Devil Survivor 2: The Summoning Of Her Dawn von Chiyuri ================================================================================ Kapitel 3: Dangerous Mind Part II --------------------------------- Shina runzelte die Stirn. Noch immer hatte sie Yamato nicht als Begleitung entlassen, sie hatten das Hauptquartier verlassen, wanderten die Straßen Tokyos entlang. Yamato analysierte seine Umgebung genau, sein Augenmerk lag auf die schutzsuchenden Menschen, die sich verängstigt zu Gruppen zusammengetan hatten um nach Nahrung zu suchen und sich gegeben falls gegen Angreifer zu verteidigen. Die ein oder anderen schäbigen Gestalten warfen einen Blick auf das ungleiche Paar, besonders die Schwarzhaarige erntete den ein oder anderen niederträchtigen Blick, welche an ihren nackten Beinen hängen blieb. Doch Yamatos maligne Präsenz war Abschreckung genug, nichts Dummes zu versuchen. Wonach genau suchte er? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Ebenso war sie sich nicht ganz im Klaren ob sie sich der Verschwiegenheit des JP’s Leiters über ihre kürzliche Eskapade sicher war. In der Halle hatte er sie absichtlich getriezt, ihr Verhalten musste ihn verärgert haben. Zugegebener Maßen war sie in seiner Nähe äußerst reizbar, normalerweise gehörte sie zu den ruhigeren Naturen. Sicher, ihre Gedanken waren nicht selten harsch, doch vermied sie es diese verbal zu äußern, ein falsch gesprochenes Wort war schwer zurückzunehmen. Yamato kratzte allmählich an ihrer Selbstbeherrschung.   Sie wollte ihn gerade auf das Thema ansprechen, als sie um die Ecke bogen und ein ihr allzu vertrautes Gesicht in Sichtweite erschien. Ihr Bruder flanierte unbeschwert die Straße entlang. Als er ihre Schritte näherkommen hörte, drehte er sich um. Leicht verwundert Blickte er sie an. „Oh… ich hab euch hier nicht erwartet. Was macht ihr hier?“ Ja, was genau machten sie eigentlich? Shina zweifelte stark daran, dass der JP’s Leiter zu seinem persönlichen Vergnügen die Straßen inspizierte. „Ich teste eine Hypothese. Ich wollte mir einen Überblick über die restlichen Zivilisten verschaffen. Ich hatte gehofft vielleicht ähnliches Potential wie bei dir und deiner Schwester aufzufinden. Aber es war vergebens, pure Zeitverschwendung.“, Yamato verschränkte die Arme, sein Blick wurde ernst, „Sie sind allesamt verängstigt, fliehen in ihre Hoffnungen, dass die Gefahr von selbst vorbeizieht. Wie Kleintier verstecken sie sich. Abstoßend.“ Obgleich seiner kalten Worte erschien ein kleines Lächeln auf seinen Zügen. „Es lässt mich nur noch besser über euch denken.“   Statt Yamato zu widersprechen und das Verhalten dieser Menschen zu rechtfertigen, wie, sie kannte Kaito gut, es eigentlich seinen Gefühlen entsprach, grinste er den Chief lieber an, er wollte den Moment wohl nicht ruinieren. Außerdem war es keine gute Idee auf offener Straße eine hitzige Diskussion bzw. Streit anzufangen. Es hatte ihren Bruder bereits einige Geduld abverlangt eine gute Beziehung zwischen ihnen zu etablieren. Shina indes fühlte sich in ihrer Annahme bestätigt, ehe würde die Hölle einfrieren, als das Yamato Mitgefühl zeigte. Sie vermied es ihre Miene zu verziehen, stattdessen starrte sie starr nach vorne, sie runzelte die Stirn, ein glatzköpfiger Mann mittleren Alters, näherte sich ihnen und mit ihm ein bekannter, aber den aktuellen Umständen ungewöhnlicher Geruch.   „Ahh! Gentlemen! Und“, der Fremde zwinkerte ihr keck zu, Yamatos Augen verengten sich missfallend, „verheerte Lady, was für eine glückliche Fügung, ich habe gerade diese kleine Ladung fertig gestellt, sie sind einfach nur göttlich geworden, ihr müsst sie probieren!“ Ihrem Bruder wurde „die Ladung“ praktisch in die Hände gedrückt, sie dampfte munter vor sich hin, Kaito wirkte ganz hypnotisiert. Der Chief Leiter beäugte das Präsent misstrauisch. „Ist… das aus Kohlenhydraten gemacht?“ „Das Geschäft damit hat sich leider totgelaufen, den Umständen entsprechend. Ich habe meine letzten Zutaten hierfür verwendet, aber es ist mein Meisterstück! Genießt es!“, der Koch sah sie begeistert an, besonders Shina grinste er überschwänglich an. Zugegebener Maßen… roch es sehr…. appetitanregend… lecker und… schmackhaft. Yamato schien weniger interessiert. „Ich habe zivilistische Bewirtung nicht nötig.“ Der Fremde schüttelte beharrlich sein Haupt: „Ich bestehe darauf! Junge Männer wie ihr müssen etwas essen und eine junge Dame sollte sich das auch nicht entgehen lassen! Ihr müsst es genießen! Aber ich muss nun los, hoffentlich sieht man sich wieder!