Mein Leben als CEO von KnK-Romane ================================================================================ Kapitel 1: Der Masterplan ------------------------- Vor mir steht diese wunderschöne, junge Frau und sieht mich aus ihren blauen Augen so vorwurfsvoll an. Sie sind wie ein Spiegel für mich und ich sehe etwas in ihnen zerbrechen. Ich habe sie von Anfang an belogen und ein hinterhältiges Spiel mit ihr gespielt und jetzt, wo sie sich dessen bewusst wird, zerfällt die Traumwelt, in der wir lebten, zu tausend Scherben. Funkelnd fallen sie in Form von Tränen zu Boden. Es zerreist mir das Herz. Ich liebe sie, verdammt. So habe ich das niemals gewollt! „Emily, ich...“, stottere ich und packe mir an die Stirn, kneife die Augen zusammen, damit ich ihr Gesicht nicht mehr sehen muss, „du musst mir glauben. Ich wollte das so nicht!“ „Ach nein? Was wolltest du denn? Was hast du gedacht, wie deine Lüge endet?“ Ihre Stimme überschlägt sich vor Wut und Entsetzen und ist nur noch ein tonloses Quietschen. Ich habe keine Ahnung, wie ich das wieder gut machen soll. Kennt Ihr diese amerikanischen Teenage-Schmu-Filme, in denen der Typ das Mädchen anlügt um sie rum zu kriegen und im Laufe der Zeit verliebt er sich dann doch in sie, hat sich aber bereits in eine auswegslose Situation manövriert? Das Ganze eskaliert, sie kriegt es heraus und das Drama ist riesengroß. Ich hasse diese Filme. Und trotzdem passiert mir genau das nun auch. Mit dem Unterschied, dass es für diese Filme meistens ein furchtbar kitschiges Happy End gibt. Ich glaube jedoch nicht, dass einem im „Real-Life“ solche Fehltritte verziehen werden. Aber um zu verstehen, mit was ich Euch hier die Ohren voll heule, sollte ich Euch die Situation erst einmal erklären. Also lehnt Euch zurück, kocht Euch nen Tee, knabbert ein paar Gummibärchen und hört Euch meine verdreht Geschichte an: Frauen lieben reiche Männer in Anzügen, die sie in eine unbekannte Welt des Glamours entführen. Sie lieben diese Macho-Arschlöcher, die sich offenkundig für niemanden tiefergehend interessieren und eine Frau nach der anderen Flachlegen. Sie lieben das Gefühl, dass diese distanzierte, gutaussehende,reiche Kerl sie anders behandelt als die anderen, das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Meine Theorie ist, dass jemand, der sich CEO-von-Irgendwas schimpfen kann, jede rumkriegt. Um genau das sollte meine Masche werden. Wenn Barney Stinson Weiber mit „Dem nackten Mann“ oder „Dem Sporttaucher“ abschleppt, dann würde ich mit „Dem CEO“ wohl phänomenale Erfolge verbuchen, oder? Zu diesem Zweck gründete ich die Social Financial Industries Incoprorated., kurz SFI Inc. hört sich furchtbar wichtig an, sind aber eigentlich nur zusammengewürfelte Worte, die am Ende keinen Sinn ergeben. Ich überlegte mir zusammen mit einem Kumpel, der Grafik Design studiert hat, ein Logo und ließ mir von ihm Visitenkarten entwerfen und eine Website anlegen, die alles beinhaltete, was nötig war. Eine Beschreibung der Firma, eine Adresse in den Vereinigten Staaten mit Postfach, Kontaktformular, gefälschte Presseberichte - sogar eine online Jobbörse, auf der meine Firma stetig auf der Suche nach neuen Praktikanten, Lieferanten und anderen seriös klingenden Sachen wie „Sales-Assistant“ oder „Assistant Managern“ war. Mein eigentlicher Name ist Christoph Uwe (danke Opa) Schimanski, ich bin 26 Jahre alt und wohne im beschaulichen Königsstein im Taunus in der nähe von Frankfurt am Main. Doch für die letzten Monate schlüpfte ich in die Rolle von Mr. Christoph Anthony Zane, der junge, erfolgreiche und millionenschwere CEO von SFI Industries. Ich besorgte mir eine gefälschte Rolex auf dem Schwarzmarkt - wer bitte erkennt da schon einen unterschied? Ich jedenfalls nicht - und ließ mir ein Zippo-Feuerzeug mit dem Logo meiner Firma gravieren. Das Einzige, was wirklich echt an mir war, war mein mit Schweiß und Tränen antrainiertes Sixpack, auf das ich zugegeben sehr stolz bin, und der nach Maß angepasste Anzug von Hugo Boss, den ich mir zusammengespart habe. Nach allem war das A und O einfach ein perfekt sitzender Anzug. Natürlich ist Hugo-Boss kein italienischer spitzen Anzug Hersteller, aber wenn es für die Deutsche Fußball Nationalmannschaft gut genug war, dann auch für Mr. Zane. Perfekt ausgerüstet und mit einem Selbstbewusstsein, das George Clooney in den Schatten gestellt hätte, begab ich mich an einem Freitag Abend in die Innenstadt von Frankfurt - genaugenommen in eine Bar, die nicht sonderlich gehoben, aber auch keine völlige Absteige war. Ich wusste, dass es zu diesem Zeitpunkt recht voll sein würde. Dies Bot mir die perfekte Gelegenheit mich zu anderen zu gesellen. Ich drückte die Türe der Bar auf, ließ meinen Blick kurz den Raum scannen und registrierte sofort eine süße Rothaarige an der Theke, die offenbar noch auf ihre Freundin wartete, in ihrem Handy tippte und an ihrem Mojito nippte. Ich fühlte mich wie der Terminator und Iron Man zur gleichen Zeit. Dass in meinem Sichtfeld Daten über die Kleine angezeigt wurden, war das einzige, was noch fehlte. Eine Hand voll 75 B, eine Schlanke 34er Taille und eine etwas füllige 38er Hüfte, erkannte ich auch ohne Technologie. Bingo! Ich strich durch mein dunkelblondes, frisch geschnittenes Haar, zupfte noch einmal meinen Anzug zurecht und drängte mich neben sie an die Theke. „Zufällig“ stieß ich sie dabei leicht an und ließ sie meinen flachen Bauch spüren. „Oh, sorry“, entschuldigte ich mich, lächelte kokett und fasste mir peinlich berührt an die Stirn. „Entschuldigung, meine ich. Ich habe ganz vergessen, dass ich in Deutschland bin.