Role the Dice von Montague ================================================================================ Kapitel 1: Ottery St. Catchpole ------------------------------- Es war ein sonniger, warmer Julimorgen in einem abgelegenen Dörfchen Englands. Vögel zwitscherten in den Vorgärten der Siedlung. Der Postbote verteilte pfeifend seine Briefe und Bienen summten in den Blüten der Blumenbeete - nichts schien diese Idylle stören zu können – als plötzlich ein lauter Donnerschlag erklang und vier Personen wie aus dem Nichts in einem der Vorgärten erschienen. Nun sollte man meinen der Krach der Apparation hätte die gesamte Nachbarschaft alarmiert, doch der Postbote fuhr unbeirrt an den Vieren vorbei, ohne sein fröhliches Pfeifen zu unterbrechen. „So, da wären wir“, rief der stämmige Mann mit der Halbglatze und trat vom Rasen auf den kleinen Kiesweg, der zur Haustür führte. Einladend streckte er die Arme aus und strahlte seine Familie an. „Was sagt ihr?“ „Ähm… toll, Dad.“, antwortete seine Tochter und betrachtete das weiß getünchte Reihenhaus eingehend. Es sah einladend aus mit der kleinen Veranda und den sonnengelben Vorhängen hinter den Fenstern. Der Rasen im Vorgarten war gepflegt und zwischen den Blumenbeeten plätscherte ein kleiner Zierbrunnen, der als Vogeltränke diente. Es schien so normal… „Lasst uns erst einmal das Innere erkundigen.“, schlug die Mutter vor, eine schlanke Mittdreißigerin, die ihren Arm um ihren jüngeren Sohn gelegt hatte. „Innen ist es weitaus größer und ich glaube, Fabius ist noch etwas mitgenommen von der langen Reise.“ In der Tat gähnte der 8-jährige Blondschopf zustimmend. „Hier ist gar kein Platz zum Spielen“, quengelte er und rieb sich die Augen. „Hinter dem Haus ist noch ein großer Garten“, versprach der Vater. „Kommt rein!“ Neugierig folgten sie dem Familienoberhaupt. In den letzten Wochen waren all ihre Habseligkeiten bereits nach Europa gebracht worden und so strahlte das fremde Häuschen doch ein wohliges Gefühl von „Zu Hause“ aus. „Ach, Greggory, es ist wunderbar geworden!“, lobte Ciara und schmiegte sich an ihren Ehemann. „Cassandra, Fabius, eure Zimmer sind im oberen Stockwerk.“ Das ließen sich die Beiden nicht zwei Mal sagen und flitzten die Treppe hinauf. Gleich die erste Tür, die das 16-jährige Mädchen öffnete, war richtig. Sie stand in einem gemütlichem Raum mit Dachschräge, der in hellem, sanften Orange gestrichen war. Ihr Bett, ihr Schrank und Schreibtisch waren bereits ordentlich eingeräumt und hergerichtet. Überall standen Kerzen herum und verteilten einen lieblichen Duft. Würde sie vor dem Fenster nicht die Reihenhäuser von Ottery St. Catchpole sehen, könnte sie glauben sie wäre noch immer in Australien. „Sanny!!“, tönte die Stimme ihres Bruders über den Flur. „Das musst du dir ansehen!“ Gegenüber in Fabis blaugestrichenem Zimmer stand der Kleine freudestrahlend auf seinem Bett und deutete auf einen verzauberten Schnatz, der an die Wand gemalt war. „Schau, was er kann!“ Er berührte das Bild mit seinen Händen und der Schnatz flatterte die Wand entlang in die andere Zimmerecke. „Klasse!“, kommentierte Sanny. Seit über 3 Monaten war dieser Umzug vorbereitet worden. Ihre Eltern entschieden sich zu ihren Wurzeln zurück zu kehren und von Australien nach England zu ziehen. Zwar freute Sanny sich darauf ihre Grandma Meghan wieder öfters sehen zu können, doch irgendwie fehlte ihr das Outback jetzt schon. Dort hatte man so viel Platz, Freiheit… hier in diesem biederen Reihenhäuschen fühlte sie sich fast eingesperrt. Doch natürlich wusste sie, was ihre Eltern dazu getrieben hatte und im Grunde unterstützte sie deren Entscheidung. Auch wenn sie nun ihr letztes Schuljahr in einer fremden Schule absolvieren musste, das nahm sie in Kauf. „Cassandra, hilfst du mir mit dem Essen?