Kastanienrot von Kleinakira90 ================================================================================ Kapitel 1: Süßer Zucker [27.11.2016 - 1. Advent] ------------------------------------------------ Hallo ihr Lieben! Es ist lange her (ein gutes Jahr), dass ich etwas geschrieben habe (ich wollte unbedingt etwas zur Adventszeit beitragen ^^) und daher könnte mein Text etwas eingerostet klingen. Rechtschreib -und Grammatikfehler bitte ich zu übersehen ;). Kapitel würden dann jeden Sonntag, Nikolaus und Weihnachten folgen. Ich wünsche euch einen schönen 1. Advent, viel Spaß beim ersten Kapitel [#1 - Süßer Zucker] "Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht, mein holder Herr.“ „Es ist das Aschenbrödel…“ flüsterte ich leise, um bloß nicht den weiteren Verlauf der Geschichte zu verpassen. Auch wenn ich das Märchen mittlerweile auswendig aufsagen kann, komme ich nicht umhin es mir jedes Jahr aufs Neue anzusehen. Zu wissen, dass sie am Ende den Prinzen bekommt, lässt mich kurz schwerfällig atmen. So einen Prinzen hätte ich auch gerne einmal wieder. Geschlagene 5 Jahre sehe ich mich nach diesem nun um, aber er will mir einfach nicht über den Weg laufen. Mit meinen nun 27 Jahren zähle ich mich nicht mehr zum jungen Gemüt. Ich will mich nicht ausprobieren oder herausfinden auf was ich stehe und auf was nicht. Und um ganz ehrlich zu sein bin ich… Das plötzliche Klingeln an meiner Haustür holt mich aus meinen Gedanken und ich blicke verwundert zu eben dieser. Erwarte ich Besuch? Nachdenklich gehe ich die Liste von Bekannten und Verwandten in meinem Kopf durch und mit einem Mal fällt mir traurigerweise ein, dass es ja niemanden gibt der mich besuchen wollen würde. Meine Familie hat sich an meinem Coming-Out vor 10 Jahren zurückgezogen. Keinerlei Kontakt, Anrufe oder Besuche gab es von da an mehr. Ich war mit meinen 17 Jahren vollkommen auf mich allein gestellt. Freunde? Diese besaß ich nur wenig und als das mit meiner ´absonderlichen' Neigung zu Tage kam, war es erst recht vorbei. Zum Glück wurde ich nicht gemobbt, aber die Ignoranz tat mindestens genauso weh. Das einzig Wahre und Wertvolle was sich mit mir das Leben teilt, liegt seitdem Türklingeln auf Habachtstellung in seinem Körbchen. Benji. Er ist ein kleiner, kastanienroter Cairn Terrier und seit 5 Jahren bei mir. Nachdem Steffen, meine erste und einzige Beziehung, diese für ´unfähig´ deklariert und mich wortlos nach zwei Jahren verlassen hat, kam Benji in mein Leben geschneit. Es war purer Zufall und wohl auch Schicksal, dass ich ihn in einem halbzerfetzen Papierkarton direkt vor dem Einkaufscenter entdeckt hatte. Alle Passanten liefen mit starrem Blick an dem Karton vorbei. Kinder, welche verzückt ihre Eltern herbeiriefen, wurden rabiat an der Hand weitergezogen. Niemand, wirklich niemand, hielt für den kleinen Kerl an. Außer ich. „Ganz ruhig…“ flüstere ich meinem vierbeinigen Freund zu und sein Kopf legt sich wieder auf die kastanienroten Pfoten. Die Ohren sind dennoch gespitzt und ich weiß, dass er auf mich Acht gibt. Mit langsamen Schritten nähere ich mich meiner Tür und nur sehr zaghaft frage ich wer vor dieser steht. „Endschuldigen Sie! Ich bin neu eingezogen und wohne direkt gegenüber. Ich wollte ein paar Plätzchen backen und nun fehlt mir der Zucker. Könnten Sie mir welchen leihen?“ mit gerunzelter Stirn starre ich die braune Türe vor mir an, gehe in Gedanken meine Nachbarschaft durch. Ist jemand neu dazu gezogen? Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. „Wie heißen Sie?“ kommt meine Gegenfrage und mit einem Mal ist es ruhig auf der anderen Seite. Wusste ich es doch! Das ist bestimmt kein neuer Nachbar sondern ein Gauner. Woher meine Skepsis am Menschen kam? Fragt das doch bitte den lieben Steffen! „Ich heiße Killian Winter“ kam mit einem Mal doch eine Antwort des Fremden und ich konnte mir ein plötzliches Schmunzeln nicht verkneifen. Winter… wie der Winter. Gott war ich albern! Genauso wie die gesamte Situation an sich. Wir unterhalten uns, wenn man das so nennen kann, zwischen Tür und Angel. Sprichwörtlich. Unsicher was ich nun machen soll, werfe ich einen Blick auf Benji. Dieser regt kurz seinen Kopf, bevor er herzhaft gähnt und seine Augen schließt. Auf ihn kann ich nicht zählen. „Hätten Sie jetzt Zucker für mich oder nicht? Ich will ja nicht unhöflich sein, aber die Nachbarn gucken schon aus ihren Türen. Hallo, Frau Meier!“. Das war einer der negativen Punkte in meinem Wohnverhältnis. In einem Plattenbau bekam man wirklich alles, ausnahmslos alles, mit. „Und Sie sind sicherlich kein Gauner?“ hatte ich das gerade wirklich ernsthaft laut gefragt?! Auf der anderen Seite der Türe konnte ich das herzhaftes Lachen des Fremden ausmachen und das spitzbübige „Ich ergaunere mir nur etwas Zucker!“ ließ selbst mich erneut schmunzeln. Humor hatte er. „Warten Sie bitte kurz!“ etwas zu hastig eile ich in meine kleine Küche, welche in einem hellen Grünton gestrichen ist. Verschiedene Bilder von Gewürzen hängen an der Wand, lassen den Raum etwas lebendiger wirken. Wo war nur nochmal der Zucker? Nach der Trennung von Steffen sah ich es nicht mehr als nötig an für mich zu backen. Selbst das frische Kochen von Gerichten, was mir stets viel Freude bereitet hat, wurde eingestellt. Fertigprodukte dominieren nun die Küche. Nachdem ich meine Hängeschränke allesamt durchsucht hatte, sprang mir der Zucker im letzten Schrank entgegen. Waren da schon immer so viele Klumpen drin? Schulterzuckend ziehe ich die grün-weiße Tupperdose aus dem Schrank, eile mit dieser zurück zur Tür. „Bin gleich soweit!“ kommentiere ich und entriegele die Tür. Bei so vielen Schlössern und Ketten konnte das schon etwas dauern. Als endlich alle Schutzmechanismen gelöst sind, springt die Tür fast schon von selbst aus. Die Hoffnung, dass der Fremde in der Zwischenzeit vielleicht woanders geklingelt und seinen Zucker bekommen hat, zerplatzt wie eine Seifenblase. Vor mir erstreckt sich ein mindestens 1,90m großer Mann. Er hat eine schlanke Statur, soweit ich das unter dem Pullover beurteilen kann. Sein Gesicht wird von zurechtgestutzten, dunkelbraunen Koteletten umrahmt. Das Haar ist in derselben Farbe, kinnlang und leicht lockig. Was jedoch am meisten bei ihm heraussticht sind die hellgrünen Augen. Grün zählt ja ohnehin zu den seltenen Augenfarben. 2% der Bevölkerung zählen dazu. Warum fällt mir das gerade jetzt ein? „Hier… Ihr Zucker...“ mehr wie unfähig halte ich ihm die Dose mit dem klumpigen Zucker hin. Das diese mir noch nicht aus der Hand gefallen ist, grenzt an ein Wunder. Bei schönen Menschen kriege ich oftmals Hemmungen, Sprechblockaden und Schweißausbrüche und dieses Exemplar hier zählt definitiv zu dieser Gattung! „Der Zucker hat aber auch schon bessere Tage erlebt“ kurz leckt er sich über die roten Lippen, befeuchtet sie etwas, bevor er mir amüsiert die Dose aus der Hand nimmt. Für wenige Sekunden berühren sich unsere Fingerspitzen und sämtliche Lichter gehen in meinem Kopf aus. Shit! „Beh…alten… Sie… ruhig den Zucker! E… Er… gehört Ihnen! Ei…Einen... Einen schönen Tag noch!“ so hastig wie ich den Schritt zurück in meine Wohnung trete, genauso hastig fällt die Türe in das Schloss. „Ich brauche doch nur etwas…“ mehr bekommt Killian, ich meine natürlich Herr Winter, nicht heraus. Ich weiß, dass ich jetzt den perfekten ersten Eindruck hinterlassen habe, aber ich wusste einfach nicht anders zu handeln. Killian, ich meine Herr Winter, wird sich seinen Zucker jetzt definitiv nicht mehr bei mir holen wollen. Das hatte ich doch wieder super hinbekommen! Kapitel 2: Blonder Wildfang [04.12.2016 - 2. Advent] ---------------------------------------------------- Hallo ihr Lieben ♥ Nun geht es weiter mit Killian, Colin und ??? ;) lasst euch überraschen. Einen schönen 2. Advent wünsche ich euch und wir sehen uns am Dienstag wieder! [#2 - Blonder Wildfang] Gedankenverloren wende ich die abgekühlten Vanillekirpfl in dem Zuckergemisch und sortiere sie separiert in eine meiner Dosen ein. Wenn man meine Küche sehen würde, könnte man meinen ich bin ein Helfer der Weihnachtselfen. Unmengen von verschiedenen Plätzchen türmen sich auf meinem Holzküchentisch, der Arbeitsplatte und in den verschiedenen Weihnachtsdosen. Ich bin ein echter Fan vom Backen, aber das hier übertrifft selbst meinen eigenen Rekord. Um die alle zu vernichten werde ich wohl Hilfe benötigen! „Kiliiiiii!“ wenn man vom Teufel spricht steht er auch schon vor der Tür! Lächelnd flitze ich aus der Küche in den Flur, um meinem Besuch schleunigst die Türe aufzumachen. Ich weiß ja wie ungeduldig sie sein kann. Eine hübsche Blondine mit polangen, glatten Haaren steht vor mir. Ich bin immer wieder fasziniert wie sie diese Mähne zu bändigen weiß. Ich habe ja schon öfters Probleme mit meinen paar Locken. In einer Hand hält sie eine Flasche Wein und in der anderen tippt sie wie wild auf den Tasten ihres Smartphones herum. Erst als ich mich kurz räuspere schaut sie auf und ein strahlen breitet sich auf ihren Gesicht aus. „Kili!“ mit einer Kraft die ihr wohl niemand zutrauen würde, springt sie mir um den Hals. Mit meinen 1,91m kommt sie da natürlich nicht weit und so umklammert sie lediglich meinen Thorax. „Ich habe dich auch vermisst Lana!“ lachend drehe ich mich um meine eigene Achse und begebe mich mit ihr als Anhängsel zurück in den Flur. Der Tür gebe ich mit meinem Fuß einen gekonnten Stoß, bevor sie lautstark ins Schloss fällt. „Ach du heilige Scheiße! Willst du beim Weihnachtsmann als Aushilfe arbeiten?“ mit offenem Mund starrt sie auf das heillose Durcheinander in meiner Küche. „Wie willst du die denn alle alleine essen? Davon kriegst du nur wieder Bauchweh!“ demonstrativ dreht sie sich zu mir um und streichelt besagten Bauch einmal mit ihrer Handfläche. Ich muss schmunzeln und halte ihre Hand fest „Du weißt doch, dass ich kitzelig bin!“ – „Ja, darum macht es auch so Spaß dich zu ärgern“ grinsend wedelt sie mir mit der Weinflasche vor der Nase herum. „Ich hol die Gläser und du gehst schon einmal ins Wohnzimmer“ ohne mit der Wimper zu zucken ist sie schon im angrenzenden Raum verschwunden. Ohne ihren geliebten Rotwein geht einfach nichts! „Hier noch ein paar Plätzchen!“ lächelnd stelle ich eine kleine Schale mit meinen selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen auf den Tisch, bevor ich ihr das bauchige Glas mit dem Wein überreiche. Ich selbst möchte erst einmal keinen Wein trinken. „Möchtest du nicht?