The Legend of two Kings von Hatsu-chan (~Arctis~) ================================================================================ Kapitel 3: die Bürde eines Königs --------------------------------- The Legend of two Kings Kapitel 3: die Bürde eines Königs Insomnia – königlicher Palast/ Vorplatz Müde streckte Noct seine Glieder von sich und machte sich auf der Treppe vor dem Palast breit. Seufzend legte er den Kopf auf dem kühlen Boden ab und lies seinen Blick nach oben zum wolkenfreien Himmel wandern. Heute würde es wohl wieder verdammt warm werden, wie er Hitze doch hasste. Zum Glück hatte ihn Ignis noch am Morgen nach Hause gefahren damit er seine verschwitzen Sachen vom Vortag wechseln konnte. Er hatte es am Abend nicht mehr ausgehalten auf seinen Vater zu warten und beschloss kurz nachdem Ardyn gegangen war, Ignis aufzusuchen. Seine Familie war gerade dabei gewesen den Tisch abzuräumen, als er bei ihnen aufgetaucht war. Ignis war sehr überrascht gewesen, dass Noct alleine zu ihnen gefunden hatte. Immerhin hatte ihn der junge Prinz noch nicht oft Zuhause besucht. Dessen Familie freute sich jedoch sehr über seinen Besuch. Sie deckten für ihn den Tisch wieder ein, was Noct ziemlich unangenehm war, er wollte nicht, dass sie sich seinetwegen solche Umständen machten. Hunger hatte er dennoch gehabt und so hatte er ohne zu zögern sämtliche Reste von den Tellern gefuttert. Ignis bot ihm dann an bei ihnen über Nacht zu bleiben und das Angebot kam Noctis mehr als recht. Gerade wollte er nicht alleine sein, die Enttäuschung über das versäumte Gespräch mit seinem Vater saß tief. Außerdem brauchte er Ignis Hilfe, denn er selber hatte nun mal keine Ahnung welche großartigen kulturellen Dinge er Ardyn so zeigen konnte. In dieser Hinsicht kannte sich Ignis nun mal besser aus, daher holte er sich ein paar Tipps von seinem Kumpel, um auf Ardyn nicht komplett wie ein Kulturbanause zu wirken. Plötzlich tauchte ein junger Mann vor seinem Sichtfeld auf, was Noctis leicht hochschrecken lies. „Guten Morgen, ist alles in Ordnung?“ fragte ihn der Mann in Kingsglave Uniform etwas skeptisch. Nun, das war ihm nicht zu verdenken, es lümmelt nun einmal nicht jeden Tag jemand vor dem Palast wie ein Penner auf der Treppe rum und normalen Bürger war es verboten diesen Bereich ohne Erlaubnis zu betreten. „Was? Ja klar.“ Noct richtete sich etwas auf und musterte den Mann vor sich kurz: „Das ist eine Kingsglave Uniform. Was machen Sie hier, ist etwas passiert?“ Sie wurden doch nicht etwa angegriffen? Nein, das hätte er mitbekommen. Gab es etwa Probleme wegen dem Friedensvertrag? Skeptisch hob der Soldat seine rechte Augenbraue an. Der Junge traute sich vielleicht was! Anstatt zu erklären, was er hier machte, stellte er lieber Gegenfragen. „Ich denke nicht, dass es dich etwas angeht, warum ich hier bin! Lieber erklärst du mir, was du hier machst. Hier ist Unbefugten der Zutritt verboten. Das ist der königliche Palast und kein Marktplatz.“ Der junge Mann lies sich nicht beirren und erst recht nicht von so einem Grünschnabel auf der Nase herumtanzen. Wobei ihm das Gefühl nicht losließ, dass er diesen Eindringlich von irgendwoher kannte. Ihm wollte nur nicht einfallen woher. Noctis war überrascht. Wie es schien, erkannte ihn die Glave nicht. Kein Wunder, sie waren ständig an der Front, ständig am Kämpfen, wo blieb denn da die Zeit sich die königliche Familie genauer anzusehen. „Ja, das ist mir klar. Keine Sorge, ich darf hier sein.“ Der Soldat verschränkte die Arme vor der Brust. Er wirkte immer skeptischer, was dachte er sich denn? Dass Noctis ein Terrorist war? „So? Mit welcher Erlaubnis denn? Kannst du dich bitte ausweisen?