B.I.T.C.H.E.S. von GodOfMischief (Aquarell) ================================================================================ Kapitel 4: C aptain america --------------------------- Die freien Tage verbrachten sie gerne zusammen an ruhigeren Orten, wo sie sich nicht gegenseitig mit Befehlen anschreien mussten, geschweige denn, wo ihr das Fluchen dauerhaft untersagt wurde. Vermutlich, weil sie außerhalb von Missionen nicht wirklich viel zu verfluchen hatte. Und wenn es ein schöner Tag, so wie heute war, dann genossen sie die letzten Sonnenstrahlen des Tages bei einem Spaziergang im Park. Das Wasser des Sees glitzerte in dem goldenen Licht, die Bäume wiegten sich sanft im Wind und die komplette Szenerie wirkte wie aus einer anderen Welt. Wären da nicht die Jogger, die sie immer wieder passierten, oder die lauten Basketballspieler. Ganz zu schweigen von den anderen Spaziergängern die ihnen entgegen kamen und sie von oben bis unten taxierten, sich leise lachend unterhielten und sich noch lange Zeit, nachdem man sie passiert hatte, Blicke hinterher warfen. Dafür, dass sie so bekannt waren, konnte man von Glück sagen, dass die Leute noch Respekt hatten und sie in ihrer Zweisamkeit nicht störten. „Möchtest du nachher noch etwas essen gehen, [Y/N]?“, Steve drückte leicht ihre Hand, „Wie wäre es mit [F/F]?“ „Ja, warum nicht?“, ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, denn obwohl sie es auch bestellen konnten, wusste sie, dass wenn Steve es machte, es doppelt so gut schmecken würde. Der Kies knirschte unter ihren Sohlen, als sie anhielten. Ihr Freund drehte sich komplett zu ihr um, nahm die andere Hand aus seiner Hosentasche und griff nach ihrer freien. „Und danach ein Film?“, er fragte es so hoffnungsvoll, als hätte er die Wahl zu entscheiden, was sie direkt mit einem Stirnrunzeln abtat. „Solange es nicht wieder Disney ist“, kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, veränderte sich sein Gesichtsausdruck und ließ sie die Augen rollen, „Und wenn, dann ist Bucky hoffentlich nicht auch wieder dabei.“ Steve selbst musste ein Lachen unterdrücken – der erste Disneyfilm, den die Jungs je gesehen hatten kam zu ihrer Zeit heraus, schien damals schon unglaublich zu sein und das es sich über die Jahre hinweg so entwickelt hatte, war für sie wie ein Wunder. Aber er sah sie immer so liebevoll aus seinen blauen Augen an, dass sie fast nie Nein sagen konnte. „Wie wäre es denn mal mit [F/M]? Die haben auch ein paar tolle Tricks auf Lager und die Story ist echt gut“, versuchen konnte sie es ja. „Wir finden schon was Gutes“, war seine vage Ausrede und er beugte sich für einen leichten Kuss hinunter. Noch immer genoss [Y/N] ihn in vollen Zügen, doch kaum richtete Steve sich wieder auf, passierte etwas, womit sie nie im Leben gerechnet hätte. Etwas, was ihr Herz augenblicklich vor Angst wild schlagen ließ. Blitzschnell drehte ihr Freund sich weg und hielt sich den Arm vor das Gesicht, als er erst nieste und dann anfing zu husten wie ein Kettenraucher. Nein, das konnte nicht passieren. Alle, wirklich alle sagen, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war. Steve Rogers konnte nicht krank werden. Mit gerunzelter Stirn betrachtete [Y/N] ihn besorgt: „Alles okay?