Erhelle die Finsternis von Eona_ ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Ich legte meine Hand auf meine linke Brust und spürte den Herzschlag. Es schlug ruhig und gleichmäßig. Meine Stirn runzelte sich, heißt es nicht, dass das Herz schneller schlägt wenn man verliebt ist? Mein Blick wanderte zu meinen Freund, doch mein Herz zeigte keine Veränderung. War dies wirklich Liebe? Konnte ich dieses Gefühl überhaupt empfinden? Liebe, Freude, Traurigkeit... Wie fühlte sich das überhaupt an? "Sieh in dein Herz.", das sagten alle Liebesromane die ich gelesen hatte. Doch ich sah darin nur Leere. Ich kann doch Liebe empfinden! Oder? Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Ich ging durch das Zimmer und zog mir nach und nach die am Boden liegende Sachen an. "Dake, hast du meine Socken gesehen?", fragte ich meinen Freund, der sich gerade sein Shirt überzog. "Hm... Ich glaub die hab ich da drüben hingeschmissen." Ich folgte der Richtung in die er zeigte und fand meine beiden, schwarzen Overknees. "Mia... Musst du echt mit deinen Eltern mit? Du könntest doch zu mir ziehen!" "Nein es ist schon alle gepackt und ab Montag bin ich in der neuen Schule angemeldet.", meinte ich ungewollt kühl und setzte mich neben ihn aus Bett. Ich war schon seit zwei Jahren mit Dakota zusammen. Ich machte mir nichts vor, ich wusste das er mit jeden hübschen Mädchen flirtete, doch irgendwie... War ich deswegen nie sauer auf ihn. Und nun zog ich weg, nach Frankreich, in das Land aus dem meine Eltern kammen. Mir war es so ziemlich egal, außer Dake hielt mich hier nichts. Wirkliche Freunde hatte ich nie, alle beklagten sich über meine *Gefühlskälte*, meinten das ich eher wie eine Puppe wirkte. Seit ich denken konnte war ich bei der Familienberatung, weil Kindergärtner und Lehrer meinten es würde mit mir etwas nicht stimmen. Es gab nur vier Menschen die mich akseptierten: Meine Eltern, Dakota und Emely, die Tochter meiner Familienberaterin. Also warum sollte ich traurig über den Umzug sein? Zwei der vier Menschen in meinen Leben waren doch immer noch bei mir und Dakota hatte in der Stadt, in der ich wohnen würde einen Onkel, er hatte also die Möglichkeit mich zu besuchen. "Man Mia... Du könntest wenigstens so tun als würdest du mich vermissen!", meinte mein Freund und legte die Arme um mich. "Ich werd dich vermissen... Aber jetzt mal ehrlich, ich muss nicht dabei sein wenn du mit anderen Mädchen flirtest." "Ach Schatz, das ist solltest du nicht so ernst nehmen. Du bist die Einzige für mich, die Anderen sind nur Spielerei und außer ein paar Komplimenten läuft da nichts weiter. Ich liebe dich und keine ist so schön wie du." Er drückte mich sanft an sich und küsste meine Stirn. Schön... Er sagte mir immer das ich schön bin, aber nie sagte er irgendetwas zu meinen Charakter. "Ich weiß das du mich schön findest, wäre ich hässlich wärst du mir wohl kaum ein Jahr hinterher gedackelt." "Nun, ich bin froh das sich meine Hartneckigkeit gelohnt hat.", hauchte er und küsste mich kurz. Meine Handy klingelte und ich rollte zum Rand des Bettes um auf den Boden danach zu tasten. "Lass es doch einfach klingeln..." "Das geht nicht, es ist meine Mom.", meinte ich und ging ran. "Hallo Mom, was gibts?" "Hermia? Bist du noch bei Dakota?" Ich rollte mich auf den Rücken und starrte die Zimmerdecke an, während mein Freund mich versuchte mit Berührungen ab zu lenken. "Ja bin ich, wieso?" "Mach bitte nicht mehr so lange, wir wollen morgen früh los fahren und es sind noch ein paar Sachen zu tun." Seufzend rieb ich mir die Augen, wirklich motiviert war ich nicht beim Aufräumen zu helfen oder mit meinen Vater zusammen zu versuchen das ganze restliche Gepäck ins Auto zu stopfen. "Ja ist gut, ich komm in einer Stunde okay?", meinte ich. "Ja ist gut, grüß Dakota von mir, bis nachher." "Bis dann..." Ich legte auf und packte das Handy auf den Tisch. "Du willst in einer Stunde schon gehen?", fragte mich Dake und schmollte. "Sorry, ich muss meinen Eltern noch helfen." Ich stand auf und versuchte meine Locken zu bändigen. "Wo willst du hin?" "Na los, ich wollte vorher noch zu Emely bevor ich fahre. Und da ich in ner Stunde zu meinen Eltern muss geh ich jetzt los." Ich schnappte meine Tasche und ging zur Tür. "Warte mal, du willst gehen? Einfach so?", fragte Dakota schon fast jammernd. "Ähm... Eigentlich schon..." Ich sah seinen enttäuschten Blick, seufzte, ging zu ihn und küsste ihn. "Bis dann Dake, wir telefonieren okay?" Er nickte und küsste mich nochmal. "Tschüss Mia..." Emely wohnte nicht weit von Dakota entfernt, es war nur eine Frage von Minuten bis ich bei ihr war. Ich klingelte und die Brünette mit den Mäusezöpfen öffnete mir die die Tür. Sie sah mich mit ihren großen grau-blauen Augen an und lächelte, was ihre Grübchen auf ihren Sommersprossengesicht zum vorschein brachte. "Hay Hermia, ich dachte schon du kommst nicht mehr." Ihr fröhliches Gemüt brachte mich leicht zum lächeln, sie war einfach das reinste Sonnenscheinchen. "Ich hatte doch gesagt das ich vorher nochmal vorbei komme." Ich trat ein und sah mich kurz um. Dieses Haus werde ich wohl eine Weile nicht mehr sehen können. Es war fast schade, wirkte es doch mit der liebevollen Einrichtung und den warmherzigen Bewohnern richtig einladend und heimisch. "Meine Mutter hat hier eine Adresse für dich. Das ist eine Familienberaterin die sie kennt, mit ihr kannst du deine Therapie weiter führen." Ich nahm den Zettel und nickte. "Danke Emely..." "Und bist du schon aufgeregt? Hast du Angst vor dem neuen Land?" Ich schüttelte den Kopf und sah auf den Zettel. "Nein... Um ehrlich zu sein hab ich weder Vorfreude noch Angst... Ich empfinde irgendwie nichts." Besorgt runzelte die Braunhaarige die Stirn. "Sag mal Hermia... Immer wenn ich dich frage, sagst du, egal zu welcher Situation das du nichts empfindest. Das kann doch nichts sein. Du musst doch was fühlen, irgendetwas." Wieder schüttelte ich den Kopf. "Nein Emely, es ist mir egal, wie immer.", nuschelte ich und umarmte sie kurz zum Abschied, denn irgendwie wollte ich nicht weiter über Gefühle reden. "Aber... Hermia... Das ist doch nicht normal...", nuschelte sie und sah mir besorgt nach. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Die Umzugsvorbereitungen waren fast abgeschlossen. Ich half meiner Mutter beim Brote schmieren und meinen Vater beim reinstopfen der Taschen, wie immer waren es viel zu viele. "Ich dachte ihr habt schon was vorraus geschickt...", gab ich brummend von mir während ich gegen die Reisetasche meiner Mutter drückte. "Haben wir ja auch! Wir haben schon alles losgeschickt was wir nicht mehr brauchten diese Woche!", verteidigte sich mein Vater schmollend und ich öffnete eine seiner Taschen. "Ach... Und du brauchtest diese Woche unbedingt...", ich zählte kurz nach. "16 Bücher? Die du eh schon alle gelesen hast." "Hay unser Fernsehr ist schon weg, ich brauche irgendwas um mir die Zeit zu vertreiben.", meinte mein Vater, nahm mir die Tasche ab und stopfte sie mit aller Kraft ins Auto. "Na wenn du meinst... Aber so beschädigst du die Bücher." Mein Vater sah mich genervt an und seufzte. "Hilf deiner Mutter..." "Bei was denn?", fragte ich und neigte den Kopf. "Egal, bei irgendwas. Frag sie!" Ich zuckte mit den Schultern. "Wenn du meinst." Mit diesen Worten ging ich wieder , der Umzug schien meinen Vater reizbarer zu machen. Ich ging rein zu meiner Mutter, die gerade die Fenster putzte. "Hay Mom... Papa meint ich soll dir helfen." "Mir? Warum? Seit ihr schon mit den Auto fertig?" Ich schüttelte den Kopf. Meine Mutter seufzte und verdrehte die Augen. "War dein Vater wieder genervt? Das ist er nämlich schon seit wir mit den Koffer packen angefangen haben..." Ich nickte nur und meine Mutter drückte mir den Besen in die Hand. "Okay, dann feg bitte die Böden, ich wische dann nachher durch." Ich runzelte die Stirn. "Wofür? Bis hier jemand neues einzieht ist über den ganzen Boden wieder eine feine Staubschicht und die Fenster werden durch die Witterung auch wieder schmutzig sein. Warum also putzt du hier das Haus, wenn die neuen Bewohner bei ihren Einzug doch genau das selbe tun werden. Das ist völlige Vergeudung von Zeit und Mühe. Wo ist da der Sinn darin?" Meine Mutter sah mich schweigend an und nahm mir wieder den Besen ab. "Schatz, wie wärs wenn du ein bisschen spazieren gehst? Bleib einfach in der Nähe und ich ruf dich wenn wir fertig sind, okay?" "Ähm... Okay wenn du meinst." Ich ließ meine Eltern wieder mit ihren Umzugsarbeiten allein. Warum waren sie so gereizt? Empfanden sie diesen Umzug für so stressig? Ich überlegte was ich jetzt machen sollte oder wohin ich gehen sollte. Dake war etwas zu weit weg und sonst könnte ich nirgendwohin. Also beschloss ich zum einzigen Ort, wo ich auch gern allein hinging: Zum Strand. Der Himmel war wolkenlos blau, der Sand leuchtete in seiner warmen braun-gelb Mischung und das Wasser hatte dieses beruhigende Wasserblau, das die Touristen zur Badesaison magisch anzog. Ich knöpfte meine Bluse auf, zog die Schuhe, Socken und den Rock aus sodass ich nur noch in meinen Bikini da stand. Wie gut das ich bei schönen Wetter immer einen trug, für den Fall das ich doch noch zum Strang gehe. Das Gefühl, als ich den Sand zwischen meinen Zehen spürte, war mir so vertraut wie mein eigener Name. Die Sonne, die auf meine Haut schien und der Wind der um mich wehte, waren wie eine Liebkosung zum Abschied. Ja, ich werde diesen Ort vermissen, aber nicht wegen den Menschen hier und auch nicht aus diesen sentimentalen Grund *ich bin hier aufgewachsen, also ist das meine Heimat*. Nein, ich werde ihn vermissen wegen diesen Strand und diesen Ausblick auf's Meer. Ich konnte zwar das Gefühl der bevorstehenden Sehnsucht nach dem Meer nicht beschreiben, aber ich wusste das ich es empfand. "Hay Hermia!" Ich drehte mich um und sah Ana, ein Mädchen aus meiner Klasse hinter mir stehen. Sie hatte die Arme verschränkt und ihr naturrotes Haar zu einen Pferdeschwanz gebunden. Ihr lilafarbender Bikini passte farblich eindeutig nicht zu ihren Haaren und ihrer gebräunten Haut und zerstörtewn damit irgendwie das Gesamtbild. "Ana, wie kann ich dir helfen?" Meine erste Idee war eine Farbberatung. "Was machst du noch hier? Ich dachte du verschwindest endlich!" Sie wollte also keine Hilfe, fast bedauerlich... "Ich verschwinde ja auch heute... Wieso? Stört dich meine Anwesenheit auf den gleichen Kontinent?" Das mädchen machte ihren Rücken gerade um größer zu wirken. "Deine Existenz als solche stört mich! Du bist doch total abnormal! Außer hübsch aussehen steck doch nichts in dir und deine herablassende Art und deine Arroganz nerven mich gewaltig!" Ich zog eine Augenbraue nach oben und neigte den Kopf. "Wenn außer Schönheit nichts in mir steckt, wie soll ich dann arrogant und herablassend sein? Du hättest sagen sollen das außer Schönheit nichts positives an mir zu finden ist, das hätte mehr Sinn ergeben findest du nicht?" Das Gesicht des Mädchens wurde so rot wie ihr Haar und wie ein kleines Kind stampfte sie im Sand herum. "Du bist so eine elendige Besserwisserin das einen schlecht wird! Was findet Dakota nur an dir?!" Ich zuckte mit den Schultern. "Du hast doch gesagt das ich hübsch bin, das findet er an mir. Und die Frage *was findet er an dir* ist doch eigentlich auch überflüssig. Schließlich flirtet er mit jeden Mädchen das ihn gefällt. Die Frage *Warum ist er mit dir zusammen?