Gesucht und gefunden von --Lucy-- (Was sich sucht, findet sich auch) ================================================================================ Kapitel 1: Vereint ------------------ Distanz. Distanz ist jetzt genau das, was ich brauchte. Ich hielt es hier einfach nicht mehr aus, also musste ich raus hier. Bepackt mit meinem Rucksack, ein paar Waffen und Vorräten machte ich mich auf den Weg zum Bunker. Dort würde hoffentlich niemand nach mir suchen und es war derzeit das beste Versteck, was mir auf die schnelle einfiel. Es war bereits Abend und so fiel es mir leicht mich an den anderen vorbei zu schleichen. In meinem Zelt hatte ich einen Zettel hinterlassen, welcher eh nicht helfen würde, denn ich wusste das sie sich trotz allem Sorgen um mich machen würden, doch so konnte ich wenigstens sicher stellen, dass sie nicht vielleicht noch etwas Dummes taten. Die meisten schliefen bereits, nur noch vereinzelt sah man hier und da jemanden im Camp. So leise es ging, schlich ich hinter den Zelten entlang zu dem Loch, was mich hier raus brachte. Ich blieb kurz stehen und schielte zwischen zwei Zelten hindurch. Ich konnte Octavia und Bellamy am Lagerfeuer sitzend ausmachen. Sie schienen viel Spaß zu haben. Bellamy musste ihr wohl gerade irgendetwas lustiges erzählt haben, denn kurz darauf lachte sie, was mich kurz lächeln ließ. Ich war wirklich froh die beiden mal wieder unbeschwert lachen zu sehen. Gerade Bell tat das in letzter Zeit nicht sehr oft. Schweren Herzens wandte ich meinen Blick von den beiden ab und kroch durch das Loch hindurch und richtete mich auf der anderen Seite wieder auf. Soweit so gut. Ich drückte mich an der Mauer entlang, damit mich auch ja niemand sah, und lief dann in den Wald hinein. Dort blieb ich noch einmal kurz stehen und drehte mich noch für einen letzten Blick zum Camp um. Bis ich wieder zurück war, würden sie es bestimmt schaffen. Immerhin hatten sie Bellamy und er würde das schon regeln. Hinter mir hörte ich es kurz rascheln und etwas Schweres kam auf dem Boden auf. Verdammt. "Clarke, was machst du noch um diese Uhrzeit hier draußen?" Nervös lächelnd drehte ich mich zu demjenigen um, der mir eben diese Frage gestellt hatte. Jetzt musste ich mir etwas gutes einfallen lassen, oder ich würde hier niemals durchkommen. Gerade wollte ich anfangen mich zu erklären, doch da kam mir mein Gegenüber schon zuvor. "Du willst abhauen?" Mist. Warum nur musste er auch immer so verdammt aufmerksam sein? "Ich muss für eine Weile weg." "Wieso?" Seufzend schloss ich meine Augen und überlegte, was ich ihm sagen könnte. Die Wahrheit? Wäre eine gute Idee, allerdings sollte niemand den Grund dafür wissen. Sollte er das Erfahren, würde er sich sicher die Schuld an allem geben, das wusste ich und ebendies konnte ich nicht riskieren. „Das kann ich dir nicht sagen." "Dann kann ich dich nicht durchlassen." "Hör zu, das ist ganz allein meine Sache und selbst wenn du jetzt versuchen solltest mich aufzuhalten, würde ich es trotzdem wieder versuchen. Also tu uns beiden bitte den gefallen und lass mich durch." Doch er verschränkte nur seine Arme und sein Blick sagte mir bereits alles. Er würde mich nicht durchlassen, wenn ich ihm nicht sagte was Sache ist. "Na schön..." Ich gab auf. Eine andere Chance hatte ich nicht. An ihm kam ich nicht einfach mal eben vorbei, denn dafür war er zu stark. Er würde mich ohne weiteres zurück ins Camp schleifen, wenn es denn sein musste und dann müsste ich rede und Antwort stehen und das wollte ich beim besten Willen nicht. Noch nicht. Ich brauchte Zeit. Zeit die ich hier momentan nicht hatte. "Zuerst musst du mir allerdings versprechen niemanden hierüber irgendetwas zu sagen." Mit festem Blick schaute ich ihm in die Augen. Ich hoffte, das er mitbekam, wie ernst mir die Sache war. Er durfte einfach kein Wort hierüber verlieren. Er blickte mich abschätzend an und erst dachte ich wirklich, er würde nein sagen. Denn normalerweise gab