“ Der Blonde sah nicht minder überrascht aus, als sie selbst und winkte schnell wieder ab. „Ja, lass uns zurück zum Tower gehen, ich kriege langsam Hunger“, er lächelte sie so liebevoll an, dass sie ihre Sorgen schnell wieder vergaß. Mit einer Hand fuhr er sich über die Nase, den anderen Arm legte er über ihre Schultern und gemeinsamen schlenderten sie durch den Park zurück zum Stark Tower, der selbst über den Bäumen hinweg in die Höhe ragte. Und eigentlich verlief dieser recht kurze Gang ziemlich ereignislos, hätte Steve nicht, direkt nachdem sie die Eingangshalle betreten hatten, wieder angefangen zu husten. „Okay, Steve, das macht mir wirklich Angst“, [Y/N] packte ihn an der Hand und zog ihn schnellstmöglich durch den großen Raum, mit einem kurzen Wink zu den Empfangsdamen, um sie zu grüßen. „Es ist alles okay“, versuchte der Blonde zu beruhigen und man konnte sehen, wie seine Wangen rot anliefen und seine Augen begannen zu tränen, als er das Husten unterdrückte. Mit einem abschätzigen Kopfschütteln, rief [Y/N] den Fahrstuhl und drückte auf den Knopf der entsprechenden Etage, auf die sie gelangen wollte, was Steve an ihrer Seite bereits verwunderte. „Du willst auf die Krankenstation?“ Sie nickte bekräftigend: „Ja, dein Husten gefällt mir ganz und gar nicht und ich will wissen, was da los ist. Immerhin kannst du doch gar nicht krank werden.“ Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, packte sie ihn bei der Hand und zog ihn zielstrebig den Gang hinunter zu dem angepeilten Raum. Der Großteil des Flurs bestand aus einer gläsernen Front und nur die einzelnen Büros der Doktoren und Ärzte, die hier arbeiteten, waren blickdicht. Eines davon gehörte Bruce Banner, an dessen Tür sie nun anklopfte und nach wenigen Sekunden man sie auch schon herein bat. Der Raum war recht karg eingerichtet, Regale mit Büchern, ein Schreibtisch und ein, zwei Poster, die nicht hier rein passten – Tony hatte sie wahrscheinlich aufgehangen, damit Bruce sich ein wenig heimischer fühlte, auch wenn dies offensichtlich nicht der Fall war. Der Doktor saß hinter seinem Tisch und kritzelte auf ein paar Unterlagen herum, ehe er den Blick hob, die Brille von seiner Nase zog und sie vorsichtig zusammen klappte. „[Y/N], Steve! Was kann ich für euch tun?“, man konnte Bruce ansehen, dass er nicht mit ihnen gerechnet hatte, doch schien er diese Abwechslung zu seinem Papierkram nur willkommen zu heißen und ein flüchtiges Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Mit vollkommen ernster Miene, die Steve scheinbar nicht auflegen wollte, zog [Y/N] sich einen der Stühle heran und ließ sich darauf nieder. Ihr Freund tat es ihr nach, schien aber nicht so, als wolle er den Anfang machen. „Folgendes“, machte sie nun den Anfang und beugte sich verschwörerisch weiter vor, „Wir waren draußen unterwegs und plötzlich fängt Steve an zu husten.“ Sie war nun nicht jemand, der lange um den heißen Brei herum redete, vor allem nicht, wenn es um die Menschen ging, die sie liebte und trotzdem hatten die Worte nicht den gewünschten Effekt, wie sie sich erhofft hatte. Schweigend tauschten die beiden Männer einen Blick aus, Bruce ein wenig irritiert, der Blonde eher beschämt, bis Ersterer endlich das Wort erhob: „Also, ihr wollt Kopf- und Halsschmerztabletten, mit ein paar Taschentüchern, oder..?“ Seine braunen Augen huschten zwischen den beiden hin und her, nicht sicher, ob es überhaupt einen Grund gab, warum sie beide so plötzlich hier aufgetaucht waren, geschweige denn, warum [Y/N] so ein Drama um Husten zu machen schien. Sie war auch schon dabei die Augen zu verdrehen und beugte sich weiter vor, als wolle sie den Ernst der Lage so deutlich wie möglich machen, sagte sie ruhig: „Steve kriegt anscheinend eine Erkältung. Was eigentlich gar nicht möglich ist. Oder?