*, ist angemessener." Ana's Augen blitzen mich giftig an. "Dake flirtet nicht mit Jeder...", meinte sie säuerlich. "Oh mit dir nicht? Nun Ana, dann findet er dich anscheinend nicht hübsch. Tut mir leid für dich, dabei gibst du dir bei deinen Aussehen mehr Mühe als ich.", sagte ich und bekam eine SMS von meiner Mutter. "Sorry Ana, ich muss jetzt gehen. Wie wäre es mit weniger Schminke und mehr zusammenpassenden Farben? Würde dir sicher gut tun.", empfahl ich ihr und ging an die wütend schreiende Rothaarige vorbei. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Schnell rannte ich zurück zu meinen Eltern. Nur wegen Ana konnte ich nicht nochmal das Meer genießen! Innerlich fluchte ich leicht. "Bin da...", nuschelte ich, als ich das leere Haus betrat. "Hermia! Bist du soweit?", fragte mich meine Mutter mich nochmal, als sie das letzte Fenster schloss. Ich nickte nur und atmete den Duft der Reinigungsmittel ein. Wir waren noch nicht mal weg und schon roch das Haus nicht mehr nach uns... "Dann steig ins Auto, wir müssen unseren Flug kriegen." Ich nickte nur und schländerte nach draußen. Mein Vater saß schon im Wagen und trommelte mit den Fingen auf dem Lenkrad herum, wer weiß wie lange er schon wartete. Schweigend stieg ich hinten ein und schnallte mich an. "Ich werd die Sonne vermissen... Und das Meer...", nuschelte ich und starrte aus dem Fenster. "In Frankreich gibt es auch Sonne und die Stadt in die wir ziehen ist an der Küste. Es wird genauso sein wie hier, nur mit einer anderen Sprache." Ich sagte dazu nichts, für mich war es nicht das Selbe. Es war ein anderes Land, auf einen völlig anderen Kontinent! Meine Mutter steigte ein und atmete tief durch. "Und los.", verkündete sie und mein Vater startete sofort den Motor. Ich hatte das Fenster runter gekobelt und ließ mich raus hängen. "Lebwohl Cairns...", flüsterte ich in den Wind und schloss die Augen. Ich hatte einen Fensterplatz im Flugzeug und starrte die ganze Zeit raus, während meine Mutter auf meinen Vater einredete, das seinem Auto nichts passieren wird. "Ich zahl einen Haufen Geld an diese Umzugsfirma! Wenn mein Wagen auch nur einen Kratzer hat dann...!" "Schatz, Überseeumzüge sind doch in der heutigen Zeit üblich, die kriegen das schon hin.", versuchte meine Mutter ihn mit Engelszunge zu beruhigen. Gelangweilt sah ich zu den Beiden, die hatten Sorgen. Ich holte meinen MP3 Player aus meiner Jackentasche raus und setzte meine Kopfhörer auf. Der Gedanke noch mal in zwei Flugzeuge um zu steigen gruselte mich! Langsam schloss ich die Augen und lauschte der Musik. Ich nahm mir vor die drei Flüge schlafend zu verbringen, jedenfalls so lange es ging. Angekommen! Endlich! Eineinhalb Tage im Flugzeug zu verbringen war eine neue Definition von der Hölle! Laut meiner Uhr, die ich noch nicht Umgestellt hatte, war es jetzt 22 Uhr. "Wie spät ist es jetzt Mama?", fragte ich, als ich dabei war meine Uhr um zu stellen. "Kurz vor zwei. Hier liegen sie acht Stunden zurück...", meinte meine Mutter erschöpft und gähnte. Acht Stunden Zeitunterschied! Und morgen sollte ich schon zur Schule? Wo war mein Recht mich erst um zu gewöhnen?! Ich hatte ja jetzt schon einen Jetlag... Eine mir sehr vertraute Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Meine Großmutter väterlicherseits kam winkend auf uns zu. Da unser Auto noch nicht hier war, holte sie uns ab. Ich mochte meine Großmutter, sie war ein sehr ruhiger, besonnener Mensch und strahlte immer Gelassenheit aus. Sie musterte uns und grinste breit. "Na, seit ihr müde? Jetzt wisst ihr wie ich mich immer fühle wenn ich euch besuche.", meinte sie neckisch. Durch meine Müdigkeit hatte ich Probleme sie zu verstehen. Ich konnte zwar französisch, aber dafür musste ich bei vollen Kräften sein. Mein Verstand war noch auf Englisch eingestellt. Meinen Eltern ging es nicht anders, sie waren zwar in Frankreich geboren und aufgewachsen, aber schon seit 15 Jahren in Australien gewesen und mussten sich wahrscheinlich auch erst wieder umstellen. Das erkannte ich daran das sie kaum was sagten. Die Autofahrt verbrachte ich schlafend. Nie hätte ich gedacht das dieser Umzug so anstrengend sein würde. Ich war sogar zu schwach und erschöpft um meinen Strand und meine geliebte Sonne zu vermissen. Als man mich wach rüttelte, öffnete ich murrend die Augen. "Hermia! Wir sind da.", verkündete meine Großmutter und ich sah mich benommen um. "Na los, steig aus.", forderte sie mich auf und zog mich sanft raus. Ich stolperte leicht und blickte zu einen kleinen Haus mit Garten. Doch es verlor schnell meine Aufmerksamkeit, ich roch Meer! "Ist hier... Ein Strand in der Nähe?", fragte ich und meine Großmutter lachte. "Natürlich! Marseille ist schließlich eine Harfenstadt. Haben dir deine Eltern das nicht gesagt?" "Haben wir, aber wie du siehst hat sie uns nicht zugehört.", meinte mein Vater und grinste. Ich half schnell beim reintragen des Gepäcks, das wir mit hatten, auch wenn es nicht viel war. Ein schneller Blick durch das Haus verriet mir, das die meisten Möbel schon hier waren und schon alle mit Umzugkartons zugestellt war. "Willst du dein Zimmer sehen Hermia?" Ich sah kurz zu meiner Mutter, die ein paar Kartons zur Seite schob um an die Couch ran zu kommen. "Später... Darf ich zum Strand?", fragte ich und rannte gedanklich schon raus. "Zum Strand? Willst du dich nicht ausruhen?" Ich schüttelte den Kopf. Ich war zwar durch die Zeitumstellung völlig schlapp, aber das Meer rief mich! "Hm... Gut wenn du meinst. Verlauf dich aber nicht." Als ob ich keinen Orientierungssinn hätte! Ich nickte nur kurz und stürmte schon los, mit einem Stadtplan bewaffnet den mir meine Großmutter gegeben hatte. Ich hörte das Meer rauschen, dieser vertraute Klang hatte etwas beruhigendes. Der Sand unter meinen Füßen fühlte sich anders an als in meiner Heimat und auch der salzige Duft war irgendwie anders, die Luft war nicht zu vergleichen mit der tropischen Luftfeuchtigkeit in Cairns und auch die Sonne war um einiges milder, aber es hatte einen leichten Hauch von Vertraulichkeit. Gerade als ich die Umgebung in mich aufnahm, spürte ich einen Schlag auf den Hinterkopf. "Autsch..." Irritiert sah ich mich um und rieb mir die schmerzende Stelle. Zu meinen Füßen kullerte ein Beachvolleyball. "Sorry! Hast du dir weh getan?", fragte mich eine fremde Mädchenstimme und ich sah zu ihr. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Ein Mädchen mit silberfarbenen, langen Haar kam auf mich zu und nahm den Ball, der mich am Kopf getroffen hatte. "Ist alles okay mit dir? Sorry ich hab dich nicht gesehen...", meinte das Mädchen schuldbewusst und ich neigte den Kopf. "Alles okay...", sagte ich nur und drehte mich wieder weg. "Ähm... Bist du neu hier? Ich hab dich hier noch nie gesehen." Ich drehte mich wieder zu ihr und zog eine Augenbraue nach oben. "Die Stadt ist groß, glaubst du, das du jeden hier kennst? In einen Dorf würde ich diese Frage ja noch verstehen, aber hier in der Großstadt?" Die Fremde blinzelt überrascht und zuckte mit den Schultern. "Dann nicht... Sorry das ich gefragt hab." Ich scheine mich wieder falsch ausgedrückt zu haben... Seufzend ging ich mir durchs Haar und sah weg. "Ja ich bin gerade her gezogen..." Kommunikation lag mir eindeutig nicht, weder auf Englisch, noch auf französisch. "Wusst ichs doch!", meinte das Mädchen grinsend und schien mir mein Fauxpas verziehen zu haben. "Ich bin Rosalia, werde aber meistens Rosa genannt.", stellte sie sich vor und hielt mir ihre Hand hin. Ich nahm ihre Hand und schüttelte sie leicht. "Mia...", erwiderte ich knapp und ließ ihre Hand los. Ich stellte mich immer lieber als 'Mia' vor, statt als 'Hermia'. Die Witze 'Na Hermia, wo ist denn dein Lysander?' nervten auf Dauer. Ob es wohl den Eva's und Julia's mit Adam und Romeo genauso ging? "Dann willkommen in unserer Stadt Mia! Kannst du Beachvolleyball? Uns fehlt noch ein Spieler, weil mein Freund keine Lust hat." Was für ein offener Mensch... Es war als würde man mir einen Spiegel vor halten, ich sah jemanden, der völlig spiegelverkehrt war, das genaue Gegenteil von mir. "Mannschaftssport liegt mir nicht..." "Mannschaft? Wir spielen nur zwei gegen zwei. Nun ja, im Moment spielen wir zwei gegen einen und ich gewinne.", sagte sie und lachte. "Hm... Ich kanns ja mal versuchen." Eigentlich hatte ich kein Bedürfnis dazu, aber irgendwie konnte man zu diesen Lächeln schwer nein sagen... Ich folgte Rosalia zu einer Stelle, bei der ein Beachvolleyballnetz gespannt war. Ein Mädchen mit langen, glatten, haselnussbraunen Haar und lila Bikini