Bis zum Schluss... von Victorianoir ================================================================================ Kapitel 3: neues "Zuhause" -------------------------- Der nächste Morgen kam viel zu früh und unerwartet, wohl auch für meinen "Bettgefährten" . Langsam richtete ich mich auf, als mein nerviger Wecker anfing zu klingeln. Genervt schlug ich einmal auf ihn drauf, um ihn zum Verstummen zu bringen.Immer noch todmüde ließ ich anschließend wieder zurück fallen und erschrak heftig, als ich bemerkte, dass ich nicht alleine lag. "Stimmt.Da war ja was." Mit schiefgelegtem Kopf beobachtete ich den Jungen neben mir, der nach und nach aufwachte. Allerdings murmelte er nur ein "Ich wünsche dir auch einen wunderschönen guten Morgen"und drehte sich zur Wand. Es war geradezu ein Wunder, dass keiner von uns in der Nacht aus dem Bett gefallen war. Schließlich ist es ein Einzelbett und ich hatte so gerade genug Platz.Mit einem kurzen Blick auf den Wecker vergewisserte ich mich, dass uns noch etwas Zeit blieb, dann kuschelte ich mich noch einmal an den Rücken meines Freundes. Es kam viel zu selten vor, dass ich neben ihm aufwacht war. Genauer gesagt war es bis jetzt nur drei Mal vorgekommen. Wir konnten es uns eben nicht leisten, entdeckt zu werden. Trotzdem genossen wir jede Minute unserer gemeinsamen Zeit,wie jetzt gerade. Sanft umschloss Tala meine Hand mit der seinen und ich schmiegte mich noch enger an ihn, sodass keine Lücke mehr zwischen uns war. "Wir müssen langsam aufstehen." Mit schläfriger Stimme machte ich meinen Freund auf diese Tatsache aufmerksam und zog langsam meine Hände zurück. Jedoch hatte ich nicht mit Tala gerechnet, der sich wieder zu mir umdrehte und sich auf seine Arme stützte. Sein Blick lag auf mir und auf seinen Lippen lag ein leichtes Grinsen. "Sicher haben wir noch einige Minuten Zeit?" Es war offensichtlich eine Aussage keine Frage. Dennoch schreckte ich leicht auf, als ich seine Hand an meiner Hüfte spürte. Seine Lippen legten sich auf meine und ich war schlagartig wach. Doch leider konnten wir uns keine. Draußen herrschte schon reges Treiben und die Gefahr, dass jemand unangekündigt herein kam, war einfach zu groß. Die Tür war zwar verschlossen, doch man konnte sie leicht von außen öffnen. Deshalb schob ich Talas Hand mit einem leichten Anflug von Bedauern beiseite,um mehr oder weniger aus dem Bett zu kommen. Vor dem Kleiderschrank ließ ich meinen Schlafanzug einfach fallen,was mir ein anerkennendes Pfeifen vom Bett einbrachte.Auf meinem Gesicht machte sich ein schiefes Lächeln breit, weil ich Tala genau DESWEGEN liebte. Er gab mir das Gefühl trotz der Kleidung und meiner kurzen Haare attraktiv zu sein. "Jetzt beeil dich endlich! Ich muss in zehn Minuten bei meinem Vater sein!" Mein Blick fiel auf meinen Freund und ich machte eine auffordernde Handbewegung. Er zog eine Augenbraue hoch, stand dann aber auf und stellte sich hinter mich. Seine Hände legten sich in dem Augenblick um mich, als ich gerade in meine Hose schlüpfen wollte. "Weißt du, was ich dafür tun würde, dir lieber AUS deiner Hose zu helfen?" Leicht drehte ich meinen Kopf und legte meine Stirn an seine Schläfe. "Wir könnten uns hier den ganzen Tag verbarrikadieren."Wie gerne würde ich ihm diesen Wunsch erfüllen und mit ihm einfach abhauen. Jedoch sieht die Realität ganz anders aus, zudem ist keiner von uns beiden schon 18. Doch darauf arbeiteten wir hin. Wenn jemand von uns volljährig wird, würden wir verschwinden und irgendwo noch einmal von vorne anfangen. "Vielleicht ergibt sich in der anderen Abtei ja die Möglichkeit, DAS einmal umzusetzen", schlug Tala vor und zog sich zu meinem Bedauern zurück. Schnell zogen wir uns an und ich öffnete vorsichtig die Zimmertür.Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand zu sehen war,schlüpfte Tala hinaus. Der Augenblick war gut gewählt, da etwas entfernt bereits einige Jungen standen. Sie beobachteten uns kurz, widmeten sich jedoch dann wieder ihren Gespräch. Wie an jedem anderen tag auch, hielt ich strikt mich an meine persönliche Devise: Bloß nicht auffallen! Gerade noch pünktlich erreichten wir den Konferenzraum. Mein Vater war schon anwesend und nickte uns zu, als wir eintraten. "Sehr gut Tala. Du hast sie gleich mitgebracht." Er hielt kurz inne und musterte mich verachtend. "Ansonsten hätte ich jemanden schicken müssen, reine Zeitverschwendung." Nach außen hin konnte man nicht ehen, wie sehr mich seine Worte selbst nach so langer Zeit immer noch verletzten. Betont gleichgültig¸ ich mich auf einen freien Platzt fallen, klappte meinen Laptop auf und hörte mit halben Ohr meinem Vater zu."Unsere jahrelange Arbeit hat sich endlich gelohnt. Demnächst findet wie erwartet die Weltmeisterschaft im Beybladen statt. Die Daten habe ich dir bereits zukommen lassen." Ich brauchte einen Moment, bis ich bemerkte, dass er ausnahmsweise mich meinte. "Noch heute werden wir zum Austragungsort fahren und bis auf weiteres in der Abtei von Moskau verbleiben. Selbstverständlich erwarte ich absoluten Gehorsam.Von jedem von euch." Sein Blick ruhte auf mir und ich blickte aus Angst nicht zu ihm auf. Stattdessen wanderte mein Blick zur Wand, wo ein Bild einer Arena gezeigt wurde. Sie war typisch russisch.Voller Protz und Gold. Man erkannte, dass es ein Livestream war, da immer wieder einzelne Arbeiter durch das Bild liefen. Mein Vater hatte eben schon immer einen ausgeprägten Drang zur Kontrolle."Den Rest des Tages habt ihr zu euer freien Verfügung. Dafür erwarte ich heute jedoch 200%! Ihr werdet selbstständig nach Moskau fahren. Hauptsache ihr seid heute Abend da." Verwundert zog ich eine Augenbraue nach oben. Mein Vater gab uns tatsächlich frei?! Entweder ging morgen die Welt unter, oder er plante etwas und wollte verhindern, dass einer von uns dabei war. Gedankenverloren hörte ich nur noch eine Tür zufallen. Mein Vater hatte den Raum verlassen uns fünf ahnungslose Personen zurückgelassen. "Und was sollen wir ohne unsere Blade tun?" Bryan beschwerte sich lautstark und trat wütend gegen einen der Stühle, doch ich schaute fasziniert auf die Daten, die mir mein Vater geschickt hatte. Es waren rund hundert Ordner, die alle nach einem Beyblade-Team benannt waren. Seltsamerweise waren es genau die Teams, die auch an der Weltmeisterschaft teilnehmen würden und ich begann zu erahnen, was die einzelnen Ordner für Daten endhielten. Leider konnte ich die Informationen nur kurz überfliegen, da ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte und zusammen zuckte. Es war Spencer, den ich nun überrascht ansah. "Wir möchten in einer halben Stunde nach Moskau fahren. Kannst du das regeln?" Er klang fast¦ freundlich. "Natürlich." Ich hielt seinem Blick stand und achtete darauf, dass niemand meine Verwunderung sah. Bei Spencer wusste ich nie, woran ich war. Mal ist er nett, mal ein riesiger Arsch. "Wir treffen uns in zwanzig Minuten am Eingang. Tala meinte, du würdest uns begleiten" Gleichgültig zuckte er mit den Schultern und drehte mir dann den Rücken zu. Eine Tür fiel ins Schloss und ich bemerkte, dass ich alleine im Raum war. Wie gewünscht suchte ich eine Bahnverbindung, die in genau 30 Minuten losfahren würde. Meinen Laptop klappte ich danach zu und beschloss in mein Zimmer zu gehen, um meine Sachen zu packen. Es dauerte keine 15 Minuten und ich war fertig. Es war kein Wunder, bei den wenigen Sachen, die ich besa߸. Meinen dicken Wintermantel zog ich sofort an, den Schal wickelte ich mir um den Hals. Es waren gut zehn Minuten bis zum Bahnhof und wir werden uns beeilen müssen, um den Zug noch rechtzeitig zu erwischen. Beim Hinausgehen fiel mein Blick auf mein Spiegelbild und ich blieb überrascht stehen. In dem Mantel sah ich richtig weiblich aus, da er sehr figurbetont