“, das letzte Wort schob sie zweifelnd hinterher und beobachtete genaustens die Reaktion des Doktors. Seine Augenbrauen hoben sich, sein Blick huschte wieder zu Steve und er runzelte die Stirn. Die Hände vor dem Mund gefaltet, grübelte Bruce über ihre Worte nach. Schließlich entschied er sich wohl doch etwas zu tun und rollte mit dem Stuhl rüber zu seinem Computer, auf dem er ein wenig herum tippte. Dank der ganzen Holoscreens, die es fast überall im Tower gab, konnte [Y/N] die Dateien sehen, die Bruce abrief, wenn auch spiegelverkehrt. Aber es war unverkennbar, dass er sich gerade die gesammelten Daten zu Captain America ansah. Dieser schien nun auch recht nervös zu werden. Ob er langsam Angst bekam, dass etwas nicht mit ihm stimmte? Vorsichtig griff sie nach seiner Hand und drückte sie leicht. Bruce gab ein Brummen von sich, von dem man nicht sagen konnte, ob es darauf hinweisen sollte, dass er etwas gefunden hatte oder schlichtweg nicht wusste, was falsch sein sollte. Schließlich drehte er den Bildschirm und zeigte ihnen die aufgelisteten Daten. Ganz der Doktor deute er mit seinem Kugelschreiber auf verschiedene Partien: „Das hier sind die letzten drei Check-ups, die wir durchgeführt haben. Der Letzte hier ist vom Mittwoch und eigentlich hat sich nicht viel geändert.“ Er zeigte auf einige Zahlen, die Steves Gewicht, Größe und andere Maßeinheiten darstellten, die sich immer um wenige Gramm oder Zentimeter unterschieden. Also nichts Außergewöhnliches. Vielleicht reagierte sie ja wirklich nur über. Fast schien Bruce ihre Gedanken zu lesen und kramte etwas tiefer in der SHIELD-Akte, die – so vermutete [Y/N] – Tony nicht vollkommen legal für sich und das Doktorenteam verwendete. „Das ist Steves Akte, bevor ihm das Serum injiziert wurde“, abermals zeigte er auf verschiedene Sachen, um die Unterschiede deutlich zu machen. Das Bild am linken Bildschirmrand zeigte einen dürren, blonden Jungen, der vielleicht halb so groß war, wie Steve jetzt und sicherlich ein Fliegengewicht im Vergleich, doch die Gesichtsmerkmale waren deutlich zu erkennen. Die blauen Augen, in denen der gleiche Ehrgeiz lag, die lange, gerade Nase, das markante Kinn. Der Junge, der scheinbar bei der kleinsten Berührung zerbrechen würde, war ebenso Steve Rogers, wie diese Spitze der menschlichen Perfektion, die neben ihr saß. Bei diesem Anblick und den Informationen musste [Y/N] schlucken. Sie waren vollkommen neu für sie. Asthma, Scharlach, rheumatisches Fieber, ständige und langanhaltende Erkältungen und Grippeinfektionen, Herzprobleme, dazu noch Fälle von Diabetes, Krebs, Schlaganfällen und weiteren Herzkrankheiten in der Familie. Also, im Grunde hatte sie schon von dem Steve vor dem Krieg gehört, ein bisschen, aber das alles jetzt so direkt vor die Nase gesetzt zu kriegen war etwas vollkommen anderes. Das waren zwei vollkommen unterschiedliche Personen. Irgendwie. Nun war es an Steve ihre Hand leicht zu drücken, als er merkte, dass [Y/N] gar nichts mehr sagte und die [E/C] Augen nicht von diesem Bild loseisen konnte. „Man sieht den Unterschied vor und nach dem Serum sehr deutlich“, begann Bruce ruhig, als er den Stimmungsumschwung bemerkte, „Im Gegensatz dazu sind die neuesten Unterschiede wirklich nichts. Und da Steve mit diesem wissenschaftlichen Durchbruch bereits vor dem Krieg ohne Probleme agiert hat, dann mehrere Jahrzehnte eingefroren war und nun bereits wieder einige Jahre im Dienst ist ohne nennenswerte Veränderungen, kann ich auch problemlos sagen, dass die Wirkung nicht nachlässt und sicherlich auch nicht nachlassen wird.“ Eigentlich hätten diese Worte sie beruhigen sollen, doch sie fühlte eher Scham darüber, dass sie so überreagiert hatte. Auch wenn es recht komisch war. Sie konnte es sich noch immer nicht zusammenreimen, immerhin war es kein einfaches Hüsteln gewesen, als wenn er sich verschluckt oder einen Frosch im Hals gehabt hätte. Aus dem Augenwinkel konnte [Y/N] sehen, wie Steve sich nervös mit der freien Hand über den Nacken fuhr. Jetzt hatte sie ihn vermutlich mit ihrer Paranoia angesteckt. „Wenn es euch beruhigt können wir das die nächsten Tage gerne im