“ Meinen amerikanischen Akzent hatte ich zuvor geübt, um authentischer zu wirken. Das Mädchen blickte verwundert zu mir auf und dann sah ich es in ihrem Gesicht: Die Wangen wurden rot, die Augen ein wenig glasig und sie wich schüchtern etwas nach hinten. Sie strich sich durchs Haar und schenkte mir ein süßes Lächeln. „Kein Problem, ist ja nichts passiert“, winkte sie ab. Ich tat als wäre damit unsere erste Begegnung beendet und mein Interesse an ihr vergangen. Also bestellte ich bei dem Barkeeper einen Scotch und machte es mir auf einem der Hocker am Thesen bequem. Als ich das honigbraune Getränk bekam, schwenkte ich die Eiswürfel darin kurz umher, ehe ich daran nippte. Scheiße, ist das ekelhaft! Meine Kehle zog sich zu und mit aller Kraft hielt ich meine Gesichtszüge im Zaum, die sich verziehen wollten, als hätte ich in ein vergammeltes Ei gebissen. Fuck ey, woah! In meinem Leben hatte ich noch keinen Scotch getrunken und jetzt wusste ich auch, warum. Auf keinster Weise konnte ich nachvollziehen, wieso die Elite das gerne trank. Aber darum ging es hier nicht. Es ging nicht darum, was ich mochte und was nicht sondern darum, was ich mögen musste. Also blieb mein Gesicht cool und teilnahmslos. Die nächsten Minuten verbrachte ich damit das Gesöff runter zu würgen und aus dem Augenwinkel zu beobachten, wie die kleine Pepper Potts immerwieder zu ihrem Tony Stark schielte - Mir. Ja, Kleines, riechst du Paco Rabanne’s Komposition an mir? Schließlich sprach sie mich an. „Entschuldigen Sie, sind Sie geschäftlich hier in Deutschland?“ Sieg auf voller Linie! Ich drehte mich zu ihr und blickte diesmal recht kühl drein. „Yah. Meine Firma expandiert im Moment und ich suche einen geeigneten Sitz für eine Zweigstelle in Deutschland.“ „Oh, da werden Sie in Frankfurt sicher fündig“, sie lächelte wieder süßlich und drehte sich zu mir. „für wie lange bleiben Sie hier?“ „Das steht noch nicht fest, mein Rückflug ist noch nicht gebucht.“ „Und wo kommen Sie ursprünglich her?“ „Aus Washington D.C, United States“, log ich, „ich bin übrigens Christoph Zane, aber du kannst mich einfach Chris nennen“ bot ich ihr offensichtlich das Du an und hielt ihr meine Hand entgegen. „Ich bin Nina“, sie ergriff meine Hand und ich drückte ihre geschäftsmännisch. „Hi, Nina. Nice to meet you“, floskelte ich und winkte den Barkeeper her. „Die Lady hätte gerne noch einen Mojito.“ Ich zwinkerte ihr zu. Ihrer Körpergröße und Gewicht nach zur Urteilen, hätte sie nach den zwei Cocktails einen guten Pegel erreicht, der sie leichtgläubig und beeinflussbar machen würde. Ich selbst trank mir ebenfalls noch etwas Mut an, achtete aber darauf, dass ich nicht so viel Trank, dass mir nachher Fehler unterliefen. Ein paar Lügen, ein wenig Smalltalk und Komplimente später, landeten wir wild knutschend auf dem Rücksitz eines Taxis. Ich hatte sie überredet, dass mein Hotel zu weit weg war und wir besser zu ihr gehen sollten. Memo an mich: beim nächsten Mal vorsorglich ein teures Hotel reservieren! Alle weiteren Detail erspare ich Euch und sage nur so viel: Es war gut, es war lang und wir haben unaussprechliche Dinge getan. Etwa sechs Stunden später wachte ich in der Studentenwohnung der Rothaarigen auf, deren Name ich schon wieder vergessen hatte. Sie lag auf meinem Arm und ihr Po drückte sich gegen meine Seite. Mein Leben war perfekt. Das hier war der ultimative Grund für all meine Bemühungen. Müde schielte ich zu ihr herüber und streichelte mit der freien Hand über ihre Taille. Im Schlaf schmunzelte sie etwas und drückte sich gegen mich. Halleluja. Am liebsten wäre ich direkt noch einmal über sie hergefallen, doch das würde meinen Abgang zerstören. Also wühlte ich mich langsam und vorsichtig unter ihr hervor, zog mich so leise wie möglich wieder an und alles, was sie von mir finden würde, wenn sie aufwachte, war der Geruch meines Parfums und meine Visitenkarte auf ihrem Nachttisch. Kapitel 2: A la Michael De Santa -------------------------------- Ihr fragt Euch sicher, warum sich jemand so einen Aufriss macht und all diese Dinge organisiert, nur um ein paar Weiber flach zu legen. Nun, es liegt nicht daran, dass ich sonst keine abbekommen würde, weil ich nicht gut genug aussehe. Ganz im Gegenteil, ich halte mich eigentlich für ziemlich attraktiv und bisher hat mir auch noch niemand etwas Gegenteiliges gesagt. Die ganze Idee ist eher im Gespräch mit ein paar Kumpels entstanden. Setzt man viele Affen zusammen, fangen sie eben irgendwann an, mit Scheiße um sich zu werfen. So ist das auch bei uns Männern. Aber verrückte Ideen arten gerne in Machtkämpfe aus, und ehe man sich versieht, darf man keinen Rückzieher machen, weil man sonst sein Gesicht und seine Ehre verliert und schon steckt man quasi bis zum Hals in gequirltem Kuhmist. Dazu kommt dann noch der schlechte Einfluss von Fernsehserien wie How I Met your Mother oder Two and a half man, die einem nicht gerade einen vernünftigen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht vermitteln. Natürlich ist mir klar, dass das alles nur erfundene Geschichten sind. Trotzdem lebt doch auch jeder irgendwie ein kleines bisschen in seiner eigenen Traumwelt. Wenn man dann diese TV-inszenierte Traumwelt mit genügend Testosteron, Alkohol und dem Hype um gewisse CEOs aus Romanen, die die Frauenherzen zum Schmelzen und die Höschen zum Tropfen bringen, vermischt, was erhält man dann? Richtig! Eine Schnapsidee. „Alter, was haben die Weiber nur immer mit diesen Anzugtypen?“, fragte mein Kumpel Mark (der Grafik-Designer), während er zusah wie Emre (ein anderer Kumpel) und ich GTA V über seinen 63- zoll Flachbildfernseher zockten. „Meinst du die Hipster? Du bist doch selbst einer!“, erwiderte ich und spielte auf Marks Vollbart und seine super nerdige Hornbrille an. Dazu hatte er seit neustem eine Vorliebe für karierte Fliegen entdeckt. Ich meine, bitte, sind wir hier bei Dr. Who oder was? „Haha“, Mark rümpfte die Nase und grunzte etwas Mürrisches in sich hinein, was ich nicht verstand, „nein ich meine diese ganzen Geschäftsleute. Banker, Anwälte, diese typischen Bosse eben. Ich lauf mit Karina durch die Stadt und da kommt uns so ein junger Typ in Designeranzug entgegen. Die Haare nach hinten gekämmt und Lackschuhe an. Einfach so ein richtig geleckter Maffiosi-Heini. Sie dreht sich nach ihm um und meint: Hast du den gesehen? Der war vielleicht heiß“, Mark äffte die Stimme seiner Freundin unnatürlich hoch nach, verzog dabei das Gesicht und wackelte mit dem Kopf. „Frauen verbinden solche Klamotten eben mit Geld. Und Geld verbinden sie mit Macht. Und Macht ist sexy“, warf Emre in seiner staubtrockenen, abgebrühten Art ein und zuckte mit den Schultern, als wäre das alles völlig normal. „Alles klar, Yoda“, sagte ich und in meinem Kopf begannen sich die Zahnräder zu drehen. „Meint ihr, man kann leichter welche abschleppen, wenn man einen Anzug trägt und sie denken, dass man ein reicher Geschäftsmann ist?