er nicht einfach so versprechen, das wusste ich. "Na schön, dein Geheimnis wird bei mir sicher sein." Erleichtert seufzte ich aus. Das war ja schon einmal ein Anfang. Ich nickte ihm dankend zu, bevor ich zu erzählen begann. "Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Ich weiß nicht mehr wo oben und unten ist, meine Gedanken sind nicht mehr bei dem was wirklich wichtig ist und ich kann nicht in Ruhe nachdenken, wenn ..." Wieder einmal biss ich mir auf meine Unterlippe. Eine Angewohnheit, die ich mir schleunigst wieder abgewöhnen sollte. "Wenn Bellamy die ganze Zeit bei dir ist?" Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an. Woher wusste er das? War es etwa so offensichtlich? Ich nickte nur und senkte meinen Blick Richtung Boden. Ich hörte ihn leise seufzen, dann kam er auf mich zu. Kurz darauf legte sich seine Hand auf meine rechte Schulter. Ich sah zu ihm auf. "Dann geh." "Danke." Meinte ich lächelnd, umarmte ihn kurz, was er erwiderte und lief dann an ihm vorbei. "Hast du wenigstens eine Nachricht hinterlassen?" Ich drehte mich noch einmal zu ihm um und antwortete mit einem "Natürlich..." Danach verschwand ich im Schutze der Nacht in den Wald. Dort würde ich erst einmal für unbestimmte Zeit bleiben und hoffentlich würde ich das Problem mit meinen Gefühlen endlich in den Griff kriegen und zu einem Ergebnis kommen. ≈ Bellamy ≈ Ich saß gerade mit meiner Schwester am Lagerfeuer und alberte mit ihr über dieses und jenes, als Lincoln von seiner Jagd wieder kam. O sprang auf und drückte ihn an sich, bevor sie sich leicht nach oben beugte und die beiden sich intensiv küssten. Ich wandte meinen Blick wieder in das Lagerfeuer, denn den beiden beim Knutschen zuzusehen, kam für mich ehrlich gesagt echt nicht infrage. Kurz sprang mir das Bild von Clarke ins Auge, was ich mit einem Kopfschütteln wieder aus meinem Kopf verbannte. In letzter Zeit hatte ich öfters solche Bilder vor mir und ehrlicherweise gesagt wusste ich echt nicht, was in meinem Kopf vorging. Ständig diese Bilder vor mir zu haben in den unterschiedlichsten Szenen mit ihr machten mich noch wahnsinnig. Das reichte von einem harmlosen Abbild von ihr, bis hin zu Küssen zwischen uns oder wie wir zusammen da lagen, uns gegenseitig auszogen und... ich wollte gar nicht weiter darüber nachdenken! Das musste man doch irgendwie abstellen können! Doch leider wusste ich es besser: Es ging nicht. Wie auch? Es entsprang immerhin meinem scheinbar, nicht mehr ganz zurechnungsfähigem Gehirn. Am schlimmsten war es, wenn sie in meiner Nähe war. Deswegen suchte ich in letzter Zeit etwas den Abstand zu ihr und widmete mich irgendwelchen belanglosen Dingen. Auch versuchte ich nicht mehr mit ihr zu reden als nötig und mehr als nur einmal hatte sie mich schon gefragt, was los sei. Doch ich konnte ihr, gerade ihr, doch wohl schlecht sagen was in mir vorgeht. Wie auch? Hätte ich ihr etwa so was sagen sollen wie: "Hey Clarke, wusstest du schon, das ich ständig die unterschiedlichsten Bilder und Szenen von dir und mir vor meinem geistigen Auge sehe...?" Vielleicht noch mit einem: "... und am meisten, wie ich dich flach lege." Scheiße, das ging doch nicht! Sie würde mir höchstwahrscheinlich in meinen Arsch treten und mir sagen, dass ich spinne. Was ich ja auch irgendwie tue. Als würde sie das auch nur in Erwägung ziehen. Was dachte ich da eigentlich? Ich und Clarke. Klar doch. Eher friert die Hölle zu, als das dies Wirklichkeit werden würde. Genervt über mich selbst und meine Gedanken wünschte ich den beiden neben mir noch eine gute Nacht und verschwand dann in mein Zelt. Zeit zu schlafen. Morgen kann ich mich immer noch mit meinen Gedanken um Clarke herum schlagen. Genervt fuhr ich mir durch meine Haare und wischte mir den Schlaf aus den Augen. Von draußen klang ziemlich lauter Krach durch das Lager in mein Zelt hinein, was der Grund dafür war, wieso ich überhaupt aufgewacht bin. Was machten die da draußen nur? Kurz darauf hörte ich Monty nach mir rufen. Na toll. Nicht mal zum frühen Morgen hatte man hier seine Ruhe. Ich wollte schlafen Herrgott noch mal! Ich hörte das Rascheln meines Vorhanges und kurz darauf stand der Schwarzhaarige auch schon vor mir. „Was ist?