Missys Kopfkissenbuch von Tamy-kitsune (Die wechselvoll leidenschaftliche Beziehung zwischen Master und Doctor) ================================================================================ Kapitel 4: Lust zum (Über-)Leben -------------------------------- „Ich liebe dich, seit wir uns kennen, Theta …“, murmelte ich träge, als ich aus meinem Rausch erwachte und nach einem Augenblick der Beklemmung, erleichtert bemerkte, dass ich deinen warmen Körper noch immer neben mir spürte. Plötzlich war alles, was mich bisher vorangetrieben und was ich getan hatte, unwichtig. Du warst jetzt hier, und ich hoffte, dass du an meiner Seite bleiben würdest. Doch eine Sache lag mir immer noch auf der Seele. Es tut mir leid, was ich dir damals angetan habe. Das war… “ Meine Stimme versagte, als Unsicherheit in mir aufstieg und mich daran erinnerte, dass ich mit einem falschen Wort erneut alles zwischen uns zerstören könnte. Du schlugst plötzlich die Augen auf und sahst mir tief in die Augen. Dann legtest du mir kurzerhand einen Finger auf den Lippen. „Du brauchst nicht weiterzusprechen und die alten Geschichten aufzuwühlen.“ Du hieltest einen Moment inne und holtest tief Luft. „Ich verstehe heute, was dich damals dazu getrieben hat und kann di-“ Weiter kamst du nicht, dann unterbrach dich die Klosterglocke, Sie hallte warnend durch die Tardis, während eine spürbare Erschütterung durch das Schiff ging und gleich von der nächsten eingeholt wurde. „Verdammt, was ist das?“, fluchte ich und sprang wie du hastig aus dem Bett. Wir sahen uns an. Fragend, irritiert und besorgt, denn etwas Gutes konnte das nicht bedeuten! Vorbei war es mit der Glückseligkeit des Augenblicks und dem lustvollen Taumel, in dem wir uns eben noch befunden hatten, jetzt holte uns die harte Realität wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Unsere Kleidung aufsammelnd, rannten wir hastig zurück in den Kontrollraum und konnten, während wir uns die Hosen überstreiften, auf gleich mehreren Instrumenten ablesen, dass die Zeitverwerfung nun keine mehr war, sondern eher eine offene Bresche, die jedem offen stand. Ein kalter Schauer lief über meinem Rücken. Ich aktivierte deshalb den Scanner, um mit eigenen Augen zu sehen, was ich bereits ahnte. Auf dem Bildschirm tauchte ein mir leider nur zu vertrautes Bild auf: Graue zylinderförmige Objekte näherten sich mit rasender Geschwindigkeit, die ich nur all zu gut kannte … eine ganze Formation von Kampftardissen der neusten 81-ger-Generation, wie sie die Celestial Intervention Agency gerne einsetzte. Ich schnappte fassungslos nach Luft. Das Versteck war doch perfekt gewesen! Wie hatten sie es geschafft, mich zu finden? Ich hatte doch auch im Vorfeld alles unternommen, um meinen Aufenthalt hier zu verschleiern! Nein nicht ganz … Misstrauen und Wut kochten in mir hoch, als mir plötzlich bewusst wurden dass ich mir einem schwerwiegenden Fehler erlaubt, nämlich eine feine Spur für den hinterlassen hatte, der mich leider nur zu genau kannte und meine Rätsel zu lösen vermochte - Für dich! Sollte ich doch etwa recht gehabt haben mit meinem ersten Verdacht? Deshalb wandte ich mich dir zu und schleuderte dir mit geballter Faust meine Vermutung entgegen: „Du selbst warst die Falle, vor der du mich angeblich warnen wolltest … du hast mich nicht nur abgelenkt, sondern sie direkt zu mir geführt!