man sagte oder tat, es half nichts und die Tatsache, dass wir in eine Klasse gingen, machte die Sache auch nicht gerade besser. „Ach, eigentlich gar nichts. Du hast hier gerade nur so allein gesessen.“, entgegnete Minako derweil auf meine Frage und zog dabei so eine Unschuldsmiene, dass ich ihr diese Aussage nicht so recht glauben konnte. „Und was ist so schlimm daran, mal für einen Moment nicht von dutzenden Leuten umringt zu sein?“ Ein Wink mit dem Zaunpfahl, das ich auf ihre Gesellschaft auch gut verzichten könnte. „Na das ist doch mit Sicherheit furchtbar langweilig.“, antwortete sie mir, nach wie vor mit dem für sie so typischen, gut gelaunten Schmunzeln auf den Lippen. „Was das angeht, sind wir wohl unterschiedlicher Auffassung.“, entgegnete ich gleichmütig. Die Blondine antwortete mir nicht darauf, sondern begann damit in ihrer Schultasche nach etwas zu kramen. „Sag mal, könntest du mir vielleicht einen winzig kleinen Gefallen tun?“, wollte sie nun ganz direkt wissen, nachdem sie irgendetwas aus ihrer Tasche gekramt hatte. Ha! Also doch! Hatte mich mein Gefühl also doch nicht getäuscht. Natürlich wollte diese Nervensäge irgendetwas von mir, so auffällig unauffällig, wie sie sich heute morgen verhielt! „Was ist es diesmal? Ich habe dir neulich erst noch gesagt, dass ich nicht mit dir ausgehe.“, murrte ich skeptisch und direkt zugleich. „Ahaha! Nein, darum geht es doch gar nicht!“, lachte Minako ein wenig ertappt, wanderte währenddessen halb um meinen Sitzplatz herum, nur um mir einen kumpelhaften Klaps ins Kreuz zu versetzen. „Hey!“, beschwerte ich mich sogleich und warf ihr einen angesäuerten Blick zu, doch wie üblich störte die Blondine sich rein gar nicht daran. „Eigentlich wollte ich dich nur um ein Autogramm bitten.“, redete das Mädchen derweil weiter, hielt mir eine CD-Hülle entgegen und sah mich erwartungsvoll an.   Menschen konnten teilweise so verwirrend sein. Was hatte man bitte davon, wenn man schließlich die Unterschrift einer anderen Person in den Händen hielt? Etwas, das ich wohl nie verstehen würde. „Das wäre das wievielte Autogramm in zwei Wochen?“ Ob es half einfach den Blick abzuwenden, wieder nach vorn zu sehen und so zu tun, als wäre die Blondine gar nicht anwesend? Nun, einen Versuch war es durchaus wert, doch leider ließ sie sich auch davon nicht beirren. „So viele habe ich nun auch noch nicht.“, moserte mein Gegenüber auf die Frage hin los, nach wie vor die CD-Hülle in der Hand haltend. „Nicht das es mich interessiert, aber wenn das so weitergeht, kannst du bald dein Zimmer mit Autogrammen tapezieren.“ Oder ob sie das bereits getan hatte? Wundern würde es mich auch nicht mehr. „Ach komm schon!“, bettelte die Blondine weiter und langsam reichte es mir wirklich. Mit einer schnellen Handbewegung griff ich nach der Hülle unserer neusten CD, nahm sie ihr ab und suchte schließlich nach einem geeigneten Stift in meiner Stiftemappe. „Aber danach hörst du auf mich zuzutexten.“, forderte ich, bevor ich schließlich unterschrieb und ihr die CD zurückgab. „Vielen lieben Dank.“, säuselte Minako, blickte mich mit glänzenden Augen an und ergriff erneut das Wort :“Aber bist du dir sicher, dass es dir nichts ausmacht, hier so ganz allein zu sitzen, Yaten?“ Arg! Jetzt ging das schon wieder los! Eigentlich hätte es mir schon vorher klar sein sollen, dass ich diese aufdringliche Person so schnell nicht wieder loswerden würde. Angenervt verdrehte ich die Augen und wollte gerade die passende Antwort geben, da betrat die Rettung, in Form von unserem Geschichtslehrer, den Raum. „Guten Morgen!“, begrüßte Herr Sato uns. „Alle auf eure Plätze, damit wir gleich mit dem Unterricht und der Anwesenheitsliste anfangen können!“ Das es mal so schön sein würde, wenn der Unterricht begann...   We are the crowd We're c-comin' out Got my flash on, it's true Need that picture of you It's so magical We'd be so fantastico   Nach einer Doppelstunde Geschichte, in der wir über den Bombenanschlag auf Hiroshima geredet hatten, schellte es schließlich und die erste große Pause begann. Die meisten Schüler verließen fluchtartig den Raum und auch ich begann damit Bücher und Hefte zurück in die Tasche zu verfrachten, um gleich den Klassenraum verlassen zu können. Ganz so eilig wie viele hier hatte ich es jedoch nicht, denn wer geriet schon freiwillig in diese zur Tür stürmende Menge? Es war immerhin nicht so, als wenn die Schule brennen würde oder ähnliches. Ein Grund zu komplett sinnloser Eile bestand also nicht. „Das die es alle so eilig haben.“, hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir, drehte mich und blickte zu meinem brünetten Teamkameraden, welcher ebenfalls nicht kopflos aus dem Klassenraum gestürmt war. „Was hast du denn erwartet? Dieses Chaos entsteht doch jedes Mal sobald es klingelt.“ Auf meine Antwort lachte Taiki leise, bevor er sich schließlich erkundigte :“Sag mal, hast du mitbekommen wo Seiya so schnell hin ist?“ Überflüssigerweise sah nun auch ich mich noch einmal im Raum um, natürlich um festzustellen, dass der Dritte im Bunde nicht anwesend war und zuckte schließlich mit den Schultern. „Was weiß ich? Vermutlich ist er mit den Anderen eben zur Tür raus um Usagi hinterherzurennen.“, vermutete ich, denn diese Antwort erschien mir noch am logischsten. „Vermutlich hast du Recht.“ Was das betraf waren wir uns wohl einig. Was Seiya jedoch so toll an diesem nicht gerade intelligenten blonden Mädchen finden konnte, war mir hingegen ein Rätsel. Nun, vermutlich nicht nur mir. Taiki und ich waren oftmals einer Meinung und ich war froh, dass mein brünetter Teamkollege nicht auch, wie gewisse andere Personen, vollkommen den Verstand verloren hatte, nachdem wir hier auf der Erde ausharren mussten. Schon oft hatten wir uns darüber gewundert, wie der Schwarzhaarige auf die Idee gekommen war einem Mädchen hinterherzurennen, während wir eigentlich ganz andere Probleme hatten. Die Prinzessin war verschwunden und sie wiederzufinden, das sollte eigentlich unsere Hauptaufgabe hier auf diesem Planeten sein. Nun, jeder Versuch ihm da ins Gewissen zu reden, war bisher fehlgeschlagen und wenn man sich jedes Mal aufs Neue darüber aufregen wollte, würde das früher oder später mit Sicherheit noch graue Haare geben. Nein danke. „Na wie auch immer, ich sehe kurz in der Cafeteria vorbei. Brauchst du auch irgendwas?“, erkundigte Taiki sich derweil freundlicherweise, da er ganz genau wusste, das ich einen Teufel tun würde, freiwillig auch nur einen Fuß in die Cafeteria zu setzen. Um diese Uhrzeit war diese nämlich leider komplett überfüllt. Und das war gleichbedeutend mit binnen kürzester Zeit von lauten, aufdringlichen Fangirls umringt zu sein. „Wenn es etwas gibt, was gut aussieht, dann bring mir ruhig was mit. Ich wollte raus an die frische Luft.“ „Geh klar.“, schmunzelte mein Gegenüber, bevor er im Treppenhaus schließlich den Weg Richtung Cafeteria einschlug, während ich das Gebäude verließ.   Heute morgen war es noch recht kühl gewesen, doch inzwischen war es angenehm warm geworden. Auf dem Schulhof ging mal wieder das übliche Spielchen los. Hier und da galt es einige nervige Schülerinnen abzuwehren, was meist schon mit kühlen Blicken, oder recht knappen Antworten auf ihre Fragen gelang. Als der Hof schließlich überquert war, lag eine Art kleiner Garten vor mir, welcher größtenteils von Büschen umrandet war. Inmitten der Grünfläche befand sich ein großer Baum. Das Laub der Äste spendete Schatten und andere Personen hatten sich bisher noch nicht hier her verirrt. Sehr schön. Mit ein wenig Glück könnte ich hier eine ruhige Pause verbringen. Lediglich Taiki würde sich gleich zu mir gesellen, sobald er aus der Cafeteria zurück war und ob Seiya uns gleich noch Gesellschaft leisten würde, blieb abzuwarten. Das war vermutlich ganz davon abhängig, ob es ihm gelingen würde Usagi ein Gespräch aufzuzwingen oder nicht.   Gemütlich setzte ich mich ins Gras, legte meine Tasche neben mir ab und lehnte mich mit dem Rücken an den Baumstamm direkt hinter mir. Was für ein herrlicher ruhiger Platz inmitten der sonst so hektischen Schule. Außer zwei kleinen Singvögeln, welche in einem der Sträucher hier ganz in der Nähe herum hüpften, war niemand anwesend. Kurz schloss ich die Augen, genoss die Ruhe und driftete mit den Gedanken ab. Wie es der Prinzessin wohl ging? Eine Weile war seit dem grausamen Angriff auf unseren Heimatplaneten vergangen und nach wie vor fehlte jede Spur von ihr. Ob sie wohlauf war?   Aus den Gedanken gerissen wurde ich von dem Auslöser einer Kamera. Das typische Geräusch ertönte und ein Blitz sorgte dafür, dass ich trotz geschlossener Augen erst einmal Sternchen sah. Was zum?! Hatte man denn nicht mal hier für einen kurzen Moment seine Ruhe? Scheinbar nicht. Angenervt öffnete ich die Augen wieder und musste nicht lange nach dem Übeltäter suchen. Mit ihrem typischen, gut gelaunten Grinsen trat die Blondine, welche mir eben in der Klasse schon ziemlich auf den Geist gegangen war, zwischen zwei Sträuchern hervor. Die Kamera hielt Minako noch in der Hand. „Du schon wieder.