“ überrascht blicken mich ihre braunen Bambiaugen an, bevor sie etwas auf die Seite rutscht und mich mit auf die Couch setzen lässt. „Nein, gerade nicht“ ich kann einen kellertiefen Seufzer nicht unterdrücken und das ist das Zeichen für Lana mich auszuquetschen. „Hey Großer, was ist los? Du klangst schon am Telefon so komisch. So kenne ich dich gar nicht“ der erste Schluck Wein folgt und sie leckt sich vereinzelte Tropfen von der Oberlippe. Wäre ich nicht 100% auf Männer fixiert, würde ich das tierisch scharf finden. „Nun ja… es kommt etwas plötzlich und ich weiß auch nicht, ob es nicht zu weit hergeholt ist. Immerhin habe ich ihm erst einmal gegen-übergestanden… und das auch sehr kurz“ ein kurzes Prusten lässt mich aufschrecken und ich starre zu Lana hinüber. Etwas Wein fließt von ihrem Mundwinkel zurück in das Glas und ich weiß, dass ich sie mit meinen Worten überrascht habe. „Du… Du redest doch nicht gerade von einem Mann, oder?“ das Glas Wein stellt sie vorsichtshalber auf dem Tisch ab, bevor sie sich einen der Vanillekirpfl schnappt. „Nein, ich bin eigentlich Bi und liebe dich Lana! Bitte verlasse diesen Jason und werde meine Frau!“ theatralisch greife ich ihre rechte Hand, in welchem sie das Vanillekirpfl hält, und beiße genüsslich ab. „Idiot!“ lachend wirft sie mir das restliche Stück Kirpfl in den Mund, bevor sie sich die Krümel von den Fingern leckt. „Natürlich meine ich einen Mann. Unseren Nachbarn um genau zu sein“ ein verzücktes Quietschen ihrerseits lässt mich die Augen verdrehen. Sie ist wirklich eine der wenigen Frauen, wenn nicht sogar die Einzige, die es klasse findet das ich schwul bin. Ein Fangirl sozusagen. „Der Nachbar… soso…“ grinsend bettet Lana ihren Kopf in der Handfläche, bevor sie mich ungeduldig anstarrt. Das hat sie echt gut drauf! „Viel kann ich dir nicht über ihn erzählen. Er heißt Jansen mit Nachnamen, hat einen kleinen, kastanienroten Cairn Terrier namens Benji. Ich würde ihn auf 24 – 25 Jahre schätzen. Er scheint alleine zu wohnen, jedenfalls habe ich noch niemanden bei ihm ein und ausgehen sehen und…“ ich verfalle vollends in meiner Aufzählung, sodass ich gar nicht merke wie Lana plötzlich aufsteht und in den Flur verschwindet. „Zusammengefasst stehst du also auf kleine, pummelige Männer!“ woher weiß sie denn auf einmal wie seine Statur aussieht? Soweit war ich doch noch gar nicht! Wo ist Lana überhaupt? „Der ist aber süß, wäre auch mein Fall!“ M… Moment mal! Sie wird doch nicht etwa?! Hastig springe ich von meiner Couch auf und eile in den Flur. Tatsache! „Würdest du bitte aufhören meinen Nachbarn durch den Türspion hinweg zu beobachten? Das gehört sich nicht!“ das sagt gerade der Richtige! Die wenigen Details die ich über ihn weiß, weiß ich auch nur daher, weil ich bei jedem kleinen Geräusch zur Tür stürme und nachsehe. So gesehen bin ich kein Stück besser wie sie. „Lana!“ nun presst sie ihre eine Gesichtshälfte regelrecht an meine Tür und ich schlage mir hoffnungslos mit der Hand gegen die Stirn. Was hat sie eben noch einmal gesagt? Er wäre süß und auch ihr Fall? „Nur damit wir uns richtig verstehen, du hast Jason!“ spiele ich da etwa gerade den Eifersüchtigen? Als ob die Blondine meine Gedanken lesen kann, das kann sie definitiv, dreht sie sich zu mir herum und grinst breit. „Ist da etwa jemand eifersüchtig? Willst du auch mal durchs Lochen gucken? Ist gerade wirklich spannend. Eben hat er sich zügellos über die Lippen geleckt, das war vielleicht ein heißer Anblick“ zwinkernd tritt sie von der Tür weg, läuft fröhlich pfeifend an mir vorbei. Erst als ich sie nicht mehr sehen kann laufe ich zügig zum Türspion. Zu meinem Pech ist er scheinbar schon weg. „Ach übrigens…“ ertappt zucke ich zusammen, wage jedoch nicht mich umzudrehen. „…ich meinte die ganze Zeit eigentlich den Hund, nicht ihn“. Oh dieses kleine ****! [*] Leise pfeifend laufe ich gemeinsam mit meinem kleinen Cairn Terrier durch die verlassenen Straßen. Obwohl wir es erst 17:30Uhr haben, ist es schon zappenduster. Winterzeit eben. Viele fürchten sich in der Dunkelheit, doch ich finde sie sehr angenehm. So kann niemand sehen wenn ich traurig oder verletzt bin. Außer natürlich Benji. Er hat ein Gespür dafür wenn es mir nicht gut geht und jetzt ist genauso ein Fall. Er trottet eng an meinem linken Bein entlang, stupst es gelegentlich mit seiner kalten Schnauze an. Mild lächelnd halte ich immer mal wieder an, beuge mich zu ihm herab um ihn zu streicheln. Hechelnd lässt er es sich gefallen, leckt ab und an meine Hand ab. Er ist wirklich mein bester und einziger Freund. Warum ich auf einmal so traurig bin? So richtig kann ich es selbst nicht verstehen. Diese Phase kam erst, als ich diese schöne blonde Frau durch den Türspion gesehen habe. Denkt bitte nicht ich würde das immer machen! Es war ein Ausnahmefall. Ihr gequietschtes „Kiliii“ hat auch bestimmt Herr Müller aus dem 1 Stock gehört und der ist schwerhörig! Ich habe aus reiner Neugier durch den Spion geschaut. Ich wollte wissen mit welchen Menschen sich Kill… Herr Winter so befasst. Warum? Naja… er ist immerhin jetzt mein Nachbar und als guter Nachbar weiß man nun einmal immer über alles und jeden Bescheid! „Na wen haben wir denn da? Colin Jansen höchstpersönlich!“ diese Stimme würde ich unter tausenden wiederkennen und das ist gerade das Schlimme! Was will er denn jetzt hier? „Steffen“ ich versuche meine Stimme möglichst monoton zu halten, er soll nicht merken dass ich gerade ziemlich gedankenverloren war. „Was machst du denn hier?“ Benji hat sich in der Zwischenzeit bedrohlich vor mir aufgestellt. Sein Gespür für Gefahr ist herausragend, ebenso sein Sinn zuerkennen welche Menschen mir schaden wollen und welche nicht. „Ich war nur ganz spontan hier unterwegs. Seit wann hältst du dir denn eine Töle?“ ich kann in Steffen seinem Gesicht Belustigung erkennen. Scheinbar nimmt er den Kleinen nicht ernst. Genauso wenig wie er mich je ernst genommen hat. „Das geht dich nichts an und jetzt endschuldige mich!“ ich pfeife einmal leise und mein Liebling versteht sofort. Ohne Steffen aus den Augen zu lassen trottet er an ihm vorbei und ich tue es ihm gleich. „Ich habe das Versprechen nicht vergessen, mein Lieber. Erwarte mich demnächst bei dir.“ meine Nackenhaare stellen sich bei seinen gehauchten Worten auf und ich blicke hektisch über meine rechte Schulter hinweg. Er ist verschwunden. Habe ich mir das alles etwa nur eingebildet? Scheinbar nicht, denn Benji beginnt wie wild zu bellen. Ich schüttle hektisch den Kopf und begebe mich vor ihm in die Hocke. Es dauert etwas, aber nach wenigen Minuten hat er sich durch meinen Zuspruch beruhigt. „Komm mein Junge, lass uns nach Hause gehen!“ [*] „Du hast nicht wirklich den alten Zuckertrick angewendet?!“ belustigt klopft sich Lana auf ihren Oberschenkel, bevor sie sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln streicht. „Ich hätte auch nicht gedacht dass es klappt. Ich wollte ihn einfach nur mal sehen und da kam mir diese Idee in den Sinn!“ prustend lässt sich Lana nachhinten an die Couchlehne fallen „Du bist echt der Knaller! Wie hat er denn reagiert?“ sie wirft ihr langes Haar nachhinten, eh sie mich unverhohlen anblickt. „Sehr überrascht. Es hat ewig gedauert bis er die Türe aufgemacht hat. Er scheint sehr vorsichtig gegenüber anderen Menschen zu sein“ nachdenklich streiche ich mit Daumen und Zeigefinger über mein Kinn. „Ich konnte hören wie er einige Ketten und Schlösser gelöst hat. Er scheint wirklich sehr viel Vorsicht walten zu lassen“ – „Meinst du er hat vor irgendetwas Angst?“ ihre plötzliche Frage lässt mich aufhorchen. „Das weiß ich nicht. Dafür kenne ich ihn nicht gut genug. Ich weiß nur, dass er sehr süß ist. Als er mir seine grün-weiße Tupperdose entgegengehalten hat, hat seine Hand richtig gezittert. Sein Gesicht konnte ich nur kurz erhaschen. Er hat wunderbare blau-graue Augen, rabenschwarzes, kurzes Haar, ein paar vereinzelte Sommersprossen und ziemlich sinnliche Lippen“ bei dem Gedanken daran verfalle ich wieder ins Schwärmen. „Oh je, da hat es aber jemanden ziemlich erwischt!“ grinsend stupst mich Lana in die Seite und ich quicke mehr als unmännlich auf. „So ein Quatsch! Du weißt doch…“ „…du warst noch nie verliebt. Ja Ja, erzähl das deiner Mutter!“ Augenrollend verschränke ich meine Arme vor der Brust. Total männlich! „In meinen bisherigen Beziehungen habe ich noch nie so etwas gefühlt“ es folgt ein empörtes Schnauben ihrerseits „Das, mein Lieber, waren keine Beziehungen sondern Bettgeschichten! Die waren, laut deiner Aussage, weder gut noch befriedigend für dich. Mal ganz ehrlich Killian!“ Oh je, wenn sie meinen vollen Namen benutzt ist sie meistens sauer. „Du benimmst dich wie ein kleiner Junge. Du bist 28 Jahre alt und brauchst endlich mal einen ordentlichen Mann!“ kopfschüttelnd steht sie nun von der Couch auf. „Wo willst du denn jetzt auf einmal hin?“ – „Zu Jason. Er will mit mir noch schick essen gehen. Du weißt doch heute ist der 2 Advent und wir…“ „… gehen jeden Advent woanders essen. Ja, ich weiß!“ die Tatsache das schon wieder eine Woche rum ist, lässt mich traurig aufseufzen. „Vielleicht solltest du deinem Glück etwas auf die Sprünge helfen, findest du nicht?“ lächelnd läuft sie noch einmal zu meinem Wohnzimmertisch, bevor sie mit der Plätzchenschale in der Hand zurückkommt. Misstrauisch ziehe ich beide Augenbrauen empor, als ich sie mir eben diese in die Hand drückt. „Mit deinen selbstgebackenen Plätzchen und Charme sollte das doch überhaupt kein Problem sein, oder?“ das meint sie doch nicht wirklich ernst! Ich soll meinen hübschen Nachbarn mit meiner Backkunst verführen?! [*] Mit zügigen Schritten eile ich durch das Treppenhaus meiner Platte, eh ich endlich an meinem Ziel angekommen bin. Ich werfe einen letzten Blick über meine Schulter, bin erleichtert dass ich niemanden sehe. Er ist mir also nicht, wie ich vermutet hatte, gefolgt. Vereinzelte Schweißperlen kullern mein Stirn herab und ich wische sie hastig mit meinem rechten Ärmel weg. Mein kleiner Liebling läuft hechelnd um meine Füße herum, bevor er mit einem einzelnen bellen meine Aufmerksamkeit bekommt. „Ach ja… endschuldige..“ mit zittriger Hand fische ich meinen Schlüssel aus der Jackentasche, schließe die Tür mit wenigen Handgriffen auf. Benji flitzt zuerst hinein und ich kann sehen wie er im Wohnzimmer verschwindet. Ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht, was jedoch sofort wieder verblasst als ich die Nachbarstüre aufgehen sehe. „Denk an meine Worte Kili. Die Liebe geht durch den Magen“ weder die hübsche Blondine, noch Herr Winter scheinen mich bemerkt zu haben, denn sie verfallen in eine intensive Umarmung. Ein Stich durchzieht mein Herz und ich wende den Blick hastig ab. Neid, Eifersucht und Traurigkeit durchfluten meinen Körper und ich beeile mich in meine Wohnung zu kommen. „Hallo Herr Jansen!“ die freundliche Stimme von Herr Winter geht mir durch Mark und Bein. Ich drehe mich nicht zu ihm herum, schlucke jedoch den Kloß in meinem Hals herunter. „Guten Tag Herr Winter!