“ Bestürzung malte sich in deinem Gesicht ab, als du in das meine sahst und eine verneinende Geste machtest. „Nein Koschei, nein“, musstest du natürlich gleich beteuern. „Ich habe alles getan, um meinen Weg zu dir zu verschleiern und alle Spuren zu verwischen, die ich hinterlassen könnte … Ich kann mir wirklich nicht erklären, wie das passiert ist!“ „Lügner!“ Ich schüttelte energisch den Kopf. „Oh, du verdammter Lügner!“ In diesem Augenblick hatte ich ein für alle Mal genug von dir und deinen Ausflüchten! Dir noch einmal glauben, dir mein Vertrauen schenken? Nein, niemals wieder - das war vorbei! Deshalb beschloss ich meinem Dilemma mit dir ein für alle Mal ein Ende zu machen. Ich zog meinen Materie-Kompressor aus der Tasche und richtete ihn auf dich. Für einen Moment standen wir uns Auge in Auge gegenüber. Deine Lippen zitterten, aber du wichst meinem kalten Blick nicht aus, sondern hieltest ihm unbeirrt stand. Ich selbst war jetzt nur all zu bereit, abzudrücken, aber dann durchlief mich ein kalter Schauder. Die Stimme des Zweifels lenkte mich ab. Was, wenn ich mich irrte, wenn ich dir Unrecht tat? Dadurch zögerte ich einen Moment zu lange. Das gab dir die Zeit, dich aus deiner Erstarrung zu lösen, dich umzudrehen und gerade einmal zur Hälfte angezogen, zurück in deine Tardis zu fliehen wie es nicht anders zu erwarten war. Kaum waren ihre Türen zugeflogen, hörte ich auch schon wie sie dematerialisierte. Ich brütte vor Wut auf, fühlte mich in allen Ahnungen bestätigt und ergab mich der Stimme des Hasses, die die Oberhand in meinem Geist gewann und mit ihren Worten meine Gefühle für dich aufs Neue vergiftete. Du hattest mich also wieder einmal im Stich gelassen, dich von mir abgewandt! Was sollte ich denn nun noch anderes glauben als an deinen Verrat! Was hatte dir der Hohe Rat angeboten oder angedroht, dass du dich von ihnen einfach zu einer Hure hast machen lassen? Oder … ein noch schlimmerer Gedanke keimte in mir: Vielleicht wurdest du ja nicht einmal von ihnen benutzt, sondern hattest die letzte Nacht mit Freuden selbst inszeniert, um mich endgültig zu demütigen, dich meine Rache spüren zu lassen. Ich wusste so nun jedenfalls, dir war alles zuzutrauen, auch wenn ein Teil von mir das immer noch nicht wahrhaben wollte … Kochend vor Wut, erfüllt von abgrundtiefem Hass, beschloss ich, nun, da ich nichts mehr zu verlieren hatte, es meinen Jägern nicht gerade einfach zu machen, auch wenn ich bei der Flucht sterben sollte. Das war mir jetzt mehr als egal: Ich wollte ihnen den höchstmöglichen Schaden zuzufügen, wenn ich nicht entkommen konnte, und so viele Timelords wie möglich mit in den Tod reißen. Denn das hatten sie verdient. Deshalb ließ ich die Tardis erst einmal in den Vortex springen, so wie sie es von mir erwartete und tanzte mit ihr auf den Zeitströmen wie ein glitschiger Zitterfisch von Elmos Prime in den Fluten des Kobaltmeeres. Ich kannte die übliche Vorgehensweise der CIA, hatte ich die Routinepläne zur Ergreifung von flüchtigen Renegaten, doch selbst lange genug üben müssen, bis sie mir in Fleisch und Blut übergegangen waren. Nur würde sich erweisen, ob ich davon profitieren konnte! Immer wieder versuchten mich die anderen Tardisse aus dem Vortex zu pflücken wie eine reife Frucht, aber wusste sehr schnell wieder, wie ich ihnen problemlos entwischen konnte, wie die Standard-Manöver ins Leere liefen. Aber sie blieben hartnäckig in meiner Nähe, ließen sich trotz der Rückschläge nicht abschütteln. Und da machte mich immer wütender, konnte ich doch nicht fassen, dass andere auch dazugelernt hatten. Noch wähnte ich mich siegesgewiss, hatte ich für einen