“, ergriff ich mürrisch das Wort, doch wieder einmal ignorierte das Mädchen meine Laune gekonnt. „Du bist ja schon wieder ganz allein.“ „Kein Grund mich ungefragt zu fotografieren!“ „Entschuldige, das bot sich gerade so an. Da habe ich wohl etwas schneller gehandelt als gedacht.“, kicherte Minako leicht verlegen, bevor sie sich einfach neben mich ins Gras fallen ließ. „Sag mal, hast du es dir in den letzten Wochen eigentlich zum Hobby gemacht mir hinterherzujagen?“, erkundigte ich mich mit hochgezogener Augenbraue und erwartete nicht wirklich eine ehrliche Antwort darauf. „Ach was, das ist bloß Zufall.“, stritt die Blondine das Offensichtliche ab. „Aber niemand sollte seine Pause ganz allein verbringen müssen.“ „Und warum bist du dann nicht bei deinen Freundinnen?“, versuchte ich den Spieß umzudrehen und sie auf diese Art und Weise wieder loszuwerden. „Na weil ich gerade gesehen habe, wie du hier her gelaufen bist.“, verplapperte sie sich. Natürlich! Wie könnte es auch anders? Viele Fans waren mindestens genau so anstrengend und nervig wie die ganze Fanpost, die Tag für Tag unseren Hausbriefkasten überflutete, doch dieses Mädchen war mit ihrer Aufdringlichkeit absolut ungeschlagen. „So viel also zum Zufall.“, kommentierte ich zynisch und überlegte kurz, ob ich nicht einfach aufstehen und gehen sollte. Aber dann wäre sie mir vermutlich eh nur hinterhergerannt und Taiki hätte mich so schnell auch nicht wiedergefunden. Erneut kicherte sie ein wenig verlegen, da ich die Lüge natürlich durchschaut hatte, doch warf diese Tatsache Minako nicht all zu lange aus der Bahn. „Ich habe gehört, dass ihr im Moment furchtbar viel zu tun habt, weil ihr an einem neuen Album arbeitet, stimmt das?“ „Das bleibt nicht aus, wenn man berühmt ist.“, antwortete ich knapp und ahnte bereits, das es nicht nur bei dieser einen Frage bleiben würde. Die Augen meiner Klassenkameradin begannen zu funkeln und sofort hakte sie begeistert nach :“Waaas? Also stimmt es und ihr arbeitet wirklich an einem neuen Album?“ Als Antwort darauf verschränkte ich nur die Arme vor der Brust und stellte klar :“Nur falls du vorgehabt haben solltest zu fragen, ich rede noch nicht darüber.“ „Ach schade. Dabei könnte es doch sicher nicht schaden zumindest schon mal eine Kleinigkeit zu verraten?“ Erwartungsvoll blickte sie mich an, scheinbar in der Hoffnung, dass ich mich wirklich noch umstimmen lassen würde. Meine Rettung traf jedoch just in dem Moment, in Form von meinem brünetten Teamkameraden ein, welcher wieder aus der Cafeteria zurück war. „Wusste ich es doch, das du hier sein würdest.“, begrüßte der andere Sänger mich. Sogleich erhob ich mich von meinem Platz, klopfte einige Grashalme von meiner Kleidung, hob meine Schultasche auf und warf Minako noch einen kühlen Blick zu. „Wenn ich wirklich vorhätte, jedem unserer Fans auch nur ein bisschen etwas über unsere Arbeit zu erzählen, dann hätte ich verdammt viel zu tun, ist dir das eigentlich klar? Berühmt zu sein ist nicht so spaßig, wie du es dir vielleicht vorstellst. Merk dir das.“ Mit diesen Worten lief ich rüber zu Taiki und deutete in Richtung Schulhof. „Lass uns gehen.“ „Na du hast ja heute wieder ne Laune.“, stellte der Brünette schmunzelnd fest und schüttelte darüber nur den Kopf.   Leather and jeans Garage glamorous Not sure what it means But this photo of us, it don't have a price Ready for those flashing lights 'Cause you know that baby, I   Etwa eine Woche war seit diesem mehr als nervigen Schultag vergangen. In der Zwischenzeit war es zwar in der Schule etwas ruhiger geblieben, wenn man das so nennen konnte, doch dafür war sonst sehr viel zu tun. In letzter Zeit waren wir fast Dauergast im Tonstudio gewesen, hatten diverse Interviews gegeben und zu allem Übel waren die beiden anderen auch noch auf die Idee gekommen eine Autogrammstunde zu veranstalten. Und wozu das Ganze? Richtig – um von Fans überrannt zu werden natürlich und um in Zukunft vermutlich mit noch mehr Fanpost überflutet zu werden. Unserem eigentlichen Ziel aber, nämlich die Prinzessin zu finden, waren wir dadurch leider noch kein Stück näher gekommen. So langsam wurde es echt frustrierend. Die ganze Berühmtheit, die Erde generell und unsere Fans erst recht! Auch heute hatten wir wieder den halben Tag im Tonstudio verbracht und waren erst ziemlich spät nachhause gekommen. Noch ein wenig fernsehen, dann war der Tag auch schon wieder gelaufen, wenn man sicher gehen wollte, wenigstens noch genug Schlaf zu bekommen, um unschöne Augenringe am nächsten Morgen zu vermeiden. Gerade hatte ich mich so weit umgezogen, meinen Wecker gestellt und wollt eigentlich schlafen gehen, da zog das Klingeln meines Handys meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Anruf? Jetzt noch? Um diese Uhrzeit? Wer war das denn noch? Vielleicht unser Manager...wobei nein, wenn es etwas Wichtiges gäbe, hätte er vermutlich gleich auf dem Haustelefon angerufen und nicht ausgerechnet auf meinem Handy. Erneut lief ich also durch den Raum, hob das Handy vom Sideboard auf und erblickte eine unbekannte Nummer. Wer auch immer das war, es würde sich gleich herausstellen.   „Hallo?“, nahm ich den Anruf also entgegen und wartete auf eine Antwort. „Abend! Na du warst ja schnell am Telefon!“, begrüßte mich eine gut gelaunte Stimme, welche mir zwar bekannt vorkam, die ich jedoch nicht auf Anhieb zuordnen konnte. „Äh...ja. Wer ist da bitte?“, wollte ich etwas irritiert wissen, während mein Blick zur Wanduhr fiel. „Eh? Erkennst du mich denn nicht? Ich bin's, Minako.“, sagte die Person am anderen Ende der Leitung mit halb irritierter, halb amüsierter Stimme. Kurzzeitig stutzte ich. Was zum? Ich konnte mich nicht entsinnen ihr meine Handynummer gegeben zu haben. Und ganz generell : hatte man jetzt nicht mal mehr in der eigenen Wohnung seine Ruhe vor diesem aufdringlichen Gör?! „Deine Stimme klingt am Telefon ganz anders.“, räumte ich ein, um nicht ganz so dumm dazustehen und fügte genervt hinzu :“Sag mal, hast du eigentlich mal einen Blick auf die Uhr riskiert? Was gibt’s denn?“ „Hast du denn gerade gar nicht fern gesehen?“ Jetzt klang die Stimme der Blondine total begeistert. „Nein, wieso sollte ich?“, hakte ich ein wenig skeptisch nach. „Na, weil euer Interview von neulich eben ausgestrahlt wurde! Du hast wirklich deinen eigenen Fernsehauftritt verpasst?“ Angenervt seufzte ich, bevor ich mich zu einer Antwort durchrang. „Ich war bei dem Interview live dabei, falls du das vergessen haben solltest. Warum sollte ich es also nochmal sehen wollen?“ „Na, es ist zumindest toll geworden!“, beteuerte meine Gesprächspartnerin noch einmal, bevor sie das Thema wechselte. „Das wird das Konzert morgen Abend mit Sicherheit auch. Es war übrigens verdammt schwer noch einen Laden zu finden, der Karten verkauft.“ „Deiner Wortwahl entnehme ich, dass du noch eine gekriegt hast? Und da du in der Mehrzahl sprichst, deine Freundinnen auch?“, erkundigte ich mich desinteressiert. Wieso konnte die Blondine nicht ganz einfach wieder auflegen?! Wenn sie es nicht tun würde, dann würde ich gleich auf jeden Fall den Knopf mit dem roten Hörer darauf betätigen, so viel stand fest. „Ja, haben wir. Auch wenn es, wie gesagt, nicht ganz einfach war.“ „Na dann viel Spaß morgen.“,murrte ich höflichkeitshalber. „War sonst noch irgendwas?“   Für die Frage hätte ich mich im nächsten Moment auch schon erdrosseln können, denn so hatte ich Minako die Möglichkeit eingeräumt, das Telefonat mit weiteren Unwichtigkeiten zu verlängern. Verdammt! „Ach genau, gut das du fragst! Du hast dein Englischbuch in der Klasse vergessen.“ „WAS?!“ Verdammt! Und wenn ich mich richtig erinnerte, dann hatten wir doch noch irgendwas in dem Fach aufgehabt, oder? Aber warum um alles in der Welt erinnerte ausgerechnet Minako mich an ein vergessenes Buch, wo sie doch selbst ständig die Hausaufgaben vergaß? Eine logische Antwort darauf sollte ich recht bald erhalten. „Keine Sorge, ich habe es vorsorglich mitgenommen und kann es dir nach dem Konzert ja ganz einfach Backstage geben.“ Ach, das war also der Grund für den Anruf gewesen. War ja klar! „Nicht nötig, ich bin versorgt. Seiya und Taiki haben schließlich auch noch zwei Englischbücher.“ „Trotzdem, es nach dem Konzert kurz vorbeizubringen macht wirklich keine Arbeit.“ „Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?!“ „Wir sehen uns dann morgen! Tschüss!“ Und mit diesen Worten beendete die Blondine das Telefonat. Einen Moment lang blickte ich noch ein wenig perplex auf mein Handy. Ein Englischbuch als Vorwand zu nutzen, um zu versuchen irgendwie in den Backstagebereich zu kommen. Dieses Mädchen... Im nächsten Moment war ich auch schon von meinem Platz aufgesprungen, verließ das Zimmer und lief rüber ins Wohnzimmer, wo meine beiden Mitstreiter noch auf dem Sofa saßen und fern sahen. „Wer von euch Idioten hat dem Menschengör meine Handynummer gegeben?!