Augen behalten“, Bruce war ganz der Doktor, auch wenn sein Blick durchscheinen ließ, dass er keinen Zweifel daran hatte, dass das Serum auch weiterhin durchhalten würde. „Danke, Bruce“, sie alle erhoben sich und in einem plötzlichen Aufkommen von Gefühlen drückte [Y/N] den Doktor an sich. Vollkommen überrascht wusste dieser nichts mit sich anzufangen und klopfte ihr unbeholfen auf den Rücken. Immerhin konnte man sich in diesem Team sicher sein, dass einer dem Anderen helfen würde. Mit ein paar herzlichen Abschiedsworten und dem Versprechen, dass man sich später beim Essen noch einmal sehen würde, verabschiedeten sich die beiden und kehrten zurück zu dem Fahrstuhl, mit dem sie auf ihre Etage wechseln wollten. [Y/N] war die Erste, die das Wort ergriff: „Steve, es tut mir leid. Ich hätte wohl wirklich nicht so überragieren sollen.“ Im Nachhinein betrachtet war ihre Reaktion tatsächlich ein wenig peinlich, doch der Blonde schien es locker zu nehmen und strich ihr mit einem verschmitzten Lächeln eine Strähne ihres [H/C] Haares hinter die Ohren: „Schon gut, ich hätte auch so reagiert.“ Trotz seiner Worte brachte sie nur ein müdes Lächeln auf die Lippen und war fast schon regelrecht erleichtert, als das Pling verkündete, dass sie ihren Stock erreicht hatten, damit sie diesem einengenden Ort entkommen konnte. „Ich gehe duschen, bevor wir uns fürs Essen fertig machen, okay?“, Steve strich ihr mit einer Hand über den Rücken und verabschiedete sich mit einem Lächeln in Richtung Badezimmer, noch ehe sie eine Antwort hervor brachte. Einen kurzen Moment sah [Y/N] ihm nach, bevor sie zum Schlafzimmer ging, um in ein wenig bequemere Sachen zu schlüpfen. Die Abendessen mit den Avengers waren nie wirklich etwas Besonderes. Sie bestellten Pizza, was vom Chinesen oder wenn Tony gut drauf war, auch mal etwas exotischeres. Sie trafen sich auf irgendeiner Etage eines Mitglieds und lümmelten dort herum, als wäre es eine Pyjamaparty, schmissen einen Film ein und ließen es sich gut gehen. Nichts spektakuläres, aber immerhin waren sie dann alle mal zusammen und Streit brach höchstens aus, wenn es darum ging einen Film auszusuchen. Mit weißen Shorts aus einem weichen Stoff und einem Shirt in [F/C], dass eigentlich Steve gehörte, ihr aber alleine wegen der Farbe so gut gefiel, ließ sie sich rücklings auf das Bett fallen und lauschte für einen Moment dem Rauschen des Wassers, dass über den Flur hallte. Doch selbst dieses Geräusch schaffte es nicht, ihre Gedanken lange zu unterdrücken. [Y/N] drehte sich auf die Seite und langte nach dem Tablet, dass auf dem Nachttisch lag. Sie stellte das Gerät an und warf einen Blick über die Schulter, als hätte sie Angst, man könne sie bei etwas Verbotenem erwischen. Man hatte sie sicher nicht umsonst bei SHIELD angeheuert und dann zu den Avengers geschickt, wenn sie nicht gewisse Talente hätte und auch wenn diese nicht ausreichten um die Daten von SHIELD zu hacken, würde es doch sicher reichen, um auf die Datenbank von Tony zu zugreifen. Dieser sollte sowieso alles nötige haben, was sie wissen musste. Angestrengt tippte sie auf dem Tablet herum und versuchte zu lauschen, ob das Wasser der Dusche noch immer lief. Irritierenderweise war Tonys Datenbank schwerer zu knacken, als sie gedacht hätte doch mit viel Geduld schaffte sie es. Kurz hielt [Y/N] inne und lauschte noch einmal nach der laufenden Dusche. Ihr sprunghaftes Verhalten schien Steve nicht so leicht weggesteckt zu haben und er duschte länger als sonst. Sie hätte wirklich nicht so ein Theater machen sollen. Ihre [E/C] Augen huschten wieder zu dem Bildschirm und alsbald fand sie auch die gesuchte Datei. Witzigerweise hatte Bruce schon einen Nachtrag gemacht, der die Frage stellte, ob