geschnitten war. Die Tasche mit meinen Sachen hängte ich mir über die Schulter und die Laptoptasche nahm ich in die Hand. Draußen auf dem Flur hörte ich die Jungen schon von weitem. "Oho, seht mal.Die Prinzessin ist ja schon fertig. Soll ich Ihr Make up tragen?" Kurz sah ich hinüber zu Ivan und unterdrückte eine bissige Antwort. Er gehörte zum Team und ich war nicht in der Position, ihn zurechtzuweisen.Mit der Chipkarte öffnete ich die Tür und eisiger Wind wehte mir entgegen, sodass ich den Schal etwas höher zog. Im Laufe des Tages hatte es angefangen zu schneien, was es mir nicht einfacher machte, voran zu kommen. ~*~*~ Gerade wollte ich meine Tasche zurecht rücken, als ich merkte, wie sie mir von meiner Schulter rutschte. Schnell drehte ich mich um und sah, dass Tala sie aus dem Schnee hob und über seine eigene Schulter warf. Er musste die wortlose Frage wohl aus meinen Augen abgelesen haben, da er sich zu mir lehnte und trotzdem so laut sprach, dass alle mithören konnten: "Wenn du alle fünf Meter wegen deiner Tasche stehen bleiben musst, schaffen wir es nie pünktlich zum Bahnhof." Etwas an seinem Ton gefiel mir ganz und gar nicht und als die Jungen anfingen zu lachen, gab es mir den Rest. "Vielen herzlichen Dank auch!" Wütend funkelte ich meinen Freund an und stolzierte an ihm vorbei, den Laptop fest im Griff.Einige beschwerliche Minuten später erkannte ich den kleinen Bahnhof, von dem wir abfahren würden. Es war der einzige Ort, den ich kannte, der nicht in Prunk unterging. Bei jedem Gedanken an unser Ziel wurde mir schlecht. Moskau ist eine etwas andere Stadt. Außerdem gelten Russen allgemein nicht als ein besonders freundliches Volk, das jedoch gerne mit seinem Besitz prahlt.Hätte ich die Wahl, wäre ich nach dem Tod meiner Mutter lieber irgendwo anders untergekommen, doch die besa߸ ich mit meinen 15 Jahren nun mal nicht... Nachdem ich dem Schaffner die Tickets gezeigt hatte, betraten wir den Zug, wobei ich fast über ein Paar Beine gefallen wäre. Ich hatte schon eine Vermutung, wem sie gehörten, sagte jedoch nichts. Schweigend ließ ich mich auf einen weichen Sitz am Fenster fallen und schaute hinaus. Auf dem Pfiff des Schaffners hin schlossen sich die Türen automatisch und der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Nach kurzer Zeit knarrte der Sitzt leise und ich sah überrascht auf. Tala hatte sich neben mich gesetzt und ich musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. Natürlich bemerkte er meinen Blick und meinte beiläufig: "Wir haben abgesprochen, dass wir uns zusammen setzen, damit keiner verloren geht. Und ich habe bei Stein-Schere-Papier verloren." Es klang einleuchtend und ich nickte bedrückt. Es tat weh, dass mein eigener FREUND nur wegen eines verlorenen Spiels bei mir war. Ohne Tala eine Antwort zu geben klappte ich meinen Laptop auf und rief stattdessen die Ordner auf, welche ich hatte nur kurz überfliegen können. Da die Fahrt gut eine Stunde dauern würde,konnte ich die Zeit auch nutzen, um mich wieder zu beruhigen. Meine Neugier stieg, als ich den Ordner der »Bladebreakers« öffnete. In den Gängen der Abtei kursierte das Gerücht, sie sollten ziemlich gut sein.Der Hauptordner enthielt mehrere Unterordner, die jeweils mit einem Namen beschriftet waren. Erwartungsvoll öffnete ich den mit der Überschrift »Ray«. Sofort erschien auf dem Bildschirm ein Dokument mit einer Filmdatei, die ich abspielte. Es war ein Steckbrief eines Jungen, der eindeutig chinesischer Abstammung war. Er besaß sehr lange, schwarze Haare und katzenhafte, goldene Augen. In dem Dokument waren sämtliche Attacken seines Blades und seinem Bit-Beast »Driger« aufgelistet und erläutert. Woher mein Vater diese ganzen Daten hatte, wusste ich nicht, aber ehrlich gesagt wollte ich es auch gar nicht wissen. Nachdenklich schaute ich zu Tala, dessen Blick ebenfalls an dem Bildschirm haftete.Plötzlich streckte er die Hand aus und drückte einige Buchstaben auf der Tastatur. *Weißt du, vom WEM diese Daten sind?