“ Um meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen, manövrierte ich unsere Spielfigur zu ihrem Kleiderschrank und blätterte dort diverse Outfits durch. T-Shirt und Bermudashorts. „Jungfrau 40 männlich sucht“ Anzug und Lederhandschuhe „Flachgelegt!“ Emre sah mich genervt von der Seite an und nahm mir den Kontroller aus der Hand. „Lass das. Michael kriegt auch welche in Jogginghose ab.“ Trotzdem fand ich den Gedanken merkwürdig inspirierend. „Ich denke schon, dass sich da einige von beeinflussen lassen. Wobei ich das ziemlich oberflächlich und billig finde. Ich glaube aber auch, dass da ein einfacher Anzug nicht reicht. Da brauch man schon das Gesamtpaket mit schicker Karre und teurem Haus“, antwortete Mark und ich begann mein Kinn zu reiben. „Ich wette, mir könnte dann keine widerstehen, wenn ich auch noch CEO von irgendeiner Firma wäre“, sinnierte ich und Emre hatte nun diesen Bitte-nicht-Blick drauf, den er Mark zuwarf. „Ich glaube nicht, dass die Frauen so leicht hinters Licht zu führen sind“, sagte dieser. Zu spät. Mein innerer Rebell war geweckt, von der Leine gelassen und bleckte die Zähne nach Frischfleisch. „Wisst ihr, wo man in der Stadt nen vernünftigen Anzug herbekommt?“ Keine zwei Tage später rollte ich mit Sonnenbrille und meinem alten Mazda in ein Parkhaus und ließ mich von Hugo Boss einkleiden. An dem Tag nach meinem kleinen Tete-a-Tete mit Pepper Potts warf ich mich abends auf meine Couch und rief Mark an. „Yo, was geht?“, meldete er sich in gespieltem Slang. Mark war kein Slangmensch. Er war der Hochdeutsch-Spießer. „Eingelocht“, antwortete ich grinsend und wartete auf seine Reaktion. Er musste eine Weile überlegen und ich konnte förmlich hören, wie die verwirrte Stille zu einer Sprachlosen wurde. „Nicht dein Ernst?“, brachte er schließlich hervor. „Doch. Eine kleine Rothaarige aus einer Bar. Sie ist komplett drauf rein gefallen. Ich hab ihr meine Visitenkarte da gelassen, falls sie Lust auf eine zweite Runde hat.“ „Ich glaub das einfach nicht, wie billig ist das denn?“ Offenbar hatte es seine heile Rosa-rote Brille zerstört, mit der er Frauen ansah. Sie waren nicht die süßen, unschuldigen Wesen, für die er sie hielt. Mr. Christoph Anthony Zane kriegt sie alle. Am Ende würde jede ihre Beine breitmachen, wenn der Geldbeutel nur laut genug klapperte. „Alter, du hattest jetzt deinen Beweis. Also lass es jetzt. Ich weiß, ich hab dir geholfen den ganzen Mist aufzuziehen, aber du solltest das nicht ausnutzen.“ Offenbar hatte er Mitleid mit den Mädchen. Ich nicht. „Wieso? Wenn sie so oberflächlich ist, dass sie mit einem Anzugträger ins Bett springt, der ihr mit seiner Rolex vor der Nase rumwedelt, dann ist sie doch selbst schuld, wenn sie auf die Schnauze fliegt. Das nennt man Karma. Karma mit Nachhilfe halt. Und ich tu ja niemandem weh. Sie hatte Spaß, ich hatte Spaß, ist doch alles gut.“ „Ich weiß nicht, Chris. Ich hab da kein so gutes Gefühl bei.“ hätte ich doch mal auf Mark gehört. Doch in diesem Moment lenkte mich ein Piepen in meinem Smartphone ab, das mir zeigte, dass ich während des Gespräches eine SMS bekommen hatte. „Wart mal kurz“, sagte ich zu Mark, nahm mein Handy vom Ohr und stellte erfreut fest, dass Pepper mir geschrieben hatte. Mein Grinsen reichte von Ohr zu Ohr. „Jackpott, Alter! Die Kleine von gestern hat mir schon geschrieben. Sie bedankt sich für die Nacht und fragt, ob ich Lust hätte, dass sie mir am Wochenende Frankfurt etwas zeigt. Ja, Baby, zeig mir Frankfurts dunkle, feuchte Ecken“, mein Lachen, welches daraufhin folgte, war diabolischer, als ich geplant hatte. Das Ganze stieg mir eindeutig zu Kopf. Aber, wisst ihr was, es war mir egal, und es fühlte sich gut an. Es war aufregend. Es ließ das Adrenalin durch meine Adern rauschen! „Chris,...“, hörte ich Marks vorwurfsvolle Stimme, doch davon wollte ich jetzt nichts wissen. „Du, ich muss jetzt mal los. Als CEO hat man ja leider so viel zu tun“, wieder musste ich grinsen. Ich verabschiedete mich und legte auf. Mit geschwellter Brust verschränkte ich die Arme hinter dem Kopf. Pepper würde ich später antworten. Sie sollte erst auf glühenden Kohlen sitzen und sich Sorgen machen, ob Mr. Christoph Anthony Zane überhaupt weiteres Interesse an ihr hatte. Wenn ich mich dann bei ihr meldete, würde es große Euphorie bei ihr hervorrufen und sie würde sich als etwas Besonderes fühlen. Nach meinem zweiten Stelldichein mit Pepper, deren Name sich ein weiteres Mal als Nina entpuppte - diesmal merkte ich ihn mir - hatte ich Lust auf was Neues. Der CEO von SFI Inc. durfte nicht nur einer Frau vorbehalten bleiben. Also blieben ihre Nachrichten von nun an unbeantwortet, und wenn ich irgendwann wieder Lust auf sie hatte, würde mir die Ausrede bleiben, dass ich plötzlich wieder zurück in die Staaten gemusst hätte, aus dringenden, geschäftlichen Angelegenheiten natürlich. Ich weiß, ihr haltet mich jetzt schon für ein Arschloch, das es verdient hat, gehasst zu werden. Aber betrachtet auch mal die andere Seite der Medaille: Ist es nicht ziemlich oberflächlich von den Mädels auf mich abzufahren, nur weil sie glauben ich sei reich? Eine Woche später war Anfang des neuen Monats und ich hatte gerade wieder Gehalt bekommen, sodass ich genug Geld hatte, um für ein paar Abende in die Rolle des Mr. Zane zu schlüpfen. Ich verdiene mir meine Brötchen als Chemiker bei einem Pharmaunternehmen. Das wirft zwar nicht sehr viel ab, aber es reicht, um vernünftig leben zu können und es macht mir Spaß. Doch für dieses Wochenende wollte ich meinen weißen Kittel gegen den Hugo Boss Anzug tauschen. Ich drehte „Seed - Ding“ laut über meine Anlage im Wohnzimmer auf und begann mich tanzend fertigzumachen. Wie in einem Ritual legte ich mir die (fake) Rolex an, knöpfte mein Hemd zu und warf mir das Jackett um die Schultern. Ich fühlte mich wie ein Superheld. Ein letzter Blick in den Spiegel, ein kleiner Sprüh aus der Paco Rabanne Flacon und ich war bereit. So verließ ich meine Wohnung und machte mich auf den Weg nach Frankfurt City. Auf dem Weg aus dem Parkhaus kam ich bei Frankie vorbei. Er war ein Obdachloser, der seit einigen Jahren schon auf der Straße lebte und quasi immer am selben Platz war. Im Laufe der Zeit war es zu einem Ritual geworden ihm vom Bäcker etwas mit zu bringen oder ihm die Reste meines Abendessens zu geben, wenn ich in die Stadt fuhr. Manchmal brachte ich ihm auch Medikamente oder gab ihm meine aussortierte Kleidung, sofern sie ihm denn halbwegs passen mochte. „Ah, Christoph“, sagte Frankie und lächelte mich zahnlos an, „du bist aber rausgeputzt.