“, rief Ciara von unten herauf. „Komme, Mom!“ Während dem Abendessen besprach Familie Smith das weitere Geschehen. Greggory würde bereits nächste Woche seinen Posten im Zaubereiministerium als Assistent des Abteilungsleiters der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe antreten. Ciara wollte sich vorerst hier einleben und hatte sich für ein Leben als Hausfrau und Mutter entschieden. Sie wollte Fabius zu Hause unterrichten, bis er in Hogwarts aufgenommen würde. Das stand für Sanny bereits diesen September an. Sie hoffte schnell Anschluss finden zu können. Zwar wusste sie, dass sich auch hier im Ort Zauberfamilien aufhielten – doch wie sollte sie die erkennen? In den nächsten Tagen lebten sich die Smiths in ihren neuen vier Wänden ein. Cassandra und Fabius durchsuchten gerade den Garten hinter dem Haus nach Bowtruckles, Ciara kümmerte sich um den Abwasch und Greg las im Tagespropheten. „Hm… die Sache mit Dumbledore will mir nicht ganz gefallen.“ „Was steht denn heute drin?“, erkundigte sich seine Frau. „Nun ja… diese Rita Kimmkorn hat scheinbar eine ganze Menge Quatsch verzapft und viele scheinen ihre Worte für bare Münze zu nehmen.“ Ciara drehte sich mit verkniffener Miene zu ihm um. „Gibt es auch Neuigkeiten aus dem Ministerium?“ Greg zuckte die Schultern. „Nichts was mich betrifft. Sie beraten über einige Gesetzesentwürfe, um mit der neuen Situation umzugehen. Scrimgeour scheint seinen Job mit festerer Hand zu führen, als Fudge.“ Ciara trat an den Esstisch und blickte ihrem Mann ernst in die Augen. „Glaubst du es war ein guter Zeitpunkt hierher zu ziehen? Jetzt wo Du-weißt-schon-wer zurück ist?“ Greg schluckte. „Ich hoffe das Beste.“ Ein paar Tage später lernte Ciara beim Metzger zufällig ihre Nachbarshexe Molly Weasley kennen. Sie erkannten einander, als sie beide Schweinehirn bestellten – angeblich für die Katze. Die Damen waren sich sogleich sympathisch und wenige Tage später verabredeten sie sich zum Tee. So kam es, dass an diesem Nachmittag Molly und Ginny Weasley im Salon der Smiths saßen und Tee tranken. Cassandra unterhielt sich über einige Belanglose Dinge mit Ginny, denn bei dem Gegacker der Mütter, waren Unterhaltungen eher schwer zu führen. „Ähm… was hältst du davon, wenn wir in den Garten gehen?“ Ginny nickte erleichtert – Hauptsache sie entkamen den Müttern. Im Garten auf der Bank unter den Fichten, machten sie es sich mit einem Glas Limonade gemütlich. „Also“, meinte Sanny und streckte sich. Es war heute wieder flirrend heiß. „Erzähl mir von Hogwarts.“ Ginny zuckte mit den Schultern, in der Sonne leuchteten ihre Haare Orange-Rot. „Was möchtest du wissen?“ „Werden die Schüler bei euch aufgeteilt in Klassen?“ „Naja, eher in Häuser. Es gibt Ravenclaw, Gryffindor, Hufflepuff und Slytherin. Die Kriterien gehen nach Charaktereigenschaften – grob gesagt zumindest. Dass Dumbledore lange unser Schulleiter war, wirst du wahrscheinlich wissen. Wer seinen Posten übernimmt, ist noch nicht raus. Ich denke aber es wird McGonagall…“, überlegte sie. „Wer ist das?“, fragte Sanny. „Die Hauslehrerin von Gryffindor. Sie hat schon immer stellvertretende Aufgaben übernommen und sie ist echt cool! Ziemlich streng, aber eigentlich ganz in Ordnung. Sie ist ein großer Quidditch-Fan“, kicherte die 15-jährige. Sanny lachte. „Quidditch muss man ja auch einfach mögen. Spielst du?“ „Ja! Ich bin Jägerin in unserem Hausteam. Du spielst auch?“ „Ich spielte…“, meinte Sanny und verzog die Mundwinkel. „Ich war Treiberin.