“, abrupt ließ er die drei mit dieser Aussage stehen, verschwand in eine Seitengasse. Was für eine seltsame Erscheinung, verdächtig.   „Was… genau ist das, Kaito?“ Yamato beäugte das Nahrungsmittel misstrauisch, für ihn waren es goldbraune geformte Bällchen, ertränkt in brauner und gelber Soße, hauchdünne Flocken über diese zusammen mit... grünen Raspeln. Die Augen ihres Bruders blitzen vor Entzückung auf. Sie konnte das Gelüst in ihnen sehen. „Tako-yaki Yamato, es ist köstlich! Der König des Streetfood!“, er holte sein Handy heraus. Shina schüttelte gedanklich den Kopf, Instagram ist tot Kaito. „Lächeln Shina, Yamato!“- Moment was? Doch zu spät, er hatte bereits ein Bild von den drei samt dem Gericht geschossen. Er verkniff sich einen Lachanfall, als er den Schnappschuss begutachtete. Zu Shinas Missfallen war das Bild sogar scharf geworden. Ihre Augen waren dort leicht geweitet, man konnte ihr den Schreck ansehen, ihr Bruder grinste über beide Ohren, hielt stolz das Essen mit einer Hand, Yamato hatte ansatzweise die Arme verschränkt, sein Blick fokussierte sich argwöhnisch auf das unbekannte Gericht. Zugegebener Maßen war es ein… ulkiges Foto.   Der JP’s Leiter warf einen fragenden Blick in Kaitos Richtung. Dieser murmelte nur etwas von „Sorry, Zivilistending“, er hatte es sich nicht verkneifen können. Aber gut, ihn ließ der Chief so etwas durchgehen. Alsbald konzentrierte sich dessen Aufmerksamkeit wieder auf das Tako-yaki. „So etwas isst man bei euch? Es schaut … obskur aus. Egal, ich habe sowieso keinen Bedarf an Zivilistennahrung.“ Du musst es ja nicht essen Yamato, aber was dachte sich Shina da? Generell sollte man es nicht essen, viel zu gefährlich etwas von einem wildfremden anzunehmen, vor allem von diesem seltsamen Mann. Wie kam dieser als Zivilist überhaupt an die nötigen Zutaten heran? Äußerst verdächtig. „Wir sollten es sowieso nicht essen, es ist vielleicht vergift-“, doch zu spät, Kaito hatte sich bereits mit einem der auf der Platte beiliegenden Zahnstochern, ein Teigbällchen in den Mund geschoben. Sie sah ihren Bruder entsetzt an, der genüsslich kaute. „Hm... du hast Recht Shina, ganz furchtbar.“, er schnappte sich ein zweites Bällchen, schloss die Augen, „Ja…definitiv vergiftet, du solltest nichts davon essen. Ich werde mich opfern.“ Ugh… Shina verdrehte die Augen. Bevor er das dritte Bällchen aß, hielt er die Platte dem Chief vor die Nase. „Möchtest du nicht doch probieren?“   Yamato besah das Tako-yaki mit einem kalten Blick, doch Kaito gab nicht nach. „Komm schon iss!“ er drückte die Platte in dessen Hände. Der Weißhaarige war sich immer noch uneins. Es … es wirkte nicht gerade wie das appetitlichste Nahrungsmittel auf ihn. „Vertrau mir, es ist wirklich gut! Shina liebt es auch, fast so sehr wie ihren Matcha Tee! Zwei wie wir können sich nicht irren!“ Der Angesprochene schien kurz zu zögern, ehe er sich um entschied: „Also gut, wenn du so darauf bestehst, werde ich eins probieren. Aber nur um meinen Horizont zu erweitern!“ Er spießte zielstrebig ein Teigbällchen auf, betrachtete es kritisch, eher er es in den Mund schob. „Lächerlich, albern… vulgäres Essen…“, er begann zu kauen, stockte… er riss die Augen auf. „Was?! Was in aller Welt?!“, er schien fassungslos. Nun aß er ein Teigbällchen nach dem anderen, leerte die ganze Platte! Schweigen. Dann meldete sich ihr Bruder schließlich zu Wort. „Nun…?“ fragte er nicht ohne schelmische Genugtuung. Yamato sah ihn an, lächelte leicht. „Du bist seltsam Kaito. Du trotzt meinen Prognosen, kennst diese unbekannte Welt und verstehst es mich immer wieder zu überraschen“, er lachte leise, „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der meine Erwartungen so übertrifft wie du, obwohl...“ Sein Blick flackerte zu Shina, doch er beendete diesen Satz nicht. „Es scheint als läge ich mit meinem Urteil richtig. Mit dir und deiner Schwester ist es möglich...“, aber auch hier kam er nicht zu einem Ende, stattdessen machte er Anstalten zu gehen. Er schüttelte kurz den Kopf als Shina fragend einen Schritt auf ihn zu tat, sie war von der Begleitung befreit.   Das Geschwisterpaar starrte ihm nach. Was genau hatten seine Worte zu bedeuten? Was war mit ihnen möglich? Was plante er? Sie überlegte bis ihr Bruder sie aus den Gedanken riss. „Er ist ein lausiger Verlierer.“ Kaito sah fast schon beleidigt die leere Platte an. „Und er hat alles aufgegessen...