“ Fragte ich ihn genervt und lies mein Kopf wieder nach hinten in mein Kissen fallen. "Clarke ist verschwunden." "Was?" Abrupt schnellte mein Kopf wieder nach oben und ungläubig schaute ich Monty an. Ich musste mich verhört haben. "Clarke ist verschwunden." Wiederholte er und so schnell ich konnte stand ich auf und zog mich an. Dass er mich nur in Boxershorts sah, störte mich dabei herzlich wenig und ich forderte ihn auf mir alles zu erzählen. „Raven wollte vorhin scheinbar irgendetwas mit Clarke besprechen. Da sie wohl nicht auffindbar war, ging sie zu Clarkes Zelt, doch das war wohl verlassen. Auf ihrem Bett lag nur dieser Zettel.“ Ich riss ihm förmlich das weiße Blatt aus der Hand und überflog ihre kurzen Worte. Ich bin für eine Weile weg. Macht euch keine Sorgen um mich. Clarke „Hat die sie noch alle?“ Schrie ich beinahe und schubste den Schwarzhaarigen aus meinem Zelt. Draußen angekommen schaute ich mich kurz um, bevor ich mich auf einen Baumstamm stellte und nach der Meute rief, die auch sogleich angetrabt kam. "Wo zur Hölle noch mal ist sie?" Rief ich in die Masse und verlangte so nach einer Antwort. "Wen meinst du?" Fragte mich Jasper und ich fokussierte ihn. "Clarke." Einige fingen an zu tuscheln, doch keiner schien mir meine Frage beantworten zu können, oder zu wollen. Irgendjemand musste doch etwas gesehen haben. Es konnte doch nicht sein, das sie einfach so unbemerkt aus dem Lager verschwinden konnte ohne gesehen worden zu sein. Wofür zur Hölle nochmal hatten wir eigentlich Wachen? Schliefen die? Da musste echt noch was gemacht werden, soviel stand fest. "Irgendeiner muss doch was gesehen haben." Meinte ich, startete einen zweiten Versuch, doch auch dieser war vergeblich. Misstrauisch ließ ich meinen Blick über die anderen gleiten, doch sah ich nur ratlose, neugierige oder nichtssagende Gesichter. Na wunderbar. Frustriert raufte ich mir durch die Haare. "Wir bilden Suchtrupps. Immer drei Mann zusammen. Wir brechen in einer halben Stunde auf." Mir doch egal, was sie schrieb. Sie hatte hier die Verantwortung. Menschen, die sich um sie sorgten. Freunde. Sie konnte doch nicht einfach so abhauen! Sie konnte sich doch wohl denken, dass wir uns trotzdem auf die Suche nach ihr machen würden. Davon mal abgesehen das da draußen ein Haufen Gefahren auf sie lauerten. Grounder... ein Knurren verließ meine Kehle. Wenn ich sie in die Finger bekomme, dann kann sie sich gehörig auf etwas gefasst machen. ≈ Clarke ≈ Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt schon hier unten in diesem dunklen Loch lag, welches nur durch einige Kerzen erhellt wurde und mir so wenigstens etwas Licht spendeten. Es interessierte mich auch nicht. Denn meine Gedanken kreisten unaufhörlich nur um ihn. Bellamy. Mittlerweile müssten sie festgestellt haben, dass ich weg bin. Glaube ich jedenfalls. Ob sie sich sehr sorgten? Ich hoffte nicht. Innerlich allerdings wusste ich es jedoch besser. Und wie sie sich sorgten. So waren sie nun einmal. So waren wir. Immer in Sorge um den oder die jeweils anderen. Immerhin waren wir wie eine Familie. Doch ich konnte nicht zurück. Noch nicht. Ich bin bisher noch keinen Schritt weiter gekommen. Ich konnte mir trotz allem vorstellen, dass er auf das Pfiff was ich geschrieben hatte und die anderen durch die Gegend hetzen würde, bis er mich gefunden hatte. Zeigte das nicht eigentlich das ich ihm etwas bedeutete? Doch als was? Als eine Art Schwester, als Freundin, als Anführerin? Oder vielleicht sogar als mehr? Nicht zu wissen was man machen soll, nicht zu wissen, wie der andere über einen denkt, nicht zu wissen, ob der andere überhaupt Gefühle für einen hat, ist wirklich die reinste Folter. Ach Bellamy... Weißt