“   I'm your biggest fan I'll follow you until you love me Papa-paparazzi  Baby, there's no other superstar You know that I'll be  Your papa-paparazzi Promise I'll be kind But I won't stop until that boy is mine Baby, you'll be famous Chase you down until you love me Papa-paparazzi   Schließlich war es dann so weit. Nachdem abends keine weiteren, unerfreulichen Anrufe mehr gefolgt waren, verging die Zeit bis zum Konzert rasend schnell. Wie üblich platzte die Konzerthalle fast aus allen Nähten. Von der Bühne aus konnten wir zu hunderten, jubelnden Fans herunterblicken. Das unsere Auftritte immer so gut besucht wurden - wirklich faszinierend. Genau so wie die Tatsache, wie unsere Fans, welche in der Menschenmenge zu einer gesichtslosen Masse verschmolzen, es schafften in dieser Halle keine Platzangst zu kriegen. Nun, mir sollte es egal sein. Solange wir mit unseren Liedern nur irgendwann Erfolg hätten und unsere Prinzessin uns hören würde, wäre es den ganzen Ärger und Stress wert gewesen. Das letzte Lied wurde gespielt, die Menge tobte, hier im Rampenlicht war es unglaublich heiß und darauf, nach dem letzten Lied erstmal einen Schluck trinken zu können, darauf wartete wohl nicht nur ich sehnsüchtig. Nach dem eigentlich letzten Lied, ließ man sich von den begeisterten Fans leider noch zu einer Zugabe überreden, doch danach war es für heute schließlich geschafft. Es folgten noch einige Worte an die Menge, wobei hier größtenteils Seiya das Reden übernahm, dann konnte es zurück in den Backstagebereich gehen, wo es hoffentlich etwas ruhiger wäre als in der Halle bei den Fans.   Runter von der Bühne, einen kurzen Flur entlang und rein in einen für uns reservierten Aufenthaltsbereich. Hier war es angenehmerweise viel ruhiger als in der Halle. Eine wahre Wohltat für die Ohren. „Das wäre überstanden.“, äußerte mein brünetter Bandkollege gerade, lief rüber zum Tisch und griff nach einem der Wassergläser, welche die Mitarbeiter netterweise schon für uns bereit gestellt hatten. „Ich hoffe nur, dass unsere Konzerte sich bald auszahlen werden und diese Methode wirklich die richtige war.“ Auch ich lief rüber zum Tisch, griff nach einem der Gläser und stürzte eilig einige Schlucke Wasser herunter. „Wir dürfen nur die Hoffnung nicht aufgeben.“, mischte Seiya sich ein. „Je berühmter wir werden, desto höher ist die Chance, das Prinzessin Kakyuu uns hören wird.“ Nachdem er das gesagt hatte, holte auch er sich ein Glas Wasser und lief damit rüber zu einem Sofa, auf dass er sich fallen ließ. „In der Theorie klingt das Ganze logisch, aber wir versuchen nun schon so lange sie zu finden.“, äußerte Taiki zur Abwechslung mal recht pessimistisch. „Wir hängen nun schon so lange auf der Erde fest und sind noch immer keinen Schritt weiter.“, ließ ich mich von seinem Pessimismus anstecken, was jedoch nicht weiter verwunderlich war. „Glaubt ihr ich weiß das nicht auch? Trotzdem dürfen wir die Köpfe deshalb nicht in den Sand stecken.“, versuchte unser schwarzhaariger Teamkamerad uns vom Sofa aus wieder ein wenig zu motivieren. Alle weiteren Gespräche mussten jedoch auf später verschoben werden, denn nun klopfte es an der Tür.   „Ja?“ Vermutlich einer der Mitarbeiter, so war das immer. Und richtig vermutet. Einer der Angestellten steckte den Kopf zur Tür rein und blickte uns an. „Hier ist eine Gruppe junger Damen mit Backstagepässen. Sie sagen Freunde von euch zu sein. Ist das richtig?“, teilte der Mitarbeiter mit. Verwundert zog ich ein Augenbraue hoch und auch Taiki schaute recht irritiert drein. „Backstagepässe? Freunde von uns? Das sind garantiert nur irgendwelche verrückten Fans!“, murrte ich angenervt. Wäre zumindest nicht das erste Mal, das irgendwelche Fangirls versuchten in den Backstagebereich zu gelangen. „Nein, das hat schon seine Richtigkeit. Lass sie rein, ich hab ihnen die Pässe gegeben.“, mischte Seiya sich seelenruhig ein und mir entgleisten die Gesichtszüge. „Spinnst du?! Wie wäre es, das mal mit uns abzusprechen?!“, fuhr ich ihn an und blickte rüber zu Taiki, von dem ich mir Zustimmung erhoffte, doch der Brünette hatte die Ruhe weg und hielt sich da ganz einfach raus. Keine Minute später stand die Gruppe unserer Klassenkameradinnen, welche der Schwarzhaarige für gewöhnlich als Freunde von uns bezeichnete, im Raum und begrüßten uns gut gelaunt. Oh man, hatte ich mich bis eben noch sehr gewundert, so war mir jetzt alles klar. Die Backstagepässe waren vermutlich nur ausgegeben worden um Usagi einen Gefallen zu tun, und natürlich hatte man ihren Freundinnen dann auch gleich welche geben müssen. Außerdem waren wir ja auch so gut 'befreundet', wie man oft nicht müde wurde zu betonen.   Während nicht nur einem, sondern uns allen ein Gespräch aufgezwungen wurde, ließ ich keine Gelegenheit aus, um unseren Mitstreiter mit Todesblicken zu erdolchen. „Das Konzert war wirklich wahnsinnig toll!“, kommentierte Rei gerade, während Makoto daraufhin sofort das Wort ergriff und hinzufügte :“Unglaublich was für eine super Stimmung unter den Fans herrschte.“ Wäre der Schwarzhaarige ein Pfau gewesen, er hätte jetzt sicherlich ein Rad geschlagen um sich noch mehr aufzuplustern, während Taiki und ich uns eher ein wenig zurückhielten. Außerdem hatte ich gerade ganz andere Probleme, denn auch hier Backstage sollte mir meine Ruhe nicht gegönnt sein. So wie Minako mich gerade anstarrte, war vollkommen klar, dass sie mich gleich wieder zutexten würde und auch dafür hätte ich meinen Teamkameraden ermorden können. Hätte er die Backstagepässe nicht ausgegeben, dann wären diese Mädchen jetzt gar nicht erst hier! „Das vierte Lied, dass ihr heute gesungen habt, war ganz eindeutig neu. Gehört es zu der CD, an der ihr im Moment arbeitet?“, erkundigte die Blondine sich neugierig. „Ich hab dir doch gestern schon gesagt, dass ich noch nichts zu den neuen Projekten sagen werde.“ „Ach komm schon!“ Als wenn der Bettelblick bei mir etwas bringen würde! „Hast du an mein Englischbuch gedacht?“, versuchte ich das Thema zu wechseln, woraufhin Minako mir ein entschuldigendes Lächeln zuwarf und sich verlegen am Kopf kratzte. „Ups! Tut mir leid, das hab ich ganz vergessen. Am Montag, ja? Aber wenn es so wichtig ist, könnte ich es natürlich auch am Wochenende vorbeibringen.“ Mit was für einer Dreistigkeit dieses Gör versuchte sich selbst in unsere Wohnung einzuladen! Dieses Verhalten irritierte mich immer wieder auf's Neue. Da war es doch wirklich kein Wunder, dass ich versuchte der Blondine aus dem Weg zu gehen. „Nicht nötig, so wichtig ist es nun auch wieder nicht.“, grummelte ich angenervt. „Also wirklich, Minako! Dir gehen auch nie die Ideen aus, um Yaten irgendeine Verabredung aufzuschwatzen.“, tadelte Makoto die Blondine glücklicherweise, woraufhin diese ihre Freundin mit einem schmollenden Blick strafte. „Das stimmt doch gar nicht! Ich bin nur hilfsbereit!“ „Ja klar....“ Na fein, so lange die beiden sich halbherzig stritten, könnte ich meine Chance vielleicht nutzen und mich ganz einfach rüber zu Taiki und Ami gesellen. Als ich jedoch mitbekam, dass die beiden sich gerade ernsthaft über Matheformeln unterhielten, verwarf ich diese Idee lieber ganz schnell wieder, sondern holte mir stattdessen noch ein zweites Glas Wasser. Nach dem Auftritt eben konnte man eigentlich gar nicht genug trinken, damit die Stimmbänder sich wieder erholten.   Da die Gruppe so schnell leider nicht wieder verschwand, blieb einem gar nichts anderes übrig als noch ein wenig mit dem, in meinen Augen unerwünschten, Besuch zu reden. Und hätte ich Zeit gehabt darüber nachzudenken, ich hätte mich strategischerweise besser zu Seiya, Rei und Usagi gesellen sollen, um eine weitere Katastrophe zu verhindern. Aber so weit hatte ich leider nicht gedacht. Die Dunkelhaarige erkundigte sich gerade, ob das Proben für irgendwelche Tanzperformance in Musikvideos nicht furchtbar anstrengend wäre, Usagi beteuerte, dass sie so eine Probe furchtbar gerne mal sehen würde und was tat mein seltendämlicher Teamkamerad daraufhin? Richtig! Um Pluspunkte bei seiner Angebeteten zu sammeln, bot er der Gruppe doch gleich mal an, sich unsere nächste Probe am Montag ganz einfach anzusehen, um sich ein Bild davon machen zu können. Natürlich mal wieder ohne uns, die anderen beiden Bandmitglieder, vorher zu fragen! „Bist du dir sicher, dass so viele Leute uns nicht nur unter den Füßen rumstehen werden?“, mischte ich mich gereizt ein und bemühte mich das Gequassel von Minako und Makoto mal für einen Moment auszublenden. „Ach quatsch. Der Raum ist groß genug. Wenn sie am Rand bleiben, werde sie schon nicht stören.