“, der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Ich hätte mehr essen sollen…“, er brauchte sich gar nicht zu beschweren, sie hatte gar keins abbekommen! Als ob er ihre Gedanken las, fügte er an: „Keine Angst, ich hätte dir schon mindestens eins aufgespart.“ Eins, wie großzügig. „Kannst du dir einen Reim daraus machen, was er mit seinen letzten Aussagen meinte?“ Kaito schüttelte den Kopf. „Wir müssen uns erstmal auf den Kampf gegen Alioth konzentrieren. Fumi arbeitet noch an einen Gegengiftcontainer. Dieser bereinigt für ein bestimmtes Zeitintervall die Giftpartikel, die das Monster an die Umgebung abgibt. Fühlst du dich fit genug für den Kampf?“ Sie verschränkte die Arme, ihr Blick antwortete ihm. Sie würde ihren Bruder auf jeden Fall gegen dieses Biest unterstützen. Dieser Giftcocktail musste endlich eliminiert werden.   _________________________________________________________________________________________     "DAICHI!", ihre Warnung kam zu spät für ihn. Die Druckwelle der Attacke ließ den Boden zerbersten, er wurde rücklings mit dem Schutt und dem Giftdunst mitgerissen. Joe kam ihm zu Hilfe, schleppte ihn eilends aus der Gefahrenzone. Ihre Sicht drehte sich, sie hörte Keita fluchen, als seine Rampage ins Leere verlief, verdammte Dämonen. Shina selbst keuchte, ihre eigene Streiterin Scathach ließ im Minutentakt ihre Heilung auf sie niederregnen, anders würde sie und ihr Bruder der Giftwolke nicht lange standhalten. Sie waren fast da, dem Zentrum so nah, sie bannte Kaito den Weg frei, der Container durfte nicht beschädigt werden, er war ihre einzige Möglichkeit Alioths zerstörerischen Giftatem zu neutralisieren. Damit das Gegengift eine effektive Reichweite erzielte, musste es nah an die Giftquelle gebracht werden. Schließlich wollte Io ihr helfen, doch die Stimme ihres Bruders donnerte übers Schlachtfeld: "Bleib wo du bist! Halte die Flanke!"   Er hatte Recht, wenn sie den Hauptgegner von den Seiten zusätzlich taktieren wollten, musste die Schülerin die Stelle halten. Shina und er mussten es allein durch die Mitte schaffen. Ein Schneebiest stellte sich ihnen in den Weg, versuchte sie zu verlangsamen, Scathach's wütende Flammenzungen machten kurzen Prozess. Die Hexenkriegerin zog ein grimmiges Gesicht. Ihre Magie neigte sich dem Ende, das Geschwisterpaar musste sich beeilen. Das Gift brannte sich durch Shinas Lungen, ihr wurde schummrig, der Dreck ließ sie husten. Sie sah den Septentrione an, das weiße Biest war genau vor ihnen, sein Kern glühte. Oh nein, sie wusste was kommen würde, sie drängte ihren Bruder aus der Schussbahn. Ihre Glieder brannten, es zerfetzte ihre Nerven, nach hinten wurde sie geschleudert, sie spürte den letzten Rest von Scathach Magie auf ihren Leib, es hielt sie zusammen, stemmte sich gegen ihr Ende. Schemen, sie konnte nur noch Schemen sehen, ein grünes grelles Leuchten, der Container... das Gift... Dunkelheit hüllte sich um sie, ließ die Schreie verstummen...   Keuchend, schnappte sie nach Luft, erwachte aus ihrem Fiebertraum. Ughh... der Kampf war kräftezerrend gewesen, noch härter als der letzte mit Megrez. Dort war sie wenigstens nicht ohnmächtig geworden, nur ihr Bruder war kurz davor gewesen das Bewusstsein zu verlieren, nachdem er sich schützend vor Otome platziert hatte. Aber es hatte sein Gutes gehabt, sie hatte die STDP Funktion für sich entdeckt mit der sie Kaito zurück ins Spiel gebracht hatte. Bei ihrem Niedergang war es für ihn allerdings nicht möglich gewesen gleiches für sie zu tun, sie war von Alioth's Angriff vollkommen ausgeknockt worden, es hätte keinen Sinn gemacht seine Dämonen ihr zu zuschicken. Dank der aufgenommenen Giftkonzentration war sie ans Bett gefesselt worden, ihre Vitalität war nicht die beste. Das schlimmste war jedoch vorbei, bald würde sie wieder ihren Pflichten nachkommen können. Lächelnd drehte sie sich zu ihrer Grußkarte am Nachtisch um, ihre Mitstreiter hatten ihr Besserungswünsche hinterlassen, selbst Keita's harkelige Unterschrift fand sie vor, huh… der Tsundere. Ihre Augen weiteten sich als sie eine dampfende Teetasse vorfand, interessiert schnupperte sie daran. ... Moment, dieser Geruch, das war...! Vorsichtig nippte sie an dem Getränk, ihre Vermutung bestätigte sich, es war Matcha Tee, ihr Lieblingstee. Aber wer?... Wer konnte sich in dieser Krise, sowas leisten? "Dein Geliebter."   