mit bunten Perlen kam mir entgegen und sah mich mit ihren dunklen Rehaugen an. "Rosa, wen hast du denn da mitgebracht?" "Das ist Mia, sie ist neu in unserer Stadt. Mia, das ist Su." Ich nickte der Brünetten kurz zur Begrüßung zu, während sie mich mit einen engelsgleichen Lächeln willkommen hieß. Noch so ein Sonnenschein... Mein Blick ging zu zwei Jungs, der eine mit schwarzen Haaren und immer noch in voller Bekleidung. Der Andere hatte, genau wie Rosalia, silberfarbene Haare mit einer langen Strähne an der Seite, die schwarze Spitzen hat. Seine verschiedenfarbigen Augen fesselten mich für einen kurzen Moment und ich sah schnell weg. "Das ist mein Freund Leigh.", sagte Rosalia und deutete auf den schwarzhaarigen Jungen. "Und der da drüben ist sein Bruder Lys." "Und ist mein Freund.", mischte sich Su ein und lächelte ihn glücklich an. Also eine Pärchenrunde... Ich winkte den Jungs nur kurz und sie nickten leicht, wenigstens die strahlten einen nicht an wie ein Honigkuchenpferd. "Und ihr wollt wirklich das ich mitspiele?" Irgendwie fühlte ich mich fehl am Platz. "Ja! Leigh will nicht mitspielen... Deswegen kämpf ich hier die ganze Zeit Solo gegen Lys und Su... Wie gut kannst du spielen?" "Es geht... Ich kann es zumindest.", meinte ich und sah zum Meer. Warum bin ich jetzt, statt im Meer zu baden, hier und spiele mit völlig Fremden die auf irgendeine Art ein Doppeldate hatten? Wirkte ich so bedürftig nach Nähe? Ich spielte mit diesen Jungen zusammen, Lys oder wie er hieß. Er war wirklich nicht gerade der beste Spieler, allerdings war seine Freundin auch nicht besser. Hauptsächlich spielte ich mit Rosalia, die voller Begeisterung und Energie ihre Bälle schmetterte. Wir hätten genauso gut nur zu zweit spielen können... Die anderen Beiden waren höhstens mit hinfallen beschäftigt. Aber die Freude der Silberhaarigen war ansteckend, irgendwie schaffte sie es das auch ich im Spiel völlig vertieft war und meine Müdigkeit durch den langen Flug völlig verschwunden. Ich merkte nicht mal, wie die Sonne langsam unter ging, bis die Anderen inne hielten und den Sonnenuntergang bewunderten. Pärchenstimmung... Das war der Moment wo ich gehen sollte... Mit einer kurzen Verabschiedung ging ich zurück zu dem neuen Haus, in dem ich jetzt wohnte. "Hermia! Da bist du ja. Na, wie wars am Strand?", fragte meine Mutter begeistert, während sie das neue Haus putzte. "Gut...", nuschelte ich und lehnte mich an den Türrahmen. "Wo ist nochmal mein Zimmer?" "Oben, die erste Tür rechts.", verkündete sie mir und widmete sich weiter ihren Putzrausch. Schweigend ging ich die Treppe hoch und übersprang dabei immer eine Stufe. Morgen war der erste Schultag... Ein Blick auf meinen Handy verriet mir, das mir keiner geschrieben hatte, nicht mal Dake... Ich dachte an die Vier von vorhin, haben Dake und ich jemals so verliebt ausgesehen? Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Ich stand am Strand von Cairns und hatte den Blick auf das weite Meer. Langsam kniete ich mich runter und strich mit der Hand über den Sand. Eine Muschel, in sanften Rosatönen offenbarte sich vor meinen Füßen und ich griff danach. Plötzlich zuckte ich zusammen und sah mich um. Das Meer schlug Wellen, aber ich hörte es nicht. Völlige Stille... Dake stand auf einmal neben mir und redete, doch ich vernahm keinen Ton. Warum höre ich nichts? Langsam ging ich mit den Händen zu meinen Ohren und berührte sie mit den Fingerspitzen, doch ich spürte meine eigene Körperwärme nicht. Was war hier los? Die Sonne verschwand, doch der Mond tauchte nicht auf. Alles war in völlige Finsternis gehüllt. Irritiert drehte ich mich um mich selbst. Diese Situation war fremdlich und doch irgendwie vertraut... Der Klingelton meines Handyweckers riss mich mit einen Schlag aus dem Schlaf. Verwirrt sah ich mich in den Raum um in dem ich mich befand. Alles so fremd. "Wo bin ich...?", nuschelte ich verschlafen und legte mir den Arm über die Augen als es mir wieder einfiel. "Ach ja... In Frankreich..." Umgezogen und fertig für die Schule kam ich in die Fremde Küche, in der mein Vater verzweifelt in einen Karton kramte. "Wo ist nur die Kaffeemaschine?", jammerte er rum und bemerkte mich erst, als ich schon am Tisch saß und mir einen Apfel klein schnitt. "Oh du bist schon wach? Scheinst die Zeitverschiebung besser zu vertragen als ich.", scherzte er und hatte tiefe Augenringe. Ich nickte und fing an mir die kleinen Stücke in den Mund zu schieben. "Musst du heut arbeiten?" "Klar. Sie meinten ich soll so schnell es geht Anfangen... Verdammte Versetzung!", murrte mein Vater und strahlte, als er endlich die Kaffeemaschine fand. "Wo ist Mom?" "Hm? Im Badezimmer, macht sich fertig." Sie würde mich wahrscheinlich zur Schule fahren, sonst wäre sie noch nicht wach. Und genau wie ich es vermutet hatte, saß ich mit ihr im Auto. Schweigend starrte ich aus dem Fenster und ließ die Umgebung an mir vorbei ziehen. Ob die Schule weit weg war? Irgendwie hoffte ich das ich hinlaufen konnte und nicht an den öffentlichen Verkehr gebunden war. "Und... Hat Dakota dir schon geschrieben?" "Nö... Ich ihn aber auch nicht.", nuschelte ich uns lehnte mich seufzend zurück. "Ist die Schule weit weg?" "Wir sind gleich da.", meinte meine Mutter sanft und runzelte bei den Straßenschildern die Stirn, wahrscheinlich war sie es gar nicht mehr gewöhnt das diese in ihrer Muttersprache verfasst waren. "Sooooo.", zog sie das Wort unnötig lang, fuhr um die Kurve und bremste. "Da sind wir! Das Sweet Amoris Gymnasium!", verkündete sie und ich blickte zu den Gebäude. Ich-Will-Nicht! Ich verabschiedete mich von meiner Mutter und ging rein. Überall standen Schüler herum und redeten als hätten sie den anderen Jahrelang nicht gesehen. Der erste Schultag war immer der schlimmste... Kaum kam ich an eine kleine Gruppe vorbei, starrten die mich an wie ein Zootier und tuschelten leise. Ja ich bin Neu, noch nie gesehen? Wollen die vielleicht noch ein Foto haben? Endlich hatte ich das Lehrerzimmer gefunden, denn jemanden fragen wollte ich auch nicht danach. Ich klopfte und wartete, bis mich eine Stimme rein bat. Eine leicht pummelige Frau mit weiß-grauen Haaren, die sie zu einen Dutt zusammengebunden hatte, stand aus ihren Bürostuhl auf und ging zu mir hin. "Du bist sicher Hermia Nuit oder?" Ich nickte nur und starrte auf den Boden. Ich will nach Hause... "Gut, geh bitte zur Schülervertretung und lass dir da den Stundenplan geben." Zur Schülervertretung? Sie ließ die Schüler alles regeln? Wofür bezahlte der Staat diese Frau? Nachdem ich mit den Schulsprecher alles geklärt hatte, klingelte es zur Stunde und ich begab mich lustlos in mein Klassenzimmer. Hoffentlich gab sich der Lehrer damit zufrieden mich nur kurz namentlich vor zu stellen und verzichtete auf eine Kennenlernrunde. Als der Unterricht begann, stand ich vorne bei den Lehrer und sah lustlos in die Runde. "So, Ruhe Leute! Ruhe bitte! Wir haben ab heute eine neue Schülerin. Hermia Nuit, sie ist gerade erst aus Australien hier her gezogen. Hermia möchtest du der Klasse noch was sagen?", fragte der Lehrer hoffnungsvoll und ich sah ihn nur kurz skeptisch an. "Eigentlich nicht...", meinte ich dazu nur und suchte mir schnell einen freien Platz. Ein Mädchen mit braunen, langen Haaren und typischen Brave-Mädchen Sachen saß neben mir und lächelte ganz höflich. "Hallo, ich bin Melody." "Aha...", erwiderte ich und packte meine Sachen aus. "Ich bin hier Klassensprecherin, also wenn du eine Frage hast, ich helf dir gern." Ja so sah sie auch aus... Schweigend rückte ich meinen Stuhl zurecht. Wie lange wollte die mich noch zureden? "Ähm... Hast du noch Probleme mit unserer Sprache?", fragte sie dann zögernd und ich schüttelte den Kopf. "Ich spreche es fließend..." "Oh, ach so. Dann ist ja gut.", sagte sie lächelnd während ich begann den Text von der Tafel ab zu schreiben. "Ähm, Hermia ist ja ein ungewöhnlicher Name! Du solltest unbedingt mal Lysander kennen lernen." Ich drehte mich zu ihr um und sah sie genervt an. "Der Witz ist alt... Wollt ihr jeder Jasmin nen Aladin andrehen? Und jeder Julia nen Romeo? Hast du nichts besseres zu tun?", fragte ich säuerlich und das Mädchen riss erschrocken die Augen auf. "Nei-Nein so war das nicht gemeint! Tut mir leid... A-Aber wir haben wirklich einen Lysander in der Klasse... Ich fand den Zufall nur so witzig." Mein genervter, wechselte zu einen überraschten Blick. "Ach wirklich? Wer denn?", fragte ich irritiert und folgte mit den Augen der Richtung, die sie mir zeigte, direkt auf den Jungen von gestern: Lys. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Mein Blick heftete sich immer noch an Lysander. Klasse... Ich heiße Hermia und er Lysander, ich konnte nur hoffen das die meisten hier nicht lesen... War ja klar das Fräulein Perfekt *Ein Sommernachtstraum* kennt! Eins steht fest, wenn sie das laut verkündet bring ich sie um! Als die Stunde rum war sprang ich sofort auf und ging an die Brünette vorbei, bevor sie mich noch weiter Zuquatschen konnte. Wie lästig Menschen mit Helfersyndrom doch waren! Genau wie dieser Schulsprecher von heut Morgen, war da irgendwo ein Nest? "Hay Mia!" Ich zuckte zusammen. Meinte man mich? Oh Gott, hatte ich schon am ersten Tag nicht mehr meine Ruhe? Was war nur los mit den Franzosen? Mit mangelnder Begeisterung drehte ich mich um und sah die zwei Mädchen von gestern. "Hay, ich hab gehört du bist mit Lys in einer Klasse. Wer hätte Gedacht das wir uns so schnell wieder sehen.", quatschte diese Rosalia freudig drauf los. Ich quälte mir ein Lächeln aufs Gesicht. "Ja wer hätte das gedacht..." Wo war dieses verfluchte Nest? Ich wollte es abfackeln! Diese Su lächelte mich nur höflich an und strahlt als ihr Freund sich ihnen anschloss. "Hermia...", begrüßte er mich mit einen amüsierten Schmunzeln. War ja klar das er das Stück kennt! "Hallo Lysander...", erwiderte ich und sah in die erstaunten Gesichter der Beiden Mädchen. So fühlt sich also eine Julia wenn sie vor einen Romeo steht... "Oh du heißt eigentlich Hermia? Ist ja cool! Ihr Beide müsstet eigentlich zusammen sein.", scherzte die Silberhaarige woraufhin diese Su sie giftig ansah. "Nun ja, da er schon eine Freundin hat und auch ich in festen Händen bin, wird das wohl kaum möglich sein.", sagte ich abweisender als ich wollte, aber dieses Gespräch nervte mich. "Oh du hast einen Freund?" Verdammt! Anfängerfehler! Liefer Mädchen niemals Gesprächsstoff über Beziehungen! "Ja hab ich.", meinte ich nur und hoffte jetzt nicht mit Fragen bombadiert zu werden. "Dann führt ihr jetzt eine Fernbeziehung? Das muss schwer sein..." "Nein ist es nicht. " Wenn man auf Nähe so wenig Wert legte wie ich, war eine Fernbeziehung genau das richtige und Dake wusste sich schon zu beschäftigen, dafür brauchte er mich nicht. Ich dachte, das Gesprächsthema wäre damit beendet, aber nein. Diese Rosalia war hellhörig geworden und fragte mich nach allen Möglichen Dingen aus. "Wie habt ihr euch kennen gelernt?" "Beim Schwimmen..." Gott, bitte bereite meinen Elend ein Ende... "Was liebst du an ihn? Wie ist er so?" "Er ist... Eine Frohnatur, etwas zu oberflächlich, locker, unkompliziert, sportlich und leicht durchschaubar. Ich mag an ihn, das er sich nicht alles so zu Herzen nimmt, nicht ständig wegen irgendeinen Scheiß eifersüchtig wird, nicht schnell beleidigt ist nur weil ich Mal einen Bock auf Nähe hab und weil ich bei ihn sein kann wie ich bin..." Ich hoffte inständig das ihr das genug war. "Hay Rosa! Da bist du ja!", rief ein Mädchen und kam zu uns gerannt. Oh man... Noch eine aus dem Nest? Das Mädchen war ziemlich zierlich, feminin, hatte große violette Kulleraugen und langes, blaues Haar. Sie strahlte Ruhe aus, was mich hoffen ließ das sie mich nicht mit Fragen überfallen würde. "Hay Liz! Das ist Mia, sie ist neu bei uns in der Schule." Das mich an eine Fee erinnernde Mädchen musterte mich kurz und nickte mir kurz zur Begrüßung zu und wendete sich wieder an ihre anstrengende Freundin. "Kommst du? Wir wollten doch kurz in den Geschenkeladen. Leute ausquetschen kannst du auch später. "Oh stimmt ja! Hab ich ganz vergessen! Sorry Mia, wir reden später, ja?", meinte Rosalia und ging mit dem Mädchen. Ich kannte diese Liz nicht, würde sie wahrscheinlich auch nie näher kennen lernen, aber DIE war mir sympatisch! Und meine Retterin. Su und Lysander waren auch schon im laufe des Gespräches gegangen, wahrscheinlich ging ihnen das Gequatsche dieses Mädchens auch auf den Zeiger. Toll und ich musste es allein ausbaden! Ich ließ mich im Schulgarten nieder, in der Hoffnung hier würde mich keiner finden. Gedankenverloren klappte ich mein Handy auf. Keine Nachricht, kein Anruf. Ich seufzte, warum wartete ich darauf das er sich meldet? Aus Gewohnheit? War Dake beschäftigt oder wartete er darauf das ich mich melde, weil ich immer meckere das er zu aufdringlich ist? Herr Gott ich war in einen fremden Land! Da war ja wohl ein *Wie gehts dir?* nicht zu viel verlangt! Sonst textet er mich schon nach einer Stunde, in der wir uns nicht sehen, zu! Ich spürte plötzlich einen Stich in der Brust, was war das? Auf meinen Kopf war ein Druck, den ich vorher noch nie hatte und mir wurde schlecht, war ich krank? Fast aus Reflex fing ich an Dake eine SMS zu schreiben: »Hay Dake, alles klar bei dir? Frankreich ist scheiße... Ich will zurück. Was machst du gerade? LG Mia« Als ich auf Senden drückte, wurde mir klar das ich ihn noch nie von mir aus geschrieben hatte, immer nur auf seine Nachrichten geantwortet. Der Druck in meinen Kopf wollte nicht aufhören und erst als ich den SMS Klingelton meines Handys hörte, wurde ich die Übelkeit los. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Ich starrte auf den Display meines Handys, worauf stand das ich eine Nachricht hatte. Mit einen seltsamen Gefühl im Magen drückte ich auf *Öffnen* und las. »Hay Mia, wow das du dich mal meldet... Du musst es ja da echt schlimm finden! Ich mach gerade nichts weiter, bin am Strand.« Nichts weiter... Das schrieb er immer wenn irgendwelche Weiber bei ihn waren! Seufzend steckte ich das Handy wieder ein. Er hatte mir keine Frage geschrieben die mich dazu animierte ihn zu antworten, das hieß bei ihn immer er hat keinen Bock zu schreiben. Vielleicht hätte ich eher Emely schreiben sollen, aber was sollte ich sie schon fragen? Sie war es immer die redete und per SMS miteinander geschrieben hatten wir nie. Man konnte auch nicht sagen das wir die dicksten Freunde waren, eher sowas wie Bekannte. Ich kam zu ihr wenn ich Ruhe wollte von meinen Eltern und von Dake und trotzdem Gesellschaft wollte. Emely war mein zweiter Ruheort gewesen, aber ich hab ihr nie viel über mich erzählt. Wofür auch? Ihre Mutter war meine Familienberaterin und mit ihrer Tochter Girls-Talk zu führen kam mir immer komisch vor! Trotzdem war sie das einzige Mädchen in meinen Alter gewesen, die nett zu mir war. Ich seufzte und stand auf. Eigentlich war es hier von den Menschen her nicht so viel anders als in Australien. Allerdings war es auch mein erster Tag in der Schule, aber ich konnte schon voraussehen wie es weiter gehen würde. Ich war einfach nicht kompatibel mit anderen Menschen. Auf einer Seite fand ichs gut, denn so hatte ich meine Ruhe, aber auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl das mir etwas wichtiges fehlte. Das irgendwas an mir nicht normal war und andere Menschen von mir fern hielt. Gerade als ich den Garten verlassen wollte, kam mir Lysander entgegen und sah mich verwundert an. "Ach hier versteckst du dich vor Rosa..." "Woher weißt du das ich mich versteckte?", fragte ich und neigte den Kopf. Er wirkte zerstreut, jedenfalls vermutete ich das... Ich war nicht gut darin Leuten ihre Emotionen oder Gedanken an zu sehen. "Nun ja, du wirkst auf mich wie jemand der eher für sich ist und Rosa kann... Ziemlich gesprächig sein. Sag Mal, hast du ein Notizbuch gesehen?" Ich wirkte also wie Jemand, der lieber allein ist... "Ein Notizbuch? Nein hab ich nicht. Wo hattest du es denn zuletzt gesehen?" "Hm ich weiß nicht mehr... Heut morgen hatte ich es noch... Nun ja wenn du es siehst, gib es mir bitte, ja?", meinte er und ging wieder mit nachdenklichen Blick. Dieser Lysander kam mir auch nicht ganz normal vor. Etwas an ihn unverständlich für mich, unverständlicher als bei anderen Menschen. Die meisten konnte ich einordnen in eine bestimmte Kategorie. Es war meist so offensichtlich das ich sie dafür nicht mal näher kennen lernen musste. Aber bei ihn... Ich setzte mich wieder ins Gras, vielleicht sollte ich doch noch bis Stundenbeginn hier bleiben. Mein Blick schweifte über die gut gepflegten Blumenbeete. Die Garten-AG in dieser Schule schien gut zu sein, man erkannte System und Sorgfalt bei jedem Beet. Nicht wie sonst alles durcheinander und jeder pflanzt die Blumen die ihn gefallen! In einen davon schimmerte eine unnatürliche Farbe unter den ganzen Rosenblüten und ich griff ohne darüber nach zu denken hinein. Die Blumen dankten es mir mit mehreren Stichen in meine Haut und ich zuckte. "Autsch... Wie unüberlegt...", nuschelte ich und holte ein in Leder gebundenes Buch hervor. Stirn runzelt öffnete ich es und stellte fest, es war ein Notizbuch. "Wie kommt es denn ins Rosenbeet? Hat der Kerl es durch die Gegend geworfen oder was??", fragte ich mich und klappte es wieder zu, was darin stand ging mich ja nichts an. Mit dem Willen es ihn zu bringen stand ich auf und wollte gerade den Garten verlassen, als ein Blondes Mädchen mir entgegen kam. Woran lag es das immer jemand her kommt wenn ich gehen wollte? "Hay! Du bist doch Mia, die Neue oder?", fragte mich die aufgestylte Blondine und musterte mich genau. "Ja bin ich... Aber warum interessiert dich das? Meine Erinnerung kann mich täuschen aber ich glaub wir sind nicht in der selben Klasse." "Sind wir auch nicht. Ich bin Amber, ich bin eine Klassenstufe unter dir." Amber... Wie *Bernstein* oder schlicht *Blonde*. "Ein schöner Name... Aber was willst du von mir? Ich wüsste nicht was ich mit einer jüngeren Mitschülerin zutun haben könnte." "Man erzählte mir das du aus Australien kommst und erst seit gestern hier bist. Nun ich kenne mich hier sehr gut aus und wollte dir anbieten das ich dir nach der Schule die Stadt zeige." Sie lächelte mich an und ging sich dabei durch ihr blondes Haar. Ich neigte den Kopf und zuckte mit den Schultern. "Von mir aus gern...", mehr quatschen als diese Rosalia konnte sie ja nicht. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Amber lächelte mich freundlich an und nickte. "Super, dann warte ich nach der Schule vorm Eingang auf dich ja? Bis später." Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und ich sah ihr nach. Warum wollte sie mir die Stadt zeigen? Ich zuckte mit den Schultern und sah auf das Buch, ich musste es Lysander noch zurück bringen. Gerade als ich zum Schulhof wollte, um ihn zu suchen, klingelte es zur Stunde und ich seufzte. Jetzt hatte ich meine ganze Pause verschwendet... Mein Blick ging zur Masse an Schülern und ich suchte nach Gesichtern, die mir bekannt vor kamen, denn ich hatte keine Ahnung in welchen Raum ich jetzt musste. "Mia?" Ich drehte mich um und sah Su, Lysanders hübsche Freundin. "Wollen wir zusammen zum Unterricht? Du weißt bestimmt nicht wo wir hin müssen." Wie ich es hasste wenn jemand Fragen stellte, die keine Antwort mehr benötigten. Ich nickte und überlegte kurz ob ich ihr das Notizbuch geben sollte, doch statt dessen ließ ich es in meine Tasche verschwinden und folgte ihr. "Wir haben jetzt übrigens Bio, das ist eine meiner Lieblingststunden! Wie bist du in Bio?" "Ich stand in dem Fach bis jetzt immer Eins.", meinte ich knapp und ging mit ihr den etwas zu überfüllten Flur lang. "Dann magst du den Unterricht auch?" "Nicht unbedingt, ich finde es nur nachvollziehbar." Warum dachte Jeder, nur weil man in dem Fach gut war das man es gleich mochte? "Was ist denn deine Lieblingstunde?" "Keine, ich finde alles ätzend wenn in so einer riesigen Klasse ist." Überrascht sah sie mich an und ging mit mir die Treppen hoch. "Wurdest du in deiner früheren Klasse gemobbt? Oder warum magst du es nicht mit vielen Leuten?" Ich dachte kurz nach, dachte an meine Klasse zurück. Die Jungs hatten mich immer angestarrt, hatten sich nicht getraut mich an zu sehen, aber mit den starren auch nicht aufgehört. Die meisten Mädchen hatten mich ignoriert, weil sie mit mir eh kein Gesprächsthema fanden. Es gab nur zwei in meiner Klasse die mit mir redeten und das waren Ana und ihre beste Freundin Amy gewesen. Ana hatte mich immer ärgern wollen, hatte damit aber wenig Erfolg gehabt und Amy... Sie schien mich nicht ertragen zu können. Meine letzte Begegnung mit ihr war keine Positive... Plötzlich hatte ich Probleme zu Schlucken, mein Herz hämmerte schmerzvoll und mir wurde schlecht. War ich krank? "Mia? Alles okay? Du bist so blass... Wurdest du etwa wirklich in deiner letzten Klasse schlecht behandelt?" Ich sah in das besorgte Gesicht von Su und schüttelte den Kopf. "Nein... Wurde ich nicht. Ich hatte mit meinen Mitschülern wenig zu tun. Mein Freund war in einer anderen Klasse und meine Freundin sogar in einer anderen Schule." Es viel mir irgendwie schwer Emely als Freundin zu bezeichnen, aber mir fiel kein anderer Begriff ein der besser gepasst hätte. "Oh... Dann warst du sicher einsam..." Wieder schüttelte ich den Kopf. "Nein, mir war es egal. Außerdem hätte ich gar nicht gewusst was ich mit den Anderen hätte bereden sollen. Ich hatte nicht viel mit ihnen Gemeinsam." Endlich kamen wir im Raum an, was das Gespräch beendete. Ich kann nicht behaupten das ich darüber unglücklich war, ich mochte es irgendwie nicht mit Su zu reden, da war mir fast sogar Rosalia lieber. Woran das lag konnte ich aber nicht so ganz sagen. Mein Blick ging durch den Raum, Su saß neben Lysander, Rosalia neben den Mädchen von vorhin. Es war nur noch ein Platz neben ein Violetthaarigen Mädchen frei. Schweigend setzte ich mich zu ihr und sie sah mich erstaunt an. Ich nickte ihr kurz zu. "Mia.", stellte ich mich halbherzig vor und das Mädchen lächelte leicht. "Viola...", nuschelte sie leise und sah nach vorn. DIE war mir sympatisch! Sie schien nicht viel reden zu wollen. Der Lehrer kam rein und erzählte über den Aufbau des menschlichen Skeletts. Langweiliger gings nicht. Die ganze Stunde verbrachte ich damit gegen ein Gähnen an zu kämpfen. Nur leise hörte ich wie hinter mir jemand meinen Namen tuschelte und sah in die Richtung. Es war die Klassensprecherin, Melody wenn ich mich nicht irre. Sie tuschelte mit einen Mädchen, das mir vorher nie aufgefallen war. Sie wirkte wie ein immer lächelndes Sonnenscheinchen und hatte orangefarbende Haare. Ich konnte nicht hören was die Nervensäge ihr erzählte, aber es war bestimmt nichts positives, das sah ich in ihren Blick. Gedanklich hoffte ich das es hier so ablaufen würde wie in meiner alten Schule: Man sollte mich einfach nur Inruhe lassen! Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Ich ignorierte das Getuschel und sah nach vorne. "Mia? Alles okay?" Mein Blick ging zu den leicht besorgen Augen meiner Sitznachberin. Fragend neigte ich den Kopf und nickt dann. "Ja wieso?" "Du bist so blass..." Sie sah zu der Klassensprecherin und dem Sonnenschein-Mädchen und runzelte die Stirn. "Melody guckt so angespannt..." Ich zuckte nur mit den Schultern und überlegte, ob ich etwas falsches gesagt hatte, ich konnte die Reaktionen anderer Menschen schwer einschätzen. Meine Mutter meinte immer ich würde den Bogen immer überspannen. Mein Blick ging zum Lehrer, doch dieser war völlig in seinen Erklärungsfluss vertieft. So langweilig das Thema auch war, der Lehrer war Feuer und Flamme für seinen Unterrichtsstoff. Viola musterte mich, versuchte mich vermutlich ein zu schätzen. Man sah ihr an das sie was sagen wollte, sich aber nicht traute. Ich schätzte zwar das Schweigen sehr, aber ich gab mir Mühe ihr etwas entgegen zu kommen. "Gibts noch was?" Sie zuckte zusammen, hatte ich mich falsch ausgedrückt? "Gab... Gab es ein Problem mit Melody? Sie sieht ständig so stirnrunzelnd zu dir." Ich überlegte kurz, konnte man es ein *Problem* nennen? Meine Augen wanderten wieder kurz zum Lehrer, er war noch immer in seiner Ansprache vertieft. "Ein Problem würde ich es nicht nennen, ich hatte nur keine Lust auf reden. Aber das Bedürfnis hatte ich bei Rosa und Su auch nicht, es ist also nichts persönliches gegen die Klassensprecherin." Viola sah auf den Tisch und zog die Augenbrauen zusammen. "Melody ist nur hilfsbereit, wahrscheinlich wollte sie dir einfach nur das Gefühl geben dazu zu gehören und fühlte sich dann von dir gegen den Kopf gestoßen. Vielleicht solltest du noch mal mit ihr reden. Rosalia hat ein dickes Fell, sie nimmt es nicht so ernst wenn man nicht mit ihr reden will, aber Melody ist sehr sensibel." Sensibel, welch gelungene Beschönigung für überempfindlich. "Aus Erfahrung weiß ich, das mir Entschuldigungen nicht liegen.", meinte ich knapp und dachte an meine frühere Schulkameradin Amy. Sie meinte immer meine Entschuldigungen würden monoton klingen und sie würde in mir keine Reue sehen. Ich habs nie ganz verstanden. Viola sah mich irritiert an, aber das Gespräch war beendet, da der Lehrer sich nun uns Schüler zu wandte und uns Fragen stellte. Meistens waren sie simpel und leicht zu beantworten, wenn man ihn ein bisschen zugehört hatte. Ich hatte Glück das ich dieses Thema schon in meiner anderen Schule hatte... Die Stunde verflog, es war seltsam aber bei diesen Lehrer kam mir die Stunde kurz vor. Schweigend packte ich meine Sachen ein und sah das Notizbuch. Ich hatte es fast vergessen! Suchend blickte ich mich nach Lysander um, ich hätte es vorhin doch lieber Su geben sollen! Zu meinen Glück war er genauso langsam wie ich und stopfte gerade das viel zu dicke Biobuch in seinen Rucksack, der so überhaupt nicht zu seinen Gesamtbild passte. Allerdings fiel es mir auch schwer ihn mir mit einer Umhängetasche vor zu stellen. "Lysander?" Er hob den Kopf und sah mich leicht überrascht an. Ich hielt ihn sein Notizbuch entgegen und fühlte mich so seltsam wackelig auf den Beinen. War ich krank? "Das ist doch sicher dein Notizbuch, das du vorhin gesucht hast. Es lag im Schulgarten, im Rosenbeet." Noch immer fragte ich mich wie es dort hin gekommen war. Hatte es Füße gekriegt? "Im Garten?" Er nahm es und grübelte. "Wann war ich denn im Garten? Hm... Es liegt irgendwie immer da, wo ich es nie suchen würde. Aber danke das du es gefunden hast." Überrascht sah ich ihn an, war dieser Typ ein Chaot oder einfach nur ein Schussel? Dabei wirkte er auf den ersten Blick überhaupt nicht so. "Keine Ahnung, ich habs nur zufällig gesehen." "Aber du hast nicht darin gelesen oder?" Ich schüttelte den Kopf und zog eine Augenbraue hoch. "Nein, warum sollte ich?" Er lächelte nur zufrieden, was mich etwas verwirrte. Was stand denn da drin was keiner lesen sollte? Gedanklich zuckte ich mit den Schultern, nahm meine Tasche und ging raus. Wie ein Wirbelsturm kam mir das Sonnenschein-Mädchen entgegen und lächelte mich freundlich an. "Du bist Hermia oder?" "Nun, man nennt mich zwar selten Hermia, sondern eher Mia, aber ja, die bin ich. Wieso?" Das Mädchen neigte den Kopf und lächelte noch immer, irritierend... "Ich bin Iris! Meine Mutter meinte das du ihre neue Patientin bist, wenn du willst zeig ich dir nach der Schule wo ihre Praxis ist." Warum hatten alle Familienberater bei denen ich war immer eine Tochter in meinen alter? "Heute gehts nicht... Diese Amber wollte mir die Stadt zeigen, aber morgen nehme ich dein Angebot gerne an." Überrascht riss Iris die Augen auf. "Amber? Da sei mal lieber vorsichtig! Amber ist... Nun ja sie ist nicht gerade die Angenehmste bei Neulingen... Su musste am Anfang auch ziemlich unter ihr leiden! Pass also auf das du nicht auf einen ihrer Tricks rein fällst." Grübelnd sah ich zum Fenster, Amber war in dem Moment genau im Blickfeld, hätte ich ihr Angebot doch lieber abschlagen sollen? Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Nach der Schule, die nur so an mir vorbei gezogen war, stand ich vor dem Schultor und wartete. Iris Worte hatten mich zweifeln lassen, ob ich wirklich mit Amber unterwegs sein wollte. Zwar gab ich sonst nichts auf das Gerede Anderer und nahm mir lieber die Zeit die Leute selbst kennen zu lernen, aber dieses Sonnenscheinchen wirkte auf mich eigentlich ziemlich ehrlich. "Hay Mia.", begrüßte mich Amber lächelnd und ich musterte sie nur prüfend. Neben ihr standen ihre Freundinnen. Die Asiatin empfing mich mit einen leichten Lächeln, die Brünette wirkte desinteressiert. "Na dann, wollen wir los?", fragte mich die Rudelführerin und ich nickte nur schweigend. Ob sie wirklich was vor hatte? Sie wirkte gar nicht so... Hatte Iris doch übertrieben? Der Gang durch die Stadt blieb Ereignislos, Amber zeigte mir Hauptsächlich Modegeschäfte und Drogerien in denen sie, laut ihren Erzählungen, am liebsten einkauften. Mich interessierte der Rundgang eher wenig. Ich musste nun nicht unbedingt wissen wo man überteuerte Klamotten und Schminke her bekam, war aber erleichtert das sie mich anscheinend wirklich nur rumführen wollte. "Sag mal Amber... Bist du zu allen Neulingen so Gastfreundlich?", fragte ich sie nun direkt und sie sah mich überrascht an. "Was? Neeee! Wer bin ich denn? Die meisten Neulinge stampf ich in den Boden!" Wenigstens war sie ehrlich... "Und warum bist du dann zu mir so nett? Warum werd ich nicht in den Boden gestampft?" Sie musterte mich kurz und lächelte. "Du bist hübsch, aber du machst hier nicht mit jeden auf best friends, hingegen zu dieser nervigen Su. Die musste sich ja gleich am Anfang bei jeden einschleimen und auf ach so nett machen. Diese Miss Perfect ist mir von Anfang an auf den Geist gegangen! Leute wie die müssen doch in ihre Schranken gewiesen werden. Steht überall im Mittelpunkt und macht dabei auch noch auf Bescheiden... Zum Kotzen so was..." Sie war also eifersüchtig auf sie... Ihr ging es wie mir, sie