“ sein Ton wurde schärfer und gerade wollte er nach Noctis Arm packen als vom Palast aus ihm eine bekannte Stimme ertönte. „Prinz Noctis, was lümmelst du hier so herum?“ Sofort verzog Noct sein Gesicht. Na, der hatte ihm gerade noch gefehlt, wie es schien hatte Cor einen Radar, wenn es darum ging ihm auf die Nerven zu gehen. Der Soldat fiel aus allen Wolken, geschockt starrte er den Prinzen an, er versäumte dabei sogar vor dem Marshal zu salutieren. Seufzend erhob sich der junge Prinz endlich von der Treppe und drehte sich zu Cor welcher schnurstracks auf sie zugelaufen kam um. „Ich unterhalte mich mit...“ er deutete auf die Glave, er wusste gar nicht wie der junge Mann hieß, welcher ihn gerade verhaften wollte. „Nyx... Nyx Ulric, Eure Hoheit.“ Sein Gesicht war immer noch recht blass während er sich vor Noctis verbeugte und sich scheinbar selber dafür Ohrfeigen konnte, dass er den jungen Prinzen nicht erkannt hatte. „Jap, ich unterhalte mich gerade mit Nyx.“ Skeptisch zogen sich Cors Augenbrauen zusammen: „Ist das so? Ulric ja?! Sind sie nicht für den Wachdienst zugeteilt?“ Nyx nickte, was Noctis doch recht überrascht dreinblicken lies, Wachdienst? Aber er war doch eine Glave, seit wann schoben sie den Wachdienst? Als hätte der Soldat seinen Blick genau deuten können, erklärte er Noct, dass zur Zeit aufgrund des Waffenstillstands keine Glaven mehr im Einsatz waren. Deswegen wurden sie im Stadtinneren Dienst eingeteilt. „Dein Vater hätte gleich Zeit für dich, also komm.“ Cor deutete an, dass Noctis ihm in den Palast folgen sollte, doch der Prinz rührte sich nicht von der Stelle, was den Marshal genervt schnaufen lies. „Ich habe aber keine Zeit für ihn.“ „Was? Aber wieso bist du dann hier?“ frage er etwas irritiert. „Geht dich nichts an und jetzt geh.“ „Sei nicht so unverschämt! Ich habe dir eine einfache Frage gestellt.“ „Und ich habe sie dir beantwortet, ich bin nicht wegen Vater hier! Alles andere geht dich nichts an.“ Trotzig wie immer verschränkte er die Arme vor der Brust. Sein Blick glitt zu Nyx, welcher seinen Prinzen etwas ungläubig anstarrte, sicherlich konnte er nicht glauben, wie kindisch sich der junge Prinz gerade aufführte. „Herr Ulric, wissen Sie wo sie zugeteilt wurden?“ Cors Stimme war ruhig und gefasst, was ein beängstigender Kontrast zu seinem wütenden Gesichtsradruck bot. „Ja Sir. Ich melde mich sofort zum Dienst. Eure Hoheit.“ er verbeugte sich noch mal vor Noctis bevor er sich auf dem Weg machte um im Palast verschwand. „Ich hoffe, dass du dieses scheußliche, kindische Verhalten bald ablegen wirst. Dein Vater sitzt da drin und versucht das Bestmögliche für dich herauszuholen, obwohl er in so einer schlechten körperlichen Verfassung ist, während du hier einen verwöhnten Prinzen spielst. Du könntest ihm ruhig etwas entgegen kommen.“ Nun hatte es Cor geschafft. Er hatte ihm ein schlechtes Gewissen verpasst, ein flaues Gefühl breitete sich in ihm aus und Noct tat es leid, dass er am Abend zuvor doch nicht länger auf seinen Vater gewartet hatte. Betrübt lies er seinen Blick sinken. Er konnte diesen anklagenden Ausdruck in Cors Gesicht nicht ertragen, was dazu führte, dass er sich in Bewegung setzte und zum Palast lief. Er wollte weg, weg von Cor und am besten weg vom Palast. Doch das ging nicht ohne Ardyn. Sie waren verabredet und gerade jetzt wollte er den Kanzler bei sich haben. Er wusste nicht woher das kam, ob es an der Stimme lag oder an seinem Lächeln, oder einfach an seiner gesamten Art. Er hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf ihn. Als er in der Lobby ankam, öffnete sich im selben Moment der Aufzug und sein Vater stieg zusammen mit Ardyn aus. Sein Herz schlug etwas schneller, sodass es etwas schmerzte. Regis blickte ihn überrascht und doch erfreut an: „Noctis, du hier?