Shina verschluckte sich vor Schreck, die heiße Flüssigkeit brannte sich durch ihre Kehle. Prustend rang sie um Luft. Mit wässrigen Augen blickte sie ihre Dämonin Scathach an, die sich vor dem Bett in ihrer typischen Kniehaltung materialisiert hatte. Warum war sie auf einmal da? Sie konnte sich nicht erinnern sie per App gerufen zu haben! "Warum bist du da? Ich habe dich nicht gerufen." Die schwarzhaarige Hexenkriegerin schloss kurz ihre Augen, ehe sie ihrer Herrin einen kühlen Blick schenkte. "Da du im tiefen Schlaf gefangen warst, habe ich mir die Freiheit genommen über deinen Leib zu wachen. Sofern du bei vollen Sinnen bist, erscheine ich nur bei deinem Ruf. Du brauchst keine Bedenken zu haben." Oh... sie hatte von der keltischen Sagengestalt nicht erwartet so loyal zu ihr zu sein, normalerweise verschwanden die gerufenen Dämonen nach der Beschwörung in andere Sphären, wo sie für gewöhnlich nur die App erreichen konnte. "Trink, oder die Geste deines Geliebten wird kalt." Geliebten? ... Ihr Mund öffnete sich voller Unglauben, Yam... Yamato? "Redest du von Hotsuin? Weiße Haare, schwarzer Mantel?", Scathach nickte. Er war da gewesen, als sie seelenruhig geschlafen hatte? Ein Schauer lief über ihren Rücken, mit einem Mal sehr froh, dass die Hexenkriegerin zur Not da gewesen wäre. Sie blickte seufzend zu ihrem Tee, debattierte mit sich selbst ob sie ihn zu Ende trinken sollte. Am Ende zuckte sie mit den Schultern, er würde sie nicht vergiften, dafür war sie ihm noch zu nützlich, außerdem... es war Matcha! Sie nahm genüsslich einen Schluck, setzte aber alsbald ihre Tasse wieder ab. Eins hatte sie noch zu klären: "Scathach, nur für die Zukunft, er ist nicht mein Geliebter." Die Kriegerin nickte anerkennend. "Verstehe, dann genießt er also die Freundschaft deiner Schenkel." Shina starrte sie fassungslos an, dann vergrub sie resignierend ihr Gesicht tief in ihre Hände.   _________________________________________________________________________________________  Es dauerte noch zwei Nächte, ehe sie das Bett verlassen konnte. Unterdes hatte Yamato Abstand zu ihr gehalten, unterließ jegliche Stichelei, er schien ihrer Bitte letztendlich nachgekommen zu sein. Auf der anderen Seite war er auch stark mit der Nachbereitung des Kampfes mit Alioth und der Suche nach dem nächsten Septentrione beschäftigt. Aber ihr Kopf füllte sich alsbald mit ganz anderen Sorgen, ihre Freunde hatten sie in die Haupthalle bestellt. Mit düsteren Mienen erzählten sie von ihrem Ausflug nach Fukuoka. Ihr Bruder hatte ihr einst ein Foto gezeigt auf der ein Großteil der gezeigten Landschaft sich in tiefe Schwärze verlor. Das Bild stammte von dieser einstiegen Stadt. Manch einer möge glauben, dass es sich hier nur um eine optische Täuschung oder einen Belichtungsfehler handelte, doch weit gefehlt. Kaito war mit den anderen dort gewesen, er hatte Makoto überzeugen können sie mit dem Terminal dorthin zu bringen. Es war wie ein schwarzer Horizont gewesen, das Nichts was diesen Ort verschlang. Als wäre alle Existenz dort ausgelöscht, mit Sicherheit konnten sie es nicht sagen. Viel zu gefährlich war es gewesen dem schwarzen Rand zu nah zu kommen. Shina hätte es gern mit eigenen Augen gesehen, aber ihr Bruder verbat es ihr, im geschwächten Zustand, eine derartig bedrohliche Exkursion zu unternehmen. Sie hatte Verständnis dafür, bei nicht voller Leistungsbereitschaft, wäre sie wohlmöglich nur im Weg gewesen. Die Bilddatei hatte sich auf den verschlüsselte USB-Stick befunden, den Fumi ihm im Austausch gegen ihr verloren geglaubtes Erinnerungsfoto gegeben hatte. Er hatte es zusammen mit Io an dem Ort aufgelesen, an dem die Computerspezialistin damals vom Dämon besessen wurde. Die Entschlüsselung der Datei fand mit Hilfe von Ronaldo statt, der stark daran interessiert war, die Geheimnisse der JP’s Organisation zu lüften. Schließlich behielt Yamato so gut wie alle relevanten Informationen für sich. Apropos, ihr Bruder hatte vor ihn auf die schwarze Leere anzusprechen, laut den anderen zufolge sollte heute, da auch sie nun gesund war, eine Dinnerparty stattfinden. Die Party sollte den Sieg über den Septentrione Alioth feiern.   Als sie die Halle betrat, wurde sie auch schon von Joe begrüßt. „Hallöchen Baby Girl, gut dich wieder unter den Lebenden zu wissen.“ Die Schwarzhaarige schenkte ihm ein müdes Lächeln, er zog die Augenbrauen hoch, er hatte eigentlich mit einem genervten Blick gerechnet. War sie wirklich wieder gesund? „Hm… vielleicht bist du doch noch angeschlagen.“, er tippte ihr gegen die Stirn. „Sei unbesorgt Joe, ich habe sie vorhin nochmal durchgecheckt. Ihre Werte sind wieder normal.“, ertönte die freundliche Stimme von Otome hinter ihnen.   