du eigentlich, wie wunderschön es ist, Zeit mit dir zu verbringen? Wahrscheinlich nicht. Wie auch? Du zweifelst selbst so oft an dir. Dabei hast du doch gar keinen Grund dazu. Auch, wenn die Zeit nicht immer leicht ist. Öfters streiten wir uns, doch versöhnen wir uns auch meistens gleich daraufhin wieder. Immerhin bringt es uns beiden nichts, wenn wir im Clinch liegen. Wir beide sind Anführer. Wir brauchen einander und die anderen brauchen uns. Bei dir kann ich sein, wer ich wirklich bin. Bei dir brauche ich mich nicht verstellen, denn du akzeptierst mich, so wie ich bin. Du gibst mir Halt und die Kraft das alles durchzustehen. Wir oft hast du mich nun schon gerettet? Zu oft. Immer, wenn wir alleine waren, konnte ich alles um mich herum vergessen, eben weil du bei mir warst. Immer, wenn ich bei dir bin, kriege ich dieses schreckliche Herzklopfen und ich habe Angst, dass du es hören könntest, denn es pocht so laut in meinen Ohren. Immer, wenn du mich berührst, fühlt es sich so an, als würde ein kleiner elektrischer Schlag durch meinen Körper zucken und immer, wenn du bei mir bist, fühle ich mich, als würde ich auf Wolke Sieben schweben. Doch all das konnte ich mir bisher zum Glück nicht anmerken lassen. Weiß Gott, was passiert wäre, wenn du es herausbekommen hättest. Dabei musste ich an vorhin denken. Lincoln. Er hatte es herausgefunden. War es denn so offensichtlich? Nein. So viele Mühe hatte ich mir in letzter Zeit damit gegeben, es mir nicht anmerken zu lassen. Eigentlich hätte ich es mir denken können. Lincoln sieht Dinge, die so manchem nicht einfach so auffallen würden. Ich hoffte so sehr, das er dicht hält und niemanden etwas davon erzählt. Doch ich vertraue ihm. Er würde es nicht einfach sagen. Außerdem hatte er es mir versprochen. Aus Tagen wurden Wochen und ich hatte mich immer noch nicht bei den anderen Blicken lassen. Dass mich noch keiner gefunden hatte, wunderte mich eigentlich. Es kannten zwar nicht viele dieses Versteck, aber die, die es wussten, hätten gleich darauf kommen können. Oder war es vielleicht zu offensichtlich das ich hier sein könnte und keiner konnte daran glauben? Ach was. Ob man mich vielleicht für tot hielt? Nah, daran konnte ich nicht glauben und die anderen sicherlich auch nicht. Langsam gingen mir allerdings die Vorräte aus. Also gab es jetzt nur zwei Optionen: Zurück gehen und mich dem ganzen Stellen, oder los ziehen und mir neue Vorräte anlegen. Letzteres klang so verlockend und wenn ich ehrlich war, hatte ich einfach nur zu viel Angst zurückzugehen. Wo war nur die starke Clarke hin? Ich grummelte noch kurz vor mich hin, beschimpfte mich dabei selbst und verschwand dann mit meinem Rucksack nach draußen. ≈ Lincoln ≈ Langsam machte ich mir Sorgen um Clarke. Ich konnte ja verstehen, wenn sie ein paar Tage Auszeit brauchte, aber mittlerweile waren zwei Wochen vergangen und sie hatte sich immer noch nicht hier im Camp blicken lassen. In den ersten Tagen hatte Bellamy alle durch die Gegend gescheucht und die Teams kamen meist erst am späten Abend – natürlich erfolglos, zurück. Clarke war schlau, das musste ich ihr anerkennen. Sie wollte nicht gefunden werden und das bisher ziemlich erfolgreich. Nach einem Gespräch mit Raven hatte ich allerdings heraus finden können, wo sie war. Sie hatte ein paar Vermutungen geäußert und ich bin dem nachgegangen. Gleichzeitig hatte ich sie um Stillschweigen gebeten, welches sie bisher auch eingehalten hatte. Gut so. Die Launen von Bellamy waren langsam wirklich nicht mehr auszuhalten. Ständig giftete er alle an und kommandierte jeden hier herum und seine schlechte Laune war schon greifbar, wenn er nur früh morgens aus seinem Zelt kam. So konnte das nicht weiter gehen. Irgendwer musste da doch nachhelfen. Doch ich hatte Clarke ein Versprechen gegeben. Nun gut, Raven wusste ja nun auch schon Bescheid. Allerdings...wüsste er, das ich die ganze Zeit wusste, wo sich Clarke befand, dann würde er