“ „Ja, ich habe ein Date“, flunkerte ich und zwinkerte ihm zu, „du siehst aber auch schick aus. Den Pulli kenn ich doch. Wie geht‘s dir Frank-man?“ „Wie immer. Weißt du doch. Ich kann mich nicht beklagen.“ Doch konnte er, aber tat er nie und dafür bewunderte ich ihn. Ich hatte ihn nur einmal jammern sehen und das war letzten Januar, als es mehrere Wochen am Stück wirklich sehr kalt gewesen war. „Ich hab dir heute mal was Gesundes mitgebracht“, sagte ich und reichte ihm eine Packung Äpfel sowie einen 5 -Euro Schein. „Danke Chris!“ Er salutierte. Ich tat es ihm gleich. Dann ging ich weiter in die Bar, die ich mir für diesen Abend ausgesucht hatte. So ging es weiter und weiter. Wochenlang spielte ich dieses Spiel und perfektionierte es. Christoph Zane wurde immer mehr zu mir und ich immer mehr zu ihm. Es fehlte nicht mehr viel, dass ich anfing, meine eigenen Lügen zu glauben. Viele Frauen - nicht alle - ließen sich von mir beeindrucken. Einige ließen sich sofort auf etwas ein, andere brauchten etwas länger und wieder welche glaubten, ernsthaft etwas mit mir anfangen zu können. Ich schlief mit so vielen Frauen, dass ich mir von den wenigsten nur die Namen merken konnte, warf sie danach weg wie eine alte Socke und scheiße, ja - ich fühlte mich verdammt gut dabei. Doch an jenem milden Abend im April sollte sich etwas ereignen, das mir einige Wochen später zum Verhängnis werden sollte. Kapitel 3: Der Anfang vom Ende ------------------------------ Wie im Kapitel hiervor schon erwähnt, war es ein milder Abend im April und ich war gerade dabei, meine Kochkünste unter Beweis zu stellen, in dem ich unter genauer Anleitung von Dr. Oetker eine Salamipizza in meinen Backofen schob, als mein iPhone auf der Arbeitsplatte zu vibrieren begann. Ich warf irritiert meine Stirn in Falten und kratzte mich überlegend am Hintern, der, wie ich nochmal feststellte, übrigens ziemlich knackig ist. Diese Nummer war mir nicht bekannt, aber es war definitiv eine Festnetznummer aus Frankfurt. Ich stellte mich darauf ein, einen frechen Vertreter aus einem Callcenter abzuwimmeln (nichts für ungut, Jungs und Mädels, ich weiß ihr macht einen schweren, undankbaren Job) und hob ab. „Hallo?“, meldete ich mich hochprofessionell und hockte mich vor meinen Backofen, um der Pizza beim Auftauen zuzusehen - das war besser als Fernsehn. „Guten Abend. Entschuldigen Sie die späte Störung. Bin ich da bei SFI Industires?“, fragte eine Frauenstimme und sofort schlich sich mein blödes Perversogrinsen auf meine Lippen. Ich lehnte meine Stirn gegen die Glasscheibe des Ofens und war einfach nur froh, dass niemand sah, wie ich in meinen blau-weißen Adidas Badelatschen, weißem T-Shirt und Jogginghose wie ein Geier vor meinem Essen brütete. Egal, selbst Mr. Grey kackt braun, wenn ihr versteht, was ich meine. „Ja, bei Mr. Zane persönlich“, flirtete ich sofort los und hörte die Frau am anderen Ende die Luft einziehen. „Sehr gut! Es tut mir leid, dass ich mich so spät noch melde, aber es geht um eine Stellenanzeige, die Sie auf ihrer Homepage ausgeschrieben haben. Dort steht, dass Sie noch eine Assistentin suchen und ich habe vor ein paar Wochen meine Bewerbung abgeschickt und bisher noch keine Antwort erhalten. Ich wollte einfach mal nachhören, wie es so aussieht, ob die Stelle schon vergeben ist?“ Oh Shit. „Wie war nochmal ihr Name?“, hakte ich nach. „Emily Engelbach.“ Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht loszulachen. Welche sadistischen Eltern nannten ihr Kind denn bitte so? Bruce Banner, Clark Kent, Peter Paker, Pepper Potts und Emily Engelbach? „Einen Augenblick“, antwortete ich superseriös, wie ich eben war, ging zu meinem Papiermüll, wühlte darin herum, damit es sich am anderen Ende der Leitung anhörte, als würde ich meine Unterlagen durchsuchen. „Ahja, hier habe ich Sie“, sagte ich schließlich, „Frau Engelbach, ich erinnere mich. Ich war sehr angetan von Ihrer Bewerbung und hier liegt auch schon das Antwortschreiben. Ich wollte Sie zu einem persönlichen Gespräch einladen, aber dann können wir uns den Papierkram ja sparen und jetzt telefonisch einen Termin ausmachen“ „Sehr gerne!“, antwortete Emily hörbar erfreut und erleichtert. Armes Ding. Wenn sie nur wüsste, was für ein Betrüger ich war. Ich würde sie einfach zu einem inszenierten Gespräch einladen, abchecken, wie sie aussah, und wenn sie mir gefiel, würde ich ihr mir irgendetwas ausdenken, um sie ins Bett zu kriegen. Mir fiel ein, dass ich daran denken musste, öfter mein Postfach zu leeren. Wer weiß, ob es nicht noch mehr Bewerber gab. „Wann haben Sie denn Zeit, Frau Engelbach? Ich schaue Mal in meinen Terminkalender“, absichtlich wartete ich ein paar Sekunden, „Hm, es sieht sehr voll aus. Möglich wäre noch Freitagabend nach fünf. Leider sind alle anderen Termine während den regulären Arbeitszeiten schon geblockt“ „Ja, das passt mir gut“, antwortete Emily, „Wo soll ich hinkommen? Einfach in die Firma?“ Fuck, das ging natürlich nicht. Immerhin hatte ich kein wirkliches Büro. Also musste ich mir schnell etwas ausdenken. „Wir befinden uns im Moment ein wenig im Umbau. Die Büros werden modernisiert, deswegen muss ich mit meinen Meetings auf einen externen Raum ausweichen. Ich habe einen Konferenzraum im Radisson Blu gemietet, ich hole sie um 17 Uhr am Empfang ab.