sah in ihr Jemanden, der sie gern wäre, aber was sie nicht werden konnte ohne sich selbst dabei zu verstellen. Zwar war dies in meinen Augen kein Grund, die Person deswegen zu schikanieren, aber zumindest verstand ich jetzt ihre Beweggründe und der Grund warum sie nett zu mir war... Sie sah in mir Niemanden auf den sie neidisch sein musste. Ich war für sie keine Gefahr, nur hübsches Beiwerk was sie noch mehr ausschmückte wenn ich bei ihr war. Irgendwie gefiel mir diese Rolle nicht... "Also Mia, warum seit ihr überhaupt her gezogen? Australien ist ja ein ganzes Stück entfernt von hier.", wendete sich jetzt Li an mich, um das Thema zu wechseln. Waren sie und Charlotte auch nur Beiwerk? "Mein Vater wurde hier her versetzt. Meine Eltern kamen eh Ursprünglich aus dieser Stadt und jetzt hat die Firma ihn wieder hier her zurück geschickt, weil sie ihn hier brauchen.", erklärte ich und sah mir nebenbei die anderen Geschäfte von Außen an. "Heißt das, du ziehst hier vielleicht wieder weg? Wird dein Vater oft versetzt?" "Nein, hier ist die Hauptzentrale. Er musste nur nach Australien weil sie da eine neues Zentrum aufgebaut hatten und jetzt wo es gut läuft, konnte er wieder zurück kommen." Mein Blick ging zu Charlotte, sie wirkte abwesend und mindestens so gelangweilt wie ich. Kurz überlegte ich, was sie und Amber verband, sie wirkte nicht so als hätte sie mit ihren Freundinnen viel gemeinsam. Der Klingelton meines Handys riss mich aus meinen Gedanken und ich sah auf den Bildschirm. "Dake...?", fragte ich mich still und ging ran. "Ja?" "Hay Mia, na wie war der erste Schultag?", fragte er mich mit müder Stimme. Kurz grübelte ich, wie spät es wohl gerade bei ihn war, aber mein Verstand funktionierte gerade nicht so gut. "Ging so, nicht anders als bei uns. Ich hatte jedenfalls keinen Kulturschock. Aber warum rufst du an?" "Nun ja, ich war so erstaunt das du dich vorhin mal von allein gemeldet hast, das ich mir schon Sorgen machte... Vermisst du mich?" Ich konnte sein Grinsen bildlich vor mir sehen und verdrehte die Augen. "Damit du glücklich bist, behaupte ich einfach mal das ich dich vermisse.", gab ich sarkastisch zurück und hörte ihn nur kurz lachen. "Autsch, kühl wie immer. Kannst du froh sein das ich sowas nicht persönlich nehme." Ich schmunzelte leicht, das schaffte nur Dake bei mir. "Es ist alles okay, meld dich wenn du ausgeschlafen bist." "Dann bist du es aber nicht." "Wir wechseln uns bei den Nachtschichten ab, okay?", erwiderte ich und sah zu den drei Mädchen, die so taten als würden sie das Gespräch nicht hören. "Na okay, dann hören wir uns die Tage, lieb dich.", meinte er nur und legte auf, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. "Dein Freund?", fragte mich Amber mit neugierigen Blick. "Sowas in der Art...", erwiderte ich nur und steckte das Handy ein. Jetzt wo er so weit weg war, viel es mir noch schwerer ihn *mein Freund* zu nennen... Woran lag das? Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Ich war froh, als der Rundgang vorbei war und ich nach Hause gehen konnte. Ich war eindeutig zu lange heute in Gesellschaft gewesen und sehnte mich nach dem Allein sein. Leicht müde von der Zeitumstellung kam ich in das neue Haus rein und atmete den noch fremden Duft ein. "Bin wieder da.", sagte ich und schlüpfte aus den Schuhen. Meine Mutter kam mir mit lächelnder Mine entgegen und lehnte sich an die Wand. "Wie wars?" Ich zuckte nur mit den Schultern und zog mir die Hausschuhe an. "Schule halt. Wie überall, nur auf französisch." "Hast du schon Freunde gefunden?" Ich blickte sie skeptisch an, war die Frage jetzt ernst gemeint? War ich so fremd für sie? "Ähm... Nein. Ich hab mich aber mit Leuten unterhalten, wenn du das meinst. Man hat es mir kaum gegönnt allein in der Ecke zu sitzen. Ein paar Mädchen haben mir dann die Innenstadt gezeigt." Ich ging in die Küche und schnappte mir das nächst Beste Obst, was ich in die Finger kriegte, während meine Mutter mir hinterher lief und mich weiter ausfragen wollte. "Du hast mit Anderen geredet und sogar nach der Schule was mit ein paar Mädchen unternommen. Das ist doch schon mal ein Fortschritt! Früher hast du ja nicht mal das getan.", sagte sie seufzend und setzte sich mir gegenüber. Ich fand es faszinierend wie schnell sie zufrieden zu stellen war, aber okay, sie hatte ja nicht unrecht. "Ihr sagt mir ja alle das ich mich nicht *verkriechen* soll.", meinte ich nur und biss in den viel zu süßen Apfel. "Mia, du solltest es nicht nur für uns, sondern auch für dich tun. Ein soziales Umfeld wird dir gut tun. Allein kann man doch nicht glücklich werden." Ich war auch nicht unglücklich über das allein sein, aber das behielt ich lieber für mich, sie guckte immer so traurig wenn ich sowas sagte. "Hermia, du wirst sehen, mit Freunden ist alles viel angenehmer, viel lebendiger als dein momentaner Lebensstil. Nein, ich kann das, was du bisher hattest nicht Stil nennen... Das war lediglich am leben sein. Abdeckung der Grundbedürfnisse. Es muss doch mal darüber hinaus gehen." Oh Gott, jetzt fing dieses Gespräch wieder an. Ich verkniff es mir, genervt zu seufzen und die Augen zu verdrehen, denn es würde dieses Gespräch nur unnötig verlängern. "Mama, das hast du mir schon oft erzählt, ich kenne den Text. Ich hab doch schon zugestimmt mich zu ändern, gehe sogar zur Therapie. Könntest du das also bitte abkürzen und einfach nur froh sein das ich mich dran halte?" Da war er wieder... Dieser traurige Mitleidsblick, als würde ich unter irgendwas leiden. "Willst du denn nicht auch für dich selbst etwas tun? Nicht weil man es dir sagt, sondern damit es dir besser geht?" "Es geht mir aber nicht schlecht! Ich leide nicht! Die Einzigen die darunter zu leiden scheinen sind du und Papa, also warum sollte ich es für mich tun? Ich tue es für euch, damit ich mir eure depressiven Gesichter nicht ansehen muss.", sagte ich, stand auf und ging in mein Zimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, wurde mir klar das ich sie wahrscheinlich wieder verletzt hatte. Ich hätte den Mund halten sollen. Lächeln und nicken, das hatte ich mir doch vorgenommen! Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Irgendwie war mir gerade schlecht, mein Magen zog sich zusammen und ich spürte ein Stechen in der Brust. Hatte ich was falsches gegessen? Oder wurde ich krank? Ich hielt mir die Hand vor den Mund, aus Angst das mir gleich was hoch kam, aber es kam nicht. Es war nur dieses Gefühl der Übelkeit das nicht verschwinden wollte. Ich wollte mich ablenken und schnappte mein Handy. Sollte ich Dake schreiben? Nein, danach war mir nicht. »Hay Emely, ich hab schon wieder was blödes gesagt, glaub ich« Sie war die Einzige die mir einfiel, der ich schreiben konnte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das sie mir wahrscheinlich nicht antworten würde. Sie ging immer früh schlafen. Natürlich behielt ich recht und sie schrieb nicht zurück. Vielleicht auch besser so, eigentlich wollte ich ja nicht jammern. Jetzt im Nachhinein bereute ich es, ihr geschrieben zu haben. Ich öffnete mein Fenster und kletterte raus. Was ich jetzt wirklich brauchte war nicht jemand zum reden, sondern das Meer! Nur im Wasser bekam ich einen klaren Kopf. Zum Glück war der Strand nicht weit, da brauchte ich nicht mal Schuhe. Im Sand hätte ich sie eh ausgezogen. Nachdenklich sah ich zum Wasser. Warum war ich so verletzend zu meiner Mutter gewesen? Sie wollte mir nur helfen, das wusste ich, aber warum bestand sie darauf das es mir allein schlecht ging? Außerdem war ich nicht allein, ich hatte Dake. Nun ja, zumindest irgendwie. Seine Aufdringlichkeit nervte mich auch oft und ich schob ihn ständig auf Abstand, aber trotzdem schreckte es ihn nie ab. Wahrscheinlich war er der Einzige, der es so lange mit mir aushielt... Ein Bellen riss mich aus den Gedanken und ich sah neben mir. Ein schwarz-weißer Husky, der mich an einen Wolf erinnerte, saß Schwanzwedelnd neben mir und sah mich erwartungsvoll an. Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Ich war Auge in Auge mit dem Tier und streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus. Freudig kam mit der Hund mit den Kopf entgegen und schmiegte sich an meine Handfläche. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen und ich fing an ihn unterm Kinn zu kraulen. "Zess! Du verdammter Ausreißer!", rief eine Mädchenstimme und ich hob den Kopf. Ein Mädchen, ungefähr in meinen Alter, mit langen, glatten, schwarzen Haaren kam auf mich zu gerannt und blieb mit verschränkten Armen stehen. Skeptisch musterte ich sie. Sie trug eine ausgewaschene, kaputte Jeans die bis zu den Knien ging. Ihr viel zu großes Shirt war fast so lang wie ihre Hose und hing auf der rechten Schulter runter, ihr Pony war zu lang und bedeckte fast ihre meeresblauen Augen. Sie hatte überall Schrammen und Schmutz und erinnerte mich an ein kleines Kind, das den ganzen Tag im Buddelkasten rum getollt hatte. Alles im allen waren ihre Augen das einzig ungewöhnlich schöne an ihr. Ihre ganze Präsenz wirkte leicht verwildert und fast kindlich. "Entschuldige, sonst rennt er nicht einfach zu Fremden...", sagte sie mit einer so klaren, schönen Stimme wie ich sie selten hörte. "Schon gut, er hat ja nichts gemacht.", meinte ich nüchtern und ließ vom Hund ab, der freudig um das Mädchen rumtänzelte. Das Mädchen sah mich nachdenklich an und neigte den Kopf. "Hay, du bist doch die Neue oder? Ich hab dich heute auf den Schulhof gesehen." Sie kniff die Augen zusammen und strich ihre Haare aus dem Gesicht. Leicht überrascht blickte ich sie an. Wir gingen auf die selbe Schule? Ich hatte sie gar nicht gesehen... Nun ja, sie war auch nicht so auffällig das sie großartig Blicke auf sich zog, auch wenn ich glaube das sie in diesem Aufzug schon in dieser schicke micki Schule heraus stach. "Ähm... Ja ich bin neu, heute war mein erster Schultag. Bin ich so auffällig?" "Hm, das liegt nun im Auge des Betrachters, aber viele haben über dich geredet. Da fällt es