“ meine Stimme ist brüchig und das Gefühl der inneren Leere nimmt überhand. „Ich wünsche Ihnen und ihrer Freundin einen schönen 2. Advent“ wenigstens das bekomme ich noch heraus, bevor ich meine Schuhe von den Füßen streife, sie nachlässig vor der Türe stehen lasse und im inneren meiner Wohnung verschwinde. Kapitel 3: Winter im Nikolauskostüm [06.12.2016 - Nikolaus] ----------------------------------------------------------- Hallo ihr Lieben :) Mit etwas Verspätung (musste lange arbeiten + Text schreiben ^^´) kommt jetzt noch flott das Nikolauskapitel mit Killian und Colin. Ich hoffe, es gefällt euch! Vielen lieben Dank für 4 Favoriteneinträge und das 1 Kommentar Narutochen1994 ♥. Feedback, Verbesserungen, Anregungen wäre immer schön zu lesen :). Ich wünsche euch noch einen schönen restlichen Nikolausabend und viel Spaß beim Lesen! [#3 - Winter im Nikolauskostüm] „Ho Ho Ho und einen frohen Nikolaus wünschen wir euch!“ lachend berichten die Moderatoren aus dem Radio über ihren speziellen Nikolaustag und wer was gemacht hat / vorhat. Gedankenverloren blicke ich auf meine runde Uhr, welche direkt über dem Türbogen zur Küche hängt. 17:45Uhr. Den ganzen Tag habe ich damit verbracht vor mich hinzuvegetieren. Da heute und morgen mein freier Tag ist, verpasse ich auch nichts Wichtiges auf der Arbeit. Was ich tue? Ich bin gelernter Einzelhandelskaufmann und arbeite in einer großen Supermarktkette. Das Geld was ich verdiene reicht zum Leben, aber richtigen Luxus könnte ich mir damit nicht leisten. Was sollte ich mir auch selbst schon gutes tun? Ich habe ja so gut wie alles und das was ich gerne hätte lässt sich nicht bezahlen. Zum wiederholten Mal an diesem Tag starre ich zu meiner Haustür, versuche mittels telepathischer Kräfte bei Herr Winter in die Wohnung zu blicken. Ob er wohl gerade mit seiner hübschen Freundin unterwegs ist? Feiern sie zusammen Nikolaus? Sind sie vielleicht sogar gerade nebenan und kochen was Leckeres füreinander? Seufzend male ich mir die verschiedensten Situationen aus, wäge mich oft in der Rolle der Frau. Das ist doch verrückt! Ich habe diesen Mann nur einmal gesehen und die wenigen Worte die wir gewechselt haben, kann man nicht als Konversation gelten lassen. Warum geht er mir nicht mehr aus dem Kopf? Bin ich vielleicht dumm oder so? Sucht sich mein Herz bewusst jemanden aus der augenscheinlich Heterosexuell ist? Stehe ich vielleicht auf seelischen Schmerz? „Das darf doch nicht wahr sein!“ geräuschvoll werfe ich meinen Kopf auf die Tischplatte, ignoriere den vorübergehenden Schmerz an meiner Stirn. Erst Benji, welcher hechelnd mit seiner Leine in der Schnauze in die Küche getapst kommt, kann mich von meinen Gedanken ablenken. „Du willst raus, nicht wahr?“ ein einmaliges Bellen ist die Antwort „Hast ja recht! Komm, lass uns eine Runde rausgehen“ diese Idee findet er scheinbar super, denn er wirbelt freudig um meine Beine herum. „Wo sind denn nun schon wieder meine Schuhe hin?“ in die dicke Winterjacke gehüllt suche ich schon seit 2 Minuten meine Treter. Weder die Küche, das Wohn –und Schlafzimmer, oder das Bad waren von Erfolg gekrönt. Werde ich langsam senil? „Bleibt nur noch die Haustür“ schulterzuckend stopfe ich meinen Schlüssel in die Jackentasche, gefolgt von ein paar Leckerlis, dem Geldbeutel und Handschuhen. „Komm mein Großer!“ lächelnd drücke ich die Türe auf und lasse meinen Liebling zuerst vor, bevor ich nachgehe und die Türe ins Schloss ziehe. Abschließen werde ich für die kurze Runde Gassi gehen nicht. Wird schon nichts passieren. Benji hat mittlerweile meine Schuhe gefunden, denn er läuft schwanzwedelnd um diese herum. Gelegentlich stupst er diese mit seiner Schnauze an und ich ziehe überrascht beide Augenbrauen empor. Der Nikolaus war bei mir. Ungläubig starre ich auf zwei ordentlich eingepackte Tütchen, welche mit einer markanten, roten Schleife zusammengehalten werden. Sind das auch wirklich meine Schuhe? Sprachlos begebe ich mich in die Hocke, ziehe das Paar zu mir heran. Tatsache, das sind meine. Hat sich vielleicht jemand in der Tür geirrt und wollte zu einem anderen Nachbarn? Ich werfe einen Blick über meine rechte Schulter. Der Flur ist leer, keine weiteren Paar Schuhe stehen zur Füllung bereit. Nur wer käme denn auf die Idee…? Reflexartig bleibt mein Blick auf der Tür von Herr Winter liegen. Ob er…? Kopfschüttelnd verdränge ich diesen absurden Gedanken. „Vielleicht wollte er nur nett sein?!“ zwar klingt diese Idee plausibel, nur hätte er sich dafür nicht solchen Aufwand machen brauchen. Behutsam ziehe ich das erste Tütchen aus dem linken Schuh. Verschiedene Arten von Plätzchen lächeln mir entgegen. Kurz bin ich versucht die Packung aufzumachen und zu kosten, aber ich halte mich zurück. Im Schuh selbst befinden sich ein paar Walnüsse und eine Clementine. Lächelnd drücke ich sowohl das Tütchen als auch die Kleinigkeiten an meine Brust. Obwohl es nur solch kleine Geste ist, berührt sie mich ungemein. „Das ist doch verrückt!“ kopfschüttelnd lehne ich das Tütchen aus dem linken Schuh an meine Türe, widme mich nun dem rechten Schuh. In diesem befindet sich ebenfalls ein Tütchen mit Plätzchen und als weiteres Geschenk ist an diesem ein kleiner Zettel und eine gefaltene, rote Blume angebracht. Überrascht ziehe ich zuerst die rote Blume ab, drehe sie musternd zwischen Daumen und Zeigefinger. Eine rote Rose. Augenblicklich färben sich meine Wangen in einem tiefen rot und ich versuche mich zu beruhigen. Das hat bestimmt keinerlei Bedeutung. Das geschieht alles nur aus reiner Nettigkeit! Der Zettel, welchen ich danach abziehe und vorsichtig entfalte, belehrt mich jedoch eines Besseren. „Lieber Herr Jansen, Auch wenn wir bisher noch nicht die Gelegenheit hatten uns besser kennenzulernen, so möchte ich Sie gerne zu dem heutigen Nikolausfest einladen. Beginn wäre um 18:30Uhr auf dem Weihnachtsmarkt. Bitte kommen Sie und feiern sie etwas mit mir mit. Ich würde mich sehr darüber freuen Sie näher kennenzulernen. P.S. Ich bin der Nikolaus ;)“ Überrascht starre ich den Zettel in meiner Hand an. Egal wie oft ich den kurzen Text lese, er ändert sich einfach nicht. Ist das wirklich ernst gemeint? Der Nikolaus will mich kennenlernen? „Was sagst du dazu?“ hilfesuchend blicke ich zu Benji, welcher hechelnd mit seiner nassen Schnauze den Zettel anstupst. Das ist wohl seine Antwort auf meine Frage. „Gut…“ ich atme tief ein und aus, bevor ich das Tütchen ebenfalls an die Tür lehne und langsam aufstehe. Bedenken und Angst mischen sich mit in meine Gefühle ein. Was ist, wenn sich nur jemand einen üblen Streich erlaubt hat und mich dann lauthals vor versammelter Mannschaft auslacht? „Probieren geht über Studieren… sagt man doch so?“ mir selbst Mut zusprechend schlüpfe ich in beide Schuhe, eh ich meinen Liebling an die Leine nehme und langsamen Schrittes den Flur überquere. 18:30Uhr. Das ist noch eine halbe Stunde. Bis zum Weihnachtsmarkt sind es nicht einmal 10 Minuten. Ich hoffe nur, dass wirklich jemand auf mich wartet. Gesellschaft würde mir nach der langen Zeit der Einsamkeit bestimmt ganz gut tun. [*] „Niklaus, komm in unser Haus, pack deine große Tasche aus. Stell den Schimmel untern Tisch, dass er Heu und Hafer frisst. Heu und Hafer frisst er nicht, Zuckerplätzchen kriegt er nicht. Lustig, lustig tralalalala, bald ist Niklausabend da, bald ist Niklausabend da.“ Fröhlich lachend wirbeln die Kinder über den runden Marktplatz, tanzen und singen zu den Liedern. Es ist schön sie dabei zu beobachten, ihre großen Augen glänzen vor Freude und Aufregung. Ich weiß, warum ich diesen Nebenjob als Nikolaus so gerne mache. Seit 5 Jahren spiele ich schon den alten Mann und es ist immer noch genauso schön wie am Anfang. Gerade stehe ich an einem der Verkaufsstände, schaue der Rasselbande lachend dabei zu wie sie einen Kreis bilden. Jedes Kind darf einmal im Mittelpunkt des Kreises tanzen und man merkt, dass es ihnen unwahrscheinlich viel Spaß macht. Die Eltern wachen natürlich mit Argusaugen über ihre Kinder, immerhin wollen sie die Kleinen nicht im Getümmel der Erwachsenen verlieren. Manchmal verirrt sich eine der Mütter zu mir und ein kurzes, aber herzliches Gespräch entsteht. Sie wissen wer hinter der Nikolausverkleidung steckt und das ich das alles ehrenamtlich mache. Ich bekomme viel Lob und Zuspruch für meine Tätigkeit. Eigentlich bin ich gelernter Bäcker und Konditor, aber mir gefällt die Abwechslung am Nikolaus doch sehr. Gerade jetzt wo ich frei habe, genieße ich die Zeit umso mehr. Was gibt es besseres als unter guter Gesellschaft zu sein? Apropo… ob Herr Jansen wohl schon meine Einladung gefunden hat? Als ich vor einer Stunde das Haus verlassen habe, standen die Schuhe noch unberührt im Flur. Ich hoffe, er begibt sich heute überhaupt noch aus der Wohnung. „Vielleicht habe ich es mit den beiden Tütchen doch übertrieben?!“ gedankenverloren erinnere ich mich an den Vortag zurück. Er war sehr stressig für mich die Tütchen so ordentlich zusammenzubinden, dass sie halbwegs vorzeigbar aussahen. Was mich dann geritten hat noch die rote Rose zu falten, weiß ich nicht. Ich bereue es keineswegs, denn ich wollte es so. Ich hoffe nur, dass ich ihn damit nicht verschreckt habe. Eine leichte Nervosität beginnt in mir zu wachsen als ich die Turmuhr schlagen höre. 18:30Uhr. Mein Blick wandert über die Menschenmenge, welche von Minute zu Minute wächst. Ob er mich überhaupt in dem ganzen Getümmel finden wird? Wird er überhaupt nach mir suchen? Fragen über Fragen dessen Antwort ich nicht einschätzen kann. „Herr Nikoooolaus?!“ Zeit für weitere Gedanken bleiben mir nicht, da mich ein kleiner Junge mit seinen großen Kulleraugen ansieht. Die Arbeit ruft! [*] Wo soll ich den Nikolaus denn in dieser riesigen Menschenmenge überhaupt finden? Hätte er sich nicht einen ruhigeren Ort aussuchen können? Ich bin keinesfalls ein Menschenhasser, aber wenn es zu voll wird, bekomme ich extreme Beklemmungen. Die Hektik, das Geschrei und die unachtsamen Menschen tun dann ihren Rest. Benji habe ich vorsichtshalber auf den Arm genommen, da die Angst ihn in der Menge zu verlieren doch sehr groß ist. So ein kleiner Hund wird gerne mal übersehen. Nervös atme ich einmal tief ein und wieder aus, bevor ich mir systematisch einen Weg durch die Menge bahne. Am Anfang ist es noch ganz angenehm, je tiefer ich jedoch in die Menge gerade, desto unwohler fühle ich mich. Meine Hände werden schwitzig und ich habe das Gefühl, dass sich meine Umgebung langsam dreht. Wo ist der verdammte Nikolaus? Ich vergrabe meine Hände im kurzen Fell meines Lieblings, versuche mich durch ihn etwas zu beruhigen. Gezielt lasse ich meinen Blick schweifen, halte Ausschau nach einem verkleideten Mann. Mir fällt eine große Person in eigenartiger Verkleidung auf. Könnte das…? Ohne lange zu überlegen drücke ich mich durch die Menge hinweg. Ich ignoriere das Schimpfen der Frauen und Männer, ignoriere die Füße, auf welche ich absichtlich trete. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich schwer atmend endlich mein Ziel. Den Nikolaus. Er ist gerade damit beschäftigt eines der Kinder zu fragen ob es denn auch ordentlich seine Schuhe geputzt hat. Ich erkenne trotz verstellter Stimme sofort wer in dem Kostüm steckt und mein trügerisches Herz schlägt bei der Erkenntnis automatisch schneller. Vorsichtig nähere ich mich Killian… sein Name gefällt mir gerade viel besser als Herr Winter. Wie er mit den kleinen Kindern umgeht lässt mich kurzzeitig lächeln. Bestimmt wird er mal ein guter Vater werden. Nur wo ist eigentlich seine blonde Freundin? Wäre es zu zweit nicht viel schöner? Mein Blick huscht über die verschiedenen Frauen, ich vermute es sind die Mütter der Kinder, welche Killian eindeutige Blicke zuwerfen. Keine Blondine. Ob ich es wagen sollte ihn anzusprechen? Immerhin hat er mich eingeladen und wartet nun auf mich. Benji scheint meine Unentschlossenheit zu missfallen, denn er endscheidet für mich zu interagieren. Mit einem lauten Bellen macht er auf sich und somit auch auf mich aufmerksam. „Psssst!“ verzweifelt halte ich nach einem Versteck Ausschau, jedoch bin ich nicht schnell genug. Sowohl die kleinen Kinder, als auch der Nikolaus drehen sich zu mir um. „Ohhhh, schaut mal. Ein WauWau! Dürfen wir ihn streicheln?“ eine Traube an Kindern hat sich plötzlich um mich versammelt. Meinem Vierbeiner scheint das viel mehr zu gefallen als mir selbst. Seine Rute wackelt unablässig hin und her. „Ähm… na klar?!“ als wären meine Worte der Startschuss gewesen, beginnen die kleinen Hände über das kastanienrote Fell zu streicheln. Vor lauter Kindern habe ich total den Nikolaus, also Killian, vergessen. Mein Kopf schellt hoch und trifft direkt auf ein paar hellgrüner Augen. Holy Shit! War er vorhin schon so nahe an mich herangerückt? Er steht nun unmittelbar vor mir und ein markantes Lächeln ziert seine Lippen. Oh… mein… Gott! Wie in Trance lasse ich Benji auf den Boden nieder und die Kinder nutzen ihre Chance um ihn noch ausgiebiger zu streicheln. „G… Guten A… Abend“ verfluchte Sprachblockade! Bei Steffen hatte ich doch auch keine Hemmungen zu reden und jetzt? Jetzt habe ich einen verfluchten Stock im Arsch! „Es freut mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Ich darf dich doch duzen, oder? Ich heiße Killian, auch wenn du das schon weißt“ er lächelt dieses 100 Watt-Lächeln und streckt mir dabei seine recht Hand entgegen. Zuerst starre ich sie nur an. Sie ist äußert groß, aber gut, an diesem Mann ist alles groß. Ähm…. Was denke ich denn da? „Colin… Colin Jansen“ schüchtern ergreife ich seine Hand, drücke ganz minimal zu. Jetzt hält er mich bestimmt für ein Mädchen was nicht richtig zupacken kann. Zu meiner Überraschung ist sein Druck genauso minimal, fast vorsichtig. Sein Daumen streichelt liebevoll über meine Handfläche und ich komme nicht umhin schwer zu schlucken. Macht er das mit Absicht? „D… Die Kinder scheinen ganz angetan von dir zu sein…“ hoffentlich lässt er sich auf den Themenwechseln ein, sonst bin ich hoffnungslos verloren. Lächelnd blickt er zu der kleinen Rasselbande, welche Benji noch immer hingebungsvoll streicheln. Der Gute bekommt gerade die Streicheleinheiten seines Lebens! „Ich bin ja auch ganz angetan von ihnen und natürlich…“ unerwartet taucht sein Gesicht vor meinem auf und ich halte bedächtig den Atem an. Meine Augen huschen hektisch über sein Gesicht, bleiben mal an der geraden Nase, mal an den schmalen Lippen hängen. „…auch von dir“ mit einem Zwinkern entfernt sich sein Gesicht wieder und ich beginne ganz ruhig zu atmen. Was… war… das?! „Ich glaube, dein Hund mag mich“ wie auch immer ich es geschafft habe seine Hand loszulassen, so ist es doch gerade eine angenehme Wohltat für mich. Länger hätte ich diese Nähe zu ihm nicht ausgehalten. Benji, welcher so langsam genug von den Kindern hat, ist in der Zwischenzeit zu Killian getapst. Neugierig beschnuppert er ihn an den Beinen, lässt keine Stelle aus. Sein Fazit für ihn scheint gut auszufallen, denn er beginnt freudig mit der Rute zu wedeln und zu bellen. Unerklärlicherweise fällt mir ein großer Stein vom Herzen, als ich seine Reaktion mitbekomme. „Schätz dich glücklich, so reagiert er nicht bei jedem“ ein ehrliches Lächeln umspielt meine Lippen und ich freue mich mit Killian. „Heißt das, jetzt wo ich den Segen deines Hundes habe, darf ich dich besuchen kommen?“ „Na klar“ Moment… WAS? „Super, dass freut mich! Ich habe in zwanzig Minuten Feierabend!“ Kapitel 4: Von Armut und kahlen Wänden [11.12.2016 - 3. Advent] --------------------------------------------------------------- Huhu ihr Lieben :D Endschuldigt die Verspätung des letztens Kapitels. Aufgrund von Erkrankung war es mir nicht möglich zu schreiben ;(. Doch nun bin ich endlich wieder gesund und ich habe mich sogleich an das Kapitel zum 3. Advent gemacht! Es wird dieses Mal etwas trauriger und Killian erfährt etwas mehr über Colins Wohnzustand. Das vierte Kapitel zum heutigen Advent wird noch folgen (muss es erst noch schreiben *gg*). Liebe Grüße und einen schönen 4. Advent wünsche ich euch ♥ [#4 - Von Armut und kahlen Wänden] „Ich bin schon echt gespannt wie du so lebst“ lächelnd erreicht Killian vor mir die Tür zum Plattenbau, bevor er flink seinen Schlüssel aus der Hosentasche zieht um die Türe zu öffnen. Mein kleiner Liebling ist während des ganzen Spaziergangs um seine Beine gekreist. Er scheint ihn wirklich sehr zu mögen. Es freut mich ihn so ausgelassen zu erleben und dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass es falsch ist ihn noch mehr in mein Leben zu lassen. Immerhin hat er eine schöne Freundin. Was will er da von mir? „Weißt du, ich habe nicht geglaubt das du zusagen würdest…“ matt lächelnd beobachte ich wie er sich schüchtern durch seine Haare fährt. Ist er etwa aufgeregt? Warum? „…darum freut es mich umso mehr!“ ein ehrliches Lächeln ziert seine Lippen, als wir auf gleicher Höhe durch das Treppenhaus laufen. Ich weiche seinem Blick bewusst aus, versuche einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Ich kann ihn jetzt nicht mit in meine Wohnung nehmen. Er wäre entsetzt und ich könnte ihm nie wieder unter die Augen treten. Kopfschüttelnd beschleunige ich meine Schritte, wühle währenddessen in meinen Jackentaschen nach dem Schlüssel. „Huch? Auf einmal so eilig?“ amüsiert folgt mir Killian auf Schritt und Tritt und ich versuche mich an einem ausweichendem Lächeln. „J… Ja. Ich habe ganz vergessen meine Waschmaschine auszuräumen und die Wäsche stinkt immer so schnell wenn man sie länger in der Trommel lässt“ Ernsthaft? Etwas Besseres ist mir nicht eingefallen? Ich räuspere mich kurz und versuche ihm nicht ins Gesicht zu schauen. Bestimmt denkt er jetzt sonst etwas von mir, hält mich für absolut bescheuert. Gerade als wir gemeinsam durch den Flur zu unseren Wohnungen laufen, spüre ich, dass etwas anders ist als zuvor. Meine Schritte werden langsamer, mein Herz beschleunigt sich aus unerklärlichem Grund und meine Hände werden leicht schwitzig. Wie zur Bestätigung fängt auch Benji an zu knurren und ich kann beobachten wie er seine Ohren nachhinten anlegt. Nur Killian scheint von der ganzen Situation nichts zu bemerken, erst als ich vor meiner Türe stehen bleibe und den Blick sinken lasse, reagiert er. „Alles in Ordnung?“ vorsichtig legt er seine Hand auf meine linke Schulter und ich zucke erschrocken zusammen. Wild und unaufhaltsam schlägt mein Herz gegen den Brustkorb und ich schüttle schluckend den Kopf. Wie in Zeitlupe begebe ich mich in die Hocke, eh ich die beiden Geschenkbeutel von Killian in die Hand nehme. Sämtliche Plätzchen wurden in kleine Krümel zertreten, der Zettel, welcher liebevoll von ihm geschrieben wurde, ist in zwei gerissen wurden. Der schlimmste Anblick ist jedoch die rot gebastelte Rose, welche eiskalt mit einem Feuerzeug angezündet wurde. Nur noch klägliche, schwarze Reste von dieser liegen nun in meiner Hand. Wer tut so etwas und warum? „Colin?“ seine sanfte Stimme holt mich zurück in die Realität und hastig verstecke ich die zerstörten Sachen in meiner Jackentasche. „Wie wäre es…“ hastig und mit zittriger Hand stecke ich den silberfarbigen Schlüssel ins Schloss und drehe ihn mehrmals herum. „…wenn du noch ein paar deiner leckeren Plätzchen holst? Ich bereite uns schon einmal etwas zu trinken zu…“ ohne auf eine Antwort zu warten scheuche ich Benji durch den Türspalt, bevor ich mich selbst durch diesen zwänge. Kurz kann ich Killian sein verunsichertes Gesicht sehen, doch er scheint mit der Idee einverstanden zu sein. „Ich bin in 5 Minuten da“ ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht, welches jedoch sofort wieder verblasst. „J… J.. Ja, bis gleich!“ stottere ich hervor und drücke die Türe ins Schloss – das diese jedoch wieder leicht aufspringt, bemerke ich nicht. „Scheiße, scheiße, scheiße“ fluchend werfe ich meinen Haustürschlüssel auf die alte Holzkommode neben der Tür, eh ich mir die Schuhe von den Füßen streife und achtlos neben die Kommode schiebe. Meine Jacke folgt den Schuhen und landet ebenfalls in der Ecke. Hektisch beginne ich ins Bad zu gehen. Ich sammle den schmutzigen Berg von Wäsche ein und überlege wo ich diesen am besten verstecken könnte. Dass die Waschmaschine aus meiner Ausrede überhaupt nicht existiert, muss er ja nicht unbedingt wissen. Es ist mir schon unangenehm genug, dass ich meine Wäsche per Hand im Waschbecken waschen muss. An allem ist nur Steffen schuld! Nicht nur, dass er mich von heute auf morgen verlassen hat, er hat sogar noch die Frechheit besessen mich auszunehmen! Ist einfach während ich arbeiten war in meine Wohnung und hat sie fast gänzlich leergeräumt. Bis heute ist es mir noch immer nicht gelungen den kompletten Schaden auszugleichen. Darunter fällt auch der Besitz einer Waschmaschine. Mit meinem geringen Gehalt kann ich mir einfach keine gute Maschine leisten. „Und ich Dummkopf verzeihe ihm das auch noch und lasse ihn ungestraft ziehen!