“ Was Besseres war mir auf die schnelle nicht in den Kopf gekommen. Das würde mich ein verdammtes Vermögen kosten! „Alles klar, Dankeschön! Vielen Dank! Dann bis Freitag, Herr Zane. Einen schönen Abend noch“, verabschiedete sich die Frau am anderen Ende. „Danke, den wünsche ich Ihnen auch“, sagte ich und legte auf. Ich stand auf, begann in meiner kleinen Küche auf und ab zu laufen und biss mir in den Handrücken. Es war eine Sache Frauen als gefälschter Geschäftsführer in einer Bar aufzureißen, aber eine andere ein Bewerbungsgespräch zu führen. Das stellte mich vor vollkommen neue Herausforderungen und die Sache versetzte mich sofort in Erregung. ...Keine sexuelle, ihr kleinen Schweinchen! „Ok!“, sagte ich zu mir selbst, „die Sache muss gut geplant werden, Chris!“ Aber zunächst würde ich mir einen schönen Abend auf dem Sofa machen, meine Pizza essen und mir ein Bierchen zischen. Manchmal tat es nämlich ganz gut einfach nur der faule, völlig unperfekte Christoph Schimanski zu sein. Die Woche verging wie im Flug, und ehe ich mich versah, rollte ich mit meinem Mazda auf den Radisson Blu Parkplatz. Ich konnte von Glück reden, dass ich genau für diesen Termin noch einen Konferenzraum bekommen hatte. Mit meiner Schüppelkarre kam ich mir unter den vielen teuren Wagen vollkommen underdressed - also quasi undercared vor. Zum Glück würde später niemand wissen, mit welchem Gefährt ich hier vorgefahren war, denn abgesehen davon saß mein Anzug perfekt wie immer. Ich betrat die Eingangshalle und meldete mich am Empfang an. Die freundliche Dame zeigte mir vorsorglich schon einmal den Weg zu meinem gemieteten Raum und bot mir einen Kaffee an, den ich freundlichst ablehnte. Es gab keinen größeren Abturner als jemand, der nach bitterem Kaffee miefte. Ich sah auf meine gefälschte Rolex. Noch 5 Minuten. Nervös ging ich im Kreis um den Konferenztisch, bis ich die Zeit schließlich totgeschlagen hatte. Ich nahm den Aufzug zurück nach unten, wo meine Bewerberin in dem Eingangsbereich sicherlich schon auf mich warten würde. Bevor sich die Türen des Lifts öffneten, überprüfte ich noch einmal meine Krawatte an der Spiegelwand, lehnte mich vor und schaute, ob meine Zähne sauber waren und nichts Peinliches von meinem Mittagessen in meinem Gesicht klebte. Ich zwinkerte mir zu, das gab mir Mut. Selbst ich war dem Charm von dem heißen Typen im Spiegel erlegen und bekam einen Egopush, wenn er mir zuzwinkerte. Auf in den Kampf. Ich stieg aus dem Fahrstuhl und trat in die Lobby ein. Mein Blick schweifte über die Menschen. Dann sah ich sie. Sie hatte honigbraune Haare, die in relativ kurzen Löckchen ihr Haupt bedeckten. Ihre großen, blauen Augen waren dezent geschminkt und sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug, der die Zierlichkeit ihres Körpers einfach perfekt betonte. In ihrer Hand hielt sie eine Mappe, an die ein Stift geklemmt war. Gott, war die süß. Ich trat lächelnd näher an sie heran, und als ich direkt vor ihr stand, stieg mir ein blumiger Duft in die Nase. „Guten Tag, sie müssen Emily Engel sein? Ich bin Christoph Zane“, stellte ich mich vor und hielt ihr meine Hand entgegen. Als mich ihre zarten Finger berührten, stellten sich automatisch meine Armhaare auf. Leute, die einen mögen dran glauben, die anderen nicht - und bis zu diesem Tag, hätte ich jedes Weichei ausgelacht, das mir davon erzählt, aber das war Liebe auf den ersten Blick. Ihr Aussehen, die Grübchen, wenn sie lächelte, ihr Geruch, ihre Stimme - Alles an ihr traf mich so hart wie Klitschkos Faust. Dass ich nicht augenblicklich alle Zähne verlor, war auch alles. Etwas in mir wollte ihr gefallen. Mit jeder Faser wollte ich, dass sie mich wollte! Aber von Beginn an war unsere Begegnung eine verdammte Lüge. Ich brachte sie nach oben in meinen angemieteten Konferenzraum, bot ihr einen Platz mir gegenüber an und schenkte ihr ein Glas Wasser ein, dann faltete ich meine Hände vor dem Mund, weil ich fand, dass das was Superselbstbewusstes hatte. Im Leben hatte ich noch kein Bewerbungsgespräch aus der Position des Arbeitgebers geführt. „So, Frau Engelbach, denn erzählen Sie mir einfach mal etwas von sich. Wieso sie diesen Job gerne hätte, was sie bisher arbeiten“, was ihr Lieblingsessen ist, was ihr Lieblingstier - und viel wichtiger: Sind sie Single? Das waren die Fragen, die mir eigentlich durch den Kopf gingen, doch das konnte sich wohl kaum sagen. Emily erzählte mir irgendetwas, doch meine Aufmerksamkeit reichte nicht, um ihre Worte wirklich zu verstehen. Ich hing fasziniert an ihren Lippen und sie hätte mir die Geschichte von ihrem toten Hund erzählen können - ich hätte es nicht bemerkt. „Verstehe, das klingt schon mal sehr gut“, antwortete ich, als sie fertig schien, „ihr Zeugnis spricht ja auch für sich.“ In der Tat hatte sie gute Noten - inzwischen hatte ich ihre Bewerbung ja aus meinem Postfach gefischt und sie mir wenigstens durchgelesen. In Wirklichkeit war sie noch viel entzückender als auf dem Bewerbungsfoto. „Möchten Sie mir auch etwas über Ihre Firma und meine Aufgaben erzählen?“, fragte sie mit einem erleichterten Lächeln, als sie alles von ihrer Seite her schon hinter sich gebracht hatte. Jetzt war ich dran. Aber ich hatte quasi einen Schwarzen Gürtel im Um-den heißen-Brei-Herumreden und Heiße-Luft-Spucken! Ich erklärte ihr, dass sie meine rechte Hand sein würde, die mir das Leben erleichtern sollte, die viel selbstständig arbeiten und große Aufgabenbereiche hätte. Über die Firma selbst sagte ich ihr nur, das alles wissenswerte auf unserer Homepage (immer wieder Danke Mark!) steht, da die deutsche Zweigstelle ja noch im Aufbau stand. Der Aufbau, an dem SIE teilhaben würde. Ich schaffte es all diese doch letztendlich nichtssagenden Sätze so zu formulieren, dass sie wichtig und kompetent klangen - ich war der Propaganda Minister von SFI Industries, der beste Redner seit Goebbels. Sie sah mich mit einem glücklichen und hoffnungsvollen Blick an. Kein Wunder, da ich sie ja quasi mit Lob überschüttet und den Arbeitsplatz total angepriesen hatte. Ganz zu schweigen von den ganzen Sachen, die ich über sie nur gedacht habe. Ihre süßen Löckchen, die Küss-mich-Lippen, ihre großen Augen (die im Gesicht!), das nervöse Spielen ihrer Finger mit dem Stift an ihrer Mappe. Ich begann mir vorzustellen, wie ihre kleinen Fingerchen an einem ganz anderen Stift ... „Herr Zane?