Die blonde Ärztin strahlte die zwei warm an. Ihr sonniges Gemüt steckte fast an, und ließ sie unter den JP’s Angestellten förmlich herausstechen. Makoto war zwar freundlich aber frigide und nicht selten schrecklich steif was soziale Umgangsformen anging, eine Nebenwirkung ihres Jobs und ihrer Absenz von der zivilen Gesellschaft. Fumi’s desinteressierte und latente Art hatte im Gegensatz zu ihrer Kollegin wenig mit ihrem Job zu tun, sie war schon immer eine sonderbare Wissenschaftlerin gewesen, ihre soziale Kompetenz war nahe Nulllevel. Die junge Ärztin hatte sich ihre umgängliche Art bewahrt, vielleicht lag es an ihrer 5-jährigen Adoptivtochter Koharu, die sie vor der Kälte der unerbittlichen Organisation schirmte.   „Nah wenn du bergauf bist, wie wäre es mit dem hier zur Feier des Tages?“, Joe holte zwei Kurze hervor, als Otome sich abwandte und sich zu Fumi gesellte, die in einer Ecke gebannt auf ihren Laptop starrte. Shina starrte den Schnaps einige Sekunden an, wo zum Geier hatte er denn das aufgegabelt? „Joe, dir ist schon klar, dass ich minderjährig bin?“ Der Anzugträger lachte herzlich. „Ah… die vier Jahre, stell dir vor du wärst in Deutschland.“ Dann wäre es immer noch ein Jahr, das sie von der Volljährigkeit trennte. Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gegenüber wirkte enttäuscht, steckte die zwei Kurzen wieder weg. „Gut, dann eben nicht. Aber im Ernst, ist ja nicht so, als würden die alten Gesetze in dieser Apokalypse eine Rolle spielen. Weißt du, ich hab nur das dumpfe Gefühl, dass wir das heute brauchen werden. Du weißt schon, wenn Kaito Fukuoka anspricht.“ Das könnte durchaus ein heikler Moment werden, die anderen aus der Gruppe waren ganz angespannt, als sie und Joe sich zu ihnen gesellten. Was hatte der JP’s Leiter dazu zu sagen? Wusste er mehr? Sie schloss sich der Spekulation ihrer Mitstreiter an, dass dieses schwarze Nichts etwas mit den Septentriones zu tun hatte oder dem was diese Katastrophe gestartet hatte. „Wir sollten uns auf ein Gefecht einstellen, je nachdem wie Hotsuin reagiert. Er ist der Typ, der alles tun würde um seine Ziele zu erreichen. Sei vorsichtig, wenn du ihn fragst Kaito“, beriet Hinako ihren Bruder. Die Tänzerin richtete ihre Brille, ein ernster Ausdruck dominierte ihr Gesicht.   Kaito nickte, tief in Gedanken versunken. Er hoffte auf Yamatos Kooperation. Da sie noch Septentriones zu bekämpfen hatte, und er sie indes als Streitkräfte brauchte, standen die Chancen eigentlich nicht schlecht. Wie viel würde er preisgeben? Er würde es gleich herausfinden, er hörte die Schritte von oben. Er brauchte nicht aufzusehen um zu wissen, dass es Yamato war, der an seinem üblichen Platz über ihnen thronte. Als er sie alle schließlich begrüßte, blickte Kaito auf. Der JP’s Leiter wirkte gut gelaunt, fragte sich nur wie lang, dessen Augenmerk lag auf ihm aber auch auf seiner Schwester. Sollte er das Thema vor oder nach der Dinnerparty ansprechen? Sein Magen beriet ihm zu letzteres, das aufgestellte Buffet duftete köstlich, aber ihm wurde die Entscheidung abgenommen. Er konnte Makoto vortreten sehen, mit einem ernsten, entschlossenen Gesichtsausdruck. Oh weh, doch es war zu spät sie zu stoppen.   „Einen Moment Chief Hotsuin, wenn Sie erlauben.“ Yamato wirkte leicht überrascht, deutete ihr mit einer Handbewegung an jedoch fortzufahren. „Vergebt mir für meine Impertinenz, aber ich habe etwas Wichtiges zu melden.“, Ihr Vorgesetzter begann die Arme zu verschränken, sein Lächeln verlor sich in einem ernsten Gesichtsausdruck. Makoto zögerte kurz, dann schnellte es aus ihr hervor: „Vor kurzem habe ich etwas getan, etwas das als Verrat gegen JP’s angesehen werden kann! Um kein Mistrauen in unserer Organisation aufkommen zulassen, bitte ich Sie mich dementsprechend zu bestrafen!“ Ihre Stimme halte durch die Halle, wie Sekunden später auch das bellende Lachen des JP’s Leiters. Die Blauhaarige war verwirrt, und nicht nur sie. „Dich bestrafen?“ sein Gelächter steigerte sich nochmal um ein Volumen, ehe er sich beruhigte, sein Lächeln kehrte wieder ein. „Sag mir nicht, Agentin Sako, dass du dich darauf beziehst ihnen“, er überblickte Kaitos Gruppe, „Fukuoka gezeigt zu haben.“ Makoto runzelte die Stirn, nickte ungläubig. Er wusste bereits davon? „Belassen wir es dabei. Es ist eine triviale Sache, auf lange Sicht belanglos.“ Doch für sie war es nicht belanglos, sie konnte die Reaktion des Chiefs nicht nachvollziehen. „Aber Sir, ich habe einen direkten Befehl missachtet!