“ vor mich hin nuschelnd verschwinde ich mit dem Schmutzberg in mein Schlafzimmer, stopfe die Sachen achtlos unter mein Bett. Noch so etwas, was mir unsagbar peinlich ist. Vor mir thront nicht etwa ein 2x2m Bett – das wäre vielleicht ein Traum, nein! Stattdessen belächelt mich viel mehr ein altes Sofa mit schwarzem Überzug. Ich nenne es nur liebevoll Bett. Ich habe es einer meiner Nachbarn für wenig Geld abgekauft, da dieser es wegwerfen wollte. Nun dient es mir schon einige Jahre als Schlafplatz, auch wenn sich Bequemlichkeit anders anfühlt. „Ich sollte mich am wenigstens beschweren“ seufzend schiebe ich ein paar schmutzige Socken mit dem Fuß unter das Sofa, lege als Sichtschutz meine braune Kuscheldecke über den Überzug. So sollte Killian nichts bemerken. „Jetzt noch schnell ins Wohnzimmer“ ich ziehe die Tür zum Schlafzimmer hinter mir zu, eh ich zügiger Schritte zum Wohnzimmer eile. Gerade als ich am Türbogen angekommen bin und durch diesen hindurchschreiten will, halte ich ruckartig inne. Mein Herz beginnt wild zu schlagen und ich muss mich kurz am Türrahmen festhalten. Mit dem Rücken zu mir gewandt steht Killian. In der einen Hand erkenne ich eine Dose. In dieser werden wohl die Plätzchen sein, um die ich ihn gebeten habe. Die andere Hand ist gerade dabei über die Buchrücken meiner alten Bücher zu streichen. Außer einem alten Holzregal, vor dem Killian gerade steht, einer alten, grauen ausgesessenen Couch, einem Röhrenfernsehr und Benji seinem Schlafkissen, befindet sich nicht wirklich mehr im Raum. Mit einem Mal komme ich mir noch schäbiger als sonst vor. Was muss er nur von mir denken? Der arme Nachbar von nebenan kann sich nicht einmal richtiges Mobiliar leisten. Ich beiße mir unbewusst auf die Unterlippe, versuche dem Instinkt zu weinen nicht nachzugeben. Kurz räuspere ich mich und Killian zuckt erschrocken zusammen, eh er sich schuldbewusst zu mir herumdreht. „Endschuldige, dass ich ohne zu Fragen in deine Wohnung gekommen bin. Die Tür stand einen Spalt weit offen“ verlegen kratzt sich der Riese über seine Wange und ich komme nicht umhin es als überhaupt süß zu betrachten. „Schon… Schon in Ordnung“ ein bescheidenes Lächeln kommt mir über die Lippen, eh ich vorsichtig in mein eigenes Wohnzimmer eintrete. Es ist lange her dass ich männlichen Besuch hatte. „Endschuldige den armseligen Anblick… ich bin noch nicht zum Schmücken gekommen…“ was eine glatte Lüge ist, da ich überhaupt keine weihnachtliche Dekoration besitze. „Du musst dich nicht rechtfertigen. Es ist… ganz nett bei dir“ ich bemerke wie unangenehm es Killian ist und versuche ein anderes Thema anzuschneiden. „Setz… Setz dich doch. Ich mache uns schnell Tee. Du trinkst doch Tee, oder?“ vorsichtig schaue ich zu ihm empor und warte „Tee klingt wunderbar!“ ein aufheiterndes Lächeln seinerseits lässt mein dummes Herz butterweich werden. „Bin gleich wieder da!“ [*] „Er hat mich wirklich zu sich eingeladen!“ freudig summend hänge ich meine Jacke an den Kleiderhaken, ehe ich in die Küche verschwinde und mich dran mache die verschiedenen Leckerrein in eine meiner Weihnachtsdosen zu verstauen. Was er wohl gerne isst? Vanillekirpfl? Schokoladenplätzchen? Kokosmakronen? Instinktiv lege ich von jedem etwas in die Dose und verschließe sie dann aufgeregt. Was wir wohl dann machen werden? Vielleicht schauen wir ja eine DVD und kommen uns dabei ganz zufällig näher. „Oder aber…“ gedankenverloren sehe ich uns vor meinem inneren Auge. Ich habe einen Arm um seine Schultern gelegt und ziehe ihn ganz behutsam an meinen Körper heran. Wie durch Zufall treffen sich unsere Augen und als würde die Zeit still stehen, kommen sich unsere Lippen näher. „AHHHH!“ freudig jubelnd greife ich mir die Dose und verbanne jeden weiteren erotischen Gedanken in die hinterste Ecke. Ich will ihn ja nicht mit einer Wölbung allererster Güte verschrecken. „Ich lebe eindeutig schon zu lange abstinent“ kopfschüttelnd greife ich nach meinem Wohnungsschlüssel, welcher ordentlich in meiner Schlüsselbox hängt und ziehe die Türe hinter mir zu. Fröhlich pfeifend blicke ich auf die Tür von Colin und zu meiner Überraschung steht sie einen Spalt weit offen. Ob er sie extra für mich offen gelassen hat? Die Vorstellung wie er nur mit einer dünnen Decke bekleidet auf seinem Bett liegt und auf mich wartet, dringt in meinen Kopf. Holy Shit, ist das heiß! Ich lecke mir unbewusst über die Lippen und rüge mich sofort eines Besseren. „Reiß dich gefälligst zusammen!“ kopfschüttelnd klopfe ich leicht an die Tür an, warte auf eine Antwort. „Colin?“ langsam schiebe ich die Tür mit meiner Hand auf, betrete etwas unschlüssig den Flur. Mir fällt zuerst eine hölzerne Kommode ins Auge. Sie scheint schon sehr alt zu sein, denn das Holz ist an vielen Stellen schon stark gesplittert. Neben dieser liegen sowohl seine Jacke als auch Schuhe. Auch diese sehen beide sehr abgenutzt aus und ich komme nicht umhin mich weiter umzusehen. Die Wände sind in einem schlichten Weiß gestrichen, keine Bilder oder sonstige Dekoration ziert diese. Ein Gefühl von Einsamkeit überkommt mich. Unmittelbar in der Nähe der Kommode befindet sich eine weitere Tür. Ich vermute, es ist das Bad. Die Räume in einer Platte sind immer eins zu eins gleich. Da die Türe geschlossen ist, verbiete ich mir einen Blick hinein. Ich würde auch nicht wollen dass jemand in meiner Wohnung herumschnüffelt, auch wenn ich zugegebenerweise gerade sehr neugierig bin. Lautlos marschiere ich durch den Flur hinweg, bleibe bei der offenen Türe zum Wohnzimmer stehen. „Bist du hier drin?“ ich werfe einen Blick in den Raum und erstarre kurzzeitig. Die Wände sind genauso wie im Flur gehalten, weiß und leer. Ohne es zu wollen betrete ich den Raum, bleibe vor einem alten Bücherregal stehen. Nur wenige Bücher stehen in diesem, die Titel sagen mir allesamt nichts und doch kann ich mich nicht zurückhalten und streiche behutsam mit meiner freien Hand über die Buchrücken. Lebt Colin etwa alleine in dieser einsamen Wohnung? Mal abgesehen von Benji, seinem kleinem Vierbeiner. Ein unerwartetes Räuspern aus dem Hintergrund lässt mich zusammenzucken, mein Herz beginnt wild gegen den Brustkorb zu hämmern und ich drehe mich langsam zu der Quelle des Geräusches um. „Endschuldige, dass ich ohne zu Fragen in deine Wohnung gekommen bin. Die Tür stand einen Spalt weit offen“ ertappt führe ich meine freie Hand an meine Wange, streiche etwas verlegen über diese. Zum Glück ist Colin nicht böse, ganz im Gegenteil. Er lädt mich auf eine Tasse Tee ein und im Gegenzug soll ich es mir gemütlich machen. Unschlüssig werfe ich einen Blick auf die graue Couch, welche ihre besten Tage definitiv schon lange hinter sich hat. Schulterzuckend nehme ich auf dieser Platz und sinke sogleich einige Zentimeter in dieser ein. Erschrocken springe ich wieder auf und starre das Möbelstück hinter mir an. Wie kann er denn auf so etwas sitzen? Ist er es mittlerweile so sehr gewohnt, dass er es gar nicht mehr bemerkt? Mitleid überkommt mich und ich frage mich wie man so leben kann. Ich denke an meine Wohnung, wie festlich ich sie schon geschmückt habe und mit einem Mal komme ich mir so falsch vor. Ob Colin so wenig in seinem Beruf verdient? Was arbeitet er überhaupt? „Ich hoffe, du trinkst deinen Tee auch ohne Zucker…“ die plötzliche Anwesenheit von dem Schwarzhaarigen lässt mich erneut zusammenzucken und ich nicke mehrmals als Antwort. „Mir ist der Zucker abhanden gekommen…“ ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht und ich gehe direkt auf seine Anspielung ein. „Also so etwas! Den Übeltäter musst du mir unbedingt zeigen. Dem werde ich ein paar Takte sagen!“ ein neckisches Zwinkern in seine Richtung lässt den Kleinen schlagartig erröten und ich klopfe sogleich neben mich „Komm doch her, sonst wird der Tee noch kalt“ Kapitel 5: Vanillekirpflkuss [18.12.2016 - 4. Advent] ----------------------------------------------------- Und schon geht es mit dem nächsten Kapitel weiter :)! Viel Spaß beim Lesen ♥ [#5 - Vanillekirpflkuss] „Du… sag mal…“ irgendwie habe ich es nach gefühlten 5 Minuten geschafft mich neben Killian zu setzen und halbwegs entspannt rüberzukommen. Ist gar nicht so einfach, wenn man so einen schönen Mann neben sich sitzen hat. Da spielt mir meine Beklemmung mal wieder ordentlich in die Hand. Danke! „…ich hatte angenommen du feierst denn 4. Advent mit… mit deiner Freundin…“ auch wenn ich ihn darauf eigentlich nicht ansprechen wollte, den Schmerz auf die Antwort wollte ich mir eigentlich ersparen, so ist meine Neugier doch schon wieder größer als mein Verstand. Um mich bestmöglich von der bevorstehenden Antwort abzulenken, greife ich rasch in die Dose mit den Plätzchen und fische mir eine Kokosmakrone aus dieser. Ich liebe Kokos! Killian´s Antwort dauert sehr lange und ich werfe einen kurzen Blick zu ihm empor. Sein Blick wirkt nachdenklich, so als müsse er überlegen was er mir nun antworten muss. Hätte ich doch einfach nicht gefragt. „Vergiss die Frage… sie war blöd…“ unsicher beiße ich in die Makrone und schließe kurz genießerisch die Augen. Wie lange habe ich so etwas leckeres nicht mehr gegessen? Bestimmt schon einige Jahre. Lächelnd erinnere ich mich an die Zeit vor meinem Coming-Out zurück. Damals habe ich mit meiner Mutter immer die unterschiedlichsten Leckereien gebacken und dann haben wir sie zusammen an die Nachbarn verteilt. Das darauffolgende Zusammenkommen aller Nachbarn war für mich immer das Schönste. Nur leider sieht die heutige Realität ganz anders aus. „Ich habe keine Freundin“ die gespenstige Stille wird von dem Braunhaarigen je beendet, als er mir meine Frage beantwortet. Er hat keine…? „Achso… ich dachte nur…“ das mich gerade unzählige Glücksgefühle durchströmen will ich lieber nicht erwähnen. Er hat keine Freundin! ER - HAT – KEINE - FREUNDIN! Am liebsten würde ich vor Freude von dieser alten Couch aufspringen und ihm um den Hals fallen. Nur meiner Schüchternheit und Beklemmtheit ist es zu verdanken, dass ich es nicht tue. „Wie kommst du denn darauf, dass ich eine habe?“ Neugier schwingt in seiner Frage mit und ich versuche eine passende Antwort darauf zu finden. Er muss ja nicht wissen, dass ich die Blondine durch den Türspion hinweg beobachtet habe. „Nur so. Du hattest diese hübsche Frau zu Besuch und da nahm ich an, dass sie deine Freundin ist. Mehr nicht“ klingt doch nach einer guten, logischen Antwort! Gut gemacht Colin! „Du meinst Lana?“ mit einem Mal beginnt Killian herzlich zu lachen und ich komme nicht umhin in dieses Lachen mit einzusteigen. Es hat irgendetwas Magisches und Ansteckendes. „Sie ist meine beste Freundin seit jeher. Wir kennen uns in und auswendig. Du brauchst dir keine Sorgen machen“ grinsend fischt sich der Braunhaarige einen Vanillekirpfl aus der Dose, schiebt ihn sich genüsslich zwischen die Lippen. Oh man… was würde ich nur dafür tun ihm dieses Stück ganz in den Mund zu schieben? „Warum Sorgen machen?“ etwas verwundert traue ich mich ihm ganz ins Gesicht zu schauen und ich sehe wie er grinsend mit den Augenbrauen wackelt. „Na das dir jemand den Platz streitig machen könnte“ – „Äh…. Meinst du etwa?