* Nein, gewusst hatte ich es nicht, doch seine Frage bestätigte meine Vermutung, die ich schon seit langem hegte. *Es sind die Mitglieder der Teams, gegen die ihr spielen werdet* Meine Hand zitterte, während ich die Antwort tippte. Mein Vater hatte unsere Gegner tatsächlich ausspioniert, was mich noch immer schockte. Wurden die Couches etwa von ihm bestochen?! Anders konnte ich es mir nicht erklären. Sogar die Schwächen der Blader wurden aufgezählt!Schnell fiel mir auf, dass ein Ordner mehr Dateien enthielt, als die anderen. Von einem gewissen Kai gab es mehr als ein Dutzend Videodateien, von denen ich eine öffnete. Kurz zuckte ich zusammen, da der Zug an Fahrt aufnahm, dann widmete ich mich wieder meinem Laptop. Aufmerksam verfolgte ich die Filmdatei und staunte nicht schlecht. Sie zeigte einen vielleicht zehn Jahre alten Jungen, der konzentriert bladete. Er sah aus wie dieser Kai, nur ein bisschen jünger. Im Stillen fragte ich mich, woher mein Vater diese Daten schon wieder hatte, bis mir etwas Wichtiges auffiel. Die Wände im Hintergrund und auch die Beyarena sahen genauso aus, wie die in der Abtei! War Kai etwa dort gewesen?Mit einem kurzen Blick vergewisserte ich mich, dass Tala auch weiterhin auf den Bildschirm schaute, dann schrieb ich: *Kennst du diesen Kai?* Ruckartig nahm mir mein Freund den Laptop ab und tippte einen längeren Text, den ich ungeduldig mitlas. *Kennen wäre zu viel gesagt. Er ist genau wie ich in der Abtei aufgewachsen. Laut Gerüchten gehört er zu einer Adelsfamilie und ist der Enkel des Geschäftspartners von Boris.Ich bin ein Jahr älter als er und hatte daher selten etwas mit ihm zu tun. Allerdings war er immer der Liebling deines Vaters, bis von heute auf morgen auf einmal verschwand. Niemand konnte es sich erklären, doch leise Stimmen vermuten, dass es mit einem »Unfall«zu tun hat, der sich kurz vor seinem Verschwinden ereignet hat.Mehr wei߸ ich aber auch nicht!* Ich hatte aufmerksam mitgelesen, doch leider kamen nur noch mehr Fragen auf, als dass sie jemals alle beantwortet werden würden. Zumindest war nun geklärt, woher mein Vater die ganzen Daten von Kai hatte. Jedoch hatten Talas Worte in mir das ungute Gefühl von nahender Gefahr ausgelöst. Gedankenverloren nickte ich meinem Freund zu und nahm den Laptop wieder an mich. Langsam scrollte ich durch die übrigen Ordner, bis mein Herz auf einmal kurz stehen blieb. "Das ist doch" Fassungslos öffnete ich den Ordner, der die Überschrift »All Starz« trug. Da stand es: Schwarz auf Weiß! Ich kannte das Team schon länger, weil ihr Couch »Judy« eine gute Freundin meiner Mutter gewesen ist. Wir hatten sie und das Team schon oft besucht und ich mochte das Mädchen »Emily« besonders. Nach dem Tod meiner Mutter hatte man mich bei den All Starz unterbringen wollen, allerdings war dies damals nicht möglich, da ich ja noch einen lebenden Verwandten besa߸, der das nicht zu ließ. In den letzten zwei Jahren hatte man mir keine Möglichkeit gegeben,mit ihnen ihn in Kontakt zu treten.Bevor ich realisierte, was ich da eigentlich gerade machte, hatte ich die gesamten Daten meines Vaters auf einen - von mir vorher eingesteckten Stick gezogen und diesen in meinem Stiefel verschwinden lassen. Für einen kurzen Moment fiel mein Blick auf meinen Freund, der mich mit hochgezogener Augenbraue beobachtete. Mit einem schiefen Lächeln legte ich meinen Zeigefinger auf die Lippen, um ihm zu signalisieren, dass er schweigen sollte, was mir ein leichtes Nicken einbrachte. Einigermaßen erleichtert setzte ich mich normal hin und tat den Rest der Fahrt das, was ich am besten konnte: Mich unauffällig verhalten. In Moskau erschlugen mich fast das ganze Gold und der Überfluss an allem und jeden. An wirklich JEDER Ecke standen Händler, die Pelze