“ Langsam kam Noct auf die beiden Männer zugelaufen, auf Ardyns Gesicht bildete sich ein sachtes Lächeln und Regis kam seinen Sohn etwas humpelnd entgegen. „Hallo Vater.“ „Du wolltest gestern mit mir reden. Es tut mir leid, dass ich keine Zeit hatte, wir könnten ja Heute zusammen zu Mittagessen.“ Erneut war da dieser Schmerz, doch sein Blick wanderte zu Ardyn, welcher an seine Seite trat und eine Hand auf seine Schulter legte. „Tut mir leid, Eure Majestät, aber heute beanspruche ich den Prinz für mich.“ Regis Augen weiteten sich leicht, er suchte den Blick seines Sohnes, doch dieser glitt so gleich zu Boden: „Ich zeige ihm heute die Stadt, tut mir leid, Vater.“ Noctis sah wie Regis Hände leicht zitterten, doch er fing sich schnell wieder und sein Gesicht entspannte sich: „Gut, dann geh deinen Pflichten als Gastgeber nach. Ich hoffe euch gefällt unsere Hauptstadt, Kanzler.“ „Gewiss, Eure Majestät.“ Ardyn verbeugte sich kurz vor Regis und zusammen mit Noctis, welcher seinem Vater noch einen kurzen Blick schenkte verließ er den Palast. Schweigend liefen die beiden neben einander her. Das flaue Gefühl in seinem Magen wollte einfach nicht Verschwinden. Schon lange hatte es Cor nicht mehr geschafft ihm so ein schlechtes Gewissen zu verpassen. Leicht zuckte Noct zusammen, als er eine Hand an seinem Haar spürte, welche sachte durch seine Strähnen glitt: „Ist alles in Ordnung, Noctis? Dich scheint etwas zu bedrücken.“ Noct griff nach der Hand des älteren, zog diese langsam von seinem Kopf weg, lies sie jedoch nur zögerlich los: „Nein, alles okay.“ Skeptisch beäugte der Kanzler seinen Prinzen, er war ja nicht blind und konnte erkennen, dass seinem jungen Begleiter etwas auf dem Herzen lag. „Wenn du möchtest können wir unser Treffen verschieben. Ich kann verstehen, dass du Zeit mit deinem Vater verbringen willst.“ Sofort schüttelte Noct den Kopf und blickte zu Ardyn auf: „Nein das ist nicht nötig. Ich freue mich auf unser Treffen. Außerdem wäre ich jetzt viel zu aufgewühlt um ordentlich mit ihm zu reden.“ „Du bist ein sehr emotionaler Mensch, Noctis, das sehe ich sofort und es ist vollkommen in Ordnung über seine Gefühle zu sprechen.“ „Das... ja, kann schon sein aber jetzt will ich das nicht. Lass uns Spaß haben, ich brauche jetzt Ablenkung.“ Es war seltsam, aber alleine diese verständnisvollen Geste, und war sie noch so klein, lies das flaue Gefühl in ihm abklingen. „Gut. Dann begebe ich mich in deine Hände und folge deiner Führung durch diese wunderschöne Perle.“ Verwirrt blickt Noct wieder zu ihm auf, während Ardyn seine Arme ausbreitete als würde er etwas anbeten. „Perle?“, fragte er etwas unsicher und blieb stehen. Er war wohl noch viel zu aufgewühlt um Ardyn wirklich folgen zu können, was diesen zum kichern brachte. „Ich spreche von Insomnia. Eine Stadt die so wertvoll und schön ist, wie eine Perle.“ sprach er fast schon liebevoll über die lucische Hauptstadt, was Noctis erneut verwirrte. Wie es schien hatte Ardyn viel für ihre Hautstadt übrig. Dabei war er doch nie zuvor hier gewesen. Nun, vielleicht hatte der erste Eindruck auch schon gereicht um sich zu verlieben, wenn man das so bezeichnen konnte. „Okay, verstehe. Ja Insomnia ist schon ganz cool. Dann würde ich sagen, wir fahren erstmal zur Innenstadt und kämpfen uns von dort aus zum Stadtmuseum vor.“ Dann setzte sich Noctis wieder in Bewegung. Ardyn folgte ihm, wobei er sich sehr über die Bezeichnung „cool“ amüsierte. „Wir gehen also zum Museum?“ fragte er überrascht und lief neben Noctis zum Ausgang her. Dass der Prinz sich für ein Museumsbesuch entschlossen hatte, damit hätte er nicht gerechnet. „Ja klar, da soll gerade eine interessante Ausstellung sein, oder interessiert dich sowas nicht?