mich sicherlich versuchen einen Kopf kürzer zu machen. Wie die anderen auch. Irgendwo verständlich. Ich hätte es schon von Anfang an sagen und das hier jedem ersparen können. Doch das hatte ich nicht und wahrscheinlich würde mich der Großteil danach hassen. Vielleicht sollte ich mir etwas einfallen lassen die beiden wieder zu vereinen, ohne dass ich mich verrate. Sie ist einfach schon zu lange weg, am Ende könnte ihr immerhin auch etwas passiert sein und ich wäre dann daran Schuld, da ich sie einfach so habe gehen lassen. Das konnte ich auf Dauer nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Was also tun? Zu Bellamy hingehen und ihm die ganze Wahrheit sagen, oder einen anderen Weg finden? Ich entschloss mich für letzteres. Ich war wirklich kein Feigling, allerdings hatten er und ich uns gerade erst eine solide Basis des Vertrauens aufgebaut. Das konnte ich mir nicht verbauen. Schon alleine wegen Octavia. Also ließ ich mir etwas einfallen. ≈ Bellamy ≈ Zwei Wochen waren nun um und noch immer keine gottverdammte Spur von Clarke! Das konnte doch wohl alles nicht wahr sein! Wir hatten überall gesucht, aber wirklich überall. So weit konnte sie sich doch nicht vom Lager entfernt haben. Sie wusste doch, das da draußen überall Grounder herumirrten. Selbst sie konnte nicht so blöd sein und sich solchen Gefahren aussetzen. Genervt fuhr ich mir durch die Haare. Meine Laune war im Keller, und zwar buchstäblich. Ich schlief schlecht, maulte die anderen nur an und reden konnte man schon gar nicht mehr ordentlich mit mir. Ich machte mir die ganze Zeit solche höllischen Sorgen, dass ihr etwas passiert sein könnte, das ich die Gefühle der anderen komplett vergaß. Auch sie machten sich Sorgen, natürlich. Doch ich konnte nicht anders. Nur der Gedanke daran, das ihr vielleicht etwas passiert sein könnte, ließ mich innerlich wahnsinnig werden. Wo sollte das nur hinführen? "Bellamy, ich glaube, ich habe hier etwas." Lincoln. Na endlich! Wir waren schon vor gut zwei Stunden aufgebrochen, waren mehrmals an denselben Stellen vorbeigelaufen, in der Hoffnung, dass sie doch auf einmal dort sein könnte, oder wir etwas Neues fanden. Diesmal waren wir einen anderen Pfad entlang gelaufen und siehe da... wir hatten etwas gefunden. Irgendwie war das zu einfach. Ich verengte die Augen. Hier war doch etwas faul. Seit zwei Wochen absolut nichts und dann auf einmal? Aber das war jetzt egal. Das hatte jetzt Vorrang. "Was hast du?" Fragte ich ihn also und sah, wie er sich hin hockte. "Fußspuren, die eindeutig zu einer Frau gehören und... Blut." Mir gefror eben dieses in den Adern. Ich hoffte so sehr, dass es nicht von ihr stammte. So sehr... Wir folgten nun schon einer Weile der Spur und abrupt endete sie. Vor einer Luke im Boden. Der Bunker. Natürlich! Oh Gott, ich war so dumm. Innerlich klatschte ich mir gegen die Stirn. Ich nickte Lincoln zu und daraufhin öffnete er die Tür. "Nach dir." Meinte er. Ich schob meine Waffe nach hinten und kletterte die Leiter hinunter. Kurz darauf kam auch er hinunter und wir starrten ins Dunkle. Ich holte eine Taschenlampe aus meinem Rucksack und schaltete sie an. Rechts stand das Regal, daneben der Tisch, auf dem ein Glas mit Stiften stand und noch irgendwelcher anderer Krimskrams. Als ich nach links leuchtete, blieb mir beinahe das Herz stehen. Dort lag sie. Clarke. Ihre Haare waren total zerzaust, ihr Shirt zerfetzt. Getränkt mit Blut und Dreck. Sie atmete schwer, ihre Augen waren geschlossen und auch in ihrem Gesicht befand sich der rote Lebenssaft. Lincoln eilte sofort auf sie zu und untersuchte die Wunde. Er schob die Reste ihres Shirts etwas nach oben und ich hielt den Strahl der Lampe auf ihre Wunde. Das sah nicht sonderlich gut aus. Tiefe Kratzer zogen sich quer über ihren Bauch und im Schein der Lampe konnte ich noch eine Verletzung an der Schulter ausmachen. Scheinbar musste sie wohl irgendein Tier angefallen haben, ein Puma oder Ähnliches, wie damals, denn anders konnte ich mir das beim besten Willen nicht erklären. „Wir brauchen sauberes Wasser. Verbände und Kräuter habe ich dabei. Sie hat Fieber, aber das kriegen wir wieder hin.