“ so langsam scheint bei mir der Groschen zu fallen und je mehr die Erkenntnis in mein Gehirn wandert, desto peinlicher ist mir auf einmal die ganze Situation. „Ich bin schwul Colin und habe seit dem ersten Tag, als ich dich gesehen habe, solch angenehmen Gefühle in mir. Ich brauche dich nur im Flur zu sehen und schon hüpft mein Herz vor Freude. Am liebsten würde ich dich an mich drücken und nie wieder loslassen. Ich weiß, das kommt jetzt alles etwas plötzlich und unerwartet, aber ich wollte dass du es weißt. Wenn ich dir damit zu Nahe getreten bin dann sag es mir bitte und ich verschwinde aus deiner Wohnung“ Unsicherheit ist in seinen grünen Augen zu lesen und ich weiß nicht so recht wie ich reagieren soll. „Das… Das kommt etwas plötzlich und ich... ich weiß nicht was ich sagen soll…“ nervös beginne ich meine Finger zu kneten und schüchtern auf den Boden zu schauen. Killian hegt Gefühle für mich? „Bist du dir… da auch ganz sicher? Ich meine… ich… du siehst ja wie ich aussehe… und wie ich wohne…. Ich bin eine arme Sau die nicht viel vorzuweisen hat, außer einer gescheiterten Beziehung und zerrütteten Familienverhältnissen… ich verdiene nicht viel und könnte dir so gut wie nichts bieten… ich…“ ich bemerke erst, dass ich wild mit meinen Händen gestikuliere, als Killian sie behutsam in seine eigenen nimmt. Augenblicklich verstumme ich in meiner Rede und starre ihn mit leicht geöffneten Lippen an. „Meinst du nicht es gibt wichtigeres als das? Ich möchte überhaupt nicht, dass du mich mit Reichtum oder anderen wertvollen Dingen überschüttest. Zuallererst will ich dich kennenlernen. Ich will wissen was du arbeitest, was du in deiner Freizeit machst und und und… ich stehe vollkommen Kopf in deiner Gegenwart und weiß noch nicht einmal warum…“ verlegen beobachte ich wie der Braunhaarige meine Hände zu seinen Lippen führt und diese behutsam Finger für Finger küsst. Eine tiefe Röte umspielt meine Wangen und ich kann spüren wie wohlig warm mir wird. „Bitte erzähl mir mehr von dir Colin“ Und so kommt es, das wir fast geschlagene 4 Stunden nur über uns reden. Ich erzähle Killian, das ich in einem Einzelhandel tätig bin und gerne dort arbeite. Ich erwähne mein niedriges Gehalt bewusst nicht, aber ich habe das Gefühl, dass es ihn auch gar nicht interessiert. Er selbst ist als Bäcker und Konditor tätig und ich kann nicht anders als ihn dafür zu bewundern. So früh in der Nacht zu arbeiten ist bestimmt nicht einfach und ich weiß nicht, ob ich überhaupt so früh aus dem Bett finden würde. „Darum schmecken deine Plätzchen so lecker“ demonstrativ greife ich in die Dose und erwische das letzte Stück Vanillekirpfl. Lächelnd führe ich es zu meinem Mund und erschrecke, als ich plötzlich Killian so nah vor meinem Gesicht erblicke. Wie in Zeitlupe führt er seine Lippen an das andere Ende des Kirpfls. Seine grünen Augen sind dabei die ganze Zeit auf mich gerichtet. Augenblicklich verkrampfe ich und starre ihn mit geweiteten Augen an. Ich komme mir gerade vor wie in Susi und Strolch, nur mit Keks statt mit Nudel. Als ich endlich fähig bin zu reagieren, spüre ich mit einem Mal seine linke Hand in meinen Nacken und wie sie mich vorsichtig zu sich herandrückt. Ich gebe seiner Berührung nach und als das Kirpfl fast zur Hälfte sowohl in seinem als auch in meinem Mund steckt, überwinde ich das letzte entscheidende Stück. Weiche, warme Lippen liegen nun auf meinen, schmusen ganz sanft über diese. Da das Kirpfl leider noch immer zwischen uns steht, beißen wir beide reflexartig ab und jeder hat seinen Teil nun im Mund. Rasch kaue ich es klein und schlucke es runter, eh ich mich wieder Killian zuwende. „Du hast recht – die Plätzchen sind wirklich lecker“ sein charmantes Lächeln geht mir in Mark und Bein und etwas in mir schreit nach Wiederholung. „Ich glaube, ich muss mich noch einmal vergewissern…“ woher mein plötzlicher Mut kommt ist unklar, aber ich bereue es keineswegs. Sanft lege ich meine Lippen erneut auf seine und ich werde sogleich dafür belohnt. Der Braunhaarige zieht mich in einer fließenden Bewegung auf seinen Schoß und wir vertiefen den Kuss in dieser Position. Meine Arme lege ich um seinen Nacken, beginne ihn dort behutsam zu kraulen. Er scheint es zu mögen, denn ein wohliges Schnurren dringt an meine Ohren. „Jetzt habe ich statt einem Hund noch eine Katze“ lächelnd schaue ich zu ihm empor, komme nicht umhin ihn eine seiner Haarsträhnen zurückzustreichen. „Miau!“ lachend drücke ich meinen Kopf gegen seinen Brustkorb, lausche seinem Herzschlag. Er ist genauso schnell wie mein eigener und ich schließe genießerisch die Augen. Wir verharren lange so in dieser Position, bis Killian mit einem Mal endschuldigend zum Bad verschwindet. Jaaaa, auch Katzen müssen mal! Mit geröteten Wangen und Lippen sitze ich nun alleine im Wohnzimmer, warte auf seine Rückkehr. „Das ist verrückt…“ murmle ich zu Benji, welcher schlafend auf seinem Kissen liegt. Der Gute hat von alledem überhaupt nichts mitbekommen! „…aber schön“ überrascht blicke ich zu Killian, welcher nun im Türrahmen steht und grinst. Hektisch klopfe ich neben mich, hoffe, dass er meiner Bitte nachkommt. „Du sag mal… hast du nicht eigentlich erzählt deine Waschmaschine wäre voll? Ich habe gar keine im Bad gesehen“ augenblicklich fällt mein Lächeln in mir zusammen und Betretenheit ist stattdessen zu sehen. Fuck! „Also das… das kann ich dir erklären…“ der Braunhaarige gesellt sich wieder zu mir auf die Couch, doch dieses Mal ist seine Körperhaltung abwartend. „Ich möchte eine Beziehung ungerne mit Lügen beginnen Colin, verstehst du das?“ ich nicke hastig und blicke ihm aufgeregt ins Gesicht „Na... Natürlich verstehe ich das… bitte sei mir nicht böse…“ ich muss mehrmals tief Luft holen, bevor ich ihm den Umstand erkläre. „Mein Wohnverhältnis ist mir mehr wie peinlich. Du siehst ja, wie es ist. Es war nicht immer so, erst als… als…“ es ist schwierig Steffen zu erwähnen, wenn er neben mir sitzt. „Als was?“ geduldig wartet Killian auf meine Antwort. Um mir die Angst zu nehmen, legt er behutsam seinen Arm um meine Schulter, drückt diese liebevoll mit seiner Hand. „…als Steffen mich verlassen hat. Er war mein erster Freund musst du wissen. Als wäre die Trennung damals nicht schon schlimm genug gewesen, hat er mich auch noch während meiner Abwesenheit beklaut“ eine aufsteigende Wut über diesen Mistkerl steigt in mir auf und ich versuche sie so gut es geht zu bändigen. Ich möchte Killian nicht verschrecken. „Er hat fast ausnahmslos alles weggeschleppt. Das ist mittlerweile 5 Jahre her und wie du siehst ist der Schaden noch immer groß. Ich… kann mir einfach nicht mehr leisten… ich könnte mir nicht einmal Benji leisten, hätte ich nicht früh gelernt mit Geld umzugehen. Der Großteil geht für Futter drauf, ich selbst ernähre mich fast nur von Fertigkost…“ ohne es verhindern zu können, laufen mir plötzlich kalte Tränen über die Wangen. Mich vor ihm so offen zu legen, ihm meine schmerzlichste Seite zu zeigen, ist mir mehr wie unangenehm. „Bitte… Bitte verurteile mich nicht…“ zu meinem Heulkrampf kommt nun auch noch ein Schluckauf hinzu. Na ganz toll! [*] Schweigend lausche ich Colin seinen Erzählungen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass er schon so viel durchgemacht hat. Dieser Steffen scheint einer der ganz üblen Sorte zu sein. Der soll mir mal bei Mondlicht über den Weg laufen! Der Kleine ist ganz aufgelöst, als er mich unter tränenreicher Stimme um Verzeihung bittet. Wie könnte ich ihm nur böse sein? Niemand sollte so etwas erleben müssen! „Komm her Colin“ liebevoll drücke ich den bebenden Körper an meinen eigenen, streichle ihm behutsam über das schwarze Haar. „Ich verurteile dich ganz sicher nicht deswegen. Jetzt wo ich weiß, warum es so ist wie es ist, verstehe ich dich endlich besser“ ich warte bis der Kleine sich wieder beruhigt hat, bevor ich ihm einen gehauchten Kuss aufs Haar gebe. „Ich hoffe, du hast meine Worte von vorhin nicht vergessen“ langsam schaut der Schwarzhaarige zu mir hoch, seine Augen sind gerötet vom vielen weinen und ich kann mich nicht beherrschen ihm mit meiner freien Hand die Tränenspur wegzuwischen. Augenblicklich errötet er unter meiner Berührung. „Was… was meinst du?“ seine Stimme ist noch brüchig, doch das soll mir gerade egal sein. „Na der Teil, dass ich ungern eine Beziehung mit einer Lüge beginnen möchte" ich kann beobachten wie Colin sein Kopf zu rauchen beginnt und amüsiert warte ich ab, wann er denn auf die Antwort kommen wird. „Du meinst.... du und ich?“ lachend schüttle ich meinen Kopf und deute neckisch in Benji seine Richtung „Ich dachte eigentlich an ihn und mich… aber du reichst mir auch“ ein spielerischer Boxer auf meine Schulter bringt nun auch ihm zum Lachen. „So gefällst du mir schon viel besser“ lächelnd drücke ich seinen Körper an meinen eigenen, bevor ich meine Hand leicht unter sein Kinn lege. Liebevoll zwinge ich ihn mich anzusehen und was ich sehe, lässt mein Herz höher schlagen. Seine blau-grauen Augen sind geschlossen, während seine Lippen zu einem leichten Kussmund geformt sind. Das sein Körper dabei leicht bebt, entgeht mir nicht. Er scheint genauso wie ich unter Strom zu stehen. Sehnsüchtig lege ich meine Lippen auf die seine, umspiele sie liebevoll und neckend. Ich beiße sanft in seine Unterlippe und spiele mit dieser. „Bitte sei mein Freund Colin…“ Kapitel 6: Zwischen Weihnachtsdekoration und Ängsten [23.12.2016] ----------------------------------------------------------------- Halli Hallo :D Zur Überraschung des Tages kommt heute schon ein Teil des morgigen Kapitels ;) da es überraschenderweise soviele Worte geworden sind (Höhö xD). Morgen folgt dann der Rest :D. Ein Kapitel für den 25ten ist auch noch vorgesehen - ich hoffe, ich schaffe es noch zu schreiben (bin bis Montag nicht zu Hause). Ich wünsche euch einen schönen, gemütlichen Freitag ♥ [#6 - Zwischen Weihnachtsdekoration und Ängsten] Unsicher schaue ich abwechselnd zu meiner linken und rechten Hand. In jeweils diesen befinden sich randvolle Einkaufstüten. Ja, ihr habt richtig gelesen – randvoll! Ich habe weder eine plötzliche Gehaltserhöhung bekommen, das wäre ja mal ein Wunder, noch bin ich Millionär geworden. Nein! Das alles habe ich meinen Freund zu verdanken. Ja, auch hier habt ihr richtig gelesen! Mein Freund. Es ist zwar noch alles relativ unrealistisch für mich und oftmals muss ich mich immer noch zwicken, aber ich habe Killians Liebeserklärung erwidert. Ich konnte doch gar nicht anders als ´Ja´ zu sagen. Immerhin war ich doch selbst hoffnungslos und mit Haut und Haar verloren. Ich liebe Killian. Mittlerweile sind wir schon eine ganze Woche zusammen und jeder neuer Tag ist wie ein Geschenk für mich. Natürlich machen wir nur kleine Schritte, er weiß noch immer nichts über mein Geheimnis, und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Einen dieser kleinen Schritte habe ich bereits heute getan und dieser beinhaltet diese randvollen Tüten. Nun seid ihr doch bestimmt neugierig was sich in diesen Tüten befindet? Ich will es euch gerne sagen. Es sind Weihnachtsdekorationen! Killian hat mir kleinlaut nach meiner erwiderten Liebeserklärung gesteckt, dass er meine Wohnung sehr einsam und kühl findet. Ich selbst war mehr wie beschämt darüber, immerhin hat er ja recht. Ohne Freund hatte ich nie einen Sinn darin gesehen die Wohnung ´schön´ zu machen. Sicherlich hätte ich sie für mich selbst verschönern können, aber dazu fehlte mir die Lust und Kraft. Doch jetzt habe ich ihn und mit einem Mal möchte ich so viel ändern. Ich möchte es ihm recht machen, möchte ihm eine angenehme Atmosphäre bieten. Zwar sagt er mir stets dass ich ihm schon ausreiche, aber das ist mir selbst nicht genug. Deshalb habe ich ohne sein Wissen einen kleinen Sparziergang getätigt. Auch etwas, dass ich jetzt viel intensiver wahrnehme als zuvor. Sonst waren es immer die alltäglichen Sparziergänge mit Benji, wenn er einmal raus musste. Da war mein Blick steht’s gesenkt und auf ihn gerichtet. Nun betrachte ich alles mit offeneren Augen. Zum Beispiel habe ich ein kleines Café, nicht weit von meiner Wohnung entfernt, entdeckt. Wenn ich all meinen Mut zusammennehme werde ich Killian mal darauf ansprechen und vielleicht können wir dort zusammen hingehen. Ich möchte mit ihm so viele schöne Erinnerungen wie möglich schaffen. Geschafft erreiche ich endlich den mir allzu bekannten Plattenbau. Dank einer meiner Nachbarn, welcher gerade zufällig die Eingangstür öffnet, brauche ich meinen Schlüssel nicht hervorkramen. „Vielen Dank Herr Schneider!