“ Ardyn winkte ab, er hatte ihm ja gesagt er würde sich von Noctis führen lassen, wenn der junge Prinz sich also ein Museumsanstellung ansehen wollte, dann würde er sicherlich nicht nein sagen, nur hätte er mit etwas „coolerem“ gerechnet, wenn er das in Noctis Sprache ausdrücken würde. „Warst du schon in der Innenstadt?“ Noctis bog direkt nachdem sie durch die Schleuse gelaufen waren zu der U-Bahnhaltestelle ab. Von hier aus konnten sie direkt bis zur Innenstadt fahren, welche voll mit Menschen und Autos war. Der Verkehr dort war grausam langsam. Deswegen hatte er sich selbst nur ungern zur Schule fahren lassen. „Ja, zwangsläufig. Das Hotel, welches ich bewohne, liegt direkt im Zentrum. Doch ich muss zugeben, dass mich die Lautstärke weniger stört, als ich gedacht hätte. Abends sehe ich mir gerne aus meinem Fenster den Chaos auf den Straßen an.“ „So, ja die Innenstadt ist ziemlich belebt - auch Nachts, das stimmt schon. In welchem Hotel wurdest du untergebracht?“ „In Indicum Hotel. Wirklich toller Service dort und die Küche ist hervorragend.“ Noctis kannte das Hotel, es befand sich in der Tat direkt am Centuluxe, einem großen Kaufhaus, direkt im Zentrum der Stadt. Davor lag ein großer Platz mit zwei Springbrunnen und in der Mitte befand sich das Herz der Innenstadt. Eine riesige Statue eines ihrer früherer Könige. Während sie auf die Bahn warteten wurden sie von den Passanten immer wieder beäugt. Einige grüßten ihren Prinzen, einige verbeugten sich sogar vor Noctis, was ihn rot anlaufen lies. Es war ihm peinlich. Er wollte nicht, dass Menschen auf der Straße sich vor ihm verbeugten. Am liebsten blieb er eigentlich unerkannt. So konnte er sich frei bewegen und wurde nicht wie ein rohes Ei behandelt, welchem gleich alles auf dem Silbertablett präsentiert wurde. „Es scheint so, als würden die Menschen einiges von dir halten, Prinz Noctis. Das freut mich.“ Ardyn lies es sich nicht nehmen und grüßte die Bewohner von Insomnia zurück. „Was? Nein, ich meine, kann schon sein, aber ich mag sowas nicht... Ich meine, ich bin auch nur ein normaler Typ und man muss sich nicht vor mir verbeugen.“ Erneut kicherte Ardyn, was Noctis wieder die Schamröte ins Gesicht trieb. Lachte sein Begleiter ihn etwa aus? Beleidigt plusterte er seine Wangen auf, was Ardyn dazu brachte, ihn leicht in eine zu kneifen. „Noctis, du bist kein normaler Typ, du bist der Prinz von Lucis und egal wie sehr du dich auch bemühen magst, du wirst nie einer von ihnen sein. Du wirst immer was besonderes bleiben, der König des Lichts, zu dem alle Menschen aufblicken. Dagegen kannst du leider nichts tun. Es wäre besser, du akzeptierst es.“ Schließlich fuhr die Bahn ein und ihnen kam eine große Menschenmenge entgegen, bevor sie einsteigen konnten. Die Bahn war sehr voll. Doch als die Menschen ihren Prinzen entdeckten, erhoben sich sogleich einige der Fahrgäste und boten ihm ihren Platz an. Sofort schüttelte er seinen Kopf: „Nein, ist schon gut, bitte setzte Sie sich wieder.“ Da war es schon wieder, sie packten ihn in Watte ein. Er konnte auch gut stehen. Er musste sich nicht setzten und erst recht nicht bestand er darauf, dass andere Menschen für ihn den Platz räumten. „Bitte Eure Hoheit, bitte setzen Sie sich doch.“ Der Mann schien wirklich drauf zu bestehen, was Noctis immer unangenehmer wurde, vielleicht wäre es besser gewesen, zu Fuß zu laufen. „Nun, wenn der junge Prinz sich nicht setzen möchte, nehme ich das Angebot sehr gerne an.