“ „Cool, meine Brüder haben auch als Treiber gespielt!“ Am Ende des Nachmittages wusste Cassandra bereits eine ganze Menge über Ginny und die Weasleyfamilie. Ginny war die Jüngste von sieben Geschwistern und hatte es als einziges Mädchen nie leicht. Sie war die Exfreundin von ausgerechnet Harry Potter! Dem berühmtesten Zauberer, den es weltweit gab! Sie spielte leidenschaftlich gern Quidditch und war riesen Fan der Holyhead Harpies. Die Beiden verstanden sich also Bestens und deshalb lud Ginny ihre neue Freundin auch gleich für den nächsten Tag zu sich ein. In den Fuchsbau. Kapitel 2: Der Fuchsbau ----------------------- Sanny wartet am nächsten Vormittag an der vereinbarten Stelle, an der sie Ginny treffen sollte. So stand sie also am Dorfausgang von St. Catchpole und sah sich suchend um. Es dauerte nicht lange und die Rothaarige kam den Weg angeschlendert. „Guten Morgen!“ rief sie fröhlich. „Guten Morgen!“ lachte Sanny „Schön, dass du mich nicht vergessen hast!“ Sie folgte Ginny zu einem großen Obstgarten, als diese stehen blieb und die Arme ausbreitete. „Also gut, Sanny... Willkommen im Fuchsbau!“ Kaum hatte sie den Namen ausgesprochen, erbaute sich auch schon vor den Augen der Beiden ein riesigen Haus, das aussah als hätte jemand versucht verbeulte Schuhkartons zu stapeln und als würde es jeden Moment in sich zusammenfallen. „Wow!“ staunte Sanny. „Das sieht wunderbar aus!“ „Findest du? Komm, lass uns reingehen, ich stell dir meine Brüder vor! Fred und George sind heute nämlich auch da.“ „Sind das sie Zwillinge? Die mit dem eigenen Scherzladen?“ „Genau die!“ stimmte Ginny zu. Sie betraten das Haus durch die Hintertür und trafen Mrs. Weasley in der Küche. „Cassandra! Schön, dass du uns besuchst! Wie geht es deiner Mutter?“ „Danke, Gut.“ Lächelte Sanny. „Ich soll ihnen liebe Grüße bestellen!“ „Oh, wie nett, Danke. Schöne Grüße zurück!“ Mrs. Weasley lächelte erfreut. „Komm, Kommt mit, ich stelle dir den Rest vor!“ Ein Tablett mit frischen, duftendem Tee, vor sich herschweben lassend, führte sie die beiden Mädchen ins Wohnzimmer. Dort saßen Bill und Fleur, die sich eben mit Ron unterhielten. „Seht mal wer hier ist!“ Mrs. Weasley stellte das Tablett auf dem kleinen Kaffeetisch ab und legte Sanny den Arm um die Schulter. „Das ist Cassandra, unsere neue Nachbarin. Und das sind Ron, Bill und Fleur.“ Sie zeigte nacheinander auf die drei, die freundlich grüßten. „Das sind allerdings nur zwei vom Haufen. Fred und George müssten oben sein, Charlie ist in Rumänien und... mein letzter Sohn lebt in London.“ Sanny bemerkte wie sich Mrs. Weasleys Gesichtausdruck verbitterte. „Ähm... ich zeige ihr mal mein Zimmer.“ Verkündete Ginny und zog Sanny kurzerhand die Treppe hoch. In ihrem Zimmer angekommen, schloss sie leise die Tür. „Percy verträgt sich nicht mehr so gut mit der Familie. Mum spricht nicht gern drüber.“ „Oh...“ machte Sanny und sah sich nach einem Grund um, das Thema zu wechseln. Ginny hatte ein richtig schönes Zimmer. Hell und mit Blick auf den Garten hinter dem Haus. Ein Poster der Schicksalsschwestern schmückte es und über dem Bett eines mit einer Quidditchspielerin, die Sanny jedoch nicht kannte. „Wer ist das?“ fragte sie deshalb. „Oh, dass ist die Kapitänin der Holyhead Harpies, ....“ erklärte Ginny. Von draußen drangen Schritte herein, die polternd die Treppe herunter kamen, Lachen und Rufe. Und plötzlich riss jemand Ginnys Zimmertür auf und die Zwillinge standen im Raum. „Ginny, was hältst du von einer Runde Quidditch?“ George zuckte zurück. „Wer bist du denn?“ fragte er überrascht. „Hey Bruderherz, sei mal nicht so unfreundlich!