“, übersah der Schwarzhaarige den Wink mit dem Zaunpfahl ganz einfach, obwohl er genau verstanden hatte, was ich damit eigentlich zum Ausdruck hatte bringen wollen. Dieser...! Also würde am Montag die Probe mit einer Gruppe Zuschauern stattfinden. Hatten denn hier alle komplett den Verstand verloren?! Scheinbar vertrugen gewisse Personen die Luft auf der Erde nicht so gut. Anders konnte ich mir diesen Wahnsinn nicht mehr erklären. „Macht doch einfach was ihr wollt...“, murrte ich mehr als genervt, denn genau das würde ja eh passieren. Neben mir textete mich derweil Minako begeistert damit zu, dass sie ja davon träumen würde selbst irgendwann mal eine Berühmtheit in Hollywood zu werden und das es daher ja ach so toll und interessant wäre, sich unsere Probe demnächst anzusehen, um mal einen Eindruck davon zu bekommen, was Stars so alles tun mussten. Einfach von Zeit zu Zeit nicken, Aufmerksamkeit vortäuschen und insgeheim gedanklich abschalten, vielleicht wäre das ja eine wirksame Methode um den aufgedrehten Besuch hier im Backstagebereich zu ertragen...   I'll be your girl  Backstage at your show Velvet ropes and guitars Yeah, 'cause you're my rockstar In between the sets Eyeliner and cigarettes   „So wird das nichts! Wir sind überhaupt nicht synchron.“, murrte mein brünetter Teamkamerad, hielt für einen Moment inne und blickte skeptisch in den großen Spiegel, welcher die ganze Seitenwand des Raums einnahm. „Das wird schon noch. Versuchen wir es nochmal.“, versuchte Seiya unseren Teamkollegen zu motivieren. „Das ist heute einfach nicht unser Tag.“, mischte ich mich ein. „Kein Wunder übrigens. Wie soll man sich vernünftig auf seine Schritte konzentrieren, wenn unsere Klassenkameraden den Großteil des Spiegels verdecken?“, wurde grummelnd hinzugefügt. Nein, ich machte keinen Hehl daraus, was ich von der spontanen Einladung in den Trainingsraum hielt. „Damit kannst du dich auf der Bühne auch nicht mehr rausreden.“, konterte Seiya. Ein Argument, gegen das ich leider nichts sagen konnte. Dennoch ging ich davon aus, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden hatte, es allerdings nicht zugeben wollte. Das die Probe heute ein wenig anders verlief als sonst immer, war allein seine Schuld. „Würde jemand von euch die Musik wieder einschalten?“, bat mein schwarzhaariger Teamkamerad derweil unsere Gäste. „Ja, natürlich.“, erklärte Rei sich bereit den CD Player zu bedienen und wenig später fing das Lied von vorne an.   Kurz schloss ich die Augen, versuchte die Anwesenheit unserer menschlichen Bekannten ganz einfach auszublenden und begann dann, genau so wie die beiden anderen auch, erneut mit der Choreographie. Einfach nur über eine schöne Stimme zu verfügen reichte leider nicht, wenn man berühmt sein wollte. Tanzen und Fotoshootings standen genau so auf dem Plan, wie die Besuche im Tonstudio. Zwar lief dieser Versuch besser ab als der vorherige, doch hier und da gab es dennoch einige Patzer. Kein Wunder, immerhin hatten wir bisher noch kaum Zeit gehabt um zu proben. „Bei der Schrittfolge nach ungefähr einer Minute, kommen wir jedes Mal wieder aus dem Takt.“, ergriff Taiki das Wort, nachdem die Musik schließlich wieder verstummt war. „In welche Richtung müssen wir denn jetzt? Links oder rechts? Ich fürchte was das betrifft, sollten wir uns dringend mal absprechen, Jungs.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte meine beiden Mitstreiter an. Wenn das so weiter ging, dann hätten wir morgen noch genau die gleichen Probleme mit der Choreographie wie heute. „Nach links. Ich glaube das sieht besser aus.“, entschied Seiya. „Dann sollten wir das gleich nochmal ausprobieren.“, stimmte der Brünette zu. „Ja, das sollen wir. Ich will zumindest diesen ständigen Fehler heute noch ausgebügelt wissen.“ Der Leadsänger streckte sich und ging erst einmal auf die Besucher zu. „Aber ich bin dafür, dass wir mal eine kurze Pause einlegen.“ „Wenn du meinst.“, stimmte ich dem Vorschlag schulterzuckend zu und ging gemächlich auf die Tür zu. „Ich geh kurz zum Getränkeautomaten.“ „Bringst du mir ne Dose Kaffee mit?“, bat Taiki mich, welcher sich nun auch zu unserem heutigen Besuch gesellte. „Sicher.“ Während ich die Tür schloss, sah ich aus dem Augenwinkel noch, wie meine beiden Teamkameraden mit den Mädchen sprachen. Der Brünette machte eher den Eindruck, als hätte er sich höflichkeitshalber zu der Gruppe gesellt, während unser Leadsänger förmlich aufblühte und unseren Klassenkameradinnen gerade erklärte, wie viel Zeit es doch kostete, bis ein Song oder eine Performance endlich fertig war. Scheinbar wollte er mal wieder vor Usagi ein wenig angeben. Ganz sicher war ich mir jedoch, dass ihm die irdische Luft ganz eindeutig nicht gut tat. Hatten wir nicht ganz andere Probleme? Anstatt einem irdischen Mädchen hinterherzulaufen, einer Aktion die so oder so keine Zukunft hatte, sollten wir uns lieber darauf konzentrieren unsere Prinzessin wiederzufinden. Und das lieber, bevor die Person, die für den Angriff auf unseren Planeten verantwortlich war, sie am Ende noch zuerst finden würde. Schrecklich. Nein, in diese Richtung wollte ich lieber gar nicht weiterdenken. Kopfschüttelnd lief ich über den Flur, einige Treppen herunter und fand mich schließlich vor dem Getränkeautomaten wieder. Einige Erfindungen auf diesem Planeten konnten durchaus praktisch sein, das bestritt ich nichtmals. Der Automat wurde mit einigen Münzen gefüttert, dann fiel scheppernd die erste Getränkedose hinaus. Der ganze Vorgang wurde noch einmal wiederholt und damit war die Bestellung komplett.   „Sind die ganzen Proben nicht furchtbar zeitaufwändig?“, erkundigte sich eine gut gelaunte Stimme, die mir ziemlich bekannt vorkam. Oh nein. Bitte nicht schon wieder. Hatte man denn nie seine Ruhe vor diesem Mädchen?! „Du schon wieder.“, grummelte ich und blickte in Richtung der Blondine. Diese ließ sich auch von meiner kühlen Mimik nicht abschrecken, sondern lächelte auch weiterhin unbeirrt vor sich hin. „Wie viel Zeit verbringt ihr in der Woche ungefähr im Tonstudio, oder mit anderen Proben?“ „Mehr als genug Zeit. Meistens geht es direkt nach der Schule los und wenn wir Glück haben, sind wir gegen Abend wieder Zuhause.“, erklärte ich mit einem genervten Unterton. Zu meiner Überraschung blickte Minako mich nach dieser Erklärung groß an. „Was? Wirklich? Ich meine, ich hab mir ja schon gedacht, dass es anstrengend ist berühmt zu sein, aber das klingt ja fast so, als würde eure ganze Freizeit dabei draufgehen.“ „Tut sie auch. Wie ich dir neulich schon mal gesagt habe : berühmt sein heißt nicht nur ab und an auf der Bühne zu stehen.“ War meine Klassenkameradin wirklich so naiv, dass sie glaubte, dass dieser ganze Wahnsinn vielleicht zwei Stunden Arbeit die Woche bedeuten würde? Einerseits wollte ich nicht wirklich glauben, dass sie wirklich so weltfremd war, andererseits war Minako wirklich naturblond.   Mit den beiden Getränkedosen in den Händen, machte ich mich wieder auf den Weg zum Proberaum, in welchem sich auch die Anderen befinden sollten. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie die Blondine mir fast sofort folgte. „Wolltest du nicht irgendwas, dass du das ganze Stück bis zum Getränkeautomaten gelaufen bist?“, erkundigte ich mich desinteressiert, ahnte jedoch bereits, was die wahren Beweggründe der Anderen waren, um zielsicher hier aufzutauchen. „Ach, eigentlich nichts besonderes. Ich wollte mir nur ein wenig die Füße vertreten und bin dabei eher zufällig hier gelandet.“ Sie kicherte verlegen. Also doch. Das diese Erklärung nicht ganz der Wahrheit entsprach, war nicht all zu schwer zu durchschauen. Hatte dieses Mädchen denn wirklich nichts besseres zu tun, als mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab?! „Natürlich. Was denn auch sonst...“, murrte ich zynisch und lief weiter den Flur entlang. Minako, welche mich inzwischen eingeholt hatte, griff noch einmal das Thema von eben auf :“Sag mal, was machst du eigentlich, wenn du doch mal ein wenig Freizeit hast?“ Ich blickte sie irritiert an. „Was ist denn das für eine schwachsinnige Frage?“, erkundigte ich mich nun doch ein wenig bissiger, als es ursprünglich beabsichtigt gewesen war. „Wenn ich mal nichts zu tun habe, bin ich froh endlich die Zeit dazu zu finden einkaufen zu gehen, oder ganz einfach mal Zuhause zu bleiben. Was normale Menschen eben so tun.“ Zumindest ging ich davon aus, dass normale Menschen genau das in ihrer Freizeit taten. Etwas Gegenteiliges hatte ich bisher zumindest noch nicht gehört. „Nur in der Wohnung zu sitzen ist aber nicht das Wahre.“, erklärte Minako derweil. „Nutzt du die Zeit denn nie, um dich mit Freunden zu treffen?“ Wer war dieses Blondchen bitte, dass sie sich um so etwas ernsthaft Gedanken machte?! Meine Mutter?! Ja wohl kaum! „Mit Seiya und Taiki bin ich schon gestraft genug, glaub mir. Das reicht vollkommen.