“, durchbrach sie die schon viel zu lange herrschende Stille und riss mich somit aus meinen nicht mehr ganz jugendfreien Gedanken. Ja! Herr Zane, was nun? Chris, lass dir was einfallen, aber schnell! „Ich denke, ich habe dann so weit alles, was ich brauche“, begann ich mit der typischen Chef-Floskel, als ich meine mitgebrachten Unterlagen, auf welche ich mir Bewerbungs-wichtige Notizen über sie geschrieben hatte, (diverse Kringel und eine erstaunlich gut gelungene Karikatur von Donald Trump) zusammenpackte und mich aufrichtete. Auch sie richtete sich wieder auf und wirkte jetzt, nachdem sie das Gespräch hinter sich gebracht hatte, ruhiger, selbstbewusster. Kaum zu glauben, aber die starke Emily machte mich sogar noch mehr an, als die schüchterne Bewerberin. „Ich habe noch weitere Gespräche für die nächsten Wochen, deswegen kann ich ihnen jetzt noch keine Zusage machen, würde aber mit ihnen in Kontakt bleiben.“ In Kontakt bleiben? Nett ausgedrückt. Ich will sie Daten! Jeden verdammten Tag! Sie nickte mir freundlich zu und reichte mir erneut ihre zierliche Hand. Ich griff danach und stellte aufs Neue fest, wie weich ihre Haut war. „Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Zane. Dann heißt es wohl für mich jetzt warten.“ Ja, Warten, auf die Absage. Scheiße Leute, oder habt ihr echt gedacht, ich würde sie jetzt einstellen? Ich bin doch nicht blöd. Erstens könnte ich sie niemals bezahlen und zweitens geh ich Arbeiten. Nachdem ich ihre Hand, widerwillig losgelassen hatte, verabschiedete ich sie an der Tür. Hoffentlich bemerkte sie nicht, dass ich ihr so lange nachsah, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden war. Anschließend führten mich meine Schritte zur Theke der Lobby, wo ich mich irgendwie total geschafft hinpflanzte. „Kann ich Ihnen etwas zum Trinken bringen?“ Ja, nen Kümmel. Nen doppelten! Allerdings schüttelte ich nur den Kopf. Diesen verkackten Raum hier zumieten, hatte mich schon den Traum von neuen Felgen gekostet. (Nicht dass das an meinem Mazda, denn ich liebevoll „Matze“ nannte, sowieso vergebene Liebesmüh war) Ich wollte nicht noch mehr meiner hart erarbeiteten Kröten hierlassen. Ich sank stattdessen in dem Sessel zusammen und zückte mein Handy. Schnell scrollte ich wieder durch meinen E-Mails und sah mir nochmal Emilys Bewerbung an. -Bewerbung als persönliche Assistentin- Sehr geehrter Herr Zane, hiermit bewerbe ich mich um ... Ihr Herz. Kurz musste ich wegen meiner eigenen schmalzigen Gedanken würgen und schaltet den Bildschirm schnell wieder aus. Mr. Christoph Anthony Zane war wirklich sehr begehrt. Es waren auch noch viel mehr Bewerbungen von teils hübschen teils weniger hübschen Damen (und Herren!), die mir mit Freuden die Stange halten wollten, in meinem Postfach gewesen. Aber erstens war einen Konferenzraum zu mieten zu teuer und zweitens musste ich aufpassen, nicht den Überblick zu verlieren. Jetzt ging es erstmal darum, für Frau Emily Engelbach der perfekte vielleicht zukünftige (Mann) Chef zu sein ich wusste, dass das meine volle Aufmerksamkeit abverlangen würde. Kapitel 4: Die Eiskönigin ------------------------- Die nächsten Tage hatte ich keine Zeit für Mr. Zane, denn abgesehen davon, dass ich ich immernoch nicht wusste, wie ich meine zukünftigen Frau und Mutter meiner Kinder (das ist kein Spoiler, sondern nur mein Wunschdenken) so eine Absage erteilen konnte, dass sie trotzdem noch mit mir ausgehen würde, hatte meine kleine Schwester Geburtstag. Sie wurde 14 Jahre jung. Ein ganz tolles Alter. Die Hormone spielten verrückt und aus meiner einst so süßen Schwester war eine Oberzicke geworden, die mir regelmäßig blaue Flecke verpasste. „Elsa, mein Schwesterherz“, flötete ich zuckersüß und presste meine Wange gegen die meiner kleinen Hormonschleuder, welche sich angewidert stöhnend von mir wegdrücken wollte- vergeblich. Mein Griff war wie ein Schraubstock. „Nenn mich nicht so“, fauchte sie und wandte sich herum wie ein Aal. Eigentlich war ihr Name Elisabeth, aber seitdem Disney den Namen Elsa wieder modern gemacht hatte und meine Schwester der Inbegriff einer Eiskönigin geworden war, strafte ich sie mit diesem Namen. Ganz falsch lag ich da ja nicht, immerhin war der Name Elsa einfach nur eine Kurzform von Elisabeth. Ihr eigentlicher Spitzname war jedoch Eli. „Lass mich los du Pisser“, schimpfte sie weiter, und nachdem ich ihren spitzen Ellbogen in meinen Rippen nicht mehr ertragen konnte, ließ ich sie endlich frei. „Willst du jetzt mein Geschenk oder nicht?“, ich wackelte herausfordernd mit den Augenbrauen. „Ja, will ich! Gib schon her jetzt!“ Ich hatte lange überlegt, was ich ihr schenken sollte. Früher war das viel einfacher gewesen. Da hatte sie sich sogar noch über einfache Seifenblasen gefreut. Erst hatte ich ihr überlegt eines dieser Gothic-Lolita Kleider zu schenken, die seitdem immer mehr aus dem fernen Japan hier herkam, Trend geworden waren. Ich wusste, dass sich Eli dafür interessierte und es hätte zu ihrer derzeitigen ich-trage-nur-schwarz-und-schminke-mich-wie-ein-Grufti-Phase gepasst. Doch dann wiederum fand ich, dass diese Kleider Mädchen zugleich verkindlichen als auch sexualisieren sollten und ich wollte nicht, dass meine Schwester in einem hentai-Kleidchen rumlief und ihr wohlmöglich noch alte Kerle hinterher gafften - oder junge Kerle. Überhaupt sollte ihr kein Kerl hinterher gaffen. Letztendlich war es also etwas ganz anderes geworden. Ich drückte ihr ein Paket in die Hand, was zum Glück die Verkäuferin im Laden eingepackt hatte. Was sowas anging, hatte ich zwei Linke Hände und hätte eher Mama darum gebeten, als es selbst zu machen. Das Zicklein nahm ihr Geschenk entgegen und ihre grün-braunen Augen blitzten neugierig unter ihrem Vorhang an schwarz gefärbten Haaren hervor. „Danke“, presste sie hervor und begann ungeduldig das Papier um den Karton abzureißen. Zum Vorschein kam die Verpackung einer PS-Vita und ich sah sofort den Unglauben in Elisabeths Gesicht. „Wer ist jetzt dein Lieblingsbruder, hm?