“ lächelnd nicke ich ihm zu, wünsche ihm und seiner Frau ein schönes Fest. „Vielen Dank! Das wünsche ich Ihnen auch!“ Überraschung ist in seiner Stimme herauszuhören. Sonst war es bei mir Gang und Gebe die Nachbarn nur mit gesenktem Kopf zu begrüßen. Augenkontakt habe ich so gut es ging gemieden. Auch dies hat sich durch den positiven Einfluss von Killian geändert. Ich weiß gar nicht wann ich das letzte Mal so glücklich war. So kommt es auch, dass ich pfeifend und vor mich hin summend die Treppenstufen erklimme. Beim heutigen Einkauf hatte ich wieder jede Menge Glück. Viele der Dekorationsartikel sind mittlerweile schon im Angebot, da Weihnachten ja nun bald schon wieder vorbei ist. 80% auf Lichterketten und andere Dekorationselemente. Natürlich habe ich sofort zugeschlagen und das Ergebnis halte ich nun in beiden Händen fest. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden. Meine Ausgaben haben das Budget nicht überschritten. Ich konnte sogar noch etwas Kleines für meinen Liebling ergaunern. Das bekommt er aber erst heute Abend! Killian hat mich ganz gentlemanlike zu sich eingeladen, er würde für mich kochen. Was es geben soll hat er mir natürlich verschwiegen. Ist eine Überraschung. „Ich bin ja so aufgeregt! Warum ist nicht schon Abend?“ voller Vorfreude erreiche ich unsere Etage, laufe den langen Flur entlang bis zu meiner Wohnung. Instinktiv werfe ich einen Blick zu Killians Haustür. Heute ist er noch einmal ehrenamtlich als Weihnachtsmann tätig, aber zum Glück nur bis zum späten Nachmittag. Danach muss er die lieben Kleinen leider verlassen, unter dem Vorwand er müsse noch andere Kinder besuchen. In dem Fall – mich. „Wenn die wüssten was für ein großes Kind er besuchen geht“ ein grinsen huscht über meine Lippen, als ich den Schlüssel ins Schloss stecke und die Türe öffne. Ich erwarte bereits einen schwanzwedelnden Benji, welcher sich freut mich wiederzusehen, aber die Begrüßung bleibt aus. „Benji?“ ich lausche in die drückende Stille und höre es aus der Ferne plötzlich laut bellen. Habe ich ihn ausversehen irgendwo eingesperrt? Hastig beeile ich mich in den Flur zu kommen, stelle beide Tüten ab. Die Tür vergesse ich in diesem Moment und streife mir sowohl Jacke als auch Schuhe ab. Beides lasse ich achtlos bei der Kommode liegen. „Benji?“ abermals rufe ich nach meinem Liebling und abermals ertönt ein bellen. Das Geräusch kommt aus der Richtung des Wohnzimmers und ich eile zügiger Schritte hinein. „Bist du hier?“ das Bellen ertönt dieses Mal direkt links von mir und ich starre zur besagten Stelle. Erschrocken führe ich meine rechte Hand zum Mund, weite ungläubig die Augen. Mein kleiner Vierbeiner ist mit seiner eigenen Leine am Heizkörper befestigt und kann sich kaum rühren. Wer zur Hölle? „Benji!“ hastig nähere ich mich dem Heizkörper, begebe mich augenblicklich in die Knie. „Ganz ruhig…“ ich versuche selbst ruhiger zu werden, was mir im Augenblick nicht gelingen mag. Was geht hier bitte nur vor? Mit zittrigen Händen löse ich die Leine, als mir auch schon der nächste Schock durch Mark und Bein geht. „Wenn du nicht willst dass ihm etwas passiert, schickst du ihn lieber in den Flur. Hast du verstanden?“ Wie kann es sein…? Reflexartig werfe ich einen Blick über meine rechte Schulter. Tatsache! Was zur Hölle tat bitte mein Exfreund hier? Wie kommt er überhaupt in meine Wohnung? Was will er? Fragen auf die ich keinerlei Antwort weiß. „Was willst du hier? Ich habe dich nicht eingeladen!“ etwas grob umschließe ich meinen kleinen Terrier, bevor ich aufstehe und mich direkt zu Steffen begebe. Ich merke sofort, dass er sich in den 5 Jahren kein Stück verändert hat. Ein hochgewachsener Mann mit blondierten Haaren, welcher er zurückgegelt trägt, steht höhnisch grinsend vor mir. Er erreicht zwar nicht Killian seine Größe, ist aber nahe dran. Sein Körperbau ist muskulös, er treibt also immer noch sehr viel Sport. Einige Tattoos zieren seine Oberarme. Auf dem linken Arm ist sogar ein Totenschädel abgebildet. Ich frage mich wie ich je so jemanden lieben und mein Herz schenken konnte?! Kopfschüttelnd strecke ich meine freie Hand aus, zeige auf die offene Wohnzimmertür. „Verschwinde! Sonst zeige ich dich wegen Hausfriedensbruch an!“ meine Stimme ist fest und ich bin selbst überrascht wie hart ich klingen kann. Mein kleiner Schatz ist ebenfalls nicht sehr angetan von seinem Besuch. Seine Ohren sind angelegt und die Zähne leicht gefletscht. Es wäre ein leichtes ihn auf Steffen loszulassen, doch das tue ich bewusst nicht. So bin ich nicht. „Bist du taub?“ bevor ich überhaupt einen Schritt auf ihn zu machen kann, kommt er mir zuvor. Mit einem Mal erblicke ich etwas kleines Schwarzfarbiges in seiner linken Hand und ich zucke augenblicklich zurück. „Jetzt spuckst du keine großen Töne mehr“ verächtlich kommt er mir immer näher, demonstriert mir durch blaue Funken was er da in der Hand hält. Eine Elektroimpulswaffe. „Raus mit der Töle, sonst darf sie die ersten Stromstöße probieren!“ er meint es wirklich ernst! Angst kriecht in meine Glieder und lähmt mich kurzzeitig. „Wird’s bald?!“ blufft er mich an und erzeugt einen erneuten Funken. Ich muss kurz schlucken, bevor ich langsamer Schritte zur Wohnzimmertür gehe. „Und keine Tricks Colin!“ kurz verziehen sich meine Mundwinkel – mit dem Gedanken hatte ich wahrhaftig gespielt. „Es wird alles gut!“ flüstere ich Benji zu, begebe mich in die Hocke und lasse ihn im Flur herunter. Sofort beginnt er mit bellen und Steffen´s „Stell ihn gefälligst ruhig!“ trägt nicht gerade zur Beruhigung bei. Es braucht eine kurze Zeit bis ich Benji halbwegs ruhig bekomme und er nur noch winselnd auf und abläuft. „Wurde aber auch Zeit!“ die Glastür wird grob von dem Blondhaarigen in die Angel getreten, eh er sich höhnend zu mir herabbeugt. „Und nun zu dir…“ *** Ich weiß, ich bin gemein :P aber Spannung muss sein (Höhö hat sich gereimt). Nur wie wird es wohl weiter gehen? Schreibt es mir gerne in die Kommentare :D Bis zum morgigen Tag ihr Süßen ♥ Kapitel 7: Polizei und Happy End? [24.12.2016 - Heiligabend] ------------------------------------------------------------ Es ist soweit :D das Finale naht. Ob Colin es alleine mit Steffen aufnehmen kann? Ihr werdet es sehen ;). Vielen, vielen Dank für 9 Favoriten. Ihr seid wirklich klasse! Vielen Dank. Ich wünsche euch besinnliche Weihnachten, ein leckeres Essen, schöne Geschenke und genießt das Fest im Kreise eurer Familie ♥. Viel Spaß beim Lesen :) [#7 - Polizei und Happy End?] „Ho Ho Ho und fröhliche Weihnachten!“ ein letztes Mal drehe ich mich zu den Kleinen um, winke ihnen lachend zu. In meiner rechten Hand halte ich einen alten, braunen Stoffsack. Vor wenigen Stunden waren dort noch haufenweise Geschenke versteckt, die dank Spenden zusammengekommen sind. Die kleinen Kinderaugen strahlen zu sehen ist das Schönste an dem ganzen Beruf. Vielleicht, nur vielleicht, werde ich irgendwann selbst einmal welche haben. Wie Colin wohl zu dieser Thematik steht? „Was er wohl gerade macht?“ lächelnd gehe ich in Gedanken die vielen Optionen durch. Ob er sich wohl gerade schick für unser gemeinsames Abendessen macht? Befindet er sich wohlmöglich gerade unter der Dusche? Bilder von seinem nackten Körper erhellen meine Sicht und ich lecke mir zügellos über die Lippen. Leider vergesse ich total, dass ich immer noch im Kostüm stecke und somit auch immer noch den Weihnachtsmannbart trage. Weiße Haare verfangen sich in meinem Mund und ich spucke sie angewidert wieder aus. „Es wird Zeit das ich nach Hause gehe und mich dusche!“ und danach mache ich mich an das leckere Rezept von meiner Oma. Sie so lieb gewesen und hat mir ihr Rezept für die perfekte Weihnachtsgans mit Knödeln und Weißweinsoße verraten. Sonst ist sie da immer sehr zurückhaltend. Zum Glück habe ich das Privileg als Enkel und als ich ihr noch geflüstert habe, dass ich für jemand ganz speziellen koche, konnte sie gar nicht anders als es mir zu offenbaren. Noch eine Eigenschaft die ich so an ihr liebe. Sie hat keinerlei Probleme damit, dass ich auf Männer stehe. „Ich werde Colin den schönsten Abend seines Lebens bereiten!“ enthusiastisch werfe ich mir den leeren Stoffsack über die Schulter, bevor ich beginne zu rennen. Dass ich dabei auf den Straßen ein total lustiges Bild abgebe ist mir egal. Auch der Weihnachtsmann hat es eilig nach Hause zu kommen! Vor allen wenn so etwas überaus Süßes auf ihn wartet. „HO HO HO!“ lachend schreie ich diese drei Worte laut hinaus und ernte dafür amüsierte und perplexe Blicke der Passanten. Kleine Kinder deuten auf mich und winken mir zu. „FROHE WEIHNACHTEN!“ ich werfe den Kopf kurz in den Nacken, beschleunige mein Tempo und erreiche auch bald meine gute alte Platte. Jetzt wo ich sie mir zusammen mit Colin teile, wirkt sie nicht mehr so trist und grau auf mich. Sie strahlt richtig und heißt mich Willkommen. Schwer atmend erreiche ich endlich die gewünschte Etage. Während des Treppenaufstiegs habe ich mich endlich des weißen Bartes entledigt. Dass man in diesem Ding so furchtbar schwitzen kann hätte ich selbst nicht für möglich gehalten. „Schnell unter die Dusche!“ voller Vorfreude auf das Kommende beeile ich mich. Der Flur kommt mir plötzlich viel länger als sonst vor und sowie ich meine Haustür erreiche, umgibt mich ein ungutes Gefühl. Dies wird auch sofort bestärkt, als ich zu Colins Seite schaue. Seine Tür steht, wie schon am Tag zuvor, einen Spalt breit auf. Als würde mich das nicht überraschen, taucht mit einem Mal Benji in dieser auf. Er wedelt unruhig mit seiner Rute, seine Ohren sind halb angelegt. „Hey…“ zaghaft begebe ich mich in die Hocke, gehe mit ihm auf Augenhöhe. Als er mich erkennt flitzt er hechelnd auf mich zu und er tut etwas, was mich umso überraschter reagieren lässt. Er verbeißt sich in dem roten Ärmel meines Kostüms und zieht mich zielsicher in die Richtung der Haustür. Es tut keineswegs weh, nur ziehe ich perplex beide Augenbrauen hoch. Ob Colin etwas passiert ist? Hektisch werfe ich einen Blick in den Flur, doch leider erkenne ich nichts. „Zeig mir wo er ist!