Bis zum Schluss... von Victorianoir ================================================================================ Prolog: Geheimnisse ------------------- Meine Augen öffneten sich langsam, nur um sich kurz darauf gleich wieder zu schließen. Stechender Schmerz fuhr durch meine linke Gesichtshälfte und mit jeder Sekunde die verging, hatte ich das Gefühl es würde schlimmer werden. Das Dröhnen in meinem Kopf breitete sich bis in meinen Nacken aus und verhinderte das ich mich auf den Rücken drehen konnte. Mein Körper schien wie gelähmt zu sein und als ich es endlich schaffte meine Augen einen Spalt weit zu öffnen, sah ich es. Dunkle und kalte Wände die jeden Versuch zu entkommen im Keim erstickten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drehte ich mich auf den Rücken und kam keuchend zum Atmen. Stille,jeden Tag aufs Neue, träumte ich von dem Haus in dem ich mit meiner Mutter gewohnt hatte. Helle farbenfrohe Wände mit inspirierenden Gemälden.Durch die Flure war immer das Lachen von meinen Freunden zu hören gewesen und selbst das Personal war so etwas wie Familie. Vorsichtig fuhr ich mit meiner Hand über mein Gesicht. Die Kühle Haut war wie Balsam für meine Seele, jedoch könnte ich nicht verhindern das mir Tränen die Wangen entlang liefen. Was hatte ich getan das ich so etwas verdiente? Hatte ich in meinem früheren Leben einen Priester ermordet, nein nicht einmal das würde mein jetziges Leben rechtfertigen. Noch einmal tief Luft holend setzte ich mich auf und biss alle Zähne zusammen um nicht aufzuschreien. Der Schmerz in meinem Gesicht zog sich vom Kopf bis in meine Zehen hinein. Verschwommen nahm ich die Umrissen der Möbel um mich herum wahr. Der dunkle Kleiderschrank der meine wenigen Kleidungsstücke beeinhielt und gleich daneben ein Schreibtisch mit einem kleinen Laptop darauf stehend, der fröhlich vor sich hin blinkte um zu signalisieren das er fertig mit laden war. Mehr war in dem Zimmer nicht aufzufinden, bis auf ein kleines etwa 30 cm großes Fenster unterhalb der Stuckleiste in welches das Licht der Laternen fiel. Nachdem die ersten Wellen des Schmerzes abgeklungen waren, schaffte ich es meine Beine über die Bettkante zu schwingen und mich mit einem Ruck zu erheben. Immer noch wacklig auf den Füßen hielt ich mich am Kleiderschrank fest um nicht erneut hinunter zu sinken. Es fiel mir leicht meine Sache für den heutigen Tag heraus zu suchen, da ich 5 mal das selbe Outfit hatte. Bestehend aus einem grauen Pullover und einer langen schwarzen Hose die zu meinem einzigen Paar Schuhen passten. Für warme Tage hatte ich auch 2 T-shirts die ebenfalls schlicht grau waren, jedoch konnte ich sie kaum tragen da ich mich in Russland befand, wo die Temperatur fast immer unter 0 war. Mein Körper hatte sich nach 2 Jahren endlich an die frostigen Minusgrade gewöhnt. Die ersten Monate war ich dauerhaft erkältet gewesen da ich das warme Wetter in Kalifornien gewöhnt gewesen war. Ich war zwar gebürtige Russin, hatte hier allerdings nicht einmal mein erstes Geburtsjahr gelebt und war dann mit meiner Mutter weggezogen. Ich versuchte den Gedanken an sie herunter zu schlucken da ich es mir nicht leisten konnte jetzt in Melancholie zu verfallen. Das Einzige Gute an meinem Zimmer und das ich das einzigste Mädchen hier war, war das ich ein Bad für mich allein hatte. Dort wusch ich mir das Gesicht ab und begutachtete es. Eine bläuliche violette Farbe zog sich um meiner linken Schläfe über mein Auge bis hin zur Nase. Ich bereute es sofort als ich mit meiner Hand darüber fuhr und zuckte zusammen. Alles in allem sah ich grauenhaft aus und hätte ich eine Wahl gehabt, wäre ich wieder ins Bett gewandert um dort zu bleiben. Jedoch hatte ich keine Wahl und griff somit zum Make up Tiegel um etwas über das Auge zu streichen. Unter jeder Berührung vernahm ich eine Art Pochen, als würde ich meinen eigenen Puls fühlen. Halbwegs zufrieden mit meinem Gesicht ging ich ins Schlafzimmer um in meine Schuhe zu schlüpfen und mein Aussehen erneut zu überprüfen. Die kurzen Violetten Haare brauchte ich nicht zusammen binden sondern nur kurz mit den Händen hindurch zu fahren und nach hinten zu streichen. Draußen auf dem Gang war wenig los ,sodass ich niemanden begegnete als ich den schier endlosen Flur entlang ging. Die