“ Fred ging auf Sanny zu und verbeugte sich. „Darf ich uns vorstellen? Fred und George Weasley, Inhaber des berühmt, berüchtigten Scherzartikelladens „Weasley´s Zauberhafte Zauberscherze“. Und mit wem haben wir das Vergnügen?“ Sanny lachte, grinsend sahen Freds helle Augen sie von unten herauf an. „Mein Name ist Cassandra Smith, aber ihr dürft mich gerne Sanny nennen!“ „Sanny! Welch edler Name! Sagt, beherrscht ihr die Kunst des Quidditch-Spiels?“ Sanny musste wieder lachen. „Aber klar doch! Ich spiele gern mit!“ Fred drehte sich auf der Stelle und bot ihr den Arm an. „So denn, lasset uns gehen!“ Grinsend hakte sich die Braunhaarige bei ihm ein. Sie ging also zusammen mit Ron, Ginny, Fred, George und Bill durch den Garten und staunte nicht schlecht, als ein kleineres Quidditchfeld vor ihnen auftauchte. „Wow! Das ist ja total perfekt!“ „Hey Leute, uns fehlt ein Besen!“ rief Bill vom Schuppen herüber. „Das macht nichts! Ich habe selber einen, den kann ich holen!“ rief Sanny und wollte sich schon auf den Weg machen, als sie Fred zurückhielt. „Nur keine Umstände! Das haben wir gleich!“ „Genau, Kavaliere wie wir, -“ führte George weiter. „- Können doch nicht verantworten, dich den ganzen, weiten Weg gehen zu lassen.“ Fred zog seinen Zauberstab. „Wo befindet sich der Besen?“ „In meinem Zimmer, das Fenster ist offen.“ Informierte ihn Sanny, die seine Absichten erraten hatte. Fred hob den Zauberstab. „Accio Sannys Besen! Kleinen Moment bitte!“ Sanny grinste. „Ooch... so lange braucht der gar nicht!“ Und wirklich einen Moment später, hörte man ein leises Pfeifen, das stetig lauter wurde. Am Horizont tauchte ein kleiner Punkt auf, den man schnell als Besen erkannte. „Ein Nimbus2001!“ staunte Ginny, als er vor Sanny hielt. „Ja, hab ich letztes Jahr bekommen, als ich in unsere Hausmannschaft kam!“ „Als was spielst du denn?“ fragte George, der die Kiste mit den Bällen auf dem Boden abstellte. „Als Treiber.“ Die Zwillinge sahen sich an. „Was für ein Zufall-!“ „-wo wir doch auch einmal Treiber waren!“ „Aber, bei allem Respekt, du-“ „-kommst bestimmt nicht gegen uns an!“ „Die Weasley Zwillinge waren-“ „-die besten Treiber, die Gryffindor je hatte!“ Sanny grinste hämisch. „Das will ich erst mal sehen! Glaubt nicht, dass ich so schlecht bin!“ „Kannst du gerne haben!“ mit einem Tritt öffnete Fred die Kiste und nahm die Schläger heraus. „Du oder ich?“ fragte er seinen Zwilling, der ihm den Vortritt ließ. „Gut. Wie wäre es mit einer Runde Klatscher-Squosh? Jeder einen Schläger und ein Klatscher im Spiel. Wir schlagen ihn abwechselnd in beliebige Richtungen, wer ihn jedoch dreimal nicht zurückschlagen kann, verliert.“ Erklärte er. „Alles klar!“ meinte Sanny und nahm ihm einen Schläger aus der Hand. „Mal sehen wer besser ist, Australien oder Britannien.“ Sie schwangen sich auf ihre Besen und stießen sich gleichzeitig vom Boden ab. „Ich mach dich fertig, Süße!“ verkündete Fred großspurig, als sie sich gegenüber in der Luft befanden. „Oder soll ich dich gewinnen lassen, damit du nicht weinst?“ Sanny lachte laut auf. „Und von was träumst du nachts? Los George, lass ihn raus!“ „Also gut, Los geht’s!“ George löste die Gurte, die den grauen Ball fesselten, der stieg daraufhin senkrecht in den Himmel. „Ladys first!“ meinte Fred und gab Sanny den Vortritt. Sie stieg ein wenig höher und traf den rasenden Ball scheinbar mühelos. „Du bist dran.“ „Kein Problem!“ der Ball kam von links und Fred ließ ihn so am Schläger abprallen, dass er ein wenig nach unten trudelte. Schnell flog die Braunhaarige ihm nach und erwischte ihn, bevor er auf dem Boden ankam. Ginny und Bill duckten sich, um ihn nicht abzubekommen. „´Tschuldigung!“ „Super, Sanny! Immer weiter so!