schwer es nicht mit zu kriegen. Ich bin übrigens Bian, wir sind in der selben Klassenstufe.", sagte sie und hielt mir die Hand hin. Unsicher blickte ich sie an, schüttelte dann aber die ausgestreckte Hand. "Ich bin Mia...", meinte ich nur und zuckte unter ihren starken Griff zusammen. Leise hörte ich meine Gelenke knacken und überprüfte erschrocken, ob meine Finger gebrochen waren. "Mia...", wiederholte Bian und schmunzelte. "Was ist an dem Namen so lustig?", fragte ich leicht genervt und bewegte die schmerzenden Finger. "Die Bedeutung! Mia heißt soviel wie *die Widerspenstige* oder *die Ungezähmte*", erklärte sie mir grinsend und hielt mit der Hand wieder die Haare aus ihrem Gesicht. "Ist das so, ja? Wie gut das es nur mein Spitzname ist und ich eigentlich Hermia heiße..." "Hermia? Wie in ein Sommernachtstraum? Nun, wenn dir die Bedeutung *Grenzstein* besser gefällt." Ich hob skeptisch die Augenbraue. War dieses Mädchen das lebende Google? "Du hast wirklich Langweile in deiner Freizeit, oder?" "Nö, Namensbedeutung interessiert mich nur. Ich finde es zeugt viel mehr von Langeweile wenn man sich ganz allein am Strand rum treibt.", konterte sie mir und krauelte ihren Hund. "Du bist doch auch allein hier." "Ne, ich hab Zess. ICH bin nie allein.", erwiderte sie und grinste. Murrend drehte ich mich von ihr weg. "Ein Hund zählt nicht als Gesellschaft. Außerdem brauch ich keine Gesellschaft." Bian neigte den Kopf und krauelte ihren Hund. "Und mit wem redest du dann?", fragte sie fast so unschuldig wie ein kleines Kind. "Reden? Worüber denn?" "Über alles! Deine Gefühle, deine Sorgen, deine Gedanken, wie dein Tag war. Oh mir würde so viel einfallen. Ich meine, Zess antwortet mir zwar nicht mit Worten, aber nur mit mir allein würde ich es niemals aushalten. Ich kann nämlich echt anstrengend sein." Erstaunt sah ich sie an. Zum ersten Mal wusste ich nicht, wie ich widersprechen sollte. Ich starrte sie nur schweigend an und Bian strich sich wieder die viel zu langen Haare aus dem Gesicht. "Nun ja, ich muss dann wieder los. Man sieht sich Ungezähmte.", sagte sie nur und drehte sich um. "Komm Zess." Der Wind schlug stark um sich. Ich kniff die Augen zu und hielt meine Haare fest. Als ich die Augen wieder öffnete, war Bian schon weg. Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Immer noch leicht verwundert kam ich nach Hause, was war das nur für ein Mädchen gewesen? Sie hatte es tatsächlich geschafft mich zu verunsichern, mich zum nachdenken zu bringen. Fühlte ich mich einsam? Brauchte ich wirklich jemanden zum Reden? "Mia! Da bist du ja!", mein Vater kam mir leicht wütend entgegen und bäumte sich vor mir auf, es hatte allerdings nicht die gewünschte Wirkung auf mich, denn er war zu friedlich und ruhebedürftig um wirklich ernsthaft wütend zu wirken. "Was ist?" "Das frag ich dich! Wo warst du? Deine Mutter war krank vor sorge!" Ich verdrehte die Augen und strich den Sand von meinen Füßen. "Ich war am Strand, brauchte Zeit für mich. Übertreibt doch nicht immer, nur weil ich mal das Haus verlasse." "Du hast nicht bescheid gesagt! Hermia... Bitte sag wenigstens etwas oder hinterlasse einen Zettel." Ich nickte nur und verschwand in mein Zimmer. Ich lag im Bett und starrte die Decke an. Fehlte mir etwas in meinem Leben? Fühlte ich mich Einsam? Langsam legte ich meine Hand auf meine Brust und spürte meinen Herzschlag. Fühlen... Konnte ich das überhaupt? Mir wurde plötzlich klar, das mir nicht mal bewusst war, wie sich Einsamkeit anfühlte. Tat es weh? Wie reagierte der Körper wenn man sich einsam fühlte? Ich schluckte schwer. Ich hatte ernsthaft keine Ahnung! Aber das hieß doch, das ich das noch nie empfunden hatte, oder? Langsam schloss ich die Augen, wollte darüber nicht mehr nachdenken, denn ich hatte Angst... Angst vor der Antwort, Angst vor der Wahrheit... Als am Morgen mein Wecker klingelte, schmiss ich ihn halbherzig vom Nachttisch. "Nur noch Fünf Minuten...", nuschelte ich, aber dieser Wunsch blieb unerfüllt. "Mia! Aufstehen! Los, die Schule.", verkündete meine Mutter lautstark. Konnte sie nicht einen Tag auch mal verschlafen? "Bin ja schon wach...", rief ich und stand gezwungenermaßen auf. In der Schule angekommen, sah ich mich leicht unbeholfen um, kaum ein Schüler der mir bekannt vorkam war zu sehen. Ich hatte keine Ahnung wo ich hin musste. "Hermia?" Ich drehte mich um und sah den übereifrigen Schulsprecher, na das Vergnügen hatte ich ja gestern schon kurz... "Was kann ich für dich tun... Ähm... Nathaniel?" "Oh du hast dir meinen Namen gemerkt?" Klar, wenn er einen Nervenzusammenbruch wegen zu hohen Leistungsdruck musste ich ja dem Notarzt wenigstens einen Namen nennen können. "Was gibts?" "Oh ich dachte mir, das du dich am zweiten Tag noch nicht so gut auskennst und vielleicht Hilfe brauchst." Wow, übereifrig und Gedankenleser! Der Junge blühte ja richtig auf in seiner Arbeit, davon sollte die Schuldirektorin sich mal eine Scheibe abschneiden! "Hm, du hast sogar Recht. Also dann Herr Schulsprecher, führe mich.", sagte ich eine Spur zu sarkastisch und er verzog das Gesicht. Still folgte ich ihn und überlegte. "Sag... Du kennst doch jeden Schüler dieser Schule, oder?", fragte ich dann schließlich. "Hm? Ähm... Ja eigentlich schon, wieso?" "Kennst du eine Bian? In meinem Jahrgang?" Plötzlich blieb er stehen und sah mich überrascht an. "Bian?" Ich nickte. "Nein, kenne ich nicht, wieso?" "Ich hab ein Mädchen gestern getroffen die sich so nannte und ich wollte nochmal mit ihr reden. Aber vielleicht hab ich mir auch den falschen namen gemerkt... Sie hatte lange, schwarze Haare, ziemlich helle Haut und blaue Augen." Er sah mich skeptisch an und ich seufzte. "Diese Beschreibung passt wohl zu vielen... Na gut, vergiss meine Frage. Bring mich bitte zum Raum in dem ich muss." Ich Idiotin! Warum beschäftigte mich dieses Mädchen? Nachdenklich setzte ich mich in mein Klassenzimmer und starrte die ganze Zeit gedankenverloren zu Boden. "Ähm..." Mein Blick ging neben den Stuhl neben mir. Lysander, der Junge mit den Notizbuch, saß neben mir und sah mich verwirrt an. Hatte ich mich gerade unbewusst neben ihn gesetzt? Ich bevorzugte doch sonst immer den Platz, weit weg von meinen Mitschülern. "Entschuldige...", nuschelte ich und stand auf. "Schon gut, du kannst ruhig sitzen bleiben. Ich war... Einfach nur erstaunt.", meinte er dann und ich ließ mich wieder auf meinen Platz sinken. "Und deine Freundin?" "Ist nicht in dieser Leistungsgruppe.", erklärte er mir und sah nach vorne, als der Lehrer rein kam. Schweigend sah ich in mein Schulbuch, immer noch leicht verwundert darüber, das ich sitzen blieb. Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Still schweigend saßen wir nebeneinander und schrieben fast synchron unsere Notizen. Lysander sprach wehrend der ganzen Stunde kein Wort, was ungewöhnlich war, denn ich kannte es meist nur so, das meine Mitschüler nie die Klappe hielten. Die Anderen um uns herum quatschten während der ganzen Stunde, amüsierten sich und bekamen kaum etwas von dem mit, was der Lehrer erzählte. Es war ein typisches Unterrichtsverhalten das, egal auf welchem Kontinent man sich befand, an den Tag gelegt wurde. Obwohl, wahrscheinlich hatte man in Ländern wie China oder Japan seine Ruhe, aber auch nur weil so viel Druck auf den Schülern lag, das sich kaum jemand traute seinen persönlichen Interessen nach zu gehen. Der Unterricht ging über mehrere Stundeneinheiten, ohne Pause. Langsam wunderte es mich nicht mehr warum die Anderen unkonzentriert waren. Vier Stunden lang nur über Wirtschaft und Politik zu reden war auf Dauer wirklich ermüdend. „Geht’s?“ Verwundert drehte ich mich zu meinen Sitznachbarn, der mich mit hochgezogener Augenbraue ansah. Ich nickte und seufzte, während ich mir die Augen rieb. „Bin nur etwas müde…“, flüsterte ich leise und sah angestrengt nach vorne. „Ja, der Lehrer kann auf Dauer sehr anstrengend sein, aber nur noch eine Halbe Stunde dann haben wir Pause.“, meinte er aufbauend und ich nickte nur müde. Es war das Erste Mal das ich eine Unterhaltung im Unterricht, auch wenn das Gespräch nicht gerade lang war, nicht als lästig empfand. Endlich war das Fach zu ende und ich schleppte mich erschöpft raus an die frische Luft. Ich sprach zwar fließend französisch, aber ich merkte wie anstrengt es war dem Unterricht zu folgen, wenn man die Sprache sonst nicht so oft gehört hat. Es war halt doch eher die englische Sprache, auf die mein Gehirn eingestellt war, französisch wurde immer nur Zuhause gesprochen und verließ in diesem Sinne nie das Haus, aber jetzt musste ich völlig umdenken, musste die Worte anders betonen und besser auf die Satzstellung achten. Außerdem sprachen alle so schnell, dass ich sie manchmal nicht verstand. Ich verkroch mich während der Pause im Schulgarten, in der kleinen Hoffnung dass man mich nicht findet, aber das hatte schon das letzte Mal nicht geklappt. Als ich im Gras saß und einen Vogel dabei beobachtete, wie er auf einen Ast rumhüpfte, erinnerte ich mich an meine morgendlichen Gedanken: Bian, dieses Mädchen von gestern! Der Schulsprecher hatte gesagt er kennt sie nicht, aber sie hatte doch ganz sicher gesagt dass sie auf diese Schule ging… Nun ja, man konnte ja nicht von ihn erwarten das er wirklich ALLE Schüler kannte, vielleicht hatte er sie öfters gesehen, konnte aber keinen Namen zuordnen. Ich mein, woher hätte sie mich sonst kennen können? Der Unterricht begann wieder und ich hatte die ganze, wertvolle Pause mit grübeln verschwendet. Sehr merkwürdig das mir dieses Mädchen nicht aus den Kopf ging. Aber mir gingen ihre Worte einfach nicht aus dem Kopf! Nicht viele Menschen schafften es, dass ich über mein Verhalten oder meiner Situation nachdachte, aber hatte irgendwie einen Nerv getroffen. Die nächste Stunde war Sport, dieses Fach hatten Mädchen und Jungen getrennt und ich sah jetzt mal alle Mädchen aus meinen gesamten Jahrgang. Gerade als ich diesen Satz zu ende gedacht hatte, ging mir ein Licht auf: Bian war in meinem Jahrgang! Hastig sah ich mich um. Jedes schwarzhaarige Mädchen erregte für einen kurzen Moment meine Aufmerksamkeit, nur um fest zu stellen das sie nicht die Gesuchte war. Jetzt verstand ich was der Schulsprecher meinte, es gab einige Mädchen mit schwarzen Haaren. Der Sportunterricht begann, aber von Bian keine Spur. Hatte ich das Gestern etwa geträumt? Langsam zweifelte ich an meinem Gedächtnis. Sport lag mir, besonders der Ballsport. Dadurch dass wir in meiner alten Schule immer im Sand Sport machten, hatte ich einen festen Stand und war ich besonders im Fußball recht geschickt. Was mir gar nicht lag war Gymnastik, aber zu meinem Glück hatten wir das erst im Winter wieder. Jetzt war Sprinten, Ballsport und Weitsprung auf dem Stundenplan. Aber als aller Erstes kam Ausdauerlauf dran. Der Vorteil hier war, man musste nicht mal schnell rennen können, man musste einfach nur durchhalten. Wie ich aber feststellte war das schon der Schwachpunkt meiner Mitschüler: Sie hatten keine Lust und dadurch keine Ausdauer. Während der ganzen Stunde wurde gejammert und gemeckert. Mir wurde schnell klar, dass ich diesen Unterricht nicht mögen werde. Ich rannte gerade meine 10. Runde, als mein Blick an einen Mädchen hängen blieb, die auf der Sitzbank im Schatten saß: Bian! Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Völlig außer Atem von dem ganzen laufen ging ich fast schon in Zeitlupe zu Bian hin. Sie sah anders aus als bei unseren ersten Treffen. Ihre viel zu langer Pony war nach hinten gesteckt worden, ihre langen, schwarzen Haare waren zu einen lockeren Dutt gebunden worden. Sie trug eine enge, aber ziemlich ausgewaschene Jeans und eine braune Bluse, die um ihre Brust herum wahrscheinlich bald aufsprang. Leicht nach Luft schnappend blieb ich neben ihr stehen und wartete darauf, das sie mich anblickte. Sie summte leise eine Melody und erst dann merkte ich, das sie Musik hörte und mich noch gar nicht bemerkt hatte. Fast schon unsicher tippte ich sie an und beobachtete wie sie zusammen zuckte. Irritiert sah sie zu mir und nahm ihre Kopfhörer raus. "Du? Was gibts?", fragte sie mich verwundert und ich wusste nicht so ganz was ich antworten sollte. "Ich hab dich gesucht..." "Warum?" Gute Frage... "Das Gespräch mit dir ging mir nicht aus dem Kopf... Ich wollte Ursprünglich nur nach dir ausschau halten, aber als ich dich absolut nie sah wurde daraus Suchen... Und jetzt versteh ich auch warum ich dich nicht gefunden hab, du siehst so... Anders aus." Ich musterte sie leicht skeptisch, sie war etwas zu dünn, nur ihre Brust war überdurchschnittlich groß, was aber nicht zum Rest passte. Alles in allem sah sie zwar nicht so verwahrlost aus wie gestern, aber trotzdem schon etwas... Ärmlich. Auch ihr Aussehen war nicht herausstechend, auf den ersten Blick wirkte sie völlig fehl am Platz. Aber da war etwas in ihren Augen... "Ich glaub der Unterricht geht weiter.", nuschelte sie, nachdem ich sie ewig angestarrt hatte. "Was? Oh... Warum machst du nicht mit?" Sie zuckte mit den Schultern und nahm wieder ihre Kopfhörer. "Weil ich keinen Bock hab.", meinte sie nur und hörte wieder Musik. Ich ging zurück zu den anderen Mädchen und seufzte. Das war ja ein kurzes Gespräch... Nun ja ich war ja auch die meiste Zeit mit anstarren beschäftigt gewesen. Die Lehrerin erzählte etwas, aber ich hörte nicht wirklich zu. Erst als ich das Mädchen Viola neben mir stellte, kam ich wieder etwas zu mir. Etwas verwirrt sah ich zu ihr und sie lächelte mich nur schüchtern an. "Wir sollen Dreibeinlauf üben...", sagte sie mir und ich hob eine Augenbraue. "Und du willst mit mir laufen?" "Du hast doch bestimmt noch Niemanden, oder?" Da hatte sie wohl recht... Der Dreibeinlauf hatte etwas amüsantes, die meisten machten dabei eine seltsame Figur. Viola und ich schlugen uns gut, auch wenn es durch den Größenunterschied etwas schwieriger war. Mein Blick ging immer wieder zu Bian, die weder Notiz von den Anderen nahm, noch die Anderen von ihr. Als wenn sie nicht da wäre... Wir machten kurz Pause, worüber ich nicht ansatzweise so froh war wie die anderen Mädchen, die Luft schnappend im Gras lagen. Gerade als ich mich wieder zu Bian umdrehte, sah ich zum ersten Mal, das Jemand mit ihr redete: Lysander. Der Sportplatz der Jungs war gleich um der Ecke, aber komisch war es das er mit ihr und nicht mit seiner Freundin redete. Kannten die Beiden sich etwa näher? Ich wartete geduldig, bis Lysander wieder zu seiner Gruppe ging und begab mich zu Bian. "Da bist du ja wieder. Ich hoffe du starrst mich dieses mal nicht nur an.", scherzte sie und grinste. "Ja das hoffe ich auch.", meinte ich nur und setzte mich neben sie. "Man, du bist aber schon etwas seltsam. Verziehst überhabt nicht das Gesicht. Hast du überhaupt Mimik?" "Wie darf ich das verstehen?"; fragte ich dann etwas verwundert. "Nun ja, ich hab dich jetzt die ganze Zeit beobachtet und ich muss sagen... Du guckst so gut wie immer gleich. Keine Emotionen erreichen deine Augen. Das ist irgendwie... Seltsam. Nicht mal das du erschöpft bist sieht man dir an. Ich mein, guck dir mal die anderen Mädchen an. Ich kann so viel aus ihren Blicken lesen, teilweise sogar was sie denken. Aber bei dir... Sehe ich nichts. Ich frage mich warum... Du musst doch irgendwas denken oder fühlen, oder?" Wieder wusste ich nicht was ich darauf Antworten sollte... Sie hatte einen Nerv getroffen... Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Schweigend saß ich neben Bian und dachte nach. "Ähm... Hab ich was falsches gesagt?" "Nein... Hast du nicht... Ich... Ja man hat mir schon oft gesagt, das ich keine Emotionen zeige.", gab ich zu und sah zu den anderen Mädchen. "Hm, nun ja, das ist ja nichts schlimmes. Solange du es trotzdem empfindest. Man hat dann nur Probleme soziale Kontakte zu knüpfen. Es erleichtert einen das Schulleben wenn man glücklich oder freundlich wirkt." Ich nickte nur. Ich konnte Gefühle empfinden! Wäre ja unnormal wenn nicht. Manchmal fühlte ich mich leichter oder schwerer, auch hunger war ein Gefühl! Ich hatte also Gefühle!! "Warum kommt eigentlich keines der Mädchen zu dir?", fragte ich dann schließlich und Bian Lächelte, was mich nach ihren nächsten Worten verwirrte. "Das hat verschiedene Gründe. Der eine ist, das ich es nicht beherrsche die ganze Zeit freundlich und glücklich zu wirken. Ein anderer Grund ist, das ich gar keinen Bock auf die anderen Mädchen haben und der Hauptgrund ist, das sie mich nicht wahr nehmen. Du bist die Einzige, die mich sieht. Komisch, oder?" Verwundert starrte ich sie an. "Sie nehmen dich nicht wahr? Wie das? Du sitzt doch hier..." "Das musst du nicht verstehen. Außerdem ist die Pause vorbei. Du musst zurück.", meinte sie und ich ging wieder zu der Lehrerin und den anderen Mädchen. Ich beobachtete die Anderen und mir fiel auf, Niemand sah zu Bian rüber, als wenn sie wirklich keiner wahr nehmen würde. Nach den Sportunterricht saß ich auf den Pausenhof und ließ die Gedanken schweifen. Glücklich und freundlich wirken... Wie sah das denn aus? Ich beobachtete die Schüler. Viele Lachten, tuschelten miteinander oder verzogen die Gesichter. So viele Emotionen... Aber keines davon konnte ich deuten. Was bedeuteten diese Blicke? Was empfanden sie gerade? "Hay Mia." Ich zuckte zusammen als ich Ambers Stimme neben mir vernahm und sah zu ihr hoch. "Was ist los? Du bist so blass. Alles okay mit dir?" Ich nickte nur und machte ihr, Charlotte und Li Platz auf der Sitzbank. Für Amber schien ich sympatisch zu sein, jedenfalls textete sie mich begeistert zu, als wären wir schon seit Jahren beste Freundinnen. Ich war mir noch unschlüssig was ich davon halten sollte... "Sag mal Amber... Kennst du eine Bian? Sie müsste in eine Parallelklasse von mir sein. Lange, glatte, schwarze Haare, ungewöhnlich hellblaue Augen..." "Und einen riesigen Vorbau?", fragte Amber skeptisch und deutete mit den Händen große Brüste an. Ich überlegte kurz, rief in meinen Gedächtnis das Bild von Bian auf und stellte fest, ja sie hatte Recht. "Ja genau die, auch wenn mir das mit den Vorbau jetzt nicht so direkt aufgefallen war..." Mir waren eher ihre Augen im Gedächtnis geblieben, das Einzige an ihr, was ich als ungewöhnlich schön bezeichnen würde. "Ja die kenne ich! Aber mit der solltest du so wenig wie möglich zu tun haben.", sagte Amber und ich sah sie fragend an. "Warum? Was ist mit ihr?" "Sie war in der Psychiatrie.", meldete sich seit langem mal Charlotte und ich blickte verwundert zu ihr. "Diese Bian... Sie hatte erst Monate lang die Schule geschwänzt... Und dann hat sie versucht sich das Leben zu nehmen. Sie war lange in Therapie, erst seit kurzem geht sie wieder zur Schule.", erklärte mir Charlotte und widmete sich dann wieder ihren Notizheft. Ich dachte kurz nach und wendete mich dann wieder zu Amber. "Und was ist mit Freundinnen? Haben die sie hängen lassen?" "Welche Freundinnen? Die hatte hier nie welche. Sie hat jeden abgewiesen, der auch nur mit ihr reden wollte. Erst nach zwei Monaten fiel es auf das sie nicht zur Schule kommt. Sie war hier schon immer allein und so komisch es klingt, sie WOLLTE auch allein sein. Die führt ja auch immer Selbstgespräche. Wirklich Mia, du solltest dich von ihr fern halten. Die ist nicht ganz richtig im Kopf.", erzählte Amber, während sie sich ihr Mittagessen in den Mund stopfte. "Ich hab gehört, ihr älterer Bruder soll auch gestorben sein. Das Mädchen ist doch seit Jahren traumatisiert. Realitätsverlust soll man bei ihr festgestellt haben.", zog Li weiter über Bian her und zog sich den Lippenstift nach. Ich wusste nicht ob das, was sie mir erzählten wahr war oder nur Gerüchte. Bian wirkte auf mich nicht wie ein Mensch, der mit seinen Leben abgeschlossen hatte. Mein Blick ging zu Lysander, der mit seiner Freundin und Rosalia uns fast gegenüber saß. Er hatte vorhin mit Bian geredet... Vielleicht konnte er mir etwas über sie erzählen, oder die Worte der Drei bestätigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)