“, kurz nickte Ardyn dem Herren lächelnd zu, bevor er sich auf seinen Platz setzte. Erst war der Fahrgast etwas verwirrt, bis jemand von weiter hinten „Das ist doch der Kanzler“ überrascht von sich gab. Darauf fingen die Menschen an zu tuscheln, der Prinz und der Kanzler zusammen in der U-Bahn? Ob das etwas mit dem Friedensvertrag zu tun hatte? War das etwa eine freundschaftlicher Ausflug der beiden? Konnten sie so also hoffen, dass die Verhandlungen positiv verliefen und der Krieg schon bald endgültig vorbei war? Noctis stellte sich direkt vor Ardyn. Die beiden zogen zusammen noch viel mehr Aufmerksamkeit an, als er gedacht hatte: „Vielleicht wäre es besser gewesen sich fahren zu lasen.“ „Nein, wieso? Mir gefällt es hier und ich habe kein Problem damit, wenn die Menschen uns Beachtung schenken. Wenn du lernst natürlicher damit umzugehen, wird es dich auch nicht mehr so sehr stören, glaube mir.“ Brummend lies Noctis seinen Blick durch die Menschenmenge schweifen. Sie starrten ihn an, sie redeten sichtlich über ihn und das lies das flaue Gefühl wieder in ihm aufkommen. Könnte er sich wirklich daran gewöhnen? Lernen damit umzugehen, er wusste es nicht. Schon als Kind war es ihm schwer gefallen so viel Aufmerksamkeit auf sich liegen zu haben, es hatte ihn regelrecht überfordert. Ardyn war da scheinbar ganz anders. Er genoss es sichtlich, er war nun mal ein offener Mensch. Jemand, der in der Menge aufblühte. Das konnte Noctis nicht, zu groß war die Angst, Fehler zu machen und alle zu enttäuschen. Sie würden mit den Fingern auf ihn zeigen, über ihn urteilen, sagen, was für eine Schande er doch für das Königreich war. „Wie willst du so später regieren? Dein Vater wird nicht ewig an deiner Seite sein können, werde endlich erwachsen Junge.“ Das hatte ihm Cor einmal gesagt. Sicherlich hatte es der Marshal nur gut mit ihm gemeint, doch damals sah er das nicht so. Er war trotzig und eingeschnappt gewesen und obwohl er es jetzt besser wusste, hafteten dessen Worte an ihm und nagten immer wieder an seinem Selbstbewusstsein. Leicht begann er zu zittern. Er dachte an König Regis, seinen Vater, welcher ihm humpelnd entgegen gekommen war. Körperlich schien es ihm immer schlechter zu gehen. Jedes mal, wenn er an seinen Vater dachte, machte er sich Sorgen, dass dieser bald nicht mehr laufen konnte. Der heutige Anblick zeigte ihm deutlich, wie rapide es in dem letzten Jahr für seinen Vater bergab gegangen war. Ardyn griff nach seiner Hand, was Noctis zusammen zucken lies. Mit großen Augen starrte er den Kanzler vor sich an. „Noctis, du zitterst ja.“ sprach der Ältere leise mit einem sanften Ton. Seine Hand war warm, rau und weich zugleich, was sich gerade einfach nur unglaublich gut anfühlte. „Geht es dir nicht gut?“ Leicht schüttelte Noct den Kopf. Er wollte doch gar nicht über seine Probleme sprechen, nicht jetzt. Sie wollten doch einen schönen Tag haben, was war denn nur los mit ihm? „Ich bin wohl die größte Enttäuschung für ihn.“ Es war ein Brummen, doch Ardyn konnte ihn dennoch gut verstehen. „Das denke ich nicht. Du bedeutest dem König sehr viel. Der einzige Fehler, den dein Vater so gesehen begangen hatte, war es dich als seinen Sohn zu erziehen, nicht als den zukünftigen König, der du einst sein wirst.“ Dann erhob sich der Kanzler. Er stand nun so dicht vor ihm, dass Noct dessen warmen Atem spüren konnte: „Da war die Liebe nun mal stärker gewesen, als das Pflichtbewusstsein.“ War es so? Noct wusste nicht mal ob er diese Worte positiv bewerten konnte oder nicht. Ardyn lies ihm da einfach zu viel Freiraum für Spekulationen. Leicht zuckte Noct erneut zusammen, als sich die Menschen um sie herum in Bewegung setzten. Irritiert blickte er sich um, sie waren in der Innenstadt angekommen. Schweigend verließen die beiden Männern die U-Bahn Haltestelle. Sofort standen sie mitten in der Stadt, umgeben von Menschen, die allesamt an ihnen vorbei liefen, ohne sie groß zu beachten. Vor ihnen erstreckte sich ein großer Markt, wo allerlei Dinge und Lebensmittel aus ganz Eos verkauft wurden. Es roch nach Gewürzen, kräftig und süß. Oft hatte er den Markt schon mit Ignis aufgesucht, damit dieser sich Utensilien für seine Rezepte kaufen konnte. „Tut mir leid, dass ich meine ganzen Sorgen zu unseren Treffen mitgeschleppt habe.