Mein Leben als CEO von KnK-Romane ================================================================================ Kapitel 5: Karma is a Bitch --------------------------- Ich atmete tief ein. Dass mir gerade der Arsch auf Grundeis ging, konnte ja zum Glück niemand sehen. Der Freizeichenton erklang und ich hielt das Handy an mein Ohr. Wenige Tuuuts später meldete sich ihre Stimme: „Engelbach?“ „Hallo hier ist Herr Zane von SFI inc., falls Sie sich noch an mich erinnern.“ Ihre Stimme hellte sich sofort auf. Ich wollte sie nicht enttäuschen, verdammt! „Natürlich erinnere ich mich an Sie. Es freut mich, von Ihnen zu hören!“ „Leider habe ich keine allzu guten Nachrichten, Frau Engelbach. Wie Sie sicherlich wissen, bin ich durchweg begeistert von Ihnen. Deswegen rufe ich jetzt auch persönlich an. Aber leider gab es Bewerber, die von uns bevorzugt behandelt werden mussten. Sie wissen, was ich meine. Da sind mir leider die Hände gebunden.“ „Oh nein“, sagte Emily hörbar enttäuscht. Ich hatte ihr bei unserem letzten Gespräch ja auch riesige Hoffnungen gemacht. „Ich weiß“, seufzte ich und ich musste mein Bedauern nicht einmal schauspielern, „aber glauben Sie mir, Ihre Referenzen sind so gut und Sie eine so hübsche, sympathische Frau, Sie werden sehr schnell eine Arbeitsstelle finden. Sollte sich in meiner Firma eine andere geeignete Stelle für Sie ergeben, werde ich mich sofort bei Ihnen melden. Leider kann ich natürlich nicht sagen, wann das der Fall sein könnte.“ Sie seufzte. Nach allem war alles, was ich redete nur heiße Luft und würde ihr rein gar nichts bringen. „Ja, danke trotzdem, Herr Zane, dass Sie sich die Mühe machen und mir persönlich bescheid geben.“ „Natürlich, das ist das Mindeste. Immerhin hoffe ich ja immer noch, dass Sie eines Tages Teil meiner Firma sein können.“ „Danke. Vielleicht klappt es ja irgendwann. Bis dahin wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg mit Ihrem Unternehmen und haben Sie noch einen schönen Abend.“ „Vielen Dank, Frau Engelbach. Ganz viel Erfolg und Glück bei Ihrer Arbeitssuche und Ihnen auch noch einen schönen Abend.“ Wir legten auf und ich fiel Rücklinks auf mein Sofa. Nachdem ich mein iPhone irgendwo neben mich geworfen hatte, strich ich mir mit beiden Händen über das Gesicht. Innerhalb der letzten Wochen hatten sich meine Ziele und Probleme vollkommen verändert. Anfangs drehte sich alles nur darum, wie ich als nächstes möglichst gut die nächste Frau aufreißen konnte - nun war meine Frage: Wie würde ich dieses eine Mädchen für mich gewinnen? Wann war ich von Barney zu Ted geworden? Wann von Charlie zu Alan? Vielleicht war der Christoph Schimanski auch einfach stärker in mir, als der Mr. Zane? Ich wollte ein Sith sein, kein Jedi! Nachdem ich eine Weile lang in mich hineingejammert und mich in Selbstmitleid gesuhlt hatte, raffte ich mich wieder auf. Ich hatte jetzt eine Mission und die bedurfte meiner vollen Aufmerksamkeit! Direkt am Abend des nächsten Tages war ich von der Arbeit aus zu Emiliys Wohnung gefahren. Offenbar wohnte sie noch bei ihren Eltern in einem der ruhigeren Wohngegenden im Randbereich von Frankfurt. Oder sie war bereits reich und hatte sich ihr eigenes Haus gekauft - das hielt ich in meiner sagenumwobenen Intelligenz jedoch eher für unwahrscheinlich. Ausgerüstet mit einer Sonnenbrille und einem Rollkragenpulli fuhr ich mit meinem Matze vor das kleine Einfamilienhaus. Ihre Adresse hatte ich ja zum Glück aus ihren Bewerbungsunterlagen. Nun musste ich mir erstmal einen Überblick über ihre Nachtbarschaft machen und warten, dass sie entweder nach Hause kam oder aus dem Haus heraus ging. Ich wartete geschlagene zwei Stunden, in denen ich mir vorkam wie ein Cop in Zivil aus diesen amerikanischen Gangsterfilmen, bloß, dass ich statt einem Doughnut einen Muffin aß, bis ich schließlich Glück hatte. Meine Traumfrau verließ das Haus und ging in die Garage. Kurz darauf kam sie mit einem Fahrrad um die Ecke gefahren und fuhr die Allee herab, in der sie wohnte. Es fühlte sich an, als tanzte mein Herz Chachacha in meiner Brust. Zum einen, weil diese Spionagearbeit ein riesiger Nervenkitzel war und zum anderen, weil ich sie endlich wiedergesehen hatte, wenn auch nur kurz. Ihr hübscher Po hob sich vom Sattel ab und kurz darauf war sie auch schon fast aus meiner Sicht. Ich startete den Motor und nahm die Verfolgung auf. Ich wette, inzwischen bin ich in euren Gedanken vom frauenverachtenden Arschloch zum psychopathischen Stalker geworden. Nach meinen Maßstäben halte ich das jedoch für eine Beförderung. Aber was hättet ihr denn an meiner Stelle gemacht? Sicher wart ihr auch schon in Situationen, in die ihr euch hineingeritten habt, wo ihr so schnell nicht wieder raus kamt, oder? Allein zu behaupten man habe noch nie gelogen macht einen schon zu einem Lügner! Also kehrt erstmal vor eurer eigenen Haustüre! Wie auch immer, wo war ich? Achja, genau... Ich verfolgte Emily bis zu einem Supermarkt, vor dem sie wieder hielt und ihr Fahrrad abstellte. Sie verschwand etwa 20 Minuten in dem Gebäude und kam mit einer voll bepackten Stofftasche wieder heraus. Was sie gekauft hatte, konnte ich nicht erkennen, abgesehen von einer Stange Porree, die zu groß für den Beutel war. Damit machte sie sich wieder auf den Heimweg. Da ich nicht glaubte, dass ich heut noch weitere Erkenntnisse haben würde, machte ich mich danach ebenfalls wieder auf den Weg zurück in meine Wohnung. Die nächsten Tage würde ich dieses Spiel wiederholen. Wer hätte gedacht, dass ich noch eine Karriere als Sherlock anstreben würde? Ich jedenfalls nicht. Und obwohl alles spannend war, fühlte ich mich auch furchtbar schäbig dabei. Warum war ich ihr nicht einfach in der U-Bahn als Christoph Schimanski begegnet? Weil Karma eine Bitch ist, deswegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)