“ Hörte ich ihn sagen und er erhob sich aus seiner knienden Haltung. "Ich hole welches." Ich sah ihm noch hinterher, wie er aus dem Bunker kletterte, und beugte mich dann zu der Blondhaarigen hinunter. "Oh Prinzessin, was machst du nur für Sachen?" Wisperte ich leise und strich ihr über die Stirn. Sie war tatsächlich leicht erhitzt und einige Schweißperlen rannen ihr über die Stirn, welche ich mit einem nassen Tuch wegwischte. Auch die restlichen Rückstände des Blutes und des Dreckes wischte ich so gut es ging weg. Ich leuchtete einmal über den Rest ihres Körpers um vermeintlich andere Wunden ausschließen zu können und fand zum Glück nichts weiter. Erleichtert atmete ich auf und setze mich vor das Bett. Endlich hatte ich sie gefunden. ≈ Clarke ≈ Langsam öffnete ich meine Augen und starrte an die Betonwände des Bunkers. Herrje, mir tat alles weh. Nach und nach kamen die Erinnerungen wieder und verwirrt schaute ich mich um. Die Kerzen brannten und ich könnte schwören, als ich mich hier herunter geschleppt hatte, keine angemacht zu haben. Ich sah leicht nach unten und erschrak. Dort saß Bellamy, mit dem Rücken an dem Pfeiler gelehnt und schien zu schlafen. Sein Atem ging gleichmäßig und ruhig und innerlich fragte ich mich, wie zur Hölle noch mal er mich gefunden hatte. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und sah mich weiter um. Niemand anderes war hier, nur er. Ich tastete nach meinen Wunden und musste feststellen, dass sie alle ordentlich verbunden und wohl auch verarztet worden waren. Höchstwahrscheinlich war Lincoln auch hier gewesen und hatte sich darum gekümmert. Dass er jetzt nicht mehr hier war, hieß wahrscheinlich, dass ich seine medizinischen Kenntnisse nicht mehr benötigte. Ich musste zugeben, dass die Wunden nicht ohne gewesen waren und nur mich hierher zu schleifen, hatte mich eine ungeheure Kraft gekostet. Jetzt allerdings ging es mir wieder relativ gut, doch mein Bauch und meine Schulter taten trotz allem noch ziemlich weh. Wie viel Zeit wohl vergangen sein musste? Ich ließ meinen Kopf wieder in das Kissen sinken und zog die Decke bis über meine Brust. Irgendwie fror ich leicht. Wie es Bellamy wohl erst gehen musste? Er saß immerhin auf dem kalten Boden. Ich biss mir leicht auf meine Unterlippe und setze mich unter Anstrengung nach oben. Ich hoffte, dass ich nicht die Wunden wieder mit der Aktion aufriss, doch das war mir jetzt irgendwie egal. So leise ich konnte stand ich auf und ging zu dem Schrank hinüber. Dort lagen noch ein paar Decken und ich zog eine davon heraus, lief langsam wieder zum Bett und deckte Bellamy mit der Decke, so gut es eben in der Position ging, zu. Ich strich ihm leicht über die Wange und hoffte, das er dadurch nicht wach wurde. Was für Sorgen er sich wohl gemacht haben musste, als er mich so fand? Ich schloss kurz meine Augen und merkte dadurch, wie müde ich doch eigentlich noch war. So legte ich mich vorsichtig wieder in das Bett, deckte mich zu und war kurz darauf wieder im Land der Träume. ≈ Bellamy ≈ Als ich das nächste mal die Augen aufschlug, starrte ich ins pure Dunkle. Leicht bewegte ich mich und merkte, wie mir etwas von den Schultern rutschte. Ich griff danach und stellte anhand dessen fest, das es sich um eine Decke handeln musste. War Clarke etwa...? Schnell stand ich auf und kramte nach ein paar neuen Kerzen, die ich schon provisorisch auf den Tisch gelegt hatte. Ich entzündete sie und drehte mich danach zu ihr um. Dort lag sie. Immer noch schlafend und ein Seufzer der Erleichterung verließ meine Lippen. Ich fuhr mir einmal kurz durch meine Haare und lauthals fing mein Magen an zu knurren. Das auch noch. Ich fischte mir eine der Rationen aus meinem Rucksack, die Lincoln gestern vorbeigebracht hatte und begann zu