solchen Fall gut vorgesorgt. Jetzt nämlich kamen mir die Strahlentorpedos zugute, die ich aus einer Basis der Daleks hatte mitgehen lassen, leistete mir die sontaranische Waffenphalanx, die ich mit meiner Konsole gekoppelt hatte ausgesprochen gute Dienste. Am Ende gab es deshalb nur noch eine Möglichkeit, mich aufzuhalten. Dazu waren allerdings nur die skrupellosesten Schergen der Celestial Intervention Agency waren, nur die, die entschlossen und hart genug waren, nicht an den Gewissensbissen und Schuldgefühlen zugrunde zu gehen, ein unschuldiges Wesen zum Werkzeug für einen kaltblütigen Mord gemacht zu machen. Wie ich die von ihnen eingeleitete, „Erzwungene Selbstzerstörung“ meiner Tardis überlebt habe, weiß ich bis heute nicht. Das letzte an das ich mich erinnern kann, war ihr entsetzlicher Todesschrei, der sich bis in die tiefsten Abgründe meiner Seele einbrannte, ihre im glühenden Licht vergehenden Wände und die zu einer Flammensäule gewordene Konsole … Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich an einem dunklen und kalten, mir gänzlich unbekannten, Ort wieder und spürte nur all zu deutlich, dass ich mich noch immer in der materiellen Welt befand, wenn auch nicht mehr so, wie ich einmal gewesen war. Ich fand mich mehr tot als lebendig in einer Nährlösung wieder, war nicht viel mehr als ein wandelnder Leichnam aus verbrannter Haut, mit deutlich heraus schauenden Knochen im Brust-und Schulterbereich und einem halb skelettierten Schädel, das groteske Zerrbild eines Timelords - dennoch setzten mein Gehirn und meine Herzen alles daran, um mich am Leben zu erhalten. Mich erwartete nun nur noch ein Dasein voller Agonie, doch der Hass auf Gallifrey und vor allem auf dich, brachte mich dazu weiterzukämpfen, mich nicht einfach in den Abgrund fallen und doch noch den Tod zu suchen … Goth erklärte mir später, wo ich war – tief unter der Zitadelle, dem Herzen Gallifreys - und warum ich überlebt hatte. Als einer der verantwortlichen Koordinatoren der CIA konnte er schalten und walten wie er wollte, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen. Deshalb hatte er meinen verbrannten Leib unbemerkt aus den Trümmern der Tardis bergen und im „Nullraum“ seines eigenen Schiffes lagern können, ohne dass ihm einer seiner Kollegen oder Untergebenen auf die Schliche kam. Mit dem Aufenthalt dort und durch die medizinische Technik Gallifreys wurde ich wenigstens wieder so weit hergestellt, dass ich mich bald wieder ohne Schmerzen bewegen konnte. Aber eine vollständige Heilung war nicht möglich – dazu hätte es einer vollständigen Regeneration bedurft … etwas, was mir ja nicht mehr möglich war. Natürlich tat Goth das nicht aus reiner Nächstenliebe und Treue, sondern schlug mir einen Handel vor: Er würde mich erst einmal vor den anderen Timelords schützen und mir Hilfsmittel zur Verfügung stellen, damit ich selbst meinen Zustand optimieren konnte. Und er übergab mir als Teil seines Angebots ein Überbleibsel meiner Tardis, in dem noch ein Funken Leben steckte, eröffnete mir so die Möglichkeit, eine neue Maschine in der Gruft heranreifen zu lassen, die erst einmal mein Zuhause sein würde. Als Gegenleistung erwartete er meine Unterstützung bei seinem Weg zum Gipfel der Macht. Wenn er endlich der neue Lord-Präsident sein würde, so versprach er mir mit flammenden Worten, würde er dafür sorgen, dass ich einen neuen Regenerationszyklus erhielt. Ich wusste, das war kein leeres Versprechen, denn das Wort des Lord-Präsidenten war Gesetz