“, dies hatte Noct nicht vorgehabt, aber Cor hatte ihm wirklich ziemlich zugesetzt. „Schon in Ordnung, deine Sorgen sind mir wichtig.“ Überrascht blickte er den Mann an, welcher neben ihm herlief und hin und wieder sich was an den Ständen ansah. „Wieso? Ich meine, das sollte dir doch total egal sein.“ „Ist es aber nicht. Ich hoffe, dass wir Freunde werden, Noctis. Und daher sind deine Sorgen auch meine Sorgen.“ Freunde, so dachte sich der Kanzler das also, dass sie Freunde sein konnten? Ihre Nationen schlossen Frieden und er mochte ihn ja auch, dieser Mann war ihm unglaublich sympathisch und er genoss seine Nähe, aber Freunde... Es sprach ja nichts dagegen und doch war da dieses Gefühl, das ihm sagte, der Gedanke gefiel ihm nicht. „Danke. Aber lass uns jetzt nicht mehr darüber reden. Wir wollten doch Spaß haben.“ Zumindest hoffte er das all diese Dinge Ardyn Spaß machten. Er selber ging jetzt nicht unbedingt gerne in ein Museum oder in die Oper, für welche Iggy ihm noch zwei Karten besorgt hatte. Ardyn sagte nichts. Er grinste ihn nur an, schnappte sich dann von einem Stand eine seltsame Maske, die wohl aus einem Theaterstück stand und einen traurigen, aber auch zu gleich fröhlichen Clown darstellte und hielt sich diese vors Gesicht. „Sehr gerne, mein Herr, für Spaß bin ich immer zu haben. Wo möchten sie den als nächstes hingehen?“ fragte er Noctis mit verstellter, hoher Stimme. Noct konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Für dein Alter benimmst du dich ganz schön seltsam.“ Ardyn musste lachen, während er die Maske wieder weg legte und seinem jungen Begleiter folgte: „So? Tue ich das? Für wie alt schätzt du mich denn?“ Ratlos blickte Noct ihn an. Er war schlecht im Schätzen und bei Ardyn kam er so gar nicht dahinter wie alt dieser Mann sein konnte. „Ich... ich weiß nicht, älter als ich auf jeden Fall.“ Erneut lachte der Kanzler und lobte den Prinzen:“ Gut geschätzt.“ Ihr nächstes Ziel war erstmal die große Bibliothek, Ignis hatte vorgeschlagen, dass Noct ihm diese zeigen sollte. Das Königreich war sehr stolz auf seine große Bibliothek, mit vielen seltenen Büchern, die sogar lange Zeit als verschlossen oder komplett vernichtet galten. „Hey, du könntest dir doch gleich einen Ausweis machen lassen. Ich meine, wenn du vorhast hier länger zu bleiben, könnte das nützlich sein.“ Als Noctis ihm das vorschlug, musste Ardyn schmunzeln. War das gerade eine Einladung bei ihnen in der Stadt zu bleiben? „Willst du denn, dass ich länger bleibe, als nötig?“ Auch wenn Noct dazu nichts sagte, sprachen seine rosa Wangen für sich. Amüsiert über das Verhalten des Prinzen beschloss der Kanzler den Antrag auszufüllen, vielleicht hatte Noctis recht, vielleicht würde das noch nützlich werden. Nach dem er das Formular ausgeführt hatte, beschlossen sie eine Runde durch das alte Gebäude zu drehen. Es hatte hohe, voll mit Büchern beladene Wände und Treppen mit edler Holzverzierung. Große Tischreichen bildeten genug Platz für die Besucher um sich auszubreiten und ihren Studien nachzugehen. „Sieh mal, dahinten gibt es eine Sonderausstellung.