“ Sie konnte es nicht einfach auf sich ruhen lassen, sie hatte gegen seinen Willen, gegen die Organisation gehandelt! Zorn legte sich bei Makotos Widerworte auf sein Gesicht. „Schweig!“, donnerte nun seine Stimme durch die Halle,“ Ich will mich nicht wiederholen müssen!“, er schnaubte, ehe er die versammelte Menge wieder anlächelte. „Verzeiht diese Unterbrechung, lasst uns mit der Dinnerparty fortfahren.“   Kaito trat hervor, er hatte genug gehört, Yamato würde ihnen hier und heute Antworten liefern. Ohne zu zögern sprach er Fukuoka an, und das schwarze Nichts was diesen Ort verschlang. Er erntete einen leisen Applaus von seinem Gegenüber, der einmal mehr nicht erbost über seine Eigenforschung war. Der Schwarzhaarige starrte den JP’s Leiter unnachgiebig an, was wusste er? Was hatte er vor? Yamatos Lächeln wehrte noch ein paar Sekunden ehe es verblasste und einem ernsten Ausdruck wich. „Nun gut, wenn ihr es unbedingt wissen wollt, das schwarze Nichts, die „Void“, entspringt derselben Quelle wie der Angriffslust der Septentriones auf uns. Hört mir gut zu, ich habe es von Anfang an gewusst, die Ursache dieser Krise, sie hört auf den Namen Polaris. Polaris schickte die Septentriones um uns zu vernichten und die Void um den Rest unserer Welt zu beseitigen.“ „WAS?! Wer zum Teufel ist dieser Polaris? Und was für ein Problem hat er uns auslöschen zu wollen?! Was bildet der sich ein!“, Hinakos Stimme dröhnte wütend durch den Saal. Kaito stimmte ihr im Stillen zu, mit welchem Recht nahm sich Polaris heraus sie allesamt zu eliminieren und ihre Welt zu zerstören?   Auch hierfür kannte der Chief die Antwort: „Sie denkt, dass die Menschheit von ihrem ursprünglichen Pfad abgekommen ist, sie meint wir hätten unserem Zweck ausgedient,“ er pausierte kurz, ehe sich kalter Zorn in seinem Gesicht wiederfand, „also… versucht sie die Menschheit zu zerstören. Die Septentriones sind nur ihre Handlanger.“ Widerwillen regte sich anlässlich diesen Grundes. Ihre Welt sollte untergehen, weil etwas beschlossen hatte, sie seien nicht mehr lebenswürdig? Der grollende Unmut war fast greifbar. „Das ist doch bescheuert! Dann sollten wir einfach dieses Polaris-ding zerstören!“ warf Airi ein, die Rothaarige stampfte resolut mit ihrem Fuß auf, Jungo und nicht wenige pflichteten ihr bei, wieso nicht das Übel bei der Wurzel packen und ausreißen?! Bevor sich jedoch ein Plan entwickeln konnte, wurde dieser Funke von Yamato erstickt: „Unmöglich.“   Kaito runzelte die Stirn. Dieses Wort aus seinem Mund war etwas Seltenes. Gespannt lauschte er dessen Begründung. „Polaris sieht und weiß alles. Sie zu besiegen ist utopisch. Und selbst wenn es uns widererwarten gelingen würde sie zu zerstören, was wäre dann immer noch mit unserer Welt? Denkt ihr etwa, dass die Menschheit so weiterleben kann wie bisher in einer solch instabilen und verwüsteten Welt?“ „Und was sollen wir stattdessen tun?“ der JP’s Leiter musste einen Plan auch hierfür haben, da war sich der Schwarzhaarige sicher, ansonsten hätte er sie im Kampf gegen die Septentriones nicht soweit angetrieben. Der Angesprochene begann wieder zu lächeln. „Das ist ziemlich einfach. Ich werde diese Welt von Grund auf neu aufbauen.“ „Wie bitte? Was aufbauen?“ „Genau wie ich gesagt habe. Ich werde diese Welt,“, sein Ton wurde lauter, entschlossener,“ unter einer neuen Ordnung auferstehen lassen. Das alte System, das bisher existierte, wird nicht länger benötigt. Nur die Weisen, die Talentierten und die Starken sind es wert zu leben! Der Abschaum ist es nicht! Ich erkläre hiermit meine Intension eine Welt zu erschaffen deren System vollkommen auf Leistung basiert! Eine Meritokratie!“ Der Saal explodierte. Ein jeder diskutierte nun anlässlich dieser Aussage. Kaito hörte die erhitzten Gemüter seiner Mitstreiter. Er konnte Joe verstehen, dessen Miene sich anlässlich dieser neu geplanten Welt verfinsterte. Auch er hatte Bedenken, diese Vision klang … beängstigend und radikal.   Die Bedenken der Masse hörend, erklang die Stimme des Chiefs erneut: „Ich werde niemanden zwingen mir zu folgen. Selbst wenn ich diesen Pfad allein beschreiten muss, werde ich nach meinem Ziel streben.“ Aber wie stellte es der Chief an? Wie will er so etwas bewerkstelligen? „Du? Die Welt erneuern? Wie?“, Kaito konnte es sich nicht vorstellen. Yamato lachte amüsiert auf. „Zweifelst du etwa an mir? Hmm… um ehrlich zu sein überrascht es mich nicht, nicht einmal du könntest so etwas herausfinden.“, er überblickte die versammelte Menschenmenge, lächelte erneut, „Genießt euer Abendessen und denkt sorgfältig über meine Worte nach.