Wände hier draußen waren genauso wie in meinem Zimmer. Kalt und nichts sagend. Von weitem erblickte ich bereits die geöffnete Tür zum Labor und hielt ruckartig an. Es war keine Angst die mich in diesem Moment überfiel, es war blanke Panik. Ich vernahm hinter mir Schritte und sah bereits aus einigen Metern Entfernung die stechend weißen Haare von Bryan "Guten Morgen.", meinte ich und versuchte so fröhlich wie möglich zu klingen. "Morgen, hübsches Auge. Passend zur Haarfarbe.", scherzte er bezogen auf meine violetten Haare und lief eiligen Schrittes an mir vorbei. Gott wie ich diesen Kerl hasste. Er hatte so eine Art die einem das Blut gefrieren ließ. Ich folgte ihm bis in den Raum wo ich im Türrahmen stehen blieb. Mein Vater stand am Ende des Raums und schaute durch eine Glasscheibe hinaus auf den Hof wo bereits einige Blader trainierten. Neben ihm standen 2 Trainer die ihm wohl die Protokolle des letzten Tests vortrugen. Bryan hatte sich einige Meter von mir entfernt auf die Couch gesetzt. "Platz da.", brüllte jemand und kaum das ich reagieren konnte wurde ich grob nach vorne gestoßen. Aus Reflex hielt ich meine Arme nach vorne und landete auf dem Boden. Durch das Zucken brach eine erneute Schmerzwelle über mich hinein, sodass ich Mühe hatte nicht zusammen zu brechen, sondern schnell auf die Beine zu kommen. Wenn ich etwas gelernt hatte in dieser Abtei, dann war es: Drehe nie jemanden den Rücken zu. Schnellen Schrittes und mit gesenktem Kopf ging ich zur Seite und warf einen kurzen Blick zur Tür. Einen kleinen Moment setzte mein Herz aus. Spencer und Ian traten ein und mit einigen Metern Abstand erblickte ich die roten Haare von Tala der mich mit zusammengekniffenen Augen musterte. "Ah, da seid ihr ja. Ich habe für euch heute etwas ganz besonderes. Ihr werdet heute im Simulator trainieren um euch auf das anstehende Turnier vorzubereiten. Dort werdet ihr lernen in allen vorkommenden Wettersituationen den Überblick zu behalten.", fing mein Vater an und drehte mir den Rücken zu. Die Jungs standen in einer Reihe und hörten aufmerksam zu. "Zusätzlich werdet ihr heute Nachmittag gegen andere Schüler mit Bit Beasts antreten und ich verlange nicht mehr als 200 %.", immer wenn er redete hob er seinen Kopf an, sodass man automatisch das Gefühl hatte man würde weit unter ihm stehen. Ein weiteres Nicken zeigte den Jungs das sie nun gehen sollten. Unsicher was ich tun sollte blieb ich stehen und rührte mich nicht. Nach dem gestrigen Tage hatte ich genau genommen keine Ahnung was ich noch tun durfte und was als Ungehorsam galt. Mein Auge schmerzte noch immer und rief mir immer wieder ins Gedächtnis das ich es meinem Vater verdankte, das ich kaum einen Tag erlebte an dem er nicht zuschlug oder mich demütigte. Eisige Kälte durchbohrte mich als ich den Blick meines Vaters auf mir spürte. Langsam hob ich den Kopf jedoch ohne ihn direkt anzusehen. "Kann ich mich darauf verlassen das ich heute die Informationen bekomme die ich brauche oder hast du vor wie gestern, den ganzen Tag nur bei den Jungs herumzustehen und mich zu enttäuschen?" Hintergrund dieser Frage war der gestrige Tag gewesen. Ich hatte die Aufgabe die Kämpfe der Jungs aufzunehmen und meinem Vater zu berichten. Im letzten Kampf hatte sich allerdings Bryan entschlossen nicht mit Tala sondern mit meinem Laptop zu kämpfen was damit endete das er schrottreif war und ich erstens einen neuen brauchte und zweitens, was viel schlimmer war, keine Daten vorlegen konnte ,sodass mein Vater zu dem Entschluss kam, ich habe den Tag über nur rumgesessen und weder ein Abendessen verdient noch ein heiles aussehendes Auge. Warum er mich so abgrundtief zu hassen schien, konnte ich mir nur allzu gut vorstellen, schließlich war ich kein Mann und damit kein würdiger Nachfolger für ihn. Zusätzlich hing ich ihm seit 2 Jahren an der Backe und hätte er es gekonnte, hätte er mich lieber heute als morgen verstoßen."Natürlich. Ihr könnt euch auf mich verlassen, Sir.", meinte ich und verneigte mich tief. Ein Schnauben seinerseits war alles was ich hörte bevor er sich wieder seinem Mitarbeiter widmete. Schnellen Schrittes ging ich aus dem Raum und rannte beinahe zu meinem Zimmer um den neuen Laptop zu holen und den Jungs zum Trainingsraum zu folgen. Dort angekommen