“ Ardyn folgte Noctis, welcher sofort losgelaufen war. Der Junge hatte die Bibliothek scheinbar wirklich noch nicht oft aufgesucht, sonst wüsste er, dass hier rennen verboten war. Zusammen betraten sie den kleinen Raum, in diesem hingen vereinzelte Bilder an den Wänden, Statuen und scheinbar einzelne Aufzeichnungen befanden sich in Vitrinen. Etwas irritiert betrachtete Noctis eine Statue die scheinbar einen Mann mit langen Hörnern darstelle. Er sah wütend aus und schleuderte scheinbar Feuer auf die Erde. „Aaahh, Ifrit. Eine sehr passende Darstellung unseres Feuergottes.“ Noctis blickte von der Statue zu Ardyn, welcher sich dicht an ihn gestellt hatte, und dann zurück. Dies stellte also einen Gott dar? Das hatte er so gar nicht erkennt: „Er sieht eher aus wie der Teufel.“ Ardyn musste kichern, während er eine Vitrine weiter wanderte: „Und natürlich Shiva, unsere liebreizende Göttin, voller Mitleid und Liebe für die Menschen.“ Für einen Moment presste er die Lippen fest aufeinander, während er sich die Statue besah, entspannte sich jedoch schnell wieder als Noctis an seine Seite trat. „Shiva, die Eisgöttin?!“ „Hm, eigentlich heißt es ja sie ist sanft wie Schnee, aber ja, Eisgöttin passt wahrscheinlich auch. Du kennst doch aber unsere sechs Götter, oder Noctis?“ Mit langsamen Schritten bewegte sich Ardyn weiter durch den Raum, Noct sah ihm nach, verzog jedoch leicht das Gesicht. Waren sie jetzt im Geschichtsunterricht oder wie? „Ja klar, Titan, dann der Blitzgott... ähm...“ „Ramuh, der Gott der Blitze, bekannt für seine Weisheit.“ fügte Ardyn hinzu als er merkte, dass Noctis der Name entfallen war. „Genau der und da fehlt jetzt noch Bahamut.“ Noct zählte durch, mit Shiva und Ifrit waren es die sechs gewesen, oder? „Titan, der Hartnäckige, standhaft wie Stein. Ramuh, der Weise, scharf wie der Blitz. Shiva, die Mitfühlende, sanft wie Schnee. Leviathan, die Stürmische, unerbittlich wie die Gezeiten. Bahamut, der Drache, ungebeugt wie Eisen. Ifrit, der Infernische, wankelmütig wie Feuer. Das sind die sechs Götter die über unsere Welt wachen.“ führte Ardyn es noch mal ordentlicher aus, da Noctis scheinbar die Beinamen vergessen hatte. „Ja genau, sagte ich doch aber wollen wir jetzt...“ Eigentlich wollte Noctis die keine Unterhaltung beenden, doch wie es schien, holte Ardyn jetzt richtig aus, denn er fuhr ohne auf den Prinzen zu achten fort. Dabei lief er im kleinen Kreis durch den Raum und gestikulierte mit seinen Händen. „Und in seiner Gier nach Macht rief er die Finsternis, die da erfüllte den Himmel und überflutete die Welt. Doch König und Ritter ergriffen die Schwerter und trieben zurück die Dunkelheit. Und es teilte sich der Himmel und badete den König in seinem Licht. Schütze den heiligen Steine und sei gewappnet für unsägliche Pein.“ Er blieb stehen und blickte Noctis auffordernd an: „Weist du, von wem hier die Rede ist?“ Sachte biss sich der Prinz auf die Unterlippe und lies seinen Blick auf den Boden gleiten, er hatte schon mal davon gehört, doch gerade konnte er ihm nicht sagen, was genau er selber davon verstanden hatte oder wer für was verantwortlich war. „Weist du, wer es war, der die Plage über uns gebracht hatte, Noctis?“ Wieso musste Ardyn jetzt unbedingt nachbohren, er hatte keine Lust Rede und Antwort stehen zu müssen. „Wir sind hier doch nicht im Geschichtsunterricht, können wir nicht einfach wieder gehen?!“, fast schon flehend blickte er Ardyn an, doch dieser schüttelte mit dem Kopf und kam auf ihn zu. „Es ist nicht nur unsere Geschichte, nein. Es ist deine Geschichte, sie hat dein Schicksal bestimmt, verstehst du das nicht?!“ Ardyn legte seine Hände auf Noctis Schultern und blickte ihn direkt in die Augen, sodass dieser seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte. „Es war eins Ifrit gewesen, der die Plage Starscourge über unseren Planeten brachte, um diese in die Ewige Nacht zu stürzen. Die Götter konnten ihn bannen, die Ausbreitung verhindern, doch nicht für immer. Nur der wahre König, der König des Lichts, ist im Stande diese Welt zu retten. Du musst in Stande sein diese Welt retten zu können.