und konnte nicht einmal vom Hohen Rat angefochten werden. Und mir gefiel, wie er dachte und plante. Der um einiges jüngere Timelord wollte zunächst Kanzler werden, um von dieser Schlüsselposition aus nach dem Titel des Lord-Präsidenten zu greifen, um unserem Volk eine neue Richtung eine größere Bedeutung zu geben. Denn er war der Ansicht, dass Gallifrey als ältester Zivilisation des bekannten Universums die Aufsicht über mehr als nur Raum und Zeit gehörte. Er hatte genug von dem bisherigen Status der Timelords als reine Beobachter und Wächter – nun wo Rassen wie die Daleks oder Sontaraner munter Imperien schufen und andere Völker mutwillig zerstörten, ohne dass ihnen jemand Einhalt gebot. Alle niederen Rassen, vor allem die glaubten, uns auf dem Kopf herum tanzen zu können, sollten uns fürchten lernen, sollten lernen, unserem Wort zu gehorchen. Ja, ich muss zugeben, das waren Gedanken und Absichten, ganz nach meinem Geschmack, die ich außer mir keinem anderen Timelord unserer Epoche zugetraut hätte … Goth erinnerte mich in diesem Moment sehr an mein jüngeres Ich, auch wenn er natürlich nicht mein Format besaß und schon gar nicht meine Gerissenheit, meine Skrupellosigkeit und meinen Willen. Natürlich glaubte er die ganze Zeit, dass er mich in der Hand hätte und nur benutzen könnte, aber da hatte er sich getäuscht, denn kaum war ich wieder halbwegs bei Kräften, kehrte ich unser Verhältnis heimlich um. Als Goth Kanzler wurde, tanzte er bereits an den Schnüren, die ich in der Hand hielt. Durch ihn bekam ich unbegrenzten Zugang in die Matrix und konnte sie nach meinem Geschmack manipulieren. Das gab mir aber auch die Gelegenheit, mich wieder nach dir umzusehen. Und ich staunte nicht schlecht, dich ebenfalls verändert vor zu finden. Hatte es dich bei deiner überstürzten Flucht aus meiner Nähe ebenfalls erwischt, oder doch etwas anderes dahin gerafft, so dass du einen neuen Körper benötigt hattest? Egal, denn so wichtig war das Ganze jetzt nicht mehr. Spuren hatte das Ganze allemal hinterlassen – deiner neue Inkarnation mit dem dunklen Lockenkopf fehlte doch ein wenig die Autorität des Mannes, mit dem ich gespielt und den ich leidenschaftlich geliebt hatte. Stattdessen gefielst du dir selbst jetzt lieber als kauziger Sonderling mit langem Schal, der mehr als einmal mit seinen komischen Ideen und oftmals sehr kindlichem Verhalten aneckte, auch wenn man dir Naivität nicht wirklich nachsagen konnte. Zudem war ein Schuss Selbstverliebtheit zu den Facetten deiner bisherigen Persönlichkeit gekommen. Scheinbar wolltest du dich davor schützen, noch einmal viel zu viel für eine deiner menschlichen Begleiterinnen … oder gar für mich empfinden und hast deshalb beschlossen, dich erst einmal gar nicht mehr mit dem romantischen Gefühlskram abzugeben und es vollständig zu ignorieren. Leider konnte auch der gute alte Borusa meine Handschrift aus den Intrigen lesen, derer er früher als andere gewahr wurde. Er überlegte schon, dich zurück nach Gallifrey zu rufen, damit du mich aufspüren und stoppen konntest. Aber ich kam ihm zuvor! Du solltest mein Sündenbock sein und die Verantwortlichen auf eine falsche Spur führen. Deshalb sandte ich dir einen Ruf, dem du folgen musstest, ob du wolltest oder nicht. Jeder Timelord, dessen Anwesenheit man im Panoptikum verlangte, durfte nicht zögern, dem Befehl zu folgen, sonst hatte das sehr unangenehme Folgen, die vermutlich auch du nicht riskieren wolltest. Natürlich wussten der Kastellan und der Hohe Rat nichts