“ lachte George und hielt sich den Bauch über die erschrockenen Gesichter seiner Geschwister. Allerdings wurde Fred jetzt gemein und schlug keine einfachen Bälle mehr, Sanny musste sich ernsthaft anstrengen. Sie musste schnell fliegen um ihn zu erwischen und schließlich ging ihr einer durch die Lappen. „1:0 für Fred!“ verkündete George grinsend. Sannys Blick wurde kämpferisch. „Noch ist nichts verloren!“ Und wirklich verfehlte Fred zwei Schläge später den Klatscher. „1:1!“ jubelte Ginny und sah feixend George an. Die Schläger wurden nun immer schneller, der Klatscher natürlich auch. Und die zwei Flieger in der Luft, lieferten sich einen wahren Krieg. Und langsam merkte auch Fred, dass Sanny ziemlich was auf dem Kasten hatte. „Den kriegst du nicht!“ schrie er und zog voll ab, doch er täuschte sich. Mit einer sauberen Flugrolle, konnte Sanny ihn treffen. „Verdammt.“ Knurrte Fred, doch Sanny grinste nur. Er musste sich wirklich schon anstrengen, der kleine Angeber. „Wart´s ab, probier mal den!“ er schoss ihn extra tiefer, als sie gerade war und Sanny kapierte, dass sie ihn nicht ohne Probleme bekommen konnte. Er war viel zu tief um ihn mit einer normalen Rolle zu erreichen. „Also gut.“ Blitzschnell hakte sie sich mit einem Bein am Besen fest, ließ sich fallen und erwischte den Klatscher mit der äußersten Spitze des Schlägers. Der wurde dadurch senkrecht in die Luft geschleudert. „Ich kann mehr, als du denkst!“ rief sie kopfüberhängend zu Fred. „Nicht schlecht.“ Gab der Rotschopf zu. „Aber der ist weg!“ Und schon zischte der Ball knapp an Sannys Fuß vorbei, der noch frei in der Luft hing. „2:1!“ grinste er. Jetzt wurde Sanny böse, sie hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt! „Versuch den, Baby!“ „Ach sind wir schon soweit?“ Sanny drehte mit dem Besen einen Salto in der Luft und schleuderte den Klatscher so knapp an Freds Kopf vorbei, dass seine Haare vom Wind erfasst wurden. Geschockt riss er die Augen auf. „Das war ein direkter Angriff! Und zwar ein heftiger!“ Sanny grinste hämisch. „Quidditch ist Quidditch!“ Allerdings wirkte ihr Lächeln ein wenig zittrig. So knapp war das eigentlich nicht geplant gewesen... „Also 2:2, der nächste entscheidet!“ „Komm schon Sanny! Noch so einer und du hast ihn!“ rief Ginny von unten. Bill stand mit verschränkten Armen neben ihr und George hatte sich ins Gras gelümmelt. Ron war in Richtung Haus verschwunden. „ICH verliere bestimmt nicht! Ich hab das Spiel erfunden!“ knurrte Fred. „Ooh! Wie KREATIV! Kombinieren geht über Studieren oder was?“ Ihre Stimme triefte vor Ironie, als der Klatscher auch schon von vorne angeschossen kam. „Ha!“ Sie lehnte sich ein wenig nach links und traf ihn locker, machte aber eine unfreiwillige Rolle. Fred hatte mit dem nächsten auch keine Probleme. „Eines muss man dir lassen, du weißt was du tust!“ rief er. „Danke auch, kann ich nur zurückgeben!“ Sie holte aus und schlug den Klatscher diesmal direkt auf ihn zu. „Leichtigkeit!“ Fred streckte sich, streckte sich noch mehr und ... – verpasste ihn um knappe Millimeter. „Super, Sanny!“ jubelte Ginny und Bill und George klatschten zustimmend. „Tja, dann hab ich wohl eben den Erfinder geschlagen“ meinte Sanny mit einer spöttischen Verbeugung in Richtung Fred. Sie ließen sich zu Boden gleiten und kamen gleichzeitig auf. „George“ sagte Fred mit einem tief ernsten Gesicht und legte Sanny den Arm auf die Schulter. „Dieses Mädchen kann uns wahrhaftig noch etwas beibringen! Die fliegt, als würde sie am Besen festkleben!“ George lachte. „Na dann, herzlichen Glückwunsch zum Sieg!“ Er schüttelte freudig ihre Hand. Sanny kam sich vor, als hätte sie gerade eine Prüfung abgelegt, aber sie war froh sie bestanden zu haben! „Kinder! Es gibt essen!