essen. Wir waren sicherlich schon seit guten drei Tagen hier unten und die ganze Zeit hatte ich an ihrem Bett gewacht und gewartet, das sie endlich aufwachte. Das Fieber war schon am zweiten Tag wieder vollkommen verschwunden und auch ihre Wunden sahen gut aus. Zumindest besser als vorher. Innerlich begann ich unruhig zu werden. Ich hatte keine Lust mehr zu warten. Ich wollte eine Erklärung und das gefälligst bald. Ich war immer noch verdammt wütend auf sie und sollte sie endlich aufwachen, wird sie sich was anhören dürfen. Seit Tagen kreisten meine Gedanken nur um eine einzige Frage: Warum zur Hölle nochmal? Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken und ich hatte es verdammt nochmal satt. Ich wusste, das sie einen guten Grund gehabt haben musste, um einfach abzuhauen. Ich kannte sie immerhin ziemlich gut, musste ich ja auch und nach einer Weile bekam man die Angewohnheiten, Macken, Interessen und anderes einfach mit. Das ist einfach so. Hinter mir nahm ich nach einiger Zeit ein Rascheln war und drehte mich daraufhin um und mir blickten die blauen Augen von Clarke entgegen. Zögerlich lächelte sie mich an. Ich schloss kurz meine Augen, atmete einmal tief ein und aus und zwang mich innerlich zur Ruhe. "Warum?" War das einzige Wort, welches ich über meine Lippen brachte und vorwurfsvoll schaute ich sie an. Ich wollte Antworten. Und zwar auf der Stelle, eher würde ich sie nicht in Ruhe lassen. Ich sah, wie sie sich kurz auf die Lippen biss und daraufhin den Blick von mir abwandte. "Oh nein, so nicht Clarke." Ich packte sie an den Schultern, wollte somit erreichen, dass sie mich ansah, doch sie stieß meine Hände weg und schaute mich trotzig an. "Hör auf damit." Wies sie mich zurecht und in mir fing es sogleich wieder an zu brodeln. "Jetzt hör mir mal gut zu..." Zischte ich ihr entgegen. "...Ich und die anderen haben jeden dämlichen Stein in diesem vor Groundern wimmelnden Wald umgedreht um dich zu finden. Du warst zwei, ZWEI gottverdammte Wochen weg und du hast nur diesen blöden Zettel hinterlassen. Wir sollen uns doch keine Sorgen machen. Du wärst doch nur eine Weile weg. Wir haben uns aber alle um dich gesorgt Clarke! Dir hätte wer weiß was da draußen passieren können und wie man sieht, ist es das auch und du kommst mir jetzt allen ernstes so? Was soll das?" "Bellamy..." "Nein, nichts da mit Bellamy, Clarke! Was ist los mit dir? Erklär's mir!" "I-Ich kann nicht..." "Wieso nicht?" Schweigend wich sie meinem wütendem Blick aus und ehrlich, ich verstand sie einfach nicht. Wieso schwieg sie jetzt? Sonst sagte sie doch auch ihre Meinung! "Clarke, ich will eine Erklärung von dir. Jetzt!" Versuchte ich es erneut, doch sie schwieg weiterhin. Biss sich nur, zum wiederholten mal, auf ihren Lippen herum. Dann wurde ihr Blick plötzlich Ernst, richtete sich auf mich. Scheinbar hatte sie eine Entscheidung getroffen. Hoffentlich sagte sie mir endlich, was mit ihr los ist. "Ich kann und werde es dir nicht sagen, denn es geht dich nichts an. Es würde nur alles kaputtmachen." Sie wollte aufstehen, doch ich ließ sie nicht. Hielt sie an den Handgelenken fest, doch sie wehrte sich. Dass sie keine Chance hatte, vor allem nicht in diesem Zustand, musste ich sicherlich nicht erwähnen. Ich wollte ihr nicht wehtun, doch das tat sie mit dieser Aktion sicherlich schon von alleine. Ihre Wunden waren immer noch vorhanden, und wenn sie nicht aufpasste, würden sie sicherlich wieder anfangen zu bluten. Deshalb tat ich das Erstbeste, was mir in dieser Situation einfiel. Ich packte ihre Handgelenke etwas fester, drückte sie nach hinten, verlagerte mein Gewicht und lag schlussendlich halb auf ihr drauf. Ihre Handgelenke hielt ich über ihrem Kopf fest auf die Matratze gedrückt und mein Bein hatte sich leicht zwischen ihre geschoben. Sie sah mich mit vor Schock geweiteten Augen an, ihre Wangen zierte eine leichte röte und ihre Lippen waren vor erstaunen leicht geöffnet. Irgendwie süß. Ich