“, fragte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht, „Da ist auch ein Spiel bei und ein Saturngutschein, damit du dir selbst noch eins aussuchen kannst.“ Meine kleine Schwester stand auf und ich erntete tatsächlich eine kräftige Umarmung. Mein Grinsen wurde noch breiter und ich tätschelte ihren Kopf. Sie schlug nach meiner Hand. „Versau es nicht.“ „Ist ja gut, ist ja gut“, sagte ich und sah zu, wie sie sich mit ihrem neuen Spielzeug auf ihr Bett warf. Das war eben der Vorteil, wenn man einen Bruder hatte, der geschlagene zwölf Jahre älter war und der bereits eigenes Geld verdiente. Wieso meine Eltern nach so langer Zeit sich nochmal entschlossen hatten ein Kind zu kriegen? Vermutlich brauchten sie so lange um das Traumata zu verarbeiten, das ich ihnen zugefügt hatte? Oder es war ein Unfall, kam immerhin in den besten Familien mal vor. Sie hatten Elisabeth allerdings nie das Gefühl gegeben, dass sie ungewollt war. Sie wuchs wie ein Einzelkind auf. Als sie geboren wurde, war ich, wie gesagt, schon zwölf. Ich war ihr Babysitter und erlebte ihr ganzes Heranwachsen in vollem Bewusstsein. Das hatte von Anfang an einen sehr großen Beschützerinstinkt in mir geweckt. „Geht es dir denn sonst gut?“, fragte ich nun ernster geworden. Sie nickte als Antwort, schien jedoch nicht daran interessiert mir jetzt hier ihr Herz auszuschütten. „Aber wenn etwas ist, dann kannst du mit mir reden. Das weißt du.“ „Es ist nichts, Chris“, versicherte Eli mir augenrollend. „Sicher?“ „Ja“ „Ritzt du dich?“ Ich wich dem Kissen aus, das nach mir geworfen wurde, und hob grinsend die Hände. Die Augen meiner Schwester funkelten mich drohend an. Ich hatte sie für heute wohl genug geärgert. Es war besser den Bogen nicht zu überspannen. Ich begab mich zu der Türe und entschloss, dass ich mich noch etwas nach unten zu meinen Eltern ins Wohnzimmer setzen würde, bis die Omas und Opas in zwei Stunden zu Besuch kommen würden. Als ich am Abend wieder nach Hause kam, warf ich mich geschafft auf meine Couch und drückte mir eines meiner Sofakissen ins Gesicht. Ich hatte meine Selbstbeherrschung verloren und viel zu viel in mich hinein geschaufelt - aber bei der Philadelphiatorte, die meine Oma machte, setzte bei mir einfach alles aus. Blind fischte ich nach meinem iPhone, welches ich irgendwo auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte, und blinzelte am Kissen vorbei auf das Display. 20:34 Uhr. Morgen war Samstag. Ich hatte also noch einen ganzen Freitag Abend vor mir. Emre hatte mir eben über Whatsapp geschrieben, ob ich Lust hatte mit ihm und Mark einen Trinken zu gehen. So wirklich motivieren konnte ich mich nicht also rollte ich mich auf dem Sofa wie ein Baby ein und starrte gegen die Lehne. Immerwieder kam mir das Gesicht von Emily in den Kopf und wollte nicht mehr daraus verschwinden. Ich zermarterte mir mein Erbsenhirn, wie ich die Sache lösen sollte. Wenn ich ihr absagte und im selben Atemzug fragte, ob sie mit mir ausgehen würde, würde sie da zustimmen? Welchen Grund sollte ich ihr für eine Absage nennen? Vielleicht war es gar nicht so schlecht den Rat meiner Freunde einzuholen. Selbst, wenn sie nicht die hellsten Sterne am Himmel waren, manchmal brachten sie mich auf Ideen, auf die ich alleine nicht gekommen wäre. Was jetzt mit Bier?(20:39) Jo, bin am Start(20:46) Wann, wo?(20:46) Halbe stunde bei Mark(20:47) Ok. Komme (20:48) Nach diesem geistreichen Chatverlauf, der ein Paradebeispiel für männliche Zielorientierung war, raffte ich mich auf, ging noch kurz ins Bad und machte mich dann auf den Weg zu meinen Kumpels. Nachdem wir uns bei Mark getroffen hatten, der relativ zentral in Frankfurt wohnte, machten wir uns auf den Weg zu unserer Stammkneipe. Hier gab es Darts und einen Tischkicker, was der eigentliche Grund war, wieso wie öfters hier herkamen. Wir tauschten kurz die Neuigkeiten von unserer Arbeit aus, Mark beschwerte sich über seine Freundin und Emre schwieg, wie die meiste Zeit. Schließlich war ich an der Reihe. „Leute, ich habe ein Problem. Ich hatte tatsächlich eine Bewerberin“, begann ich. „Jetzt in echt oder bei SFI Inc.?“, fragte Mark verwirrt. „Bei SFI Inc.“, antwortete ich und fuhr mir durch meine dunkelblonden Haare, sollte ich ihnen sagen, dass mir das Mädchen es angetan hatte? „Dort hat sich eine junge Frau beworben als meine Assistentin. Ihr Name ist Emily Engelbach“, Emre zuckte und musste sich ein Lachen verkneifen, „ich muss ihr eine Absage schicken, aber das Mädchen war echt niedlich und ich würde sie gerne zu einem Date einladen. Aber ich weiß nicht, wie ich das alles machen soll. Nachdem ich ihr eine Absage erteile, wird sie wohl kaum mit mir ausgehen wollen“. Ich sah verzweifelt in die Runde. Mark rollte die Augen. Das Spiel, das ich trieb, gefiel ihm ganz und gar nicht und mir war bewusst, dass er mir keine vernünftige Antwort geben würde. Ich konnte von Glück reden, dass er meine Website noch nicht aus dem Netz genommen hatte. Dafür war Emre diesmal mehr als brauchbar! „Du musst es getrennt voneinander machen. Schick ihr eine Absage, schreib, dass sich jemand beworben hat, der bevorzugt zu behandeln ist, aber dass du dich bei ihr melden wirst, sobald eine Stelle frei wird“, sagte er und nippte an seinem Bier. Emre war, wie der Name verriet, Türkischer Abstammung, hatte allerdings relativ helle Haare und stechend grüne Augen. Er war ziemlich hager und arbeitete im IT-Bereich. Ich persönlich war ja der Meinung, dass er hochbegabt war. „Und dann“, fuhr er fort, „weißt du ja durch ihre Bewerbung, wo sie wohnt“, jetzt wurde es gruselig! „Ähm“, unterbrach ich ihn und er hob die Hand, dass ich ihn ausreden lassen sollte. „du sollst natürlich nicht bei ihr klingeln gehen. Finde einfach heraus, wo sie einkaufen geht oder was ihr Lieblingscafé ist. Und dann triffst du sie dort zufällig.“ „Wow, das klingt ziemlich nach Stalker und wenn das jemand rausfindet, habe ich eine einstweilige Verfügung am Hals, aber in diesem Moment bist du mein Lieblingstürke“, grinste ich. Dieser Plan könnte klappen! „Wieso hilfst du ihm auch noch damit?