“ schallte Mrs. Weasley Stimme magisch verstärkt zu ihnen hinüber. „Na los, gehen wir, ich hab Hunger!“ rief George und brachte die Besen zurück. Sanny stellte ihren Besen vor der Hintertür ab und betrat dann hinter den Geschwistern die Küche. „Da seid ihr ja! Ginny, trag das mal bitte rein. Oh, Cassandra! Möchtest du mitessen? Ich habe für dich mitgedeckt!“ „Vielen Dank, Mrs. Weasley, gern!“ freute sich die Braunhaarige, sie hatte wirklich großen Hunger bekommen. Also ließ sie sich neben Ginny und Ron am Tisch nieder und genoss es in einer so großen Gesellschaft zu speisen. „Mum, du hättest Sanny fliegen sehen sollen! Die turnt da oben rum, als wäre es nichts!“ berichtete Ginny. „Und sie hat im Squosh gegen Fred gewonnen!“ pflichtete Bill bei und knuffte seinem jüngeren Bruder in die Seite, worauf der ihm die Zunge herausstreckte. „Wirklich? Das schafft nicht jeder!“ schmunzelte Mrs. Weasley und gab Eintopf auf die Teller. Fred sah ein wenig missmutig drein, als er seinen Teller entgegen nahm. „Tja, es geht doch nichts über einen guten Rivalen, stimmt´s Brüderchen?“ neckte George seinen Zwilling. „Pass auf, dass du nicht gleich einen Rivalen bekommst!“ rief Fred und kleckste seinem Bruder zielsicher mit dem Löffel Eintopf ins Gesicht. Innerhalb nur weniger Wochen wurden Ginny und Sanny unzertrennlich. Schließlich gab es nicht viele Hexen in ihrem Alter in der Umgebung. Und da Cassandras Mutter öfters mal mit Mrs. Weasley einen Kaffeeklatsch abhielt und die beiden Ehemänner im Ministerium arbeiteten, freundeten sich die Familien relativ schnell an. Gegen Ende Juli kam Ginny jedoch mit einer unfassbaren Neuigkeit auf Sanny zu. Sie weihte sie in das Geheimnis um den Phönixorden ein. Auf längere Zeit wäre es unmöglich gewesen der Braunhaarigen zu erklären, warum so viele Freunde und Bekannte im Fuchsbau ein und ausgingen, zum Abendessen blieben und Neuigkeiten austauschten. Sanny war platt, als sie all das erfuhr. Sie wusste zwar, dass es im Untergrund Gegner von Du-weißt-schon-wen gab, doch dass ausgerechnet sie so nah mit ihnen bekannt war… Immerhin ging sie ebenso wie die Mitglieder des Ordens bei den Weasleys ein und aus – ohne, dass sie einen ernsten Verdacht geschöpft hätte. „Das heißt Mad-Eye ist so misstrauisch, weil er vor zwei Jahren gekidnappt wurde?“ „Nein, er war schon vorher so“, winkte Ginny ab. „Aber seitdem ist er noch Schlimmer geworden.“ Sanny war der grummelige, alte Kauz schon immer suspekt vorgekommen. Bei ihrem ersten Treffen hatte er sie ausgequetscht, als säße sie in einem Verhör. Außerdem hatte er immer einen eigenen Flachmann dabei, denn sooft Molly ihm auch etwas anbot, er nahm nichts an. Vor jedem Abendessen wollte er genau wissen, welche Zutaten Molly benutzt hatte und Mrs. Weasley verlor einige Male die Geduld mit ihm. „Die wichtigste Regel als Auror ist es niemandem zu trauen“, erklärte er einmal. „Nicht einmal dem eigenen Spiegelbild, glaubt mir, die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Man muss immer wachsam sein!“ Natürlich schwor Cassandra das Geheimnis des Ordens zu wahren, Kingsley Shacklebolt machte ihr die Konsequenzen, falls sie sich verraten sollte, mehr als klar. So erfuhr sie auch, dass der Orden Harry Potter in den Fuchsbau „schleusen“ wollte. Mithilfe von Vielsaft-Trank, wollten Fleur, Fred, George, Ron, Hermine und Mundungus Fletcher sich als Harry ausgeben und so falsche Fährten für eventuelle Verfolger legen. Wer diese Verfolger sein könnten, wollte sich Sanny lieber nicht vorstellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)