warf ihr nur einen entschuldigenden Blick zu. "Wenn du noch weiter so rum zappelst, geht deine Wunde nur wieder auf." Erklärte ich mein Verhalten und zu meinem erstaunen hielt sie still und wehrte sich nicht mehr. Gut so. Auch wenn diese Situation sicherlich äußerst merkwürdig rüberkam, musste es sein. So konnte sie mir wenigstens weder ausweichen, noch abhauen. "Komm schon Clarke, sag mir was ich wissen will." Meinte ich zu ihr, während ich mich immer weiter zu ihr hinunter beugte. Irgendwie kam mir diese Situationen bekannt vor. Kurz schwirrten mir wieder diese nervigen Bilder vor meinem inneren Auge herum, doch ich verdrängte sie schnell wieder. Ungünstiger Zeitpunkt, auch wenn er äußerst verlockend war. Was dachte ich da nur schon wieder? Aber ein bisschen ärgern war schon drin... ≈ Clarke ≈ Ich konnte es nicht fassen, was machte er da bitteschön? "Komm schon Clarke, sag mir was ich wissen will." Hörte ich ihn sagen und mir verschlug es doch glatt den Atem. Er beugte sich etwas näher zu mir herunter bei seinen Worten und ich könnte schwören, das mein Herz ein paar Aussetzer gemacht hatte. Ich schluckte hart und drehte meinen Kopf zur Seite, vermied es ihm auch nur eine Sekunde lang in seine braunen Augen zu sehen. Zu verlockend war das Verlangen ihn einfach zu küssen. Doch das konnte ich nicht machen. Es würde einfach alles ruinieren. Ich wusste doch noch nicht einmal, ob er genauso für mich fühlte, wie ich für ihn! Ich wusste nicht, was ich machen sollte, blieb also einfach nur still liegen und wartete seinen nächsten Zug ab. Irgendwann würde er etwas machen, so war er einfach nun mal. Aus den Augenwinkeln registrierte ich, wie er noch näher kam, ich spürte seinen warmen Atem an meinem Ohr, wie er immer und immer wieder über mein Ohr strich und ein leises "Clarke..." verließ seine Lippen. Oh Gott... Ich schielte zu ihm herum und sein Gesicht... so nah. Okay, okay...nur die Ruhe. Mein Herz raste und innerlich schollt ich mich selbst. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus, schloss kurz meine Augen und schaute ihm dann demonstrativ in die Augen. „Geh runter von mir Bell. Ich werde dir nichts sagen!“ Versuchte ich ihn mehr schlecht als recht mit fester Stimme zu überzeugen, doch es schien wohl fehl zuschlagen. Alles, was ich erhielt, war ein leichtes Schmunzeln. "Weißt du was ich glaube Clarke?" Ich schüttelte mit dem Kopf. Irgendwie wollte ich es gar nicht wissen. "Ich glaube, ich weiß jetzt den Grund, warum du abgehauen bist." WAS? Ungläubig schaute ich ihn an. Nein! Nein, nein, nein! Das konnte er gar nicht. Niemals! Wie sollte er das Bitteschön auch herausgefunden haben? Das war doch lächerlich! Als ob er... "Kann es sein, das du..." Doch weiter ließ ich ihn nicht reden. In meinem Kopf überschlug sich alles und das Erstbeste und wohl gleichzeitig Dämlichste was ich je hätte tun können, war meinen Kopf nach oben zu strecken... und ihn zu küssen. ≈ Bellamy ≈ Erstaunt sah ich in das Gesicht von ihr. Ihre Augen waren geschlossen und sie... küsste mich? Was zur Hölle lief hier eigentlich? Doch irgendwie... war mir das gerade total egal. In meinem Bauch explodierte alles und seit Ewigkeiten fühlte ich mich zum ersten mal wieder... glücklich? Ja, das Wort traf es ganz gut. Meine Augen schlossen sich automatisch und ich erwiderte ihren Kuss. Alles um mich herum wurde nebensächlich. Das Einzige was jetzt zählte, war das Mädchen unter mir, welches mir gerade den Verstand raubte. Niemals hätte ich geglaubt das Clarke und ich uns einmal küssen würden und jetzt wusste ich auch zu Einhundert Prozent, warum sie verschwunden war. Meinetwegen. Warum nur hatte ich bis eben eigentlich nie etwas bemerkt? Aber das war jetzt egal. Vergessen sind die Sorgen, vergessen ist diese Leere, die so lange in meinem Herzen vorhanden war. Denn nun, nun beherrschte etwas mein Herz. Die Liebe zu diesem Mädchen. Clarke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)