“, fragte Mark mit mürrisch gekräuselten Brauen Richtung Emre. Dieser zuckte die Schultern, sah mich an und nippte an seinem Bier. Ich sah in seinem wissenden Blick, dass er durchschaut hatte, dass ich das Mädchen nicht (nur) flachlegen, sondern wirklich Kennenlernen wollte. Doch er war ein wahrer Bro und behielt es für sich. Gleich morgen früh, würde ich Emily persönlich anrufen. Das würde noch einmal unterstreichen, dass ich die Absage wirklich bedauerte. Kapitel 5: Karma is a Bitch --------------------------- Ich atmete tief ein. Dass mir gerade der Arsch auf Grundeis ging, konnte ja zum Glück niemand sehen. Der Freizeichenton erklang und ich hielt das Handy an mein Ohr. Wenige Tuuuts später meldete sich ihre Stimme: „Engelbach?“ „Hallo hier ist Herr Zane von SFI inc., falls Sie sich noch an mich erinnern.“ Ihre Stimme hellte sich sofort auf. Ich wollte sie nicht enttäuschen, verdammt! „Natürlich erinnere ich mich an Sie. Es freut mich, von Ihnen zu hören!“ „Leider habe ich keine allzu guten Nachrichten, Frau Engelbach. Wie Sie sicherlich wissen, bin ich durchweg begeistert von Ihnen. Deswegen rufe ich jetzt auch persönlich an. Aber leider gab es Bewerber, die von uns bevorzugt behandelt werden mussten. Sie wissen, was ich meine. Da sind mir leider die Hände gebunden.“ „Oh nein“, sagte Emily hörbar enttäuscht. Ich hatte ihr bei unserem letzten Gespräch ja auch riesige Hoffnungen gemacht. „Ich weiß“, seufzte ich und ich musste mein Bedauern nicht einmal schauspielern, „aber glauben Sie mir, Ihre Referenzen sind so gut und Sie eine so hübsche, sympathische Frau, Sie werden sehr schnell eine Arbeitsstelle finden. Sollte sich in meiner Firma eine andere geeignete Stelle für Sie ergeben, werde ich mich sofort bei Ihnen melden. Leider kann ich natürlich nicht sagen, wann das der Fall sein könnte.“ Sie seufzte. Nach allem war alles, was ich redete nur heiße Luft und würde ihr rein gar nichts bringen. „Ja, danke trotzdem, Herr Zane, dass Sie sich die Mühe machen und mir persönlich bescheid geben.“ „Natürlich, das ist das Mindeste. Immerhin hoffe ich ja immer noch, dass Sie eines Tages Teil meiner Firma sein können.“ „Danke. Vielleicht klappt es ja irgendwann. Bis dahin wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg mit Ihrem Unternehmen und haben Sie noch einen schönen Abend.“ „Vielen Dank, Frau Engelbach. Ganz viel Erfolg und Glück bei Ihrer Arbeitssuche und Ihnen auch noch einen schönen Abend.“ Wir legten auf und ich fiel Rücklinks auf mein Sofa. Nachdem ich mein iPhone irgendwo neben mich geworfen hatte, strich ich mir mit beiden Händen über das Gesicht. Innerhalb der letzten Wochen hatten sich meine Ziele und Probleme vollkommen verändert. Anfangs drehte sich alles nur darum, wie ich als nächstes möglichst gut die nächste Frau aufreißen konnte - nun war meine Frage: Wie würde ich dieses eine Mädchen für mich gewinnen? Wann war ich von Barney zu Ted geworden? Wann von Charlie zu Alan? Vielleicht war der Christoph Schimanski auch einfach stärker in mir, als der Mr. Zane? Ich wollte ein Sith sein, kein Jedi! Nachdem ich eine Weile lang in mich hineingejammert und mich in Selbstmitleid gesuhlt hatte, raffte ich mich wieder auf. Ich hatte jetzt eine Mission und die bedurfte meiner vollen Aufmerksamkeit! Direkt am Abend des nächsten Tages war ich von der Arbeit aus zu Emiliys Wohnung gefahren. Offenbar wohnte sie noch bei ihren Eltern in einem der ruhigeren Wohngegenden im Randbereich von Frankfurt. Oder sie war bereits reich und hatte sich ihr eigenes Haus gekauft - das hielt ich in meiner sagenumwobenen Intelligenz jedoch eher für unwahrscheinlich. Ausgerüstet mit einer Sonnenbrille und einem Rollkragenpulli fuhr ich mit meinem Matze vor das kleine Einfamilienhaus. Ihre Adresse hatte ich ja zum Glück aus ihren Bewerbungsunterlagen. Nun musste ich mir erstmal einen Überblick über ihre Nachtbarschaft machen und warten, dass sie entweder nach Hause kam oder aus dem Haus heraus ging. Ich wartete geschlagene zwei Stunden, in denen ich mir vorkam wie ein Cop in Zivil aus diesen amerikanischen Gangsterfilmen, bloß, dass ich statt einem Doughnut einen Muffin aß, bis ich schließlich Glück hatte. Meine Traumfrau verließ das Haus und ging in die Garage. Kurz darauf kam sie mit einem Fahrrad um die Ecke gefahren und fuhr die Allee herab, in der sie wohnte. Es fühlte sich an, als tanzte mein Herz Chachacha in meiner Brust. Zum einen, weil diese Spionagearbeit ein riesiger Nervenkitzel war und zum anderen, weil ich sie endlich wiedergesehen hatte, wenn auch nur kurz. Ihr hübscher Po hob sich vom Sattel ab und kurz darauf war sie auch schon fast aus meiner Sicht. Ich startete den Motor und nahm die Verfolgung auf. Ich wette, inzwischen bin ich in euren Gedanken vom frauenverachtenden Arschloch zum psychopathischen Stalker geworden. Nach meinen Maßstäben halte ich das jedoch für eine Beförderung. Aber was hättet ihr denn an meiner Stelle gemacht? Sicher wart ihr auch schon in Situationen, in die ihr euch hineingeritten habt, wo ihr so schnell nicht wieder raus kamt, oder? Allein zu behaupten man habe noch nie gelogen macht einen schon zu einem Lügner! Also kehrt erstmal vor eurer eigenen Haustüre! Wie auch immer, wo war ich? Achja, genau... Ich verfolgte Emily bis zu einem Supermarkt, vor dem sie wieder hielt und ihr Fahrrad abstellte. Sie verschwand etwa 20 Minuten in dem Gebäude und kam mit einer voll bepackten Stofftasche wieder heraus. Was sie gekauft hatte, konnte ich nicht erkennen, abgesehen von einer Stange Porree, die zu groß für den Beutel war. Damit machte sie sich wieder auf den Heimweg. Da ich nicht glaubte, dass ich heut noch weitere Erkenntnisse haben würde, machte ich mich danach ebenfalls wieder auf den Weg zurück in meine Wohnung. Die nächsten Tage würde ich dieses Spiel wiederholen. Wer hätte gedacht, dass ich noch eine Karriere als Sherlock anstreben würde? Ich jedenfalls nicht. Und obwohl alles spannend war, fühlte ich mich auch furchtbar schäbig dabei. Warum war ich ihr nicht einfach in der U-Bahn als Christoph Schimanski begegnet? Weil Karma eine Bitch ist, deswegen. Hosted by Animexx e.V. 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