“ Also eigentlich war mein brünetter Teamkamerad eher unkompliziert und strapazierte mein Nervenkostüm meist nicht unnötig, aber das schaffte Seiya dafür auch ganz allein. Das er heute unsere Klassenkameradinnen eingeladen hatte, war mal wieder der beste Beweis dafür. Das waren Dinge, die auch wirklich nur unserem Leadsänger einfallen konnten.   „Vielleicht würde es dir wirklich gut tun, mal etwas mit Freunden zu unternehmen, Yaten.“, überlegte Minako derweil. Bevor ich ihr noch eine genervte Antwort darauf geben konnte, sprach sie auch schon weiter : „Was machst du zum Beispiel diesen Samstag?“ Aha, darum ging es hier also. Hätte ich mir ja auch gleich denken können. Natürlich ließ die Blondine mal wieder nichts unversucht, um mir eine Verabredung aufzuschwatzen. „Wie oft denn noch? Ich gehe nicht mit dir aus, vergiss es.“, holte ich sie besser gleich wieder auf den Boden der Realität zurück. „Wer hat denn was von ausgehen gesagt?“, kicherte Minako ertappt, blieb jedoch nach wie vor munter wie eh und je. „Ist es so ungewöhnlich, sich mal mit seinen Freunden zu treffen?“ Sie warf mir ein strahlendes Lächeln zu und in Gedanken fragte ich mich, ob dieses Mädchen wohl nie aufgeben würde. Fans waren stressig, so viel stand fest, aber die Blondine toppte sie alle. Ob man das, was sie tat, wohl schon als so etwas wie Stalking bezeichnen konnte? Glücklicherweise hatten wir nun wieder die Tür erreicht, hinter der der Raum lag, in welchem sich auch die Anderen befanden. „Kein Interesse.“, antwortete ich lediglich und bedachte sie noch mit einem kühlen Blick, bevor ich die Tür schließlich öffnete und den Raum betrat. „Ah, da seid ihr ja wieder.“, stellte Taiki fest, welcher ganz automatisch zur Tür gesehen hatte, als diese sich öffnete. „Hier, dein Kaffee.“ Ich warf ihm die Dose zu, welche er geschickt auffing. Auch ich gesellte mich nun notgedrungen zur restlichen Gruppe, welche nach wie vor eifrig am plaudern war. Ein Seitenblick zu einer gewissen Blondine verriet mir, dass selbst die kühle Abfuhr eben nicht ausgereicht haben würde, um sie endlich zum Aufgeben zu bewegen.   Shadow is burnt Yellow dance and we turn My lashes are dry Purple teardrops I cry, it don't have a price Loving you is cherry pie 'Cause you know that baby, I I'm your biggest fan I'll follow you until you love me Papa-paparazzi Baby, there's no other superstar You know that I'll be  Your papa-paparazzi    Die restliche Woche verging ohne weitere Zwischenfälle. Oder sollte ich besser sagen ohne Zwischenfälle, die erwähnenswert gewesen wären? Natürlich blieb der Wunsch nach ein wenig Ruhe ein Wunsch, genau so, wie sich auch weiterhin Briefe in unserem Hausbriefkasten und , schlimmer noch, selbst in meinen Schulspind verirrten. Die Erdlinge waren merkwürdige Wesen, wirklich. So etwas wie ein Lerneffekt schien bei ihnen nicht einzutreten – nie. Zumindest konnte ich dies mit Sicherheit von den Schülerinnen unserer Schule behaupten. Obwohl die meiste Fanpost ungelesen einen Platz in der Papiertonne fand, fielen mir jeden Tag aufs Neue Briefumschläge entgegen, wenn ich vor oder nach dem Unterricht einige Bücher in den Spind bringen wollte. Gut, diese Tatsache war zwar nervig, ließ sich jedoch noch ignorieren. Zwei weitere Dinge waren jedoch nicht so leicht zu übersehen, wie die Flut an Fanpost. Zum einen wäre da die Tatsache, dass wir nach wie vor keinen Schritt weiter waren und nicht wussten, ob es unserer Prinzessin gut ging und wo sie war und dann wäre da noch eine gewisse Blondine, die es sich scheinbar zur Lebensaufgabe gemacht hatte mir auf die Nerven zu fallen. Selbst nach dem Gespräch neulich, hatte sie sich nicht abschrecken lassen und schaffte es immer wieder, in der Klasse vor meinem Tisch aufzutauchen, oder mich in den Pausen abzupassen, nur um mich zuzutexten.   Wie schön das heute Samstag war. Keine Schule war gleichzusetzen mit keine Nervensägen in der unmittelbaren Umgebung. Wie angenehm! Seit langem hatten wir mal wieder einen Tag frei. Ich hatte beschlossen dies zu nutzen, um in die Stadt zu fahren und Ausschau nach einer neuen Jacke zu halten, denn so weit ich es mitbekommen hatte, war gerade die neue Kollektion herausgekommen. Da es langsam aber sicher kühler wurde, wäre es vielleicht nicht das Schlechteste, den Kleiderschrank wieder ein wenig aufzufrischen. Um nicht direkt aufzufallen, trug ich sicherheitshalber eine Sonnenbrille, doch schnell musste ich feststellen, dass ein einfaches Accessoire nicht ausreichte, um nicht erkannt zu werden. Hier und da begannen einige Mädchen zu tuscheln, doch im Großen und Ganzen war der bisherige Tag noch einigermaßen ruhig verlaufen. In der Stadt war es heute ungewöhnlich leer, die meisten Läden hatten tatsächlich schon neue Ware und bisher hatte auch noch niemand versucht mich anzusprechen, oder um ein Foto oder ein Autogramm zu bitten. Sehr schön. Vielleicht gab es ja doch noch so etwas wie normale Menschen auf diesem Planeten. So ganz hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben.   Im ersten Laden hatte ich noch keine Jacke entdeckt, welche mich ansprach. Auch in Laden Nummer zwei hatte ich kein Glück, Ganz allgemein bevorzugte ich die Mode des eigenen Planeten, doch im Moment war wohl der falsche Zeitpunkt um wählerisch zu sein. Nach einer weiteren halben Stunde hatte sich zumindest schon einmal eine Jacke gefunden. Nachdem ich den Laden wieder verlassen hatte, entdeckte ich schräg gegenüber der Boutique ein Musikgeschäft, welches mir bisher nie aufgefallen war. Ein Blick ins Schaufenster konnte zumindest nicht schaden, bevor ich entscheiden würde, ob ich noch ein wenig durch die Stadt spazieren wollte, oder doch lieber den Weg nachhause antreten sollte. Gerade musterte ich einige Gitarren und Keyboards im Fenster, zugegeben nicht unbedingt die beste Qualität, als es mit dem ruhigen, freien Tag auch schon schlagartig vorbei sein sollte. Ein Gewicht hängte sich urplötzlich an meinen Arm, was mich einen Schritt zur Seite stolpern ließ. Was zum?! Wer war denn bitte so dreist? Nun, eigentlich war das eine ziemlich dumme Frage. Es gab nicht viele Personen, die die Nerven hatten, sich einfach ungefragt an die Arme anderer Leute zu hängen, doch zumindest eine Person gab es ganz sicher... „Dich in der Stadt zu treffen, damit habe ich gar nicht gerechnet.“, begrüßte die aufgedrehte Blondine mich, wie immer gut gelaunt. „Wo hast du die beiden anderen gelassen?“ „Es ist nicht so, als wenn wir uns nicht mal allein von A nach B bewegen könnten.“, erklärte ich meiner Klassenkameradin knapp. Zuletzt hatte ich meine Teamkameraden Zuhause gesehen. Entweder waren sie dort nach wie vor, oder sie nutzten den freien Tag ebenfalls um ihre Freizeit so zu gestalten, wie sie es wollten. Ich versuchte meinen Arm wieder zu mir zu ziehen, doch die Aktion entpuppte sich als schwerer als ursprünglich gedacht. Es war erstaunlich, dass Minako eine solche Kraft in den Armen hatte. Zumindest dafür, dass sie so zierlich war. Aber das war ganz eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt sich über so etwas zu wundern. Viel wichtiger wäre es, etwas gegen die momentane Situation zu unternehmen. „Jetzt lass meinen Arm wieder los. Ich könnte schwören, ich habe dir nicht erlaubt dich einfach an mich zu hängen.“, beschwerte ich mich und bedachte sie mit einem angesäuerten Blick. Zwar lockerte sich der Griff der Blondine ein wenig, sodass ich meinen Arm wegziehen konnte, jedoch wirkte Minako genau so munter und unbeeindruckt wie eben. „Ach, würdest du mich denn lassen, wenn ich vorher frage?“, wollte sie mit einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen wissen. Dieses dreiste Menschengör...! Für einen Moment entgleisten mir die Gesichtszüge, dann fing ich mich wieder und warf ihr einen erneuten unterkühlten Blick zu. „Vergiss es.“ „War doch nur ein Scherz.“, äußerte die Blondine munter und riskierte nun auch einen Blick ins Schaufenster. „Musikinstrumente? Brauchst du ein Neues?“, erkundigte sie sich. Na gut, hinter dieser Überlegung steckte diesmal sogar so etwas wie nachvollziehbare Logik. Ein wahres Wunder bei einer Nervensäge wie meinem Gegenüber. „Nein, ich war bloß neugierig.“ Während die Blondine noch einige Keyboards musterte, nutzte ich die Chance um mich möglichst unauffällig wieder in Bewegung zu setzen. Weg vom Schaufenster und weg von meiner aufdringlichen Klassenkameradin. Diese bemerkte jedoch leider, dass ich im Begriff war mich heimlich aus dem Staub zu machen, interpretierte die Situation jedoch ein wenig falsch. Als wäre es das selbstverständlichste der Welt, holte sie mich wieder ein und lief neben mir her. „Sag mal, hast du dir dieses neue Kaufhaus hier ganz in der Nähe schon einmal angesehen?“ „Welches neue Kaufhaus?“, hakte ich mit hochgezogener Augenbraue nach. „Na das, über das die halbe Schule spricht.“, entgegnete Minako gut gelaunt. „Ach ja?“ „Na dann müssen wir uns dort unbedingt mal umsehen!