“   Mit einem letzten Blick auf Kaito und Shina verschwand er schließlich im Gang. Daichi rief ihm nach, er konnte doch nicht einfach nach dieser Offenbarung gehen! Nun… er konnte, er tat es… „Zur Hölle mit ihm! Was bildet der sich ein? Er sagt seinen Teil und verschwindet einfach?!“, Hinako, war nicht die einzige die von seiner Verhaltensart entrüstet war, Airi pflichtete ihr bei: „Ja, wer macht den sowas?! Jetzt bin ich wirklich sauer! Ich meine… er hat alles von Anfang an gewusst!“ Ja, das hatte er, aber wie? Kaito wandte sich an Makoto, wusste sie vielleicht etwas? Aber zur großen Überraschung aller, wusste Makoto wie auch sie, nichts von seinen Plänen. Auch für die JP’s Agenten war es das erste Mal, dass sie etwas von Polaris oder seiner angestrebten Leistungsgesellschaft, der Meritokratie hörten. Er traute der Blauhaarigen, sie war ein aufrichtiger Mensch, es musste also wahr sein. Das machte es noch heikler. Was wusste Yamato? Was hatte er in der Hinterhand?   „Nicht wahr…er hat es auch seinen eigenen Leuten verheimlicht?“, Airi murmelte diese Worte besorgt in ihren Schal hinein, wie sollten sie nur zu einer Lösung kommen? „Ha! Natürlich hat er das!“, Fumis Stimme ertönte überraschend hinter der Jugendlichen, sie hatte ihren Laptop unter ihrem linken Arm eingeklemmt, ein seltener Anblick ihr Gesicht nicht von einem Bildschirm beleuchtet zu sehen. „Es gibt viele Dinge unterschiedlichster Art, von denen nur allein der Chief Kenntnis hat. Aber die Welt wiederzuerwecken und neu zu ordnen… zugegebener Maßen klingt das sehr…“, sie hielt schweigend inne, machte ein ernstes Gesicht, ehe sich Sekunden später ein schelmisches Grinsen darauf ausbreitete. „Nun, wenn es der Chief sagt, muss er dafür Stichhaltiges in der Hinterhand haben.“   Er musste wohl. Kaito dachte angestrengt nach. Vielleicht, hatte es etwas mit Polaris zu tun. Er war entschieden dagegen gewesen sie zu vernichten…. Aber das waren nur Spekulationen, er brauchte konkrete Belege. Er blickte zu seiner Schwester, sie hatte die ganze Zeit schweigend Yamatos Worte gelauscht. Ihre Miene schien ausdruckslos, doch er wusste es besser. Sie war beunruhigt und tief in Gedanken versunken. Sachte legte er eine Hand auf ihrer Schulter. Sie zuckte kurz, ehe sie zu ihm aufsah. Blaue Seelen ähnlich seinen spiegelten Besorgnis wieder. Ringsum ihnen diskutierten die anderen was zu tun war, ob es für sie überhaupt eine andere Wahl gab als Yamato zu folgen.   „Shina“, flüsterte er ihr zu, „Kannst du mir einen Gefallen tun? Würdest du Yamato nachspionieren? Vielleicht hat er Unterlagen zu Polaris oder seinem Vorhaben. Ich werde Ronaldo hiervon unterrichten, vielleicht weiß er etwas mehr.“ Zugegebener Maßen hatte er ein mulmiges Gefühl seine kleine Schwester auf diese Mission zu schicken, aber sie hatte neben ihm die beste Erfolgschance. Würde sie auf Yamato selbst stoßen um ihn auszuhorchen, hatte sie dank seiner Sympathie gute Chancen ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Makoto oder Fumi zu schicken war ausgeschlossen, Makoto war viel zu loyal um ihren eigenen Chef zu hintergehen und Fumi um etwas zu bitten, hieß meist etwas im Ausgleich dafür zu liefern. Aber selbst wenn, würde die Wissenschaftlerin dieses Risiko vermutlich nicht eingehen. Shina starrte ihn an, ehe sie zaghaft nickte. „Treffen wir uns morgen, ich werde mit Daichi im zentralen Stadtpark auf dich warten.“ Er sah seiner Schwester nach, sie stoppte kurz bei Joe, nahm irgendetwas von ihm an, er konnte es nicht erkennen, dann verließ sie die Halle.   Mit grimmigem Gesicht hatte Shina Joe’s Kurzen hinter sich gekippt. Nach Yamatos Enthüllung und dem bevorstehenden Auftrag ihres Bruders, war Alkohol mehr als willkommen. In ihrem Kopf spielte sie noch einmal die Rede des JP’s Leiters ab. Sie hegte keinen Hehl, dass er es ernst meinte. Sie traute ihm alles zu. Und nicht ohne Schaudern dachte sie daran was kommen würde, wenn er seine Worte wahr werden ließ. Ein Teil von ihr sträubte sich in seine Nähe zu begeben, es war immer ein Spiel mit ihren Nerven und sie konnte seine Reaktion nur zum Teil einschätzen. Eine Eskalation wollte sie auf jeden Fall vermeiden. Ihre Füße trugen sie zu seinem Büro. Ob er da war? Sie holte tief Luft, ehe sie entschlossen an seiner Tür klopfte. Stille. Keine Antwort? Erneut klopfte sie, sie konnte niemanden hören. Vorsichtig drückte sie die Türklinke nach unten. Es war nicht verschlossen, weder mit einem mechanischen Schloss, noch mit einem elektrischen