davon, deshalb bekamst du natürlich erst einmal Ärger mit den Sicherheitskräften, durch den ich dich dann aber in die richtige Position für den Beginn des bösen Spiels bringen konnte. Ich nutzte die Chance, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – dich in eine Lage zu bringen, in der auch du es dir ein für alle Mal mit den Timelords verscherzen würdest und Goth an die Stelle des Präsidenten zu setzten, auch wenn er davon nicht viel haben würde. Denn war es einmal so weit, würde ich an seine Stelle treten und das an mich bringen, was mich eigentlich an der ganzen Sache wirklich interessiere. Mit den Insignien der Macht, den Artefakten Rassilons hatte ich nämlich längst andere Pläne … Allerdings unterschätzte ich dich in meinem Eifer und meiner Besessenheit, den Prozess voran zu treiben, ahnte nicht, wie stark deine Kämpfernatur inzwischen war. Nun, es kam, wie es kommen musste - nachdem Goth in der Matrix starb und ich ihn deshalb nicht mehr als meinen Strohmann auf dem Weg zur Macht vorschieben konnte, hast du mich leider schneller aufgespürt als mir lieb war. Das hätte ich alles ja noch ertragen können, aber dann beschertest du mir die bitterste Niederlage meines Lebens. Als wir uns Auge um Auge gegenüber standen und du meine zerstörte Gestalt sahst, war deine Liebe zu einfachem Mitleid geworden, deine tiefe Zuneigung nur noch das distanzierte Bedauern für einen völlig Fremden. Mein Überlebenswille war jedoch stärker als die Verzweiflung, die mich erfasste und ich floh in meiner gerade erst wieder flugfähigen Tardis von Gallifrey – so weit weg, wie ich nur konnte, um meine Wunden zu lecken. Danach begann ich nach einer Möglichkeit zu suchen, mich auch ohne Regeneration wieder ganz herzustellen. Bei meinen Nachforschungen stieß ich auf den Hüter von Traken – einem Sterblichen, dessen Körper stark genug war, um Geist und Seele eines Timelords aufnehmen zu können, ohne gleich zu degenerieren oder abzusterben. Doch ich musste Geduld aufbringen. Der derzeitige Wächter seiner Heimatwelten hatte den Höhepunkt seiner Macht erreicht. Das bedeutete aber auch, dass diese seinen Leib verzehrte, ihn dahinwelken ließ wie eine Blume nach der Blüte. So blieb mir genug Zeit, um die Falle für seinen Nachfolger aufzubauen, wer immer es auch sein würde. Denn bald musste es einen neuen Hüter geben, einen der nur all zu bereit sein würde, um mir mir vereint zu werden. Geduldig verspritzte ich über Jahre mein Gift auf Traken und den anderen Welten, suchte mir unter den hohen Familien, deren Mitglieder als Nachfolger in Frage kamen, brauchbare Verbündete und schwor sie ganz und gar auf mich ein, damit sie im rechten Moment bereit standen. Auch wenn du wieder einmal im falschen Moment aufgetaucht bist und dazwischenfunken musstest … am Ende konntest du doch nicht verhindern, dass ich mir den neuen Körper des Hüters nahm und endlich wieder jung, stark und gesund wurde … fähig dazu, dich endlich für deinen Verrat und deine Lügen zur Verantwortung zu ziehen. Denn meine Liebe hatte sich nun ganz in Hass und Wut verwandelt, in das Verlangen, dir einfach nur noch weh zu tun, dich zu brechen, bis auf den Grund deiner Seele zu demütigen, bevor du ganz langsam sterben solltest. Und wo hätte ich besser tun können, wenn nicht auf deiner heißgeliebten Erde? Aber ich hätte es besser wissen müssen, hätte die Zeichen erkennen sollen, die auf einen der seltenen Beobachter hindeuteten, eine Erscheinung, die nichts anderes als dein zukünftiges Ich