“ „Wir? Was?...- Hey!“ Und schon wieder hatte dieses Gör sich ungefragt eingehakt und war losgelaufen.   Wie es so weit gekommen war, war schwer zu sagen. Oder besser gesagt, ich konnte es selbst nicht so recht erklären. An Flucht war bei der Blondine dummerweise nicht zu denken, denn sie bekam zuverlässig mit, wenn ich mich unauffällig aus dem Staub machen wollte. Und sie wusste was sie wollte. Ganz eindeutig – nämlich jemanden, der ihre Einkaufstaschen trug. Recht mürrisch musterte ich die mit neuen Klamotten gefüllten Plastiktüten, welche ganz sicher nicht mir gehörten. Einem Mädchen die Klamotten hinterherzuschleppen, das war etwas, was mir absolut nicht ähnlich sah. Das würde sicher auch kein zweites Mal passieren. Ganz sicher nicht! Doch wer griff bitte nicht automatisch zu, wenn ihm jemand etwas mit dem Kommentar 'halt mal kurz' in die Hand drückte? Meine beiden Teamkameraden dürften das hier auf keinen Fall erfahren, niemals. So langsam lagen meine eh schon strapazierten Nerven blank, doch sich von A nach B schleifen zu lassen, war bei Minako wohl eindeutig die stressfreiere Version, als zu protestieren. „Und, wie sieht das Oberteil aus?“, erkundigte die Blondine sich gerade, nachdem sie den Vorhang der Umkleide wieder aufgezogen hatte. Ihre Stimme riss mich aus den Gedanken und mit leichtem Desinteresse musterte ich das Kleidungsstück. „Pink.“, stellte ich sachlich fest. „Wie das T-Shirt, was du dir eben noch gekauft hast.“ „Meinst du wirklich?“ „Ich bin doch nicht blind.“ Meine armen Nerven! Der Vorhang der Umkleide wurde wieder geschlossen und kurze Zeit später stand Minako wieder in ihren Alltagsklamotten vor mir. „Brauchst du eigentlich auch irgendwas? Echt blöd, dass es in dem Laden hier keine Herrenabteilung gibt.“ „Halb so wild. Ich brauche nichts und ich muss eh gleich wieder los.“ Vielleicht hätte ich meine Ruhe vor dem Gör, wenn sie wüsste, dass ich als Sailor Kriegerin ebenfalls ganz normal in der Damenabteilung einkaufen gehen könnte? Überraschung. Aber das war etwas, was ich der Blondine ganz sicher nicht auf die Nase binden würde.   „Du musst schon wieder los?“, erkundigte sie sich, während wir uns auf den Weg machten um den Laden zu verlassen. „Wie schade.“ „Du hast mich eine gute Stunde durch die Stadt geschleift.“, gab ich grummelnd zu bedenken. „Ich habe dir neulich schon mal erklärt, dass meine Freizeit recht knapp bemessen ist.“ Inzwischen hatten wir den Laden verlassen und fanden uns in der Stadt wieder, in der nun bereits deutlich mehr Menschen unterwegs waren als zuvor. „Ja, das stimmt. Aber es ist wirklich jammerschade wie schnell die Zeit vergeht.“ Jetzt zog mein Gegenüber ein enttäuschtes Gesicht, doch ihr letzter Satz hatte mir die Möglichkeit gegeben, ein gutes Argument zu bringen. „Du sagst es ja selbst. Die Zeit vergeht rasend schnell. Vielleicht kannst du dir jetzt vorstellen, wie schnell unsere Freizeit im Normalfall vergeht, wenn wir bis nachmittags noch die Schulbank drücken müssen.“ Von hier aus wäre es für mich recht praktisch nachhause zu kommen, weshalb ich stehen blieb und der Blondine ihre Taschen entgegenhielt. „Jetzt nimm mir endlich die Taschen ab. Schlimm genug, dass ich dein Zeug die ganze Zeit über spazieren getragen habe, Minako.“ Angesprochene wurde mit einem kühlen Blick bedacht und nahm glücklicherweise brav die Einkäufe wieder an sich. „ Ach, jetzt tu nicht so. Du hast dich die ganze Zeit über nicht beschwert.“, konterte sie mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. „Um zu verhindern, dass du mir in einer Tour die Ohren zujammerst.“ Aus dem Augenwinkel bemerkte ich einen Bus, welcher gar nicht weit von uns eine Haltestelle ansteuerte. „Ist das nicht der Bus, den du kriegen musst?“, erkundigte ich mich, in der Hoffnung, die Blondine bald wieder los zu sein. Minako folgte meinem Blick und nickte. „Oh stimmt, das ist mein Bus!“ „Dann beeil dich besser.“ „Ja gut. Aber die Shoppingtour müssen wir unbedingt mal wiederholen, Yaten.“ Das Mädchen war dreist genug mir zuzuzwinkern und erneut entgleisten mir kurzzeitig die Gesichtszüge, nur um einen Augenblick später durch eine unterkühlte Mimik ausgetauscht zu werden. „Träum weiter. Für Shoppingtouren habe ich im Normalfall gar keine Zeit.“ „Ach, das sagst du jetzt noch.“, winkte sie ab. „...Oh, ich glaube ich muss jetzt wirklich zum Bus. Man sieht sich!“ Gut gelaunt winkte sie mir zu, bevor sie dank der Trödelei zum Bus rennen musste. Kaum war ich allein, setzte ich mich kopfschüttelnd wieder in Bewegung. Memo an mich selbst : in Zukunft sollte ich besser vorsichtig sein, wenn ich durch die Stadt gehen wollte. Auf so etwas wie heute konnte ich gewiss verzichten.   Promise I'll be kind But I won't stop until that boy is mine Baby, you'll be famous Chase you down until you love me Papa-paparazzi   Nach diesem Desaster von Stadtbesuch war ich froh, endlich wieder die Tür des Hauses hinter mir schließen zu können, in welchem wir wohnten. Es war allein schon sehr angenehm den Lärm, welchen Passanten und vorbeifahrende Autos verursachten, auszusperren. Ob der restliche Tag wohl ein wenig ruhiger verlaufen würde? Blöde Frage eigentlich. Natürlich würde er das, immerhin war ich diesem verrückten Blondchen nun endlich entkommen. Schlimmer konnte es also nicht mehr werden, richtig? Soweit ich wusste, wären allenfalls meine beiden Teamkameraden Zuhause und halt, - natürlich konnte der Tag noch schlimmer werden. Immer wenn du denkst, es kann nicht schlimmer kommen, dann kommt es schlimmer. Ein Sprichwort, welches sich bisher leider immer bewahrheitet hatte. Da war es auch ganz egal, ob man nun ein Optimist oder Pessimist war, an diesem einfachen Satz war nun einmal etwas Wahres dran. Eine der wenigen Weisheiten der Menschen eben, denen ich ohne lange darüber nachzudenken zustimmen konnte.   Noch gestresst und angenervt genug von der unfreiwilligen Begegnung in der Stadt eben, war ich durch den Treppenflur gelaufen und schloss nun endlich die Wohnungstür auf. „Ich bin wieder Zuhause!“, rief ich auf Verdacht, damit die beiden anderen Bescheid wussten, sofern sie denn ebenfalls anwesend wären. „Ah, du bist genau zur rechten Zeit wieder zurück. Seiya und ich wollten gerade Pizza bestellen. Möchtest du auch eine?“, begrüßte mich Taiki und streckte den Kopf aus der Küche. Pizza? Schon wieder? Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass dieses Gericht zu den Hauptnahrungsmitteln hier auf der Erde gehörte. So oft wie es bei uns Pizza gab, wunderte es mich eigentlich schon fast, dass wir mit dem Pizzaboten noch nicht per Du waren. Kurz überlegte ich, zuckte dann jedoch mit den Schultern. „Meinetwegen, ja. Bestell ruhig für mich mit, aber vorher will ich nochmal in das Prospekt gucken.“, antwortete ich schließlich. „Wo fliegt dieser Zettel eigentlich rum?“ Einen leeren Pizzakarton zu entsorgen, bedeutete ganz eindeutig weniger Abwasch, als selbst etwas zu kochen. Und man hatte die Garantie, dass das Ergebnis auch genießbar war. Vielleicht war das ja der Grund, warum wir so oft lieber zum Telefonhörer griffen und Essen bestellten.   „Das Prospekt habe ich gerade.“, mischte sich der Dritte im Bunde vom Wohnzimmer aus ein. Nachdem ich die Schuhe ausgezogen, und sie in das Schuhschränkchen im Flur verfrachtet hatte, begab ich mich ins Wohnzimmer, wo unser Leadsänger, mit dem Pizzaprospekt bewaffnet, auf dem Sofa saß. „Lass mich mit in das Prospekt sehen, ja?“, verfügte ich und lehnte mich mit den Unterarmen auf die Sofalehne, um dem Schwarzhaarigen über die Schulter gucken zu können. „Ist übrigens ne gute Entscheidung, dass du nicht versuchst selbst zu kochen. Vermutlich würdest du das Essen heute eh nur hoffnungslos versalzen.“ Seiya blickte mich über die Schulter hinweg an und bedachte mich mit einem frechen Grinsen. Nun doch ein wenig irritiert, zog ich eine der feinen Augenbrauen hoch. „Bitte?“, hakte ich verwirrt nach. „Wie kommst du denn auf die Idee? Von uns bist du ja wohl noch die größte Katastrophe, wenn es darum geht, etwas Genießbares auf den Tisch zu kriegen.“ Von der Tür aus hörte ich ein leises Lachen. Auch Taiki hatte sich ins Wohnzimmer begeben und lehnte nun am Türrahmen. „Ich glaube, dass war jetzt im übertragenen Sinne gemeint, Yaten. Kennst du das irdische Sprichwort nicht?“, wunderte er sich. Kurz dachte ich nach, denn mit den irdischen Weisheiten und denen unseres Planeten nicht irgendwann hoffnungslos durcheinander zu kommen, war eine echte Kunst. „Doch, natürlich kenne ich das Sprichwort.“, antwortete ich schließlich. „Auf diesem Planeten heißt es, man würde das Essen versalzen, wenn man verliebt ist.“ Und genau das war der Moment, in dem ich stutzte. Da meine beiden Teamkameraden nicht in einer Richtung zu mir standen, konnte ich unmöglich beide mit Todesblicken erdolchen, also entschied ich mich dafür, den Schwarzhaarigen vor mir niederzustarren. „Wie kommt ihr Schwachköpfe denn auf diese vollkommen absurde Idee?!