Das Finale: Licht der Wahrheit von Rowanna ================================================================================ Prolog: Vorspann ---------------- Es war ein normaler Laborraum. An den tadellos sauberen Wänden standen Regale, gefüllt mit sorgfältig aufgereihten Messgeräten und Reagenzgläsern. Unter dem Mikroskop waren noch die Reste einer chemischen Substanz zu erkennen, daneben auf dem Schreibtisch herrschte ein wildes Durcheinander an zerlesenen Plänen und Berichten. Alles hier zeigte von reger Betriebsamkeit, von dem unstillbaren Drang der Wissenschaftler, all das herauszufinden, was sich noch ihrem Geist entzog. Wenn da nicht das fehlende Licht gewesen wäre. Es waren Neonlampen an den Decken, angebracht um das zu erhellen, was noch im Dunkeln lag. Doch die zwei Besucher machten sich nicht die Mühe, sie einzuschalten. Auch die Jalousie war heruntergelassen, ließ nur dünne Strahlen Mondlicht in den Raum eindringen. Dennoch bewegten sich die beiden Männer mit traumwandlerischer Sicherheit in der Finsternis, schienen das Licht der Sonne zu scheuen wie Tiere das Feuer. Denn Licht bedeutete Offenbarung, Wahrheit. Sie zogen es vor, ihre Angelegenheiten im Dunkel der Unentdecktheit zu regeln. "Warum haben Sie mich angerufen?" In seinem schwarzen Mantel schien der Sprecher mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Ein Hut von gleicher Farbe verdeckte die Konturen seines Gesichts, vermochte es aber nicht, das fettige Haar zu verbergen, das lang und verfilzt um seine Schultern lag. Der glühende Zigarettenstumpf in seinem Mundwinkel war die hellste Lichtquelle ringsum. "Machen Sie das doch aus." Der zweite Mann war deutlich kleiner. Sein blasses Gesicht wurde von einer Brille dominiert, das verschwitzte, schwarze Haar klebte ihm wie eine zweite Haut auf dem Kopf. Sein weißer Laborkittel schien in dem Zwielicht zu leuchten. Gin ignorierte die Bitte, schaute sein Gegenüber mit schmalen Lippen warnend an. Der Wissenschaftler duckte sich. "Wie Sie wünschen, mein Herr. Ähm...wenn Sie mir nun folgen möchten..." "Ich hoffe für Sie, dass sich die Mühe lohnt." Gin hatte nicht laut gesprochen, doch es reichte, um den kleineres Mann zusammenzucken zu lassen. "Gewiss nicht!" Mit zitternden Händen deutete der Wissenschaftler auf eine Tür. Gin schritt an ihm vorbei, betrat als Erstes die angrenzende Kammer. Ein Käfig stand in der Mitte des Zimmers, mit schwarzen Tüchern vor neugierigen Blicken verborgen. Mit einem Ruck zog er sie herab. Dicht an dicht lagen dort die regungslosen Leiber von Labormäusen. Ihr Fell wirkte stumpf, der Blick ihrer Augen war gebrochen. "Sie sind alle tot", hauchte der Schwarzhaarige. "Das sehe ich", erwiderte Gin kühl. "Ja, ja", der Mann nickte eifrig. "Alle...bis auf eine..." Zwischen den starren Körpern zog er ein kleines, rosafarbenes Ding hervor. Leise quietschend versuchte es sich dem Druck seiner Hände zu entwinden. In Gins Augen trat ein interessierter Ausdruck. "Na so was. Verjüngt..." Erneut antwortete ihm eifriges Nicken. "Sie haben ihnen allen die gleiche Dosis gespritzt?" "Natürlich", erwiderte der Mann spitz. "Wofür halten Sie mich?" Genüsslich stieß Gin Rauch aus seiner Lunge. "Wie interessant...das also wolltest du verheimlichen, Sherry." Er wandte sich zu seinem Gegenüber. "Ich erwarte einen umfassenden Bericht von Ihnen. Und entsorgen Sie das hier." Er warf einen Blick auf den Mäusekäfig. Der Mann verbeugte sich leicht. "J-ja." Ohne sich noch einmal umzuwenden, verließ Gin das Laboratorium. Auf seinem Gesicht lag der Anflug eines Lächelns "Das erklärt einiges", murmelte er. Er warf seinen Zigarettenstumpf zu Boden. Unter seinem Fuß zerstob der Funken Licht zu rauchender Asche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)