war und genau wusste, was dich erwartete. Und dann waren da auch noch deine zäh kämpfenden Begleiter, die nicht zuließen, dass ich an deinen neu regenerierten Körper heran kam. Ich schnappte mir aber erst einmal den Jungen – diesen Adric - der dir treu ergeben war und staunte nicht schlecht, dass er sich nicht so leicht beeinflussen ließ wie der Rest der Erdlinge. Stammte er etwas nicht von der Erde? Tatsächlich, etwas Fremdartiges haftete an ihm, eine Aura, die nicht einmal in dieses Universum gehörte. Wie dem auch war … ihm und vor allem den beiden Mädchen, Tegan und Nyssa, der Tochter des Hüters von Traken, dessen Körper ich ja jetzt besaß, hattest du es nicht nur diesmal, sondern auch bei späteren Begegnungen, zu verdanken, dass du mir immer wieder entkommen bist … seltener deinem eigenen Verstand, deinem eigenen Mut. Und das störte mich, kam es so vor, dass deine letzten, charakterlich doch erstaunlich starken Inkarnationen jetzt einen Preis von deinem Ich einzufordern schienen. Ich wurde das Gefühl nicht los, als käme jetzt wieder der unsichere, schüchterne Junge von niederer Geburt zum Vorschein, den ich einst aus seinem Versteck in der Scheune der Farm gelockt hatte. Der jetzt wieder von den Ängsten und Selbstzweifeln seiner jungen Jahre geplagt wurde, so sehr er das jetzt im Erwachsenenalter auch mit Einfühlsamkeit, Freundlichkeit und Güte zu kaschieren versuchte. Deine Feinde mussten dich schon gehörig in die Enge treiben, um mitzuerleben, dass du aus der Haut fuhrst. Ich war bei unseren Begegnungen jedenfalls immer enttäuscht darüber, dass dir sogar der trotzige Biss fehlte, der selbst in deiner Kindheit ein paar Mal hervorgeblitzt war, wenn ich es ein wenig zu weit getrieben hatte. Das kühlte meine Leidenschaft zu dir jedenfalls merklich ab, selbst die Rachepläne konnte ich ohne Gewissensbisse zurückstellen, denn du warst kein ebenbürtiger Gegner mehr. Und wenn ich dich in meiner Phantasie überhaupt noch begehrte, dann drehten sich meine Vorstellungen doch nur darum, dich zu unterwerfen, zu erniedrigen und zu einem wimmernden Sklaven zu machen. Wie wenig ich dabei überhaupt fühlte, fand ich schließlich ich in den Kerkern des Supra-Paschas von Kor heraus. Um deine Begleiter und eine ganzes Volk zu retten, hast du dich geopfert, dich ohne Widerstand in seine Hand begeben, was den Tyrann köstlich amüsierte, aber auch schnell wieder langweilte. Ich erklärte mich als sein „Meister des Schmerzes“ natürlich umgehend dazu bereit, dir die schlimmsten Qualen zu bereiten und ihn damit zu unterhalten, als du in Ketten vor mich gebracht und meinem Gutdünken überantwortet wurdest. Primitive Völker haben in ihrer Barbarei sehr viele schöne, perverse Ideen, ihresgleichen zu demütigen, ja schließlich ganz zu brechen. Gerade in der Bibliothek des Supra-Paschas fand ich ausführliche Beschreibungen, über die unzähligen Methoden, einem anderen Wesen Schmerzen zuzufügen – nun einige davon kannte ich auch noch nicht … Du aber ertrugst alles mit stoischer Gleichmut, egal ob ich dich zur Einstimmung mit Gerten und Peitschen schlug, Stromstöße durch deinen Körper rasen ließ oder deine Nervenenden entsprechend stimulierte. Ich konnte dich mit glühenden Eisen verbrennen, dir tiefe Schnitte zufügen und mit Salzwasser auswaschen oder Nägel in deine Glieder treiben ohne mehr als ein Stöhnen aus dir heraus zu bekommen. Selbst die Streckbank, Dornenstühle oder das Wasserrad brachten nicht mehr zustande als ein kaum hörbares Wimmern. Du hast