“ Vollkommen unbeeindruckt begann nun auch Seiya zu lachen und blickte vom Sofa aus zu mir hoch.   „Ich war bis eben selbst noch in der Stadt, und habe eher zufällig gesehen, dass du mit Minako shoppen warst.“, erklärte mein Mitstreiter amüsiert. Oh nein. Na das hatte mir ja gerade noch gefehlt. Wie war das vorhin noch gleich mit, meine Teamkameraden dürften auf keinen Fall Wind von dieser Aktion bekommen? Immerhin war diese Shoppingtour meinerseits nun wirklich nicht ganz freiwillig. Bei all den Sternen da draußen, was hatte ich bloß getan, das ausgerechnet ich in letzter Zeit so vom Pech verfolgt wurde?! Lag es an der Erde? War das ein Zeichen, das wir ganz dringend zurück zu unserem Heimatplaneten reisen sollten, sobald wir unsere Prinzessin gefunden hatten? „Aber nicht ganz freiwillig, wie du dir vielleicht denken kannst.“, fauchte ich. „Wenn du diesem Gör erstmal in die Fänge geraten bist, wirst du es so schnell nicht mehr los.“ Nun mischte sich auch der Brünette ein. „Aber ungewöhnlich ist es trotzdem, dass unser Eisklotz einem Mädchen freiwillig die Einkaufstaschen hinterher schleppt.“ An meiner Schläfe begann eine Ader zu pulsieren. Das...das durfte doch alles nicht wahr sein! Selbst mein Mitstreiter, den ich bisher immer für zurechnungsfähig und gescheit gehalten hatte, machte sich nun einen Spaß daraus in die selbe Kerbe zu schlagen, wie unser Teamleader. „Sag bloß du hast mich jetzt auch noch durch die halbe Stadt verfolgt?!“, fuhr ich ihn an. „Aber sonst hast du keine Hobbys, Taiki?!“ Beschwichtigend hob Angesprochener die Hände vor die Brust. „Hey, jetzt beruhig dich mal wieder, Yaten. Ich war nicht mal in der Stadt. Seiya hat gesagt, dass du ihr die Einkäufe getragen hast.“ Ach, so war das also. Na immerhin hatte man mich nicht heimlich verfolgt. Aber das änderte leider immer noch nichts an dieser dummen Situation. Ich warf unserem Leadsänger einen warnenden Blick zu und langsam wurde ihm wohl klar, dass er sich auf ganz dünnem Eis bewegte.   „Na verfolgt habe ich dich auch nicht direkt.“, räumte er ein. „Ich war mit Usagi in der Stadt unterwegs, da habe ich wirklich besseres zu tun, als meinem miesepetrigen Mitbewohner hinterherzustalken. Ich hab dich eher zufällig kurz gesehen.“ „Na wunderbar.“, grollte ich und verschränkte die Arme angesäuert vor der Brust. „Wenn du dieses Drama schon mitbekommen hast, warum hast du dann verdammt nochmal nichts unternommen, um mir diese Plage vom Hals zu halten?“ Seiya zuckte lediglich unschuldig mit den Schultern. „Warum sollte ich? Wie gesagt, ich war selbst verabredet, da hatte ich besseres zu tun. Außerdem hast du mir auf einer Genervtheitsskala von 1 bis 100 bloß nach einer 30 ausgesehen.“, versuchte er sich rauszureden. „Ersetz die 30 durch eine 130, dann kommt es hin.“, korrigierte ich. „Na das sprengt jetzt aber die Skala.“, gab Taiki schmunzelnd zu bedenken. „Na eben drum.“, murrte ich. „Im Übrigen weiß ich gar nicht was du hast. Was ist so schlimm daran, mit einem irdischen Mädchen auszugehen?“, erkundigte sich Seiya derweil. Konnte meine Laune eigentlich noch weiter in den Keller sinken? Ach ja, da gab es ja dieses Sprichwort. Wie lautete es noch gleich? Wenn du denkst, es kann nicht schlimmer kommen … - es gab also für alles eine Steigerung, wie diese irdische Weisheit eindrucksvoll bewies. „War ja klar, das ausgerechnet du das sagst. Ich bin ganz bestimmt nicht mit ihr ausgegangen, kapiert?! Minako hat mir lediglich mal wieder aufgelauert.“ Oh, und wo wir gerade beim Thema waren :“Da fällt mir ein, was hast du eigentlich schon wieder mit Usagi in der Stadt gemacht? Wie oft sollen wir dir noch erklären, dass es keinerlei Zukunft hat, unsere Zeit mit Menschenmädchen zu verschwenden? Sobald wir die Prinzessin gefunden haben, reisen wir wieder zurück und überhaupt, sollte dein Hauptaugenmerk darauf liegen, Hime-sama wiederzufinden. Dieses Blondchen lenkt dich doch bloß ab!“ Schön den Spieß herumdrehen - Diese Angelegenheit war zwar ein ziemlich leidiges Thema und einer der Hauptstreitpunkte hier auf der Erde, doch da unser Leadsänger es einfach nicht verstehen wollte, blieb Taiki und mir nichts anderes übrig, als das Thema möglichst oft anzuschneiden. „Jetzt fang nicht schon wieder damit an! Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass das allein meine Sache ist?!“, fauchte diesmal der Schwarzhaarige gereizt. Eine Reaktion, die mich nicht weiter verwunderte. „Solange es unsere Suche nach der Prinzessin aufhält, ist die Sache eben nicht nur deine Angelegenheit!“, widersprach ich entschieden. „Jetzt beruhigt euch wieder. Könnt ihr eigentlich keine fünf Minuten in einem Raum sein, ohne euch zu streiten?“ Ich bedachte Taiki mit einem abschätzigen Blick. Es war immerhin nicht so, als ob ihn die Sache mit Usagi nicht auch stören würde. Aber scheinbar legte der Brünette es heute eher darauf an einen weiteren Streit zu vermeiden. „Nein, ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ausgerechnet du der Erste sein würdest, der sich auf ein Date mit einer unserer Klassenkameradinnen einlassen würde, Yaten. Das Minako sich für dich interessiert ist immerhin offensichtlich.“ Dieser...! Was genug war, war genug! „Wie oft denn noch?! Das war ein ganz dummes Missverständnis! Als wenn ausgerechnet ich freiwillig etwas mit dieser Nervensäge unternehmen würde!“ Spontan warf ich meinem Teamkameraden einen Hausschuh entgegen, welchem er jedoch gerade noch rechtzeitig auswich und lachend sein Heil in der Flucht in Richtung Küche suchte. Schimpfend machte ich mich an die Verfolgung, während ich Seiya vom Wohnzimmer aus lachen hörte.   Real good, we dance in the studio Snap-snap to that shit on the radio Don't stop for anyone We're plastic but we still have fun   Nachdem der Samstag sehr chaotisch begonnen hatte, beruhigte sich die Lage am späten Nachmittag glücklicherweise wieder und auch der nächste Tag verlief ohne weitere Vorkommnisse. Das es hier und da mal eine kleine Meinungsverschiedenheit gab, war nicht wirklich etwas Neues. Auch das Haustelefon blieb den Rest des Wochenendes stumm. Wenn es so ruhig blieb, wie beispielsweise sonntags, dann war die Erde sogar ein ganz angenehmer Planet. Nicht zu vergleichen natürlich mit meiner eigenen Heimat, aber wenn einen die Leute in Ruhe ließen, ließ es sich auch hier ganz gut aushalten.   Leider jedoch hatten Wochenenden die Angewohnheit viel zu schnell zu vergehen. Genau so wie die wenige Freizeit, die wir hatten. Für diese Woche waren die Stunden nach der Schule bereits wieder mit diversen Proben, Besuchen im Tonstudio und einem Interview verplant. Aber gut, Augen zu und durch. Es half ja alles nichts. Wenn der ganze Aufwand sich lohnen würde und die Prinzessin uns hörte, so wäre der Ärger, den ein Leben auf diesem Planeten mit sich brachte, schnell wieder vergessen. Für heute konnte ich zumindest behaupten, wenigstens schon die Schule überstanden zu haben. Zwar ging es gleich noch weiter ins Tonstudio, doch erst einmal beschloss ich, einige Bücher in meinen Schulspind zu bringen. Wer schleppte auch schon freiwillig Schulzeug mit sich herum, das die restliche Woche über eh niemand mehr brauchen würde? Mit meinen beiden Teamkameraden würde ich mich in etwa zwanzig Minuten vor dem Gebäude treffen, sodass noch ein wenig Zeit blieb und ich in aller Ruhe die Sachen, welche ich derzeit nicht brauchte, in den Spind räumen konnte. Erstaunlicherweise waren derzeit nicht mal all zu viele Schüler in der Halle, in welcher sich auch die Spinde befanden. Dafür, dass die meisten Klassen gerade Schulschluss hatten, war dies wirklich ungewöhnlich. Aber über eine relativ leere Halle wollte ich mich nun wirklich nicht beschweren. Ich suchte nach dem Spindschlüssel, fand ihn in meiner Jackentasche und schloss den Schrank damit auf. Kurzzeitig war ich mit den Gedanken abwesend, sodass ich die Tür ein wenig schneller öffnete, als es vielleicht gut gewesen wäre. Sogleich rächte sich die Schwerkraft und fünf Briefe fielen mir entgegen. Missbilligend betrachtete ich die Briefumschläge. Die Schülerinnen meiner Schule lernten es wohl wirklich nie. Aber immerhin waren es heute nur fünf Briefe. Besser, als von einer Papierflut erschlagen zu werden, wie es an manchen Tagen der Fall war. Das Seiya und Taiki sich überhaupt die Mühe machten auf solche Briefe zu antworten, sobald ein Absender darauf geschrieben war. Höflich oder nicht, das würde mir ja gerade noch in den Sinn kommen.   Grummelnd sammelte ich die Briefe vom Boden auf, denn herumliegen lassen konnte ich sie auch schlecht, und sah mich suchend um. Wo war hier der nächste Mülleimer? Kaum sah ich mich jedoch um, entdeckte ich etwas ganz anderes. Oder sollte ich besser sagen jemand anderes? Nicht doch! Woher wusste dieses Blondchen bloß immer so genau, wo ich gerade war? Einen Peilsender würde sie ja wohl kaum an meinen Sachen angebracht haben. Wobei ich es inzwischen nicht mehr ausschließen wollte, so oft und so zielsicher, wie sie mir ständig nachlief. „Von der Fanpost erschlagen. Da kann man ja richtig eifersüchtig werden.