das Serum womöglich ein Ablaufdatum hatte, seine eigene Akte war verlinkt und stellte eben jene Frage und die Hoffnung auf eine Heilung vom Hulk. Ein dicker Kloß manifestierte sich in ihrem Hals. Wenn das Serum wirklich aufhören sollte zu wirken, dann wäre es die Rettung für den Einen, der Untergang für den Anderen. Es dauerte auch nicht lange, da stieß sie wieder auf die Bilder, die Steve zeigten. Wie er damals war. Ein kleiner, hagerer Junge, der so aussah, als hätte er für sein Alter schon zu viel durchgemacht. Geistesabwesend legte sie sich hin und scrollte weiter durch die Bilder. Sie entdeckte eines, dass Steve und Bucky zeigte, ein Unterschied von Tag und Nacht und sie konnte verstehen, warum ihr Freund immer sagte, dass Bucky immer der Frauenschwarm gewesen war. Ein paar Bilder weiter entdeckte [Y/N] eines, dass Steve zeigte, kurz nachdem er seine militärische Ausbildung begonnen hatte. Das weiße Shirt hing ihm schlabbrig am Körper und der Helm auf seinem Kopf wirkte in seiner Größe lachhaft, ganz und gar nicht so, als könne er ihn schützen. Ein weiteres Bild später stand der winzige, blonde Junge zwischen einem älteren Mann in einem alten, braunen Anzug und einer Frau mit dunklen, gelockten Haaren, die ebenfalls eine militärische Uniform trug. Sie meinte sich daran erinnern zu können, dass Steve von diesen Leuten erzählt hatte. Trotz der Tatsache, dass das sicherlich nicht die schönste Zeit seines Lebens gewesen war, hatte er nur gute Worte für diese Leute gefunden. Besonders für die Frau. [Y/N] öffnete eine Bemerkungsdatei und las sich das Geschrieben durch. Agent Margaret Eliabeth 'Peggy' Carter. Mitbegründerin von SHIELD. Abraham Erskine, Erfinder des Serums und Leiter des Projektes, an dem Steve teilgenommen hatte. Außerdem war Howard Stark auf dem Foto vermerkt und sie klickte wieder zurück zu dem Bild. Im Hintergrund war ein Mann zu sehen, mit schmalem Oberlippenbart, dunklen Haaren und einem feinen Anzug. Die Gesichtszüge ähnelten denen von Tony so stark, dass es keinen Zweifel gab, dass es sich hier um seinen Vater handelte. Doch alsbald wurden ihre [E/C] Augen wieder magisch von dem Jungen angezogen, der so klein und verloren zwischen all diesen Gestalten wirkte. Ihr Blick verharrte auf seinem Gesicht. Er hatte auch damals schon diese gerade Nase gehabt, die strengen Brauen, den intensiven Blick. Den Willen, Gutes zu tun, anderen zu helfen. Wenn man ihn so betrachtete, könnte man höchstens anhand seiner Statur erahnen, dass er krank war. Aber nicht, dass er dermaßen anfällig für alles mögliche schien. Er hatte eine gute Seele, ein gutes Herz, schon immer gehabt. War aber nicht der Adonis, den sie heute kannte. Hätte sie ihn damals, vor über fünfzig Jahren, auch so toll gefunden? Hätte sie sich so in ihn verlieben können? Hätten sie unter solchen Umständen zueinander gefunden? Könnte sie ihn noch lieben, wenn das Serum aufhören sollte zu wirken? [Y/N] rügte sich für ihre Gedanken. Natürlich war Steve ansehnlich. Aber ihre Beziehung war durch so viel mehr geprägt. Es waren die kleinen Gesten, wie er ihr die [H/C] Haare hinter die Ohren strich, sanfte Küsse auf Stirn oder Schläfe, wie sie beide darüber lachen konnten, wenn sie kein Wort von Tonys technischem Gelaber verstanden. Oder die ruhigen Spaziergänge im Park. Sie liebte ihn auch dafür, dass er sich beim Training nicht zurücknahm, sie anpampte, wenn sie etwas nicht richtig machte, sie vollkommen schonungslos angriff. Es zeigte, dass er sie nicht betudelte, nur weil sie seine Freundin war. Es ging ihm viel mehr darum, sie zu stärken, dass sie sich in einer Notsituation verteidigen und die richtigen Entscheidungen treffen konnte. Auch damit sie anderen helfen konnte. Weil er das Herz am rechten Fleck hatte. Man konnte es schon damals sehen, man sah es auch heute noch. Auf jedem einzelnen Bild, das [Y/N] betrachtete war es zu sehen. Sogar als sie das letzte Bildset ihrer letzten Mission erreichte, hatte sie nur Augen für ihn, weil Steve unter all ihren Freunden und Kollegen diese Bereitschaft ausstrahlte, die Welt zu retten, ohne dabei auch nur einen Funken Angst zu zeigen. „Willst du lieber schlafen?