es auch stumm hingenommen, als ich dir Essen und Wasser, Licht und Wärme entzog und durch die unterschiedlichsten Gift dafür sorgte, dass selbst dein Timelord-Körper seine Grenzen erreichte. Und nicht zuletzt nahm ich dich auf alle erdenklichen Arten und arrangierte, dass der Pascha und seine Wächter es mir gleichtaten … erreichte jedoch nicht mehr, als dass du mich mit Tränen des Mitleids in den Augen und dem verzweifelten Blick eines verwundeten Tieres ansahst … bevor ich angewidert von dir abließ und gänzlich die Lust verlor. Mich kümmerte es dann auch nicht, dass kurz danach deine neuen Gefährten wieder einmal zur Rettung eilten und befreiten. Ich zuckte mit den Schultern und ging meiner Wege, bevor der Despot auf die Idee kam, seine Wut an mir auszulassen. Etwas scheine ich aber wohl doch damit bewirkt zu haben: Kann es sein, dass du dich deswegen in deiner sechsten Inkarnation dazu entschieden hast, das genaue Gegenteil deiner fünften zu sein, indem du dein Ego ins Unermessliche aufgeblasen und genüsslich auf alle niederen Wesen herabgeblickt hast, begonnen mit deiner derzeitigen Begleiterin Peri? War es dir deshalb so wichtig mir bei unserer einzigen Begegnung in dieser Zeit bewusst die kalte Schulter zu zeigen und nur Spott für mich übrig zu haben? Absichtlich mit der Rani zu streiten und zu tändeln … um mich so glauben zu lassen, dass du viel lieber ihr als mir schöne Augen machen wolltest? Nach diesen frustrierenden Erfahrungen gab ich es auf, dir nachzustellen und streifte ziellos durch das Universum, bemühte mich, meiner Existenz einen neuen Sinn zu geben. Wenn wir uns jetzt sehen sollten, dann nur durch Zufall. Ich schickte zwei gerade erst den Weltraum erobernde Nationen in einen Vernichtungskrieg, ehe sie sich über andere Sonnensysteme ausbreiten konnten. Vergiftete die Erde eines idyllischen Planeten und sah dessen zart besaiteten Bewohnern beim Sterben zu. Aber das war nicht lange interessant - schon bald erfasste mich wieder gähnende Langeweile. Die nicht einmal mit dem Problem ausgelöscht werden konnte, dass ich in ein Feld geriet, dass mich und meine Tardis schrumpfen ließ. Kaum hatte ich diese Schwierigkeiten in den Griff bekommen, beschloss ich endlich nach einem Weg zu suchen, um mir Unsterblichkeit zu verschaffen, denn ich wusste, dass auch der Körper des Hüters von Traken nicht für die Ewigkeit halten würde. Ich legte mich deshalb mit der Schwesternschaft von Karn an. Und das, obwohl sie nur abergläubische Weiber waren, die ihre auch so „heilige Flamme“ anbeteten, ohne jedoch die Physik und Chemie dahinter zu verstehen? Die sich lieber auf ihre Magie, oder sollte ich sagen, Geisteskräfte, als auf einen gesunden Verstand, klaren logischen Geist und die reinen Wissenschaften verließen? Und die lieber asketisch und zurückhaltend in kalten zugigen Höhlen lebten, anstatt alle Möglichkeiten auszunutzen, die sie besaßen, obwohl sie die Geheimnisse des ewigen Lebens kannten? Leider waren sie durch das harte Leben auf ihrer Heimatwelt auch sehr wehrhaft und wiesen mich schnell in meinem Schranken zurück, als ich ihre Geheimnisse an mich bringen wollte, und machten mir klar, dass sie anders als die Timelords keine Skrupel hatten, mein Leben auszulöschen, wenn ich an ihre Rolle im Kampf gegen Morbius denke – einen der schillernden, dunklen Namen aus der ersten Blütezeit unserer Zivilisation. Ärgerlich kehrte ich ihnen darauf den Rücken, aber diese rachsüchtigen Hexen ließen das nicht gelten. Sie störten die