“, ergriff Minako auch schon das Wort. „Die ganzen Briefe jeden Tag zu beantworten dauert sicher auch eine halbe Ewigkeit.“ Angenervt zuckte ich mit den Schultern. „Da frag besser Seiya oder Taiki. Auf diese Briefchen zu antworten, ist mir ganz eindeutig zu kindisch.“ „Und was machst du dann mit der ganzen Post?“ Neugierig blickte die Blondine mich an. „Das ist nicht dein Problem, oder?“, konterte ich kühl. „Naja, ich fände es unhöflich nicht auf die Briefe von Leuten zu antworten, die einen bewundern.“ Was sollte das denn jetzt wieder? Wollte dieses Mädchen allen Ernstes Moralapostel spielen? Aber ohne mich! „Niemand hält dich davon ab auf einen Brief zu antworten, wenn dir jemand schreibt. Wer etwas von mir will, soll mich gefälligst persönlich ansprechen.“ Das trauten sich glücklicherweise die Wenigsten, denn meine unterkühlte Mimik schreckte die meisten Personen ab, mich ganz einfach auf der Straße anzusprechen. Die meisten zumindest.Wenn ich nun allerdings das Grinsen in Minakos Gesicht betrachtete, dann wusste ich, dass es durchaus Leute gab, die sich von so ziemlich gar nichts abschrecken ließen. Eben wie diese Klette hier. Und meine Wortwahl schien sie auf eine ganz dumme Idee gebracht zu haben.   „Also sind die Chancen etwas mit dir zu unternehmen höher, wenn man dich persönlich fragt?“, erkundigte sie sich mit einer Unschuldsmiene. Nach wie vor ziemlich angenervt musterte ich mein Gegenüber. Dieses Mädchen ließ auch nichts unversucht, oder? Eine hartnäckigere Person hatte ich wirklich noch nicht getroffen und das wollte schon etwas heißen. „Ts, das habe ich nicht gesagt.“, stellte ich lieber gleich klar. Um zu verdeutlichen, wie wenig Interesse ich an diesem Gespräch hatte, räumte ich einige weitere Bücher in meinen Schrank und richtete meine Aufmerksamkeit bei dieser Gelegenheit verständlicher Weise mehr auf den Spind, als auf die Blondine neben mir. „Außerdem habe ich dir jetzt schon mehr als einmal erklärt, dass wir während der Woche kaum Zeit haben und an den meisten Wochenenden auch unterwegs sind.“ „Ja, das stimmt allerdings. Ist es denn nicht furchtbar anstrengend kaum Freizeit zu haben? Ich meine, ab und zu braucht der Mensch doch mal eine Auszeit.“ Nicht nur der Mensch, ergänzte ich gedanklich. Aber damit, dass es von Zeit zu Zeit sehr angenehm sein konnte mal keine Termine zu haben, hatte Minako ganz eindeutig Recht. „Das sind eben die Schattenseiten, die du in Kauf nehmen musst, wenn du einen gewissen Bekanntheitsgrad halten willst.“, erklärte ich desinteressiert. Inzwischen war alles in meinem Spind verstaut, sodass ich die Tür wieder schließen konnte.   „Dann braucht ihr ganz eindeutig jemanden, der euch ein wenig hilft. Ich meine bei organisatorischen Dingen zum Beispiel.“, stellte die Blondine derweil enthusiastisch fest, was mich dazu brachte sie verwundert anzusehen. „Du meinst eine Art Manager?“ „Genau! Wenn du mir sagst was zu tun ist, würde ich gern versuchen ein wenig zu helfen.“ Sie strahlte mich abwartend und gut gelaunt an, während es mir für einen Moment wirklich die Sprache verschlagen hatte. Diese Vorstellung...das pure Chaos. Eine Stimme lachte. Es brauchte einen Moment, bis ich registrierte, dass es meine Eigene war. „Der war gut!“, amüsierte ich mich, was recht ungewöhnlich für mich war. „Wenn du als Managerin genau so gewissenhaft bist, wie du normalerweise Hausaufgaben erledigst, wirst du uns mit Sicherheit eine Menge Arbeit abnehmen.“ Das war natürlich ironisch gemeint, was diesmal selbst die Blondine verstanden hatte. Das Mädchen bedachte mich mit einem Schmollblick, bevor sie auch schon moserte :“Das war ziemlich gemein!“ Mit einer Hand wischte ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor ich mich schließlich wieder beruhigt hatte und aufhören konnte zu lachen. „Nein, das war nur die Realität.“, korrigierte ich. „Dann kann man euch auch nicht helfen.“, schmollte Minako derweil. „Bis wann seit ihr diese Woche wieder verplant?“ Kurz überlegte ich was die Blondine das anging, doch da ich annahm, dass ihr diese Information eh nicht all zu viel bringen würde, beschloss ich dennoch auf die Frage zu antworten. „Die ganze Woche inklusive Samstag.“, erklärte ich in kühlem Tonfall. Im nächsten Moment hätte ich mich auch schon dafür erdrosseln können, ihr diese Frage beantwortet zu haben. Natürlich hatte das Gör sich bei der Frage etwas gedacht!   „Dann hast du Sonntag also Zeit.“, stellte Minako gut gelaunt fest. Bevor ich noch etwas dazu sagen konnte, sprach sie auch schon weiter :“Lass uns zusammen ins Kino gehen.“ Ich blickte meine Klassenkameradin ungläubig ab, steckte die Hände in die Jackentaschen meiner Schuluniform und setzte mich in Bewegung. „Wie kommst du jetzt auf die Idee? Ich habe kein Interesse.“ Das wurde wirklich immer besser hier. Wie oft sollte ich der Blondine eigentlich noch erklären, dass ich keine sehr große Lust hatte, etwas mit jemandem aus der Schule zu unternehmen? „Zeit hast du zumindest. Und was ist so schlimm daran ins Kino zu gehen?“ Unbeirrt lief Minako neben mir her und wartete eine Antwort ab. Ja, was war eigentlich so schlimm an Kinobesuchen? Es gab Schlimmeres, aber irgendein Argument brauchte ich und das möglichst schnell. „Vermutlich versuchst du mich in irgendeinen kitschigen Film zu schleifen. Darauf kann ich verzichten.“, nutzte ich also die erst beste Ausrede, welche mir in den Sinn kam. „Ach Quatsch. Es muss ja nicht unbedingt eine Romanze sein. Such dir einen Film aus.“ Das war jetzt natürlich schlecht. Dieses Menschengör wollte einfach nicht aufgeben. „Ich glaube kaum das wir den gleichen Filmgeschmack haben.“ „So schlimm kann es schon nicht werden. Die Filme, die momentan laufen, klingen alle ganz interessant.“, versichere die Blondine. „Du gibst auch nie auf, oder?“, grummele ich. Wie man meine Nerven strapazierte, das wusste Minako zumindest. „Wenn du schon so fragst – nein. Ich hab Zeit und kann dieses Spielchen noch eine ganze Weile so weiterspielen.“ Munter grinste mich das Mädchen an, während ich sie mit einem Blick wie sieben Tage Regenwetter bedachte. „Am Sonntag um 15 Uhr vor der Stadthalle?“, schlug sie vor. Angenervt seufzend zuckte ich mit den Schultern und strich mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Minako hatte wohl Recht. Sie könnte dieses Spielchen noch stundenlang weiterspielen, bis ich irgendwann einknicken würde und mein okay für Sonntag gab, nur um meine Ruhe zu haben. Auf stundenlange Diskussionen konnte ich jedoch auch gut verzichten. „Aber wehe du bist zu spät.“, willigte ich schließlich wenig begeistert ein.   Die Mimik der Anderen hellte sich auf, als hätte sie im Lotto gewonnen, bevor sie auch schon versicherte :“Keine Sorge, ich bin pünktlich!“ Na das würde sich ja noch zeigen. In der Nähe des Schultors tauchten derweil die Freundinnen der Blondine auf. Auch ihr waren die anderen Mädchen aufgefallen und es hatte ganz den Anschein, als wollte sie jeden Moment zu ihren Freundinnen laufen. Na endlich! Meine Nerven würden es ihr danken. „Ich muss jetzt los.“, verkündete sie. „Wir sehen uns dann morgen in der Schule.“ „Das bleibt nicht a-“, wollte ich gerade kommentieren, als meine Klassenkameradin sich plötzlich zu mir rüber beugte und mir einen kurzen Kuss auf die Wange gab. Überrumpelt und ein wenig fassungslos starrte ich das Mädchen an. „Dann bis morgen!“, kicherte sie nun doch ziemlich verlegen und lief los. „Hey, sag mal was fällt dir ein?!“, schimpfte ich ihr noch hinterher, was Minako jedoch nicht weiter zu stören schien. Dieses dreiste Gör! Auf was für absurde Einfälle diese Nervensäge auch ständig kommen musste! Einige andere Schüler blickten bereits verwirrt in meine Richtung und ich wollte besser nicht wissen, was sie wohl dachten. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ganz automatisch richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Person, welche hinter mir stand. Seiya, wie ich feststellte. Und sein Grinsen konnte schonmal nichts Gutes bedeuten, soviel stand fest. „So? Alles nur ein dummes Missverständnis, oder wie war das neulich?“, zog er mich auf. „Jetzt fang nicht wieder damit an!“ Bei all den Sternen da draußen, was hatte ich bloß verbrochen, um auf so einem verrückten Planeten gelandet zu sein?!   I'm your biggest fan I'll follow you until you love me Papa-paparazzi Baby, there's no other superstar You know that I'll be  Your papa-paparazzi Promise I'll be kind But I won't stop until that boy is mine  Baby, you'll be famous Chase you down until you love me Papa-paparazzi   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)