bemerkte ich nur Tala der am Simulator stand und das Bedienpult studierte. Sein Blick wandte sich zu mir als ich die Tür hinter mir schloss. "Wo sind die anderen?", fragte ich und ließ meinen Blick umherschweifen. "Zuerst erklärst du mir das.", antwortete er und zeigte auf sein eigenes Auge. "Bitte Tala, wo sind die anderen. Ich kann es mir nicht leisten das mein Vater hier aufkreuzt und....", ich brach ab ,als er ruckartig einige Schritte auf mich zu kam. "Nichts der gleichen wird passieren. Sie sind noch einmal ins Labor gegangen um sich Ersatzteile zu holen, in den nächsten paar Minuten sollten sie wieder hier sein.", seine Erklärung beruhigte mich ein wenig und ich drehte mich leicht zur Seite um an ihm vorbei zum Pult zu kommen. Seine Hand schloss sich um mein Handgelenk und zog mich zurück. "Du bist mir eine Antwort schuldig. Und ich rate dir das in der Antwort kein Laternenpfahl oder ähnliches drin vorkommt.",ich musste leicht lächeln über seine Äußerung. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte ging hinter mir die Tür auf und wir waren nicht länger allein im Raum. "Na dann schauen wir mal was das Baby so kann.", brüllte Spencer und ging an mir vorbei jedoch nicht ohne mich noch einmal anzurempeln. Ich ignorierte dies und ließ mich hinterm Pult nieder. Nach einigen Diskussionen hatten sie sich entschieden erst einmal etwas einfaches auszuprobieren. Eine eisige Landschaft die der russischen Tundra nachempfunden war. Meine Finger flogen über die vor mir liegende Tastatur und richteten die Kamera genau auf die Blades der Jungs. In der Kuppel in der sie sich befanden wehte ein heftiger Wind, das konnte man schon an den Haaren der Jungs erkennen. Die Innentemperatur betrug -10 Grad und sank langsam weiter. Ein wenig Schadenfreude überfiel mich in diesem Moment, weil ich es halbwegs warm hatte und die Kerle sich einen abfroren. Mein Grinsen versteckte ich hinter meiner Handfläche und tat schwer beschäftigt wenn einer der Jungs in meine Richtung schaute. Nach etwa 10 Minuten war der Kampf beendet und als Sieger war Tala auserkoren. Da sein Bit Beast ein Polarwolf war, war es nicht weiter verwunderlich. Nun wollten die gnädigen Herren ein wärmeres Klima mit großen Wasserflächen. Ein Vorteil für Spencer dessen Bit Beast ein Wal war. Tala hielt sich überraschender Weise in diesem Match raus und verließ die Kuppel um sich neben mich zu stellen. "Ich hoffe für sie das sie heute ausnahmsweise etwas richtig macht. Kontrolliere das doch lieber, Tala.", scherzte Ian und lachte mit den beiden los. Ich spürte wie mir eine leichte Röte ins Gesicht schoss. Dieser Idiot, nur wegen Bryan hatte ich gestern nichts vorzuweisen gehabt und heute machten sie sich darüber lustig. Manchmal fragte ich mich wer hier genmanipuliert wurde, die Bit Beasts oder diese Affen? Leider trug Talas Anwesenheit neben mir nicht dazu bei das ich mich besser konzentrieren konnte, ganz im Gegenteil. Ich war froh als die Jungs nach 2 weiteren Umstrukturierungen endlich fertig waren und die Abteiglocke klingelte fürs Mittagessen. Bevor ich auch nur etwas sagen konnte waren die Jungs bereits raus gerannt und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Allein blieb ich zurück und machte mich an das Komprimieren der so eben gesammelten Daten. Auf ein Mittagessen oder in meinem Falle ein Frühstück hatte ich keine Lust, denn obwohl mein Magen wie verrückt knurrte wusste ich was mich erwarten würde. Fast 200 pubertierende Kerle die sich einen abfeiern würden wenn ich den Raum nur betrat. Völlig auf den Bildschirm vor mir konzentriert, merkte ich erst zu spät das jemand hinter mir stand. Starke Arme legten sich jeweils zu meiner Linken und Rechten auf den Schreibtisch. Mein Kopf ging herum und ich schaute in königsblaue Augen. Als ich hier vor rund 2 Jahren angekommen war hatte ich schnell gelernt das ich niemanden vertrauen konnte. Erst einige Monate später begriff ich, dass es eine Ausnahme gab und die stand gerade neben mir. Weiche Lippen legten sich auf meine verletzte Schläfe und wirkten wie Balsam. "Nun erzähl mir was passiert ist, Prinzessin." Egal wie lange er schon an meiner Seite war, ich würde es nie leid werden seine Berührung zu genießen.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)