wie es am Eingang des Hauptquartiers war. Normalerweise wurden die Zugänge mit den JP’s ID Karten geregelt. Es war äußerst merkwürdig, dass sein Büro offen war, in seiner Abwesenheit? Sie öffnete die Tür langsam, vielleicht war es eine Falle... , vielleicht bewachte irgendetwas diesen Raum. Leere und Dunkelheit grüßten sie. Sie schaltete das Licht an und schloss die Tür hinter sich. Niemand war hier… aber sie fühlte sich beobachtet. Sie sah sich genau um, sie konnte nichts erkennen, keine Kamera, niemanden, war es bloße Einbildung, weil sie so nervös war? Ihr letzter Aufenthalt in diesem Zimmer war… ein einschneidendes Erlebnis gewesen. Sie schüttelte den Kopf. Reiß dich zusammen! Wenn sie schon da war, konnte sie die Unterlagen vielleicht überblicken. Hastig öffnete sie die Schubladen, suchte nach Papiere. Sie fand welche, aber auf keinem stand ein relevanter Hinweis auf Polaris oder Yamatos Vorhaben. Sie weitete die Suche auf die Aktenschränke aus, aber nada, es handelte sich dort hauptsächlich um Kampfdaten der besiegten Septentrionen. Seufzend brachte sie alles zurück zu seinem gewohnten Platz. Wenn der Raum frei zugänglich war, würde er auch nichts Geheimes hier hinterlassen… Zur Sicherheit suchte sie nach einem versteckten Fach, vielleicht ein Schalter… aber ihre Suche war weiterhin fruchtlos. Sie überlegte. Ihr blieb vermutlich nichts anders möglich, als nach Yamato selbst zu suchen und ihn zu fragen. Wenn er nicht im Büro war… dann… sie schluckte, war er vermutlich in seinem Quartier. Großartig. Wenig motiviert schlenderte sie die Gänge zu seiner Räumlichkeit entlang. Es lag abseits der anderen Quartiere, Makoto hatte ihr damals bei Eintritt eine Führung durch das Hauptquartier gegeben. Sie versuchte sich an den Weg zu erinnern. Sie irrte für einige Minuten, ehe sie an einer schwarz, goldenen Tür zu stehen kam, Hotsuin’s Farben.   Eine gefühlte Ewigkeit stand sie davor. Spät abends, alleine, in sein Zimmer zu kommen… das war… dumm. Äußerst dumm. Es glich einer schriftlichen Einladung, das zu einem Desaster führte. Sie biss sich auf die Lippen, aber sie brauchten die Informationen über Polaris. Die Welt stand auf dem Spiel… Sie seufzte, sie war eine Närrin, sie klopfte entschlossen gegen die schwarze Pforte. Nichts war zu hören. Sie klopfte erneut, wieder keine Antwort. Vielleicht… schlief er bereits? Einen ruhenden Dämon sollte man bekanntlich nicht wecken… aber sie musste jetzt da durch. Sie würde das so schnell wie möglich hinter sich bringen. Still öffnete sie Tür. Es war dunkel. Sie horchte in den Raum hinein, nichts. Sie machte die Taschenlampe ihres Handys an, suchte das Bett. Es stand auf der linken Seite des Raumes, war mindestens doppelt so groß wie ihres … und es war leer.   Puhh… Sie tastete nun nach dem Lichtschalter. Huh? Das Licht war stark gedämmt, tauchte den Raum in rötliche Dämmerung. Irritiert blickte sie den Lichtschalter an, aber sie fand keine Möglichkeit es dort aufzudrehen. Die Regelung für die Dämmerung musste wo anders platziert sein. Egal, dafür hatte sie keine Zeit. Rasch überblickte sie die Räumlichkeit. Abgesehen vom großen Bett, war es eher spartanisch eingerichtet: ein großes Bücherregal, ein Schreibtisch, zwei Schränke, Sitzgelegenheiten, stark funktionell, aber alles aus dunklem Holz. Einzig allein ein Schachtisch, der gegenüber der Eingangstür an der Wand lehnte, gab Aufschluss über ein eventuelles Hobby.   Sie schritt zu seinem zweiten Arbeitsplatz. Erneut überflog sie die Dokumente, nichts zu Polaris, wieder mal, aber dafür entdeckte sie in einer schwarzgoldenen Akte ein Profil von ihr und ihrem Bruder. Sprachlos überflog sie die zusammengetragenen Daten. Geburtsdatum, Alter, vorheriger Wohnort, Beschäftigung, Vorlieben…  Shina blinzelte, als sie unter ihrer Sparte Matcha Tee und Tako-Yaki Bällchen las. Auch eine Aufzeichnung ihrer bisher verwendeten Dämonen lag mit bei. Alle Informationen über sie und Kaito waren akkurat. Stalker. Aber was erwartete sie schließlich? Was sie hier machte war auch nicht besser? Sie legte mit Verdruss die Akte wieder an ihren Ursprung und setzte ihre Suche fort. Etwas musste hier doch sein, er konnte doch nicht alles im Kopf haben, oder doch? Wo war es? Energisch wühlte sie sich durch die Dokumente. Da musste - die Tür fiel laut ins Schloss. Shina erstarrte. "Hast du gefunden wonach du gesucht hast?", seine Stimme... ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie war so tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)