oder Uhren verkauften.Da ich nicht wirklich wusste, wie wir zum Quartier kamen, folgte ich einfach den Jungen. Sie waren schon einige Male hier gewesen und kannten den Weg daher.Da es in der Stadt um einige Grad wärmer war als im Umland war,traute ich mich endlich, meinen Schal etwas lockerer zu ziehen. Zu meinem großen Pech wurden die Jungs natürlich an jeder zweiten Ecke erkannt oder mit den Worten "Ahhhh! Die Demolition Boys!" begrüßt. Es nervte, vor allem wenn einige Mädchen auf die Idee kamen, MEINEM Freund um den Hals zu fallen. Und es schien ihm auf irgendeine Art und Weise zu gefallen! Auf meinem Gesicht bildete sich ein bitteres Lächeln und ich wandte mich, um schon einmal voraus zu laufen. Es dauerte einige Sekunden, dann hörte ich, wie die Jungen nachkamen. Einige Minuten später konnten wir die Abtei von weitem sehen, die deutlich kleiner als unser derzeitiges Zuhause ist. Der Eingang wurde von einer dicken Stahltür verschlossen, gegen die sich Spencer und Bryan gleichzeitig lehnten,um sie aufzubekommen. Es geschah jedoch nichts, was die Laune der Jungen nicht unbedingt verbesserte. Während sie sich lautstark beschwerten, sah ich mich um und entdeckte schließlich ein kleines Eingabefeld neben der Tür. Der Bildschirm war schwarz, bis ich neugierig einige Tasten drückte und er aufleuchtete. »Code eingeben« Breit grinsend drehte ich mich um und gab den Jungen ein Zeichen, näher zu treten. "Irgendwelche Ideen?" Zugegeben, Ich hatte keine Ahnung, was ich da eingeben musste. Es sind vier Zahlen, die ich jedoch nicht kannte. Mein Vater hatte mir nichts davon erzählt. "Gib mal was ein!" Schmerzhaft stieß mir Ivan seinen Ellenbogen in die Rippen und ich unterdrückte mühsam eine giftige Antwort. Meine Augen blitzten verärgert auf, doch ich schwieg und probierte sämtliche Geburtstag, bis hin zu meinem eigenen am Eingabefeld aus, dennoch zeigte es immer nur »Fehler« an.Er würde doch nicht...? Verächtlich gab ich schließlich das Datum meines Vaters ein und die Tür schwang auf. In diesem Moment dachte ich mir nur, was für ein arrogantes Arsch er doch ist! "Na endlich!" Ich konnte den Jungen ihre offensichtliche Erleichterung ansehen. Gemeinsam betraten wir den Innenhof, der wie ausgestorben wirkte. Schon von weiten sahen wir einen Mann auf uns zu rennen, der schließlich atemlos vor uns hielt. "Das Betreten...Oh!Hallo." Anscheinend hatte er uns wohl zunächst nicht erkannt, doch nun verbeugte er sich tief vor uns, was um mich herum mit einem abfälligen Ton kommentiert wurde. "Bitte folgen Sie mir. Ich bringe Sie nun zu ihren Zimmern." Der Mann war nervös, als er noch hinzufügte: "Gaspardin wird im Laufe des Abends erwartet." Schnellen Schrittes ging er voran und wir folgten ihm. In unser »neues Zuhause«. Im Inneren der Abtei war es recht kühl, die Wände waren kahl und es herrschte eine Atmosphäre, wie in einem Gefängnis. Mein Zimmer war eines der ersten und ich stellte fest, dass es weder größer, noch geräumiger als mein vorheriges war. Schnell nahm ich Tala meine Tasche ab und warf sie aufs Bett, dann schloss ich die Tür hinter mir. Erschöpft lie߸ ich mich zu Boden sinken, bettete meinen Kopf auf die Knie und schloss die Augen. In den letzten Stunden war so viel passiert, dennoch war ich keinen Deut schlauer als zuvor. Wenigstens besa߸ ich schon mal einen Anfang und ich meinem Kopf begann ein wahnwitziger Plan langsam Gestalt anzunehmen.Mein Vater ist und bleibt mein Vater, doch ich werde nicht zulassen,dass er Judy oder den anderen etwas antat! Nach einigen Minuten richtete ich mich auf und tapste Richtung Bett, in das ich mich wenig später fallen ließ. Okay, es war gerade mal Mittag, aber ich war von den Ereignissen des Tages völlig fertig. Außerdem musste ich mir zu ersten Mal eingestehen, dass ich an Talas Treue mir gegenüber zweifelte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)