“ „Das weiß ich.“, rief Noctis und löste sich schwungvoll von Ardyns Griff, sein Herz begann gegen seine Brust zu donnern und Wut breitete sich in ihm aus. „Ich weiß doch, dass ich die Welt retten muss, aber ich weiß nicht, ob ich es auch kann.“, schrie er Ardyn an und musste eine Träne weg wischen: „Alle verlassen sich auf mich. Jeder sagt mir, dass es meine Pflicht ist, dass ich stolz sein kann, von den Göttern auserwählt worden zu sein. Ihr sprecht von Bürde und Pflichten, aber niemand fragt mich, wie ich mich dabei fühle.“ Erneut begann sein Körper zu zittern und er kehrte Ardyn den Rücken zu. Einzelne Tränen liefen seine blassen Wangen entlang. Tief musste er durchatmen, um sich halbwegs ruhig halten zu können. „Tut mir leid.“, Ardyns Stimme nahm einen traurigen Klang an. Noctis spürte dessen Hand an seiner Schulter und die andere an seinem Kopf, welche ihm sachte über das Haar fuhr. „Du hast recht. Niemand fragt dich, wie du dich dabei fühlst.“ Dann drehte er Noct leicht zu sich um und wischte ihm die Tränen weg. „Alle erwarten von dir, dass du diese Aufgabe meisterst.“, sprach er mit ruhiger Stimme weiter, worauf Noctis nur nickte. „Dabei würdest du viel lieber ein normales Leben führen, ohne den Druck, alle enttäuschen zu können.“ Erneut ein sanftes Nicken. Ja, es stimmte, er hatte Angst, Angst zu versagen. Angst, seinen Pflichten nicht nachgehen zu können, sie nicht zu verstehen, nicht stark genug zu sein. Er spielte gerne den sicheren Coolen, der wusste, wo seine Reise hinging. Doch hinter der Maske steckte einfach nur blanke Angst. „Dein Vater hat auch Angst, Noctis. Deswegen hat er diesen Weg eingeschlagen, dem Friedensvertrag zugestimmt, in der Hoffnung so dein Schicksal zu ändern.“ Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht, während Noctis zitternde Hand sich in seinen Mantel krallte. Eine weile herrschte Schweigen im Raum. Noctis hatte sich leicht an Ardyn gelehnt, er genoss das sanfte Streicheln an seinem Kopf. Egal, wie seltsam das gerade auch war, er wollte nicht, dass Ardyn damit aufhörte. Schließlich blickte er auf, sein Zittern nahm ab und sein Herz beruhigte sich. Er hatte sich wohl noch nie mit jemanden so emotional über sein Schicksal als König des Lichts auseinander gesetzt. Mit seinen Freunden sprach er nie darüber. Sie zockten zusammen, gingen essen oder ins Kino. Mit Gladio trainierte er oft, sie sprachen über seine Zukunft als König, aber nie über die eigentliche Bürde, die auf ihm lag. „Geht es wieder?“ Ardyns sanfte Stimme war wie Balsam für seine Seele. Er nickte und löste sich langsam von ihm: „Ja, danke.“ „Nichts zu danken, es tut mir leid, dass ich...“ Dieses Mal war es Noctis, der ihn unterbracht: „Schon gut, es ist vollkommen okay, dass mich jemand hin und wieder daran erinnert, wer ich eigentlich bin. Egal wie unangenehm es ist.“ „Okay, na komm. Lass uns was essen gehen. Das Museum können wir auch ein anderes Mal aufsuchen.“ Noctis stimmte ihm zu. Jetzt gerade hatte er nun wirklich keine Lust mehr auf eine weitere Ausstellung. Viel lieber wollte er sich den Bauch auf Ardyns Rechnung vollschlagen. So setzten sich die beiden wieder in Bewegung, Noctis war froh diesen Raum verlassen zu können und seine Bürde für eine Weile hier einzuschließen. Ja er lief weg, immer und immer wieder, doch es war okay, denn er wusste, früher oder später würde sie ihn wieder einholen und er hoffte, dass er dann dafür bereit war. ~Fortsetzung Folgt~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)