“ [*] „Ich bin überrascht! Es sieht immer noch genauso scheiße aus wie ich es hinterlassen habe“ grinsend wirft Steffen einen kurzen Blick durch das Wohnzimmer. Seine Augen sprühen vor Hohn und ich frage mich zum wiederholten Male was er hier will. „Nun frag dich mal wem ich das zu verdanken habe!“ zische ich leise zurück, meinen Blick noch immer verängstigt auf dem Elektroschocker gerichtet. Ob er mir damit wirklich schaden wird? Ich kenne ihn nicht als gewalttätigen Mann. Er war zwar schon immer etwas aggressiv wenn es nicht so lief wie er es sich vorgestellt hat, aber geschlagen hat er mich nie. Umso überraschter bin ich jetzt, dass er zu solchen Mittel greift. „Sag mir lieber warum du hier bist. Du beendest einfach vor 5 Jahren unsere Beziehung, beklaust mich schamlos und tauchst jetzt einfach aus dem Nichts wieder auf? Was willst du?“ meine Worte sind trotz der Angst fest und ich schaue ihm gezielt in die braunen Augen. Amüsiert zieht er beide Augenbrauen empor, tritt Schritt für Schritt auf mich zu. Instinktiv weiche ich zurück, spüre die alte abgenutzte Couch in meinen Kniekehlen. „Colin Colin Colin“ der Elektroschocker blitzt kurz auf und ich falle vor Schreck nachhinten auf das weiche Material. Sofort sinke ich ein und weite meine blau-grauen Augen. „Ich bin traurig dass du unser Versprechen vergessen hast…“ er zieht eine gespielte Schnute, bevor der gesamt Hohn wieder in sein Gesicht zurückkehrt. „Ich habe dir nur eines versprochen Steffen und das wirst du nicht bekommen! Mein Versprechen galt dem Mann, den ich damals geliebt habe. Ich dachte, dir ginge es ebenso wie mir…“ die Erinnerungen an damals tauchen mit einem Mal in meinem Kopf auf und ich versuche sie wieder in die hinterste Ecke meines Kopfes zu drängen. „Das einzige was ich je geliebt habe war die Bequemlichkeit und das du bei jedem Furz gesprungen bist. Nur das du dich immer so geziert hast mit mir zu poppen, dass ärgert mich auch heute noch. Du bist doch immer noch dieselbe verklemmte Jungfrau wie früher, habe ich nicht Recht? Dich hat auch heute noch keiner ordentlich flachgelegt. Das werde ich gerne ändern“ sein Mundwinkel zieht sich amüsiert nach oben. Seine Worte erzeugen in mir ein Übelkeitsgefühl. Hat er es ernsthaft auf meine Jungfräulichkeit abgesehen? „Du spinnst doch!“ fauche ich aufgebracht und versuche von der Couch aufzustehen. Leider ist er schneller wie ich. In einer raschen Bewegung hat er den Elektroschocker auf den alten Holztisch geworfen, eh er sich mit all seiner Kraft auf mich wirft. Die Luft wird aus meinen Lungen gepresst und ich beginne wild zu zappeln. „Geh… Geh von mir runter! Du… Du bist krank!“ ich hole tief Luft und stemme meine Arme gegen seinen Brustkorb. Als wäre es nichts, drückt er meine beiden Arme gegen meinen Kopf. Eine widerliche Alkoholfahne dringt mir in die Nase und ich werfe angewidert den Kopf zur Seite. „Zier dich gefälligst nicht so! Du hast mir ewige Liebe und deine Jungfräulichkeit versprochen und die hole ich mir nun ein. Hat zwar 5 Jahre gedauert aber was soll´s – mit den anderen Kerlen wird es langsam langweilig. Ich habe Bock auf junges, ungenutztes Fleisch“ entsetzt reiße ich meine Augen auf, als ich seine linke Hand an meinem Oberschenkel herabgleiten spüre. N…e..in.. da darf er mich nicht berühren! Ich will doch Killian… Killian… Tränen bilden sich in meinen Augen und laufen ungehindert meine Wangen hinab. „Hilf mir… Kili…“ [*] Leises Stimmengewirr durchdringt die Glasscheibe des Wohnzimmers. Hat Colin etwa Besuch? Ich bin überrascht und auch gleichzeitig neugierig wer sich wohl hinter der Türe befindet. Vereinzelt Wortfetzen wie „Du beendest einfach vor 5 Jahren unsere Beziehung“ lassen mich hellhörig werden. Befindet sich etwa sein Exfreund, dieser Steffen, da drin? Was will er? Ich werfe einen Blick auf Benji. Er ist immer noch sehr unruhig und sein Blick schwankt zwischen der Tür und mir. Kurz bin ich gewillt einfach die Türe zu öffnen und diesem Kerl meine Meinung zu geigen. Als jedoch mit einem Mal blaue Funken sprühen, halte ich kurz den Atem an. Hat der Kerl etwa eine Waffe? Instinktiv balle ich meine Hände zu Fäusten, bevor ich mich der Glasscheibe langsam nähere. Meine Hand zittert vor Angst und Wut. Vorsichtig lege ich diese auf die kalte Türklinge, drücke sie Stück für Stück auf. Durch den erzeugten Spalt kann ich beobachten wie Colin zurück auf die Couch gedrängt wird und Steffen unachtsam den Elektroschocker auf den Tisch wirft. Was dann jedoch folgt lässt mich kurz innehalten. Dieses verfluchte Arschloch! „Na warte!“ zische ich zwischen meinen Lippen und drücke die Türe immer weiter auf. Zu meinem Glück quietscht sie nicht und ich kann mich ungehindert anschleichen. „Zier dich gefälligst nicht so! Du hast mir ewige Liebe und deine Jungfräulichkeit versprochen und die hole ich mir nun ein“ kurz bin ich überrascht von seiner Aussage. Colin ist immer noch unberührt? Lange Zeit mit darüber Gedanken zu machen, habe ich jedoch nicht. Als Steffens Hand zielsicher an Colins Oberschenkel herabgleitet, lasse ich bedrohlich meine Finger knacken. „Hilf mir… Kili…“ seine leisen, geflüsterten Worte geben mir den letzten Anstoß. Zielsicher greife ich mir mit der rechten Hand den Elektroschocker, eh ich ihm mit einem „FINGER WEG VON MEINEM FREUND!“ aushole. Zielsicher treffe ich seinen Hinterkopf und augenblicklich kippt der Blondhaarige unter lautem Ächzen vorne über. Colins Augen sich vor Schreck geweitet und er scheint die Situation noch nicht zu realisieren. Nachdem ich den leblosen Körper von meinem Freund heruntergehievt und die Polizei über den Vorfall informiert habe, begebe ich mich augenblicklich zu Colin. Er ist immer noch sehr aufgelöst, Tränen rinnen unaufhaltsam seine Wangen hinab. „Pssst… ganz ruhig. Es ist vorbei mein Liebling“ behutsam führe ich meine rechte Hand an seine Wange, streichle sanft über diese. Er scheint langsam aus seiner Starre zu erwachen, denn seine blau-grauen Augen richten sich langsam auf mich. „Ich… Ich… Ich hatte solche Angst… Killian… Ich…“ kopfschüttelnd drücke ich den bebenden Körper an mich, beginne liebevoll über seinen Rücken zu streicheln. Ich kann spüren wie er langsam ruhiger wird „Dieser… Dieser Mistkerl… er… er hat mich nur benutzt“ Schluckauf gesellt sich zu seinen Tränen hinzu. Kurz muss ich lächeln weil es einfach so niedlich klingt und Colin scheint dies auch zu bemerken. „Lach…. nicht!“ ihm selbst entweicht ebenfalls ein kurzes Lächeln, jedoch nur so lang, wie auf einmal die Polizei in der Türe steht. Ihr Blick fällt sofort auf den leblosen Körper von Steffen und der kleinen Platzwunde, welche sich durch meine Einwirkung gebildet hat. „Was ist hier passiert?“ will sofort einer der beiden Polizisten wissen und ich streichle Colin behutsam über den Handrücken. „Lass mich das klären“ ohne auf eine Zustimmung seinerseits zu warten, begebe ich mich zu den beiden Männern. Ich erkläre ihn so kurz wie möglich die Sachlage. Leider muss ich bei dem Punkt, wie er überhaupt ins Haus gekommen ist, abbrechen. Hilfesuchend wende ich meinen Blick zu dem Schwarzhaarigen und ich bin überrascht als dieser mit fast fester Stimme seine Version der Geschichte erzählt. Es dauert bestimmt 5 Minuten bis Colin sich alles von der Seele geredet hat und die Polizisten sich das Notwendigste in ihrem Block notiert haben. „Sie wissen aber, dass ein Verfahren wegen Körperverletzung auf sie zukommen wird, Herr Winter?“ bevor ich überhaupt etwas sagen kann, schaltet sich Colin plötzlich ein. „Nein! Er… Er hat das nur getan um mich zu beschützen… er… er darf nicht bestraft werden!“ seine Augen huschen unruhig von den Männern zu mir und wieder zurück. „Argh… dieses verdammte Arschloch…“ augenblicklich richten sich alle Augenpaare auf den blonden Mann, welcher langsam wieder zu Bewusstsein kommt. Mein Schlag war wohl doch nicht so hart wie erwartet, oder aber er hat einfach einen sehr harten Schädel. „Aus dem mache ich Hackfleisch!“ knurrend stützt sich Steffen auf dem Boden ab, bevor er zischend versucht aufzustehen. „Sie werden niemanden zu Hackfleisch verarbeiten, Herr Lenner!“ mit der Polizei hat der Gute wohl nicht gerechnet, denn sein Kopf ruckt hektisch nach oben. „Verdammte Scheiße was machen die Bullen hier!“ ein kurzer Schwindel scheint ihn aufgrund der ruckartigen Bewegung zu erfassen, denn er legt sich stöhnend eine Hand auf das Gesicht. „Verfluchter Dreck!“ jedes weitere Wort wird jedoch von den Männern unterbunden, als sie ihm einige Delikte vorhalten. Scheinbar ist er kein unbeschriebenes Blatt. Umso erleichterter sind wir, als er endlich in Gewahrsam genommen wird. „Wir werden uns bei Ihnen beiden melden. Wenn alles vor Gericht landet, werden sie wohl als Zeugen aussagen müssen“ mit einem knappen nicken und einem „Trotzdem wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten“ verlassen sie mit Steffen die Wohnung. Sein Gebrüll und seine Schimpftiraden sind noch bis zur untersten Haustür zu hören. „Er ist weg…. Er ist wirklich weg…“ ungläubig starrt mich Colin an und als er all dies wirklich realisiert, schlingt er beide Arme um meinen Oberkörper. Viel zu spät realisiere ich, dass ich noch immer in meinem Weihnachtsmannoutfit stecke. Das erklärt auch das amüsierte Grinsen der Polizisten, als sie mich zum ersten Mal gesehen haben.  Nun muss ich selbst schmunzeln und mein schwarzhaariger Freund schaut verwundert zu mir empor. „Ho Ho Ho…“ brumme ich und hauche ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn. „Jetzt wird dir niemand mehr wehtun…“ flüstere ich und umschlinge sehnsüchtig seinen Körper. Lange halten wir uns so im Arm, genießen die Wärme und Nähe des jeweils anderen. Erst das laute knurren unserer Mägen holt uns in das Hier und Jetzt zurück. „Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam etwas  kochen? Meine Oma hat mir da so ein leckeres Rezept geflüstert“ vielsagend wackle ich mit den Augenbrauen, bringe ihn somit zum Schmunzeln. „Sehr gerne… aber zuerst musst du mir helfen!“ Colin scheint es plötzlich sehr eilig zu haben, denn er verschwindet schnellen Schrittes in den Flur. Raschelnd kehrt er mit zwei Tüten in den Händen zurück und ich ziehe fragend die Augenbrauen empor. „Ich… ich wollte dich damit überraschen..“ eine sanfte Röte umspielt seine Wangen, bevor er vorsichtig eine Lichterkette aus einer der Tüten herauszieht. „Weihnachtsdekoration?“ mehr als überrascht geselle mich zu ihm. Wahrhaftig! Colin scheint sich meine Worte sehr zu Herzen genommen zu haben. Kopfschüttelnd ziehe ich ihn in meine Arme, hauche mehrere Küsse auf sein schwarzes Haar. „Du bist wunderbar Colin“ lächelnd schaut er zu mir hoch und ich kann in seinem Blick erkennen was er möchte. Ohne große Worte beuge ich mich zu ihm herab, zupfe zärtlich an seiner Unterlippe. Dieses Weihnachten werde ich so schnell nicht vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)