Schaltkreise meiner Tardis und sorgten dafür, dass ich über einer öden, primitiven Welt abstürzte, die irgendwo am Rande von Raum und Zeit lag und dort erst einmal für längere Zeit festsitzen würde, denn mein Schiff war noch zu jung und unausgereift, um sich wirklich schnell von der Bruchlandung erholen zu können, die auch mich fast das Leben gekostet hätte. Wie hinterhältig diese Hexen wirklich mit mir umsprangen, merkte ich erst später, denn der Planet war nicht nur von erstaunlich intelligenten Katzen bevölkert, sondern auch Ursprung eines Virus, der sich jedem Kratzer, jedem Biss auf das Opfer übertrug und dieses ebenfalls in eine blutgierige Bestie verwandelte. Ich muss eines sagen – so widerlich es auch war, schleichend in eine instinktiv gesteuerte Kreatur zu mutieren, so viele Vorteile hatte das auch. Die immer intensiver werdende Feuer der sich überschlagenden Hormone, verbrannte nämlich nach und nach die Gleichgültigkeit und Erstarrung, die sich schon all zu sehr in meinem Geist ausgebreitet hatte und weckten in mir wieder viele der alten Sehnsüchte und Leidenschaften. Mein Wille war stark genug, um bei Verstand zu bleiben, auch wenn die Lust auf die Jagd und das Schlagen der Beute manchmal nicht zu unterdrücken war. Mir gelang es, zumindest dieses Verlangen in andere Richtungen zu kanalisieren, indem ich das Wesen des Virus genau studierte und ihn mir so untertan machte. Die Geheimnisse der Katzenwesen offenbarten sich mir nach und nach, so dass ich endlich damit beginnen konnte, Pläne für die Flucht von dieser Welt zu schmieden. Die „Cheetah“ ließen sich, wenn man wusste, wo genau man ihren Geist packen musste, waren, erstaunlich leicht steuern. Sie wurden so schließlich meine Handlanger, meine Erfüllungsgehilfen, meine Sklaven. Mit Freude erfüllte mich, dass sie sich ihre Jagdbeute von einem ganz bestimmten Planeten holten, eine Welt, die sie mit ihrer Gabe – die Dimensionen zu durchschreiten – problemlos erreichen konnten. Es handelte sich natürlich wieder einmal um die Erde und ich musste nicht einmal lange warten … bis du wieder aufgetaucht bist … erneut regeneriert. Ich musste lachen – als ich den kleinen Mann mit dem grimmigen Gesicht vor mir sah der einem Regenschirm als Waffe mit sich herumschleppte. Du machtest den Eindruck noch kauziger und exzentrischer zu sein als je zu vor. Aber ich ließ mich von deinem lächerlichen Aussehen nicht blenden, denn meine geschärften Sinne, nahm die in dir brennende dunkle Flamme deutlich wahr. Sollte ein Wandel eingetreten sein, der das Raubtier in mir besonders freute. War aus der ewigen Beute endlich ein Jäger geworden, der wie ich wusste, dass er seine wahre Natur nicht unterdrücken sollte? Am Ende der Auseinandersetzungen standen wir uns wieder einmal direkt im Zweikampf gegenüber und nun hieß es ganz klar: Du oder Ich! Als ich wehrlos und geschlagen unter dir lag, und du einen großen Stein über den Kopf hobst, um mich zu erschlagen, lachte ich laut auf, forderte dich regelrecht auf, mein Leben ein für alle mal zu beenden. „Tu es Theta. Jetzt!“, knurrte ich dich herausfordernd an und suchte deinen Blick. „Töte mich! Das willst du doch jetzt mehr als alles andere!“ Ich starb gerne, wenn ich damit erreichen konnte, dass du mir damit entgegen kommen würdest. Wissentlich ein hilfloses Leben zu nehmen, sich an der Blutlust zu erfreuen, war nämlich nur der erste Schritt des dunklen Pfades, den auch ich gegangen war … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)