“, das plötzliche Auftauchen von Steve ließ sie aufschrecken. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie er die Dusche ausgestellt und zurück gekommen war. Verdattert richtete sie sich auf und suchte nach Worten: „Ich... ich wollte nur schauen, welchen Film wir nachher vielleicht gucken könnten.“ Die Lüge klang furchtbar lahm und sie spürte bereits, wie die Hitze über ihr Gesicht kroch, als sie auf dem Tablet alle Spuren ihrer Suche löschte. Erst als sie fertig war und sichergehen konnte, dass zumindest Steve nicht die kleinste Spur finden sollte, blickte sie zu eben jenem auf, der in bequemen Schlabberhosen und einem schlichten Shirt vor dem Bett stand und sie eingehend betrachtete. Steve verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. Es schien, als könne er Meilen gegen den Wind riechen, dass sie in seiner Vergangenheit herumgeschnüffelt hatte, doch das Thema, welches er anschlug, überraschte sie ein wenig. „Du solltest dir keine Gedanken über das Serum machen müssen“, er kam zu ihr herüber, setzte sich auf die Bettkante und legte ihr behutsam die Hand auf den Knöchel. Ihr Blick folgte seiner Hand und ein leises Seufzen drang über ihre Lippen. Natürlich nicht, am Ende war es immerhin Steve, der am meisten darunter litt. Doch, noch bevor sie etwas erwidern konnte, lenkte ihr Freund erneut vom Thema ab. Vielleicht war ja gerade das sein Plan. „Natasha hat was vom Chinesen besorgt. Willst du mitkommen, oder soll ich einfach eine Schüssel Popcorn holen und dann gucken wir uns hier einen Film an?“, er lächelte ihr aufmunternd zu und sie konnte den Druck seiner Hand an ihrem Bein spüren. Bei seinem Strahlen schlich sich ebenfalls ein kleines Lächeln auf ihre Lippen: „[F/M]?“, fragte sie neckisch und lachte, als der Blonde die Augen verdrehte. Irgendwann würde sie ihn schon noch dazu kriegen, diesen Film mit ihr zu sehen, auch wenn es bis dato schon an eine Unmöglichkeit grenzte, dass sie ihren Favoriten noch nicht gemeinsam genossen hatten. „Natürlich. Wenn du ihn sehen möchtest, dann können wir das gerne machen“, das unterstreichende Ausstoßen seines Atems, zeigte, dass er mit der Handlung eigentlich rein gar nichts anfangen konnte und trotzdem ließ er sich darauf ein. Ihr zuliebe. [Y/N] beugte sich blitzschnell vor und drückte Steve einen Kuss auf die Lippen, den er nach dem kurzen Überraschungsmoment ebenso herzlich erwiderte. „Aber vorher hätte ich schon gerne was von dem chinesischen Essen. Ich hab richtig Hunger“, sie wollte sich gerade erheben, als Steve bereits aufgestanden war und sie in einer festen Umarmung mit sich zog. Lachend meinte er: „Gott sei Dank, ich nämlich auch. Ich glaube nicht, dass ich von einer Schüssel Popcorn satt geworden wäre, die ich auch noch mit dir teilen müsste.“ „Hey, was soll das denn heißen?“ [Y/N] wollte gerade zu einem spielerischen Schubser ausholen, als Steve sie sich vollkommen ungezwungen schnappte und förmlich über die Schulter warf, um so zum Fahrstuhl zu gehen. Sie zappelte und wehrte sich eher halbherzig, denn schnell kam sie gar nicht mehr aus dem Lachen heraus. Seit dem Experiment sagte man, er sei die Spitze der menschlichen Perfektion. Im Herzen war er das schon immer. Hosted by Animexx e.V. 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